(Ärger flackerte nun in der Ausstrahlung des Synodenführers auf. *So einfach wird es für dich nicht werden Synodenführer zu werden. Du musst auch die anderen Mitglieder der Synode überzeugen, dass sie dich dazu ernennen wollen und nicht nur dich selbst.* erinnerte Zo'or seinen Rivalen. Die Arroganz des Kriegsministers erschien Zo'or maßlos.) T'than warf Zo'or einen vor Wut sprühenden Blick zu, öffnete dann aber doch nur einen Datenstrom und rief mit der Geschwindigkeit eines Taelon die Informationen ab, die Zo'or ihm eben zur Verfügung gestellt hatte. Obwohl er sich sicher war, dass Zo'or das Wichtigste und Interessanteste zurückbehielt, reichten die Informationen vollkommen dazu aus, den Kriegsminister erst einmal eine ganze Weile fassungslos auf die Daten starren zu lassen. *Willst du mir allen Ernstes erzählen, dass das hier den Tatsachen entspricht?*, fragte er Zo'or, als er sich schließlich wieder davon losreißen konnte und seine Aura drückte erstaunlicherweise mehr Unglauben als Spott aus. Zo'or beobachtete wie T'than eilig die Informationen abrief, die er ihm zuvor zur Verfügung gestellt hatte. Der Kriegsminister war wütend – das war nicht zu übersehen. Doch der Synodenführer beschloss sich davon nicht beirren zu lassen. *Auf was genau beziehst du dich?* wollte er nun in ruhigem Tonfall wissen. T'than musste sich ernsthaft konzentrieren, um seine Antwort halbwegs kontrolliert auszudrücken. *Worauf ich mich beziehe?*, wiederholte er zu diesem Zweck langsam. *Zum Beispiel darauf, dass der Feind eines unserer Gebäude derart manipulieren konnte, dass ein Fehlalarm simuliert wurde. Oder darauf, dass er ein ganzes Hochhaus mit unserer Technologie ausstatten konnte! Ganz zu schweigen davon, dass Jaridian sich mittlerweile hier offensichtlich schon derart sicher fühlen, dass sie ihr Shaqarava nicht mehr verbergen und Energiewaffen zu Einsatz bringen, die eine ganzes Kirche zerstören können!* Für einen Moment vergaß der Kriegsminister völlig, dass er sich eigentlich über all dieses Missgeschick des Synodenführer freuen müsste und starrte diesen nur aufgebracht an. *Wie kann so etwas passieren? In unmittelbarer Nähe des Mutterschiffs?!* Zo'or sah den Kriegsminister boshaft an. Was ihn an dessen Anschuldigung so verärgerte, war, dass er in gewissem Maße Recht hatte. *Da wir mit den Menschen unsere Technologie teilen, konnten schon viele Menschen auch an Komponenten kommen, die sie nicht haben sollten. Wie jedoch das Gebäude manipuliert werden konnte, ist noch unklar.* sagte Zo'or, hielt dann jedoch inne. Er hatte gerade praktisch Fehler seinerseits zugegeben und durfte den Kriegsminister jetzt nicht völlig die Oberhand gewinnen lassen. *Der Gebrauch von Shaqarava wurde sofort entdeckt und wir konnten ein Versteck des Widerstand ausfindig machen, das der Feind als letzten Ausweg nur noch zerstören konnte. Jedoch konnten sie nicht alle Spuren vernichten, wodurch wir an die Daten gelangen konnten, die du soeben gesehen hast.* fuhr der Synodenführer fort, wobei er weiterhin verschwieg, dass 'die Daten' ihm bereits einen Fang eingebracht hatten, der sich augenblicklich auf der Mondstation befand. *Das hier sollen Daten sein?!*, empörte sich T'than, immer noch mehr entsetzt als schadenfroh. *Ein Blutstropfen einer Jaridian und ein Haufen Schutt? Der Feind war dir offensichtlich immer einen Schritt voraus und hat dabei auch noch unsere eigene Technologie gegen uns eingesetzt! All das zeigt einmal mehr, wie unverantwortlich deine Entscheidung war, auf der Erde ein solche Portalsystem einzurichten oder überhaupt irgendwelche Technologie mit den Menschen zu teilen!* *Dann erkennst du jetzt wohl selbst den Grund, warum uns der Feind so überlegen zu sein scheint* entgegnete Zo'or. *Er hat mächtige Verbündete.* *Im Übrigen stimme ich dir zu, was das Gebäude betrifft. Ich nehme nicht an, dass das ein Zufall ist. Doch in diesem Fall schlage ich vor du fragst Da'an selbst, was dort vorgefallen ist.* Der Synodenführer sah seinen Rivalen nun ebenfalls empört an. *Wag es nicht mir meine Pflichten vorzuhalten, T'than! Ich frage mich allerdings, welche Schritte du eingeleitet hättest, um Kontrolle über die Situation zu gewinnen.* Im ersten Moment war T'than drauf und dran über Zo'ors Erwiderung zu explodieren, doch von Aussage zu Aussage wurde er wieder kühler. *Du erwartest jetzt allen Ernstes, dass ich dir verraten, was ich tun würde, damit du dann deine abgrundlose Unfähigkeit kaschieren kannst?* Der Kriegsminster war nun wieder der pure Spott. *Womit du allerdings recht hast, ist dass ich es nicht wage, dir deine Pflichten vorzuhalten. Angesichts des Ausmaßes deiner Inkompetenz wäre das offenkundig vollkommen vergeblich.* Mit einer so energischen Handbewegung, als meinte er eigentilch den Synodenführer, wischte er den Datenstrom aus der Luft. *Ich hingegen brauche dich nicht, um auf die Idee zu kommen, Da'an zur Rede zu stellen. Oder meinst du etwa mir, sind die Informationen über dessen Beschützer entgangen?* T'thans Aura drückte deutlich aus, wie absurd dies wäre. *Nein, Zo'or, ich werde mich jetzt direkt zu ihm begeben, während du dich schon mal mit dem Gedanken abfinden kannst, mit ihm deinen einflussreichsten Unterstützer zu verlieren.* Damit wandte sich der Kriegsminster ab und verließ, ohne eine Erwiderung abzuwarten, schnurstarks die Brücke. Von dort aus begab er sich direkt in den der Kriegerkaste und damit seiner Kontrolle unterstellten Bereich des Mutterschiffes, der sich taktisch geschickt unweit der Brücke befand. Entgegen seiner Ankündigung begab er sich jedoch nicht sofort zu Da'an, sondern machte zuvor einen Abstecher zu Fe'ar. *Warum arbeitest du nicht an dem, was ich dir aufgetragen habe*, blaffte er seinen Untergebenen ungehalten an, als er sah, dass sich auf dessen Datenstrom nichts befand, was mit dem zu tun hatte, was momentan das Vordringliche war. Ein Vorkommniss, dass Zo'or entgangen war? T'than vernahm es mit Genugtuung, hielt aber seine Ausstrahlung neutral. *Dass du derartigen Anzeichen nachgehst, spricht für deinen Eifer, gegen deine Intelligenz spricht, dass du hier herumsitzt und wartest, anstatt dich in der Zwischenzeit nützlich zu machen*, scholt er seinen jungen Untergebenen. *Aber wenn du nicht von allein weißt, was zu tun ist, dann sage ich es dir: Durchsuche die Portalund Sensoraufzeichnungen des Mutterschiffes danach, wo Sa'rha und Syth'en sich in den letzten Tagen aufgehalten haben. Insbesondere interessiert mich, wo sie waren, kurz bevor sie verschwunden sind. Aber scanne auch die Aufzeichnungen des Laborgebäudes, in dem sie gearbeitet haben, nach allem was eventuell brauchbar sein könnte. Mir ist dabei klar, dass du nicht an die Daten über die eigentlich interessanten Labore und Arbeitsräume kommst, aber dann durchsuche wenigstens die über die Eingänge und die Korridore!* Besonders T'thans letzte Worte lösten in Zo'or wieder erneute Wut aus, die sich nun auch deutlich in seiner Aura spiegelte. So blieb ihm keine Gelegenheit noch etwas zu erwidern, bevor sein Rivale sich davon machte. Er war nicht inkompetent! Und sämtliche Hinweise auf sein Versagen schrieb er einzig und allein dem Ka'ath'am zu. Und Da'ans Unterstützung würde er nie verlieren, denn dieser hatte ihn noch nie in der Not im Stich gelassen. Zo'or setzte sich wieder auf seinen Stuhl auf der Kommandobrücke. Dabei fiel ihm auf, dass diese Auseinandersetzung mit dem Kriegsminister seinen Energiehaushalt wieder gehörig durcheinandergebracht hatte. Das löste erneut Ärger in ihm aus, denn es würde schließlich auffallen, wenn er den ganzen Tag in seinem Quartier zubrachte. Außerdem musste er etwas unternehmen, damit T'than in seiner Abwesenheit nicht die Kontrolle an sich riss. Er wusste, dass er eigentlich seinen aufkommenden Ärger ins Gemeinwesen entlassen sollte, jedoch durfte er gerade jetzt keine Schwäche zeigen und ihm war auch ganz und gar nicht danach seine Emotionen mit dem Gemeinwesen zu teilen. Also öffnete er den Datenstrom, den T'than gerade geschlossen hatte und schickte eine Nachricht an alle Synodenmitglieder heraus, in der er noch für den selben Tag eine Sitzung der Synode ankündigte. *Gut,* vermerkte T'than halbwegs zufrieden, was ihn jedoch nicht daran hinderte, vor dem Verlassen des Raumes noch zu vermerken: *Wenn ich wieder komme, erwarte ich Ergebnisse!* Auf dem Weg zum nächstgelegenen Portal erhielt er von dem Nachricht, dass Zo'or eine Synodensitzung anberaumt hatte. Verärgert hielt er einen Moment inne. Zo'or trat also die Flucht nach vorne an und versuchte zu verhindern, dass er genug Zeit zum handeln hatte. Nun, dann würde er sich einfach nur umso mehr beeilen müssen! Noch energischer als sonst erreichte er das Portal und befand sich wenig später in der Washingtoner Botschaft. Die Mühe, das Gebäude anzuweisen, ihn bei Da'an anzumelden machte er sich nicht, sondern eilte schnurstraks auf dessen Empfangssraum zu. Als T'than den Empfangsraum Da'ans erreichte, war selbiger natürlich leer. Verärgert öffnete er einen Datenstrom und wies die Botschaft nun doch an, ihn Da'an zu melden, um sich dann missmutig der Fensterfront zuzuwenden und auf den Platz, der darunterlag hinabzuschauen. Er konnte jetzt nur hoffen, dass Da'an nicht auf irgendeiner läppischen Veranstaltung dieser Primitiven war und er seine Zeit mit einem ergebnislosen Besuch vergeudet hatte. Als dann die zweite Nachricht eintraf, dass sich der Kriegsminister nun offiziell angemeldet hatte und ihn zu sprechen wünschte, war der Botschafter bereits zu dem Schluss gekommen, dass es sicher nichts angenehmes war, was dieser von ihm wollte. Er überlegte einen Moment und wies das Gebäude dann an, T’than mitzuteilen, dass er derzeit sehr beschäftigt sei und nicht gestört zu werden wünschte. Es war ihm bewusst, dass er damit nur ein wenig Zeit gewinnen konnte, doch auch das war schon etwas. Je weniger Zeit er in der Gesellschaft dieses Taelon, den er einmal sehr geschätzt hatte, verbrachte, desto besser war es. T’than hatte sich in letzter Zeit sehr verändert, auch in seinem Verhalten ihm gegenüber. Immer wieder hatte er versucht, ihn mit Schmeicheleien und auch mit Drohungen dazu zu bringen, sein eigenes Kind herauszufordern und selbst die Führung der Synode anzustreben, was ihm jedoch aus verschiedenen Gründen zutiefst widerstrebte. T'than war mehr als verärgert, dass Da'an ihn einfach so abwies. Das würde er ihm büßen! Brüsk wandte der Kriegsminister sich von dem Fenster ab und stolzierte zurück zum Portalraum. Gleich darauf war er wieder auf dem Mutterschiff und ging schnurstraks wieder zurück zu Fe'ar. Wenn Da'an ihm nicht Rede und Antwort stand, dann musste es eben anders gehen. *Hast du etwas herausgefunden?*, fuhr er das junge Mitglied seiner Kaste mehr an, als das er es fragte, kaum dass er eingetreten war. Das Gebäude meldete seinem Herren, dass der Besucher es wieder durch das Portal verlassen hatte und Da’an entspannte sich erst einmal. Für den Moment würde er seine Ruhe haben und nun musste er sich darauf verlassen, dass seine und Liams Geschichte, wie er mit der Widerstandsaktion in Verbindung gebracht werden konnte, hieb- und stichfest war. Er rief den Bericht noch einmal auf und ging ihn durch, auch wenn er jetzt sowieso nichts mehr daran ändern konnte, so konnte er doch die verbleibende Zeit, bis zur Sitzung der Synode nutzen, um seine Gefährtin zu benachrichtigen, sollte er nicht vom Mutterschiff zurückkehren. Der Botschafter verließ sein Büro und begab sich in seine privaten Räumlichkeiten. Dort ließ er sich auf dem Boden nieder und versetzte sich in eine leichte Trance, die es ihm erleichterte mit der Kimera Kontakt aufzunehmen. Zo'or ärgerte sich darüber, dass es ihm scheinbar unmöglich war, seinen Energiehaushalt wieder einigermaßen zu regulieren. Dabei würde er bei der Synodensitzung einen klaren Geist benötigen. Ziemlich unwirsch erhob er sich schließlich und ging, trotz seiner vorherigen Entscheidung dies nicht zu tun, in sein Quartier. Dann setzte er sich unter den Energiestrom und aktivierte diesen, nachdem er einprogrammiert hatte, dass er sich eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung automatisch abschalten würde. Fe’ar, der sich zwischenzeitlich dafür entschieden hatte, erst einmal die Portalaufzeichnungen des Laborgebäudes unmittelbar um das Verschwinden der beiden Taelon herum zu prüfen, mußte sich sehr zusammen nehmen, um reglos zu bleiben und seine Ausstrahlung so neutral wie möglich zu halten, als T’than wieder auftauchte und ihn nach seinem Fortkommen fragte. Er hatte nämlich in der Tat etwas heraus gefunden. Etwas, wovon er nicht wußte, ob es ihn beunruhigen oder freuen sollte, weil es einerseits gravierende Konsequenzen hätte, würden sich die Schlüsse, die er daraus gezogen hatte bis jetzt, bewahrheiten, andererseits ihm und dem Kriegsminister aber auch auf diesem Wege mehr als brisantes neues Material gegen Zo’or in die Hände gegeben war. *Das habe ich*, antwortete er seinem Vorbild. Konzentriert wirkte er auf den Datenstrom ein, bis dieser zeigte, was er T’than demonstrieren wollte – nebeneinander je ein Bild von Sa’rha und Syth’en, in dem Moment von den optischen Sensoren des Laborgebäudes, in dem sie beide tätig gewesen waren, aufgenommen, in dem sie es beinahe fluchtartig verließen. *Ihre Haltung, ihr gesamter Ausdruck*, sagte Fe’ar. *Hochgradige Erregung, planloses Verhalten, Brechen jeglicher Sicherheitsvorschriften, Verlassen gesicherter Einrichtungen im Alleingang, ohne Abmeldung und ohne ein Ziel zu hinterlassen – woran erinnert Dich das?* *Pesh'tal...* Unglaubig sah T'than auf die Bilder. Sollte Zo'or wirklich die Wissenschaftler mit dem Virus arbeiten haben lassen, das ihn vor gar nicht langer Zeit beinahe aus dem Weg geräumt hatte? Für einen Moment musste T'than sich beherrschen, damit die Enttäuschung über die damals so knapp verpasste Chance, die Führung der Synode zu übernehmen, nicht in seiner Ausstrahlung deutlich wurde. Rasch wies er dann den Datenstrom an, die beiden Aufzeichnungen für ihn leicht zugänglich zu speichern und wandte sich dann an Fe'ar. *Gute Arbeit!*, ließ er ihn zufrieden wissen, denn sogar ihm war bewusst, dass ein angebrachtes Lob die Loyalität der Untergebenen erhielt. *Aber was hast du nun darüber herausgefunden, was Sa'hra nach Verlassen des Gebäudes getan hat? Davor ist ein Portal. Hat er es genommen oder nicht?* Fe'ar gelang es, seine Aura auf das erhaltene Lob hin lediglich schwach aufleuchten zu lassen. Betont ausdruckslos antwortete er: *Ja, das hat er - und ich habe mich auch bereits um die Daten aus diesem Portal gekümmert. Sa'rha hat die nordamerikanische Botschaft aufgesucht. Er ist dort angekommen - und ausgerechnet dort verliert sich seine Spur.* Es kostete den jungen Taelon viel Mühe, seine Ausstrahlung unbewegt zu halten. Bo'at war im Innersten des Mutterschiffes unterwegs. Seine Gestalt und seine Ausstrahlung verrieten nichts außer Konzentration, während er mit äonenlanger Routine seiner Arbeit nachging - das Schiff zu überwachen und bei der Wartung zu unterstützen, wo es Hilfe dabei brauchte. So selbstverständlich wie seine Arbeit als Techniker war ihm sein Verhalten gegenüber Seinesgleichen geworden - er machte sich sehr rar, und wenn er Kontakt mit ihnen hatte, dann war ruhige Distanziertheit das Einzige, was diese von ihm mitbekamen. Selbst hier, wo er allein war, gestattete er sich keine Regung und behielt die Zufriedenheit, die er empfand, in seinem Inneren. Es war nicht leicht gewesen, nicht einmal für jemanden wie ihn mit seinen recht umfassenden Befugnissen, aber es war ihm gelungen. Zo'or würde sehr bald einen weiteren Schlag einstecken müssen - dieser Zeitpunkt war einfach zu günstig, um ihn ungenutzt verstreichen zu lassen. Bo'at hatte sämtliche Portale, über die das Mutterschiff verfügte, darauf programmiert, eine ganz bestimmte genetische Struktur zu erkennen. So bald der Träger dieser Struktur eines davon benutzen würde, würde etwas - geschehen. Und unmittelbar darauf gäbe es davon und von dem Programm, das es ausgelöst hatte, keine Spur mehr. Für den Synodenführer wäre der Verlust eines gewissen - Werkzeugs ein enormer - Verlust. Bo'ats Aura blieb unbewegt, während er, fühlend, messend und prüfend, darauf wartete, daß etwas - geschah. T'than hingegen gab sich keine Mühe, das Gefühl der diabolischen Genugtuung, in das ihn diese Nachricht versetzte, aus seiner Ausstrahlung heraus zu halten. Damit dürfte auch Da'ans Position nachhaltig genug geschwächt sein! Zumindest konnte sich der Kriegsminister nicht vorstellen, dass sich selbst dieser geschickteste aller Diplomaten da noch einmal herauswinden konnte. Doch gleich darauf nahm T'thans Aura wieder ihren üblichen harten und kalten Ton an. *Durchsuch weiter die Portaldaten und Aufzeichnungen aus unseren Einrichtungen und erweitere die Suche auf Da'ans ersten Beschützer Kincaid!*, befahl er seinen Untergebenen, mit dessen Arbeit er nun doch sehr zufrieden war. Wie zu erwarten, hatte er mit seiner Einschätzung nicht falsch gelegen. Fe'ar war ein durchaus geeignetes Hilfsmittel! Rasch und ohne auf Antwort zu warten verließ der baldige Synodenführer den Arbeitsraum seines Untergebenen, denn nun galt es, sich ein weiteres Werkzeug anzueignen... Stolz pulsierte durch die Energiebahnen Fe’ars, was ihn erst recht dazu antrieb, ja unbewegt und unbeeindruckt zu erscheinen, obwohl T’than bereits aus dem Raum war. Betont ruhig und, wie er hoffte, angemessen würdevoll wandte er sich wieder seinen Datenströmen zu. Da’ans Beschützer Liam Kincaid – was hatte dieser in der Zeit um das Verschwinden Sa’rhas und Syth’ens getan? Mit grimmiger Zufriedenheit sah Co'teh auf das Portal durch das eben Zo'ors Scherge Ronald Sandoval an einen Ort entschwunden war, der ganz und gar nicht mit dessen gewünschtem Ziel übereinstimmte. In der Gewissheit, dass dieser nun sorgsam verstaut war und die Aktion keine nachvollziehbaren Spuren hinterlassen hatte, wandte sich das ehemalige Mitglied der Kriegerkaste ab, um diese Information seiner Hauptaufgabe als Kundschafter gemäß weiterzutragen. Wenig später wartete er unsichtbar für andere vorbeigehende Taelon wie für alle Senoren vor dem verschlossenen Eingang eines Quartiers darauf, dass der zu informierende Taelon heraustrat, um seiner gewohnten Tätigkeit nachzugehen. Mit’gai wurde, nachdem er sich wieder unter dem Energiestrom entspannt und eine Weile ruhig und konzentriert Energie aufgenommen hatte, ein weiteres Mal in seiner Regeneration gestört. Es war ein Ruf mit hoher Priorität und so erhob er sich resigniert um diesen entgegen zu nehmen, das mit dem regenerieren konnte er wohl vorerst vergessen, wie die Menschen gesagt hätten! Mit einer angedeuteten Handbewegung nahm er den Ruf entgegen und sah wenig später A’neh. *Worum geht es?*, fragte er diesen und hielt seinen Unmut über die erneute Störung aus seinem Energiefeld heraus. A'neh konnte über den Datenstrom nicht wahrnehmen, ob der Heiler tatsächlich darüber ungehalten war, aus der Regeneration gerissen zu werden, dennoch schickte er seiner Erklärung eine Entschuldigung voraus. *Ich bitte um Verzeihung für die leider notwendige Störung,* begann er. *Z'mar schickt mich zur Untersuchung zu dir, da ich Feindkontakt hatte und die Gefahr besteht, dass ich mit fremder Energie kontaminiert wurde. Ich muss baldmöglichst zurück an die Front, um Z'mar über eine dringende Angelegenheit Meldung zu machen, aber ohne sicher zu sein, dass ich meinem eigenen Urteil auch trauen kann, kann ich dies nicht. Deshalb muss ich dich leider bitten, mich möglichst sofort zu untersuchen.* Der Techniker war sich durchaus bewusst, dass dies für jemanden in seiner Stellung ein eigentlich anmaßendes Ansinnen war, aber er meinte einen guten Grund dafür zu haben und schreckte daher nicht davor zurück. Innerlich seufzend vollführte Mit’gai eine knappe bestätigende Geste. *Komm in den medizinischen Bereich.*, erwiderte er knapp und ohne jede äußerliche Regung. Dann unterbrach er die Verbindung und verließ sein Quartier und machte sich einmal mehr mit zügigem Schritt auf in den medizinischen Bereich. Wie sollte er bei derartigen ständigen Störungen nur Zeit für die Regeneration oder gar für andere Dinge finden, die von Belang waren. Rasch schloss auch A'neh den Datenstrom und verließ das Quartier, um sich mit möglichst schnell zur Medizinischen Station zu begeben. Er wollte den Heiler nun nicht auch noch warten lassen und so schlug der Techniker eine Geschwindigkeit ein, die mit seinem Energiestatus vielleicht nicht unbedingt vereinbar war. Seine letzte Regenerationsphase war eigentlich schon zu lange her und was er seither erlebt hatte, übertraf an Aufregung und Anstrengung bei weitem das, was an Tätigkeiten sonst sein Leben bestimmte. A'neh wunderte sich kurz darüber, das er bislang noch nicht gespürt hatte, dass er mittlerweile einen deutlichen Energiemangel aufwies. Tatsächlich fühlte er sich so lebendig, wie schon lange nicht mehr... Der Techniker erreichte nun die Medizinische Station und stellte erleichtert fest, dass Mit'gai sich noch nicht dort befand. Er ignorierte die dort tätigen stofflichen Wesen und begab sich direkt in den Taelon vorbehaltenen Bereich, um dort auf den Heiler zu warten. Im vollen Bewusstsein seiner Würde als Kriegsminister trat T'than in die Einsatzzentrale des Companionsicherheitsdienstes auf dem Mutterschiff und stoppte dort sehr verärgert mitten im Raum. Alles Freiwilligen sprangen - wie sich das auch gehörte - erschrocken auf, aber nur einer traute sich mit sicherlicher Überwindung näher. Vermutlich der ranghöchste, der keine andere Wahl hatte. "Wo ist Agent Sandoval!", verlangte T'than zu wissen, wütend darüber, dass es der Mensch gewagt hatte, seinen Arbeitsbereich zu verlassen. Der Freiwillige musste schlucken, bevor er antwortete. "Wir wissen es nicht! Er ist zu einem Einsatz auf der Erde aufgebrochen, aber dort nicht angekommen, wie uns gerade eben der dortige Einsatzleiter mitgeteilt hat..." Sichtlich verdattert wies der Mensch auf einen geöffneten Datenstrom, auf dem ein nicht weniger irritiert aussehender Freiwilliger zu sehen war. Seine eigene Irritation ließ T'than natürlich nicht sichtbar werden - schon gar nicht für Menschen! Statt dessen öffnete er resolut an Ort und Stelle einen Datenstrom und überprüfte für die umstehenden Menschen nicht nachvollziehbar einige Angaben. Aber er ließ die Eunoiazeichen zumindest so lange sichbar über die Anzeige flimmern, dass sie zumindest sahen, dass er etwas tat. Nach drei Sekunden war der Datenstrom wieder verschwunden und T'than nicht sehr viel schlauer. Sandoval war - für ihn zumindst - im Sonnensystem nicht ortbar. Dass hieß, dass er sich entweder außerhalb befand - was so gut wie ausgeschlossen werden konnte - oder aber sich in einem abgeschirmten Bereich befand. Möglicherweise in einem der Zo'or allein unterstand, denn dort hatte Sandoval sich offenbar auch die letzten Stunden aufgehalten. Doch warum sollte der Implantant mitten in einem Einsatz dorthin verschwinden? Die Mutterschiffsensoren zeigten ihm keine an ihn gesendete Nachricht an... Der Kriegsminister beschloss sich zunächst einmal keine Gedanken darüber zu machen, sondern die Situation zu nützen. Zo'or befand sich - erstaunlicherweise - in seinem Quartier und Sandoval war verschwunden. Eine perfekte Gelegenheit! "Agent Sandoval hat das Portal C4 benützt", informierte T'than den vor ihm stehenden Freiwilligen in schroffem Ton. "Gehen Sie und untersuchen Sie es!" Der Mann zögerte, woraufhin T'than einen harten Impuls an sein Implantat sendete. Der Freiwillige zuckt sichtlich zusammen, nickte und verließ hastig den Raum. "Worum geht es bei diesem Einsatz?", verlangte T'than nachdem dieses Hindernis beseitigt war, von dem Freiwilligen zu wissen, der vor dem offenen Datentrom mit der Verbindung zu dem Einsatzleiter auf der Erde saß. Der Mann bekam hecktische Flecken auf den Wangen, aber antwortete schnell. "Wir haben ein Globalsignal einer Mesua Partrey in Major Kincaides Wohnung geortet. Diese war..." "Ich weiß", unterbrach ihn T'than schroff und wandte sich an den Freiwilligen auf dem Datenstrom. "Haben Sie sie gefasst?" "Nein," antwortete dieser mit sichtlichem Unbehangen. "Sie war verschwunden, bevor der Zugriff erfolgen konnte. Es war..." Der Freiwillige unterbrach sich selbst. "Ich schicke Ihnen die Daten!" T'than nickte knapp, nachdem der Freiwillige ohne diese Zustimmung seine Ankündigung folgsamerweise nicht in die Tat umsetzte. Der Kopf des Mannes senkte sich über das, was wohl sein primitives Datenübertragungsgerät war und tippte in entnervender Langsamkeit etwas ein. Erst eine halbe Minute später meldete der Datenstrom den Eingang der Information. Der Taelon öffnete wieder umständlich einen zweiten Datenstrom, damit die Freiwilligen auch mitbekamen, dass er sich die Übertragung ansah - und musste sich nun wirklich beherrschen, seine Fassade und Ausstrahlung neutral zu halten! "Schaffen Sie sämtliche Personen in dem Gebäude aufs Mutterschiff, sichern Sie es und lassen Sie es gründlichst auf Spuren untersuchen!", befahl der dem Einsatzleiter und beendete die Verbindung. Dann wandte er sich an die anderen Anwesenden. "In den vom Freiwilligen Keon übermittelten Daten sind bereits einige Namen genannt! Überprüfen Sie diese und stellen Sie alle Informationen zusammen, die Sie über sie finden können!" Damit drehte er sich um und stolzierte in Sandovals Arbeitszimmer. Die Freiwilligen sahen sich kurz verdattert an. Sie hatten kein einzige Tätigkeit angewiesen bekommen, der sie nicht sowieso nachgekommen wären, allerdings war ihnen sehr wohl klar geworden, wer hier nun die Befehlsgewalt beanspruchte. Rasch machten sie sich jedoch wieder an die Arbeit. Es war nicht ihre Aufgabe zu entscheiden, wer hier mit welchem Recht Befehle erteilte. Mit’gai war nur kurz überrascht von Co’tehs Anwesenheit, dafür aber erfreut über das was dieser ihn wissen ließ. Flüchtig verlieh er der Freude und der Zufriedenheit über den bisherigen Erfolg in seiner Ausstrahlung Ausdruck, so dass Co’teh dies wahrnehmen konnte. *Gut! Ich werde mich ihm widmen, sobald sich die Gelegenheit dazu findet*, ließ er den Anderen wissen, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie in diesem Gang allein waren. Natürlich richtete er diese Botschaft gezielt an Co’teh, aber man konnte nie wissen. Mit raschen Schritten näherte er sich dem medizinischen Bereich und hatte wenig später den eigens für Taelons bestimmten Bereich betreten. A’neh wartete bereits auf ihn. Er vollführte einen raschen Gruß und wies dann auf die Liege. *Leg dich hin und ich werde seh’n, ob du wirklich mit Fremdenergie kontaminiert bist* Co'teh sendete Mit'gai einen bestätigenden Impuls und verließ den anderen Taelon noch, bevor dieser die Medizinische Station betrat, um sich auf die Suche nach Bo'at zu machen. Es war nicht einfach, auch nur Zugang zu dessen Arbeitsbereich zu bekommen, aber es gab mehrere abgelegene Stelle in den unteren Gefilden des Mutterschiffs, die er ohne Absperrungen öffnen zu müssen erreichen konnte und die der Techniker hin und wieder aufsuchte, um zu überprüfen, ob Co'teh dort mit einer Nachricht auf ihn wartete. An einer dieser Stellen, die dieses Mal sogar abgesprochen war, wartete bald darauf der Krieger nun mehr oder weniger geduldig. A'neh tat wie gehießen, nachdem er Mit'gais Gruß erwidert hatte und begab sich auf die medizinische Vorrichtung. Einmal mehr aktivierte Mit’gai die medizinischen Scanner und begann damit, sorgsam und gewissenhaft das Energiesystem von A’neh auf eine mögliche Kontamination mit Fremdenergie hin zu untersuchen. Schweigend prüfte er die Werte und scannte das Energiesystem des Technikers mit der höchsten Empfindlichkeit zu der die medizinischen Gräte in der Lage waren. Nichts! Nichts, außer dass der Grundenergiestatus A’nehs gesunken war. Dies war jedoch schon nichts Außergewöhnliches mehr unter den Seinen. Innerlich betrübt über diese Tatsache beendete er den Scann. *Ich kann nicht die geringste Spur einer Kontamination mit Fremdenergie in deinem System feststellen, ich weiß nicht, was es mit dem Feindkontakt auf sich hatte, aber er hat keine Spuren in deinem System hinterlassen. Dein Grundenergiestatus ist gesunken, jedoch noch nicht besorgniserregend. Du solltest bald möglichst Zeit zur Regeneration finden!* Mit’gai sah A’neh eine Weile abschätzend an und ließ diesem schließlich lediglich einen bestätigenden Impuls zukommen, als Zeichen, dass dieser gehen konnte, um Bericht zu erstatten und dann zu regenerieren. Nachdem T'than die Tür zum Arbeitsraum hinter sich geschlossen hatte, sah er sich zunächst einmal aufmerksam um. Er war alles andere als ein Spezialist für nichttaelonische Rassen. Gut, er kannte natürlich deren Einsatzfähigkeit im Kampf, aber darüber hinaus interessierten ihn diese Wesen nicht. Etwas, was genau betrachtet eigentlich auch für Taelon galt... Und so konnte der Kriegsminister mit der edlen und auf eine gewisse Weise auch durchaus geschmackvollen Einrichtung nicht viel ablesen, was ihm etwas bei der Einschätzung dessen geholfen, den er eigentlich für sich hatte gewinnen wollen. Eines verstand er jedoch: die Art wie Tisch und Sitzgelegenheiten angebracht waren und die eigentlich völlig unfunktionale Größe des Raumes sprachen für das Machtbestreben des Eigentümers und für dessen Fähigkeit dergleichen auch so zu demonstrieren, dass es auf andere einschüchternd wirken könnte. Natürlich aber nicht auf einen Kriegsminster der Taelon. Dieser begab sich nun an den Arbeitsplatz und öffnete den dort auf ziemlich umständliche Art installierten Datenstrom. Nach einigen Versuchen musste er jedoch sehr zu seinem Ärger feststellen, dass entgegen der primitiv aussehenden Einrichtung, die Sicherheitsprotokolle jedem Anspruch genügten, die Zo'or daran stellen mochte: Er kam nicht ran, an das was Sandoval zuletzt getan hatte und auch nicht an dessen persönlichen Zugangscode. Alles war vorschriftsmäßig über dessen CVI-Signantur gesichert und diese war auch von hier aus und nicht einmal von ihm täuschend genug nachzustellen. Es blieb ihm also nichts andere übrig, als wahllos einen der draußen sitzenden Freiwilligen auf den Datenstrom zu holen. *Fordern Sie im Namen von Agent Sandoval von der nordamerikanischen Botschaft eine Erklärung die Verwicklung von Major Kincaid in die Vorfälle um den Angriff auf das Laborgebäude an. Verweisen Sie dabei auf die in knapp zwei Stunden stattfindene Synodensitzung!" T'than unterbrach die Verbindung zu dem verblüfft dreinblickenden Freiwilligen, überwachte aber sehr genau, dass dieser auch genau das tat, was er ihm befohlen hatte. Zufrieden stellte er fest, dass die Freiwilligen da draußen offenbar wussten, dass es gefährlich war, sich ihm zu widersetzen. Jetzt konnte er nur noch hoffen, dass Da'an nicht misstrauisch wurde... Da die ‚Freiwillige’ mit der versprochenen Zeichnung auf sich warten ließ, blieb Fe’ar nichts anderes, als erst einmal den Befehl T’thans, das Durchsuchen der Aufzeichnungen des Laborgebäudes und des Portals davor auf den Beschützer Da’ans aufzuweiten, in die Tat umzusetzen. Sehr verärgert mußte er kurz darauf feststellen, daß diese in Bezug auf diesen Kincaid überhaupt nichts her gaben, auch nicht, als er dem Schiff befahl, die Daten der letzten Tage und Nächte vor dem Verschwinden Sa’rhas zu überprüfen. Dieser Mensch hatte Syth’ens Labor offenbar nie betreten und weder mit dessen Leiter noch mit Sa’rha jemals Kontakt gehabt. T’than würde sehr unzufrieden sein mit diesem Ergebnis … Jetzt konnte Fe'ar sich nur noch - gedulden. Wo blieb diese nutzlose Menschen-Weibliche, an die ihr Implantat so offensichtlich verschwendet war? Mit Mühe ordnete der junge Taelon seine Aura und übte sich einmal mehr in gänzlicher Unbewegtheit, darin seinem zweiten großen Vorbild, Tha’han, nacheifernd. Carla wusste, dass sie den Taelon unentschuldbar lange auf die Zeichnungen hatte warten lassen, als sie endlich mit selbigen in der Hand und voller Schuldgefühle vor dem Arbeitsraum Fe'ars stand und um Einlass anfragte. Kriegsminster T'than hatte sich in der Zwischenzeit noch einmal in aller Ruhe die ihm zugänglichen Daten zum ominösen Überfall auf das Laborgebäude und dem Verschwinden Syth'ens angesehen und daraufhin geprüft, wo ein Beweis seiner Handlungsfähigkeit möglich war. So gesehen war er recht verärgert darüber, dass Zo'ors Agent Sandoval noch vor seinem Verschwinden eine Fahndung herausgegebenhatte nach allen, die nach dem Verlassen des Laborgebäudes irgendwie mit Syth'en in Verbindung zu bringen waren. Auch nach längerem Suchen fiel ihm nur noch eine Sache ein, wie er die gegenwärtige Situation nutzen konnte. Dieses Mal jedoch stellte er keine Datenstromverbindung zu einem der Freiwilligen her, sondern verließ Sandovals Arbeitsraum wieder. Sofort hatte er wieder die Aufmerksamkeit aller Freiwilligen. "Sie!", blaffte er einen von ihnen an. "Was konnte bislang über die Verdächtige namens 'Jeanne D'Arc' herausgefunden werden?" Fe’ar hatte inzwischen entschieden, die Wartezeit bis zur Ankunft der Implantierten mit der Suche nach weiteren, hoffentlich hilfreicheren Informationen bezüglich des Verschwindens seiner beiden Artgenossen zu überbrücken. Er schloß alle Datenströme und überlegte einen Moment lang. Dann wies er das Schiff an, ihm sämtliche Portalereignisse in Syth’ens Laborgebäude ab dem Morgen vor Sa’rhas Verschwinden bis jetzt zeitgleich über den selben Datenstrom zu zeigen. Kurz darauf war er auf eben diesen konzentriert. Für ein Geschöpf mit der oberflächlichen Wahrnehmung und unzulänglichen mentalen Leistungsfähigkeit eines Menschen hätten die Aufzeichnungen nichts Besonderes hergegeben, für ihn als Taelon allerdings ... Etwas war seltsam, und etwas fehlte. Beides waren Winzigkeiten, aber ... Fe’ar weitete seine energetische Wahrnehmung maximal. ‚Freiwillige’ und Taelon hatten das Portal benutzt, es hatte Aufruhr darum gegeben bei dem, was zum Verschwinden Sa’rhas geführt hatte, seine Bedienkonsole war beschädigt und repariert worden, eine ‚Freiwillige’ hatte eine Gefangene damit her transportiert ... Eine Gefangene, die geraume Zeit später im Gewahrsam eines Taelon durch eben dieses Portal wieder verschwunden war. Eines Taelon, der kurz nach deren Verbringung ins Innere des Gebäudes darin aufgetaucht war, und dem etwas fehlte. Eine erkennbare Energiesignatur. Die Aura des jungen Kriegers strahlte für jeden seiner Artgenossen klar die Erregung aus, die er mit einem Mal empfand, aber das war ihm nicht bewußt. Ein Artgenosse ohne persönliche Signatur konnte nur eines bedeuten ... Kurz nach dem undefinierten Taelon mit der Gefangenen benutzte die ‚Freiwillige’ das Portal, die Letztere herbeigeschafft hatte, und verließ somit Syth’ens Wirkstätte. Und um einiges später war dann Syth’en selbst daraus verschwunden, aber durch den Haupteingang, so, wie Sa’rha zuvor und mit den gleichen deutlich erkennbaren Anzeichen von – Pesh’tal. Fe’ar wirkte auf den Datenstrom ein und hatte ihn in kürzester Zeit neu geordnet. Darin flimmerten jetzt Standbilder, unter denen laufend die Anzeige der Portalereignisse innerhalb des Labors aktualisiert wurde. Die Einzelaufnahmen zeigten Sa’rha beim Verlassen des Gebäudes, die ‚Freiwillige’ mit der Gefangenen beim Heraustreten aus dem Portal, den Taelon ohne Signatur bei seiner Ankunft, ihn mit der Gefangenen beim Schreiten zwischen die Streben auf ihrem Weg hinaus, die hellhaarige Implantierte, die das Portal nahm und Syth’en beim Hinausstürmen aus seinem Wirkbereich, sichtlich von Krankheit gezeichnet wie sein Untergebener. Das Schiff riß den Angehörigen der Kriegerkaste aus seiner Konzentration mit dem Hinweis darauf, daß die Implantierte, die er wegen der Zeichnung fort geschickt hatte, Einlaß begehrte. Erst jetzt wurde ihm bewußt, wie sehr ihm anzumerken war, was er empfand. Rasch dämpfte er seine Aura zu betonter Gleichgültigkeit und nahm eine Pose ein, die ebenfalls nichts als solche ausdrückte. Dann befahl er dem Schiff, der ‚Freiwilligen’ den Zugang zu seinem Arbeitsbereich zu öffnen. Ohne jede Regung blickte er in dessen Richtung. Der angeblaffte Freiwillige brauchte eine Schrecksekunde, bevor er reagieren konnte, dann wandte er sich hektisch dem Datenstrom, vor dem er saß, zu und suchte nicht minder hektisch nach dem, wonach er gefragt worden war. Kaum hatte er die Informationen aufgerufen, machte er für den Taelon Platz. "Name: Jeanne D'Arc", las dieser. "Alter: 28 - alleinige Erbin einer aus Europa stammenden sehr reichen Familie - Eigentümerin wertvoller Immobilien in San Francisco, New York und Washington, sowie einer in der Bucht von San Francisco liegenen Jacht. - bedeutendes Privatvermögen, zum Großteil in Firmenanteilen - Musicaldarstellerin an verschiedenen kleineren Theatern" Die im folgenden aufgelisteten Details nahm T'than nurmehr mit einem flüchtigen Blick zur Kenntnis. "Was ist diesbezüglich geschehen?", verlangte er statt dessen zu wissen. "Wir überwachen ihre Privatwohnungen mit Freiwilligen vor Ort, die Jacht von hier aus sowie ihre Kontobewegungen", antwortete der Freiwillige. "Bis jetzt hat sich da aber noch nichts getan." "Sie überwachen das alles bloß?", donnerte der Kriegsminister der Taelon den Unglücklichen an und ließ keinen Raum für Zweifel darüber, was er davon hielt. Der Freiwillige wurde prompt ziemlich blass. "Wir hatten keinen weitergehenden Befehl," erklärte er verunsichert, "und diese Frau D'Arc ist eine ziemlich bedeutende Persönlichkeit..." "Sie ist eine Verbündete unserer Feinde! Nichts anderes zählt", zischte T'than ihn an. "Durchsuchen Sie alle Gebäude, die ihr gehören und bringen Sie alles, was sich darin befindet aufs Mutterschiff. Ebenso alles, was ihr sonst gehört, inklusive dieser Jacht. Und verhaften Sie alle Menschen, die irgendwie mit ihr zu tun haben." Dem Freiwilligen klappte der Kiefer herunter, doch T'than hatte sich bereits wieder abgewandt. "Bericht!", verlangte er von dem Freiwilligen, der zuvor mit dem Einsatzleiter im Flat Planet konferiert hatte. "Es hat sich herausgestellt, dass sich ein Team von Freiwilligen in dem Café befand, dass einen gewissen Dyro Estorn überwachen sollte", beeilte sich dieser zu erklären und war verdammt froh, nicht zu diesem Team zu gehören. "Dieser Mann hatte bereits vor einigen Stunden Kontakt mit Mesua Patrey aufgenommen, allerdings ohne, dass deren Aufenthaltsort ermittelt werden konnte. Die Freiwilligen berichten übereinstimmend, dass eine Frau und ein Mann zu diesem Dyro Estorn traten, ihn berührten und kurz darauf verschwunden waren. Die gewonnenen Daten werden noch ausgewertet, aber es lässt sich bereits sagen, dass diese drei Personen gleich darauf in Major Kincaides Wohnung ebenso unerklärlich auftauchten, eine vierte Person zu ihnen stieß und gleich darauf alle zusammen verschwanden. Diese vierte Person war aller Wahrscheinlichkeit nach Mesua Patrey." "Was hat die Spurensicherung ergeben?", fragte T'than ohne sich anmerken zu lassen, dass er sich auf dieses rätselhafte Auftauchen und Verschwinden ebensowenig einen Reim machen konnte, wie der Freiwillige vor ihm. "Noch nichts," musste dieser antworten. "Das Team der Spurensicherung hat eben erst seine Arbeit aufgenommen." "Sie sollen sich beeilen!", herrschte der Kriegsminster den Mann an. "Solche Verzögerungen sind nicht akzeptabel!" Damit wollte er sich wieder abwenden, doch der Freiwillige war so mutig ihn von sich aus anzusprechen. "Ich bitte um Entschuldigung, aber der Einsatzleiter Keon lässt anfragen, ob er nun trotzdem noch alle Menschen in dem Café aufs Mutterschiff bringen lassen soll..." "Selbstverständlich!", lautete die giftige Erwiderung, auch wenn T'than zugeben musste, dass dafür vermutlich keine unbedingte Notwendigkeit bestand. Doch einen einmal gegebenen Befehl würde er nur in Notfällen widerrufen! Für einen Moment herrschte Stille, bevor sich ein weiterer Freiwilliger zusammennahm und einsah, dass ihm ein Schweigen nur noch mehr Probleme bereiten würde. "Dieser Norbert Anton Polmann, von dessen Global aus die letzte Nachricht an Mesua Patrey ging. Er ist nicht identisch mit dem Anrufer, aber das Global ist noch in seiner Wohnung und ein Team beschattet ihn. Was soll ..." "Festnehmen!", unterbrach T'than und befahl damit nichts, was einen der Anwesenden überrascht hätte. "Ich habe Nachricht von den Einsatzleitern, die Sandoval mit Fahndung nach den Personen beauftragt hat, die mit Syth'ens Verschwinden in Verbindung gebracht werden können", traute sich nun noch ein weiterer Freiwilliger Bericht zu erstatten. "Die Befragung der Nachbarn von Rebecca Summers ist bislang ergebnislos, dauert aber noch an. Dieser Theodor Schulman ist wie seine Nachbarin Sylvie Crest nicht angetroffen worden und Shen Cunningham wurde in eine anderes Krankenhaus verlegt. Ob er dort mittlerweile angekommen ist, wissen wir noch nicht." "Die Insassen der jeweiligen Gebäude, sind zu Verhören auf's Mutterschiff zu bringen", befahl T'than, der einsah, dass er in dieser Sache auf keine andere Weise seine Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen konnte. Die Reaktion des Freiwilligen war jedoch etwas überraschend, denn dieser starrte ihn ohne Regung an. "Haben Sie mit diesem Befehl ein Problem?", fragte T'than drohend zurück. "Nein, natürlich nicht. Nur...", der Mann stockte kurz bevor er fortfuhr. "Das eine ist ein Krankenhaus mit Verletzten und Kranken darin..." "Das ist nicht mein Problem!", herrschte T'than den Freiwiligen an. "Schaffen Sie alle aufs Mutterschiff und lassen Sie sie verhören! Verstanden?" T'thans Ton war derart, dass der Freiwillige aufsprang und Haltung annahm. "Ja, Sir!" "Sir?", wiederholte der Taelon drohend und unheilvoll. "Wollen Sie mich beleidigen? Ich bin kein Mann!" Als kurz darauf die Tür zu Sandovals Arbeitsraum hinter T'than zuging, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Die Freiwilligen sahen sich fassungslos an, bevor einer nach dem anderen sich wieder seinem Datenstrom zuwendete, um die erhaltenen Befehle weiterzugeben. Francis Yang hatte in der Zwischenzeit heraus gefunden, dass auch für ihn sein Chef unauffindbar war. Sandoval war und blieb verschwunden. Die Portaldaten behaupteten, er hätte es nie benützt, obwohl die Überwachungssensoren darauf schließen ließen, dass Zo'ors Attaché das Portal betreten hatte. Als dann auch noch alle Versuche fehlschlugen, Sandoval auf einem der weniger offiziellen Wege zu kontaktieren, fiel dessen Yang nur noch eine Lösung ein, die ihm allerdings ganz und gar nicht behagte, bedeutete sie doch ein nicht unerhebliches Risiko für ihn. Nichts desto trotz betrat er wenig später die Brücke. Als er Zo'or dort nicht antraf, wuchs sein Unbehangen noch, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als den Synodenführer mit hoher Prioritätsstufe via Datenstrom zu kontaktieren. Carla trat trotz ihres schlechten Gewissens ohne zu zögern in den Raum. "Ich bringe die beiden Zeichnungen", tat sie kund und hielt das Genannte so in der Hand, dass der Taelon es ihr problemlos abnehmen konnte, wenn er ihr nicht befehlen wollte, es irgendwo abzulegen. "Ferner bitte ich darum, noch zwei weitere Meldungen machen zu dürfen", fügte sie hinzu, um die Zeitverzögerung, bis Fe'ar über alle wichtigen Informationen verfügen würde, mögichst kurz zu halten. Fe'ar nahm der Implantierten die Zeichnungen aus der Hand, ohne einen Blick darauf zu werfen. "Sprechen Sie", befahl er. Etwas unterbrach den Energiestrom. Doch Zo'or stellte schnell fest, dass es sich nicht um die programmierte Abschaltung handelte, sondern um einen Kontaktversuch via Datenstrom. Wie er verärgert feststellen musste, war dieser auch noch mit hoher Prioritätsstufe versehen. So konnte er es nicht einfach ignorieren, was vor allem in der momentanen Situation töricht gewesen wäre. Also schaltete er mit einer knappen Handbewegung den Datenstrom in seinem Quartier ein und erkannte das Gesicht eines Mannes. Dieser Mensch war seinem Beschützer untergeordnet. Warum also kontaktierte ihn Sandoval nicht selbst? Doch in Zeiten, in denen T'than versuchte die Macht an sich zu bringen, war es vielleicht von Vorteil einige seiner Untergebenen auf seiner Seite zu wissen. "Was wollen Sie, Mr. Yang?" fragte er daher ohne angreifenden, aber auch nicht in besonders freundlichem Tonfall. Als der Taelon auf dem Datenstrom erschien, musste sich Francis doch sehr zusammennehmen, dass er trotz der Aufregung ohne Verzögerung eine präzise Meldung formuliert bekam. "Agent Sandoval ist zu einem Einsatz auf der Erde aufgebrochen, aber dort nie angekommen. Er scheint auf dem Weg zum Portal C 4 oder bei dessen Benützung verschwunden zu sein, aber die Portaldaten zeigen keinen Transfer an. Kurz darauf ist Kriegsminister T'than in der Einsatzzentrale erschienen und führt dort jetzt das Kommando." Jetzt konnte Francis nur noch beten, dass die Schlüsse, die er daraus gezogen hatte nicht die falschen waren und die ganze Sache mit Zo'or abgesprochen war. "Ich habe anhand von Aufzeichnungen der Videoüberwachung den Weg der beiden Getarnten zumindest eine gewisse Wegstrecke zurückverfolgen können", beeilte sich Carla zu berichten. "Leider ohne ein exaktes Ergebnis, denn der Weg verliert sich in einem Wohngebiet. Die zweite Meldung erscheint mir daher wichtiger: Ein Freiwilliger der Portalüberwachung hat Auffälligkeiten bei verschiedenen Portalen beobachtet, die sich zu einem großen Teil auf drei Portale in unmittelbarer Nähe der Kämpfe nach dem Überfall auf das Laborgebäude in Washington beziehen. Diese Auffälligkeiten könnten auf eine Nutzung durch getarnte Wesen zurückzuführen sein." "Das sind aufschlußreiche Hinweise", sagte Fe'ar ausdruckslos. "Ich werde die entsprechenden Datenströme zu gegebener Zeit auswerten." Er ließ den Blick für eine Weile auf der 'Implantierten' ruhen und wies sie dann an: "Sie können vorerst gehen und sich Ihren anderweitigen Verpflichtungen widmen. Verbringen Sie die 'Freiwilligen', von denen Sie die Informationen und Zeichnungen bezüglich der getarnten Wesen im Portal erhielten, in sicheren Gewahrsam. Sie halten ab jetzt sich und weitere zu dieser Sache auftauchenden Informationen primär Kriegsminister T'than zur Verfügung und an zweiter Stelle mir.* Die Ungeduld, die ihn bei der Aussicht befiel, sich gleich intensivst mit all dem zu beschäftigen, was die Implantierte ihm da geliefert hatte, ließ er sich nicht anmerken, ebenso wenig wie den Stolz, der ihn bei dem Gedanken daran, all dies hier für T'than tun zu dürfen, erfüllte. "Was?" fragte der Synodenführer scharf. "Wie kann jemand einfach so verschwinden?" Er fragte sich kurz, ob sein Beschützer vielleicht etwas im Schilde führte, doch verwarf diesen Gedanken wieder. Wenn er einfach verschwand, konnte er schließlich nicht agieren. Er hatte die Befehlsgewalt über alle Freiwilligen, was Zo'or zur Zeit auch nicht sehr gut überwachen konnte. Entweder war er also vor T'than geflohen oder war gegen seinen Willen entführt worden. Warum das jemand tun sollte war ihm allerdings schleierhaft. Doch dann fiel es ihm ein. Der Widerstand natürlich! Nicht nur, dass Versuchsobjekte entführt worden waren und irgendwelche seltsamen Wesen sich herumtrieben, jetzt hatten sie auch noch seinen Beschützer entführt! Dass T'than sich bereits mit der Sache befasste, war ein weiterer Schlag, den er aber hatte erwarten müssen. "Haben Sie das Portal genauestens untersucht?" fragte er dann nach. "Ja", erwiderte Francis Yang, der froh war für diesen Fall vorgesorgt zu, "aber auch die Auskunft der Portalüberwachung hat nichts ergeben. Es scheint, als hätte Agent Sandoval das Portal nie benützt, aber die Überwachungssensoren zeigen etwas anderes. Soll ich Ihnen die Daten übermitteln?" "Selbstverständlich", erwiderte Carla ausdruckslos und aktivierte mit ihrem Global die bereits vorbereitete Übertragung der Informationen an den Datenstrom des Taelon. Dann verließ sie wie befohlen den Arbeitsraum Fe'ars und machte sich auf den Rückweg in den Gefangenentrakt. Obwohl ihrer Implantantenmaske nichts anzusehen war, war ihr alles andere als wohl in ihrer Haut. T'than? Carla wusste so viel und so wenig wie die meisten CVI-Träger über die internen Konflikte unter den Taelon, dass man sich aber von T'than und seine Untergebenen fernzuhalten hatte, weil man sonst mit Sandoval - und damit natürlich mit Zo'or - Schwierigkeiten bekam, dass war allgemein bekannt. Nicht alle wussten, woher diese Information stammte, Carla hingegen schon: von Sandoval selbst. Und selbst wenn Carla als Frau und nicht gerade junge und attraktive Italienerin niemals zu dessen engerem Kreis gehören würde, so kannte sie den Attaché doch zumindest so gut, um zu wissen, dass Sandoval wusste auf welches Pferd er zusetzen hatte. Und jetzt war sie also unversehens auf der Gegenseite gelandet! Sie würde nun mehr als vorsichtig agieren müssen, um zumindest eine Chance zu haben, ihre Haut zu retten. Mit derart düsteren Gedanken betrat sie den Gefangenentrakt. Unschwer war zu erkennen, dass eine Razzia in einer Bar stattgefunden hatte, denn ein Trupp von Freiwilligen trieb gerade an die zehn schicke, junge Leute an ihr vorbei. Dessen ungerührt betrat Carla die Zentrale und wurde noch im Eingangsbereich abgefangen. "Kannst du die beiden Freiwilligen im Besprechungsraum wieder freilassen?" Terence McQueen, der Leiter des Gefangenenbereichs des Mutterschiffs und macht auf Carla einen für einen Implantanten reichlich aufgebrachten Eindruck. "Nein", entgegenete Carla, der das nur zustand, weil sie als CVI-Trägerin ihm nur funktional untergeordnet war, "aber ich muss sie sowieso in richtige Zellen verlegen lassen." "Das geht nicht!", erhielt sie prompt zur Antwort. "Die Zellen füllen sich gerade mit an die 80 Besuchern des Flat Planet und gleich darauf kommen noch die Bewohner zweier größerer Mietshäuser sowie die Insassen und das Personal eines ganzen Krankenhauses hinzu." "Wer hat das befohlen?" Carla konnte sie gerade noch davon abhalten, das Wort 'Unsinn' zu gebrauchen. McQueen sah sie düster an. "T'than." "Tun Sie das." wies Zo'or Yang an. Was auch immer der Widerstand neuerdings für neue Verbündete hatte, sie waren offensichtlich nicht zu unterschätzen. Francis nickte nur knapp und einen Augenblick später hatte Zo'or die spärlichen Informationen, die der Freiwillige zu Sandovals mysteriösem Verschwinden hatte zusammentragen können, abrufbar auf seinem Datenstrom. Zo'or nickte auf den Empfang der Daten hin Yang kurz zu und öffnete dann in einem weiteren Datenstrom die Dateien, die er soeben bekommen hatte. Doch kurze Zeit später musste er den Datenstrom schon wieder verärgert schließen. Es gab einfach keine brauchbaren Informationen, die erklärten, wie Sandoval so plötzlich verschwinden konnte. Doch er musste sich nun vornehmlich um die vermissten Taelons kümmern, die wohl Gegenstand der Synodensitzung werden würden. "Gab es in meiner Abwesenheit irgendwelche neuen Erkenntnisse über den Widerstand oder ihre Aktionen?" fragte er. Francis hatte Kontrolle über seine Gesichtzüge. Zum Glück! Fieberhaft suchte er nach einer Antwort. Woher sollte er wissen, was der Taelon noch nicht wusste und wie lange seine Abwesenheit gedauert hatte? Warum rief dieser nicht einfach die Daten ab, sondern fragte ihn? Und warum tat er nichts dagegen, dass T'than die Einsatzzentrale aufmischte? Dahinter musste irgendein raffinierter Gedanke stehen, der so intelligent war, dass er als primitiver Mensch ihn nicht begreifen konnte. Doch dann verstand er plötzlich doch! Natürlich, T'than konnte vielleicht die Daten sperren, die seit seinem Eintreffen eingegangen waren! "Ich bedauere", musste er dann zerknischt erklären, obwohl er eigentlich ziemlich stolz auf sich war, das durchschaut zu haben, "T'than hat mich unmittelbar nach seinem Eintreffen in der Einsatzzentrale mit dem Auftrag weggeschickt, Agent Sandovals Verschwinden zu untersuchen." Zo'or nickte andeutungsweise. Es schien als würde er nun tatsächlich T'than fragen müssen, wenn er irgendetwas wissen wollte. Zumindest musste er nun in die Einsatzzentrale und die leitete gerade T'than. So weit war es also nun schon gekommen, doch musste er einsehen, dass er durch sein Ka'atham viel wertvolle Zeit verloren hatte. Die einzige Möglichkeit sein scheinbares Versagen zu erklären, wäre die anderen Synodenmitglieder darüber zu unterrichten. Doch so weit war es noch nicht gekommen, dass er dies in Betracht zog. "In Ordnung, Mr. Yang." sagte er schließlich, als ihm wieder bewusste wurde, dass der Datenstrom noch immer geöffnet war. "Sollte sich irgendetwas Neues in Bezug auf Agent Sandovals Verschwinden ergeben, informieren Sie mich sofort." "Selbstverständlich, Zo'or!", erwiderte Francis erleichtert darüber, diese Interaktion mit dem Taelon ohne direkten Ärger hinter sich gebracht zu haben, aber auch besorgt, weil er jetzt immer noch nicht sicher wusste, ob er richtig gehandelt hatte. Nun, er hatte jetzt den Befehl des Synodenführers und um zum Guten oder Schlechten, den würde er jetzt auszuführen haben. Einige Ansatzpunkte, wie er Sandoval finden könnte, fielen ihm schon ein, aber erst noch musste er abwarten, bis der Taelon die Datenstromverbindung geschlossen hatte. Zo'or neigte leicht den Kopf, bevor er mit einer kurzen Handbewegung das Gespräch beendete. Sandoval war also ebenso dem Widerstand zum Opfer gefallen wie auch schon zwei Taelons zuvor. Der Synodenführer lehnte sich wieder ein wenig in seinem Stuhl zurück, aktievierte jedoch den Energiestrom nicht. Er musste sich schließlich darum kümmern, dass er wenigstens informiert war, wenn die Versammlung der Synode begann. Doch T'than wäre sicher alles andere als erfreut, wenn er ihn in der Einsatzzentrale antreffen würde und obwohl er selbst auch ein weiteres Treffen mit dem Kriegsminister gerne vermieden hätte, blieb ihm doch keine andere Wahl. Langsam erhob er sich also und schritt aus seinem Quartier hinaus in Richtung der Einsatzzentrale. Fe’ar hatte sich, nachdem die Implantierte den Raum verlassen hatte, zunächst einmal ausführlich mit den Zeichnungen beschäftigt. An der Darstellung der Verletzung, die einem der Fremdwesen zugefügt worden war, machte ihn nicht das geschwärzte Gewebe stutzig – das war bei stofflichen Wesen normal, da die Treffer von Energiewaffen, die nicht auf Lähmung oder Desintegration eingestellt waren, Brandwunden verursachten. Die Entladung, die diese hier geschaffen hatte, mußte aus nächster Nähe erfolgt sein. Aber was hatte es mit dem Blau darin auf sich? Das sah ja beinahe aus wie ... Wie Energiebahnen? Traf die Ladung einer Waffe wie der hier verwendeten einen Taelon, so wies dieser selbstverständlich anschließend keine Verkohlungen auf. Was hatte sich in dem fernen Portal abgespielt? Das so exakt und detailliert dargestellte Fremdwesen, das der ‚Freiwillige’ Connel gesehen zu haben glaubte, sorgte dafür, daß in dem Taelon eine leise, unbestimmte Furcht aufkam. Diese grobe, wulstige Zeichnung, die das Gesicht und den eindeutig unbekleideten Körper des Geschöpfes überzog ... Das war nicht ... Sie war selbst für den Feind zu stark ausgeprägt. Zu – atavistisch. Aber für einen der unaussprechlich primitiven Vorfahren der Seinen stimmten die Proportionen des Wesens nicht. Es war zu klein, und die Muskulatur war anders verteilt als bei einem solchen. Die Beine waren zu kräftig, Hände und Füße zu groß, Finger und Zehen zu breit und zu sehr klauenartig. Und die Hautfarbe war rot, mit gutem Willen gerade noch rotbraun zu nennen. Die Furcht, die Fe’ar empfand, verwandelte sich in Abscheu. Jetzt war es um so wichtiger, daß er dieses Vorkommnis höchstpersönlich aufklärte. Er trat an eine der Wände seines Arbeitsbereiches heran und befahl dem Schiff, die Zeichnungen in sich aufzunehmen und nur auf seine, T’thans oder Tha’hans Energiesignatur hin wieder heraus zu geben. Anschließend sicherte er sämtliche Datenströme, mit denen er gearbeitet hatte, mit seiner persönlichen solchen und schloß sie. Er sah sich sehr gründlich um. Nichts deutete auf das hin, womit er sich beschäftigt hatte, seit der Kriegsminister ihn erstmals ins Vertrauen gezogen hatte. Das jüngste Mitglied der Kriegerkaste glättete seine Ausstrahlung und gab ihr Tha’hans typische unterkühlte Note. Dann verließ er seinen Arbeitsbereich, um Ma’at einen Besuch abzustatten. Zo'or betrat schließlich die Einsatzzentrale. Die Freiwilligen hier schienen sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt zu sein. Zo'or konnte sich den Grund dafür denken. T'than war hier gewesen und dieser war nicht gerade dafür bekannt, dass er besonders rücksichtsvoll mit Menschen umging. Der Kriegsminister selbst war gerade nicht zu sehen und so wandte sich der Taelon dem höchstrangigen Freiwilligen zu. "Mir ist bekannt, dass T'than in meiner Abwesenheit diese Zentrale befehligt hat." bemerkte er als mache ihm das nichts aus. "Was hat er Sie angeordnet zu tun?" Zo'or hatte sofort die volle Aufmerksamkeit der Freiwilligen und jener, den er angesprochen hatte, sprang umgehend auf, um in einer angemessenen Haltung Meldung zu machen. "Wir wurden angewiesen, umfangreiche Verhaftungen im Umfeld von Jeanne D'Arc vorzunehmen, zwei Festnahmen im Zusammenhang mit Mesua Patrey wurden befohlen und..." "Warum fragst du mich nicht einfach selbst, Zo'or?", wurde der Freiwillige durch T'thans schneidende Stimme unterbrochen. "Weil ich dich hier nicht finden konnte." erwiderte Zo'or ebenfalls akustisch, so dass es auch die Freiwilligen verstehen konnten. Er hatte sehr wohl damit gerechnet, dass T'than bald wieder hier auftauchen würde, jedoch dessen Kommen nicht bemerkt. Das hatte er allerdings auch nicht erwartet, da er seine Energiereserven aufsparen musste, was seine energetischen Sinne etwas einschränkte. Jetzt drehte er sich jedoch zu dem Kriegsminister um, wobei es ihm gelang seine Ausstrahlung neutral zu halten. T'than sah den Synodenführer an und glaubte ihm kein Wort. "Nun, hier bin ich!", erwiderte er nichts desto trotz ohne sich die Mühe zu machen, auch nur einen Millimeter näher zu kommen. Und auch seine Ausstrahlung signalisierte harte Unnachgiebigkeit. Zo'or machte ebenfalls keine Anstalten näher zu dem Kriegsminister heran zu treten. "Nun, dann kannst du mir vielleicht erklären aus welchem Grund du diese Verhaftungen angeordnet hast. Sie scheinen mir recht umfangreich zu sein." bemerkte er mit einer fließenden Bewegung seiner Hand. T'than legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und stolzierte nun doch näher auf den Synodenführer zu. *Ich erkläre dir gerne, warum ich diese Verhaftungen angeordnet habe*, meinte er mit spöttischer Miene. *Es geht darum, mehr über unsere Feinde herauszufinden, um sie eliminieren zu können. Ich weiß, deine Taktik ist es gar nichts zu tun, aber - mit Verlaub - das ist wenig erfolgversprechend.* *Und was hast du bis jetzt über den Feind herausgefunden?* überging Zo'or die letzte Bemerkung T'thans. Er durfte sich jetzt nicht von dessen Spöttereien aus der Ruhe bringen lassen. *Wie dir vermutlich bekannt ist, wurde mein Beschützer mithilfe eines Portals entführt. Zweifellos wird der Widerstand versuchen an Informationen zu gelangen.* gab er dann bekannt. Es war sich nicht ganz sicher, ob es klug war T'than dies zu sagen. Jedoch musste er diesem zeigen, dass er in Anbetracht der Macht, über die der Feind zu verfügen schien, nicht versagt hatte. Momentan sah es um seinen Posten nicht besonders gut aus. Das musste Zo'or zugeben. Zu viel Zeit hatte er investieren müssen, um die Folgen seines Ka'atham unter Kontrolle halten zu können, so dass er wenig Zeit gehabt hatte sich um die prekäre Situation zu kümmern. Als Fe’ar in Ma’ats Bereich auftauchte und der leitende Materialverwalter ihm seine Aufmerksamkeit zuwandte, hatte er alle Mühe, seine neutrale Ausstrahlung und wohlgeübte Regungslosigkeit beizubehalten. Zu deutlich war dem anderen Taelon anzumerken, was sein Artgenosse in ihm auslöste. Es gelang dem jüngsten Mitglied der Kriegerkaste dennoch, vollkommen ruhig vorzubringen, was er wünschte – ein Einsiegelungsbehältnis für gegebenenfalls kontaminierte Bioproben und das notwendige Werkzeug, diese zu sammeln. *Wozu brauchst Du das?*, wollte Ma’at mißtrauisch wissen. *Ich bin im Auftrag T’thans mit der Auswertung vergangener Schlachten befaßt*, gab der junge Krieger die Antwort, die er sich zuvor sorgsam zurechtgelegt hatte. *In diesem Rahmen muß ich einige Daten validieren.* Er hatte das unangenehme Gefühl, genau zu wissen, was der Verwalter gerade dachte. ‚Fünf Kampfschiffe und zwanzig Shuttles mit voller Implantierten-Besatzung hat uns dieser Inkompetente gekostet – man sollte ihm nichts mehr anvertrauen, gar nichts mehr …’ *Im Auftrag T’thans …* wiederholte Ma’at, und die Geste, mit der er das untermalte, drückte die Resignation aus, die er empfand. Resignation darüber, daß er Fe’ar nicht einfach seines Bereiches verweisen konnte. Er mußte diesem unseligen Taelon tatsächlich das Verlangte heraus geben – und würde beide Utensilien wohl nie wieder sehen. Fe’ar würde einen Weg finden, sie zu zerstören – dessen war er sich sicher. Im Gegensatz zu dem beherrschten Krieger machte er aus dem, was er empfand, keinen Hehl. Seine Farben waren stumpf und seine Ausstrahlung ablehnend, als er mit Werkzeug und Behältnis zu Fe’ar zurück kehrte und ihm beides wortlos überreichte. Dieser nahm das Gewünschte entgegen und wandte sich, ebenfalls ohne ein Wort, ab. Kurz darauf war er unterwegs zum nächstliegenden Portal. *Dank deiner Untätigkeit dürfte der Widerstand da nichts sehr erfolgreich sein*, höhnte der Kriegsminister und überging damit seinerseits Zo'ors Frage. Er hatte nicht im mindesten vor, für diesem unfähigen möchtegern Synodenführer den Informationsdienst zu spielen. *So gesehen ist deine Taktik doch ein voller Erfolg. Möchtest du sie nicht ein wenig vertiefen und dich wieder zurück in dein Quartier begeben? Ich könnte dann hier in Ruhe die Arbeit erledigen und du deine letzten Minuten als Führer der Synode genießen.* Mit’gai hatte seinen Arbeitsbereich sorgsam ein weiteres Mal in Ordnung gebracht und stellte fest, dass bis zur anberaumten Synodensitzung noch ausreichend Zeit war, um einer weiteren Aufgabe nachzugehen. Routiniert wies er das Schiff an, dass er in der nächsten Stunde von nichts und niemandem, gleich welcher Priorität, gestört werden wollte und sich in einen äußerst abgeschiedenen und den Freiwilligen nicht bekannten Bereich der medizinischen Station zurückziehen würde, zu dem niemand, außer ihm, während der kommenden Stunde Zugang gewährt werden sollte. Anschließend begab er sich zu eben jenem Bereich, wo er die Daten der verschiedenen Proben, die er heute untersucht hatte und die er sich ein weiteres Mal hatte ansehen wollen aufrief. Er holte flink eine mobile Speichereinheit hervor und übertrug die Daten darauf und verwischte anschließend die Spuren dieser Aktion, statt dessen ließ er es so aussehen, als hätte er sich eine Weile mit diesen Daten auseinandergesetzt und Vergleichsdaten in den älteren Daten des Mutterschiffes gesucht. Anschließend aktivierte er den Signaturverzerrer, den er verborgen bei sich trug. Er trat an eine Stehle der Schiffswand und öffnete mit einer knappen Geste einen verborgenen Zugang, der ihn auf ein paar Umwegen in die Tiefen des Schiffes führen würde. Er sorgte dafür, dass sich der Durchgang hinter ihm wieder schloss und nichts auf seine Existenz hinwies. Eilig bewegte er sich nun unsichtbar durch die verborgenen Gänge und blickte sich wachsam um. Schließlich erreichte er ein Portal, das nur noch Einzelnen überhaupt bekannt war, weitete das Feld seines Signaturverzerrers, so dass sein Transport unbemerkt blieb. Sorgsam gab er die Koordinaten seines Ziels ein und sorgte dafür, dass der Transport anschließend aus den Speichern gelöscht wurde. Wenig später war er im Zielportal und deaktivierte den Signaturverzerrer. An dem Portal, das die Implantierten, wohl, um ihren beschränkten Sinnen die Orientierung in der hochkomplexen Umgebung, die das Mutterschiff darstellte, zu erleichtern, mit der Bezeichnung ‚C 4’ versehen hatten, zögerte Fe’ar einen Augenblick. Eigentlich sollte der Eingabe seines Ziels sofort der Löschbefehl für dessen Koordinaten sowie des stattgehabten Transportes folgen, zum einen, weil T’than die Verschwiegenheit seines Untergeordneten über dessen Sonderauftrag befohlen hatte, zum anderen aber auch, um zu vermeiden, daß irgendwelche Ehrgeizlinge seinen Spuren folgten und es womöglich schafften, seinen, Fe’ars, Ruhm zu schmälern, den er sich mit seiner riskanten Aktion zu erwerben gedachte. Andererseits brauchte er aber einen unanfechtbaren Beweis, daß er tatsächlich dieses uralte Portal persönlich aufgesucht hatte, um die undurchsichtigen Begebenheiten, die sich dort abgespielt hatten, zum Wohle der Seinen aufzuklären … Schließlich kam ihm die Idee, zusätzlich zu dem Biomaterial, das die beiden Fremdwesen, die da jemanden verschleppt zu haben schienen, zwangsläufig hinterlassen haben mußten, Proben vom Gewebe der Station selbst, die das Portal beherbergte, zu nehmen und mitzuliefern – einen besseren Beweis konnte es kaum geben, und niemand käme ihm vorzeitig auf die Schliche … So programmierte er denn die Koordinaten des Tores in der längst verlassenen Asteroidenstation und anschließend deren Löschung und die der Tatsache, daß er seine Reise von hier aus angetreten hatte, und begab sich zwischen die Streben. In dem Moment, in dem diese aufleuchteten, packte den Taelon das, was er die ganze Zeit über heroisch von sich weg geschoben hatte – die blanke Angst. Was, wenn die alte Station sich als raffinierte Falle entpuppte und er sich gleich umringt von Feinden wiederfand, die ihre glühenden Handflächen oder noch Schlimmeres auf ihn gerichtet hielten? Die Interdimension erfaßte einen Taelon mit hektisch flackernden Energiebahnen und setzte ihn in dem gedämpften Licht und dem leisen Flüstern der Funktionsgeräusche des uralten Geschöpfes ab, das die Station verkörperte. Als das Portal erloschen war, spürte Fe’ar mit allen Sinnen um sich und stellte erst einmal voller Erleichterung fest, daß sich niemand hier befand außer ihm. T'than, der eine sehr genaue Vorstellung davon hatte, wer hier das Sagen hatte, ließ Zo'or keine Zeit zum reagieren. "Die beiden sollen separiert und in den Bereich der Kriegerkaste gebracht werden!", bestimmte er und sah dann Zo'or herausfordernd an, denn er war schon mehr als ärgerlich darüber, dass dieser in ihrer Auseinandersetzung eben das letzte Wort behalten hatte. - Natürlich nur, weil sie durch diese Meldung unterbrochen worden waren! Fe'ar, jetzt nur noch Mut, Entschlossenheit und somit durch und durch Krieger, trat aus dem Portal heraus. *Station, Befehl*, sandte er dem primitiven Geschöpf, das ihn umgab. Daß als Antwort nur ein schwaches Aufleuchten des Gewebes, das den Portalraum bildete, kam, verriet für die Wahrnehmung des Taelon deutlich das Alter des aufgegebenen Stützpunktes. Darüber nachzudenken, warum dieser aufgegeben worden war, hielt augenblicklich nur auf. *Isoliere alles, was augenblicklich im Portalbereich nicht Du, Taelon oder taelon-unterworfene Spezies ist*, wies er die Station an. Kurz wurden die Energiebahnen des Synodenführers sichtbar, bevor er seine Fassade wieder vollends wiederhergestellt hatte. T'than glaubte also tatsächlich noch immer, dass er hier das Kommando führte und hatte ihm hier abermals einen entscheidenden Schlag verpasst. Zo'or machte keine Anstalten die Anweisungen des Kriegsministers zu widerrufen. Diese Uneinigkeit unter ihnen durfte den Menschen nicht zu durchschaubar werden. Sie sollten nicht glauben, dass er dabei was seine Macht zu verlieren und so neigte er an den Freiwilligen gewandt nur zustimmend den Kopf. Er selbst hätte außerdem sowieso nicht gewusst, um was es sich eigentlich handelte. Doch es gab schließlich jemanden, der es wusste und den er danach fragen konnte, ohne dass die Freiwilligen das mitbekamen. *T'than, ich nehme an du kannst mir erklären welche Individuen es waren, die du gerade in den Bereich deiner Kaste hast bringen lassen?* *Diese beiden Individuen werden mich zu dieser Jeanne D'Arc führen!*, verkündete T'than und war sich nun sicher, von Zo'or keine Gegenwehr mehr befürchten zu müssen. *Wie du eben so richtig vermerkt hast: ich muss auch die anderen Synodenmitglieder von meinen Fähigkeiten überzeugen! Etwas, worauf du...* T'than wurde abermals unterbrochen, als sich ein anderer Freiwilliger recht aufgeregt von seinem Bildschirm abund den beiden Taelon zuwendete. "Hier treffen ständig Berichte von Freiwilligen aus der Washingtoner Botschaft ein: die Portale reagieren nicht mehr richtig, sie kommen überall raus, nur nicht dort, wo sie hinwollten!" Eugenio Castello hatte den Befehl mit stoischer Miene und einiger Verwunderung aufgenommen. Warum zum Teufel in den Bereich der Kriegerkaste? Warum auf Befehl von T'than? Er war gottfroh nur ein kleiner Freiwilliger zu sein und beschloss sich darüber keine Gedanken zu machen. Als das Shuttle schließlich im Hangar des Mutterschiffes aufsetzt und der Pilot den virtuellen Schutzschild deaktivierte, sprang er heraus. "Ihr kommt mit und führt die Gefangenen", wies er vier seiner Leute an, "der Rest meldet sich in der Bereitschaftszentrale zurück!" Damit wurden Carsu und Norbert von den ausgewählten und deshalb nicht sehr gutgelaunten Freiwilligen wieder aus dem Fluggefährt gezerrt. "Was soll das heißen?" wandte sich Zo'or nun an den Freiwilligen. Dann neigte er leicht den Kopf, als ihm klar wurde, dass dies wieder eine Tat des Widerstands sein musste. Doch handelte es sich hier nur um 'normale' Sabotage oder war den Portalen eine Art Virus zugeführt worden, wie es schon einmal mit Systemen der Taelons geschehen war? "Handelt es sich wirklich nur um die Botschaft?" fragte der Synodenführer. "Verhindern Sie in jedem Falle, dass weiterhin Portale in diesem Bereich benutzt werden." Er drehte den Kopf zu T'than, der mit Sicherheit nicht einfach nur neben ihm stehen bleiben würde. Doch auf was musste er sich dieses Mal wohl gefasst machen? "Die Portalaufsicht meldet keine weiteren Störungen und hat schon Anweisung rausgegeben, dass niemand mehr die Botschaftsportale anwählen soll, aber..." Der Freiwillige zuckte hilflos mit den Schultern, schließlich konnte man ja nicht verhindern, dass es trotzdem jemand tat. Weiter wäre er mit einer Antwort, aber sowieso nicht gekommen, denn dann meldete sich die Sicherheitszentrale der Botschaft. "Die Portale in der Botschaft sind nun bewacht und wir führen eine technische Untersuchung durch", bekam er zu hören. "Wir melden uns, wenn wir weiter Informationen haben oder Hilfe benötigen." *Da'an reagiert nicht*, stellte T'than fest, der in der Zwischenzeit einen Datenstrom geöffnet hatte. *Und die Botschaft gibt keine Auskunft über seinen Aufenthaltsort, weder positiv noch negativ.