Algebra Algebra Roger Burkhardt [email protected] Fachhochschule Nordwestschweiz Hochschule für Technik Institut für Geistes- und Naturwissenschaft FS 2010 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 1/63 Algebra Komplexe Zahlen 1 Komplexe Zahlen Roger Burkhardt [email protected] Algebra 2/63 Algebra Komplexe Zahlen 1 Komplexe Zahlen Einführung Die Unvollkommenheit des Körpers der reellen Zahlen Definition imaginäre Einheit Definition Definition komplexer Zahlen Rechenoperationen Gauss’sche Zahlenebene Darstellung komplexer Zahlen Betrag und Argument (Winkel) einer komplexen Zahl Goniometrische Darstellung Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Potenzieren - Satz von Moivre I Radizieren - Satz von Moivre II Exponentialform Logarithmieren Roger Burkhardt [email protected] Algebra 3/63 Algebra Komplexe Zahlen Einführung Die Unvollkommenheit des Körpers der reellen Zahlen In der Menge der natürlichen Zahlen N = {1, 2, 3, . . .} sind sowohl Addition wie Multiplikation uneingeschränkt durchführbar, d.h. zwei natürliche Zahlen addiert (bzw. multipliziert) ergibt wieder eine natürliche Zahl. Will man nun auch noch die Subtraktion einführen, so steht man vor dem Problem, dass es zu zwei natürlichen Zahlen nicht immer eine natürliche Differenz gibt. Um nun auch uneingeschränkt subtrahieren zu können, muss man eine andere Zahlenmenge zugrunde legen. Am besten eine Zahlenmenge in der die Menge der natürlichen Zahlen schon enthalten ist und auf der die alten Operationen weiterhin definiert sind, eine sogenannte Mengenerweiterung. Diese neue Zahlenmenge sind die ganzen Zahlen Z = {. . . , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .}. Roger Burkhardt [email protected] Algebra 4/63 Algebra Komplexe Zahlen Einführung Wie sieht es nun mit der Division - der Umkehrung der Multiplikation - aus? Auch diese ist nicht uneingeschränkt in der Menge der ganzen Zahlen durchführbar. Wieder müssen wir den Zahlenbereich sinnvoll erweitern. DieseErweiterung findet man in der Menge der rationalen Zahlen Q = b : b = nz , z ∈ Z, n ∈ N . Soweit kamen auch die Pythagoräer (6 Jh.v.Ch.). Sie fanden ihre Zahlen nicht nur schön sondern sahen auch göttliche Absicht in den Zahlen (alles ist Zahl). Doch schon ein Schüler (Hippasos von Metapont) von Pythagoras fand heraus, dass es etwas gibt, das nicht durch rationale Zahlen darstellbar ist (z.B. die Diagonale in einem Quadrat mit der Seitenlänge Eins). Um auch solche Grössen zu beschreiben erweitert man die rationalen Zahlen zu den reellen Zahlen. Hier eine Definition: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 5/63 Algebra Komplexe Zahlen Einführung Die reellen Zahlen Definition Eine Zahl heisst reell, wenn sie in Gestalt eines unendlichen Dezimalbruches geschrieben werden kann, also Grenzwert einer Ergänzungsfolge von Dezimalbrüchen ist. Ein grosser Teil (Grenzwerte, Differentialrechnung, Integralrechnung, usw.) der Analysis beruht auf dieser Definition. Können wir uns nun zurücklehnen? Es gibt immer noch Operationen die auf dieser Zahlenmenge nicht uneingeschränkt durchführbar sind (z.B. die Quadratwurzel aus negativen Zahlen). Betrachten wir die folgenden einfachen Gleichungen: x2 − 1 = 0 x2 = 1 x1,2 = ±1 Roger Burkhardt [email protected] x2 + 1 = 0 x 2 = −1 x =? Algebra 6/63 Algebra Komplexe Zahlen Einführung Definition imaginäre Einheit Die erste Gleichung besitzt reelle Lösungen die zweite Gleichung nicht! Ausgehend von der Gleichung x 2 + 1 = 0 definieren wir: Definition i := √ −1 (1) Die Zahl i nennen wir imaginäre Einheit. Nun gilt sicher: Potenzen der imaginären Einheit √ i = −1 √ 2 i 2 = −1 = −1 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 7/63 Algebra Komplexe Zahlen Einführung Potenzen der imaginären Einheit (Fortsetzung) i 3 = i 2 i = (−1)i = −i i 4 = i 2 i 2 = (−1)(−1) = 1 i 5 = i 4i = i Oder allgemein: Satz i k+4n = i k , ∀k, n ∈ Z (2) Wir können uns zwar noch nicht allzuviel unter dieser neuen Grösse vorstellen, doch können wir nun alle quadratischen Gleichungen lösen! Betrachten wir dazu zwei Beispiele: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 8/63 Algebra Komplexe Zahlen Einführung Beispiel x2 + 4 = 0 x1,2 x 2 = −4 √ √ √ = ± −4 = ± 4 −1 = ±2i Beispiel x1,2 x2 + x + 1 = 0 1 2 3 x+ =− 2 4 r √ 1 1 3 3 =− ± − = ± i 2 4 2 2 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 9/63 Algebra Komplexe Zahlen Einführung MATLAB MATLAB kennt die imaginäre Einheit i. So liefert die Wurzel aus −1 in MATLAB: >>sqrt(-1) => ans=0+1.0000i MATLAB kann mit der imaginären Einheit rechnen. Hier einige Potenzen: >>i^5 => ans=0+1.0000i >>i^10 => ans=-1 Neben dem Bezeichner i erkennt MATLAB auch noch j als imaginäre Einheit! Roger Burkhardt [email protected] Algebra 10/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition Definition komplexer Zahlen Ausgehend vom Resultat des letzten Beispiels definieren wir: Definition Die Summen z = a + ib mit a, b ∈ R aus einer reellen Zahl a und dem Produkt einer reellen Zahl b mit der imaginären Einheit i (kurz der imaginären Zahl ib) heissen komplexe Zahlen. Wir bezeichnen a als Realteil und b als Imaginärteil der komplexen Zahl z. Die Menge der komplexen Zahlen wird mit C bezeichnet. Nun haben wir eine neue Zahlenmenge definiert, doch was nutzen uns diese neuen Zahlen, wenn wir nicht mit ihnen rechnen können? Damit uns die komplexen Zahlen etwas nützen, müssen wir sie in einem ersten Schritt in einen direkten Zusammenhang mit den reellen Zahlen bringen. In einem zweiten Schritt wollen wir dann sinnvolle Rechenoperationen auf C definieren, so dass die Roger Burkhardt [email protected] Algebra 11/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition Rechnungen mit reellen Zahlen als Spezialfall des Rechnens mit komplexen Zahlen resultiert. Satz Die Menge der komplexen Zahlen enthält die Menge der reellen Zahlen, es gilt also: R⊂C (3) Dies ist einfach einzusehen, da sich jede reelle Zahl r als komplexe Zahl z = r + i0 schreiben lässt. Bevor wir die Rechenoperationen besprechen betrachten wir noch den folgenden Satz: Satz Zwei komplexe Zahlen z1 = a + ib und z2 = c + id (a, b, c, d ∈ R) sind genau dann gleich, wenn sie in Real- und Imaginärteil übereinstimmen. Formal: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 12/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition Addition und Subtraktion Satz (Fortsetzung) a + ib = c + id ⇔ a = c ∧ b = d (4) Um die Rechenoperationen zu definieren, betrachten wir eine komplexe Zahl z als eine abstrakten Term und rechnen einmal so, als wären alles nur reelle Zahlen. So gilt dann für die Addition: s = z1 + z2 = (a + ib) + (c + id) = (a + c) + i(b + d) Wir definieren: Definition Man addiert (bzw. subtrahiert) zwei komplexe Zahlen, indem man ihre Real- und Imaginärteile addiert (bzw. subtrahiert). Formal: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 13/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition Definition (Fortsetzung) (a + ib) ± (c + id) = (a ± c) + i(b ± d) (5) Diese Vorschrift ist einfach zu handhaben und stimmt mit der Addition reeller Zahlen überein. Beispiel (1 + 2i) + (4 + 5i) = (1 + 4) + i(2 + 5) = 5 + 7i (1 − 2i) + (−4 + 5i) = (1 − 4) + i(−2 + 5) = −3 + 3i (1 + 2i) − (4 + 5i) = (1 − 4) + i(2 − 5) = −3 − 3i Das Problem der Multiplikation gehen wir analog an: z1 z2 = (a+ib)(c+id) = ab+iad+ibc+i 2 bd = (ac−bd)+i(ad+bc) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 14/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition Multiplikation Definition Man multipliziert zwei komplexe Zahlen wie folgt: (a + ib)(c + id) = (ac − bd) + i(ad + bc) (6) Betrachten wir einige Beispiele: Beispiel (1+2i)(3−4i) = ((1)(3)−(2)(−4))+i((1)(−4)+(2)(3)) = 11+2i (7 + i0)(−8 + i0) = ((7)(−8) − (0)(0)) + i((7)(0) + (0)(−8)) = −56 (a + ib)(a − ib) = (a2 − i 2 b 2 ) + i(a(−b) + ab) = a2 + b 2 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 15/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition Da wir nun multiplizieren können, können wir auch potenzieren (allgemeine binom’sche Formel): Beispiel 5 X 5 (1 + 2i) = 15−k (2i)k k 5 k=0 = 1 + 5(2i) + 10(2i)2 + 10(2i)3 + 5(2i)4 + (2i)5 = 41 − 38i Bevor wir die Division betrachten, führen wir noch eine wichtige Grösse ein: Definition Zwei komplexen Zahlen die sich nur im Vorzeichen des Imaginärteils unterscheiden, nennt man zueinander konjugiert komplex. Wir schreiben: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 16/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition Division Definition (Fortsetzung) z = a + ib = a − ib (7) Mit dem 3-ten Binom lässt sich ein Nenner reell machen: a + ib a + ib c − id (ac + bd) + i(bc − ad) = = c + id c + id c − id c2 + d2 Definition Man dividiert zwei komplexe Zahlen wie folgt: z1 z2 a + ib ac + bd bc − ad z1 = = = 2 +i 2 2 z2 z2 z2 c + id c +d c + d2 Roger Burkhardt [email protected] Algebra (8) 17/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition Beispiel Mit der Formel: 1 + 2i (1)(3) + (2)(−4) (2)(3) − (1)(−4) = +i 2 2 3 − 4i (3) + (−4) (3)2 + (−4)2 = −5 10 1 2 +i =− +i 25 25 5 5 Beispiel Mit Erweiterung: 1 + 2i 1 + 2i 3 + 4i (1 + 2i)(3 + 4i) −5 + 10i 1 2 = = = = − +i 3 − 4i 3 − 4i 3 + 4i (3 − 4i)(3 + 4i) 25 5 5 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 18/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition MATLAB MATLAB kennt die komplexen Zahlen. So liefert der solve-Befehl bei einer quadratischen Gleichung auch komplexe Lösungen: >>double(solve(’x^2+x+1’)) => ans=-0.5000+0.8660i,-0.5000-0.8660i Eine komplexe Zahl lässt sich direkt eingeben oder mit der Funktion complex erzeugen: >>z1=3+4*i => z1=3.0000+4.0000i >>z2=complex(3,4) => z2=3.0000+4.0000i Mit den Befehlen real und imag lassen sich Real- und Imaginärteil einer komplexen Zahl bestimmen: >>real(z1) => ans=3 >>imag(z1) => ans=4 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 19/63 Algebra Komplexe Zahlen Definition MATLAB Die Berechnungen mit komplexen Zahlen erfolgt mit den normalen Operationszeichen: >>(3+4*i)+(1+2*i)/(-4+3*i) => ans=3.0800+3.5600i >>(1+2*i)^5 => ans=41.0000-38.0000i Mit dem Befehl conj kann die konjugiert-komplexe Zahl bestimmt werden: >>conj(1+2*i) => ans=1.0000-2.0000i >>(1+2*i)*conj(1+2*i) => ans=5 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 20/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Gauss’sche Zahlenebene Jeder komplexe Zahl z = a + ib (a, b ∈ R) kann ein geordnetes Zahlenpaar (a, b) ∈ R2 zugeordnet werden. Ein geordnetes Zahlenpaar kann man eindeutig einem Punkt im kartesischen Koordinatensystem zuordnen. Dies ergibt uns die Möglichkeit die komplexen Zahlen im zweidimensionalen, reellen Raum darzustellen. Der komplexen Zahl z = a + ib entspricht dabei der Punkt mit der Abszisse a und der Ordinate b. Satz Es gibt eine Abbildung f : C → R2 , a + ib 7→ (a, b), welche bijektiv jeder komplexen Zahl z = a + ib ∈ C einen Punkt (a, b) ∈ R2 zuordnet. Diese Abbildung liefert uns eine Identifikation zwischen C und dem R2 . Die Bildmenge dieser Abbildung nennt man die Gausssche Zahlenebene. Roger Burkhardt [email protected] Algebra 21/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene ℑ z b z=aib a ℜz MATLAB Mit dem plot Befehl lassen sich komplexe Zahlen in der Gauss’schen Zahlenebene darstellen: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 22/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene MATLAB >>plot([1+2*i,2-3*i,4-5*i,-3+i,i,-6,-3-2*i],’r*’) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 23/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Punkte in einem Koordinatensystem müssen nicht unbedingt in kartesischen Koordinaten angegeben werden. Wir können