Nationale_Front

Werbung
I
Findbuch – R 7
Nationale Front
Inhaltsverzeichnis
Jahr/AE
Seite
I.
Einleitung
1.
Registraturbildnergeschichte
1.1. Kreisausschuss
1.2. Wahlen
a) Schöffenwahlen
b) Richterwahlen
c) Stadtvertreter, Bezirkstags- und Volkskammerwahlen
1.3. Nationales Aufbauwerk
II
2.
Bestandsbearbeitung
III
II.
Gliederung
Kreisausschuss
Nationales Aufbauwerk
Wahlen und Volksbegehren
Wohnbezirksausschüsse
1952-1964
1955-1965
1946-1989
1956-1963
(8)
(5)
(80)
(19)
III.
Anlagen
1. Straßenverzeichnis für die Gemeindewahlen 1946
2. Straßenverzeichnis für die Stimmbezirke zum Volksbegehren 1948
I.
Einleitung
1. Registraturbildnergeschichte
III
1-2
2
3-13
14-17
II
1.1. Kreisausschuss
1959 war Xaver Karl der Vorsitzende des Kreisausschusses und Herr Schipporeit
der Kreissekretär. Der Kreisausschuss hatte derzeit 84 Mitglieder. 1960 übernahm
Herr Benthin den Vorsitz. Mit den Wohnbezirksleitern wurden deren Probleme
beraten und ihnen Anweisungen erteilt. Die Vorbereitung und Durchführung der
Wahlen war zweifellos das wichtigste Betätigungsfeld. Deshalb wurden auch
gemeinsame Sitzungen mit den Abgeordneten durchgeführt. Zu speziellen
Personenkreisen in der Bevölkerung wurden Arbeitsgruppen gebildet, wie etwa für
den Mittelstand und die Intelligenz. Tagungsort war das Haus der Freundschaft.1
Bis 1989 war Herr Böttger Kreissekretär der Nationalen Front.
3.4. Wahlen
a) Schöffenwahlen
Die Rechtssprechung der Gerichte der DDR diente dem "Aufbau des Sozialismus,
der Einheit Deutschlands und dem Frieden". Das Schöffenamt war ein Ehrenamt.
Schöffen wurden durch das Volk gewählt und übten in Straf- und Zivilsachen das
Richteramt in vollem Umfange und mit gleichem Stimmrecht wie eine Berufsrichter
aus. Die Nationale Front war Träger der Schöffenwahlen und hatte mit dem FDGB
zusammen einen Plan der Vorbereitung und Durchführung der Wahlen zu
erarbeiten. 1958 waren 309 Schöffen zu 3 Jahren für das Kreisgericht zu wählen.
Die Kandidaten hatten sich auf Wahlversammlungen in den Betrieben und im
Wohnbezirk vorzustellen, um danach gewählt oder abgelehnt zu werden. Auf
diesen "Justizausspracheabenden" 1957/58, ging es aber hauptsächlich um das
Unverständnis der Bürger gegen die neue Passgesetzgebung der Regierung.2
b) Richterwahlen
Laut Ministerratsbeschluss 1960 wurden die Richter für die Kreis- und
Bezirksgerichte durch die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Der Nationalen
Front fiel die Aufgabe zu, Kandidatenwahlvorschläge des Ministers für Justiz, d.h.
der Justizverwaltungsstellen zu bestätigen. Hierzu wurde eine "demokratische"
Wahlbewegung vorbereitet. Kandidaten und Abgeordnete im Verbund legten dem
Volke in Versammlungen dar, warum die Gerichte als sozialistische Staatsorgane
"die erzieherische Rolle des Rechts so durchsetzen, dass die Menschen es immer
besser verstehen, sozialistisch zu arbeiten, zu lernen und zu leben". Jeder
Kandidat hatte auf mindestens 6 Veranstaltungen präsent zu sein.3
c) Stadtvertreter, Bezirkstags und Volkskammerwahlen
Aufgabe der Nationalen Front war es in Zusammenarbeit mit dem Rat der Stadt die
Kandidaten im Zuge der Wahlvorbereitung auf Versammlungen in den
Wohnbezirken, auf Parteiversammlungen und in den Betrieben zu präsentieren.
Gleichzeitig hatten die Abgeordneten Rechenschaft abzulegen. Weiterhin waren
Wahlkreise, -bezirke und Wahlvorstände zu bilden und Wahllokale zu betreuen.
Dies erfolgte im Zusammenspiel mit den WBA. 4-6 Wohnbezirke bildeten einen
Wahlkreis. Am Wahltag waren mehrere Berichte über den Verlauf und die
Wahlbeteiligung abzuliefern. Besondere Bedeutung kam den Wahlhelfern
(Agitatoren) zu. Für je 10 Familien sollte ein "Wahlhelferagitator" geschult werden.