* "Verlangen Sie den momentan ranghöchsten Menschen in der Botschaften zu sprechen!", befahl er dem Freiwilligen. "Und lassen Sie sich nicht wieder mit Ausflüchten abspeisen!" Was war denn das? Weshalb reagierte Da'an nicht? War die Kommunikation etwa auch ausgefallen? Zuvor hatten sie zwar schon einmal einen Computervirus des Widerstands mit Leichtigkeit aufhalten können, doch Zo'or glaubte nicht daran, dass es dieses Mal genauso einfach werden würde. Das hatten allein schon die Aktionen gezeigt, die der Widerstand kürzlich durchgeführt hatte. Zwei Taelons waren urplötzlich aus dem Gemeinwesen verschwunden und sein Beschützer mittels Portal entführt worden. Und es gab keinerlei Hinweise darauf, wie das vor sich gegangen war. Der Synodenführer wandte seine Aufmerksamkeit nun wieder dem Freiwilligen zu, der sich daran machte jemanden von der Botschaft zu erreichen. Irma Shepherd, momentan sehr zu ihrem Leidwesen ranghöchste Freiwillige in der Washingtoner Botschaft, hielt sich nicht damit auf, ihren Namen zu nennen, schließlich kannte die Computerspezialistin sie. "Die Portale in der Botschaft spielen verrückt und auch an einige Sicherheitsprotokolle komm ich nicht mehr ran", erklärte sie hastig. "Wir brauchen Sie hier sofort, sonst hetzt uns Sandoval seine eigenen Techniker auf den Hals!" Gleichzeitig sah sie, dass die Einsatzzentrale auf dem Mutterschiff offenbar nicht vorhatte so schnell Ruhe zu geben. Es hob ihre Stimmung nicht und sie konnte sich nur insgeheim aber da heftig fluchend fragen, wo Da'an und Kincaid steckten. "Freiwillige Sheperd spricht gerade", bekam der derweil die Einsatzzentrale zu hören. "Sie meldet sich, sobald sie das Gespräch..." "Nein!", donnerte der Freiwillige mit den zwei Taelon im Nacken sehr effektvoll dazwischen. "Sie verbinden mich sofort mit ihr! Befehl von..." Das Donnern fiel zu einem Wispern zusammen. Wen sollte er jetzt nennen? Den Synodenführer? Oder T'than, der den Befühl tatsächlich gegeben hatte. Oder alle beide? Aber wen dann zuerst? Er brauchte keine Entscheidung mehr zu treffen, denn T'than übernahm die Verbindung auf seinen Datenstrom. "Befehl von mir", ließ er den Freiwilligen wissen und sendete ihm gleich mal zur Sicherheit die Basisdaten über seine Person. *Zo'or, steh nicht dumm rum, sondern versuch Da'an zu erreichen!*, sendete er gleichzeitig ungeduldig dem Synodenführer, dessen Untätigkeit ihn jedoch so langsam zu irritieren begann. Widerwillig drehte sich Zo'or um und öffnete einen Datenstrom. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass T'than ihn einfach so herumkommandierte, doch jetzt einen Streit anzuzetteln, anstatt sich um die aktuelle Situation zu kümmern, hätte man kaum anders als inkompetent bezeichnen können und das war ihm nun schon zur Genüge vorgeworfen worden. Doch wie er eigentlich nicht anders erwartet hatte, reagierte Da'an nicht auf seine Kontaktversuche. *Er ist noch immer nicht erreichbar.* ließ er T'than wissen. Der Synodenführer ließ den Datenstrom weiterhin geöffnet, auch wenn ihm das nicht sehr sinnvoll erschien. Sie brauchten jetzt vor allem einen Bericht von jemandem in der Botschaft, der ihnen hoffentlich würde sagen können, wo Da'an abgeblieben war. "Wer hat denn jetzt das Kommando über die Botschaft?" fragte er dazwischen, wobei Ungeduld sich in seiner Aura zeigte. Irma atmete erleichtert auf. Wenigstens konnte sie jetzt Sandoval mit einer kompetenten Technikerin kontern. Ihre Erleichterung währte genau so lange, bis ihr ihr Kollege sehr nachdrücklich bedeutete, die Verbindung zur Einsatzzentrale anzunehmen. Sie erschrak ernsthaft als ihr ihr Blick auf die Anzeige sagte, dass sie es nicht wie erwartet mit Sandoval sondern mit T'than, Kriegsminister zu tun hatte. Was zum Teufel ging da oben vor? Und vor allem: Wo war Da'an? "Ja, Sir?", meldete sie sich mit klopfendem Herzen, aber unbewegter Miene. Ein kühler Blick traf sie und Irma wusste noch besser als zuvor, dass sie in Schwierigkeiten steckte. "Wo ist Da'an?" Die Freiwillige zögerte. "Ich weiß es nicht", gestand sie dann. "Letzter bekannter Aufenthaltsort zu welchem Zeitpunkt?" "Vor zwei Stunden hier in der Botschaft", lautete Irmas Antwort. "Genauer kann ich es nicht sagen, da ich mich auf meine Erinnerung verlassen muss. Das entsprechende Protokoll des Botschaftsgebäudes lässt sich nicht öffnen." "Verstehe." T'than nahm sie fest ins Visier. "Sie unternehmen jetzt exakt gar nichts, außer das Botschaftsgebäude und insbesondere die Portale zu bewachen. Keinerlei Eingriffe in technische Einrichtungen! Solange Da'an nicht anwesend ist, unterliegt die Angelegenheit mit Zustimmung des Führers der Synode meiner Kompetenz und Sie sind ausschließlich mir weisungsgebunden! Habe ich mich unmissverständlich ausgedrückt?" Irma zögerte wieder kurz, aber was hatte sie für eine Wahl? "Selbstverständlich!" "Gut. Ich schicke Ihnen einen Techniker!" Kurz darauf war der Kriegsminster der Taelon von ihrem Bildschirm verschwunden und die Freiwillige konnte nur noch mit unglücklich dreinschauen. Kincaid brauchte sie jetzt gar nicht mehr versuchen zu erreichen, denn den hatte T'than gerade aus der Hierarchie gekickt. In der Einsatzzentrale wandte sich T'than zu Zo'or um. "Irgendwelche Einwände?" Nun endlich betrat Mehan die Botschaft und begab sich umgehend zur höchstrangigen Freiwilligen. "Was ist bisher bekannt?" fragte sie. "Die Portale spielen verrückt und schicken die Leute sonst wohin und ein Teil der Sicherheitsprotokolle ist nicht mehr zugänglich", antwortete Irma mit einem resignierten Schulterzucken. "Aber ich kann Sie jetzt nicht ranlassen. T'than hat das Kommando, offenbar mit Zustimmung von Zo'or. Sein eben gegebener direkter Befehl: Ich darf niemanden an die Technik lassen!" Mehan biss sich auf die Lippen. "T'than!" brummte sie: "Das hat uns noch gefehlt! Wie war sein wörtlicher Befehl?" In Gedanken spielte sie verschiedene Szenarien durch. Könnte sie Sandoval oder Zo'or kontaktieren und auf ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten pochen? Könnte sie mit dem von T'than zwangsläufig geschickten Techniker zusammenarbeiten und ihn dann bei seiner Unfähigkeit, das System ohne Interface für Menschen zu bedienen, packen? Oder womöglich liess T'thans Befehl etwas mehr Spielraum als er beabsichtigt hatte? "'Keinerlei Eingriffe in technische Einrichtungen'", zitierte Irma den Befehl, die sehr gut verstand, worauf die Technikerin hinauswollte. "Ich kann das jetzt so interpretieren, dass Sie sich die Sache anschauen, aber nichts unternehmen dürfen. Aber dabei kritisiere ich Kopf und Kragen! Und ich weiß nicht, was Da'an wollen würde..." Mehan knabberte weiter auf ihrer Lippe herum. "Sie haben mich hergebeten!" stellte sie dann fest: "Nehmen wir an, ich wäre nicht sofort hierhergekommen, sondern zuerst bei der zentralen Schnittstelle vorbeispaziert, dann hätte ich mir das ansehen können, bevor Sie mit T'thans Befehl überbingen konnten! Was meinen Sie? Wie risikoreich ist das?" Es gefiel Zo'or nicht besonders, dass T'than sein Einverständnis voraussetzte, doch war jetzt nicht der richtige Augenblick dies anzumerken – noch dazu vor all den Freiwilligen. Auf die Frage des Kriegsministers machte er eine verneinende Geste. *Welchen Techniker wirst du schicken?* fragte er. Er wusste, dass T'than nicht besonders viel Vertrauen in menschliche Fähigkeiten hatte. Es war also nicht ausgeschlossen, dass dieser direkt einen Taelon schickte, ohne vorher einen der menschlichen Techniker das Problem begutachten zu lassen. Irma sah unglücklich drein. "Sie bringen mich in Teufels Küche", stellte sie fest, aber der Gedanke, dass sie Da'an schaden könnte, wenn sie die Botschaft einfach so seinen Konkurrenten in der Synode überließ, wog schwerer. "Gehen Sie! - Aber hinterlassen Sie möglichst keine Spuren!" Mehan nickte knapp und rannte los. Schliesslich stand sie vor der zentralen Schnittstelle und bewegte ihre Hände in die Anzeige. Zunächst fragte sie die aktiven Programme ab, dabei war nichts Ungewöhnliches zu bemerken. Um mehr herauszufinden müsste sie sich schon die Programme selbst vornehmen. Das allerdings war ihr nicht vergönnt, die Schriftzeichen vor ihr machten deutlich, dass sie nicht die Berechtigung hatte, die Anweisungslisten oder Ressourcen der Prozesse abzufragen. Ihr letzter Blick führte sie zur Datenbank, die nahezu völlig statisch war. Es gab keinen einzigen Datensatz, der nach Da'ans Abreise angelegt worden war. Und ob Datensätze abgefragt wurden ... nun, dafür bräuchte sie den Zugang auf die Prozessdaten. Mehan schloss die zentrale Schnittstelle und eilte zurück zur Freiwilligen. Länger als fünf Minuten hatte sie mit Sicherheit nicht gebraucht, eher war sie schneller gewesen. "Ich glaube, Sie brauchen gar nicht zu sagen, dass ich dort war!" murmelte Mehan. Erleichtert, aber auch irritiert sah Irma die Implantantin an. "Sie meinen das Gebäude zeichnet gerade gar nicht auf, was in ihm vor sich geht?" T'than überlegte kurz. Am liebsten hätte er einen Techniker benannt, der seinem Kommando unterstellt war, doch hier kam es nicht auf Manipulation und Geheimhaltung an, sondern darauf, dass der Synode Ergebnisse präsentiert werden konnten. Ganz davon abgesehen hielt er es für besser, Zo'or nicht reizen, wo es nicht sein musste. Sein Konkurrent verhielt sich merkwürdig - und das verunsicherte ihn mehr als offene Gegenwehr... *Bo'at*, benannte der Kriegsminster daher einen Taelon, der sich bislang durch strikte Neutralität und Sachlichkeit ausgezeichnet hatte und daher eine gegenüber der Synode völlig unkritisierbare Wahl war. *Er ist der fähigste Techniker, wenn es um unsere Gebäude und Schiffe geht!* Mit einem gezielten Impuls wies er das Mutterschiff dazu an, eine Verbindung mit Bo'at herzustellen. "Scannen Sie das Sonnensystem nach Da'ans Energiesignatur!", befahl er gleichzeitig den Freiwilligen. Er hätte das auch selbst übernehmen können, aber er wollte die Menschen hier so oft es ging daran erinnern, wer hier die Befehle gab. Tatsächlich machten sie sich dieses Mal an die Arbeit, ohne vorher Zo'or fragend anzusehen. Zo'or neigte zustimmend seinen Kopf. Bo'at war eine eher neutrale Wahl, dafür aber wirklich sehr kompetent auf seinem Gebiet. *Eine gute Entscheidung.* ließ der Synodenführer T'than wissen. Nun musste er warten, ob der von dem Kriegsminister angeordnete Scan zu einem Ergebnis kam. War es möglich, dass mit Da'an nun das gleiche geschah wie mit Sa'rha und Syth'en? Da'an war noch im Gemeinwesen spürbar, aber von Syth'en hatte er auch zunächst erst nur verwirrende Signal aufgefangen, bevor dieser verschwunden war. Doch der Verlust Da'ans würde nichts Gutes verheißen. Der Botschafter war der Einzige, der ihn noch hätte unterstützen können. Sicherlich gab es auch noch neutrale Mitglieder der Synode, die sich nicht bereits gegen ihn gestellt hatten, jedoch diese für sich zu gewinnen, würde wohl ein schwieriges Unterfangen bedeuten. An mehreren Stellen innerhalb des Portalbereiches begann es zu schimmern – das uralte Gebäude zeigte Fe’ar auf diese Weise, wo sich befand, was er ihm zu finden befohlen hatte. Was außerhalb der Streben schwach leuchtete, führte aus dem Raum heraus. Der Taelon machte sich mit Sammelwerkzeug und Isolierbehältnis an die Arbeit und hatte eine Zeit später von jeder der markierten Stellen bis hin zum Ausgang aus der Portalstation Proben genommen. Damit kehrte er in den eigentlichen Torraum zurück. Auch dessen Gewebe entnahm er eine Probe. Dann gab er der Bedienkonsole die Koordinaten des Portals, durch das er das Mutterschiff verlassen hatte, und den Befehl, ihn wieder dorthin zurück zu bringen, ein und stellte sich zwischen die Streben. Kurz darauf stürmte er durch das Mutterschiff, auf dem Weg zur medizinischen Station. Was er mitgebracht hatte, mußte Mit’gai sofort persönlich mit aller gebotenen Gründlichkeit untersuchen. Irma nickte bestätigend. "Haben Sie etwas herausgefunden?", fragte sie ebenso leise zurück, auch wenn ihr ihr Verstand sagte, dass sie so nicht verhindern konnte, dass ihr Gespräch aufgezeichnet wurde. "Wissen Sie, wo Da'an ist?" "Ich komme nicht auf die Prozessdaten zu und die Prozessliste selbst ist völlig normal!" murmelte Mehan: "Die Datenbank ist aber schwer gestutzt, es sind keinerlei Portaldaten mehr vorhanden und viele private Daten sind gelöscht! Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nur eine Fehlfunktion sein soll!" Sie biss sich auf die Lippen und erinnerte sich an Tho'rhas Aufbruch. Sie war ein Taelon gewesen. Hatte sie die Absicht, diesem das unterzuschieben? Schliesslich war sie im Gegensatz zu Sanahi nicht getarnt gewesen. "Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand die Botschaft sabotiert!" knurrte Mehan. Irma öffnete den Mund, um etwas zu antworten - und klappte ihn dann wieder zu. Gelöschte private Dateien? Verschwundene Portaldaten? Keine Fehlfunktion? Die Assoziation, die sich ihr dabei unmittelbar aufdrängte passte zu viel, aber nicht zu einem Taelon... Verwirrt schüttelte sie den Kopf. "T'than wollte einen Techniker schicken, ob der dann von Ihnen etwas wissen will oder nicht, hat er nicht gesagt..." Irma sah Megan fragend an. Die Technikerin war CVI-Trägerin und ihr gegenüber daher nicht zur Auskunft verpflichtet - und noch viel weniger konnte sie ihr etwas befehlen. T'than nahm den Gruß des Technikers entgegen, wie es einem Ranghöheren zustand, wusste aber gleichzeitig auch, dass er Bo'at nicht so ohne weiteres etwas befehlen konnte. Er war in einer völlig anderen Hierarchielinie verortet und ob T'than hier tatsächlich im Auftrag der Synode agierte, darüber konnte man leider streiten. - Und Zo'or das Gespräch zu überlassen, das kam überhaupt nicht in Frage. *Wir haben eine beunruhigende Fehlfunktion in Da'ans Botschaft festgestellt,* erklärte er daher dem Techniker einigermaßen freundlich, *und können zudem keinen Kontakt zu Da'an herstellen. Du kannst dir vorstellen, dass es von großer Bedeutung ist, dass jemand mit deinen Fähigkeiten der Sache auf den Grund geht.* Das war nun weder ein Befehl, noch eine Bitte. T'than war der Ansicht, sich geschickt ausgedrückt zu haben. Bo’at entließ sämtliche Gefühle, die T’thans Worte in ihm auslösten, sofort in das Gemeinwesen und antwortete ruhig und neutral: *Ich stimme Dir zu – derartigem Geschehen muß in der Tat auf den Grund gegangen werden. Ich werde mich binnen kürzester Zeit zu diesem Zweck in die Botschaft begeben. Kannst Du mir sagen, worin die Fehlfunktion besteht und was über Da’ans letzten Aufenthaltsort bekannt ist? In diesen Informationen liegen vielleicht erste Hinweise darauf, welche Art von Problem mich erwartet.* *Nach Auskunft einer Implantantin war Da'an vor zwei Stunden noch in seinen Räumen in der Botschaft,* informierte T'than den Techniker knapp. *Mehr lässt sich nicht sagen, denn die Datenbank der Botschaft ist von der Fehlfunktion betroffen, genauso wie der dortige Teil des Portalsystems.* Die Aura des Kriegsminsters machte klar, dass er über weiter Informationen nicht verfügte und darüber nicht eben glücklich war. *In knapp einer irdischen Stunde findet eine Sitzung der Synode statt*, informierte er daher Bo'at. *Bis dahin brauchen wir erste Ergebnisse. Allerdings kann natürlich auch erst dann die Synode die vollständige Kontrolle über die Botschaft übernehmen und sie dir zur Verfügung stellen.* *Bis zum Beginn der Sitzung werden der Synode erste Ergebnisse vorliegen*, ließ Bo’at den Kriegsminister wissen. *Ich habe noch eine Tätigkeit abzuschließen und suche dann sofort die Botschaft auf.* Er verlieh seiner Aura bewußt den Hauch des blaß purpurnen Kräuselns, das Irritation bedeutete. *Die Fehlfunktionen, die Du beschreibst, sind von der Art, die Mitglieder meiner Kaste ungern mit längerer Verzögerung überprüfen.* Für ihn war das Gespräch damit beendet, aber selbstverständlich gebührte es dem Synodenmitglied, dies auch tatsächlich Fakt werden zu lassen. Er, Bo’at, wußte bereits sehr genau, was als nächstes zu tun war. Der Kriegsminister der Taelon bestätigte Bo'ats Ansinnen mit einem kurzen Impuls und beendete dann die Verbindung. Rasch überprüfte er, ob von den Sensoren Da'ans Energiesignatur gemessen werden konnte - was natürlich nicht der Fall war - und schloss dann den Datenstrom. Dann wandte er sich Zo'or zu und prüfte sehr aufmerksam - um nicht zu sagen unverschämt - dessen Aura. Bo’at wartete, bis die Verbindung, die der Kriegsminister hergestellt hatte, beendet war, schaltete den Signaturverzerrer aus und begab sich rasch zu Co’teh und Mit’gai. Die beiden waren eindeutig wegen etwas alarmiert – allerdings kaum aus dem gleichen Grund wie er selbst. Er ließ beider Farben in der eigenen Aura aufschimmern und sendete einen fragenden Impuls. Erschreckt wich Zo'or einen Schritt zurück, worüber er sich jedoch gleich darauf ärgerte. Dass T'than sich ihm auf diese Weise zuwenden würde, um seine Aura zu prüfen, hatte er nicht erwartet. Der Synodenführer ließ den Kriegsminister seine Verärgerung über dessen Vorgehen sehen. *Was tust du da, T'than?* forderte er zu wissen. Vermutlich hatte sein Rivale nun auch aufgefangen, dass er sich noch in einem Zustand der Unsicherheit befand. Er hoffte, dass er den Grund dafür – die Kombination aus den mehrfachen ungewöhnlichen Vorkommnissen und seinem Ka'atham – dadurch nicht preisgegeben hatte. Jedoch konnte er nicht feststellen, dass er seinen Zustand schlechter verborgen hielt, als sonst. T'than setzte seine Musterung von Zo'ors Aura unnachgiebig fort und folgte dem Synodenführer um den Schritt, den er vor ihm zurückgewichen war. *Du verhälst dich ungewöhnlich!*, stellte er fest. *Du bist handlungsunfähig und fügst dich, anstatt Widerstand zu leisten. Ich möchte wissen, was mit dir los ist!* Ohne Vorwarnung und in einer blitzschnellen Beweguung überwand der Kriegsminister die Distanz zu dem jüngeren Taelon und legte ihm die Hand auf die Brust, um einen direkten Kontakt zu dessen Energiesystem herzustellen. Gleichzeitig fing er Zo'or mit der Geschicklichkeit seiner Kaste in einem Kraftfeld, um ihn am ausweichen zu hindern. Erschrecken flackerte in der Aura des Synodenführers auf. Nicht nur das plötzliche physische sowie energetische Festgehaltenwerden erschreckte ihn, sondern vielmehr der Grund für T'thans Handeln. Vermutlich war es töricht gewesen zu glauben T'than würde nicht bemerken, dass sich etwas an ihm verändert hatte. Mit seiner Zurückhaltung hatte er versucht seine Energiereserven zu sparen und seine durch das Ka'atham hervorgerufene Unsicherheit zu verschleiern. Doch er hätte nicht damit rechnen dürfen, dass sein Konkurrent ihn nicht genauestens beobachten würde. *Weshalb? Sorgst du dich etwa um mich?* fragte Zo'or ein wenig spöttisch. Sein inzwischen schon deutlich als niedrig einstufbarer Energielevel musste für den Kriegsminister nun erkennbar sein, vor allem auch weil der Synodenführer sich nun keine Mühe mehr gab diesen zu verbergen. T'than suchte schließlich nach so etwas, jedoch den Grund dafür wollte Zo'or nicht preisgeben. *Du solltest mich jetzt wieder loslassen.* bemerkte er mit deutlicher Ablehnung in seiner Aura. T'than ignorierte Zo'ors Worte und musste feststellen, dass sein erster Verdacht falsch war. Kein Pesh'tal! Also auch kein heldenhafter Auftritt von ihm in der Synode, dahingehend dass er unter Einsatz seines eigenen Lebens - trotz der unmittelbaren Verfügbarkeit von Mit'gai und seinem Heilmittel - einen schlimmen Verdacht bestätigt hatte. Dafür aber eine ganz charakteristische Verschiebung in Zo'ors Energiestruktur, die dazu führte, dass sich der junge Taelon sich ganz anders anfühlte... Sehr unsanft und ruckartig schaffte der Kriegsminister der Taelon wieder Distanz zu dem Führer der Synode. *Du bist im Ka'artham*, stellte er höchst abfällig und mit drohendem Unterton fest. *Gehst du von selbst zu Mit'gai oder soll ich ihn informieren, damit er dich zur Untersuchung einbestellt?* Zo'or sah den Kriegsminister an und kurz wurde seine Fassade durchscheinend. Ausgerechnet sein Konkurrent hatte nun von seinem Zustand und das auch noch auf diese Weise erfahren. Da'an hatte er zumindest vertrauen können, dass er diese Sache für sich behielt, doch bei T'than hatte der Synodenführer dafür wenig Hoffnung. *Ich denke nicht, dass Mit'gai oder irgendein Heiler mir da weiterhelfen könnte.* merkte Zo'or an. Bei ihm lag der Sachverhalt schließlich ein wenig anders und wie auch schon Da'an bemerkt hatte, war es seltsam, dass er überhaupt ins Ka'atham gekommen war. Fe'ar war, nichts und niemanden um sich herum beachtend, in die medizinische Station gestürmt und ungehindert in deren zentralen Bereich vorgedrungen. Er hatte Mit'gai nicht angetroffen. Dessen ihm allein vorbehaltener Bereich hatte ihn höflich, aber unmißverständlich abgewiesen, und es hatte den Krieger sehr viel Beherrschung gekostet, sich seinen Zorn darüber nicht anmerken zu lassen. Was maßte der Heiler sich an? Was immer dieser gerade zu tun hatte, war nichtig in Anbetracht dessen, worum es T'than ging, in dessen Auftrag er, Fe'ar, unterwegs war! Allerdings hatte das Wissen um die Bedeutung des Kriegsministers nichts an der gegebenen Situation geändert, daher war dessen junger Verehrer mit blaßblauer, unbewegter Aura wieder abgerauscht und befand sich jetzt wieder in seinem eigenen Arbeitsbereich. Diesen hatte er angewiesen, das Behältnis mit den Proben und das Werkzeug zu deren Gewinnung ebenso einzusiegeln wie die Zeichnungen. Er selbst hatte den Datenstrom geöffnet, der die Ergebnisse der bisherigen Ermittlungen rund um das Verschwinden Sa'rhas und Syth'ens enthielt, und war darauf fokussiert, ohne wirklich etwas wahr zu nehmen. Bo'at brauchte nicht lange zu suchen, denn Irma Shepherd ließ Mehan sofort stehen und kam umgehend auf ihn zu, reichlich erschrocken darüber, dass ein Taelon sich ungeschützt außerhalb der Botschaft bewegt hatte. Sie unterließ es aber, den Taelon mit einer möglicherweise ungewünschten Erklärung zu belästigen, sondern wartete mit einem respektvollen Gruß ab, ob er eine Anweisung für sie hatte oder sie einfach ignorieren wollte. *Ich glaube ganz generell nicht, dass dir noch irgendwie zu helfen wäre*, lautete T'thans boshafte, aber auch entnervte Antwort. *Aber darum geht es auch nicht. Die Synode hat ein Recht darauf, genau zu wissen, wie es um dich steht. Also wirst du zu Mit'gai gehen und dich untersuchen lassen!* Die Ausstrahlung des Kriegsministers machte klar, dass er diesbezüglich nicht locker lassen würde. Bo’at hatte so gut wie gar keine persönliche Erfahrung im Umgang mit Menschen – alles, was er darüber wußte, stammte aus Datenströmen und den Berichten anderer Taelon. Nichts desto trotz hatte er keinerlei Bedürfnis danach, sie schlecht zu behandeln. Den Gruß der weiblichen ‚Freiwilligen’ in der gleichen Form zu erwidern, war wohl nicht angemessen, also sorgte er hinter seiner Fassade rasch für das, was notwendig war, um sich mittels akustischer Signale verständigen zu können, und sagte ruhig: „Ich bin Bo’at, Techniker vom Mutterschiff. Meine Aufgabe ist es, die in diesem Gebäude aufgetretenen Fehlfunktionen und Da’ans Verschwinden zu untersuchen. Ich würde gern mit dem führenden Techniker hier sprechen.“ Mit’gai nickte lediglich knapp und hielt vor dem Portal inne. Sorgsam begann er damit, die Koordinaten des Zielportals auf dem Mutterschiff einzugeben, damit sie unbemerkt dorthin zurückkehren konnten. *Dann lass uns aufbrechen. Um für uns die bestmöglichen Vorraussetzungen für die anstehende Sitzung zu schaffen.*, meinte er, mit so viel Zuversicht, wie er aufbringen konnte, betrat, mit Co’teh an seiner Seite, das Portal und noch während der Transport startete, sorgte er dafür, dass er unsichtbar und für die Sensoren des Mutterschiffes nicht aufzuspüren war. Bo'at deutete mit Hilfe seiner Fassade ein Lächeln an. "Auch ich bin erfreut, Megan Hilleray. Ich muß wissen, was hier wann im Einzelnen geschehen ist, was augenblicklich funktioniert und was nicht und was Sie bisher dazu heraus gefunden haben." Mit seinen energetischen Sinnen spürte er derweil, zunächst nur oberflächlich, weil er seine Aufmerksamkeit teilen mußte, in das Wesen, das sie alle umgab, hinein. Was er wahrnahm, deutete zunächst nicht auf eine nachhaltige Verletzung oder sonstige Schädigung des Geschöpfes hin, was ihn mit Erleichterung erfüllte, die er sich allerdings nicht anmerken ließ. Auf dem Mutterschiff angekommen, verabschiedete sich Mit’gai mittels eines knappen Impulses von Co’teh und machte sich auf den Weg zurück in seinen privaten Arbeitsbereich innerhalb der medizinischen Station. Dort angekommen, deaktivierte er seinen Signaturverzerrer wieder und wandte sich wieder der Konsole zu, sorgsam sah er sich in Ruhe noch einige der dort aufgerufenen Daten noch einmal an, während das Schiff ihm mitteilte, dass Fe’ar versucht hatte, ihn zu finden. Nun, er sollte wohl nachfragen, was dieses Mitglied der Kriegerkaste wohl hier gewollt hatte, doch er beschloss sich damit noch ein paar Minuten Zeit zu lassen. Zo'or nahm T'thans unnachgiebige Ausstrahlung wahr. Jetzt würde es ohnehin in der Synode bekannt werden, in welchem Zustand er sich befand. Wenn er jedoch nun sofort einen Heiler seinen Zustand untersuchen ließ, konnte er jedoch womöglich einige Vorwürfe vermeiden. Jedenfalls konnte es nur schlechter werden, wenn er sich weigerte und das konnte er sich vor der anstehenden Synodensitzung absolut nicht leisten. *Ich werde einen Heiler aufsuchen.* bestätigte er also T'thans Forderung. Ihm war zwar nicht wohl bei dem Gedanken, dass es nun Mit'gai war, von dem er sich würde untersuchen lassen müssen, doch hatte er wohl kaum eine Wahl. *Sehr gut!*, erwiderte T'than leidlich zufrieden. *Ich werde dich Mit'gai ankündigen.* Zo'or sollte gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sich davonstehlen zu können. Damit öffnete der Kriegsminister einen Datenstrom und versuchte den Heiler zu kontaktieren.. Mit’gai hatte den Datenstrom gerade abgeschaltet und mit dem Gedanken gespielt, nun Fe’ar zu kontaktieren, um zu fragen, was dessen Anliegen gewesen war, als T’than ihn zu erreichen versuchte. Das Äquvalent eines Seufzers glitt über seine Fassade. Wenig später jedoch war diese kühl und ausdruckslos, als er den Ruf T’thans entgegen nahm und diesen knapp und stumm grüßte. T'than konnte sich dazu durchringen, Mit'gai auf die gleiche Weise zu grüßen. *Zo'or ist auf dem Weg zu dir, um sich untersuchen zu lassen*, informierte er den Heiler. *Meine unfachgemäße Diagnose lautet 'Ka'atham'.* Mit’gai musste sich sehr zusammennehmen, um sich seine Überraschung über diesen möglichen Umstand nicht anmerken zu lassen. *Ich erwarte ihn und werde sehen was die Untersuchung ergibt!*, erwiderte er knapp und hatte wenig später die Verbindung wieder unterbrochen, um sich aus seinem privaten Berreich heraus und zu den Untersuchungsliegen zu begeben, um die Untersuchung des Synodenführers sorgsam vorzubereiten. "Die Prozessdaten selbst sind zwar unerreichbar, die Liste hingegen zeigt keine Auffälligkeiten!" meldete Mehan: "Die Portaldaten sind gelöscht, ebenso viele private Daten! Ich halte es für einen gezielten Angriff!" Bo'at konzentrierte sich mit sämtlichen Sinnen nicht nur auf die Worte der Technikerin, sondern auch auf sie selbst. Er wußte, das Menschen oder überhaupt Wesen ihres Ranges im Dienste der Seinen stets mit Implantaten versehen waren. Die Weibliche vor ihm trug für seine Wahrnehmung in ihrem Verhalten und ihrer Ausstrahlung diesem Umstand absolut Rechnung. Vor allem durch die Empörung, die er durch ihre tadellose Beherrschtheit hindurch zu spüren glaubte ... Er blickte sie mit den Augen seiner Fassade ruhig und freundlich an. "Ich danke Ihnen für die präzise Zusammenfassung und durchdachte Beurteilung der Lage", sagte er und unterstrich das durch die entsprechende Gestik. "Ich kann Ihnen bereits zu diesem Zeitpunkt versichern, daß die Botschaft selbst keinen bleibenden Schaden davongetragen hat. Dennoch werde ich mich jetzt in den Bereich zurückziehen, in dem ich sie und damit die Geschehnisse, gerade auch in Hinblick auf den Verbleib Da'ans, am effektivsten untersuchen kann. Da ich dies auf die Art der Meinen tun muß, benötige ich Ihre Dienste nicht mehr. Sie können sich wieder Ihren Pflichten widmen, und es brauchen sich weder Sie noch die Ihnen Untergebenen zu meiner Verfügung zu halten." Er musterte sie noch einmal intensiv, vollführte eine Gestenfolge, die sowohl seine Zufriedenheit mit ihrer Leistung als auch das Ende seiner Kommunikation mit ihr ausdrückte, wandte sich ab und begab sich den Gang hinunter in Richtung des Bereiches, der in jeder Schiffs- oder Gebäudewesenheit ausschließlich Seinesgleichen vorbehalten war. Mehan neigte freundlich den Kopf und wandte sich dann Irma zu. "Ich fröne der Freizeit, bin aber erreichbar!" sagte sie: "Auf Wiedersehen!" Dann verliess sie das Botschaftsgebäude und stellte sich in die Schlange vor dem Portal. Auch T'than schloss den Datenstrom wieder und sah Zo'or finster an. Seine Ausstrahlung machte deutlich, dass er darauf wartete, dass Zo'or seiner Ankündigung zu Mit'gai zu gehen, Folge leistete. Zo'or sah den Kriegsminister an. Er spürte noch immer seinen Energiemangel und momentan war er auch nicht in einer Verfassung, die zulassen würde, dass sich das demnächst änderte. T'than und die aktuelle Situation mit dem Widerstand kosteten eher zusätzlich Energie. Es war also ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um sich von einem Heiler untersuchen zu lassen, der dann die komplette Synode genau über seinen Zustand informieren würde. Jedoch war ihm klar, dass T'than keinen Grund anerkennen würde, um die Untersuchung zu verschieben. Und wenn er bei Mit'gai nicht innerhalb der nächsten Zeit auftauchte, war zu erwarten, dass dieser beim Kriegsminister nachfragen würde. Also blieb dem Synodenführer keine andere Wahl, als sich jetzt sofort untersuchen zu lassen. Schließlich wandte er sich ab und verließ den Raum, um sich in Richtung Mit'gais Labor zu wenden. Dort angekommen, öffnete er die Tür und betrat das Labor, in dem Mit'gai sich aufhielt. Beim Labor angekommen, öffnete Zo'or die Tür und betrat den Raum, in dem Mit'gai sich aufhielt. *Mit'gai.* grüßte er den Heiler mit einer eleganten Handbewegung. *Du weißt ja, weshalb ich dich aufsuche.* erklärte er knapp und wartete dann ab, was der Heiler zu tun gedachte. Mit’gai vollführte eine knappe Geste der Bestätigung und wies dann auf eine der Untersuchungsliegen. *Ja, Zo’or! Bitte leg dich hin damit ich mir selbst ein Bild von deinem Zustand machen kann.* Zo'or beobachtete den Heiler aufmerksam, wobei er dessen Forderung nachkam und sich auf der Liegevorrichtung niederließ. Nun würde tatsächlich bald die gesamte Synode wissen, wie es um ihn stand. Doch würde es gravierend genug sein, dass die Synode ihn einfach in seiner Funktion absetzen konnte? Der Synodenführer hatte zunehmend das Gefühl, dass sein Schicksal nun in Mit'gais Händen lag. Mit’gai trat an die Liege heran und begann mit dem medizinischen Scann. *Gibt es irgendwelche besonderen Symptome von denen ich wissen sollte? Irgendetwas das T’thans Vermutung bestätigen könnte, oder dieser widerspricht?* Zo'or musterte den Heiler, während dieser mit dem Scan begann. In gewisser Weise freute er sich, dass Mit'gai T'thans Behauptung nicht einfach hinnahm, sondern sie hinterfragte. Jedoch machte das in der gegebenen Situation keinen Unterschied, da der Heiler sowieso herausbekommen würde, dass er sich tatsächlich im Ka'atham befand. *Ich würde meinen, dass T'than mit seiner Vermutung richtig liegt.* antwortete der Synodenführer. Ungern würde er seine Symptome beschreiben müssen und somit fügte er nur *Das Chaos in meinem Energiehaushalt ist mehr als deutlich.* hinzu. "Ein Taelontechniker vom Mutterschiff hat sich der Sache angenommen!" erklärte Mehan, nicht wenig verblüfft, dass auch Xo'nay den Magier verstand. Aber er teilte den Beruf mit ihr, beherrschte vermutlich wie sie etliche verschiedenste Sprachen, dass er auch neue Sprachen schnell begreifen konnte. "Die Datenbank ist schwer gestutzt, private Daten gelöscht, die Prozessliste blockiert ... alles in allem wohl genau Da'ans Ziel!" fuhr Mehan fort: "Ich bin neugierig, wie der Taelontechniker damit zurecht kommt! Aber vermutlich erfahre ich es nie ..." Sanahi unterdessen blickte auf seine Hand und versuchte, Flammen lodern zu lassen. Aber noch ging es nicht. "Vielleicht doch?", entgegenete Xo'nay mit einem augenzwinkernden Lächeln. "Wissen Sie, wie der Techniker heißt?" "In der Tat weiss ich das, er nannte seinen Namen!" sagte Mehan: "Er heisst Bo'at! Kennen Sie ihn näher?" Zur selben Zeit begannen an Sanahis Fingerspitzen Flammen zu lodern. Er trat zu Taelon und Jaridian und berührte beide. Einen Augenblick später waren alle drei wieder im Besprechungsraum in der Siedlung. "Danke, Sanahi", sagte Xo'nay in dessen Sprache zu dem Magier, denn soviel bekam er nun gerade noch hin. Dann wandte er sich wieder an Mehan. "Bo'at ist eine aufschlussreiche Wahl", meinte er nachdenklich. "Ich kenne ihn kaum, aber ich weiß, dass er sich durch strikte Neutralität auszeichnet. Dass Zo'or ihn ausgewählt hat, ist ein Zeichen dafür, dass er sich nicht etwa einen Informationsvorsprung vor anderen Synodenmitgliedern verschaffen will, sondern vielmehr keinen Ärger mit ihnen will. Vielleicht hat er schon genug Ärger und will ihn nicht noch vergrößern, aber dennoch wundert es mich, da es schließlich um Da'an geht..." "Nicht Zo'or!" sagte Mehan: "T'than hat ihn geschickt!" "T'than?" Xo'nay ließ sein Erstaunen auch in seinem Tonfall und seiner Mimik deutlich werden. "Das heißt aller Wahrscheinlichkeit nach nichts Gutes, vor allen Dingen nicht für Zo'or. - Sie sollten das bei Gelegenheit Da'an erzählen." Mit’gai konzentrierte sich auf das was der Scann ihm verriet und schon bald sah er, dass Zo’or sich tatsächlich im Ka’atham befand. Bereits im fortgeschrittenen Stadium. *Ja, so wie es aussieht, hatte T’than mit seiner Vermutung wohl wirklich Recht! Ka’atham im fortgeschrittenen Stadium!