z.B. auch polare Koordinaten verwenden. Es gilt für die Umrechnung: ϕ= kartesisch p → polar r = x 2 + y 2 x >0 atan yx π + atan yx x <0 π x = 0, y > 0 2 − π2 x = 0, y < 0 polar → kartesisch x = rcos(ϕ) y = rsin(ϕ) Somit lässt sich der Punkt (a, b) ∈ R2 auch in Polarkoordinaten (r , ϕ) beschreiben und daher gibt es auch eine Zuordnung zur entsprechenden komplexen Zahl. Roger Burkhardt [email protected] Algebra 24/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Betrag und Argument (Winkel) einer komplexen Zahl ℑ z z=aib b r =∣z∣ =arg z a ℜz Aus der Darstellung komplexer Zahlen in der Gauss’schen Zahlenebene finden wir die Grösse des Betrags und des Arguments einer komplexen Zahl: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 25/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Definition Unter dem Betrag einer Zahl z = a + ib ∈ C versteht √ √ komplexen 2 man den Wert |z| = zz = a + b 2 ∈ R, welcher der Entfernung des Punktes (a, b) ∈ R2 vom Ursprung entspricht. Formal: p |a + ib| = a2 + b 2 (9) Definition Unter dem Argument (Winkel oder Phasenwinkel) einer komplexen Zahl z = a + ib ∈ C versteht man den Winkel arg (z), welcher gegenüber der Polaren gemessen werden kann: atan ba a>0 b π + atan a a<0 arg (a + ib) = (10) π a = 0, b > 0 2 − π2 a = 0, b < 0 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 26/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Beispiel q √ |1 − 2i| = (1)2 + (−2)2 = 5 −2 arg (1 − 2i) = atan = −1.1071 = −63.4349◦ 1 Beispiel q √ (−2)2 + (1)2 = 5 1 arg (−2 + i) = π + atan = 2.6779 = 153.4349◦ −2 |−2 + i| = Roger Burkhardt [email protected] Algebra 27/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene MATLAB Den Betrag und das Argument (im Bogenmass) einer komplexen Zahl können in MATLAB mit den Befehlen abs und angle berechnet werden: >>z=-2+i => z=-2.0000+1.0000i >>betrag=abs(z) => betrag=2.2361 >>sym(abs(z)) => ans=sqrt(5) >>winkel=angle(z) => winkel=2.6779 >>winkel_grad=winkel/pi*180 => winkel_grad=153.4349 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 28/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Goniometrische Darstellung Aus der Umrechnung kartesische ⇔ polare Koordinaten finden wir: Definition Jede komplexe Zahl z = a + ib (arithmetische Form) lässt sich eindeutig in der goniometrischen Form schreiben: z = r (cos(ϕ) + isin(ϕ)) = rcis(ϕ) (11) r = |z| ∈ R+ 0 ist der Betrag und ϕ = arg (z) ∈ [0, 2π) das a Argument (oder Phasenwinkel) der komplexen Zahl z. a Die Einschränkung des Arguments auf ein Intervall macht die Beschreibung eindeutig! Durch die Periodizität der trigonometrischen Funktionen gibt es zu einer komplexen Zahl unendlich viele passende Argumente (ϕ + 2kπ, k ∈ Z). Die Beschreibung mit dem Argument im gegebenen Intervall nennt man daher auch den Hauptwert! Roger Burkhardt [email protected] Algebra 29/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Beispiel z =1+ √ 3i ⇒ |z| = 2, arg (z) = π 3 π π π ⇒ z = 2(cos( ) + isin( )) = 2cis( ) 3 3 3 Beispiel √ z = −2 3 + 2i ⇒ |z| = 4, arg (z) = ⇒ z = 4(cos( Roger Burkhardt [email protected] 5π 6 5π 5π 5π ) + isin( )) = 4cis( ) 6 6 6 Algebra 30/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Rechenoperationen in der Gauss’schen Zahlenebene Die Addition zweier komplexer Zahlen lässt sich in der Gauss’schen Zahlenebene als Summe zweier Pfeile (Vektoren) interpretieren. Wir betrachten dazu ein Beispiel: Beispiel ℑ z b1b2 b2 s=z 1z 2=a 1a2 ib1 b2 z 2=a 2ib 2 b1 z 1=a1ib 1 a2 Roger Burkhardt [email protected] a1 ℜz a 1a2 Algebra 31/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Bemerkung Die Berechnung der Summe bzw. der Differenz zweier komplexer Zahlen berechnet man immer in arithmetischer Form (die goniometrische Form eignet sich nicht)! Auch für die Multiplikation komplexer Zahlen findet man eine schöne Interpretation in der Gauss’schen Zahlenebene. Dazu suchen wir eine