Alpe – Adria – Universität Klagenfurt - Edu-Uni-Klu

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Alpe – Adria – Universität Klagenfurt
Institut der Publizistik und Kommunikationswissenschaft
180.660 Seminar zur Organisationskommunikation:
Kommerzialisierung der Kommunikation
Thema der Seminararbeit
„Die Romantik im Zeitalter der
Kommerzialisierung“
Name:
Maria Wawrzyniak
Matrikelnummer:
0260492
Leiter:
Dr. Carsten Winter
Semester:
Sommersemester 2005
Datum:
08. August 2005
erstellt am 07. Januar 2008
an der Universität Klagenfurt
EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
Ich versichere ehrenwörtlich, dass ich den vorliegenden Text selbst verfasst
habe, dass ich außer den angegebenen Quellen keine anderen benutzt
habe, dass jede Quelle gekennzeichnet ist, und dass ich diese Arbeit an
keiner anderen Stelle eingereicht habe.
___________________________________
Unterschrift des / der Verfassers / in
2
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ……………………………………………………… 4
2. Begriffsbestimmungen ……………………………………… 5
2.1. Der Begriff „Romantik“ …………………………………….. 5
2.2. Der Begriff „Kommerzialisierung“ ………………………… 6
3. Geschichtlicher Rückblick …………………………………. 8
3.1. Ursprünge des Begriffes Romantik ………………………. 9
3.2. Romantik im 17. und 18. Jahrhundert ……………………. 9
3.2.1. Epoche der Romantik 1790 – 1840 ………………. 13
3.3. Romantik im 19.Jahrhundert bis zur Jahrhundertwende.. 15
4. Eintritt der Romantik auf den Markt
4.1. Romantisierung der Warenwelt……………………………. 18
4.2. Liebesromantik in der Werbung ………………………….. 20
4.2.1. Werbeanzeigen aus den 30er Jahren …………… 21
4.2.2. Exkurs: Vergleich zu heutigen Werbeanzeige ….. 23
5. Über die Bedeutung der Medien beim Transport
„romantischer Bilder“
5.1. Romantik im Kino der 50er Jahre ……………………….. 26
5.1.1. Das Phänomen „Heimat“ …………………………. 26
5.2. Der Heimatfilm ……………………………………............. 28
6. Kommerzialisierte Romantik in der Gegenwart ……….. 30
7. Zusammenfassung …………………………………………. 33
8. Literaturverzeichnis
8.1. Literaturquellen…………………………………………….. 35
8.2. Bilder- und Internetquellen ……………………………….. 36
3
1. Einleitung
Das Thema dieser Seminararbeit lautet „Die Romantik im Zeitalter der
Kommerzialisierung“
Romantik existiert in unserem Alltag im großen Überfluss. Überall begegnet
sie uns und es scheint als nehme das Interesse am Romantischen
kontinuierlich zu. Gibt man in einer Internetsuchmaschine die Begriffe
„romantisch“ und „Romantik“ ein, erhält man als Ergebnis über 2 Millionen
Einträge. In dieser Unmenge an Romantischen findet man alles angefangen
von der Romantik als Epoche, von Traumurlauben in
Romantikhotels,
romantische Landschaften, aber auch eine Romantik des Fußballs und der
Eisenbahn. Den Impuls zum Thema dieser Arbeit gab mir das Buch „Der
Konsum der Romantik“ von Eva Illouz. Die Autorin untersucht in ihrem Buch
welche verschiedenen Vorstellungen von romantischer Liebe in den
unterschiedlichen
Gesellschaftsschichten
existieren
und
welche
Unterschiede hier vorherrschen. Mir stellte sich dann zwingend die Frage,
woher die ursprünglichen Wurzeln der Romantik stammen und woher die für
uns „so normalen“ und manchmal klischeehaften romantischen Vorstellungen
und Bilder stammen. Es wird heute nichts mehr verkauft, ohne das die
emotionale Ebene, in der die romantischen Vorstellungen verankert sind,
angesprochen wird.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung der Romantik von ihrer ersten
Erwähnung an, bis zu unserer heutigen Verwendung zu betrachten und
dabei den Prozess der Kommerzialisierung der Romantik näher zu
beleuchten. Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund dieser Arbeit:
Woher stammt unser heutiges Verständnis vom Romantischen? Seit wann
kann man von einer Kommerzialisierung der Romantik gesprochen werden?
Welche Rolle spielen hierbei die neuen Medien? Welche Veränderungen
lassen sich mit dem Eintritt der Kommerzialisierung verzeichnen? Und auch
inwiefern hat sich die Beziehung des Menschen zur Romantik gewandelt und
welche Werte haben sich geändert oder sind sogar erhalten geblieben?
4
2. Begriffsbestimmungen
Für das bessere Verständnis der Arbeit möchte ich zunächst eine Erklärung,
der im Titel erwähnten Begriffe „Romantik“ und „Kommerzialisierung“
vornehmen. Die Problematik der Definition beider Begriffe besteht darin,
dass sie keine materiell greifbaren Objekte sind, sondern eher den Charakter
eines beobachtbaren Phänomens tragen. Des Weiteren sind die Begriffe auf
viele Themengebiete anwendbar, wodurch eine präzise Eingrenzung des
Bedeutungsbereichs erschwert wird.
2.1.
Der Begriff „Romantik“
Die Begriffe
„romantisch“ und „Romantik“ sind in ihrem Gebrauch und
Bedeutungsspielraum so vielschichtig, dass eine präzise, sachliche Definition
gar nicht möglich ist. Die Begriffe sind eher „proteische Wörter“, d.h.
wandelbare und vielgestaltige Wörter, die man nur in ihren jeweiligen
Funktionen, bzw. Verwendungen generell definieren kann.1 Geht man von
den häufigsten Assoziationen und Konnotationen aus2, beschreibt das
„Romantische“
eine
Empfindung,
welche
mit
der
Liebe
und
den
verschiedenen kulturell abhängigen Ritualen assoziiert wird. Dazu zählen
romantische Aktivitäten, wie sie auch bei Eva Illouz genannt werden 3,
beispielsweise
ein
Spaziergang
zu
zweit,
die
Betrachtung
eines
Sonnenuntergangs am Meer, ein Picknick in naturschöner Umgebung, ein
romantisches Candlelight -Diner mit Kerzen und Wein oder ein Rendezvous
mit Kinobesuch. Anderseits erhält der Begriff seine spezifische Bedeutung
erst durch die differenzierenden Assoziationen in den unterschiedlichen
1
Vgl. Schulz, Gerhard (1996, S. 7)
Hierzu habe ich ca. 12 Personen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis befragt, welche
Assoziationen sie mit dem Begriff „romantisch“ und „Romantik“ verbinden, was für sie romantisch
ist und wann sie das letzte Mal einen „romantischen Augenblick“ erlebt haben. Diese Befragung
unterlag keiner wissenschaftlichen Methode und diente mir einen Überblick über das allgemeine
Verständnis von Romantik zu schaffen.
3
Vgl. Illouz, Eva (2003)
2
5
Kontexten (z.B. Romantik als literarische Epoche). Diese unterschiedlichen
Kontexte ergeben sich durch die historische Entwicklung des Begriffes und
seiner ständig variierenden Verwendung. So sieht Eva Illouz die romantische
Liebe als kulturelle Praxis, die dem doppeltem Einfluss der ökonomischen
wie der politischen Sphäre unterworfen ist und eine unmittelbare körperliche
Erfahrung impliziert. Romantik lässt sich aber auch allgemein gesehen als
etwas Gefühlvolles, Irrationales, Verträumtes und auch Schwärmerisches
umschreiben und steht für eine geheimnisvolle, abenteuerliche und
fantastische Beschaffenheit.
Diese Beschreibungen stützen sich auf das Nichtsachliche, basieren auf
Emotionalität. Anschließend soll nun gezeigt, wie sich die verschiedenen
Bedeutungen des Begriffs entwickelt haben. Im weiteren Verlauf der Arbeit
wird zu sehen sein, dass der Begriff durch Ambivalenz gekennzeichnet ist.4
Romantik wird dann als eine gefühlserregende Stimmung oder Atmosphäre
verstanden, die durch bestimmte kulturelle Praktiken hergestellt wird und die
Emotionalität des Augenblicks in den Mittelpunkt stellt. Diese Handlungen
verstehen sich als moderne Praktiken der Liebe, im Sinne von Illouz 5, die vor
allem verliebte Paare zum Zeichen der Zuneigung und Liebe vollziehen.
Dazu zählen romantische Praktiken wie ein Rendezvous, ein Kinobesuch
oder Verreisen, welche erst zu Beginn des 20. Jahrhundert, bedingt durch
den Kulturwandel in den 30er Jahren6, „erlernt“ wurden und aus heutiger
Sichtweise als selbstverständliche kulturelle Praktiken angesehen werden.
Obligat für diese Definition ist natürlich eine erkennbare und nachweisbare
kommerzielle Verwendung bzw. Vermarktung, sprich Kommerzialisierung.
2.2.
Der Begriff „Kommerzialisierung“
Die Begriffserklärung der „Kommerzialisierung“ ist für diese Arbeit besonders
wichtig, da dieser Begriff auf verschiedenen Ebenen definiert werden kann
Vgl. Honneth, Axel; Vorwort zu „Konsum der Romantik“, Illouz, Eva, S. 14
Ebd. Vorwort S.11
6
Siehe dazu Kapitel 4.
4
5
6
und schon häufig in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen stand. Ganz
sachlich
gesehen
umschreibt
der
Begriff
Kommerzialisierung
die
Unterordnung von ideellen und insbesondere kulturellen Werten unter
wirtschaftliche Interessen. Dadurch soll erreicht werden, dass ideelle Dinge
dem Gewinnstreben dienstbar gemacht werden.7 Saxer, beispielsweise,
begreift den Begriff der Kommerzialisierung als ein „komplexes Phänomen“
unserer Gesellschaft und ist ebenfalls der Meinung, dass der Begriff in eine
„synthetische Definition“ gefasst werden muss, d.h. in eine Definition, die
dem Kontext entsprechend zusammengesetzt wird.
