Wortprotokoll als

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Wiener Landtag
18. Wahlperiode
7. Sitzung vom 23. November 2006
Wörtliches Protokoll
Inhaltsverzeichnis
1. Entschuldigte Abgeordnete
2. Fragestunde
1. Anfrage
(FSP - 05135-2006/0001 - KVP/LM)
2. Anfrage
(FSP - 05132-2006/0001 - KSP/LM)
3. Anfrage
(FSP - 05137-2006/0001 - KFP/LM)
4. Anfrage
(FSP - 05136-2006/0001 - KGR/LM)
5. Anfrage
(FSP - 05133-2006/0001 - KVP/LM)
S. 3
S. 3
S. 5
S. 7
S. 8
S. 9
3. AST – 05244-2006/0002-KFP/AL: Aktuelle
Stunde zum Thema "Eingeschleppte, hochansteckende Krankheiten im Vormarsch –
TBC gefährdet unsere Gesundheit!"
Redner:
Abg Veronika Matiasek
Abg Dr Sigrid Pilz
Abg Ingrid Korosec
Abg Dr Claudia Laschan
Abg David Lasar
Abg Mag Maria Vassilakou
Abg Mag Sirvan Ekici
Abg Kurt Wagner
S. 12
S. 13
S. 14
S. 15
S. 16
S. 17
S. 17
S. 18
4. Mitteilung des Einlaufs
S. 19
5. Umstellung der Tagesordnung
S. 19
Abg Marco Schreuder
Abg Mag Ines Anger-Koch
Abg Marco Schreuder (tatsächliche
Berichtigung)
Abg Mag Wolfgang Jung
Abg Mag Harald STEFAN
Abg Mag Sybille Straubinger
Abg Susanne Jerusalem
Abg Dr Matthias Tschirf
StR David Ellensohn
Abg Dr Matthias Tschirf (tatsächliche
Berichtigung)
Abstimmung
9. LG – 03519-2006/0001; P 4: Entwurf eines
Gesetzes, mit dem das Wiener Jugendschutzgesetz 2002 geändert wird (Beilage
Nr 28/2006)
Berichterstatterin: LhptmStin Grete Laska
Redner:
Abg Heidemarie Cammerlander
Abg Mag Ines Anger-Koch
Abg Laura Rudas
Abg Mag Wolfgang Jung
Abstimmung
10. Präsident Heinz Hufnagl begrüßt die Wiener
Umweltanwältin Mag Dr Andrea Schnattinger
7. LG – 03109-2006/0001; P 3: Entwurf eines
Gesetzes, mit dem das Wiener Schulgesetz
geändert wird (Beilage Nr 26/2006)
Berichterstatterin: LhptmStin Grete Laska
Redner:
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS
Abg Susanne Jerusalem
Abg Dr Wolfgang Aigner
Abg Heinz Vettermann
Abstimmung
11. 04841-2006/0001-MDSALTG; P 5: Tätigkeitsbericht 2004/2005 der Wiener Umweltanwaltschaft
Berichterstatterin: Amtsf StRin Mag Ulli Sima
S. 19
Redner:
Abg Kurth-Bodo Blind
Abg Mag Rüdiger Maresch
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner
Abg Erich VALENTIN
S. 19 u. 25
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner (tatsächliche
Berichtigung)
S. 20
Abg Mag Rüdiger Maresch (tatsächliche
S. 21
Berichtigung)
S. 23
Wiener Umweltanwältin Mag Dr Andrea
S. 23
Schnattinger
S. 27
Abstimmung
8. LG – 01444-2005/0001; P 2: Entwurf eines
Gesetzes, mit dem das Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz 1990 geändert wird (Beilage
Nr 27/2006)
Berichterstatterin: LhptmStin Grete Laska
Redner:
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS
12. LG – 00223-2006/0001; P 6: Entwurf eines
Gesetzes, mit dem das Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetz 2005, LGBl Nr 46/2005,
geändert wird (Beilage Nr 25/2006)
S. 27 u. 41
Berichterstatter: Amtsf StR Werner Faymann
Abstimmung
S. 27
6. 04838-2006/0001-MDSALTG; P 1: Wahl
eines Ersatzmitgliedes des Bundesrates
S. 29
S. 31
S. 31
S. 32
S. 33 u. 40
S. 35
S. 36
S. 37
S. 38
S. 40
S. 42
S. 49 u. 50
S. 49
S. 49
S. 49
S. 50
S. 50
S. 51
S. 51 u. 60
S. 51
S. 54
S. 56
S. 57
S. 60
S. 60
S. 60
S. 61
S. 61
S. 61
Landtag, 18. WP
23. November 2006
(Beginn um 9.02 Uhr.)
Präsident Johann Hatzl: Die 7. Sitzung des Wiener
Landtages ist eröffnet.
Entschuldigt sind Frau Abg Frauenberger, Frau Abg
Petrides und zeitweilig Herr Abg Hundstorfer.
Wir sind nunmehr bei der Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP - 05135-2006/0001 - KVP/LM)
wurde von Herrn Abg Dr Matthias Tschirf gestellt und ist
an den Herrn Landeshauptmann gerichtet. (Werden Sie
sich für eine Novelle der Wiener Stadtverfassung einsetzen, die einen weiteren maßgeblichen Dezentralisierungsschritt und eine weitere Ausweitung der Bezirkskompetenzen vorsieht?)
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Klubobmann!
Es gibt ja den wunderschönen Spruch, den ich angesichts der jungen Schülerinnen und Schüler, die uns
heute besucht haben und die ich herzlich willkommen
heiße, natürlich auch hier anbringen muss: Ständige
Wiederholung sichert den Unterrichtsertrag. Das können
wir beide bei dem gegenständlichen Thema, nämlich der
Dezentralisierung, hier auch tun.
Ich rufe das Grundprinzip der Dezentralisierung in Erinnerung, das wir, als wir sie zum ersten Mal beschlossen haben – das ist allerdings geraume Zeit her, das
liegt schon geraume Zeit zurück –, festgelegt haben,
nämlich dass wir bei der Dezentralisierung nicht Mittel
verteilen, sondern Aufgaben und mit den Aufgaben dann
auch die dazugehörigen Mittel, die früher im Zentralbudget dafür vorhanden und reserviert gewesen sind.
Ich denke, dass dieses Grundprinzip ein richtiges ist.
Wenn wir daher über Dezentralisierung reden – und ich
habe wiederholt hier angeregt, dass man dies tun soll –,
dann ist zunächst über die Aufgabendezentralisierung zu
reden. Dazu bin selbstverständlich auch ich bereit – so
wie mit Sicherheit jeder hier –, wenn wir gleichzeitig aber
auch bereits dezentralisierte Aufgaben evaluieren, ob
das nun in der Tat der Weisheit letzter Schluss war, was
wir dereinst beschlossen haben. Ich denke, es tut gut,
einfach einmal zu reflektieren und darüber nachzudenken, ob das die beste aller Lösungen, die beste aller
Möglichkeiten war, und dann werden wir sicherlich auch
darüber zu reden haben, ob für diese Aufgabenerfüllung
die dazugehörigen Mittel vorhanden sind.
Also ich denke, dass dies eine Vorgangsweise ist, die
durchaus vernünftig wäre. Wir hatten es schon anders.
Ich meine, wir erinnern uns ja etwa an andere Koalitionsgespräche, die kürzer und effizienter waren, als das,
was momentan gemacht wird, mit einem positiven Ergebnis. Aber auch damals haben wir die Diskussion
darüber geführt, ob wir 3 Milliarden, 2,5 Milliarden,
4 Milliarden dezentralisieren müssen.
Das halte ich für einen Unsinn, und das ist der
Grund, warum ich meine Grundposition hier doch noch
einmal dargelegt habe. Jawohl, selbstverständlich kann
ich mir Gespräche über die Aufgabendezentralisierungsfortschreibung oder -neubestimmung in unserer Stadt
vorstellen.
7. Sitzung / 3
Präsident Johann Hatzl: Herr Dr Tschirf, Sie haben
die 1. Zusatzfrage.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann, darf ich zunächst einmal auch die Kinder da oben begrüßen. Die
wollen ja natürlich auch in entsprechend schönen Schulen wohnen. (Heiterkeit.) Nicht wohnen, wohnen wäre ein
bisschen zu viel, aber sie wollen dort in den Unterricht
gehen. Bei manchen geht es ja fast schon in die Richtung, dass sie den ganzen Tag dort sind, aber ich glaube, in jedem Fall sollen die Schulen in einem besseren
Zustand sein.