Berechnungsmethode in gonimetrischer Darstellungsform: z1 z2 = (r1 (cos(ϕ1 ) + isin(ϕ1 )))(r2 (cos(ϕ2 ) + isin(ϕ2 ))) = r1 r2 (cos(ϕ1 )cos(ϕ2 ) − sin(ϕ1 )sin(ϕ2 ))+ i(cos(ϕ1 )sin(ϕ2 ) + sin(ϕ1 )cos(ϕ2 )) = r1 r2 (cos(ϕ1 + ϕ2 ) + isin(ϕ1 + ϕ2 )) = r1 r2 cis(ϕ1 + ϕ2 ) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 32/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Bemerkung Der Betrag des Produktes komplexer Zahlen (in goniometrischer Dastellungsform) ist gleich dem Produkt der Beträge der Faktoren und das Argument des Produktes ist gleich der Summe der Argumente der einzelnen Faktoren! Satz (r1 cis(ϕ1 ))(r2 cis(ϕ2 )) = r1 r2 cis(ϕ1 + ϕ2 ) Beispiel Das Produkt der beiden komplexen Zahlen z1 = 1 + √ √ und z2 = − 2 − 2i = 2cis( 5π 4 ) ergibt: Roger Burkhardt [email protected] Algebra √ (12) 3i = 2cis( π3 ) 33/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Beispiel (Fortsetzung) 5π π 5π 19π π ) = 4cis( ) z1 z2 = 2cis( )2cis( ) = 2 ∗ 2cis( + 3 4 3 4 12 Beispiel Das Produkt der beiden komplexen Zahlen z1 = a + ib = rcis(ϕ) und z2 = z1 = a − ib = rcis(−ϕ) ergibt: z1 z2 = rcis(ϕ)rcis(−ϕ) = r ∗ rcis(ϕ − ϕ) = r 2 cis(0) = r 2 Beispiel Das Produkt der beiden komplexen Zahlen z1 = a + ib = rcis(ϕ) und z2 = 1cis(α) ergibt: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 34/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Beispiel (Fortsetzung) z1 z2 = rcis(ϕ)cis(α) = rcis(ϕ + α) Die Multiplikation des letzten Beispiels entspricht einer Drehung des Pfeils zu z1 um den Winkel α in der Gauss’schen Zahlenebene! ℑ z z 1 z 2=r 1 cis z 1=r1 cis ℜz Roger Burkhardt [email protected] Algebra 35/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Bemerkung Wird die komplexe Zahl z = a + ib = rcis(ϕ) als Pfeil (bzw. Zeiger) in der Gauss’schen Zahlenebene interpretiert, so bewirkt die Multiplikation dieser komplexen Zahl f = scis(α) eine Drehstreckung des Zeigers z. Der Zeiger wird dabei um den Faktor s gestreckt und um den Winkel α (im gegenuhrzeigersinn) gedreht! Für die Division gilt analog zur Multiplikation: Satz Die Division der beiden komplexen Zahlen z1 = r1 cis(ϕ1 ) und z2 = r2 cis(ϕ2 ) ergibt: r1 z1 r1 cis(ϕ1 ) = = cis(ϕ1 − ϕ2 ) z2 r2 cis(ϕ2 ) r2 Roger Burkhardt [email protected] Algebra (13) 36/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene Bemerkung Der Betrag der Division ist gleich der Division der Beträge und das Argument der Division entspricht der Differenz der Argumente. Beispiel Die Division z1 = 2cis( π3 ) durch z2 = 2cis( 5π 4 ) ergibt: 2cis( π3 ) z1 2 π 5π 11π 13π = = cis( − ) = cis(− ) = cis( ) 5π z2 2 3 4 12 12 2cis( 4 ) Beispiel Die Division z1 = rcis(ϕ) durch z2 = 1cis(α) ergibt: z1 rcis(ϕ) r = = cis(ϕ − α) = rcis(ϕ − α) z2 cis(α) 1 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 37/63 Algebra Komplexe Zahlen Gauss’sche Zahlenebene MATLAB In MATLAB können mit dem Befehl compass komplexe Zahlen in der Gauss’schen Zahlenebene auch als Zeiger dargestellt werden: >>compass([1+2*i,2-3*i,4-5*i,-3+i,i,-6,-3-2*i]) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 38/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Potenzieren - Satz von Moivre I Als nächstes betrachten wir die Operationen Potenzieren, Radizieren und Logarithmieren. Wir beginnen mit der Potenz einer komplexen Zahl. Da die Multiplikation in der goniometrischen Darstellung einfacher zu berechnen ist, wollen wir die Potenzen ebenfalls in goniometrischer Darstellung betrachten (ansonsten müssten wir mit der binomischen Formel arbeiten). Als einführendes Beispiel betrachten wir das Quadrat einer komplexen Zahl: Beispiel z 2 = (rcis(ϕ))2 = (rcis(ϕ))(rcis(ϕ)) = r ∗ rcis(ϕ + ϕ) = r 2 cis(2ϕ) Wie wir weiter vorne schon gesehen haben, werden bei der Roger Burkhardt [email protected] Algebra 39/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Multiplikation die Beträge der Faktoren miteinander multipliziert