Seite 1 „Photosynthesepigmente“ Experimentalvortrag im WS 2007/2008 Hinweis: Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule). Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden, unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende: http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html Ausgearbeitet von: Katharina Fritsch Marburg Seite 2 Inhaltsangabe Inhaltsangabe ..................................................................................................... 1 1 Fachwissenschaftliche Aspekte .................................................................. 3 1.1 1.1.1 Licht .............................................................................................. 3 1.1.2 Das sichtbare Licht ....................................................................... 4 1.1.3 Farbstofftheorie ............................................................................. 5 1.2 2 Farbigkeit ............................................................................................. 3 Die Photosynthese ............................................................................... 6 1.2.1 Ort der Photosynthese .................................................................. 6 1.2.2 Photosynthesepigmente ............................................................... 7 1.2.2.1 Chlorophyll ............................................................................. 9 1.2.2.2 Carotinoide .......................................................................... 13 1.2.2.2.1 Carotin .............................................................................. 13 1.2.2.2.2 Xanthophylle ..................................................................... 16 1.2.3 Lichtabsorption durch Pigmente.................................................. 17 1.2.4 Die Lichtreaktion ......................................................................... 21 Experimenteller Teil .................................................................................. 23 2.1 Nachweis der Sauerstoffproduktion während der Photosynthese ...... 23 2.2 Herstellung der Blattpigmente ............................................................ 26 2.3 Auftrennung eines Pigmentextraktes ................................................. 28 2.4 Experimente zu den Eigenschaften von Chlorophyll .......................... 36 2.5 Chlorophyllabbau in Koordination zum Vorkommen von Anthocyanen .......................................................................................... 45 3 2.6 Experimente zu den Eigenschaften von Carotin ................................ 52 2.7 Experimente zu den Eigenschaften von Xanthophyllen ..................... 60 Didaktische Betrachtung des Themas „Photo-synthesepigmente“ für den Chemieunterricht und Fächer übergreifend für den Biologieunterricht ............. 64 3.1 4 Didaktische Aufarbeitung der Versuche, Lehrplananalyse ................. 64 Literatur ..................................................................................................... 69 Seite 3 1 Fachwissenschaftliche Aspekte 1.1 Farbigkeit 1.1.1 Licht Die Grundlage der Photosynthese ist die Absorption von Licht durch die Photosynthesepigmente. Das Licht trifft in Form von elektromagnetischer Strahlung auf die Erde und damit auf die Pflanzen. Die elektromagnetische Strahlung (ΔE) wird von der Sonne durch Fusion von Wasserstoffatomen zu Heliumatomen gebildet. 4 1 1 H 4 2 He + 2 β+ + ΔE (β+, positiv geladenes Elektron = Positron) Am Tag erreichen die Erde 1,5 • 1031 kJ Sonnenenergie, wobei die Pflanzen etwa 0,01% davon für die Photosynthese verbrauchen. Nach der Einsteinschen Beziehung E= mc2 entsprechen 9 • 1013 kJ einem 1 Kg Sonnenmaterie, so dass eine Pflanze im Jahr umgerechnet 40 t Sonnenenergie verbraucht. (Straßburger, 2002) Bei der Beschreibung der elektromagnetischen Strahlung lässt sich nicht unterscheiden, ob die Lichtstrahlen aus Wellen oder Teilchen bestehen (Wellen-Teilchen-Dualismus). Louis de Broglie erkannte im Jahre 1924, dass das Licht, bestehend aus massebehafteten Teilchen, einen Wellencharakter besitzt. Ein Teilchen besteht aus Energiepaketen und wird daher als Quant (lat. quantum = wie groß, wie viel) bezeichnet. Lichtquanten heißen Photonen. Die Energie eines Quants wird durch die Formel beschrieben: ΔE = h ν = h c λ-1 h = Planksche Wirkungsrad = 6,626 • 10-34 Js c = Lichtgeschwindigkeit = 3 • 108 ms-1 λ = Wellenlänge in nm ν = Frequenz in s-1 Seite 4 Aus der Gleichung geht hervor, dass die Energie der elektromagnetischen Strahlung umgekehrt proportional zur Wellenlänge, aber proportional zur Frequenz ist. 1.1.2 Das sichtbare Licht Das für das menschliche Auge sichtbare Licht wird auch als „weißes“ Licht bezeichnet. Das Spektrum des sichtbaren Lichtes erstreckt sich von 380-750 nm. Die vermeintlich weiße Farbe entsteht durch eine Überlagerung aller Wellenlängen (polychromatisch, gr. poylchromos= Vielfarbigkeit). Wird weißes Licht mittels eines Prismas gebrochen, so werden die Wellenlängen aufgrund der Dispersion unterschiedlich stark abgelenkt und in monochromatisches Licht zerlegt (s. Abb. 1). Für den Menschen werden so die Spektralfarben violett, blau, türkis, grün, gelb, orange und rot sichtbar. Andere Anteile, wie das Ultraviolett und Infrarot, die im „weißen“ Sonnenlicht ebenfalls enthalten sind, werden nicht wahrgenommen. Abb. 1 : Spektrum der elektromagnetischen Strahlung (Online, chemgapedia.de) Seite 5 Unterschiedliche Farbeindrücke entstehen, wenn das Licht durch einen Gegenstand aufgenommen (absorbiert), durch ihn hindurch fällt (transmittiert) oder zurück geworfen (reflektiert) wird. Bei weißen Gegenständen wird kein, bei schwarzen Gegenständen alles Licht absorbiert. Durchsichtige Gegenstände lassen alles Licht hindurch (Transmission). Absorbiert ein Gegenstand jedoch nur Teile des Lichtes, wirkt er farbig. Der Farbeindruck ist die Differenz aller eingestrahlten Wellenlängen abzüglich aller absorbierten Wellenlängen. Die wahrgenommenen Farben, also den reflektierten Teil, nennt man auch Komplementärfarbe. Wellenlänge in nm Farbe Komplementärfarbe grünblau 625-740 rot 590- 625 orange blaugrün gelb blau 520- 565 grün purpurrot 500- 520 grünblau rot 450-500 blaugrün orange 430- 450 blau vvvvvvvv gelb 380-430 violett vvvvvvvv gelbgrün 565- 590 vvvvvvvv Abb. 2: Spektrum der Farben/Komplementärfarben 1.1.3 Farbstofftheorie Die Grundlage der heute anerkannten Farbtheorie wurde 1876 von O.N. Witt formuliert. Witt geht davon aus, dass einzelne chemische Gruppen in einem aromatischen System für die Farbigkeit verantwortlich sind. Aromatische Farbstoffe müssen danach aus einem „Auxochromen“ Teil (Elektronendonator mit einem +M-Effekt), einem „Chromogen“ (delokalisiertes π-Elektronensystem) und einem „Antiauxochromen“ Teil (Elektronenakzeptor mit einem -M-Effekt) bestehen. (Online, wikipedia,Farbstofftheorie) Seite 6 Die um 1930 entwickelte „Mesomerietheorie“ präzisiert die Modellvorstellung dahingehend, dass sie eine elektronische Anregung von π-Elektronen durch Licht für die Farbigkeit verantwortlich macht. Die π-Elektronen gehen bei der Absorption bestimmter Wellenlängen aus einem elektronischen Grundzustand in einen elektronisch angeregten Zustand über. Nicht mehr einzelne chemische Gruppen, sondern das gesamte beteiligte π-Elektronen-System ist danach für die Farbigkeit einer Verbindung verantwortlich. Die Grundlage der „Mesomerietheorie“ beruht auf der von E. Schrödinger aus der Quantenmechanik entwickelten „Schrödingergleichung“. max hc E Diese Gleichung besagt, dass mit zunehmender Anzahl an π-Elektronen in einem System sich der Übergang hin zu längeren Wellenlängen verschiebt. (Experimentalvortrag Achim Müller, 2000, Marburg) 1.2 Die Photosynthese 1.2.1 Ort der Photosynthese In allen höheren Pflanzen und (eukariontischen) Algen findet die Photosynthese innerhalb der Chloroplasten statt. Die Chloroplasten liegen in der Pflanze unter der Epidermis im Blattmesophyll. Eine Mesophyllzelle enthält durchschnittlich 30 bis 40 verschieden geformte Chloroplasten mit 2-7 µm Durchmesser. Das Innere der Chloroplasten besteht aus einer Flüssigkeit, dem Stroma, welches von mindestens zwei Membranen umschlossen wird. Es enthält lösliche Enzyme und eine bestimmte Membranstruktur, die Thylakoide. Sie haben die Form abgeflachter Säcke (gr. thylakoid= kleines Säckchen). Ein Thylakoidstapel wird als Granum bezeichnet. Verschiedene Grana sind durch Thylakoidmembranbezirke verbunden, die man als Stromathylakoide bezeichnet. Die Thylakoidmembranen trennen den Thylakoidinnenraum vom Seite 7 Stromaraum. In den Thylakiodmembranen liegen die Photosynthesepigmente, welche maßgeblich an der Photosynthesereaktion beteiligt sind. Der Aufbau eines Chloroplasten ist in Abb. 4 dargestellt. Die gesamte Photosyntheseeinheit befindet sich in der Thylakoidmembran. Abb. 4: Aufbau eines Chloroplasten aus: Campbell/Reece, 2004 1.2.2 Photosynthesepigmente Die Photosynthesepigmente, ausschließlich Antennen in und der Chlorophylle Thylakoidmenbran Lichtsammelkomplexen Photosynthesepigmente und Carotinoide, gebundenen vor. Gemeinsamkeiten: Reaktionszentren, Strukturell sie kommen verfügen haben alle über ein ausgedehntes konjugiertes Doppelbindungssystem. Das heißt, dass die Doppelbindungen zwischen zwei Kohlenstoffatomen durch eine Einfachbindung von einander getrennt sind. (Lüttge-Kluge-Bauer 2007) R R Abb. 5: Beispiel für konjugierte Doppelbindungen. Der Kohlenstoff ist sp 2 hybridisiert. Seite 8 Dabei überlappen die π-Orbitalen einer π-Bindung mit einem p-Orbital eines sp2-hybridisierten (Kohlenstoff-) Atoms oder mit weiteren π-Orbitalen, je nach Aufbau des Moleküls. Die π-Elektronen sind dabei nicht an ein C-Atom gebunden, sondern schwingen ständig zwischen zwei Grenzzuständen hin und her (delokalisierte π-Elektronen) und absorbieren elektromagnetische Strahlung (Lüttge-Kluge-Bauer, 2007). Je mehr Doppelbindungen ein System enthält, desto längerwelligeres Licht wird absorbiert. Chlorophylle und Carotinoide enthalten mehr als acht konjugierte Doppelbindungen in ihrem Kohlenstoffskelett. (vgl. Abb.9 und