- Pathé Films AG

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SPIRITED AWAY
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND
Ein Film von HAYAO MIYAZAKI
START: 27. März 2003
Dauer: 124 Minuten
IM VERLEIH VON
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PRESSE
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CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND
Kurzinhalt
Die zehn Jahre alte Chihiro ist gar nicht begeistert, mit ihren Eltern von Tokio in einen kleinen Vorort
umzuziehen und dabei alle Freunde hinter sich zu lassen. Doch als die Familie sich mit dem Auto
verirrt und kurz vor der vermeintlichen Ankunft im neuen Zuhause auf einmal auf einen
geheimnisvollen Tunnel stößt, wird Chihiro wachsam. Neugierig durchschreiten Chihiros Eltern den
dunklen Gang, während ihre Tochter nur widerwillig folgt, und gelangen am anderen Ende in eine
verlassene Geisterstadt, deren Zutritt den Menschen eigentlich verboten ist. So dauert es nicht lange,
und Chihiros Eltern werden durch einen mysteriösen Zauber in Schweine verwandelt.
Völlig allein gelassen befindet sich das Mädchen nun in dieser seltsamen Welt voller fremder Wesen
und weiß überhaupt nicht mehr, was sie tun soll. Plötzlich erscheint Haku, ein geheimnisvoller Junge
in ihrem Alter, und sagt ihr, dass sie unbedingt verschwinden muss, bevor es dunkel wird. Sie erfährt,
dass es nur eine Möglichkeit gibt, ihre verzauberten Eltern zu retten und diese Welt wieder zu
verlassen: Sie muss in den Dienst der bösen Hexe Yubaba treten, die nicht nur die Zauberwelt von
Aburaya beherrscht, sondern auch die Herrin über ein riesiges Badehaus ist, in dem sich erschöpfte
Götter und Geister erholen und reinigen. Chihiro stellt sich dieser Herausforderung und macht sich auf
eine Reise, auf der sie ungeahnten Mut, eine bisher nicht gekannte Willenskraft und Ausdauer
beweisen muss, und die ihr zeigt, dass es sich zu kämpfen lohnt, wenn man ein Ziel hat.
Pressenotiz
Auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin gewann CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND (Spirited
Away) im Februar 2002 den Goldenen Bären und riss Publikum und Presse zu Begeisterungsstürmen
hin. CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND ist ein spannender Abenteuerfilm für die ganze Familie
und zugleich eine moderne Parabel über das heutige Japan und die Werte der westlichen Welt. Gier,
Materialismus und Egoismus werden in Gestalt der Heldin Chihiro hinterfragt und herausgefordert.
Dieser "Anime" (Genrebezeichnung für japanische Animationsfilme, die auch bei uns immer beliebter
werden) hat in seinem Heimatland bislang 21 Millionen Besucher fasziniert, hatte dort mehr Zuschauer
als "Titanic" und wurde zum weltweit erfolgreichsten Film aller Zeiten außerhalb der USA.
Inhalt
Die zehnjährige Chihiro ist mit ihren Eltern im Auto unterwegs in ihr neues Zuhause in einem kleinen
Vorort von Tokio. Schlecht gelaunt nörgelt sie darüber, dass sie ihre Spielkameraden verliert und
bemerkt traurig das Dahinwelken eines kleinen Blumenstraußes in ihrer Hand, ein Abschiedsgeschenk
der Freunde und letztes sichtbares Zeichen des hinter ihr liegenden Lebens.
Teilnahmslos verfolgt Chihiro die Diskussion der Eltern, die an einer Abzweigung überlegen, welchen
Weg sie einschlagen sollen. Der Vater trifft eine Entscheidung, die sie bald in eine Sackgasse führt.
Überrascht steht die Familie vor einem riesigen roten Gebäude, in dessen Mitte sich ein Tunnel öffnet,
wie ein großer Mund. Neugierig gehen die Eltern hinein, Chihiro folgt beunruhigt. Am anderen Ende
der Passage liegt eine schöne Stadt vor ihnen – oder ist es nur ein Trugbild? Sie gehen auf
Entdeckungstour, doch alles scheint menschenleer und verlassen. In einem Restaurant biegen sich
die Tische vor leckeren, noch warmen Speisen. Ausgehungert stürzen sich die Eltern darauf. Sie
essen und essen, bis sie sich zu Chihiros Entsetzen in zwei ausgewachsene Schweine verwandeln!
Voller Panik stürzt Chihiro davon.
Verloren hockt sie am Flussufer und wartet darauf, dass auch mit ihr etwas Schreckliches geschehen
werde. In dieser Lage findet sie Haku, ein gleichaltriger Junge, der zum Glück weiß, wie das
merkwürdige Universum funktioniert, in das die Familie unerlaubterweise eingedrungen ist.
Hakus Ratschläge sind überlebenswichtig für Chihiro, denn die Welt auf dieser Seite des Tunnels, die
von alten Göttern und Geistern bevölkert ist, folgt ganz anderen Gesetzmäßigkeiten als
Normalsterbliche sie kennen. Herrscherin ist die Hexe Yubaba, der auch Haku dient, eine Figur mit
übergroßem Kopf und langer Nase, die ihrem erschreckenden Äußeren durchaus gerecht wird.
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In der Schattenstadt herrscht die Sitte, alle Neuankömmlinge in Tiere zu verwandeln und
anschließend zu verspeisen. Nur wenigen gelingt es, diesem dunklen Schicksal zunächst zu
entgehen, indem sie sich als nützlich erweisen. Für Chihiro bedeutet das, dass sie Arbeit finden muss
im Palast der Hexe, wo ein großes Badehaus betrieben wird. Hakus Anweisungen folgend macht sie
sich auf den abenteuerlichen Weg in den Badepalast. Durch den Heizungskeller, in dem ein
vielarmiger alter Mann Millionen von kohlenschleppenden Wesen dirigiert, gelangt Chihiro in Yubabas
Gemächer. Mutig und beharrlich gelingt es ihr, die Hexe, die ihr zunächst keine Arbeit geben will, von
ihren Fähigkeiten zu überzeugen und ihr einen Arbeitsvertrag abzutrotzen. Als Pfand ihrer Treue zieht
Yubaba ihren Namen ein: Chihiro soll fortan Sen heißen.
Aber wie Chihiro noch lernen soll, ist es äußerst wichtig, sich stets an seinen wirklichen Namen zu
erinnern, denn nur mit diesem kann man aus der Schattenwelt jemals wieder entkommen...
Lin, eine von Yubabas Dienerinnen, nimmt Chihiro unter ihre Fittiche und weist sie ein. Im Badehaus
muss sie als Neue die schwierigsten Arbeiten verrichten, oft unter dem Spott der Bewohner von
Aburaya, die in den unförmigsten Erscheinungen daherkommen. Als sie versehentlich einem
einsamen Wesen namens Ohngesicht die Tür öffnet, kommt es fast zur Katastrophe, denn alle lassen
sich vom unermesslichen Reichtum des schwarz-weißen Gespensts blenden. Alle außer Chihiro, die
nicht an seinem Geld interessiert ist und die er dafür in sein Herz schließt.
Inzwischen hat sich Haku in einen Drachen verwandelt und auf Yubabas Befehl hin ihrer
Zwillingsschwester Zeniba das Zaubersiegel geraubt. Zeniba ist, im Gegensatz zu ihrer Schwester,
eine liebenswürdige Hexe. Doch jetzt ist sie böse und hetzt einen Schwarm Papiervögel auf Haku, die
ihn schwer verletzen. Und im Palast verwandelt sie Yubabas Riesenbaby Boh in eine Baby-Maus
sowie ihr Wachtier, den Yu-Vogel, in einen harmlosen Fliegenvogel.
Chihiro macht sich auf den Weg zu Zeniba, um das Siegel zurück zu geben und Hilfe für ihre Eltern
und Haku zu erbitten. Sie tritt die lange Fahrt mit dem Zug über den Ozean an, begleitet von BabyMaus, Fliegenvogel und Ohngesicht. Sie wird von Zeniba herzlich in ihrem Haus empfangen. Zwar
kann die Hexe den Zauber über Chihiros Eltern nicht lösen, doch sie macht dem Mädchen Mut, auf
seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Der Bann über Haku ist bereits gebrochen, weil Chihiro sich
an seinen richtigen Namen erinnert hat. Und schließlich findet sie auch ein Mittel, Yubabas Herz zu
erweichen. Denn auch eine Hexe ist nur eine Mutter, und Yubaba ist zu allem bereit, um ihr geliebtes
Baby in seiner richtigen Gestalt wieder in die Arme schließen zu können...
So gelingt es Chihiro, mit Yubaba ein Abkommen zu schließen, das am Ende alle, nach vielen
denkwürdigen Erfahrungen, wieder in ihre eigene Welt entlässt.
Die wichtigsten Charaktere in
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND
Chihiro ist ein zehnjähriges Mädchen, das zufällig in eine fremde Welt hinein stolpert und zur Heldin
der Geschichte wird. Sie muss ihren Namen aufgeben, um im Badehaus im Zentrum einer seltsamen
Gemeinschaft aus Göttern, Geistern, Menschen und Tieren arbeiten zu können und wird fortan Sen
genannt. Zunächst ist sie ein verwöhntes, launisches kleines Ding mit der Tendenz zur Panik, wenn
die Dinge anders als vorgesehen verlaufen. Doch später entwickelt sie die Fähigkeit, Ruhe zu
bewahren, wenn andere aufgeregt sind, und sie lernt, nicht aufzugeben, bis sie ihre Ziele erreicht hat.
Haku ist in der neuen Welt Chihiros Freund und Verbündeter. Aber ist er das wirklich? Er ist ein
mysteriöser Junge, der sich ganz offensichtlich in einen Drachen verwandeln kann, um der Hexe
Yubaba zu dienen. Er ist ein mitfühlender, wenn auch verschlossener Junge, der aber auch eine
grausame und kalte Seite hat.
Yubaba ist die mächtige, gierige Hexe, die über ein riesiges Badehaus mit warmen Heilbädern
herrscht, das den Mittelpunkt ihres Reichs bildet. Sie hat magische Kräfte und kann sich in einen
Vogel verwandeln und davon fliegen. Sie ist aufbrausend und findet Vergnügen daran, wenn andere
leiden.
Lin ist eine smarte 17-jährige Badehaus-Angestellte, die Chihiro die Regeln zum Überleben in dieser
harten Umgebung vermittelt. Lin weiß, wann sie den Mund zu halten und ehrerbietig zu erscheinen
hat, aber unter der Oberfläche verbirgt sich eine gewitzte, kompetente und fähige junge Frau, die sich
nicht leicht einschüchtern lässt und ihre Meinung klar äußert. Sie scheint wenig von der Welt
außerhalb des Badehauses zu wissen und träumt davon, eines Tages auszubrechen.
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Kamaji ist ein weiser alter Mann, der den gigantischen Hochofen im Herzen des Badehauses
beheizt. Er arbeitet hart und kümmert sich am liebsten nur um seine eigenen Angelegenheiten, ist
aber bereit, hier und da eine Ausnahme zu machen.
Zeniba ist Yubabas Zwillingsschwester und ihr Gegenstück. Äußerlich sind die beiden ganz identisch,
aber ihre Charaktere unterscheiden sich völlig. Zeniba pflegt einen ruhigeren, normaleren Lebensstil
als ihre Schwester; sie ist voller Mitgefühl und hat, im Gegensatz zu Yubaba, einen ausgeprägt guten
Geschmack.
Chihiros Vater ist ein 38-jähriger, optimistischer Geschäftsmann mit großem Vertrauen in seine
eigenen Fähigkeiten und einem enormen Appetit. Für die Bedürfnisse und Gefühle anderer ist er nicht
sehr offen. Er ist gewohnt, dass die Familie seinen Wünschen folgt.
Chihiros Mutter ist 35 Jahre alt und vertritt traditionelle japanische Werte, wenn es um Strenge und
Disziplin bei der Erziehung ihrer Tochter geht. In ihrer kleinen Familie geht es zuerst um den Ehemann
und dann erst um die Tochter.
Froschmann-Vorarbeiter ist der Chef der Frosch-Männer, die im Badehaus arbeiten. Als
ehrgeiziger Manager mittleren Alters tritt er seinen Untergebenen gegenüber forsch und hart auf,
verhält sich bei Yubaba aber unterwürfig.
Froschmann ist ein einfacher Frosch-Arbeiter mit lauter Stimme, komischem Benehmen und mehr
Neugier als ihm gut tut.