und die Argumente der Faktoren addiert. Beim Quadrieren wird also der Betrag quadriert und das Argument verdoppelt. Allgemein gilt: Satz von Moivre I Für ganzzahlige (n ∈ Z) Potenzen gilt: z n = (rcis(ϕ))n = r n cis(nϕ) (14) Beispiel Wir suchen die 10-te Potenz der komplexen Zahl √ z = − 3 − i = 2cis 7π . Gemäss dem Satz von Moivre finden wir: 6 z 10 = 2cis 7π 6 10 Roger Burkhardt [email protected] 7π 5π = 2 cis 10 = 1024cis 6 3 10 Algebra 40/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) = 1024 √ ! √ 1 3 − i = 512 − 512 3i 2 2 MATLAB In MATLAB können mit dem Befehlˆkomplexe Zahlen potenziert werden: >>(-sqrt(3)-i)^10 => ans=5.1200e+002-8.8681e+002i Dabei arbeitet MATLAB immer in der arithmetischen Form. Für Betrag und Argument müssen die entsprechenden Umrechnungen noch vorgenommen werden: >>abs((-sqrt(3)-i)^10) => ans=1024 >>angle((-sqrt(3)-i)^10) => ans=-1.0472 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 41/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Radizieren - Satz von Moivre II Während es im Körper der reellen Zahlen beispielsweise nur zwei Zahlen gibt, deren vierte Potenz gleich Eins ist (−1 und 1), enthält der Körper der komplexen Zahlen vier solche Werte (−1,1,i und −i). Die Gleichung z 4 = 1 hat im Körper der komplexen Zahlen somit vier Lösungen. Definition Die Lösungen der Gleichung z n = u, z, u ∈ C ∧ n ∈ N heissen komplexe n-te Wurzeln von u. Die Zahl 1 hat also die komplexen vierten Wurzeln 1, i, −1 und −i. Beispiel Wir wollen alle dritten Wurzeln der Zahl √ komplexen 2π u = −2 + 2 3i = 4cis( 3 ) bestimmen. Wir suchen also eine Roger Burkhardt [email protected] Algebra 42/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) komplexe Zahl z = a + ib = rcis(ϕ), welche in der dritten Potenz u ergibt. Im Satz von Moivre eingesetzt ergibt sich für die dritte Potenz von z: 2π 3 3 3 z = (rcisϕ) = r cis(3ϕ) = 4cis 3 Durch das Vergleichen der beiden Ausdrücke finden wir: r3 = 4 ⇒ r = √ 3 4, 3ϕ = 2π 2π ⇒ϕ= 3 9 Eine der gesuchten drei komplexen Wurzeln lautet somit: √ 2π 3 z0 = 4cis 9 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 43/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) Die weiteren beiden Lösungen finden wir mit der Periodizität der goniometrischen Darstellung: 2π 2π = 4cis + 2kπ , k ∈ Z u = 4cis 3 3 Der neue Vergleich liefert immer noch den selben Betrag aber wir finden unterschiedliche Argumente: 3ϕ = 2π 2π 2kπ + 2kπ ⇒ ϕ = + 3 9 3 Für k = 0 finden wir die Lösung von weiter oben. Für k = 1 und k = 2 finden wir die beiden weiteren Lösungen: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 44/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) √ 3 √ 2π 2π 8π 3 z1 = 4cis + = 4cis 9 3 9 √ √ 2π 4π 14π 3 3 z2 = 4cis + = 4cis 9 3 9 u=−22 3 i=4cis 2 3 2 3 z0 z1 z2 2 2 3 2 4 3 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 45/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Allgemein erhalten wir: Satz von Moivre II Jede von Null verschiedene komplexe Zahl u hat genau n verschiedene komplexe n-te Wurzeln (n ∈ N). Der Betrag der n-ten Wurzel von u = rcis(ϕ) ist gleich der n-ten Wurzel aus dem Betrag von u. Die Argumente der komplexen n-ten Wurzeln erhält man, indem man zum Argument der komplexen Zahl u das k-fache k ∈ {0, 1, 2, ..., n − 1} des Vollwinkels addiert und die Summe durch n dividiert. Formal: p √ √ ϕ + 2kπ n n n , k ∈ {0, 1, 2, ..., n − 1} zk = u = rcis(ϕ) = r cis n (15) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 46/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel Gesucht seien die Quadratwurzeln aus i. Umwandeln in goniometrische Form: i = 1cis π2 . Nun finden wir mit dem Satz von Moivre: r π √ + 2kπ π = cis 2 z0,1 = i = cis 2 2 π 5π ⇒ z0 = cis , z1 = cis 4 4 Beispiel Gesucht seien die komplexen dritten Wurzeln aus 1. Umwandeln in goniometrische Form: 1 = 1cis (0). Nun finden wir mit dem Satz von