Können Sie sich vorstellen, Herr Landeshauptmann,
dass es hier Schritte von Ihrer Seite gibt, dass man die
baufälligen Schulen einmal in den Zustand bringt, wie es
eigentlich im Jahre 2006 der Fall sein sollte? Ich könnte
Sie einladen, wenn Sie sich das beispielsweise in der
Kleistgasse anschauen, da muss man mit einem Helm
vorbeigehen, damit einem nicht irgendein Ziegelstein auf
den Schädel fällt. Ich glaube, wir haben alle ein Interesse
daran, dass die Kinder unter gesicherten Bedingungen in
die Schule gehen können. Das wollten wir ja auch, als
wir Kinder waren.
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Klubobmann, zunächst einmal einen herzlichen Dank für diesen konstruktiven Beitrag zur Diskussion über die Ganztagsschule. Ich sehe da eine weitere bedeutende Annäherung. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)
Mein Hinweis auf seinerzeit geführte konstruktive
Koalitionsgespräche waren offensichtlich so anregend,
dass die Konstruktivität sich hier gleich fortsetzt. Aber
das andere Thema, das Sie angeschnitten haben, ist
zweifelsohne ein ernstes. Ja, selbstverständlich, ich
habe wiederholt auch hier ein Bekenntnis dazu abgelegt,
dass unsere Schulen – die Pflichtschulen genauso wie
die Mittelschulen, und ich schließe hier auch die Universitäten mit ein – einfach aus dem 19. Jahrhundert in das
21. geführt werden müssen und dass es sowohl bei den
Inhalten als auch bei der Vermittlung als auch selbstverständlich bei der Ausstattung der Schulen – und ich bin
mir dessen bewusst, dass hier in Wien beim Pflichtschulbereich keine Ausrede auf irgendwelche anderen
Bereiche möglich ist – einen Nachholbedarf gibt.
Es ist auch dies der Grund, warum äußerst konstruktive Gespräche mit den Bezirksvorstehern geführt wurden, um hier in einer gemeinsamen Anstrengung der
Bezirke und der Stadt zu einer möglichst raschen Sanierung kommen zu können. Ich denke, dass diese Gespräche entweder jetzt schon abgeschlossen sind oder unmittelbar vor dem Abschluss stehen, sodass das auch
ordentlich angegangen werden kann und eine sichtbare
Verbesserung im Laufe des nächsten Jahres eintreten
kann.
Dass man nicht alles auf einmal machen kann, das
wissen wir auch, aber es muss der Weg deutlich erkennbar sein: Jawohl, wir wollen, dass unsere Kinder in ordentlich ausgestattete und aussehende Schulen gehen
können.
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Matiasek hat eine
weitere Zusatzfrage.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Es war ja auch im Zuge der Budgetdebatte klar ersichtlich, dass es – und das ist ja jetzt wieder angesprochen worden – zwischen eben diesen Aufgaben der
Dezentralisierung und den vorhandenen Budgets Spannungen gibt. Ich würde behaupten, dass die Aufgaben,
die den Bezirken gestellt werden, im Verhältnis zu den
Mitteln, die sie dafür zur Verfügung haben, nicht im richtigen Verhältnis sind. Und wenn wir jetzt zu den Schulen
kommen, so betrifft es ja nicht nur die baulichen Maßnahmen, die vielfach gesetzt werden mussten und noch
müssen, es ist sogar so, dass Mediationsprojekte, die
etwa zur Bewältigung von Gewaltsituationen an Schulen
erforderlich wären, den Bezirken zwar angeboten werden, dass diese aber dann, wenn sie die Bezirke für
notwendig halten, auch aus Bezirksmitteln berappt werden müssen. Es ist also sehr schwierig, gerade im
Schulbereich, der ein sehr wichtiger ist, den Aufgaben
nachzukommen.
Ich frage Sie jetzt, Herr Landeshauptmann: Welche
konkreten Schritte zur Entlastung der Bezirke können Sie
sich in absehbarer Zeit vorstellen?
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Frau Abgeordnete!
Ich habe schon gewusst, warum ich einleitend zur
Beantwortung der Frage darauf hingewiesen habe, was
das Prinzip der Dezentralisierung ist, und wiederhole es
daher auch noch einmal: Es ist die Aufgabenverteilung.
Die dazugehörigen Mittel, die es im Zentralbudget dafür
gegeben hat, folgen dann nach zur dezentralen Verwaltung.
Das ist das Grundprinzip, und daher geht es nicht um
die Frage der Entlastung der Bezirke in finanzieller Hinsicht, sondern es kann meiner Ansicht nach nur darum
gehen, dass wir in einer inhaltlichen Diskussion feststellen, was wir dezentralisieren wollen und was nicht. Da
haben wir vor geraumer Zeit Entscheidungen getroffen.
Wir haben diese Entscheidung von Zeit zu Zeit immer
wieder adaptiert.
Was ich hier anbiete, ist, dass wir einen nächsten
Schritt dieser Adaptierung setzen, indem wir überlegen,
was wir weiter dezentralisieren können, aber ebenso
evaluieren, was wir bisher dezentralisiert haben, und
darüber nachdenken, ob das nun – um die Formulierung
von vorhin zu verwenden – der Weisheit letzter Schluss
war. Und danach bestimmen sich dann auch die Mittel.
Ich denke, das ist eine ganz vernünftige und auch faire Vorgangsweise gegenüber den Bezirken, denn auch
jetzt schon gibt es natürlich, so wie es Diskussionen und
ein heftiges Ringen um den Finanzausgleich gibt, auch
die Diskussion und die Auseinandersetzung um die Zuteilung der Finanzen an die Bezirke. Das wird man nie
ausschließen können, das gehört dazu zu dem System,
aber im Prinzip können wir uns da darauf einigen, dass
dies eine faire Vorgangsweise ist. Aufgabenverteilung
und die dazugehörigen Mittel.
7. Sitzung / 4
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Jerusalem hat eine weitere Zusatzfrage.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Herr Landeshauptmann, ich befürchte, die Situation ist
eine Spur brisanter, als sie nach der bisherigen Diskussion zu sein scheint. Eine Aufgabe der Bezirke lautet ja
„Instandhaltung der Schulen". Also es geht um die Instandhaltung, teilweise sogar um Generalsanierungen,
wo auch nicht mehr ganz klar ist, wer zahlt. Jetzt gibt es
Bezirke, die müssen ungefähr 10 Prozent ihres Budgets
für die Instandhaltung aufwenden, andere 20 Prozent,
andere 30 Prozent, andere 40 Prozent, manche sind
schon bei 50 Prozent. Aus dem 18. Bezirk wissen wir,
dass allein im nächsten Jahr die Instandhaltung und
Sanierung von Schulen höher wäre als das gesamte
Bezirksbudget.
Na ja, so kann es ja nicht sein. Das heißt, da muss
man sich etwas überlegen und ein neues Finanzierungsmodell auf den Tisch legen. Da kann man nicht
mehr viele Jahre nachdenken und diskutieren, sondern
das ist aktuell, brisant und ganz, ganz dringend. Nachdem ich mir denke, dass Sie darüber auch schon viel
nachgedacht haben, bin ich mir ziemlich sicher, dass
bereits über ein neues Finanzierungsmodell, das den
Bezirken gerecht wird und die Schulen in der Senkrechten hält, nachgedacht wird und schon etwas auf dem
Tisch liegt.
Daher meine Frage: Wann wird ein neues Finanzierungsmodell für die Instandhaltung der Schulen, gemeinsam mit den Bezirken, auf den Tisch gelegt?
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Frau Abgeordnete!
Auch hier gilt dasselbe Prinzip, auf dem ich jetzt die
ganze Zeit herumreite. Seit geraumer Zeit ist die Aufgabe Schulerhaltung dezentralisiert. Wenn Sie hier aufzeigen, dass im Jahre 2006 oder 2007 Bezirke unterschiedlich viel Geld für die Schulerhaltung aufwenden müssen,
so hängt das natürlich auch mit der Geschichte zusammen.
Eines können Sie ganz sicher sein: Ich werde kein
Modell vorlegen, das jene bestraft, die in der Vergangenheit auf die Erhaltung der Schulen geschaut haben,
sie vielleicht der Straßenerhaltung vorgezogen haben,
und andere hier weniger getan haben. Das ist die Wahrheit, das ist schlicht und ergreifend die Wahrheit. Ich
mache keine Schuldzuweisungen an die Bezirke. Gar
nichts. Es ist so.