Boh ist Yubabas Riesen-Baby, das später in eine Baby-Maus verwandelt wird und Chihiro auf ihre
Bitte hin auf ihrer Reise begleitet, um ihre Eltern zu retten. Als Riesen-Baby trägt es eine
unkontrollierbare Kraft in sich, bis es plötzlich als winzige Baby-Maus ganz ohne Kraft auskommen
muss.
Kaonashi (Ohngesicht) ist die mysteriöse einsame Geisterfigur, deren Gesicht aus einer weißen
Maske besteht. Um Kontakt zu finden, lockt er mit Gold, um dann aber alle zu verschlingen, die ihm zu
nahe kommen. Nur Chihiro interessiert sich nicht für sein Gold und begegnet ihm ohne Furcht.
Yu-Vogel ist Yubabas Haustier und Reisegefährte mit dem Körper eines Vogels und einem Kopf, der
dem seiner Herrin ähnelt. Er wird später in einen winzigen „Fliegenvogel“ verwandelt und folgt und
beschützt Boh bei seinen Abenteuern mit Chihiro.
Susuwatari heißt die Armee von kleinen Rußkügelchen, die unter Kamajis Befehl Kohlebrocken
schleppen, die größer sind als sie selbst, und damit den riesigen Badeofen heizen.
Schlangen-Frauen sind Gartenschlangen, die in Frauen verwandelt wurden, um im Badehaus zu
dienen.
Froschmänner sind in Frösche verwandelte Männer in Yubabas Diensten.
Der Flussgott ist ein riesiges, schlammverschmiertes und übelriechendes Wesen und wird deshalb
zunächst für einen Faulgott gehalten. Nach seiner Reinigung erweist er sich aber als mächtiger
Flussgott, der im Badehaus Zuflucht vor der Welt der Menschen sucht.
Götter, Geister und Symbole
Ein Gespräch mit Hayao Miyazaki
Viele Szenen von CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND spielen in einem Badehaus. Ist das ein
Bild aus Ihrer Kindheit?
Ja, sicher. Der Ausgangspunkt des Films ist, zu zeigen, dass Götter und Geister ins Badehaus oder
Yuya gehen, um zu entspannen. Ich habe tatsächlich klare Erinnerungen an Yuyas aus meiner
Kindheit. In einem dieser Bäder habe ich mein erstes westlich inspiriertes Gemälde gesehen. Als ich
klein war, bemerkte ich auch eine winzige Tür im Hauptbadebereich eines Yuya. Einige Nächte lang
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verfolgte mich die Vorstellung, was sich hinter dieser Tür wohl verbergen könnte. Lange Zeit wollte ich
einen Film machen, der dieses Mysterium aufdeckt. Ich machte das Thema interessanter, indem ich
Götter in den Mittelpunkt der Intrige stellte. Ich unterstelle einmal, dass japanische volkstümliche
Gottheiten sich im warmen Wasser stärken müssen, ehe sie zur Arbeit gehen, wie Geschäftsmänner.
Natürlich würden sie alle gerne ein bisschen länger im Badehaus verweilen, aber wenn das
Wochenende vorbei ist, müssen sie raus. Ich stelle mir vor, dass die Götter heutzutage schwer
beschäftigt sind.
Wie lassen Sie sich inspirieren, wenn Sie so detailliert über die Götter schreiben?
In Japan glauben wir seit tausenden von Jahren, dass die Kami (Götter) und die Rei (Geister) überall
sind: in Flüssen, in jedem einzelnen Baum, in jedem Haus und jeder Küche. Als ich CHIHIROS REISE
INS ZAUBERLAND entwickelte, visualisierte ich diese Kamis. Die meisten entsprangen meiner
Imagination. Andere haben ihren Ursprung in der japanischen Folklore. Beispielsweise war die
Papiermaske, die bei den Zeremonien im Kasuga Taisha Tempel benutzt wird, eine Anregung für eine
Gottheit.
Kommt der Figur des Ohngesicht in CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND eine besondere Rolle
zu?
Ja. Mir gefiel die Vorstellung von diesem umherwandernden Gott, der kein Zuhause hat und kein
Fundament in der japanischen Tradition. In Wirklichkeit repräsentiert Kaonashi das heutige Japan.
Viele Menschen glauben, dass Geld sie glücklich machen kann. Aber macht Kaonashi die Leute
glücklich, wenn er ihnen Geld schenkt? Interessant war die öffentliche Meinung über diese Figur.
Einige dachten, Ohngesicht sei eine Mutter. Andere sahen ihn als Vaterfigur. Ein kleiner Junge schrieb
mir, dass es ihn sehr traurig mache, dass Ohngesicht kein Zuhause hat und dass er vor Freude
weinte, als Chihiro ihm erlaubte, sie auf der Zugfahrt zu begleiten.
Ist der Charakter des Flussgottes, Okusare-Sama (“kusare“ bedeutet auf japanisch
“verdorben“), eine Allegorie auf verschmutzte Flüsse, die gereinigt werden sollten?
Es ist nicht meine Aufgabe, die Menschen in Ökologie zu unterrichten. Trotzdem, ich habe immer
meine persönlichen Erfahrungen in meine Filme eingebracht. Es stimmt, dass ich helfe, den Fluss bei
meinem Haus sauber zu halten. Und ich ziehe Bäume allemal Beton vor. Deshalb zeige ich Flüsse
und Bäume in meinen Filmen. Aber das ist alles. Ich habe keinen didaktischen Anspruch.
Die Onama-Sama Götter Ihres Films ähneln Kreaturen aus Namahage. Diese volkstümlichen
Wesen aus der Provinz Oga erschrecken Kinder auf dem Land einmal im Jahr. Kann es sein,
dass sie Eingang in den Film gefunden haben?
Ja und nein. Ich kenne diese Monster. Aber ihre Gegenwart im Film hat keine besondere Bedeutung.
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND ist wie ein Besuch in den Ghibli Studios. Dieser Spielfilm
enthält viele visuelle Referenzen an ihre alten Filme, und einige der Götter sind als
Schlüsselcharaktere des Studios selbst auszumachen.
Da haben Sie ganz recht. Ich persönlich bin Kamaji. Yubaba ist Mr. Suzuki, der Präsident von Ghibli.
So wie das Badehaus betrieben wird, läuft im großen und ganzen auch unser Studio. Chihiro könnte
ein junger Zeichner sein, der uns besuchen kommt. Bei ihrer Ankunft hört sie Yubaba herumschreien
und jedem Befehle erteilen. Und auch Kamaji muss unter ihrer Fuchtel hart arbeiten. Er ist so
überarbeitet, dass er gar nicht genug Arme und Beine haben kann, um alle Aufgaben auszuführen.
Chihiro muss sich als nützlich erweisen, um nicht von Yubaba beiseite geschafft, das heißt gefeuert,
zu werden.
Yubaba und Zeniba sind mehr als Zwillingsschwestern, sie verkörpern zwei Facetten ein und
derselben Person...
Yubaba steht für den arbeitenden Menschen. Zeniba ist die gleiche Person, aber in ihrer häuslichen
Funktion. Wir kennen alle aggressive Menschen in ihrer professionellen Umgebung. Aber wenn sie
nach Hause kommen, sind sie viel ruhiger und netter.
In fast allen Ihren Filmen gibt es eine religiöse, mit Geistern befasste Tendenz unter der
Oberfläche.
In Japan hat Religion mehr kulturellen Charakter, als dass sie notwendigerweise Gläubige und
Gefolgsleute anziehen muss. Religion, sei es nun Buddhismus oder Schintoismus, ist in diesem Land
allgegenwärtig, aber nicht zwingend, nicht überwältigend. Religiöse Symbole finden sich überall. So
setze ich sie auch in meinen Filmen ein. Sie sind auf dem Set verstreut, treten aber nie in den
Vordergrund. Sie sind Zeugnis von Tradition und Lebensalltag. Landwirtschaftsexperten bevorzugen
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sicher naturalistische Kultgegenstände, auch ein Aspekt japanischer Religion. Diese Verbindung zur
Natur ist immer noch ein wesentliches Charakteristikum der japanischen Seele.
Was war die größte Herausforderung bei der Produktion von CHIHIROS REISE INS
ZAUBERLAND?
Als ich das Drehbuch beendet hatte, wurde mir klar, dass daraus ein Drei-Stunden-Film werden
würde. Mr. Suzuki machte unmissverständlich klar, dass wir das nicht würden finanzieren können,
wenn wir im Sommer 2001 damit auf den Markt wollten. Wir mussten entweder das Skript kürzen oder
den Starttermin auf 2002 verschieben. Ich hatte das Gefühl, dass der Film den Geist unserer Epoche
widerspiegelt. 2002 würden sich die Dinge anders entwickelt haben, meine Ideen könnten sich
überlebt haben. Also entschloss ich mich, die Story zu ändern, so dass der Film 2001 fertiggestellt
werden könnte. Diese kürzere Version der Geschichte zu finden war für mich schwierig.
Zum ersten Mal in Ihrer Karriere haben Sie mit einem anderen Studio kooperiert, um die
Deadline einhalten zu können. Was für eine Erfahrung war das?
Als wir uns die Ressourcen anschauten, die andere japanische Studios zu bieten hatten, wurde uns
klar, dass wir den Termin nicht würden halten können. Dann haben wir D.R. Digital in Korea angefragt,
um bei der Produktion einiger Zwischensequenzen und der Farb-Digitalisierung zu helfen. Aber trotz
des guten Rufs, den D.R. genießt, waren wir alle etwas skeptisch. Doch die koreanischen Mitarbeiter
erwiesen sich als äußerst kompetent. Sie arbeiteten sehr hart und sehr schnell. Ich denke, wir würden
jederzeit wieder bei einem ähnlichen Projekt mit diesem Studio zusammen arbeiten.
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND ist auch eine der größten Erfolgsgeschichten des
japanischen Kinos. Sind Sie stolz?
Ich würde es nicht direkt 'stolz' nennen. Ob ein Film ein Erfolg oder ein Flop wird – ich ziehe daraus
die Ergebnisse und Kommentare, die mich weiterbringen. Aber natürlich bin ich glücklich, wenn ein
Film mehr einspielt, als er gekostet hat, denn das bedeutet, dass das nächste Projekt mit weniger
finanziellen Zwängen verbunden sein wird.
Haben Sie immer noch nicht genügend Zeit, um andere japanische Zeichentrickproduktionen
zu sehen?
Das ist richtig. Auf dem Gebiet kann ich nicht mitreden.
Aber Sie können über das Ghibli Museum sprechen, das gerade eröffnet wurde.
Ein Museum zu führen, ist sehr schwierig. Wenn die Produktion eines Films abgeschlossen ist, ist die
Arbeit des Regisseurs getan. Ein Museum muss jeden Tag betreut werden. Immer muss alles perfekt
sein. Die Fehler, die du gestern gemacht hast, kannst du nicht korrigieren. Außerdem musst du immer
schon an die nächste Ausstellung denken – eine aufregende Aufgabe ohne Ende.
Was ist Ihr nächstes Projekt?
Ein Film, der in Japan 2004 in die Kinos kommen soll. Ich weiß nicht, ob ich Regie führen werde oder
nicht. Im Moment verändert sich die Welt rasend schnell. Der Terrorismus steht vor der Tür und Japan
erlebt eine ernste Rezession. Unter diesen Umständen muss das Studio einen relevanten Film
produzieren... einen, der die richtigen Fragen stellt und dem Publikum wenigstens ein paar Antworten
anbietet und Hoffnung macht. Sie können sich denken, dass das eine komplizierte Aufgabenstellung
ist.
Letzter Kaiser und erster Widerstandskämpfer
Über Hayao Miyazaki
Seit 20 Jahren ist Hayao Miyazaki einer der wichtigsten Vertreter des japanischen Animationsfilms
und einer seiner beständigsten und kreativsten Schöpfer. Ob als Produzent, Zeichner, Regisseur,
Grafiker oder Drehbuchautor – Hayao Miyazaki ist mehr als ein Orchesterspieler, er ist ein genialer
Künstler, einer der größten seiner Generation. Seine Filmografie weist eine verblüffende Einheitlichkeit
der Vision und eine erstaunliche Integrität auf, von der enormen Bandbreite seines Schaffens einmal
abgesehen. Diese Ehrlichkeit mag vielleicht der Schlüssel zu seinem großen Erfolg sein.
In den 39 Jahren seiner Karriere hat Miyazaki alle Themen aufgegriffen, sämtliche Varianten
ausprobiert und fast jedes Register gezogen. Sei es satirisch, episch oder elegisch, er bewegt sich
munter vom Porträt zum Tableau des Genres. Mit beispielhafter Einfachheit gelingt es ihm immer
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wieder, elementare Grundgefühle auszudrücken. Er liefert sich den lyrischen Regungen der Seele
aus, er verliert sich im charmanten Spiel der Fantasie...