In dieser Arbeit soll gezeigt werden, wie sich eine Kommerzialisierung der
Romantik vollzogen hat und seit wann man eigentlich von einer
Kommerzialisierung
sprechen
kann.
Wichtig
für
die
Definition
der
Kommerzialisierung ist vor allem, dass es sich dabei immer um Beziehungen
und bestimmte Werte zu Menschen, zwischen Menschen oder zu Dingen
oder Objekten handelt.8 Dementsprechend gehe ich davon aus, dass es im
Zeitverlauf
der
Menschheitsgeschichte
stetige
Veränderungen
der
Beziehungen und Werte der Menschen zur Romantik gegeben hat und auch
noch geben wird.
Da das Romantische auf der emotionalen Ebene basiert und quasi auf
Gefühlen begründet ist,
ist es wie bereits erwähnt als materieller
Gegenstand nicht fassbar. Um trotzdem aufzuzeigen, wie sich die
Kommerzialisierung
vollzogen
hat,
werde
ich
hier
„gesellschaftliche
Produkte“9 als Indikatoren verwenden. Anhand dieser lässt sich zeigen,
welches Bild von Romantik in der Gesellschaft zu bestimmten Zeiten
vorherrschte. Genauer werde ich das Phänomen der kommerzialisierten
Romantik in den ersten Kino- und Fernsehfilmen analysieren.10 Für diese
Arbeit soll der Begriff Kommerzialisierung folgend definiert werden: die
Kommerzialisierung wird als die zunehmende Vermarktung ideeller Werte
Duden – Das große Fremdwörterbuch, S. 724
Diese Definition stammt von Carsten Winter aus dem Seminar zur Organisationskommunikation im
SS 2005.
9
Darunter verstehe ich hier alle Materialien anhand derer das gesellschaftliche Bild von Romantik
erkennbar ist. So z.B. Zeitungsausschnitte, Plakate und vor allem Filme und schriftliche
Aufzeichnungen über die Romantik und das romantische Verständnis.
10
Siehe dazu Kapitel 5.
7
8
7
und zwar die der romantischen Liebe verstanden. Darunter fallen alle
Prozesse, in denen die Romantik in all ihrer Vielfalt und vor allem auch die
romantische Liebe profitorientiert auf dem Wirtschaftsmarkt angeboten und
vermarktet werden. Im folgenden 3. Kapitel werden nun die Ursprünge und
Entwicklungen der Romantik behandelt. Dabei werde ich auf die einzelnen
Jahrhunderte und insbesondere die Epoche der Romantik eingehen.
3. Historische Herleitung des Begriffes Romantik
Der Begriff Romantik ist, wie bereits im vorherigen Kapitel erwähnt, in
unserem Sprachgebrauch sehr vielseitig verwendbar und geht mit seinen
zahlreichen Assoziationen weit über seine traditionelle Bedeutung, wie in der
Kunst, Literatur oder Wissenschaft, hinaus. Romantik ist mehr als nur ein
Epochenbegriff, Christoph Reinfandt11 verweist darauf, dass der Begriff als
eine Diskursformation unserer modernen Zeit anzusehen ist. Romantik ist in
unserer Gesellschaft eine allgegenwärtige Ware von vielfältiger Art und
Weise: romantische Kleidung, romantische Musik, romantische Reisen oder
auch romantische Hotels sind nur einige Beispiele, die uns im Alltag
begleiten. Reinfandt sieht die Romantik als einen zentralen Bestandteil
kultureller Modernität und hält es ebenso für notwendig den Begriff in seiner
Vielfältigkeit und seine verschiedenen gesellschaftlichen Entwicklungen vom
Mittelalter bis zur Moderne zu betrachten.12
Im Folgenden soll nun die Entwicklung des Romantikbegriffs durch die
verschiedenen epochalen Abschnitte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert
näher betrachtet werden, um so die Hintergründe seiner universellen
Nutzungsweisen und Bedeutungen transparenter zu machen.
11
12
Reinfandt, Christoph (2003, S. 85)
Ebd. S.85
8
3.1.
„Die Wurzeln des Romantischen“
Der Ursprung des Begriffes Romantik liegt in der antiken Stadt Rom und
seine etymologischen Wurzeln gehen auf das Wort „romanz“ aus dem
Altfranzösischen zurück.13 Dies bezeichnet die romanische Volkssprache im
Gegensatz zum Latein der Gelehrten und steht schon hier in seinem
ursprünglichen Sinn antiker Lebensart gegenüber, wie später noch zu sehen
sein wird.
Geschichten, die in dieser romanischen Sprache geschrieben wurden
erhielten im Laufe der Zeit den Namen „Romanzen“, die inhaltlich von Rittern
und deren Abenteuer handelten. Um 1650 dann wurde daraus die kürzere
Form „Roman“ für die Bezeichnung einer Geschichte14, die einen
abenteuerlichen, erdichteten und phantasievollen Inhalt hatte. Allerdings war
diese Typisierung sehr kritisch konnotiert, da auch das Unwahre damit
bezeichnet wurde. Der Ritterroman wurde bei seinem immer größer
werdenden Publikum beliebt und hinzu kamen gotische Schauergeschichten
und auch der bürgerliche Liebesroman. In dieser Zeit assoziierte man
„romantisch“ mit etwas Exzentrischem, Unheimlichem, Überspanntem,
Gruseligem, aber auch etwas Gefühlvollem und Empfindsamem, d.h. der
Begriff war in dieser Zeit eher abwertend konnotiert. Schon hier zeigt sich,
wie unterschiedlich die Auffassungen von „Romantik“ und „romantisch“
gewesen sind. Diese Bedeutungen wandelten sich dann zunehmend in den
darauf folgenden Jahrhunderten.
3.2.
Der Begriff „Romantik“ im 17. und 18. Jahrhundert
Der Begriff „Romantik“ verlor seine kritische Bezeichnung noch Ende des 17.
Jahrhunderts. Romantik bekam eine zusätzliche Bedeutung, indem der
13
Schulz, Gerhard (1996, S.10)
Der Engländer Thomas Bailey verwendete 1650 erstmalig das Adjektiv „romantick“, welches für
ihn einfach „wie in einem Roman“ bedeutete. Vgl. Schulz, Gerhard (1996, S.10)
14
9
Begriff zunehmend zu einem Synonym der malerischen Künste wurde.
„Romantisch“
stand
Landschaftsbildern,
für
in
eine
denen
beschreibende
„bestimmte
Bezeichnung
Gefühlsqualitäten“
von
wieder
gespiegelt wurden.15 Als Beispiele nennt Schulz hier Bilder von Claude
Lorrain, Nicolas Poussin und Salvator Rosa und beschreibt, dass die Natur
einem Gegensatz zur geschäftigen Alltagswelt darstellte, indem sie in ihrer
Unberührtheit und Ursprünglichkeit gesehen wurde. Es entstand hier ein
„enges
Bündnis
zwischen
dem
Romantischen
und
der
Natur
als
außergesellschaftlicher Lebenswelt“.16
Besonders wichtig für das Verständnis des Romantischen dieser Zeit ist die
Verbindung mit dem Gottesbegriff, d.h. die Verknüpfung mit der christlichen
Religion, die Abwendung von den antiken Vorstellungen. Damit konnte nun
auch die Verbindung zur Transzendenz, dem Unterbewussten und der
Irrationalität hergestellt17 und das „Romantische“ nach psychologischen
Gesichtspunkten analysiert werden. Schulz spricht hier vom Eingang der
Psychologie in die Romantik.
Eine weitere spezifische historische Bedeutung bildete sich während des
18.Jahrhundert heraus, denn zu diesem Zeitpunkt haben die Begriffe
„romantisch“ und „Romantik“ auch in die Wissenschaften Einzug gefunden.
Schulz verweist auch hier wieder auf die zahlreichen Bedeutungen, die sich
daraus ergeben. Der besondere Reiz des Begriffes liegt in seinem Ermessen
darin, dass der Begriff Romantik wegen seiner Fülle an Bedeutungen und
Assoziationsmöglichkeiten immer wieder zur Verallgemeinerung eingeladen
habe.18
„Was alles man romantisch nennen zu dürfen glaubte, wurde zum
ästhetischen Begriff
des Romantischen zusammengefasst, und aus
Romantik wurde die Romantik als Name für eine Epoche in der Geschichte
der europäischen Kunst.“ (Schulz, Gerhard; S. 8)19
15
Ebd. S.11
Ebd. S.11
17
Ebd. S.16-17
18
Ebd. S. 9
19
Siehe dazu Kapitel 3.2.1
16
10
Dieser Bedeutungswandel vollzog sich natürlich nur nach und nach und nicht
alle waren sich darüber einig. Für viele war die romantische Kultur bis dahin
nur die Kultur der Romane, die das antike Epos ablöste.20
Ein solcher Bedeutungswandel vollzog sich auch in den gesellschaftlichen
Schichten. Hier bildete sich eine neue Öffentlichkeit und zwar die der
bürgerlichen Familie heraus, die einen Strukturwandel und eine wesentliche
Veränderung im Heiratsverhalten und in der Bedeutung der Familie nach sich
zog.21 Noch bis in das 17. Jahrhundert wurde in der „alten Gesellschaft“ eine
Heirat nicht als eine Liebesbeziehung abgesegnet, sondern es handelte sich
dabei um eine Familienangelegenheit, bei der ein Vertrag zwischen zwei
Menschen nicht zum Vergnügen, sondern zum Nutzen beider Familien
abgeschlossen wurde.22 Doch mit dem Wandel in der Gesellschaft und die
Veränderung von der Zweckehe zur Liebesheirat erhob die Paarbeziehung in
eine neue Stellung. Lawrence Stone beschreibt dies folgendermaßen: „Es
gab eine Verschiebung im kulturellen System, definiert als Anwachsen eines
gefühlsbestimmten Individualismus.“(1984, 407ff., 414f.)23
Faulstich beschreibt weiter, dass eine Vereinbarung von Liebe als erotischsexuelle Beziehung und der Ehe als vernünftige Ordnung zu dieser Zeit als
unvereinbar gehalten wurde. Dieses Prinzip jedoch setzte sich durch,
nachdem
die
Geldehe
verurteilt,
sich
ein
gewisser
Familiensinn
herausgebildet und die Moral zur Liebe sichtlich verbessert wurde. Dadurch
kam es auch zu einer drastischen Veränderung der Frauenrolle, denn auch
wenn man sich nun eine Gleichberechtigung aus dem neuen Paarstatus
erhoffte, stand der Mann durch eine allmähliche Ausdifferenzierung in der
neuen Markt- oder Waren-Öffentlichkeit. Der Mann übernahm eine externeinstrumentelle Rolle und die Frau verkörperte das neue Private, sie musste
familiär in einer intern-emotionalen Rolle funktionieren. Durch diese
konträren Geschlechterrollen entstanden enorme Defizite bei der Frau die
Das Wort „Romantik“ wurde 1790 erstmals in einem Roman von Johann Gottwerth Müllers
verwendet und bezog sich lediglich auf die Werke des schriftstellernden Romanhelden. Novalis
spricht 1799 als erster vom „Romantiker“ und meint damit ebenso einen Romanschriftsteller. Vgl.
