Curriculum Primarschulmathematik Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 2 Zum Kurs ...................................................................................................................................................... 3 1. Zahlenräume erkunden 1.1 1.2 1.3 Stofflich - didaktische Landkarte...................................................................................................... 4 Allgemeine Bemerkungen zum Begriff «Zahl» ................................................................................ 5 1.2.1 Übersicht 5 1.2.2 Aspekte natürlicher Zahlen 7 1.2.3 Zahlentwicklung zur Einschulung 9 1.2.4 Spiele zur Zahlentwicklung 10 Aufbau Zahlenraum Kl. (1) 2 - 5 ......................................................................................................13 1.3.1 Mit wenigen, reichhaltigen Materialien veranschaulichen 13 1.3.2 Zahlen verstehen: Neun Erkundungen, Klasse 1 & 2 14 1.3.3 Zahlen verstehen: Neun Erkundungen, Klasse 3 & 4 17 1.3.4 1'000erbuch - Ideen zur Vorstellungsbildung 19 2. Mit Zahlen operieren 2.1 2.2 3.3 4 5. 34 Geometrieunterricht wozu? ............................................................................................................34 Unterrichtsideen ...............................................................................................................................36 3.2.1 Streifzug durch die Schuljahre 36 3.2.2 Rund um den Würfel 38 Ein Kompetenzraster zur Geometrie (Klasse 5) ............................................................................42 Sachrechnen 4.1 4.2 4.3 22 Bruchdenken ....................................................................................................................................22 2.1.1 Handlungsbezogenes Verständnis 22 2.1.2 Aspekte eines Bruchs 23 2.1.3 Brüche verstehen - Bruchdenken 24 Rechenverfahren & Operieren ........................................................................................................28 2.2.1 halbschriftliches Rechnen 28 2.2.2 schriftliches Rechnen 30 2.2.3 Vorstellungsbildung Multiplikation 31 2.2.4 Die vier Operationen im Überblick 33 3. Geometrie 3.1 3.2 4 44 Kapitänssyndrom .............................................................................................................................44 Proportionalität.................................................................................................................................47 Typen von Aufgabenstellungen......................................................................................................50 Überblick Curriculum (Grundanforderungen) 52 Zum Kurs Einbettung Sie haben im 1. Studienjahr zwei Studienaufträge Mathematik bearbeitet sowie einen Kurs besucht: 1. Sem. SA: Erkundung von kindlichen Vorstellungen und Denkwegen 2. Sem. KU: Lernen, Denken und Rechnen in Sinnzusammenhängen SA: Übungsverständnis im Lauf der Zeit & in Lehrmitteln Sie werden in diesem Studienjahr zwei Kurse ohne SA besuchen: 3. Sem. KU: Curriculum Primarschulmathematik (3. Sem) 4. Sem. KU: Mathematik förderorientiert planen und beurteilen (4. Sem) Schliesslich werden Sie im letzten Studienjahr eine Studienaufgabe leisten: 5./6.Sem. SA: Massnahmen und Instrumente zur inneren Differenzierung. Ziele «Curriculum Primarschulmathematik» Überblick über die Primarschulmathematik (Lernziele, Lehrplan, Lehrmittel, Inhalte) Förderung der stufenbezogenen Fachkompetenz. Instrumente zum Umgang mit der Heterogenität der Kinder. Erweiterung des Repertoires an sinnvollen produktiven Aufgabenstellungen und Spielen. Themen im Die Themen Mathematik Primarstufe werden im Längsschnitt aufgearbeitet Längs (2-3) Zahlenräume erkunden schnitt (2-3) Bruchrechnen / Rechenverfahren Leistungserwartung (2-3) Geometrie in der Primarstufe (2-3) Sachrechnen: Operatoren, Funktionen, Relationen, Textaufgaben, Kapitänssyndrom. Reserve Sie besuchen den Kurs und lesen das Skript insgesamt mindestens einmal durch. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.3/54 1. Zahlenräume erkunden 1.1 Stofflich - didaktische Landkarte 56 30 Muster (Patterns) 14 Zahlenreihen 5 7 Mit Zahlen Gesetzmässigkeiten (Muster) herstellen. Zählen und Zuordnen Zahlenreihen visualisieren Operieren Strukturiertes Zählen (in 2er-, 3er-, 5er-, – Schritten) Anzahlen strukturiert erfassen und visuell – nummerisch repräsentieren Kraft der 5 Vorwärts und rückwärts zählen Nachbarzahlelen, Nachbarzehner, Nachbarhunderter sowie die «Mitte» zweier Zahlen bestimmen. Grundoperationen repräsentieren • an der Zahlenreihe • an Punktefeldern • an Zahlentafeln • an Stellentafeln • mit Grössen (Geld / Längen) Rechnen mit Anschauungsmaterialen (Punktefeld, Kalender) Muster darstellen und geometrisch arithmetisch interpretieren. Quadratzahlen Zahlenfolgen aus kombinat. Problemstellungen Erweitern auf gebrochene Zahlen Dreieckszahlen Automatismen aufbauen (Blitzrechnen, kleines 1x1) Fibonacci Zahlen Zeichen und Zahlenverständnis Operieren in Übungsformaten (Zahlenmauern, Streichquadrate) Operationen umkehren & vernetzen Situative und individuelle Darstellungsformen verstehen Verändern von Operationen nach Rechengesetzen. Vorteilhaft rechnen ( Halbschriftliche Strategien) Konventionelle Darstellungsformen lesen und anwenden Schätzen, Überschlagen, Runden Automatisieren ZT T H Grundideen der Arithmetik • Ganzheitliche, Sinn – volle Aufgaben • strukturierte Aufgaben als Entdeckungsfelder • Lernen auf eigenen Wegen • Lernen in gemeinsamem Austausch • Über die Anschauung zur Schematisierung E Mass-, Ordnungs-, Kardinal-, Code- und Vorschrift- Zahlen lesen und schreiben. Fortschreitend schematisieren und formale Darstellungen verstehen. Zahlen in der Umwelt verstehen und gebrauchen Anzahlen, Rangierungen, Nummern, Operatoren lesen, verstehen und damit rechnen Mathematisieren Rechenverfahren Alltagssituationen mit der Hilfe von Zahlen meistern. Normierte schriftliche Verfahren (+ – •) verstehen und anwenden. Sachtexte, Tabellen und Grafiken verstehen und verfassen Halbschriftliche Strategien auf eigenen Denkwegen entwickeln und vorteilhaft einsetzen. Weitere Algorithmen (Malstreifen) und Rechenhilfen Malkreuz kennen lernen Stellenwertprinzip Zahlen und Rechnungen aus Situationen gewinnen Dekadischer Aufbau: Fortgesetztes Bündeln zu 10 Sachthemen mit mathematischen Mitteln bearbeiten 1’000er Struktur bei grossen Zahlen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Stellenwert und Eigenwert von Ziffern unterscheiden und interpretieren. Zahlen verändern, vergleichen und ordnen. BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti Januar Mo Di Mi Do Fr Sa So 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 1. Semester 2007/2008 S.4/54 1.2 Allgemeine Bemerkungen zum Begriff «Zahl» 1.2.1 Übersicht Scheinbar simpel Der Weg zum verständigen, geläufigen und flexiblen Rechnen ist keineswegs so trivial, wie es angesichts der scheinbar banalen (arithmetischen) Inhalte in den ersten Schuljahren scheinen mag. Unser Rechnen - und gerade auch unser Zahlenraum - sind bedeutende kulturgeschichtliche Leistungen, deren Entwicklung Jahrtausende gedauert hat. Natürliche Zahlen In der Primarschule arbeiten wir mit natürlichen Zahlen. Der Zahlenraum und die Grundoperationen wollen ja auch sorgfältig erarbeitet werden. Allerdings gehören Bruchzahlen (Zeit, Essen, Getränke, Geld) sowie auch negative Zahlen (Minusgrade beim Thermometer) zum Erfahrungsbereich der Kinder und sollen daher - wo immer es die Situation empfiehlt - in den Unterricht einbezogen werden. Übersicht Ausgangs- Der Aufbau von Zahlvorstellungen wird heute immer noch vernachlässigt. Da wird in vielen lage Schulstuben fleissig drauflos operiert, ohne dass die Kinder eine Vorstellung vom Zahlenraum haben, in dem sie sich bewegen. Die investierte Zeit in den Aufbau solcher Vorstellungen wird sich sicherlich auszahlen, finden doch die Operationen nicht in einer Blackbox statt, sondern in einem Raum, den man vorgängig erkundet hat. Übrigens: Zahlenbuch und mathbu.ch (ab Klasse 7) sind auch im Kanton Aargau mittlerweile obligatorisch. Aufgrund des Gewichts, das der Lehrplan 2000, die aktuellen Lehrmittel sowie HarmoS Zahlenräumen beimessen, drängt sich ein Umdenken mittelfristig auf. Grundope- Ich hege wenig Bedenken, dass Sie dem Operieren nicht genügend Raum lassen - ganz rationen im Gegensatz zur Erkundung (neuer) Zahlenräume. Das Kapitel 1 ist daher beinahe ausschliesslich diesem Thema gewidmet. Das Kapitel 2 «Mit Zahlen Operieren» fällt daher etwas knapp aus. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.5/54 Übrigens … …Sind sich die Biologen einig, dass auch gewisse Tiere über ein Zahlgefühl verfügen. So wird zum Beispiel von einem Schlossherrn berichtet, … der einen Raben töten wollte, welcher sein Nest im Wachturm des Schlosses gebaut hatte. Der Schlossherr hatte mehrmals versucht, den Vogel zu überraschen, aber jedes mal, wenn er sich näherte, floh der Rabe aus seinem Nest und liess sich auf einem benachbarten Baum nieder, um erst zurückzukommen, wenn die Luft rein war. Der Schlossherr griff daraufhin zu einer List: Er liess zwei seiner Männer in den Turm ein; nach wenigen Minuten zog sich der eine wieder zurück, der andere blieb. Der Rabe aber liess sich nicht überlisten und wartete das Verschwinden des zweiten ab, bevor er ins Nest zurückkehrte. Das nächste Mal gingen drei Männer in den Turm, von denen sich zwei wieder entfernten; aber der listige Vogel wartete erneut mit Ausdauer. Danach wiederholte man das Experiment mit vier Männern, wiederum ohne Erfolg. Es gelang schliesslich mit fünf Personen, da der Rabe nicht mehr in der Lage war, vier von fünf Leuten zu unterscheiden. Anzahlen erfassen. Welche Mengen lassen sich auf einen Blick (ohne Abzählen) erfassen? Aufträge 1) Machen Sie sich vertraut mit den verschiedenen Zahlaspekten. Finden Sie Beispiele zu den einzelnen Aspekten in Lehrmitteln. 2) Beschäftigen Sie sich mit einigen Übungen aus den Handbüchen produktiver Rechenübungen (Wittmann / Müller 1992 & 1994). Inwiefern erschliessen die Übungen den Zahlenraum, inwiefern sind sie aufs Operieren ausgelegt? 3) Wie wird der Zahlenraum laut Lehrplan aufgebaut, welche Ziele werden gesetzt, welche Hinweise sind aufgelistet? Suchen Sie ebenso die Jahresplanung in Lehrerkommentaren. Welches Gewicht wird dem Aufbau des Zahlenraumes beigemessen? 4) Sie finden in der Denkschule (Lehrerkommentar Zahlenbuch, Vorspann) sowie in «10 x 10 mathematische Erlebnisse» (Gerber/Wälti 2002) Anregungen zur spielerischen Erkundung des Zahlenraums. 5) Im Zahlenbuch 4 wird das Millionenbuch eingeführt. Studieren Sie das Lehrmittel. Auf Wunsch kann ich Ihnen ein Modell präsentieren. Überlegen Sie sich, wie Sie das Millionenbuch in der Klasse einsetzen würden. 6) Beurteilung und Lernzielkontrollen werden im Kurs in Semester 4 gezielt behandelt. Allfällige Fragen zur Stoffverteilung können Sie jedoch vorläufig beantworten, indem Sie aufgrund des heilpädagogischen Kommentars zum Zahlenbuch oder eines Begleitbands sich Gedanken zur Stoffverteilung machen (Planungshilfen). FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.6/54 1.2.2 Aspekte natürlicher Zahlen Zahl - ein komplexer Begriff Man mag versucht sein, anzunehmen, dass es keiner grossen Mühe bedarf, den Zahlbegriff Step by step den Kindern nahe zu bringen. Schliesslich scheint wenig so klar, wie die Welt der Zahlen. Das System ist allerdings so komplex, dass ich - bevor ich auf den Aufbau des Zahlbegriffs eingehe - einige Zahlaspekte auflisten möchte. Die Lernenden müssen diese verschiedenen Aspekte - selbstverständlich nicht explizit - bewältigen und situativ flexibel und angemessen reagieren. Das ist für Kinder ohne grundlegende Erfahrungen in diesen Bereichen gar nicht so einfach und muss unter Umständen in der Schule sorgfältig thematisiert werden. Systematik Die folgende Auflistung basiert auf derjenigen von Krauthausen Scherrer (2001). Sie dient einem durchaus nötigen Hintergrundwissen. Selbstverständlich wird die Systematik den Kindern nicht expliziert. Einige Kinder werden aber Mühe mit dem einen oder andern Aspekt haben. Bedeutung Beispiele Addition Subtraktion Kardinalzahlen Kardinalzahlen beschreiben die Anzahl Elemente in einer Menge. (Wie viele?) 3 Äpfel, 5 Glockenschläge, 9 Zahlen, 1'000 Möglichkeiten vereinigen bzw. zusammenlegen (z.B. von zwei Haufen Äpfel) wegnehmen oder Fehlende Stücke berechnen. Ordinalzahl Zählzahl: Folge der Zahlen, die beim Zählen durchlaufen werden. eins, zwei, drei, vier, … weiterzählen (z.B. Rückwärts zählen auch bei arithmetischen Reihen wie 3, 6, 9, 12, …) • Zählzahl • Rangzahl Ordnungszahl: Rangplatz in einer geordneten Reihe zehn, neun, acht, … Ich bin der Fünfte …, Das ist schon das dritte Mal, dass … Masszahl Masszahlen für Grössen 10 Minuten 2 Meter 5 CHF Operatorzahl Bezeichnung der Anzahl einer Handlung oder eines Vorgangs Noch fünfmal schlaHintereinander ausfen bis zu den Ferien. führen oder nacheiWenn du drei mal so nander vervielfachen RechenAlgebraischer Aszahlaspekt pekt: Das Rechnen mit Zahlen basiert auf bestimmten Eigenschaften. Bezeichnung von Objekten abtrennen, wegnehmen oder ergänzen. Umkehroperator: Wie oft noch? viel nimmst, reicht's für uns alle z.B. Kommutativität und Assoziativität (Rechenregeln) Rechnen mit Ziffern bei den schriftlichen Rechenverfahren 4+5=5+4 aber auch 9 · 11 = (10 + 1)(10 – 1) Algorithmischer Aspekt: Rechnen als Ziffernmanipulation nach festen Regeln. Codezahl aneinander legen oder zusammenfügen Rechnen mit Zahlen bei den halbschriftlichen und mündlichen Rechenverfahren. 628 563 1191 3600 Thun BE 92599 (meine Autonummer) macht keinen Sinn!!!!!!!!!!! 033 223 67 18 ISBN3-8274-1019 - 3 FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.7/54 Zahlen Zahlen sind unergründlich. Sie lassen sich in der Volksschule nur zum Teil erforschen. Im erforschen Hinblick auf das angestrebte «nachhaltige Verständnis» ist forschendes Handeln, forschendes Operieren (HarmoS: «Explorieren») und Reflektion jedoch sicher gut angelegte Zeit. Ich möchte 6 Aspekte von Zahlen herausgreifen, die weite Forschungsfelder öffnen und im Zahlenbuch (sowie andern neueren Lehrmitteln) den ihnen gebührenden Raum einnehmen. Auftreten im Alltag Zahlen und Operationen kommen im Alltag überall vor, u.a. auch schon im Kühlschrank, beim Tisch decken in der Turnhalle oder auf dem Parkplatz. Der Alltag wird dominiert von Telefonnummern, Terminen, Rechnungen, Tabellen, Punkten. Zählen Zahlen lassen sich zählen. Vorwärts, rückwärts, in 10er Schritten, in Hunderterschritten, unregelmässig grösser werdend, in 2 er Schritten vermindernd, … Elisabeth Moser Opitz hat in einer Längsschnittstudie gezeigt, dass Kinder, die nicht über eine solide Zählkompetenz verfügen auch nie wirklich «rechnen» lernen, Veranschaulichen Zahlen lassen sich auf verschiedene Arten veranschaulichen. Das Zahlenbuch macht dies konsequent mit Zahlen bis zu einer Million (und selbstverständlich auch mit Brüchen). Wo Zahlen gut veranschaulicht werden, lässt es sich auch mit den Anschauungen operieren nützen Sie das konsequent und so lange wie nötig aus. Handeln Operationen lassen sich handeln, bevor sie formalisiert werden. Häufig werden Handlungsbeispiele erst geliefert, wenn bei der abstrakten Operation Probleme auftreten. Pädagogisch sinnvoll ist dies jedoch nicht. Rechnen ist auf konkrete Bilder - auf Handlungen angewiesen. Machen Sie den Test auf's Exempel: Kommt Ihnen eine Handlung zu 4 : 0 oder etwas einfacher zu 2 : 0.5 in den Sinn? Welche Bezugsgrösse? 