Nord-Ost : Süd

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Natur
Nord-Ost : Süd-West
Der Landschaftsraum Berlin-Stettin
Natur
Thomas Karsten Jens-Ole Endter
Nord-Ost : Süd-West --- Landschaftsraum Berlin-Stettin
Natur
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Nationalpark Unteres Odertal
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Naturpark Uckermärkische Seen
Naturpark Barnim
Brandenburg ist reich an landschaftlich wertvollen und schönen Gebieten, die
von der Landesregierung als Biosphärenreservate und Naturparks unter
besonderen Schutz gestellt werden. Es sind großräumig wenig zerschnittene,
landschaftsökologisch sehr wertvolle, schutzwürdige und dünn besiedelte,
strukturschwache Räume mit (potentiell) hohem Erholungswert. Biosphärenreservate und Naturparks sind Modellregionen für großflächige, komplex
strukturierte Kulturlandschaften mit naturnahen Anteilen aus Naturschutzgebieten und Totalreservaten. Im Mittelpunkt steht die großflächige Entwicklung
tragfähiger, ressourcenschonender, sozial- und naturschutzverträglicher
Formen der Landnutzung. Nationalparks dienen der Wiederherstellung einer
möglichst naturnahen, ungenutzten Landschaft. Sie sollen dem Schutz von
Arten dienen, die großflächige und naturnahe oder natürliche Lebensräume
benötigen. Nationalparks haben eine zentrale Bedeutung für die wissenschaftliche Forschung und Langzeitbeobachtung von Ökosystemen.
Das Endmuränengebiet nordöstlich von Berlin ist ein phantastisches Beispiel
unterschiedlichster Landschaften und Naturräume, das dank seiner dünnen
Besiedlung Heimat vieler bedrohter Arten ist.
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Naturpark Barnim
Der Naturpark Barnim erstreckt sich nördlich Berlins im Bereich der Siedlungsachsen Berlin - Oranienburg und Berlin - Bernau. Er ist 74.871 ha groß;
davon ragen ca. 4.000 ha (5,4 %) in die Berliner Stadtbezirke Pankow, Reinickendorf und Weißensee. Der Brandenburger Teil mit ca 70.000 ha Fläche
liegt in den Landkreisen Barnim (56,4 %), Oberhavel (35,8 %) und Märkisch
Oderland (2,4 %).
Der Naturpark liegt im Städtedreieck Bernau, Eberswalde und Oranienburg.
In dem Gebiet leben etwa 65.000 Menschen in 55 Orten und amtsfreien Gemeinden. Zum Schutzgebietssystem gehören in Berlin 4 Landschaftsschutzgebiete (LSG) mit 414 ha und 6 Naturschutzgebiete (NSG) mit 295 ha und in
Brandenburg 5 LSG mit 48.910 ha und 10 NSG mit 1.744 ha. Weitere 10
Schutzgebiete befinden sich im Unterschutzstellungsverfahren.
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Ziele des Naturparks
Ziel des Naturparks Barnim ist der Erhalt des gemeinsamen Natur- und Kulturerbes der Region. Anhand einer abgestimmten Pflege und Entwicklung
des Gebietes sollen die vielfältigen Lebensräume der eiszeitlich geprägten
und historisch gewachsenen Kulturlandschaft des Barnim erhalten und entwickelt werden.
Landschaft und Natur
Naturräumlich gehören zum Berlin-Brandenburger Naturpark Barnim Teilbereiche der Barnimplatte, des Westbarnim, des Waldhügellandes des Ostbarnim, der Zehdenick-Spandauer Havelniederung sowie des Eberswalder Urstromtals. Die Vereisungen der Eiszeit schufen hier auf relativ kleinem Raum
sehr unterschiedliche und ungleich faszinierende Landschaften: im zentralen
Teil des Naturparks die Hochfläche des Barnim, südlich die Niederungen des
Berliner im Norden die des Eberswalder Urstromtals.
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Ausgedehnte Kiefern- und Buchenwälder im engräumigen Wechsel mit naturnahen Bächen und Seen sowie die Orchideenwiesen der Niedermoore
und Alleen mit zum Teil über 100jährigen Baumriesen prägen diese Landschaft.
Im Barnim sind noch stark gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie der Elbebiber und der Fischotter sowie verschiedene Orchideenarten zu finden.
Der Naturpark Barnim bietet einen der letzten Lebensräume für die bundesweit vom Aussterben bedrohten Rotbauchunke, dem Wappentier des Naturparks.