Abb. 14). Dadurch erscheinen uns diese Pigmente farbig. Das grüne Chlorophyll absorbiert Wellenlängen im Bereich von 400-480 nm (blau) und 630-700 nm (rot). Im Bereich zwischen 480-550 nm (grün) wird kein Licht absorbiert („Grünlücke“), daher erscheinen Blätter grün. Die „gelb-orangen“ Carotinoide hingegen absorbieren Wellenlängen im Bereich von 400-520 nm (blau-grün) und schließen dadurch ein Teil der Grünlücke. Dadurch kann ein breites Spektrum des Sonnenlichts von der Pflanze genutzt werden. (Straßburger 2002) Seite 9 1.2.2.1 Chlorophyll Chlorophylle sind, ähnlich dem Hämoglobin und den Cytochromen, durch einen Porphyrinring charakterisiert. Dieser ist ausschließlich für die Farbigkeit und die Lichtabsorption der Chlorophylle verantwortlich. OH B A N N Mg N Fe N N D N N N E H O O COOH C O COOCH3 O COOH Fe Häm a 2+ Mg 2+ Chlorphyll a O O O O N NH HN N Protoporphyrin IX Abb. 6: Biosynthese von Chlorophyll a und Häm a aus Protoporphyrin IX (nach PD Dr. Dörnemann, 1996) Das Porphyringerüst wird aus vier Pyrrolen (Tetrapyrrol) gebildet, welche über Methinbrücken verknüpft sind. Dieses aus heterozyklischen Fünfringen bestehende System besitzt 11 konjugierte Doppelbindungen mit leicht anregbaren π-Elektronen. Als Zentralatom besitzt das Chlorophyll ein Magnesium-Ion (Mg2+), das mit den Elektronen des Stickstoffatoms zweimal zwei gleichwertige und nicht zu unterscheidende kovalente Bindungen eingeht, wobei jeweils zwei Bindungen koordinativ und zwei kovalent ausgebildet sind. Seite 10 3 5 4 H N 5 6 7 B 8 2 A N HN 1 9 22 21 20 10 23 24 11 19 N NH 12 C D 18 2 3 17 Abb. 7: Struktur des Pyrrolrings 4 16 14 15 13 1 Abb. 8: Struktur und Nummerierung des Porphyrinringes Wie Abb. 8 zeigt, trägt der Porphyrinring eine Reihe von Substituenten, die bei den Chlorophyllen weitgehend identisch sind. 1) Chlorophyll a und b unterscheiden sich strukturell an Kohlenstoffposition 7. Chlorophyll a trägt dort eine Methylgruppe, Chlorophyll b eine Aldehydgruppe 2) Der Pyrrolring C ist bei beiden mit einem Cyclopentanonring (Ring E) verknüpft, der eine Methoxycarbonyl- und eine Carbonyl-Gruppe trägt. 3) Bei Chlorophyll a/ b ist eine Propionsäure-Gruppe an Position 17 mit dem Alkohol Phytol verestert. Seite 11 Somit ergeben sich für Chlorophyll a und b folgende Strukturen: H O 7 CH3 B A N N B N Mg D N N 17 Chlorophyll b E H O C O COOCH3 O Chlorophyll a Abb. 9: Chlorophyll a besitzt an Position 7 eine Methyl-Gruppe (rot). Zusätzlich soll das Augenmerk auf dem Cyclopentanonring E liegen, welcher eine zweite Estergruppe trägt. Chlorophyll b besitzt an Position 7 eine Aldehyd-Gruppe (grün). Verknüpfung mit Phytol (blau) an Position 17. Neben der in Abb. 9 gezeigten Struktur kommen die Sterioisomere Chlorophyll a´ und b´ in geringer Konzentration in den Chloroplasten vor. Diese Isomere unterscheiden sich in ihrer Steriochemie am C-132-Atom und damit durch ihre Polarität, aber nicht in ihren Absorptionseigenschaften von den Chlorophyllen a und b. (Scheer, 1999) Der Phytolrest, aufgebaut aus einer C20-Kette, verleiht dem Chlorophyllmolekül als zweite Funktionseinheit lipophile/ hydrophobe Eigenschaften. Diese überwiegen gegenüber den eher hydrophilen Eigenschaften des Propyrinringes. Dadurch ist Chlorophyll nur in organischen Lösungsmitteln und nicht in Wasser löslich (G. Richter, 1998). Diese ambivalenten Eigenschaften sind für den Chloroplast von großer Bedeutung, da auf Grund dessen der Porphyrinring mit den hydrophilen Seite 12 Proteinen und der Phytolrest mit hydrophoben Proteinregionen, Phospholipidund auch mit Carotinoid-Molekülen wechsel wirken kann. In der Natur treten weitere Chlorophyllderivate auf, wie das bei Phaeophyceae (Braunalgen), Bacillariophyceae Cryptophyceae vorkommende (Kieselalgen), Chlorophyll c. Xanthophyceae Dieses ähnelt und strukturell Chlorophyll a, besitzt aber anstatt eines Phytylrests eine freie CarbonsäureGruppe (Richter 1998). Wird der Phytylrest basisch abgespalten, spricht man von Chlorophyllin. Dies kommt beispielsweise bei der Hydrolyse von Chlorophyll durch Lauge vor, wobei auch noch der isocyclische Pentanonring geöffnet wird. (vgl. Versuch 8) Bei der Biosynthese und beim Abbau ist der letzte bzw. erste Schritt das Chlorophyllid, dem der Phytolrest fehlt bei dem der Ring 5 aber intakt ist. Eine weitere Chlorophyllvariante ist das im Photosystem II als primärer Akzeptor vorkommende Phaeophytin. Dabei handelt es sich um Chlorophyll a, welches kein Zentralatom besitzt. Chlorophyll b kann wesentlich schlechter zum Phaeophytin b umgewandelt werden, da die Aldehydgruppe in Position 7 Elektronen ziehend ist und damit das Zentralatom vermutlich stabilisiert. O CHO H N B A B A N N HN Mg D N N C E H O D O COOCH3 O Abb. 10: Chlorophyllid-Chlorophyll ohne Phytolrest NH N C E H2C H CH2 O COOCH3 COOC20H39 Abb. 11: Phaeophytin-Chlorophyll ohne Mg2+ Zentralatom Seite 13 1.2.2.2 Carotinoide Carotinoide sind gelbe, orange bis rot gefärbte Pigmente, deren Struktur ein Kohlenstoffgerüst (C40H56) aus acht Isopeneinheiten (Tetraterpen) zugrunde liegt. Isopren ist ein C5- Kohlenwasserstoff mit einer Methylseitengruppe. Abb. 12: Isopren (2-Methyl-buta-1-3-dien) Die Carotionoidstruktur ähnelt der des Phytolrestes (Diterpen) des Chlorophylls. Damit lassen sich auch die hydrophoben/lipophilen Eigenschaften der Carotinoide erklären. Für die Farbigkeit der Carotinoide ist das System aus konjugierten Doppelbindungen, gebildet aus den Isoprenen, verantwortlich. Generell kann man die Carotinoide in zwei Gruppen aufteilen: Die Carotine, das sind ungesättigte Kohlenwasserstoffe ohne Heteroatome und die sauerstoffhaltigen Oxidationsprodukte der Carotine, die Xanthophylle. Die Xanthophylle kommen sowohl als „Primärcarotinoide“, welche an der Energiegewinnung der Photosynthese beteiligt sind, als auch als „Sekundärcarotinoide“ vor. Sekundärcarotinoide sind jedoch nicht an der Photosynthese beteiligt, sondern dienen dem Lichtschutz und sind farbgebend in Blüten und Früchten oder in heterotrophen Organismen wie Hefen und Pilzen. Eine photosynthetisch aktive Pflanze bildet sie nur unter Stress, wie Stickstoffmangel oder zu hohe Lichtintensität. 1.2.2.2.1 Carotin Die typische Farbe der Carotine entsteht während der Biosynthese durch Zunahme der Doppelbindungen, die durch das Enzym Dasaturase eingeführt werden. Die Farbvarianz erstreckt sich von dem farblosen Phytoen bis hin zum roten Lycopin, (Farbstoff der Tomaten) der letzten nicht-cyclischen Vorstufe der Carotine. Das Enzym Cyclase veranlasst die Enden des Lycopin zu einem Seite 14 Ringschluss, unter Bildung der für Carotine charakteristischen Jononringe. Je nach Lage der Doppelbindungen im Jononring entsteht δ- oder γ-Carotin, aus welchen das α- und β-Carotin gebildet wird. Die Cyclase kann durch Nicotin gehemmt werden. Phytoen Phytofluen ζ-Carotin Neurosporin Lycopin β-Carotin α-Carotin Abb. 13: Biosyntheseweg von α/ß-Carotin ausgehend vom farblosen Phytoen. (Online; unifrankfurt.de, Sandmann) Seite 15 Bei α-/β-Carotin sind beide Enden zu so genannten Jononringen geschlossen, beim γ- und δ-Carotin hingegen nur eine Seite. α-/β-Carotin unterscheiden sich wiederum durch die Lage der Doppelbindungen in den Jononringen. Während im β-Carotin die Doppelbindungen in den Ringen konjugiert zur Kohlenstoffkette vorliegen (β-Jononstruktur), ist im α-Carotin die Doppelbindung in einem Kohlenstoffring nicht konjugiert (ε-Jononstruktur). α-Carotin ε-Jononstruktur β-Carotin β-Jononstruktur Abb. 14: Struktur von α- und β-Carotin Wie aus der Struktur zu erkennen, ist β-Carotin symmetrisch aufgebaut und somit optisch inaktiv. (Richter, 1998) Spaltet man β-Carotin symmetrisch, entstehen zwei Moleküle Vitamin A. Der Begriff β-Carotin ist also Synonym mit Provitamin A. α-Carotin ist nicht symmetrisch aufgebaut. Es ist optisch aktiv. Optische Untersuchungen zeigen, dass α-Carotin die Ebene das polarisierten Lichtes nach rechts („+“) dreht. (Richter, 1998) Seite 16 1.2.2.2.2 Xanthophylle Xanthophylle sind oxidierte Derivate der Carotine. Sie enthalten im Gegensatz zu den Carotinen Sauerstoff-Atome, meist in From von Hydroxy-, Oxo-, Epoxy-, Carboxy-, oder Methoxy-Gruppen. Dadurch entsteht eine Mannigfaltigkeit in der chemischen Struktur. Für die Photosynthese von großer Bedeutung sind folgende Xanthophylle: OH HO Abb. 15a: Struktureller Aufbau von Lutein Lutein hat die α-Carotinstruktur und trägt zwei weitere Hydroxy-Gruppen (3,3´Dihydroxy-α-carotin) OH O O HO Abb. 15b: Struktureller Aufbau von Violaxanthin Im Violaxanthin hat jeder Jononring eine Epoxy- (5,6 und 5´,6´) und eine Hydroxy-Gruppe (3 und 3´) HO O HO OH Abb. 15c: Struktureller Aufbau von Neoxanthin Im Neoxanthin trägt nur ein Jononring eine Epoxy-Gruppe (5,6). Der zweite Jononring ist mit dem kettenförmigen Grundgerüst über eine kumulierte Doppelbindung verbunden und trägt zwei Hydroxy-Gruppen (2´und 4´). Seite 17 1.2.3 Lichtabsorption durch Pigmente Für die Photosynthese werden alle Wellenlängen des sichtbaren Lichtes (380750 nm) absorbiert. Chlorophyll a und b haben jeweils zwei Absorptionsmaxima und unterscheiden sich durch Funktionellegruppen und daher auch in ihren Absorptionsspektren (vgl. Abb. 16). Zusammen mit den Carotinoiden werden diese Antennenpigmente auch akzessorische Pigmente genannt. Die akzessorische Pigmente kommen hauptsächlich im intramembranen Lichtsammelkomplex (LHC= light- harvest-complex oder Antennenkomplex) vor. In den Reaktionszentren, den Orten des photosynthetischen Primärprozesses, befinden sich Chlorophyll (Chl) a gebunden als P680 (PS II) und P700 (PS I) Der LHC umgibt die inneren Antennen mit dem Reaktionszentrum. Der äußere Bereich des LHC besteht aus acht Trimeren. Hier kommt hauptsächlich Chl b und Carotinoide (Lutein) vor. Nach innen (Core-Komplex= Innere Antenne) nimmt die Konzentration an Chl b ab und Chl a zu, da die Absorption von Chl b im langwelligeren Rotlichtbereich höher als die des Ch a ist. Dadurch entsteht ein Energiegefälle hin zum Reaktionszentrum, so dass die Energie auf das Chl a des Reaktionszentrums übertragen werden kann. (Lüttge-Kluge-Bauer, 2007) Als Elektronenakzeptor