*, erwiderte Mit’gai und fuhr mit dem Scann fort, um noch genauere Informationen über Zo’ors Gesundheitszustand zu erfahren. Eine Weile sah er konzentriert auf den Monitor und dann mit deutlich spürbarer Überraschung zu Zo’or. Bo’at hatte, tief in Gedanken, schließlich sein Ziel erreicht – den Bereich innerhalb der Gebäude-Wesenheit, zu dem, genau wie in dessen Äquivalent auf dem Mutterschiff, ausschließlich Angehörige seiner Spezies und Kaste Zugang hatten. Das zentrale Steuerorgan, mit dem das Wesen seine sämtlichen Funktionen kontrollierte, befand sich in der Nähe, allerdings nicht in unmittelbarer. Es herrschte gedämpftes bläuliches Licht, dank der Eigenluminiszenz des den Taelon umgebenden lebendigen Gewebes. Dieser nahm das jedoch kaum wahr, da er mit seinen energetischen Sinnen auf das Strömen und Pulsieren um sich konzentriert war. Das brachte ihn nicht weiter, stellte er fest. Immer noch fühlte sich das, was die menschliche Technikerin ihn hatte wissen lassen über die angerichteten Schäden und deren mutmaßliche Ursache, stimmig an und gleichzeitig falsch, und daran hatte die Implantierte am allerwenigsten Schuld. Es galt aber auch, daß, gleich, welche Wahrheit er aufdecken würde, diese dem Widerstand zum Vorteil gereichen konnte, auf jeden Fall aber Zo’or zum Nachteil, und sei es nur dadurch, daß dessen Inkompetenz einmal mehr unterstrichen wurde … So oder so brauchte der Techniker jetzt Fakten, und zwar von dem Geschöpf, das direkte Beeinträchtigung erlitten hatte durch die jüngsten Vorfälle. Daß Da’an beeinträchtigt war, stand mitnichten fest. *Schutz gewährende Wesenheit*, sandte er dieser, begleitet von Respekt in Ausstrahlung und Gestik. *Ich bitte Dich um einen Bericht über den Zustand Deiner Öffnungen in die Interdimension und Deines Gedächtnisses sowie darüber, wie für Deine Wahrnehmung innerhalb der letzten Stunden darauf Zugriff genommen wurde. Ich bin der an Ne’ats Stelle führende Techniker für die Schiffswesenheit und wurde von T’than gebeten, zu untersuchen, was mit Dir und Da’an, dem Du unterstehst, geschehen ist.* Bo’at hielt sich damit an die für Situationen wie diese vorgesehenen Protokolle, sich dessen bewußt, daß alles, was er hier tat, jederzeit kontrolliert werden konnte. Respekt den Gebäude-, Schiffs- und Shuttlegeschöpfen gegenüber ließen leider sehr viele seines Volkes vermissen. Von ihm war allerdings seit Äonen bekannt, daß er das nicht tat, so daß er sich diesbezüglich nicht verstellen mußte, um sich nicht als Widerstandsangehöriger verdächtig zu machen. Er nannte jedem, der ihn bezüglich seiner Art, mit dieser Sorte dienender Wesen umzugehen, kritisierte, den gleichen nüchternen Grund dafür – etwas, womit man vernünftig umging, funktionierte länger und besser, was vor allem in Zeiten knapper Ressourcen von Relevanz war. *Das war zu erwarten.* kommentierte Zo'or. *Jedoch ist dieser Zustand in meinem Fall völlig sinnlos.* Nun würde Mit'gai wohl ebenfalls herausfinden, dass dieser Zustand zu großem Energieverbrauch seinerseits geführt hatte. Doch dann bemerkte er die Verwunderung in der Ausstrahlung des Heilers. Energiemangel war nichts, was Überraschung hervorrufen sollte, also neigte der Synodenführer seinen Kopf in Richtung Mit'gais und beobachtete ihn kritisch. *Was gibt es, Mit'gai?* verlangte er zu wissen. Mit’gai antwortete erst einmal nicht, sondern wiederholte den Scann noch einmal aufs Sorgfältigste. Mit dem selben Ergebnis. *Nun, etwas das dich wohl nicht sehr überrascht ist der Energiemangel den dieser Zustand in diesem Stadium mit sich bringt nur …* Er schwieg und war versucht den Scann noch ein drittes Mal zu wiederholen. Rasch fragte er beim Schiff an, ob mit den Instrumenten auch alles in Ordnung war und erhielt schließlich eine Bestätigung. Die medizinischen Scanner arbeiteten einwandfrei. *Es scheint, als hätte sich das mit dem sinnlos erledigt! Auch wenn ich es nicht erklären kann.* Mit offener Verwunderung starrte er den Synodenführer an. Zo'or sah den Heiler mit völliger Entgeisterung in seiner Aura an. Was hatte Mit'gai ihn da gerade wissen lassen? *Was genau willst du damit sagen?* hakte er nach. Er hatte absolut verstanden, was der Heiler gemeint hatte, doch musste er Gewissheit haben. War das überhaupt möglich? Alle Heiler einschließlich Mit'gai hatten bisher stets behauptet, dass es dies nicht war. Und doch war die gerade wahrgenommene Aussage eindeutig gewesen. Er konnte nicht verhindern, dass er seine menschliche Fassade verlor, die ihm inzwischen schon zur Gewohnheit geworden war. Mit’gai sah wieder auf die Werte des medizinischen Scanners und veranlasste, dass das Gerät noch einmal umfassend auf seine Funktionstüchtigkeit untersucht wurde. Wieder erhielt er als Antwort es sei in einem einwandfreien Zustand. Noch ein drittes Mal wiederholte er den Scann. Wieder dasselbe Ergebnis. *Laut der Schiffsdiagnose arbeiten die Geräte einwandfrei. Ich kann mir das alles selbst nicht erklären, aber es scheint, als währest du, warum und wodurch auch immer, nun doch in der Lage Nachwuchs zu bekommen! Weißt du irgendeinen Umstand dem du das zu verdanken hast?* Freude über die Kontaktaufnahme war das erste, was Bo'at von dem Wesen, dass die Botschaft formte, übermittelt wurde. Doch gleich darauf beeilte es sich, dessen Wunsch nachzukommen. *Daten über Portaltransfers sind vorhanden bis 16.47 Uhr Ortszeit. Portale sind funktionsfähig, Zielsteuerung nach internem Programm.* Zo'or sah den Heiler weiterhin entgeistert an. Wodurch sollte so etwas denn verursacht worden sein? Dass es der Kontakt zu einem seinesgleichen in beispielsweise einem Sharing hätte sein können, konnte er von vornherein ausschließen. Nein, diese Veränderungen hatten sich ja anscheinend erst in kürzerer Vergangenheit ergeben. Wenn es einen genauen Grund gab, dann hatten sicher die Menschen etwas damit zu tun. Doch wann sollte das geschehen sein? *Wäre es möglich, dass der Energieaustausch mit den Nonnen im Kloster ausgereicht hat, um etwas zu verändern?* Kurz vor diesem Ereignis hatte zumindest sein Ka'atham begonnen. Mit’gai dachte darüber nach, wusste aber nicht, ob das tatsächlich möglich war. So etwas erlebte er nun zum ersten Mal. Aber, wenn der Kontakt intensiv genug war, vielleicht waren dann bestimmte Auswirkungen nicht auszuschließen. *Zumindest ausschließen kann ich diese Möglichkeit nicht, obwohl ich mir auch vorstellen kann, dass ein intensiverer Kontakt dazu nötig wäre.* Mit’gai schwieg wieder und kurz flackerte seine Fassade auf. *Bei einem besseren Energielevel würde ich dir empfehlen, dir einen Partner zu suchen, diesen Zustand und freudigen Umstand zu nutzen. Auf jeden Fall solltest du dir aber gründlich überlegen, was du nun in Bezug auf die bevorstehende Synodensitzung hin unternimmst. Ob du dir einen Stellvertreter suchst, oder zumindest einen Berater der dich nun unterstützt.* Zufrieden, dass Zo'or das Feld geräumt hatte, wollte T'than sich eben wieder in Sandovals Arbeitsraum zurückziehen, als einer der Freiwilligen sich zu ihm umwandte. "Die Spurensicherung," meinte er etwas perplex. "Sie haben sonderbare Ergebnisse..." T'than hielt sich nicht damit auf, aus dem Menschen herauszubekommen, was dieser mit seiner Aussge meinte, sondern holte sich die Information selbst auf den Datenstrom. "Bringen Sie die Proben sofort zu mir", befahl er kurz darauf dem Leiter der Spurensicherung. "Und lassen Sie Kincaids Wohnung versiegeln und streng bewachen!" Da'an war verschwunden und nun stellte sich heraus, dass sein Beschützer kein Mensch war. Zumindest nicht ausschließlich. Was er zudem noch war, darüber konnte T'than aus dem Stand weg eine Theorie aufstellen, allein durch den Abgleich zweier Daten. Kincaid war nicht nur in Da'ans Dienste getreten, nach dem Tod seines vorherigen Beschützers, sondern auch kurz nach dem Auftauchen und Verschwinden Ha'gels. Und Da'an hatte durchgesetzt, dass Kincaid nicht implantiert wurde. Unbewiesene Vermutungen, solange es keine genaue Analyse des Genmaterials gab, aber nichts desto trotz, alles passte ein wenig zu gut zusammen. Umgehend stellte T'than eine Verbindung zum Washingtoner Botschaftsgebäude her und kontaktierte Bo'at. *T'than wünscht die Kontaktaufnahme*, meldete das Botschaftsgebäude dem Techniker, kaum dass es dessen Anfrage beantwortet hatte. Bo’at, der bereits seine Schlüsse aus den Auskünften der Gebäude-Wesenheit gezogen hatte und gerade behutsam hatte weiter nachfragen wollen, entließ seinen Unmut über das Ansinnen des Kriegsministers in das Gemeinwesen, so daß er T’than mit seiner üblichen sachlichen Ruhe begegnen konnte. *Bitte öffne den entsprechenden Datenstrom*, wies er das Wesen freundlich an. T'than hielt sich nicht mit Höflichkeiten auf, als Bo'at auf seinem Datenstrom erschienen war. *Es gibt Hinweise darauf, dass Da'an selbst der Urheber der Fehlfunktionen ist*, ließ er Bo'at wissen. *Bitte suche also gezielt auch nach Anzeichen hierfür!* *Diese Möglichkeit lasse ich so wenig unberücksichtigt wie jede andere*, erwiderte der Techniker ruhig. *Wenn ich weiß, worum es sich bei den Hinweisen handelt, kann ich die diesbezügliche Suche spezifizieren.* T'than zögerte einen Moment. Er hatte nicht vor, einem einfachen Techniker unnötig viel Informationen zu verraten. Andererseits brauchte er dessen Kooperation und möglicherweise half sie ihm tatsächlich bei der Untersuchung. *Bislang sind die Hinweise noch nicht konkretisiert, aber offenbar ist Da'ans Beschützer Kincaid nicht das, was er zu sein schien. Suche also auch nach allem, was diesen Menschen betreffen könnte.* Bo’at blieb äußerlich gelassen, seine Aura unbewegt und seine Ausstrahlung neutral. *Danke für die Information*, antwortete er dem Kriegsminister. *Sie ist von Nutzen.* Dann wartete er einmal mehr höflich auf weitere Anweisungen oder aber die Schließung des Datenstroms durch das Synodenmitglied. T'than schloss den Datenstrom und musste dann nicht lange warten, bis ein Freiwilliger mit der gewünschten Probe die Einsatzzentrale betrat. Selbst der Kriegsminister musste zugeben, dass sich die Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten beeilt hatten. T'than nahm sie entgegen und überlegte, von wem er sie nun untersuchen lassen sollte. Er hatte nicht vor, es in der Sitzung Mit'gai zu überlassen, sämtliche interessante Neuigkeiten vorzutragen. Es musste jemand anderes sein. Jemand unverfängliches... T'than hatte gerade eine Entscheidung getroffen, als sich einer der Freiwilligen zu ihm umwandte. "Der Bürgermeister von Washington möchte Agent Sandoval sprechen", vermeldete er. "Was soll ich ihm sagen?" "Dass er nicht zu sprechen ist", entgegnete T'than schroff und ungeduldig. Das Gesicht, dass der Freiwillige daraufhin machte, ließ ihn dies allerdings überdenken. "Was?", blaffte er ihn noch etwas unfreundlicher an. Der bedauernswerte Mensch wand sich. "Naja, er ist ziemlich außer sich. Von wegen dem Krankenhaus nehme ich an... Ich meine, was ist mit den politischen Konflikten, die das nach sich ziehen könnte..?" "Politische Konflikte mit Menschen sind für mich irrelevant", stellte T'than klar. "Verweisen Sie ihn an Zo'or. Alle anderen neuen Informationen gehen an mich!" Damit verließ er die Einsatzzentrale und betrat bald darauf Fe'ars Arbeitsraum. Derweil tauschten die Freiwilligen eine weitere Runde ratlose Blicke, bevor sich einer von ihnen des Bürgermeisters erbarmte. "Mr. Barber? Agent Sandoval ist leider nicht zu sprechen. Ich habe aber Anweisung, Sie direkt mit Zo'or zu verbinden." Selbiges tat er dann auch. Die Erleichterung darüber, nicht mehr mit T’than kommunizieren zu müssen, verbarg der Techniker ebenso sorgsam wie die Neugier, die dessen Verdächtigungen gegenüber Da’ans Beschützer in ihm ausgelöst hatten. Er wandte sich wieder dem Geschöpf zu, das die Botschaft formte. *Schutz gewährende Wesenheit, laß’ mich wissen, wie Du Dich fühlst*, bat er es, seine Gestik und Aura wieder Achtung und Respekt ausdrücken lassend. Vielleicht ließ sich aus dessen Antwort bereits schließen, wie weit die Manipulationen gegangen waren, die da jemand vorgenommen hatte. Wenn nicht, dann würde er es um tiefes Teilen bitten, so, wie er mit einem der Seinen teilte, wenn es um wirkliches Verstehen ging. Zu spüren, daß T’than sich seinem Arbeitsraum näherte, hatte Fe’ar aus seinen inzwischen sehr erfreulichen Gedanken gerissen und dazu geführt, daß er sich erhoben hatte. Den Datenstrom ließ er eingeschaltet, damit der Kriegsminister auch sah, daß sein Untergebener der ihm aufgetragenen Arbeit gewissenhaft nachkam. Als dieser eintrat, grüßte Fe’ar ihn im Modus größter Ehrerbietung. *Sinaui Euhura.* *Hast du neue Informationen für mich?*, fragte T'than den jungen Krieger, ohne sich seinerseits mit einer Begrüßung aufzuhalten. *Ich bin voll funktionstüchtig und ohne jede Beeinträchtigung*, erwiderte das Botschaftswesen und sein Wohlbehagen über die sorgsame Behandlung durch den Taelon schwang in seiner Antwort mit. *Ja*, antwortete Fe’ar, einmal mehr sehr bemüht, jede Regung aus seiner Aura heraus zu halten, vor allem den Stolz, den er empfand auf das, was er für seinen Kriegsminister riskiert hatte. *Es hat sich in Bezug auf Zo’or nur bestätigt, daß er wegen des Anschlages auf sein Labor, Sa’rhas und Syth’ens praktisch nichts unternommen hat. Dafür gibt es aber neue Hinweise, die mit Letzterem zu tun haben könnten.* Der junge Krieger begab sich zu der Stelle in der Wand seines Arbeitsbereiches, in der die Zeichnungen und die Proben nebst Werkzeug zu ihrer Gewinnung verborgen waren, und befahl deren Öffnung mit einem entsprechenden Impuls. Unmittelbar darauf hielt er die bildlichen Darstellungen T’than hin und wies mit einer Geste auf das Probenbehältnis. *Ein ‚Freiwilliger’ wurde laut seinen Aussagen in einem unserer aufgegebenen Portale in einen Kampf mit zwei nicht menschlichen Geschöpfen verwickelt. Eines davon hat er angeblich angeschossen, das andere gesichtet.* *Es ist etwas geschehen, das mit Dir zu tun hat*, erklärte Bo’at dem Wesen, das ihn umgab. *Mir wurde berichtet, daß Da’an verschwunden sein soll, durch eines Deiner Portale. Außerdem beklagen die Menschen, die diese benutzen, daß sie dadurch nicht die angestrebten Ziele erreichen, sondern beliebig irgendwo auskommen, wo sie nicht hin wollten. Zudem scheinen Teile Deines Gedächtnisses gelöscht – alles, was den Taelon, dem Du Botschaft bist, und dessen Beschützer betrifft. Ich wurde zu Dir gerufen, um zu untersuchen, ob all das wahr ist und wenn ja, ob es an Dir liegt – ob Dich Krankheit befallen hat – oder ob jemand Dir und vielleicht auch Da’an Unrecht angetan hat.* Sorgsam spürte der Techniker in das Geschöpf hinein, wie es auf das, was er es wissen ließ, reagieren würde. Mit Gestik und Ausstrahlung hatte er der Achtung für es die Besorgnis hinzu gefügt, die er seinetwegen empfand. *Das ist korrekt*, bestätigte das Botschaftswesen Bo'at Beschreibung seines Status. *Die Steuerung der Zieleingabe der Portale wurde von den Bedienmodulen auf ein internes Programm übertragen und es wurden umfangreiche Löschungen in meinen Datenbanken vorgenommen. Über Da'ans Aufenthaltsort kann ich keine Aussagen treffen. Er befindet sich nicht in Reichweite meiner Wahrnehmungsfähigkeit oder ist durch diese nicht zu lokalisieren.* Das Wesen überprüfte dann abermals die Werte der Selbstdiagnose, die es auf Bo'ats vorherige Anfrage hin durchgeführt hatte. *Anzeichen für eine Fehlfunktion meiner Steuerungsorgane oder einen sonstigen Schaden kann ich jedoch nicht feststellen.* Alarmiert sah T'than auf die Darstellungen, die - wenn auch auf unterschiedliche Weise - alle beide Ähnlichkeiten mit einem Atavus aufwiesen. Insbesondere die eine davon... *Welches der beiden Wesen ist verletzt worden?*, fragte der Kriegsminister seinen Untergebenen ohne Umschweife. *Hast du verwertbare Proben?* *Kannst Du Dich erinnern, wie es dazu kam, daß die Steuerung der Zieleingabe der Portale auf ein internes Programm übertragen und die Löschungen vorgenommen wurden? Hat Dich jemand angewiesen, das geschehen zu lassen, kam der Impuls aus Dir selbst oder war das plötzlich einfach passiert?*, fragte der Techniker das Botschaftsgeschöpf, gestisch und mittels seiner Aura vermittelnd, daß seine Sorge um es nur unwesentlich gemindert war. Welchen Wert hatte das Ergebnis einer Selbstdiagnostik bei derart massiven Fehlfunktionen wie den stattgehabten – oder nach einer derart umfangreichen Manipulation wie der, der dieses Wesen gegebenenfalls ausgesetzt worden war? Bo’at stellte fest, daß Letzteres für sein Gefühl immer wahrscheinlicher wurde, und mahnte sich gerade deswegen zu besonderer Distanz und Genauigkeit. *Nicht das gesichtete*, antwortete Fe’ar. *Das verletzte war laut Aussage des ‚Freiwilligen’ getarnt, und zwar als Mensch. Verwertbare Proben , mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von allen Beteiligten, befinden sich hier.* Er deutete auf das entsprechende Behältnis in der Nische, die in der Wand gebildet worden war, um es darin zu verbergen. *Ich hätte sie längst Mit’gai übergeben, allerdings ist dieser offenbar gerade unabkömmlich.* Er deutete bei seinen letzten Worten mit einer sehr knappen Geste an, wie seiner Meinung nach Dinge einzuschätzen waren, die Heiler von wirklich wichtigen solchen, wie etwa den Belangen und Bedürfnissen der Kriegerkaste, abhielten. *Ich brauche keinen Berater.* erwiderte Zo'or prompt. Einen besseren Beweis für seine Unfähigkeit konnte es schließlich kaum geben. *Und ich werde erst recht keinen Stellverstreter einsetzen! Außerdem bist du ja da, wenn es um Medizinisches geht.* gab er dem Heiler zu verstehen. T'than würde vermutlich sowieso verlangen, dass sein Zustand offen dargelegt wurde, damit die anderen Synodenmitglieder wussten, womit sie es zu tun hatten. Fieberhaft versuchte Zo'or ein Ereignis zu finden, dass etwas mit seinem offenbar veränderten Zustand zu tun haben könnte. Es gab einige Ereignisse, in denen sein Energiesystem mit fremder Energie in Berührung gekommen war, wie das Unschädlichmachen der explosiven Energie in dem Fernsehstudio oder der Shuttleabsturz mit Major Kincaid. Doch Mit'gai hatte etwas von intensiverem Kontakt gesagt. Das war die einzig mögliche Erklärung! Er hatte sich mehrfach in Pierce' Körper und vor allem auch wieder zurück transferiert. Jedoch hatte er nie daran gedacht, dass er noch etwas anderes dadurch hatte gewinnen können. Diese neue Erkenntnis würde er jedoch für sich behalten. Schließlich durfte kein Synodenmitglied oder überhaupt ein anderer Taelon davon erfahren. Der Einzige, der davon wusste, war Sandoval und der war verschwunden. Zo'or bemerkte, dass eine Verbindung zu ihm hergestellt werden sollte und verhinderte mit einer schnellen Handbewegung, dass diese unmittelbar zustande kam. Dann erhob er sich von der Liege in Mit'gais Labor und machte einige Schritte davon weg. Er überprüfte die Verbindung und stellte fest, dass es eine Weiterleitung von der Einsatzzentrale war. T'than! Was gab es, womit dieser ihn nun wieder belästigen musste? Mit einer schwungvollen Bewegung seiner Hand signalisierte er dem Datenstrom dann sich zu öffnen. Als das Gesicht eines Menschen erschien, stellte der Synodenführer schließlich seine Fassade wieder her. T'than dehnte seine Aura mit einem Schlag aus und ließ Fe'ar hart und auf für diesen unangenehme Weise seine Missbilligung spüren. *Du wagst es, einem anderen Mitglied der Synode wichtige Informationen zuzuspielen, ohne mich zuvor zu fragen?!* Ohne seine Ausstrahlung etwas von ihrer Schärfe zu nehmen, kam er noch ein Stück näher an seinen Untergebenen heran. *Bist du vollkommen von Sinnen?* *Ich bedaure*, erklärte der Verwurzelte, der die Botschaft bildete, Bo'at. *Der Umstand, aus dem heraus das Programm zur Zielsteuerung der Portale installiert wurde, wurde ebenso aus meinem Gedächtnis gelöscht, wie jener bereits benannte Teil der Datenbank. Diese Löschung war endgültig. Das Programm kann nur Da'an als mein gegenwärtig oberster Gebieter außer Kraft setzen.* Fe'ars Aura verblaßte und zog sich zusammen, aber es gelang dem Taelon trotz des ausgeprägten Mißbehagens, das er empfand, seiner gerechten Strafe standzuhalten und nicht vor T'than zurück zu weichen. *Ich bitte um Verzeihung*, sandte er, jetzt mit entsprechenden Gesten absolute Unterordnung und Anerkennung der eigenen Unwürdigkeit ausdrückend. *Es wurde jedoch noch niemandem etwas zugespielt - niemand weiß etwas von diesen Proben außer Dir und mir, da Mit'gai unerreichbar war. Ich hatte ihn nur zu sprechen gewünscht, ohne den Grund dafür zu nennen, und wurde vom Schiff abgewiesen.* Die Antwort des Botschaft-Wesens verstärkte Bo'ats Besorgnis wieder. Nein, beschloß er, mit der von diesem selbstdiagnostisch ermittelten Abwesenheit weiterer Schäden durfte er sich nicht zufrieden geben - das war er dem Geschöpf schuldig. Wenn, wer immer es manipuliert hatte, einen Nutzen darin sah, nach und nach auch dessen lebenswichtige Funktionen fehlgehen zu lassen, dann mußte er, Bo'at, das wissen, um es rechtzeitig verhindern zu können. Er trat an die Wand, jenseits derer hinter weiteren Gängen und Gewebsschichten das zentrale Steuerorgan des Geschöpfes lag, und berührte diese behutsam. *Ich würde gern mit Dir teilen*, ließ er die Wesenheit wissen. *Du hast vielleicht Schaden genommen, den Du selbst nicht spürst und den ich Dir beheben helfen muß.* *Selbstverständlich gern*, gab der Verwurzelte Bo'at zu verstehen und öffnete einen Durchgang in der Wand, die den Zutritt zu seinem zentralen Steuerungsorgan abschlossen hatte. *Dann ist der Schaden also nur aufgrund eines Zufalls nicht entstanden?*, entgegnete T'than mit unverminderter Schärfe. *Nicht einmal der Gedanke an so einen Fehler wird dir in Zukunft noch einmal unterlaufen! Lass die Proben von Pa'ot untersuchen und nimm diese hier gleich mit.* Damit reichte der Kriegsminister Fe'ar, was er von dem Freiwilligen zuvor erhalten hatte. *Und setzt Pa'ot unter Druck, damit er schnell arbeitet. Bleib bei ihm, bis er fertig ist!* "Sinaui Euhura, Zo'or", versuchte sich Jeremy Barber in einer ausreichend respektvollen Grußformel gegenüber dem Synodenführer, den er da so gänzlich unerwartet auf dem Bildschirm hatte. Seine Aufregung konnte er trotzdem nicht so ganz kaschieren. "Die Washingtoner Botschaft hat mich an Ihren Attaché verwiesen und dessen Büro nun an Sie: Freiwillige räumen das gesamte Washington Central Hospital aus und verhaften sämtliche Insassen! Ärzte, Pflegepersonal, Kranke, Besucher - einfach alle!" Selbst als routinierter Politiker musste Barber sich stoppen, um nicht deutlich zu sagen, was er davon hielt. Einen diplomatischen Konflikt wollte er jedoch keinesfalls riskieren. "Als Bürgermeister von Washington bitte ich Sie um eine Erklärung!", schloss er daher lediglich. Bo’at bewegte sich vorsichtig durch die Öffnung und an das Organ heran. Mit äußerster Behutsamkeit legte er die Handflächen auf genau die Stellen, von denen er wußte, daß Berührung dem Wesen dort angenehm war. Er ließ es die Besorgnis spüren, die er empfand und die in erster Linie diesem galt. *Bitte laß’ mich wissen, wie es Dir wirklich geht*, sandte er. *Laß’ mich selbst die Strukturen überprüfen, die lebenswichtig für Dich sind, und wahrnehmen, ob es etwas für Dich zu tun gibt.* Fe’ar nahm die Proben entgegen und dann das Behältnis aus der Nische. *Selbstverständlich*, antwortete er, begleitet von erneutem Zusammenziehen seiner Aura und exakt mit der Betonung, die absolute Ehrerbietung ausdrückte, und schickte sich an, sich in Bewegung zu setzen. T’than prüfte ihn mit der Art des Umgangs, den er ihm angedeihen ließ, dessen war der junge Krieger sich sicher. Es kam darauf an, vollkommen ruhig zu bleiben und dem Kriegsminister gegenüber stets absolute Disziplin und Loyalität zu zeigen. Er, Fe’ar, durfte trotz seiner Unwürdigkeit einen Sonderauftrag für diesen besonderen Taelon ausführen. Das war eine große Ehre, die er sich permanent zu verdienen hatte. T'than bestätigte Fe'ars Aussage nur noch einmal und verließ dann dessen Arbeitraum. Draußen hatten nun gleich zwei heimliche Beobachter die Qual der Wahl. Sie entschieden sich ohne es zu ahnen beide gleich. Das Botschaftswesen übermittelte Bo'at sein volles und freudiges Einverständnis für die von diesem gewünschte Art der Untersuchung. Aufmerksam hielt es sich bereit und erwartete, dass der Taelon den Kontakt initiieren würde. Bo’at ließ den vorsichtigen Kontakt seiner Handflächen zum Gewebe des Botschaftswesens klar und deutlich werden. *Danke für Deine Bereitschaft und Dein Vertrauen*, übermittelte er ihm, bevor er sich gleichzeitig auf intensives, detailliertes Wahrnehmen fokussierte und sich für das Geschöpf öffnete. Für einen Moment war seine Besorgnis beinahe verflogen, ersetzt durch die Freude und Bewunderung, die das Teilen mit diesen besonderen Wesenheiten einmal mehr in dem Techniker auslöste. Bo’at war im Laufe seiner Existenz für sich zu der Erkenntnis gekommen, daß es nicht richtig war, andere Geschöpfe derart zu benutzen, wie die Seinen es taten. Das war einer der Gründe für den besonderen Weg, den er gewählt hatte – und der eigentliche für seine Art und Weise, mit denen umzugehen, für die er qua Profession verantwortlich war. Dann jedoch schob sich das Gefühl, das ihn um das Teilen hatte bitten lassen, wieder in den Vordergrund, und er konzentrierte sich zunächst darauf, nach Anzeichen für vitale Bedrohung in den Systemen des Botschaftswesen zu suchen. "Ich grüße Sie, Mr. Barber." sagte Zo'or und neigte andeutungsweise den Kopf. Die Gesichtszüge seiner Fassade waren ruhig, doch er konnte nicht verhindern, dass in seiner Aura nun deutlich Wut zu spüren war. Was hatte T'than da bloß angeordnet? Der Kriegsminister ignorierte nun zum wiederholten Mal sämtliche Beziehungen, die zwischen den Taelons und den Menschen aufgebaut worden waren, um alles sofort so durchzusetzen, wie er es gerade haben wollte! Und jetzt musste er, Zo'or, sich auch noch mit den daraus entstandenen Konsequenzen auseinandersetzen! Doch glücklicherweise konnte der Bürgermeister seine Verärgerung nicht wahrnehmen. "Nun, diese Anweisungen wurden nicht von mir persönlich getroffen." erläuterte er mit einer abschätzigen Handbewegung. Doch es war ihm bewusst, dass er nicht durchblicken lassen durfte, dass er langsam an Macht verlor. "Jedoch nehme ich an, dass Sie davon gehört haben, was in einer unserer Einrichtungen geschehen ist. Die Gewaltbereitschaft des Widerstands hat mich überrascht, jedoch erfordert sie sofortige Maßnahmen." "Ja, auf jeden Fall!", beeilte sich Barber zu erklären. "Eine schreckliche Sache, dieser Überfall auf die Forschungseinrichtung. Ich habe vollstes Verständnis für Maßnahmen, die gegen diese Terroristen getroffen werden. - Aber ein ganzes Krankenhaus?" Abermals versuchte der unglückliche Bürgermeister Worte zu finden, die nicht gar zu deutlich machten, was seiner Meinung nach davon zu halten war. "Ich bitte Sie inständig, Zo'or! Können verdächtige Personen, die sich in dem Krankenhaus aufhalten, nicht anders dingfest gemacht werden, als indem alle Insassen verhaften werden? Denken Sie an die Publicity, die das haben wird!" Barber konnte nicht verhindern, dass sich bei der letzten Bemerkung eine Spur Panik in seine Stimme schlich. Das Wesen, das die Botschaft formte, hatte trotz der Tatsache, dass es um so vieles größer war, als der Taelon, mit dem es nun teilte, das Gefühl als würde sich ihm ein weiter Raum öffnen. Die Seinsweise des Taelon war deutlich anders als die seine. Und so erhielt der Verwurzelte durch diesen Kontakt etwas davon, was ihm ein inneres und ureigenes Bedürfnis war. Es war deutlich spürbar, dass Bo'at dies begrüßen und nicht verdammen würde. Dann wandte sich ein Teil der verbundenen Aufmerksamkeit auf die grundlegenden Funktionen des Verwurzelten und es war, wie dieser gesagt hatte: Ein Defekt im eigentlichen Sinne lag nicht vor. Fe’ar hatte sich, nachdem der Kriegsminister fort war, unverzüglich das Behältnis aus der Nische samt den Zeichnungen und den Proben, die T’than ihm überlassen hatte, gegriffen. Er eilte damit durch die Gänge des Mutterschiffs und hatte rasch den Jar’vetha-Sektor erreicht, in dem der Wissenschaftler Pa’ot beschäftigt war. Ausgerechnet dieser Taelon wäre nun der Letzte gewesen, auf den die Wahl des jungen Kriegers zwecks Mitarbeit an einer derart heiklen Angelegenheit wie der gegebenen gefallen wäre – nein, nicht der Letzte, aber immerhin der Vorletzte ... Der Letzte hatte genau die Position, die ein alter, verbrauchter Schwächling wie dieser verdiente – eine niederrangige, verbunden mit unattraktiver Arbeit für den Letzten, der zum Synodenführer taugte, ausgerechnet das aber geworden war. Der glühende Verehrer des Kriegsministers rief sich zur Ordnung. Derartig anmaßende Gedanken standen ihm nicht zu – wenn T’than Pa’ot wünschte, dann hatte dieser seine guten Gründe dazu, die er, Fe’ar, in seiner Unwürdigkeit nicht anzuzweifeln hatte. Er sorgte einmal mehr dafür, daß seine Ausstrahlung nichts ausdrückte, und forderte vom Schiff, ihn zu Pa’ot vorzulassen. Zo'or ärgerte sich, da dies genau die Art Publicity sein würde, die er vermeiden wollte. Jedoch blieb ihm nichts anderes übrig, als T'thans Strategie zu verteidigen. "Ich verstehe, dass es Ihnen wie eine überzogene Maßnahme erscheinen muss, jedoch werden alle Unbeteiligten nach einer Befragung wieder wohlbehalten zurückkehren können. Außerdem müssen wir jedem Hinweis nachgehen, den wir erhalten. So etwas wie der Übergriff auf die Forschungseinrichtung darf nicht noch einmal geschehen und der Widerstand macht einen zunehmend aggressiven Eindruck." erklärte der Synodenführer. Er hoffte, dass T'than die Gefangenen wirklich bald wieder zurückschicken würde. Allein schon, weil sie nirgendwo die entsprechenden Einrichtungen hatte, so viele Menschen unterzubringen und wenn erst einmal einer der Kranken oder Verletzten starb, würden die Politiker sich auf ihn stürzen. Routiniert arbeitete Pa'ot an der Kategorisierung der Proben, die er in seiner letzten Schicht analysiert hatte, als ihm das Schiff einen Besucher meldete: Fe'ar. Pa'ot wusste über ihn nicht viel. Ein junges Mitglied der Kriegerkaste, das wegen irgend etwas in Ungnade gefallen war. Ro'az hatte es einmal erwähnt, als er kryssbedingt in Plauderlaune gewesen war, doch da Pa'ot ohne ihn zu beachten weitergegangen war, wusste er nun nichts genaues. Es interessierte ihn jetzt allerdings auch nicht mehr als damals. Ohne irgendeine Gefühlsregung wandte er sich von seinem Datenstrom ab und ließ das Schiff den Eingang zu seinem Labor öffnen. "Ich verstehe", antwortete Barber nachdenklich, - allerdings nicht, weil ihm das Argument einleuchtete, sondern weil er überlegte, wie er weiter verfahren sollte. "Ich werde die Medienvertretern mit Ihrer Erlaubnis darüber informieren, dass es sich um eine Maßnahme im Zuge der Verfolgtung der Attentäter auf das Laborgebäude handelt und dass alle Unbeteiligten bald wieder auf freiem Fuss sein werden. Die Medien werden das sicher richtig einzuschätzen wissen und auch entsprechend berichten, aber Sie müssen verstehen, dass viele einfache Menschen von den kursierenden Gerüchten über die Freiwilligen sehr verunsichert sind. Vor allen Dingen, die Angehörigen der Kranken werden alarmiert sein. Ist denn ihre medizinische Versorgung auch unter diesen Bedingungen gewährleistet?" Fe’ar bewegte sich, jetzt die gebotene Dringlichkeit ausstrahlend, in das sich öffnende Labor und zu Pa’ot. Er hielt ihm Proben und Zeichnungen hin. *Befehl von T’than*, ließ er ihn wissen. *Untersuche das hier, sofort.* Wie gefordert nahm Pa'ot Fe'ar die Proben und die Zeichnungen ab. Letztere irritierten ihn ansatzweise, aber nicht genug, um sich deswegen Gedanken zu machen. *Auf was?*, fragte er nur knapp und wandte sich seinen Gerätschaften zu. *Auf alles, was weder Taelon noch Mensch ist*, antwortete Fe’ar ebenso kurz. Er legte mehr Dringlichkeit in seine Ausstrahlung. Pa'ot blieb unbeeindruckt von Fe'ars zum Ausdruck gebrachter Dringlichkeit und machte sich statt dessen ohne Hast an die Arbeit. Es dauerte eine ganze Zeit, dann vermeldete er: "Alle drei Proben haben Anteile, die weder menschlich noch taelonisch sind." Das Einzige, was Fe'ar davon abgehalten hatte, mehr zu tun als Dringlichkeit auszustrahlen, war die Tatsache, daß Pa'ot im Rang weit über ihm selbst stand. Dieser Taelon war zwar nur ein Wissenschaftler und kein Krieger, aber höher war höher ... Als dieser endlich ein Ergebnis hatte und dieses dann derart unpräzise formulierte, mußte Fe'ar das Gemeinwesen in Anspruch nehmen, um beherrscht zu bleiben. *Welchen Spezies sind diese Anteile genau zuzuordnen?*, verlangte er zu wissen. *Das kann ich noch nicht sagen*, antwortete Pa'ot ungerührt. *Dazu muss ich sie erst einzeln genauer untersuchen. Alle drei Proben stammen anscheinden von Mischwesen, das macht die Analyse schwierig und aufwändig.* *Dann beeile Dich, die entsprechenden Analysen durchzuführen - der Kriegsminister braucht Fakten, und das schnell!*, forderte Fe'ar im Namen seines Vorgesetzten. Bo’at spürte in der besonderen Verbindung, die ihm das Botschafts-Geschöpf gestattete, daß dieses tatsächlich keinen Schaden in seiner ureigenen Struktur genommen hatte – und auch keiner in ihm bestand, der für die Fehlfunktionen hätte verantwortlich gewesen sein können. Es fand sich auch nichts, das mit Verzögerung aktiv werden und erst noch solchen anrichten würde. Er ließ die Wesenheit die tiefe Erleichterung fühlen, die er darüber empfand. Und darüber, daß diese schätzte, was sie von ihm wahrnahm, freute er sich sehr. Seinetwegen hätte das Teilen andauern können, aber zu seinem Leidwesen durfte er sich das nicht gestatten. Die Synode forderte Fakten, und er hatte sie zu liefern. Er konnte sie liefern. Er teilte auch das Gefühl von Zufriedenheit mit dem Botschaftswesen und ließ es dann wissen: *Leider muß ich das Teilen jetzt beenden und Dich verlassen. Pflichten sind zu erfüllen. Wenn ich noch etwas für Dich tun kann, äußere dies bitte – ich tue es gern.* Von dem Wesen, das die Botschaft formte, kam zunächst nur Verwirrung. Es hatte für den Taelon dazu sein, nicht umgekehrt. Dennoch fühlte es sich so wohl, wie noch nie in seiner erst kurzen Existenz. *Ich bin voll funktionstüchtig*, ließ es Bo'at dankbar wissen. Zo'or sah sein Gegenüber mit schiefgelegtem Kopf an. Genau diese Frage hatte er befürchtet, da er sie nicht zufriedenstellend beantworten konnte. Dem Synodenführer war klar, dass die Unterbringung nur notdürftig sein konnte. Dass sich besonders um die kranken Menschen gekümmert wurde, hätte nicht zu T'than gepasst. Jedoch konnte eine Versicherung um die medizinische Versorgung werde sich gekümmert das Verhältnis zu den Menschen, das er hier zu retten versuchte, beschädigen, wenn es letztendlich Tote geben sollte. Dann machte der Taelon eine langsame Bewegung mit der Hand durch die Luft, während er wieder zu sprechen begann. "Ich verstehe Ihr Anliegen und werde mich bemühen, dass diese Menschen angemessene medizinische Versorgung erhalten." antwortete Zo'or, auch wenn ihm nicht wohl bei dem Gedanken war dann wieder mit T'than reden zu müssen. "Ich möchte Ihnen jedoch auch mitteilen, dass bald eine Sitzung unserer Synode stattfinden wird, bei der wir den Vorfall und die daraus resultierenden Maßnahmen erörtern werden." Der Techniker spürte einmal mehr mit allen Sinnen in die Wesenheit hinein, die ihm erlaubt hatte, mit ihr zu teilen. Er nahm ihre kurzfristige Verwirrung ebenso wahr wie ihr tatsächliches Wohlbefinden – für sie selbst war folgenlos geblieben, was an Manipulation vorgenommen worden war, und das, was nicht funktionierte, beeinträchtigte weder Taelon noch Menschen wirklich, sondern sorgte lediglich in Bezug auf Routineabläufe für geringfügige Behinderung und Verzögerung, die leicht zu kompensieren waren. Bo’at ließ das Botschaftswesen einmal mehr die Freude und Erleichterung fühlen, die dessen Intaktheit in ihm auslöste, und dazu die Dankbarkeit für das Teilen und das Bedauern darüber, dies jetzt beenden zu müssen. *Es war mir Ehre*, ließ er es wissen. *Du leistest hervorragende Arbeit, die ich sehr zu schätzen weiß.