Schulz, Gerhard (1996, S. 12)
21
Faulstich, Werner; (2002, S. 104ff.)
22
Vgl. Flandrin (1984, S. 159) In: Faulstich, Werner; (2002, S. 108)
23
Faulstich, Werner; (2002, S.110)
20
11
kompensiert werden mussten, um ihre eigene Identitätsbildung zuzulassen.24
Dies war nur möglich durch die Herausbildung eines Codes: dem der
romantischen Liebe. Faulstich spricht hier von einem speziellen Konzept der
romantischen Liebe des 18. Jahrhunderts, welches historisch entstanden ist
und auch nur eine gewisse Zeit überdauerte. Die romantische Liebe wird von
ihm als
ein psychologisches Phänomen angesehen. Weiter beschreibt
Faulstich: „Tatsächlich handelt es sich bei der romantischen Liebe (des 18.
Jahrhunderts) um ein kulturspezifisches Konzept, das aus sozialen
Veränderungen und letztlich aus deren wirtschaftlichen Ursachen heraus
entstanden ist.“ Als Ursachen dafür nennt er die Entsexualisierung, die die
Liebesehe nach sich zog, denn zu keiner anderen Zeit wurde die Sexualität
so verdrängt und tabuisiert wie im Bürgertum des 18. Jahrhunderts. 25
Giddens schreibt: „in der romantischen Liebe hat die Zuneigung, das
Kennzeichen erhabener Liebe, Vorrang vor dem sexuellen Begehren.“ D.h.
Sexualität wurde für die Männer außerhalb der Ehe angesiedelt, die Frauen
fanden als Mütter und Hausfrauen ihre Erfüllung „in der Ausbildung des
Ideals der so genannten romantischen Liebe“.26
„Dieses
Konzept
der
romantischen
Liebe
entwickelte
sich
über
Zwischencodes wie die galante Liebe und die empfindsame Liebe, letztlich
als Gegenüber zum Kapitalismus im wirtschaftlichen System mit dem Geld
als zentralem Austauschmedium und ist insofern Teil der Kultur des
Kapitalismus (…).“ Dabei sieht Faulstich die Gegensätze in den konträren
Prinzipien: zum einen das kalte und gefühllose Abstrakte auf Isolation und
Ausbeutung Ausgerichtete, und zum anderen das Prinzip des warmen und
emotionalen Sinnlich- Konkreten, welches auf Integration und Selbstlosigkeit
basiert. Der drastische Gegensatz macht sich besonders in den Beziehungen
zueinander bemerkbar: während die Handelspartner auf dem Markt
substituierbar sind und sich Beziehungen variabel an die Umstände
anpassen können, sind anderseits die Liebespartner von Dauer und nicht
ersetzbar.27
24
Vgl. Faulstich, Werner (2002, S. 111)
Faulstich, Werner; (2002, S.112)
26
Ebd. S. 112
27
Faulstich, Werner; (2002, S.113)
25
12
Aus dieser Zeit stammen auch die für uns heute typische „Symptome“ des
Verliebtseins und Beschreibungen für romantische Liebe, beispielsweise „die
Liebe auf den ersten Blick, Schicksalhaftigkeit der Liebe, auch als erste Liebe
gefasst, (sowie) der Unsagbarkeitstopos bzw. die angebliche Sprachlosigkeit
der echten oder wahren Liebe (…).“28 Ganz entscheidend für das
romantische Liebeskonzept dieser Zeit ist auch, dass es in keinem Fall mit
„der Liebe“ identisch ist, sondern hier eine Art „spezifische (Pseudo-)Version“
von Liebe darstellt, so Faulstich.
Auffällig für diese Zeit war besonders der Konsum der Frauen an
romantischen Romanen und Geschichten. Diese zeigen eigentlich nur die
verzweifelte Passivität der Mütter und Hausfrauen, die von der Öffentlichkeit
isoliert lebten und damit in einer Phantasiewelt das suchten, was in der
Alltagswelt vorenthalten wurde. „(…) Die Unwirklichkeit der romantischen
Geschichten war insofern ein Ausdruck von Schwäche, eine Unfähigkeit,
tagtäglich mit der frustrierenden eigenen Identität zu Rande zu kommen.“
(Giddens)29 Giddens spricht für diese Zeit gesehen auch von einer
romantischen Liebe, die im Wesentlichen eine feminisierte Liebe war.
Diese romantische Liebe, die Faulstich als ein nur zeitlich beschränktes
Phänomen ansieht, hebt sich deutlich von den bisherigen romantischen
Konzepten ab. Gewisse Widersprüche der romantischen Liebesvorstellungen
zeigten sich erst gegen Ende der romantischen Epoche.
3.2.1. Die Epoche der Romantik 1790 – 1840
Die Epoche der Romantik als solche möchte ich hier ebenso etwas genauer
betrachten, da sie meines Erachtens eng mit dem modernen Verständnis der
Romantik im 20. Jahrhundert harmoniert und ein Großteil ihrer Wurzeln hier
zu finden sind. Geschichtlich hat man den Zeitraum der Epoche von 1790 bis
1840 festgelegt. Natürlich ist hier keine eindeutige Abgrenzung möglich, da
28
29
Ebd. S. 113
Vgl. Faulstich, Werner; (2002, S. 114)
13
jede einzelne Wissenschaft, die die Romantik in sich birgt, ihres eigenen
Zeitraums bedarf.30
Beispielsweise in der Literaturwissenschaft: die romantische Kunst und die
Religion wurden erstmals 1793 von W.H. Wackenroder und L. Wieck zum
Leitbild der Gegenwart deklariert.31 Dieses Leitbild setzte sich aus der
Ablehnung zur Aufklärung und zum Klassizismus sowie der Sammlung und
Bearbeitung volkstümlicher Literatur zusammen.32 In der Literaturbewegung
kristallisierte sich ein unlösbarer Widerspruch zwischen der Sehnsucht der
Poesie und dem prosaischen (damit ist hier sachlich-nüchtern gemeint),
bürgerlichen Alltag heraus. Man versuchte das Vernünftige und Rationale mit
dem Unterbewussten zu vermitteln, d.h. die seelischen Bereiche des
Menschen sollten transparent gemacht werden. Die Poesie galt hier als
einende und harmonisierende Kraft und die Einheit von Bewusstem und
Unbewusstem sah man besonders im Märchen und im Mythos.
Diese romantische Bewegung vollzog sich gleichzeitig auch in den übrigen
europäischen
Ländern,
mit
gleichen
antiklassizistischen
und
auch
nationalbewussten Tendenzen.33 Ebenso fand in Amerika eine romantische
Bewegung statt.
Die Romantik in der bildenden Kunst lässt sich für den Zeitraum 1790 und
1830 festsetzen. Ihre Entfaltung stand in enger Verbindung mit der geistigen
- geschichtlichen Entwicklung. Von hoher Bedeutung zeichnete sich die
deutsche Landschaftsmalerei aus, denn hier standen Mensch und Natur in
einer innigen Beziehung zueinander und symbolisierten ein harmonisches
Bild.
In dieser Zeit herrscht eine Art Doppelbewegung die sich einerseits in der
Sehnsucht nach der unendlichen Natur und anderseits in der Versenkung in
das eigene Innere äußert.34 Diese Doppeldeutigkeit äußerte sich auch Ende
des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts in der Liebeskonzeption der
Romantiker. Einerseits verlangte man von der Liebe maximale Leidenschaft,
größtmögliche Freiheit für das eigene Ich, den Genuss des Sexuellen und
30
Schulz, Gerhard (1996, S. 8)
Brockhaus in 3 Bänden: Band 3, S. 122, Romantik (Literatur)
32
Ebd. S. 122
33
Vgl. Brockhaus S. 122
34
Vgl. Wucherpfennig, Wolf (1995, S. 133)
31
14
vor allem Spontaneität. Anderseits sollte die Liebe von überdauerndem
Glück, Tugend, Reflektion der eigenen Gefühle sowie vom Aufgeben des
eigenen Ichs für den Partner gekennzeichnet sein.35 Letztendlich waren die
Dauer und die Bindung des Paares wichtiger als die Intensität der Gefühle,
das Sinnliche wurde zunehmend ins Unbewusste gedrängt.
