TIERE DES BODENS Wirbeltiere des Bodens Die Tiere, die den Boden besiedeln, sind von einer großen Vielfalt und gehören fast allen Tierstämmen an. Der engere Lebensraum der meisten Bodentiere ist die Krume. Je dichter das Wurzelwerk der Pflanzen ist, um so üppiger ist die Bodenfauna (Fauna - die Gesamtheit der in einem Gebiet heimischen Tiere). Von den Wirbeltieren verbringen einige nur einen Teil ihres Lebens im Boden, sie überwintern dort (z. B. Eidechsen, Schlangen, Lurche) oder haben im Boden ihre Baue (z. B. Fuchs, Wildkaninchen, Feldhamster, Präriehund). Einige Säugetiere leben immer im Boden und sind in ihrem Körperbau an diese Lebensweise angepasst. Im Boden Lebende Wirbeltiere bewirken durch Graben und Nestbau große Erdverschiebungen. Maulwurf. Er besitzt einen walzenförmigen Körper mit einem spitzen Kopf. Seine Vordergliedmaßen sind zu Grabbeinen umgebildet, die seitlich nach außen gebogen am Körper sitzen. Die Knochen sind kurz und kräftig. Mit diesen Grabschaufeln gräbt sich der Maulwurf durch den Boden. Die abgekratzte Erde wird zum Teil mit den Hinterfüßen weitergescharrt und anschließend mit dem Nacken zu einem Hügel über die Erdoberfläche geschoben. Der Maulwurf ist auch bezüglich seiner Sinnesorgane an das Leben im Boden angepasst. Er besitzt einen feinen Gehör- und Geruchssinn, aber nur winzige Augen. Der Maulwurf ist ein Kleintierfresser, er ernährt sich von Regenwürmern, Insektenlarven und anderen kleinen Bodentieren, die er über den Geruchsund Gehörsinn in seinen Gängen aufspürt und mit den kräftigen Zähnen zerkleinert. Findet er mehr Regenwürmer, als er fressen kann, werden sie in einer Vorratskammer gesammelt, nachdem er sie durch einen Biss in das Vorderende gelähmt hat. Das Gangsystem des Maulwurfs ist sehr umfangreich. In der Mitte seines Gebiets befindet sich eine ausgepolsterte Wohnhöhle, in der die Jungen aufgezogen werden. Im Winter erweitert der Maulwurf sein Röhrensystem in die Tiefe. Maulwürfe durchwühlen ständig den Boden und bewirken dadurch eine gute Belüftung. Große Wühlmaus. Wühlmäuse sind Nagetiere und reine Pflanzenfresser (Bild 34/4). Bei ihrer Wühltätigkeit fressen sie Wurzeln der Pflanzen. Ihr Röhrensystem liegt dicht unter der Bodenoberfläche, im Bereich der stärksten Durchwurzelung. Das meist unterirdische Nest befindet sich in einer Tiefe von bis zu 40 cm. Die Tiere können nicht nur wühlen, sie können auch schwimmen und sogar tauchen. Dachs. Auch der Dachs ist ein Tier, das intensiv im Boden gräbt. Er legt seinen mehrere Meter tiefen, verzweigten Bau im Boden an. Das Gangsystem kann insgesamt bis zu 80 m lang sein. Abends und in der Nacht sucht er nach Regenwürmern, Schnecken, Insekten und ihren Larven. Dabei bohrt er mit der Schnauze und den Vorderfüßen Löcher in den Boden. Feldhamster. Die Tiere sind Einzelgänger. Sie leben in landwirtschaftlich genutzten Gebieten mit lehmig-tonigen Böden. Dort legen sie vor allem in Getreidefeldern bis zu 2 m tiefe Erdbaue an. Die Baue bestehen aus mehreren bis zu 10 m langen Gängen, einer Vorrats- und einer Schlafkammer. Feldhamster ernähren sich von Samen und anderen Pflanzenteilen. In ihren Backentaschen Können sie Nahrungsvorräte in die Vorratskammer transportieren. Den Winter verschlafen sie im verschlossenen Erdbau. Ab und zu erwachen sie und zehren dann von ihren Nahrungsvorräten. Wildkaninchen. Die Tiere graben bis zu einer Tiefe von etwa 3 m einen weltverzweigten unterirdischen Bau mit mehreren Wohnkesseln. Dort leben sie gesellig in Großfamilien (Kolonien) zusammen. Die Jungen sind Nesthocker und werden im Bau aufgezogen. Die erwachsenen Tiere suchen im Bau Unterschlupf vor Feinden (z. B. Fuchs, Habicht, streunende Hunde und Katzen). Wirbellose Tiere des Bodens Wirbellose Tiere sind in großer Anzahl im Boden vorhanden. Die meisten graben sich nicht aktiv durch den Boden, sondern nutzen zur Fortbewegung die vorhandenen Hohlräume. Eine Ausnahme bilden die Regenwürmer. Regenwürmer. Ihre Bedeutung für die Bodenfruchtbarkeit wurde zuerst von CHARLES DARWIN ausführlich untersucht und beschrieben. Sie sind, wie andere Bodentiere, an das Leben im Boden angepasst. Regenwürmer (Bild 36/2) besitzen keine Pigmente in der Haut (Pigmente schützen vor der UV-Strahlung der Sonne) und erscheinen deshalb rötlich bis fleischfarben. Ihre Haut ist dünn und feucht, sie hat keine Verdunstungsschutzeinrichtungen. Durch die dünne, feuchte Haut wird beim Atmen Sauerstoff aufgenommen und Kohlenstoffdioxid abgegeben (Hautatmung). Regenwürmer haben eine wurmförmige