Moivre: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 47/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) z0,1,2 = √ 3 1= p 3 cis(0) = cis z0 = cis (0) = 1 1 ⇒ z1 = cis 2π 3 = 2 + 1 z2 = cis 4π 3 = 2 − 2kπ 3 √ 3 i √2 3 2 i Beispiel Gesucht seien die komplexen vierten Wurzeln aus −16. Umwandeln in goniometrische Form: −16 = 16cis (π). Nun finden wir mit dem Satz von Moivre: p √ √ π + 2kπ 4 z0,1,2,3 = 4 −16 = 4 cis (π) = 16cis 4 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 48/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) √ √ √ √ = 2 22 + 22 i = 2 + 2i √ √ √ √ 2 2 z1 = 2cis 3π = 2 − + i = − 2 + 2i 4 2 2 √ √ ⇒ √ √ 2 2 z2 = 2cis 5π = 2 − − i = − 2 − 2i 4 2 2 √ √ √ √ 2 2 z3 = 2cis 7π − 2 − 2i = 2 4 2 2 i = z0 = 2cis π 4 Bemerkung Radizieren und Potenzieren sind Umkehroperationen voneinander: n 1 n √ n z = zn = z (16) Die n-ten Wurzeln von z = rcis(ϕ) liegen auf einem Kreis in √ der Gauss’schen Zahlenebene mit Radius R = n r . Roger Burkhardt [email protected] Algebra 49/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Bemerkung (Fortsetzung) Die verschiedenen komplexen n-ten Wurzeln von z = rcis(ϕ) unterscheiden sich nur im Argument. Zwischen zwei benachbarten Wurzeln liegt der Winkel ∆α = 2π n . Die komplexen n-ten Wurzeln lassen sich aus dem Produkt des aus dem Hauptwert gebildeten Wurzel und den n verschiedenen koplexen Einheitswurzeln geschrieben werden: ϕ 2kπ p √ √ n n n cis (17) z = rcis(ϕ) = r cis n n | {z } komplexe Einheitswurzeln Roger Burkhardt [email protected] Algebra 50/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen MATLAB In MATLAB liefert der Befehlˆ(1/n) eine n-te Wurzel: >>(-sqrt(3)-i)^(1/3) => ans=0.8099-0.9652i Um alle komplexen Wurzeln zu erhalten, muss die entsprechende Gleichung z n = u mit dem solve-Befehl gelöst werden: >>double(solve(’z^3-(-sqrt(3)-i)’)) => ans=0.8099-0.9652i,-1.2408-0.2188i,0.4309+1.1839i Mittels compass können die Wurzeln graphisch dargestellt werden: >>compass(double(solve(’z^3-(-sqrt(3)-i)’))) => Roger Burkhardt [email protected] Algebra 51/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen MATLAB (Fortsrtzung) = 2 3 0 = 3 2 = 3 Roger Burkhardt [email protected] n R= r Algebra 52/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Exponentialform Bevor wir mit dem Logarithmieren starten können benötigen wir noch eine weitere Darstellungsform für die komplexen Zahlen. Dies ist die sogenannte Exponentialform einer komplexen Zahl. Um diese Darstellungsform herzuleiten arbeiten wir mit Potenzreihen: ∞ X xk x2 x3 e =1+x + + + ... = 2! 3! k! x k=0 x 2k+1 ∞ X x3 x5 x7 sin(x) = x − + − + −... = (−1)k 3! 5! 7! (2k + 1)! (18) (19) k=0 ∞ cos(x) = 1 − X x2 x4 x6 x 2k + − + −... = (−1)k 2! 4! 6! (2k)! (20) k=0 Roger Burkhardt [email protected] Algebra 53/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Das Argument der Funktionen sei hierbei reell. Doch was geschieht, wenn wir in diesen Potenzreihen eine komplexe Zahl einsetzen? Versuchen wir es einmal: ∞ e ix = 1 + ix + X (ix)k (ix)2 (ix)3 + + ... = 2! 3! k! k=0 x2 x3 x4 x5 x6 x7 −i + +i − −i + −... 2! 3! 4! 5! 6! 7! x2 x4 x6 x3 x5 x7 = 1− + − + −... + i x − + − + −... 2! 4! 6! 3! 5! 7! = 1 + ix − = ∞ X |k=0 ∞ X x 2k x 2k+1 +i (−1)k (2k)! (2k + 1)! {z } |k=0 {z } (−1)k cos(x) sin(x) = cos(x) + isin(x) = cis(x) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 54/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Euler’sche Formel Ein sehr erstaunliches Resultat! Dieser Zusammenhang zwischen der komplexen Eponentialfunktion und den reellen trigonometrischen Funktionen nennt man Euler’sche Formel: Satz (Eulersche Formel) e ix = cos(x) + isin(x) = cis(x) (21) Wir können nun eine komplexe Zahl auch wie folgt schreiben: Definition Seien r und ϕ der Betrag und das Argument einer komplexen Zahl z = a + ib = rcis(ϕ), so versteht man unter der Exponentialform von z die Darstellung: