Didaktische Modelle der Unterrichtsvorbereitung

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Thema: 3 Didaktische Modelle
Definition
Ein didaktisches Modell ist ein erziehungswissenschaftliches Theoriegebäude zur Analyse und
Modellierung didaktischen Handelns in schulischen und nichtschulischen Handlungszusammenhängen.
Ein didaktisches Modell stellt den Anspruch, theoretisch umfassend und praktisch folgendreich die
Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen des Lehrens und Lernens aufzuklären. (Jank/Meyer).
Didaktische Modelle der Unterrichtsvorbereitung
(1) Berliner Modell (Heinmann, Schulz, Otto)
 4 Entscheidungsfelder:
 Intention (Ziele: kognitive, affektive und pragmatische)
 Inhalte (Wissenschaften, Techniken, Pragmate)
 Methoden
 Medien
 Wechselwirkungen zwischen diesen Entscheidungsfeldern
 2 Bedingungsfelder:
 Anthropologisch-psychologische Voraussetzungen  wirken direkt im Unterricht
 Sozial-kulturelle Voraussetzungen  wirken indirekt im Unterricht
Einordnung:
 Vor dem Berliner Modell hat man sich nur mit den Inhalten auseinandergesetzt.
 Löste die Didaktische Analyse ab.
Bedeutung:
 Macht dem Lehrer die Bedeutung seines Handelns bewusst  seine Entscheidungen bedingen
den Unterricht.
 Es zeigt, wo der Lehrer handeln und entscheiden muss.
 Der Lehrer wird gedrängt, seine Entscheidungen nicht willkürlich zu treffen.
 Es werden auch Vorraussetzungen betrachtet, die den Unterricht beeinträchtigen.
 Es verweist den Lehrer auf die Konkrete Situation.
 Erstmals ist eine „Ideologiekritik“ in ein Planungskonzept aufgenommen  es soll gewährleistet
werden, dass nicht unkontrollierte Absichten in den Unterricht Eingang finden.
 Der Lehrer muss die fragliche Situation vollständig erfassen  rational-aufklärerische Funktion
 Höhere Effizienz der Unterrichtens durch eine Totalerfassung der Faktoren  Stimmigkeit der
Entscheidungen.
Kritik:




Bei stereotyper Verwendung des Modells kommt es zu einem stereotypen Unterricht
Das Modell bietet KEINE Entscheidungshilfen  es ist nur auf der Metaebene
Das Modell gibt keine Handlungsempfehlungen
Ideologiekritik?  Nach welcher Norm werden z.B. ausgewählt, welche Inhalte wichtig sind
 Zur Frage, welche Inhalte ausgewählt werden sollen vlg. Klafki!
Tobias Gneiting
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(2) Didaktische Analyse (Klafki)
Der Lehrer soll in der didaktischen Analyse klären, welcher Bildungsgehalt in den Unterrichtsinhalten
stecken könnte.
Fünf Grundfragen:
1. Gegenwartsbedeutung
2. Zukunftsbedeutung
3. Sachstruktur
4. Exemplarische Bedeutung
5. Zugänglichkeit
Hintergrund:



Bestimmendes Modell der 50er und 60er Jahre
Primat des Inhalts
Die Didaktische Analyse ist an eine ganz bestimmte Bildungstheorie und deren Zielvorstellung
gebunden.  Theorie der kategorialen Bildung
Bildungstheorien
Materiale Bildungstheorie
 Bezugspunkt: Objekt
Bildungstheoretischer
Bildungstheorie des
Objektivismus
Klassischen
 enzyklopädisch
 gebildet ist, wer
angehäuftes Wissen.
Goethe, Schiller etc.
gelesen hat.
Formale Bildungstheorie
 Bezugspunkt: Subjekt
Theorie der
Theorie der
funktionalen Bildung
methodischen Bildung
 gebildet ist, wer die
 gebildet ist, wer das
in sich schlummernden Lernen gelernt hat.
Kräfte entfaltet hat
Kategoriale Bildung (Klafki) hat beide Bereiche als Bezugspunkte
 die Wirklichkeit kategorial erschlossen und dadurch für diese Wirklichkeit erschlossen worden sein

Ziel des Unterrichts ist Bildung  in allen Inhalten, im behandelten Speziellen, soll etwas
Allgemeines für die SR enthalten sein. Die Bildungstheorie fragt danach, was der Gehalt der
Bildung ist.
Unterscheidung Klafki zum Berliner Modell:
 Keine Lernziel für die einzelne Stunde  Bildung ist das Ziel
 Keine Methoden, Medien  Konzentration
Klafki arbeitet die Bedeutung des Inhaltes heraus.
Quellen: Unterlagen Kräft.
Eine Zusammenfassung
Regelkreislauf
Unterrichtsplanung