3.3.
Der Begriff der Romantik im 19.Jahrhundert bis zur
Jahrhundertwende
Das Interesse am Romantischen nahm stetig zu und allmählich zeichnete
sich
ein
gesellschaftlicher
Wandel
ab.
Neben
den
verschiedenen
romantischen Bewegungen in den Wissenschaften, spielte auch die
Auffassung der romantischen Liebe weiter eine tragende Rolle. Im Verlauf
des 19. Jahrhunderts steht der romantische Diskurs weiter in einer sehr
engen Verbindung mit der Religion und der Kirche. Die Romantik stellt sich
hier als Art religiöses Gefühl dar, welches immer noch die absolute Hingabe
zum Partner impliziert. Die romantische Liebe wird mit Pflege, Erbauung und
geistigen, weiblichen Aufgaben, sowie der sexuellen und geistigen Reinheit
assoziiert.36 Die ideologischen Werte der Frau als Mutter und Hausfrau des
18. Jahrhunderts, die nicht in die öffentliche Sphäre der Männer eindringen
durfte, sind bis dahin erhalten geblieben. Ihre Aufgabe bestand aus
Opferbereitschaft, Treue, Innerlichkeit, Passivität, Bescheidenheit und
Hingabe. Diese Umstände äußerten sich dann zunehmend in unglücklicher
und tragischer Liebe sowie Sehnsucht, da nun zwar eine Liebesheirat
möglich
und
gesellschaftlich
akzeptiert,
in
vielen
Familien
aber
Verheiratungen in der gleichen Gesellschaftsschicht weiterhin bevorzugt
wurden.
Zur Jahrhundertwende hin ging die zentrale Stellung der Religion
zunehmend verloren und es vollzog sich die Säkularisierung der Liebe, d.h.
die Liebe wurde aus der Religion herausgelöst und bekam eine noch
35
36
Vgl. Faulstich, Werner (2) (2002, S. 115)
Illouz, Eva (2003, S. 33)
15
zentralere Stellung in der gesellschaftlichen Kultur, wie sich bereits
ansatzweise im 18. Jahrhundert herausgebildet hatte. Da die romantische
Liebe, im Sinne des 18.Jahrhunderts, „üblicherweise mit dem Tod oder der
Eheschließung endet, ist sie insofern ein Funktionsäquivalent zur Religion“,
so Faulstich.37 Des Weiteren spricht er davon, dass sich die Liebe in dieser
Zeit zu einem zentralen Handlungsmedium des kulturellen Systems, neben
dem
ökonomischen
Handlungsmedium
Handlungsmedium
Macht
und
dem
Geld,
sozialen
dem
Medium
politischen
Einfluss,
herausdifferenziert hat.38 Das bedeutet, dass das Bild romantischer Liebe in
seiner primären Funktion so übergreifend war, dass es aus den
gesellschaftlichen Strukturen gar nicht mehr wegzudenken. Die Liebe als
Handlungsmedium hatte nur eine gesellschaftliche Aufgabe bzw. Funktion
und zwar die der Integration.39
Noch im 18.Jahrhundert „kumulierte“ die Liebe zu einem zentralen
Kulturmedium, da sie in allen Lebensbereichen und anderen verschiedenen
Dimensionen (Religion, Philosophie, Malerei und Literatur) „als ein zentrales
Orientierungs- Steuerungs- und Integrationskriterium fungierte.“40
Nun, Mitte des 19. Jahrhunderts, avancierte die Liebe zur Ersatzreligion und
gelangte zu dem Status mit der Ehe und dem Glück gleichgesetzt zu werden.
Dass die Sehnsucht nach dem Phantastischen und dem Sinnlichen noch
gegenwärtig war, lässt sich anhand der hohen Leserzahlen und der
steigenden Beliebtheit der romantischen Liebesromane ablesen.
Diese waren in der Zeit zwischen 1880 und 1920 die populärste Form der
Bücher, auch aufgrund ihrer erfolgreichen Kommerzialisierung. Illouz
schreibt, dass mit Beginn des 20.Jahrhunderts die romantischen Themen
eine bedeutende Veränderung erfuhren: „Die Liebe galt nicht nur als Wert an
sich, sondern auch als wichtiges Motiv bei der Suche nach Glück, das nun
zunehmend
als
individualistisch
und
privat
begriffen
wurde.“41
Die
romantische Liebe war also mehr als nur ein bestimmter Wert, sondern
wurde zunehmend wichtiger Gegenstand von Beziehungen vor allem des
37
Faulstich, Werner (2) (2002, S. 114)
Faulstich, Werner (2) (2002, S. 124ff.)
39
Faulstich, Werner (2) (2002, S. 124)
40
Faulstich, Werner (2) (2002, S. 126)
41
Illouz, Eva (2003, S. 34)
38
16
Menschen zu sich selbst, zur Stärkung des Ich-Empfinden, und zu
bestimmten Medien (hier zunächst das Buch als Liebesroman).
Nachdem nun die verschiedensten Bedeutungsweisen der Romantik und der
romantischen Liebe im Zeitverlauf der Geschichte erläutert wurden, soll nun
im nächsten Kapitel gezeigt werden, wie sich die Romantik in den
verschiedenen Medienbereichen etabliert hat.
4. Der Eintritt der Romantik auf den Markt – erste Schritte zur
Kommerzialisierung
Mit dem Wandel zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert hin, wandelte
sich auch die Beziehung der Menschen zur Liebe und Sexualität. Es schien,
als würde man versuchen, aus den engen moralischen Gittern der Prüderie
ausbrechen zu wollen. Auffällig war nämlich das zunehmende romantische
Verhalten in der Öffentlichkeit, wie zum Beispiel Küssen und Petting, welches
dem strengen und prüden Verhalten der Gesellschaft des 19.Jahrhundert
komplett entgegengesetzt war.42
Mit dem Aufkommen der Massenmedien war es nun möglich das
romantische Bild der Gesellschaft anschaulich in Sinnbildern darzustellen.
Dass heißt und so sieht es auch Illouz, dass die Medien es erst möglich
gemacht haben, die Vorstellungen der Romantik nicht mehr nur in Worten
auszudrücken, wie beispielsweise in den beliebten Liebesromanen, sondern
die Zeitschriften und Illustrierte die Möglichkeit der graphischen Darstellung
und Fotographie nutzen konnten.
„Die Massenkultur schuf dieses romantische Ideal nicht, und sie
erweckte es auch nicht in den Schauspielern der damaligen Zeit zum
Leben. Sie verwandelte jedoch das alte romantische Ideal in eine
„visuelle Utopie“ (…).“ (Illouz, 2003, S. 35)
42
Illouz, Eva (2003, S. 34f.)
17
Ausschlaggebend dafür waren die sich immer mehr ausbreitenden und bald
allgegenwärtigen Massenmedien, die das Aufkommen der sexuellen und
moralischen Rebellion sehr großzügig und glamourös repräsentierten.43
Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in den Städten (in
Deutschland wie auch in Amerika) zunehmend Tanzlokale, Varietés, Revues
und Kinos. Die fortschreitende Industrialisierung machte sich auch
gesellschaftlich bemerkbar, denn man setzte nun auf Individualität,
organisierte Massenkultur und materielle Vorteile.44 Die Freizeit stand nun
immer
mehr
im
Mittelpunkt
einer
jeden
Paarbeziehung
und
in
Werbeanzeigen spiegelte man das „perfekte und ideale romantische Bild“
wieder.
4.1.
Romantisierung der Warenwelt
Während sich die Moderne nach und nach entfaltet, entfaltet sich auch die
Welt der Zeitschriften und Illustrierten, große Verlagshäuser wie Mosse,
Ullstein und Scherl leben im Wesentlichen davon.
Technisch ermöglicht wird diese Massenkultur vor allem durch den billigen
Druck von Fotos in hohen Auflagen. Auch durch den Hörfunk, den es ab
1923 gab und vor allem durch den Film, der ab 1910 mit dem ersten Kino in
Deutschland populär wurde, entstand eine kulturell neue, eigenständige
Gesellschaftsstruktur.45 In dieser Zeit des Wandels wird schöne Literatur zur
Nebensache und die Werbung bekommt einen wichtigen Status: „Reklame
ist die Hauptsache“, heißt es in einer Beschreibung.46 Dass Werbungen in
Zeitschriften immer populärer wurden, zeigt auch Illouz auf. Eine Analyse von
ihr hat ergeben, dass sich die Werte, die mit Liebe verbunden wurden,
allmählich verändert haben. In den Werbebildern werden vor allem Pärchen
im Zusammenhang mit alltäglichen Produkten oder, wie sie Illouz nennt, mit
Ich-expressiven Produkten gezeigt. Anfangs konzentrierte man sich noch
43
Vgl. Illouz, (2003, S. 34f.)
Vgl. Wucherpfennig, Wolf (1995, S. 191f.)
45
Vgl. Wucherpfennig, Wolf (1995, S. 212)
46
Vgl. Wucherpfennig, Wolf (1995, S. 212)
44
18
auf Haushaltsprodukte wie Cornflakes, Brot, Kühlschränke und Möbel, später
dann
standen
Ich-expressive
Artikel,
wie
Schönheitsprodukte
zur
Unterstützung der eigenen Individualität und Anziehungskraft, im Mittelpunkt.
Das Interessante an diesen Werbeanzeigen ist die Verbindung der Produkte
mit Paaren, die elegant gekleidet sind und sich beispielsweise umarmen oder
in einer anderen Art und Weise „Opulenz und sanfte Erotik“ ausstrahlten.