im Reaktionszentrum ist Phaeophytin vorhanden, das das Elektron vom Chlorophyll a des P680 übernehmen kann. Die Photonen des Lichtes werden nur dann von einem Stoff absorbiert, wenn die Energie der Lichtquanten, nach der Gleichung ΔE = h ν = h c λ -1, der Energiedifferenz zwischen dem höchstbesetzten Energieniveau der Bindungen (HOMO= highest ocuppied molecular orbital) und einem, nicht besetzten, nächst höheren Energieniveau (LUMO= lowest unocuppied molekular orbital) entspricht. Je größer das konjugierte π-System ist, desto geringer wird der Abstand zwischen HOMO und LUMO. Die Elektronen gehen nach der Absorption von einem energetischen „Grundzustand“ in einen „angeregten Zustand“(*) über. Der angeregte Zustand ist sehr instabil und hat die Tendenz, in den energieärmeren Grundzustand Seite 18 zurück zu fallen, wobei die freiwerdende Energie als Wärme oder Fluoreszenz abgegeben, oder aber in chemische Energie umgewandelt werden kann. Das Chlorophyll der Antennen kann Photonen des roten (630-750 nm), des orangen- (570-630 nm) und des blauen- (400-480 nm) Wellenlängenbereiches absorbieren. Je kürzer die Wellenlänge, je größer ist die Energie und desto höher ist der angeregte Zustand. So können Photonen des roten Wellenlängenbereiches das Chlorophyll in den 1 Singulettzustand (S1), orangen- Wellenlängen in den 2. Singulettzustand (S2) und das blaue Licht bis in den 3./4. Singulettzustand (S3/S4) anregen. Dabei kommt es nicht zur Spinumkehr des angeregten Elektrons. Die Energiedifferenz zwischen Grundzustand (S0) und S3 beträgt 270 kJ mol-1. Diese Energie muss das Licht aufbringen, um das Molekül anzuregen. Die Lebensdauer des S3- Zustandes ist mit 10-13-10-15 s sehr kurz und dadurch zu instabil, um photochemische Arbeit leisten zu können. Das Molekül fällt unter Abgabe von Wärme in den energieärmern S1 Zustand zurück. Die Energiedifferenz zwischen dem Grundzustand und S1 beträgt 170 kJ mol-1. Der S1- Zustand hat eine Lebensdauer von 10-9 –10-11 s, ist daher stabiler und kann photochemische Arbeit leisten. (Lüttge-Kluge-Bauer, 2007) Abb. 17: Gegenüberstellung eines Absorptions-, Fluoreszenz-, und Emissions-Spektrum und das dazugehörige Jablonski-Diagramm nach Werner Schmidt, 1994. Interne Konversion bezeichnet einen intramolekularen, strahlungslosen Übergang, bei dem Spinumkehr erfolgt. Dies erfolgt beim intersystem crossing zwischen S1 und T1. Seite 19 Nach Weiterleitung der Energie innerhalb der Antenne fällt das angeregte Molekül wieder in den Grundzustand S0 zurück. Die Energie wird dabei an ein benachbartes Molekül im LHC über den Förster-Dexter-Mechanismus1 weiter gegeben (Energietransfer) hin zum Reaktionszentrum. In 6-8% der Fälle wird die Energie in Form von Fluoreszenz oder Wärme frei. Durch Modulation der Chlorophylle durch ihre Apo-Proteine kommt es zu einem Energiegefälle hin zum Reaktionszentrum. Die Reaktionszentren P680 und P700 sind für die energieärmsten, roten Wellenlängen von jeweils 680 bzw. 700 nm sensibel. Aus dem S1 Zustand kann zudem ein weiterer, energieärmerer Zustand resultieren, der erste angeregte Triplettzustand (T1). Beim Einnehmen von T1 kommt es zu einer Spinumkehr des angeregten Elektrons. Es hat dann einen parallelen Spin zu dem zweiten Elektron auf S0. Der T1-Zustand hat eine vergleichsweise lange Lebensdauer von 10-4 bis 10-2 s und kann auch unter Energiezufuhr zurück in den S1 Zustand übergehen und von dort aus nach S0 zurück fallen (verzögerte Fluoreszenz). Regulär fällt das Molekül unter Energieabgabe (Phosphoreszenz) in den Grundzustand zurück. (Lüttge-Kluge-Bauer, 2007) Dabei kommt es wieder zur Spinumkehr, da es sonst zu einer Verletzung der Hundschen Regel 2 käme. Der Triplettzustand spielt für die Energiegewinnung der Photosynthese keine Rolle. Im Gegenteil kann T1-Chlorophyll den natürlich im Triplettzustand vorkommenden Sauerstoff in den sehr aggressiven und schädigenden Singulettsauerstoff umwandeln, der das Chlorophyll oxidativ sofort zerstört. Carotinoide (Car) können die Energie des Singulett-Sauerstoffes oder des Triplett-Chlorophylls (3Chl) quenchen (eng.quenchen= löschen), ohne dabei selbst zerstört zu werden und dienen damit als Schutzpigmente. _________________ 1 Der Förster- Transfer beschreibt, dass der Donor bei der Rückkehr in den Grundzustand auf strahlungslosen Weg durch Resonanz- Kupplung die Elektronen des Akzeptors in den angeregten Zustand überführt. Im Dexter- Energietransfer wechselt ein angeregtes Elektron des Donors einen angeregten Zustand des Akzeptors, der dafür ein Elektron des Grundzustandes auf den Donor überträgt. (Holzwarth, 1990) Hundschen Regel: „Es wird zuerst jedes Orbital einer Schale so besetzt, dass in jedem Orbital sich ein Elektron befindet. Danach wird mit den Elektronen entgegengesetzten Spins aufgefüllt.“ (Online; www.chemieseite.de) 2 Seite 20 3Chl* 1O * 2 + 1Car Dexter- Mechanismus 1Chl + 1Car Dexter 3Car* 3O 2+ + 3Car* bzw. 3Car* (Holzwarth, 1999) 1Car Des Weiteren können Carotinoide auch als Energiedonor fungieren und Chl in den angeregten Zustand überführen. 1Chl + 1Car* Dexter- Mechanismus 1Chl* + 1Car (Holzwarth, 1999) Der Triplettzustand der Carotinoide liegt unterhalb des Energieniveaus des Triplettzustandes des Chl. Dies ermöglicht die Energieübernahme und die Rückkehr des Chl in den Grundzustand (S0). Die aufgenommene Energie gibt das Carotin bei Rückkehr nach S0 als Wärme ab. Carotinoid Chlorophyll 1 Energie 1 3 Sauerstoff Car* ET Chl* Chl* ET 3 ET Car* 1 O2* 3 ET Abb. 18: (Holzwarth, 1999) Jablonski-Diagramm der Schutzfunktion von Carotinoide vor Triplettzustände und Singulett-Sauerstoff. (ET= Elektronentransfer) Carotin kann als Energiedonor, sowie als Energieakzeptor wirken. O2* S0 Die Aufgaben der Carotinoide sind also das Abfangen (s.o.) von Radikalen, das Schließen der „Grünlücke“ durch Absorption von Wellenlängen zwischen 500600 nm und die Funktion als Frucht- und Blütenfarben. Des Weiteren sind sie am Aufbau einen funktionellen PSII beteiligt. Seite 21 1.2.4 Die Lichtreaktion An der Photosynthese sind in der Thylakoidmenbran zwei Photosysteme beteiligt. Diese Photosysteme werden nach dem Zeitpunkt ihrer Entdeckung in Photosystem I (PS I) und Photosystem (PS II) unterteilt. Für die Lichtreaktion bedeutender ist das Photosystem II. Es besteht aus dem LHC II und dem Kern- (Core-) Komplex und dem Reaktionszentrum mit dem wasserspaltenden Komplex. Der LCH II besteht aus 6 Chlorophyll-ProteinenKomplexen (LCH IIa, IIb, IIc, IIc´, IId und IIe), von denen mengenmäßig LCH IIb überwiegt. Er enthält 1/3 aller Proteine und rund 42% des Gesamtchlorophylls. Räumlich ist der LCH IIb als Trimer angeordnet. Jedes Protein ist dabei mit 1215 Chlorophyll- (Chl a:b = 1,3) und drei Xanthophyll-Molekülen bestückt. Acht Trimere bilden einen Lichtsammelkomplex. Die übrigen LCH-Komplexe enthalten etwa 3% des Gesamtchlorophylls. LCH IIa, mit dem CP29 des CoreKomplexes identisch, enthält das meiste Chl a. (Richter, 1998) Weiter innen gehören dem Core-Komplex das Reaktionszentrum, die intrinsischen Polypeptide CP 47 und CP 43, welche mit 11-30 Chl a assoziiert sind, und auch der extrinsische wasserspaltende Komplex an. Das Reaktionszentrum besteht aus den Polypeptiden D1 und D2. D1 bindet das redoxaktive Chl a P680 (P680, nach der Absorption bei 680 nm benannt) des Reaktionszentrums. Je zwei Chl a680-Moleküle bilden ein Dimer (special pair), Phaeophytin und zwei weitere Plastochinone, QA und QB sind am weiteren Elektronentransport beteiligt, ein β-Carotin hat Strukturfunktion. Das Reaktionszentrum des PS I besitzt Chl a P700, welches längerwelligeres Licht (700 nm) absorbiert und recht ähnlich dem Reaktionszentrum II aufgebaut ist. Werden die Photosysteme durch Licht angeregt, kommt es hauptsächlich zum nichtzyklischen, aber auch zum zyklischen Elektronentransport. Beim nichtzyklischen Elektronentransport werden die Photonen vom PS II absorbiert und das Chlorophyll P-680 angeregt. Dies gibt ein Elektron an den primären-Akzeptor Phaeophytin ab und wird somit oxidiert. Chl a (P680) + hν Chl a * Chl a+ + e- Seite 22 Im Folgenden entzieht ein wasserspaltender Mangankomplex (Mangan-Cluster) dem Wasser zwei Elektronen und überträgt diese auf das angeregte P-680+*Radikal. Dieser Vorgang wird Photolyse genannt und wurde erstmalig 1939 von R Hill beobachtet. Die Photolyse setzt bei der Spaltung von zwei Wassermolekülen molekularen Sauerstoff (O2), 4 Elektronen (e-) und Protonen (H+) frei. (Campbell, 2003) 2 H2O Mangankomplex Phaeophytin als 4 e - + 4 H+ + O 2 primärer Akzeptor überträgt ein Elektron auf das Plastohydrochinon A (PQA), welches zwei mal 1 e- auf PQB überträgt. Das PQB2- nimmt 2 H+ auf und diffundiert über die Thylakoidmenbran zum Cytochromkomplex (Cytb/f). Dort wird das Plastohydrochinon zu Plastochinon oxidiert. Die dabei frei werdenden Elektronen werden vom Cyt b/f-Komplex übernommen und schließlich von einem Rieske-Eisen-Schwefel-Protein auf ein Plastocyanin (PC) übertragen. Die Protonen, die bei der Übertragung der e - von PQH2 aufgenommen wurden werden in das Thylakoidlumen zum Aufbau eines Protonengradienten abgegeben. Dort werden sie von dem in der Thylakoidmembran liegenden Enzymkomplex ATP-Synthase (CF1/CF0-Komplex) zur Photophosphorylierung von Adenosindiphosphat (ADP) zum Adenosintriphosphat genutzt. Mit der Übertragung auf das Plastocyanin (PC) haben die Elektronen das Redoxpotential des P700 erreicht und können somit auf das PS I übertragen werden. Das oxidierte P- 700+*-Radikal nimmt die Elektronen vom PC, überträgt sie auf einen primären- Akzeptor und kehrt in den Grundzustand (S0) zurück. Der Akzeptor überträgt dann die Elektronen über eine weitere Elektronentansportkette auf das im Stroma liegende Eisen-Schwefel-Protein Ferredoxin. Ferredoxin übernimmt die Rolle des Elektronendornators für NADP+ (Nicotinamidadenin-dinucletidphosphat). NADP+ nimmt dabei unter Bildung von NADPH+ H+ zwei Elektronen und 2 Protonen auf. ATP dient als chemische Energiequelle und NADPH+ H+ als Reduktionsmittel für die Dunkelreaktion. Seite 23 2 Experimenteller Teil 2.1 Nachweis der Sauerstoffproduktion während der