Daher geht es jetzt darum, wie wir Generalsanierungen tatsächlich lösen, wenn es hier zu umfassenderen
großen Renovierungen einzelner Schulen kommen muss
unter Erhaltung des Schulstandortes. Da sind allerdings
auch Diskussionen legitim, ob diese nicht allzu lange
dauern. Am Ende steht eine Entscheidung, und so hat
das dann auch stattzufinden. Daneben gibt es die ganz
normale Schulerhaltung, wie wir sie jedes Jahr auch
erleben können. Bei der Generalsanierung bin ich
selbstverständlich bereit – so wie wir das in der Vergangenheit auch schon getan haben, wo zusätzliche Mittel in
namhafter Höhe bereitgestellt wurden zur entsprechen-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
den großen Sanierung von Schulen –, darüber zu reden.
Was ich sicher nicht machen werde – das sage ich
jetzt auch gleich vorab –, ist, die Dezentralisierung so
aufzulösen, dass zwar die Mittel für die Schulerhaltung
den Bezirken gegeben werden, aber diese Erhaltung
dann nicht entsprechend stattfindet, sondern das lässt
man anstehen und dann soll das die Stadt Wien auch
noch zahlen. Das wäre ein völlig falsches Signal. Das
mache ich ganz sicher nicht.
Wie immer Diskussionen aber geführt werden, sie interessieren uns, sie interessieren möglicherweise auch
noch den einen oder anderen hier, die Schüler, die Eltern, die Lehrer draußen interessiert das nicht, sondern
die wollen, dass die Schulen entsprechend erhalten
werden. Unsere Aufgabe ist es nicht, jetzt achselzuckend
zu sagen, wir sind ausschließlich die Interessensvertreter
derer, sondern unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen,
dass diese berechtigten Interessen auch zufriedengestellt werden, aber unter Einhaltung von Regeln, die wir
uns selbst gegeben haben, und unter Einhaltung der
finanziellen Möglichkeiten, die es gibt. Das ist alles, was
ich im Prinzip dazu verlange.
Präsident Johann Hatzl: Letzte Zusatzfrage: Herr
Abg Dr Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Landeshauptmann, wir freuen
uns darüber, dass Sie offensichtlich auch der Ansicht
sind, dass 30 Prozent Ganztagsbetreuung in den Pflichtschulen zu wenig ist und dass hier mehr geschieht. Wir
erwarten uns, dass in diesem Schuljahr das noch vor
sich geht. Wir freuen uns weiters darüber, dass Sie für
eine Valorisierung sind.
In dem Zusammenhang meine Frage zur Valorisierung der Bezirksmittel. In den letzten Jahren wurden
diese Mittel nicht valorisiert. Wenn wir jetzt zu einer Valorisierung kommen, wird das auch für die letzten Jahre, in
denen die Valorisierung nicht vor sich gegangen ist,
nachträglich den Bezirken gegeben werden, damit sie
tatsächlich diese Aufgaben, die sie seit Jahren zu gleichen Beträgen, obwohl der Preisindex angestiegen ist,
zu leisten hatten und gut erfüllt haben, in entsprechender
Qualität erbringen können?
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Klubobmann!
Zunächst bedanke ich mich auch für dieses weitere
Kompliment, das Sie heute gemacht haben, denn Sie
wissen, dass, was das Angebot an Ganztagsbetreuung
in den Wiener Schulen betrifft, Wien hier weit vor allen
anderen Bundesländern liegt. Daher ist es wirklich sehr,
sehr befriedigend, dass wir uns auch wechselseitig diese
hohen Anerkennungen dazu aussprechen.
Was die Valorisierung betrifft, muss ich Sie schon darauf hinweisen: Valorisieren in welche Richtung? Denn in
den letzten Jahren hat sich ja auch das Wiener Landesbudget nicht valorisiert, wenn man das so sagen will,
sondern es ist letztlich in seinem Ausgabenrahmen, in
seinen Ausgaben entsprechend gleichgeblieben. (Abg
Christian Oxonitsch: Ihr wolltet die Budgetmittel dafür
kürzen!) Daher kann ich hier nur dazu sagen, die Be-
7. Sitzung / 5
zirksbudgets sind relativ dieselben und sind im Verhältnis
zum Gesamtbudget dieser Stadt natürlich nicht gesunken, sondern im Wesentlichen gleichgeblieben.
Aber ich sage noch einmal: Das ist für mich nicht
wirklich die wichtige Diskussion, die wichtige Diskussion
ist, dass wir uns der Mühe unterziehen und sagen: Was
wollen wir noch dezentralisiert haben und was ist unter
Umständen auch wieder zurückzunehmen nach einer
Evaluierung der Aufgaben, der Aufgabenerfüllung? Das
halte ich für vernünftig und das müssten wir machen.
Dann, glaube ich, kämen wir einen guten Schritt, einen
vernünftigen Schritt oder einen zufriedenstellenden
Schritt auch mit den Bezirken weiter.
Präsident Johann Hatzl: Die 2. Anfrage (FSP 05132-2006/0001 - KSP/LM) wurde von Frau Abg Schubert gestellt und ist an Herrn amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet. (Europa wächst zusammen. Die Centrope Region mit
rund 7 Millionen Einwohnern ist sicher eine der spannendsten in Europa. Grund ist ein gut funktionierendes
Netz des Personennahverkehrs. Gerade gute und preiswerte schienengebundene Verbindungen zu den Regionen unserer Partnerstädte Brünn, Bratislava, Sopron
uvm sind für das Land Wien von großer Bedeutung. Wie
beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung bei den ÖBB
hinsichtlich der Tarifgestaltung für den grenzüberschreitenden Verkehr zu unseren Nachbarn, in erster Linie
nach Brünn?)
Ich bitte um die Beantwortung.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Sehr geehrter
Herr Präsident! Frau Abgeordnete!
Zu dieser Frage ist anzumerken, dass die Österreichischen Bundesbahnen in den vergangenen Jahren das
so genannte Euregio-Ticket eingeführt haben, das in die
Städte in den Nachbarländern führt und das sehr günstige Konditionen bietet. Zum Beispiel nach Bratislava sind
die Konditionen so, dass man sowohl den Stadtverkehr
als auch die Hin- und Rückfahrt um 14 EUR erhält. In
Richtung Györ in Ungarn gibt es die Fahrt um 19 EUR
hin und retour. Also das sind Angebote, die sehr attraktiv
sind und die das Zusammenwachsen dieser zentraleuropäischen Region unterstützen, damit das eben nicht nur
mit dem Individualverkehr funktioniert, sondern sehr
stark mit dem öffentlichen Verkehrsmittel. Die Region hat
ja insgesamt 7 Millionen Einwohner und das Zusammenführen auch in der Benützung des öffentlichen Verkehrsmittels, der Bahn, ist hier sehr sinnvoll.
Die Tarife Richtung Brünn waren in den letzten Jahren auch in dieses Paket einbezogen. Durch die geplante
Erhöhung auf zusätzlich drei Schnellzugsverbindungen
zwischen Wien und Brünn haben die Österreichischen
Bundesbahnen ursprünglich geplant, das Euregio-Ticket
zurückzunehmen für diese Strecke und durch das Ticket
mit dem normalen Fernverkehrstarif zu ersetzen.
Wir haben heftigst dagegen protestiert, denn das Zusammenwachsen der Region ist eine der wichtigen Angelegenheiten, und es ist gelungen, dass dieses Paket
für Brünn in der Form auch weiterhin erhalten bleibt.
Dafür sind wir den Österreichischen Bundesbahnen
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dankbar. Allerdings werden wir auch weiterhin genau
beobachten, welche Tarifentwicklungen hier vorgesehen
sind und uns gelegentlich einmischen, wenn es darum
geht, das Zusammenwachsen der Region zu verbessern.
Präsident Johann Hatzl: Die 1. Zusatzfrage hat Abg
Mahdalik.
Abg Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Wenn man den Wirtschafts- und Lebensraum Wien –
Brünn – Preßburg – Sopron betrachtet, muss man die
gesamte Verkehrssituation, glaube ich, in Augenschein
nehmen und hierbei auch den Flugverkehr mit einbeziehen, der sich auch in diesem Raum wie im übrigen Europa und weltweit in den nächsten Jahren exorbitant steigern wird oder stetige Steigerungsraten verzeichnen
wird. Das Recht der Menschen auf eine halbwegs von
Fluglärm ungestörte Existenz wird ja auch niemand abstreiten und deswegen meine Frage an Sie:
Sind Sie grundsätzlich dafür, dass die Bundesländer
Wien, Niederösterreich und Burgenland die Diskussion
über einen zusätzlichen Flughafen östlich von
Schwechat aufnehmen?
