wgkk.at Magen, Darm, Galle & Co. Bedarfsgerechte Ernährung Impressum Impressum Herausgeber und Druck: Wiener Gebietskrankenkasse 1100 Wien, Wienerbergstraße 15–19 Redaktion & Gestaltung: Öffentlichkeitsarbeit Bilder: Shutterstock, Bilderbox und WGKK Stand: Juli 2012 Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit ausdrücklicher Zustimmung der WGKK gestattet. Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz siehe www.wgkk.at ð Impressum 2 1041/30. 09.07.2015 Für den Inhalt verantwortlich: Diätologinnen der WGKK und des Hanusch-Krankenhaus der Wiener Gebietskrankenkasse Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Impressum2 Einleitung4 Allgemeine Richtlinien 5 Lebensmittel7 Zubereitungstipps12 Schwerpunkte13 Beratungsstellen15 3 Einleitung Aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und klinischer Erfahrungen sind separate Schonkostformen für Magen-, Leber-, Galle- und Darmerkrankungen nicht notwendig, denn diese tragen zu keiner wesentlichen Besserung der Erkrankung bei. Ein einseitiger Speiseplan kann sogar zu einer Unterversorgung wichtiger Nährstoffe führen. Deshalb wurden die verschiedenen Schonkostformen und Diäten von einer sinnvollen Kostform – der „leichten Vollkost“ – abgelöst. Das Grundprinzip der leichten Vollkost ist: l Meiden von Nahrungsmitteln, die häufig Unverträglichkeiten (Sodbrennen, Völlegefühl, Magendruck, Übelkeit, Blähungen) auslösen l Leicht verdauliche Kost l Die richtige Auswahl, Menge und Zubereitung der Lebensmittel 4 Allgemeine Richtlinien l Ausgewogene Ernährung Bei dieser diätischen Behandlung sind keine starren Regeln vorgegeben. Da die Verträglichkeit von Lebensmitteln, Speisen und Getränken von Person zu Person unterschiedlich ist, muss der Einzelne selbst ausprobieren, welche Lebensmittel ihm bekommen. Die folgenden Empfehlungen haben jedoch Allgemeingültigkeit. Ernährungstherapie-Richtlinien Empfehlung 1 „Essen Sie abwechslungsreich!“ Aus Angst vor Beschwerden neigen viele Patienten dazu, immer wieder das Gleiche zu essen. Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Speiseplan so vielseitig wie möglich gestalten. Es ist wichtig, den Körper ausreichend mit den verschiedenen Nährstoffen zu versorgen. Empfehlung 2 „Essen Sie regelmäßig – aber mäßig!“ Besser fünf kleine als drei große Mahlzeiten, denn so wird der Verdauungstrakt weniger belastet. Empfehlung 3 „Essen Sie nicht zu süß, salzig oder scharf!“ Bevorzugen Sie mild gewürzte Speisen und Lebensmittel und seien Sie vorsichtig bei stark gewürzten Wurst- und Käsesorten, Knabbergebäck und Süßigkeiten. 5 Allgemeine Richtlinien Empfehlung 4 „Vermeiden Sie panierte, frittierte und stark gebratene Gerichte!“ Das Kochfett soll weder braun noch so heiß werden, dass es zu rauchen beginnt, dh. auch Speisen weder stark anbraten bzw. anrösten. Empfehlung 5 „Vermeiden Sie blähende Speisen und Getränke!“ Auslöser können blähende faserreiche Gemüse, frische Backwaren oder auch kohlensäurehältige Getränke sein. Empfehlung 6 „Gut gekaut ist halb verdaut!