Seine Selbstverleugnung, seine Unerbittlichkeit und die Liebe zu seiner Arbeit haben ihn angetrieben,
seine Wahrnehmung und seine cineastischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln und sich selbst an
seine physischen Grenzen zu treiben.
Hayao Miyazaki ist ein echter Künstler, der nie etwas nur der Kunst um der Kunst willen betreibt.
Seine Filme sind konstruiert wie alte Kathedralen, mit Hingabe und Mut, die an religiöse Inbrunst
erinnern - die all seinen Filmen zugrunde liegt. Als Filmschaffender gewissenhaft, pedantisch und
aufmerksam, hat Miyazaki während seiner gesamten Laufbahn einen heroischen und heftigen Kampf
gegen faule Aphorismen und intellektuelle Trugschlüsse geführt. Sein Werk ist ein brillanter Tribut an
den Triumph einer außergewöhnlichen Imagination.
Sommer 1941
Hayao Miyazaki wurde 1941 als zweites Kind einer vierköpfigen Familie geboren. Während des
Krieges verließen seine Eltern Tokio auf der Flucht vor amerikanischen Bomben. Sie ließen sich in der
kleinen Stadt Utsunomiya nieder, nicht weit von der Hauptstadt entfernt. Miyazaki wuchs in einer
Umwelt auf, die sich nur schwer von den Auswirkungen des weltweiten Konflikts erholte. Obwohl er es
leugnet, hat ihn diese Episode seines Lebens stark geprägt.
Die bäuerliche Kindheit beeinflusste einen Teil seines Werks, vor allem "My Neighbor Totoro". "Der
einzige Film, dem kein Kind, und sei es noch so unruhig oder böse, widerstehen kann,” behauptet
John Lasseter, der Regisseur von "Toy Story" und "Die Monster AG". “Miyazakis kindgerechtesten
Filme wie 'My Neighbor Totoro' oder 'Kiki‘s Delivery Service' sind für mich eine Quelle permanenter
Inspiration. Ich bewundere ihn dermaßen, dass ich die Struktur des Studio Ghibli als Modell für den
Aufbau von Pixar übernommen habe. Jetzt ist es ganz einfach, wenn sich ein Problem mit einer PixarProduktion ergibt, schauen wir uns einfach einen Miyazaki-Film an. Und nach und nach finden wir
darin die Lösung für unser Problem."
Anders gesagt, wenn die Mama in "My Neighbor Totoro" krank ist, dann vielleicht, weil Miyazakis
Mutter von Tuberkulose infiziert war. Man kann vermuten, dass das Bild dieser mutigen Frau einige
seiner erwachsenen Leinwand-Heldinnen geprägt hat.
Sein Vater leitete das familieneigene Flugzeugunternehmen, Miyazaki Airplane. Von ihm erbt Hayao
seine Leidenschaft für die Luftfahrt, die sich später in seinen großen lyrischen Gedankenflügen
fortsetzt.
Als Bewunderer der Comics von Osamu Tezuka, dem Vater der modernen Mangas, gesteht Miyazaki
ein, dass er sich nie ganz vom Einfluss des Meisters freimachen konnte, auch wenn er Tezukas Arbeit
im Bereich der Animation durchaus kritisch gegenüber steht.
Erste Anzeichen von Kinoleidenschaft
Miyazaki erlebte seine erste Liebesgeschichte mit dem Kino 1958, bei einer Vorführung von "The
White Snake Enchantress" ("Hakujaden"), dem ersten langen japanischen Zeichentrickfilm in Farbe,
produziert von den Toei Animation Studios. Damals fasste er den Entschluss, das Zeichnen zu seinem
Beruf zu machen. Trotzdem schrieb er sich an der Universität von Gakushuin ein, um Ökonomie zu
studieren. In diesen vier Jahren nutzte er die Vorlesungen, um seinen Zeichenstil zu perfektionieren.
Während des Studiums interessierte er sich auch für marxistische Theorien.
1963 begann er seine Arbeit bei Toei-Animation und nahm an einer Studiengruppe über
Kinderliteratur teil. Auf diese Weise wurde er einer der wenigen japanischen Zeichentrickfilmer, die
nicht der Manga-Schule entstammen. Seine kreative Besessenheit und das Arbeitsvolumen, das er
bewältigt, heben ihn bald deutlich von den anderen Animatoren des Studios ab. Trotzdem, seine
Karriere begann ganz unten auf der Erfolgsleiter. Für den Film "Watchdog Bow How", eine
fantasievolle Wiederaufnahme der berühmten 47 Heldengedichte Ronins, die unzählige japanische
Actionfilme beeinflussten, wurde er in Intervallen bezahlt. 1964 arbeitete er mit an der "Ken, Wolf
Boy", der ersten bei Toei produzierten Serie. Dabei lernte er zwei Männer kennen, die sein weiteres
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Leben entscheidend beeinflussen sollten: seinen späteren Partner Isao Takahata und seinen Mentor
Yasuo Otsuka.
Die zeitgleiche Arbeit an den Fernsehserien, die auf Kosten der Kinofilme ging, führte zu ernsten
Konflikten zwischen den Zeichnern und der Geschäftsleitung von Toei. Seine Hartnäckigkeit, seine
Überzeugungen und seine Charakterstärke veranlassten Miyazaki 1964, im Alter von 23 Jahren,
Mitglied der Studio-Gewerkschaft zu werden. Zugleich intensivierte er seine Beziehungen zu Takahata
und Otsuka.
Ich habe einen Traum ...
Miyazaki schwebte schon immer vor, einen Film zu realisieren, dessen Stil und Handlung das KinderGenre sprengen sollte – ein komplexes, zusammenhängendes Szenario für alle Generationen. 1965
beteiligte er sich an einem Projekt, das Takahata und Otsuka ins Leben gerufen hatten. Trotz
wachsender Spannungen seitens der Geschäftsleitung von Toei nahm "The Great Adventures of
Horus, Prince of the Sun" im Sommer 1968 Gestalt an. Als erste große unabhängige, das heißt von
den Künstlern, nicht den Produzenten erdachte, japanische Zeichentrickproduktion stieß dieses kluge
und vorausschauende Werk auf starke Gegenliebe bei der Kritik. Miyazaki war für das Konzept und
die Chef-Animation verantwortlich.
In der Branche schlug der Film ein wie eine Bombe. Seine Uraufführung 1968 läutete den Eintritt des
Mediums ins Zeitalter der Moderne ein. Ein Schicksal erfüllte sich. "Wir wollten ein Werk schaffen, das
uns selbst gefällt und anderen Erwachsenen um die Dreißig," erinnert sich Isao Takahata. "Das hieß
natürlich nicht, dass sich der Film nicht auch an ein viel jüngeres Publikum richtet, im Gegenteil.
Leider wurde 'Horus' finanziell ein Misserfolg. Das Marketing, das auf ein neues studentisches
Publikum hätte abzielen sollen, wurde von Toei schlecht gemanagt. Dennoch hatte der Film Einfluss
auf das Studio, weil die Psychologie der Figuren nach 'Horus' mehr auf den Punkt gebracht wurde.
Fortan wurden viele Geschichten über das Scheitern von Liebesbeziehungen zwischen einem Mann
und einer Frau aus unterschiedlichen Welten in Szene gesetzt. Die dramatischen Mittel, die wir
verwendet haben, hatten ihre Wirkung nicht verfehlt."
Sanfter Übergang
Nach dem finanziellen Debakel, dem 1969 Otsukas Wechsel zum Konkurrenz-Studio A Production
folgte, entschloss sich Miyazaki, bei Toei zu kündigen und mit Isao Takahata zu arbeiten. 1971 fand
sich das Trio Miyazaki, Takahata und Otsuka wieder zusammen, um das Universum von "Pippi
Langstrumpf" für die Leinwand zu adaptieren. Doch die Schöpferin von Pippi, die weltberühmte
Autorin Astrid Lindgren, verweigerte die Zustimmung. Nach dieser Erfahrung bei den Vorbereitungen
beschlossen Miyazaki und Takahata, sich nicht mehr von Auftragsarbeiten einschränken zu lassen
und ließen ihrer Imagination in den beiden Kurzfilmen "Panda Kopanda" ("Panda, Little Panda") 1972
und 1973 freien Lauf.
Serien-Club
Ihrem Ruf, Leinwandabenteurer zu sein, wurden die Komplizen mit ihrem nächsten Projekt gerecht,
einer Arbeit, die des langen Atems der Nippon Animation bedurfte. Mit "Heidi" griffen sie das Prinzip
erfolgreicher TV-Serien auf und schufen unter dem Motto "Klassische Werke von Weltrang" eine
Reihe von Zeichentrick-Adaptionen großer Werke der Kinderliteratur. Auch wenn die Serie von Erfolg
gekrönt war, räumte Miyazaki, der die dramatischen Konzeptionen erarbeitete, später ein, er hätte
lieber die finanzielle Unabhängigkeit gehabt, dieses Projekt abzulehnen.
Während dieser Epoche, 1978, realisierte Miyazaki auch seinen ersten Zeichentrickfilm fürs
Fernsehen, "Future Boy Conan". Hier formte er die Grundlagen seines Stils, skizzierte seine Themen
und deckte seine romanhaften Vorlieben auf. Trotz der Beschränkungen durch das Format entstand
eine Serie von sehr hohem technischen Niveau. Eine Karriere jenseits aller Normen nahm ihren Lauf.
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Miyazaki tritt ins Rampenlicht
Im folgenden Jahr setzte Miyazaki die besten Passagen seiner Serie zu einer Arbeit fürs Kino neu
zusammen. "Future Boy Conan" sollte sein erster Film als Regisseur werden. Doch Miyazaki weigert
sich, seine Urheberschaft anzuerkennen. Seiner Meinung nach können die wenigen Szenen, die er
hinzugefügt hat, die Zensur nicht aufheben, die die Produktion auf das Drehbuch ausübte. Frustriert
verließ er Nippon Animation und wechselte zum Studio Telecom Animation Film.
Dort begannen Miyazaki und Takahata sogleich mit der Arbeit an einem neuen Projekt. "Lupin III"
schildert die unglaublichen, romantischen und traumhaften Abenteuer einer Figur, die sie bereits
1971/72 fürs Fernsehen inszeniert hatten – den Erben des von Maurice Leblanc erfundenen
Gentleman-Einbrechers.
Als Regisseur gelang Miyazaki mit "The Castle of Cagliostro", was viele als sein erstes Meisterwerk
bezeichnen, eine Hommage an Paul Grimaults "The Curious Adventures of Mr. Wonderbird". Mit
seinem Mentor Yasuo Otsuka, der bereits stark in die Entwicklung der verschiedenen "Lupin III"Episoden eingebunden war, beschloss Miyazaki, in der extrem knappen Produktionszeit von wenigen
Monaten einen 90-minütigen Animationsfilm zu realisieren. Bedenkt man die semantischen,
ästhetischen und technischen Ambitionen des Projekts, so war noch nie – und wird nie wieder – eine
solche Großleistung vollbracht werden. Miyazaki und sein Team stellten sich einem anstrengenden
Marathon, aus dem sie erschöpft, aber siegreich hervorgingen.
In "The Castle of Cagliostro" erfindet Hayao Miyazaki den Charakter der mythologischen
"Nausicaa" neu, deren zeitgenössische Doppelgängerin "Clarisse" ist. Mehr noch als "Nausicaä", die
1984 seinen Ruhm endgültig begründen sollte, ist dieser Charakter die Inkarnation der legendären
Königstochter in Homers "Odyssee".
Wie die epische "Nausicaa" ist sie eine auf einer Insel lebende Prinzessin, die Lupin, Miyazakis
Odysseus-Figur, rettet. Er macht aus Lupin einen komplexen, äußerst liebenswerten Charakter.
Clever, kompetent und vorausschauend steht er für Durchhaltevermögen und die perfekte Verbindung
von Dreistigkeit und Umsicht. Er verkörpert Treue, Reinheit und den Triumph der Intelligenz über
brutale Kraft. "The Castle of Cagliostro" ist der Felsen, auf den sich Miyazakis Ruhm gründet. Bald
klopften amerikanische Produzenten an, doch Miyazaki zeigte sich von ihren Angeboten
unbeeindruckt. Er verachtete den Mangel an Integrität und Engagement im amerikanischen
Animationsbusiness.
Für Miyazaki begann eine Periode des Übergangs. Noch einmal produzierte er einige erstaunliche
Episoden der "Lupin III"-Serie fürs Fernsehen ebenso wie eine italienisch-japanische "Sherlock
Holmes"-Coproduktion.
