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EUROPÄISCHE KOMMISSION
PRESSEMITTEILUNG
Brüssel, 4. September 2014
Innovative textile Materialien
Algenzucht in der EU
zur
Förderung
der
Legende: Ein Taucher prüft die Meeresalgen auf der Testfläche von AT~SEA in der Nähe
von Galway, Irland. Zum Herunterladen des Fotos bitte hier klicken.
Meeresalgen sind eine wichtige, aber nicht vollständig ausgeschöpfte Ressource für die
Herstellung von Lebens- und Futtermittelzutaten sowie Biochemikalien und
Biokraftstoffen. Es war jedoch schwierig, die Meeresalgen in großem Umfang effizient zu
ernten. Bis heute. Im Rahmen des von der EU finanzierten AT~SEA-Projekts sind neue
textile Materialien entwickelt worden, die hohe Erträge für schwimmende MeeresalgenZuchtanlagen und einen einfachen, mechanisierten Anbau ermöglichen.
Der Projektkoordinator Bert Groenendaal des in Belgien ansässigen Unternehmens Sioen
Industries machte deutlich, dass der durch die neuen textilen Materialien ermöglichte
großflächige Anbau von Meeresalgen zur Schaffung einer milliardenschweren Branche in
Europa beitragen könnte – und somit auch zur Förderung von Wachstum und
Beschäftigung. Sioen ist eines von sieben Unternehmen, die an dem Projekt beteiligt
sind, zusammen mit vier Forschungszentren.
Groenendaal erklärte weiter: „Das wirtschaftliche Potenzial von Meeresalgen ist enorm.
Unternehmen sind an Algen für die verschiedensten Verwendungen interessiert, wie z.B.
für Lebensmittel und Lebensmittelzusätze, Futtermittel, Chemikalien und selbst
Kraftstoffe.“
Dazu Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und
Wissenschaft: „AT~SEA ist nur eines von vielen Beispielen dafür, wie EU-Fördermittel
Forschung und Industrie helfen, mit dem Ziel der Innovation zusammenzuarbeiten.
Diese Forschung wird es EU-Unternehmen ermöglichen, eine wertvolle Ressource
effizient anzubauen und somit auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu sein.
„Horizont 2020“, das neue mit 80 Mrd. EUR ausgestattete EU-Forschungsprogramm,
IP/14/962
unterstützt Firmen und Unternehmen dabei, neue Ideen schnell und kosteneffizient aus
dem Labor in die Praxis umzusetzen.“
Tests mit AT~SEA-Materialien auf Versuchsflächen in Solund (Norwegen), Oban
(Schottland) und Galway (Irland) haben Erträge von bis zu 16 kg nassen Meeresalgen
pro Quadratmeter ergeben – drei bis fünf Mal mehr als die Erträge in der traditionellen
Algenzucht.
Derzeit werden Meeresalgen durch die Ernte von wilden Algen oder durch den Seilanbau
gewonnen. Keine dieser Methoden kann ohne weiteres in einen größeren Maßstab
umgesetzt werden, da beide arbeitsintensiv sind und relativ geringe Erträge liefern.
Das Projektteam entwickelte textile Materialien, die den Untergrund für eine große Zahl
von Algenpflanzen bieten können, ohne zu brechen oder unerwünschte Pflanzen oder
Weichtiere anzuziehen. Eine biologische Schutzschicht auf dem Material schützt die
jungen Algen und fördert das Wachstum.
Das Material eignet sich für große, 1 mm dünne Matten, auf denen die Meeresalgen
wachsen. Diese werden ein paar Meter unter der Meeresoberfläche befestigt. Wenn die
Algen ausgewachsen sind, werden sie von Schiffen aus mit Maschinen von den Matten
geerntet und in flexible Lagerbehälter aus AT~SEA-Material überführt.
Im September 2014 wird AT~SEA damit beginnen, auf jeder der drei Versuchsflächen
200 Quadratmeter Matten mit Algen zu bepflanzen. Ziel ist es, das Potenzial für die
kommerzielle Nutzung zu bewerten. Groenendaal schätzt, dass die Erträge auf 20-25 kg
pro Quadratmeter ansteigen könnten, wenn das Konsortium seine Techniken weiter
verbessert.
