SOZIALREFERAT DER DI ÖZESE LINZ Sozialpredigthilfe 186/05 Gott, die gute Hausfrau Predigt zum Gleichnis vom Sauerteig am 16. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B) Mt 13, 31-33 Vorbemerkung Das Evangelium dieses Sonntags ist sehr lang, das Sauerteiggleichnis ganz kurz. Es empfiehlt sich als Kurzfassung nur das Gleichnis vom Senfkorn und vom Sauerteig zu lesen, dann tritt der Text deutlicher hervor. Einführung Obwohl das zweite der 10 Gebote Gottes heißt: „Du sollst dir kein Gottesbild machen“, ist die Bibel voller Gottesbilder. Wenn wir Menschen von und über Gott reden wollen, gebrauchen wir oft Bilder, weil sie das Unsagbare besser und ganzheitlicher auszudrücken vermögen. Auch Jesus wusste das. Er redet in Bildworten – Gleichnissen – vom Reich Gottes. Leider haben sich aus der männlichen Erfahrungswelt genommene Bilder stärker durchgesetzt und eingeprägt als weibliche. Heute hören wir im Evangelium von so einem weiblichen Gottesbild. Besinnung Das Kyrie kann nach jedem Satz oder ganz am Ende der Gedanken gebetet werden. Wir wollen uns auf unseren Umgang mit Gottesbildern besinnen: +Gott, wir sind immer wieder in Gefahr, dich mit unseren Gottesbildern zu identifizieren und dadurch deine Größe einzugrenzen. +Gott, manchmal reden wir nicht mehr von dir und bezeugen dich nicht, weil es uns zu anstrengend ist, gute Gottesbilder zu suchen. +Gott, wir fixieren uns immer wieder auf bestimmte Gottesbilder und verurteilen Menschen, die andere haben. 25 380 186 Sozialpredigt 186: Gott, die gute Hausfrau Predigt Wir sind es gewohnt, von Gott als Mann zu reden und „ihn“ in Bildern zu denken und zu beschreiben, die der männlichen Erfahrungswelt entnommen sind. Und doch gibt es in der Bibel auch Stellen, die von Gott in weiblichen Bildern reden und weibliche Erfahrungen als Ort der Offenbarung Gottes zugänglich machen. Das kurze Gleichnis von der Frau mit dem Sauerteig ist so eine Stelle. Vielleicht können wir diesen Text heute sogar wieder besser verstehen, weil es im Sinn einer guten und natürlichen Ernährung wieder modern geworden ist, selber Brot zu backen. Das Gleichnis beschreibt eine Frau beim Brotbacken. Sie steht vor einem großen Trog mit Mehl und knetet den Sauerteig hinein. Der Sauerteig ist ein Rest vom letzten Backvorgang, der dem Brot Geschmack gibt und den Teig aufgehen lässt. Dass das eine schwere, schweißtreibende und Geduld erfordernde Arbeit ist, wissen alle, die mit der Hand und nicht mit der Mixmaschine kneten. Und Jesus ordnet nun die Teile dieses Bildes seiner Botschaft zu: Das Himmelreich ist der Sauerteig, Gott die backende Hausfrau und das Mehl ist unser Leben. Gott wird hier also wie eine gute Bäckerin und Hausfrau beschrieben. Sie scheut keine Mühe, um einen guten Teig zu bekommen. Sie möchte ihre göttliche Liebe, Güte, Zuwendung und Wertschätzung in unser Leben einkneten, es ganz damit durchdringen und so lebenswerter und erfüllter machen. Gott, die gute Hausfrau weiß, dass das Kraft, Gefühl und vor allem auch Zeit braucht. Wenn der Sauerteig nicht gut eingeknetet ist, bekommt der Teig auf der einen Seite Blasen, auf der anderen Seite wird er hart. Jedenfalls wird aus so einem Teig kein gutes Brot. Genauso ist es auch mit unserem Glauben und unserer Gotteserfahrung. Sie müssen langsam wachsen, immer wieder bedacht und mit Geduld in unser Leben integriert werden. Hausfrauen und Hausmänner wissen um diese Gesetzmäßigkeiten, und Gott, die gute Hausfrau, weiß es auch. Wenn wir dieses Bild von der guten Hausfrau für Gott verwenden, sagen wir damit aus, dass Gott geduldig mit uns umgeht und sich in unser Leben, besonders das Alltägliche integrieren möchte. Gott weiß, wie die gute Hausfrau, dass alles durchsäuert werden muss, um einen guten Teig zu bekommen. Lange, bis zum Ende unseres Lebens kann es dauern, bis alle Bereiche unseres Lebens mit Gott verbunden sind. Und wenn wieder neue Mehlbatzen auftauchen, wenn wir unsere Widerständigkeit Gott gegenüber spüren, so sagt uns das Bild von Gott der guten Hausfrau, dass wir darauf vertrauen können, dass Gott keine Gewalt anwenden wird, sondern, dass sie diese Stellen behutsam in ihre Hände 2 Sozialpredigt 186: Gott, die gute Hausfrau nehmen und geduldig bearbeiten wird, bis auch sie geheilt, genährt, geheiligt, sozusagen durchsäuert sind. Das Bild von Gott der guten Hausfrau kann uns aber auch bewusst machen, dass diese oft als so banal und alltäglich angesehenen Hausarbeiten – die nach wie vor überwiegend Frauensache sind – eine tiefe spirituelle Dimension haben. Frauen, die Brot backen und Nahrung zubereiten, vermitteln Gottes Fürsorge, die nährende Liebe und die Leben spendende göttliche Kraft in das Leben all derer hinein, die von den Broten essen, die sie geknetet und gebacken haben. Fürbitten Zu unserem Gott, der (die) wie eine gute Hausfrau ist, wollen wir beten: + Gib denen, die zur Glaubensweitergabe berufen sind, Kraft, Geduld und Ausdauer, damit sie den Glauben wie einen Sauerteig ins Leben anderer Menschen hineinkneten können. + Hilf jenen, die intensive religiöse Erfahrungen gemacht haben, sie in den Alltag ihres Lebens zu integrieren. + Stärke das Bewusstsein der Frauen, dass sie mit ihrer Hausarbeit einen Beitrag zum gottgewollten Gelingen des Lebens leisten. + Lass uns nicht ungeduldig werden und verzweifeln, wenn die Saat des Glaubens im Leben uns wichtiger Menschen nicht aufzugehen scheint. + Gib alten Menschen den Mut zu bezeugen, wo der Sauerteig des Reiches Gottes ihr Leben durchwirkt hat und half, es zu bestehen. + Vollende das Leben unserer Verstorbenen im Tod, so wie das Brot im Gebacken-Werden seine Vollendung erfährt. Darum bitten wir dich mit Jesus, unserem Bruder und Freund. 3 Sozialpredigt 186: Gott, die gute Hausfrau Autorin: Mag.a Dorothea Schwarzbauer-Haupt Anfragen und Rückmeldungen richten Sie bitte an: Sozialreferat der Diözese Linz, Kapuzinerstr. 84, 4020 Linz, Tel. 0732/7610-3251 e-mail: [email protected] Weitere Sozialpredigten unter: www.dioezese-linz.at/soziales 4