“ Die Bekömmlichkeit der Speisen hängt auch von der Verzehrmenge und -geschwindigkeit ab. Zu hastiges und schnelles Essen kann Beschwerden verursachen. Empfehlung 7 „Meiden Sie Alkohol und Nikotin!“ Rauchen Sie nicht und konsumieren Sie alkoholische Getränke nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt. 6 Allgemeine Richtlinien Die leichte Vollkost wird empfohlen bei: l funktionellen Magenbeschwerden, chronischer Magenschleimhautentzündung (Gastritis), Magen- und Zwölffingerdarm-geschwüren (Ulcus) l chronischer Leberentzündung (Hepatitis), Leberzirrhose im Anfangsstadium l Gallenwege- und Gallenblasenentzündung, Gallensteine l chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung (ohne Störung der Fettverdauung) l chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) Achtung! Diese Kostform darf aber nur dann angewendet werden, wenn keine spezifischen Unverträglichkeiten gegen einzelne Nährstoffe (z.B.: Laktoseintoleranz, Fructosemalabsorption, Zöliakie) vorliegen. In solchen Fällen sind gesonderte Anweisungen zur Ernährung erforderlich. Aus den allgemeinen Richtlinien ergibt sich die Einteilung in zwei Nahrungsmittelgruppen: l Günstig Lebensmittel, die erfahrungsgemäß gut vertragen werden l Ungünstig Lebensmittel, die Unverträglichkeiten hervorrufen können Erweitern Sie langsam und schrittweise die Auswahl, um Ihre Unverträglichkeiten herauszufinden bzw. berücksichtigen zu können. 7 Lebensmittel Lebensmittelauswahl Brot – Nährmittel – Beilagen – Mehlspeisen Günstig: Ungünstig: Mischbrot, Grahambrot, Semmeln, Weißbrot (altbacken), Knäckebrot, Toastbrot, Zwieback Mehl, Stärkemehl, Grieß, Reis, Hirse, Haferflocken, Teigwaren, Nockerln, Knödel aus Semmeln, Bröseln, Grieß, Kartoffeln gekocht mit Butter/ Margarine, Petersilie, Kümmel, Kartoffelpüree, Kartoffelschnee, Bratkartoffel im Rohr, Folienkartoffel, Biskuit, Biskotten, fettarme Kekse, Backpulverteig und Germteig (altbacken), Aufläufe, Pudding, Brandteig, Strudelteig Frisches Brot, Vollkornbrote mit ganzen Körnern, Kroketten, Pommes frites, Chips, Brat- und Röstkartoffel Blätterteig, Mürbteig, frische und in Fett herausgebackene Germmehlspeisen, Mehlspeisen mit Mohn, Nüssen und Schokolade Obst Günstig: Kompott oder Mus aus Äpfeln, Birnen, Beeren, Pfirsichen ... Verdünnte Obstsäfte in kleinen Mengen aus Äpfeln, Himbeeren, Johannisbeeren ... Rohes Obst: Äpfel, Bananen, Beeren, Kiwi 8 Ungünstig: Unreife Früchte, rohes Steinobst wie Kirschen, Marillen, Zwetschken, Weintrauben, Trockenfrüchte in größeren Mengen, Nüsse Lebensmittel Gemüse und Salate Günstig: Karotten, Zucchini, Kürbis, Schwarzwurzeln, Sellerie, Fenchel, Kochsalat, Spinat, Spargel, Rote Rüben In kleineren Mengen auch: Tomaten, Fisolen, Champignons Häuptel-, Bummerlsalat Ungünstig: Blähende Gemüsesorten wie: Kraut, Kohl, Kohlsprossen, Lauch, Zwiebel, Sauerkraut, Hülsenfrüchte, Gurken, Rettich, Paprika, Pilze, Gurkensalat, Wurstsalat, Mayonnaisesalat Milch und Milchprodukte Günstig: Vollmilch, Buttermilch, Sauermilch, Joghurt, Topfen, Hüttenkäse, milder Weich-, Schnittund