Präsident Johann Hatzl: Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Na ja, „östlich
von Schwechat" ist ein großer Raum, das könnte man ja
bis Shanghai oder so erstrecken, aber ich denke, wenn
man in der Region selber bleibt, so geht es doch wohl
darum, dass es zwei Flughäfen gibt. Der eine ist in
Schwechat mit hervorragenden internationalen Verbindungen, und der zweite ist Bratislava, wo Sie wissen,
dass sich der Flughafen Wien bemüht hat, diesen zu
erwerben, was für beide Städte von Vorteil gewesen
wäre. Das ist leider bisher noch nicht gelungen, ich bin
aber zuversichtlich, dass das noch zu schaffen ist. Damit
wäre die Ausstattung dieser Region mit Flughäfen wohl
ausreichend.
Präsident Johann Hatzl: 2. Zusatzfrage: Herr Abg
Chorherr.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Lassen Sie mich durchaus auch vor dem Hintergrund
der interessanten Phase, in der auf Bundesebene Verkehrsinfrastruktur verhandelt wird, noch einmal die Prioritäten Wiens im Schienenausbau Großraum Bratislava
festmachen. Denn es ist ja durchaus einfacher, sozusagen gegenüber einer Bundesregierung, gegenüber der
sich Wien in Opposition empfindet, Forderungen zu
stellen oder in einigen Wochen Forderungen zu stellen,
wo dann, wenn das Koalitionsübereinkommen veröffentlicht wird, diese Prioritäten sichtbar werden.
Da gibt es ja heftigste Meinungsauseinandersetzungen auf den verschiedensten Ebenen. Verbal sind sich
alle einig, es gehört ausgebaut. Ich glaube, die Diskussion „lieber reich und gesund als arm und krank" können
wir uns sparen. Die Frage ist, in welchem Zeitrahmen
sollen welche Schienenverkehrsstränge verstärkt werden? Was ist da die Position Wiens? Was ist da Ihre
Position? Wie fließt die jetzt ein in die Diskussion? Was
können wir erwarten? Den Marchegger Ast? Eine Lö-
7. Sitzung / 6
sung im Süden mit der Einbindung des Flughafens? Und
wenn Sie es sogar schafften, ein paar Zeiträume der
Fertigstellung hinzuzufügen, wäre ich unendlich dankbar.
Präsident Johann Hatzl: Herr Stadtrat, Sie können es
sich aussuchen, aus fünf Fragen eine zu beantworten,
denn alle fünf werden wahrscheinlich nicht möglich sein.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Danke, Herr
Präsident.
Ich werde versuchen, mir auch eine Reihung vorzunehmen, so wie wir auch eine Dringlichkeitsreihung bei
den Eisenbahnprojekten benötigen werden. Es gibt bei
dem Generalverkehrsplan, den die jetzt auslaufende
Bundesregierung seinerzeit mit großem Trara verabschiedet hat, doch sehr große Lücken, nämlich gerade
beim Eisenbahnverkehr die Lücke der Finanzierung. Hier
waren diese so genannten 1a-Projekte nur finanziert für
einen Ausbau bis zum Jahr 2006, also inklusive dem
heurigen Jahr. Danach war über die Finanzierung nichts
ausgesagt, was den Staatssekretär dieser Bundesregierung dazu veranlasst hat, gemeinsam mit dem ÖBBGeneraldirektor festzustellen, dass der Generalverkehrsplan das Papier nicht wert ist, auf dem er geschrieben
ist. Diese Meinung teile ich. Es ist eine reine Auflistung
von Ausbauvorhaben, die keinerlei Prioritätenreihung,
geschweige denn eine Bewertung und Optimierung des
Ausbauplanes beinhaltet.
Wenn man jetzt berücksichtigt, dass die Region Wien
eine ist, in der die überwiegende Wirtschaftskraft Österreichs besteht und das größte Regionalprodukt überhaupt produziert wird, dass das eine der reichsten Regionen in der Europäischen Union ist und auch der Aufholprozess gerade von Bratislava enorm ist – die liegen
mittlerweile als Region auch über dem europäischen
Durchschnitt, was die Wirtschaftskraft betrifft –, so sieht
man, welches Potenzial hier besteht. Es sind sich Industrie, Wirtschaftskammer wie auch die Vertreter der Arbeitnehmerseite genauso klar, dass es notwendig ist,
das auszubauen.
Einer der wesentlichen Schritte ist getan, nämlich
dass die Verbindung Wien – Bratislava zu einem Bestandteil der priorisierten TEN-Projekte auf europäischer
Ebene gemacht wurde. Der dafür eingesetzte Koordinator auf europäischer Ebene für diesen TEN-17-Korridor,
der ehemalige ungarische Kommissar Tálász, hat sich
sehr intensiv damit beschäftigt und hat festgestellt, dass
gerade dieser Abschnitt Wien – Bratislava auf dem TEN17-Korridor von Paris bis Bratislava zu den Projekten
zählt, die besonders hoch und intensiv auch aus europäischen Mitteln gefördert werden sollen, nämlich über den
normalen Satz, der für TEN-Projekte geleistet wird. Dafür
hat er aber der Republik Österreich die Aufgabe übertragen, zu entscheiden, welche Trasse die für das gesamteuropäische Netz wesentliche ist.
Die drei Projekte, die dafür in Frage kommen: Die
Verbesserung des Marchegger Astes und Brückenlösung
über die March, das zweite Projekt ist die S7-Variante,
also die Hainburgerbahn, und die dritte Variante die
Götzendorfer Schleife, Verbindung Ostbahn – Flughafen.
Die Variante der Preßburgerbahn fällt dafür aus, weil
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die einfach ein Nahverkehrsmittel ist und dafür auch
genutzt werden soll, sodass die beiden Verbindungen im
Norden oder im Süden in Frage kommen. Wenn man
hier die Möglichkeiten sieht, die sich mit dem neuen
Zentralbahnhof bieten, so ist die Einbindung des Flughafens und die Götzendorfer Schleife das zu priorisierende
Projekt für den Standort Wien.
Das zweite Projekt ist von den Ausbaumaßnahmen
wesentlich einfacher, die Trassierung ist wesentlich
einfacher und kostengünstiger, und die Wirksamkeit ist
dort auch schneller mit Zwischenlösungen erreichbar.
Daher eine klare Prioritätenreihung seitens Wien für die
Trasse über den Flughafen, und als zweite Ausbauvariante, als zweite ergänzende Ausbaustrecke, jene über
den Marchegger Ast. Dabei sind beim Ausbau des Marchegger Astes verschiedene Untervarianten denkbar,
aber das würde zu weit führen, dann hätte ich wahrscheinlich noch ein paar zusätzliche Fragen von Ihnen
benötigt, um das darzustellen.
Zeitplan dazu: Ich gehe davon aus, dass man endlich
einmal im Rahmen der neuen Regierungstätigkeit zu
einer ordentlichen Dringlichkeitsreihung und auch zu
einer Optimierung der Bahnprojekte kommt, und manche
Projekte, die vielleicht interessant sind, aber nicht finanzierbar, nach hinten reiht. Dann wären die Projekte in der
Ostregion jedenfalls die zu priorisierenden.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Gerstl, Ihre Zusatzfrage.
Abg Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich versuche anzusetzen, wo Kollege Chorherr begonnen hat. Und da Sie ja nicht die Möglichkeit haben,
fünf Fragen gleichzeitig zu beantworten, ersuche ich Sie,
eine Frage vielleicht noch wegen ihrer Dringlichkeit auch
beim Schienennetzausbau etwas vorzuziehen. Wir haben in zwei Jahren die EURO 2008, und da gibt es den
Vorschlag vom Chef der Porr AG, den Sie ziemlich sicher kennen, in dieser Zeit auch einen CAT von Wien
nach Bratislava zu ertüchtigen, damit wir auch eine regelmäßige Verbindung zwischen Wien und Bratislava
haben können.
Können Sie sich vorstellen, einen solchen Vorschlag
auch im Hinblick auf eine kommende Bundesregierung
zu unterstützen und damit sozusagen noch schneller
eine raschere Verbindung zwischen Wien und Bratislava
zu ermöglichen?
Präsident Johann Hatzl: Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Herr Abgeordneter!