Unterrichtsverlauf

Unterrichtskontrolle
Ein Planung des Unterrichts ist unabdingbar – es gibt aber auch Grenzen der Planung, und zwar dort, wo
Improvisation notwendig werden.
Tobias Gneiting
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Thema: 3 Didaktische Modelle
Streitfragen bei den Didaktischen Ansätzen
(1) Vorpädagogische Sachanalyse?
 Konsens: Ein Lehrer muss über weit reichende Sachkenntnisse verfügen. Nicht nur wenige Stunden
dem Schüler voraus! – Ein pädagogisch sinnvolles Bemühen um die Sache setzt deren fundierte Kenntnis
voraus (Peterßen).
(2) These vom „Primat der Inhalte“ versus These von der „Interdependenz“
Primat der Inhalte
 Bildungstheoretische Didaktik
z.B. Weniger (Inhalte haben die größte Wirkung),
Klafki (Didaktische Analyse s.o.).
Inderdependenz
 Lerntheoretische Didaktik
z.B. Heimann (Alle Momente des Unterrichts
stehen in einem ständigen Prozess gegenseitiger
Beeinflussung und Abhängigkeit), Berliner Modell
 Heute ist die Priorität der Zielsetzung allgemein anerkannte Auffassung zur Unterrichtsplanung –
hier gibt es aber verschiedene Konzepte.
Quellen: Unterlagen Bleier.
Grundsätze der Unterrichtsplanung/-vorbereitung (Peterßen)
1. Prinzip der Kontinuität: eine gefällte Lehrentscheidung konsequent weiterverfolgen 
Strukturierung auf Grundlage des Lehrplans.
2. Prinzip der Reversibilität: eine Laufende Revision aller Entscheidungen muss möglich sein, um
flexibel und praxisgerecht zu bleiben (vgl. Interdependenz)
3. Prinzip der Eindeutigkeit: Eindeutigkeit ist Grundvoraussetzung für die Reversibilität der
Planung, eine Eindeutigkeit schließt Alternativplanungen nicht aus.
4. Prinzip der Widerspruchsfreiheit: alle Entscheidungen sollen stimmig sein (vgl. Berliner
Modell)  der Lehrer muss eine Entscheidungen nicht isoliert sondern im Kontext aller
anstehenden Entscheidungen treffen.
5. Prinzip der Angemessenheit: Entscheidungen sollen sich an zweckrationalen Gesichtspunkten
orientieren, Aufwand der Lehrers bei der Planung soll den tatsächlichen Erfordernissen der
Unterrichtspraxis angemessen sein.
 Was muss der Lehrer bei der Unterrichtsplanung mit berücksichtigen (nach Peterßen)?
 Bildungspolitische Programme:  bestimmte Vorstellungen über Erziehung und Bildung in
der Öffentlichkeit, sie sind außerhalb der Schule angesiedelt und haben noch keinen
unmittelbaren Einfluss auf diese.  Der Lehrer sollte mindestens Kenntnis von ihnen haben,
um die besondere Bedingtheit seines pädagogischen und didaktischen Handelns transparent zu
machen.
 Lehrplan: Der Lehrplan gibt Auskunft darüber, was der Lehrer zu tun hat und was von ihm
erwartet wird  er ist verbindlich. Im Rahmen des Lehrplans hat der Lehrer dann einen eigenen
Entscheidungsraum und ein freies Handlungsfeld in dem er auf seine Art den Lehrplan in
situationsgerechten und erzieherisch wirksamen Unterricht entfaltet.
Quellen: Unterlagen Bleier.
Tobias Gneiting
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Thema: 3 Didaktische Modelle
Lernzielorientierte Unterrichtsplanung / Lernzieltheorien
 Der Lehrer muss vor dem Unterricht wissen, was er will, d.h. die Formulierung eines Stundenzieles ist
notwendig. Das Stundenziel wird als Endzustand, den die Schüler erreichen sollen, formuliert. Daraufhin
erfolgt die Konzentration auf die Lernschritte der Schüler, die allerdings immer wieder mit einem
Stundenziel in Verbindung gebracht und auf die „Stimmigkeit“ hin überprüft werden müssen.
(1) Vertreter
Möller – Mager – Bloom
(2) Didaktischer Hintergrund