Dies war u.a. ein Teil des neuen Modells einer „heißen Liebe, dass von den
Werbetreibenden genutzt wurde, um massenhaft produzierte Konsumgüter
an den Kunden zu bringen.“47 In diesen Werbeanzeigen spiegelten sich die
Vorstellungen der romantischen Liebe wieder. Illouz meint, dass auch große
Unterschiede darin bestanden, ob ein Pärchen bereits verheiratet ist oder
nicht. Daran waren die beiden immer noch konkurrierenden Wertsysteme
erkennbar. Doch mit der Zeit verschwanden die moralisch Werte und die von
den Massenmedien verbreiteten Werte der Konsumgesellschaft setzten sich
durch. In einer Beschreibung zu dieser Zeit findet man, aus der Sicht der
Kunstschaffenden“
einen
konkreten
Hinweis
darauf,
dass
sich
die
Gesellschaft sehr schnell an das neue Konsumkonzept angepasst hat:
„Die humanistisch gebildeten Schriftsteller gewannen den Eindruck, dass
individuelle
geistig-künstlerische
Leistung
nichts
mehr
gilt
in
einer
Gesellschaft, in der sich einerseits die Massen organisierten, in der
anderseits nur der materielle Vorteil und die glänzende Fassade zählten.“
(Von den Anfängen bis zur Gegenwart, S. 191f.)
Die Vergnügungs- und Freizeitgüter nehmen auf dem jungen Markt
kontinuierlich zu und bringen die Freizeit mit der Liebesromantik in
Verbindung. Die Werbebilder bauen systematisch eine Verbindung zu den
Themen und Motiven der Jugend, Schönheit, Spontaneität, aber auch
Abenteuer Selbsterfahrung und Spannung auf. Illouz beschreibt dies folgend:
„Diese Verknüpfung von Liebe und Romantik mit hedonistischen und
antimodernistischen Themen markiert den Wandel von einer viktorianischen
Moral zu einer konsumorientierten oder „hedonistischen“ Moral, in der das
47
Illouz, Eva (2003, S. 39)
19
Vergnügen aktiv propagiert und weniger ambivalent behandelt wird.“ (Illouz,
S. 41)
In gewisser Weise wird durch die Werbung das Bild der prickelnden und
spannenden Liebesbeziehung der langweiligen Ehe gegenüber gestellt. Es
wird eindeutig die Lust an der Liebe und dem Konsum vermittelt, d.h. die
Liebe bewusst als kommerzielles Mittel verwendet. Ein Gefühl welches zuvor
noch die Stimmung einer Epoche entsprach, wird nun zur Verkaufsförderung
verschiedenster Produkte angewendet.
Im nächsten Kapitel soll gezeigt werden, wie die Liebe und das Produkt in
der Werbung vereint wurden.
4.2.
Liebesromantik in der Werbung
Möglich gemacht haben dies zwei Prozesse, die sich parallel ereignet haben.
Illouz spricht dabei von der „Romantisierung der Waren“ und von der
„Verdinglichung der romantischen Liebe“.48 Zum einen kann man sagen,
dass Produkte des Alltags immer drastischer mit der Liebesromantik in
Zusammenhang gestellt wurden und dadurch eine „romantische Aura“
bekommen. Zum anderen, dass die gesellschaftlichen Vorstellungen der
romantischen Liebe, mit der Möglichkeit des Abdruckens von Fotographie
usw., bildlich dargestellt werden konnten. Je öfter die Darstellungen in den
Werbeanzeigen Verwendung fanden, desto schneller konnte sich das Bild,
hier das der romantischen Liebe, manifestieren.
48
Illouz, Eva (2003, S. 28)
20
4.2.1. Werbeanzeige aus den 30er Jahren
Zur Verdeutlichung der Werbestrategien möchte ich ein Beispiel aus den
30er Jahren näher betrachten. Das Thema der romantischen Liebe wurde
nicht nur auf eine Produktart, sondern auf viele verschiedene Produkte
gleichermaßen angewandt. Innerhalb dieser und anderer Werbeanzeigen
kann man nach Illouz zwei verschiedene Ebenen innerhalb der Anzeige
unterscheiden. Zum einen ist dies die Ebene des offenen Konsums. Damit ist
das Produkt selbst gemeint. Zum anderen gibt es die Ebene des
verborgenen Konsums. Sie meint hier damit, dass das Produkt mit anderen
Aktivitäten, die das Paar ausführt, in Zusammenhang gebracht wird. D.h. es
soll innerhalb der Werbung die romantische Liebesassoziation mit einem
bestimmten Produkt in Verbindung gebracht werden.
Im Mittelpunkt des Bildes ist das Auto unübersehbar als beworbenes Produkt
platziert. Das ganze Ambiente, welches um das Paar herrscht,
Anzeigenwerbung für
ein Automobil aus den
30er Jahren - Ein frisch
verheiratetes Paar sitzt in
romantischer
Sonnenuntergangsstimmung vor dem Auto,
welches diesen
Augenblick erst
ermöglicht hat.
Quelle:
www.yesteryear.auracom.
com
21
ist voll und ganz von einer romantischen Stimmung geprägt. Das Paar ist in
trauter Zweisamkeit in der freien Natur und genießt den romantischen
Sonnenuntergang. Der Werbeslogan dazu lautet: „Dream car for a heavenly
Honeymoon!“ und zeigt, dass das Paar frisch verheiratet sich in den
Flitterwochen befindet und alles nur so schön ist aufgrund des „himmlischen
Autos“.
Auch in den anderen Werbeanzeigen werden die Paare größtenteils in
Freizeitaktivitäten wie bei einem Kinobesuch, Picknick, Rendezvous oder
Tanzabend gezeigt.49 Auffällig dabei ist, dass die romantischen Aktivitäten,
die den verborgenen Konsum zeigen, in einer bestimmten Art und Weise
sehr „naturalisiert“ präsentiert werden, d.h. . Illouz differenziert dabei in drei
verschiedenen Kategorien (Illouz, S. 44f.):
(1) Glamour und Eleganz begleiten die verborgene Darstellung von
Luxusgütern (vor allem Kleidung und Schmuck)
(2) „Intensität und Erregung“ werden üblicherweise mit Natur in Gestalt
einer Reiseware assoziiert (das Paar wird oft auf einem Boot oder
auf dem Land gezeigt)
(3) „Intimität“ und „Romantik“ werden mit Kinobesuch, Reisen, Tanzen
oder einem Abendessen bei Kerzenschein assoziiert.
Dabei
werden
also
stets
die
Freizeitaktivitäten
nur
indirekt
als
Konsumobjekte gezeigt. Und damit gleichzeitig ein gewisser „Fetisch“
hervorgerufen, der mir vorgibt, nur wenn ich dieses Produkt konsumiere, ist
die Möglichkeit gegeben, einen solchen Moment zu erleben.
Die Werbetreibenden haben also bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts die
romantischen Liebesvorstellung zum Verkauf ihrer Produkte einsetzen
können. Ich sehe hier einen zwingenden kulturellen Zusammenhang, dass
diese Strategie funktionieren konnte, war allenfalls nur möglich, da Teile der
Gesellschaft
zum
Beginn
der
Moderne
allem
Moralischen
und
Sittenstrengem entgegenwirken wollten. Einen weiteren wichtigen Aspekt
spielten dabei sicher auch die neuen Medien wie Werbung und Film. Durch
49
Illouz, Eva (2003, S. 43-45)
22
die neuen technischen Errungenschaften, produzierte man authentische
Bilder, die das Unterbewusstsein und somit die auch emotionale Gedankenund Gefühlswelt schneller erreichen konnten. Dass dieses Konzept der
Gefühle
funktioniert
und
erfolgreich
ist,
kann
man
anhand
der
Werbegeschichte verfolgen. Deshalb möchte ich nun ein Vergleich zu einer
aktuellen Werbekampagne herstellen.
4.2.2. Exkurs: Vergleich zu aktueller Werbekampagne von
„T-Mobile“
Das Telekommunikationsunternehmen Telekom wirbt in seiner aktuellen
Werbekampagne (2005) auf eine moderne Art und Weise für Kommunikation
und
ihre
eigenen
Produkte.
Diese
Kampagne
erstreckt
sich
über
Plakatwände und Werbeanzeigen in Zeitschriften sowie Radio- und
Fernsehspots
in
ganz
Österreich.
Alle
diese
Werbeeinschaltungen
orientieren sich am gleichen Grundprinzip, dass der zwischenmenschlichen
Beziehung und haben einen hohen Wiedererkennungswert in ihrer Melodie.
Die Fernsehspots50 bauen alle aufeinander auf und sind zum unmittelbaren
Hintereinanderschalten in den Werbeblöcken gedacht. Im ersten Spot sieht
man Paar, das mitten in einer belebten Fußgängerzone steht und sich
umarmt. Dazu ertönt ein Opernausschnitt aus „La Traviata“ von Verdi 51. Die
Kamera entfernt sich langsam und es erscheint der Slogan „Eine
Umarmung“, neues Bild und „T-Mobile for a better world for you“, danach die
Erkennungsmelodie von T-Mobile. Im darauf folgenden Spot ertönt die
gleiche Musik, das Paar steht noch immer in Umarmung und die Passanten
gehen ungeachtet an beiden vorbei. Es erscheint diesmal der Slogan:
„Verbindungen, die niemals abreißen“, danach „T-Mobile For a better world
for you“. Im dritten und letzten Spot spielt wieder die gleiche Opernmusik und
50
Fernseh- und Radiospots zu finden unter:
http://www.t-mobile.at/unternehmen/presse/TV_Radio/index.html
51
Hörproben unter www.bol.de
23
beide lösen sich aus ihrer innigen Umarmung, er geht davon und sie schaut
ihn mit traurigen Blicken hinterher. Er dreht sich um und hält sein Handy
nach oben und lächelt. Sie lächelt beruhigt zurück. Der Slogan erscheint:
„400 Freiminuten in alle Netze“.
