Jürgen Schreier Thema: Lern- und Arbeitsklima Jeder Mensch hat besondere Stärken, die man fördern muss. Geschieht dies nicht, verkümmern diese starken Seiten schnell. Das ist wie mit einem Muskel, der nicht oft genug trainiert wird. D.h. wir müssen die Schülerinnen und Schüler für unseren Unterricht motivieren. „Durch die Motivation erhält der Mensch Energie für sein Tun, wodurch die Ausrichtung seiner Tätigkeit bestimmt wird. Das Verhalten einer Person hängt von seiner Person und seiner Umwelt ab. Die Motivation ist das Ziel und zugleich das Mittel zur Leistungsförderung (auch im Unterricht). Ein hohes Motivationsniveau führt zu hohen Leistungen und ein hohes Leistungsniveau führt zu hoher Motivation.“ (Vorlesung Allgemeine Psychologie). Das Lern- bzw. Arbeitsklima (Umwelt) trägt entscheidend zu einer optimalen Motivation bei. Folgende Bedingungen helfen das Lern- und Arbeitsklima innerhalb einer Klasse zu optimieren: 1 Optimierung durch den Lehrer 1.1 Positive Erwartungshaltung Der Lehrer hat gegenüber den Schülern positive Erwartungen, sowohl was Lernleistungen als auch was Unterrichtsverhalten betrifft. Gegenteil: Die Erwartungen gegenüber den Schülern sind negativ. 1.2 Wertschätzende Interaktion Die Interaktion zwischen Lehrer und Schülern ist wertschätzend, freundlich, respektvoll. Gegenteil: Der Umgang ist geringschätzend, unfreundlich, respektlos. 1.3 Kooperation Lehrer - Schüler Lehrer und Schüler kooperieren gut miteinander. Gegenteil: Lehrer und Schüler kooperieren schlecht 1.4 Angstfreier Unterricht Die Unterrichtsatmosphäre ist angstfrei. Gegenteil: Für einzelne Schüler oder ganze Gruppen ist der Unterricht häufig mit Angst verbunden. 1.5 Steuerung durch positive Mittel Der Lehrer steuert die Klasse durch Anerkennung, Ermutigung, Konzentration aufs Positive. Gegenteil: Der Lehrer setzt oft negative Mittel ein: Herabsetzung, öffentlichen Tadel, Kaltstellen. 1.6 Verstärkung Der Lehrer verstärkt erwünschtes Verhalten positiv. Gegenteil: Der Lehrer ignoriert erwünschtes Schülerverhalten oder greift häufig zu Strafen. 1.7 Freiräume geben Die Schüler haben im Unterricht Freiräume für ihre eigenen Interessens- und Begabungsschwerpunkte. Gegenteil: Die Schüler haben kaum Freiräume oder Wahlmöglichkeiten. 1.8 Eigenerfahrung der Schüler einbeziehen Die Eigenerfahrungen der Schüler mit dem Lerngegenstand werden in den Unterricht einbezogen, neue Eigenerfahrungen angeregt. Gegenteil: Eigenerfahrungen werden weder einbezogen noch angeregt. 1.9 Angemessene Disziplin Im Unterricht herrscht eine den Lernprozessen angemessene Disziplin. Gegenteil: Die Disziplin ist unangemessen, zu straff oder zu lasch. 1.10 Gerechtigkeit/Fairness Der Lehrer ist gegenüber allen Schülern gerecht und fair. Gegenteil: Der Lehrer ist einzelnen oder der Klasse gegenüber ungerecht oder 1.11 Indirekte Lenkung durch Phänomene, Problemstellungen Der Lehrer steuert die Aufmerksamkeit der Schüler häufig durch denkanregende Phänomene, interessante Problemstellungen. Gegenteil: Der Lehrer lenkt fast nur durch verbale Anweisungen, Anordnungen. 