DE RAT DER EUROPÄISCHEN UNION 8979/10 (OR. en) PRESSE 90 MITTEILUNG AN DIE PRESSE 3009. Tagung des Rates Auswärtige Angelegenheiten Luxemburg, den 26. April 2010 Präsidentin Catherine ASHTON Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik PRESSE Rue de la Loi 175 B – 1048 BRÜSSEL Tel.: +32 (0)2 281 5183 / 6319 Fax: +32 (0)2 281 8026 [email protected] http://www.consilium.europa.eu/Newsroom 8979/10 1 DE 26.IV.2010 Wichtigste Ergebnisse der Ratstagung Die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik bildete einen Schwerpunkt der Tagung des Rates (Auswärtige Angelegenheiten), an der auch die Verteidigungsminister teilnahmen. Der Rat hat Schlussfolgerungen angenommen zur Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, in denen aktuelle Themen und Entwicklungen der GSVP behandelt werden, sowie Schlussfolgerungen zur Sicherheit des Seeverkehrs, in denen die Hohe Vertreterin ersucht wird, gemeinsam mit der Kommission und den Mitgliedstaaten Optionen für eine Sicherheitsstrategie für den globalen maritimen Bereich zu erarbeiten. Der Rat hat in einer gemeinsamen Sitzung der Außen- und der Verteidigungsminister das weitere Vorgehen bei der Umsetzung des Aktionsplans der EU für ein verstärktes Engagement der EU in Afghanistan und Pakistan erörtert und von dem ersten halbjährlichen Durchführungsbericht Kenntnis genommen. Der Rat hat Schlussfolgerungen zu Sudan, Birma/Myanmar und Kirgisistan angenommen. Er wies darauf hin, dass Vorbereitungen für die Zeit nach dem für nächstes Jahr geplanten Referendum in Sudan getroffen werden müssen und dass das Umfassende Friedensabkommen von wesentlicher Bedeutung ist. Er forderte zu einem friedlichen Übergang zu einem demokratischen, zivilen und alle Seiten einschließenden Mehrparteienregierungssystem in Birma/Myanmar auf und verlängerte die restriktiven Maßnahmen der EU gegen Birma/Myanmar um ein weiteres Jahr. Der Rat betonte, wie wichtig eine rasche Rückkehr zur öffentlichen Ordnung in Kirgisistan ist, einschließlich einer Verfassungsreform und Vorbereitungen für demokratische Wahlen, und erklärte sich bereit, die Verwirklichung dieser Ziele zu fördern. Der Rat hat auch eine Reihe restriktiver Maßnahmen gegen bestimmte Personen und Organisationen in Somalia angenommen. 8979/10 2 DE 26.IV.2010 INHALT1 TEILNEHMER .................................................................................................................................. 5 ERÖRTERTE PUNKTE SICHERHEIT UND VERTEIDIGUNG .............................................................................................. 7 AFGHANISTAN ................................................................................................................................. 8 SUDAN ................................................................................................................................................ 9 BIRMA/MYANMAR ........................................................................................................................ 11 KIRGISISTAN................................................................................................................................... 13 STRATEGIEDEBATTE ÜBER EU-RESSOURCENALLOKATION/BEZIEHUNGEN ZU STRATEGISCHEN PARTNERN ..................................................................................................... 14 SONSTIGES ...................................................................................................................................... 15 SONSTIGE ANGENOMMENE PUNKTE AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN – Birma/Myanmar – Restriktive Maßnahmen .......................................................................................................... 