Wenn man sich die Vorschläge, die es zur Verbesserung der Anbindung von Wien und Bratislava gibt, vor
Augen hält, so ist der CAT ein besonders wichtiges Projekt für die Anbindung des Wiener Flughafens nach Wien
herein. Er wird dann besonders spannend, wenn er auf
einer neu gebauten Strecke direkt bis Bratislava fahren
kann. Die Stationen dazwischen sind für den CAT genauso uninteressant wie die Stationen, die zwischen
Wien-Mitte und dem Flughafen liegen. Daher ist die
Götzendorfer Schleife, die Anbindung an die Ostbahn
7. Sitzung / 7
und dann hinein über Kittsee nach Petrschalka das besonders wichtige Stück. Die Verbindung über Hainburg
kann dann nur eine wenig attraktive Ergänzung sein. Die
Strecke der Hainburgerbahn, der früheren Preßburgerbahn, hat dort die Hauptfunktion, wo es darum geht,
den Nahverkehr – so wie die Badner Bahn – aufzunehmen, und da ist sie auch bestens geeignet, weil sie ja
mitten durch das Siedlungsgebiet führt und daher auch
von der Trassierung her eher langsam ist, aber die
Wohngebiete erreicht.
Daher ist hier das spannende Projekt, das von der
Industriellenvereinigung erarbeitet wurde, diese Hainburgerbahn in einem PPP-Modell zu ertüchtigen, auszubauen und die letzte Verbindung Richtung Bratislava wieder
herzustellen.
Dieses
Projekt
ist
beziffert
mit
60 Millionen EUR und würde sich über ein PPP-Modell
auch finanzieren lassen. Damit wäre man auch aus der
Notwendigkeit heraußen, hier öffentliche Mittel in Anspruch nehmen zu müssen, und hätte trotzdem das, was
in der Region notwendig ist, nämlich eine bessere Verbindung für die Pendlerinnen und Pendler.
Also ich denke, dass wir die Verbesserung des CAT
eher auf der Fernstrecke versuchen sollten und nicht auf
der Nahverkehrsstrecke.
Präsident Johann Hatzl: Auf die 4. Zusatzfrage wurde verzichtet.
Wir kommen daher zur 3. Anfrage (FSP - 051372006/0001 - KFP/LM). Sie wurde von Herrn Abg Harald
Stefan gestellt und ist an den Herrn Landeshauptmann
gerichtet. (Michal Polak wurde bezichtigt, für eine unzulässige Staatsbürgerschaftsverleihung an Konstantin
Makarenko interveniert zu haben. Wie ist in diesem Zusammenhang der Stand der rechtlichen Verfahren gegen
ihn?)
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Sie wissen natürlich als Jurist, dass Sie mir hier eine
Frage stellen, die in ihrer Auskunft auf personenbezogene Daten abstellt und daher an sich nach dem Datenschutz von mir nicht beantwortbar wäre, aber ich habe
die entsprechende Zustimmung des Betroffenen eingeholt und darf Sie daher über zwei wesentliche Punkte
informieren.
Erstens: Mit Schreiben der Staatsanwaltschaft vom
27.7.2006 wurde die Stadt Wien benachrichtigt, dass die
Staatsanwaltschaft gemäß § 90 Abs 1 Strafprozessordnung die gegen Herrn Ing Michal Polak wegen Amtsmissbrauches erstattete Anzeige zurückgelegt hat beziehungsweise das eingeleitete Verfahren eingestellt hat.
Die entsprechenden Untersuchungen im Hinblick auf
ein Disziplinarverfahren wurden seitens der Disziplinarbehörde einer Überprüfung unterzogen, und es wurde
festgestellt, dass die Vorwürfe verjährt waren beziehungsweise keine für die Durchführung eines Disziplinarverfahrens ausreichenden Anhaltspunkte ergeben
haben. Nichtsdestotrotz wurde sein Aufgabenbereich in
meinem Büro geändert.
Präsident Johann Hatzl: Die 1. Zusatzfrage: Herr Abg
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Stefan.
Abg Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Herr Bürgermeister, für die Auskunft. Wir
haben aus den Medien jetzt erfahren können, dass die
Staatsbürgerschaft für Herrn Makarenko wieder entzogen wurde. Also es wurde offenbar festgestellt, dass das
Verfahren nicht ordnungsgemäß abgeführt wurde, und
dabei wurde insbesondere festgestellt, dass gefälschte
Urkunden vorgelegt wurden, etwas, was wir bereits in
den Diskussionen hier angenommen haben, weil diese
Urkunden so absurd waren.
Meine Frage: Hat sich jetzt im System hier im Rathaus grundlegend etwas geändert, dass Alarmglocken
läuten, wenn beispielsweise eine Zurücklegung einer
russischen Staatsbürgerschaft innerhalb von drei, vier
Tagen erfolgt, für die üblicherweise vier bis fünf Monate
erforderlich sind?
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Abgeordneter, auch
ich habe diese Information den Medien entnommen und
sehe das emotionslos. Es handelt sich hier um ein Verfahren, das seinen Rechtsweg zu gehen hat, wie das bei
uns so üblich ist, aber ich bin ganz sicher, dass sich im
Rahmen der Verfahren bei der Verleihung von Staatsbürgerschaften durchaus auch aus dieser Erkenntnis,
wie aus jeder anderen Erkenntnis, eine entsprechende
Sensibilität ergeben wird.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Korun hat eine
Zusatzfrage.
Abg Mag Alev Korun (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann!
Inzwischen wurde Herrn Makarenko, wie schon vorhin gesagt wurde, die österreichische Staatsbürgerschaft
wieder aberkannt. Wegen der Verschärfung des Staatsbürgerschaftsgesetzes letztes Jahr gibt es bei anderen
Einbürgerungen große Probleme, und wir wissen inzwischen von Statistik Austria, dass auch in Wien die Einbürgerungen im Zeitraum Jänner bis September 2006
ziemlich massiv zurückgegangen sind, über 30 Prozent.
Können Sie uns sagen, ob in diesem Zeitraum auch
die Zahl der Antragstellungen für den Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft zurückgegangen sind? Und
wenn ja, in welcher Höhe? Danke.
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Frau Abgeordnete!
Ich kann zwar den Zusammenhang Ihrer Frage mit
der ursprünglichen Frage nur mühevoll erkennen, aber
doch, und kann Ihnen diese Zahlen nur nachliefern. Ich
weiß sie nicht auswendig.
Aber ich darf Ihnen jetzt schon versichern, dass sich
die Stadt Wien nicht im rechtsfreien Raum befindet.
Denn selbstverständlich haben wir – ob uns dieses Gesetz nun gefällt oder nicht – die Gesetze jedenfalls einzuhalten, die beschlossen sind. Und vor der Situation
stehen wir mit Sicherheit jetzt schon. Aber ich liefere
Ihnen diese Zahlen gerne nach.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Ulm hat eine Zusatzfrage.– Er verzichtet.
Dann sind wir bei der nächsten Zusatzfrage. Die hat
7. Sitzung / 8
Abg Stefan.
Abg Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sie haben jetzt festgestellt, dass Sie für die Zukunft aus dem Fall gelernt haben. Das ist natürlich sehr
erfreulich und das ist ja das, worauf wir hoffen. Aber in
dem Fall, in dem, wie wir eben gehört haben, die Staatsbürgerschaft Makarenko wieder entzogen wurde, hat es
offenbar exemplarisch zumindest einen Fall gegeben,
der mit gefälschten Dokumenten abgelaufen ist.
Haben Sie, zumindest stichprobenartig, eine Untersuchung der Staatsbürgerschaftsverleihungen der vergangenen Jahre durchgeführt, um festzustellen, wo
Dokumente möglicherweise problematisch oder wo Zeitabläufe ungewöhnlich waren? Hat es so eine Untersuchung in Ihrem Bereich gegeben, da man jetzt diesen
einen Fall, der ja dankenswerterweiser durch uns auch
aufgedeckt wurde, kennt?
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Zunächst einmal will ich
niemand des Federls berauben, teile es aber auch keinem zu, wer diesen Fall entsprechend aufgedeckt hat.
Bedauerlicherweise gab es diesen Fall, was – das sage
ich jetzt dazu – nicht passieren soll, aber passieren kann
angesichts einer relativ umfangreichen Verleihung von
Staatsbürgerschaften in den letzten zehn Jahren. Es
wurde, wie von mir in der Beantwortung der Dringlichen
Anfrage angekündigt, eine stichprobenartige Überprüfung durchgeführt. Diese stichprobenartige Überprüfung
hat keinen Anhaltspunkt ergeben, dass es hier zu einem
ähnlich gelagerten Fall gekommen wäre.