* Dann löste er behutsam die Handflächen von dem Geschöpf und zog sich von dessen Steuerorgan zurück. Draußen im Gang sandte er ihm noch einmal einen Impuls, der Respekt und Achtung ausdrückte, begleitet von der Handbewegungsfolge, die Verabschiedung mit der Hoffnung auf erneute Zusammenkunft ausdrückte, und hatte kurz darauf den Seinesgleichen vorbehaltenen Teil des Wesens verlassen. Er schritt an den ‚Freiwilligen’, die er mit einer Grußgeste bedachte, vorbei nach draußen, beschleunigte dort auf das für seine Rasse typische Tempo und hatte ohne weitere Verzögerung das Portal erreicht, durch das er angekommen war. Wenig später trat er innerhalb der Schiffswesenheit zwischen den Streben seines Ziels hervor und bat diese darum, Zo’or und T’than für ihn zu lokalisieren. Er hatte vor, beide Synodenmitglieder zugleich über das zu informieren, was er bezüglich dessen, was sie wissen wollten, in Erfahrung gebracht hatte. Barber, der nichts von Zo'ors Skepsis bezüglich der medizinischen Versorgung der Kranken mitbekam, sah erleichtert drein. "Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen", erwiderte er und überlegte, was er zur weiteren Schadensbegrenzung tun konnte. "Ich versichere Ihnen," fuhr er dementsprechend fort, "dass ich meinerseits alles tun werde, um die Medien zu einer angemessenen Berichterstattung anzuhalten. Könnten Sie mich über Ihren Attaché über den weiteren Fortgang der Sache informieren lassen, damit ich entsprechende Maßnahmen treffen kann?" *Zo'or befindet sich in der Medizinischen Station und T'than in der Sektion der Kriegerkaste*, erfuhr Bo'at umgehend vom Mutterschiff. T'than hatte nun die beiden Zellen mit seinen Gefangenen erreicht und von dem Schiff erfahren, dass es Pa'aq gewesen war, der sie dorthin begleitet hatte. Es gefiel ihm nicht, dass ausgerechnet dieser Taelon zur Stelle gewesen war, aber etwas derartiges war zu befürchten gewesen, nachdem er diesbezüglich keine Sicherheitsvorkehrungen getroffen hatte. Letztlich war es aber auch gleichgültig, wer davon wusste. Es ging vornehmlich darum, in der Synode mit Informationen zu brillieren und nicht etwas geheim zu halten. Also betrat er in seiner menschlichen Fassade die Zelle, die der Mensch namens Norbert Polmann beinhaltete. *Danke*, antwortete Bo’at freundlich. *Öffne bitte je einen Datenstrom zu beiden – sie warten auf Informationen von mir.* Das Mutterschiff führte die Anweisung aus und meldete sowohl Zo'or, wie T'than Bo'ats Kontaktversuch an. Für T'than kam dies alles andere als geschickt, denn er konnte schließlich jetzt nicht gleich wieder die Zelle verlassen, kaum dass er sich dem Menschen gezeigt hatte. Also wies er das Schiff an, Bo'at lediglich über eine für Menschen nicht wahrnehmbaren Verbindung durchzustellen und dem Techniker von ihm selbst, lediglich die Worte zu übermitteln. Bo'at musste schließlich nicht wissen, was er hier tat. *Was hast du zu berichten?*, fragte er brüsk, nachdem die Verbindung nach seiner Maßgabe hergestellt war. Gleichzeitig wartete er darauf, dass der Mensch ihn zur Kenntnis nahm. "Es tut mir leid, jedoch ist mein Beschützer momentan mit Ermittlungen beschäftigt und steht daher nicht zur Verfügung." antwortete der Synodenführer. Dies war vermutlich nicht der geeignete Augenblick, um die Entführung des Agents bekanntzugeben. Zo'or bemerkte nun, dass ihm ein weiterer Kontaktversuch gemeldet wurde. "Ich danke Ihnen vielmals für Ihre Kooperationsbereitschaft, Bürgermeister Barber. Jedoch muss ich mich jetzt um andere Belange kümmern." ließ er den Menschen wissen. Den Datenstrom schloss er jedoch vorerst nicht, da er den Menschen nicht dadurch verärgern wollte, dass er das Gespräch einfach unterbrach. Bo'at strahlte Ruhe und Konzentration aus. *Einen Augenblick bitte, T'than*, erwiderte er dem Kriegsminister, sich dessen bewußt, daß auch zum augenblicklichen Synodenführer bereits Verbindung bestand. *Zo'or hat noch keine Gesprächsbereitschaft signalisiert.* T'than musterte den Menschen kühl und für eine Weile schweigend. "Was wissen Sie über den Mann, der mit Ihnen verhaftet wurde?", fragte er dann in schroffem Tonfall. Gleichzeitig erreichte Bo'at über den Datenstrom eine Welle des Unmuts. Warten zu müssen, weil der Techniker seine Mitteilung gleichzeitig Zo'or und ihm machen wollte, gefiel dem Kriegsminister gar nicht und damit hielt er - auch wenn er es nicht kommentieren wollte - nicht hinter dem Berg. "Selbstverständlich!", beeilte sich der Bürgermeister zu erklären. "Vielen Dank für das Gespräch, Zo'or." Damit beeilte sich Barber die Verbindung zu kappen. Zo'or neigte leicht den Kopf. Dann holte er die andere Kommunikationsanfrage auf seinen Datenstrom. *Ich grüße dich, Bo'at.* sagte er, als er den Techniker erkannte, von dem er wusste, dass er sich mit der Untersuchung des Botschaftsgebäude beschäftigt hatte. Er hoffte, dass dieser ihm nun eine Erklärung für die Fehlfunktionen liefern würde. Polmann erschrak aufgrund des schroffen Tonfalls, versuchte sich jedoch nichts anmerken zu lassen. Er hatte nicht vor unkooperativ zu sein. Schließlich wusste er noch nicht einmal, um was es überhaupt ging. "Ich habe ihn am Weiher getroffen. Er hat sich mir als Carsu vorgestellt." sagte er schließlich mit doch relativ angstvoller Stimme. Von einem Taelon wurde man schließlich nicht jeden Tag befragt. Leider gab es auch nicht viel, was er T'than sonst noch sagen könnte. Also wartete er zunächst ab, ob dieser sich noch nach weiteren Details erkundigen würde. "Getroffen?" T'than fragte mit skeptisch nach oben gezogener Augenbraue nach, um dem Menschen zu signalisieren, dass er mit dessen Antwort unzufrieden war. "Erzählen Sie die gesamte Begebenheit und lassen Sie kein Detail aus!" "Äh, ja." bestätigte Polmann. Dann versuchte er sich die Ereignisse der vergangenen Nacht wieder ins Gedächtnis zu rufen. "Ich ging am Weiher mit meinem Hund spazieren. Plötzlich fing er an zu bellen und so habe ich nachgesehen, was los war. Dort stand der junge Mann triefend nass und zitternd. Er schien ziemlich verwirrt zu sein, denn er sagte er sei abgerutscht und ins Wasser gefallen, wüsste aber nicht, wie er dort hingekommen sei. Also nahm ich ihn mit zu mir nach Hause." berichtete Norbert. Er überlegte einen Moment, was Carsu vielleicht noch gesagt hatte, was dem Taelon wissenswert erscheinen konnte. "Später sagte er noch er hätte weg gemusst von seiner Heimat. Aber sonst wollte er nichts über sich erzählen." fügte er schließlich hinzu. Der Wissenschaftler machte sich kommentarlos wieder an die Arbeit und griff sich eine der Proben. Die Untersuchung dauerte. Und während ihr wechselte Pa’ots gleichgültige Aura von milder Irritation über größeres Erstaunen zu vollkommener Fassungslosigkeit. Es waren die mit Abstand stärksten Gefühle, die ihn in den letzten paar Jahrzehntausenden durchdrungen hatten und dass er sich nicht alleine in seinem Labor befand, war darüber aus dem Fokus seiner Aufmerksamkeit heraus gefallen. Bo’at verbarg die Befriedigung, die T’thans Unmut in ihm auslöste, hinter der Sachlichkeit und dem Gleichmut, die er die ganze Zeit über bereits zur Schau stellte. Er registrierte, daß sich jetzt auch der Synodenführer ihm zugewandt hatte. *Sinaui Euhura, Zo’or*, erwiderte er dessen Gruß ohne jegliche Färbung durch Gestik oder Ausstrahlung. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf beide Taelon zugleich. *Die Untersuchung der Vorfälle in der nordamerikanischen Botschaft ergab Folgendes“, fuhr er ruhig fort. *Die Fehlfunktionen und Datenverluste wurden nicht durch die Gebäudewesenheit verursacht, sie selbst ist weder erkrankt noch verletzt und durch das Geschehen auch nicht bleibend geschädigt. Es wurden Manipulationen an ihr vorgenommen. Die Art derselben läßt bisher mindestens zwei Schlüsse zu: Entweder handelt es sich um einen gezielten Angriff von außen auf Da’an oder aber dieser selbst hat die Vorkommnisse inszeniert, um zu fliehen. Über seinen Beschützer habe ich bisher noch nichts herausfinden können, da keinerlei Daten über ihn vorlagen. Um diesbezüglich weitere Ergebnisse zu erzielen, brauche ich mehr Zeit und Unterstützung durch Ma’at.* Auch während dieser Darlegung verzichtete Bo’at auf alles, was dieser Gewichtung oder gar Wertung hinzu gefügt hätte. Fe’ar entließ die zunehmende Aufregung, in die Pa’ots Verhalten und Ausstrahlung ihn versetzten, in das Gemeinwesen und übte sich in Tha’hanscher Regungs- und scheinbarer Empfindungslosigkeit, bis ihn schließlich die Geduld verließ. Er war stolz auf sich, daß ihm auch das nicht anzumerken war, als er den Wissenschaftler schließlich kalt fragte: *Besäßest Du jetzt die Güte, mir mitzuteilen, was Dich derart aus der Fassung bringt, damit ich T’than darüber Bericht erstatten kann?* *Wie interessant!*, stellte T'than süffisant fest, um dann mit seiner üblichen kalten Härte nachzufragen: *Welcher Art sind die Fehlfunktionen genau?* Gleichzeitig musterte er mit den Augen seiner menschlichen Fassade den Menschen vor ihm kritisch. Er konnte nicht wirklich einschätzen, ob das, was dieser ihn wissen ließ, eine plausible Erklärung war. Die Lebensweise der Menschen war nun wirklich nichts, was ihn jemals interessiert hätte. "Warum haben Sie sich mit ihm abgegeben, wenn Ihnen nicht mal eine plausible Erklärung dafür abgeben konnte, warum er ins Wasser gefallen war, beziehungsweise woher er überhaupt kam?", versuchte er es dennoch mit einer strengen Nachfrage. Mit’gai hatte sich in der Zwischenzeit wieder den Untersuchungsergebnissen des Synodenführers zugewandt, verglich diese mit früheren Werten Zo’ors. Außerdem zog er andere Werte zu Rate, in der Hoffnung, so einen Grund für diese überraschende Veränderung zu finden. Ein Teil seiner Aufmerksamkeit weilte jedoch immer noch möglichst unauffällig bei Zo’or. Polmann sah den Taelon für einen Moment verblüfft an, versuchte dann jedoch schnell wieder Blickkontakt zu vermeiden. "Nun ja, er war völlig durchnässt und wirkte ziemlich verstört. Ich konnte ihn ja nicht einfach da stehen lassen. Und was er da verloren hatte, war mir eigentlich auch egal." sagte er dann nach kurzem Überlegen. *Zum einen wurden aus dem Gedächtnis des Wesens sämtliche persönlichen und inoffiziellen Informationen bezüglich Da’ans und seines Beschützers gelöscht – es existiert nur noch das allernötigste Offizielle*, erwiderte Bo’at, weiterhin ohne Gestik oder Veränderung seiner Ausstrahlung. *Darüber hinaus verschwanden alle innerhalb der letzten achtundvierzig Stunden aufgezeichneten Portaldaten. Außerdem wird die Zielfindung der Portale nicht mehr durch deren entsprechende Organe bestimmt, sondern von einem Programm, das der zentralen Steuerung des Botschaftsgeschöpfes selbst eingegeben wurde, was dazu führt, daß jeder, der eines von dessen Interdimensionstoren benutzt, woanders auskommt anstatt am gewünschten Ziel.* Erst jetzt erhielt Fe'ar wieder einen Teil von Pa'ots Aufmerksamkeit, aber dessen Verwirrung war nach wie vor deutlich in seiner Ausstrahlung zu sehen. Der größte Teil seiner geistigen Kapazität beschäftigte sich nach wie vor damit, was er herausgefunden hatte, aber mit dem Rest begann er Fe'ar Bericht zu erstatten. *Über das Wesen, von dem die erste Probe stammt, kann ich nicht allzuviel sagen", begann er und reichte Fe'ar das Gefäß, in dem er sie transportiert hatte, damit dieser wusste wovon er sprach. *Diese Art ist mir noch nicht untergekommen, allerdings finden sich in seinem Genmaterial Merkmale, die Ähnlichkeiten mit unserer Spezies haben, sowie Merkmale, welche einigen der Jaridian ähneln. Bei den Jaridian könnte es sich um eine Einkreuzung vor vielen Generationen handeln. Die Ähnlichkeiten mit uns könnten auch nur durch den Kontakt mit unserer Technologie und damit unserer Grundenergie zurückzuführen sein oder aber auf die Veränderung eines Vorfahren durch eines der Projekte der Synode. Doch all dies sind Spekulationen, zumal auch eine nur zufällige Ähnlichkeit möglich wäre.* *Das sieht ja sehr nach einem Angriff aus!*, vermerkte T'than sarkastisch. *Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet? Ich habe zu tun.* Damit unterbrach er die Verbindung. Seinen skeptischen Blick hatte er die ganze Zeit über nicht von Polmann genommen. "Ich werde Ihre Aussage für's erste so stehen lassen", erklärte er unbestimmt und verließ dann durch das nur für ihn durchlässige, undurchsichtige Kraftfeld die Zelle. Ob der Mensch die Wahrheit gesagt hatte oder nicht, konnte er nach wie vor nicht wirklich einschätzen, aber der Kriegsminster der Taelon nahm es an. Dieses Wesen würde es ja wohl kaum wagen, ihn anzulügen. Und ganz davon abgesehen, hätte er eine Lüge doch wohl mit seinem überragenden Intellekt bemerkt müssen. Sich solcherart überzeugend, stellte T'than eine Verbindung zur Einsatzzentrale her. "Was gibt es?", fragte er in der ihm eigenen schroffen Art nach. "Äh...", suchte der auf dem Datenstrom erschienene Freiwillige nach einer Erklärung, aufgrund derer er möglichst wenig angeschnauzt werden würde. "Folgende Aufzeichnung haben wir eben vom Einsatzkommando an der North Bay erhalten", entschied er dann und ließ selbige ablaufen. Die Überraschung war T'than selbst für einen Menschen deutlich anzusehen. Seine Fassade brach teilweise zusammen. "Einsatz wie gehabt fortführen", befahl er dann und kappte die Verbindung, um sich mit den Sensoraufzeichnungen des Mutterschiffes zu befassen. Sie bestätigten nur die Daten der Shuttles: ein Energiefeld hatte sämtlichen ungewöhnlichen Werte zuverlässig abgeschirmt und so war nicht mehr als ein Interdimensionssprung gemessen worden. Mit der Verfügungsgewalt eines Kriegsminsters gab T'than umgehend den Befehl zur Synchronisierung aller Shuttlesprünge in diesem System und zur Erhöhung der Sicherheitsstufen in allen Einrichtungen. Die Folge war, dass ungeachtet der Anweisungen ihrer eigentlichen Gebieter, die Gebäude, Stationen und auch das Mutterschiff in Verteidigungsbereitschaft gingen und die Shuttlessprünge mit den Sensorwerten des Mutterschiffes abgeglichen wurde. T'than war gespannt, wie lange sich die anderen Synodenmitglieder mit der lappidaren Meldung *Anweisung durch den Kriegsminister* zufrieden geben würden und betrat die Zelle mit seinem zweiten Gefangenen. Fe’ar hielt sich nicht damit auf, über etwas nachzudenken, was er für den üblichen unausgegorenen Unsinn hielt, den Wissenschaftler von Zeit zu Zeit von sich zu geben pflegten. Nichts desto trotz hatte er sich eben diesen Unsinn bereits wortgetreu eingeprägt, um ihn genau so vor dem Kriegsminister wiederholen zu können. *Was ist mit den anderen Proben?*, fragte er, nach außen hin so unbewegt wie zuvor. Bo’at ließ sich seine Zufriedenheit mit dem bisherigen Verlauf der Kommunikation mit den beiden Synodenmitgliedern so wenig anmerken wie seine Erleichterung darüber, daß T’than eben diese endlich beendet hatte. Auch seine Hoffnung darauf, daß Zo’or ihm rasch den gleichen Gefallen täte, drang nicht nach außen. Zo'or hatte dem Bericht des Technikers aufmerksam zugehört. Offenbar handelte es sich also tatsächlich um Manipulation. Verursacht entweder durch den Widerstand oder durch Da'an selbst. *Gibt es irgendwelche Hinweise, die Aufschluss über den Aufenthaltsort von Da'an geben könnten?* fragte er nach. Offensichtlich hielt sich der Taelon nicht mehr in seiner Botschaft auf und nun war die Frage, ob er ebenfalls entführt worden war oder selbst die Flucht ergriffen hatte. *Keinen einzigen*, antwortete Bo'at dem Synodenführer ruhig. Carsu saß zusammengekauert auf dem Boden seiner Zelle. Was geschah hier bloß? Er hatte doch niemandem etwas getan und was waren das für Leute, die ihn hierher geschleift hatten? Was wollten sie denn von ihm? Der junge Vedian zuckte ein wenig zusammen, als er plötzlich jemanden zu sich hereinkommen sah. Doch vermutlich würde ihm jetzt jemand erklären können, was hier passiert war. Er sah also auf und sah einen Menschen, der sogar ihm sehr seltsam vorkam. Dieser hatte keine Haare und wirkte sehr bleich. Außerdem muteten seine Bewegungen reichlich seltsam an. Carsu wusste nicht, wie er reagieren sollte, also blieb er einfach sitzen und starrte den Fremden mit einer Mischung aus Furcht und Faszination an. *Nun gut.* sagte Zo'or knapp. Von dem Techniker waren wohl keine weiteren Informationen zu erwarten. Er machte eine Verabschiedungsgeste und beendete dann die Verbindung. Schließlich drehte er sich wieder zu Mit'gai herum, der offenbar noch mit seinen Gerätschaften beschäftigt war. Hatte er etwa etwas darüber herausgefunden, was Zo'or als den Grund für seinen veränderten Zustand vermutete? *Gibt es noch etwas zu sagen, Mit'gai?* wandte er sich also an den Heiler. Mit’gai wandte sich halb zu Zo’or um. *Derzeit nicht, ich müsste noch weitere Untersuchungen durchführen, um die genaue Ursache dieses Phänomens zu ergründen*, meinte er. *Brauchst du mich dafür oder hast du für deine Untersuchungen alle Daten beisammen?* wollte der Synodenführer wissen, wobei er eine fragende Geste machte. Er freute sich nicht besonders darauf nun schon wieder mit T'than sprechen zu müssen. Doch zumindest wollte er vorher Mit'gais Labor verlassen. Der Heiler hatte schließlich nun schon genug Gespräche mitverfolgen können. Bo’at blieb nach außen so ruhig wie zuvor. Das Gefühl äußerster Dringlichkeit, das mit der Beendigung der Verbindung zu Zo’or durch diesen selbst aufgekommen war, hatte er sofort ins Gemeinwesen entlassen. Was war zu tun? Er mußte Mit’gai und Co’teh über die gewonnenen Erkenntnisse bezüglich Da’ans und dessen Botschaft informieren, wobei der Heiler Vorrang hatte, da jetzt die Zusammenkunft der Synode sehr bald bevor stand. T'than musterte den am Boden kauernden Menschen mit seinem üblichen, wenig freundlichen Blick. "Was haben Sie mit Dyro Estorn und insbesondere mit Mesua Patrey zu tun?", fragte er ihn ohne Umschweife. *Die Wahrscheinlichkeit etwas herauszufinden wäre größer, wenn du bleibst und ich noch einige Tests durchführen könnte. Aber anbetracht der Tatsache, dass bald die anberaumte Synodensitzung stattfindet, habe ich natürlich Verständnis, wenn du dafür derzeit keine Zeit erübrigen kannst.*, gab Mit’gai zurück und bedeutete Zo’or mit einer knappen Geste, dass es diesem frei stand, den medizinischen Bereich nun zu verlassen. Die Nachricht über T’thans neueste Aktivitäten nahm er verwundert zur Kenntnis. *Anscheinend ist T’than bereits tatkräftig dabei, deine Aufgaben als Synodenführer mit zu übernehmen.*, kommentierte er kühl und sachlich, bevor er sich wieder demonstrativ den verschiedenen Daten zuwandte. "Was?" fragte Carsu erschrocken bei der Nennung der Namen seiner beiden Kollegen. "Wie kommen Sie darauf? Kennen Sie sie?" stammelte er nervös. Woher kannte dieser eigenartige Mensch Mesua? "Wer sind Sie denn? Und was ist das hier?" fragte er dann weiter, beinahe panisch, während er den seltsamen Raum wohl nun zum dutzendsten Mal betrachtete. Pa'ot nahm die zweite Probe auf und reichte auch diese Fe'ar. *Diese Probe ist eindeutig zu bestimmen*, vermeldete der Wissenschaftler und obwohl seine Aura nach wie vor Unruhe ausdrückte, war die Ausstrahlung, mit der er sprach, weitgehend neutral. *Sie stammt von einem Wesen, das zur Hälfte Jaridian und zur Hälfte Taelon ist. Allerdings handelt es sich nicht um eine Kreuzung, sondern um eine Verschmelzung, weshalb sich die beteiligten Individuen nicht ermitteln lassen.* Fe’ar nahm die Probe entgegen, das, was Pa’ots Worte dazu in ihm auslösten, sofort ins Gemeinwesen entlassend. Eine Verschmelzung zwischen einem Taelon und einem Jaridian … Syth’ens Schicksal? Sa’rhas? Der junge Krieger richtete den Fokus darauf, sich die Äußerung des Wissenschaftlers vollständig einzuprägen und fragte dann: *Und was hast Du sonst noch in Erfahrung gebracht?* "Ich stelle hier die Fragen!", stellte T'than erbost klar und vollkommen ignorant dafür, dass das Wesen vor ihm ehrlich verwirrt und nicht bewusst widerspenstig war. "Beantworten Sie sie gefälligst!" Pa'ot beschäftigte sich nicht damit, was es über Fe'ar aussagen könnte, dass er kein Erstaunen über seine Aussage zeigte und griff statt dessen zur dritten Probe. Diese reichte er nicht an den Krieger weiter, sondern behielt sie in der Hand. Es war seiner Aura deutlich abzulesen, dass sie war, die ihn so aus der Fassung brachte. Es dauerte eine Moment, bis er Fe'ar sein Ergebnis mitteilte. *Dieses Wesen wurde aus dem Erbmaterial von drei Wesen gezeugt. Zwei davon sind menschlich, eines ist ein Kimera. Der Datenbank nach handelt es sich bei den Menschen um Ronald Sandoval und Siobhan Beckett. Zur Identität des Kimerianischen Elternteils kann ich aufgrund der strikten Geheimhaltung, der derartige Daten unterliegen, nichts sagen.* Fe'ar strapazierte das Gemeinwesen wie nie zuvor, um die Regungslosigkeit seines zweiten Idols beibehalten zu können. Das ihm das sogar dieses Mal gelang, erfüllte ihn mit unbändigem Stolz, den er ebenso wenig nach außen dringen ließ. *T'than wird umgehend davon erfahren*, sandte er dem Wissenschaftler. *Hast Du ihm sonst noch etwas mitzuteilen?* Zo'or tat sein Bestes die Bemerkung des Heilers zu ignorieren und stolzierte aus dem medizinischen Bereich ohne etwas zu erwidern. Dann wandte er sich in die Richtung seines Quartiers. Dort war sicher der beste Ort, um mit T'than Kontakt aufzunehmen. Jedoch musste er sich eingestehen, dass er weiterhin Probleme mit dem energetischen Ungleichgewicht hatte, welches das Ka'atham verursachte. Verstärkt wurde dies auch noch durch die Verärgerung, die T'thans Befehlsergreifung über sämtliche Taeloneinrichtungen und Shuttles hervorgerufen hatte. So öffnete Zo'or nicht sofort einen Datenstrom, als er in seinem Quartier ankam, sondern aktvierte zunächst den Energiestrom. Er hatte nicht vor lange Zeit unter diesem zu verbringen und außerdem war ihm dies zeitlich schon gar nicht möglich. Jedoch waren Auseinandersetzungen mit dem Kriegsminister immer sehr kraftraubend und so war es gut vorher ein wenig Energie schöpfen zu können. Carsu zuckte zusammen und versuchte sich noch kleiner zu machen, als er es ohnehin schon getan hatte. Dieser Mensch war zornig, aber er wollte ihm nicht erklären, was er falsch gemacht haben sollte. Der Halbvedian versuchte sich jedoch zusammen zu nehmen. Vielleicht könnte er den Fremden milder stimmen, wenn er ihm sagte, was dieser wissen wollte. "Ja... gut." stammelte er verwirrt. "Die beiden sind... Freunde von mir." Er durfte schließlich nicht erzählen, was sie hier machten und auf Mesua traf die Aussage schließlich zu. Doch wieso fragte dieser Mensch das? Was war denn mit Mesua und Dyro? "Wunderbar!", erwidertete T'than. "Dann geben Sie also zu, auch zum Widerstand zu gehören? Ich denke, es ist Ihnen klar, dass Ihre Situation noch sehr viel unangenehmer wird, wenn Sie mir nicht alles sagen, was Sie über Ihre Organisation wissen." Fe'ars überaus gelungene Performance fand leider in Pa'ot keinen dies würdigenden Beobachter. Vielmehr achtete der Wissenschaftler gar nicht auf seinen Besucher, sondern sendete ihm lediglich eine knappe Verneinung auf dessen Frage. Ansonsten war er selbst damit beschäftigt, die Hilfe des Gemeinwesens in Anspruch zu nehmen. Ihm war sehr wohl bewusst, warum T'than den jungen Krieger mit den Proben zu ihm geschickt hatte. Der Kriegsminister musste geahnt haben, dass es sich bei einem der Wesen, um eines mit Kimeraerbe handelte und T'than wusste, dass Pa'ot ein solches erkennen würde, selbst wenn alle Daten über die Kimera der strikten Geheimhaltung unterlagen. Dass er damit in Pa'ot unter den Jahrtausenden begrabenes Leid wieder hervorholte, war ihm sicherlich gleichgültig, wenn nicht gar eine Genugtuung. Daß Pa’ot sich nach wie vor nicht zu beherrschen wußte, war nicht Fe’ars Problem. *Dann gib’ mir die Probe wieder – T’than will sie zurück*, verlangte er. Er wollte den Kriegsminister nicht länger als unbedingt nötig warten lassen. Nur zögernd reichte Pa'ot Fe'ar die Probe, obwohl er wusste, dass das Wesen, von dem sie stammte, nicht jenes war, das er vermisste. Dennoch überlegte er sich, ob er eine Möglichkeit hatte, herauszufinden, um wen es sich handelte und wo es sich befand. Doch warum sollte er sich die Mühe machen? Warum sollte sich das lohnen? Fe'ar nahm die Probe entgegen, entbot dem Wissenschaftler einen wortlosen, dessen Rang ehrenden Abschiedsgruß und verließ dessen Arbeitsbereich. Außerhalb wies er das Schiff an, T'than für ihn zu lokalisieren. Kurz darauf hatte er den Teil desselben erreicht, der allein seiner Kaste vorbehalten war, und wartete vor dem dortigen Gefangenentrakt. Ihm war klar, daß er den Kriegsminister bei was immer dieser dort drinnen tat keinesfalls zu stören berechtigt war. Pa'ot blieb mit seinen Gedanken allein im Labor zurück, während Fe'ar seinen Weg zu T'thans Aufenthaltsort längst nicht so unbeobachtet zurücklegte, wie er dachte. Nun sah Carsu wirklich verdattert drein. Wovon sollte er dem seltsamen Menschen etwas erzählen? "Was denn für ein Widerstand?" fragte er irritiert und verunsichert. "Und was haben Mesua und Dyro damit zu tun?" Der Vedian glaubte nicht recht daran, dass Mesua sich irgendeiner kriminellen Untergrundgruppe angeschlossen haben könnte. Und gegen was sollte dieser Widerstand denn vorgehen? Was war hier eigentlich los? "Ich verstehe", erwiderte T'than ebenso ungehalten, wie ungeduldig. Er beschloss, die Sache direkt anzugehen und sich nicht weiter mit diesem Geplänkel aufzuhalten. "Sie versuchen den Ahnungslosen zu spielen, was jedoch unsinnig ist. Ich bin informiert über den Inhalt Ihres Gespräches mit Dyro Estorn, wie auch über die Aufzeichnung, die Sie Mesua Patrey haben zukommen lassen. Sie alle drei gehören also einer Spezies an, die sich Vedian nennt? Das ist höchst interessant! Was tun Sie auf der Erde?" Mit einem überlegenen Lächeln sah er auf den Mann herab und wartete gespannt dessen Reaktion ab. Carsu erbleichte. Dieser Mensch hatte herausgefunden, wer sie waren. Ging es darum? Dass man hier befürchtete sie seien irgendeine Bedrohung? "Wir... wir sind friedliche Forscher. Und ich bin erst seit heute hier. Ich weiß von überhaupt nichts." stammelte der Vedian. Konnte er diesem Fremden denn nicht irgendwie klar machen, dass sie nicht vor hatten sich irgendwie einzumischen oder jemanden zu bedrohen? Außerdem hoffte er, dass es Mesua gut ging und sie nicht ebenfalls hier irgendwo in so einer Zelle saß. "Wo sind denn die anderen beiden?" wagte er schließlich zitternd zu fragen. Auch wenn ihn der Fremde nur erneut ungeduldig anfahren würde, musste er diese Frage doch gestellt haben. Ro’ar war intensiv mit der Auswertung des ausschließlich Synodenmitgliedern vorbehaltenen Datenstroms über die jüngsten Ereignisse, die zu Sa’rhas und Syth’ens Verschwinden geführt hatten, beschäftigt, als sich ein weiterer solcher öffnete und ihn darüber informierte, daß das Mutterschiff und sämtliche Taeloneinrichtungen im Sonnensystem in Verteidigungsbereitschaft gegangen waren. Auf Anweisung des Kriegsministers. Ro’ar nahm das mit Befriedigung zur Kenntnis. Es schien, als habe T’than die Dinge in die Hand genommen, nachdem Zo’or genau das getan hatte, was er, Ro’ar, seit längerem vorausgesagt hatte – endgültig versagt. Käme es in der Synodensitzung, die jetzt sehr bald beginnen würde, bereits dazu, daß Zo’ors Führerschaft in Frage gestellt würde, dann wäre er, Ro’ar, bereit – bereit, dem Kriegsminister dazu zu verhelfen oder aber sie selbst zu übernehmen, sollte T’than sie nicht wünschen. J’dan würde beide Anwärter befürworten, dessen war er sich sicher. J’dan ... Der einzige Taelon, dem Ro’ar, außer sich selbst, eine Führung der Synode zum Endsieg über die Jaridian zutraute – und der diese nicht wollte, sie nie gewollt hatte. Das hatte der Krieger, an dessen Aufmerksamkeit beide Datenströme jetzt unbeachtet vorbei sprudelten, nie verstanden. Ne’ed hatte sich angewöhnt, die Erkenntnisse, die er in den immer tiefer und klarer werdenden Zuständen der Meditation, die seiner Kaste so selbstverständlich war wie die Energieaufnahme, gewann, in einem exklusiv diesen vorbehaltenen Datenstrom zu speichern, den er mit seiner persönlichen Signatur geschützt hatte. Er reagierte auf die durch T’than angeordnete Verteidigungsbereitschaft mit tiefem Bedauern. Dieser Schritt brachte die Seinen dem Gegenteil dessen, was sie eigentlich anzustreben hatten, wieder einen Schritt näher – und einen vollkommen unnötigen dazu. Zum Gegenteil der Perfektion gehörte der unselige Krieg gegen die Jaridian. Krieg führte zu Zerstörung und Chaos, zu nichts sonst. To’car war in Irrtum befangen gewesen, aber darin brilliant überzeugend – überzeugender als Ti’rat, für den stets Taten mehr gezählt hatten als Worte. To’cars Lehren hatten den schnellen, durchschlagenden Erfolg versprochen – die Taelon als Herrschende über ein Universum, das dann zur Perfektion geformt werden konnte. Nein, nicht zur Perfektion, dachte Ne’ed mit aufsteigender Bitterkeit, sondern zu dem, was die von dem Streben nach Macht Verblendeten Seinesgleichen sich wünschten. Er entließ diese Bitterkeit in das Gemeinwesen - und die tiefe Sorge, die er angesichts der bevorstehenden Synodensitzung empfand, gleich mit. Le’ak befand sich in seinem Quartier und studierte die Aufzeichnung der letzten Synodensitzung. Der bevorstehenden sah er genau so unsicher entgegen wie denen, die er bisher durchgehalten hatte. Er würde Ne’ed gern aktiver unterstützen – er wünschte sich nichts dringender als ein Ende des Krieges und, abweichend von seinem Mentor, eine reelle Chance für sein Volk, zu überleben. Nicht, daß diesem dessen Schicksal gleichgültig war – im Gegenteil. Aber er sah seit geraumer Zeit im Wechsel der Ebenen eine Chance zur Vervollkommnung – allerdings nur unter der Bedingung, daß man auf der hiesigen alle sich dazu bietenden genutzt hatte ... Ne’ed brachte seinen Schülern bei, möglichst stets die Lehren Ti’rats für sich sprechen zu lassen – aber er, Le’ak, hatte einfach nicht das Wissen, die Erfahrung und die unglaubliche Treffsicherheit dieses erheblich älteren hochrangigen Mitglieds der Philosophen-Kaste, um wirklich überzeugend mit Zitaten Ti’rats in Diskussionen einzugreifen, vor allem nicht, wenn so einschüchternde Synodenmitglieder wie zum Beispiel der Kriegsminister gerade argumentierten. So würde er sich wohl auch dieses Mal darauf beschränken, mittels Ausstrahlung und Gestik deutlich zu machen, wessen Meinungen er unterstützte, und sich ansonsten neutral verhalten. Wie lange mochte es dauern, bis er auch nur halb so viel Einfluß zu nehmen in der Lage wäre wie Ne’ed? Hinter diesem standen erheblich mehr Taelon, als es den Anschein hatte – ein Faktum, das die Synode hoffentlich so unterschätzte, wie einige ihrer Mitglieder das offenbar mit Ne’ed taten ... Zo'or deaktivierte innerlich wieder etwas gefestigter den Energiestrom. Seine Fassade hatte er dabei gar nicht erst abgelegt. Er hätte viel längere Regenerationsphasen benötigt, doch dafür war keine Zeit. Also setzte er sich auf seinem Stuhl aufrecht hin und öffnete den Datenstrom, um den Kriegsminister zu kontaktieren. Bo’at hatte sich inzwischen auf den Weg zu Mit’gai gemacht – auf Wegen, die nur Mitgliedern seiner Kaste vorbehalten waren, unterwegs scheinbar prüfend und untersuchend, wie auf einem Routinegang. Unmittelbar vor dem ureigenen Bereich des Heilers hielt er inne und sandte einen energetischen Impuls, der seine Anwesenheit signalisierte. Er spürte durch die Schiffswesenheit, daß Mit’gai allein war, und hoffte, daß dieser noch Zeit für ihn erübrigen konnte. Mit’gai stand noch immer vor einem Datenstrom und war zur Erkenntnis gekommen, dass Zo’or einen mehr als intensiven Kontakt zu einem Menschen gehabt haben musste. Immer vorausgesetzt, so ein Kontakt war wirklich der Grund für die erfolgte Veränderung. Doch was sollte sonst in Frage kommen? Noch bevor Mit’gai sich weiter darüber Gedanken machen konnte, empfing er einen knappen Impuls, der im signalisierte, dass Bo’at bei seinem persönlichen Bereich auf ihn wartete. Also schaltete er wenig später den Datenstrom ab und begab sich zu eben diesem Bereich und verschloss diesen, so dass er und Bo’at nicht gestört werden würden. Dann signalisierte er Bo’at knapp, dass er zu ihm kommen konnte. Der Techniker folgte diesem Signal erleichtert. Sich darauf verlassend, daß im persönlichen Bereich des Heilers genau so für ihrer beider Sicherheit gesorgt war wie in dem, den er selbst ausschließlich kontrollierte, ließ er Mit’gai wissen: *Verzeih’ mir bitte diesen überraschenden Besuch, aber ich habe wichtige Informationen für Dich. Die Fehlfunktionen, die das Botschaftswesen aufweist, aus dem Da’an verschwunden ist, wurden gezielt in ihm hervorgerufen, und die Art, wie das geschah, läßt nur zwei Schlüsse zu: Entweder wurden das Geschöpf und er Opfer eines ausgeklügelten Angriffs – das würde bedeuten, er wurde entführt und offenbar sein Beschützer mit ihm – oder aber er hat das alles selbst inszeniert. Darüber hinaus liegen T’than offenbar Hinweise darauf vor, daß mit eben diesem Beschützer etwas nicht stimmt – er wies mich an, gezielt nach Beweisen dafür zu suchen. Dem war ich noch nicht Folge zu leisten imstande, da ich zunächst nur die Lebens- und Gedächtnisfunktionen der Botschafts-Wesenheit überprüfen konnte. Deren sämtliche Erinnerungen an Da’an und dessen Protektor wurden gelöscht, mit Ausnahme der offiziell protokollierten.* Bo’at verzichtete dabei bewußt auf jede Gestik und hielt seine Ausstrahlung absolut neutral. Mit’gai vernahm aufmerksam was Bo’at ihn wissen ließ und strahlte eine Weile nur Nachdenklichkeit aus. *Irgendetwas sagt mir, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein Anschlag von außen auf die Botschaft etwas damit zu tun hat, recht gering ist. Warum hätten diese Entführer nur die persönlichen Daten löschen sollen und dass Da’an es getan hat, um diese Informationen vor ihnen zu schützen, macht auch keinen Sinn. Denn, wenn er dazu genug Zeit hatte, warum ist er mit dem Major dann nicht geflohen? Ich weiß nicht, ob Eindringlinge vom irdischen Widerstand solche Manipulationen an einem unserer Gebäude vornehmen könnten.* Er schwieg. Was war es wohl, das mit Da’ans Beschützer nicht stimmte? Es musste schon etwas gravierenderes sein, wenn T’than derart viel Interesse dafür aufbrachte. *Ich weiß es auch nicht*, antwortete Bo’at dem Heiler, jetzt so nachdenklich wie dieser. *Ich weiß nur, daß in Eurer Sitzung sehr viele Fragen gestellt werden müssen – und Du hast gerade schon einige wichtige benannt.* Er legte Ermutigung und Bestärkung für Mit’gai in seine Ausstrahlung. *Fragen sorgen für Bewegung*, ließ er ihn wissen. *Und diese wirkt der Stasis entgegen.* Mit’gai ließ das Äquivalent eines dankbaren Nickens in seiner Aura aufstrahlen. *Ich konnte vorhin noch ein anderes interessantes Gespräch zwischen Zo’or und einem der Erdenvertreter mit anhören. Anscheinend wurden vor kurzem eine beträchtliche Menge Gefangener aus einem irdischen Krankenhaus auf das Mutterschiff gebracht. T’than scheint dahinter zu stecken. Unter den Gefangenen sind wohl auch Schwerstverletzte. Es sieht ganz so aus, als könnte das Ansehen der Taelons bei den Menschen dadurch beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen werden. Zumindest würde es mich sehr wundern, wenn dem nicht so wäre.