16 – Somalia – Restriktive Maßnahmen ........................................................................................................................ 16 GEMEINSAME SICHERHEITS- UND VERTEIDIGUNGSPOLITIK – EU-Krisenbewältigungsoperationen – Beteiligung von Drittländern .................................................................... 17 – Ausbau der militärischen Fähigkeiten der EU ....................................................................................................... 17 – Bericht des Leiters der Europäischen Verteidigungsagentur ................................................................................. 18 HANDELSPOLITIK – Antidumping (Seile/Kabel aus Stahl – Rohrstücke – Gewebe aus Polyester-Filamenten) .................................... 18 1 Sofern Erklärungen, Schlussfolgerungen oder Entschließungen vom Rat förmlich angenommen wurden, ist dies in der Überschrift des jeweiligen Punktes angegeben und der Text in Anführungszeichen gesetzt. Dokumente, bei denen die Dokumentennummer im Text angegeben ist, können auf der Website des Rates http://www.consilium.europa.eu eingesehen werden. Rechtsakte, zu denen der Öffentlichkeit zugängliche Erklärungen für das Ratsprotokoll vorliegen, sind durch * gekennzeichnet; diese Erklärungen können auf der genannten Website des Rates abgerufen werden oder sind beim Pressedienst erhältlich. 8979/10 3 DE 26.IV.2010 ENTWICKLUNGSPOLITIK – Beitritt der Republik Südafrika zum geänderten AKP-EU-Partnerschaftsabkommen .......................................... 19 EUROPÄISCHER WIRTSCHAFTSRAUM – EWR-Rat ............................................................................................................................................................... 19 8979/10 4 DE 26.IV.2010 TEILNEHMER Die Regierungen der Mitgliedstaaten und die Europäische Kommission waren wie folgt vertreten: Belgien: Steven VANACKERE Pieter DE CREM Olivier CHASTEL Bulgarien: Nickolay MLADENOV Anyu ANGELOV Tschechische Republik: Jan KOHOUT Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Minister der Verteidigung Staatssekretär für Auswärtige Angelegenheiten, beauftragt mit der Vorbereitung der EU-Präsidentschaft und dem Minister der Auswärtigen Angelegenheiten beigeordnet Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Martin BARTÁK Stellvertretender Ministerpräsident und Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Dänemark: Lene ESPERSEN Gitte Lillelund BECH Ministerin für auswärtige Angelegenheiten Ministerin der Verteidigung Deutschland: Guido WESTERWELLE Christian SCHMIDT Bundesminister des Auswärtigen Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Estland: Urmas PAET Jaak AAVIKSOO Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Irland: Dick ROCHE Tony KILLEEN Minister europäische Angelegenheiten Minister der Verteidigung Griechenland: Dimitris DROUTSAS Evangelos VENIZELOS Stellvertretender Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Spanien: Miguel Ángel MORATINOS CUYAUBÉ Carmen CHACÓN PIQUERAS Diego LÓPEZ GARRIDO Minister für auswärtige Angelegenheiten und Zusammenarbeit Ministerin der Verteidigung Staatssekretär für die Europäische Union Frankreich: Bernard KOUCHNER Hervé MORIN Minister für auswärtige und europäische Angelegenheiten Minister der Verteidigung Italien: Franco FRATTINI Giuseppe COSSIGA Minister für auswärtige Angelegenheiten Staatssekretär für Verteidigung Zypern: Andreas MAVROYIANNIS Louis TELEMACHOU Ständiger Vertreter Vertreter beim PSK Lettland: Māris RIEKSTIŅŠ Imants