Motorische Stereotypen ( = Bewegungsstereotypen / Bewegungsmuster) = Bewegungsabläufe die automatisch immer nach dem gleichen Muster ablaufen (Alltagsbewegungen: Gehen, Hinsetzen, Aufstehen, etc.) → Aktivierung bestimmter Muskeln oder Muskelngruppen erfolgt in einer bestimmten Reihenfolge (im ZNS als Schablone abgelegt) → Bewegungsstereotypen werden im Verlaufe des Lebens gelernt und automatisiert → Sie sind nur schwer wieder zu ändern → Störungen in Bewegungsstereotypen können sehr unterschiedlich sein: -) Muskeln werden zu spät aktiviert -) Muskeln werden zu schwach aktiviert -) Muskeln werden gar nicht aktiviert -) etc. → richtige Bewegungsausführung → Minimum an Kraftaufwand (=ökonomische Bewegung) → falsche Bewegungsausführung → erhöhter Kraftaufwand (evtl. Überlastungsschäden) → muskuläre Dysbalancen → Haltungsschäden Schmerzen → es gibt 7 wichtige Bewegungsstereotypen: 1.) Nackenflexion / Vorbeuge des Kopfes Beurteilt das Zusammenspiel zwischen oberflächlichen und tiefen Halsbeugern. Ausgangsposition: Rückenlage, Arme neben Körper, Beine aufgestellt unterlagert (M. psoas major inaktiv!) Übungsanweisung: Kopf heben (wie gewohnt) Beobachtung: ersten 10° der Bewegung werden beobachtet Ergebnis: Richtig: Kinn soll zur Brust wandern → tiefe Halsbeuger (M. longus colli, M. longus capitis) Falsch: Kinn zieht Richtung Decke (keine Flexion in der HWS) → oberflächliche Halsbeuger (M. Sternocleidomastoideus) 2.) Aufrichten des Rumpfes / Aufsetzen aus der Rückenlage Beurteilt das Zusammenspiel zwischen der Bauchmuskulatur und den Hüftbeugern. Ausgangsposition: Rückenlage, Arme seitlich horizontal gehalten, Beine aufgestellt unterlagert (M. psoas major inaktiv!), Fersen drücken gegen die Unterlage, Übungsanweisung: Oberkörper aufrichten bis Angulus inferior scapulae 5cm vom Boden abgehoben ist Beobachtung: sollte eine langsame, abrollende, harmonische Bewegung sein, zuerst sollte der Kopf, dann Schultergürtel, dann BWS gehoben werden Ergebnis: Falsch: -) Steifhalte des Rumpfes vor erreichen der 5cm -) Steifhalte des Rumpfes von Anfang an (Hüftbeuger sichtbar aktiviert!) und Beckenkippung 3.) Hüftabduktion Beurteilt die Stabilisation des Beckens während der Standphase. (wichtig beim Gehen) Ausgangsposition: Seitlage, unteres Bein gebeugt (Stabilität) Übungsanweisung: oberes Bein gestreckt abheben bis sich das Becken mitbewegt Beobachtung: ideale Reihenfolge: -) M. gluteus medius (Hauptbewegung) + minimus -) M. tensor fasciae latae -) M. quadratus lumborum Ergebnis: leichte Abweichung: M. tensor fasciae latae zu früh → Außenrotation (Fußspitze wandert hinauf) schwere Abweichung: M. quadratus lumborum wird aktiviert → hochziehen der Beckenseite 4.) Hüftextension = Voraussetzung für die Standbeinphase beim Schritt. Ausgangsposition: Bauchlage, Fußspitzen hängen über den Tischrand Übungsanweisung: Bein gestreckt langsam hochheben bis das Becken nach vorne kippt Beobachtung: ideale Reihenfolge: -) Ischiocrurale Muskulatur -) M. glutaeus maximus Ergebnis: -) M. erector spinae LWS (contralateral) (Gegenseite) -) M. erector spinae LWS (homolateral) (selbe Seite) -) M. erector spinae BWS (contralateral) -) M. Erector spinae BWS (homolateral) leichte Abweichung: homolateral vor contralateral schwere Abweichung: Rückenstrecker BWS vor LWS 5.) Abduktion des Armes Beurteilt Fixation des Schultergürtels und die Qualität der Abduktionsbewegung. Ausgangsposition: sitzen, Ellbogen ist 90° gebeugt Übungsanweisung: Arm abduzieren Beobachtung: ideale Reihenfolge: -) M. deltoideus + M. supraspinatus -) M. trapezius (oberer Teil) contralateral -) M. trapezius (oberer Teil) homolateral -) M. quadratus lumborum contralateral Ergebnis: leichte Abweichung: zu frühes hochziehen der Schulter schwere Abweichung: zu frühe Rumpfseitneigung contralateral (M. quadratus lumborum aktiviert) 6.) Rumpfdrehung Ausgangsposition: Rückenlage, Beine aufgestellt unterlagert Übungsanweisung: linke Schulter zum rechten Knie (z.B.) Beobachtung: Ergebnis: ideale Reihenfolge: -) M. rhomboideus (links) -) M. serratus anterior (links) -) M. obliqui externus (links) -) M. obliqui internus (rechts) -) Mm. adductores (rechts) -) M. biceps femoris (rechts) -) Mm. peroneus (rechts) Falsch: zuerst aufsetzten und erst später Drehung 7.) Liegestütz Beurteilt Stabilisationsfähigkeit der Schulterblattfixatoren. Ausgangsposition: Bauchlage, hochheben in die Liegestützstellung Männer: gestreckte Knie Frauen + Kinder: gebeugte Knie (Knie am Boden) Übungsanweisung: Liegestütz ausführen Beobachtung: Stellung und Bewegung der Schulterblätter Ideal: Schulterblätter bleiben am Brustkorb fixiert, erst am Schluss darf angulus inferior scapulae leicht nach lateral wandern Ergebnis: leichte Störung: Schulterblätter ziehen zur Mitte Mittlere Störung: Schulterblätter wandern hinauf (M. levator scapulae / M. trapezius pars descendens) Schwere Störung: Wegkippen des margo medialis („Engelsflügeln“)