Entscheidungsfelder des Berliner Modells
Priorität der Lernziele (s.o.)
(3) Der Begriff „Lernziel“
Lernziele bezeichnen Absichten zur Veränderung von Verhaltensdispositionen (Peterßen)
 Ein Lernziel bezeichnet
 von außen gesetzte Ziele (Merkmal des intentionalen Lernens)
 ein Verhalten (wahrnehmbares Tun – beobachtbare Handlung)
 ein erwünschtes und am Ende des Lernprozesses von den Schülern erwartetes Verhalten
 die möglichst eindeutige Beschreibung von Verhalten
(4) Lernziele nach MÖLLER (Abstraktionsniveau)
1. Richtziele: sehr abstrakt und vieldeutig – Präambeln von Bildungsplänen, im Bildungsauftrag
2. Grobziel: Lernzielformulierung im Lehrplan (linke Spalte)
3. Feinziel: im Sprachgebrauch „Lernziel“ – so eindeutig, dass nur eine Interpretation möglich ist.
 Prinzip der Kontinuität: Jedes Feinziel soll Grob- und Richtziel widerspiegeln!
(5) Operationalisierung von Lernzielen nach MAGER und MÖLLER
Lernziele sind eine Beschreibung von wahrnehmbaren Handlungen des Schülers. Eine präzise Formulierung
der Lernziele ist nötigt, so dass bei verschiedenen Lesern klare Übereinstimmung hinsichtlich des
Enverhaltens herrscht (= Operationalisierung lt. MÖLLER).
Nach MAGER gibt des drei Voraussetzungen für die Lernzielbestimmung:
1. Eindeutige Beschreibung des erwarteten Endverhaltens.
2. Festlegung der Bedingungen, unter denen das Endverhalten erbracht werden soll.
3. Exakte Bewertungskriterien, Bewertungsmaßstab.
Nach MAGER sollen Lernzielformulierungen vermieden werden, die viele Interpretationen zulassen (
eindeutige Verben verwenden)!
Begriffe, die viele Interpretationen zulassen
( -)
Wissen, verstehen, wirklich verstehen, zu würdigen
wissen, voll und ganz zu würdigen wissen, die
Bedeutung erfassen, Gefallen finden, glauben,
vertrauen.
Tobias Gneiting
Begriffe, die weniger Interpretationen zulassen
( +)
Schreiben, auswendig hersagen, identifizieren,
unterscheiden, lösen, konstruieren, aufzählen,
vergleichen, gegenüberstellen.
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Thema: 3 Didaktische Modelle
MAGER / MÖLLER wird z.T. vorgeworfen, dass die Operationalisierung nicht die Gesamtheit der
Lernziele abdecke – nämlich nur beobachtbares Lernergebnis das auch geplant ist. Es gibt noch Bereich
von nicht beobachtbaren Lernergebnisse und Bereiche von ungeplanten Lernergebnissen.
Der Einwand ist unsinnig, da es eh viele Lernbereiche gibt, wo eine Lernkontrolle nicht möglich ist.
(6) + (7) Dimensionen von Lernziele  Lernbereiche / Hierarchie von
Lernzielen (BLOOM / KRATHWOHL / GUILDFORD)
Kognitive Lernziele
(z.B. nach Bloom)
 beziehen sich auf Denken,
Wissen, Problemlösen, auf
Kenntnisse und intellektuelle
Fähigkeiten.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Affektive Lernziele
Psycho-motorische Lernziele
(Krathwohl)
(Guilford)
 beziehen sich auf
 beziehen sich auf
Veränderungen von
Veränderungen im Bereich
Interessenlagen, auf
motorischer Fertigkeiten.
Einstellungen, Überzeugungen,
Werthaltungen.
 TEO = Taxonomy of Educational Objectives
 Niveau des Unterrichts wird bewusst gemacht und ist erkennbar.
Wissen / Kenntnis
1. Beachtung
1. Kraft
Verstehen / Verständnis
2. Beantwortung
2. Stoß
Anwendung
3. Werten
3. Geschwindigkeit
4. Wertzuordnung
4. Statische Präzision
Analyse
5. Festlegung der
5. Dynamische Präzision
Synthese
Persönlichkeit
6. Koordination
Beurteilung
7. Flexibilität
 die nächsthöhere Stufe
impliziert die vorherige Stufe
 nach dem Komplexitätsgrad
[zum Vergleich: Dt. Bildungsrat:
Reproduktion
Reorganisation
Transfer
Problemlösendes Denken]
 Beachte: Es fehlt die Dimension des sozialen Lernens!
(8) Planungsaufgaben des Lehrers (lt. Peterßen)
1. Bestimmung und Legitimierung von Lernzielen (vgl. Klafki: Gegenwarts- und
Zukunftsbedeutung von Intentionen)
2. Elementarisierung von Lernzielen
3. Ordnung von Lernzielen
4. Operationalisierung von Lernzielen (i.S.v. Mager)
5. Entscheidung über zielförderliche Maßnahmen (didaktische, methodische Maßnahmen)
Quellen: Unterlagen Bleier.
Tobias Gneiting
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