LIEGIS Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Litauen: Audronius AŽUBALIS Vytautas UMBRASAS Minister für auswärtige Angelegenheiten Stellvertretender Minister der Verteidigung Luxemburg: Christian BRAUN Jean-Marie HALSDORF Ständiger Vertreter Minister der Verteidigung 8979/10 5 DE 26.IV.2010 Ungarn: Péter BALÁZS József BALI Malta: Tonio BORG Chris SAID Niederlande: Maxime VERHAGEN Eimert VAN MIDDELKOOP Österreich: Michael SPINDELEGGER Minister für auswärtige Angelegenheiten Unterstaatssekretär, Ministerium der Verteidigung Stellvertretender Premierminister und Minister für auswärtige Angelegenheiten Parlamentarischer Staatssekretär für öffentlichen Dialog und Information im Amt des Premierministers Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Norbert DARABOS Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Minister der Verteidigung Polen: Radoslaw SIKORSKI Beate PEKSA-KRAWIEC Minister für auswärtige Angelegenheiten Vertreter beim PSK Portugal: Luís AMADO Augusto SANTOS SILVA Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Rumänien: Teodor BACONSCHI Viorel OANCEA Minister für auswärtige Angelegenheiten Staatssekretär für Verteidigungs- und Planungspolitik, Ministerium für Landesverteidigung Slowenien: Samuel ŽBOGAR Ljubica JELUŠIČ Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Slowakei: Miroslav LAJČÁK Jaroslav BAŠKA Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Finnland: Alexander STUBB Anne SIPILÄINEN Minister für auswärtige Angelegenheiten Vertreter beim PSK Schweden: Carl BILDT Sten TOLGFORS Minister für auswärtige Angelegenheiten Minister der Verteidigung Vereinigtes Königreich: Chris BRYANT Baroness Ann TAYLOR Hohe Vertreterin Catherine ASHTON Kommission: Kristalina GEORGIEVA Štefan FÜLE 8979/10 Deputy Leader of the House of Commons und Parlamentarischer Staatssekretär Parlamentarische Staatssekretärin für internationale Verteidigung und Sicherheit Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik Mitglied Mitglied 6 DE 26.IV.2010 ERÖRTERTE PUNKTE SICHERHEIT UND VERTEIDIGUNG Die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) bildete einen Schwerpunkt der Tagung des Rates, an der auch die Verteidigungsminister teilnahmen. Am Sonntagabend führte die Hohe Vertreterin, Catherine Ashton, den Vorsitz bei einem Arbeitsessen der Verteidigungsminister. Sie erteilte neueste Informationen über die Vorbereitungen für die Einrichtung des Auswärtigen Dienstes und leitete einen informellen Gedankenaustausch über dieses Thema. Die Minister setzten auch ihre auf der informellen Tagung in Palma de Mallorca aufgenommenen Beratungen über die Organisation ihrer Arbeit im Rat "Auswärtige Angelegenheiten" fort. Sie führten zudem einen Gedankenaustausch über den Sachstand und die Zukunft der Operationen im Bereich der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, insbesondere die Operationen EUFOR Althea in Bosnien und Herzegowina und EU NAVFOR Atalanta sowie die Ausbildungsmission der EU für Somalia. Der Rat nahm Kenntnis von dem Bericht des Leiters der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) an den Rat über die Tätigkeiten der EDA und nahm Schlussfolgerungen zur Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sowie zur Sicherheit des Seeverkehrs an. Schlussfolgerungen zur GSVP: Dok. 8671/10 Schlussfolgerungen zur Sicherheit des Seeverkehrs: Dok. 8871/10 Die Hohe Vertreterin unterrichtete den Rat im Verlauf der Sitzung über die derzeit gemeinsam mit der Kommission durchgeführten Arbeiten zur Verbesserung der Krisenreaktion der EU bei Naturkatastrophen und von Menschen verursachten Katastrophen im Lichte der mit den Hilfsaktionen nach dem Erdbeben in Haiti gesammelten Erfahrungen. Am Montagvormittag führte Catherine Ashton den Vorsitz bei einer am Rande der Ratstagung abgehaltenen Sitzung des Lenkungsausschusses der Europäischen Verteidigungsagentur. 