Wozu Marketing in der Bauwirtschaft? Verkauft wird doch nur über den Preis – oder ... Mag. Andreas Gumpetsberger Bei den niedrigen Spannen im Baugeschäft noch in Marketing investieren? Marketing kostet schließlich Geld? Das stimmt - aber kein Marketing kostet Kunden. Dieser Artikel soll verdeutlichen, wie man auch mit geringen Mitteln aktives und erfolgreiches betreiben kann, und das Marketing weit mehr ist als bloße Werbung. 1. Unternehmensstrategie als unverzichtbares Fundament Es gibt kein „Rezeptbuch“ für Marketing. Die Maßnahmen sind – wie die Firmenstrategie (siehe Ausgabe 04/2000) - stets individuell je Unternehmen zu erarbeiten. Grundlage für zielgerichtetes Marketing ist die Unternehmensstrategie. In dessen schriftlicher Form („Strategiepapier“) sind die Erwartungen und Wunsche der Kunden, Mitbewerber, künftige Geschäftsfelder, Zielgruppen, regionale Schwerpunkte, etc beschreiben sowie Ziele jedes Geschäftsbereichs beinhaltet, z.B. Umsatz, Anzahl Häuser, Deckungsbeitrag, etc. Diese sind in Marketingziele herunterzubrechen. 2. Marketingplanung Aus den Bereichszielen ergeben sich jene Geschäftsfelder für die aktiv Marketingmaßnahmen getroffen werden müssen. Um diese Überlegungen der Marktsegmentierung in eine übersichtliche Form zu bringen empfiehlt sich die Erstellung eine Produkt-Markt-Matrix für die zentralen Produkte/Leistungen der nächsten Jahre. Zusätzliche (Service-) Dienstleistungen und Angebote, wie Beratung, Finanzierung, unterschiedliche Ausbaustufen, Fixpreis, Fixtermin etc. können dabei ebenso berücksichtigt werden wie regionale Gesichtspunkte und die Anzahl der potentiellen Zielkunden pro Jahr. Die „schwarzen“ Felder werden jeweils aktiv bearbeitet. Planung Hochbau Sanierung Baustoffe Privat I (Mittelschicht) Privat II (Oberschicht) Gewerbe- und Industrie Öffentliche Auftraggeber Planer & Architekten 3. Umsetzung nach außen und nach innen „Man kann nicht nicht kommunizieren“ - auch Unternehmen die keine Werbung betreiben kommunizieren, wenn auch z.T. unbewußt, mit der Öffentlichkeit und potentiellen Kunden. Die Mundpropaganda über ein Unternehmen beruht nicht nur auf deren Werbematerial, sondern oftmals auf ganz trivialen Dingen. Klassische Visitenkarten des Unternehmens sind das Betriebsgebäude bzw. der Bauhof und die Sauberkeit/Ordnung auf den Baustellen. Gerade potentielle Bauherrn betrachten deren Zustand besonders argwöhnisch. Sie vermuten – nicht zu unrecht – dass ein Unternehmen in dessen eigenem Bereich „Chaos“ herrscht, auch bei der Errichtung ihres Bauwerks mit ähnlichen Qualitätsansprüchen zu Werke geht. Erfolgreiche Unternehmen haben gute Mitarbeiter, die von den einzelnen Bauherrn gegenseitig weiterempfohlen werden. Deshalb unser Tip: Geben Sie ihren Vorarbeitern bzw. Polieren – zusätzlich zu einer sauberen Arbeitskleidung - Visitenkarten bzw. Ansteckkarten mit Ihrem Namen. Die zufriedenen Kunden werden wieder kommen und genau diese Fachleute verlangen. Zusätzlich steigern Sie die Motivation und das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter. Diese einzelne Beispiel zeigt – Marketing ist mehr Werbung, Marketing beginnt bei der Kundenorientierung der Mitarbeiter – darin zu investieren, zahlt sich aus! D:\68612470.doc Die Interessenten und Kunden werden je nach Stufe im ihrem Kaufbereitschaftsprozess von unterschiedlichen Marketinginstrumenten angesprochen, die in der folgenden Graphik unvollständig aufgezählt sind. Jedes der Instrumente hat spezifische Vor- und Nachteile, die individuell je Unternehmen zu bewerten sind. Vor allem haben die Instrumente unterschiedliche Wirkung, wenn es darum geht um die (potentiellen) Käufer ein Stück weiter zum Stammkunden zu „schieben“. In der Firmenstrategie sind die wesentlichen Differenzierungsmerkmale zu den Mitbewerbern definiert. Aufgabe des Marketings ist diese Zusatznutzen und Wettbewerbsvorteile zu formulieren und in konkrete Aussagen umzuwandeln. (Warum soll jemand bei mir kaufen und nicht beim Mitbewerber?) Zu beachten ist, dass es dem Großteil der Kunden bei der Errichtung eines Bauwerks nicht um die technische Seite – die er meist nicht versteht - geht. Viel wichtiger ist seinen persönlicher Nutzen (Behagliches Wohnen, gesundes Raumklima, Komfort, Beratung, Referenzen, Schnelligkeit, etc.). Zur Umsetzung der Wettbewerbsvorteile in Werbemedien (Firmenbroschüre, Internetauftritt, etc.) empfehlen wir eine Werbeagentur oder einen Graphiker beizuziehen, der schon ähnliche Problemstellungen gelöst hat. Meist sind diese Marketingprofis wesentlich kostengünstiger und effizienter als die ganze Arbeit selbst zu machen. Abschließend sind auf Grundlage der Marketingziele (Bekanntheit, Kontakte, Verkäufe, etc.) die Instrumente und Maßnahmen – u. U. auch zusammen mit der Werbeagentur - in zeitlicher, finanzieller und personeller Hinsicht zu planen und zu budgetieren. Das bedeutet, dass die Höhe des Marketingbudgets nicht ein Prozentanteil von Umsatz ist, sondern sich an den Ergebnissen orientieren muß, die durch Marketinginvestitionen ausgelöst werden sollen. Eine Erfolgskontrolle der Marketingmaßnahmen sollte zumindest jährlich durchgeführt werden, um den Änderungsbedarf zu erkennen und die Erreichung der gesteckten Ziele (v.a. geplante Verkaufskontakte und –abschlüsse) kritisch zu hinterfragen. Der Artikel erschien im Jahr 2000 in der „Österreichischen Bauwirtschaft“ und im „Dividende Wirtschaftsmagazin“ D:\68612470.doc