Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: Raps und Rübsen 1. Produktionsumfang und Produktionsrichtungen Raps und Rübsen sind die bedeutendsten Ölfrüchte des gemäßigten Klimas Raps erreicht den höchsten Ölertrag/ha in unseren Breiten neben dem Einsatz zur Körnergewinnung nehmen Raps und Rübsen auch den Hauptanteil des Zwischenfruchtanbaus ein die Bedeutung von Raps als Rohstoff für die Dieselherstellung steigt weiter an Vorzüge des Anbaus von Raps und Rübsen: sehr guter Vorfruchtwert – Gareförderung vollmechanisierbare Blattfrucht – Fruchtfolgeauflockerung (Blattfrucht) günstige Arbeitsverteilung – Erntetermin vor Getreide für die Ölgewinnung spielt Winterraps gegenüber Winterrübsen, Sommerraps und Sommerrübsen eine deutlich dominierende Rolle; der Absatz ist durch die EG-Fettmarktordnung geregelt und sichergestellt 2. Qualitätsmerkmale: Ölqualität: wird durch den Gehalt an Erucasäure bestimmt weil gegen die Verwendung von erucasäurehaltigen Pflanzenölen in der menschlichen Ernährung gesundheitliche Bedenken bestanden, wurden 1975 in Norddeutschland und 1977 in Süddeutschland neue Qualitätsrapssorten eingeführt durch züchterische Arbeit gelang es, erucasäure freie Rapsöle zu gewinnen züchterisch wird außerdem an der Erhöhung des Gehaltes von Linolsäure* und der Reduzierung der aus technischen Gründen unerwünschten Linolensäure gearbeitet *Linolsäure ist eine essentielle (lebenswichtige) ungesättigte Fettsäure, die zum Vit. F-Komplex zählt und in tierischen Fetten nur in der Butter vorkommt; kommt sonst auch noch in Mohn- und Sonnenblumenöl vor; ist für die menschliche Ernährung sehr wertvoll Schrotqualität: wird durch den Gehalt an Glucosinolaten* bestimmt *Glucosinolate = Senföl bewirken bei der Verfütterung eine Veränderung/Anschwellung der Schilddrüse, dadurch wird das Wachstum des Jungtieres gehemmt und es können Fruchtbarkeitsstörungen auftreten ebenfalls durch züchterische Arbeit wurde der Anteil an Glucosinolaten erheblich gesenkt dadurch ist der Absatz von Raps-Extraktionssch, Ölkuchen und Expellern als Futtermittel sichergestellt 00-Raps bzw. 00-Sorten sind Rapssorten, die erucasäurefrei und glucosinolatarm sind Qualitätsnormen: - höchstens 2% Erucasäuregehalt - höchstens 35 umol Glucosinolat/g lufttrockener Samen -1- Pflanzenproduktion ALW 11 3. Name: Datum: Unterscheidungsmerkmale von Raps und Rübsen: Merkmal Raps Rübsen Blatt Blattfarbe Blütenstand halb stengelumfassend blaugrün Knospen über Blüten stehend Schoten Stielchen und Schoten bilden eine gerade Lienie ganz stengelumfassend grasgrün Knospen sitzen unter den obersten Blüten Knick zwischen Stielchen und Schote Botanische Merkmale: Charakteristisch ist bei Raps und Rübsen die Ausbildung einer Pfahlwurzel, die auch bei schweren Boden tief eindringt und den Untergrund aufschließt. Dabei ist auch die Krumendurchwurzelung sehr gut. 4. Ansprüche an Klima und Boden: Raps: liebt tiefgründige Böden; milde Lehmböden sind für den Anbau bevorzugt geeignet aber auch: schwere bis tonige Lehme sowie humose Sandböden mit guter Düngerversorgung und ausreichenden Niederschlägen ermöglichen gute Erträge für eine ausreichende Kalkversorgung