8979/10 7 DE 26.IV.2010 AFGHANISTAN Der Rat erörterte in einer gemeinsamen Sitzung der Außen- und der Verteidigungsminister das weitere Vorgehen bei der Umsetzung des Aktionsplans der EU für ein verstärktes Engagement der EU in Afghanistan und Pakistan und nahm Kenntnis von dem ersten halbjährlichen Durchführungsbericht. Im Beisein des NATO-Generalsekretärs, Anders Fogh Rasmussen, wurden sodann informelle Beratungen über die Zusammenarbeit im militärischen und im zivilen Bereich sowie über die Perspektiven für eine Zusammenarbeit der EU und der NATO in Afghanistan geführt. 8979/10 8 DE 26.IV.2010 SUDAN Der Rat erörterte das weitere Vorgehen und die Rolle der EU gegenüber Sudan und wies insbesondere darauf hin, dass es wichtig ist, das Umfassende Friedensabkommen weiter umzusetzen. Er nahm die nachstehenden Schlussfolgerungen an: "1. Der Rat begrüßt den weitgehend friedlichen Verlauf der jüngsten Wahlen als einen wichtigen Schritt bei der Umsetzung des Umfassenden Friedensabkommens und würdigt die aktive Wahlbeteiligung der sudanesischen Bevölkerung. Die EU hat in Anerkennung dieses wichtigen Ereignisses in dem Prozess des demokratischen Wandels in Sudan eine ihrer umfangreichsten Wahlbeobachtungsmissionen entsandt. 2. Der Rat ist sich des komplexen Charakters dieser Wahlen bewusst, bekundet indessen aber seine Besorgnis über die von der EU-Wahlbeobachtungsmission festgestellten Mängel im Vergleich zu den internationalen Standards und bezüglich der Auszählung und Zusammenrechnung der Ergebnisse. Der Rat ruft die staatlichen Stellen Sudans auf, diese Mängel im Lichte der von der EU-Wahlbeobachtungsmission in ihrem Abschlussbericht ausgesprochenen Empfehlungen rechtzeitig vor künftigen Wahlvorgängen zu beheben. 3. Der Rat ruft alle Behörden, Parteien und sonstigen Beteiligten auf, das sudanesische Wahlrecht und die rechtlichen Verfahren für Wahlbeschwerden einzuhalten und den Verhaltenskodex und die Erklärung über gemeinsame Verpflichtungen zu respektieren. 4. Der Rat ruft alle Parteien auf, das Umfassende Friedensabkommen in vollem Umfang zu respektieren, sich nach besten Kräften darum zu bemühen, dass eine breite politische Basis für dessen endgültige Umsetzung geschaffen wird, die noch offenen Fragen dringlich anzugehen und sich jeder einseitigen Initiative zu enthalten, durch die dieser Prozess gestört werden könnte. 5. Der Rat bekräftigt die anhaltende Verpflichtung der EU, die vollständige Umsetzung des Umfassenden Friedensabkommens zu unterstützen, einschließlich der Abhaltung des Referendums in Abyei, der Volkbefragungen in Süd-Kurdufan und am Blauen Nil und des Referendums über die Selbstbestimmung des Süd-Sudan im Januar 2011. 8979/10 9 DE 26.IV.2010 6. Der Rat bestärkt alle Beteiligten in Sudan, die Vorbereitung der Volksbefragungen und der Referenden sowie der erforderlichen Vorkehrungen für die Zeit danach voranzutreiben. Er unterstreicht, dass es von Bedeutung ist, dass die internationale Gemeinschaft in dieser entscheidenden Übergangsphase ein kohärentes Konzept verfolgt. In dieser Beziehung wird die EU eng mit den wichtigen internationalen und regionalen Partnern, einschließlich VN, AU und IGAD, zusammenarbeiten und sie unterstützt die hochrangige Umsetzungsgruppe der AU unter Vorsitz des ehemaligen Präsidenten Thabo Mbeki. 