Wasserquintett: eine Region gestaltet die Zukunft 1. Bedeutung des Naturraums und des Elements „Wasser“ Das Bergische Land ist geprägt von einem engmaschigen Gewässernetz, das von zentraler Bedeutung für die Kulturlandschaftsentwicklung des Raumes ist. Die Wipper/Wupper bildet seit jeher eine Verbindungsachse, entlang derer die Menschen der Region zueinander gefunden haben, entlang der sich die industrielle Entwicklung der Region vollzog und entlang derer sich das kulturelle Erbe entwickelte. So wie die kulturräumliche Genese des Bergischen Landes von der erosiven Kraft des Wassers bedingt ist, fand auch die kulturräumliche Entwicklung unter Einfluss des Wassers statt. Insbesondere die Entwicklungen der letzten 200 Jahre im Verlauf der Industrialisierung waren im Bergischen Land an die Wasserenergie gebunden. Die zahlreichen Talsperren sind Ausdruck der intensiven Nutzung des Wassers als bergischer Gunst- und Standortfaktor. Sie sichern heutzutage unter anderem die Trinkwasserversorgung der dicht besiedelten Rheinschiene, so dass das Bergische Land als der größte Wasserspeicher Westdeutschlands gilt. Die Gewässer- und Freiraumnetze der Region sind in ökologischer und kulturhistorischer Hinsicht von hoher Relevanz. Eine altindustrielle Prägung begleitet die Täler des WupperWipper-Gewässernetzes. Hier sind sowohl Hammerwerke als auch Mühlen in Resten erhalten, womit dieses Gewässernetz exemplarisch für den Nordteil des Bergischen Landes mit seiner Talsperrenlandschaft steht. Es weist über weite Strecken naturnahe Gewässerläufe auf, die das Bild einer typischen Auenlandschaft des Mittelgebirges repräsentieren. 2. Anlass Wasserquintett Im Rahmen der Regionale 2010 wollen die Städte Hückeswagen, Radevormwald, Wipperfürth und die Gemeinde Marienheide in interkommunaler Zusammenarbeit gemeinsam mit dem Wupperverband sowie in Kooperation mit dem Oberbergischen Kreis das Projekt ‚Wasserquintett‘ realisieren. Namensgeber für das Projekt sind die fünf Talsperren der Region: Die Brucher-, die Lingese-, die Neye-, die Bever- und die WupperTalsperre. Das Vorhaben ‚Wasserquintett‘ steht in unmittelbarem Kontext mit dem Kulturlandschaftsnetzwerk der Region Köln/Bonn und leitet sich ab aus dem ‚masterplan :grün‘. Mit Hilfe der Grünprojekte der Regionale 2010 wird beabsichtigt, Landschaften und Freiräume als Lebensgrundlage der Menschen in der Region im Sinne einer vorsorglichen Planung zu sichern und aufzuwerten. Landschaft wird damit zu einem wichtigen Standortfaktor für die Entwicklung der Städte und Gemeinden. Um dies zu erreichen, wird anhand von ausgewählten Räumen und Projekten das einzigartige vom Wasser und den Menschen geprägte Landschaftsprofil kommuniziert. Diese Beispielprojekte sind so gewählt, dass in einem realistisch umsetzbaren Umfang (auch im finanziellen Sinne) ein größtmöglicher Gewinn für die Region zu erzielen und eine „blaugrüne Infrastruktur“ zu etablieren ist. Insgesamt handelt es sich um ein Generationenprojekt, das sich Schritt für Schritt in den Köpfen der Menschen in der Region und der Verantwortlichen etablieren und sich so selber weitertragen wird. Der Grundstein dafür wird heute gelegt – die Ergebnisse werden lange 1 über den Zeitraum des Impulses durch die Regionale 2010 wirken können. Für die Zukunft wird eine langfristige, dauerhafte Zusammenarbeit der Partner angestrebt, um weiterhin von den Synergien profitieren zu können und außerdem die Region weiter zu profilieren. Dabei bleibt es bei dem Ziel, diese einmalige Gewässerlandschaft zu schützen, zu nutzen und zu erleben. Die Regionale 2010 beschreibt ein Strukturprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, das im Turnus von bisher zwei Jahren einer jeweils ausgewählten Region die Möglichkeit bietet, sich selbst und