Er leistete einen kleinen Beitrag zu dem Animationsfilm "Cobra", einem damals populären mythischen
Kinder-Helden. Aber er fand die Beschränkungen des Mediums erdrückend für seine kreative Arbeit.
Von seinen Freunden Otsuka und Takahata gedrängt, gab er das Projekt zugunsten eines
vielversprechenderen auf.
1982 begann er mit der Veröffentlichung des Mangas "Nausicaä", ein lyrisches Epos, das sich über
zwölf Jahre und über 1000 Seiten erstreckt. Das einem breiten westlichen Publikum unbekannte
Meisterwerk fand schnell weltweite Anerkennung in Kunstkreisen. In Frankreich beispielsweise wurde
Moebius ein erklärter Fan. 1984 beschloss Miyazakis Herausgeber Yasuyoshi Tokuma, die
Geschichte für die Leinwand zu adaptieren. Miyazaki erklärte sich bereit, Regie zu führen. So wurde
eine emblematische Heldin des modernen japanischen Animationsfilms geboren, ein zweiter Boom
des Genres begann.
Die Geschichte einer jungen Prinzessin, die in einem chaotischen und gefährlichen Universum ums
Überleben kämpft, sprach ein weltweites Publikum an. Der Film, der das offizielle Siegel der World
Wildlife Association trug, gewann zahlreiche Auszeichnungen bei internationalen Festivals. In
Frankreich kam der Film allerdings nur auf Video in einer um 30 Minuten gekürzten Fassung heraus –
Miyazaki war erbost über die Verstümmelung seines Werks und verbot zehn Jahre lang alle weiteren
ausländischen Aufführungen.
Akira Kurosawa erklärt: " 'Nausicaa' war der Film, der dem großen Autorenfilmer die Anerkennung
eines breiten Publikums brachte. Ich schätze ihn sehr. Ich glaube, wir beide kommen aus der gleichen
Schule, teilen die gleiche Strenge, den gleichen Geschmack für menschliche Geschichten im großen
Rahmen. Aber ich bin beunruhigt, wenn die Kritiker unsere Arbeit in einen Topf werfen. Man darf die
Bedeutung von Miyazakis Arbeit nicht herabsetzen, indem man sie mit meiner vergleicht."
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11
Studio Ghibli – Warmer Wind für Japans ZeichentrickProduktion
Der triumphale Erfolg von "Nausicaä" bahnte den Weg für das Studio Ghibli (1985) – ein Studio,
dessen Fundament die Handwerkskunst ist, das sich aber paradoxerweise mit FließbandProduktionen etablierte. Das italienische Wort "ghibli" bedeutet "heiße Winde", die über eine Wüste
wehen, und versinnbildlicht Miyazakis, Takahatas und Otsukas Wunsch, Japans Animations-Industrie
von Schmutz und Korruption zu säubern, quasi sandzustrahlen.
Abwechselnd seine Rolle hinter der Kamera mit der des Produzenten und Finanziers von Projekten
tauschend, realisierte Miyazaki 1986 sein erstes Spielfilmprojekt für das Studio: "Laputa: Castle in the
Sky", inspiriert von Jonathan Swifts "Gullivers Reisen" und den futuristischen Texten von Jules Verne.
Der Film erzählt von zwei jungen Menschen auf der Suche nach Glück, die ein verrücktes Utopia in
den Katakomben der fliegenden Festung Laputa entdecken. "Die Pracht eines Films wie 'Laputa' lässt
uns plötzlich die Magie unseres Mediums erkennen, und wie unmöglich es ist, für Geld alles zu
bekommen," sagt Glen Keane (Tarzan). "Das Buch und die Animationen von 'Laputa' sind mit so viel
Liebe und Imagination geschaffen, dass skrupellose Produzenten bestimmt bereits das fünfte Sequel
daraus entwickelt hätten. Hayao Miyazakis Talent liegt in dem Umstand, dass seine Filme fruchtbar
sind, dicht geschichtete Wunder. 'Laputa' birgt eine reiche Vielzahl an Kulturen. Wenn du das Kino
verlässt, fühlst du dich irgendwie verändert."
1988 führte Miyazaki Regie bei "My Neighbor Totoro", einer fantastischen Erzählung voller Mitgefühl,
von großer heiliger Zärtlichkeit. Der Film zählt bis heute zu den populärsten japanischen Produktionen.
"Ich sollte das eigentlich nicht sagen," gesteht Michael Eisner, Präsident der Disney Studios, "aber 'My
Neighbor Totoro' war lange Zeit der Lieblingsfilm meiner Kinder. Er enthält etwas undefinierbar
Magisches. Noch bevor der Film in den USA auf Video erschien, hatte ich zuhause eine japanische
Kopie. Die entdeckten meine Kinder eines Tages. Und obwohl sie die Original-Dialoge nicht verstehen
konnten, faszinierte sie der Film. Ich weiß gar nicht, wie oft sie ihn angeschaut haben."
Im Jahr darauf beendete Miyazaki einen Zeichentrick-Kurzfilm, "The Age of Sea Planes", der sein
"Crimson Pig" bereits voraus nahm. Dem Publikum brachte er das einnehmende Lächeln und das
spitzbübische Wesen von Kiki in "Kiki’s Delivery Service" nahe. Die Abenteuer der kleinen Hexe, die in
einer Welt aufwächst, in der die Erwachsenen sich weigern, sie zu verstehen, ist eine Allegorie auf
den gefährlichen Druck der Konformität.
Brad Bird ("The Simpsons", "Der Gigant aus dem All") konstatiert: "Hayao Miyazaki ist mein LieblingsFilmemacher. Ein Film wie 'Kiki’s Delivery Service' erzählt nicht einfach eine Geschichte – er macht
dich erwachsen. Als Animator muss man jeden seiner Filme genießen wie Spaß und gleichzeitig wie
eine Lektion, die man zu lernen hat. Es gelingt ihm, jedes Publikum anzusprechen, es zu interessieren
und zu unterhalten. Ich bewundere ihn zutiefst, er ist mein Vorbild."
1992 entstand "Crimson Pig", die Geschichte eines Wasserflugzeug-Piloten. Elegant und kultiviert, im
Stil großer Romanzen und schwarzhumoriger Nachkriegsklassiker wie Michael Curtiz‘ "Casablanca",
vermischt Miyazaki bei "Crimson Pig" verschiedene Genres, gefiltert durch seine einmalige
Sensibilität. Es ist vielleicht der persönlichste Film des Regisseurs.
Hayao Miyazaki
Ausgewählte Filmografie als Regisseur
Fernseh-Serien
1978
1980
1982
Mirai Shonen Konan (26 Episoden)
The Future Boy Conan
Shin Rupan Sansei (2 Episoden)
Lupin III – The Second TV Series
Meitantei homuzu (6 Episoden)
The Great Detective Holmes
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Kurzfilme
1992
1995
1995
Sorairo no Tane (The Blue Sea)
On Your Mark
Kujiratori (The Whale Hunt)
Koro no Osanpo (Koro’s Big Day Out)
Spielfilme
1979
1980
1986
1988
1989
1990
1997
2001
Kariosutoro no Shiro (The Castle of Cagliostro)
Kaze no Tani no Nausicaa (Nausicaä of the Valley of the Winds)
Tenku no Shiro Laputa (Laputa: Castle in the Sky)
Tonari no Totoro (My Neighbor Totoro)
Majo no Takkyubin (Kiki’s Delivery Service)
Kurenai no Buta (Crimson Pig)
Mononoke Hime (Prinzessin Mononoke)
Sen to Chihiro no Kamikakushi (SPIRITED AWAY / CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND)
Studio Ghibli – Eine japanische Traumfabrik
Vasuo Otsuka wird zu Recht als Meister und Inspirationsquelle von vielen der berühmtesten
japanischen Animationsfilmen angesehen, an denen Hayao Miyazaki und Isao Takahata mitgewirkt
haben. Nach einer Reihe von Zeichentrickproduktionen in Spielfilm-Länge, die von Toei in der
Nachkriegsära produziert wurden, machte er unglaubliche technische und formale Entdeckungen, die
die Branche revolutionieren sollten und ihr strikte kreative Kriterien auferlegten. Miyazaki und
Takahata setzten seinen Weg fort. Mit der Gründung der Ghibli-Studios 1985 zollten sie ihm Respekt
durch das Schaffen hochrangiger Animationen, ganz im Sinne der Träume und Visionen ihres
Lehrmeisters.
Die Ghibli Studios können sich einerseits anspruchsvoller industrieller Arbeitsweisen rühmen mit
einem Schwerpunkt auf künstlerischem Schaffen, und sind andererseits groß genug, sorgsam
animierte Filme zu produzieren und gleichzeitig das für das künstlerische Schaffen nötige lockere
Arbeitsumfeld zu erhalten.
"Als die Ghibli Studios gegründet wurden, gehörte der Firma Tokuma Shoten ein Magazin mit Namen
'Animage'." Isao Takahata erinnert sich, dass Miyazaki damals bereits an dem Manga "Nausicaä"
arbeitete. "Natürlich war man auf seine Arbeit an dem Comic aufmerksam geworden, aber die
Leinwand-Adaption stellte ein großes Risiko dar. Im Vergleich zu anderen Manga-Zeichnern war
Miyazaki damals noch unbekannt und Tokuma hatte weder Know-how noch ein Animations-Studio.
Wie sollten sie vorgehen? Wir sahen uns mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. Wir hatten einen
Stoff, einen Regisseur (Miyazaki), aber das war auch schon alles. Das brachte uns in Zugzwang, ein
Studio zu gründen. Wir arbeiteten mit Studio Topcraft zusammen in der Überzeugung, dass, wenn
Tokuma wirklich in die Welt der Animation eintauchen wollte, sie rigoros sein und Langzeit-Optionen
bieten mussten. Wir wollten nicht nur ein Studio 'mieten' und es nach Beendigung des Projekts wieder
auflösen. So entstanden die Pläne für Ghibli.
Ich überzeugt Mr. Hara, den damaligen Präsidenten von Topcraft, bei uns einzusteigen. Toshio
Suzuki, zu dem Zeitpunkt Chefredakteur von 'Animage', wurde Produzent von Ghibli Films, das gleich
nach der Fertigstellung von 'Nausicaä of the Valley of the Winds' gegründet wurde. Es wurde
beschlossen, dass Miyazaki und ich als Regisseure, Projektmanager und Ausführende Produzenten
der Studio-Filme fungieren sollten."
"Ich glaube, Ghibli Studio nimmt eine Ausnahmestellung nicht nur in der japanischen ZeichentrickProduktion, sondern weltweit ein," fügt Toshio Suzuki, Präsident der Ghibli Studios, hinzu. "Ghibli
produziert in erster Linie spielfilmlange Animationen nach Originalbüchern. Solche Großprojekte sind
immer ein Risiko, die meisten Studios beschränken sich auf Fernseh- und Video-Animation. Jede
Woche werden in Japan über 40 TV-Cartoons gesendet. Es gibt ein merkwürdiges Phänomen in
diesem Land: Wenn die Jungen über Film reden, meinen sie Hollywood. Eine Zeitlang hat man sich
hierzulande wenig für Eigenproduktionen und einheimische Schauspieler interessiert. Wir wissen
nicht, woher dieses mangelnde Interesse rührt. Ironischerweise hat aber die Beliebtheit der Animation
im gleichen Zeitraum zugenommen, nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen. Das war
besonders auffallend beim zeitgleichen Start von Hayao Miyazakis 'My Neighbor Totoro' und Isao
Takahatas 'Grave of the Fireflies'. Beide Filme gewannen alle erdenklichen Preise und Kritikerlob.
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Menschen im Westen überrascht es zu sehen, dass in Japan Erwachsene im Kino Zeichentrickfilme
anschauen. Ghibli Studio sieht seinen Auftrag darin, Filme von so hoher Qualität zu produzieren, dass
sie dem Massen-Anspruch eines breiten Publikums standhalten und die Animation aus dem Ghetto
herausholen, in das sie eingesperrt war."