7. Der Rat verweist auf sein anhaltendes politisches und finanzielles Engagement in Sudan zugunsten der sudanesischen Bevölkerung, auch über Entwicklungshilfe. Der EU ist daran gelegen, ein hohes Maß an humanitärer Hilfe aufrechtzuerhalten, so dass auf die Bedürfnisse vor Ort reagiert werden kann, und ruft alle Parteien dringend auf, einen unbehinderten Zugang zu ermöglichen. 8. In Bezug auf die Situation in Darfur würdigt der Rat die Fortschritte, die im Rahmen des Doha-Friedensprozesses unter der Leitung des AU/VN-Chefvermittlers Djibril Bassolé erzielt wurden. Er bestärkt alle Parteien, einschließlich der Zivilgesellschaft, nach den Wahlen nun entscheidende Fortschritte in Richtung auf eine alle Seiten einbeziehende und umfassende Friedensregelung zu machen, die auf die tieferen Gründe des Konflikts eingeht. 9. Der Rat bekräftigt, dass Straflosigkeit bei den nach internationalem Recht schwersten Verbrechen niemals hingenommen werden darf. Der Rat bekräftigt seine Unterstützung für den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) und fordert die Regierung Sudans zur uneingeschränkten Zusammenarbeit mit dem IStGH entsprechend ihren völkerrechtlichen Verpflichtungen auf." 8979/10 10 DE 26.IV.2010 BIRMA/MYANMAR Der Rat führte eine kurze Aussprache über den längerfristigen Ansatz der EU für Birma/Myanmar und nahm die nachstehenden Schlussfolgerungen an: "1. Der Rat bekräftigt, dass die EU an ihrem Engagement für die Bevölkerung von Birma/Myanmar uneingeschränkt festhält. Die EU ist nach wie vor ein wichtiger Geber für das Land und sie ist bereit, die Bevölkerung von Birma/Myanmar noch stärker zu unterstützen, um die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse zu verbessern. 2. Der Rat appelliert an die Behörden von Birma/Myanmar, die Schritte einzuleiten, die für einen friedlichen Übergang zu einem demokratischen und zivilen Mehrparteienregierungssystem erforderlich sind. Er betont, dass die politischen und sozioökonomischen Herausforderungen, denen das Land gegenübersteht, nur im Rahmen eines echten Dialogs zwischen allen Beteiligten unter Einschluss der verschiedenen Volksgruppen und der Opposition bewältigt werden können. 3. Der Rat stellt mit großer Sorge fest, dass die Anfang März veröffentlichten Wahlgesetze keine freien und fairen Wahlen garantieren, und weist darauf hin, dass die Behörden von Birma/Myanmar noch Schritte unternehmen müssen, um zu gewährleisten, dass die für dieses Jahr geplanten Wahlen in glaubwürdiger und transparenter Weise und unter Einschluss aller Parteien durchgeführt werden. Er ruft erneut dazu auf, die aus politischen Gründen inhaftierten oder unter Hausarrest stehenden Personen, insbesondere Daw Aung San Suu Kyi, freizulassen. 4. Der Rat erachtet es als notwendig, die in dem geltenden EU-Beschluss festgelegten restriktiven Maßnahmen um ein weiteres Jahr zu verlängern. Er betont, dass er bereit ist, die Maßnahmen, die er bereits getroffen hat, unter Berücksichtigung der Entwicklungen vor Ort zu überprüfen, zu ändern oder zu verschärfen. Die EU ist bereit, auf echte Fortschritte in Birma/Myanmar positiv zu reagieren. 5. Damit das Land die notwendigen Fortschritte erzielen kann, ist die EU bereit, ihren Dialog mit den Behörden von Birma/Myanmar und allen anderen einschlägigen Interessengruppen fortzuführen. Sie beabsichtigt, eine Sondierungsmission in das Land zu entsenden, die Gespräche auf hoher Ebene führen soll, und hofft, dass sie hierdurch Vertrauen aufbauen und dazu beitragen kann, dass sich der politische Prozess auf die angestrebten Ziele zubewegt. 8979/10 11 DE 26.IV.2010 6. Der Rat erklärt, dass er die fortgesetzten Bemühungen des EU-Sonderbeauftragten Piero Fassino nachdrücklich unterstützt und fordert die Behörden von Birma/Myanmar auf, uneingeschränkt mit ihm zusammenzuarbeiten. 