Alle Spots erinnern an die Verabschiedungsszene zweier Verliebter in einem
Liebesfilm. Diese Stimmung wird vor allem durch die herzzerreißende
Opernmusik unterstützt. Die Musik wird ebenso in den Radiowerbespots
verwendet. Da heißt es von einer männlichen Stimme gesprochen: „Denken
sie an einen Menschen der ihnen besonders wichtig ist und schenken sie ihm
eine Umarmung. T-Mobile for a better world for you.“ Und ein weiterer Spot
mit dem Titel „Verbindung“: „For your business. Verbindungen, die niemals
abreißen.“ Es ist klar zu erkennen, dass in allen Spots nur die Rede von
Verbindungen und Beziehungen ist, die durch T-Mobile aufrechterhalten
werden kann. Dabei wird aber nie direkt ein Produkt gezeigt, sondern nur
flüchtig das Handy als Kommunikationsmittel. Es wird kein Objekt umworben,
sondern lediglich die Beziehung zweier Menschen zueinander näher
betrachtet. Der Rezipient beobachtet die „tragische“ Abschiedszene und ihm
wird die rettende Lösung für das „Happy End“ unmittelbar präsentiert.
Natürlich ist es unmöglich einem Menschen eine Umarmung zu schenken, in
dem ich an ihn denke. Aber hier sieht man, dass nicht die materiellen Sachen
im Mittelpunkt stehen, sondern ideelle Werte, die im Zeitalter der mobilen
und flüchtigen Kommunikation vielleicht schon in Vergessenheit geraten sind.
Dem
Rezipient
wird
gezeigt,
dass
ich
heute
trotz
Entfernung,
Wochenendbeziehung und ständiger Flexibilität jederzeit für die Menschen,
die mir am wichtigsten sind, erreichbar bin und meine Beziehungen
aufrechterhalten kann. Das Ganze geht natürlich ohne Probleme, wenn ich
mit den Freiminuten unabhängig telefonieren kann.
Ein anderer Spot dieser Kampagne zeigt ein sich gegenübersitzendes
Pärchen in einem Cafè. Der Mann hält ein Handy in der Hand und fängt laut
und herzhaft an zu lachen. Er zeigt das Handy ihr und auch sie verfällt in ein
lautes Lachen. Beide lachen zusammen und es erscheint der Slogan: „Ein
Lachen“ – T-Mobile for a better world for you.“ Auch hier wird eine Beziehung
zwischen zwei Menschen durch das gemeinsame Lachen ausgedrückt.
Lachen ist hier die Verbindung und diese wurde nur durch das Handy
24
ermöglicht. Worüber hier gelacht wird bleibt ein Geheimnis und macht die
ganze Szene spannend und der Rezipient wird neugierig. Warum haben
beide so gelacht?
Zum genaueren Vergleich lässt sich eine Werbeanzeige der Kampagne für
eine Zeitschrift heranziehen. Im Vordergrund der Anzeige ist in freier Natur
ein Pärchen zu sehen, dass gemütlich bei einem Picknick mit einem Glas
Wein sitzt. Sie sitzt ihm auf seiner Jacke gegenüber und beide schauen sich
tief in die Augen. Im Hintergrund sind Felder und eine Stadt zu erkennen.
Betrachtet man den Bildaufbau befindet sich relativ genau im Goldenen
Schnitt der Fotographie eher unscheinbar das Produkt, welches beworben
wird. Die Werbung zeigt, dass es neben den Geschäftspartnern in der
hektischen Arbeitswelt auch noch andere Menschen gibt, denen man sich an
einem ruhigen, romantischen Ort fern vom Alltagsstress ohne weiteres
widmen kann und trotzdem in Kontakt mit der Berufswelt steht. Der
„Konferenzraum“
(Bildtitel)
wird
zum
Freizeit-
und
Erholungsraum
umfunktioniert. „Damit sie sich aufs Wesentliche konzentrieren können“ und
man seinen Arbeitstag etwas flexibler gestalten kann.
Betrachtet man nun das Paar und das Ambiente in dieser Anzeige, lässt sich
durchaus
ein Zusammenhang zu den Werbeanzeigen der 30er Jahre
herstellen. Bei beiden befindet sich ein Paar zusammen in der Natur und
genießt die gemeinsame freie Zeit. Dabei wird etwas konsumiert52, was
natürlich zu einem romantischen Ambiente nicht fehlen darf. In der 30er
Jahre-Anzeige äußert sich der Konsum dadurch, dass beide erst mit dem
Auto in die freie Natur gefahren sind. Dieser Aspekt der freien Natur steht für
die Abgeschiedenheit von der Alltagswelt und spielte schon in den früheren
Definitionen der Romantik eine zentrale Rolle. Auch hier gilt wieder, nur mit
diesem Produkt habe ich die Möglichkeit romantische Augenblicke mit den
Menschen, denen man nächsten ist, zu erleben. Ohne die Mobilfunktechnik
gäbe es vermutlich kein romantisches Picknick und ohne das neue Auto
gäbe es vermutlich keinen romantischen Abend zu zweit. Beide Anzeigen
bewerben ein neues technisches Produkt und trotz der dazwischen
52
Illouz geht davon aus, dass alle von uns bekannten und mit Romantik verbundenen Aktivitäten mit
dem Konsum in unmittelbaren Zusammenhang stehen. D.h. romantische Praktiken basieren auf dem
kapitalistischen Markt (2003)
25
liegenden Zeitspanne sind sich die Anzeigen in ihrem Grundprinzip sehr
ähnlich. Im Mittelpunkt der Werbeanzeigen steht eigentlich die Botschaft,
dass die Beziehung von Mensch zu Mensch und zu den Dingen nur durch
das Produkt gewährleistet wird.
5. Über die Bedeutung der Medien beim Transport
„romantischer Heimatbilder“
5.1.
Heimatromantik im Kino der 50er Jahre
Ein weiteres Medium welches ich hier näher in Bezug auf die „romantische
Liebe“ und ihre Kommerzialisierung betrachten möchte, ist der Film.
Zunächst betrachte ich diesen in seinen Anfängen als Kinofilm und ab den
60er Jahren den Fernsehfilm.
In der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs, in der Zeit des Wiederaufbaus
wurde das Kino zum populärsten Freizeitmedium. Man nannte diese Zeit
auch Zeit des Kinowunders, denn es fand ein richtiger Kino-Boom in den
50er Jahren statt. Im Durchschnitt besuchten die Kinogänger im Jahre 1956
16-mal pro Jahr den Kinosaal auf. Gesellschaftsforscher sprechen davon,
dass man versuchte, sich vom tristen und monotonen Nachkriegsalltag
abzuwenden, um Unterhaltung zu genießen.53 Bereits mit Beginn der 30er
Jahre
entdeckte
die
amerikanische
Kinowelt
das
Thema
der
Liebesbeziehung für sich und sorgte für ein großes Angebot an Filmen über
die Romantische Zweisamkeit.54 Die Filmlandschaft im deutschen und
österreichischen Kino gestaltete sich da etwas anders, denn das beliebteste
Filmgenre dieser Zeit stellten der Heimatfilm dar. Dieses spezielle Filmgenre
muss im Zusammenhang mit seinem Namensgeber näher erläutert werden,
um den Bezug der Romantik ersichtlich zu machen.
53
54
Wikipedia Internet Enzyklopädie
Illouz, Eva (2003, S.35)
26
5.1.1. Das Phänomen „Heimat“
Der Begriff Heimat ist ein „Phänomen“ der deutschen Sprache und ist ähnlich
wie der Begriff der Romantik durch eine Vielschichtigkeit an Bedeutungen
geprägt. Einerseits ist Heimat der Ort, in dem man seine Lebensweise und
Weltanschauung wieder spiegelt und psychologisch gesehen „ist Heimat ein
rein subjektives Empfinden, unabhängig von reellen Grenzen“. 55 Bernhard
Schlink spricht sogar, wieder ähnlich wie bei dem Begriff der Romantik 56, von
einer Utopie und meint damit Heimat ist ein Gefühl, ein Nicht-Ort, sowie
Hoffnung und Sehnsucht. Auch Gertraud Steiner spricht bei „Heimat“ von
einem utopischen Begriff, der bereits in Epoche der Romantik, in Verbindung
mit der Volkstumsbewegung, erwähnt wird57. Hierbei wurden dem Begriff
religiöse, soziale und vor allem nationale Leitbilder projiziert und diente
schon damals zur Stärkung des „Selbstwertgefühls in einer politisch
unangenehmen Lage“. Weiter schreibt sie, dass in der Zeit der Romantiker
tendenziell allen Relikten der Vergangenheit eine andächtige Haltung
eingenommen wurde, in Andenken an eine angeblich „bessere“ Zeit. 58
Dieses sehnsüchtige Wesen nach Vergangenem im Begriff „Heimat“ wird
auch noch später in den Heimatfilmen vertreten sein.
Durch die Industrialisierung des 19.Jahrhunderts wandelte sich der Begriff
zum Sinnbild schöner Natur und Idylle, in dem man das Bauerntums und des
Landlebens idealisierte. Bereits in dieser Zeit wurde der Begriff Heimat zu
einem Schlagwort und symbolisierte die bäuerliche Lebensweise, im
Gegensatz zum Trend der Stadtflucht. Dadurch, sowie auch durch andere
Tendenzen wie Brauchtumspflege und Einsatzbereitschaft für „das Volk und
Vaterland“, wurde „Heimat“ bald mit einer „besseren Welt gleichgesetzt und
zu
einem
Symbol
für
ungestillte
Sehnsucht
hochstilisiert.“59
Diese
Entwicklung war vor allem eine Bewegung gegen den zunehmenden
Sozialismus in den Städten und stellte eine romantische Alternative dar.
55
Wikipedia Internet Enzyklopädie (07/2005)
Eva Illouz beschreibt die romantischen Liebe als eine Utopie, der wir versuchen gerecht zu werden.