Studio Ghibli – Filmografie
1984
Kaze no Tani no Nausicaa (Nausicaä of the Valley of the Winds)
Original-Story und Drehbuch von Hayao Miyazaki
Musik: Joe Hisaishi
Produzent: Isao Takahata
Regie: Hayao Miyazaki
1986
Tenku no Shiro Laputa (Laputa: Castle in the Sky)
Original-Story und Drehbuch von Hayao Miyazaki
Musik: Joe Hisaishi
Produzent: Isao Takahata
Regie: Hayao Miyazaki
1988
Tonari no Totoro (My Neighbor Totoro)
Original-Story und Drehbuch von Hayao Miyazaki
Musik: Joe Hisaishi
Regie: Hayao Miyazaki
Hotaru no Haka (Grave of the Fireflies)
Original-Story von Akihiko Nosaka
Musik: Michio Mamiya
Regie: Isao Takahata
1989
Majo no Takkyubin (Kiki’s Delivery Service)
Original-Story von Eiko Kadono
Drehbuch: Hayao Miyazaki
Musik: Joe Hisaishi
Titelsong: Yumi Arai
Produktion und Regie: Hayao Miyazaki
1991
Omoide Poroporo (Only Yesterday)
Original-Manga von Hotaru Okamoto and Yuko Tone
Drehbuch: Isao Takahata
Musik: Masaru Hoshi
Produktion: Toshio Suzuki
Regie: Isao Takahata
1992
Kurenai no Buta (Crimson Pig)
Original-Story und Drehbuch von Hayao Miyazaki
Musik: Joe Hisaishi
Titelsong gesungen von Tokiko Kato
Produktion: Toshio Suzuki
Regie: Hayao Miyazaki
1993
Umi ga Kikoeru (The Ocean Waves) Fernsehproduktion
Original-Story von Saeko Himuro
Musik: Shigeru Nagata
Produktion: Nozomu Takahashi
Regie: Tomonori Mochizuki
1994
Heisei Tanuki Gassen Pompoko (Pom Poko)
Original-Story und Drehbuch von Isao Takahata
Musik: Shang Shang Typhoon
Produktion: Toshio Suzuki
Regie: Isao Takahata
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1995
Mimi wo Sumaseba (Whisper of the Heart)
Original-Manga von Aoi Hiiragi
Drehbuch: Hayao Miyazaki
Musik: Yuji Nomi
Produktion: Toshio Suzuki
Regie: Yoshifumi Kondo
1997
Mononoke Hime (Prinzessin Mononoke)
Original-Story und Drehbuch von Hayao Miyazaki
Musik: Joe Hisaishi
Produktion: Toshio Suzuki
Regie: Hayao Miyazaki
1999
Ho-hokekyo Tonari no Yamada Kun (My Neighbors the Yamadas)
Original-Manga von Hisaichi Ishii
Drehbuch: Isao Takahata
Musik: Akiko Yano
Produktion: Toshio Suzuki
Regie: Isao Takahata
2001
Sen to Chihiro no Kamikakushi (SPIRITED AWAY / CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND)
Original-Story und Drehbuch von Hayao Miyazaki
Musik: Joe Hisaishi
Produktion: Toshio Suzuki
Regie: Hayao Miyazaki
PRODUKTIONSNOTIZEN
Ein großer Erfolg
Bei einer Länge von 122 Minuten betrugen die Produktionskosten für CHIHIROS REISE INS
ZAUBERLAND 19 Mio. Dollar. Auch wenn das ca. fünfmal weniger ist als eine normale DisneyProduktion kostet, war es eine enorme Summe für einen japanischen Animationsfilm. Der Film ist ein
Präzendenzfall: einen solchen Erfolg hatte es noch nie gegeben. Bereits vor seinem Start in Amerika
und Europa wurde er als erster nicht-amerikanischer Film in der Geschichte bewertet, der 200 Mio.
Dollar weltweit einspielte. Frankreich brachte CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND als erstes
westliches Land im April 2002 erfolgreich in die Kinos.
Eine neue Art von Abenteuerfilm
"Der unglaubliche Erfolg von CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND kann auf einige Faktoren zurück
geführt werden," erklärt Toshio Suzuki, Präsident der Ghibli Studios. "Natürlich halfen Miyazakis
Popularität und sein letzter Film 'Prinzessin Mononoke'. Aber CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND
ist eine gänzlich neue Art von Abenteuerfilm. Er fesselt uns ohne jeden Einsatz von Gewalt. Action
und Humor sind nicht anmaßend, der Einsatz spektakulärer Spezialeffekte sehr kontrolliert. Die kleine
Chihiro entdeckt Werte wie Freundschaft, Entschlossenheit und Disziplin. Aber der Ansatz des Films
ist kein didaktischer. Er versucht, Kindern Vertrauen zu vermitteln, indem er ihnen zeigt, was es
bedeutet, einen Namen zu fälschen. Diese Mischung aus Modernität, Philosophie und Fantasie ist
sehr selten im Kino. Dank Hayao Miyazakis magischer Note wird sich das Publikum in CHIHIROS
REISE INS ZAUBERLAND verlieben, denn sie haben sofort das Gefühl, einen einmaligen Film zu
sehen."
Abwesende Eltern
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"Prinzessin Mononoke" (1997) setzt die Reise von "Nausicaä" (1984) fort. CHIHIROS REISE INS
ZAUBERLAND (2001) spinnt die Träume von "My Neighbor Totoro" (1988) weiter, dem großen
pelzigen Monster, das in Japan zum Idol für Kids wurde. In "My Neighbor Totoro" ziehen zwei kleine
Mädchen um – wie Chihiro – und entdecken die wundersame Existenz von magischen Kreaturen, die
die japanischen Wälder bevölkern. Neugierig und großzügig, sind diese Heldinnen erfüllt von
Lebensfreude. In "My Neighbor Totoro" zeigt Miyazaki eine vereinte Familie, die im Einklang mit ihrer
Umgebung lebt. In CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND stellt der Filmemacher diese Prämisse in
Frage. Bei ihrem Umzug schauen die Kinder in "My Neighbor Totoro", das in den 60er Jahren
angesiedelt ist, begeistert auf die Landschaft. In CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND dagegen
schmollt ein kleines Mädchen auf dem Rücksitz des Wagens. Die Eltern sind in "My Neighbor Totoro"
immer präsent, sei es auch nur in den Gedanken der Kinder. Chihiros Eltern dagegen scheinen weit
weg zu sein.
Wovon träumen Mädchen?
"CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND ist kein satirischer oder zynischer Film," erklärt Hayao
Miyazaki. "Ich kenne fünf kleine Mädchen, ca. zehn Jahre alt, die ich treffe, wenn ich in meinem Haus
in den Bergen bin. Eines Tages fragte ich mich, wovon sie träumen und was sie sich erhoffen, und ich
fing an, Shojo Manga zu lesen. Der extrem romantische Ton stieß mich ab. Also suchte ich nach
etwas anderem, das ihr Interesse wecken könnte. Und stellte fest, dass mit Ausnahme einiger weniger
exzellenter Autoren wie Osamu Tezuka niemand, auch ich nicht, auf die Sorgen und Bedürfnisse
dieser kleinen Mädchen einging. Es gab eine Fülle von Publikationen, abgestimmt auf die Nöte von
Jungen in diesem Alter. So machte ich mir zur Aufgabe, etwas zu schreiben, was junge Mädchen
ansprechen würde. Etwas, was sie beschäftigen würde in bezug auf ihre Beziehung zur Gesellschaft
und ihrer Zukunft. In einer Welt, wo sie übermäßig beschützt sind und nur in Clubs mit strikten und
unflexiblen Öffnungszeiten spielen können, schwinden die Kinder dahin. Darunter leidet auch Chihiro.
Die Wut auf ihrem Gesicht ist typisch für Kinder, die nicht genug Zeit zum Spielen haben. Aber im
Angesicht der Krise erwacht in Chihiro die Kämpfernatur. Ihre Fähigkeit, sich anzupassen und sich auf
ihr eigenes Urteil zu verlassen tritt in den Vordergrund. Ich wollte sie nicht zu einer süßen kleinen
Heldin stilisieren. Ihr Charme kommt aus ihrem Herzen und aus der Tiefe ihrer Seele."
Kraftvolle Bilder, klare Worte
"Darüber hinaus wollte ich, in unserer kommerziellen Kultur, eine Idee der Kommunikation vermitteln.
Sprache ist Kraft. In der Welt, in der Chihiro verloren geht, schafft das Aussprechen eines Wortes
einen klaren, definitiven Akt. Als Chihiro mit Nachdruck zu Yubaba sagt, dass sie arbeiten will, kann
die Hexe sie nicht stoppen. Heute ist Sprache herabgesetzt und wird als gegeben hingenommen.
Proklamtionen haben keinen Wert mehr. Wir verhandeln das Gewicht der Wörter. Das ist ernst zu
nehmen. Keine Erklärung wird vergebens gemacht. In CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND ist das
Wegnehmen des Namens einer Person gleichbedeutend mit der Herrschaft über sie. Sen (Chihiro)
lebt in der permanenten Bedrohung, verspeist zu werden. Das ist die treibende Kraft. Normalerweise
wäre sie missmutig, aber stattdessen ist sie entzückend. Mit diesem Film will ich zeigen, dass Sprache
ein Wert an sich ist, der Energie in sich trägt.
Die Tatsache, eine Fantasy-Geschichte in Japan anzusiedeln, ist signifikant – auch wenn es nur ein
Märchen ist. Ich wollte keine westlich orientierte Fabel mit allen möglichen Fluchtlöchern. In
'Pinocchio' habe ich vor Freude gezittert bei der Szene, in der sich die Puppe und ihre Freunde
betrinken, Pool spielen und Zigarren rauchen. Kinder lieben Dekadenz. Dann zahlen sie für ihre
Taten, indem sie buchstäblich Arschlöcher werden. In CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND werden
die Eltern in Schweine verwandelt. Wenn sie zu oft in Disneyland gewesen wären, hätte ich ihre Ohren
vielleicht noch größer wachsen lassen...
Heutzutage offenbart die Entscheidung, über niedliche Welten zu schreiben, einen Mangel an
Imagination. Kinder konsumieren pausenlos überflüssige Produkte, die sie wiederum ihrer Wurzeln
berauben. Jedes Land hat seine eigenen Traditionen, und es ist wichtig, sie zu pflegen und
weiterzugeben. Beschränkungen und Grenzen schwinden dahin. Paradoxerweise verachten wir
Menschen, die nirgends hingehören. Ich glaube, dass Menschen, die den Kontakt zu ihrem Erbe
verloren haben, verschwinden werden. Das möchte ich zehnjährigen Mädchen vermitteln. Ich will sie
ermutigen und ihnen sagen, dass sie Erfolg haben können wie Chihiro. Ich glaube, das ist mir
gelungen. Ich hoffe, CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND wird nicht als Initiations-Reise verstanden.
Diese Masche wird oft in Filmen eingesetzt als Entschuldigung für billige Liebesgeschichten. Diese
lächerliche Idee wollte ich in CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND entlarven. Am Ende des Films hat
Chihiro lediglich gelernt, auf sich selbst zu vertrauen. Ich schätze, ich habe mich nicht sehr viel weiter
entwickelt in 60 Jahren – außer, dass ich etwas mehr Selbstbeherrschung als früher habe."
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Von Handzeichnungen bis zu digitalen Bildbearbeitung und
Spezialeffekten
Bei CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND setzte das Studio die gleiche Digital-Technik ein wie bei
dem Vorläuferfilm, Isao Takahatas "My Neighbors the Yamadas". Anders als bei Pixar wird aber bei
Ghibli nicht ausschließich mit Computertechnik gearbeitet. All die Zeichnungen, die Figuren und die
Sets werden zunächst mit der Hand gezeichnet und anschließend gescannt und digitalisiert. Nur das
Finish, die Animation und die endgültige Farbgebung erfolgen per Computer. Bei Ghibli wurde die
Position eines "Director of Digital Image" geschaffen und mit Okui Atsushi besetzt. Er digitalisiert die
von den einzelnen Abteilungen gelieferten Bilder und setzt Kamerabewegungen und Spezialeffekte
ein. "Durch die Digitalisierung des Designs hat sich unsere Arbeitsmethode komplett verändert," sagt
Okui Atsushi. "Als wir noch mit Zelluloid gearbeitet haben, war es schwierig, die Bilder mit vielen
Spezialeffekten zu versehen. Dank des digitalen Prozesses können wir das Original-Design ohne
Probleme modifizieren. Fehler können leicht korrigiert werden. Kernpunkt dieser Vorgehensweise ist
das Scannen der Entwürfe. Unser Ziel war nicht, einen Film durch die Synthese der Bilder zu
schaffen, sondern die Qualität der Animation zu verbessern und gleichzeitig ein Optimum an
Übereinstimmung zwischen handgemalten Bildern und Computergrafik zu erzielen. Die Technik, die
wir verwendeten, war vor allem effizient bei der Regulierung der Klarheit einzelner Einstellungen oder
um dynamische Effekte in der Isolation der Bewegung einer Figur zu erzielen. Es war nicht unsere
Absicht, die Effekte des Handgezeichneten verschwinden zu lassen, denn es besitzt eine ganz eigene
Struktur. Wir wollten vielmehr seine visuelle Vielfalt unterstreichen."