Photosynthese Versuch 1: Sauerstoffnachweis mit Indigoblau Zusammenfassung: Während der Lichtreaktion kommt es zur Spaltung von Wasser. Die Elektronen werden in das Photosystem II bzw. I eingeschleust, die Protonen zum Aufbau des Protonengradienten verwendet. Der Sauerstoff hingegen wird elementar an die Umwelt abgegeben. Als Nachweis wird das reduzierte Leukoindigo durch den bei der Photosynthese entstandenen Sauerstoff zu Indigoblau oxidiert. Geräte: Becherglas (250 mL) Messzylinder (100 mL) 2x Schraubdeckelgläser (100 mL) Waage, Alufolie, Mörser, Starklichtlampe Chemikalien: Substanz Gefahrensymbol R-Satz S-Satz Indigoblau Xi 36/37/38 26-36 Kalilauge c= 0,1 mol/L Xi 36/38 26 Ethanol F 11 7-16 Wasser - - - Natriumdithionit Xn 7-22-31 7/8-26-28.1-43.6 Material: Wasserpest (Elodea candensis) Seite 24 Durchführung: (H. Meier) Herstellung der Indigolösung: In einem Mörser werden 6 g Indigo mit ca. 1-2 mL Ethanol und 6 mL Natronlauge (w= 0,1) verrieben. Die Suspension wird anschließend mit 200 mL Wasser vermischt und in einem 70 °C warmen Wasserbad gelöst. Zu der blauen Flüssigkeit gibt man einige Spatelspitzen Natriumdithionit, bis sich die Lösung gelb färbt. Achtung, nach jeder Zugabe umrühren, um eine Überdosierung von Natriumdithionit zu vermeiden. Die zwei Schraubdeckelgläser werden mit je 10 mL kohlensäurehaltigen Mineralwasser befüllt und mit je einem Spross Elodea canadensis versehen. Anschließend befüllt man das Glas mit der gelben Lösung und schraubt den Deckel nicht ganz zu, um eine Druckausgleich zu gewährleisten. Eines der Gläser wird mit Alufolie umwickelt und dunkel gestellt. Das andere Glas wird ca. 90 Min. mit einer starken Lichtquelle beleuchtet. Entsorgung: Alle Ansätze neutral zu den organischen Lösungsmittelabfällen geben. Beobachtung: Nach ca. 60 Min. Belichtungszeit bilden sich, ausgehend von der Pflanze, blaue Schlieren. Abb. 22: rechts Ansatz vor der Belichtung und lichtgeschützter Ansatz: Blaufärbung nur an der Oberfläche, induziert durch Luftsauerstoff. Links: Blaue Schlieren in der ganzen Flüssigkeit Seite 25 Auswertung: Die Blaufärbung weist auf Sauerstoffproduktion während der Photosynthese hin, wie die nachfolgenden Reaktionsgleichungen belegen: 1. Natriumdithionit reduziert Indigo zu dem gelben Leukoindigo OH OH H N +3 + N H 2S2O4 (aq)+ 2 OH H N - + (aq) N H O +4 2- SO3 (aq) OH Indigo Leukoindigo Dithionit 2. Sauerstoff oxidiert das gelbe Leukoindigo zu Indigoblau OH H N 2 N H OH Leukoindigo OH H N + O2 + 2 H2O N H O Indigo Sauerstoff wird bei der Photolyse von Wasser frei. Die Protonen und Elektronen werden im Photosystem II/I bzw. ATPase verbraucht. Der Sauerstoff kann von der Pflanze nicht umgesetzt werden und wird als Abfallprodukt an die Umwelt abgegeben. Das Mineralwasser dient als CO2-Quelle. Das Kohlendioxid wird von der Pflanze fixiert und in der Dunkelreaktion in Kohlenhydrate umgewandelt. Seite 26 2.2 Herstellung der Blattpigmente Versuch 2: Darstellung eines Chlorophyllextraktes durch Heißextraktion Zusammenfassung: Durch Aufkochen des Blattmaterials mit einem polaren Lösungsmittel werden die Blattpigmente aus der Zellstruktur herausgelöst. In dem „Chlorophyllextrakt“ sind Chlorophylle sowie Carotinoide gelöst. Die Gewinnung von reinem Chlorophyll kann bei dieser Extraktion nicht erfolgen. Beispiele für gut einsetzbare polare Lösungsmittel sind: Methanol, wässriges Aceton und bedingt Ethanol. Geräte: Messer Becherglas (200 mL) Becherglas (500 mL) verschließbares Gefäß (ca. 200 mL) Heizplatte Siedesteine Siedestab Chemikalien: Substanz Siedepunkt Gefahren- R-Satz S-Satz 11-23/24/25-39/ 7-16-36/ 23/24/25 37-45 - - symbole Methanol Magnesiumhydroxidcarbonat 64 °C - F, T - Seite 27 Material: Grüne Blätter von Spinat (Spinacia oleracea), Erbse (Pisum sativum), Brennnessel (Urtica dioica), Blaualgen (Spirulina) oder Grünalgen (Scenedesmus) Durchführung: (Skript: Kernmodul 4) Vor der Extraktion müssen ca. 10 g Blattmaterial mit einem Messer in feine Streifen geschnitten werden, dadurch erhöht sich die Oberfläche. Pigmente und andere Zellbestandteile können besser heraus gelöst werden. Die Extraktion im Abzug durchführen! Zu dem fein geschnittenen Blattmaterial wird in ein Becherglas ca. 20 mL gegeben. Zur Pufferung der Säure gibt man eine Spatelspitze schwachalkalisches Magnesiumhydroxidcarbonat zu dem Blattmaterial, um eine wesentliche Phaeophytinbildung zu verhindern. Anschließend wird das Becherglas in einem Wasserbad (mit Siedesteinen), auf 70 °C erhitzt, bis das Methanol siedet. Ist das Methanol dunkel grün gefärbt, wird es in ein verschließbares Gefäß dekantiert. Die Extraktion drei bis viermal wiederholen. Nach der Extraktion kann der „Chlorophyllextrakt“ abrotiert und je nach Verwendungszweck in Aceton oder Ethanol aufgenommen werden. Die Chlorophylllösung wird verschlossen im Kühlschrank aufbewahrt. Beobachtung: Kurz nach dem das Blattmaterial übergossen wurde, färbt sich das Aceton grünlich. Bei dem Erhitzen intensiviert sich die grüne Farbe. Das Blattmaterial entfärbt sich nach mehrmaliger Extraktion und wird weiß. Anmerkung: Durch einen pH-Wert < 5 bei der Extraktion kann es zur unerwünschten Umwandlung des Chlorophylls in Phaeophytin kommen, da das Mg 2+-Ion heraus gelöst und durch H+ ersetzt wird ( siehe Versuch 9 ). Seite 28 Neben der Heißextraktion gibt es auch die Möglichkeit der Kaltextraktion. Dies ist ein beliebter Schulversuch, bei dem das Blattmaterial mit Seesand zerrieben, mit Aceton aufgenommen und nach einiger Zeit abfiltriert wird. Eine Verunreinigung durch Mineralien des Seesands ist nicht zu vermeiden. Dies könnte sich auf weitere Versuche wie z.B. der Magnesiumnachweis mit Titangelb auswirken. 2.3 Auftrennung eines Pigmentextraktes Versuch 3: Dünnschichtchromatographie der Blattpigmente Zusammenfassung: Bei der Dünnschichtchromatographie (DC) wird ein Stoffgemisch durch eine mobile Phase (Lösungsmittelgemisch) an einer stationären Phase (Wasser auf Kieselgel) aufgetrennt. Allgemein kann man feststellen, dass je unpolarer das Lösungsmittel, desto weiter laufen unpolare Stoffe mit der Laufmittelfront mit. Allgemein gilt: „Gleiches löst sich in Gleichem“ Geräte: DC-Kammer DC-Alufolie 5x10 cm Kieselgel 60 F254 , Merck Eppendorfpipette (10- 100 γL) ggf. Glaskapillare Petrischale Fön, Bleistift, Lineal 3x Messpipetten: 100 mL, 10 mL, 0,25 mL Seite 29 Chemikalien: Substanzen Gefahrensymbole R-Satz S-Satz Aceton F, Xi 11-36-66-67 9-16-26 Petrolether F, Xn, N 2-Propanol F, Xi 11-38-48/2051/53-62-65-67 11-36-67 16-23.2-24-3336/37-61-62 7-16-24/25-26 Wasser - - - ChlorophyllMethanol-Extrakt F, T 11-23/24/25-39/ 23/24/25 7-16-36/37-45 Durchführung: (Skript: Kernmodul 4) Herstellung des Fließmittels: 10 mL 2-Propanol werden mit 0,25 mL entionisiertem Wasser und 100 mL Petrolether vermischt. Das Lösungsmittelgemisch 10 Min. vor Versuchsbeginn in die DC-Kammer füllen und Kammer verschließen. Auftragen des „Chlorophyll-Methanol Extraktes“: Wegen Lösungsmitteldämpfen im Abzug arbeiten! Auf eine frische DC- Platte wird mit einem Bleistift 1 cm über dem unteren Rand die Startlinie aufgetragen. Dabei darf die Kieselgel-Schicht nicht beschädigt werden. Auf die Startlinie wird mit einer Eppendorfpipette (10 µL) mehrmals der „Chlorophyllextrakt“ in einer Linie aufgetragen. Links und rechts wird ein Abstand von 1 cm zum Rand ausgelassen. Nach jedem Auftragen wird die Substanz mit einem Fön auf der niedrigsten Wärmestufe getrocknet. Sind ca. 200–300 µL aufgetragen, muss die aufgetragene Substanzlinie zu einer einheitlichen Front zusammen geschoben werden. Dazu gibt man in eine Petrischale ca. 2 mm hoch Aceton und stellt die DC- Platte aufrecht hinein. Nach kurzer Zeit ist das Substanzgemisch zu einer einheitlichen Linie zusammen geschoben. Danach wird die DC-Platte mit dem Fön getrocknet. Seite 30 Nun ist die DC-Platte fertig und kann aufrecht in das Lösungsmittel der DCKammer gestellt werden, welche danach schnell wieder verschlossen wird, um die Dampfsättigung zu wahren. Die Laufmittelmittelfront läuft bis max. 1 cm unter den oberen Rand. Nach Beendigung wird sie auf 80 % der der Laufstrecke mit einem Bleistift markiert. Zur Gewinnung der Reinsubstanzen können nach der Auftrennung die Banden einzeln extrahiert werden. Dazu kratzt man mit einem Spatel vorsichtig die gewünschte Bande ab, gibt das Kieselgel in ein Zentrifugenglas und befüllt es mit Aceton. Nach dem Zentrifugieren erhält man die Reinsubstanz im Überstand. Entsorgung: Das Fließmittel wird in einen Behälter für organische Lösungsmittel gegeben. Die DC- Platte wird in den Feststoffbehälter entsorgt. Beobachtung: Nach ca. 20 Min. ist die DC fertig. An oberster Stelle ist eine gelbe Linie, gefolgt von einer braunen-, drei grünen- und drei gelben-Linien, zu erkennen. Abb. 23: Chromatographische Auftrennung eines Chlorophyll-Extraktes aus Spinat. Von oben: β-Carotin, Phaeophytin, Chl a, Chl b´, Chl b, Lutein, Violaxanthin, Neoxanthin Auswertung: Der „Chlorophyllextrakt“ trennt sich wie folgt auf: Seite 31 Stoff Entfernung Rf - Wert vom Start Laufmittelfront 7,8 cm 1 β-Carotin 6 cm 0,76 Phaeophytin 4,3 cm 0,55 Chlorophyll a 3,9 cm 0,5 Chlorophyll b´ 3,1 cm 0,39 Chlorophyll b 2,8 cm 0,35 Lutein 2,1 cm 0,26 Violaxanthin 1,1 cm 0,14 Neoxanthin 0,5 cm 0,06 Der Rf- Wert charakterisiert jede Verbindung. Er wird wie folgt berechnet: Laufmittelfront Rf = P / L L Pigment P Startlinie Abb. 24: Dünnschichtchromatogramm und Definition des R f-Wertes (Kernmodul 4-Skript, 2007, Universität-Marburg) Das Lösungsmittelgemisch bestand hauptsächlich aus dem aprotisch (gibt keine Protonen ab) unpolaren (besitzt keine polare Gruppen) Petrolether, gemischt mit etwas protisch (kann Protonen abgeben) polarem Isopropanol, und einem geringen Teil protisch polarem (Dipol) Wasser (Lipophob). Das Wasser dient stationären Phase. dabei primär der Bildung der Da mengenmäßig der Petrolether überwiegt, kann das Lösungsmittel als unpolar angesehen werden. Die Auftrennung bestätigt die in der Einleitung Seite 32 beschriebenen Eigenschaften der Photosynthesepigmente: „Gleiches löst sich im Gleichem“ Neoxanthin und Violaxanthin