Nichtsdestotrotz im Sinne der neuen Sensibilität wird
auch da die Kooperation mit der Fremdenpolizei eine
intensivere sein, damit es eben nicht passiert. Denn
passieren soll das nicht. Niemand von uns ist besonders
amüsiert, wenn wir ein Verfahren anstrengen müssen,
das zur Aufhebung einer Staatsbürgerschaft führt. Also
wir wollen solche Situationen auch in Einzelfällen vermeiden.
Präsident Johann Hatzl: Wir kommen zur 4. Anfrage
(FSP - 05136-2006/0001 - KGR/LM). Sie ist von Frau
Abg Susanne Jerusalem gestellt und ebenfalls an den
Herrn Landeshauptmann gerichtet. (Wann wird Wien
nach dem Vorbild Niederösterreichs die KlassenschülerInnen-Höchstzahl an den Pflichtschulen auf 25 senken?)
Ich bitte um die Beantwortung.
Lhptm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau Abgeordnete!
Wiederum im Sinne des eingangs erwähnten Satzes,
nämlich ständige Wiederholung sichert den Unterrichtsertrag – aber heute habe ich nicht nur ständige Wiederholungen zu bieten –, möchte ich nur einleitend darstellen, dass die für einzelne Pflichtschularten gesetzlich
vorgesehene Klassenschülerhöchstzahl von 30 eine
Maximalzahl darstellt, die schon im abgelaufenen Schuljahr deutlich unterschritten wurde. Es beträgt in Wien
die durchschnittliche Klassengröße in Volksschulen
23,9 Schülerinnen und Schüler pro Klasse und in Hauptschulen 25,1 Schülerinnen und Schüler pro Klasse. Wir
sind bemüht – daran darf ich immer wieder erinnern –,
Landtag, 18. WP
23. November 2006
dass wir die Klassenschülermittelwerte so niedrig wie
möglich halten.
Auf Grund der nicht bedarfsgerechten Berücksichtigung von Bereichen wie zum Beispiel sonderpädagogischer Förderbedarf und Tagesbetreuung in den vom
Bund genehmigten Stellenplänen müssen derzeit zugegebenermaßen an manchen Pflichtschulstandorten Klassen mit zwischen 25 und 30 SchülerInnen gebildet werden. Es wird daher notwendig sein, in dieser Argumentation fortzufahren, egal, wie immer sich die Regierung
zusammensetzt, dass bei einer generellen Senkung der
KlassenschülerInnenhöchstzahl an den Pflichtschulen
und an den Sonderschulen eine zusätzliche Personalanforderung notwendig sein wird. Also wir brauchen hier
zweifelsohne zusätzliche Lehrer.
Ich kann Ihnen daher – das werden Sie ohnehin
schon wissen – ankündigen, dass die Sozialdemokratische Fraktion im Wiener Landtag einen Initiativantrag
einbringt, in dem die KlassenschülerInnenhöchstzahl im
Wiener Schulgesetz für Volks- und Hauptschulen sowie
Polytechnischen Schulen aufsteigend nach dem Schuljahr 2007/2008 von 30 auf 25 abgesenkt wird.
Ich hoffe, dass die Gespräche in der Folge auch noch
dazu beitragen, dass wir dies auch in entsprechender
Einhelligkeit hier beschließen können. Ich hoffe, dass
auch im Nationalrat ehebaldigst die einschlägigen schulrechtlichen Bestimmungen in diesem Sinne geändert
werden und die erforderlichen Lehrplanstellen auch zur
Verfügung gestellt werden. (Beifall bei der SPÖ und von
Abg Susanne Jerusalem.)
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Jerusalem, bitte.
Abg Susanne Jerusalem: Danke. Keine Zusatzfrage.
Präsident Johann Hatzl: Es wird keine Zusatzfrage
gewünscht.
Herr Abg Dr Aigner.
Abg Dkfm Dr Fritz Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Wir freuen uns über diese Ankündigung, denn ich wollte eigentlich meine Frage damit einleiten, dass Wien nicht in der Poleposition ist, weil schon
drei Bundesländer, nämlich Niederösterreich, Steiermark
und Vorarlberg, diese Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen angekündigt haben und durchführen werden.
In dem Zusammenhang aber doch eine Frage: Die
Schüler müssen auch in entsprechenden Gebäuden
sitzen. Auch von der Zahl der Klassen wird man einen
Bedarf haben. Wie stehen Sie jetzt zu den Plänen, einzelne Schulstandorte und Schulgebäude zu schließen?
Halten Sie es nicht auch für sinnvoller, zuerst einmal die
Entwicklung der Klassenzahlen abzuwarten und erst
dann über Schulschließungen zu befinden?
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Herr Abgeordneter, ich habe mich schon intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, warum mein Freund Erwin Pröll in Wien seine
Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen plakatiert. Ich
habe mich das die ganze Zeit schon gefragt, jetzt verstehe ich es langsam. Damit zumindest einige von uns das
tatsächlich auch glauben. Mir soll es im Prinzip Recht
7. Sitzung / 9
sein, einen anderen Grund sehe ich nicht, denn normalerweise plakatiert man in seinem eigenen Bundesland.
Selbst wenn man berücksichtigt, dass wir sehr viele
Pendler haben, weil sehr viele Niederösterreicher hier
einen Arbeitsplatz finden und nach Wien kommen, ist
das noch immer keine ausreichende Begründung. Es ist
dies wahrscheinlich der einzige Grund.
Ich darf Sie davon informieren, dass das in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich gesehen
wird. Jawohl, Niederösterreich hat das in der Tat auch
angekündigt, desgleichen Vorarlberg. In der Steiermark
wurde ein sehr viel differenzierterer Beschluss gefasst,
der auf Grund einer etwas längerfristigen und vom Bund
abhängigen Entscheidung gemacht wurde. Aber alle
Bundesländer sind sich darüber einig, dass diese Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen, wie sie in einem
allgemeinen Prinzip auch im Nationalrat entsprechend
beschlossen wurde, nach sich zieht, dass man entsprechende zusätzliche Lehrerressourcen in den Pflichtschulbereichen in den Ländern brauchen wird.
Selbstverständlich braucht es dazu auch Klassen,
denn ich gehe nicht davon aus, dass der Unterricht mit
weniger SchülerInnen und mehr Lehrpersonal dann im
Park stattfinden wird. Also selbstverständlich werden wir
darauf achten, dass auch diese Klassen vorhanden sind,
was möglicherweise die eine oder andere vorgesehene
Schließung eines Schulstandortes wieder in Frage stellt.
Aber es ist natürlich klar, dass man solchen Entscheidungen in allen Facetten Rechnung tragen muss.
Präsident Johann Hatzl: Eine weitere Zusatzfrage:
Herr Abg Jung.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Landeshauptmann!
Von Ihrer letzten Anfragebeantwortung erinnere ich
mich, dass Sie darauf hingewiesen haben, dass manche
Schulklassen mit wesentlich höheren Schülerzahlen
eröffnet wurden Ich finde es trotzdem erfreulich, dass wir
jetzt auf diese 25 hinuntergehen.
Meine Frage ist die: Nach einer Aussendung der
SPÖ-Oberösterreich wird dort ein Antrag eingebracht,
dass der Dienstpostenplan bereits für 2007 entsprechend angepasst wird. Wird das für Wien auch gelten?
Präsident Johann Hatzl: Herr Landeshauptmann.
Lhptm Dr Michael Häupl: Wir haben uns an sich zwischen den Bundesländern darauf geeignet, dass dies
wirksam werden soll mit dem Schuljahr 2007/2008. Ich
bin ohnehin der Auffassung, dass, je früher Stellenpläne
beschlossen werden, desto vernünftiger, weil die Planung natürlich auch eine vernünftigere sein kann. Ich bin
wahrscheinlich im Detail gesehen so wenig Schulorganisationsexperte wie Sie, und wir wollen das den Experten
überlassen.
Präsident Johann Hatzl: Danke. - Frau Abg Jerusalem hätte noch eine Zusatzfrage, verzichtet aber. Damit
ist die 4. Frage abgeschlossen.