Tatsächlich wurden nur wenige Einstellungen und Spezialeffekte mit dem Computer generiert. Hayao
Miyazakis Idee war, die besten Aspekte aus der Verbindung zwischen moderner und traditioneller
Technik aufzugreifen. Zum Beispiel wurde der zunächst analog gemalte Rauch und Dunst digital
aufbereitet und verdichtet. Die Statue des Steinmannes, die am Anfang des Films auftaucht und den
Gott der Reisenden repräsentiert, wurde komplett in 3D geplant. Die meisten der Wasser-Sequenzen,
vor allem die im Badehaus sowie das Öffnen der Tür in Zenibas Haus, wurden ausschließlich digital
erarbeitet.
"Ich persönlich glaube, dass man die Arbeit aufteilen muss, um ein qualitativ hochwertiges Bild zu
schaffen," meint Atsushi Okui. "Aber unter diesen Bedingungen entstehen Probleme der
Einheitlichkeit, vor allem bei der Farbgebung. Das klingt banal, aber wenn es darum geht, den
Bildschirm des Computers einzustellen, können die Farben variieren. Man stelle sich die Komplexität
dieser Situation vor, wenn gleichzeitig an vielen Dutzend Monitoren gearbeitet wird, die sich alle
minimal unterscheiden." Um diese Schwierigkeiten zu lösen, entwickelte Atsushi Okui ein "FarbManagement-System", das automatisch die Mehrzahl der Farben an den einzelnen Computern
reguliert. "Bei früheren Studioproduktionen bestand die Integrationsphase der Spezialeffekte einfach
aus einer Serie von finalen Retuschen. Durch das Digitale Filmemachen entsteht eine sehr viel
stimulierendere Phase der Kreation. Ich glaube, mit CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND ist das
Studio und vielleicht ein kleiner Sektor der Animations-Industrie in ein neues Zeitalter eingetreten."
Der erste japanische Film in DLP
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND ist Miyazakis erster in digitaler Technik produzierter und
distribuierter Film. Das Digitalformat wurde zum Kopieren in das erforderliche DLP-Format eingesetzt.
Es ist der gleiche Prozess, der bei Filmen wie "Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung", "Toy
Story 2", "Dinosaurs" und "102 Dalmatiner" angewandt wurde, die DLP weltweit einführten. CHIHIROS
REISE INS ZAUBERLAND ist der erste japanische Film in dieser revolutionären Technik, die eine
Projektion unter optimalen Bedingungen erlaubt, unabhängig von den Schwankungen und
Qualitätsverlusten des herkömmlichen Filmmaterials. Was den Sound betrifft, wurden bereits seit
"Whisper of the Heart" (1995) alle Studioproduktionen digitalisiert.
Dennoch stellte CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND eine ganz besondere Herausforderung für die
Techniker dar. Statt das berühmte Dolby Digital 5.1 einzusetzen entschied sich Miyazaki für Dolby
Digital Surround EX 6.1 und DTS-ES, das eine veredelte Akkustik gewährleistet. Zur Zeit ist
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND weltweit der einzige Film, der die neuen technischen
Errungenschaften in Bezug auf Bild (Integral Digitalisation und DLP) und Ton (Dolby Digital Surround
EX 6.1 und DTS-ES) einsetzt.
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Ein koreanischer Zweig
Vor CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND hatte Ghibli nie, wie bei den großen amerikanischen und
japanischen Studios üblich, die Produktion eines seiner Filme teilweise außer Haus gegeben. Kurze
Produktionszeiten und der Verlust einiger Mitarbeiter während der Wirtschaftskrise in Asien
veranlassten Mr. Suzuki, Mr. Tanaka nach Korea zu schicken, um dort eine Gruppe einheimischer
Animatoren zu formieren und zu beaufsichtigen. Der Film hat darunter nicht gelitten. Einige
Abgesandte des Studios hielten sich zwei Monate lang in Seoul auf. Doch die Qualitätskontrolle über
das koreanische Subunternehmen musste nicht allzu strikt sein. Die Vertragspartner überwachten den
Beginn der Produktion und machten später nur noch Stichproben. Ghibli konnte alle Manpower und
das technische Equipment des D.R. Digital Studios voll ausnutzen, das als eines der besten der Welt
gilt.
"Auf einigen Spezialgebieten sind bestimmte koreanische Studios ihrer Konkurrenz in Japan voraus.
In den D.R. Studios entstanden Filme wie 'Metropolis' und 'Jin-Roh'. Das Können der Mitarbeiter findet
weltweit Anerkennung, und die zahlreichen guten Restaurants in der Nähe heben definitiv die Moral
des Teams," scherzt Tanaka. "Die Arbeitsatmosphäre dort war ebenso gut, wenn nicht besser als in
den Ghibli Studios. Dennoch mussten wir wachsam bleiben, um die Arbeit von D.R. auf dem gleichen
Standard zu halten. Wir mussten sehr genau hinschauen, damit keine Divergenzen entstanden. Aber
die Energie der koreanischen Mitarbeiter erlaubte uns, 10.000 Einheiten in nur zweieinhalb Monaten
fertig zu stellen."
Biografien wichtiger künstlerischer Mitarbeiter
Masashi Ando – Leiter der Animationsabteilung
Geboren 1969 in Hiroshima, begann Masashi Ando sein Studium an der Kunstakademie der
Universität Tokio. Er gewann den Aufnahmewettbewerb für die Arbeit in den Ghibli Studios, verkürzte
seine Studienzeit und begann seine Karriere in der Animation. Er arbeitete mit an Isao Takahatas
"Only Yesterday" und anschließend an dem Spielfilm "Crimson Pig". Zu dieser Zeit wurde er ChefAnimator. In dieser Funktion war er an allen großen Studioproduktionen bis "On Your Mark" beteiligt.
Dann wurde er zum Leiter der Animationsabteilung ernannt, eine Position, die er mit viel Sachverstand
bei "Prinzessin Mononoke" und CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND ausfüllte.
Hayao Miyazaki ist ein sehr aktiver Regisseur. Welche Vorschläge hat er Ihnen unterbreitet?
Das Grafik-Design für CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND, und speziell für die Heldin, war eine
große Herausforderung. Miyazaki wollte Chihiro als normales kleines Mädchen. Soweit ich mich
erinnere, ist es das erste Mal, dass er einen Charakter nicht idealisiert haben wollte. Das ist sehr
ungewöhnlich in der Animation. Um eine realistische Figur zu schaffen, mussten wir gleichzeitig ihre
physische Beschaffenheit malen und ihre Seele einfangen. Wir mussten das psychologische Make-up
ihres Charakters festlegen. In Wirklichkeit verändert sich ein kleines Mädchen nicht sehr vor der
Pubertät. Chihiro ist zunächst ein schwieriges, immerzu maulendes Kind. Im Verlauf der Geschichte
findet das Publikum sie dann aber niedlich. Ihr Ausdruck wird einfach großzügiger, wenn sie mit den
vor ihr liegenden Aufgaben konfrontiert wird. Chihiro wird hübsch, wenn sie sich selbst beweist, dass
sie mutig ist, sich selbst aufopfert und ihr Leben in ihre eigenen Hände nimmt.
Wie würden Sie Yubabas Charakter beschreiben?
Normalerweise zeichnet Miyazaki alte Frauen mit Hakennasen. Ich wollte das ändern, weil ich für ihre
Figur eine eher europäische Vision des Älterwerdens sah. Als sie jung war, war sie eine schöne Frau
mit einer dominanten Nase. Die Jahren fordern ihren Tribut... Ich beschloss, ihr eine lange horizontale
Nase zu geben statt einer vertikalen. Miyazaki wollte, dass sie äußerlich akzeptabel erscheint – trotz
ihres großen Kopfes. Das war nicht einfach. Aber ich habe meine Version der Nase durchgesetzt
(lacht). Um Yubaba realistisch wirken zu lassen, sollte ihre physische Erscheinung ihre Persönlichkeit
spiegeln. Ihre Falten, die Schatten unter ihren Augen, ihre Ringe und die Schichten ihrer Kleidung...
für ihre Figur waren viele Details erforderlich.
Auch wenn das nicht sofort ins Auge springt, wurde doch viel Sorgfalt in die Animation von
Chihiros Eltern verwendet.
Noch einmal, ich wollte Chihiros Eltern weder in der typischen Miyazaki-Art darstellen noch wollte ich
dem Stereotyp der amerikanischen Zeichentrick-Industrie entsprechen. Den Vater sah ich als eher
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empfindsamen Typ, der seine kleine Tochter vergöttert. Die Mutter wirkte für mich eher kalt und
distanziert, jemand der sich allen familiären Problemen verweigert. Das mag dumm klingen, aber ich
dachte, ihre Ohrringe, das gefärbte Haar, der Lippenstift würden dem Publikum einen Einblick in ihren
Charakter geben – so etwas wurde noch nie in einem Miyazaki-Film gemacht. In den meisten seiner
Arbeiten gibt es eine starke Frau, die die Heldin führt. In diesem Fall wurde Lins Stärke durch ihre
breite Brust symbolisiert. Wir haben am Ende aber den Brustkorb schmaler gestaltet. Aber es hätte
mir gefallen, eine Amazone mit femininen Formen zu schaffen.
Ist Hakus Charakter typisch für eine Figur aus Miyazakis Universum?
Ursprünglich wollte ich Haku als mysteriösen, verstörenden Charakter darstellen. Dann entschieden
wir uns, die Figur leicht zu zeigen, entsprechend ihrer Veranlagung. Mein Hauptanliegen aber war,
jeden Vergleich mit den typischen Figuren kleiner Mädchen aus traditionellen Manga zu vermeiden
ebenso wie die Stereotypen in amerikanischen Cartoons. Das war Miyazakis klare Vorgabe.
Woher stammt die Idee für Kamajis Figur?
Das Konzept für Kamaji war einfach. Er war die Karikatur von einem der Studiobosse. Also griff ich
seinen Bart auf, Mund, Kiefer, Kopf, die Sehnen im Nacken, und vor allem die Augen, die ich durch
eine Sonnenbrille ersetzte.
Was haben Sie aus der Arbeit an CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND gelernt?
Ich denke, Hayao Miyazaki zögert viel weniger als früher, sein Bauchgefühl umzusetzen. Seine Filme
sind direkter geworden, ohne dabei an Vielfalt und Tiefe zu verlieren. Sie sind gleichzeitig leichter
zugänglich und interessanter geworden, was sich auch in den Boxoffice-Zahlen niederschlägt. Eines
Tages wird er sich zurückziehen, und die Frage ist, wer seine Nachfolge übernehmen wird. Anders als
bei "Prinzessin Mononoke" hat er nicht die ganze Arbeit übernommen. Bei diesem Film fungierte er als
klassischer Regisseur und Drehbuchautor. Ich persönlich denke, dass Ghibli, wenn es nach diesem
Film weitere produzieren will, mit den Konventionen brechen muss, die Miyazaki etabliert hat. Ich
selbst habe versucht, mit CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND einige der gängigen Grafik-Gesetze
der Vergangenheit zu sprengen. Überraschenderweise gab Miyazaki mir grünes Licht für das Schaffen
dieser Bilder. Die Zukunft wird zeigen, ob meine Wahl klug war oder nicht.
Yoji Takeshige – Künstlerischer Leiter
1964 in Philadelphia geboren, studierte Yoji Takeshige an der Tamara Art School in Japan. Seine
Karriere bei Ghibli begann als Background Designer für "My Neighbor Totoro" (1988). Er stellte sein
Talent außerhalb von Miyazakis Studio bei Prestigeprojekten wie "Les Ailes d’honneamise" (1987) und
"Patlabor" (1989) unter Beweis. Nach seiner Rückkehr zu den Ghibli Studios übernahm er
überraschenderweise die Rolle des Produzenten bei "Crimson Pig" (1992). Aber bald nahm er den
Zeichenstift in die Hand und arbeitete als Designer an "The Racoon War" (1994), "Whisper in the
Heart" (1995) und Mamoru Oshiis Klassiker "Ghost in the Shell", keine Ghibli-Produktion. Yoji
Takeshige wurde für das Musik-Video "On the Mark" zur gleichen Zeit zum Kreativ-Direktor berufen
als Masashi Ando Leiter der Animation wurde. Ein starkes Band verbindet die beiden, sie arbeiten oft
als Team zusammen.
Wie sind Sie an die Arbeit zu CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND heran gegangen?