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Der Landkreis Uckermark ist der nordöstlichste Landkreis im Land
Brandenburg. Er ist mit einer Fläche von 3058 Quadratkilometern der größte
Landkreis Deutschlands, mit einer Bevölkerungsdichte von nur 51 Einwohnern/ qkm aber sehr dünn besiedelt.
Die Bezeichnung "Uckermark" ist zurückzuführen auf die slawischen Ukranen, die im 6./7. Jahrhundert n.Chr. das Gebiet besiedelten. Nach ihnen
nannte man das Land später "Terra Ukera", woraus später die Bezeichnung
"Uckermark" abgeleitet wurde.
Die Uckermark ist die wald- und seenreiche Landschaft zwischen Havel und
unterer Oder. Sie erstreckt sich beiderseits des Uckertals mit den Uckerseen.
Das Gesicht der Uckermark ist das Ergebnis der letzten großen Eiszeit. Sie
hinterließ ein außergewöhnliches Relief, das fast alle eiszeitlichen Formen in
großer Anzahl und teilweise beispielhafter Ausprägung erkennen läßt. Gletscher, Schmelzwasser und Winde formten eine einzigartige Landschaft, in
der ebene Sander, hügelige Endmoränen und seenreiche Grundmoränen
ineinander greifen. Der besondere Reiz ergibt sich aus der jahrhundertelangen Landnutzung durch den Menschen, die eine artenreiche und vielfältige
Kulturlandschaft hinterlassen hat.
Naturräumlich läßt sich der Landkreis Uckermark wie folgt untergliedern:
Die "eigentliche" Uckermark, die im Nordosten des Landkreises liegt. Sie
umfaßt die Uckerniederung mit den touristisch attraktiven Ober- und Unteruckerseen und die Randow-Welse-Niederung, ein Durchströmungsmoor.
Dieses waldarme Gebiet wird vorwiegend ackerbaulich genutzt.
Trotzdem sind hier zahlreiche punktuelle und lineare Landschaftsstrukturen
anzutreffen, die vorwiegend eiszeitlichen Ursprungs sind, wie Sölle, Drumlins
und Oser. Aber auch die typischen Alleen der Mark Brandenburg finden sich
hier zum Teil noch in guter Ausprägung. Erwähnenswert ist die Häufung kontinentaler Steppenrasen im östlichen Teil, eine vegetationskundliche Besonderheit.
Das Nordbrandenburgische Wald- und Seengebiet ist geprägt durch seinen
Wald- und Seenreichtum. Die Strukturvielfalt, Naturnähe und Ruhe haben
diesen Raum zu einem touristischen Schwerpunkt werden lassen. Der naturkundlich Interessierte findet hier eine Vielzahl an unterschiedlichen Seentypen, wie Rinnenseen oder Zungenbeckenseen. Als Besonderheit sind die
Kessel- und Verlandungsmoore zu nennen.
Im Südosten liegt das Untere Odertal, eine in Mitteleuropa einzigartige Auenlandschaft am Unterlauf eines großes Flusses. Obwohl der Mensch durch
Eindeichungen diese Landschaft überformt hat, zeugen ausgedehnte Deichvorländer, Flußverzweigungen, Altarme und großflächige Poldergebiete von
einer Naturnähe, welche die Eigenart ausmachen. Das stark kontinental getönte Gebiet hat als Besonderheit in den Hanglagen eine hohe Vielfalt an
Arten der Steppenrasen und Trockenwälder.
Landschaft bei Suckow
(Oberuckersee)
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Der Landkreis Uckermark ist ein Landkreis der Gegensätze.
Ein scheinbarer Wasserreichtum mit fast 600 Seen größer als ein Hektar und
2800 Kilometer Fließgewässer und Gräben lassen in dem kontinental geprägten Klimaraum fast vergessen, daß Wasser hier ein wertvolles und
knappes Gut ist. Die durchschnittlich 525 mm jährliche Niederschlagsmenge
kann die jährliche Verdunstungsrate nicht ausgleichen. Trockenrasen, Trokkenheiden und Wälder sind genauso anzutreffen wie Moore und Bruchwälder.
Der Endmoränenzug hat mit 139 m ü.NN., dem Blocksberg südwestlich von
Angermünde, seine höchste Erhebung. Das Odertal liegt zum großen Teil auf
Meereshöhe.