(2003, S. 2, 9, 14)
57
Buchschwenter, Robert: (1996, S. 272)
58
Steiner, Gertraud (1987, S. 12ff.)
59
Ebd. (1987, S. 16)
56
27
Steiner schreibt, dass „die Kleinbürger (…) ihre Sehnsüchte auf das Land
(projizierten) und nahmen damit eine Lebensweise und Lebenshaltung für
sich in Anspruch, zu der sie in Wahrheit nie Zugang gehabt hatten.“60 Im
Nationalsozialismus
bekam
der
Begriff
Heimat
ein
ideologisches
Charakteristikum. Man kann also sagen, dass sich nach dem Zweiten
Weltkrieg der Mythos der Heimat in den Filmen überlebt hat. Das
romantische Heimatgefühl war eines der Grundprinzipien im Heimatfilm.
5.2.
Der Heimatfilm
Die Blütezeit des deutschen und österreichischen Heimatfilms waren die
50er Jahre. Das Charakteristische für den Heimatfilm sind seine unberührten
Landschaften mit Almen und Wiesen und vor allem eine darin eingebettete
Liebesgeschichte als tragende Handlung. Dabei stehen Tradition, Trachten
und Volkstümliches im Vordergrund.61 In der Nachkriegszeit spricht man vor
allem davon, dass man versuchte in diesen Filmen die nicht zerstörte, noch
„heile“ Welt zu zeigen und die nach dem verlorenen Krieg verloren
gegangenen Werte aufzubessern. Viele Kritiker sprechen von Kitschfilmen, in
denen voraussehbaren Handlungen und kitschig heile Welt vorgespielt wird.
Aber nicht umsonst sind diese Filme Kassenschlager gewesen, denn sie
zeigen genau das, was die Menschen unter dem verbreiteten utopischen
Heimatgefühl verstehen. Die Flucht, von der Stadt ins idyllische und friedvolle
Land, gibt dem Heimatfilm das Image eine Welt darzustellen, die „heut’ noch
schön ist“.62
Ähnlich wie in den romantischen Vorstellungen des 18.
Jahrhunderts stellt die Landschaft eine Flucht von der Alltagswelt dar. Der
romantische Aspekt in allen Heimatfilmen wird über die vielen harmonisch
meist mit glücklichem Ende ausgehenden Liebesgeschichten vermittelt,
ebenso auch das Gefühl welches in den zahlreichen „natürlichen“
Landschaften impliziert ist. Diese Art des Aufbaus der Filme erinnert stark an
60
Steiner, Gertraud (1987, S. 16)
Wikipedia Internet Enzyklopädie
62
Buchschwenter, Robert: (1996, S. 261)
61
28
die Romantischen Romane, die bereits zur Jahrhundertwende so populär
waren, denn auch hier wurde das Bild harmonischer und glücklicher
Paarbeziehungen verkauft.
Der erfolgreichste Film ist „Echo der Berge“ bzw. im deutschen Verleihtitel
„Der Förster vom Silberwald“ und stellt heute eine Art Prototyp des
Heimatfilms dar. Der durch Erfolg gekrönte Film, seine Zuschauerzahlen
belaufen sich auf über 22 Millionen, „lieferte Österreich „die eingängigsten
Bilder der Heimat, wie man sie sowohl hierzulande als auch in den
deutschen Kinos bereits seit Jahren erträumt hatte.“63 Alle darauf folgenden
Filme orientierten sich an dem Konzept der Heimatliebe und zeigten das
„vom Gefühle des Verlustes geprägtes und von den realen Gegebenheiten
weitgehend abstrahiertes Idealgebilde.“64 Die Filmproduzenten erkannten
das Potenzial des romantischen Heimatmythos und vermarkteten ihn
unentwegt, das Ende stellte sich dann Ende der 50er Jahre mit dem
Zusammenbruch der Verleihfirmen ein. Allerdings galt dies nur für den
Rückgang der Kinobesucherzahlen um 1958. Das Kino bekam nun das
Fernsehen als Konkurrenten.65
Ein interessanten Aspekt der in engem Zusammenhang mit einer
Kommerzialisierung stellen kann, ist folgender: Buchschwenter schreibt, dass
die Produktion des Filmes „Echo der Berge“ als eine Auftragsarbeit
anzusehen ist, da er unter dem Titel „Österreichwerbung“ staatlich
subventioniert wurde und somit in enger Verbindung mit dem aufkommenden
Tourismuswerbung gestellt werden kann. Der Film sollte also von vornherein
ein positiv gestimmtes Bild der österreichischen Kultur vermitteln, um ein
breites Publikum zu erreichen und gleichzeitig „ein Film zur Propagierung
des Jagdgedankens“ dar zu stellen, in dem der jagdliche Naturaspekt, sowie
der Unterhaltungsaspekt vereint waren.66
63
Buchschwenter, Robert (1996, S.264)
Buchschwenter, Robert (1996, S.273)
65
Uka, Walter (2002, S. 87)
66
Steiner, Gertraud (1987, S. 160)
64
29
Man kann durchaus sagen, dass die Heimatfilme sich als effiziente Werbung
für das heute bekannte Urlaubsland Österreich etabliert haben, indem
vielfach
das
Nachkriegsbild
verschönend
dargestellt
bzw.
komplett
ausgeblendet wurde und man das idyllische Heimatland verkörperte.
Die Filme entwickelten sich, indem der Heimatsuchende allmählich durch
den deutschen Touristen ersetzt wurde. Franz Schuh kritisiert, dass „die
Natur radikal entzaubert (wird), auch die Landschaften als Ware ausgestellt
und
in
manchen
Exemplaren
erscheint
der
Heimatfilm
direkt
als
Tourismuswerbung, als (eine Art) Prospekt.“67 Bereits in den Heimatfilmen
und später dann in den Fernsehserien wie beispielsweise „Ein Schloss am
Wörthersee“ wird für den Tourismus geworben, der heute, laut Schuh, in
einer radikalen Krise steckt, welche durch die Kitschindustrie hervorgerufen
wurde.
Betrachtet man also die Filmkultur der Nachkriegszeit lebt der Mythos der
romantischen Liebe und der Heimatliebe in den Filmen weiter und wurde
nach den ersten Erfolgen bewusst profitorientiert eingesetzt. Nebenbei ergab
sich der positive Effekt, dass man mit den idyllischen Landschaftsbildern
Werbung für den noch in Kinderschuhen stehenden Tourismus machte. Die
Filmemacher nutzten ganz bewusst die Abhängigkeit des deutschen
Marktes, um das österreichische Gesellschaftsbild zu präparieren.68
6. Kommerzialisierte Romantik der Gegenwart
Die Fernsehlandschaft in Deutschland und auch in Österreich gestaltete sich
ähnlich wie die des Kinos. Die Filme in den 60er Jahre orientierten sich
weiterhin am heimatlichen Prinzip. Ab Mitte der 70iger Jahre entstanden
dann auch weniger beschönigende Filme, die die Verhältnisse der Berg- und
Landschaftsgebieten
67
68
aufzeigten
und
Schuh, Franz (1996, S.254)
Buchschwenter, Robert (1996, S.263)
30
zum
„Neuen
Heimatfilm“
zusammengefasst wurden.69 Der Mythos der Heimatfilme überdauert aber
noch bis heute und enthält eine lange Liste an Serien wie „Ein Schloß am
Wörthersee“, „Schwarzwaldklinik“ (bei der man in diesem Jahr eine
Fortsetzung plant), „Forsthaus Falkenau“ oder auch „Die Piefke-Saga“ um
nur einige zu nennen, die das heimatliche, romantische Prinzip des
Heimatfilms auf moderne Weise weiter verfolgen. Dabei wird auf bestimmte
traditionelle Werte und Liebesgeschichten nicht verzichtet.
Das gegenwärtige Angebot an romantischen Filmen ist auf dem Markt kaum
mehr zu übertreffen, auch wenn der Markt gesättigt zu sein scheint. Die
Utopie der romantischen Liebe hat früher existiert und scheint heute mehr
denn je universell und kommerziell einsetzbar und verkaufbar zu sein. Aber
es funktioniert, fragt sich nur weshalb das so ist? Egal welches Medium man
betrachtet, ob Film, Fernsehen, Werbung oder Musik, das romantische
Prinzip findet sich überall wieder, denn es funktioniert, da diese Utopie nie zu
erreichen ist.
Die entscheidende Rolle dabei spielen die Medien, denn diese lassen eine
Kompensation zu. Dabei wird eine Vielzahl verschiedenster Konzepte
angeboten, die vom Rezipient angenommen werden.
Dass eine Werbung, die beispielsweise zwischenmenschliche Beziehungen
versinnbildlicht, mehr Erfolg verzeichnen kann, als eine Werbung die
technischen Daten vermittelt, ist für mich nachvollziehbar. Denn die
emotionale Ebene eines Menschen wird schneller angesprochen, als die des
technischen Verständnisses. In einer Zeit von Flexibilität und Globalisierung
wird der Mensch immer abgestumpfter gegenüber seiner Umwelt, da er
immer schneller auf Neues reagieren muss. Dadurch bleiben
die
zwischenmenschlichen Werte oft auf der Strecke. Bereits ein fester
Bestandteil unserer Gesellschaft sind die technischen Errungenschaften, die
es möglich machen Beziehungen unabhängig vom Raum und der Zeit zu
haben und aufrecht zu erhalten. Diese jedoch sind „lockere“ Verbindungen,
da sie nicht wie „feste“ Verbindungen mit grundlegenden Werten verknüpft
sind. Damit ist sind zum Beispiel Beziehungen gemeint, die ich an und zu
meinem Heimatort habe, deren „Wurzeln“ zurück verfolgbar sind. Da diese
69
Wikipedia Internet Enzyklopädie
31
„lockeren“ Bindungen immer mehr zunehmen, müssen die „Wurzeln“
irgendwie kompensiert werden. Diese Aufgabe wird von den Massenmedien
übernommen. Der Liebesfilm zeigt die Sehnsucht nach Romantik auf, nach
der sich jeder Mensch sehnt, selbst wenn er sie nicht direkt als „Romantik“
begreift. Wahre Emotionen stellen in der Öffentlichkeit eher ein Tabuthema
dar, niemand ist wirklich am Schicksal einer Familie interessiert, die ihr Kind
verloren hat. Viel eher noch beschäftigt man sich mit dem Schicksal derer,
die von einem Terroranschlag betroffen waren. Meist aber nur, weil man es
gar nicht nachvollziehen kann, es einen nicht betrifft und man es deshalb
schnell wieder verdrängen kann.