z = re iϕ (22) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 55/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Logarithmieren Die Exponentialform beinhaltet wie die goniometrische Darstellung den Betrag und das Argument der komplexen Zahl (also keine neuen Informationen), doch können nun bestimmte Rechnungen einfach einfach ausgeführt werden: Beispiel Wir suchen den natürlichen Logarithmus der komplexen Zahl √ √ i 3π 4 . Wir wenden den z = −5 + 5i = 5 2cis 3π 4 = 5 2e Logarithmus auf z in der Exponentialform an: √ 3π ln(z) = ln 5 2e i 4 Der Logarithmus eines Produktes ist gleich der Summe der Logarithmen der einzelnen Faktoren. Wir haben in der Roger Burkhardt [email protected] Algebra 56/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) Exponentialform das Produkt aus dem Betrag der komplexen Zahl mit der komplexen Exponentialfunktion z = re iϕ . Also finden wir: √ 3π ln(z) = ln 5 2 + ln e i 4 Im zweiten Summanden (ln e iϕ ) heben sich Logarithmus und Exponentialfunktion gegenseitig auf (Umkehrfunktionen): √ 3π ln(z) = ln 5 2 + i 4 Definition Der komplexe Logarithmus einer komplexen Zahl z 6= 0 ist wieder eine komplexe Zahl. Dabei ist der Realteil des Resultats gleich dem Roger Burkhardt [email protected] Algebra 57/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Definition (Fortsetzung) Logarithmus des Numerus re ln re iϕ = ln(r ) und der Imaginärteil gleich dem Argument des Numerus (plus ein ganzzahliges Vielfaches von 2π) re ln re iϕ = (ϕ + 2kπ), k ∈ Z. Also gilt: ln(z) = ln re iϕ = ln(r ) + i(ϕ + 2kπ), k ∈ Z (23) Beispiel ln(−1) =? - Den Numerus z = −1 in Exponentialform umwandeln: z = −1 = 1e iπ = e iπ . Nun kann der Logarithmus berechnet werden: ln(−1) = ln e i(π+2kπ) = i(π + 2kπ) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 58/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) ln(−10i) =? - Wieder den Numerus in die Exponentialform 3π umwandeln: z = −10i = 10e i 2 . Logaritmieren: 3π i ( 3π +2kπ ) ln(−10i) = ln 10e 2 = ln(10) + i + 2kπ 2 √ √ √ √ 7π log2 ( 2 − 2i) =? - Es gilt: z = 2 − 2i = 2e i 4 . Um die Aufgabe zu lösen, muss nun auch noch ein Basiswechsel vorgenommen werden: 7π 7π ln 2e i 4 √ √ log2 ( 2 − 2i) = log2 2e i 4 = = ln(2) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 59/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) ln(2) + i 7π 4 + 2kπ = =1+i ln(2) 7π 4 + 2kπ ln(2) Bemerkung Neben dem Logarithmieren liefert die Exponentialform eine Möglichkeit des Potenzierens mit der komplexen Zahl im Exponenten. Wir wollen e z = e a+ib berechnen. Nun gilt: e z = e a+ib = e a e ib = |{z} e a cis( |{z} b ) |e z | (24) arg (e z ) Beispiel e 1+iπ =? - Direktes Berechnen liefert: Roger Burkhardt [email protected] Algebra 60/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Beispiel (Fortsetzung) e 1+πi = e 1 e iπ = ecis(π) = −e 2i =? - Hier muss ein Basiswechsel vorgenommen werden: i 2i = e (ln(2 )) = e iln(2) = cis(ln(2)) (−i)−i =? - Analog zum letzten Beispiel: (−i) −i =e ln((−i)−i ) =e −iln(−i) =e 3π −iln e −i 2 3π 2 3π = e −i ( 2 +2kπ) = e ( 2 +2kπ) Roger Burkhardt [email protected] Algebra 61/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen MATLAB In MATLAB können die letzten Beispielaufgabe einfach berechnet werden: >>log(-1) => ans=0+3.1416i >>log(-10*i) => ans=2.3026-1.5708i >>log2(sqrt(2)-sqrt(2)*i) => ans=1.0000-1.1331i >>exp(1+i*pi) => ans=-2.7183+0.0000i >>2^i => ans=0.7692+0.6390i >>(-i)^(-i) => ans=0.2079 Achtung: Wenn es mehrere Lösungen gibt, liefert MATLAB bei der direkten Ausrechnung immer nur eine Lösung!! Roger Burkhardt [email protected] Algebra 62/63 Algebra Komplexe Zahlen Potenzen, Wurzeln und Logarithmen Berechnungen in den verschiedenen Darstellungsformen Bemerkung ln( ) () a arithmetische Form z = a + ib goniometrische Form z = rcis(ϕ) Exponentialform z = re iϕ Roger Burkhardt [email protected] Algebra 63/63