Frischkäse Bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse ist im Besonderen auf den Fettgehalt zu achten, dh. Magermilch, Magermilchprodukte, Käse bis 35% Fett i.Tr. verwenden. Ungünstig: Größere Mengen von Rahm, Obers und Creme fraiche, handelsübliche Topfenaufstriche/Liptauer Überreife, scharfe und harte Käsesorten wie Pfeffer-, Räucherkäse, Gorgonzola 9 Lebensmittel Fleisch Günstig: Mageres Fleisch vom Kalb, Rind, Schwein, Lamm, Kaninchen, Kitz, Geflügel: Huhn, Pute Ungünstig: Alle fetten Fleischsorten, Innereien, fettes Geflügel (Gans, Ente) Fleischwaren Günstig: Magere Wurstsorten wie Krakauer, Schinkenwurst, Puten-, Geflügelwurst, Schinken, magerer kalter Braten, selbst hergestellte Fleisch- und Wurstsalate bzw. -aufstriche Ungünstig: Fette Wurstsorten wie Salami, Blutwurst, Bratwurst ... Speck, geräuchertes/ gepökeltes Fleisch, Leber- und Fleischpasteten Fisch Günstig: Magere Fische: Forelle, Hecht, Zander, Rotbarsch, Kabeljau, Scholle Ungünstig: Fette Fische: Karpfen, Aal, Hering, Makrele, Sardinen, Sardellen, Fischkonserven in Öl Eier Günstig: Zum Verkochen und Backen Ungünstig: Spiegelei, Ham and Eggs, Eiomlette, Eisalat, Mayonnaiseei, hart gekochte Eier Fette und Öle Günstig: Pflanzenöl zum Kochen, Butter oder Pflanzenmargarine als Streichfett Fette allerdings nicht zu stark erhitzen! 10 Ungünstig: Schmalz, Kokosfett, Speck, Bratenfett, Gänsefett ... Lebensmittel Suppen Günstig: Milde Rinds-, Kalbsknochen- oder Hühnersuppe Falsche Suppen aus Grieß, Haferflocken, Einmachsuppe Gemüsesuppe mit nicht blähenden Gemüsesorten Ungünstig: Schwerverdauliche Suppen aus Dose oder Packerl, Einbrennsuppe Gewürze und Kräuter Günstig: Alle heimischen Küchenkräuter – frisch, getrocknet, tiefgekühlt, Kümmel, Anis, Wacholder, Lorbeer-blätter, Zimt, Vanille, Nelken, milde Salatmarinaden Ungünstig: Scharfe Gewürzsoßen, Paprika, Pfeffer, Curry, Chili, Knoblauch, Zwiebel Süßigkeiten Günstig: Marmelade, Honig, Zucker – nach Verträglichkeit Ungünstig: Schokolade, Eis, Marzipan, Schokobrotaufstrich Getränke Günstig: Tee, Feigenkaffee, reizarmer Kaffee, Tafelwasser, kohlensäurearmes Mineralwasser, verdünnte Obstund Gemüsesäfte Ungünstig: Starker Tee und Bohnenkaffee, eisgekühlte Getränke, Alkohol 11 Zubereitungstipps l Bevorzugen Sie fettarme Zubereitungsarten wie Dämpfen, Dünsten, Garen in Folie, im Tontopf, in beschichteten Pfannen oder im Mikrowellengerät. l Vorsicht ist geboten bei frittierten, panierten und stark gebratenen Speisen oder bei Gerichten mit fetten Soßen, Marinaden oder Dressings. Versuchen Sie statt dessen lieber Naturschnitzel, Tafelspitz, Brathuhn, ­gedünsteten oder gegrillten Fisch etc. l Bereiten Sie alles möglichst fettarm zu und ­geben Sie erst den fertigen Speisen Fett zu. Stark erhitzte Fette sind schwer verdaulich. Ob Sie Butter oder Margarine wählen, bleibt Ihnen überlassen. Auch Pflanzenöle können verwendet werden. l Schnelle und schonende Zubereitung ist wichtig, um Nährstoff- und Geschmacksverluste zu vermeiden, dh. beschränken Sie die Kochzeit auf das notwendige Maß. l Verwenden Sie auch das Gemüsekochwasser für Suppen und Soßen weiter. 