*, berichtete nun Mit’gai und wirkte kurz nachdenklich. Dann jedoch fuhr er fort: *Es sieht also so aus, als wäre unser Kriegsminister, tatkräftiger denn je, dabei, die Position Zo’ors zu untergraben. Er hat ihn sogar zu mir geschickt damit ich ihn untersuche!* Bo’at überdachte, was er soeben erfahren hatte, und entließ den aufkommenden Zorn darüber sofort in das Gemeinwesen, wodurch es ihm gelang, seine äußere Ruhe zu wahren. *Danke für diese tatsächlich interessanten Informationen*, antwortete er dem Heiler. *Sollte die Anzahl schwer verletzter Menschen die Kapazitäten Deines Bereiches übersteigen, veranlasse ich die Schiffswesenheit, mobile Stasiseinrichtungen zur Verfügung zu stellen – als führender Techniker hier benötige ich dazu weder Ma’ats noch Ma’ors Autorisation. T’than und Zo’or können miteinander verfahren, wie es ihnen beliebt – weitere Tote, gleich, welcher Spezies, sollte es aber dadurch, wenn irgend möglich, nicht geben.* Durch entsprechende Gestik betonte er dabei ausschließlich sein Unterstützungsangebot. *Daß Zo’or sich von seinem Kriegsminister hat zu Dir schicken lassen, spricht vor allem für Dich, wage ich ansonsten zu behaupten. Und da Du sehr gewissenhaft bist, gehe ich davon aus, daß Du einen Grund für T’thans rührende Besorgnis um unser aller augenblicklichen Führer gefunden hast.* Diese Sätze äußerte Bo’at wieder unter Verzicht auf Bewegung und wesentliche Änderungen in der Ausstrahlung. *Danke für dein Angebot. Ich denke, wir werden, früher oder später, darauf zurückgreifen müssen, um weitere Tote zu vermeiden!*, meinte Mit’gai ehrlich erleichtert und dankbar über Bo’ats Angebot zur Unterstützung. *Was Zo’or und den Grund für T’thans ach so rührende Besorgnis angeht, nun es hat sich gezeigt, dass unser Synodenführer sich im fortgeschrittenen Zustand des Ka’atham befindet. Dieser Umstand ist jedoch bei Weitem noch nicht das ungewöhnlichste!* Langsam bereitete Bo’at das Ruhigbleiben Anstrengung – dieses Mal war es vor allem Belustigung, die er nicht zu offen zeigen wollte. *Welcher ist es dann?*, fragte er. *Nun ich bezweifle, dass es etwas ist, das er vor der Synode, oder sonst irgendjemandem ansprechen wird. Aber so weit ich das bisher einschätzen kann, ist er, vermutlich durch einen sehr intensiven Kontakt mit einem Menschen wieder … fruchtbar!*, erwiderte Mit’gai vorsichtig, da die Umstände für diese außergewöhnliche Tatsache noch nicht sicher geklärt waren. Bo’at konnte dieses Mal nicht verhindern, daß vor Überraschung ein intensiver Farbschauer seine Gestalt überlief und seine Energielinien sichtbar wurden. Einen fruchtbaren Taelon hatte es zuletzt vor eintausend Jahren gegeben. Und zwar ausgerechnet Da’an. Und jetzt sollte dessen Kind ...? Einmal mehr nahm der Techniker das Gemeinwesen in Anspruch. Dann meinte er: *Kannst Du schon abschätzen, wem eventuell innerhalb der Synode dieses Wissen welchen Vorteil verschaffen könnte?* *Nein, das kann ich derzeit leider noch nicht ganz einschätzen. Dafür ist diese überraschende Nachricht noch … zu frisch! Aber, … ich denke dass T’than sicher sehr interessiert an dieser Neuigkeit wäre.*, erwiderte Mit’gai und konnte nicht ganz überschauen, wie die einzelnen Synodenmitglieder wohl auf eine derartige Neuigkeit reagieren würden. Doch ihm war auch klar, dass es sicher wenig ratsam war, dieses Thema von sich aus anzusprechen. Bo’at ließ dieses Mal zu, daß kurzzeitig Amusement in seiner Ausstrahlung aufschien. *Vielleicht nicht nur daran – wer weiß, gegebenenfalls stellt sich das noch als der schnellste Weg heraus, eine sehr rasche Umgestaltung innerhalb der Synode zu erwirken. Ich meine, Führende, die ihren Pflichten nicht mehr nachkommen, weil sie viel zu beschäftigt damit sind, die Gunst eines plötzlichen Objektes ihrer nach langer Zeit wieder aufgebrochenen primitiven Begierden zu erwerben …* Mit’gai versuchte sich diesen Umstand vorzustellen und war schließlich nicht mehr ganz in der Lage, sein Amüsement aus seiner Ausstrahlung zu verbannen. *Sollte es wirklich so weit kommen, würde mich das doch wundern. Aber, wer weiß, es wird eine sicher mehr als ereignisreiche Synodensitzung, wo einiges passieren kann!*, erwiderte er und unterstrich seine Worte mit knappen, aber eindeutigen Gesten. *Aber ich denke, dass nun bei dieser Sitzung auch noch mehr Vorsicht geboten ist, als ohnehin. Zo’or wird diesen zusätzlich Aspekt seines Ka’atham kaum zur Sprache bringen und ich sollte es wohl auch nicht, wenn ich mich nicht in Schwierigkeiten bringen möchte. Aber allein aus der Tatsache heraus, dass sich unser Synodenführer im fortgeschrittenen Ka’atham befindet, wird T’than eine Begründung ziehen, warum er Zo’or als Synodenführer ablösen sollte.* *Du hast Recht, Mit’gai, daß die kommende Synodensitzung noch erheblich mehr Vorsicht verlangt als üblicherweise sowieso angebracht ist*, antwortete Bo’at, jetzt wieder ernst. *Und auch damit, daß T’than Zo’ors fortgeschrittenes Ka’ath’am als Grund dafür anführen wird, daß er ihn als Synodenführer ablösen muß.* Die Aura des Technikers verblaßte kurz, um dann wieder aufzuleuchten. *Das Gute daran ist, daß genau das die Dinge eben ordentlich in Bewegung bringen wird, zumal Zo’or jetzt durch das Verschwinden Da’ans zusätzlich destabilisiert ist. T’than wird durch Ro’ar unterstützt, aber nicht wirklich – wenn dieser eine Chance sieht, die Führung an sich zu reißen, dann wird er das tun. Meiner Meinung nach wäre das beste Ergebnis dieser Sitzung keines – oder besser formuliert, keiner, nämlich keiner mehr in der Position des Synodenführers.* Er ließ seine Ausstrahlung kurz die Farben des Heilers annehmen und verstärkte diese, begleitet von einer Gestenfolge, die Stabilisierung, Flexibilität und Ermutigung symbolisierte. *Achte vor allem auf Dich, Mit’gai*, sandte er ihm. Mit’gai strahlte Nachdenklichkeit aus und wusste nicht ganz, ob er Bo’at recht geben sollte. Ob es wirklich das Beste war, wenn der Posten des Synodenführers vorerst unbesetzt bliebe. Er wusste es nicht und sagte somit nichts weiter dazu. *Ich werde auf mich acht geben, so gut es geht!*, erwiderte er also. *Gibt es noch irgendetwas das besprochen werden muss?* *Das ist beruhigend zu wissen*, erwiderte Bo'at, dies mit einer Bewegungsabfolge unterstreichend, die einmal mehr ausdrückte, was er für den Heiler empfand - Respekt und Hochachtung. *Und zu besprechen gibt es aktuell nichts mehr.* Er formte die Abschiedsgeste so, daß diese Ehrung für Mit'gai und beste Wünsche für dessen weitere Wege ausdrückte, und wandte sich dann ab. Wenig später war er wieder auf eigenen Pfaden durch das Innere der Schiffswesenheit unterwegs. Mit’gai erwiderte die Abschiedsgeste in selber Form, wie Bo’at diese ausführte und sah dann dem Techniker nach, wie dieser wieder seiner Wege ging. Wenig später hatte er wieder dafür gesorgt, dass er in seinem persönlichem Bereich wieder erreichbar war und verließ diesen, um sich einigen letzten Aufgaben zu widmen, bevor die Synodensitzung begann. Ruhe zum regenerieren würde er nun wohl keine mehr finden. T'than hob arrogant das, was bei seiner Fassade eine Augenbraue andeutete. Er hatte nicht vor, diesem Vedian mitzuteilen, dass er selbst keine Ahnung hatte, wo sich dessen beiden Artgenossen befanden, sondern eigentlich von diesem hatte wissen wollen, wo deren Aufenthaltsort war. Doch wenn der Kriegsminster seine überragende Intelligenz als Taelon bemühte, musste er einsehen, dass alles dafür sprach, dass dieser Carsu tatsächlich erst seit wenigen Stunden auf der Erde war "Unterhalten wir uns über die Fähigkeiten Ihrer Spezies", meinte er also ohne auf dessen Frage einzugehen. "Insbesondere jene ohne Hilfsmittel einen Interdimensionsspung einzuleiten..." T'than setzte etwas auf, was er für eine bedrohliche Miene hielt und unterstrich dies mit einer harten, unnachgiebigen Ausstrahlung, obwohl er keine Ahnung hatte, ob das Wesen vor ihm dergleichen überhaupt wahrnehmen konnte. Einen Interdimensionssprung? Hatte der Fremde herausgefunden, woher er kam? Aber wie sollte er das wissen? Jedoch konnte er mit diesem Wort auch etwas gänzlich anderes gemeint haben, denn er konnte doch schließlich nicht wissen, dass er ohne eine Art Schiff oder Ähnliches hierher gekommen war. Nur was? "W...was?" stammelte er. "Was wollen Sie damit sagen?" "Außerdem wollte ich nicht hierher kommen. Es war ein Unfall, bitte glauben Sie mir!" sagte der Vedian flehentlich. T'than, der nur geraten hatte und dass auch noch auf einer falschen Grundlage, war höchst zufrieden mit der Reaktion des Vedian, die er trotz dessen ausweichender Antwort als Bestätigung interpretierte. "Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen glaube - und ich versichere Ihnen, anbetracht der Maßnahmen, die ich ergreifen könnte, wollen Sie dies - dann sollten Sie mir berichten, wie es zu diesem Unfall kam und wie er sich genau abgespielt hat!" Carsu schluckte. Er hatte noch nie jemanden gesehen, der so furchteinflößend war, wie dieser Fremde. "Was? Aber ich bin doch nur abgerutscht und ins Wasser gefallen." Carsu hielt inne. Hatte er sich damit gerade verraten? War dem Fremden womöglich klar, dass er nie in das Wasser hineingefallen war, sondern nur herausgekommen? Natürlich würde man nie ein Schiff oder eine ähnliche Apparatur finden. Also was sollte er bloß tun? Der Kriegsminster der Taelon beugte sich mit etwas zu dem Vedian hinunter und seine Augen funkelten wortwörtlich - vor Ärger. "Sie sind erst heute auf die Erde gekommen!", zischte er. "Ich will wissen wie!" Carsu versuchte mit schreckgeweiteten Augen noch ein Stück weiter zurückzuweichen. Was sollte er tun? Dieser Fremde war so furchteinflößend und schien die Wahrheit bereits so weit zu kennen, dass er ihm nicht irgendwelche Märchen erzählen konnte. Der Halbvedian fühlte sich hilflos. Mesua oder Dyro würden sicher nicht so leicht aufgeben, aber er konnte das hier nicht ertragen. Er würde dem Fremden die Wahrheit sagen. Das einzig Tröstliche daran war, dass er noch immer versuchen konnte seine Herkunft aus einer anderen Dimension zu verheimlichen. "Sie haben Recht." sagte er mit gesenktem Kopf und zitternder Stimme. "Ich komme von einem anderen Planeten und eigentlich wollte und sollte ich gar nicht reisen. Ich habe nur eine Übung durchgeführt, doch dabei habe ich einen Fehler gemacht. Es war zu spät, um bleiben zu können, also musste ich die Reise zu Ende führen. Und dann war ich in dem See." schloss er, wobei er es noch immer nicht wagte, aufzusehen. Er konnte nur hoffen, dass den Fremden diese Antwort zufrieden stellte. Der sehr junge Krieger wurde allmählich unsicher. Unsicher, nicht ungeduldig. Was immer sein Vorbild da drinnen tat, war bestimmt von äußerster Wichtigkeit - das war das, was er, Fe'ar, aus Pa'ot heraus bekommen hatte, allerdings auch. Was würde T'than weniger verärgern? Daß er gestört würde - oder daß ihm dringende Informationen ungebührlich lange vorenthalten wurden? Der Krieger beschloß, es wäre Ersteres - da sein Vorgesetzter den Versuch einer Störung abwehren konnte, aber außerstande war, darauf zu reagieren, daß er, Fe'ar, hier einfach untätig herum stand. Also wies er das Schiff an, T'than seine Anwesenheit zu melden. T'than registrierte verärgert sowohl die von Fe'ar wie Zo'or ausgehenden Störungen, als auch die unzureichende Antwort des Vedian. Dadurch genau in der richtigen Stimmung setzte er letzterem nach und verringerte die Distanz zwischen ihnen wieder. "Wie?", fragte er in einem Ton nach, der unmissverständlich deutlich machte, dass er die Geduld verlor. "Wie bist du auf diesen Planeten gekommen? Was hast du dazu getan?" *Warte!*, befahl er gleichzeitig Fe'ar, bevor er zu Zo'or eine rein energetische Verbindung öffnete. *Was willst du?*, fragte er den Noch-Synodenführer schroff. Nicht nur ein junger Krieger wurde ob des Wartens auf T'than unruhig, sondern auch ein älterer. Co'teh wusste, dass die Zeit knapp wurde und beschloss daher notgedrungen seine Beobachtung abzubrechen, um Mit'gai Bericht zu erstatten, bevor es dafür zu spät sein mochte. Fe'ar blieb nicht unbeobachtet zurück, nachdem Co'teh sich zurückgezogen hatte, doch das ahnte keiner von beiden. Wenig später hatte das Mitglied des taelonischen Widerstandes die Medizinische Sektion erreicht und machte sich dort auf die Suche nach dem Heiler. Erleichtert stellte er fest, dass dieser für ihn erreichbar war, ohne dass er dem Mutterschiff seine Anwesenheit mitteilen musste. Es war hier, in dem von Mit'gai kontrollierten Bereich weitgehend ungefährlich, aber dennoch war dies nichts, was der Krieger gerne tat. Co'teh trat so nah an den anderen Taelon heran, dass er ihn im Schutze seines Energieverzerrers ansprechen konnte und machte sich mit einem vorsichtigen Implus bei diesem bemerkbar. Fe’ar war beruhigt – dieser direkte Befehl hatte die Lage auf genau die Art und Weise geklärt, die er gebraucht hatte. Er würde hier geduldig ausharren, bis T’than Zeit für das hätte, was er ihm bieten konnte. Der junge Krieger übte sich stolz einmal mehr in kühler Reglosigkeit. Zo'or registrierte die schroffe Art, in der ihn der Kriegsminister begrüßte, wobei er zusätzlich lediglich eine energetische Verbindung herstellte. Der Synodenführer hatte natürlich keine freundliche Begrüßung erwartet, jedoch schien T'than gerade mit etwas anderem beschäftigt zu sein und war vermutlich nicht darauf aus, sich Anliegen von ihm anzuhören. *Ich würde dich gerne sprechen.* sagte er also. *Vor der Synodensitzung.* fügte er noch hinzu. Den Kriegsminister jedoch jetzt sofort sprechen zu wollen, wäre seinem Vorhaben jedoch wohl nicht besonders zuträglich, also beschränkte er sich auf diese vage Formulierung. "Nichts." antwortete Carsu schnell, als könnte er damit die Schuld an irgendetwas von sich weisen. Doch dann überlegte er, was der Fremde gemeint haben könnte. Er hatte doch gerade zugegeben, dass er eine Reise auf die Erde durchgeführt hatte. Dann fiel es ihm auf. Genau das musste der Punkt sein, da der seltsame Mensch wohl mit den Begriffen 'Reise' und 'Übung' nichts hatte anfangen können. Für einen Vedian war klar, was er gemeint hatte, doch für diesen Fremden offenbar nicht. Zumindest nicht als Eingeständnis dessen, was dieser vermutete. "Ich meine, ich habe keine Hilfsmittel benutzt. Ich... kann das einfach. Ich konzentriere mich auf einen Zielort und versetzte mich dann an das Ziel." erklärte er. Mit’gai sah nicht auf, als er plötzlich die Anwesenheit Co’tehs wahrnahm. Rasch vergewisserte er sich, dass sich niemand sonst in ihrer Nähe befand und grüßte Co’teh dann mit einem schwachen Impuls, so dass, selbst wenn sich ihnen jemand nähern sollte, nur der Krieger dies mitbekam. "*Aha!*", meinte T'than und war sehr zufrieden mit sich. Dennoch sah er den Vedian, während er sich wieder zu der vollen Größe seiner menschlichen Fassade aufrichtete, nicht nur triumphierend, sondern auch skeptisch an. "Ist das so?", fragte er nach. "Wenn ja, warum sind Sie dann noch da?" Mit einer knappen Armbewegung bezog er das Innere der Zelle in seine Aussage mit ein. *Von mir aus*, antwortete er gleichzeitig Zo'or, nicht freundlich, aber insgeheim befriedigt dadurch, dass der junge Taelon keine unverschämten Forderungen stellte. *Ich komme in dein Quartier, sobald ich hier abkömmlich bin, dann kannst du dich in der Zwischenzeit noch etwas ausruhen. Die anstehende Sitzung der Synode wird bestimmt anstrengend für dich.* Diese scheinbar besorgten Worte konterkarierte ein höhnischer Tonfall. *Die Beobachtung T'thans hat einige mehr als interessante Informationen erbracht*, ließ Co'teh den Heiler wissen und konnte ein Gefühl der grimmigen Genugtuung dabei ebenso wenig für sich behalten, wie seine anhaltende Verblüffung über das, was er erfahren hatte. Dennoch begann er ohne Verzögerung zu berichten. *Die Wichtigeste ist, dass Da'ans Beschützer, Major Liam Kincaid, offenbar ein Mensch-Kimera-Mischling ist. Die Implantanten Ronald Sandoval und Siobhan Beckett sind seine menschlichen Eltern. Über das kimerianische Elternteil braucht man wohl nicht lange zu spekulieren, auch wenn es noch keine überprüften Ergebnisse hierzu gibt...* Für einen flüchtigen Augenblick war etwas wie Überraschung von Mit’gai zu spüren, diese jedoch verdrängte er rasch, als sich diese Information, zusammen mit dem was er von Bo’at erfahren hatte zu einem Bild zusammensetzten. *Ha’gel! Das erklärt dann wohl auch, warum Da’an sämtliche privaten Daten über sich und seinen Beschützer gelöscht hat. Es sieht ganz so aus, als habe er davon gewusst und ist vielleicht deshalb geflohen, weil die Gefahr drohte, dass heraus kommt, was er der Synode bisher verheimlicht hat!*, begann er also zu spekulieren und sandte seine Überlegungen mittels eines schwachen Impulses an Co’teh weiter. *Bo’at war gerade hier! Er hat berichtet, dass die von mir erwähnten Daten gelöscht wurden und er die Vorkommnisse in der Botschaft auf eine Sabotage durch Eindringlinge, oder eine direkte Manipulation durch Da’an selbst zurückführen würde!“, fügte er erklärend hinzu. *Wie interesannt, dass wir es nun schon mit zwei Kimeramischlingen zu tun haben, die sich auf der Erde herumtreiben. * Mit leichter Verärgerung registrierte Zo'or die Antwort des Kriegsministers. *Wenn du es sagst.* erwiderte er sarkastisch. T'than würde sicherlich maßgeblich daran beteiligt sein, dass die bevorstehende Synodensitzung nicht leicht für ihn würde. *Dann erwarte ich dich.* fügte er noch hinzu, bevor er die Verbindung unterbrach. "Äh." machte Carsu, doch dann fiel ihm auf, was der Fremde gemeint hatte. "Aber ich bin doch gerade erst hierher gereist." sagte er und machte eine recht hilflose Geste. "So bald komme ich nicht wieder zurück." fügte er dann noch ziemlich niedergeschlagen hinzu, als ihm zum ersten Mal klar wurde, dass er tatsächlich für die nächsten fünf Jahre hier festsaß. Und selbst falls ihn Dyro wieder mit zurück nahm, musste er zumindest noch zweieinhalb Jahre warten. Und gerade momentan erschien ihm seine Situation recht ausweglos. Wie sollte man sich denn an so eine eigenartige und unfreundliche Welt gewöhnen? T'thans Genugtuung über Zo'ors Reaktion ließ ihn gnädig gegenüber seinem Gefangenen sein. Zumindest halbwegs gnädig. "Was soll das heißen?", fuhr er ihn an. "Ihre Artgenossin Mesua Partrey scheint keine Probleme damit zu haben, sich in kurzen zeitlichen Abständen durch die Interdimension zu bewegen!" *Das ist in der Tat interessant!*, stimmte Co'teh zu. *Wenn wir davon ausgehen, dass beide miteinander in Kontakt stehen, dann ist anzunehmen, dass Da'an dies auch tut. Ganz offensichtlich weiß Da'an mal wieder mehr als alle anderen und hat seine ganz eigene Strategie. - Das bringt mich zu einer weiteren höchst bemerkenswerten Information: T'than hat über seinen Bewunderer Fe'ar herausgefunden, dass sich vor kurzem mit jaridianischer Tarnung - ein Wesen auf der Erde aufgehalten hat, dass aus der Vereinigung zwischen einem Taelon und einem Jaridian hervorgegangen ist.* *Es scheint so! Ich frage mich nur, was das für die Synodensitzung bedeutet. Ob die anderen genauso annehmen, dass Da’an einen oder sogar zwei Kimerastämmige gedeckt hat, oder ob es auch vorstellbar ist, ihn als Opfer darzustellen. Das entführt wurde, nachdem er herausfand, wen, oder was er da in seine Dienste genommen hat?*, überlegte Mit’gai und fragte sich, welche der beiden Theorien es zu vertreten lohnte. Immerhin gab es auch zu bedenken, was im ersteren Fall die schlimmsten Konsequenzen für Da’an sein mochten. Auf die nächste Nachricht reagierte Mit’gai einmal mehr überrascht. *Das ist erstaunlich. Es scheint mehr und mehr so, als dass zumindest ein großer Teil der Jaridian ihre Ansichten über uns und den Krieg geändert haben. Immerhin kann man eine solche Vereinigung nur schwerlich gegen den Willen einer der beiden Parteien erzwingen! *, meinte er schließlich und spürte, dass er diesem Wesen nur zu gerne begegnen würde. "Was?" Carsu war nun ehrlich verwirrt. So etwas hatte noch nie jemand seiner Spezies gekonnt und er war sich ziemlich sicher, dass es Mesua auch nicht konnte. "Das ist wirklich nicht möglich. So etwas können wir nicht." beteuerte der Vedian. Doch dann fiel ihm etwas ein. Hatte er vielleicht gesehen, wie sich Mesua unsichtbar machte und daraus geschlussfolgert, dass sie verschwunden war? Glaubte der Fremde etwa, dass sie sich wild hin und her teleportieren konnten oder so etwas in der Art? "Dass Sie es nicht können ist offensichtlich!", ließ T'than mit abfälligem Unterton verlauten, wusste aber tatsächlich nicht im mindesten, ob er der Aussage des Vedian glauben konnte. Fakt war, dass Teleportationen - scheinbar ohne Hilfsmittel - beobachtet worden waren und dass die Vedian Mesua Patrey auf irgendeine Weise damit zu tun hatte. Was lag näher, als sie aufgrund der durch den Vedian vor ihm zugegebenen Fähigkeiten dieser Spezies dafür verantwortlich zu halten? Dass sich dieser Carsu aber noch hier in dieser Zelle befand, war ein überaus schlüssiges Gegenargument... Höchst unzufrieden musste der Kriegsminister der Taelon zugeben, dass er so nicht weiterkam. Vor allem nicht unter dem Zeitdruck, unter dem er gerade stand. "Dann schlage ich vor, dass Sie noch einmal in Ruhe darüber nachdenken, was Ihre Spezies so alles kann und was nicht. Dazu lasse ich Sie vorerst alleine. Überlegen Sie gut, denn bei meinem nächsten Besuch, werde ich es sehr wahrscheinlich nicht mit harmlosen Fragen bewenden lassen." Damit wandte sich T'than ab, zögerte jedoch das Verlassen der Zelle noch etwas hinaus für den Fall, dass sein Gefangener noch etwas kund zu tun hatte. *Nein, erzwingen kann man eine solche Vereinigung sicherlich nicht*, stimmte Co'teh nachdenklich zu. *Was die jaridianische Seite angeht, so deutet wirklich mittlerweile so gut wie alles darauf hin, dass sich dort eine grundlegende Wandlung ergeben hat. Nicht nur unsere eigenen Expeditionen zeigen dies, sondern nicht zu letzt auch die massenhaft verstreute Botschaft, die die Synode so hartnäckig als Hinterhalt auslegt. Die spannendere Frage finde ich daher, welcher Taelon bereit war, einen solchen Schritt zu gehen. Mit ziemlicher Sicherheit muss es einer der in Gefangenschaft geratenen Taelon sein. Aber wie du schon gesagt hast: er kann nicht gezwungen worden sein.* Carsu sah unglücklich drein. Dann senkte er den Kopf und schwieg. Er wusste, dass er dem Fremden schon viel zu viel erzählt hatte. Jedoch wusste dieser doch bereits, wer sie waren und wer von seiner Spezies sich hier befand! Was tat es da noch zur Sache, wenn er ihm noch ein paar Einzelheiten schilderte? Nein, schalt er sich nun selbst. Er konnte Mesua und auch andere seiner Spezies in ernsthafte Gefahr bringen, wenn er weiter Geheimnisse ausplauderte. Doch was konnte er gegen das furchteinflößende Auftreten des Fremden schon ausrichten? Was war eigentlich mit Mesua? War sie hier ebenfalls Gefangene oder war sie vielleicht schon auf dem Weg hierher, um dem Fremden zu erklären, dass er und auch die anderen keine Bedrohung darstellten? Er wusste es nicht. Nein, er wusste wirklich überhaupt nichts! Und genau das ließ ihn sich völlig hilflos fühlen. Mut- und kraftlos ließ er sich schließlich mit dem Rücken gegen die Zellenwand fallen. *Vielleicht spielt ja auch hierbei der Gesinnungswandel der Jaridians eine Rolle. Aber wir werden vorerst wohl auch weiterhin nur vermuten können, wer der unseren, beteiligt an der Vereinigung war, welche dieses Wesen hervorbrachte.*, erwiderte Mit’gai nachdenklich. *Gibt es noch etwas, das erfahren hast?*, fragte er schließlich, da ihm auch bewusst wurde, dass für diese Vermutungen später noch Zeit blieb. Erst einmal rückte die Synodensitzung unaufhörlich näher und er haderte immer noch mit sich, was, von dem was er wusste, er wie einbringen sollte, oder überhaupt. Vielleicht war es erst einmal besser abzuwarten, um zu sehen, in welche Richtung sich alles entwickelte. T'than verließ die Zelle, nachdem sein Gefangener keine Anstalten machte noch etwas zu sagen und wies das Schiff an, niemandem außer ihm und Fe'ar den Zutritt zu gestatten. *Was hast du zu berichten?*, richtete er sich dann ohne Umschweife an seinen Untergebenen. *Gemeinsam mit dem Vereinten war offensichtlich ein weiteres Wesen auf der Erde*, beeilte sich Co'teh zu berichten, der merkte, dass Mit'gai es nun vorzog auf Erörterungen zu verzichten und statt dessen wünschte, zügig informiert zu werden. *Die Spezies dieses Wesens war Pa'ot nicht bekannt, aber er hat gewisse Ähnlichkeiten mit unserer Spezies, wie der der Jaridian feststellen können. Er meinte, diese könnten auf Kontakt seiner Vorfahren mit unserer Technologie beziehungseweise auf Einkreuzung durch jaridianischen Erbguts zurückzuführen sein. Möglich wäre aber bei der Art der Probe auch eine rein zufällige Ähnlichkeit.* Mit’gai vollführte ein knappes Äquivalent eines Nickens. *Einen Zufall halte ich für recht unwahrscheinlich. Die anderen beiden Überlegungen sind aber, denke ich, beide möglich.*, gab er zurück und war beinahe fasziniert. Was entging ihnen hier nur allen, nur wegen dieses nichtsnutzigen Krieges. Fe’ar war stolz darauf, daß es ihm gelang, weiterhin völlig unbewegt zu bleiben. *Pa’ot hat sämtliche Proben einer sehr genauen Prüfung unterzogen*, antwortete er, dabei seine Aura etwas zusammenziehend, um gebührende Unterordnung zu signalisieren. *Über das Wesen, von dem die erste Probe stammt, kann er nicht allzuviel sagen* , - der junge Krieger wies dabei energetisch auf das Gefäß, das diese enthielt *Er meinte, diese Art sei ihm noch nicht untergekommen, allerdings finden sich in seinem Genmaterial Merkmale, die Ähnlichkeiten mit unserer Spezies haben, sowie Merkmale, welche einigen der Jaridian ähneln. Bei den Jaridian könnte es sich um eine Einkreuzung vor vielen Generationen handeln. Die Ähnlichkeiten mit uns könnten auch nur durch den Kontakt mit unserer Technologie und damit unserer Grundenergie zurückzuführen sein oder aber auf die Veränderung eines Vorfahren durch eines der Projekte der Synode. Doch all dies seien Spekulationen, zumal auch eine nur zufällige Ähnlichkeit möglich wäre. Die zweite Probe*, - erneut deutete er auf das betreffende Behältnis - *sei hingegen eindeutig zu bestimmen. Sie stamme von einem Wesen, das zur Hälfte Jaridian und zur Hälfte Taelon sei. Allerdings handele es sich nicht um eine Kreuzung, sondern um eine Verschmelzung, weshalb sich die beteiligten Individuen nicht ermitteln lassen.* Jetzt hatte Fe’ar plötzlich große Mühe damit, seine Unbewegtheit beizubehalten. *Das Wesen, von dem diese Probe hier stammt*, - er präsentierte das dritte Gefäß - *wurde laut Pa’ot aus dem Erbmaterial von drei Wesen gezeugt. Zwei davon seien menschlich, eines ist ein Kimera. Der Datenbank nach handele es sich bei den Menschen um Ronald Sandoval und Siobhan Beckett. Zur Identität des kimerianischen Elternteils konnte der Wissenschaftler aufgrund der strikten Geheimhaltung, der derartige Daten unterliegen, nichts sagen.* *Ich werde versuchen, ob ich irgendwie an Proben kommen kann, die du untersuchen kannst*, versprach Co'teh. *Dazu würde ich mich dann wieder an meine Arbeit machen, es sei denn, du hättest noch etwas mit mir zu besprechen.* Mit’gai dachte gründlich nach, ob es noch irgendetwas gab, das er mit Co’teh zu besprechen hatte. *Ich denke, dass es erst einmal nichts mehr zu besprechen gibt. Ich werde für mich erst einmal ausmachen müssen, welche Taktik meinerseits aufgrund all dieser Informationen für mich in der Synodensitzung angebracht ist. Aber das werde ich wohl zum Teil abhängig davon machen müssen, wie die anderen Synodenmitglieder sich verhalten werden.* Co'teh sendete Mit'gai einen bestätigenden Impuls. *Ich wünsche dir viel Erfolg in der Synode und werde mich wieder bei dir melden, sobald ich weitere Informationen habe.* Damit zog er sich zurück und war wieder auf dem Weg in die Sektion der Kriegerkaste. Tiefstes Entsetzen kam in T'than auf und seine Ausstrahlung wurde schlagartig feindselig und noch abweisender, als sie es im Regelfall bereits war. Seine Fassade verschwand und er beließ es dabei. Allerdings geschah dies bereits, nachdem Fe'ar das Ergebnis der zweiten Probe genannt hatte; jenes der dritten Probe nahm er lediglich noch beiläufig zur Kenntnis. *Sha'bra!*, polterte er seinen Zorn heraus. *Wer hat eine solche Blasphemie gewagt!?* T'thans Wut flutete ins Gemeinwesen, schwächte sich dabei aber nur geringfügig ab. Es reichte jedoch, um ihn wieder kühl nachdenken zu lassen. *Sa'rha! Das muss die Erklärung für die sonderbare Art seines Verschwindens aus dem Gemeinwesen sein!* Nun mischte sich doch wieder eine Nuance triumphierende Boshaftigkeit in die Ausstrahlung des Kriegsministers. *Ein weiterer Minuspunkt für Zo'or als dessem letzten und mehr noch für Da'an als dessem vorletzten Vorgesetzten und dem, der solch eine Torheit bereits einmal gewagt hat. Und die Verbindung ihrer beiden Beschützer zu Ha'gel dürfte ihnen den Rest geben!* Nun sah T'than mit Genugtuung auf seinen Untergebenen. *Gut gemacht, Fe'ar!*, lobte er und streckte die Hand nach den Proben aus. *Jetzt kümmere dich um die beiden Gefangenen. Den in jener Zelle -*, damit wies er auf die, in der sich Norbert Polmann befand, *bring zu den anderen im allgemeinen Gefangenentrakt für Menschen. Dem anderen verschaffe etwas zu essen und zu trinken. Er könnte sich noch als ausgesprochen wichtig erweisen.* Mit’gai sandte Co’teh noch seinen tiefsten Dank für die Informationen, die er ihm überbracht hatte, bevor dieser sich von ihm entfernte und widmete sich dann wieder voll und ganz seiner Arbeit, welche er nicht unterbrochen hatte. Fe’ars Aura hatte sich unter T’thans heftigem Zorn noch mehr zusammen gezogen, trotz der Tatsache, daß dieser nicht gegen ihn gerichtet war. Das Lob, das ihm sein Kriegsminister dann schenkte, ließ diese vor Stolz aufleuchten, ehe er das verhindern konnte. Er reichte T’than die drei Proben. *Selbstverständlich, sofort*, antwortete er, begleitet von bewußtem Zusammenziehen seiner Ausstrahlung und einer zusätzlichen Geste der Unterordnung. T'than nahm die Proben entgegen und sah es nicht für notwendig an, sich von Fe'ar zu verabschieden. Obwohl er immer noch empört war über die Nachricht einer erfolgten Vereinigung eines Taelon mit einem ihrer verabscheuungswürdigen Feinde, verließ er die Sektion der Kriegerkaste doch mit einem guten Gefühl. All das war letztlich nur ein Symptom für Zo'ors katastrophale Führerschaft. Das würden nun auch die anderen Mitglieder der Synode einsehen müssen und dafür, dass er der beste Kandidat für die Nachfolge war, hatte er mittlerweile mehr als ein Argument! Für seine Verhältnisse war der Kriegsminister ausgesprochen aufgeräumt, als er wenig später Einlass in Zo'ors Quartier begehrte. Fe’ar hatte sich selten so wohl gefühlt – T’than war nicht nur aktuell zufrieden mit ihm, sondern hatte ihm gerade sogar den nächsten wichtigen Sonderauftrag gegeben! Er wies das Schiff an, ihm den nächstbesten ‚Freiwilligen’ zu schicken, der gerade ohne wirklich wichtigen Auftrag unterwegs war. Zo'or bemerkte den plötzlichen Wutausbruch im Gemeinwesen, der eindeutig von T'than kam. Was hatte den Kriegsminister zu so einer Reaktion veranlasst? Die letzten seltsamen Gefühlsausbrüche, die er wahrgenommen hatte, waren von Syth'en gekommen und dessen Geist weilte nun nicht mehr im Gemeinwesen. Von den Aktionen des Widerstands schienen die Taelons stark beeinflusst zu werden. Jedoch musste der Synodenführer zugeben, dass es ihm im Falle des Kriegsministers nicht unbedingt stören würde, sollte dieser ebenfalls die Ebenen wechseln. Seine Aufmerksamkeit wurde schließlich von einem Einlassgesuch des Kriegsministers abgelenkt. Zo'or ließ den Eingang zu seinem Quartier öffnen. Er fragte sich in welcher Verfassung T'than wohl sein würde, nachdem, was er soeben über das Gemeinwesen gespürt hatte. Immer noch guter Stimmung trat T'than ein. Seine Ausstrahlung hätte jedoch auch all jenen, die ihn nicht mit seiner Art vertraut waren, veraten, dass ein wohlgestimmter T'than für andere ein schlechtes Zeichen war. *Also, was willst du?*, forderte der Kriegsminister zu wissen, kaum dass er sich in der Mitte von Zo'ors Quartier platziert hatte. Zo'or sah dem eintretenden Kriegsminister entgegen. Verwundert blickte er diesen an. Was war nur gerade geschehen, dass T'than gerade eben so aufgebracht und nun so erfreut war? Jedoch gefiel dies Zo'or ganz und gar nicht. Es schien ihm, dass er irgendetwas Wichtiges verpasst hatte, was der Kriegsminister vermutlich wieder gegen ihn zu benutzen gedachte. Jedoch versuchte sich der Synodenführer nichts anmerken zu lassen und trat T'than einen Schritt entgegen. *Es geht um die Unterbringung der Gefangenen.* erläuterte er knapp. *Wie werden die Verletzten aus dem Krankenhaus bisher versorgt? Wir können es uns nicht leisten, dass jemand aufgrund unzureichender medizinischer Versorgung stirbt.* führte er dann mit einer geschwungenen Handbewegung aus. T'than hielt mit seiner Verblüffung nicht hinter dem Berg. *Deswegen lässt du mich kommen?*, fragte er und neben der Verwunderung hatte nur ein Hauch Ärger Platz. *Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie die Gefangenen untergebracht und versorgt sind und es interessiert mich auch nicht im mindesten! - Aber weißt du was? Das ist eine hervorragende Aufgabe für dich! Jetzt wo du...* T'than gestikulierte gespielt ratlos, als würde er nach passenden Worten suchen und musterte Zo'or dann anzüglich-spöttelnd. *...indisponiert bist. - Mal ganz davon abgesehen, dass du dich bald sowieso auf einen Statusverlust und niederere Tätigkeiten einstellen musst.* Damit wandte sich der Kriegsminister ab und schickte sich an, Zo'ors Quartier wieder zu verlassen. Zo'or entschied, dass es keine gute Taktik gewesen wäre, dem Kriegsminister zu sagen, dass er mit dem Bürgermeister von Washington eine Absprache hatte treffen müssen. Dass er einem Menschen nachgeben musste, würde T'than sicher nicht von seinen Kompetenzen überzeugen. Dennoch ärgerte ihn der Kriegsminister maßlos. *Nun, ich nehme an, dass du schon konkrete Vorstellungen diesbezüglich hast.