4 ist nur manchmal gleich 4. 4 Brotkrümel oder 4 Geburtstagskuchen sind konkret, wenn auch völlig ungleich. Und da soll noch jemand behaupten 3 (Hunderternoten) sei weniger als 4 (Fünfrappenstücke) Lassen Sie mich diesen Gedanken noch anders formulieren: Zahlen erhalten ihre Berechtigung in Zusammenhang mit Bezugsgrössen. Wir sprechen von einem Jahr, von 12 Monaten, von 52 Wochen, 365 Tagen oder 8'760 Stunden. Die Zahlen ändern, die Grösse bleibt gleich. Eine Schwierigkeit, über die viele Kinder während ihrer ganzen Primarschulzeit nicht hinwegkommen. Ziffern Der Wert einer Zahl ist dabei weder proportional zu der Anzahl Ziffern, noch proportional zu der Grösse der Ziffern. Ihr Wert wird von drei Faktoren bestimmt: • Der Anzahl der Ziffern. • Der Reihenfolge der Ziffern. • Dem Wert der einzelnen Ziffern. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.8/54 1.2.3 Zahlentwicklung zur Einschulung (Nach: Moser Opitz, E (2001): Zählen, Zahlbegriff, Rechnen, Bern Sowie Fuson, K. (1988): Children’s counting and concepts of Number, Berlin / Tokio Die Zählentwicklung besteht im Wesentlichen aus drei Aspekten, deren Integration am Schluss zur eigentlichen «Zählkompetenz» führt. Sequenz (Zahlwortreihe) Zählen von Objekten Verstehen der kardinalen Bedeutung Erwerb der Zahlwortreihe Ganzheitsauffassung der Zahlwortreihe (String) Die Zahlwortreihe wird als unidirektionale Ganzheit aufgefasst und wird wie ein Lied oder ein Gedicht rezitiert. Dabei werden die Zahlwörter zum Teil noch nicht (bewusst) voneinander unterschieden. «Vier – fünf – sechs» kann z.B, als eine immer wieder auftretende Einheit, (als ein Wort) betrachtet werden. Die Elemente werden nicht gezählt und die Zahlwörter haben noch keine Bedeutung. Unflexible Zahlwortreihe (Unbreakable List) Die Zahlwörter werden als Einheiten aufgefasst. Das Kind sagt die Zahlwortreihe korrekt auf, muss aber wieder bei Eins beginnen, eine beliebige Zahl kann noch nicht als Ausgangspunkt genommen werden, indem sie das Kind innerhalb der Zahlreihe zu bestimmen versucht. Eins – zu – Eins Korrespondenz zwischen Zahlwort und Element kann hergestellt werden. Das Kind kann durch Zählen eine bestimmte Anzahl Elemente bestimmen («give me three»). Teilweise flexible Zahlwortreihe (Breakable chain) Die Zahlwortreihe kann von einem (beliebigen) Zahlwort > 1 aufgesagt werden. Vorgänger und Nachfolger können weitgehend spontan genannt werden. Rückwärtszählen gelingt zum Teil. Rückwärtszählen entwickelt sich erst ca. 2 Jahre nach dem Vorwärtszählen. Flexible Zahwortreihe (Numberable Chain) Jedes Zahlwort hat seine Bedeutung und wird als Einheit betrachtet. Von einer beliebigen Zahl aus kann eine bestimmte Anzahl Schritte weiter gezählt werden (zähle von 14 aus drei Schritte vorwärts). Vollständig reversible Zahlwortreihe (Bidirectional chain) Es kann von jeder Zahl aus vorwärts und rückwärts gezählt werden. Richtungswechsel erfolgen ohne Schwierigkeiten, Vorgänger und Nachfolger einer bestimmten Zahl können spontan genannt werden. Zählen von Objekten Koordinationsaspekt Beim Zählen von Objekten müssen das Zeigen auf ein Objekt und das Zuordnen von einem Zahlwort zu genau einem Objekt übereinstimmen. Es können folgende Schwierigkeiten beobachtet werden: Koordinationsprobleme, Augen – Hand Mund Zeigen ohne nennen des Zahlworts Einmal zeigen, mehrere Zahlwörter Mehrmals zeigen, ein Wort Objekte überspringen Zwei Zahlwörter verbunden mit zweimaligem Zeigen bei einem Objekt Zeigen und Zahlwort ohne Objekt FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.9/54 Kardinales Verständnis Kardinaler Aspekt Wie viele sind es? Kardinalwortprinzip Kardinales Verständnis meint, dass das Kind genau versteht, dass das letztgenannte Zahlwort in einer Zählreihe eine Anzahl Objekte bezeichnet und weiss, dass damit eine Menge bestimmt werden kann. Dazu gehören folgende drei Schritte 1 2 3 4 5 6 Es sind eins, zwei drei, vier, fünf, sechs Das letztgenannte Zahlwort wird wiederholt 1, 2, 3, 4, 5, 6 6 Grösse der Erkennen, dass das letztgenannte Wort die Menge Grösse der Menge bezeichnet. 6 1.2.4 Spiele zur Zahlentwicklung Einige Vorschläge • Finger unterm Tisch – wie viele bei zwei oder drei Spielenden • Plättchen werfen, Zahlenbuch 1 • Wo stehe ich (Position Zahlenstrahl 1 bis 20 schätzen) • Hälfte färben (Lernumgebungen Band 2) • Nim – Spiele • Zahlendreieck aus dem Gedächtnis Ordnungsmemory Thema Zahlreihe, Zählen Material Zahlenkarten 1 bis 10 (zu Beginn auch nur 1 bis 6) Bei fortgeschrittenen Kindern auch 1 bis 12 (bis 20) evtl. später auch Karten zu Reihen (3, 6, 9, 12, …, 30) Regeln Die Karten werden gemischt und verdeckt in eine Reihe gelegt. Zwei Karten werden gleichzeitig aufgedeckt. Ist die Zahl auf der linken der beiden Karten grösser als diejenige auf der rechten, werden die beiden Karten vertauscht und wieder umgedreht, ansonsten werden sie an der ursprünglichen Position wieder umgedreht. 5 7 Umdrehen und liegen lassen 5 3 Karten tauschen. Es werden so lange Paare umgedreht, bis der Spieler denkt, dass alle Karten in der richtigen Reihenfolge liegen. Zur Kontrolle wird umgedreht. Variante Ordnungsmemory zu zweit spielen. Dabei werden abwechselnd Paare aufgedeckt Es gewinnt, wer die Karten bei richtiger Reihenfolge umdreht. Ist die Reihenfolge falsch, werden die Karten wieder umgedreht und weiter gespielt. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.10/54 Lotto mit Domino / Würfel / Ziffernkarten Thema Addieren und Subtrahieren einstelliger Zahlen. Wahrscheinlichkeit (Häufigkeit möglicher Summen und Differenzen) Material Dominosteine (Satz 0 bis 6 oder 0 bis 9) oder 2 Würfel (1 bis 10 oder 1 bis 6) oder 2 Sets Ziffernkarten 1 bis 9 Regeln Die Steine mit einer 0 werden zur Seite gelegt. Die andern Steine dreht man um, Augenzahl nach unten. Beim Spiel mit Ziffernkarten werden die beiden Stapel, Ziffer nach unten nebeneinander gelegt. Die Spielerinnen und Spieler schreiben 5 Zahlen zwischen 0 und 12 (beim Spiel bis 9 zwischen 0 und 18) auf ihren Zettel Nun wird ein Stein / zwei Zahlenkarten aufgedeckt oder mit 2 Würfeln gewürfelt. Aus den beiden (Augen-)Zahlen wird Summe und Differenz gebildet. Wer eine dieser Zahlen auf seinem Zettel notiert hat, streicht sie durch. Es wird immer nur eine Zahl gestrichen. Wer zuerst alle Zahlen abgestrichen hat, gewinnt. Problem Nach einigen Spielen stellt sich die Frage nach den günstigsten Zahlen. Dabei spielt es keine Rolle, ob mit Domino, Würfeln oder Zahlenkarten gespielt wird. Dass dabei Summen und Differenzen im Spiel sind, macht das Problem komplex. Am Anfang könnte man sich daher auf Summen, später auf Differenzen und in einem 3. Durchgang auf Summen und Differenzen konzentrieren. Mit den Dominosteinen lässt sich die Frage nach den günstigen Zahlen relativ leicht beantworten. Untenstehendes Beispiel mit den Zahlen 1 bis 6 Summen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 etc. Differenzen 2 FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik 2 BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.11/54 Zahlquartette Thema Material Regeln Zahlreihe, Zählen, Zahldarstellung 1 6 2 7 3 8 4 9 5 10 11 16 12 17 13 18 14 19 15 20 Zahlreiche Spielregeln sind denkbar. Wichtig ist, dass die Kinder Zahldarstellungen erkennen und «übersetzen» können. Beispiel: Die 40 Karten mit Darstellungen der Zahlen von 1 bis 10 werden gemischt und auf vier Kinder verteilt. Kind A legt eine beliebige Karte auf den Tisch. Dann Kind B, C und D. Das Kind mit dem höchsten Zahlwert nimmt die vier Karten und legt sie umgekehrt vor sich hin. Wer sticht, spielt als nächstes zuerst seine Karte aus. Es gewinnt, wer am meisten Stiche macht. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.12/54 1.3 Aufbau Zahlenraum Kl. (1) 2 - 5 1.3.1 Mit wenigen, reichhaltigen Materialien veranschaulichen Zwanzigerfeld / Zwanzigerreihe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Mit dem 20er Feld und dem 20er Strahl wird vor allem in der 1. Klasse gearbeitet. Bsp.: ZBn1 S. 8 – 12, 24 -26, 30-35. 43. 46-48. 53-54, … Hundertertafel / Hunderterpunktefeld 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 Der Hunderterraum wird in Klasse 2. erschlossen. Links Hunderterfeld, rechts Hundertertafel Bsp.: ZBn2 S. 15 – 21, 30ff Tausenderbuch (Vor- und Rückseite) Der Tausenderraum wird im 3. Schuljahr erschlossen. Bsp.: ZB 3, S.20 - 23 Millionenbuch 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 Im 4. Schuljahr wird der Raum bis 1 Million erkundet, im 5. Schuljahr wird vertieft. Bsp.: ZB4, S.14/15 FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.13/54 1.3.2 Zahlen verstehen: Neun Erkundungen, Klasse 1 & 2 Zugänge Erkundung Zahlenraum / Bespiele aus ZB 3 Die Erkundung des Zahlenraumes geschieht in mehreren Durchgängen. Dabei werden bestehende Bezüge gefestigt und neue entdeckt. Die Kinder bauen so ein tragfähiges System auf - zu jeder Zahl gibt es eine Vielzahl möglicher Assoziationen, auf die bei Bedarf in Alltagssituationen, beim Operieren oder beim Interpretieren von Zahlenmaterial zurückgegriffen werden kann. Nachfolgend finden Sie Beispiele zu den von Wittmann vorgeschlagenen 9 Durchgängen bei der Erforschung des Zahlenraums, die in ZB (1) 2 - 4 konequent umgesetzt werden. 1. Klasse: ZR bis 20 (neu teilw.. bis 100) 2. Klasse: ZR bis 100 I) Situationen & Kontexte aus der Lebenswelt Würfelaugen II) Bündeln im Zehnersystem Zwei Fünfer sind zehn (Hände, Auszählen von Gegenständen) Zählen auf Zwanzigerpunktefeld Spiel für 2: Finger hoch strecken: Linke Hand je 0 oder 5, rechte Hand beliebig viele. Wie viele Finger insgesamt? III) Punktefelder Zwanzigerfeld Anzahlen zwischen 0 und 20 (100) auszählen, vergleichen Hefte, Bücher, Parkplatz, Bäume Klassen, Schoggi (6·4), Guetzlipackungen, Fenster an Hausfronten, Seiten im Heft, Stühle zu Hause … Finde 5 / 20 Gegenstände Z/E Eierschachteln, Frischbackbrötchen, Kreideschachtel, Teelichter, Cuisenairestäbchen Hunderterpunktefeld Standortbestimmung: Ergänze auf 20 20er Feld Muster färben: Mit 2, 3, 4 Farben. Wie viele Felder sind rot… 20 Fränkler an 4 Kinder verteilen Welche Darstellung finden Kinder? Wie 20er Feld?? Standortbestimmung: Additionen finden, die zusammen 100 ergeben Feld auf verschiedene Arten auszählen Zahlen darstellen und schreiben 100 (50, 80, 50 …) Smarties oder Fränkler verteilen an 2, 3, 4 … Sch. Lässt sich aus einem 20er Feld ein 20er Strahl konstruieren? Welcher Strahl lässt sich aus 2 20er Feldern ableiten … IV) Zahlentafeln Zwanzigerfeld Ergänzen auf 100 von einer Zahl auf dem Hunderterfeld (50, 80 …) Regelmässige Muster auf 100erfeld mit 2, 3, 4, 5 Smarties. Hundertertafel Zeige die Zahlen auf der Tafel und benenne sie Welche Zahlen sind bei den vorhandenen Mustern angefärbt? Die Zahlen 1 bis 20 auf verschiedene Arten ins 20er Feld schreiben. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Anzahlen zwischen 20 und 100 Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Zeige Zahlen auf der Tafel und nenne sie Schreibe die Zielzahlen auf Weitere produktive Übungen zur Orientierung auf der Hundertertafel Finde Zahlen mit gleicher Quersumme. Hanspeter Gerber & Beat Wälti Blockade (HB 1, S.80 unten) 28 47 1. Semester 2007/2008 S.14/54 Summe von drei aufeinander folgenden Zahlen (immer durch drei teilbar) Summe zu einer Zahl punktsymmetrisch liegender Felder berechnen, z.B. die beiden Nachbarn (immer gleiche Summe). Läufer, Turm und Springer bewegen sich auf dem 100er-tafel / 20ertafel. Welche Zahlen können erreicht werden, wenn man bei 5 / 32 startet? V) Zahlenreihe. Lernschwache Kinder bevorzugen oft einen vertikalen Zahlenstrahl. 20er (100er) - Reihe 100er - Reihe Räuber und Goldschatz (ZB1 S.11) Räuber Goldschatz Varianten Zahlenstrahl mit WP’s abdecken. Wo verstecken sich die Zahlen? Zahlen am Strahl lesen und umgekehrt am Strahl zeigen Regelmässige Muster auf 20er Reihe legen: Beginn gezeichnet vorgeben: Zeige Nachbarzahlen, zähle um 2 weiter, zähle um 3 zurück Was liegt in der Mitte zwischen …… Zähle von … weiter in 2er / 5er / … 20er Strahl herstellen. (Aufgabe offen Schritten und zeige die Zahlen lassen, damit allfällige Fehlvorstellungen erkannt werden können) Nachbarzahlen (-zehner) von … VI) Lege auf viele Arten 10 (15) Fr. Geld Wechsle eine 20er Note. Benutze das Geld in der Kasse. Lege … Fr. (Rp.) Finde mehrere Möglichkeiten Was kostet ein … Ergänzen: Verschiedene Beträge, – Du zahlst mit 100 Fr. Du hast je mehrere Geldnoten und 5liber. Welche Beträge sind mit zwei (drei) Scheinen oder Münzen möglich? Zahlen mit 7 (6, 5, 8) Plättchen bilden Wichtig ist aber, dass die Kinder begreifen, weshalb 9 kleiner ist als 11, obwohl die 11 zwei so kleine Ziffern enthält. Wie findet man Zahlen schnell auf der Hundertertafel? Was bedeutet die 1 bei der Zahl 17? Was bedeutet die 3 bei der Zahl 37? Die Stellenwerttafel kann vorerst durch das Zwanzigerfeld ersetzt werden. Die erste volle Zeile ergibt Zahlen zwischen 10 und 19 etc. Zahldarstellungen koordinieren, z.B. 41 (Geld, Stellenwerttafel, 100er-Tafel, 100er Reihe Stäbchen) 40 20 20 1 Z E Geschriebene Zahlen (achtundsiebzig) legen. VII Stellenwerttafel Du bezahlst mit 12 Fr. Im Geschäft gibt’s Artikel zu 2, 3, 4, 6 und 7 Fr. Welche Artikel hast du gekauft? In einem Säckchen liegen 3 (5) Münzen. Findest du «blind» heraus, wie viele Franken? Wird in der 1. Klasse nur vereinzelt eingesetzt, dafür aber in der 2. & 3. Klasse um so systematischer eingeführt. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.15/54 VIII Ziffernkarten & Kombinationen Ziffernkarten zur «Kraft der 5» (z.B. 1, 2, 3, 4, 5, 5, 5, 5). Abwechslungsweise ziehen 2 Kinder eine Ziffernkarte und färben die entsprechende Anzahl Felder auf dem 20er Feld. Wer zuletzt färben kann erhält 1 Punkt, wer über 20 hinauskommt, erhält 1P Abzug (ä Härdöpfel). Bilde mit 3 (4, 5, …) Ziffernkarten sämtliche zweistelligen Zahlen Zehn Ziffernkarten, 2 Sch. ziehen abwechslungsweise eine Karte, Ziffern werden addiert. Wer eine Summe > 20 erhält, verliert Bemerkung: Hier dürfte man korrekterweise nicht von Ziffernkarten sprechen, da es sich um einstellige Zahlen handelt. IX Längenmasse / Sachsituationen 1 20er Strahl mit der Einheitsstrecke 1 cm austeilen. Mit Massstab vergleichen. 