Einen Film hingegen kann man sich schnell anschauen und sein Defizit an
romantischen Gefühlen wieder aufbauen. Die Werbung hingegen versucht
dem Konsumenten die Beziehungen zu verkaufen, in dem sie ihm verloren
gegangene oder einfach nur fehlende Werte, in einer Produktbeziehung
anbietet. Da die Werbung die dominante Öffentlichkeit darstellt, orientiert sich
der Konsument daran. Dabei nimmt er kontinuierlich Informationen auf, die
zum großen Teil auf der romantischen Utopie basieren. Die Frage stellt sich,
weshalb diese Vermarktung mit der Liebe funktioniert? Die Antwort liegt
nahe, wenn man bedenkt, dass alles auf einer Utopie aufgebaut ist, die nicht
zu erreichen ist, da sie eine Vorstellung ohne reale greifbare Grundlage ist.
Dem Konsumenten ist durchaus bewusst, dass es sich bei den Konzepten
um immer wiederkehrende Klischees handelt, da er sie (aus den Medien)
kennt. Ob er eine Beziehung eingehen wird, ist davon abhängig, wie groß
seine Erwartungen, Wünsche und Wertvorstellungen sind, die sich durch die
Bildern der Medien herauskristallisiert haben und inwieweit er sich dann mit
einem Produkt identifizieren kann.
32
7. Zusammenfassung
In der Arbeit ist zu sehen, dass die Romantik an sich schon immer einen
Platz in der Gesellschaft eingenommen hat und für den Menschen
unabhängig in welchem Zusammenhang eine wichtige Bedeutung aufzeigt.
Dass es sich bei der romantischen Liebe um ein Gefühl handelt, welches im
Laufe der Zeit mit Sinnbildern in Zusammenhang gebracht wurde,
erleichterte den Medien zunehmend den Einsatz dieser Vorstellungen in
ihren Strategien. Wie man sehen konnte wird der Topos der romantischen
Liebe bereits seit fast hundert Jahren kommerziell genutzt, wenn man
bedenkt,
dass
nach
der
Jahrhundertwende
bereits
in
den
ersten
Werbeanzeigen das Motiv der romantischen Liebe verwendet wurde. Dies
war allerdings nur möglich da die Waren immer in Verbindung mit diesem
Motiv gezeigt wurden.
Noch im 18.Jahrhundert steht die romantische Liebe im Gegensatz zum
Kapitalismus und ist ein Gegenkonstrukt zur kühlen kapitalistischen
Sichtweise. Doch mittlerweile scheinen sich beide Konstrukte miteinander
vereint zu haben, da die romantische Liebe zum Großteil auf dem
kommerziellen Markt, Illouz spricht vom kapitalistischen Markt, anzutreffen
ist. Sie bezieht das zwar vor allem auf die in einer Partnerschaft vollzogenen
romantischen Aktivitäten, bei denen die romantische Liebe in den Konsum
impliziert ist, ich bin jedoch der Meinung, dass dies ebenso auf die durch die
Medien verbreiteten Bilder zutrifft. Fest steht, dass die Liebe schon seit jeher
eine integrierende Funktion hatte und in gewissen Zeiten das Ideal einer
Gesellschaft darstellte. Die Massenmedien haben das romantische Ideal also
nicht erschaffen, sondern nur zur kommerziellen Vermarktung verwendet.
Dadurch entwickelte der Mensch im Laufe der Zeit Beziehungen zu den
Produkten, die er beim Kauf mit der vorgegebenen Liebesromantik
assoziieren konnte.
Es war in der Arbeit auch ersichtlich, welcher Unterschied zwischen den
damaligen
Werbeanzeigen
und
den
heutigen
Anzeigen
gibt.
Das
Grundprinzip ist gleich geblieben, jedoch steht heute nicht mehr das Produkt,
sondern die Beziehung bzw. ein Gefühl im Mittelpunkt.
33
Ich denke, die Beziehungen zwischen den Menschen und der romantischen
Liebe haben sich dahin gehend verändert, dass die Liebesmythos seit seiner
Kommerzialisierung jederzeit abrufbar ist und zur Verfügung steht, wenn man
ihn braucht. Außerdem sind die materiellen Ansprüche durch den Drang zum
Individualismus gestiegen. Wenn man so will, sind alle uns umgebenden
Beziehungen kommerzialisiert, da sie nach den Bildern der Medien
ausgerichtet sind und die Medien unsere Sicht der Dinge steuern, wenn uns
gezeigt wird, wie eine glückliche Beziehung aussehen muss. Diese
vermittelten, kommerziellen Werte werden unreflektiert aufgenommen und
lassen die Bilder entstehen, denen man versucht gerecht zu werden.
Während des Schreibens dieser Arbeit ist mir noch eine andere Seite
aufgefallen, die man durchaus mit dem Heimatprinzip in Zusammenhang
bringen kann.
Die andere Seite ist jene der traditionellen Werte und Wurzeln. Der Trend
geht zunehmend dahin, dass alte Werte wieder in das Bewusstsein der
Menschen geholt werden. Ein gutes Beispiel dafür sind die in Kärnten
traditionellen Kirchtage und besonders der Villacher Kirchtag. Dies ist ein
Folklorefest bei dem alte Werte, die früher geschätzt wurden, modern
aufgearbeitet werden. Ganz besonders wichtig sind die zahlreichen Trachten,
Lederhosen, volkstümliche Musik, sowie die Chöre und kulinarische
heimische Spezialitäten. Geworben wird mit Bildern einer jungen Frau aus
den 60er Jahren, Heimat Herzen als Symbol für die Romantik. Alle diese
Aspekte lassen sich auch im Heimatfilm wieder entdecken und sollen zeigen
wo die Wurzeln herkommen. Man könnte sagen der Villacher Kirchtag ist der
reale Heimatfilm. Eine Vergegenwärtigung der alten Werte. Und in der Zeit
der „losen“ Beziehungen sehnt man sich genau nach solchen traditionellen
Werten zurück. Da das Fest für jedermann zugänglich ist (besonders auch
beliebt bei den Italienern) und ist man dann auch entsprechend in Dirndl,
Tracht oder Lederhose gekleidet, kann sich jeder als ein Teil dieser Tradition
betrachten und sich mit Gleichgesinnten im Feiern der alten Zeit verbinden
und seiner Herzallerliebsten ein Lebkuchenherz schenken. Wie romantisch,
nicht?
34
8. Literaturverzeichnis
8.1.
Literarische Quellen
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österreichischen Kinos. Sonderzahl Verlag. Wien 1996
Brockhaus von A – Z: In drei Bänden. Weltbild Verlag, Augsburg 2000
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In: Beckermann, Ruth: Ohne Untertitel. Fragmente einer Geschichte des
österreichischen Kinos. Sonderzahl Verlag. Wien 1996, S. 259 - 283
Duden. Das große Fremdwörterbuch: Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter
Dudenverlag. Mannheim 2000
Faulstich, Werner (1): Die Kultur der fünfziger Jahre. Kulturgeschichte des 20.
Jahrhunderts. Wilhelm Fink Verlag. München 2002
Faulstich, Werner (2): Die bürgerliche Mediengesellschaft (1700-1830).
Die Geschichte der Medien. Band 4. Vandenhoeck & Ruprecht. Göttingen
2002
Illouz, Eva: Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des
Kapitalismus. Campus Verlag. Frankfurt/ Main 2003
Reinfandt, Christoph: Romantische Kommunikation. Zur Kontinuität der Romantik in
der Kultur der Moderne. Universitätsverlag Winter. Heidelberg 2003
Schuh, Franz: Heimat bist du großer Filme. Thesen zur Kitschindustrie. In:
Beckermann, Ruth: Ohne Untertitel. Fragmente einer Geschichte des
österreichischen Kinos. Sonderzahl Verlag. Wien 1996. S. 247 - 257
Schulz, Gerhard: Romantik. Geschichte und Begriff. Beck’sche reihe. Beck,
München 1996
Steiner, Gertraud: Die Heimatmacher. Kino in Österreich 1946 – 1966. Verlag für
Gesellschaftskritik. Wien 1987
Strobel, Ricarda: Heimat, Liebe und Glück: Schwarzwaldmädel (1950). In: Fischer
Filmgeschichte Band 3: 1945 – 1960. Auf der Suche nach Werten. Fischer
Taschenbuch Verlag. Frankfurt a. M. 1990
Uka, Walter: Modernisierung im Wiederaufbau oder Restauration?.
Der bundesdeutsche Film der fünfziger Jahre. In: Faulstich, Werner: Die
Kultur der fünfziger Jahre. Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Wilhelm
Fink Verlag. München 2002. S. 71 - 89
Wucherpfennig, Wolf: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Geschichte der
deutschen Literatur. Pegasus. Klett Verlag. 1995
35
8.2.
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
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
Bilder- und Internetquellen
www.wikipedia.de
www.t-mobile.at/unternehmen/presse/TV_Radio/index.html
www.bol.de
www.yesteryear.auracom.com
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