2 Optimierung der äußeren Einflüsse 2.1 Arbeitsplatz Günstig: ein fester Arbeitsplatz , wenig Ablenkungen Ausstattung: beachten, dass die Stuhl- und Tischmaße in einem günstigen Verhältnis zueinander stehen. Günstig ist eine große Schreibfläche Ungünstig: ständig wechselnder Arbeitsplatz, der reiche Abwechslungsmöglichkeiten bietet (verhindert das Entstehen von konstanten Arbeitsgewohnheiten) oder eine vollgekramte Arbeitsfläche. 2.2 Beleuchtung Günstig: Hintergrund- und Arbeitsplatzbeleuchtung sollten nicht zu stark voneinander abweichen. Arbeitsplatzbeleuchtung soll helles, aber diffuses (weiches) Licht verbreiten. Ungünstig: harte Kontraste; so schafft etwa eine einzige Beleuchtungsquelle (z.B. Schreibtischlampe) meistens einen zu großen Kontrast zwischen Licht und Schatten. (Ermüdung nimmt zu, da sich die Augen ständig an andere Lichtverhältnisse gewöhnen müssen) der Monitor soll nicht parallel zu einem Fenster stehen, Blendung durch Sonnenlicht 2.3 Geräusche Günstig: lärmfrei; nur bei monotoner Arbeit ist Musik anregend. Ungünstig: ständig wechselnder Lärmpegel und hohe Frequenzen. Musik setzt die Aufmerksamkeit und Merkfähigkeit herab. Eine Anpassung an eine bestimmte Geräuschkulisse ist möglich. Bevorzugt wäre Barockmusik ! 2.4 Temperatur Günstig: angenehme Zimmertemperatur (18-20 Grad), gute Durchlüftung (wichtig, da bei größerem Kohlendioxydgehalt erhöhtes Auftreten von Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit die Folge ist). Ungünstig: zu warme oder kalte, ungelüftete Räume. 2.5 Ernährung Günstig: regelmäßige, leichte Mahlzeiten (lieber häufiger wenig als seltener viel). Ungünstig: sich mit knurrendem oder zu vollem Magen an die Arbeit setzen. 2.6 Arbeitszeit Günstig: herausfinden, welche Arbeitszeit besonders effektiv ist; feste Arbeitsphasen einrichten. Regelmäßigkeit ist wichtig. Zeitblöcke zwischen 2 und 4 Stunden; dann größere Pause. Konzentrationsfähigkeit schwankt (individuell und je nach Trainingszustand) zwischen 20 und 45 Minuten; danach sind kurze Pausen (2-10 Minuten) nötig. Beste Leistungsbereitschaft von 6.00 – 13.00 Uhr; gute Leistungsbereitschaft von 16.00 – 21.00 Uhr; Ungünstig: Unausgeschlafenheit; zu lange und ohne Pausen arbeiten; gleichförmige Tätigkeit über mehr als eine Arbeitsphase; schlechte Leistungsbereitschaft von 13.00 – 16.00 Uhr 3 Schlussgedanke Ein gutes Arbeitsklima ist Basis und Voraussetzung für erfolgreiches Lernen. Wir verlangen Leistungsbereitschaft von den Schülerinnen und Schülern. Die Motivation dazu fördern wir, indem wir sie als Persönlichkeiten ernst nehmen und ihnen mit Respekt begegnen. Unser Unterricht richtet sich nach dem Lehrplan; wir bemühen uns um Lebendigkeit und Qualität. Ferner müssen wir zu einem produktiven und vertrauensvollen Lernklima durch Optimierung der äußeren Einflüsse und vor allem durch die Vorbildsfunktion des Lehrers wie z.B. Fairness, Geduld und Gesprächsbereitschaft beitragen. Ziel ist die Freude am lebenslangen Lernen den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln! (Quelle: Jo Kramis: Gütekriterien für Unterricht und didaktische Prinzipien. In: Beiträge zur Lehrerbildung 8 (3) 1990)