sind durch ihre Epoxid- und Hydroxid-Gruppen die polarsten Vertreter der hier aufgefundenen Xanthophylle. Ihre Laufstrecke in dem unpolaren Fließmittel ist daher recht kurz. Lutein besitzt keine Epoxidgruppen, ist auf Grund dessen etwas unpolarer und läuft daher etwas weiter. Oberhalb der Xanthophylle befinden sich die Chlorophylle. Chlorophyll b ist durch seine Aldehydgruppe etwas polarer als das Chlorophyll a, welches eine Methylgruppe an der Position 7 aufweist. Es läuft daher unter Chlorophyll a. Knapp oberhalb Chlorophyll b kommt Chlorophyll b´. Dies ist ein Stereoisomer des Chlorophyll b. Darüber laufen die etwas unpolareren Chlorophyll a und Chlorophyll a´. Das Metalllose Phaeophytin a ist unpolarer als Chlorophyll a. Phaeophytin b wird nicht gebildet. β-Carotin, das keine Sauerstoffgruppen aufweist, ist das unpolarste Photosynthesepigment und läuft daher im unpolaren Fließmittel am Weitesten. Seite 33 Versuch 8: Verseifung von Chlorophyll Zusammenfassung: Nach der chromatographischen Auftrennung folgt nun eine Methode zur nasschemischen Auftrennung der Blattpigmente. Dabei werden die Pigmente durch das Lösen in verschieden polaren Lösungsmitteln und durch anschließende basische Hydrolyse des Chlorophylls von einander getrennt. Geräte: Reagenzglas Stopfen Pasteurpipette Chemikalien: Substanzen Gefahrensymbole R-Satz S-Satz Methanol F, T 7-16-36/37-45 11-23/24/2539/23/24/25 Kaliumhydroxid C 22-35 26-36/37/39-45 Chlorophyll- F, T 11-23/24/25- 7-16-36/37-45 Methanol-Extrakt 39/23/24/25 Durchführung: ( A. Wild) In einem Reagenzglas werden 3 mL konzentriertes Chlorophyll-Extrakt mit 1 mL gesättigter methanolischer Kalilauge versetzt. Das Reagenzglas wird verschlossen und kräftig geschüttelt. Entsorgung: Alles in die organischen Lösungsmittelabfälle entsorgen Beobachtung: Ist die Konzentration an Chlorophyll hoch kann man eine leichte Schaumbildung erkennen. Seite 34 Auswertung: Es kommt zu einer Verseifung (Hydrolyse) der Estergruppen. Enzymatisch kommt es nur zu einer Verseifung der Estergruppe am Phytolrest (Chlorophyllid). Nasschemisch erfolgt eine Verseifung beider Estergruppen (am Phytol und am isocyclischen Pentanonring). O O R C20 H39 O OH R O OH H O H OH O R C20 H39 O OH C20 H39 C20 H39 O OH R + OH Im ersten Schritt schiebt das Hydroxid die Elektronendichte der Lauge (e- Dichte) zu dem Carbolylkohlenstoff. Es folgt eine Elektronendichteverschiebung hin zum Sauerstoff. Das freie Elektronenpaar des Carbonylsauerstoffes entzieht dem Wasser ein Proton, so das sich eine zweite Hydroxylgruppe und ein Hydroxid-Ion bildet. OH R O O -H OH + C20 H39 + R O C20 H39 O H K + OH R O + + O + K O C20 H39 R + HO C20 H39 O Im dritten Reaktionsschritt kommt es zu einer Umlagerung der e - Dichte und damit zu Abspaltung eines Protons. Es entsteht eine Carbonsäure und ein Alkoholat- Ion. Das Alkoholat-Ion entzieht im Letzten und irreversiblen Schritt der Carbonsäure ein Proton. Es entsteht ein Carboxylat-Ion (Salz) mit einem Seite 35 Kalium-Kation der Kalilauge als Gegenion und ein Alkohol. Die Salzbildung ist die treibende Kraft dieser Reaktion. R= O H B A N N Mg D N N C E H R R O Die Hydrolyse findet enzymatisch nur am Ester des Pytolrestes statt und es entsteht Chlorophyllid. O H B A N N + Mg D N N HO C E Alkohol H O O K O COOCH3 + Chlorophyllid Das Absorptionsmaximum bei 657 nm deutet auf geringe Mengen Chlorophyll hin. Seite 36 2.4 Experimente zu den Eigenschaften von Chlorophyll Versuch 9: Chlorophyllabbau durch Säuren- Bildung von Phaeophytin und des Kupferchlorophyll-Komplexes Zusammenfassung: Die Bildung von Phaeophytin a erfolgt bei saurem pH durch Austausch des Mg2+ durch H+. Phaeophytin a findet sich in der Natur als primärer Akzeptor des Photosystems II. Die Bildung von Phaeophytin b erfordert deutlich saurere Bedingungen Geräte: 3x Reagenzgläser Reagenzglasständer Becherglas (50 mL) Messzylinder (50 mL) Pipette (10 mL) 2x Pasteurpipetten Chemikalien: Substanz Gefahrensymbol R-Satz S-Satz Methanol F, T 11-23/24/25- 7-16-36/37-45 39/23/24/25 Salzsäure (HCl) 36/37/38 26 Fehling I (c= 10%) Xn, N 22-36/38-50/53 22-60-61 Chlorophyll- 11-23/24/25- 7-16-36/37-45 Methanol-Extrakt Xi F, T 39/23/24/25 Seite 37 Durchführung: (A. Wild) Es werden 20 mL methanolischer „Chlorophyllextrakt“ mit 20 mL Methanol in einem Becherglas verdünnt und auf drei Reagenzgläser verteilt. In Reagenzglas 1 und 2 gibt man 5 Tropfen 10 % HCl. Das 3. Reagenzglas dient als Kontrolle. In das Reagenzglas 1 werden zusätzlich 10 Tropfen Fehling I– Lösung (7 g CuSO4 • 5 H2O in 100 mL Aqua dest.) gegeben. Entsorgung: Phaeophytin und Kupferchlorophyll neutralisieren und mit der „Chlorophyll- lösung“ in die organischen Abfälle geben. Beobachtung: Nach dem Zugtropfen der Salzsäure zu der „Chlorophylllösung“, in das Reagenzglas 1 kann man einen Farbumschlag von grün nach grünbraun erkennen. Einen weiteren Farbumschlag kann man nach der Zugabe von Fehling I in das Reagenzglas 2 feststellen. Diesmal schlägt die Farbe von grünbraun nach blaugrün um. Abb. 30: links Kupferchlorophyll, Mitte Phaeophytin, rechts Chlorophyll Auswertung: Durch die Zugabe von Säure wurde aus dem Chlorophyll Magnesiumzentralatom entfernt und durch zwei Protonen ersetzt. Chlorophyll a+ H3O+ (solv) Phaeophytin a+ H2O + Mg2+ (solv) a das Seite 38 Das Magnesiumzentralatom des Chlorophylls b wird unter diesen Bedingungen nicht heraus gelöst, da die elektronenziehende Aldehydgruppe den Komplex besser stabilisieren kann als die Methylgruppe des Chlorophylls a. Die Lösung wirkt bräunlich, da durch das Fehlen des Zentralatoms das konjugierte π-Elektronensystem verändert wurde und somit die Absorptionseigenschaften. B A N N Mg D N N C E O COOCH3 H O O B A N D HN NH N C E H2C H CH2 O COOCH3 COOC20H39 Abb. 31: links Chlorophyll, rechts Phaeophytin. Phaeophytin: Säure ersetzt das Magnesium-Ion durch zwei Protonen Das Kupfer-Kation des Kupfersulfates der Fehling I-Lösung ersetzt das fehlende Zentralatom. Der gebildete Kupfer-Chlorophyllkomplex ist aufgrund des geänderten Absorptionsverhaltens grünlich-blau gefärbt. Seite 39 Versuch 10: Umfärben von Blättern beim Kochen Zusammenfassung: Dieser Versuch ist äquivalent zu Versuch „Chlorophyllabbau durch SäurenBildung von Phaeophytin und Kupferchlorophyll“. Bei diesem Versuch wird jedoch die Säure nicht extern hinzu gegeben, sondern durch das Aufkochen des Blattmaterials in Wasser, da durch die Hitze die Zellmembranen zerstört werden und der saure Zellsaft frei wird. Geräte: 2x Becherglas (200 mL) Bunsenbrenner Dreifuß Drahtnetz Feuerzeug Pinzette Chemikalien: Substanz Gefahrensymbole R-Satz S-Satz Fehling I (c= 10%) Xn, N 22-36/38-50/53 22-60-61 Wasser - - - Material: Material muss kochbeständig sein, z.B. Spinatblätter, Erbsen, Bohnen Durchführung: (A. Wild) Für diesen Versuch wird das Blattmaterial auf zwei Bechergläser aufgeteilt und ein Blatt als Kontrolle aufgehoben. In dem Becherglas gibt man zu dem Blattmaterial Leitungswasser und bringt es zum Sieden. In das zweite Becherglas wird zu dem Blattmaterial Fehling I-Lösung gegeben und ebenfalls zum Kochen gebracht. Seite 40 Entsorgung: Die Fehling I-Lösung ohne die Blatter zu den anorganischen Flüssigabfällen geben. Beobachtung: Die in Wasser gekochten Blätter färben sich bräunlich, im Gegensatz zu den in Fehling I gekochten Blättern. Diese haben eine blau-grüne Farbe angenommen. Abb. 32: rechts in Wasser gekochtes Spinatblatt, links in Fehling I gekochtes Spinatblatt Auswertung: Beim Aufkochen des Blattmaterials in Wasser zerstört die Hitze die Zellwände. Der saure Zellsaft wird frei, entfernt aus dem Chlorophyll das Magnesiumzentralatom und ersetzt es durch zwei Protonen. Chlorophyll + H3O+ (solv) Phaeophytin + H2O + Mg2+ (solv) Die Lösung wirkt bräunlich, da durch das Fehlen des Zentralatoms das konjugierte π-Elektronensystem verändert wurde und somit auch die Absorptionseigenschaften des Moleküls. Das Kupfer-Kation des Kupfersulfates der Fehling I-Lösung ersetzt das fehlende Zentralatom. Der gebildete Kupfer-Chlorophyllkomplex ist aufgrund des geänderten Absorptionsverhaltens grünlich-blau gefärbt. Seite 41 Versuch 11: Nachweis des Mg2+-Ions durch Titangelb Zusammenfassung: Das durch die Phaeophytinbildung frei gewordene Mg2+-Ion kann im basischen Milieu durch die Bildung eines roten Komplexes mit Titangelb nachgewiesen werden. Geräte: Reagenzglas Erlenmeyerloben (100 mL) Reagenzglasständer pH-Indikatorpapier Pipette Chemikalien: Substanzen Gefahrensymbole R-Satz S-Satz Titangelb - - - Salzsäure (HCl) Xi 36/37/38 26 Kaliumhydroxid (KOH) C 22-35 26-36/37/39-45 Chlorophyll-Methanol- F, T 11-23/24/25- 7-16-36/37-45 Extrakt 39/23/24/25 Durchführung: ( Reaktion aus Jander-Blasius) Herstellung einer Titangelblösung: Zu 10 mL Methanol wird soviel Titangelb hinzu gegeben, bis die Lösung gesättigt ist. Dabei sollte sie leicht erwärmt werden. 