Schlafmittel - Sucht und Selbsthilfe

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Schlafmittel
Ein Schlafmittel oder Hypnotikum (von gr. ?????, hypnos – „Schlaf", „Hypnos" Gott des Schlafes) ist ein Stoff,
der den Schlafvorgang fördert. Dabei gibt es fließende Grenzen zu den Beruhigungsmitteln (Sedativa)
einerseits und zu den Betäubungsmitteln (Narkotika) andererseits. Schlafmittel basieren auf synthetisch
hergestellten oder natürlich vorkommenden, pflanzlichen Wirkstoffen. Alle Substanzen verändern mit ihrer
schlaffördernden Wirkung das natürliche Schlafprofil.
Schlafmittel werden in Tabletten- oder Saftform zur Behandlung von Insomnien verwendet. Je nachdem, ob
die Schlafstörung eher beim Einschlafen oder Durchschlafen besteht, kommen entweder Mittel mit kurzer
oder aber längerer Wirkdauer zum Einsatz.
In höherer Dosierung werden kurz wirksame Schlafmittel auch (intravenös) verwendet, um einen Patienten
bei einer unangenehmen Untersuchung (beispielsweise Magen- oder Darmspiegelung) ruhig zu stellen (
Sedierung); in der Anästhesie dienen sie zur Einleitung einer Allgemeinanästhesie (Narkose).
Pflanzliche Schlafmittel
Es gibt einige Pflanzen, die beruhigende und schlafanstoßende Inhaltsstoffe besitzen. Die Wirksamkeit ist
aber bei allen geläufigen pflanzlichen Schlafmitteln nur schwach, daher können diese eher zur Beruhigung
und Schlafeinleitung angewendet werden - sie eignen sich nicht als Durchschlafmittel.
Verwendet werden zur Schlafeinleitung bzw. Schlafförderung beispielsweise Extrakte – also Auszüge
bestimmter Pflanzenteile – aus Baldrianwurzel, Johanneskraut, Hopfenzapfen, Melissenblättern und
Passionsblumenkraut. Bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein fand auch Cannabistinktur Verwendung als
Schlafmittel.
Pflanzliche Schlafmittel sind rezeptfrei.
Synthetische Schlafmittel
Neben den pflanzlichen Schlafmitteln gibt es zahlreiche chemisch-synthetische Schlafmittel. Sie lassen sich
in mehrere Gruppen einteilen.
Benzodiazepine
Benzodiazepine sind eine Stoffgruppe mit beruhigenden, angstlösenden, krampflösenden und
schlaffördernden Wirkungen, wobei sich die einzelnen Substanzen in Wirkdauer und Wirkstärke
unterscheiden. Sie sind die heute am häufigsten verwendeten Schlafmittel und verschreibungspflichtig.
Gebräuchliche Vertreter sind z. B. Nitrazepam, Triazolam, Flurazepam oder Temazepam. Sie wirken
hauptsächlich auf die Stadien II, III (Verlängerung) und IV (Verkürzung) des synchronisierten („orthodoxen")
Schlafes, die REM-Phase wird so gut wie nicht beeinflusst. Benzodiazepine sind nicht zur
Langzeitanwendung als Schlafmittel geeignet und dürfen in der Regel nicht länger als vier Wochen benutzt
werden. Die Gefahr, ein Abhängigkeitssyndrom zu entwickeln, gilt als erhöht. Todesfälle durch falsche
Anwendung oder nach versuchtem Suizid sind äußerst selten.
Nicht-Benzodiazepin-Agonisten
Nicht-Benzodiazepin-Agonisten stellen eine Stoffgruppe dar, deren Vertreter Zopiclon, Zaleplon und
Zolpidem sich von den Benzodiazepinen strukturell unterscheiden, aber ein ähnliches Wirkprofil aufweisen.
Die muskelentspannende und krampflösende Wirkung ist im Vergleich zu den Benzodiazepinen niedriger,
auch soll das Abhängigkeitspotential geringer sein. Dies wird allerdings durch etliche Studien nicht gestützt.
Nicht-Benzodiazepin-Agonisten haben die Benzodiazepine als Schlafmittel der ersten Wahl in den letzten
Jahren verdrängen können.
Barbitursäure-Abkömmlinge
Barbiturate sind potente Schlafmittel mit hohem Risiko, da sie dosisabhängig schlaferzwingend wirken. Sie
haben eine relativ lange Halbwertszeit und besitzen daher als unerwünschte Neben- und Nachwirkung
Müdigkeit am folgenden Tag („Hangover"). Ferner unterdrücken sie den für die Erholung wichtigen REMSchlaf, wodurch es zu einem REM-Rebound kommen kann. Es sind tödliche Überdosierungen möglich,
insbesondere auch in Verbindung mit gleichzeitigem Alkoholkonsum, da eine Wirkungspotenzierung
resultiert. Barbiturate werden deshalb als Schlafmittel so gut wie nicht mehr verwendet. 1993 wurde die
allgemeine Zulassung in der Indikation "Schlafmittel" in Deutschland vom Bundesgesundheitsamt widerrufen.
Seltene, (quasi-)absolute Ausnahmen sind ansonsten therapieresistente und nach den Mitteln der
etablierten Schulmedizin austherapierte Schlafstörungen Reservemedikation. Dabei müssen heutzutage
ansonsten übliche und wirksame Schlafmittel mehrfach versagt haben. In solchen Fällen kann ein
individueller Heilversuch des Arztes im Rahmen des sog. zulassungsüberschreitenden Einsatzes in enger
Absprache mit dem Patienten juristisch gerechtfertigt und somit ärztlich indiziert sein. Dies setzt besondere
Aufklärungs- und Dokumentationspflichten des Arztes sowie die vollumfängliche Instruktion des Patienten zu
den möglichen Risiken und Chancen des individuellen Vorgehens ein.