1989 wurden so ca. 8.000 Wahlhelfer gebraucht. Die über diese Mittelsmänner
gewonnen Informationen (Bürgermeinungen) wurden im Wahlbüro gesammelt.4
3.5. Nationales Aufbauwerk
Um die Bürger der DDR zu zusätzlichen Arbeitsleistungen zu animieren, wurde
durch die Nationale Front das Nationale Aufbauwerk initiiert. In Betrieben,
gesellschaftlichen Einrichtungen und Wohnbezirken wurden Aufbauaktive ins
Leben gerufen. Ein Herr Kischke war als Sekretär des Aktivs für das Nationale
1
R7/63
vgl. v.a. R7/55
3
R7/57
4
R7/9
2
III
Aufbauwerk zuständig. Gleichzeitig war er bei der Stadtplankommission
beschäftigt. Wettbewerbe zwischen diesen Aufbauaktiven, bis hin auf die
Bezirksebene, sollten die Aktivität des Einzelnen motivieren. Dabei gab es eine
Wanderfahne für das beste Kollektiv. Einzelkämpfer wurden mit Aufbaunadeln in
Gold-, Silber oder Bronze geehrt. Auch Privatfirmen wurden als Teilnehmer
"gewonnen". Beliebt waren auch Sondereinsätze ganzer Wohngebiete an sog.
Aufbausonntagen. Hauptaktionsfeld war der Wohnungsbau. Renommierobjekte
waren die Freilichtbühne, die Erweiterung des Tierparks und die Gaststätte
Panorama. Aber auch Sportplätze und Grünanlagen wurden für zum Wohle des
Volkes errichtet.5
1.4. Arbeit in den Wohnbezirken
Überliefert sind die Unterlagen der Jahre 1956-1963. Zu dieser Zeit existierten in
Schwerin 61 (Wohnbezirke 15 uns 46 fehlen) Wohnbezirke. Bei dieser Masse waren
im Schnitt 4-6 Straßenzüge je Bezirk erfasst. Hinzu kam wenn vorhanden ein
Agitationslokal und ein Klub. Für jeden Wohnbezirk wurde ein Ausschuss gewählt
(WBA). Hier gab es u.a. Verantwortliche für das Nationale Aufbauwerk und für die
Gesamtdeutsche Arbeit. Bei diesen doch recht kleinen Einheiten wurden z.T. 35
Ausschussmitglieder gewählt. Diese Masse von "Funktionären" hatte ständig das
Problem die Beteiligung an den Sitzungen zu sichern (WBA 22 "Warnitz" hatte bis
1956 überhaupt keinen Ausschuss) und die Bevölkerung z.B. durch das
Agitationsbüro
zu
aktivieren.
Neben
Kultur-,
Sport-,
Rentnerund
Jugendveranstaltungen für die Bevölkerung, wie beispielsweise "plattdeutsche
Abende" mit Freund Leopoldi, stand die politische "Einflussnahme" im
Fordergrund. Über die Hausvertrauensleute sollte der Einfluss in jede
Hausgemeinschaft
getragen
werden.
Ein
Schlichtungsausschuss
(Schiedskommission, -kollektiv) kümmerte sich um die Streitigkeiten zwischen den
Bewohnern und geringfügige Strafsachen bei Zustimmung des Staatsanwaltes, um
die Gerichte zu entlasten.6 Hauptaugenmerk war die Erfüllung der Leistungen für
das NAW und die Vorbereitung der Wahlen.7 Politisch wurden die WBA durch die
SED dominiert. So waren im Bezirk 4 von den 29 Mitgliedern 22 der SED
Angehörige. Im Bezirk 13 waren 11 der 20 Ausschussmitglieder der SED angehörig.
IV.
Bestandsbearbeitung
Am 4.6.1965 erfolgte eine erste Aktenübergabe (71 AE) der Nationalen Front. Dabei
handelte es sich um Unterlagen des NAW, der Schöffen- und Richterwahlen sowie
um die Akten der Wohnbezirke. Zeitlich war der Zeitraum 1957-1964 damit
abgedeckt. Die Restlichen scheinen im Taumel der "Wende" ins Stadtarchiv gelangt
zu sein. Kassiert wurden grundsätzlich nur Doppelexemplare. Dem Bestand
wurden die Wählerverzeichnisse der Gemeindewahl 1946 und des Volksbegehrens
1948 hintenan gestellt.
2.
Schwerin, 26.01.2000
5
vgl. u.a. R7/35
R7/58
7
vgl. R7/37
6
Herunterladen