Gestalt und einen gleichmäßig gegliederten, beinlosen Körper. Die Tiere orientieren sich im Boden vorwiegend mit dem Tastsinn. Regenwürmer bohren und fressen sich durch den Boden (Bild 36/1). Sie nehmen Pflanzenreste, Tierkot und andere organische Stoffe, aber auch mineralische Bestandteile des Bodens auf. Im Darm erfolgt eine Durchmischung und es werden unverdaute organische Stoffe, gemischt mit anorganischen Bestandteilen, ausgeschieden (Exp. 2). Das fördert die Bildung von Ton-Humus-Komplexen. Regenwürmer nehmen auch große Mengen Laubstreu auf, die sie vorher in tiefere Bodenschichten transportieren (Exp. 3). Je Regenwurm wurde das Hineinziehen von 10 bis 20 Blättern während einer Nacht beobachtet. Umgekehrt bringen sie mit dem Kot mineralische Bestandteile des Bodens an die Oberfläche. Das Röhrensystem im Boden, das sie graben, ist beträchtlich, es ist das umfangreichste, das von Wühlern und Grabern geschaffen wird. Die Röhren mit einem Durchmesser von etwa 5 mm bilden ein Hohlraumsystem, in das Wasser und Luft, aber auch Pflanzenwurzeln eindringen können. In guten Böden kann man 300 Regenwürmer auf einem Quadratmeter finden (Exp. 6). Sie durchdringen das Erdreich bis in eine Tiefe von etwa 2 m. Regenwürmer sind vor allem für die Landwirtschaft und den Gartenbau als Humusbildner und Bodenverbesserer von größtem Nutzen. Sie sind zum Beispiel als Nahrung von Vögeln und Lurchen auch wichtiger Bestandteil vieler Nahrungsketten Andere wirbellose Tiere. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Insekten und ihre Larven, Tausendfüßer, Milben, Fadenwürmer und Schnecken. Sie leben ständig (z. B. Fadenwürmer) oder nur zeitweise im Boden (z. B. Larven der Insekten) oder in der Streu (z. B. Laufkäfer, Springschwänze). Sie sind meist von wurm- oder kugelförmiger Gestalt und oft sehr klein (Exp. 4, 5). Nach der Art der Nahrung unterscheidet man Kleintierfresser, Pflanzenfresser und solche, die sich vorwiegend von toten organischen Stoffen ernähren. Die Letzteren bilden die Hauptgruppe der Bodenorganismen. Kleintierfresser bewegen sich in der Regel schnell und besitzen gut entwickelte Sinnesorgane. Pflanzenfresser sind dagegen langsamer und haben schwächer entwickelte Sinnesorgane. Vor allem die Bodenorganismen, die sich von toten organischen Materialien ernähren, bewirken den Abbau organischer Substanz (z. B. der Laubstreu). Auch diese wirbellosen Tiere des Bodens sind bedeutende Glieder in zahlreichen Nahrungsketten. Abbau der Laubstreu durch Bodentiere Jährlich fallen als Streu große Mengen organischer Abfälle von Pflanzen - wie Blätter, Knospenschuppen, Äste, Zweige und Früchte - an. In den mitteleuropäischen Wäldern sind das an Laubstreu: - 0,15 bis 30 t/ha in Kiefern- und Fichtenwäldern, - 0,40 t/ha in Laubmischwäldern. Der Abbau dieser riesigen Streumengen wird von den Bodenorganismen in mehreren Schritten vollzogen (Bild 37/1-3). Betrachtet man die Laubstreu, so kann man an den oberen trockenen Blättern keine Veränderungen feststellen. In der darunter liegenden Schicht findet man Blätter, die seitlich angefressen sind (Fensterfraß). Größere Springschwänze und Milben sind oft die Verursacher. Andere wirbellose Tiere, wie Fliegen- und Mückenlarven, Asseln und Tausendfüßer raspeln runde oder eckige Löcher in die Blätter (Lochfraß). Man findet in den unteren Schichten der Streu auch Blätter, die fast nur noch aus den festen Blattnerven bestehen. Tausendfüßer, Ohrwürmer, Schnecken und Asseln haben das weiche Blattgewebe gefressen und die Blätter skelettiert (Skelettfraß). Die Bodentiere zerkleinern die Streu vor allem durch Zerbeißen. Sie scheiden mit dem Kot große Mengen organischer Stoffe wieder aus. Diese dienen wiederum anderen Tieren, so den Springschwänzen, Milben und Fadenwürmern, als Nahrung und passieren deren Darm. Auch die Regenwürmer sind maßgeblich an der Zersetzung der Streu beteiligt. Durch die mehrfachen Darmpassagen werden die organischen Stoffe auch mit mineralischen Bestandteilen des Bodens vermischt und in den Boden eingearbeitet, also in tiefere Schichten gebracht. Durch die Fraßtätigkeit der Bodentiere werden auch immer Eintrittspforten für die Besiedlung von Mikroorganismen geschaffen, die den weiteren Abbau der Streu bewirken. Aufgaben: 1. Entwerfe den Steckbrief eines Maulwurfs. 2. Welche Bedeutung hat das Graben der Tiere für den Boden? 3. Warum sterben Regenwürmer, wenn sie längere Zeit an der Bodenoberfläche sind? 4. Beschreibe, was beim Abbau von organischem Material durch Bodentiere geschieht!