5 mL „Chlorophyllextrakt“ wird wie bei Versuch 10 mit 3-4 Tropfen 10 % HCl versetzt. Anschließend wird so viel KOH dazu gegeben, bis der pH der Lösung ins basischen umschlägt. Nun wird ca. 1 mL Titangelb hinzu gegeben. Seite 42 Entsorgung: Alle Lösungen neutral zu den organischen Lösungsmittelabfällen geben. Beobachtung: Nach der Zugabe von Titangelb schlägt die Farbe von gelb nach rot um. Abb. 33: von links Chlorophyllrohextrakt, Phaeophytin, Titangelb + Magnesiumhydroxid (Vergleichsprobe), Titangelb + Phaeophytin, rechts Titangelb Auswertung: Das Mg2+ komplexiert mit dem Titangelb. Die genaue Struktur des Komplexes ist noch nicht geklärt. O O S O H N N S N N + 2+ Mg N S O O S O Wahrscheinlich komplexiert Sulfonsäuregruppen. das Mg2+ als Zentralatom mit zwei Seite 43 Versuch 12: Fluoreszenz von Chlorophyll in vitro Zusammenfassung: Die π-Elektronen des Chlorophylls werden durch das blaue UV-Licht angeregt und gehen in den 3. und 4. Singulettzustand über. Da dieser nur eine sehr kurze Lebensdauer von 10-13-10-15 s hat, fallen die Elektronen in den etwas stabileren 1. Singulettzustand (Lebensdauer von 10 -9 –10-11 s) zurück. Bei der Rückkehr aus dem 1. Singulettzustand in den Grundzustand wird die Energie, anders als bei lebenden Pflanzen, nicht zum Reaktionszentrum, bestehend aus Chlorophyll a, weitergeleitet, sondern direkt als Fluoreszenz oder Wärme frei. Geräte: 3x Reagenzgläser Reagenzglasständer Tropfpipette UV-Lampe (UV= UV-A: ca. 350 nm) dunkler Raum Chemikalien: Substanz Gefahrensymbol R-Satz S-Satz Chlorophyll- F, T 7-16-36/37-45 Methanol-Extrakt 11-23/24/2539/23/24/25 Wasser - - - Methanol F, T 11-23/24/25- 7-16-36/37-45 39/23/24/25 Durchführung: (A. Wild) Die Reagenzgläser werden mit drei verschiedenen Lösungen gefüllt. Das erste Reagenzglas wird als Vergleichsprobe nur mit 10 mL Methanol befüllt. Anschließend werden in das zweite Reagenzglas 10 mL eines konzentrierten Seite 44 „Chlorophyllextraktes“ gegeben und in das dritte Reagenzglas werden 5 mL „Chlorophyllextrakt“ und 5 mL Methanol vermischt. Abschließend werden die Proben in einem abgedunkelten Raum unter einer UV-Lampe auf Fluoreszenz geprüft. Danach wird 1 mL entionisiertes Wasser zu der verdünnten Chlorophylllösung gegeben. Nach der Beobachtung des eintretenden Phänomens werden einige Tropfen Spülmittel zu der Chlorophylllösung gegeben. Entsorgung: Alles zu den organischen Lösungsmittelabfällen geben. Beobachtung: Methanol fluoresziert nicht, der konzentrierte „Chlorophyllextrakt“ fluoresziert weniger intensiv als die verdünnte „Chlorophylllösung“. Abb. 34: links Methanol fluoresziert nicht, rechts das rote Licht der Chlorophyllfluoreszenz wird sichtbar. Nach der Zugabe des entionisierten Wassers erlischt die Fluoreszenz, tritt aber nach der Zugabe von Spülmittel wieder auf Auswertung: Der konzentrierte „Chlorophyllextrakt“ fluoresziert weniger als der verdünnte, da sich durch die hohe Konzentration die Chlorophyllmoleküle gegenseitig quenchen, das heißt die abgegebene Energie wird von anderen Molekülen aufgenommen und nicht als Fluoreszenz frei. Bei einer geringeren Konzentration sind weniger Moleküle in der Lösung vorhanden. Somit ist die Seite 45 Wahrscheinlichkeit geringer, dass ein anders Molekül die Energie aufnehmen kann. Die UV-Lampe bestrahlt die Lösung mit Wellenlängen von ca. 366 (108 kJ) nm. Die rote Fluoreszenz > 700 nm (ca. 10-3 kJ) zeigt uns, dass Energie von ca. 350- 400 nm, umgerechnet ungefähr 1011 kJ verbraucht wurde. Das Quenchen der Fluoreszenz durch Wasser beruht auf den Eigenschaften des Chlorophylls. In organischen Lösungsmitteln liegt das Chlorophyll durch seinen lipophilen Phytolrest frei in der Lösung vor. Gibt man nun Wasser hinzu, wird das Chlorophyll aufgrund des hydrophilen Porphyrinringes in Micellen (Molekülverbund) gebunden, welche kolloidal als kleine Tropfen in der Lösung vorliegen. Der hydrophile Teil des Chlorophylls zeigt dabei nach außen, der lipophile Teil nach innen. Durch die dadurch entstandene Nähe der Moleküle zu einander kann die frei werdende Energie auf die Nachbarmoleküle übertragen werden. Die letztendliche Abgabe der Energie in Form von Wärme wird somit begünstigt und die Fluoreszenz erlischt. (A. Wild) Nach der Zugabe eines Detergenz (Spülmittel) kann diese Micellenbildung rückgängig gemacht werden, die Fluoreszenz tritt wieder auf. 2.5 Chlorophyllabbau in Koordination zum Vorkommen von Anthocyanen Versuch 15: Untersuchung von Herbstlaub Zusammenfassung: In einem photosynthetisch aktiven Blatt werden häufig die Carotinoide und die zellschützenden Anthocyane farblich vom Chlorophyll überlagert. Im Herbst baut die Pflanze das Chlorophyll ab und die Carotinoide und Anthocyane treten zum Vorschein und färben die Blätter gelb bis rot. Letztendlich werden auch diese Farbpigmente abgebaut. Das Blatt wird braun und fällt ab. Seite 46 Geräte: 6x Erlenmeyerkolben (150 mL) 3x Petrischale Fön Wasserbad UV-Vis-Spektrometer DC-Kammer ggf. Einmachglas DC-Alufolie 5x10 cm Kieselgel 60 F254 , Merck Eppendorfpipette (10- 100 γL) ggf. Glaskapillare Bleistift Lineal Chemikalien: Substanzen Gefahrensymbole R-Satz S-Satz Aceton F, Xi 11-36-66-67 9-16-26 Petrolether F, Xn, N 2- Propanol F, Xi 11-38-48/2051/53-62-65-67 11-36-67 16-23.2-24-3336/37-61-62 7-16-24/25-26 Wasser - - - Methanol F, T 7-16-36/37-45 Magnesiumhydroxid - 11-23/24/25-39/ 23/24/25 - ChlorophyllMethanol-Extrakt F, T 11-23/24/25-39/ 23/24/25 7-16-36/37-45 Material: - Seite 47 Ahornblätter eignen sich aufgrund ihrer Farbveränderung während des herbstlichen Pigmentabbaus sehr gut für die Untersuchung. Durchführung: Für die Untersuchung der Blattpigmente in Herbstlaub werden aus je einem grünen, gelben und roten Ahornblatt durch Heißextraktion Pigmentextrakte gewonnen (vgl. Versuch 2). Dazu werden die zerkleinerten Blätter (Abb. 37a) in je einem Reagenzglas mit Methanol versetzt und im Wasserbad bei ca. 70 °C aufgekocht und danach in neue Reagenzgläser dekantiert (Abb. 37b). Diese werden durchnummeriert: Reagenzglas 1: Extrakt des grünen Blattes, Reagenzglas 2: Extrakt des gelben Blattes, Reagenzglas 3: Extrakt des roten Blattes. Die Blätter haben nach der Extraktion ihre Farbpigmente weitgehend verloren und erscheinen weiß. Nach dem Eindampfen der Extrakte in einer Petrischale (Abb. 37c) und der Aufnahme in Aceton können die Extrakte spektroskopiert werden. Beim roten Ansatz (3.) müssen die rückständigen roten Blattpigmente mit Wasser extrahiert werden. Diese sind hydrophil und lassen sich daher nicht in Aceton aufnehmen (Ansatz 4). Zusätzlich können die in Aceton gelösten Pigmente chromatographisch aufgetrennt (Abb. 37c) werden. Entsorgung: Alle Ansätze können zu den organischen Lösungsmittelabfällen gegeben werden. Beobachtung: Abb. 37a Abb. 37b Seite 48 Abb. 37c Abb. 37d Abb. 37a-d: Je ein grünes, gelbes und rotes Ahornblatt (Abb. 37a) wird mit Methanol extrahiert (Abb. 37b). Die gewonnenen Extrakte werden eingedampft (Abb. 37c) und mittels DC aufgetrennt (Abb. 37d). Bei der Extraktion der Blattpigmente von grünen, gelben und roten Ahornblätter (Abb. 37a) lassen sich grüne, gelbe und orange Extrakte isolieren (Abb. 37b). Ansatz 1 des grünen Blattes trennen sich bei der Dünnschichtchromatographie (DC) wie erwartet, alle Chlorophylle + Phaeophytin und die Carotinoide βCarotin, Lutein und Violaxanthin sowie Neoxanthin auf (vgl. Versuch 16). Ansatz 2 des gelben Blattes zeigt die Carotinoide β-Carotin, Lutein, Violaxanthin und Neoxanthin sowie Phaeophytin. Der 3. Ansatz des roten Blattes, aufgenommen in Aceton, weist die gleichen Blattpigmente wie Ansatz 2 auf. Zusätzlich werden in Ansatz 4 mit Wasser extrahierte Anthocyane gefunden (vgl. Spektrum 10). Auswertung: Warum kann in Ansatz 1 und 2 das Schutzpigment Anthocyan nicht isoliert werden? In der botanischen Literatur heißt es, die Carotinoide und die Anthocyane werden farblich vom Chlorophyll überlagert. Diese Aussage ist grundsätzlich richtig, dennoch lassen sich Anthocyane nicht in grünen Blättern nachweisen. Anthocyane dienen der Pflanze als Schutzpigmente. Sie absorbieren Wellenlängen von 480 bis 600 nm und haben aufgrund ihrer Doppelbindungen Radikalfängereigenschaften ähnlich wie das Carotin (vgl. Versuch 19). In der Seite 49 photosynthetisch aktiven Pflanze liegen sie als Vorstufe, dem Flavonon vor. Flavonone sind für das menschliche Auge farblos, das heißt, sie absorbieren Wellenlängen außerhalb des sichtbaren Bereiches. Dadurch können sie die Wellenlängen abdecken, in denen Chlorophyll und Carotinoide nicht absorbieren und somit die empfindlichen Proteine, Eiweise, Aminosäuren uvm. schützen. Im Herbst werden die Flavonone nach dem Chlorophyllabbau durch Methylierung durch die Methyl-Transferase und Glucosylierung durch die UDPG- Flavonoid-Glucosyl-Transferase zum Anthocyan umgebildet. (WinkelShirley, 2001) Durch die Umwandlung und die dadurch resultierende Absorptionsänderung können gezielt Verbindungen in der Pflanze geschützt oder zerstört werden. Wie funktioniert der Chlorophyllabbau? Vor dem Winter versuchen die Landpflanzen, alle Nährstoffe aus dem Korpus zurück in die Wurzeln oder Samen zurück zu ziehen. Dabei wird jährlich rund 1 Mrd. t Chlorophyll weltweit abgebaut. Erst vor einigen Jahren konnte Bernhard Kräutler vom Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck gemeinsam mit Züricher Botanikern den Chlorophyllabbau-Weg aufklären Dabei fanden sie als Endprodukt in den Blättern einen nichtfluoreszierenden Chlorophyll-Kataboliten (NCC). NCC ist farblos und entsteht in den gleichen Mengen wie Chlorophyll. Dass die Pflanze überhaupt die Energie aufwendet, Chlorophyll in NCCs umzuwandeln, dient dem Entgiftungsprozess. Chlorophyll ist komplex an Proteine gebunden. Diese sorgen für die räumliche Anordnung und die Weiterleitung der chemischen Energie hin zum Reaktionszentrum. Während der Blattalterung zerfallen die Chlorophyll-Protein-Komplexe und die Proteine werden abgebaut. Das freie Chlorophyll wäre nun in der Lage, Lichtenergie aufzunehmen und somit Singulettsauerstoff zu bilden. Dieser würde zur Gewebsschädigungen führen. Durch die Umwandlung des Chlorophylls zum NCC wird dem vorgebeugt. Seite 50 Das NCC ähnelt strukturell Bilirubin, einem Abbauprodukt des Häms, welches eine zellschützende Funktion als hochwirksames Antioxidans hat. Es verhindert, dass aggressive Radikale empfindliche Substanzen (z.B. Fettsäuren) in Zellmembranen zerstören. Nach verschiedenen Untersuchungen konnte man auch für NCC diese antioxidative Eigenschaft nachweisen. So ist es in der Lage, die radikalische Oxidation der Fettsäure Linolsäure zu verringern, wenn auch die Wirkung nicht so stark ist wie die des Bilirubins. Es wird vermutet, dass die Früchte, die ja die Samen enthalten und somit für die Vermehrung der Pflanze verantwortlich sind, durch die antioxidative Wirkung des NCC länger haltbar sind. Danach dient der Chlorophyll-Abbau in der Pflanze folgenden Zwecken: „In den Blättern zur Zerstörung des Chlorophylls und in den Früchten zur Konservierung.