Die 5. Anfrage (FSP - 05133-2006/0001 - KVP/LM)
wird von Frau Abg Anger-Koch gestellt und ist an Frau
amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Bildung,
Jugend, Information und Sport gerichtet. (Im Zusam-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
menhang mit der Novellierung des Wiener Jugendwohlfahrtsgesetzes ist von Seiten der Personalvertretung und
der Arbeiterkammer Wien scharfe Kritik geübt worden,
dass die Ausbildungsstandards für das Personal herunter nivelliert werden. Was wird Ihrerseits unternommen,
um diesem Vorwurf - dem wir uns inhaltlich anschließen entgegenzutreten?)
Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin, ich bitte um
die Beantwortung.
LhptmStin Grete Laska: Sehr geehrte Frau Landtagsabgeordnete!
Sie haben mich zum Jugendwohlfahrtsgesetz und zur
Kritik der Personalvertretung und der Arbeiterkammer
gefragt im Zusammenhang mit den Ausbildungsstandards für das Personal mit dem beachtlichen Begriff
„herunter nivelliert" und haben mich gefragt, was ich
unternommen haben, um diesen Vorwurf, dem Sie sich
inhaltlich anschließen, entgegenzutreten.
Wenn Sie aufmerksam die Entstehungsgeschichte
dieser Novelle, die wir heute noch behandeln werden,
verfolgt haben, dann werden Sie wissen – das liegt dem
Akt auch bei –, dass, so wie bei jedem Gesetzeswerk, es
zuerst einmal einen Entwurf gibt, dass dieser Entwurf in
die Begutachtung geht, dass viele, viele Einrichtungen
und Stellen die Möglichkeit haben, dazu Stellung zu
nehmen und ihre Stellungnahme auch kundzutun, und
dass zwischen dem Entwurf und dem Text, der heute zur
Beschlussfassung vorliegt, auch ein gravierender Unterschied besteht.
Die Kritik der Personalvertretung und der Arbeiterkammer hat sich gegen die alte Fassung gerichtet. Auf
Grund der Einwände im Begutachtungsverfahren wurden
die Bestimmungen im § 6 über die Voraussetzungen für
das Personal in der öffentlichen Jugendwohlfahrt nochmals überarbeitet. Das findet sich im Akt wieder.
Im vorliegenden Entwurf werden die Anforderungen
für das Personal sehr detailliert geregelt und vor allem –
und das ist mir sehr wichtig – die Ausbildungsstandards
festgelegt. Ich darf vielleicht darauf hinweisen, dass jetzt
auf die Schaffung von neuen Ausbildungsformen, die wir
im Sozialbereich schon haben, eingegangen wird mit der
Fachhochschule und dass natürlich damit auch die Anpassungen erforderlich waren.
Daher ist es vollkommen klar, dass über das hinaus,
was bisher an detaillierten Aufzählungen über die geforderten Schulausbildungen da war, nun sichergestellt
wird, dass es auch Chancen für Absolventinnen und
Absolventen gibt, die in anderen Bundesländern ihren
Abschluss gemacht haben und dass die nicht diskriminiert werden einerseits und andererseits – was natürlich
ganz, ganz wichtig ist –, dass es in dieser neuen Regelung auch die Möglichkeit für SozialpädagogInnen gibt,
mit festgelegten Regelungen Zusatzausbildungen zu
machen, um Qualifikationen zu erreichen. Das ist mir
ganz besonders wichtig, so lange wir nicht dem Ziel
näher kommen, gerade im pädagogischen Bereich, aber
durchaus auch im Bereich der Sozialarbeit zu gemeinsamen Ausbildungsformen zu kommen, die modulartig
aufgebaut sind mit einem Block der gemeinsamen
7. Sitzung / 10
Grundausbildung und dann mit Modulen für zusätzliche
Fachqualifikationen, die aber auch Übergänge erleichtern für Menschen, die im Laufe ihres Berufslebens aus
einem bestimmten Bereich ausscheiden wollen und in
einen anderen einsteigen wollen, ohne dass sie von
unten beginnend mit einer neuen Ausbildung zu starten
haben.
Zu der Diskussion möchte ich allerdings schon auch
anmerken, dass ich ein bisschen verwundert war über
die Kritik einer Personalvertretung einer Berufsgruppe,
die sich besonders intensiv mit einer anderen Ausbildung
beschäftigt hat, die ebenfalls eine qualifizierte Ausbildung ist und damit auch für die Absolventinnen und
Absolventen eine Berufschance eröffnen soll. Hier wird
sehr engstirnig berufsgruppenorientiert gedacht und nicht
im Sinne dessen, was wir eigentlich brauchen und wollen, nämlich im Sinne jener Betroffenen, für die das Personal eigentlich da sein sollte.
In dem Sinne denke ich mir: Die Kritik ist berücksichtigt worden, es ist der Entwurf, der heute zur Beschlussfassung vorliegt, einer, der genau auf diese Kritik auch
eingegangen ist und der, wie ich meine – sonst würde
ich den Antrag so heute nicht zur Beschlussfassung
vorlegen –, einer ist, der uns eine gute Grundlage für die
zukünftige Arbeit der Jugendwohlfahrt bietet.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Anger-Koch, bitte.
Abg Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Glauben Sie, dass die Schulmediation,
diese Form der schulbegleitenden Unterstützung, die
geeignet ist, die Konflikte in den Schulen zu entschärfen,
in Wien ausbaufähig ist?
Präsident Johann Hatzl: Frau LandeshauptmannStellvertreterin.
LhptmStin Grete Laska: Ich gehe mit all jenen konform – und wir haben ja zur Zeit wieder eine aktuelle
Diskussion über ein besonders wichtiges Thema, nämlich über den Zusammenhang von Jugend und Gewalt –,
und alle ExpertInnen, die zur Zeit Stellung nehmen zu
diesem Thema, verbunden oder ausgelöst durch dramatische Vorfälle, sind einer Meinung, dass es hier zwei
Dinge zu beachten gibt: Erstens, dass man sinnvollerweise keine Anlasspolitik machen soll, das heißt, für
einen bestimmten Vorfall einen Schuldigen zu definieren,
in dem Fall ein Videospiel, und der Meinung zu sein,
wenn man dieses mit einem Verbot belegt, ein Gesamtproblem gelöst zu haben. Alle Experten und Expertinnen
aus der Entwicklungspsychologie, aus der Psychiatrie
und Ähnlichem sind einer Meinung, dass es hier gilt, die
Gesamtprobleme in Angriff zu nehmen und dass vor
allem der Zusammenhang von mehreren Faktoren –
nämlich Isolation und Ausgeschlossenheit aus der Gesellschaft, Problemlösen nur mit sich selbst und nicht mit
anderen beziehungsweise das Gefühl, gesellschaftlich
versagt zu haben und damit nach anderen Konfliktlösungsmodellen suchen zu müssen, kombiniert dann mit
Verstärkern wie es sowohl Medien, Filme und natürlich
auch Videospiele und Ähnliches sein können; Waffenbesitz, um noch etwas Zusätzliches hinzuzunehmen – in
Wirklichkeit die Mixtur ist, aus der dann Extremsituatio-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
nen entstehen.
Ein weiterer Punkt der Expertenmeinung ist, dass gerade im Bereich von Jugendlichen eine sehr wichtige
Maßnahme das Einsetzen von so genannten Peargroups
und Mediation auch unter den Betroffenen ist. Wichtig ist
daher auch die Ausbildung von Jugendlichen im Bereich
von Mediation, im Bereich von Peargroups, weil gerade
das Miteinander und auch die Glaubwürdigkeit leichter in
altersadäquaten Gruppen als im Verhältnis Erwachsener
– Jugendlicher zu finden ist.
Ich glaube daher, dass wir auch in diesem Feld, zu
dem Sie Ihre Frage gestellt haben, die unterschiedlichsten Lösungsansätze suchen und finden müssen. Wir
haben hier gute Modelle in den Wiener Schulen, sowohl
in den Pflichtschulen als auch vor allem im Bereich der
Sekundarstufe zwei. Daher glaube ich, dass wir dort
ansetzen sollten, dort weitermachen sollten und mit einer
gemeinsamen Kraftanstrengung aller in diesem Feld
Beteiligten, sowohl der Eltern als auch der Schülerinnen
und Schüler als auch aller im außerschulischen Jugendbereich Tätigen und vor allem auch, so wie es jetzt gestartet wurde, in einem noch engeren Zusammenhang
mit Schulpsychologen, Ärzten, aber auch der Polizei
Wege zu gehen, damit letztendlich ein gesellschaftliches
Problem, das da ist, nämlich Gewalt als Konfliktlösungsmittel zu sehen, vielleicht nach und nach entspannt werden kann.