7. Der Rat fordert die Regierung von Birma/Myanmar nachdrücklich auf, sich stärker auf die internationale Gemeinschaft zuzubewegen, um auf einen friedlichen Übergang zur Demokratie hinzuarbeiten. Er bekräftigt, dass die EU die Vermittlungsbemühungen des VNGeneralsekretärs unterstützt, und begrüßt seinen unermüdlichen persönlichen Einsatz für die Förderung des politischen Prozesses; er ermahnt die Behörden von Birma/Myanmar, mit den VN in konstruktiver Weise zusammenzuarbeiten. Die EU wird die Gruppe der Freunde des Generalsekretariats weiterhin aktiv unterstützen und die Lage im Lande und ihre möglichen Auswirkungen auf die regionale Stabilität mit den wichtigsten Akteuren, insbesondere mit dem ASEAN und seinen Mitgliedern, den Vereinigten Staaten, Australien, China, Indien Japan und Russland erörtern. 8. Der Rat begrüßt die Erklärung, die der ASEAN-Vorsitzende am 9. April 2010 auf dem 16. Gipfeltreffen abgegeben und in der er hervorgehoben hat, wie wichtig es ist, dass in Myanmar eine nationale Aussöhnung erfolgt und freie und faire allgemeine Wahlen unter Einschluss aller Parteien abgehalten werden. Er begrüßt ferner, dass einzelne ASEANMitgliedstaaten sowie Japan in weiteren Erklärungen die Freilassung der aus politischen Gründen inhaftierten oder unter Hausarrest stehenden Personen, insbesondere von Daw Aung San Suu Kyi, gefordert haben. Die EU beabsichtigt, über diese Frage weiterhin einen intensiven Dialog mit ihren ASEAN-Partnerländern zu führen – das nächste Mal bei dem bevorstehenden EU/ASEAN-Ministertreffen im Mai in Madrid. 9. Der Rat begrüßt die Annahme der Resolution 13/25 des VN-Menschenrechtsrates und schließt sich dem Zwischenbericht des VN-Sonderberichterstatters Quintana an. Er fordert die Behörden von Birma/Myanmar auf, mit Herrn Quintana konstruktiv zusammenzuarbeiten und die VN-Empfehlungen uneingeschränkt zu befolgen, indem sie umgehend Maßnahmen ergreifen, die darauf abzielen, die Verstöße gegen die internationalen Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht zu unterbinden." 8979/10 12 DE 26.IV.2010 KIRGISISTAN Die Hohe Vertreterin unterrichtete den Rat über die nach den jüngsten Ereignissen in Kirgisistan ergriffenen Schritte, und es fand unter ihrer Leitung eine Aussprache über etwaige weitere EUAktionen statt. Der Rat nahm die nachstehenden Schlussfolgerungen an: "1. Der Rat betont, wie wichtig eine rasche Rückkehr zur öffentlichen Ordnung unter einer demokratischen Regierung in Kirgisistan ist, die die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte voll und ganz achtet. Er ruft die Übergangsregierung auf, alle internationalen Verpflichtungen und Zusagen Kirgisistans in diesem Bereich einzuhalten. 2. Der Rat begrüßt die Ankündigung der Übergangsregierung, eine Verfassungsreform in Angriff zu nehmen und rasch die Grundlagen für demokratische Wahlen zu schaffen. Der Rat fordert die Übergangsregierung auf, bei der Organisation des Verfassungsreferendums am 27. Juni und der Parlamentswahlen am 10. Oktober 2010 die einschlägigen Stellungnahmen der Sachverständigen des Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte (BDIMR) und der Venedig-Kommission zu berücksichtigen. 3. Der Rat sieht konkreten Maßnahmen der Übergangsregierung in den obengenannten Bereichen erwartungsvoll entgegen und ist bereit, die Verwirklichung dieser Ziele mit Unterstützungsmaßnahmen, auch im Rahmen der EU-Strategie für Zentralasien, zu fördern. 4. Die EU wird die Lage in Kirgisistan weiterhin genau verfolgen und ihre Maßnahmen mit den zuständigen internationalen Organisationen und anderen internationalen Akteuren abstimmen." 