“ (Online; chemiereport.at) Bei weiterem Abbau ist natürlich auch die Speicherung des frei werdenden Stickstoffs für die Pflanze wichtig. Der Abbau von Chlorophyll gliedert sich in fünf Schritte: 1. Schritt: Abspalten des Phytolrestes Seite 51 R1 R1 B A N N B A Chlorophyllase N N Mg D N N C D N N E R2 O + Phytol Mg C E O R3 R2 O O Chlorophyll a/ b O R3 O H Chlorophyllid a/ b 2. Schritt: Entfernung des zentralen Mg-Atoms R1 B A N N N B A N N Mg- Dechelatase Mg D R1 N H C D N E R2 O O + H N C E R3 O R2 O H Chlorophyllid a/ b O R3 O H Pheophorbid a/ b 3. Schritt: Oxidative Ringöffnung und anschließende Reduzierung. Grüne Farbe geht verloren. Mg 2+ Seite 52 B A N D PaO N H RCCR RCC H N N O H O R1 R1 B A NH HN H C NH HN D E R2 O O R3 C E O R2 O H O R3 O H FCC Fluorescent chlorophyll catabolite Pheophorbid a/ b RCC: Red chlorophyll catabolite PaO: Pheophorbid a oxygenase RCCR: Red chlorophyll catabolite 4. und 5. Schritt: Anlagerung einer OH-Gruppe und Tautomerisierung. Endprodukt ist farblos O H O B A D NH HN saures Millieu NH HN H C O O R3 OH B D H N E R2 R1 A NH HN H O H O R1 HN C E O H FCC Fluorescent chlorophyll catabolite R2 O O R3 O H NCC Non-fluorescent chlorophyll catabolite (Online; old.uni-bayreuth.de) 2.6 Experimente zu den Eigenschaften von Carotin Seite 53 Versuch 18: Nachweis von Doppelbindungen der Carotinoide durch Bromierung Zusammenfassung: Die Terpengrundstruktur der Carotinoide setzt sich aus einzelnen Isopreneinheiten zusammen. Dadurch entsteht ein konjugiertes π-System, welches Farbigkeit impliziert. Durch die Bromierung von Carotin kann man das Vorhandensein von Doppelbindungen nachweisen. Geräte: Reagenzglas Pasteurpipette Becherglas Reagenzglasständer Chemikalien: Substanzen Gefahrensymbole R-Satz S-Satz Brom in Phthal- Xn - - Carotinoid-Aceton-Extrakt F, Xi 11-36-66-67 6-16-26 gesättigte Natrium- - - säurediethylester 1: 100 - thiosulfatlösung Durchführung: (CHEMKON) Versuch im Abzug durchführen und Thiosulfatlösung bereitstellen. In einem Reagenzglas werden 5 mL Carotinoidextrakt mit max. 10 Tropfen Bromwasser versetzt. Das Bromwasser langsam zutropfen, damit man es nicht überdosiert (gelb Färbung der Lösung). Entsorgung: Seite 54 Alle bromhaltigen Ansätze mit Thiosulfatlösung versetzen, auch die Pipette spülen und in die organischen Lösungsmittelabfälle geben. Thiosulfat + Brom: 2 Na+(aq) + S2O32-(aq) + 4 Br2(solv) + 15 H2O 2 Na+(aq) + 2 SO42-(aq) + 8 Br- (aq) + 10 H3O+(aq) Das reizende Brom wird durch das Thiosulfat in das unbedenkliche Bromid umgewandelt. Beobachtung: Die gelbe Flüssigkeit entfärbt sich bei der Zugabe von Brom. Bei einer Überdosierung von Brom tritt eine erneute Gelbfärbung ein. Auswertung: Die Bromierung am Beispiel von β-Carotin erfolgt als elektrophile anti-Addition. Obwohl das Brommolekül keinen elektrophilen Kern besitzt, greift es von oben oder unten (racemisch) die nucleophile Doppelbindung an. Dabei wird es von der nucleophilen Doppelbindung (π-Elektronenwolke) polarisiert. Ein freies Elektronenpaar der elektrophilen Hälfte des Brommoleküls überlappt dabei mit den beiden p-Orbitale der π-Doppelbindung. Als Zwischenprodukt entsteht ein cycliches Bromonium-Ion, welches einen dreigliedrigen Ring bildet. Im zweiten Schritt greift ein Bromid-Ion von hinten das Bromonium-Ion an (Rückseitenangriff). Es handelt sich dabei um eine S N2-Reaktion, wobei das Bromid-Ion die Elektronendichte in das σ*-Orbital der Kohlenstoff-BromBindung verschiebt. Es kommt kurzfristig zu einer Brom-Kohlenstoff-BromBindung. Dies ist eine reaktive Zwischenstufe, welche nach der Verschiebung der Elektronendichte eine vicinale Dibromverbindung hervorbringt. Seite 55 R R δ+ Br δ- Br R R Br Br Br Br H R R Br H R + R H Br Br R R Br H R: Als Endprodukt der Bromierung von β-Carotin lassen sich zwei vicinale Dibromderivate formulieren: Br H H Br H Br Br H Seite 56 Versuch 19: Nachweis der Radikalfänereigenschaft von β-Carotin Zusammenfassung: β-Carotin besitzt die Eigenschaft mit Radikalen zu reagieren und somit deren schädliche Wirkung zu verhindern. Im Folgenden wird dies exemplarisch mit Jod-Radikalen dargestellt. Geräte: 2x Reagenzgläser Pasteurpipette Becherglas Reagenzglasständer Starklichtlampe Heizplatte Spatel Chemikalien: Substanzen Gefahrensymbole R-Satz S-Satz Tetraiodethen - - - n-Heptan F, Xn, N 11-38-50/53-65- 9-16-29-33-60-61- 67 62 11-38-50/53-65- 9-16-29-33-60-61- 67 62 Carotinoid- F, Xn, N n-Heptanextrakt Durchführung: (CHEMKON) In einem Becherglas werden 0,1 g Tetraiodethen mit 20 mL n-Heptan vermischt. Da sich die gelben Kristalle nicht bei Raumtemperatur lösen, wird die Lösung ca. 1 ½ Stunden in einem Wasserbad auf 45 °C erwärmt. Tritt eine leichte Violettfärbung ein, kann das Erwärmen beendet werden. Seite 57 Anschließend werden je 2 mL der Tetraiodethenlösung auf zwei Reagenzgläser verteilt. In eines der beiden Reagenzgläser werden 4 Tropfen Carotinextrakt hinzugetropft und beide in einem Glasgefäß ca. 30 Sek. mit einer starken Lichtquelle belichtet. Das Reagenzglas mit β-Carotin noch weiter 4 bis 10 Min. belichten und die Veränderungen beschreiben. Entsorgung: Alle Reagenzien in die organischen Lösungsmittelabfälle entsorgen. Beobachtung: Bei dem Reagenzglas ohne β-Carotin erkennt man nach 30 Sek. eine intensive Violettfärbung. Das Reagenzglas mit β-Carotin behält seine leichte Gelbfärbung bei. Nach 4 Min. zeigt sich ebenfalls eine Violettfärbung, die nach 10 Min. so intensiv, wie die der Lösung ohne Carotin erscheint. Abb. 39: links Tetroiodethen+ Carotin, rechts nur Tetraiodethen Abb. 40: links Tetraiodethen+ Carotin nach Belichtung, rechts Tetraiodethen ohne Belichtung Auswertung: Bei der Reaktion von Tetraiodethen mit Carotin handelt es sich um eine Radikalkettenreaktion. Seite 58 Durch die Belichtung kommt es im Tetraiodethenmolekül zu einer homolytischen Bindungsspaltung. Die Kohlenstoff-Iod-Bindung wird gespalten und es entsteht ein Triiodthenradikal und ein Iodradikal. Kettenstart: Homolytische Bindungsspaltung I I I I I I . + I. I Im zweiten Schritt kommt es zur Kettenreaktion. Das entstandene Iod-Radikal greift ein weiteres Teraiodethenmolekül an, so dass, nach einer weiteren homolytischen Bindungsspaltung, ein weiteres Triiodethen- und Iod-Radikal entsteht. Nach der Rekombination zweier Iodradikale zu elementarem Iod kommt es zur typischen Violettfärbung in dem Reagenzglas ohne β-Carotin. Kettenreaktion: I I I + I I I. I . + I2 I Während dessen kommt es in dem Reagenzglas mit β-Carotin ebenfalls zur homolytischen Bindungsspaltung und zur Entstehung eines Iodradikals. Jedoch kommt es dabei durch die Anwesenheit von β-Carotin, nicht zur oben aufgezeigten Kettenreaktion, sondern zu einer Anlagerung des Radikals an das β-Carotin, mittels radikalisches Addition. Das Iodradikal greift die Doppelbindung in der Mitte des β-Carotins an, da dort die geringste Elektronendichte herrscht. Nach der Anlagerung des Iodradikals wird das β-Carotin ebenfalls zu einem Radikal. Seite 59 . R R + I. R I H . R R I H R: Das entstandene Radikal kann nun ein weiteres Iodradikal anlagern. Andererseits ist es genau so wahrscheinlich, dass es zur Rekombination zweier Iodradikale kommt und das entstehende elementare Iod zum Abbruch der Kettenreaktion führt. H . R R I + I. I R R I H H Als Endprodukte lassen sich folgende vicinale Iodderivate des β-Carotins darstellen: I H H H I I I H Dass es trotzdem zu einer Violettfärbung nach 4-10 Min. kommt, bedingt der Überschuss an Tetraiodethen und die damit verbundene elementare Iodbildung oder der vollständige „Verbrauch“ von β-Carotin. Seite 60 2.7 Experimente zu den Eigenschaften von Xanthophyllen Versuch 22: Säurekatalysierte Epoxidringöffnung bei Mono- und Di-epoxy-xanthophyllen Zusammenfassung: Die Epoxidgruppen von Xanthophyllen lassen sich durch die Zugabe von Säuren (Hydrolyse) nachweisen. Geräte: 6x Zentrifungengläser Zentrifuge Pasteurpipette Reagenzglasständer UV-Vis-Spektrometer DC-Kammer ggf. Einmachglas DC-Alufolie 5x10 cm Kieselgel 60 F254 , Merck Eppendorfpipette (10- 100 γL) ggf. Glaskapillare Petrischale Fön 3x Messpipetten: 100 mL, 10 mL, 0,25 mL Bleistift Lineal Seite 61 Chemikalien: Substanzen Gefahrensymbole R-Satz S-Satz Aceton F, Xi 11-36-66-67 9-16-26 Petrolether F, Xn, N 11-38-48/20- 16-23.2-24-33- 51/53-62-65-67 36/37-61-62 2-Propanol F, Xi 11-36-67 7-16-24/25-26 Wasser - - - Salzsäure - - - F, T 11-23/24/25-39/ 7-16-36/37-45 c (HCl) = 0,1 mol/L CarotinoidMethanol-Extrakt 23/24/25 Durchführung: (A. Hager) Wie in Versuch 17 beschrieben, fertigt man eine Dünnschichtchromatographie (DC) von einem Carotinoidextrakt an. Nach der Auftrennung werden die zu untersuchenden Banden mittels Spatel von der DC abgetragen. Dazu knickt man die DC-Platte seitlich auf der Höhe der Banden etwas ein und trägt die Bande so genau wie möglich ab. Der Knick fungiert als Rinne, so dass der Abtrag direkt in ein Zentrifugenglas überführt werden kann. Das weißlich-gelbe Pulver wird in Aceton aufgenommen. Alle Zentifugen-gläser sollten gleich hoch mit Aceton befüllt werden, um eine Unwucht in der Zentrifuge zu vermeiden. Nach dem Zentrifugieren wird der Überstand vorsichtig in ein neues Zentrifugenglas überführt, der Rückstand wird verworfen. Zu jeder Carotinoidlösung werden anschließend einige Tropfen Salzsäure hinzugefügt. Von jeder Lösung aufgenommen werden. kann zur Identifizierung ein Absorptionsspektrum Seite 62 Dieser Versuch kann auch direkt auf der DC durchgeführt werden, indem man die DC-Platte mit Salzsäure besprüht. Entsorgung: Alle Reagenzien neutral zu den organischen Lösungsmittelabfällen geben. Die DC zu den Feststoffabfällen geben. Beobachtung: Abb. 45: Violaxanthin vorher gelb, nach der Behandlung mit HCl bläulich gefärbt. Abb. 46: Neoxanthin vorher gelb, nach der Behandlung mit HCl bläulich gefärbt. Abb. 47: Die Banden Violaxanthin und Neoxanthin weisen eine Blaufärbung auf Violaxanthin und Neoxanthin verfärben sich nach der Behandlung mit Salzsäure blau. Lutein weist keine Farbveränderung auf. Auch auf der DC ist eine Blaufärbung der Banden von Violaxanthin und Neoxanthin zu beobachten. Auswertung: Violaxanthin (3,3´-Dihydoxy-β-carotin-5,6,5´,6´-di-epoxid) besitzt zwischen Kohlenstoff 5, 6 und 5´, 6´ jeweils eine Epoxidgruppe. Der Sauerstoff der Epoxidgruppe wird durch die Salzsäure protoniert. Dabei bildet sich als Zwischenstufe ein cyclisches Alkoxonium-Ion. Es kommt zur säurekatalysierten Epoxidöffnung, wobei die Elektronendichte von der Kohlenstoff- SauerstoffBindung hin zum Sauerstoff verschoben wird. Aus der folgenden Umlagerung resultiert eine furanöse Struktur, welche charakteristisch für das entstandene Auroxanthin (Zeaxanthin-5,8,5´,8´-di-epoxid) ist. Seite 63 R O + + H O H R HO HO Violaxanthin Cyclisches Alkoxonium-Ion OH O R R= O H HO OH O HO O Auroxanthin Bei Neoxanthin (3,3´,5´-Trihydroxy-6´-hydro-5,6-epoxy-β-carotin) kommt es ebenfalls zu einer säurekatalysierten Epoxidöffnung mit anschließender Umlagerung. Als Endprodukt wird das 5,8- Neoxanthin-epoxid gebildet. HO + + H O HO OH HO HO O 5,8-Neoxanthin-epoxid OH Da Lutein keine Epoxidgruppen besitzt kommt es nicht zu einer Strukturveränderung bei der Zugabe von Salzsäure. Seite 64 3 Didaktische Betrachtung des Themas „Photo- synthesepigmente“ für den Chemieunterricht und Fächer übergreifend für den Biologieunterricht Nach der Vorstellung der Versuche zum Thema „Funktion und Struktur von Photosynthesepigmenten“ im Kapitel 2, soll nun deren Schulrelevanz betrachtet werden. Dazu werden die vorgestellten Versuche einer Analyse hinsichtlich ihrer Eingliederung in die vorgeschriebenen Themen für das Fach Biologie, Physik und Chemie unterzogen. 