Zum ersten Mal war ich eigenständiger künstlerischer Leiter. Im Gegensatz zu dem, was man auf den
ersten Blick vermuten könnte, hat die Landschaft dieses Films nichts mit "My Neighbor Totoro"
gemein. Hier basieren die Bilder in erster Linie auf Hayao Miyazakis fantastischen Vorstellungen,
während "My Neighbor Totoro" von real existierenden Plätzen inspiriert war. Meine Aufgabe war es,
die mentalen Bilder des Regisseurs für die Leinwand umzusetzen.
Worauf haben Sie besonderen Wert gelegt bei der Erstellung der Sets?
Normalerweise sind meine Zeichnungen vollgestopft mit Details. Diesmal habe ich versucht, meinen
Strich zu minimalisieren. Miyazaki wollte, dass ich mich auf das Verfeinern einiger visueller Motive
konzentriere, aber er wollte die Bilder nicht unruhig haben.
Gab Hayao Miyazaki Ihnen weitere Anweisungen?
Er bat mich, beim Zeichnen Chihiros Blickwinkel zu berücksichtigen. Und er wollte, dass ich Spaß bei
der Arbeit habe, was gar nicht so leicht ist, denn es ist ein schwieriger Job (lacht). Am wichtigsten war
ihm, die Realität verzerrt aus Chihiros subjektiver Perspektive zu zeigen.
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Als Sie die Stadt aus einer anderen Welt schufen – was war Ihre Inspiration?
Miyazakis Anregungen und die Gebäude im Koganei Park. Dort gibt es viele alte Häuser und alte
Schilder, die sie beschreiben.
Ganz wichtig in Ihrer Arbeit ist Licht und Farbe...
Auch das war Miyazakis Wunsch. Wir haben viel mehr Farbnuancen eingesetzt. Zum Beispiel die
dunklen Schattierungen der Noren, der Türvorhänge im Yuya, und die grellen Farben auf der Brücke.
Wir haben jede erdenkliche Rotschattierung benutzt! Damit all diese Farben auch sichtbar wurden,
durfte das Licht sie nicht übertönen, um den Farbkontrast zu erhalten. Wir wollten kein
fluoreszierendes Licht, sondern eher ein schwaches rötliches wie in den alten japanischen Zeiten.
Es gibt auch viele schwach ausgeleuchtete Szenen.
Richtig. In der Sequenz beispielsweise, in der Chihiros Eltern in Schweine verwandelt werden, presst
sich das kleine Mädchen gegen ein fast zerstörtes Haus. Diese Szene habe ich absichtlich verdunkelt.
Ich dachte, das sei ein probates Mittel, das Publikum Chihiros Furcht spüren zu lassen. Licht spielt
eine große Rolle bei der Animation und darf nie vernachlässigt werden.
Das Panorama der Stadt der Götter ähnelt manchmal der Skyline von Hongkong.
Das ist nicht beabsichtigt. Ich wollte den Gewohnheitseffekt von Hochhaus-Citys vermeiden. Wir
haben die typische Neonbeleuchtung aus den alten Tagen reproduziert. Für die Landschaft jenseits
des Wassers wollte Miyazaki ein unbekanntes Panorama, das dem Betrachter aber irgendwie vertraut
erscheint. Ihr Vergleich lässt mich vermuten, dass wir erfolgreich waren. Mich selbst erinnert die Stadt
an Shanghai.
Hatten Sie ein Modell für das Design des Yuya?
Nicht wirklich. Vielleicht hat es eine gewisse Ähnlichkeit mit den Thermalbädern von Dogo, wohin die
Studiomitarbeiter alle drei Jahre fahren. Die Treppen des Badehauses sind angelehnt an Megro
Miyabi Joens Dekor-Fotos, vor allem die Wandmotive und die Decken. Auch Malereien aus dem Nijo
Schloss und all die Objekte aus dem Gion Distrikt, dem Viertel der Geishas und Maiko in Kyoto,
dienten als Referenzen.
Welche Szene war am schwierigsten zu zeichnen?
Die, in der Chihiro den Zug nimmt, um zu Zeniba zu fahren und Haku zu retten. Auch wenn die
Sequenz nicht sehr belebt ist – wirklich kompliziert darzustellen war die Bahnfahrt auf dem Ozean.
Viele Striche wurden von Computergrafikern hinzugefügt, aber am Anfang hatte meine Abteilung den
Ton der Szene festzulegen. Eine Zugfahrt auf dem Wasser ist keine gewöhnliche Perspektive, aber
mit Zügen und Ozeanen sind wir vertraut. Die Szene musste realistisch sein. In einem Film wie
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND gibt es eine große Aufgabe: Das Unmögliche glaubwürdig zu
machen.
Wovon haben Sie sich bei der Kreation von Zenibas Haus leiten lassen?
Es sollte wie ein altes englisches Cottage mit Reetdach aussehen. Solche Häuser gibt es noch, sie
unterscheiden sich nicht sehr von alten japanischen Bauernhäusern. Entscheidend beim Zeichnen
des Hauses und all der kleinen Details, die es enthält, war die Ähnlichkeit zwischen Zeniba und
Yubaba herauf zu beschwören, und gleichzeitig dem Publikum klar zu machen, dass die
Moralvorstellungen der beiden Schwestern ganz unterschiedlich sind.
Welches Ziel hoffen Sie als Künstlerischer Leiter von CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND für
sich persönlich zu erreichen?
In unserem Metier laufen wir oft durch die Straßen und suchen nach Inspiration, ein Haus, eine
Straße, eine Tür, die Ecke einer Wand... wir versuchen uns vorzustellen, was sich hinter dem Objekt
unserer Faszination verbergen könnte. Wir setzen unsere Inspiration ein, um hinter das Geheimnis
eines Flecks zu kommen, der uns verzaubert. Ich hoffe, diese Sensibilität mit den Zuschauern von
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND zu teilen.
Joe Hisaishi – Komponist
Am 6. Dezember 1950 geboren, studierte Joe Hisaishi zunächst Musik an der Universität in
Kunitacchi. Sein erstes Album "Mkwaju", die rauschhafte Mixtur eines metallischen Walzers mit einer
sehr zeitgenössischen Klangfülle, nahm er 1981 auf. Mit dem Wonder City Orchestra produzierte er
danach "Information", eine verblüffend auf Perkussion basierende Komposition. Doch erst das
Zusammentreffen mit Hayao Miyazaki 1984 brachte ihn dazu, die ganze Spannbreite seines Talents
zu entfalten. Mit „Nausicaä“ avancierte er zum offiziellen Komponisten des japanischen Animations-
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Meisters. In den siebzehn Jahren ihrer Zusammenarbeit haben die beiden Männer ein breites StilSpektrum erkundet: episch, harmonisch-komplex, naiv...
1990 lernte Joe Hisaishi bei seiner Arbeit an "A Scene at the Sea" einen anderen berühmten
japanischen Regisseur kennen, Takeshi Kitano. Wieder gelang es dem kreativen Musiker, den Stil des
Regisseurs aufzugreifen und eine Musik zu komponieren, die die Bilder der Sittenlosigkeit auf der
Leinwand spiegelten. Hisaishi hat ein umfangreiches künstlerisches Werk geschaffen. Er ist in seiner
Heimat ein Star und neben seinen Arbeiten für Film und Fernsehen, stehen freie Kompositionen und
experimentelle Stücke, bis heute sind es fünfzig Alben. Vor kurzem legte er mit seiner Arbeit für "Little
Tom Thumb" des französischen Regisseurs Olivier Dahan seine erste internationale Produktion vor.
Für die Kompositionen in CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND verwendeten Sie eine breitere
Palette als üblich, eine Mixtur aus Gamelan Musik, Folksongs aus Okinawa und
Orchestersounds.
In Hinblick auf das Hauptthema des Films war ich nicht davon überzeugt, dass ein Orchester
notwendig war. Ein Klavier genügte, um Chihiros Emotionen überzeugend zu vermitteln. Dennoch, um
das Volumen und die Konsistenz des umfassenden visuellen Universums des Films auszudrücken,
war ein Orchester unerlässlich. Hayao Miyazaki legt großen Wert auf die Melodie der Architektur und
der Landschaft. Um eine bestimmte warme Note in den Score zu bringen, beschlossen wir, ein
Konzert lieber live aufzuzeichnen als im Studio. Meine künstlerische Wahl wurde beeinflusst von
Musik aus Bali, Volksliedern aus Okinawa, der Musik des mittleren Ostens und Afrikas. Die
Zusammenstellung erscheint disparat, und auf den ersten Blick erscheint es vielleicht nicht
einleuchtend. Aber mir war es wichtig, den Klangraum des Films ebenso zu öffnen wie seinen
visuellen Raum, der aus den zahlreichen und ungewöhnlichen Göttern und Geistern besteht.
War es schwierig, die Gefühle eines 10jährigen Mädchens musikalisch zu untermalen?
Ja, das war sehr kompliziert. Das beschäftigte mich mehr als die technischen Anforderungen der
Musik. Ich entschloss mich schließlich, nur Klavier und ein oder zwei Streichinstrumente einzusetzen,
um die Ruhe zu unterstreichen und das Chaos in Chihiros Innerem kontrastierend hervorzuheben. Ich
glaube, Miyazakis Lieblingsszene ist Chihiros Bahnfahrt zu Zeniba. Die Musik, die sie unterlegt, heißt
"Das Meer". Miyazaki mochte sie sehr und fand dass ihre Einfachheit, Nostalgie und Bescheidenheit
Chihiros geistige Verfassung wirklich einfängt. Dieser Film trifft eine sensitive Seite in jedem
Zuschauer. Nichtsdestotrotz hatte Miyazaki seine eigenen Vorstellungen. Er wollte nicht, dass die
Heldin am Ende selbst zur Gottheit wird. Für mich bestand die Schwierigkeit in der Vielfalt der
Emotionen, die zum Ausdruck kommen sollten. Nicht einfach heroisch oder romantisch – CHIHIROS
REISE INS ZAUBERLAND enthält viele Botschaften, sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Ein
Stück wie "Das Meer" musste dieser Komplexität Rechnung tragen.
Normalerweise schreiben Sie nicht so gerne eine Musik speziell für einen Charakter, aber bei
CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND machten Sie eine Ausnahme.
Als ich mich bei dieser Arbeit fragte, woran ich meinen Musikstil ausrichten sollte, wurde mir klar, dass
ich Themen komponieren musste, die die Anziehungskraft der Heldin unterstreichen. Unter diesen
Bedingungen ist es unmöglich, etwas zu schaffen, das nicht unmittelbar mit der Hauptfigur in
Zusammenhang steht. Es fiel mir sehr schwer, Yubabas Charakter richtig zu erfassen. Miyazakis
Arbeiten sind komplex. Ein- und dieselbe Figur kann eine Inkarnation von Gut und Böse sein, von
Freundlichkeit und Grausamkeit. Dieser diametrale Gegensatz ist eine nahe Konstante. Ich beschloss
schließlich, für Yubabas Musikthemen das Orchester einzusetzen. Ich komponierte eine Melodie, die
hohe und niedrige Töne mischt. Auch wenn normale Instrumente diese Noten spielen, wohnt ihnen
doch eine außergewöhnliche Qualität inne.
Wie war die Zusammenarbeit mit der Interpretin des Titelsongs des Films, der Musikerin und
Sängerin Yumi Kimura?
Es war lustig und bewegend zugleich. Yumi Kimura erzählte mir, dass sie der Film "Prinzessin
Mononoke", und speziell dessen Soundtrack, monatelang verfolgt habe, nachdem sie ihn gesehen
hatte. Damals beschloss sie, für Miyazakis nächsten Film zu arbeiten. Sie reichte ein Tape ein, das
auf einem "Prinzessin Mononoke"-Thema beruhte. Miyazaki war so gerührt, dass er sie anrief und
sagte, er arbeite an einem neuen Film und würde an sie denken.
Wie sind Ihre Eindrücke von CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND?
Was diesen Film auszeichnet, ist Miyazakis einmalige Art, seine persönlichen Gefühle in einen Film
einzubringen. Dadurch wird der Abstand reduziert zwischen dem Film, dem Regisseur und dem
Publikum. Meiner Meinung nach beruht der beispiellose Erfolg des Films auf dieser Komplizenschaft.
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Denn auch wenn Chihiros Welt fantastisch ist, so ist sie auch zutiefst menschlich. Ich habe versucht,
die Tiefe der beiden Seiten dieses Zustands in meiner Musik auszudrücken.