* merkte er sarkastisch an. Zweifelsfrei hatte sein Konkurrent bereits einiges gegen ihn in der Hand. Und dem Synodenführer war klar, dass für ihn sein Abstieg so gut wie sicher erscheinen musste. Dieser Gedanke musste dem Kriegsminister große Freude bereiten. T'than antwortete nicht, aber sein Spott war deutlich in seiner Ausstrahlung zu spüren. Gleich darauf hatte er Zo'ors Quartier verlassen. Höchst zufrieden mit sich begab sich T'than zurück in seine Sektion des Mutterschiffes und dort zu Fe'ar. Er hatte noch ein wenig Zeit, bis die Synodensitzung beginnen würde und in dieser gedachte er, mehr darüber zu erfahren, wie sein Untergebener an Informationen über diese widerwärtige vereinte Kreatur gelangt war. Dass Fe'ar sich noch bei den Zellen befand erfuhr er über die Sensordatenbank des Schiffes und so begab er sich selbst auch wieder dorthin. Als Fe’ar die Annäherung des Kriegsministers wahrnahm, überprüfte er rasch seine Ausstrahlung, die, zu seiner Zufriedenheit, nach wie vor vollkommen ausdruckslos war, und fügte ihr die Note hinzu, die Unterordnung und Dienstbereitschaft signalisierte. Die Gespanntheit, mit der er jetzt darauf wartete, daß sein Vorbild an ihn heran trat und neue Befehle erteilte, hielt er strikt heraus. Zo'or hatte keine Antwort auf seine Bemerkung erwartet und wandte sich ebenfalls ab, als der Kriegminister sich anschickte sein Quartier zu verlassen. Jedoch hatte er die Befürchtung, dass der Kriegsminister Recht haben könnte mit seinen Anspielungen. Selbst wenn ihm die Synode sein Verhalten im Bezug auf die Aktion des Widerstands nicht als Versagen auslegen würde, wäre sein nun bereits fortgeschrittenes Ka'atham sicher ein Grund dafür ihn des Amtes des Synodenführers zu entheben. Vor allem war damit zu rechnen, dass er aufgrund der Geheimhaltung dieser Tatsache starke Kritik erfahren würde. Doch Überlegungen dieser Art waren wohl nicht sinnvoll. Zumindest musste er sich jetzt um die Beziehungen mit den Menschen kümmern. Der jüngste Taelon bewegte sich also wieder auf seinen Stuhl zu und nahm dort Platz. Dann öffnete er einen Datenstrom, um Kontakt zu dem Leiter des Gefangenentraktes Terence McQueen herzustellen. T'than registrierte die Ausstrahlung, auf die Fe'ar so viel Mühe verwandte, halb angetan, halb verärgert. Unterordnung und Dienstbereitschaft waren ihm nur recht, aber die weitgehende Ausdruckslosigkeit war ihm weniger geheuer. T'than schätzte es, zu wissen, woran er war, insbesondere auch, weil er wenig Geduld damit hatte, die Gefühlsregungen von anderen zu erraten. *Wie genau bist du an die Informationen über dieses Taelon-Jaridian-Mischwesen geraten?*, schnautzte T'than den jungen Taelon daher mehr an, als dass er ihn fragte. Schuld war daran nicht nur dessen Bemühen um Contenance, sondern auch die Tatsache, dass der Kriegsminister es bei früheren Gelegenheiten versäumt hatte, sich dies genauer erklären zu lassen. Er konnte nicht verhindern, dass durch seine Frage sein Versäumnis nun offenkundig wurde. *Ich bin dem gefolgt, was diese Implantierte berichtet hat, die die Zeichnungen hat fertigen lassen*, antwortete der junge Krieger seinem Idol, jetzt aufs Äußerste bemüht, den Stolz, den er empfand, keinesfalls zu zeigen. "In Ordnung." sagte Zo'or abweisend. Es war schließlich nicht seine Aufgabe die Unterbringung oder die Verhöre zu organisieren. Eigentlich war er der Meinung, dass sich die meisten Gefangenen wohl sowieso als nutzlos erweisen würden. Diese hatten vermutlich nicht einmal Kontakt zu einem der Verdächtigen gehabt. "Ich will, dass die Kranken entsprechend medizinisch versorgt werden. Aufgrund des Transports oder des Aufenthalts in unseren Einrichtungen dürfen ihnen keine bleibenden Schäden entstehen. Sollte dies dennoch geschehen, stellen Sie klar, dass dies auch unter der medizinischen Versorgung des Krankenhauses geschehen wäre." wies er McQueen an. Wenn einem der Menschen aufgrund des Transports etwas zustieß, durfte niemand erfahren, dass dem so war. Doch in Krankenhäusern gab es schließlich auch Kranke und Verletzte, denen die menschliche Medizin nicht mehr helfen konnte. *Gefolgt? Wohin?*, fragte das 'Idol' ebenso ungeduldig, wie unverständig zurück. *In das aufgegebene Portal*, antwortete Fe'ar ohne jede Regung - und darauf so stolz wie auf seine Leistung, ohne auch das nach außen sichtbar werden zu lassen. T'than wollte Fe'ar schon barsch ermahnen, endlich ausführlich zu berichten, als ihm klar wurde, was der andere Taelon da gesagt hatte. Die ganze Härte, mit der der Kriegsministers jemanden mustern konnte, konzentrierte sich auf Fe'ar. *Du bist so mutig, wie du dumm bist!*, stellte er nach einer Weile fest und tatsächlich schwang neben Verurteilung auch ein wenig Anerkennung in seiner Ausstrahlung mit. Allerdings nicht sehr viel. Der Kriegsminister hatte wenig übrig für Mut, auch wenn er ihn bei Untergebenen nützlich fand. *Du hättest einen Implantanten schicken sollen, anstatt dich selbst in Gefahr zu bringen*, urteilte er dieser Ansicht entsprechend. *Und jetzt spar dir die effektvollen Halbsätze und berichte, wie du von diesem Sachverhalt erfahren hast, was genau geschehen ist und wo sich dieses Portal befindet.* Fe’ar konnte dieses Mal nicht verhindern, daß ein schwacher Farbschauer durch seine Aura lief. Die Winzigkeit an Anerkennung, die er da flüchtig hatte spüren können, wog allen Tadel seitens seines Kriegsministers auf. Er war auf dem richtigen Weg! Sorgsam zog er sich zusammen, schwächte sein Farben erneut ab und vollführte einmal mehr die Geste, die vollständige Unterordnung bedeutete, und zwar so, daß sie ausschließlich genau diese signalisierte. *Eine Implantierte suchte mich auf und berichtete, ein ‚Freiwilliger’ sei auf zwei verdächtige Personen an einem Portal auf der Erde aufmerksam geworden und habe diese verfolgt, indem er sich in ihren Interdimensionstransfer geworfen habe. Der Transfer erfolgte seinen Angaben nach zu einem Portal mit den Koordinaten 1 - 17 64 - 23 82 - 10. Während der Freiwillige die beiden Personen mit seiner Waffe bedroht habe, hätten diese ihn davon zu überzeugen versucht, dass Spione seien, die den Feind infiltrieren sollen. Da sie dabei jedoch sowohl die Verwendung von Tarntechnologie einräumten als auch, daß sie keine Menschen seien, schenkte angeblich der ‚Freiwillige’ ihnen keinen Glauben. Vielmehr schoß er auf einen der beiden und aktivierte den Nottransport zum Mutterschiff. Bevor er in der Interdimension verschwand, meinte er jedoch gesehen zu haben, daß die Wunde nicht menschlich, sondern schwarz-bläulich aussah und wie eine sehr große dritte Gestalt mit schaufelartigen Händen auftauchte. Besagte Implantierte sorgte dann auf meinen Befehl hin dafür, daß die Zeichnungen, die Du ja bereits kennst, von der Wunde und dieser Gestalt angefertigt wurden. Ich nahm sie entgegen und suchte dann das Portal mit den angegebenen Koordinaten auf, in der Hoffnung, verwertbares Material vorzufinden, das die kruden Aussagen dieses ‚Freiwilligen’ entweder untermauerte oder widerlegte. Meine Hoffnung wurde erfüllt.* "In Ordnung, dann machen Sie sich an die Arbeit." erwiderte der Synodenführer. Dann deaktivierte er mit einer schwungvollen Bewegung den Datenstrom. Bis zur Synodensitzung war nicht mehr viel Zeit und darum musste er diese noch verbleibende Zeit nutzen, um sich noch einmal genauer mit den gegebenen Umständen zu beschäftigen. Er öffnete einen Datenstrom, auf dem er die Gründe der aktuellen Verhaftungen und was dazu geführt hatte, darstellen ließ. Schließlich musste er wissen, womit genau T'than diese gerechtfertigt hatte und ob es nicht doch wichtige Hinweise darunter gab, die er sich ansehen sollte. T'than nahm diesen Bericht mit düsterer Ausstrahlung entgegen, die sich erst wieder aufhellte, als ihm klarwurde, welche Möglichkeiten ihm diese Situation bot. *Lass dieses Portal und seine Umgebung umgehend von einem gut bewaffneten Trupp Implantanten sichern und gründlich untersuchen. Das Portal selbst ist so zu sichern, dass niemand mehr außer dir und mir es bedienen kann. Und lass Sprengladungen anbringen, damit wir - für den Fall, dass es notwendig wird - die ganze Einrichtung zerstören können.* Damit wandte sich der Kriegsminister zum Gehen. *In nächster Zeit wirst du mich nicht erreichen können, den die Synode tagt gleich*, informierte er seinen Untergebene noch und verließ dann den Bereich der Kriegerkaste in Richtung des traditionellen Versammlungsraums der Synode. Fe’ar entbot erneut die Geste völliger Unterordnung, auch, wenn er sich nicht sicher sein konnte, ob T’than das überhaupt noch wahrnahm. Hinter seiner ansonsten nach wie vor ausdruckslosen Haltung und nichtssagenden Ausstrahlung arbeitete es. Die Sicherung und Untersuchung des Portals war jetzt schon der dritte Sonderauftrag, den der Kriegsminister ihm, Fe’ar, zugeteilt hatte. Der dritte! Jetzt war es an ihm, sich dessen Vertrauens als würdig zu erweisen. Kalt und hochmütig wie sein großes Vorbild schaute er in die Richtung, in die vorhin der nichtsnutzige ‚Freiwillige’ verschwunden war. Wie konnte dieser es wagen, ihn, einen Taelon und noch dazu Angehörigen der Kriegerkaste, derart lange warten zu lassen? Der Befehl, den er an ihn weiter gereicht hatte, stammte schließlich direkt von T’than höchstpersönlich! Mit’gai löste sich aus seiner Konzentration und deaktivierte den Datenstrom. Leises Unbehagen erfüllte ihn für einen kurzen Moment, doch rasch schob er dies beiseite. Es war so weit. Die Synodensitzung würde bald beginnen und er musste sich auf den Weg machen. Wahrscheinlich standen einige bedeutende Entscheidungen vor ihm und er hoffte, dass er sich richtig entscheiden und verhalten würde. Mit’gai sammelte sich kurz und konzentrierte sich ganz auf das Strömen seiner Energie, um seiner Ausstrahlung die auf dem Mutterschiff für ihn übliche kühle Gleichgültigkeit zu geben und setzte sich dann in Bewegung. Ro’ar hatte eine Weile über J’dan und dessen An- und Absichten sinniert, bis es schließlich Zeit wurde zum Aufbruch – es war wichtig, rechtzeitig zu Beginn der Synodensitzung anwesend zu sein, um Präsenz zu zeigen und damit eben diesen Taelon und den Kriegsminister zu unterstützen, vor allem aber, um zu demonstrieren, daß er, Ro’ar, bereit war – zu was auch immer. Diese Sitzung würde Zo’or stürzen, dessen war er sich mit einem Mal sicher. Das Gefühl von Überlegenheit verlieh seiner Aura Glanz, als er in dem Teil des Mutterschiffs, in dem traditionell die Synode zusammen kam, einnahm, was noch sein Platz war. Ne’ed beendete die Aufzeichnung der Erkenntnisse, zu denen seine letzte Meditation geführt hatte, mit plötzlicher Entschlossenheit und schützte den entsprechenden Datenstrom einmal mehr mit seiner persönlichen Signatur. Es wurde Zeit. Die Zusammenkunft der Synode stand unmittelbar bevor. Er würde alle Mittel, die ihm zu Gebote standen, anwenden, um die heftige Bewegung, in die das Gemeinwesen geraten war, in die richtigen Bahnen zu lenken. Wenn das bedeutete, daß er selbst die Führung übernehmen müßte, wäre er sogar dazu bereit, trotz des immensen Widerwillens, den er bei diesem Gedanken empfand und sofort in das Gemeinwesen gab. Ebenso wäre er bereit, die Ebenen zu wechseln und Le’ak seinen Platz einnehmen zu lassen, wenn das die Seinen dem einzigen Ziel näher brächte, daß noch Rettung versprach. Der Taelon verließ seine Wirkstätte und hatte kurz darauf seinen Platz in der sich formierenden Synode eingenommen. Le’ak schloß die Datenströme, mittels derer er sich – für die eigene Wahrnehmung mehr schlecht als recht – auf das Bevorstehende eingestimmt hatte. Er gab die innere Unruhe, die er empfand, einmal mehr in das Gemeinwesen. Er mußte reine, klare Aufmerksamkeit sein, Aufmerksamkeit und Konzentration. Ne’ed mußte sich auf ihn verlassen können. Als er sich schließlich an seinen Platz in dem hohen Raum, den das Mutterschiff für die Synode geformt hatte, verfügte, bemerkte er mit Erleichterung, daß der Taelon, den er als etwas wie einen Mentor ansah, bereits anwesend war, gelassen und mit beinahe heiterer Ausstrahlung. Le’ak wünschte sich, er hätte dessen Souveränität. Und daß die Sitzung schon vorbei wäre. Vi'ec schloss seinen Datenstrom. Er hatte sich mit der aktuellen Situation vertraut gemacht, da schließlich in Kürze die Synode tagen würde. Jedoch konnte er aus dem, was er auf diese Weise erfahren hatte, nicht wirklich schlau werden. Was war nur passiert, dass der Widerstand plötzlich so vehement zuschlug? Und was war mit Zo'or geschehen, dass dieser so wenig in die Geschehnisse eingriff? Bei genauerer Betrachtung war sogar zu erkennen, dass T'than mehr und mehr die Macht übernommen hatte. Zumindest kamen die meisten Anweisungen, wie auch die Befehlsergreifung über sämtliche ihrer Einrichtungen und Shuttles, von dem Kriegsminister. Jedoch würde Vi'ec all dies nur auf der Synodensitzung erfahren. Also erhob er sich, verließ sein Quartier und machte sich auf den Weg zu dem Raum, in dem die Synode ihre Sitzungen zu halten pflegte und nahm seinen Platz ein. Zu seiner Erleichterung waren Ne'ed und Le'ak bereits anwesend. Die Meinung dieser beiden Taelons schätzte der Wissenschaftler sehr. K'ket kehrte aus einer tiefen Meditation zurück in seine ihm nun wieder bewusste Umgebung. In letzter Zeit hatte er viel Ungleichgewicht im Gemeinwesen gespürt. Von daher hatte ihn die Einberufung der Synode nicht überrascht. All dies hatte nichts Gutes zu bedeuten, jedoch hatte die Meditation bewirkt, dass er nun völlig ruhig und gelassen war. Nur in dieser Verfassung sollte schließlich ein Mitglied der Synode sich zu einer Sitzung begeben, denn alles andere stand einer konstruktiven Diskussion im Wege. Er erhob sich langsam und verließ sein Quartier. Im Sitzungsraum der Synode angekommen, registrierte der Philosoph am Rande, dass einige Mitglieder der Synode bereits anwesend waren, während er sich unmittelbar auf seinen Platz begab. *Nein, Ki'lar!* Der stoische oberste Verwalter klang tatsächlich etwas aufgebracht. *Es ist mein letztes Wort! Ich werde diese Menge an Grundenergie nicht zur Verfügung stellen. Wenn du meinst, dieses Projekt unbedingt durchführen zu müssen, dann versuch einen Beschluss in der Synode zu erwirken, aber auch da wirst du von mir sicherlich keine Unterstützung erhalten!* Ohne eine Erwiderung abzuwarten, wandte sich Ma'or von dem Ersten der Wissenschaftlerkaste ab und machte sich zügig auf den Weg zum Versammlungsraum. Ki'lar blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Er wusste so gut wie Ma'or, dass seine Chancen schlecht standen, auf der anstehenden Sitzung dieses Thema auch nur anzusprechen. Andererseits, Zo'ors Macht wankte, T'than griff nach der Führung und vielleicht machten den beiden noch andere Konkurrenz. Da konnte er mit seiner Stimme in die Situation kommen, den Ausschlag zu geben... Sehr unwillig schloss Si'len den Datenstrom und machte sich zögernd auf den Weg zur Synode. Das Einzige, was er an seiner neuen Position schätzte, war die Tatsache, dass er nun ohne Zustimmung anderer an Aufzeichnungen gelangte, die als gefährlich klassifiziert waren. Er nützte es weidlich und war mit dem Großteil seiner Konzentration immer noch bei dem gerade bearbeiteten Text. Der Philosoph gedachte nicht, daran während der Sitzung etwas zu ändern. Was immer die anderen auch für Machtkämpfe auszufechten gedachten, er würde schweigen. Er hatte nicht vergessen, was mit Ku'don geschehen war. T'than beobachtete von seinem angestammten Platz aus die Eintretenden aufmerksam und versuchte abzuschätzen, was er von jedem von ihnen zu erwarten hatte. Si'len beachtete ihn wie auch alle anderen nur flüchtig. T'than war sich sicher, dass er sich wie immer raushalten würde. Ma'ors Aura war beim Eintreten streng und unnachgiebig und ebenso fühlte sich die Ausstrahlung an, mit der der Zweite Minister ihn bedacht. Das war nicht gut und in seiner Deutlichkeit ungewöhnlich, in der Sache allerdings nicht überraschend. Der Verwalter war wegen irgend etwas aufgebracht und daran, dass Ki'lar unmittelbar nach ihm eintrat und der Art, wie der Wissenschaftler ihn musterte, meinte T'than erkennen zu können, dass zwischen den beiden ein Disput stattgefunden hatte. Nun, dass ließ sich vielleicht nützen. Der Blick, mit dem ihn Ro'ar bedachte, war von ganz ähnlicher abschätzender Art wie der Ki'lars. Die beiden waren also wie immer ebenso mögliche Verbündete wie Konkurrenten. In jedem Fall aber hatten sie die Zeichen der Zeit erkannt! Ob dies auch für Kt'tek und Mit'gai zutraf, konnte T'than nicht sagen. Beide waren wie immer ruhig und gelassen - und damit undurchschaubar. Offensichtlich war hingegen, dass sich Vi'ec und Le'ak an Ne'ed orientierten. Nun, das war nichts Neues und auch nichts Dramatisches. Dafür, dass der Quertreiber Ne'ed nicht zu einem Ärgernis wurde, würde schon J'dar sorgen. Dass der Erste Minister noch fehlte war ebensowenig verwunderlich, wie dass Zo'or noch durch Abwesenheit glänzte. Beide würden sie eingedenk ihrer bedeutsamen Position warten lassen, aber kommen. Ein Platz jedoch würde frei bleiben. T'than hielt seine Aura starr, um diesen Umstand nicht vorab zu kommentieren, doch insgeheim war er sich sicher, dass ihm Da'ans Abwesenheit nur zupass kommen konnte. Auch Mit’gai musterte die bisher anwesenden Synodenmitglieder äußerlich kühl und gelassen. Er versuchte abzuschätzen, wie das, was er von diesen wahrnahm, sich auf den Verlauf der anstehenden Sitzung auswirken würde. Kurz lag seine Aufmerksamkeit auch bei A’dju. Dieser hatte bisher Da’an unterstützt. Doch zur Zeit wirkte er eher nachdenklich. Ansonsten ließ seine Aura nicht viel erkennen. Doch Mit’gai war sich sicher, dass der Techniker unsicher war und sich erst einmal zurückhalten würde. Ne’ed musterte jeden Seinesgleichen, der eintrat, mit sämtlichen Sinnen und stellte, nach außen Gelassenheit zeigend, bedrückt fest, daß er sich keine neuen Gedanken zu machen brauchte, um niemanden. Alle verhielten sich wie immer. So, als sei nichts geschehen. So, als wäre das, was sie alle dem Universum angetan hatten, nicht längst unter ihnen selbst wirksam. So, als stünden sie jetzt nicht vor existentiellen Entscheidungen. Der Philosoph hatte allerdings nicht nur das Ausmaß der Gefahr erfaßt, in der die Seinen schwebten, sondern auch die Größe der Chance, die genau diese jetzt bot. Keine seiner Hoffnungen und Befürchtungen färbte seine gleichmäßig blaue, langsam pulsierende Aura. Im Gegensatz zu ihm schimmerten bei Le’ak ab und zu die Energiebahnen durch. Ne’ed sandte ihm und dem gleichfalls eher unsicher wirkenden Vi’ec Ermutigung zu. Den selbstgefälligen Glanz, der Ro’ar umgab, und den gleichzeitig huldvollen und scheinbare Unterordnung signalisierenden Gruß, den dieser T’than entbot, nahm er als einen weiteren Ausdruck für den Niedergang wahr, auf den der Weg To’cars die Seinen geführt hatte. Das Gleiche galt für den Auftritt, den J’dan und Zo’or zu Beginn einer jeden Sitzung für nötig hielten. Zo'or deaktivierte seinen Datenstrom. Es war langsam Zeit für ihn sich zur Sitzung der Synode zu begeben. In seiner augenblicklichen Situation war es nicht sinnvoll allzu lange auf sich warten zu lassen, denn mittlerweile mussten sich die anderen Mitglieder der Synode bereits eingefunden haben. Er verließ sein Quartier und machte sich auf den Weg. An seinem Ziel angekommen, registrierte er die anwesenden Synodenmitglieder, musste jedoch leicht verärgert feststellen, dass J'dan sich noch nicht eingefunden hatte. Der Synodenführer musste allerdings zugeben, dass der Erste Minister wusste, wie er aufzutreten hatte. Er selbst hatte schließlich auch Wert darauf gelegt nicht allzu früh zu erscheinen. Flüchtig sah Zo'or zu dem Platz hinüber, der heute wohl frei bleiben würde und begab sich dann zu seinem eigenen Platz. Bei dem nun sehr direkten Hinweis darauf, dass Da'an ihn heute nicht würde unterstützen können, hätte ihn beinahe ein Schauer durchlaufen. Jedoch beherrschte er sich angesichts der Tatsache, dass er mit Sicherheit der Beobachtung seiner Mittaelons ausgesetzt war, die mehr als begierig sein mussten, herauszufinden, wie er auf die Geschehnisse reagierte. Seine Aura strahlte Ungeduld aus, auch wenn er diese Sitzung am liebsten sofort wieder verlassen hätte. J'dan wusste, dass er wie zumeist in den letzten Jahrzehntausenden der Letzte sein würde, der zur Sitzung der Synode kommen würde. Doch der Grund war dieses Mal weder die unaufschiebbare Erledigung wichtiger Angelegenheiten, noch der Versuch Macht zu demonstrieren. Mit einem Impuls deaktivierte er den Energiestrom. Er fühlte sich so schwach, als hätte er ihn gar nicht erst eingeschaltet. Wie auch, wenn es ihm kaum gelungen war, etwas von dem, was auf ihn herabgeströmt war, in seine Energiebahnen aufzunehmen? Er, der so viel Macht auf sich konzentriert hatte, war machtlos dagegen, dass seine eigene Energie nicht mehr richtig fließen wollte. Wenn kein Wunder geschah, dann würde er bald in Stasis gehen müssen. Er wollte nicht daran denken, was dann aus den Seinen würde! In einer langsamen Bewegung begab sich J'dan auf den wohlvertrauten Weg zum Versammlungsraum. Trotz seines Zustandes und der daraus folgenden Notwendigkeit viel Zeit unter dem Energiestrom zu liegen, war er informiert über das, was sich zugetragen hatte. Die Berichte trudelten immer noch ein, wenn auch spärlicher, denn auch die Reihen seiner Getreuen in den verschiedenen Kasten hatte sich gelichtet. Dennoch, er hätte agieren müssen. Noch hielt er die Fäden in der Hand, aber er konnte sie nicht mehr ziehen. Er festigte noch einmal seine Aura, auch wenn er wusste, dass er dadurch seinen Zustand nicht gänzlich verbergen konnte. Dann trat er in den Sitzungssaal ein und begab sich ohne auch nur einen der Anwesenden zu mustern, an seinen Platz. Erst von dort aus sah er in die Runde. *Hiermit eröffne ich diese Sitzung der Synode*, kam er seiner Funktion als Erstem Minister nach. *Ich bitte die Anwesenden darum, die Themen zu benennen, die sie besprochen haben wollen.* Damit war das Wort für's erste an Zo'or als dem Führer der Synode übergeben. Zo'or machte eine Geste, die unterstrich, dass er nun das Wort ergriff. *Der Grund, warum ich diese Sitzung einberufen habe, sind die jüngsten Angriffe des Widerstandes. Damit einher geht der Wechsel der Ebenen von Sa'rha und Syth'en.* benannte der Synodenführer seine Hauptthemen. Was seinen Zustand anbelangte, würde schon jemand früh genug darauf zu sprechen kommen. Dann wandte er sich zu Ma'or und erteilte dem Zweiten Minister mit einer eleganten Handbewegung das Wort. *Ich erwarte eine Erklärung zu den Ereignissen der letzten Zeit. Insbesondere interessiert mich auch, warum der Kriegsminister unsere hiesigen Einrichtungen in den Verteidigungszustand versetzt hat*, meinte Ma'or in einer für ihn ungewöhnlich deutlichen und brüsken Weise. *Und für den Fall, dass jemand daraus oder aus anderen Gründen die Forderung nach radikalen und ressourcenverzehrende Maßnahmen ableitet, ist mit Sicherheit ein weiteres Mal ein umfangreicher Bericht über den Status der uns zur Verfügung stehenden Mittel angebracht!* Die Handbewegung, mit der der Zweite Minister das Wort an T'than weitergab, wäre mit elegant unzutreffend beschrieben. Nein, Ma'or war in keiner guten Stimmung und er hatte nicht vor, es zu verhehlen. Der Kriegsminister wäre jedoch der Letzte gewesen, der sich davon hätte beeindrucken lassen. Ein Umstand, der ganz und gar nicht für ihn sprach, wovon er selbst jedoch nichts ahnte. Statt dessen musterte er lieber Zo'or mit spöttischer Herausforderung. *Die Aktionen des Widerstandes sollten in der Tat Thema dieser von mir geforderten Sitzung sein. Der von mir ausgerufene Verteidigungszustand hat damit unmittelbar zu tun. Wir müssen uns gegen Feindesaktivitäten an der Front und unmittelbar hier in diesem Sternensystem auseinandersetzen. - Außerdem fordere ich Zo'ors Ablösung als Führer der Synode aufgrund offenkundiger Unfähigkeit!* Ki'lar erhielt von T'than keine Geste, dass ihm das Wort weitergereicht war und er brauchte sie auch nicht. Dass der Kriegsminister seinen Beitrag damit schloss, Zo'ors Ablösung zu fordern, war schließlich nichts Neues. *Mir stellt sich die Frage, wie Sy'thens und Sa'rhas Forschungsprojekt fortgeführt wird*, brachte der Erste der Wissenschaftlerkaste vor und sah mit süffisanter Ausstrahlung in die Runde. *Im übrigen bedarf es vielleicht ja der scharfen Beobachtungsgabe eines Wissenschaftlers um festzustellen, dass einer in dieser Runde fehlt. Falls dies der Fall ist, möchte ich einfach einmal auf diesen Umstand hinweisen...* Ki'lar begleitete diese Bemerkung mit einer fließenden Handbewegung und nützte diese, um mit ihrer Fortführung dem Ersten der Heilerkaste das Wort zu übergeben. Mit’gai hatte die Worte der anderen vernommen und war wenig verwundert, dass T’than die Gefahr, die von einem Kimera-Mischling ausging, noch mit keinem Wort erwähnt hatte. Nun, er würde dies sicher für einen geeigneten Zeitpunkt aufsparen wollen, um es als Trumpf auszuspielen. *Wir sollten auch erörtern, welche Gefahr davon ausgeht, dass mindestens ein Kimeramischling, sowie Jaridian wohl mit dem Widerstand sympathisieren.*, verkündete er also, weiterhin in eine Aura aus kalter Gleichgültigkeit gehüllt. Mit einer knappen, angedeuteten Handbewegung, gab er das Wort an Ro’ar weiter. *Mit wem oder was sollte derartiger Abschaum auch sonst sympathisieren?*, meinte Ro’ar, die Verachtung, die er für eben diesen übrig hatte, deutlich seine Ausstrahlung färben lassend. *Das Thema ‚Gefahr’ allerdings bedarf meiner Meinung nach keiner weiteren Erörterung – im Gegensatz zu Dir, Zo’or, hat T’than diese nämlich bereits abgewendet. Wir sind in höchster Verteidigungsbereitschaft, und die Ermittlungen wegen der stattgehabten Vorfälle sind in vollem Gange.* Er wies mit einer Anerkennung ausdrückenden Geste auf den Kriegsminister. Da’an ließ er bewußt unerwähnt – dazu etwas zu sagen, überließ er besser anderen, und zwar allen voran J’dan. Er fürchtete, durch eine diesem mißfallende Äußerung Chancen für sich selbst zu schmälern – Chancen, die durch die jüngsten Vorkommnisse sehr vergrößert worden waren. *Ma’or, Dir muß ich allerdings widersprechen*, fuhr er dann fort. *Wenn T’than ressourcenfordernde Maßnahmen für notwendig hält, um unser aller Schutz zu gewährleisten, müssen Deine Bestrebungen zurück stehen. Nichts darf zu schade sein, wenn es gegen den Feind geht!* Die Bewegungen, die er dazu vollführte, schlossen absichtlich Ne’ed und jeden, der ihn hier unterstützte, aus. Er, Ro’ar, dachte nicht einmal daran, diese Sorte geistesverwirrter Schwächlinge in dieser Sitzung zu Wort kommen zu lassen. Im Gegenteil – ginge es allein nach ihm, so hätte er längst dafür gesorgt, daß bedauerliche Umstände dafür gesorgt hätten, daß sie nie mehr zu Wort kommen würden. Vielleicht würde es ja sehr bald schon nach ihm gehen … *Ich weise darauf hin, dass gegenwärtig die Zusammenstellung der Themen, die auf dieser Sitzung behandelt werden sollen, ansteht*, stellte J'dan mit einem Ausdruck kühler Verwarnung und ohne Ro'ar mehr als alle anderen zu beachten fest. *Ich bitte darum, andere Wortbeiträge zu unterlassen und ansonsten die Runde fortzusetzen.* Nach der Aufforderung des Ersten Ministers hielt Si'len es für angebracht, mit einer Geste und einer entsprechenden Ausstrahlung deutlich zu machen, dass er nichts vorzubringen hatte. Allerdings war er entgegen seiner Absicht nun doch mit dem größten Teil seiner Aufmerksamkeit bei dem Sitzungsgeschehen und verursacht hatten dies Mit'gais Worte. Jaridian im Sonnensystem waren schlimm genug, aber ein oder gar mehrere Kimeramischlinge...? Die ausdruckslose Ruhe des Philosophen war einigermaßen erschüttert. Ne’ed hatte abgewartet, ob auf die Zurechtweisung, die J’dan Ro’ar hatte zukommen lassen, dieser oder jemand anderes hatte antworten wollen. Als das nicht der Fall war, äußerte er ruhig: *Das Wichtigste für diese Sitzung muß eine ehrliche, rücksichtslose Selbstbetrachtung sein – beginnend mit uns, der Synode, als oberster Instanz unseres Volkes als auch als dessen Repräsentanz nach außen. Das, was in eben diesem Außen geschehen ist, reflektiert exakt das, was unser Inneres zersetzt – wir sind dem, was wir anzustreben haben, ferner als wir es je gewesen sind, und wenn wir uns dem nicht stellen, dann vergeben wir die letzte Chance, die uns geblieben ist.* K'ket sah nun den geeigneten Augenblick, um seine Meinung zu den Themen abzugeben. *Ich stimme Ki'lar zu, was die Abwesenheit Da'ans betrifft. Ich würde diesen Umstand gerne erläutern.* erklärte er ohne jegliche Regung. Vi'ec fasste das schlichte Verstummen des Philosophen als Beendung des Vorlegens seiner Anliegen auf. Von dessen Worten ungeachtet machte er eine an Ne'ed gerichtete Geste, die Zustimmung ausdrückte. *Ich schlage ebenfalls vor über die zunehmende Unruhe im Gemeinwesen zu debattieren.* Dabei dachte er an Syth'en und Sa'rha, aber auch an den Synodenführer, da von diesem in letzter Zeit fast nur mehr seine bloße Anwesenheit im Gemeinwesen spürbar war. Zudem schien auch T'than zunehmend von Unruhe erfasst zu sein, die ihn nun zum Handeln getrieben hatte. Er machte eine Geste, dass er nichts weiter zu sagen wünschte und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Le'ak und A'dju, die ihre Themenvorschläge noch nicht dargelegt hatten. Le’ak bemühte sich, Ruhe in seine Ausstrahlung zu legen, während er, an J’dan gewandt, äußerte: *Die Unruhe unter uns ist auch meines Erachtens nach ein wichtiges Thema für diese Sitzung. Selbige unter den Menschen, die zu derart heftigen Aktionen führt, daß unsere Reihen ausgedünnt werden, reflektiert die unsere, wir haben sie bei den Menschen ausgelöst, und bei uns gilt es, sie zu beenden, sonst finden wir keinen Frieden.* Er fand den Mut, das letzte Wort mit einer Geste zu betonen, die ‚umfassend’ bedeutete, und schloß seinen Beitrag mit der Bewegung und dem Impuls, der Adju aufforderte, sich zu äußern. *Dann lege ich die Themen der Sitzung wie folgt fest*, ergriff J’dan wieder das Wort, nachdem die Runde beendet war. *Zuvorderst ist Zo’or als Synodenführer dazu aufgefordert, einen detaillierten Bericht über die Angriffe des Widerstandes auf jene Einrichtungen, die Syth’en und Sa’rha leiteten, abzugeben, inklusive aller darauf folgender Ereignisse. Ein Bericht des Kriegsministers über seine Aktivitäten, insbesondere den ausgerufenen Verteidigungszustand hat zu folgen. Ich gehe davon aus, dass diese Berichte uns alle in die Lage versetzen, darauf folgend das Auftauchen zumindest eines Kimeramischlings und Jaridians in diesem System, den Verlust Syth’ens und Sa’rhas, sowie die Abwesenheit Da’ans zu erörtern. Die Debatte über die von T’than geforderte Ablösung Zo’ors wird danach die vordringlichsten Themen dieser Sitzung abschließen. Die Fortführung von Sy'thens und Sa'rhas Forschungsprojekt, der Bericht über den Status der uns zur Verfügung stehenden Mittel, sowie die durch die Ereignisse entstandene Unruhe im Gemeinwesen sollten sich anschließen, während die von Ne’ed geforderte Selbstbetrachtung sicher am Ende der Sitzung den passenden Platz hat.* Mit kühler und strenger Aura sah der Erste Minister in die Runde der Synodenmitglieder. *Gibt es hiergegen Einwände?* Vi'ec machte eine knappe Geste der Zustimmung und warf dann einen Blick in die Runde, um zu sehen, ob jemand anderer Meinung war. Zo'or signalisierte ebenfalls Zustimmung, wenn auch mit einer eher nebenher ausgeführten Geste. Sein Blick ruhte nun auf J'dan, der ihm somit die Aufgabe zugeschrieben hatte die Ereignisse zu berichten. Natürlich passte es ihm nicht, dass über seine Ablösung debattiert werden sollte, da dann sicher auch sein aktueller Zustand zur Sprache käme. Jedoch gab es wohl keine Möglichkeit dies zu umgehen. K'ket machte keine Anstalten sich in irgendeiner Weise zu bewegen. Sein Schweigen sagte genug. *Es gibt …*, äußerte Ne’ed ruhig. *KEINE Einwände*, unterbrach Ro’ar ihn grob, verbunden mit einer Gestenfolge, die die brüske Verneinung auf den Philosophen selbst ausdehnte. *Sehr wohl Einwände*, fuhr dieser fort, als wäre er gar nicht gestört worden. *Die Selbstprüfung hat ihren Platz nach der Darlegung der Fakten und vor dem Erörtern jeglicher anstehender Entscheidungen. Solche sollten unbedingt klaren Geistes getroffen werden, und dessen sind wir nicht. Das Gemeinwesen ist bewegt, ja, erschüttert – das ist heilsam, weil Verwirrung hilfreicher ist als Erstarrung. Aber ungeklärte Verwirrung ist keine Basis für Entscheidung.* Le’ak signalisierte seine Zustimmung dazu. Mit’gai überdachte kurz, was Ne’ed geäußert hatte und signalisierte schließlich seine Zustimmung, zu diesen Überlegungen. Wenig später war solche auch von A’dju wahrzunehmen. *Während manche hier - und ich möchte ihnen darin nicht widersprechen - Bedenken haben, ob sie klaren Geistes sind, hege ich keine solchen Selbstzweifel*, ließ Ki'lar süffisant verlauten. *Der Vorschlag des Ersten Ministers findet daher meine Zustimmung.* T'than schloss sich dem mit deutlicher Belustigung in der Ausstrahlung an und auch seine Befriedigung darüber, dass die Absetzung Zo'ors dieses Mal von J'dan als vordringliches Thema benannt worden war, war ihm anzumerken. Mo'an hingegen signalisierte kommentarlos seine Zustimmung, während Si'len sich K'ket anschloss und schwieg. *Ich konstatiere, dass die Mehrheit sich für die von mir vorgeschlagene Reihung der Themen ausgesprochen hat und übergebe damit das Wort an den Synodenführer.* J'dan ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und seine Aura blieb unverändert kühl. *Ich werde zu gegebener Zeit noch einmal auf mein Anliegen zurück kommen*, konstatierte Ne’ed, wobei er nichts außer Konzentration und Ruhe ausstrahlte. *Diese Sitzung ist zu wichtig, als daß ausgerechnet das sie bestimmen sollte, was ihre Einberufung überhaupt notwendig werden ließ.* Zo'or wandte sich nun an die versammelte Synode. *Soweit es mir bekannt ist, gelang es dem Widerstand der Einrichtung einen Strahlenalarm vorzutäuschen. Daraufhin leitete diese die Evakuierung ein, wodurch mehrere Forschungsobjekte den Weg nach draußen fanden. Offenbar wurden sie dort von Mitgliedern des Widerstands in Empfang genommen, welche die Absicht hatten die fraglichen Objekte zu entführen. Zunächst benutzten sie jedoch Transportmöglichkeiten unserer Einrichtung, weshalb ihr Aufenthaltsort schnell ausfindig gemacht werden konnte. In der St. Michel's Kirche wurde ein Versteck des Widerstandes gefunden, worauf die Freiwilligen angesetzt wurden. Allerdings setzten die Widerständigen sich vehement zur Wehr, wodurch jedoch entdeckt werden konnte, dass es sich hierbei nicht nur um Menschen handelte. Es steht fest, dass auch unsere Feinde, die Jaridians daran beteiligt waren. Es wurde der Einsatz von Shaqarava festgestellt und außerdem das Blut einer unserer Feinde gefunden.* Zo'or machte eine kurze Pause, um zu sehen, wie die Synode reagieren würde. Jedoch beschloss er weiterhin den Fund des silbernen Blutes, sowie die Gefangennahme des bemerkenswerten Wesens für sich zu behalten. *Auch verfügte das Versteck wohl über ein Portal, so wie über eine Selbstzerstörungseinrichtung, die ausgelöst wurde, sobald die Freiwilligen hineinstürmten.* fuhr Zo'or fort. *Daher konnten nur wenige Spuren gefunden werden. Eine Ortung der Flüchtigen war jedoch weiterhin möglich, die wir bald in einem Penthouse einer Frau namens Jeanne D'Arc lokalisieren konnten. Doch die Widerständigen konnten auch hieraus entkommen, bevor die Freiwilligen das Haus stürmten. Auch wenn es dort zu keiner Zerstörung kam, gab es dennoch keinerlei Spuren, die auf die Personen oder deren Aufenthaltsort hätten schließen lassen. Offenbar entkam der Widerstand. Außerdem geriet wohl einer der Freiwilligen in seine Gewalt, auch wenn nicht anzunehmen ist, dass dieser noch lebt und uns somit von Nutzen sein könnte. Was Sa'rha angeht, so verschwand er während des Angriffs auf die Einrichtung und wechselte kurze Zeit später die Ebenen unter ungeklärten Umständen. Syth'en verschwand laut Aussage der diensthabenden Freiwilligen später aus der Einrichtung, wobei er jede Begleitung ablehnte. Einige Zeit später waren eigenartige Gefühlsausbrüche von ihm wahrzunehmen und kurz darauf wechselte auch er die Ebenen. Möglich ist jedoch ebenfalls, dass diese beiden Taelons nicht die Ebenen wechselten, sondern lediglich zum Atavus mutierten. Dies ist jedoch unwahrscheinlich, da bisher keine Sichtungen von Atavi gemeldet wurden.