Rund 60 % der Landkreisfläche werden intensiv landwirtschaftlich genutzt,
und etwa 50 % der Kreisfläche sind nach dem Naturschutzrecht besonders
geschützt. Der Landkreis Uckermark hat überwiegenden Anteil an drei Großschutzgebieten: dem Nationalpark "Unteres Odertal", dem Biosphärenreservat "Schorfheide-Chorin" und dem Naturpark "Uckermärkische Seen".
Die Gegensätze sind es, welche die Uckermark für den Naturschutz so einzigartig machen. Hier befindet sich das größte Quellmoor Norddeutschlands,
das größte zusammenhängende Binnen-Schilfgebiet Deutschlands, Parkanlagen von Lenné sowie viele seltene und vom Aussterben bedrohte Tier- und
Pflanzenarten (z.B.: Sumpfknabenkraut, Federgras, Sibirische, Glockenblume, Schreiadler, Rohrdommel, Edelkrebs, Biber).
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Uckermärkische Seen
Der 895 km² große Naturpark Schutzgebiet Uckermärkische Seen im Norden
Brandenburgs gehört zu den abwechslungsreichsten Landschaften Mitteleuropas. .
In der strukturschwachen Region bedeuten die Großschutzgebiete einen
wichtigen Wirtschaftsfaktor, insbesondere im Bereich Tourismus. Ziel ist der
großflächige Schutz, der die sozialen Aspekte, insbesondere die Landnutzung, berücksichtigt und dörfliche Strukturen stärkt.
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Wappentier Fischadler
Der Naturpark an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern ist durch eine
abwechslungsreiche, hüglige Landschaft mit etwa 230 Seen über 1 ha Größe
geprägt. Über 1.200 Pflanzenarten sind nachgewiesen. Fischotter und Biber
sind weit verbreitet und der Fischadler - Wappentier des Naturparks - hat dort
sein europäisches Hauptbrutgebiet.
Fast 100 % des Naturparks sind Landschafts-, bzw. Naturschutzgebiete.
Bisher sind neben dem LSG Norduckermärkische Seenlandschaft und LSG
Fürstenberger Wald- und Seengebiet 15 NSG ausgewiesen. Ein LSG und 7
NSG sind noch im Ausweisungsverfahren.
Der Naturpark Uckermärkische Seen liegt zwischen Prenzlau, Fürstenberg,
Zehdenick und Templin in den Landkreisen Uckermark (Flächenanteil: 640
km²) und Oberhavel (255 km²). Als Feldberg-Lychener Seenlandschaft war
der Naturpark Bestandteil des Nationalparkprogramms der DDR und grenzt
heute unmittelbar an den Naturpark Feldberger Seenlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern an.
Sitz der Naturparkverwaltung ist Lychen, das als staatlich anerkannter Erholungsort zu den 46 Gemeinden im Naturpark zählt. Die über 750jährige
Kleinstadt soll sich in Zusammenarbeit mit der Naturparkverwaltung zum
Zentrum der Naherholung und des naturverträglichen Wassertourismus entwickeln.
Landwirtschaft und Landschaftspflege
Dem Erhalt und der Entwicklung einer strukturreichen Kulturlandschaft wird
durch die Vergabe von 81 Landschaftspflegeverträgen an heimische Landwirte Rechnung getragen. 1999 wurden rund 670 TDM Vertragsnaturschutzmittel für die Landschaftspflege und als Ausgleichszahlungen für Extensivierung bzw. speziellen Artenschutz gezahlt. Mit über 790 ha extensiver Bewirtschaftung wird ein wichtiger Beitrag zum Schutz der ca. 230 Seen durch die
Landwirte erbracht. Des weiteren werden Bereiche mit Trockenrasen, Zwergstrauchheiden und artenreichen Feuchtwiesen durch ansässige Landwirte mit
Schafen/Ziegen (ca. 1007 ha) bzw. mechanisch (ca. 54 ha) gepflegt.
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Biosphärenreservat "Schorfheide-Chorin"
Das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, ein 129161 Hektar großes Gebiet, umschließt wesentliche Teile der Uckermark – eine Landschaft zwischen der oberen Havel, der unteren Oder und dem Barnim im nordöstlichen
Teil der Mark Brandenburg, etwa 50 km von Berlin entfernt. Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin leben 35000 Menschen in 70 Gemeinden und
den Kleinstädten Joachimsthal, Greiffenberg und Oderberg.