8979/10 13 DE 26.IV.2010 STRATEGIEDEBATTE ÜBER EU-RESSOURCENALLOKATION/BEZIEHUNGEN ZU STRATEGISCHEN PARTNERN Während des Mittagessens führte die Hohe Vertreterin – anknüpfend an die Beratungen des Rates auf dessen informellem Gymnich-Treffen in Cordoba – eine Strategiedebatte über die EURessourcenallokation in Drittländern, um so Überlegungen über die weltweite Rolle der EU und über ihre Beziehungen zu strategischen Partnern einzuleiten. 8979/10 14 DE 26.IV.2010 SONSTIGES Somalia Der Rat hat – bis zu einer eingehenden Aussprache auf der nächsten Tagung des Rates (Auswärtige Angelegenheiten) – einen kurzen Gedankenaustausch über die Lage in Somalia und darüber geführt, dass Abkommen mit Ländern in der Region wichtig sind im Hinblick auf die Überstellung (zu Strafverfolgungszwecken) von mutmaßlichen Seeräubern, die von der EU NAVFOR Atalanta festgehalten werden. Kosovo Die Minister hörten kurze Ausführungen des slowakischen Außenministers, Miroslaw Lajĉák, über seinen jüngsten Besuch im Kosovo sowie die neuesten Informationen der Hohen Vertreterin über ihre einschlägige Arbeit. 8979/10 15 DE 26.IV.2010 SONSTIGE ANGENOMMENE PUNKTE AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN Birma/Myanmar – Restriktive Maßnahmen Der Rat nahm einen Beschluss zur Verlängerung der restriktiven Maßnahmen gegen Birma/Myanmar um weitere zwölf Monate – bis zum 30. April 2011 – an, da sich die Menschenrechtslage in diesem Land nicht gebessert hat und keine substanziellen Fortschritte in Richtung auf einen alle Seiten einschließenden Demokratisierungsprozess erkennbar sind, auch wenn ein neues Wahlgesetz erlassen wurde und die Regierung des Landes für 2010 Mehrparteienwahlen angekündigt hat. Mit diesem Beschluss werden auch die Listen der Personen und Unternehmen, die diesen restriktiven Maßnahmen unterliegen, geändert, um Veränderungen in der Regierung und amtlichen Stellen von Birma/Myanmar sowie in der persönlichen Situation der betroffenen Personen Rechnung zu tragen und um die Liste der Unternehmen, die sich unter der Kontrolle des Militärregimes befinden, auf den neuesten Stand zu bringen. Die restriktiven Maßnahmen umfassen das Verbot des Waffenverkaufs an Birma/Myanmar, das Einfrieren von Vermögenswerten und das Verbot der Einreise in einen EU-Mitgliedstaat und der Durchreise durch einen EU-Mitgliedstaat für Personen, die durch ihre Handlungen die Demokratie, die Achtung der Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit in Birma/Myanmar ernsthaft untergraben. Somalia – Restriktive Maßnahmen Der Rat nahm einen Beschluss über restriktive Maßnahmen gegen bestimmte Personen und Organisationen in Somalia an (Dok. 7907/10). Der Beschluss enthält die Liste restriktiven Maßnahmen unterliegender Personen und Organisationen, die am 12. April 2010 von dem Sanktionsausschuss nach Resolution (UNSCR) 751 (1992) des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen betreffend Somalia aufgestellt wurde. Die restriktiven Maßnahmen wurden gegen diejenigen ergriffen, die einen friedlichen politischen Prozess zu verhindern oder zu blockieren suchen oder die die Übergangs-Bundesinstitutionen Somalias oder die Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) durch Gewalt gefährden oder durch ihr Handeln die Stabilität in Somalia oder in der Region untergraben. 