* beendete der Synodenführer seine Ausführungen, wobei er sich nun wieder an J'dan wandte. Wenn niemand Fragen äußerte, würde er wohl nun endlich zu hören bekommen, was T'than zu sagen hatte. *Zo’or hätte treffender nicht formulieren können, was gerade mit uns geschieht*, kommentierte Ne’ed. *Wir sind so weit von dem Weg abgekommen, den wir eigentlich zu gehen haben, daß sich nicht nur unsere Reihen ausdünnen, sondern Einzelne von uns sogar nicht einmal mehr Taelon sind. Ich weiß nicht, wer von Euch noch den ‚Pfad in die Tiefe’ und temporären Übergang praktiziert – diejenigen, die das noch tun, haben mit Sicherheit weder Sa’rha noch Syth’en auf der nächsten Ebene gespürt. Daß noch keine Atavus-Sichtungen gemeldet wurden, spricht daher vielleicht lediglich für das Geschick derer, die uns vor Augen führen, was aus uns wird, wenn wir uns nicht besinnen.* Seine Aura pulsierte weiter langsam im Blau der Konzentration, und seine Gestik drückte Bedauern, aber auch Hoffnung aus. J'dan ignorierte was Ne'ed meinte sagen zu müssen. Seine Aufmerksamkeit war scharf auf Zo'or gerichtet. Der junge Synodenführer hatte in seiner Ausführung mehr ausgelassen, als gesagt und der Erste Minister konnte darin keine Taktik erkennen. Von Ma'or war Ungeduld zu spüren. Er mochte es nicht, wenn die Dinge umständlich wurde, aber er hielt sich zurück. Ki'lar hingegen tat sich diesbezüglich keinen Zwang an. *Bevor uns Ne'ed mit weiteren überflüssigen Kommentaren aufhält, könnte sich vielleicht jemand, der die Sachlage kennt und auch schildern kann, derer von uns erbarmen, die vor dieser überraschend einberufenen Sitzung keine Gelegenheit hatten, sich mit Berichten zu beschäftigen. Beispielsweise fiel doch vorhin das Wort 'Kimeramischling', welches ich jetzt im Bericht des werten Synodenführers vermisst habe...* T'than brauchte keine weitere Aufforderung, um das Wort zu ergreifen. *Dann ist es mir vielleicht vergönnt, den lückenhaften Bericht Zo'ors zu ergänzen. In der Kirche kam es zweimal zu einem Kampf. Einmal und zuerst im eigentlichen Gebäude, wobei sich mehrere vollständig getarnte Gegner gegen die dort eingedrungenen Freiwilligen wandten. Danach wurde das Blut einer weiblichen Jaridian entdeckt. Bemerkenswert ist aber auch der Bericht eines Freiwilligen, wonach dieser beim Kampf in Körperkontakt mit einem Wesen geriet, dass weder Mensch noch Jaridian zu sein schien und im Kampf eine Waffe verwendet wurde, die eine Art 'Feuerball', wie es die Freiwilligen beschrieben, erzeugte. Einer der Angreifer schien überdies urplötzlich ins Nichts zu verschwinden. Noch bemerkenswerte ist jedoch, der Kampf, der sich in dem Versteck unter der Kirche abspielte. Bevor die Gegner ihr Versteck über besagtes Portal verließen, versuchten sie ihre Spuren mittels einer überladenen Energiewaffe zu vertuschen. Nachdem die Freiwilligen dort eingedrungen waren, aktivierte sich das Portal jedoch noch einmal und ein widerum vollständig getarnter Gegner versuchte das begonnene Zerstörungswerk zu beenden. Von ihm wurden Spuren gefunden, die auf die Energieentladung eines Skrill hindeuten, sowie auf ein Shaqarava, das sehr wahrscheinlich nicht jaridianisch ist. Das Wesen entschwand wieder durch das Portal zusammen mit dem von Zo'or erwähnten Freiwilligen. Wohin lässt sich nicht sicher sagen, aber vermuten. Bereits kurz nach dem Angriff auf das Laborgebäude wurde ein scheinbar weiblicher Mensch namens Jeanne D'Arc in der Nähe des Gebäudes von zwei Freiwilligen aufgegriffen. Er konnte sich wieder befreien, wurde aber kurz darauf, von einer bis dato unbeteiligten Frau in der besagten Kirche gesehen, - und zwar nicht nur mit einem Leuchten in den Handflächen, sondern auch in Begleitung von Major Liam Kincaid, dem unimplantierten Beschützer Da'ans, von dem überdies Fingerabdrücke in dem Versteck gefunden wurden. Alles deutet darauf hin, dass die Flüchtigen sich in die Wohnstätte dieser Jeanne D'Arc begaben, besagtem Penthouse, das über verblüffende Einrichtungen verfügt. Nicht nur, dass das gesammte Hochhaus wirkungsvoll abgeriegelt werden konnte, das Penthlouse verfügt überdies über eine Reinigungsfunktion, die wirkungsvoll sämtliche organische Spuren beseitigt hat. Eines ist jedoch sicher: Während die Freiwilligen versuchten in das Gebäude einzudringen, verschwand eine Beschäftigte Jeanne D'Arcs namens Mesua Partrey aus demselben. Danach geschieht für Stunden gar nichts, außer natürlich, dass Syth'en verschwindet. Die Freiwilligen untersuchen zwar Kirche und Penthouse und schreiben Berichte, aber weder lässt Zo'or das Laborgebäude untersuchen, noch befragt er Syth'en, Da'an oder Kincaid solange noch Zeit dazu gewesen wäre. Geschweige denn, dass er weiteres über Jeanne D'Arc in Erfahrung zu bringen versucht. Das alles blieb mir überlassen, als ich vor kurzem erst in dieses System kam. In der Zwischenzeit hat sich weiteres ereignet. Mesua Partreys Global wurde in einer Lokalität namens 'Flat Planet' geortet und zwar direkt in der Wohnung Liam Kincaids. Auf dem Weg dorthin verschwand Zo'ors Attaché Ronald Sandoval spurlos, aber der Rest der Freiwilligen traf dort ein, konnte jedoch nur noch Zeugenaussagen aufnehmen, nachdem drei Personen schlagartig aus dem Gastraum verschwanden, um kurz darauf wieder in Kincaids Wohnung aufzutauchen und dann zusammen mit Mesua Partrey auf ebenso mysteriöse Weise zu verschwinden. Die Freiwilligen, die die Wohnung gleich drauf stürmten, fanden keine Personen mehr, dafür hingegen aber höchst interessante Spuren: Major Kincaid ist zweifelsfrei ein MenschKimeramischling.* T'than stoppte seinen Bericht einstweilen und sah in die Runde. *Dass ein anscheinend nicht jaridianisches Shaqarava gefunden wurde, ist wahr. Jedoch konnte bisher nicht festgestellt werden, welcher Art es war und somit immer noch mit den Jaridians in Verbindung stehen könnte.* erläuterte Zo'or der Synode. *Zudem lieferte Kincaid einen glaubwürdigen Bericht ab, der den Vorfall erklärte und auch bei Da'an war keine Veränderung festzustellen. Erst vor Kurzem fand der von T'than erwähnte Vorfall im 'Flat Planet' statt, aufgrund dessen festgestellt werden konnte, dass der Major in die Sache verwickelt sein musste. Über dessen Zugehörigkeit zur Rasse der Kimera wurde ich nicht informiert.* sprach er weiter, wobei er T'than einen abschätzigen Blick zuwarf. Dies war offenbar eine Information, die ihm vorenthalten worden war. Der Synodenführer wusste jedoch, dass seine Untätigkeit von den Mitgliedern der Synode verurteilt werden würde, allerdings wollte er seinen Zustand des Ka'athams noch nicht darlegen. *Und Syth'en zeigte ebenfalls keine Anzeichen für seltsames Verhalten. Von ihm kam lediglich der erwähnte Gefühlsausbruch, worauf ich versuchte ihn zu kontaktieren. Er konnte oder wollte jedoch nicht reagieren und verschwand kurz darauf, so dass keine Zeit für eine Befragung blieb. Ebenfalls ist Major Liam Neville Kincaid inzwischen spurlos verschwunden, wie auch Da'an, womit auch dessen Abwesenheit erklärt wäre.* fügte Zo'or hinzu. Er hielt sich jedoch nicht lange mit Schlussfolgerungen auf, sondern sprach weiter. *Zudem verschwand mein Beschützer und Chef des Companionsicherheitsdienstes unter ungeklärten Umständen, wodurch die Ermittlungen stark behindert wurden.* Er ließ weiterhin unerwähnt, dass ein Teil seiner Untätigkeit damit zu tun hatte, dass er sich zwischenzeitlich auf der Mondstation aufgehalten hatte, wo der weibliche Mensch mit dem silbernen Blut gefangengehalten wurde. Hinzu kam noch, dass Sandovals Verschwinden zu einem Problem werden konnte, da dieser von der Gefangennahme wusste. *Es ist mir kurz vor Beginn dieser Sitzung gelungen, durch weitere Untersuchungen der Shaqaravaprobe und diverse Nachforschungen, diese eindeutig zuzuordnen. Sie stammt von einem Kimera-Taelon-Mischling. Somit haben wir es nun mit 2 Kimera-Mischlingen zu tun. Darüber hinaus vergaß Zo’or zu erwähnen, dass noch die Spuren eines Wesens gefunden wurden, welches über silbernes Blut verfügt. Es wäre natürlich möglich, dass dieses zum erwähnten Wesen gehört, das weder Mensch noch Jaridian ist, aber sicher ist dies nicht!*, schaltete sich nun Mit’gai ein, wobei er seine kühle, Gleichgültigkeit beibehielt. Ein weiteres hochrangiges Mitglied der Kriegerkaste hatte dem noch amtierenden Synodenführer nicht nur sehr genau zugehört, sondern ihn auch aufmerksam beobachtet während dessen Stellungnahme zu T’thans Ausführungen. Was Mit’gai daraufhin die Versammelten wissen ließ, unterstrich noch, was er, Roar, sich dazu zurecht gelegt hatte. *Ich danke dem Führer der Heiler für die zusätzlichen Informationen und stelle fest, daß ich nicht nur Zo’ors bisherige Äußerungen höchst aufschlußreich finde*, wandte er sich, statt an diesen direkt, an alle, wobei er seiner Ausstrahlung eine amüsierte Note verlieh, während seine Gestik gleichzeitig Empörung über die Fakten als solche ausdrückte. *Nein, auch die Art, wie er sie vorbringt, liefert eine Unzahl Hinweise darauf, wie es überhaupt dazu kommen konnte, daß diese Sitzung hier notwendig wurde. Es ergibt sich die Frage, ob ihm eigentlich bewußt ist, daß das Herstellen logischer Zusammenhänge in seinem Sermon - nun, drücken wie es einmal so aus – deutlich zu kurz kommt … Wenn man dies über einen Taelon äußern muß, dann tut man gut daran, gleich nach den Gründen dafür zu suchen. Und die möglichen sind, mit Verlaub, weder zahlreich noch sonderlich erfreulich.* Ne’ed war nur Konzentration. Was sich da Zug um Zug an Details über die gegenwärtige Situation der Seinen auf dem Mutterschiff und der Erde offenbarte, verdiente nur in so fern Berücksichtigung, als daß es die erforderliche Schadensbegrenzung erleichterte, darum zu wissen. An der dringenden Notwendigkeit eines grundsätzlichen Kurswechsels änderte es nichts, im Gegenteil. Le’ak war damit beschäftigt, seine Aura neutral zu halten. Er empfand, was hier dargelegt wurde, augenblicklich als beängstigend. Es war dem Gegner nicht nur gelungen, drei hochrangige Taelon verschwinden zu lassen. Dieser hatte darüber hinaus ein neues Gesicht bekommen – eines, das nicht im mindesten einzuschätzen war. Kimera … Es gelang dem jungen Philosophen mit Mühe, ruhig zu bleiben. Vi'ecs Aura durchzog bei der Erwähnung eines Kimeramischlings durch T'than ein blauer Schauer. Damit hatte er nicht gerechnet! War es womöglich Ha'gel, der dahinter steckte? Und was hatten sie nun zu erwarten, da der Widerstand nun offensichtlich von dieser zumindest einst sehr mächtigen Rasse unterstützt wurde? K'ket neigte nicht dazu sehr emotional zu reagieren, so auch jetzt. Dennoch verunsicherte ihn, was Zo'or über Da'an gesagt hatte. Dies schien darauf hinzudeuten, dass der Diplomat etwas mit seinem Beschützer und somit mit der ganzen Angelegenheit zu tun gehabt hatte. Ihm war bewusst, dass sich sein alter Gleichgesinnte gewandelt hatte, aber würde Da'an so weit gehen und die Seite wechseln? Der Philosoph war nicht bereit das einfach zu glauben. Überdies war für ihn vollkommen klar, dass diese Kimera sich mit den Jaridians verbündet hatten. Etwas anderes hatte er nicht erwartet. T'than hätte vermutlich umgehend auf Zo'ors Aussagen reagiert, hätten nicht Mit'gais knappe Informationen ihn gründlich abgelenkt. Doch auch von Si'len, Ma'or und sogar von J'dan war eine deutliche Unruhe zu spüren. Der Erste Minister richtete seine Aufmerksamkeit dezidiert auf den Heiler. *Bis du dir deiner Analyse absolut sicher, Mit'gai?*, fragte er nach. T'than, den eigentlich mehr noch interessierte, was es mit dem erwähnten silbernen Blut auf sich hatte und der sich gerne Ro'ars Fragen an Zo'or anschließen wollte, schwieg erst einmal notgedrungen. Mit’gai wandte seine Aufmerksamkeit kurz J'dan zu und Sandte diesem einen Knappen eindeutigen bestätigenden Impuls, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder der ganzen Synode zuwandte. Ne’ed hatte augenblicklich nichts zu äußern. Was sogar den seit Jahrtausenden schweigenden, beinahe schon in Geheimnis gehüllt erscheinenden Si’len, den sich völlig gegenteilig gebenden Ma’or und vor allem die personifizierte Macht hinter der Synode, J’dan, derart in Unruhe versetzte, wirkte für sich selbst. Unruhe brachte Bewegung, half, Erstarrtes zu lösen. Er selbst fürchtete die Kimera nicht. Wären sie tatsächlich unter ihnen, wäre das die Chance. Frieden zu finden, so oder so. Wobei Ne’ed sich die Art Frieden wünschte, die seinem Volk die Gelegenheit böte, Ti’rats Lehren noch auf dieser Ebene umzusetzen – endlich. In Bezug auf die Jaridian galt das Gleiche. Er beobachtete vor allem Si’len jetzt sehr aufmerksam. Auch J'dan löste seine Aufmerksamkeit von Mit'gai und verfiel wieder in Schweigen. Es war ein schweres, bedeutungsvolles Schweigen und es hielt T'than für einen Moment davon ab, wieer das Wort zu ergreifen. Aber nicht für sehr lange. *Wenn wir es außer mit Da'ans Beschützer noch mit einem weiteren Kimera-Mischling, und zwar einem, der zum Teil Taelon ist, zu tun haben, so sehe ich nun bedeutend klarer!*, ließ er den Rest der Synode voller Selbstgewissheit wissen. *Alles deutet darauf hin, dass dieser Kimera-Taelon-Hybrid die menschliche Identität dieser Jeanne D'Arc angenommen hat. An ihr wurde wie berichtet nicht nur ein Shaqarava beobachtet, sondern auch ihr Penthouse steckte voller Taelontechnologie, über die ein Mensch - oder auch ein Jaridian - eigentlich nicht verfügen könnte. Vor allem jedoch gehörte ihr eine Jacht, in der wir folgendes gefunden haben...* T'than ließ in der Mitte der Versammlung einen Datenstrom erscheinen, in dem er die von dem Shuttle aufgezeichnete Szene ablaufen ließ, wie aus der Jacht heraus eine Bergende in der Interdimension verschwand. *Daraufhin versetzte ich unsere Einrichtungen in Verteidigungsbereitschaft, womit auch dies erklärt wäre*, schloß der Kriegsminister seine Ausführung. K'ket hörte T'thans Ausführungen aufmerksam zu. Jedoch befand er es zumeist nicht für richtig das offensichtlichste als die Wahrheit anzusehen, wenn es nicht wirklich eindeutige Hinweise gab. Allerdings musste er zugeben, dass der Kriegsminister eine außerordentlich gute Schlussfolgerung geliefert hatte. *Jedoch beweist dies nicht, dass sie der Kimera-Mischling ist. Sie könnte immer noch eine Jaridian sein. Doch ich gebe dir Recht, dass es zumindest einen Zusammenhang geben muss. Wenn die betreffende Person nicht selbst der Mischling ist, muss angenommen werden, dass sie mit ihm in Kontakt steht.* beendete der Philosoph seine Ausführungen, wodurch er anhand seiner Aura deutlich machte, dass dies letztendlich eine Zustimmung war. K'ket warf zusätzlich einen Blick auf Zo'or, der auf ihn einen jämmerlichen Eindruck machte. Der Führer der Synode schien Probleme zu haben seine Energielinien unter Kontrolle zu halten. Der Philosoph machte eine fragende Geste. Dieses Verhalten musste erklärt werden, denn auf diese Weise war ein ruhiges Abwägen nicht möglich. Und seiner Meinung nach war dies eines der wichtigsten Dinge für eine Versammlung der Synode. Zo'or hatte die Geste bemerkt, denn er versuchte nun seine Energielinien wieder zu stabilisieren, was ihm nach einigen kurzen Momenten auch gelang. *Ich bin besorgt um das Wohl unserer Spezies.* verkündete er nun wieder äußerlich ruhig. *Und diese Nachricht zeigt deutlich in welcher Gefahr wir uns befinden.* K'ket antwortete nicht, doch er hatte erreicht, dass der jüngste Taelon nicht mehr in Unruhe war. Trotzdem erwartete er mehr Beherrschtheit, gerade in einer solchen Situation. Innerlich stimmte er T'than nun zu, was die Absetzung des Synodenführers anging. Ro’ar vollführte eine große Geste reiner Zustimmung in T’thans Richtung und legte diese auch für alle sicht- und fühlbar in seine Ausstrahlung. Ne’ed blieb reine Konzentration. Le’ak bemühte sich erfolgreich, ruhig zu erscheinen. Fe’ar beobachtete die beiden Menschen. Daß der ‚Freiwillige’ die Situation unter Kontrolle hatte, sprach weniger für diesen selbst als viel mehr für die reibungslose Funktion seines Implantates. „Wenn Sie das hier erledigt haben“, ließ er den Uniformierten wissen, „dann stellen Sie unverzüglich eine Gruppe Ihresgleichen zusammen, die in der Lage ist, ein großes Objekt zu sichern und gründlich zu durchsuchen. Sie kontaktieren mich per Datenstrom, so bald dies getan ist. Ich erwarte die Ausführung meiner Befehle ohne jede Verzögerung.“ Während J'dan sich weiter in sein ebenso bedeutungsschweres, wie düsteres Schweigen hüllte, Ma'or nach wie vor Ungeduld und Si'len Unruhe ausstrahlte, ergriff Ki'lar das Wort. *Das wir uns in Gefahr befinden, würde ich allerdings auch sagen*, vermerkte er süffisant. *Uns in Verteidigungsbereitschaft zu versetzen, ist wohl das mindeste, was getan werden muss, um dieser Bedrohung zu begegnen. Was wir brauchen sind umfangreiche Untersuchungen! Ich erwarte, dass mir die Daten, Proben und Mittel bereitgestellt werden, um eine adäquate Analyse durchzuführen!* *Mittel?*, unterbrach ihn Ma'or. *Du meinst einmal wieder Grundenergie? Was gebraucht wird ist nicht mehr als die Freigabe der genetischen Daten über die Kimera durch die Synode, damit wir herausfinden können, mit wem wir es hier eigentlich zu tun haben. Und ich sehe dabei keinen Grund, warum diese Analyse nicht von Mit'gai durchgeführt werden sollte, nachdem er damit bereits begonnen hat.* *Unsinn!*, fuhr nun T'than dazwischen. *Dies ist eindeutig eine Aufgabe für einen Wissenschaftler und nicht für einen Heiler! - Um einen Fall für einen Heiler handelt es sich bei Zo'or, was ich auch gerne bereit bin, näher zu erläutern, für den Fall, dass er es weiterhin ablehnt, es selbst zu tun.* *Dann tu dies, wenn du der Meinung bist, dass die Relevanz dieses Themas um so vieles höher ist, als die Diskussion über einen Kimera-Mischling, der unglaubliche Ressourcen besitzt und sehr wahrscheinlich eine echte Bedrohung für unsere Spezies darstellt.* antwortete Zo'or dem Kriegsminister. Durch eine solche Herausforderung, die das Risiko barg, dass T'than nun tatsächlich das besagte Thema zur Sprache brachte, hatte der Synodenführer nichts zu verlieren. Sich Hoffnungen zu machen, dass dieses Thema überhaupt nicht angesprochen wurde, war ein sinnloses Unterfangen. Selbst wenn T'than auf wundersame Weise davon überzeugt werden konnte, darüber zu schweigen, war da immer noch Mit'gai, von dem er zunehmend das Gefühl hatte ihn weniger gut einschätzen zu können. T'thans Ausstrahlung nahm übergangslos eine aggressive Note an. *Der Kimera mag eine Bedrohung sein,* giftete er Zo'or damit an, *aber erst ein untätiger und unfähiger Führer bringt uns in dieser Situation in echte Gefahr!* Im Rundumblick in die Synode forderte der Kriegsminister offensiv die Unterstützung der anderen Mitglieder ein. Co'teh hingegen hatte Glück. Er musste nicht lange warten, bis der Techniker sich am Treffpunkt einfand. Erleichtert trat er an Bo'at heran, dass er ihn im Schutze seines Signaturenverzerrers ansprechen konnte. *Ich habe einiges zu berichten!*, ließ er ihn wissen, verbunden mit einem Impuls, der ausdrückte, wie erfreut er darüber war, Bo'at sprechen zu können. *Wie sieht es bei dir aus?* Ne’ed beschloß, daß es Sinn machte, auf diese Provokation zu reagieren. *Zo’or, ich habe damals Deine Wahl zum Führer der Synode nicht unterstützt*, äußerte er ruhig, wobei seine Gesten exakt das Gleiche ausdrückten wie seine Worte und seine Ausstrahlung. *Ebenso wenig bin ich jetzt dafür, daß Du diese Position behältst. Auch wünsche ich weder Dich, T’than, noch Dich, Ro’ar, darin zu erleben – planlose Überaktivität zur Erreichung von Zielen, die nie die unseren hätten werden dürfen, gefährdet uns bereits viel länger als Zo’ors Untätigkeit. Was ich meine, ist* - er wandte sich mit Gestik und Ausstrahlung jetzt an alle - *daß wir, die Synode im Ganzen, mit der Geisteshaltung, aus der heraus wir agieren, die größte Gefahr für die Taelon überhaupt sind.* *Ne’ed hat Recht, ein untätiger Synodenführer ist genauso eine Gefahr, wie einer der zu Überreaktionen neigt und somit auch nicht zu einer Verbesserung unserer allgemeinen Situation beiträgt. Oder, was erhoffst du dir von der maßlosen Vergeudung von Ressourcen und Freiwilligen! Viele der Menschen, die du hast herbringen lassen, sind nicht einmal ansatzweise in der Lage etwas mitzuteilen, das für uns von Interesse wäre im Hinblick auf die jüngsten Geschehnisse! Also, wie soll die Gefährdung dieser Menschenleben dem Überleben unseres Volkes dienen?*, brachte sich nun auch Mit’gai ein, ohne seine kühle Gleichgültigkeit in seiner Ausstrahlung aufzugeben. T'than funkelte erst Ne'ed und dann Mit'gai wütend an, doch er überlegte zu lange, wie er reagieren sollte. *Mit'gai hat recht*, stellte Ma'or fest. *Derart viele Gefangene lassen sich unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht geordnet versorgen und schon gar nicht verhören. Ein schlechter Versuch, sich als zukünftiger Synodenführer zu empfehlen!* T'than zog es daraufhin vor, erst einmal hochmütig zu schweigen. *Ob wir wohl jemals erfahren werden, was unseren mehr oder weniger geschätzten gegenwärtigen Synodenführer plagt...?*, sinnierte Ki'lar nach einer kurzen Pause mit gewohnter Süffisanz. Ne’ed richtete seine Aufmerksamkeit auf alle Synodenmitglieder gleichermaßen aus. Was deren noch amtierenden Führer plagte, war nicht wirklich wichtig. Gewicht hatte Ma’ors Äußerung. Le’ak signalisierte durch Gestik und Ausstrahlung Zustimmung zu dieser. Ro’ar ignorierte sie geradezu inbrünstig. Mit’gai ließ seinen Blick kühl über die versammelten Synodenmitglieder wandern und beließ seine Aufmerksamkeit dabei, jeweils etwas länger bei Zo’or und T’than. *Nun, wenn sonst niemand darauf hinweisen will… bleibt es wohl mir vorbehalten, der restlichen Synode mitzuteilen, dass Zo’or sich derzeit im fortgeschrittenen Ka’atham befindet!*, verkündete er und wartete auf die folgenden Reaktionen. Ne’ed konnte nicht verhindern, daß die Überraschung, die Mit’gais Eröffnung in ihm auslöste, sich in seiner Aura zeigte. Fortgeschrittenes Ka’ath’am. Wie lange war es her, daß …? Etwas anderes regte sich in dem Philosophen, und das ließ er gern für alle sichtbar werden – Hoffnung. Da ging seit Langem etwas erstmals wieder in genau in die richtige Richtung. *Meinen Glückwunsch, Zo’or*, wandte er sich an diesen. *Gleich, was daraus werden mag – das entbindet Dich meines Erachtens nach von jeglicher Verantwortung außer von der, Deinen Zustand zu leben. Eine dahin gehende Entscheidung, alle Deine Verpflichtungen nieder zu legen, um einen Partner zu finden, werde ich auf jeden Fall unterstützen.* Von Le’ak kam ein zustimmender Impuls. Ro’ar gab sich keinerlei Mühe, seine Belustigung zu verbergen. Das also war der Grund dafür, daß der nicht mehr lange amtierende Synodenführer den jüngsten Ereignissen mit nichts als blanker Inkompetenz hatte begegnen können … *Ich ebenfalls*, äußerte er. *Ein Führer, dessen Urteilsvermögen durch atavistische Regungen mehr als nur beeinträchtigt ist, ist der Taelon unwürdig.* K'ket sandte einen zustimmenden Impuls an Ro'ar, was dessen Bemerkung bezüglich der atavistischen Regungen betraf. *Ich stimme ebenfalls zu.* schaltete sich Vi'ec ein. *Das Ka'atham und die Führung der Synode lässt sich nicht vereinbaren. Daher muss Zo'or abgesetzt werden.* Mit einer fließenden Handbewegung wandte er sich dann direkt an den Betreffenden. *Ich kann nicht sagen, was für eine erstaunliche Wendung dies ist. Schließlich ist uns allen bekannt, dass du nicht fähig bist dich fortzupflanzen. Jedoch ist es ein gutes Zeichen, dass wir noch nicht verloren sind.* ließ er ihn und den Rest der Versammelten wissen. Er stellte fest, dass er Ne'eds Hoffnung teilte. Von T'than war tiefe Genugtuung zu spüren, während sich Ki'lar unverkennbar Ro'ars Belustigung anschloss. *Unser Jüngster im Ka'artham?*, meinte er. *Nein, so was! Wo bekommen wir jetzt einen geeigneten Partner für ihn her?* *Solche Beiträge sind hier gänzlich fehl am Platz!*, wies ihn Ma'or echauffiert zurecht. *Zo'or, deinen Reaktionen in der letzten Zeit zufolge, muss dir dein Zustand bereits seit längerem bekannt sein. Wie konntest du derart unverantwortlich handeln und nicht sofort von deinem Amt zurücktreten?* Bevor jedoch Zo'or antworten konnte, zog J'dan die Aufmerksamkeit mit einem Impuls auf sich. *Du hast Gelegenheit, dich hierzu zu äußern, Zo'or*, legte er fest. *Dann jedoch werden wir darüber abstimmen müssen, ob du vom Amt des Führers der Synode entbunden wirst, sowie darüber, ob du einstweilen aus der Synode auszuschließen bist.* Si'len schwieg wie immer, nur halb mit seiner Aufmerksamkeit bei dem aktuellen Geschehen. Noch immer beschäftigte ihn weit mehr die Information über die beiden Kimeramischlinge. *Ich muss wohl nicht daran erinnern, weshalb ich zum Führer der Synode ernannt wurde.* bemerkte Zo'or. *Ich bin stets vehement meinen Zielen gefolgt. Doch ich muss zugeben, dass ich in letzter Zeit aufgrund meines... Zustands mein Verhalten geändert habe.* gab er mit einem Anflug von Resignation bekannt. Der noch amtierende Synodenführer wusste, dass er verloren hatte. Keiner der Anwesenden würde ihn augenblicklich noch als Führer der Synode in Betracht ziehen. Daran war nichts zu ändern. *Ich akzeptiere meine Enthebung aus dem Amt des Synodenführers, die ihr offensichtlich beschließen werdet, jedoch möchte ich anmerken, dass ich als Mitglied der Synode noch wertvoll sein könnte.* sagte Zo'or ohne jede offensichtliche Regung. Auch wenn er nicht mehr ihr Führer sein konnte, so würde er seinen Platz in der Synode nicht so einfach aufgeben. Er machte eine kurze Pause, sprach dann jedoch weiter. *Was jedoch meine Verpflichtungen angeht, so möchte ich doch darauf hinweisen, dass seit über 1000 Jahren kein neues Leben unter den Taelons mehr genug Energie zum Leben erhalten konnte und ich kann nicht erkennen, dass sich dieser Umstand geändert hätte.* wandte er sich an Ne'ed, Le'ak und Vi'ec. Absichtlich schwieg er darüber, dass er eigentlich sowieso nicht in der Lage sein sollte neues Leben entstehen zu lassen, denn er vermutete, dass Mit'gai diese Aussage korrigiert hätte. Er konnte nur hoffen, dass der Heiler diese neue Erkenntnis nicht ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt zur Sprache brachte. *Und was die atavistischen Regungen angeht, sind sie es, die ursprünglich unseren Fortbestand hätten sichern sollen.* fügte er noch an Ro'ar und K'ket gewandt hinzu. Bezüglich T'than gab es für ihn nichts weiter zu sagen, obwohl ihm Ma'ors Zurechtweisung in gewisser Weise Genugtuung verschaffte. Ne’ed stellte überrascht fest, wie leicht es ihm fiel, seine Aufmerksamkeit so geweitet zu halten, daß sie allen Versammelten gleichermaßen galt. Wie viel wäre gewonnen, wenn sich alle Seinesgleichen wieder auf die ursprünglichen Praktiken … Genau diese sorgten dafür, daß er sich diese Abschweifung sofort verbot und die Konzentration erneut ausschließlich auf das aktuelle Geschehen richtete. Zo’or wäre nicht mehr lang Führer, so viel stand fest. Aber machte sein Ausschluß aus der Synode Sinn? Die Energie, die der jüngste Taelon durch seinen Zustand hier einbrachte, bedeutete Bewegung, Dynamik, vielleicht sogar wirklich Neues. Andererseits wäre mit seinem Ausscheiden ein Faktor aus dem Weg geräumt, der dem dringend notwendigen grundsätzlichen Kurswechsel, von dem der Philosoph sich Rettung für die Seinen versprach, entgegen stand. Durch das Ka’ath’am hatte Zo’or jedoch sein Verhalten geändert. Sein Verhalten ja – aber seine Gesinnung? Ne’ed spürte in Ausstrahlung und Gestik des Noch-Führers so aufmerksam hinein wie in dessen Wortwahl. *Was, denkst Du, macht Dich wertvoll als verbleibendes Mitglied der Synode?*, fragte er schließlich, dabei absichtlich jede Wertung aus den eigenen Bewegungen und Farben heraus haltend, mit Ausnahme des Verbleibens der Hoffnung, ohne diese zunächst näher zu spezifizieren. Zo'or musterte Ne'ed eingehend, konnte jedoch nicht wirklich schlau aus ihm werden. Keiner aus der Synode hatte ihn jemals unterstützt. Lediglich auf seine Vorgehensweise hatten sie gebaut, als sie ihn zu ihrem Führer wählten. Ob der Philosoph ihn jetzt noch in der Synode halten oder weitere Gründe finden wollte, ihn daraus auszuschließen, war schwer zu sagen. *Ich war stets bereit alles für unseren Fortbestand zu tun und werde auch weiterhin ein Aussterben der Spezies der Taelons nicht hinnehmen.* erklärte der Synodenführer. Seine Aura zeigte seine Überzeugung, dass er ein wichtiges Mitglied der Synode war. *Bitte definiere ‚alles’*, meinte Ne’ed daraufhin ruhig. *Wozu im Einzelnen wärest Du genau bereit, um unser Aussterben zu verhindern?* *Fast alles.* korrigierte Zo'or sich selbst. *Keinesfalls dürfen wir uns mit unseren Feinden vereinen. Das wäre die Zerstörung der Rasse der Taelons! Aber von den Menschen müssen wir uns zurückholen, was wir schon vor ewigen Zeiten verloren haben. Sie werden unsere Rettung sein und ich werde nicht davor zurückschrecken sie zu gebrauchen.* machte der Synodenführer klar, dass er in diesem Fall die Reinheit der Taelons nicht in Gefahr sah, wenn menschliche Aspekte hinzugefügt würden. Er erinnerte sich, wie viel allein schon die Transferierung in Pierce' Körper ihm an neuen Eindrücken verschafft hatte. Noch hinzu kam, dass dies vermutlich den Auslöser für die Heilung seiner Sterilität darstellte. *Warum genau glaubst Du, daß die Menschen unsere Rettung sein werden?*, wollte Ne’ed wissen. Er hatte seine Bedenken gegen deren ‚Nutzung’ auf die gleiche Weise begründet, in der er sich bisher gegen die selbige gleich welcher Spezies – wenn auch meist erfolglos – geäußert hatte. Perfektion ließ sich nicht akquirieren. Es galt, sie zu entwickeln, aus ureigener Kraft. *Sie sind denen, die die Unseren als Feinde betrachten, in so vieler Hinsicht ähnlich …* *Nicht ganz, auch wenn ich dir Recht geben muss, dass sie ihnen in mancher Hinsicht ähnlich sind.* kommentierte der Synodenführer. *Allerdings haben die Menschen kein Shaqarava, wodurch unsere Feinde so gefährlich sind.* Außerdem war dies genau der Grund, weshalb die Taelons das Gemeinwesen geschaffen hatten – um das Shaqarava zu unterdrücken. *Doch auch die Menschen haben, was sie Überlebenswille und Leidenschaft nennen. Dies sind Dinge, die uns schon vor langer Zeit im Laufe unserer Evolution verloren gingen.* antwortete Zo'or dann auf Ne'eds erste Frage. Der Verlust dieser Eigenschaften hatte die Taelons inzwischen schon an den Rand der Auslöschung gebracht und ihre einzige Chance gegen ihre Feinde war, dass sie diese wiedererlangten. *Und Du, der Du gerade im Ka’ath’am bist, traust Dir und den Deinen nicht zu, diese Eigenschaften jetzt, wo wir ihre existentielle Bedeutung erkannt haben, aus eigener Kraft, mit unseren Fähigkeiten und bewährten Methoden, wieder selbst zu entwickeln?*, wollte Ne’ed ruhig wissen. Er tendierte inzwischen dazu, Zo’or nicht nur abgesetzt, sondern auch aus der Synode ausgeschlossen wissen zu wollen. Fand dieser jetzt jedoch die richtigen Antworten in sich … *Es scheint mir inzwischen offensichtlich zu sein, dass dies nicht mehr der Fall sein wird. Unsere Grundenergie wird immer knapper und mehr und mehr Angehörige unserer Spezies begeben sich in Stasis.* legte Zo'or seine Meinung dar. Er wusste, dass ohne Hilfe von außen kein Nachwuchs mit lebensfähigem Energieniveau mehr hervorgebracht werden konnte. *Außerdem denke ich nicht, dass alle der Taelons diese existentielle Bedeutung erkannt haben.* fügte er an alle gewandt hinzu. Ne’ed hatte Zo’or konzentriert zugehört und genau in dessen Ausstrahlung und Gestik hinein gefühlt. Bedrückt erkannte er, daß dieser – nichts begriffen hatte. Gar nichts. Er, Ne’ed, würde für den Ausschluß des jüngsten Mitglieds der Synode aus derselben plädieren. *Nachdem diese Aussprache beendet ist, schreiten wir zur Abstimmung*, machte sich nun wieder J'dan zu Wort. Der erste Minister hatte Zo'or ebenso aufmerksam zugehört, wie Ne'ed und damit verhindert, dass die anderen Synodenmitglieder die Befragung unterbrachen. Es war deutlich zu spüren gewesen, dass dies vor allem T'than und Kil'ar schwer gefallen war. *Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass unsere hergebrachte Vorgehensweise jene ist, Mitglieder im Ka'artham zeitweise aus der Synode auszuschließen. Allerdings ist zu bedenken, dass unsere Situation derzeit angespannt ist und eine qualifizierte Nachnominierung sich als schwierig erweisen könnte.* Damit wandte sich der Erste Minister an den Zweiten. *Hiermit bitte ich die Mitglieder der Synode nacheinander um ihre Voten.* *Ich bin nicht nur für die Abwahl Zo'ors als unser Führer, sondern auch für seinen Ausschluss aus der Synode*, vertrat Ma'or mit Nachdruck. *Gerade in dieser Situation müssen wir Vernunft bewahren und können uns keine Unorganisiertheit leisten.* *Abwahl und Ausschluss*, war alles, was von T'than kam, der als Kriegsminister den nächsten Rang einnahm. *Abwahl, aber kein Ausschluss*, bestimmte Ki'lar, ebenfalls ohne es zu begründen und gab damit das Wort an Mit'gai weiter. *Abwahl und Ausschluss!*, verkündete auch Mi’gai. Er hatte, während Ne’eds Befragung, genügend Zeit zum nachdenken gehabt. *Darüber hinaus möchte ich, dass wir zusätzlich in Erwägung ziehen, Zo’or die Verantwortung für all seine laufenden Projekte zu entziehen, oder diese vielleicht sogar einzustellen, um die dadurch frei werdenden Ressourcen anderweitig und nutzbringender einsetzten zu können! Ich denke nicht, dass Zo’or in seinem derzeitigen Zustand im erforderlichem Ausmaße fähig ist, wichtige Entscheidungen auf wohldurchdachte Weise zu treffen!*, fügte er hinzu. *Abwahl und Ausschluß*, meldete Ro’ar sich zu Wort, bevor ihm, nach Mit’gai, jemand anderes zuvorkommen konnte. Seine Aura und Handbewegungen drückten aus, was er für Zo’or übrig hatte – Verachtung. *Abwahl und Ausschluß*, ließ auch Ne’ed die anderen wissen, dabei das Bedauern, daß er bezüglich der Geisteshaltung des davon Betroffenen empfand, in Gestik und Ausstrahlung nicht verbergend. *Darüber hinaus unterstütze ich Mit’gais Idee, Zo’or seine laufenden Projekte zu entziehen und einzustellen. Diese Vorgehensweise bringt Ressourcen, die wir überlebensnotwendig brauchen.* Le’ak wartete bewußt eine Weile ab, bevor er äußerte: *Ich schließe mich in allen Punkten Mit’gai und Ne’ed an.* *Abwahl und Ausschluss und auch ich schließe mich Mit’gais Idee an!*, meldete sich nun auch A’dju zu Wort, um seine Aufmerksamkeit dann auf die Synodenmitglieder auszurichten, die sich noch nicht zu Wort gemeldet hatten. *Ich schließe mich ebenfalls Ne’ed und Mit’gai an.* ließ Vi’ec die Synode wissen. *Abwahl, Ausschluss und Entziehung der Projektleitungen.* Vielleicht würde es nun endlich einmal möglich sein die Handlungen der Synode in eine andere Richtung zu lenken. *Abwahl und Ausschluss.* stimmte K’ket ebenfalls zu. Seiner Meinung nach hatte Unkonzentriertheit innerhalb der Synode nichts zu suchen. Und es war für ihn eindeutig, dass Zo’or aufgrund des Ka’athams nicht mehr fähig sein konnte, ruhig abzuwägen.