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Meter herstellen ( 100er Strahl in cm Unterteilung) Wir machen den Meterstrahl 10 mal kleiner Annahme: 1 Meter ist so lang wie das Schulzimmer … wie lang wäre dann … X Erfinden Sie selbst weitere Spiele oder lassen Sie sich inspirieren. Spiele zum Mögliche Literatur: Gerber, Wälti (2001):10 x 10 mathematische Erlebnisse. Erfassen www.zahlenbu.ch, Anlässe 1.1.1 und 2.1.1 (Interviews zum Zahlverständnis) des Zahlenraums FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.16/54 1.3.3 I) Situationen & Kontexte ZB3 S. 24 II) Bündeln im Zehnersystem ZB3 S. 25 Zahlen verstehen: Neun Erkundungen, Klasse 3 & 4 3. Klasse: ZR bis 1000 4. Kl.: ZR bis 1 Mio. in Kl. 5 wiederholen Anzahlen zwischen 100 und 1 000 Anzahlen über 1 000 Getränke (Harasse), Farbstiftschachteln, Häuschen auf einer Seite, Anzahl Schritte auf dem Schulweg, Anzahl Finger in der Klasse Bevölkerungsanzahlen aus einfachen Diagrammen lesen. Welche Stadt gehört zu welchem Balken? Entfernung von Ferienorten aus Karte lesen. H/Z/E HT/ ZT / T / H / Z / E Eierkartons, Kreideschachteln, Frischbackbrötli, 10er Schachteln mit Neocolor, Stäbchen zu Würfel erweitern (1 000) Wer den 1 000 er Raum begriffen hat, versteht auch den Millionenraum (1T, 2T, 3T, …). Eine Erweiterung des Zahlenraums bloss bis 10'000 ist daher unnötig. Anschaulichkeit schwierig III) Tausenderbuch 10 100erpktef. Punktefeld mit Millimeterpapier Punktefeld Standortbest.: Additionen finden, die 1 Zentimeter Quadrat ist ein HunderterZB3 S. zusammen 1 000 ergeben punktefeld 26/27 Tausenderbuch & einzelne Pkt. im Buch 10 Zentimeter Quadrate (Millimeterpaauf versch. Arten auszählen. Zahlen pier) sind ein Tausenderbuch. darstellen und schreiben Wie viele Millimeter Quadrate sind in einem Dezimeter Quadrat, auf einem A4 Millimeterpapier? Welches Quadrat enthält 1 Million Millimeterqaudrate? Millimeterpapier strukturieren nach 1 000 er Verschiedene grosse Anzahlen mit Millimeterpapier darstellen Zahlen zeichnen Ergänzen auf nächsten Hunderter Regelmässige Muster legen, Abstände bestimmen … IV) Zahlentafeln Tausenderbuch / 10 Hundertertafeln Zeige die Zahlen von … bis … in Einer(Zehner-, Hunderter-) Schritten. ZB3 S. 28/29 Schreibe die Zielzahlen (grosse Pfeile bedeuten nächste oder vorhergehende Hundertertafel) Mit dem Millionenbuch lässt sich jede Zahl eindeutig bestimmen. Beispiel: 364 234 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 Zahlen mit lauter gleichen, zwei gleichen Ziffern, Zahlen mit lauter ungeraden Zif- fern … 292 293 294 295 296 297 298 299 300 Millionenbuch (Wieviele) Zahlen mit 5, 3, 8 am Schluss gibt es 291 Wie oft findest du die Ziffer 3 auf der dritten (201 - 300) / auf der 6 Tafel? Ergänzungsaufgaben: 2 + … = 8; 20 + … = 80; 200 + … = 1 000 FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen 301 305 312 316 323 324 320 327 334 345 352 350 356 361 360 367 378 364'234 389 400 166 Tausender + 479 mit Millimeterpapier auf Feld 166 –> 166 Tausend 479 Sprich: 204 308, 24 308, 240 380 Zähle in Schritten von 1 000 bis 10 000, von 20 000 bis 800 000 Zähle weiter: 51 000, 53 000, … 65 000; 75 000, 80 000, … 120 000 Immer 1 000 000 (Additionen finden, die 1 Million ergeben) Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.17/54 V) Zahlenreihe Tausenderstrahl Zahlenstrahl Zeige Welche Zahl liegt in der Mitte … Zähle vorwärts / rückwärts in 2er / … Schritten von … bis … Nachbarzahlen (-zehner / -hunderter) von… Ergänze auf … Tausenderstrahl auf einer möglichst geraden Strecke (z.B. 500 m) herstellen als Klassenarbeit. ZB3 S. 32/33 VI) Lege … Fr. (Rp.) Finde mehrere Möglichkeiten Was kostet ein … (Fahrrad, Stereo, Snowboard …) Ergänzen: Verschiedene Beträge, – Du zahlst mit 1 000 (500) Fr. Wieviele Beträge sind mit 3 (2, 4, 5) Scheinen oder Münzen aus der oberen (unteren, beiden) Reihe möglich? Geld ZB3 S.36/37 1 5 VII Stellenwerttafel 10 20 100 50 200 Zahlen mit 7 (6, 5, 8, 10) Plättchen bilden Ausschnitte aus Zahlenstrahlen betrachten. Nur einige Zahlen werden ausgeschrieben, weitere müssen gefunden werden. 230 500 232 000 Übungen von Tausenderstrahl adaptieren Markieren von 232'566 mm auf gerader Strecke mit Messband, Messunterschiede analysieren Welche Zahl könnte hier liegen? Stell dir vor, du bist Millionär und hast deine Million in lauter Noten zu 1 000 (200, 100, 50, 10) Franken oder in Münzen zu 5 (1, 1/2) Franken. Du bist Millionär und hast 245 Geldstücke und Noten … Rechne mit Tausendern (T) wie mit Einern (E) 125 + 125; 125T + 125T; 125 000 + 125 000 746 – 254; 746T – 254T; 746 000 – 254 000 Ergänze auf den nächsten HT Lege, schreibe in Ziffern und Buchstaben, sprich, suche im Millionenbuch die Zahlen, z.B. (Darstellungsformen werden in andere «übersetzt») ZB3 S.30 M HT ZT T H Z E Schreibe folgende Zahl Lege 423, 731 … Lesen und legen von Zahlen Verschiebe ein Plättchen. Welche Zahlen können entstehen? FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Welche (wie viele verschiedene) Zahlen kannst du mit 1 (2, 3, …) Plättchen legen? Susi legt 456 036. Dani legt ein Plättchen dazu (nimmt eines weg). Welche Zahl kann es nun sein? Addieren von Zahlen im Stellenwertsystem (ev. mit Plättchen) Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.18/54 VIII Ziffernkarten & Kombinationen ZB3 S.31 IX Längenmasse / Situationen Bilde mit 3 (4, 5, …) verschiedenen Ziffernkarten sämtliche möglichen dreistelligen Zahlen. Zehn Ziffernkarten: 2 Sch. ziehen abwechslungsweise zwei Karten und bilden eine zweistellige Zahl. Karten zurücklegen. Zahlen aufaddieren. Wer als erster 500 (1 000) erreicht gewinnt (verliert) Zahl finden Lege eine Zahl mit den Ziffernkarten möglichst nahe an 500 000 (1 000 000) Vierstellige Zahlen mit 4 Ziffernkarten. Wie viele gibt’s? Der Grösse nach ordnen 4 Ziffernkarten ziehen und mit den Operationszeichen •, + , – und : verknüpfen. Das Resultat soll möglichst gross sein. (Ev. 5 Ziffernkarten mit einer Klammer und einem + zusätzlich) Kilometer: wandern, abmessen, fahren. Nehmen wir an: 1 m ist so lang wie das Schulzimmer … wie lang wäre dann … 5 km Stau auf Autobahn vor Oftringen. Wie viele Autos? Millionenstrahl auf 1 km Entfernungen im Sonnensystem ZB3 S.34/35 1.3.4 1'000erbuch - Ideen zur Vorstellungsbildung Wer findet schnell 726, 482, 809 … Kinder, die sich bei dieser Übung lange orientieren müssen, haben das Dezimalsystem mangelhaft begriffen. Wo sind 800, 500, 400; Wo ist 60, 90, … wo sind 160, 260, 360? Welche Zahl ist auf der Rückseite? Bleistift auf das Tausenderpunktefeld halten und nach der Zahl auf der Rückseite fragen. Achtung: Wo ist die 1? Muster legen Schülerinnen und Schüler legen mit 3 / 4 / 5 Wendeplättchen Muster auf eines der 10 Hunderterfelder. Die markierten Zahlen lassen sich in der Regel einfach zusammenzählen. Geometrische Muster auf den Zahlenfeldern sind immer auch arithmetische Muster. Muster weiterführen Die ersten 3 - 4 Wendeplättchen eines Musters legen, z.B. 12, 24, 36, Die Kinder führen das Muster weiter. Je nachdem, ob das Muster arithmetisch oder geometrisch interpretiert wird, wird 48, 60, 72 oder 48, 60, 162 gelegt. Wie viele Zahlen / wo liegen die Zahlen • ohne die Ziffer 5 • ohne die Ziffern 1, 2 und 3 (es sind weniger als die Hälfte!) • mit drei ungeraden Ziffern • mit Quersumme 18 • mit zwei gleichen Ziffern • mit lauter gleichen Ziffern • mit genau einmal der Ziffer 2 • mit einer oder mehreren Ziffern 2 • mit Ziffern, die sich um mindestens 3 unterscheiden? • mit benachbarten, aufsteigenden Ziffern (012, 123, 234, …) • mit Summe von Zehner und Einer 7, 8, 9………? • mit einstelliger Quersumme (117 auf dem TB, 45 auf der 100er Tafel). Durch das zusammengeklappte Tausenderbuch stechen und fragen, welche Zahlen damit getroffen werden. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.19/54 Zahlen markieren Wo sind alle geraden / ungeraden Zahlen? Welche Zahlen sind auf der oberen Hälfte / auf der unteren / auf der linken / auf der rechten Hälfte des Tausenderbuchs? Wo liegen alle 9er, 11er, 20, 25er … Zahlen? Markiere mit Farbe. SchnittEin Wendeplättchen wird in die Mitte (also auf einen Schnittpunkt einer senkrechten und einer punkt legen waagrechten Linie) von 4 Feldern gelegt. Die 4 Zahlen werden blitzschnell addiert. Die Summe ist immer gerade, jedoch nie durch 4 teilbar. Schnittlinie legen Ein Wendeplättchen wird zwischen zwei Felder gelegt. Die Summe der beiden Zahlen ist • immer ungerade, wenn es eine senkrechte Linie ist • immer gerade, wenn es eine waagrechte Linie ist. Drei benachbarte Felder Drei (fünf) WP's werden auf benachbarte Felder gelegt. Die Zahlen werden addiert. Die Summe ist gleich gross wie das mittlere der Felder multipliziert mit drei (fünf). Summenpaaare Wendeplättchen werden paarweise so gelegt, dass deren Summe (25, 62, 101,…) ist. Die Verbindungslinien der Paare treffen sich bei den meisten Summen zwischen 20 und 101 in einem Punkt. Bei Summe 101 treffen sich die Linien allerdings im Zentrum der Tafel). Diagonalen Welche Zahlen liegen oberhalb (unterhalb) der Diagonalen? (Eine der Diagonalen trennt Zahlen, bei denen die Einer grösser als die Zehner sind ab, die andere trennt Zahlen mit einer Quersumme grösser als 10 ab. Bsp. Diagonale von links oben nach rechts unten: • Der Einer ist um 1 grösser als der Zehner. • Zwei Zahlen unterscheiden sich um 11, • Bei der Division durch 11 entsteht immer der gleiche Rest • Der Einer ist der Zehner der nächsten Zahl (12 –> 23), • Gerade - ungerade - gerade …, • Die Zahlen können zu Paaren mit der Summe 99 (299, 499, …) gruppiert werden. Umkehrzahl Wo liegt die Umkehrzahl von 37 … Wendeplättchen werfen 4 Wendeplättchen werden auf die 100er-Tafel geworfen. Wer findet schneller 2 «getroffene» Zahlen, deren Summe eine Zahl mit Einer 5 / 7 / 0 ergeben? (Die Wahrscheinlichkeit, dass es ein solches Pärchen gibt, ist jeweils ca. 50%. Die Aufgabe kann als Spiel gelöst werden. Streichquadrate In drei Hundertertafeln markiere ich jeweils ein Quadrat mit 5 x 5 Feldern. Anschliessend setze ich jeweils auf 5 Felder eine Marke. Wann ergibt die Summe von Zahl und Umkehrzahl ein Palindrom? 38 + 83 = 121. 121 ist ein Palindrom. Mit 48 + 84 = 132; 132 + 231 = 363 entsteht erst im zweiten Schritt ein Palindrom. • Nach welchen Regeln habe ich jeweils 5 Felder markiert? 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 • Weshalb ist die Summe der 5 Felder immer gleich gross? • Multipliziere das Feld (55) in der Mitte des 5 x 5 Quadrates mit 5 … • kann das gleiche auch mit einem beliebigen 5 x 5 Quadrat gespielt werden? FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.20/54 Muster und operieren Zahlen abstreichen Wähle eine beliebige Zahl, z.B. 62. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 Subtrahiere das Doppelte der ersten Ziffer: (62 – 2 · 6 = 50 ). Subtrahiere die zweite Ziffer (50 – 2 = 48). Auf einer grossen 100ertafel werden sämtliche Resultate markiert. Weshalb sind alle Resultate durch 8 teilbar? Du streichst alle Zwischenresultate ab: 1 + 7 = 8; 8 + 7 = 15, 15 + 7 = 22, … 99 + 7 = 106, 6 + 7 = 13 … a) Welche Zahl wird als letzte abgestrichen? b) Erreichst du das gleiche Ziel auch, wenn du stets 13 addierst? c) Mit welchen Zahlen tritt das gleiche Phänomen auf? Arithmetische und geometrische Symmetrie Nim-Spiele Umfahre eine beliebige Zahl rot. Wähle 2 zu dieser Zahl symmetrisch liegende Zahlen und zähle sie zusammen. Wähle irgendein Rechteck, das die von dir gewählte Zahl zum Zentrum hat und addiere die 4 Zahlen Feststellung? Erklärung? 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 Sämtliche Nim- Spiele können auf dem Tausenderfeld gespielt werden. Dadurch wird der Übungsprozess «gestützt» und das Anspruchsniveau vermindert. Beispiel: A legt ein Plättchen auf 50, B darf eine Zahl zwischen 1 und 10 subtrahieren und erreicht so z.B. 42, A subtrahiert 5 und erhält 37 etc. Wer ein Plättchen auf die 1 legen kann, gewinnt. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.21/54 2. Mit Zahlen operieren 2.1 Bruchdenken 2.1.1 Handlungsbezogenes Verständnis «dumme Fragen» Lassen Sie mich mit einigen «dummen» Fragen beginnen. Vielleicht gelingt es mir, sie zu provozieren oder zumindest hinter unser Schulmathverständnis ein Fragezeichen zu setzen. Handlungsbezogenes Verständnis von Brüchen Gibt es wirklich Divisionen, die nicht aufgehen? Wer sagt mir, dass 20 Franken an 3 Kinder verteilt eine Division ist, die nicht aufgeht. Vielleicht ist das Aufteilen von 20 : 4 ungleich heikler (dann nämlich, wenn die Kinder mit 5 Fr. etwas gemeinsam machen wollen, oder einen Teil des Geldes zurückbehalten wollen, oder gar nicht davon ausgehen, dass alle gleich viel erhalten müssen, oder … Warum lassen sich nur gleich grosse Stücke (also z.B. Viertel) zusammen zählen? Ein Viertel von einem Sonntagszopf ist ja wirklich nicht gleich gross wie der vierte Teil eines Wegglis. Weshalb ergibt 2 : 0.5 = 4 Was stört die Mathematiker am Bruch 3/6? Für meinen 10 jährigen Sohn hat dieser Bruch eine ganz andere Aussage als das völlig banale 1/2. Weshalb soll 1/3 grösser sein als 1/4, ist doch 3 kleiner als 4? Würden sich allenfalls die rationalen Zahlen so definieren lassen, dass die Reihenfolge der natürlichen Zahlen beibehalten wird? Sie sind beibehalten!!!! Wir können jeden Bruch ja zählen. Der Nenner gibt nur die Grösse an. Am besten klar wird das wohl mit Eine Viertelstunde, zwei Viertelstunden.... Was ist 1/3 Person oder 2/5 Autos? Macht es Sinn, Bruchrechnen mit unteilbaren Grössen zu betreiben? Zunächst einmal verläuft die Entwicklung des Zahlbegriffs bei Kindern gleich wie in der Urgeschichte. Natürliche Zahlen sind fürs Zählen und Addieren völlig ausreichend. Die Zahl 0 ist inexistent, da man «Nichts» ja nicht zu zählen braucht. Wann in der Entwicklung eines Kindes aus «Nichts» die Zahl 0 wird , entzieht sich meiner Kenntnis. Sicher ist, dass der Vorgang durch das Umfeld gesteuert wird, und nicht eigenständig abläuft. Jedenfalls könnten wir die Zahl 0 genau so gut durch ein Wort wie «Nichts»oder «Keines» ersetzen, ohne dass wir an den Rechengesetzen etwas zu ändern brauchten. Brüche werden erst dort nötig, wo komplexere Interaktionen stattfinden. Im Vorschulalter sehen sich Kinder vermehrt mit Anzahlen, Strecken oder Materialien konfrontiert, die es aufzuteilen gilt. Viele Kinder können problemlos exakt und korrekt teilen, ohne über einen exakten Begriff von Bruchrechnungen zu verfügen. Die mathematische Genauigkeit, ohne die Bruchrechnen überflüssig wird, macht sich das Kind erst nach und nach zu eigen. Verteilaufgabe schon im Vorschulalter Unser Sohn meisterte mit 5 Jahren Verteilaufgaben (2 Schokoriegel für 5 Leute), ohne dass er die Dinge beim Namen nennen kann. Er teilt nämlich die Riegel so oft in kleinere Einheiten auf, bis ihm eine Verteilung gerecht erscheint. Mathematisch gesehen, hat er 2/1 in 20/10 (auch wenn ich zugeben muss, dass die Zehntel nicht unbedingt alle identisch sind) verwandelt, und jedem der Anwesenden 4/10 ausgeteilt. Da er sich über den mathematischen Gehalt seiner Handlung nicht bewusst ist, hat er – wer kann’s ihm verdenken – das Kürzen vergessen. Lehrkräfte werden die Handlung zwei Schokoladen auf 5 Leute aufzuteilen mit der Rechnung 1/5 von 2 formulieren. Sie sehen, wie einfach das Ganze im Alltag sein kann und wie verständnistötend wir alle in der Mathematik damit umgehen können. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.22/54 Wo entstehen Brüche? Die positiven rationalen Zahlen stammen also bereits aus dem vorschulischen Spiel- und Handlungsbereich von Kindern, ohne dass die Kinder allerdings sprachlich in der Lage wären, ihre Handlungen zu beschreiben. Insofern liegen uns die positiven rationalen Zahlen trotz der wesentlich komplexeren Operationsstrukturen wohl näher als die negativen ganzen Zahlen. Brüche entstehen am häufigsten und sicher auch am anschaulichsten beim Halbieren. So können sich Kinder (und auch sie?) etwa 3/4 wesentlich besser und exakter vorstellen als 1/ , obwohl 3/ den grösseren Zähler und den grösseren Nenner hat. Für die meisten Kinder 3 4 ist 1/4 die Hälfte von 1/2 (exakt), wenn sie jedoch von einer Strecke 1/3 einzeichnen sollen, wird die Marke oft vor der Marke 1/4 gesetzt, weil ja 3 vor 4 kommt. Wenn ich Sie nun bitte, möglichst exakt 3/4 eines Rechtecks, eines Kreises, eines Cakes oder einer Strecke zu bestimmen, wird Ihnen das wesentlich exakter gelingen, als wenn Sie 1/3 bestimmen sollten. Der Umgang mit Brüchen wird vor allem dann schwierig, wenn der Formalismus der Schulmathematik den Lernenden untersagt, ihre erworbenen Begriffe weiterzuverwenden und ihnen gebietet, an und für sich verstandene Operationen so abstrakt auszuführen, dass der ursprüngliche Sinn nicht mehr vordergründig ist. 2.1.2 Aspekte eines Bruchs Auftreten im Alltag Zuerst einmal: Brüche kommen im Alltag recht häufig vor: Halbmond, Viertelstunde, drei Viertel Stunden, halbe Stunde, Vierteljahr, Spieldrittel beim Eishockey, Halbzeit, «die kleinere Hälfte», eine halbe Portion, 1/4 Rabatt, den Zehnten bezahlen (Zehntscheune) Zählen Brüche lassen sich zählen wie Äpfel oder eben Kuchenstücke. Anstatt ein, zwei, drei Stücke... können wir ebensogut 1/12, 2/12, 3/12, … zählen. Dieser Aspekt kann nicht genug betont werden, ist es doch eine entscheidende Brücke zum Verständnis von Brüchen Veranschaulichen. Es ist offensichtlich, dass Brüche oder besser Bruchteile mit Kuchenstücken veranschaulicht werden, schliesslich entspricht diese Darstellung am ehesten und am sichersten Alltagserfahrungen von Kindern. Allerdings ist die Operation 3/4 von 2/5 an einem Kreis doch eher mühsam und ohne ein echtes Verständnis von Zentriwinkeln und Proportionalitäten kaum lösbar. Die Operation 3/4 von 2/5 lässt sich dennoch ohne Probleme an einem geschickt gewählten Rechteck (von z.B. 10 auf 12 Häuschen) handeln. Konkret heisst dies, dass sie zuerst einen Fünftel des Rechtecks bestimmen, diesen Teil verdoppeln das Resultat daraufhin vierteln um es abschliessend zu verdreifachen. Weshalb diese auch für Kinder einsichtige Handlung dem gekürzten Wert 3/10 gleichzusetzen ist, können viele zwar ohne grössere Begeisterung rezeptiv nachvollziehen, jedoch nicht wirklich begreifen. Verschiedene Wahrnehmung Brüche können konsequent als Resultate von Divisionen interpretiert werden, werden aber im Alltag oft als eigenständige Grösse (eine Viertelstunde, ein Pizzastück, zwei Schoggihüseli) wahrgenommen. Bei der konsequenten Beharrung auf der Bruchschreibweise liegt aus meiner Sicht denn auch die Hauptschwierigkeit beim Erlernen des Bruchrechnens. Lassen Sie mich den letzten Gedanken noch anders formulieren: Brüche sind Teile von Ganzen, können aber ihrerseits wieder in Ganze verwandelt werden. Wenn wir etwa von 1/4 Jahr sprechen, können wir genauso gut von einem Quartal, von 3 Monaten, von 13 Wochen oder etwas mehr als 90 Tagen sprechen. Ebenso ist 1/4 Pizza eben ein ganzes Stück, das man seinerseits wieder halbieren kann («gib mir doch noch ein halbes Stück», im Gegensatz zu «gib mir noch 1/8 Pizza»). ZweidiGemeine Brüche setzen sich, so banal das klingen mag, aus zwei natürlichen Zahlen zumensionali- sammen. Die beträchtliche Denkleistung des Lernenden besteht nun in der vorläufig tät höchstens vage vorhandenen Erkenntnis, dass der Wert des Bruches proportional zum Zähler, aber umgekehrt proportional zum Nenner ist. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.23/54 2.1.3 Brüche verstehen - Bruchdenken Das Ringen Wir verlangen von den Kindern, die Brüche nach einem streng definierten Kriterienkatalog um Verzu benennen und in Operationen zu verwenden (Zähler, Nenner, Erweitern, Kürzen, oder ständnis mit sinngebenden Sätzen wie «2/5 von 3/4 ist das gleiche wie das Produkt der beiden Brüche»). Viele Lernende bewegen sich auf der Handlungsebene – ohne sich dessen bewusst zu sein –mit einer grossen intuitiven Sicherheit im Land der Brüche. Dass wir in der Schule ebendiese wohlbekannte Handlungsebene sprachlich normieren, wird dabei vielen nie bewusst. Die sprachliche Norm wird nie mit dem Alltag assoziiert, die bewussten Erkenntnisse bleiben beschränkt und Stückwerk. Zuweilen ist die Schulmathematik beim Aufbau eines assoziativen Netzes zwischen Alltagserfahrungen, Schulexperimenten und Operationen mit Brüchen geradezu hinderlich. So werden Kinder angehalten, konsequent zu kürzen. Vermutlich zerstören wir damit einen Teil des handlungsbezogenen Wissens einiger Kinder. 3/12 haben nämlich für viele Kinder und vielleicht auch noch für dem Alltag noch nicht ganz entfremdete Studierende eine ganz andere Aussage als 1/4. Da lehren wir die Kinder, dass drei Zwölftel drei Stücke eines in zwölf gleiche Teile aufgeteilten Ganzes entsprechen und verlangen in einer späteren Phase, dass diese drei Stücke zu einem einzigen Stück verdichtet werden (mit einer willkürlichen Operation, nämlich einer Division). Die verwirrten Kinder ernten ein verständnisloses Kopfschütteln, wenn sie nach dem gleichen Konzept 3/5 in 1/3 verwandeln. Schliesslich haben sie dort doch auch Nenner und Zähler um je 2 reduziert (mit einer andern für sie ebenso willkürlichen Operation). Untersuchung von Hasemann Hasemann (1996) hat eine Serie von drei Aufgaben mit derselben mathematischen Struktur zusammengestellt: 1. Alltagsmath versus Schulmathematik: l’art pour l’art? Färbe 3/4 des Rechtecks und dann noch 1/6 des Rechtecks. Welchen Bruchteil hast du insgesamt gefärbt? 2. Berechne: 3/4 + 1/6 3. Eine Mutter verteilt vier Äpfel an ihre vier Kinder. Da ein Apfel eine faule Stelle hat, verteilt sie zuerst drei Äpfel an die vier Kinder; dann bekommt jedes Kind von dem vierten Apfel 1/6. Welchen Bruchteil des Apfels bekommt jedes Kind insgesamt? richtige Lösungen vor und nach Behandlung 10 0 60 20 1 2 3 Die Aufgaben 1 und 3 wurden nach der Behandlung des Bruchrechnens in der Testklasse im Durchschnitt weniger gut gelöst als davor!!! Aufgabe 2 wurde wie zu erwarten signifikant besser gelöst. Wenn die Behandlung des Bruchrechnens in erster Linie dazu führt, Aufgaben technisch korrekt zu lösen, jedoch bei realen Anwendungen zuweilen sogar Problemlöseverhinderung ist, fragen wir uns, ob Bruchrechnen nur eine schulische Bedeutung hat und für den Alltag keinen oder nur geringen Nutzen bringt. Ebenso stelle ich auch bei leistungsstarken Lernenden der Sek1 fest, dass Bruchrechnen selten wirklich verstanden wurde und dass sie sich mangels anderen erlebten Zugängen meist auf «Wie macht man das gleich wieder?» beschränken. «Gute» Lernende zeichnen sich oft lediglich dadurch aus, dass sie die nötigen technischen Muster schneller wieder aktivieren können als andere. Wenn sich jedoch der Lernerfolg nur auf die Technik (so macht man das) beschränkt, ist er meist nur vorübergehend garantiert und muss immer wieder reaktiviert werden. Wie Hasemann zeigt, wird oftmals erfolglos versucht, die gelernten (unverstandenen) Muster anzuwenden. Der Alltag lieferte vor der schulischen Verunsicherung oft ausreichend Vorstellungen, die durch die gelernten Algorithmen zugeschüttet wurden. Ausserdem wird damit einer gefährlichen Haltung Vorschub geleistet, die Schulüberdrüssige durchwegs auszeichnet: «In der Schule geht das so, zu Hause oder im Alltag ganz anders. Mit den Sachen, die ich in der Schule lerne, kann ich sowieso nichts anfangen. Darüber hinaus vergesse ich sowieso gleich wieder, was ich gelernt habe. Wo Bruchrechnen individuell (wohlverstanden, nicht klassenweise) so erlebt wurde, scheint der Nutzen des Unterrichts äusserst dürftig, in einzelnen Fällen vielleicht sogar negativ. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.24/54 Solcher Unterricht nach dem Motto l’art pour l’art wird man mit didaktischen Theorien nicht vollständig eliminieren können. Gegen Unverständnis und Desinteresse gibt es wohl probate Mittel – keine Remedur wird ihnen den Erfolg aber garantieren können. Erlauben Sie mir trotzdem, einige Aspekte aufzugreifen, die den Nutzen des Bruchrechnenunterrichts steigern können. Nutzen von Beschränken aufs Wesentliche Bruchrech- Müssen wirklich alle verstehen, wie man gemeine Brüche dividiert. Wenn nein, wanen rum müssen denn alle Lernenden Brüche dividieren? Haben Sie schon einmal mit 23/34 gerechnet? Ich auch nicht! Muten wir den Kindern doch vor allem Brüche (Nenner) zu, mit denen wirklich gerechnet wird: Halbe, Drittel, Viertel, Fünftel, Sechstel, 8tel, 10tel, 12tel 20tel, 50tel, 100tel und 1'000tel. Verstehen wir uns richtig, 23/34 im Kontext einer Aussage geht durchaus in Ordnung, nicht aber im Kontext einer Rechenvorschrift Orientieren wir unsern Unterricht am Alltag, an Handlungen und deren Übersetzung in die Sprache der Mathe. Haben Sie den Mut, nicht das ganze Büchlein durchzubacken. Wenige erfolgreich behandelte Fragestellungen sind nachhaltiger als zahlreiche, flächendeckende (und meist rezeptiv gelöste) Fragestellungen. Vorstellungsvermögen Viele Kinder rechnen mit Brüchen, ohne zu wissen, wann Brüche auftreten, wo Brüche notwendig sind, wie Nenner und Zähler zueinander stehen, dass man Brüche zählen kann (DAS AHA –Erlebnis vieler meiner Schülerinnen und Schüler), woher Brüche eigentlich kommen. Es lohnt sich Zeit in solche Fragen zu investieren, bevor sie mit Brüchen rechnen (Ansätze in diese Richtung finden Sie in Bruchdenken) Anschauungen benutzen, so lange dies eben nötig ist. Die meisten Sachverhalte im Bruchrechnen lassen sich veranschaulichen (auch das berühmte erweitern bei der Addition von gemeinen Brüchen, ev. 1 Beispiel ausführen) Geschichten Operationen in Geschichten einkleiden: Wie lange reichen dir 2 Tafeln Schokolade, wenn du täglich eine halbe Tafel isst? Können die Kinder den Text in eine Rechnung übersetzen und umgekehrt? Operative Mathematik … zum Wert eines Bruchs Arbeit an operativen Fragestellungen mit und ohne Anschauungsmaterial. Es gibt zahlreiche Fragestellungen, die zur Diskussion des Werts eines Bruchs benutzt werden können. Wer sie beantworten kann, hat die Antwort aufgrund von Beispielen und Analogien gefunden oder aber aufgrund bereits vorhandener Systemkenntnisse. Welche Möglichkeiten gibt es, den Wert eines Bruches zu verdoppeln? Was geschieht, wenn wir Werte von Zähler und Nenner wiederholt je um +2 vergrössern (2/7 4/9 6/11 8/13 …) Wir verändern den Nenner, der Wert des Bruches bleibt jedoch gleich. Welche Auswirkungen hat das auf den Zähler? Der Wert eines Bruches ist zwischen 0.5 und 1. Was lässt sich über Zähler und Nenner aussagen? Wir multiplizieren Zähler und Nenner mit der gleichen Zahl. Was bedeutet das? Finde viele Brüche zwischen 2/5 und 3/5. Ordne Brüche mit dem gleichen Zähler der Grösse nach. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.25/54 Bruchrechnen im Kindergarten … In mehreren Kindergartenklassen wurde nebenstehende Zeichnung vorgelegt. Die Kinder sollten die Anzahl ganzer Kreisscheiben herausfinden und die vermutete Anzahl ankreuzen. Wie viele ganze Kreise hat man für diese Buzzenscheibe benötigt? Mögliche Aktivitäten Die Diskrepanz zwischen Einschätzung der Lehrpersonen und den Leistungen der Kinder könnte grösser nicht sein. Die Kinder greifen auf Erfahrungen zurück, die beinahe zu 100% ausserhalb der Schule (des KG's) gemacht wurden. Fragen Sie mich nach produktiven Übungen zum Bruchrechnen für Ihre Stufe bzw. suchen Sie in Lehrmitteln Bestimmen Sie (nur) durch Falten 1/3 oder auch 1/5 der Länge eines Rechtecks. Gehen Sie das Skript noch einmal durch. Betten Sie Bruchrechnen in einen grösseren Kontext ein (Zahlenraumerweiterung, Lehrmittel, Lehrplan, zeitliche Abfolge). Wie wollen Sie den «Hasemann-Effekt» möglichst verhindern? Diskutieren Sie den Wert von Modellen zur Veranschaulichung von Brüchen (Rechteck mit Häuschen, Kreis/ Kuchen, Schnur / Zahlenstrahl, Messbecher / Flasche, …) «Erfinden» Sie weitere «dumme Fragen» zum Thema Bruchrechnen. Bruchrechnen im ZB4 Zahlenbuch ZB5 gewöhnliche Brüche Dezimalbrüche S.90 In Franken- / Längenangaben 36(38&40/42/58/60/62 28/30/89/90 ZB6 18/20/42/44/50/66/68/70 6/16/66 mathbu.ch Themen 7.20/21/30. 8.2 7.3, 8.2 und zahlreiche weitere AG5 S.34 - 54 FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.26/54 Lernumgebung «Brüche bilden und ordnen» Thema: Brüche bilden und ordnen, Kombinatorik Stufe: 5. Klasse (ZB5, S.42/43 und 88/89; ZB 6, S. 6/7) Material: Zahlenkarten 1 bis 10 (evtl. bis 20) Dauer: 2 Lektionen Mit vier Zahlenkarten Brüche bilden und ordnen. A Wähle vier Zahlenkarten aus den Zahlen 1 bis 10. Bilde mit immer zwei Karten alle möglichen Brüche. Ordne sie der Grösse nach. Wie viele Brüche kannst du bilden? B Löse dieselbe Aufgabe mit drei, vier, fünf, sechs, … Zahlenkarten. Wie viele Brüche kannst du jedes Mal bilden? Entdeckst du eine Gesetzmässigkeit? C Wie viele Brüche kannst du bilden, wenn du jede Zahlenkarte zwei Mal zur Verfügung hast? FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.27/54 2.2 Rechenverfahren & Operieren 2.2.1 halbschriftliches Rechnen Ausgangslage Der Lehrplan 2000 und noch stärker der in Entwicklung befindliche deutschschweizer Lehrplan legen grosses Gewicht auf halbschriftliche Rechenverfahren – vor allem auf der Primarstufe. Lehrkräfte, die das halbschriftliche Rechnen als Chance zur ganzheitlichen Wahrnehmung des Zahlenaufbaus betrachten, werden bald merken, wie unentbehrlich halbschriftliches Rechnen ist: Die Kinder lernen damit, ihre eigenen Gedanken zu strukturieren, Zwischenresultate festhalten und stärken dadurch auch ihre mündliche Kompetenz. Die Lehrkräfte können aufgrund halbschriftlicher Rechnungen Fehlvorstellungen ausloten und gezielt daran arbeiten. halbschriftliches Rechnen – Chance des Begleiters Schriftliches Rechnen kann mangelndes Verständnis überdecken. Dabei werden Operationen zwar korrekt ausgeführt, jedoch später mit unverstandenen Normen vermischt «Ghürsch im Fadechörbli». Fehlvorstellungen treten so oft (zu) spät und unvorbereitet zu Tage. Die Suche nach dem Fehler wird zur Sisiphusarbeit. Wer eine Operation verstanden und den entsprechenden Zahlenraum erschlossen hat, kann halbschriftlich operieren. Halbschriftliche Darstellungen können von der Lehrkraft nachvollzogen werden, Strategien und Fehlüberlegungen sind offensichtlich und Diskussionsanlass. Das halbschriftliche Rechnen ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für die begleitende Lehrkraft eine Chance. Addition Subtraktion Stellenwerte extra 479 400 70 9 634 – 378 = 300 – 40 – 4 = 256 600 – 300 30 – 70 4– 8 Schrittweise 479 + 135 = 609 + 5 = 614 579 + 30 + 5 634 – 378 = 264 – 8 = 256 334 – 70 – 8 479 + 135 = 500 + 114 = 614 479 + 21 + 114 479 + 135 = 614 480 + 134 500 + 114 634 – 378 = 256 636 – 380 656 – 400 479 + 135 = 614 470 + 130 = 600 634 – 378 = 234 + 22 = 256 634 – 400 = 234 Vereinfachen Hilfsaufgabe + 135 = 500 + 100 + 14 = 614 + 100 + 30 + 5 634 – 378 = 22 + 234 = 256 400 634 Ergänzen Multiplikation Malkreuz Division 15 • 19 425 : 11 = 38 Rest 7 425 10 9 10 100 90 190 5 50 45 95 190 + 95 = 285 20 -1 10 200 -10 5 100 -5 110 : 11 = 10 190 95 Rest 315 220 : 11 = 20 Rest Rest FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen 95 88 : 11 = 8 190 + 95 = 285 7 Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.28/54 Schrittweise 13 • 14 = 130 + 40 + 12 = 182 13 • 10 13 • 4 Vereinfachen 28 • 25 = 700 14 • 50 7 • 100 Hilfsaufgabe 17 • 19 = 340 – 17 = 323 896 : 3 = 298 Rest 2 17 • 20 900 : 3 = 300 370 : 5 = 74 370 : 10 = 37 425 : 11 = 38 Rest 7 440 : 11 = 40 Unterstützen von Gedankenprotokollen Wo Gedankenprotokolle nur zögerlich oder überhaupt nicht entstehen wollen, können die folgenden Hinweise weiterhelfen: In Schritten rechnen. In Teilaufgaben zerlegen. Eine andere Aufgabe mit einem ähnlichen Ergebnis finden. Protokolle von Kolleginnen untersuchen und eine plausible Strategie anwenden. Mit einfacheren Zahlen rechnen und anschliessend das Ergebnis «korrigieren». Schauen Sie in den Handbüchern produktiver Rechenübungen verschiedene Strategien nach. Rechnen Sie eine Addition / eine Subtraktion mit verschiedenen Strategien durch. Wann macht halbschriftlich Rechnen Sinn? Wenn die Schüler bereits über gewisse Zusammenhänge im Zahlenraum verfügen und Grundoperationen ausführen können Wenn die Rechnung für eine blosse mündliche Lösung etwas komplex ist. (Bsp. 1’256 + 618: Für diese Addition müssen zwischenzeitlich mindestens 12 Ziffern gespeichert werden, was von vielen Kindern nicht geleistet werden kann). Wenn Kinder lernen sollen, ihre eigenen Gedanken zu notieren und Rechengesetze verinnerlichen sollen. Wenn ein halbschriftliches Verfahren nicht als einzige Möglichkeit angepriesen wird. Halbschriftliches Rechnen ist immer (!!) individuell. Wird von allen Kindern das gleiche Verfahren verlangt, wird dieses zum schriftlichen Normverfahren. Wenn halbschriftliches Rechnen als Chance wahrgenommen wird, um das Verständnis für die Operationen zu fördern, und richtiges Rechnen auf diesem Verständnis aufgebaut wird anstatt auf oft unverstandenen Algorithmen. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.29/54 2.2.2 schriftliches Rechnen Verfahren bzw. Algorithmus Schriftliches Rechen ist an ein vereinbartes Verfahren bzw. an einen Algorithmus gebunden. Ein Algorithmus ist ein allgemein gültiges, in seiner Abfolge festgelegtes, eindeutig beschriebenes Verfahren. Dieses führt bei richtiger Anwendung immer zur gleichen Lösung und Darstellung. In schriftlichen Normverfahren wird - im Unterschied zu halbschriftlichen Verfahren immer mit Ziffern gerechnet. Man kann sich also ohne grundlegendes Verständnis ein Vorgehen einprägen und einzelne Zeichen abarbeiten. Beim halbschriftlichen Rechnen ist das undenkbar. Algorithmen sind Abmachungssache Diese Algorithmen sind keineswegs «gottgegeben» Sie haben sich in unserer westlichen Kultur entwickelt. In Deutschland etwa findet ein erbitterter Streit um den «besten Algorithmus» zur schriftlichen Subtraktion statt - die verschiedenen Bundesländer schreiben in ihren Lehrplänen fünf verschiedene Ausprägungen der schriftlichen Subtraktion vor. (Teilweise auch persönlich) erbitterte Kämpfe werden zwischen den Exponenten des Ergänzungs- und des Borgen-Verfahrens ausgetragen. In Südamerika wird zum Teil noch mit den Algorithmen der spanischen Kolonialisten gerechnet. Das Streichverfahren zur Multiplikation, das ich gerne vorführe wird u.a. noch in Bolivien gelehrt. Hohe Moti- Es wird immer wieder argumentiert, dass Lernende für schriftliches Rechnen einfach zu vationskraft motivieren sind. Wer eine Operation nicht verstanden hat, kann sie dennoch aufgrund des algorithmischen Charakters ausführen, da die Regeln für die Ziffernmanipulationen und die Notation einfach zu behalten und die Teilaufgaben leicht zu berechnen sind. Das Einüben der Rechenverfahren bis zur Geläufigkeit verstehen viele Lehrkräfte als Aufforderung, Operationen bzw. Verfahren zu drillen: Endlich produzieren die Kinder, die eh nichts verstehen, auch mal richtige Resultate. Das ist für beide Seiten entlastend, in Tat und Wahrheit aber sehr resignativ. Und: was nicht verstanden wurde, muss immer wiederholt werden. 5 von über 30 Eltern An einem Elternabend haben das Verfahren zur schriftlichen Division noch 5 von über 30 Eltern beherrscht. Die übrigen Eltern hatten das Verfahren in ihrer Schulzeit zwar auch gedrillt, jedoch wieder vergessen, da dieses nie verständnisgestützt geübt wurde. Interessanterweise haben mehr als 5 Eltern spontan halbschriftlich gerechnet und das richtige Resultat ohne Normverfahren gefunden. Eliminierung des schriftlichen Rechnens? Es geht nicht um die Eliminierung des schriftlichen Rechnens aus dem Volksschulunterricht, sondern um eine Neubestimmung des Stellenwerts der verschiedenen Rechenverfahren. Angesichts der unbestreitbaren Bedeutung von Algorithmen im Unterricht, ist es wichtig, schriftliche Normverfahren zu üben. Jedoch ist deren blinde Beherrschung allenfalls das Produkt eines solchen Unterrichts und nicht primäres Ziel. Ausserdem lässt sich getrost die Frage stellen, ob eine Vollständigkeit mit allen 4 Operationen und allen Zahlenräumen (Brüche, Dezimalbrüche, natürliche Zahlen) anzustreben ist. Eine provo- Es ist in der heutigen Zeit der Elektronenhirne absolut überflüssig, unverstandene Verzierende fahren zu drillen, die eh wieder vergessen gehen. Wer eine Operation versteht, kann sie These – wenn's sein muss – halbschriftlich lösen. Wenn's drauf ankommt, rechnet sowieso die Maschine. Nehmen Sie Stellung zu dieser Aussage. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.30/54 2.2.3 Vorstellungsbildung Multiplikation Zum Thema Vorstellungsvermögen ist das erste der 4 im Aargauer Lehrplan 2000 erwähnten «allgemeinen Ziele». Nachhaltiges Verständnis fusst immer auf breiten und vernetzten Vorstellungen. Richtiges (und vor allem begründetes) Operieren ist «billig» zu haben, wenn genügend Vorstellungsvermögen zum Thema vorhanden ist. Oft muss der Unterricht den Aufbau dieser Vorstellungen unterstützen bzw. sie in Erinnerung rufen, bestätigen, … Moderne Lehrmittel enthalten genügend Übungen zur Stärkung des Vorstellungsvermögens. Es ist nahe liegend, dass diese oft propädeutische Phase meist nahtlos in die Phase mündet, wo Operationen automatisiert werden (Kenntnisse und Fertigkeiten). Ziel der Sequenz Kinder (und wir auch) lernen durch Einfügen neuer Knoten (sowie durch weiteres Verknüpfen bereits vorhandener Knoten) in ihr semantische Netz. Unser Ziel ist es in diesem Zusammenhang daher in erster Linie, vorhandene Strukturen und Beziehungen ins Bewusstsein dringen zu lassen, damit wir sie im Unterricht fördern, aufgreifen, diskutieren, initiieren können. Flächenmodell Das Flächenmodell ist entscheidend für das Verständnis der Multiplikation und der Division. Die Lernenden lesen oder zeichnen dabei Multiplikationen und berechnen Produkte erst in einem zweiten Schritt. und Rechnungen richtig zeichnen können. Im Zahlenbuch wird diese Vorstellung durch Rechnen an Hundertertafel / Vierhundertertafel gestützt. ZB2 S.48/49, ZB3 S.13 ZB3 S.10, 11 (in Verknüpfung mit Aufbauen von Vorstellungen zur Division). Das Verständnis des Flächenmodells wird später von entscheidender Bedeutung sein: • Beim Berechnen von Flächen • Bei Multiplikationsaufgaben mit dem Malkreuz (ZB4 S.45-47) • Beim Ausmultiplizieren von Binomen ab 8. Schuljahr Ebenso werden in der Erarbeitungsphase visuelle Hilfen angeboten (wie z.B. die Hundertertafel, siehe vorhergehender Punkt). Das Lernen der Reihen kann durch die Darstellung am Zahlenstrahl unterstützt werden ( gestütztes Üben). Später kann man sich von dieser Vorstellungshilfe wieder lösen. ZB2 S.52–55, 58/59, 62/63 In einem späteren Schritt wird entscheidend sein, ob die Kinder genügend Vorstellungen zu unserem Dezimalsystem aufgebaut haben, dann geht es nämlich u.a. um die Multiplikation grösserer Zahlen (20 · 30 oder 14 · 18). ZB3, S.50-55 Multiplikation: Operative Päckchen Die Multiplikation kann – wie die andern Operationen auch – systemisch erschlossen werden. Das kann u.a. mit operativen Päckchen geschehen, die die Kinder auch selbst herstellen können: 5•4 10 • 10 10 • 4 13 • 10 15 • 4 13 • 11 16 • 4 13 • 12 16 • 40 13 • 13 16 • 41 13 • 26 oder 130 • 26 40 • 16 131 • 26 41 • 16 132 • 26 FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.31/54 Schriftliche 1. Multiplikation: Vorstellungen bilden, dann ein2. führen Alle Kinder finden Multiplikationen im Alltag: Auf Fotos, im Einkaufszentrum, im Portemonnaie, im Kleiderschrank, an Hausfassaden, auf Grossraumparkplätzen, in Verpackungen … . • Da hätte ich gerne eine kleine Ausstellung zu Multiplikationen. Bilder … mit den zugehörigen Malaufgaben und den Resultaten. Abstraktionsphase: Eine Multiplikation lässt sich – soweit es sich nur um zwei Faktoren handelt – als Rechteck zeichnen. Das gilt für die Multiplikation von 4 • 8 genauso wie für 18 • 132. Vorausgesetzt natürlich, man hat genügend grosses Karopapier. Die Kinder zeichnen mehrere Multiplikationen und bestimmen Produkte. Evtl. arbeite ich dabei auch mit 400er Feld oder zwei Tausenderbüchern. (siehe auch Handbuch prod. Rech. 2, S.59). 3. Die Klasse kennt das kleine Einmaleins. Ebenso kann aus 6 • 9 = 54 andere Multiplikationen hergeleitet werden. 6 • 900 = 5'400. 10 7 10 100 70 2 100 70 20 119 20 14 • 4. Wer das nicht begriffen hat, ist für die schriftliche Multiplikation nicht reif, da sie auf diesem Gedanken aufbaut. Unter Umständen muss vor der schriftlichen Multiplikation das Zehner- und Hundertereinmaleins gefestigt werden. Man kann das Tausenderbuch dazu hervorragend als Demonstrationsmaterial einsetzen. 5. Ebenso wichtig scheint mir das Abschätzen von Grössenordnungen. Ich schlage dazu ein Würfelspiel vor: Ein 8er Würfel mit den Augenzahlen 2 bis 9 (die 1 wird einfach zur 9) ermittelt den einstelligen Faktor. 3 weitere Würfel ermitteln jeweils einer um den andern 100er, Zehner und Einer. So können Multiplikationen wie 7 • 362 gewürfelt werden. Die Kinder würfeln so in kleinen Gruppen (2 – 4) Rechnungen und schätzen das Resultat auf 100 genau. Sie dürfen dabei diskutieren. Bei Uneinigkeit kontrollieren sie mit dem TR. 6. Reiseprospekt mit Distanzen Luftlinie: Gutschein für 3'000 (10'000) Flugkilometer. Die Kinder überlegen sich, wie oft sie damit von Zürich Flughafen nach Wien (779 km), nach Milano (218 km), nach Paris (569 km) oder nach Luxemburg (465 km) fliegen können. Nach Möglichkeit Europakarte an Wand befestigen und Linien mit Schnüren illustrieren. Jeweils 2 Kinder stellen die Anzahl Flüge für eine Stadt an der Wandtafel dar. Die Kinder gewinnen Vertrauen, dass sie solche Aufgaben auch ohne schriftliche Normverfahren lösen können. Vielleicht müssen einfachere Destinationen mit kleineren Zahlen und einem Reisegutschein für 1'000 km gewählt werden ( Zugfahren in der Schweiz) 7. Es gibt zahlreiche Multiplikationsaufgaben, die auf eigenen Wegen gelöst werden können. Wer das Stellenwertsystem genügend beherrscht, sollte Strategien entwickeln können. Bsp.: Wie viele Stunden hat das Jahr Wie oft schlägt mein Herz in einer Stunde? Wie weit komme ich mit 150 Gänsefüsschen etc. 8. mögliche Mindestanforderungen Es muss sichergestellt werden, dass die Kinder 367 • X gleichsetzen wie 300 mal X + 60 mal X + 7 mal X. Ev. durch Aufgaben wie 16 • 7 = 10 • 7 + 6 • 7 etc. Alle Kinder • zeichnen Multiplikationen • zählen Multiplikationen am 400er Feld aus • lösen einfache Multiplikationen schriftlich • bewegen sich in operativen Päckchen FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen 14 Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.32/54 2.2.4 Die vier Operationen im Überblick Addition mündlich halbschriftlich schriftlich 1. Kl. ZR bis 20, gestützt z.B. 20er-Feld 0 – 20, erste Rechenstrategien – 2. Kl. ZR bis 100, geläufig 0 – 100, evt. auch über 100 3. Kl. ZR bis 1000 H+ H, HZ + H, HZ + Z HZE + H halbschr. im 1000er Raum. Einführung schr. addieren Auch gestützt durch 1000er Buch 4. Kl. ZR bis 1 000 000, mit max. 4 Ziffern ≠ 0 schwierigere Additionen protokollieren Alle Additionen bis 1 Mio Subtrakt. mündlich halbschriftlich schriftlich 1. Kl. 0 – 20, gestützt z.B. 20er-Feld u.U. nicht bis zur Geläufigkeit 0 – 20, erste Rechenstrategien – 2. Kl. 0 – 100, u.U. nicht geläufig 0 – 100, evt. auch über 100 – 3. Kl. 0 – 1000, wie Addition Schätzen – 4. Kl. 0 – 1 000 000, mit höchsschwierigere Subtraktionen Subtraktion mit einem tens 4 von 0 versch. Ziffern protokollieren Subtrahenden 5. Kl. Mit höchstens 5 Wertziffern Multiplik. mündlich 1. Kl. Verdoppeln und halbieren 2. Kl. 2er, 5er, 10er Reihe andere Reihen: Konstruieren können 3.Kl. Einmaleins auswendig Malkreuz einführen, Faktoren bis 20, z.B. 14 · 17 4. Kl. Zehnereinmaleins Halbschr. Strategien kleinerer Faktor 1-stellig 5. Kl. Festigen, 100er und 1000er multiplizieren, z.B. 20 • 3000 Halbschr. Strategien Kleinerer Faktor höchstens 2 stellig Division mündlich halbschriftlich schriftlich 1. Kl. Verdoppeln und halbieren 2. Kl. Verdoppeln und halbieren Sachsituationen zu Division 3. Kl. Kleines Einmaleins Sachsituationen 4. Kl. Einfache Divisionen im 1000er Raum Division mit Rest, schätzen evt. einstelliger Divisor (z.B. 783 : 9) 5. Kl. Auch Divisionen wie 153 : 3 mdl. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Schr. Subtraktion beherrschen halbschriftlich schriftlich – – Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Divisor höchstens 2-stellig Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.33/54 3. Geometrie 3.1 Geometrieunterricht wozu? Allgemeine Es scheint mir wesentlich, dass Sie sich bei ihren Unterrichtsvorbereitungen jeweils überZiele legen, welche Lernziele Sie mit Ihrem Unterricht verfolgen. Sie finden in diesem Kapitel verschiedene Lernsituationen, die Sie mit wenigen Modifikationen einsetzen können. Es geht mir dabei in erster Linie um das Sammeln von Grunderfahrungen, um echtes Verständnis von geometrischen Begriffen, um ganzheitliche Zugänge zu Themen, um Staunen und um Lernen mit- und voneinander. Wenn einzelne Kinder zusätzlich Zusammenhänge entdecken und selbsttätig experimentieren, umso besser. Überlegen Sie sich nach dem Durcharbeiten einer Lernumgebung, welche Klasse und welche Lernziele damit angesprochen werden können. Füllen Sie parallel zu ihrer Arbeit auch die untenstehende Tabelle aus dem Lehrplan aus. Vergleichen Sie die Arbeitsvorschläge in den Aargauer Lehrerordnern und den Zahlenbüchern. Suchen Sie in einem Zahlenbuch nach Aufgabenstellungen zu den vier Grundideen. Grundideen nach Mathe 2000 • Pläne &Koordinaten • Geometrische Figuren • Geometrische Operationen • Gesetzmässgikeiten & Muster Ziele aus Lehrplan Kl. W. kippen ……… oben – unten. innen – aussen. vorne – hinten 1/2 ……… ……… Kreis, Dreieck, Quadrat, Rechteck Drehen, spiegeln falten, zerlegen … 3 nicht in LP 2000, aber empfohlen: Symmetrien erkennen Darstellen, drehen, spiegeln, messen, benennen 4 Zusammensetzen, symmetrisch ergänzen Konstruktion: Ornament, Quadrat und Rechteck Massstab, messen, verkleinern 5 Konstruktion von Parallelen, Zirkel, Geodreieck Begriffe: rechter Winkel, Linie, Fläche, Gerade, parallel Parkette und Ornamente Primärfaktor für Intelligenz (Geometrische) Raumvorstellung wird als ein Primärfaktor der Intelligenz gesehen. Geometrische Defizite beeinträchtigen also auch andere Bereiche des Intellekts. Das Denken entwickelt sich in der aktiven Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Begriffsbildung erfolgt dabei nicht durch Lernen relevanter Eigenschaften, sondern durch einen konkreten Umgang mit Materialien im (realen) Raum. Das schlägt sich zwangsweise in unserer Sprache nieder: Dreiecksverhältnis, Kreislauf, Zuckerwürfel, Luftlinie, Spiegelbild, Parallelschwung, Stosskante, Ebenbild, seitenverkehrt, kugelrund, Aussenstürmer, Drehwurm, Wendeltreppe, Mittelwert, Kreuzgang, Netzwerk, Rundweg usw. (Krauthausen, Scherrer 2001, S.55). Geometrische Vorstellungen entwickeln sich ausgeprägt in der Primarschule. Es wäre bedauerlich, würde man ausgerechnet diese sensible Phase ungenutzt lassen. «Es ist wahrscheinlich, dass wir etwas unwiderruflich verpassen, wenn wir Kinder im Grundschulalter FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.34/54 nicht der Geometrie zuführen» (Freudenthal 1978, S.265) . Die Fähigkeit, Muster spontan zu sehen ist nicht der Beginn, sondern eine Folge von geometrischen Tätigkeiten. Voraussetzung zum Verständnis arithmetischer Kontexte Geometrisches und arithmetisches Denken stehen in engem Zusammenhang. Daraus erklären sich viele Lernschwierigkeiten beim «Rechnen»: Es werden immer wieder geometrische Formen oder Darstellungen benutzt um Zahlen, Zahlbeziehungen oder Operationen zu veranschaulichen (Zahlenstrahl, Tabellen, Diagramme). Die notwendigen geometrischen Vorstellungen werden oft als