12 Schwerpunkte Magen Bei Übersäuerung, Gastritis und Ulcus vermeiden Sie im Besonderen Lebensmittel und Speisen, die die Magensäureproduktion anregen. l Dazu zählen: Bohnenkaffee, scharfe Gewürze, scharf ­Gebratenes, klare Rindsuppen, alkoholische Getränke, sehr süße Speisen, konzentrierte Fruchtsäfte. Auch Rauchen regt die Magensäureproduktion an. l Nach einer Magenoperation gilt im Besonderen: – alle zwei bis drei Stunden eine Mahlzeit zu sich nehmen – zu den Mahlzeiten nichts trinken – Suppe bereits eine halbe Stunde vor der Mahlzeit essen Häufig werden auch Zucker und Milch schlecht vertragen. Galle Bei Gallenerkrankungen werden Fette und fettreiche Speisen manchmal nicht gut vertragen. l Bevorzugen Sie in diesem Fall leicht verdauliche Fette wie Butter, Sonnenblumenmargarine und Pflanzenöle. l Vor allem aber erhitzen Sie diese nicht zu stark. l Vorsicht bei Eidotter, frischem Brot und ­Gebäck 13 Schwerpunkte Leber Alkohol wird in der Leber abgebaut und belastet sie, deshalb gilt es, alkoholische Getränke zu meiden. Bauchspeicheldrüse Bei chronischen Entzündungen der Bauchspeicheldrüse steht die Reduktion der Fettzufuhr im Vordergrund. Deshalb verwenden Sie: l Magere Produkte und Lebensmittel l Sparsam Fett (Streich- und Kochfett) l Nehmen Sie keinen Alkohol zu sich. Mitunter kann auch eine Reduktion der Zuckerzufuhr erforderlich sein. Darm Bei chronischen Darmerkrankungen gilt in erster Linie: l Individuelle Unverträglichkeiten herausfinden und beachten l Leicht verdauliche Fette bevorzugen l Sehr süße Mehl- und Milchspeisen und Süßigkeiten meiden Die leichte Vollkost besteht im Vergleich zu den früher einseitig gegebenen Diätformen nicht aus Verboten, sondern aus Richtlinien, die individuelle Ernährungsprobleme besser berücksichtigen lassen. Die Erfahrung zeigt oft, dass es auf persönliche Beratung ankommt, da es im Einzelfall sehr unterschiedliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind, die zu Beschwerden führen. In diesem Fall wenden Sie sich an die Ernährungsmedizinischen Beratungsstellen der WGKKGesundheitseinrichtungen. 14 WGKK-Standorte Ernährungsmedizinische Beratungsstellen Standort ALLE KASSEN Telefon Gesundheitszentrum Auskunft und Terminvereinbarung: Wien-Mitte +43 1 601 22-40310 3., Strohgasse 28 Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf 7., Mariahilfer Straße 85–87 Auskunft und Terminvereinbarung: +43 1 601 22-40740 oder 40601 Gesundheitszentrum Auskunft und Terminvereinbarung: Wien-Süd +43 1 601 22-4210 10., Wienerbergstraße 13 Gesundheitszentrum Auskunft und Terminvereinbarung: Wien-Nord +43 1 601 22-40239 21., Karl-Aschenbrenner-Gasse 3 HanuschKrankenhaus 14., Heinrich-CollinStraße 30 Barrierefreier Zugang Treppenlift Auskunft und Anmeldung: +43 1 910 21-85119 oder 84281 LICH T A U S WB I L D EIS HT BITTE NIC N! VERGESSE Bitte Ihre e-card, Lichtbildausweis und allenfalls Überweisung, Verordnung oder Zuweisung nicht vergessen! 15 wgkk.at