Die Synchronstimmen
Sidonie von Krosigk – Chihiro
Die Münchnerin Sidonie von Krosigk, Jahrgang 1989, weist mit ihren 13 Jahren schon einige
Erfahrungen vor der Fernsehkamera auf. 1997 gab sie in Diethard Klantes ZDF-Produktion "Die
Rache der Carola Waas" ihr Debüt, vier weitere TV-Rollen folgten, zuletzt "Was ist bloß mit meinen
Männern los?". Ihre erste Kinderhauptrolle spielte sie in Franziska Buchs mit dem Max-Ophüls-Preis
ausgezeichneten TV-Sozialdrama "Verschwinde von hier". Seit sie als Junghexe "Bibi Blocksberg" in
dem Kinoerfolg von 2002 die Herzen der kleinen und großen Zuschauer auch auf der Leinwand
erobert hat, könnte sie auf dem Sprung zu einer großen Karriere stehen.
Nina Hagen – Yubaba und Zeniba
Deutschlands Pop-Ikone der 80-er Jahre kam am 11. März 1955 als Tochter der Schauspielerin EvaMaria und des Autors Hans Hagen in Ostberlin zur Welt. Ihr Stiefvater wurde – acht Jahre später – der
Dissident und Liedermacher Wolf Biermann. Als Kind gehörte Nina mehreren ostdeutschen
Jugendorganisationen an. Mit 17 wollte sie die Schauspielschule in Berlin-Schonweide besuchen, fiel
aber durch die Aufnahmeprüfung. Sie verbrachte einige Monate in Polen, wo sie zum ersten Mal in
einer Band sang. Sie absolvierte mit großem Erfolg eine Ausbildung am Studio für Unterhaltungsmusik
und tourte jahrelang mit dem Alfons Wonneberg Orchester durch Ostdeutschland, bevor sie mit
"Automobil" ihre erste eigene Band gründete. 1976 – Biermann war bereits ausgebürgert – wurde
auch ihr nahegelegt, das Land zu verlassen. In Westdeutschland konnte sie ihre Musikkarriere nahtlos
fortsetzen. Nach einem Aufenthalt in London, wo sie einige Songs für die Gruppe Slits schrieb,
gründete sie 1977 mit den Mitgliedern ihrer alten Band die "Nina Hagen Band". Ihr erstes Album
erschien 1978. Die Arbeit an dem Film "Cha Cha" (1979) brachte sie mit der New Wave Diva Lene
Lovich zusammen, mit der sie fortan eine persönliche Freundschaft und eine Arbeitsbeziehung
verband. Hits wie "Don’t Kill the Animals" entstanden. 1979 trennte sich Nina von ihrer Band, um eine
Solokarriere zu verfolgen. Nina Hagen spielte u. a. in den Kinofilmen "Bildnis einer Trinkerin" (1979),
"Dandy" (1987), "Rock’n’Roll Junkie" (1994) und "Die Blutgräfin" (2000) und komponierte auch
Filmmusiken, u. a. zu "Teuflische Umarmung" (1984) und "Nina Hagen = Punk + Glory" (1999). Mit
ihren Auftritten als Sängerin und Schauspielerin, ihrer politischen Lyrik, ihrem öffentlich zelebrierten
Punk Rock -Lebensstil und dem Eintreten für die Rechte der Tiere sorgte sie immer wieder für Furore.
Nina Hagen ist die Mutter der Schauspielerin Cosma Shiva (geboren 1981). Ihr Sohn Otis kam 1990
zur Welt.
Haku – Tim Sander
Bekannt ist Tim Sander den Fernsehzuschauern als Kai Scholl aus der Endlos-Serie "Gute Zeiten,
schlechte Zeiten". Die Leser der Zeitschrift Bravo wählten den am 27. Juli 1978 in Berlin geborenen
Jungschauspieler unlängst zum Lieblingsstar der Soap. Vor seinem Schauspieldebüt in "Gute Zeiten,
schlechte Zeiten" arbeitete er regelmäßig als Synchronsprecher. Im Kino war er 2001 zum ersten mal
in Connie Walters "Wie Feuer und Flamme" zu sehen, als Punk im Ostberlin des Jahres 1982.
Während seiner Schulzeit spielte er selbst in einer Punkband. Über seine Arbeit bei "GZSZ" sagt Tim
Sander: "Am Tag müssen 23 Minuten Film produziert werden. Das geht nur mit Disziplin, Disziplin und
nochmals Disziplin."
Cosma Shiva Hagen – Lin
Cosma Shiva wurde 1981 in Los Angeles als Tochter des holländischen Rockmusikers Ferdinand
Karmelk und der deutschen Sängerin Nina Hagen geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie zwischen
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Paris, London, Amsterdam, Los Angeles, Ibiza und Jamaika pendelnd. Sie spricht fließend Englisch,
Französisch und Spanisch. In Deutschland besuchte sie ein Internat bei Lüneburg. Sie wuchs
teilweise bei der Großmutter Eva-Maria Hagen in Hamburg auf. Schon früh organisierte Cosma
Underground-Partys, schließlich wurden Casting-Agenturen auf sie aufmerksam. Einen ersten
Filmerfolg errang sie im vielbeachteten Fernsehmehrteiler "Der Laden" nach Erwin Strittmatter.
Weitere Rollen in Kino-, Fernseh- und Theaterproduktionen folgten. Im Sommer 2002 führte sie als
Reporterin durch die Kinderkanalserie "Politibongo".
Im Fernsehen spielte sie u. a. in "SoKo 5113", "Tatort", "Rosa Roth" und "Bella Block". Im Kino sorgte
sie in Marc Rothemunds "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit"
(1998) für Aufmerksamkeit und hatte einen Part in Joseph Vilsmaiers "Marlene" (2000). Zuletzt drehte
sie unter der Regie von Claude-Oliver Rudolph "Dirty Sky" (2003). Sie nahm außerdem einige
Hörspiele auf, synchronisierte Filme und stand auf der Theaterbühne.
Auch als Geschäftsfrau hat sich Cosma Hagen inzwischen hervorgetan: mit ihrer Firma
"Galaxina" veranstaltet sie Musik-Events und baut ein Plattenlabel auf.
1999 wurde sie mit der "Goldenen Kamera" als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. 2001
war sie für den deutschen Fernsehpreis für die Beste Nebenrolle in "Bella Block - Schuld und Sühne"
und "Berlin-Abschnitt 40" nominiert.
Über ihre bewegte Kindheit sagt Cosma, die Anfang 2003 den neu gestalteten Playboy mit aus der
Taufe hob: "Ich habe Udo Lindenberg 'Onkel' genannt und bei David Bowie und Wolf Biermann auf
dem Schoß gesessen".
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Preise
"Goldener Bär", Internationale Filmfestspiele Berlin 2002
"Best Animation", L.A. Film Critics Association Awards 2002
"Best Animated Film", N.Y. Film Critics Circle Awards 2002
"Special Commendation", Boston Society of Film Critics Awards 2002
"Best Animated Feature" National Board of Review 2002
"Best Picture", Awards of the Japanese Academy 2002
"Best Asian Film", Hong Kong Film Awards 2002
"Best Animated Feature", Online Film Critics Society Awards 2003
"Best Picture", Annual Annie Awards 2003
"Best Director", Annual Annie Awards 2003
"Best Writing", Annual Annie Awards 2003
"Best Music", Annual Annie Awards 2003
Pressestimmen
"Ein Feuerwerk der Fantasie! Dieser Film ist ein grosser Wurf. Miyazaki hat einen
Film gedreht, der sofort als Klassiker gelten darf."
Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Von allen Filmen, die sich um den Goldenen Bären bewerben, ist 'Chihiros Reise ins
Zauberland' der Film mit den sonderbarsten und den schönsten, den erregendsten
und den überwältigendsten Bildern."
Berliner Zeitung
" 'Sen to Chihiro' ist der erfolgreichste nichtamerikanische Film aller Zeiten: Ein
kleines Mädchen erlöst Japan vom Fluch des Materialismus.
[...]
ein Zeichentrickfilm, der vor allem eine Klage über den Werteverfall des modernen
Japan ist: Gier, Materialismus, Egoismus – all das, was die Konsumkultur Japans
ausmacht, ist böse.
[...]
'Sen to Chihiro' spiegelt nicht nur die Ängste der Japaner wider, er verheißt auch
Hoffnung: Rettungs ist möglich, aber sie kann nur noch von der nächsten Generation
kommen.
[...]
Mit solchen strengen Ermahnungen ein Massenpublikum zu rühren – das gelingt
Miyazaki dank der verführerischen Pracht seines Genres, des Trickfilms.
[...]
Aber wenn Chihiro erst mal erwachsen ist – diese Hoffnung gibt Miyazaki seinen
Landsleuten –, wird sie Japan ganz bestimmt vor sich selbst retten."
Wieland Wagner, Kulturspiegel (28. Januar 2002)
"Auch er ist wieder ein Meisterwerk, mein neuer Lieblingsfilm unter den zahlreichen
Meisterwerken von Miyazaki; ein Film, dessen Geschichte – die Trennung eines
Mädchens von ihren Eltern – das wichtigste überhaupt darstellt. Hier wird erzählt mit
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allen Miyazaki zur Verfügung stehenden Mitteln, angefangen von dem Reichtum
seiner Fantasie und der Kraft seiner moralischen Intelligenz, bis hin zu der
ausgezeichneten Kunstfertigkeit seiner Animatoren im Studio Ghibli."
Mark Schilling, The Japan Times (25. Juli 2001)
"Mit der erzählerischen Geschwindigkeit eines Spielfilms und den fantasievollen
Sprüngen eines ostasiatischen Manga, ist das 'japanimation box office' Phänomen
'Chihiros Reise ins Zauberland' ein absoluter Zauber.
[...]
... er unterscheidet sich sowohl bezüglich des Tons als auch des Geschmack sehr
von 'Mononoke', ohne dass man eine Öko-Botschaft eingehämmert bekommt, ohne
dunkle Gewalt und überhaupt mit einem heiteren, fantastischerem Gefühl. In
'Chihiros Reise ins Zauberland' schafft Miyazaki eine ganze Geisterwelt, die auf
Basis ihrer eigenen Naturgesetze funktioniert.
[...]
Das Aussehen ist häufig überraschend, mit einem Gefühl von traditioneller
Animation, die den Film vermenschlicht auf eine Weise, wie es eine rein digitale
Animation niemals vermag. Alle Zeichnungen, Charaktere und Sets wurden zunächst
mit der Hand gemalt, bevor sie für die Animation und die Farbgebung digitalisiert
wurden.
An 'Chihiros Reise ins Zauberland' können sich die Kleinen ebenso wie die
Erwachsenen erfreuen – eine Fanatsie mit Substanz und entwickelten Charakteren,
und einem Zauber, der seinetwegen nicht gerade niedlich ist.“
Derek Elley (20. Februar 2002)
"... ein Meisterwerk, rein und einfach – bestimmt die beste Sache, die der japanische
Animationsstil, der sogenannte Anime, hervorgebracht hat – und ein Film, der sich
die Fantasie und die Qualität seiner Ausführung betreffend in eine Reihe stellen kann
mit den klassischen Disney-Filmen der 30-er und 40-er Jahre."
Dave Kehr, The New York Times
*** stars
" 'Chihiros Reise ins Zauberland' ist der spritzigste und fesselndste Kinderfilm seit ...
nun ja, 'The Wizard of Or' und 'Alice im Wunderland'."
"...'Chihiros Reise ins Zauberland' ist ein Epos unter den animierten Kinderfilmen..."
Jack Matthews, Daily News
"...ein Triumph von psychologischer Einsicht und künstlerischer Brillanz..."
Lisa Schwarzbaum, Entertainment Weekly
"... solch ein Meilenstein in der Animation, der die Bezeichnung 'Meisterwerk' schon
fast unangemessen erscheinen läßt."
Lou Lumenick, New York Post
"Die Schönheit der Animation, eine geschickte Mischung aus mit der Hand gemaltem
Vordergrund und gut positionierten Computer-Hintergrund, dient dazu, das
Geschichten-Erzählen entstehen zu lassen."
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Elvis Mitchell, New York Times
"Meiner Meinung nach verändert Miyazaki Kinder mehr als die klassischen Disneey
Filme," sagt Helen McCarthy, die in London lebende Autorin von "Hayao Miyazaki:
Master of Japanese Animation" (Stone Bridge Press, $ 18.95). "Er fordert sie heraus,
mehr zu sein als sie sind, – ja mehr noch als die meisten Erwachsenen sich
vorstellen könnten, zu sein. Er sagt, 'Hier ist die Welt, welche Art von Veränderung
wirst Du in ihr machen? Welche Persönlichkeit wirst Du werden? Wirst Du jemand
sein, der andere ausbeuten muss, um sich selbst gut zu fühlen, oder wirst Du jemand
sein, der ein großzügiges Leben leben kann?"
Andy Bailey, New York Daily News (18. September 2002)
"… Chihiros Reise bringt Dich in eine Welt, unvergleichlich mit allem, was du jemals
zuvor gesehen hast."
ABC-News
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