anderen zu präsentieren. Dabei sollen die Qualitäten und Eigenheiten der Region herausgearbeitet werden, um Impulse für die zukünftige Entwicklung zu geben. Dieser Prozess zur Gestaltung der Zukunft der Region Köln/Bonn erfolgt vor allem aus der Region heraus. Hier spiegelt sich der Zukunftswille vor Ort für die Bürgerinnen und Bürger, die Unternehmen und für Verwaltung und Politik in einer Anzahl von Projekten aus verschiedenen Arbeitsbereichen der Regionale 2010 wider. Das Kulturlandschaftsnetzwerk der Region Köln/Bonn und sein Instrumentarium, der ‚masterplan :grün‘ haben zum Ziel, als „Infrastruktur der Zukunft“ die Lebensgrundlage der hier lebenden Menschen zu sichern, zu verbessern und darüber hinaus die vielfältigen regionalen Identitäten herauszuarbeiten und zu vermitteln. Zentrale Idee des Kulturlandschaftsnetzwerkes ist es, durch eine am Bestand orientierte Qualifizierung den Landschaftsraum und Lebensraum der Menschen zur Grundlage der räumlichen und wirtschaftlichen Entwicklung zu machen. Dabei stellt das Netzwerk der Kulturlandschaften kein konservierendes Schutzsystem dar, sondern vielmehr eine lebendige Weiterführung der Kulturlandschaftsgeschichte der Region mit hohen Qualitätsanforderungen. 3. Ausstellungssystem Wasserquintett Eine wichtige Aufgabe gemäß der Philosophie der Regionale ist die Vermittlung der Besonderheiten des Kultur- und Landschaftsraums bei der Bevölkerung in der Region des Wasserquintetts. Dies ist in der Vergangenheit kaum geschehen, der Bevölkerung blieben viele wichtige Zeugnisse der Wasserkultur und Industriegeschichte der Region bislang verschlossen. Oder die Bevölkerung kennt, wie z.B. bei den Talsperren, zwar den Ort, nimmt ihn in ihrem Alltag wahr (bspw. als Spazierweg), kennt aber nicht die abwechslungsreiche Geschichte. Andere Orte, wie z.B. die Pulvermühlen in Wipperfürth –Ohl oder alte Landwehren wie in Radevormwald liegen dagegen sogar vollkommen unbemerkt in verwunschenen Tälern. Im Wasserquintett gibt es unterschiedliche Vermittlungsansätze. Zum einen werden gezielt Veranstaltungswochen durchgeführt, um die Bevölkerung auf Besonderheiten im Projektraum hinzuweisen (thematisch sowohl auf die Natur als auch auf die Kultur bezogen). Im Jahr 2009 ist überdies eine Großveranstaltung geplant: Die NeyeTalsperre, im Norden Wipperfürths gelegen, begeht ihren 100-jährigen Geburtstag. Dieser soll mit einem dreitägigen kulturellen Festprogramm vom 08.-10- Mai gefeiert werden. Außerdem wird ein einheitliches Beschilderungs- bzw. Informationssystem eingeführt, das auf alle Besonderheiten der Landschaft hinweist, z.B. bedeutende Orte kultureller oder historischer Art oder wichtige Orte aus Sicht des Naturschutzes. Dieses Beschilderungssystem wird auf den durch die Projektbausteine des Wasserquintetts qualifizierten Wegen eingeführt sowie an den Eingangsorten in die Region. 2 Darüber hinaus gibt es ein modulares flexibles Ausstellungssystem, bestehend aus sogenannten „Roll-ups“, das an unterschiedlichen Orten, auch im Landschaftsraum, eingesetzt werden kann und über das Wasserquintett und die Projekte informiert. Eingesetzt wird dieses System sowohl in eigens dafür inszenierten Ausstellungen wie auch bei (größeren) Veranstaltungen. Wichtig ist vor allem die Möglichkeit zur Bespielung von Orten im Landschaftsraum, der dabei selber teilweise ein Ausstellungselement darstellt. Im Wasserquintett spielen dezentrale Ausstellungen dementsprechend eine wichtige Rolle. Zur Ausstellung bzw. Inszenierung der Landschaft dienen außerdem sogenannte Landschafts- oder Wupperbalkone. Sie werden an prägnanten Stellen im Landschaftsraum über das gesamte Projektgebiet verteilt errichtet. Von den Balkonen aus kann die Landschaft betrachtet und beobachtet oder das Wasser erlebt werden. 3