Die Landschaft zählt mit 28 Einwohnern/qkm zu den am dünnsten besiedelten Deutschlands.
Die Entstehung der Landschaft unter bestimmten klimatischen Bedingungen,
die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren und die Nutzungsgeschichte dieser
Landschaft durch den Menschen sind hier eine besondere Verbindung eingegangen. Daraus ist eine Kulturlandschaft entstanden, die beste Voraussetzungen hat, modellhaft zu zeigen, wie Leben und Arbeiten der Menschen
möglich sind, ohne die Natur und damit die Lebensgrundlagen zu zerstören.
Darin liegt die Zukunft des Biosphärenreservates: Entwicklungschancen für
die Menschen, die hier leben und arbeiten wollen, ohne Zerstörung der natürlichen Ressourcen. Gesunde Nahrungsmittel, eine intakte Umwelt und
Vielfalt in der Natur werden an Wert gewinnen und bei den Menschen hoch
im Kurs stehen.
Fast die Hälfte des Schutzgebietes ist mit Wald bedeckt. Auf 64580 Hektar
stehen Waldgesellschaften in den verschiedensten Formen von Kiefernmonokulturen bis zum natürlichen Erlenbruchwald.
In der Offenlandschaft nimmt mit ca. 40000 Hektar das Ackerland den größten Raum ein. 8000 Hektar Grünland befinden sich zum größten Teil auf
meliorierten Niedermoorstandorten. 2500 Hektar Ackerland und 1600 Hektar
Grünland befinden sich in der Schutzzone II, in der keine Meliorationsmaßnahmen durchgeführt und keine Reliefveränderungen vorgenommen werden
dürfen.
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Mit 9040 Hektar Gewässerfläche deutet sich der Reichtum des Schutzgebietes an natürlichen Gewässern an. 240 Seen über 1 Hektar Größe, bei
denen alle Typen von Flachlandseen vertreten sind, geben dem Biosphärenreservat seinen typischen Charakter. Dazu kommen unzählige Feldsölle,
wasserführende Hohlformen eiszeitlicher Herkunft.
Ungefähr 10 Prozent der Gesamtfläche des Gebietes sind lebende oder trokkengelegte Moore. Alle Moortypen, die für den norddeutschen Raum charakteristisch sind, kommen im Biosphärenreservat vor. Auffallend ist die große Zahl von Kesselmooren in den Endmoränengebieten.
Bei Farn- und Blütenpflanzen konnten bisher im Biosphärenreservat mehr als
1000 Arten nachgewiesen werden; davon sind 145 in Deutschland in ihrem
Fortbestand bedroht. Von über 200 Brutvogelarten Brandenburgs sind 167 im
Großschutzgebiet vorhanden. Der herausragende Wert liegt im Vorkommen
extrem bis stark bedrohter Großvögel wie Seeadler, Schreiadler und
Fischadler sowie Schwarzstorch, Großtrappe und Kranich.
Vielfältig ist auch die Säugetierfauna. Allein 16 Fledermausarten sind im Biosphärenreservat festgestellt worden; alle mehr oder weniger stark gefährdet.
Einmalig ist die Verbreitung von Biber und Fischotter im gesamten Großschutzgebiet.
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Nationalpark Unteres Odertal
Der 10.500 ha große Nationalpark Unteres Odertal wurde im September
1995 offiziell eröffnet. Er ist Deutschlands 12. Nationalpark. Er bildet mit dem
angrenzenden ca. 5.600 ha großen polnischen Landschaftsschutzpark Unteres Odertal eine naturräumliche Einheit. Die beiden Gebiete unterstehen
jeweils eigenen Verwaltungen, die jedoch eng zusammenarbeiten. Langfristig
soll das Gebiet als europäischer Internationalpark zusammengeführt werden.
Der Nationalpark ist das einzige derartige Gebiet in den neuen Ländern, das
entsprechend der bundesrepublikanischen Gesetzgebung erarbeitet und per
Gesetz beschlossen wurde. Dies bedeutete vor allem eine intensive Beteiligung der betroffenen Bevölkerung, der Gemeinden, Kreise und Wirtschaftsbetriebe. Die anderen Nationalparke in neuen Ländern (z.B. Sächsische
Schweiz) wurden noch vor der Vereinigung der beiden deutschen Staaten im
Rahmen des Nationalparkprogramms der DDR festgesetzt.
