ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTES 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS Nicorandil ratiopharm 20 mg Tabletten 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG Eine Nicorandil ratiopharm 20 mg Tablette enthält 20 mg Nicorandil. Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. 3. DARREICHUNGSFORM Tablette. Weiße bis fast weiße, runde, flache Tablette. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete - Vorbeugung und Langzeitbehandlung der chronischen stabilen Angina pectoris. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Zum Einnehmen. Erwachsene Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 10 mg Nicorandil zweimal täglich, vorzugsweise morgens und abends. Bei Patienten, die besonders stark zu Kopfschmerzen neigen, kann (über einige Tage) mit einer niedrigeren Dosierung von zweimal täglich 5 mg begonnen werden. Anschließend sollte die Dosierung in Abhängigkeit vom klinischen Ansprechen des Patienten und der Verträglichkeit nach oben titriert werden. Die übliche therapeutische Dosierung liegt im Bereich von 10 bis 20 mg Nicorandil zweimal täglich, obwohl bei Bedarf auch bis zu 30 mg zweimal täglich gegeben werden können. Ältere Patienten Bei älteren Patienten wird die Anwendung der niedrigsten wirksamen Dosis empfohlen. Kinder und Jugendliche Nicorandil ratiopharm 20 mg Tabletten werden wegen unzureichender Daten zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit zur Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht empfohlen. 4.3 Gegenanzeigen Nicorandil ratiopharm 20 mg Tabletten sind bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Nicorandil oder einen der sonstigen Bestandteile kontraindiziert. Nicorandil darf nicht angewendet werden bei kardiogenem Schock, Hypotonie oder Linksherzinsuffizienz mit niedrigem Füllungsdruck. Die gleichzeitige Anwendung von Nicorandil und Phosphodiesterase-5-Hemmern ist kontraindiziert, da dies zu einem schwerwiegenden Blutdruckabfall führen kann. 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Unter Nicorandil wurde über gastrointestinale Ulzerationen, Haut- und Schleimhautulzerationen berichtet. Diese sind therapierefraktär sprechen meistens nur auf den Abbruch der Behandlung mit Nicorandil an. Wenn es zur Entwicklung von Ulzerationen kommt, empfiehlt sich das Absetzen der Behandlung mit Nicorandil. Im Zusammenhang mit der gleichzeitigen Anwendung von Nicorandil und Kortikosteroiden wurde über gastrointestinale Perforationen berichtet. Es wird zur Vorsicht geraten, wenn die gleichzeitige Anwendung erwogen wird. Vorsicht ist geboten bei der Anwendung von Nicorandil bei Patienten, bei denen möglicherweise eine Hypovolämie vorliegt oder bei denen ein niedriger systolischer Blutdruck (unter 100 mm Hg), ein akutes Lungenödem oder ein akuter Myokardinfarkt mit akuter Linksherzinsuffizienz und niedrigen Füllungsdrücken vorliegt. Vorsicht wird angeraten, wenn Nicorandil in Kombination mit anderen Arzneimitteln mit blutdrucksenkender Wirkung angewendet wird (siehe Abschnitt 4.5). Die Tabletten sind feuchtigkeitsempfindlich; daher sind die Patienten anzuweisen, die Tabletten bis zur Einnahme in ihrer Blisterpackung zu belassen. Kinder und Jugendliche Nicorandil ratiopharm 20 mg wird bei Kindern und Jugendlichen nicht empfohlen, da seine Unbedenklichkeit und Wirksamkeit bei dieser Patientengruppe nicht nachgewiesen sind. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Die gleichzeitige Anwendung von Nicorandil und Phosphodiesterase-5-Hemmern wie z. B. Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil ist kontraindiziert, da dies zu einem schwerwiegenden Blutdruckabfall führen kann. Therapeutische Dosen von Nicorandil können bei hypotonen Patienten den Blutdruck senken. Wenn Nicorandil gleichzeitig mit Antihypertonika oder sonstigen Arzneimitteln mit blutdrucksenkender Wirkung (z. B. Vasodilatatoren, trizyklische Antidepressiva, Alkohol) angewendet wird, kann die blutdrucksenkende Wirkung verstärkt werden. 4.6 Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit Schwangerschaft In tierexperimentellen Studien wurden zwar keine teratogenen Wirkungen von Nicorandil gezeigt, doch wurde das Arzneimittel in der Schwangerschaft beim Menschen nicht untersucht; daher darf Nicorandil ratiopharm 20 mg bei Schwangeren nur angewendet werden, wenn der erwartete Nutzen alle potentiellen Risiken überwiegt. Stillzeit Tierexperimentelle Studien haben gezeigt, dass Nicorandil in geringen Mengen in die Muttermilch übergeht. Es ist nicht bekannt, ob Nicorandil beim Menschen in die Muttermilch übergeht, daher wird von der Anwendung von Nicorandil ratiopharm 20 mg während der Stillzeit abgeraten. Fertilität Für Nicorandil konnte in tierexperimentellen Studien keine Beeinflussung der Fertilität gezeigt werden. Beim Menschen liegen keine Daten vor. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Die blutdrucksenkenden Wirkungen von Nicorandil können die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigen. Dieser Effekt kann im Zusammenwirken mit Alkohol oder anderen Arzneimitteln mit blutdrucksenkender Wirkung (z. B. Vasodilatatoren, trizyklische Antidepressiva) verstärkt werden (siehe Abschnitt 4.5). Die Patienten sind anzuweisen, so lange nicht aktiv am Straßenverkehr teilzunehmen und keine Maschinen zu bedienen, bis feststeht, dass ihr Leistungsvermögen durch Nicorandil nicht beeinträchtigt wird. 4.8 Nebenwirkungen Für die nachfolgenden Häufigkeitsangaben gelten folgende Definitionen: Sehr häufig (≥ 1/10), häufig (≥ 1/100, < 1/10), gelegentlich (≥ 1/1.000, < 1/100), selten (≥ 1/10.000, < 1/1.000), sehr selten (< 1/10.000) Häufigkeit Sehr häufig Häufig Kopfschmerzen, insbesondere während der ersten Behandlungstage Schwindel Gelegentlich Selten Palpitationen Systemorganklasse Erkrankungen des Nervensystems Herzerkrankungen Herzfrequenzanstieg nach Verabreichung hoher Dosen Tachykardie (in hohen Dosen) Gefäßerkrankungen Kutane Gefäßerweiterung mit Hautrötung Blutdruckabfall Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Übelkeit, Erbrechen Gastrointestinale Ulzerationen wie Aphthose, Mundulzera, Zungenulzera, Darm- und Analulzera. Im fortgeschrittenen Stadium können aus diesen Ulzera Perforationen, Fisteln oder Abszessbildungen entstehen (siehe Abschnitt 4.4). Sehr selten Leber- und Gallenerkrankungen Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Verschiedene Formen von Hautausschlägen, Pruritus Skelettmuskulatur-, Bindegewebsund Knochenerkrankungen Myalgie Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort Leberfunktionsstörungen wie Hepatitis, Cholestase oder Ikterus Angioödem, Hautund Schleimhautulzerationen (hauptsächlich Perianalulzera, Genitalulzera und Parastomalulzera) (siehe Abschnitt 4.4) Schwächegefühl Weitere Angaben Darüber hinaus wurden die folgenden Ereignisse in der IONA-Studie (IONA = Impact of Nicorandil in Angina), die ausschließlich bei Patienten mit hohem Risiko kardiovaskulärer Ereignisse durchgeführt wurde, mit anderer Häufigkeit berichtet. Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes Gelegentlich: Angioödem Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Häufig: Rektale Blutung Gelegentlich: Mundulzera Sehr selten: Bauchschmerzen Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochenerkrankungen Gelegentlich: Myalgie 4.9 Überdosierung Symptome Bei einer akuten Überdosierung ist mit einer peripheren Vasodilatation mit Blutdruckabfall und Reflextachykardie zu rechnen. Maßnahmen Eine Überwachung der Herzfunktion und allgemein unterstützende Maßnahmen werden empfohlen. Falls dies nicht erfolgreich ist, wird eine Erhöhung des zirkulierenden Plasmavolumens durch Flüssigkeitssubstitution empfohlen. In lebensbedrohlichen Situationen muss die Gabe vasopressorischer Substanzen erwogen werden. Zu einer massiven Überdosierung beim Menschen liegen keine Erfahrungen vor. Die LD50 von Nicorandil liegt nach oraler Gabe bei Nagern in der Größenordnung von 1.200 mg/kg und bei Hunden bei 62,5 – 125 mg/kg. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere bei Herzerkrankungen eingesetzte Vasodilatatoren ATC-Code: C01DX16 Nicorandil besitzt zwei Wirkmechanismen, die zu einer Relaxation der glatten Gefäßmuskulatur führen. Eine kaliumkanalöffnende Wirkung führt zur arteriellen Vasodilatation und vermindert dadurch die Nachlast, während die Nitratkomponente die venöse Relaxation und eine Senkung der Vorlast fördert. Nicorandil besitzt einen direkten Einfluss auf die Koronararterien, ohne zu einem Steal-Phänomen zu führen. Insgesamt ergibt sich eine Verbesserung der Durchblutung in den poststenotischen Bezirken und der Sauerstoffbilanz im Myokard. Eine Reduktion der Komplikationen der koronaren Herzkrankheit (KHK) wurde bei Patienten gezeigt, die an Angina pectoris litten und im Rahmen der IONA-Studie mit Nicorandil behandelt wurden. Bei der Studie handelte es sich um eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte kardiovaskuläre Endpunktstudie, die bei 5.126 Patienten zur Klärung folgender Fragestellung durchgeführt wurde: Kann Nicorandil die Häufigkeit koronarer Ereignisse bei Männern und Frauen mit chronischer stabiler Angina pectoris und einer Standardtherapie der Angina pectoris senken, bei denen ein hohes Risiko kardiovaskulärer Ereignisse besteht? Letzteres war definiert als einer der folgenden Umstände: 1) Zustand nach Myokardinfarkt oder 2) Zustand nach Koronararterien-Bypass oder 3) angiographisch gesicherte koronare Herzkrankheit oder positives Belastungs-EKG in den letzten beiden Jahren zusammen mit einem der folgenden Faktoren: linksventrikuläre Hypertrophie im EKG, linksventrikuläre Auswurffraktion ≤ 45 % oder eine enddiastolische Dimension > 55 mm, Alter ≥ 65 Jahre, Diabetes (entweder Typ 1 oder Typ 2), Hypertonie, periphere Gefäßkrankheit oder zerebrovaskuläre Erkrankung. Von der Studienteilnahme ausgeschlossen waren Patienten, wenn sie einen Sulfonylharnstoff erhielten, da nicht damit zu rechnen war, dass sie von der Behandlung profitieren würden (Sulfonylharnstoffe können Kaliumkanäle schließen und so einige der Wirkungen von Nicorandil antagonisieren). Der Beobachtungszeitraum im Rahmen der Studie zur Endpunktanalyse lag zwischen 12 und 36 Monaten, wobei die Patienten im Mittel 1,6 Jahre lang beobachtet wurden. Der aus den Ereignissen KHK-bedingter Tod, nicht-tödlicher Myokardinfarkt und ungeplante Klinikeinweisung wegen kardiogener Thoraxschmerzen bestehende primäre Endpunkt trat bei 13,1 % der mit Nicorandil behandelten Patienten gegenüber 15,5 % der Patienten in der Placebogruppe ein (HazardRatio 0,83; p = 0,014). Die Rate akuter Koronarsyndrome (KHK-bedingter Tod, nicht-tödlicher MI oder instabile Angina pectoris) betrug bei den mit Nicorandil behandelten Patienten 6,1 % gegenüber 7,6 % bei den Patienten, die Placebo erhielten (Hazard-Ratio 0,79; p = 0,028). Die Gesamtrate aller kardiovaskulären Ereignisse war in der Nicorandilgruppe mit 14,7 % signifikant geringer als in der Placebogruppe mit 17,0 % (Hazard-Ratio 0,86; p = 0,027). Die Validität dieser Ergebnisse wurde durch erneute Auswertung des primären Endpunkts unter Heranziehung der Gesamtmortalität anstelle der kardiovaskulären Mortalität bestätigt (Nicorandil 14,9 % versus Placebo 17,3 %; Hazard-Ratio 0,85; p = 0,021). Von der Trennschärfe her war die Studie nicht ausdrücklich zum Nachweis einer statistisch signifikanten Reduktion bei den Endpunkt-Einzelkomponenten angelegt, und ein solcher Nachweis konnte auch nicht erbracht werden. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Nicorandil wird gut resorbiert und unterliegt keinem signifikanten First-Pass-Metabolismus. Maximale Plasmakonzentrationen werden nach 30 bis 60 Minuten erreicht und sind unmittelbar dosisabhängig. Die Metabolisierung erfolgt hauptsächlich durch Denitrierung des Moleküls in den NicotinamidStoffwechselweg, wobei weniger als 20 % der verabreichten Dosis im Urin ausgeschieden werden. Die Haupteliminationsphase verfügt über eine Halbwertszeit von etwa 1 Stunde. Nicorandil wird nur in geringem Maß an Plasmaproteine gebunden. Bei älteren Patienten bzw. bei Patienten mit Lebererkrankungen oder chronischer Niereninsuffizienz wurden keine klinisch relevanten Veränderungen des pharmakokinetischen Profils beobachtet. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Basierend auf den konventionellen Studien zur Sicherheitspharmakologie, Toxizität bei akuter und wiederholter Gabe, Reproduktions- und Entwicklungstoxizität, Genotoxizität und zum kanzerogenen Potential lassen die präklinischen Daten keine besonderen Gefahren für den Menschen erkennen. Die in reproduktionstoxikologischen Studien (vermehrte Präimplantationsverluste, fetale Mortalität und perinatale Mortalität) und in Studien zur Toxizität bei wiederholter Gabe (Hoden- und Skelettmuskelschäden bei Ratten und kardiovaskuläre Wirkungen bei Hunden) beobachteten Wirkungen wurden nach Expositionen beobachtet, die ausreichend über der maximalen humantherapeutischen Exposition lagen. Die Relevanz für den Menschen wird als gering bewertet. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile Carboxymethylstärke-Natrium (Typ A) Stearinsäure Mannitol 6.2 Inkompatibilitäten Nicht zutreffend. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 15 Monate 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Nicht über 25 ºC lagern. In der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Feuchtigkeit zu schützen. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses Nicorandil ratiopharm 20 mg Tabletten stehen zur Verfügung in Polyamid/Aluminium/PE/Trockenmittel/PE-Alu/PE-Blisterpackungen mit 10 Tabletten pro Blister. Packungsgrößen: 20, 30 und 60 Tabletten. Es werden möglicherweise nicht alle Packungsgrößen in den Verkehr gebracht. 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung Keine besonderen Anforderungen. Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den nationalen Anforderungen zu entsorgen. 7. INHABER DER ZULASSUNG ratiopharm Arzneimittel Vertriebs-GmbH Albert-Schweitzer Gasse 3 A-1140 Wien Tel.Nr.: +43/1/97007-0 Fax-Nr.: +43/1/97007-66 e-mail: [email protected] 8. ZULASSUNGSNUMMER 1-31018 9. DATUM DER ERTEILUNG DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 01. Februar 2012 10. STAND DER INFORMATION 03/2012 VERSCHREIBUNGSPFLICHT/APOTHEKENPFLICHT Rezept- und apothekenpflichtig