Das AT~SEA-Konsortium hat ein Patent für die textilen Materialien beantragt. Nach
Abschluss des Projekts im Juli 2015 plant das Konsortium die Einrichtung einer 2-3 Hektar
großen Anbaufläche mit Hilfe eines kommerziellen Unternehmens, das aus AT~SEA
hervorgehen soll.
Das Projekt sieht für die textilen Materialien auch gewerbliche Zwecke vor, die über den
Anbau von Meerealgen hinausgehen. Zu diesen Verwendungszwecken gehören andere
Arten der Aquakultur und flexible Container für den Transport von Süßwasser auf dem
Seeweg.
Es gibt viele potenzielle Verwendungen für Meeresalgen, z.B. als Quellen von
Biochemikalien für Arzneimittel, Naturkosmetika und organische Düngemittel. Manche
Algen zeigen auch ein Potenzial für die nachhaltige Erzeugung von Biokraftstoffen, wenn
sie in für die industrielle Produktion erforderlichen Mengen geerntet werden können.
Lebensmittel und Lebensmittelzutaten sind eine weitere mögliche Verwendung. Einige
Arten werden extensiv angebaut und dienen zum unmittelbaren Verzehr in asiatischen
Ländern.
Hier
in
Europa
enthalten
verarbeitete
Lebensmittel
wie
Milchschokoladengetränke,
Joghurt,
Gesundheitsdrinks
und
Bier
MeeresalgenPolysaccharide wie Agare, Karragene und Alginate als Bindemittel oder Emulgatoren. Auch
hochwertige Lipide und Proteine, Antioxidantien, Geliermittel, Vitamine und Mineralstoffe
können aus Meeresalgen für die Lebensmittelproduktion gewonnen werden.
Ein Anbau von Meeresalgen in großem Umfang könnte auch positive Auswirkungen auf das
Meeresökosystem haben, da diese zur Absorption von CO2 im Meerwasser und von
überschüssigen Nährstoffen aus nahegelegenen Fischfarmen beitragen können. Darüber
hinaus bieten Meeresalgen sichere Lebensräume für Wildfische und Muscheln, die
ansonsten von der Fischerei bedroht wären.
2
Hintergrund
Das AT~SEA-Projekt wurde mit 3,4 Mio. EUR aus EU-Mitteln gefördert und hat 6 KMU,
1 Großunternehmen und 4 Forschungszentren aus Belgien, Irland, Marokko, den
Niederlanden, Norwegen, Portugal, Spanien und dem Vereinigten Königreich
zusammengebracht.
Das Projekt wurden aus Mitteln des Siebten Rahmenprogramms der Europäischen Union
für Forschung und technologische Entwicklung (2007-2013) gefördert.
Am 1. Januar 2014 lancierte die Europäische Union ein neues 7-jähriges Forschungsund Innovationsprogramm mit der Bezeichnung „Horizont 2020“. In den nächsten sieben
Jahren werden knapp 80 Mrd. EUR in Forschungs- und Innovationsprojekte investiert,
die die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Europas fördern und die Grenzen des
menschlichen Wissens erweitern sollen. Die EU-Mittel für Forschung werden
hauptsächlich auf die Verbesserung des täglichen Lebens in Bereichen wie Gesundheit,
Umwelt, Verkehr, Nahrungsmittel und Energie konzentriert. Forschungspartnerschaften
mit der pharmazeutischen Industrie, der Luft- und Raumfahrtindustrie, der Automobilund der Elektronikindustrie ziehen auch privatwirtschaftliche Investitionen in künftiges
Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen mit hohem Qualifikationsniveau an.
„Horizont 2020“ ist noch stärker darauf ausgerichtet, aus herausragenden Ideen
marktfähige Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zu machen.
Weitere Informationen
AT~SEA: http://www.atsea-project.eu
Artikel im Horizon-Magazin und Video: http://horizon-magazine.eu/article/new-dimensionseaweed-farming_en.html
Website zu „Horizont 2020“: http://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/
Kontakt für die Medien:
Michael Jennings (+32 229-63388), Twitter: @ECSpokesScience
Monika Wcislo (+32 229-86595)
Kontakt für die Öffentlichkeit: Europe Direct - telefonisch unter 00 800 6 7 8 9 10 11
oder per E-Mail
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