Der Nationalpark (10.500 ha 100 % NSG, davon bis zum Jahr 2010 50 %
Totalreservat) ist von einer Pufferzone (17.774 ha LSG mit NSGen) umgeben. Das Gesamtgebiet erstreckt sich auf eine Länge von etwa 60 km zwischen Hohensaaten und Stettin (Szczecin).
Beim Unteren Odertal handelt es sich im wesentlichen um die 2 bis 3 km
breite Oderaue, die im südlichen deutschen Teil von einer extensiven Weidewirtschaft, im nördlichen und im polnischen Teil von natürlichen Auwäldern
und weiträumigen Seggen-, Röhricht und Schilfbeständen geprägt ist. An
geeigneten Stellen werden die bewaldeten Odertalhänge und die ausgedehnten Trockenrasenstandorte mit in das Schutzgebiet einbezogen.
Das Untere Odertal gliedert sich in drei unterschiedliche Abschnitte:
Das südliche Drittel der Oderaue ist ein sogenannter Trockenpolder, d.h., das
Gebiet ist ganzjährig durch Deiche vor Hochwasser und Überschwemmung
geschützt.
Das mittlere Drittel besteht aus sogenannten Nasspoldern, die bei Hochwasser ab einer bestimmten Wasserführung, aber grundsätzlich im Winter, geflutet werden. Dazu werden die im Deichverlauf befindlichen Einlassbauwerke geöffnet. Nach dem Rückgang des Hochwassers werden sie wieder geschlossen, während das Wasser die Polder über Auslassbauwerke wieder
verlässt. Zusätzlich pumpen mehrere Schöpfwerke das verbleibende Wasser
soweit ab, bis der gewünschte Wasserstand erreicht ist.
Das nördliche polnische Drittel bestand bis 1945 ebenfalls aus 2 Nasspoldern, doch verfielen die wasserbaulichen Anlagen nach dem Krieg, und die
landwirtschaftliche Nutzung des Zwischenoderlandes wurde eingestellt. In
den letzten 50 Jahren entwickelte sich auf diesen Flächen die sekundäre
Ufervegetation einer europäischen Flußauenlandschaft, mit ausgedehnten
Weichholzauen in höheren Lagen.
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Da die Ein- und Auslasswerke offen stehen und die Deiche zum Teil überflutet werden, ist das Zwischenoderland dem natürlichen Überflutungsgeschehen ohne menschlichen Einfluss ausgesetzt. Damit übernimmt das Gebiet
eine besondere Funktion als Flächenfilter: Als ökologische Kläranlage für das
Oderwasser und auch als Hochwasserschutz und Rückhalteflächen, insbesondere für Stettin (Szczecin).
Das Untere Odertal hat gerade in Deutschland einen besonderen ökologischen Stellenwert. Hier wurden 100 Vegetationstypen mit deutlich mehr als
1.000 Pflanzenarten und allein 226 Vogelarten nachgewiesen, darunter so
seltene Arten wie Seeadler und Schwarzstorch, Eisvogel, Wiedehopf, Kranich, Blaukehlchen, Großer Brachvogel und Kampfläufer.
Das Untere Odertal ist aber auch einer der wichtigsten Rastplätze und eine
wichtige Durchzugsstraße für die Zugvögel. Bis zu 40.000 Bleßgänse, 25.000
Saatgänse und ebenso viele Stockenten, 15.000 Pfeifenten, 9.000 Krickenten, 4.000 Spießenten, 3.000 Löffelenten und 1.000 Knäckenten wurden
gezählt.
Insgesamt können sich hier bis zu 200.000 Gänse, Enten und Schwäne im
Frühjahr und Herbst gleichzeitig aufhalten.
16 Amphibien- und Reptilienarten und 56 Mollusken- und 37 heimische
Fischarten konnten nachgewiesen werden. Neben Bitterling, Steinbeißer,
Schmerle und Quappe ist besonders auf die letzte kleine Lachspopulation
hinzuweisen, die aus der südlichen Ostsee jährlich die Oder aufwärts zieht,
um in einigen sauberen und klaren Flüsschen abzulaichen. Die auf den
Oderhängen entlang der Niederung vorhandenen Trockenrasenbiotope beherbergen eine außergewöhnliche, teilweise zentralasiatische Steppenvegetation.
Wärmeliebende Pflanzen wie das Frühlings-Adonisröschen bei Gellmersdorf
oder die Sandnelke, der Kreuzenzian oder das Dreizähnige Knabenkraut
haben hier ihren Standort.
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