mit einem pH-Wert von 6,5 muß gesorgt werden Böden mit stauender Nässe und trockene Sandböden sind ungeeignet in Moorlagen sollte wegen der Frostgefahr nur Sommerraps angebaut werden Raps benötigt für gute Erträge ausreichende Feuchtigkeit, d.h.: gutes Wasserhaltevermögen (Winterfeuchtigkeit) oder ausreichende Niederschläge außerdem benötigt Raps für gute Erträge eine ausreichende Vegetationszeit (190 – 230 Vegetationstage); so muß er im Herbst eine kräftige Rosette (10 – 12 Blätter) und eine mind. 10 cm lange Pfahlwurzel ausbilden, darf aber auf keinen Fall vor dem Winter mit schossen beginnen und zu üppig in den Winter gehen die Frosthärte von Raps liegt um –15oC bei schneefreiem Boden; bei ausreichend Schnee verträgt er auch tiefere Temperaturen im Frühjahr besteht verstärkt die Gefahr des Auffrierens des Bodens und damit das Abreißen der Wurzeln wodurch die Pflanze dann vertrocknet Rübsen: der Rübsen stellt gegenüber Raps durchweg niedrigere Anforderungen an Boden und Klima bedeutsam ist seine kürzere Vegetationszeit – 90 Tage für die Sommerform, ist gut für die Nachfolgefrucht 5. Stellung in der Fruchtfolge: die Einordnung von Winterraps in die Fruchtfolge ist deshalb nicht einfach, weil er bis Ende August/Anfang September gedrillt sein muß deshalb kommen nur frühräumende Früchte wie Wintergerste, Winterroggen und Sommergerste in Betracht Winterrübsen lassen sich problemlos einfügen beide Kulturen eignen sich in hervorragender Weise als Vorfrucht für fast alle Kulturpflanzen zweckmäßigerweise läßt man Wintergetreide folgen ( auch für WG ist ausreichend Zeit) soll Winterweizen oder Sommerung auf Raps oder Rübsen folgen, sollt die Möglichkeit des Zwischenfruchtanbaus genutzt werden; in der Regel ist der Körnerausfall beim Drusch so hoch, dass die auflaufende frucht als Zwischenfrucht genutzt werden kann Raps und Rübsen sind nicht selbstverträglich, deshalb ist eine Anbaupause von 3 – 4 Jahren einzuhalten; wegen der Übertragung von Rübennematoden sind gegebenenfalls längere Anbaupausen zu beachten die Anbaufläche von Raps und Rübsen sollt 25% der Gesamtackerfläche nicht übersteigen -2- Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: 6. Bodenbearbeitung und Feldvorbereitung: Ziel der Boden Bearbeitung muß ein feinkrümeliges, gut abgesetztes Saatbett sein zu grobes Saatbett führt bei Trockenperioden im Herbst zu ungleichem Aufgang und unregelmäßigem Pflanzenbestand da die Zeitspanne von der Saatbettbereitung bis zur Aussaat sehr kurz ist und sich der Boden dadurch jciht ausreichend gut absetzen kann, wird eine schüttende Pflugfurche angestrebt: besonders hat sich die Kombination bewährt: Pflug - Krümelwalze – Krumenpacker – Krümelwalze auf mittleren und leichteren Böden kann damit in einem Arbeitsgang das Feld saatfertig vorbereitet werden auf schwereren Böden ist meist nur noch ein zusätzlicher Arbeitsgang mit einer lockernden und packenden Gerätekombination nötig z.B.: Löffel- oder Ackeregge mit einer krümelnd-verdichtenden Wälzegge Zapfwelleneggen mit Packerwalze für die Sommerformen von Raps und Rübsen ist herbstgepflügtes, feinhergerichtetes Land anzustreben 7. Düngung: Trotz des