selbstverständlich vorausgesetzt. Gerade für Lernschwache wird Mathematik oft aufs Rechnen beschränkt - sie werden damit einer grossen Chance beraubt wirklich zu verstehen. Viele Kinder werden so durch die in guter Absicht angebotenen Veranschaulichungen und Materialien permanent überfordert - die Hilfe wird so zur zusätzlichen Schwierigkeit. Wo solche Probleme nicht ganzheitlich angegangen werden, können sie sich verfestigen und schliesslich auf die ganze Mathematik bzw. auf das persönliche Lernverständnis ausstrahlen. Geometrie ist voller Arithmetik, Arithmetik ist voller Geometrie. Inwiefern fordert «Würfel kippen» sowohl geometrische als auch arithmetische Kompetenzen? Ausrichtung Geometrieunterricht im Kanton AG VK Lehrmittel «Der Geometrieunterricht der ersten fünf Schuljahre ist eher propädeutischer Natur. Im Fokus ist nicht die Vermittlung abrufbaren Wissens und Könnens, sondern vielmehr eine breite Erfahrungsgrundlage, auf der aufgebaut werden kann. Wir arbeiten weitgehend vorstellungs- und begriffsbildend und erst in zweiter Linie auf der Ebene reiner Kenntnisse. Lehrplan 2000 (S.2, 3, 4, 6, 8): «Geometrische Grunderfahrungen fördern das räumliche Denken und damit auch das Orientierungs- und Vorstellungsvermögen. Dabei gewinnen die Sch. Vertrauen in ihr schöpferisches Denkvermögen (LP 2000 S.3). Die Kinder sollen ausserdem den Umgang mit Längenmassen beherrschen. Die entsprechenden Ziele finden sie im LP im Abschnitt «Sachrechnen und Grössen». In den Schulbüchern AG finden sich wenig Ansätze für die Gestaltung des Unterrichts, dafür finden Sie in den Lehrerordnern AG des 2. - 5. Sj. zahlreiche Kopiervorlagen. Diese stellen aus meiner Sicht sinnvolle Flashlights dar - ganzheitliche Erfahrungen (Kopf, Herz, Hand) müssen jedoch von Ihnen zusätzlich arrangiert werden. Im Zahlenbuch sind die Inhalte der Geometrie auf das ganze Schuljahr aufgeteilt und teilweise mit Arithmetik verknüpft. Ich stelle mir vor, dass Sie in Ihrer Jahresplanung 3-4 Wochen Geometrieunterricht, die Sie gut auf mehrere Blöcke verteilen können, einplanen. Weshalb Geometrieunterricht in der Primarschule? Geometrie eignet sich in besonderer Weise - ähnlich wie Stochastik - für die allgemeinen Ziele des Mathematikunterrichts (siehe LP Mathematik S.1). Selbständiges (aktiv-entdeckendes) Lernen und schöpferische Leistung wie · das Beschäftigen mit Figuren und Körpern · das Erkennen von Gesetzmässigkeiten und Zusammenhängen · den Aufbau einer eigenen Begrifflichkeit fördern die Phantasie und legen das Fundament für weiterführende Erkenntnisse. die Entwicklung eines räumlichen Denk- und Vorstellungsvermögens Denkschulung, u.a. durch Skizzieren, Vergleichen, Messen und Verallgemeinern. Dadurch sollen die Sch. klare Grössen- und Raumvorstellungen gewinnen. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.35/54 3.2 Unterrichtsideen 3.2.1 Streifzug durch die Schuljahre Inhalte nach Schuljahren Da es um das Erleben (nicht Vermitteln!!) von Grunderfahrungen geht, sind Inhalte sekundär, Erfahrungen jedoch zentral. Diese sind subjektiv und nicht vermittelbar. Aufgaben, die in das traditionelle «Richtig - Falsch - Schema» passen, sind daher bestenfalls Nebenprodukt, nicht Ziel, des Unterrichts. Der beispielhafte Überblick möglicher Aktivitäten ist nach Schuljahren geordnet - Achtung: Der Lehrplan ist nicht verbindlich. Die Aufzählung beinhaltet lediglich Vorschläge. 1. SJ ZBn1, S. 73-75 2. SJ Nach Anweisung Zeichnungen erstellen und vergleichen (3 Häuschen nach oben…). Beschreibung der Lage der verschiedenen Räume im Schulhaus –> vorn, hinten, innen, aussen. Schnittpunkt zum Sprachunterricht. eines Schulhausplan zeichnen, eines Stockwerks ( Längen, Anzahlen, Verhältnisse). Beschreibung des Schulwegs verbunden mit einer Wegskizze. Links – rechts hängt von der Blickrichtung ab. Deutlich wird das u.a. durch den Slogan «links gehen, Gefahr sehen». Links ist einmal bergseitig, einmal talseitig. Quadrate zerlegen und neu zusammensetzen. Erstmalige bewusste Begegnung mit Symmetrie und andern Kongruenzabbildungen. Zwei Kinder spielen Spiegel Mit konkreten Spiegeln bei ebenen Figuren (Schmetterlingen, Blättern, Baumstamm, Buchstaben… nach Symmetrieachsen suchen (Spiegel Hartmut, Spiegeln mit dem Spiegel, Klett Verlag, Leipzig 1996). Scherenschnitte und Tintenkleckse Zu halben (symmetrischen) Bildern die «andere Hälfte» zeichnen In Zusammenhang mit Zählen jeweils eine bestimmte Anzahl Schritte in eine bestimmte Richtung durchführen, etwa mit Hilfe der Hundertertafel: Schritt nach rechts: 1 addieren; Schritt nach links: 1 subtrahieren; Schritt nach unten: 10 addieren; Schritt nach oben 10 subtrahieren. Es können so ganze Wege auf der Hundertertafel beschrieben werden (warum nicht auf dem Pausenplatz mit Kreide einzeichnen?) Im Turnen können Drehungen um 1/2 oder 1/4 im Uhr- oder Gegenuhrzeigersinn durchgeführt werden. Tangram. Zahlreiche verschiedene Aufgaben möglich. ZBn2, S. 82/83 3. Sj. Sich nach Anweisungen von andern Kindern bewegen (2 Schritte geradeaus, 3 Schritte links…). Es scheint mir gegeben, dass im Werken, Zeichnen, Biologie (Formen) und Mathematik die erworbenen Begrifflichkeiten mit geeigneten Aufgabenstellungen vertieft werden. ZB 3. S.35 Operieren mit Figuren und Körpern: Figuren zerschneiden und wieder zusammensetzen Figuren ausmessen, (Umfang und Quadrate), zerlegen und erneut ausmessen Parkettieren (Schieben, drehen) und Parkette ausmessen Falten, nach Symmetrieachsen suchen, Arbeit mit Spiegelbuch. Parkettieren der Ebene mit vorgegebenen Grundformen (–> Weshalb funktionieren einige Grundformen, andere nicht?) FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.36/54 Eine etwas anspruchsvollere Aufgabe: Parkettieren Sie die Ebene mit demselben Baustein indem Sie das Muster weiterführen (Alle Kongruenzabbildungen erlaubt). Schlagen Sie insbesondere die Vorschläge zum Geometrieunterricht in den Zahlenbüchern nach und verschaffen Sie sich so einen Überblick über das Anforderungsniveau (nicht primär über die Inhalte). 4. Sj. Die erworbenen Kenntnisse werden vertieft und zum Teil auch ergänzt. Man bewegt sich aber weiterhin in einem propädeutischen Rahmen. ZB4, S. 69, 80/81 Spiegelbuch Zirkel und Geodreieck (rechter Winkel, Ornamente Verpacken, Abwickeln, Verpackungen aufschneiden, Würfel basteln … Massstabrechnen, vergrössern verkleinern (–> Zeichnen) Räumliches Denken: Grundrisse und Seitenansichten werden im Zahlenbuch mit «Schauen und Bauen» gefördert. Zusammensetzen von Flächen zu platonischen Körpern. Erstaunliche Erfahrung: Es passt! Nebenstehend der Vollständigkeit halber die Abwicklung einiger platonischer Körper. 5. Sj. Es wird anspruchsvoller. Es kommen wenig neue Inhalte hinzu (ev. Koordinaten). Diese werden aber auf einem höheren Anspruchsniveau neu arrangiert. Ein besonders schönes Beispiel ist das Erstellen syrischer Mosaike am Computer. Auch wenn ich hier eine Sequenz für die 5. Klasse vorschlage, könnte man ebensogut mit 3. Klässlern arbeiten. ZB5, S. Zeichne eine beliebige Figur (hier: ein Haus) 4/5 in ein Quadratgitter. Dupliziere die Figur und drehe jeweils um 90°-, 180°-, 270°. Gruppiere die Figur zu einem Objekt (einer «Kachel»). Füge viele Kopien der Kachel zu einem Ornament zusammen. Du kannst die Kacheln einfach nebeneinander legen oder auch teilweise übereinander schieben oder sogar Lücken lassen. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.37/54 3.2.2 Rund um den Würfel A Pentomino 1. Zähle 12 mal 5 Würfel ab. 2. Bilde mit je 5 Würfeln eine Figur. Nimm dazu einen ersten Würfel und lege einen zweiten Würfel Seite an Seite an den ersten, usw. Du darfst nicht „zweistöckig“ bauen. 3. Es gibt 12 mögliche Figuren, die alle aus 5 Würfeln bestehen. Findest du alle? Lege sie und klebe die einzelnen Figuren allenfalls zusammen. 4. Die 12 Figuren lassen sich auf mehrere 100 verschiedene Möglichkeiten in das obenstehende Raster einpassen. Finde eine davon! 5. Wesentlich einfacher (und für die Schule ergiebiger) ist die Aufgabe, die Pentominos in ein 8 x 8 Feld so einzupassen, dass die «Löcher» an interessanten Orten, vielleicht sogar symmetrisch auftreten. 6. Aus den Pentominosteinen lässt sich auch ein Quader herstellen. Schau ihn an und versuche, ihn zu bauen. 7. Welche Pentominos sind Würfelabwicklungen ohne« Deckel?» 8. Mit welchen Pentominos kannst du parkettieren? Welche Pentominos lassen sich Parkettieren ohne mit Schiebungen (Translationen) zu arbeiten? FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.38/54 9. Zeichne das isometrische Bild von einigen Pentominos (Für Schülerinnen und Schüler ist diese Aufgabe ohne zugrundeliegender Dreiecksraster nicht lösbar.) 10. Wie viele dreidimensionale Pentominos findest du? ** Liesse sich daraus etwa ein anspruchsvolles Spiel für Erwachsene – analog zum Somawürfel – erfinden? 11. Wie viele (ebene) Hexaminos (Sechslinge) würde es geben? Wie viele davon sind Würfelabwicklungen? 12. Die Kinder stellen einander Rätsel mit Pentominos oder Vierlingen (Beispiele siehe untenstehend) Selbstverständlich lassen sich auch hier Geometrie mit Arithmetik verbinden, wie untenstehendes Beispiel zeigt. 1. Wähle ein Pentomino und lege sie auf die 100er-Tafel. Berechne die Summe der fünf von ihr abgedeckten Zahlen. Verschiebe sie um ein Feld nach links oder rechts, dann nach oben oder unten und berechne jeweils die Summe. Was fällt dir auf? Wiederhole mit einem andern Pentomino. 2. Nimm einen Pentomino und lege ihn so, dass die Summe der zugedeckten Zahlen möglichst 80 (150, 222, 333) beträgt. Vergleiche mit Kameradinnen und Kameraden. Bestimme selber eine Summe und versuche, sie mit einer Pentomino zu erreichen. 3. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Lege zwei verschiedene Pentominos so auf die Hundertertafel, dass sie die gleiche Summe abdecken. Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.39/54 B Soma (ZB4 S.43) 1. Zähle 27 Würfel ab. 2. Bilde aus 4 Würfeln immer eine neue Figur, wie beim Pentomino Spiel. Dieses Mal darf aber auch in die Höhe gebaut werden. Es gibt insgesamt 6 mögliche Figuren, wenn man die Strecke und die Platte ausschliesst. Mit den restlichen 3 Würfeln bildest du einen Winkel. 3. Du kannst jedes der 7 Teile mit einer andern Farbe bemalen. Dann können gefundene Lösungen angegeben werden, indem die Zeichnungen farbig bemalt wird. 4. Eine herausfordernde Aufgabe ist es, aus den 7 Somateilen einen grossen Würfel herzustellen. (Anmerkung: Warum eigentlich ergeben 27 kleine Würfel einen einzigen grossen, der nur 3 mal so lang ist?) 5. Zum Einstieg: Der Körper links besteht aus 2 Teilen… 3 Teile ergeben den Quader rechts Gerhard Stettler aus Oberfrittenbach hat mit 5. Klässlern isometrische Darstellungen aus den Somateilen gezeichnet (siehe unten). Dieser grössere Quader ist aus 4 Teilen zusammengesetzt 6. Baue eine neue Figur aus den Teilen des Somawürfels. Sie muss symmetrisch sein. Zeichne sie nachher auf das „gedreieckelte“ Papier. Schreib deinen Namen darauf. Wir stellen es für die ganze Klasse zusammen. 7. Wenn Sie noch nicht genug haben: Aus den 6 Teilen mit aus 4 Würfeln kann man eine Figur bauen, die doppelt so hoch, lang und breit ist wie der kleinste Teil aus 3 Würfeln. • Es gibt ausserdem in Denksportsammlungen weitere Anregungen (Hofmann, Eggmann, Denksport, Verlag der Zürcher Kantonalen Mittelstufenkonferenz). • Ueli Hirt und Sandra Meister (Klett Verlag) haben zum Thema «soma» ein ausgezeichnetes Lehrmittel herausgegeben. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.40/54 C Würfel kippen 1. Markiere eine Würfelseite. Lege ihn mit der Marke oben auf das bezeichnete Feld. Kippe den Würfel, bis die Marke wieder oben liegt. Schreibe die Anzahl benötigter Kippbewegungen ins Zielfeld. Versuche, mit möglichst wenigen Kippbewegungen auszukommen. Schreibe viele Felder an. Welche Gesetzmässigkeiten erkennst du? 2. Vergleiche mit der Lernpartnerin / dem Lernpartner. Färbt gleiche Anzahlen. Lassen sich nach der gleichen Vorschrift für neue Felder Anzahlen bestimmen, ohne das gekippt werden muss? 3. Untersuche das entstandene Zahlengitter. Die folgenden Aufträge werden mit einem Spielwürfel durchgeführt. Die Kippbewegungen beginnen erneut auf dem gleichen Feld, die 6 liegt zu Beginn der Bewegungen oben. 4. Welche Felder kannst du mit 4 Kippbewegungen erreichen? Färbe die Felder blau. Welche Augenzahlen liegen jeweils oben? 5. Welche Felder erreichst du mit 5 Kippbewegungen? Färbe rot. Welche Augen liegen oben? 6. Welche Augenzahlen können nach 2 x / nach 3 x kippen oben liegen, welche nicht? Start FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.41/54 3.3 Ein Kompetenzraster zur Geometrie (Klasse 5) A1 1. Ebene Figuren erkennen, beschreiben und zeichnen Einfache Grundformen (z.B. Quadrate, Rechtecke, Dreiecke und Kreise) erkennen. 2. Mit Formen operieEinfache geometrische ren (Zeichnungen & Figuren abzeichnen. Skizzen, ohne Konstruktionen) A2 B1 B2 C1 C2 Figuren nach Vorschriften Ebene Figuren zerlegen zeichnen, Eigenschaften und zusammensetzen. von Figuren erkennen. Figuren mit dem Geodreieck nach Vorlage zeichnen und dabei geometrische Konstruktionsregeln anwenden. Figuren mit dem Geodreieck nach Konstruktionsregeln zeichnen und dabei geometrische Konstruktionsregeln anwenden. Einfache geometrische Figuren gemäss Vorschriften verschieben und zeichnen. Einfache geometrische Figuren drehen oder spiegeln und die Bildfigur zeichnen. Eine geometrische Figur massstabgetreu vergrössert / verkleinert zeichnen. An einfachen geometrischen Figuren Ähnlichkeits- und eine Kongruenzabbildungen durchführen. Geometrische Figuren nach Vorschrift abbilden. Wegbeschreibungen und Grundrisse und SeitenanPositionen von Objekten sichten (z.B. von "Quamit Hilfe von Koordinaten derdörfern") zeichnen. angeben. Grundrisspläne in einem Koordinatensystem einzeichnen. Kompliziertere Körper zeichnerisch darstellen. Einfache Grundformen (z.B. Quadrate, Rechtecke, Dreiecke und Kreise) zeichnen. 3. Lage von Objekten beschreiben, z.B. durch Koordinaten Körper auf einer Ebene gemäss Vorschrift bewegen und ihre Lage angeben. Einfache Pläne lesen. Grundrisse und Seitenansichten (z.B. von "Quaderdörfern") erkennen. Einfache Pläne anfertigen. 4. Mathematische Körper darstellen Eigenschaften von Körpern beschreiben Raumbilder und Modelle von Körpern richtig deuten. Kantenmodelle und Netze von Würfeln und Quadern herstellen. Körper (z.B. Würfel und Quader) zeichnerisch darstellen. Ausgehend von Netzen Körper vorstellen (und zeichnen). 5. Symmetrien und geometrische Muster erkennen und beschreiben (Streifen-)Ornamente erfassen und sinngemäss weiterführen. Symmetrien erkennen. (Streifen-) Ornamente untersuchen und Gesetzmässigkeiten beschreiben. Eigene Ornamente herstellen. Achsensymmetrische Figuren erkennen und zeichnen. Symmetrische Muster erkennen, fortsetzen und selbst entwickeln. Einzelne Elemente bei Symmetrische Muster auf symmetrischen Mustern zentrale Bausteine reduverändern und Auswirzieren (z.B. Scherenkungen auf das Muster schnitt). beschreiben. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.42/54 A1 1. Ebene Figuren erkennen, beschreiben und zeichnen 2. Mit Formen operieren (Zeichnungen & Skizzen, keine Konstruktionen) Finde in den gezeichneten Figuren alle Quadrate, Rechtecke, Kreise. Zeichne das Viereck an einer andern Stelle. A2 B1 Zeichne sauber: 1 Quadrat, 2 Rechtecke, 2 Kreise, 1 Dreieck. Zeichne das Viereck an der bezeichneten Stelle (A A’). B2 Zeichne ein Rechteck mit den Seitenlängen 3 cm und 6 cm. Zerschneide ein Quadrat in mehrere Teile. Füge die Teile zu zwei Quadraten zusammen. Zeichne das untere Viereck «spiegelverkehrt». C2 Konstruiere folgende Figur exakt nach. Die Strecke s misst 3 cm. Schreibe einem Kreis drei verschiedene Rechtecke ein. Zeichne das Viereck vergrössert nach. Zeichne das Viereck vergrössert (alle Längen verdoppeln) und spiegelverkehrt nach.. Zeichne die Landschaft so nach, dass die Berge drei mal so steil wirken. Stelle 4 formgleiche Quader in verschiedenen Lagen auf ein Papier und zeichne Grundriss und einen Seitenriss. Gib auf dem Stadtplan die Position von X sowie von Y an und erkläre, welchen Weg man von X nach Y zurücklegt. Zeichne in das vorgegebene Koordinatensystem einen Plan vom Schulhausareal. Das Netz eines Körpers sieht folgendermassen aus: Zeichne das Raumbild des Körpers. Zeichne das Raumbild eines Oktaeders aufgrund eines vorliegenden Modells. A A‘ 3. Lage von Objekten beschreiben, z.B. durch Koordinaten Markiere das Feld unten links. Fahre 10 Felder nach rechts, dann 3 Felder nach hoch und 4 nach links. Welcher der vorliegenden Pläne ist ein Plan von unserem Schulhausplatz? Stelle 3 formgleiche Quader so auf, dass sie dem gezeichneten Grundriss entsprechen. 4. Dreidimensionale Körper darstellen Zähle Kanten, Ecken und Flächen an einem Würfel und an einem Oktaeder. Welche der folgenden Zeichnungen können Darstellungen von Würfeln sein? Zeichne dieses GeBaue einen Turm aus bäude auf Papier. 3 Würfeln. Zeichne ihn 1 2 3 2 und zeichne das ent1 2 sprechende Netz. 1 5. Symmetrien und geometrische Muster erkennen und beschreiben C1 Ergänze das folgende Ornament. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Finde die Unregelmässigkeiten in folgendem Streifenornament. Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Ergänze folgendes Parkett Fertige folgenden Schezu einer rechteckigen Fläche. renschnitt an. Zeichne in folgenden Figuren die Symmetrieachsen ein. Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.43/54 Wie sehen folgende Scherenschnitte aus, wenn man sie öffnet? Der Mittelpunkt ist jeweils rechts unten. 4 Sachrechnen 4.1 Kapitänssyndrom Hauptziel Sachrechnen bezieht sich - der Name sagt es - auf Sachen. Die Situationen sind traditionell meist sprachlich beschrieben. Häufig reduziert sich Sachrechnen auf das «Erledigen von Textaufgaben» – unabhängig vom Sachkontext. Vielleicht gelingt es Ihnen, selbst Situationen zu «kreieren» in denen Kinder an der Sache, die dann eben nicht mehr als bezugsloser sprachlicher Konstrukt, sondern als reale Situation erlebt werden, rechnen können. Damit würde Sachrechnen auch den Bezug zur Realität aufweisen, für deren Bewältigung er eigentlich gedacht ist. Dass die meisten Kinder in der Mathematik nur auf richtige Resultat aus sind, zeigt Stella Baruk (Frankreich) in einer Untersuchung deutlich. Die zugrundeliegenden Aufgaben werden in der Didaktik «Kapitänsaufgaben» genannt. Wie alt ist der Kapitän «Auf einem Schiff befinden sich 17 Schafe und 11 Ziegen. Wie alt ist der Kapitän?» 80% der in Frankreich getesteten 2- und 3-Klässler beantworteten diese Frage mit 28. «Auf einem Schiff befinden sich 6 Schafe und 5 Ziegen. Wie alt ist der Kapitän?» Da eine Addition ein etwas merkwürdiges Resultat liefert, multipliziert eine andere Testgruppe die beiden Zahlen – 30 macht als Resultat doch deutlich mehr Sinn als 11. «Ein 35-jähriger Kapitän führt auf einem Schiff 17 Schafe und 11 Ziegen mit. Wie alt ist der Kapitän?» Erneut lassen sich die Kinder nicht irritieren, Mathematik-Aufgaben enthalten Zahlen, mit den Zahlen muss operiert werden, dann erhält man ein Resultat und kann zur nächsten Aufgabe fortschreiten. Dementsprechend verrechnen die meisten Kinder die Zahlen in der Aufgabenstellungen und produzieren ein Ergebnis. Ich habe die Frage einigen Kindern im Quartier gestellt. Besonders anfällig scheinen Kinder der 2. – 4. Kl. Jüngere Kinder sind noch nicht verschult und wissen das nicht. Solche Textaufgaben brechen mit dem stillschweigenden Abkommen zwischen Lehrmitteln, Lehrenden und Lernenden, dass Textaufgaben durch reines Verrechnen der aufgeführten Zahlen zu einem richtigen Ergebnis geführt werden können. Dieses Abkommen dominiert oft jede sachliche Überlegung und lässt Sachrechnen zu reiner Arithmetik verkommen. In der Regel existiert bei Aufgaben genau eine richtige Antwort, die es zu finden gilt. «Ursulas Opa züchtet seit 25 Jahren Hühner. Schon 3mal wollte er mit der Züchterei aufhören. Er hat ausserdem 150 Schweine in 5 Ställen verteilt, die ihm in der Woche 30 Stunden Arbeit geben. Wie alt ist der Grossvater?» Werden in den Aufgabentext noch weitere Zahlen eingefügt, reagieren Kinder verwirrt, weil ein Überangebot von Zahlen und möglichen Operationen besteht. Der Unsinn der Aufgabe selbst wird aber auch hier den wenigsten Kindern klar. Können Sie sich Kapitänsaufgaben für Maturanden oder für Lernende der Sek 1 vorstellen? Wenn ja, welche? Finden Sie in Lehrmitteln «Kapitänsaufgaben light»? (siehe auch Selter Spiegel S.30ff) klinisches M, 11 Jahre; Informeller Test Interview K «Ich hätte gern vier Kokosnüsse. Wieviel macht das?» mit Stras- M «Das macht einhundertfünf plus dreissig, das sind einhundertfünfunddreissenkindern sig … eine Kokosnuss kostet fünfunddreissig … das macht … eins vierzig!» Formeller Test M erklärt seinen Lösungsweg zu der vorgegebenen Aufgabe 35 · 4 wie folgt: «vier mal fünf ist zwanzig, behalte zwei; zwei plus drei ist fünf, mal vier macht zwanzig» M notiert als Antwort 200. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.44/54 D, 9 Jahre, informeller Test K «Ich hätte gerne 12 Zitronen» D «Zehn, zwanzig, dreissig, vierzig, fünfzig, sechzig» (dabei schiebt sie jeweils zwei Zitronen zur Seite). Formeller Test: Das Kind löst die vorgegebene Aufgabe 12·5, indem es zunächst 2, dann die 5 und schliesslich die 1 unter einem waagrechten Strich notiert und dann als Antwort 152 angibt. Eine Studie aus Brasilien Eine Forschergruppe hat vor einigen Jahren brasilianische Strassenkinder untersucht, die seit früher Kindheit auf der Strasse Lebensmittel und Süssigkeiten verkaufen, um sich ihren Lebensunterhalt zu sichern. Diese Kinder wurden zuerst in ihrem Alltagskontext befragt, indem sich die Interviewerin in die Rolle einer Käuferin begab und mehrere Preisnachfragen stellte. An einem der folgenden Tage nahmen die Kinder an einem Test teil, bei dem sie eine Reihe von Textaufgaben ähnlichen Inhalts sowie von «kontextfreien» Aufgaben lösen mussten, die bezüglich Operation und Zahlengrösse mit den Kaufsituationen vergleichbar waren. Es zeigte sich, dass 98 % der Verkaufsaufgaben 74 % der Kontextaufgaben und 36 % der nackten Rechenaufgaben korrekt gelöst wurden. Drill and practice Luchins, A.S.(1971): Mechanisieren beim Problemlösen, Köln Krug 1 Krug 2 1 29 3 2 21 127 3 100 3 14 163 25 99 4 18 43 10 5 5 9 42 6 21 6 20 59 4 31 7 23 49 3 20 8 15 39 3 18 9 28 76 3 25 10 18 48 4 22 11 14 36 8 6 FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Krug 3 BZZ 4800 Zofingen gefordert Lösung 20 29 – 3 • 3 = 20 Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.45/54 Optimieren von Kosten und Nutzen Schülerinnen und Schüler lernen so in der Mathematik nicht nur mathematische Techniken. In der Bestrebung, den Unterricht in einem möglichst positiven Aufwand-Ertrag Verhältnis zu überstehen, versuchen sie, die Gedanken der Lehrperson zu reproduzieren und ihre Absichten zu durchschauen. Sie wissen, dass es bei Aufgaben etwas zu rechnen gibt, dass man dabei mit den vorhandenen Zahlen operieren muss und, bei richtigem Vorgehen, das richtige Resultat gefunden wird, womit die Aufgabe ad acta gelegt werden darf. Man lernt auch, dass mathematische Kompetenz mit vielen richtigen Resultaten finden gleichzusetzen ist. Wer mit einer Aufgabe nicht schnell klarkommt, findet in Lehrkräften und Kolleginnen ohne Anstrengung die gewünschte Erklärung (vgl. Krauthausen, 1998, S.14). Auch wenn diese heimliche Botschaft nicht beabsichtigt ist, Kinder nehmen sie so wahr. Ausserdem scheinen auch viele Lehrkräfte dem rezepthaften Unterricht viel Positives abzugewinnen. Bei TIMSS (Third International Mathematics and Science Study) gaben nur 44% der befragten Schweizer Lehrpersonen an, dass es für gute Mathematikleistungen sehr wichtig ist, dass man seine Schlussfolgerungen begründen kann. Gegensatz zu allgemeinen Bildungszielen Diese Haltung steht in fundamentalem Gegensatz, zu den allgemeinen Bildungszielen, die von den Lehrplänen aufgenommen werden. Sie ist bei den heute vorherrschenden prozessorientierten und projektartigen Arbeitstechniken gar völlig unbrauchbar. Jugendliche, die sich diese Haltung angeeignet haben, müssen sich im Berufsalltag erst einmal neu organisieren und lernen, mit echten Fragestellungen wertfrei umzugehen und Lösungswege zu dokumentieren. Kapitäms- syndrom Miitelstufe, Oberstufe Informationszeitalter «Herr Anders macht eine Abmagerungskur. Am Anfang seiner Kur wog er 102 kg. In der ersten Woche hat er 1 kg abgenommen. Wie schwer ist er nach 80 Wochen? Benedikt (7. Kl.) berechnet als Resultat 22 kg. Eine erneute Textanalyse hält er für überflüssig, da er von der Richtigkeit seiner Rechnung überzeugt ist. Auch Provokationen durch die Versuchsleiterin können ihn nicht verunsichern. Er führt Erfahrungen aus dem Mathematikunterricht als Rechtfertigung an und verweist auf öfter auftauchende «Phantasieaufgaben». (Hollenstein & Eggenberg 1998). Bob Beamon ist bei seinem legendären Weltrekord im Weitsprung von 1968 8.90 m weit gesprungen. Die Windunterstützung betrug 1.8 m/sec. Wie weit wäre er bei 3.6 m/sec Rückenwind gesprungen? Der Weltrekord über 100 m Crawl beträgt ca. 47 sec. Er ist in einem 50 m Becken zustande gekommen. Welche Zeit ist über 100 m / in einem 25 m Becken zu erwarten? Oder auch (tragisch genug) eine Aufgabe aus einem Lehrmittel: Ein Bienenvolk produziert im ersten Jahr 3 kg Honig, im zweiten Jahr bereits 4.5 kg. Wie viel Honig kann der Imker im 3. Jahr erwarten? Erfinden Sie weitere «Kapitänsaufgabe» und tauschen Sie sie aus. Wie könnte ein Unterricht aussehen, der das Kapitänssyndrom wirksam bekämpft? Hans Dieter Degler1 stellte bereits 1993 unter anderem fest: In Japan hat die Regierung damit begonnen, die auf ein Individuum niedergehenden Datenmengen zu messen. Auf einen Japaner prasseln pro Jahr statistisch 483 Billiarden Wörter aus TV, Radio, Zeitungen, Gesprächen und Werbung nieder, das ist eine achtzehnstellige Zahl (483'000'000'000'000'000). Rund 600'000 Laborberichte, Doktorarbeiten und Fachartikel müsste ein Chemiker pro Jahr lesen, um in seinem Fach à jour zu bleiben – das ist nicht zu schaffen. Die Folge: Der Mann wird, gemessen am insgesamt verfügbaren Chemiewissen, immer dümmer. 1 (Degler, H.D. (1993): Trends 2000 – Die Gesellschaft auf dem Weg ins Informationszeitalter. Aus : Der Spiegel, Nr. 14/93) FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.46/54 4.2 Proportionalität Zum Thema Proportionalität ist das durchdringende Thema des Sachrechnens aller Schulstufen. Der Themenbereich ist so komplex, dass es sich lohnt, Lernziele sorgfältig zu setzen und das Unterrichtsarrangement immer wieder neu zu überdenken und den vorherrschenden Gegebenheiten anzupassen. Ich persönlich habe wohl zu oft und zu schnell die Aufgabenstellung von der den Kindern nahe stehender Sache (und damit meine ich nicht Text) losgelöst. Ein Schritt, der sich nur dann lohnt, wenn die Lernenden das «Kapitänssyndrom» (Selter 1997 S.30ff) ablegen konnten. Selbstverständlich können Sie auch hier Ihre Lernziele unterschiedlich gewichten. Je nach Gewichtung wird Ihr Unterricht ein anderes Gesicht erhalten. Wichtig scheint mir, dass Sie sich überlegen, was Sie eigentlich mit dem «Rechnen an der Sache» erreichen wollen. Gewichten Sie die untenstehenden Lernziele. Finden Sie allenfalls weitere, hier nicht aufgelistete, Lernziele? Sehr wichtig Eher wichtig Eher unw. Sehr unw. Lernziele 1. Sachaufgaben und Proportionalitäten im Alltag erkennen und berechnen 2. Aufgaben (Sätzlirechnungen) aus dem Buch lösen können 3. Aus Sachverhalten (Text, Grafik, Artikel) Aufgaben gewinnen, lösen und darstellen 4. Virtuosität im mündlichen Berechnen von Proportionalitäten 5. Computer und Rechner als Hilfsmittel einsetzen und bedienen können 6. Proportionalitäten von andern Zuordnungen (Funktionen) unterscheiden und deren Charakteristiken kennen 7. Grafische Darstellungen lesen und verstehen Lehrplan Der Lehrplan AG betont auf der Primarstufe den Umgang mit Massen. Das Beherrschen der Masse darf aber nicht das einzige Ziel sein. Die Fertigkeiten sind im Hinblick auf echte Sachsituationen aufzubauen - warum nicht durch herausfordernde Aufgabenstellungen? Lesen Sie die Abschnitte «Sachrechnen und Grössen» im Lehrplan 2000 zu den Schuljahren 1-4. Lernvoraussetzungen In den ersten 5 Schuljahren werden gemäss aargauischem Lehrplan die Grundlagen gelegt, um Proportionalitätsaufgaben überhaupt bewältigen zu können. Propädeutische Erfahrungen mit Proportionalitäten werden schon sehr früh gesammelt. Untersuchungen (u.a. von Elmar Hengartner) haben ergeben, dass Kinder bereits im Vorschulalter situationsbezogene Proportionalitätsaufgaben meistern. Mit dem uns eigenen Grad an Formalisierung scheitern Lernende aber oft noch im 7. Schuljahr. Sie lösen zwar Aufgaben im Moment richtig, weil sie Rezepte der Lehrkraft befolgen. Ohne echtes Verständnis sind diese Kenntnisse jedoch flüchtig und bedürfen immer wieder der Auffrischung, bzw. verschwinden aus dem Repertoire. Ein sicherer Umgang wird allerdings erst von Kindern der Oberstufe gefordert. Untenstehende Grafik soll Ihnen einen Überblick ermöglichen. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist ohne Gewähr zu geniessen. Vier Fragestellungen stehen bei der Tabelle auf der nächsten Seite im Vordergrund: Welche Lernvoraussetzungen müssen Kinder mitbringen, um den Stoff erfolgreich bewältigen zu können? Wie reagieren Sie, wenn ein Kind «Bahnhof versteht»? Welche Kompetenzen bauen auf dem gegenwärtig zu behandelnden Stoff auf? Wie sorgen Sie für alltagsorientierte Lernarrangements? FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.47/54 1./2. Kl. 3./4. Kl. 7. Kl. 5./6. Kl. 8. Kl. 9. Kl. Grundoperation en & Stellenwert <-- Lernvoraussetzungen --> Kompetenzen in Zusammenhang mit Proportionalität Verschiedene Masseinheiten Dezimalzah-len & Dezim. Grössen Operatordarstellung Wertetabelle lesen & darst. Mathematisieren Aufgaben in einem Schritt <-- Themenbereich Proportionalität --> Aufg. In zwei Schritten grafische Darst. & Koordinatens. nicht proportionale Zuordnungen Prozentrechnen propädeutische Erfahrungen Erarbeitung, Einführung Kompetenz vorhanden Proprtionalität (Zuordnungen) in Lehrmitteln Sobald im Sachrechnen vom blossen Rechnen mit Massen abgewichen wird, rechnen die Kinder meist an Zuordnungen (Primarstufe: proportionale Funktionen). Funktionen sind zentral – sie begleiten Kinder vom 2. Schuljahr an bis und mit Maturität. Für die Kinder geht es in diesem Zusammenhang eindeutig um die Zuordnung (Abbildung) zweier Mengen. Schlagen Sie folgende Seiten in den Lehrmitteln nach und suchen Sie proportionale Funktionen. ZB2 S.68/69; Sachrechnen - wohin? ZB2 S.57 ZB2 S.77 AG2 S.62 ZB3 S.8 Nr. 4 AG3 S.74 ZB4 S.86/87 AG4 S.66 ZB5 S.20/21 AG5 S. S.74 / 75 Bereits in der Unterstufe stellen die Kinder Beziehungen (Relationen) her: Zunächst zwischen Gegenständen (Was gehört zusammen?), dann zwischen Zahlen. Vergleiche wie grösser, kleiner, gleich, proportionale Berechnungen (meist Multiplikationen) gehören zum typischen Sachrechnen. Eingebettet sind die Aufgaben meist in sogenannten Sätzlirechnungen. Ich möchte hier gar nicht bestreiten, dass es wichtig ist, solche Rechnungen lösen zu können. Wo es aber zum blinden, unverstandenen Verknüpfen von Operationen kommt, würde den Kindern oft genug ein erlebnisorientierter Unterricht nützen, in dem Daten gesammelt, dargestellt und (mathematisch) ausgewertet werden.. Vergleichen Sie mit dem berühmt gewordenen Test zu «Kapitänsaufgaben» (Selter 1997, S.30-36) FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.48/54 Experimentelles Rechnen! Gewicht und Wert von Münzen Zuordnungen sollen und können experimentell erfasst werden. Handelt es sich um eine proportionale, beinahe proportionale oder um eine andere Zuordnung? Kann die Zuordnung sinnvoll grafisch dargestellt werden… . Um solchen Fragestellungen nachgehen zu können, ist ein fächerübergreifender Unterricht (HLK; Werken, Turnen) die beste Wahl. Messen Sie zwei voneinander abhängige Grössen durch ein Experiment. Welche Aussagen können aufgrund der Daten gemacht werden? Wie genau können Sie messen? Sie finden in diesem Abschnitt genügend Ideen. Wert Gewicht in g Durchmesser in mm Zusammenhänge Pendelbewegung Hängen Sie ein Pendel an die Decke. Verändern Sie Gewicht und Länge des Fadens so lange, dass sie das Pendel als Uhr benutzen können. Stellen Sie einen Vielsatz folgender Art auf: 10 Schwingungen 6 Sekunden 100 Schwingungen 1 Minute …… Eichen eines Zylinders Dazu brauchen Sie einen möglichst hohen, (idealerweise) durchsichtigen Zylinder und ein bis zwei geeichte Gefässe (z.B. 2 ml sowie 1 dl) oder einen Messbecher. Auf dem Zylinder sind nun (z.B. auf Malerband) zwei Skalen anzubringen: Eine cm Skala Eine ml – Skala Für die ml-Skala wird bald einmal gerechnet, mit dem Meter gemessen und verglichen. Selbstverständlich lassen sich nun auch weitere Rechnungen durchführen wie: Wie viele Liter hätten in dem Zylinder Platz, wenn er bis zur Decke reichen würde ……… Mit Gänse- Finden Sie heraus, wie weit Sie mit 10 Gänsefüsschen kommen. Stellen Sie einen Vielsatz füsschen auf, mit dessen Hilfe Sie Schulzimmer, Gang, 10 m, … ausmessen können. Messen Sie messen nach, wie genau ihre Messung ist. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.49/54 4.3 Typen von Aufgabenstellungen 1. Sätzlirechnen Sätzlirechnungen sind DIE traditionellen Aufgabenstellungen, die Sachrechnenlektionen nach wie vor dominieren. Die Sache hat zwei Haken: Sätzlirechnungen werden von Lernenden oft als realitätsfremd und nicht besonders motivierend angesehen. Ausserdem kommen Sätzlirechnungen in ausserschulischen Situationen kaum vor. 2. Lernumgebungen Das Zahlenbuch geht oft von einem Thema (Bahnlinien quer durch die Schweiz, Brot, …) aus. Im Rahmen dieses Themas werden die Kinder mit Fragestellungen konfrontiert. Oft werden sie aufgefordert, selbst Fragen an das Thema zu stellen. Die Lernumgebungen zum Sachrechnen eignen sich naturgemäss für einen fächerverbindenden Unterricht. 3. mosima mosima ®: Materialien zu Offenen Situationen im Mathematikunterricht. Die Kinder werden zu einem Thema (z.B. Murmeltiere, Ferien am Meer oder Fahrrad) dokumentiert. Die Dokumentation enthält Statistiken, Bilder, Grafen, .... Die Dokumentation wird gesichtet und besprochen. Anschliessend werden aufgrund des vorliegenden Materials weitere Fragen gestellt, die in Gruppen untersucht werden. Die Gruppen stellen ihre Arbeit auf einem Plakat oder in einem Journal dar. 4. FermiFragen Fragen wie «Wie viele Wassertropfen sind in einer Giesskanne? Wie viele Kieselsteine haben in einer Literpackung Platz? Wie viele Glühbirnen hat's im Schulhaus?» können nicht exakt beantwortet werden. Allerdings kann die Grössenordnung des Verfahrens recht gut (oder halt auch nur ungefähr) abgeschätzt werden. Die Kinder beschäftigen sich in Kleingruppen während mindestens 1 Lektion mit 1 - 2 dieser «Fermifragen». Die Gruppen stellen sich anschliessend ihre Arbeiten gegenseitig vor. 5. Schreibanlässe Zwei Studierende haben mit einer 4. Klasse im Praktikum aus eigenem Antrieb die Idee eines mathematischen Schreibanlasses aufgegriffen. Ausgehend von einer Geschichte zur Pionierzeit der Eisenbahn waren die Kinder aufgefordert, schreibend weitere Gedanken und Fragen zu entwickeln- Sie sollten insbesondere weitere Angaben zum Adler - dem deutschen Pendant zur spanischen Brötlibahn - machen könnnen, die sich mit den vorliegenden Daten erklären liessen. 6. Aufgaben erfinden Dieser Aufgabentyp ist naheliegenderweise gleichzeitig ein Instrument zur Lernförderung. Mehr Informationen entnehmen Sie bitte dem näcshten Abschnitt 7. Interpretation (z.B. von PrintMedien) Es gibt auch für die Unterstufe Print-Medien, die Diskussions- und Interpretationswürdig sind, sei es auch nur ein Jelmolikatalog. Die entsprechenden Fragestellungen können von der Lehrperson gegeben werden und werden von den Kindern allenfalls ergänzt. Wo ein derartiger Umgang mit Print-Medien bereits bekannt ist, können die Lernenden die Fragen auch mal selbst entwickeln, womit man sich in die Nähe eines mosima ®. Eine weite- Eine andere mögliche Einteilung von Anwendungen im Sachrechnen ist durch folgendes re SysteSchema gegeben: matik Überblick über die 4 Aufgabentypen mathematische Operationen im Vordergrund im Hintergrund Situation eng Typ A Typ C Situation offen Typ B Typ D im Hintergrund im Vordergrund Sachsituationen FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.50/54 Krauthausen/Scherrer (2001) S. 80ff haben einen weitern Raster zum Sachrechnen entworfen. Neben den eigentlichen Textaufgaben sprechen Sie von Sachbildern, eingekleideten Aufgaben, Erfinden von Rechengeschichten (dabei unterscheiden Sie in R mit freier Themenwahl, vorgegebenem Kontext, vorgegebener Rechnung und vorgegebener Struktur), Sachproblemen, sachstrukturiertem Üben, Sachtexten und Projekten. Aus einem «Ungeachtet des Sachverhalts werden Artikel von Ch. Teillösungen vergessen Erichson verbal vermittelte Informationen nicht zur Kenntnis genommen Erichson Ähnliche Lösungsschemata verwechselt Ch., Sachtexte Eingeübte Schemata beibehalten lesen, Willkürliche Operationen in der Reihenfolge ihres Vorkommens im Text damit man rechnen bei grossen Zahlen Addition bzw. Subtraktion bevorzugt, bei kleineren hingegen kann, Die Multiplikation bzw. Division Grund Das heisst: Die Sache in den Sachaufgaben tut offenbar nichts zur Sache! schulzeitschrift H. Alarmierender als diese Untersuchungsergebnisse ist die Feststellung von Winter, dass die 48/1991, Gleichgültigkeit gegenüber den Inhalten von Sachaufgaben mit wachsender SchulerfahS.22-25 rung zunehme. Das lässt darauf schliessen, dass Kinder im Verlauf ihrer Schulzeit ein beträchtliches Mass ihres gesunden Menschenverstandes einbüssen. Sie scheinen zu verlernen, sich für ihr eigenes Denken zuständig zu fühlen. Das Hauptdilemma von Textaufgaben besteht darin, dass sie keinen informativen und / oder unterhaltenden Eigenwert besitzen. Zwar wird von Seiten ihrer Produzenten immer wieder versichert, dass die Inhalte an der Lebenswirklichkeit der Kinder orientiert seien und dass besonderer Wert auf identifikatorische Momente gelegt werde. Aber wie überall, wo Inhalte nur eine untergeordnete Rolle spielen, wird daraus ein krampfhaftes Bemühen: Da wird durch anbiedernde Namensnennungen (Herr Tüchtig, die kleine Steffi, Bäcker Mehlig) und vertrauliche Verwandtschaftsbezeichnungen (Mutter, Vater, Tante Olga) Intimität suggeriert, um „lebensnahe“ Banalitäten wie Sonderangebote für Seife, Stundenlöhne für Malergesellen sowie hektoliterweise Heizöl unterzubringen. Das sind Texte, die bereits den Druck nicht wert sind, noch weniger aber das Lesen. Sie sind nurmehr langweilig. Wenn Kinder sich schon der Mühe des Lesens unterziehen, dann sollten sie auch einen Gewinn davon haben.» Und noch einmal: Christa Erichsson «… Die Konsequenz aus alledem scheint darauf hinauszulaufen, Textaufgaben am besten ganz zu lassen. Ich glaube nicht, dass das die Alternative ist. Nicht alle didaktischen Probleme lassen sich projektgebunden lösen. Lesestille halte ich auch im Sachrechnen für eine gute Atmosphäre. Erichson Ch., 8 Tage durch 4 Freundinnen macht 2 Negerküsse, Die Grundschulzeitschrift H. 22/1989, S.12-16 Grosse Anteile eines Mathematikwerkes könnten aber zur ebenso informativ wie unterhaltsamen Lektüre werden: mit Texten, die gerade nicht dem Anspruch der Alltagsnähe verpflichtet sind, sondern die sowohl Unbekanntes, Fremdartiges, Erstaunliches, als auch Spannendes, Witziges und Anrührendes vermitteln: lesenswerte Texte! Mathematik ist, wie gesagt, überall drin. In einigen Mathematikwerken habe ich Ansätze in diese Richtung bereits gefunden. Sie werden bislang aber vornehmlich als Aufhänger für das „eigentlich Wesentliche“ benutzt. Mathematikwerke stellen eine Dienstleistung für den Unterricht dar. Wieviel Liter Öl in einen Tank passen, können Kinder selbst erfragen. Aber viele Informationen sind schwer zugänglich; sie sind es aber, die Lesetexten die Substanz geben, derentwegen man sich der Mühe des Lesens unterzieht. FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.51/54 5. Überblick Curriculum (Grundanf.) Eine Orientierungshilfe - ohne Gewähr Lehrplan und Stellungnahmen von Lehrpersonen haben zu folgender Liste geführt. Sie ist selbstverständlich ohne Gewähr. Da die anzustrebenden Kompetenzen in Problemlösen und Mathematisierfähigkeit nur schwer prägnant und überprüfbar formulieren werden können, dominieren Kenntnisse und Fertigkeiten sowie das Vorstellungsvermögen in der Liste. 1.Sj. Zahlenraum 1 - 20: erfassen, erkennen, vorwärts und rückwärts zählen, Zahlenstrahl zeichnen, Vorgänger und Nachfolger kennen Ordinale (ordnen, nummerieren) und kardinale (Mengen auszählen, weniger, gleichviel mehr) Aufgabenstellungen bewältigen (Ev. Gestütztes) Addieren und Subtrahieren im Zahlenraum 0 – 20. Ergänzen auf 20, Zerlegungsmöglichkeiten finden, Rechengeschichten umsetzen, Operationen darstellen (z.B. mit 20er Feld), Bündelungsaufgaben. ZB 36,37,43 Selbsttätige Mathematik: Geschichten erfinden, mit Rechendreiecken experimentieren, eigene Zahlenmauern bauen, mit Zahlen (z.B. Scopa) spielen … Zeichen kennen und schreiben: +, –, >, <, =, ZB 22, 38 Objekte beschreiben, sortieren, ordnen. eckig rund, gross klein rechts links vorne hinten oben unten innen aussen Formen und Eigenschaften benennen: Kreis, Dreieck, Quadrat, Rechteck; rund, dreieckig, viereckig, kurz, lang ZB 58 2.Sj. Zahlenraum 0 - 100: erfassen, darstellen. In Einer und Zehner aufteilen, bündeln Zahlen auf Zahlenstrahl und im Hunderterfeld zuordnen bzw. finden, Vorgänger, Nachfolger, grösser, kleiner Addition und Subtraktion im Zahlenraum 0 - 20 automatisiert Addition und Subtraktion im Zahlenraum 0 - 100 mit Anschauungsmaterialien. Sicherheit mit 3 Wertziffern (45 + 20, 67 + 8, aber nicht 45 + 36) Multiplikation, kleines Einmaleins: Mit Zahlenstrahlen oder mit Punktefeldern darstellen. Bildhafte Multiplikationen (Eierbecher, Rechteck mit Häuschen, 5 Hände zu je 4 Finger Einfache Aufgaben (·1, ·2, ·5, ·10) auswendig ( Stützpunkte) Mit Anschauungsmaterialien und ev. Abzählen der Reihen andere Produkte des kleinen Einmaleins herleiten. Rechenregeln / Rechnungen lesen I) 12 – (6 + 3) II) 18 + 5 + 2 = 18 + 2 + 5 III) 4 + q = 9 9 – 4 = q 4·3=3·4 3 · q = 12 Geld kennen und zählen (ohne Frankenübergänge bei Rappenstücken) Einfache Figuren zerlegen und wieder zusammensetzen. Figurenrätsel 3.Sj. Zahlenraum 0 - 1’000: erfassen, darstellen. Zahlen in Stellenwerttabelle eintragen: T | H | Z | E und auf dem Zahlenstrahl / im 1’000er Buch zuordnen bzw. finden, Vorgänger & Nachfolger Addition / Subtraktion bis 1’000 mit max. 4 Wertziffern (350 + 220, 678 + 200) Multiplikation: E·Z, (9 · 40), kleines Einmaleins Division: mit Anschauungsmaterial oder mit Rückführung auf Multiplikation: HZ : Z (360 : 40 40 · ? = 360 Einkaufssituation an der Kasse mit 2 - 3 Additionen sicher bewältigen. Gesamtbetrag unter 100 Fr. Keine schwierigen zweifach benannten Beträge (wie 17.80 + FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik Strengelbacherstrasse 25 b 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.52/54 25.60). Insgesamt höchstens 4 (nicht 6) Wertziffern. Mit Massstab / Meter umgehen. Evtl. auch mit Waagen und Messbechern operieren können. Sachaufgaben zu Längenmassen: Wie gross bist Du auf dem Pult? Alle Zeitmasse (ausser Sekunde) kennen, angeben und interpretieren. Formen: Rechteck, Quadrat, Dreieck, Kreis. Eigenschaften kennen, von andern Formen unterscheiden. Stochastik: handelnde Zugänge suchen (Bsp. 3 Kinder tauschen ihre T-Shirts) Zum Ver- 10 Blitzaufgaben lösen (Quadratzahlen 1 – 12, und 20) – damit verbunden sichegleich: 3 Sj. res mündliches Rechnen bei einfachen Grundoperationen. Standards Mit Fr. und Rp sicher umgehen aus einer Berner Schu- Eine Ahnung von Grössen (Liter, kg, Zeit) haben (ohne Berechnungen). Längenmasse kennen le Rechteck, Quadrat, Dreieck, Kreis. Eigenschaften Einfache Muster spiegeln Einfache Textaufgaben formulieren und lösen können. Motivation ab und zu eine Problemaufgabe (z.B. aus der Denkschule) zu lösen. 4Sj. Zahlenraum 0–10’000: Ordnen, vergleichen, Zahlenstrahl. Stellenwertprotokoll erweitern ZT, T, H, Z, E Die Grundoperationen +, –, ·, : werden mündlich, halbschriftlich (z.B. Malkreuz Multiplikation) und schriftlich weitergeführt. Mehr Sicherheit beim Stoff des 3.Sj. kann verlangt werden. Das Automatisieren zusätzlicher Kompetenzen ist nicht gefordert. Gleichungen und Ungleichungen ? – 37 = 280 Umformen in 280 + 37 = ? ? · 8 > 120 Geld: Auch Additionen mit 6 Wertziffern (wie 17.80 + 25.60) ausführen Längen- (km, m, cm, mm) – Hohl- (l, dl)- Gewichtsmasse (t, kg , g). Vorstellungen zu Grössen. Abschätzen, Umgang mit Messgeräten. Handlungsanweisungen ausführen (700 g Mehl + 500 g Zucker …) Einfache Aufgaben zur Proportionalität. (Bsp.: 2kg 4 Fr. 8 kg ?) Stochastik: Objekte verschieden anordnen, Wege suchen, Experimentieren. 5Sj. Zahlenraum 0 - 1’000’000: Stellenwertprotokoll erweitern M, HT, ZT, T, H, Z, E Kopfrechnen: Addition und Subtraktion mit 4, besser 5 Wertziffern. Multiplikation mit 3 Wertziffern Halbschriftliche Division: Divisor drei, Dividend ein bis zwei Wertziffern (357 : 7) Schriftlich: Addition begreifen und in einfachen Aufgaben anwenden. Grössenordnung von Divisionen wie 678 : 7 abschätzen («öppe» 100) Symmetrien erkennen. Einfache Figuren an Achse spiegeln Umfang und Inhalt von rechteckigen Figuren; Seite, Länge, Breite. Angaben in cm und cm2. Unter Umständen in Häuschen zu 1cm 2 unterteilen. Zeitmasse korrekt darstellen und in gemischter Form (23.4.06 17:30) korrekt interpretieren (Fahrplan, Fernsehprogramm). Mit Zeitmassen rechnen. Brüche im Alltag erkennen: 1/2, 1/3, 1/4 etc. Brüche darstellen und erkennen (Teile von Rechtecken, Torten, Strecken …) Längenmasse, Gewichtsmasse, Hohlmasse sowie die Vorsilben Kilo- Dezi- ZentiMilli-. Mit Masszahlen rechnen. Umwandlungen, von einfach benannten Grössen (300 cm = 3 m, nicht aber 45 dm 4 mm = cm). Umwandlungen mit Tabellen. Säulendiagramm lesen: Experimente durchführen und protokollieren. Aussagen FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.53/54 gewinnen wie «immer, meistens …». FHNW Institut Primarstufe Mathematik & Mathematikdidaktik BZZ 4800 Zofingen Hanspeter Gerber & Beat Wälti 1. Semester 2007/2008 S.54/54