8979/10 16 DE 26.IV.2010 Gleichzeitig wird mit dem Beschluss auch die Resolution UNSCR 1916 (2010) vom 19. März 2010 dahin gehend umgesetzt, dass einige Beschränkungen und Verpflichtungen im Rahmen der Sanktionsregelung gelockert werden, damit internationale und regionale Organisationen Versorgungsgüter liefern und technische Hilfe leisten können und eine rasche Bereitstellung dringend benötigter humanitärer Hilfe durch die Vereinten Nationen gewährleistet werden kann. Außerdem nahm der Rat eine Verordnung an, mit der gewährleistet werden soll, dass die Maßnahmen, die im Einfrieren der Vermögenswerte von in der Liste aufgeführten Personen und Organisationen bestehen, von den Wirtschaftsbeteiligten EU-weit einheitlich angewandt werden (Dok. 7903/10). GEMEINSAME SICHERHEITS- UND VERTEIDIGUNGSPOLITIK EU-Krisenbewältigungsoperationen – Beteiligung von Drittländern Der Rat hat die Hohe Vertreterin ermächtigt, Verhandlungen im Hinblick auf den Abschluss von Abkommen mit Ägypten, Albanien, Angola, Argentinien, Australien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Chile, China, der Dominikanischen Republik, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Indien, Japan, Kroatien, Montenegro, Marokko, Neuseeland, Serbien, Südafrika und den Vereinigten Staaten zur Festlegung eines Rahmens für ihre Beteiligung an den Krisenbewältigungsoperationen der Europäischen Union aufzunehmen. Fünf "Rahmenabkommen über die Beteiligung" sind derzeit bereits in Kraft, und zwar zwischen der EU und Island, Kanada, Norwegen, der Türkei und der Ukraine. Ausbau der militärischen Fähigkeiten der EU Der Rat hat einen Fortschrittsbericht über den Ausbau der militärischen Fähigkeiten der EU zur Kenntnis genommen und dessen Weiterleitung an die NATO zu Informationszwecken gebilligt (Dok. 8443/10). 8979/10 17 DE 26.IV.2010 Bericht des Leiters der Europäischen Verteidigungsagentur Der Rat nahm Kenntnis von einem Bericht des Leiters der Europäischen Verteidigungsagentur (Dok. 8585/10). HANDELSPOLITIK Antidumping (Seile/Kabel aus Stahl – Rohrstücke – Gewebe aus Polyester-Filamenten) Der Rat nahm folgende Verordnungen an: – Durchführungsverordnung zur Ausweitung des mit der Verordnung 1858/2005 eingeführten endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren von Kabeln und Seilen aus Stahl mit Ursprung unter anderem in der Volksrepublik China auf die Einfuhren von aus der Republik Korea versandten Kabeln und Seilen aus Stahl, ob als Ursprungserzeugnisse aus der Republik Korea angemeldet oder nicht, und zur Einstellung der Untersuchung betreffend die aus Malaysia versandten Einfuhren (Dok. 8460/10); – Durchführungsverordnung zur Änderung der Verordnung (EG) Nr.1001/2008 zur Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls auf die Einfuhren bestimmter Rohrstücke aus Eisen oder Stahl mit Ursprung unter anderem in Malaysia (Dok. 8080/10); – Durchführungsverordnung zur Änderung der Verordnung 1487/2005 zur Einführung eines endgültigen Antidumpingzolls und zur endgültigen Vereinnahmung des vorläufigen Zolls auf die Einfuhren bestimmter veredelter Gewebe aus Polyester-Filamenten mit Ursprung in der Volksrepublik China (Dok. 8278/10). 8979/10 18 DE 26.IV.2010 ENTWICKLUNGSPOLITIK Beitritt der Republik Südafrika zum geänderten AKP-EU-Partnerschaftsabkommen Der Rat nahm einen Beschluss zur Billigung des Beitritts der Republik Südafrika zum geänderten AKP-EU-Partnerschaftsabkommen an (Dok. 7932/10). EUROPÄISCHER WIRTSCHAFTSRAUM EWR-Rat Der Rat nahm die vorläufige Tagesordnung für die 33. Tagung des Rates des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) am 10. Mai 2010 in Brüssel sowie einen Entwurf von Schlussfolgerungen für diese Tagung an. Im Mittelpunkt der Beratungen werden die Auswirkung der EU-Strategie "Europa 2020" für den EWR und die Bewertung der globalen Funktionsweise des EWR-Abkommens stehen. 8979/10 19 DE