tiefreichenden Wurzelsystems haben Raps und Rübsen einen hohen Düngerbedarf Wirtschaftsdünger: max. 20 – 25 m3/ha Rindergülle max. 10 m3/ha Schweinegülle beide können vor der Saat verabreicht werden; beachte aber, daß N-Überdüngung einen zu üppigen Bestand vor dem Winter zur Folge hat gleiche Mengen können auch im Frühjahr (je nach Standort bei Frost bzw. Februar) verabreicht werden bei höheren Gaben ist eine zu späte N-Wirkung mit der Gefahr der Absenkung des Ölgehaltes zu befürchten immer ist die N-Menge der Gülle auf die Höhe der mineralischen N-Gabe anzurechnen: 20 – 25 m3/ha Rindergülle liefern ca. 40 – 50 kg N/ha Mineralischer Dünger: a) Stickstoffdüngung: Herbstdüngung: im Herbst muß die N-verfügbarkeit im Boden berücksichtigt werden merke: bei geringen Niederschlägen im Sommer vor der Saat, bei hohen N-Düngergaben zur Vorfrucht sowie bei humusreichem Boden steht dem Raps und den Rübsen ausreichend N zur Verfügung, eine NDüngung kann wegfallen bei geringen N-Mengen im Boden, ist auch bei einer späteren Saat bis zu 50 kg N/ha angebracht beachte: zu viel N bedeutet auch immer eine zu üppige Vorwinterentwicklung Frühjahrsdüngung: Winterraps benötigt als Frühjahrsgabe insgesamt 160 – 170 kg N/ha, wobei gleich bei Vegetationsbeginn 110 – 130 kg N/ha benötigt werden merke: die 1. Gabe ist so früh wie möglich (auch auf gefrorenen Boden) zu geben; bei Gefahr der Ab- und Auswaschung sind zunächst nur 80 kg N/ha zu verabreichen, dann 30 – 50 kg N/ha nach dem Auftauen und der Befahrbarkeit des Ackers, dann 40 – 50 kg N/ha bei Beginn des Streckens der Pflanzen N-Überdüngung und zu späte Düngung (bei Blühbeginn) vermindert den Ölgehalt die N-Frühjahrsdüngung bei Winterrübsen wird wegen der geringeren Ertragsfähigkeit auf 120 – 160 kg N/ha begrenzt für Sommerraps und Sommerrübsen sind 110 – 130 kg N/ha ausreichend -3- Pflanzenproduktion ALW 11 Name: Datum: b) Phosphorsäure- und Kalidüngung: beide werden heute zweckmäßigerweise auf die Stoppel der Getreidevorfrucht gegeben die Höhe der Gaben sind vom Versorgungszustand des Bodens abhängig: Nährstoffversorgung P2O5-Düngung in kg/ha K2O-Düngung in kg/ha hoch 55 180 mittel 95 205* (leichte Böden) 230* (mittlere und schwere Böden) *Verteilung auf Herbst- und Frühjahrsgabe für Winterrübsen, Sommerraps und Sommerrübsen können 20 – 25 % niedrigere Werte angesetzt werden c) Kallk-Düngung / Magnesium-Düngung: bei niedrigerem pH-Wert als 6,5 ist eine Kalkgabe direkt vor dem Raps zu geben Mg kann mit magnesiumhaltigen Kalken gegeben werden z.B: Hüttenkalk (Magnesiumsilikat) d) Spurenelemente-Düngung: Schwefel: S-Mangel wirkt sich auf geringere Erträge aus markantestes Merkmal sind weiß-blasse Blütenblätter besonders gefährdet sind leichte, flachgründige Standorte und Betriebe ohne eigenen Wirtschaftsdünger S-Mangel kann nur über eine Blattanalyse festgestellt werden (S-Gehalt in der Blatt-Trockenmasse unter 0,55 %o ) bei S-Mangel sollten bis zu 50 kg S/ha ausgebracht werden, z.B.: Ammonsulfatsalpeter 14 % S Schwefelsaures Ammoniak 24 % S Bittersalz (mit PSM) 15 % S Superphosphat 12 % S Kieserit „grob“ 23 % S S-Überdüngung führt zu erhöhten Glucosinolategehalten Bor: Raps hat einen höheren Bedarf an Bor als Getreide Bor beeinflußt die Ertragshöhe Bormangel kann nur über eine Bodenanalyse festgestellt werden leichte Böden sollten mind. 0,6 %o Bor aufweisen schwere Böden sollten mind. 0,8 %o Bor aufweisen -4- Pflanzenproduktion ALW 11 8. Name: Datum: Aussaatt und Pflege: Saatzeit: günstigster Termin für Winterraps ist der 20.08. in rauhen Lagen mit frühem Kälteeinbruch sollte der Termin um den 15.08.; in Gebieten mit langem, warmen Herbst kann der Termin bis Anfang September herausgezögert werden *beachte: konkreten Standort und Erfahrung des Betriebsleiters Winterrübsen verträgt und verlangt eine Aussaat in der ersten Septemberhälfte die Saatzeit der Winterformen ist dann richtig, wenn zum Wintereinbruch eine kräftige Blattrosette *merke: die ideale Rapspflanze bildet bei 40 – 60 Pflanzen/m2 vor dem Winter 10 – 12 Blätter aus, um 500 Verzweigungen/m2 zu ermöglichen > damit kann auf mittleren bis guten Böden ein Ertrag von über 60 dt/ha erreicht werden > für diese Leistung benötigt der Raps 70 – 90 Vegetationstage mit einer Temperatursumme von 400 –500 oC Bei verspäteter Saat bildet die Rapspflanze nur noch 5 – 8 Verzweigungen aus. Um auf die erforderlichen Seitentriebe zu kommen, müssen mehr Pflanzen je Quadratmeter angebaut werden auf besseren Standorten: 70 – 100 Pflanzen/m2 auf wasserknappenböden: 60 – 80 Pflanzen/2 Schafft der Raps, je nach Standort, nicht wenigstens vier Blätter bis Anfang/Mitte Oktober zu bilden und damit die Wurzel nicht mit genügend Nährstoffen zu versorgen, muß mit Pflanzenverlusten bis zum Totalausfall gerechnet werden, wenn die Pflanzen ungenügend verankert sind und durch Frost hochfrieren oder durch Regen/stauende Nässe den Kontakt zum Boden verlieren. *beachte: Mit zunehmender Pflanzenzahl nimmt der Konkurenzkampf der Pflanzen zu, die Verluste (Ausfall von Pflanzen je Quadratmeter) können zwischen 20 – 40 % liegen. Da die ertragrelevanten Anlagen (Seitentriebe und Knospen) bereits vor dem Winter zwischen dem Sechs- bis Zehnblattstadium angelegt werden, ist im Frühjahr nur noch eine begrenzte Kompensation der Verluste an Pflanzen möglich. *beachte: erreicht der Raps bereits Ende September eine Temperatursumme von 400 oC, beginnt bereits sein Längenwachstum und er ist dann besonders frostanfällig und die Anfälligkeit gegen Wurzel-, Blatt- und Stängelkrankheiten steigt Aussaatmenge: Winterraps: für 65 Pflanzen/m2 benötigt man 90 Körner/m2 (wegen der Verluste), bei einem TKG von 4 –5 g ergibt sich daraus eine Aussaatstärke von 4 – 5 kg/ha bis zu 120 Körner/m2 mit ca. 6 kg/ha Aussaatstärke sind nur bei verspäteter Aussaat gerechtfertigt Winterrübsen: 6 kg/ha Sommerraps und Sommerrübsen: 6 – 7 kg/ha *beachte: es ist falsch Sommerraps in lückigen Winterraps zu drillen, da Sommerraps deutlich später reift Saattiefe: 2 – 3 cm Reihenabstand: 13 cm = Getreideabstand 26 cm = doppelter Getreideabstand *beachte: Einzelkornsägeräte verbessern die Tiefenablage und die Pflanzenverteilung und wirken damit ertragssteigernd; zur Sicherung der Wasserversorgung des Keimlings sollten bei groben Saatbett Druckrollen oder Rauhwalzen zum Einsatz kommen -5-