klausurantworten_2001

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PD Dr. V.Lippens
Uni Oldenburg
WS 2001/02
Einführung in die Bewegungswissenschaft:
1. Was bewegt mich:
Aussen- oder Innensicht?
1. Was verstehen Sie unter einem Theorie-Praxis-Problem?
Das Theorie- Praxis- Problem oder –Dilemma ist die Tatsache, dass man eine
Theorie nicht 1:1 in die Praxis übertragen und die Praxis nicht vollständig durch eine
Theorie erklärt werden kann.
2. Welche Überbrückungsprobleme erinnern Sie?
Z.B. Kontinuitätshypothese: Die im Labor gewonnenen Ergebnisse auf die
Sportpraxis direkt zu übertragen, ist eine Anwendungsfiktion.
Z.B. Subjektive Theorien haben für den Forscher eine analytische, für den
Beforschten aber eine handlungsleitende Funktion.
3. Erläutern Sie den Begriff des Komplexmodells?
Ein Naivmodell geht von zu einfachen Voraussetzungen aus, sodass es in der Praxis
nicht nutzbringend angebracht werden kann. Im Gegensatz dazu versucht ein
Komplexmodell mehrere, möglichst viele Voraussetzungen einzubeziehen (z.B.
integratives Modell einer multimodalen handlungsorganisation).
4. Welche Annahmen zum Menschenbild haben Sie?
Mensch als Eingabe- Ausgabe- Mechanismus, Reiz- Reaktions- Prinzip oder
Mensch als (weitgehend) autonomer Gestalter, ganzheitlich
Etc.
5. Was ist der Unterschied zwischen Innen- und Außensicht?
Innensicht beschreibt die Wahrnehmungs- und Erlebnisaspekte eines Sportlers beim
Bewegen. Das Aussensicht meint das äußerlich sichtbare einer Bewegung, zeitliche
Abläufe, räumliche Veränderungen etc.
2. Wie beschreiben:
Bewegung und Sich-Bewegen
1. Was ist ein Modell in der Bewegungswissenschaft?
Modell ist eine vereinfachte Darstellung der (beobachtbaren) Wirklichkeit, z.B.
Regelkreismodell.
2. Wie wollen Sie Ihre eigene Bewegung betrachten?
Z.B. in einer Integration von Eigen- und Fremdsicht.
3. Worin besteht der Unterschied zwischen Innen- und Eigensicht?
Die Eigensicht meiner Bewegung hat Anteile der Innensicht und Anteile der eigenen
Außensicht, in der ich selber eigene Bewegungen (eigene bewegte Körperteile)
sehe.
4. Welche Instanzen der komplexen Bewegungshandlungsanalyse erinnern Sie?
Sportler als Datenlieferant (Eigen- und Fremdsicht)
Vermittler als Experte für das Lehren und Trainieren
Wissenschaftler als Vermittler zwischen Theorie und Praxis
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PD Dr. V.Lippens
Uni Oldenburg
WS 2001/02
5. Welche Rolle spielt der Sportler in der kBHA?
Einerseits Datenlieferant, andererseits als mündiger Sportler an der Analyse aktiv
beteiligt.
3. Wozu analysieren :
Bewegungshandeln oder Bewegungsverhalten?
6.
Wie entstehen Befragungsdaten?
Interview, Fragebogen, Kartenlegetechnik...
7.
Warum die Eigensicht einbeziehen?
Eigensicht liefert wichtige Erkenntnisse über Wahrnehmungs- und Erlebnisaspekte
des Sportlers beim Bewegen.
8.
Wie nehmen Sportler gelungene Bewegungen wahr?
Über das Bewegungsgefühl als rund, flüssig, rhythmisch, stimmig etc.
9.
Wofür sind Lerner Experten?
Lerner sind Experten fürs eigene Lernen, für ihre eigenen Schwierigkeiten, weil ihre
Erlebnisse und Erfahrungen noch sehr frisch sind, außerdem für subjektive
Lernstrategien, wenn sie rekonstruiert werden (sollen).
10.
Wie können Lernwege entworfen werden?
Lernwege können nicht von außen entworfen werden, sondern werden vom Lerner
beschritten (subjektive Lernstrategien).
4. Koordinations-Leistungen:
Das Bewegen organisieren!
11.
Was sind Mehrfachaufgaben
Mehrfachaufgaben bedeutet, dass im Unterschied zum Labor-Experiment im Feld bei
einer komplexen Bewegung verschiedene (Einach-)Aufgaben gleichzeitig bewältigt
werden müssen (z.B. Basketball „Kobe Bryant“).
12.
Wie können Koordination-Leistungen multimodal organisiert werden?
... indem man Intentionen, Randbedingungen, Systemeigenschaften und Verhalten in
die Modellierung des Bewegens einbezieht und dadurch die jeweiligen Anteile wie
interne Modellbildung, Affordanzextraktion, Selbstorganisation und Regelung
weitestgehend berücksichtigten kann.
13.
Was verstehen Sie unter einem systemdynamischen Ansatz?
Im Vordergrund steht die Betrachtung der komplexen Leistung als Ganzes aufgrund
der interagierende Teile und nicht die Zerlegung in einzelne Teile und deren isolierte
Betrachtung.
14.
Bewegen Sie sich immer zielgerichtet, intentional, ... ?
Nein, Notfallreaktionen oder Reflexe laufen nicht intentional (aber oft funktional) ab.
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PD Dr. V.Lippens
15.
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WS 2001/02
Was sind die Voraussetzungen einer Bewegungshandlung?
Intentionalität des Bewegens
körperbezogene Beschreibung der Lokomotion (Ortsveränderung)
Spezifizierung der Bewegungsmöglichkeiten
6. Sich-Bewegen lernen:
Eigene Möglichkeiten und Anforderungen der Umgebung !
7.
16. Welche Ansätze und/oder Modelle des Bewegen-Lernens kennen Sie?
Behaviorismus, Handlungstheorie, dynamische Systemansätze
Motorisches Lernen als Informationsverarbeitung (z.B. Sonifikation), aus der Sicht
des ökologischen Realismus oder aus gestalttheoretischer Sicht.
17. Unter welchen Betrachtungsweisen interpretieren Sie die Ergebnisse des LehrExperimentes (Hänyes et al. 1994, 1995)?
- Funktional (Eigen- und Fremdsicht)
- inter- und multimodale Bewegungsorganisation (Fremd- und Selbstorganisation)
18. Welche Funktionen können sprachliche Interventionen im Vermittlungsprozess
haben?
Sie können den Schüler auf Probleme hinweisen, bei der Lösungsfindung helfen etc.
19. Wie verstehen Sie 'der Lehrer als Störgröße'?
Nicht alle Anweisungen o.ä. können dem Schüler in bestimmten Situationen helfen,
manchmal z.B. beim Erkunden des gerätebedingten Systems sind sie überflüssig
oder gar störend.
20. Wie könnten Lehrwege entworfen werden?
Indem man Lernwege analysiert.
ausprobieren lässt
Systemerkundung bei gerätegebundene Sportarten
unter Berücksichtigung des Menschenbildes
nach der Zergliederungsmethode
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