Strukturell der Barbitursäure nahestehend sind die nicht mehr als Schlafmittel gebräuchlichen PiperidindionDerivate Methyprylon, Glutethimid und Thalidomid (Contergan®) und die bromierten Harnstoff-Derivate
Bromisoval und Carbromal.
Antihistaminika
Viele Antihistaminika der ersten Generation vom Ethanolamin- oder Ethylendiamin-Typ weisen neben ihrer
antiallergischen auch eine sedierende Wirkung auf. Diphenhydramin, Doxylamin, Meclozin und Promethazin
werden daher auch als Schlafmittel verwendet. Sie verändern das normale Schlafmuster. Kurzwirksame
Substanzen wie Doxylamin und Diphenhydramin besitzen keinen, längerwirksame Antihistaminika wie
Promethazin können einen ausgeprägten Hang-Over-Effekt zeigen. Das Abhängigkeitspotential ist gering.
Nach wenigen Tagen bis Wochen tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Die Anflutungsgeschwindigkeit liegt bei
etwa 1–3 Stunden, weshalb eine entsprechend vorgezogene Einnahme notwendig ist. Unerwünschte
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Wirkungen sind vorwiegend anticholinerge Effekte, Schwindel und Kopfschmerzen sowie gastrointestinale
Störungen. Intoxikationen sind nur schwierig behandelbar. Diphenhydramin und Doxylamin sind rezeptfrei
erhältlich.
Sonstige Stoffe
Chloralhydrat wird wegen der Kumulation (Anreicherung) seines Metaboliten mit einer Halbwertszeit von 3–4
Tagen und dem daraus resultierenden Hangover kaum mehr verwendet. Des Weiteren ist der typische
Mundgeruch eine mögliche Ursache, dass dieses Präparat kaum noch Bedeutung hat. Auch Ethinamat und
Methylpentinol sind heute obsolet. Das Thiazol-Derivat Clomethiazol wird nur noch zur Behandlung
schwerer Schlafstörungen in höherem Lebensalter angewendet, wenn andere Behandlungsmaßnahmen
wegen Wirkungslosigkeit oder Nebenwirkungen nicht anwendbar sind. Der Chinazolon-Abkömmling
Methaqualon ist wegen seines Abhängigkeitspotentials als Schlafmittel obsolet.
Als Stoffe biogenen Ursprungs werden die Aminosäure Tryptophan und das Hormon Melatonin als
Schlafmittel verwendet, ebenso das Melatonin-Derivat Ramelteon.
Sedierung und Anästhesie
Als intravenöse Anwendung dienen Hypnotika (ggf. zusammen mit Schmerzmitteln und Muskelrelaxanzien)
bei diagnostischen Maßnahmen sowie in der Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin zur Sedierung oder
zur Einleitung einer Narkose. Dabei werden Benzodiazepine (Midazolam, Diazepam), Propofol, Etomidate,
Barbiturate (wie Thiopental) oder Ketamin eingesetzt.
Nebenwirkungen
Viele Hypnotika werden nur sehr langsam abgebaut, so dass es am nächsten Morgen zu Müdigkeit und
Abgeschlagenheit kommen kann, dem sogenannten „hangover". Je nach Typ bzw. Wirkweise haben
Schlafmittel weitere stoffgruppentypische ungewünschte Wirkungen. Es entstehen Wechselwirkungen mit
zahlreichen Arzneistoffen, unter denen besonders die Wirkverstärkung bei gleichzeitiger Einnahme anderer
zentral dämpfender Stoffe oder von Alkohol hervorzuheben ist.
Missbrauch
Es gibt mehrere Gründe und Formen des Missbrauchs von Schlafmitteln. Über einen längeren Zeitraum
eingenommene Schlafmittel führen oftmals zur Abhängigkeit.
Es gibt Fälle, in denen körperliche Überlastungssymptome (Schlaflosigkeit etc.) durch Schlafmittel behandelt
werden. Dies ist jedoch nur als Sofortmaßnahme sinnvoll, da nur die Symptome bekämpft werden; die
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eigentliche Ursache muss in einem zweiten Schritt ebenfalls behoben werden.
Ein krimineller Missbrauch von Schlafmitteln sind die sog. K.-o.-Tropfen.
Weitere den Schlaf fördernde Stoffe und Maßnahmen
Neben den aufgeführten pflanzlichen und chemisch-synthetischen Schlafmitteln gibt es weitere Stoffe, die
den Schlaf fördern. So können etwa Antidepressiva (wie zum Beispiel Mirtazapin, Amitriptylin, Doxepin,
Trimipramin, Trazodon), Phenothiazine (wie zum Beispiel Promethazin) oder Analgetika (Schmerzmittel)
eine schlaffördernde Nebenwirkung aufweisen.
Bei einigen Menschen wirkt neben dem sogenannten Schäfchenzählen die körperliche Anstrengung
(Abendspaziergang) einschläfernd. Auch Entspannungsmethoden wie autogenes Training können hilfreich
sein, da Stress Schlafprobleme verursachen oder verstärken kann.
Bei Menschen mit einem verschobenen Schlaf-Wach-Rhythmus kann helles Licht als sogenannte
Lichttherapie zu einer Normalisierung der inneren Uhr führen.
Zitat
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Schlafmittel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und
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