3.1 Didaktische Aufarbeitung der Versuche, Lehrplananalyse Das Thema „Photosynthesepigmente“ ist nicht expliziter Bestandteil des Lehrplanes Biologie oder Chemie. Dennoch kann das Thema als Teilaspekt verschiedener im Lehrplan vorhandener Themen Verwendung finden. Da der Biologieunterricht neben der naturwissenschaftlichen Erziehung auch der gesundheitlichen Prävention dient, wird in der fünften Klasse (G.3) das Thema „Ernährung und Verdauung“ hinsichtlich der gesundheitlichen Erziehung behandelt. Es bietet sich an, Lebensmittel auf ihre Nähr- und Farbstoffe zu untersuchen. Dabei lassen sich die Radikalfängereigenschaften des Carotins (Provitamin A) sowie Chlorophyll und Carotin als natürlicher Farbstoff gut in die Betrachtung integrieren. Später im Halbjahr (5 G.5) bzw. in der Klasse sieben (G.1) sieht der Lehrplan das Thema „Der Bauplan der Blütenpflanze“ bzw. „Der Lebenszyklus der Blütenpflanze“ vor. Dort treffen die Schüler wieder auf die in der Ernährungseinheit angesprochenen Photosynthesepigmente. Die Schüler erfahren nun, wo und warum Chlorophyll bzw. Carotin in der Pflanze vorhanden Seite 65 ist, ohne dass zu diesem Zeitpunkt direkt auf die Photosynthese eingegangen wird. In Klasse sieben (G.2) üben die Schüler den Umgang mit dem Mikroskop. In der Unterrichtseinheit „Zellen und Gewebe“ kann nach der Betrachtung des Zwiebelgewebes das Mikroskopieren der Wasserpest erfolgen. Diese verdeutlicht sehr schön den Aufbau einer Pflanzenzelle. Bei der Betrachtung der Chloroplasten kann das Chlorophyll als Pigment angeführt und das Wissen vertieft werden. Anschließend folgt die Unterrichtseinheit „Fotosynthese und Zellatmung“. Nun können die Schüler die erworbenen Fähigkeiten und Erkenntnisse der vorigen Unterrichtseinheit einbringen. Erstmals kann der Lehrer gezielt Versuche zum Verständnis der Photosynthese durchführen. Zu dem Themengebiet „Bedeutung des Lichtes für grüne Pflanzen“ kann der Versuch „Bläschenzählmethode“ oder „Sauerstoffnachweis mit Indigoblau“ an der schon bekannten Wasserpest durchgeführt werden. Diese Versuche können von den Schülern in kleinen Gruppen selbstständig erarbeitet werden. In der neunten Klasse (G.1) kann das Carotin zum Thema „Bedeutung von Rhodopsin“ in der Unterrichtseinheit „Aufnahme und Verarbeitung von Informationen“ genauer behandelt werden. Zu dem kann in Klasse neun (G.2) zu der Unterrichtseinheit „Blut und Immunsystem“ der Aufbau von Hämoglobin im Vergleich zu dem strukturverwandten Chlorophyll besprochen werden. Bei diesem Vergleich ist es sinnvoll, die Struktur beider Tetrapyrrole anzusprechen. Zu diesem Zeitpunkt haben die Schüler bereits chemisches Grundwissen erworben und können daher die Strukturen prinzipiell nachvollziehen. In der elften Klasse (G.2 B) können besonders im Leistungskurs, dem für das Themengebiet „Stoff- und Energiefluss in Lebewesen“ doppelt so viele Stunden zur Verfügung stehen wie dem Grundkurs, das Wissen über die Photosynthesepigmente weiter vertieft werden. Besonders Versuche wie „Darstellung eines Chlorophyllextraktes durch Heißextraktion“, „Dünnschichtchromatographie eines Chlorophyllextraktes“ oder die „Bildung von Phaeophytin und Kupferchlorophyll“ können in dieser Unterrichtseinheit gut durchgeführt werden. Seite 66 Fachübergreifend kann das Thema „Photoynthesepigmente“ auch im Chemieund Physik-Unterricht eingebracht werden. In der Physik kann in der zwölften Klasse das Thema Fluoreszenz am Beispiel des Chlorophylls beschrieben werden und somit ein Alltagsbezug hergestellt werden. Im Fach Chemie finden die Photosynthesepigmente Chlorophyll und Carotinoide viele Verwendungsmöglichkeiten. So sollen die Schüler zum Beispiel in der siebten Klasse Trennverfahren kennen und anwenden lernen. Zu diesem Zweck eignen sich die Versuche „ Darstellung eines Chlorophyllextraktes „Dünnschichtchromatographie“, „Papier-, durch Heißextraktion“ Kreide- und und Kieselgel chromatographie“ sehr gut. Bei einer geringen Kursgröße kann zu dem der Versuch „ Trennung der Blattpigmente durch Ausschütteln und durch Verseifung des Chlorophylls“ durchgeführt werden. Bei diesen Versuchen lernen die Schüler in einem Labor zu arbeiten und so sich wissenschaftliche Arbeitsmethoden anzueignen. Dabei ist es wichtig, die Schüler experimentieren zu lassen, um ihre eigenen Ideen und Konzepte umzusetzen zu können. Am Ende der Unterrichtseinheit können die Schüler ihre Beobachtungen und Erkenntnisse zusammen tragen. Als Unterrichtssicherung wäre es grundsätzlich sinnvoll, die Schüler ein Verlaufsprotokoll erstellen zu lassen. So beschäftigen sie sich zu Hause nochmals mit dem Versuch und können weitere Erkenntnisse erlangen. (Phänomenologisches Lernen) In der neunten Klasse wird die organische Chemie eingeführt. Die Schüler lernen, dass „sich Gleiches im Gleichen löst“. Unter der Verwendung verschiedener Lösungsmittel können die Schüler versuchen, Chlorophyll oder Carotin zu lösen. Sie stellen fest, dass die beiden Stoffe verschieden polar sind. Auch bei diesem Versuch empfiehlt es sich, die Schüler frei arbeiten zu lassen. Darauf aufbauend können die Eigenschaften konjungierter C-C- Doppelbindungen für das Verhalten eines Stoffes behandelt werden (z.B Farbigkeit). Dies kann anhand der Struktur von β-Carotin sehr gut verdeutlicht werden. Seite 67 In der zehnten Klasse können diese konjugierten Doppelbindungen durch den Versuch „Bromierung von Carotin“ nachgewiesen werden. In der elften Klasse (G.1) wird dann der Mechanismus der elektrophilen Addition eingeführt. Es ist bei diesem Versuch darauf zu achten, dass nur in kleinen Gruppen unter dem Abzug gearbeitet wird. Dabei darf nur das für die Schule zugelassene Bromwasser verwendet werden (siehe Versuch 18). In der elften Klasse überwiegt die mechanistische Betrachtungsweise. Die Schüller sollen sich auf molekularer Ebene ein Phänomen erklären können. Dazu bedarf es der Einführung von Molekülorbitalen, Molekülstrukturen und Reaktionsmechanismen. Am Anfang der elften Klasse werden Radikalkettenreaktionen einführend besprochen. Zu diesem „Radikalfängereigenschaften Thema des eignet Carotins“. sich Dieser der Versuch Versuch kann fächerübergreifend in Biologie besprochen werden. In der Klasse elf (G.2) kann der Reaktionsmechanismus der sauren bzw. alkalischen Esterhydrolyse besprochen werden. Um die Verseifung von Chlorophyll zu Chlorophyllin zu verdeutlichen, kann der Versuch „ Trennung der Blattpigmente durch Ausschütteln und Verseifung des Chlorophylls“ in verkürzter Form im Reagenzglas durchgeführt werden. Bei der Auswertung des Versuches kann darauf verwiesen werden, wie die „Verseifung“ in der Natur abläuft. In der zwölften Klasse muss das Thema Komplexe behandelt werden. Der Chlorophyllkomplex eignet sich hinsichtlich der Ähnlichkeit zu dem körpereigenen Hämoglobin sehr gut für die Betrachtung natürlicher Komplexe. Um dies zu verdeutlichen, können die Schüler die Versuche „ Phaeophytin- und Kupferchlorophyll-Komplexbildung“ und „Magnesiumnachweis mit Titangelb“ durchführen. Zur Vertiefung und zur Darstellung der Veränderung der Eigenschaften aufgrund von Strukturänderungen können Absorptionspektren aufgenommen werden. Fächerübergreifend kann die Rolle des Phaeophytins für die Photosynthese besprochen werden. Fakultativ kann in der zwölften Klasse das Thema „Farbstoffe“ behandelt werden. Der Einstieg in die natürlichen Farbstoffe kann hier auch über die Seite 68 Chlorophylle und Carotinoide erfolgen. Chromophore Eigenschaften und die strukturellen Besonderheiten, wie Porphyrinring oder Isopreneinheiten, können hinsichtlich der Mesomerie von Doppelbindungen besprochen werden. In das Themengebiet der synthetischen Farbstoffe kann mit den Versuchen „Sauerstoffnachweis mit Indigoblau“ oder Photoreduktion von Methylrot durch Chlorophyll und Ascorbinsäure“ übergeleitet werden. Zusammenfassend eignet sich die Betrachtung der Photosynthesepigmente sehr gut dem Erlernen naturwissenschaftlicher Denk- und Handlungsweisen. Bei allen Versuchen ist stets der Alltagsbezug zu erkennen. Zu dem lernen die Schüler die Pflanze als natürliches „Energiekraftwerk“ genauer kennen. Dieses kann einen sensibleren Umgang mit der Natur bewirken. Nach sieben Jahren Biologie- und fünf Jahren Chemieunterrichtes sind die Schüler in der Lage, Phänomene zu beobachten, Hypothesen zubilden und Lösungsansätze zu erarbeiten, dies durch Experimente zu überprüfen und anschließend die Ergebnisse zu deuten und festzuhalten. Dabei ist es die Aufgabe des Lehrers, die Schüler für ein Phänomen zu begeistern, ihren „Forschergeist“ zu wecken und sie auf dem Weg zur Lösung zu begleiten. Dabei soll der Lehrer Fehler aufzeigen, so dass die Schüler daraus lernen können und wissen, wie sie diese zukünftig vermeiden. Am Ende der zwölfen Klasse sollte jeder Schüler für das Abitur und damit für den Erwerb der Hochschulreife vorbereitet sein. Seite 69 4 Literatur A:Hager, T. 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