Präsident Johann Hatzl: Herr Abg Gudenus.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeister!
Ich habe eine Verständnisfrage bezüglich der Auslegung des Jugendwohlfahrtsgesetzes, nämlich bezüglich
der Begriffe Pflegeeltern und Pflegepersonen, vor allem
vor dem Hintergrund der Tatsache, dass homosexuelle
Paare Kinder in Obsorge – der Begriff ist veraltet, ich
weiß – nehmen können. Worunter werden die subsumiert? Unter den Begriff Pflegepersonen oder unter den
Begriff Pflegeeltern? Ich gehe davon aus, dass Pflegepersonen Einzelpersonen sind, während Eltern laut Definition die direkten Vorfahren einer Person sind und Vater
und Mutter zusammen Eltern darstellen, das heißt, dass
Pflegeeltern dieser Situation nahekommende Eltern sind.
Also unter welchen Begriff werden diese homosexuellen
Pflegeeltern subsumiert?
Präsident Johann Hatzl: Frau Stadträtin.
LhptmStin Grete Laska: Der Begriff Pflegepersonen
ist vor allem deshalb gewählt, weil, wie Sie es ja schon
richtig analysiert haben, da ein Unterschied besteht. Da
gibt es Pflegepersonen, die Kinder für einen bestimmten
Zeitraum übernehmen, aber nicht deren Obsorge übernehmen. Die Obsorge hat in dem Fall, vom Gericht zugesprochen, der öffentliche Jugendwohlfahrtsträger, das
ist der große Unterschied zwischen den verschiedenen
Möglichkeiten, in welchen Formen Kinder, die in ihren
Ursprungsfamilien oder von ihren Ursprungsmüttern und
-vätern nicht betreut werden können, ihr Leben weiter
aufbauen können. Da gibt es weiters die Form der Adoption, über die wir gestern schon gesprochen haben. Hier
ist vom Bundesgesetz her eindeutig definiert, wie vorzu-
7. Sitzung / 11
gehen ist. Und auf der anderen Seite gibt es in unserem
System der Jugendwohlfahrt einerseits die Krisenzentren, die abklären in bestimmten Situationen, wie Kinder
weiter betreut werden sollen. Dazu muss es die gerichtliche Abklärung geben, ob die Obsorge bei den leiblichen
Eltern, Vater, Mutter bleibt oder nicht oder jemandem
anderen übertragen wird, oder ob der öffentliche Jugendwohlfahrtsträger die Obsorge zu übernehmen hat.
Und dann gibt es die Möglichkeit der unterschiedlichen Unterbringungsformen. Eine davon ist die bei Pflegepersonen, wobei hier durchaus Einzelpersonen die
Pflege übertragen bekommen können; sowohl für die
Kurzzeitunterbringung als auch natürlich für einen längeren Zeitraum. Daher – auch das habe ich gestern schon
gesagt – ist diese Regelung keine neue Regelung, sondern ist eine, die schon seit mehr als zehn Jahren existiert und daher ist auch das die Auflösung Ihrer Frage.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Smolik.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin!
Im Jugendwohlfahrtsgesetz sind ja die Leistungen
der Jugendwohlfahrt beziehungsweise die Arten der
sozialen Dienste sehr umfangreich aufgelistet und definiert, nur spiegelt das ja nicht ganz die Realität wider,
denn es fehlt massiv an Personal und Ressourcen in der
stationären und ambulanten Unterbringen bei den sozialen Diensten und auch bei der Rechtsvertretung, wie es
ja jetzt nach dem neuen Gesetz heißt.
Werden Sie dafür sorgen, dass in Zukunft genug
Ressourcen und Personal zur Verfügung stehen, damit
die soziale Arbeit in dem massiven Umfang auch wirklich
machbar ist?
Präsident Johann Hatzl: Bitte um Beantwortung.
LhptmStin Grete Laska: Um Ihre Frage beantworten
zu können, müssen wir uns wahrscheinlich darüber unterhalten, was Sie unter „genug" verstehen oder wie man
„genug" definiert. Sicher ist, dass in der Fülle der Angebote gerade im Bereich des Amtes für Jugend und Familie von der Prävention bis zur tatsächlichen Übernahme
der Obsorge – um jetzt einmal im Spektrum zu bleiben –
die unterschiedlichsten Angebote bestehen und damit
auch die unterschiedlichsten Professionen tätig sind, um
zunächst einmal prophylaktisch zu arbeiten, also vor
allem mit Beratung und Information, wobei ich sehr stolz
darauf bin, dass wir in Wien ein System haben, das in
Wirklichkeit schon vor der Geburt ansetzt und begleitet
mit all den Maßnahmen, um zu verhindern, dass unter
Umständen Kleinigkeiten, die an und für sich bei der
Veränderung einer familiären Situation durch die Geburt
eines Kindes selbstverständlich sind, durch Unsicherheit
dazu führen, dass es zu wirklichen Problemen kommt.
Das heißt, gerade diese prophylaktische Arbeit ist mir
unendlich wichtig. Die passiert sehr intensiv, auch in
Kooperation mit anderen Einrichtungen, mit denen die
Stadt zusammenarbeitet, und geht dann über zu allen
Formen, die Sie angesprochen haben, wobei sicherlich
ein besonderer Schwerpunkt in Trennungs- und Scheidungsfällen zu sehen ist, wo es gilt, vor allem die Kinder
zu schützen und hier dafür zu sorgen, dass Konflikte, die
Landtag, 18. WP
23. November 2006
eigentlich zwischen den Erwachsenen ausgetragen
werden sollten, nicht auf die Kinder abfärben und Auswirkungen haben, die für ihre Entwicklung schädlich sind.
Daher bin ich natürlich bemüht, auf der einen Seite
die einzelnen Bereiche immer genau aufeinander abzustimmen, aber trotzdem auch abzugrenzen, wer welche
Funktion zu übernehmen hat und nach Maßgabe aller
Dinge zurückzuhalten, wo immer es geht, was bürokratischen Aufwand betrifft, und dort einzusetzen, wo es
tatsächlich um die Kommunikation mit den Betroffenen
geht.
Dass man sich immer mehr Personal wünschen
kann, ist mir klar, aber ich glaube, dass wir im Grunde
genommen eine sehr gute Personalausstattung haben,
eine Personalausstattung, die sich in den letzten Jahren,
auch was den Einsatz betrifft, enorm verändert hat, vor
allem in der Unterbringung von Kindern, für die wir die
Obsorge übernommen haben. Die Heimreform, die wir
durchgeführt haben, war richtungsweisend und – wie ich
meine – richtig. Und in der Zwischenzeit sind wir auch so
weit, dass wir in Wien mit anderen in Österreich und
auch im Ausland langjährig in der Jugendwohlfahrt arbeitenden Partnern kooperieren, und ich glaube, dass das
der Weg ist, wie wir in Zukunft vorgehen müssen.
Wir werden immer wieder versuchen, durch Schwerpunktsetzungen bestimmte Problemfelder, die sich im
Laufe der Zeit auch verändern, zu beachten und dementsprechend auch personell zu reagieren. Ich möchte
im Vergleich mit den anderen Bundesländern aber festhalten, dass wir – wie schon erwähnt – nicht den Weg
gegangen sind, dass sich die öffentliche Hand gerade im
Bereich der Jugendwohlfahrt durch Auslagerungen einer
Aufgabe entzieht, sondern ganz im Gegenteil: Wir sind
uns dieser Aufgabe bewusst und erfüllen diese mit dem
Personal, das wir haben und das höchst qualifiziert ist,
auch sehr gut. – Aber Forderungen stellen kann man
zusätzlich immer.
Präsident Johann Hatzl: Frau Abg Anger-Koch verzichtet auf ihre Frage. Damit ist die Fragestunde beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Wiener Freiheitlichen hat eine Aktuelle
Stunde mit dem Thema „Eingeschleppte, hoch ansteckende Krankheiten im Vormarsch – TBC gefährdet
unsere Gesundheit!" verlangt. Das Verlangen wurde
gemäß § 39 Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte die Erstrednerin, Frau Abg Matiasek, die Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass ihre
Redezeit mit zehn Minuten begrenzt ist.
Ich mache jetzt schon darauf aufmerksam, dass sich
die Damen und Herren Abgeordneten bei den weiteren
Wortmeldungen nur einmal zum Wort melden dürfen und
die Redezeit dann mit fünf Minuten begrenzt ist.
Nun gelangt aber Frau Abg Matiasek ans Wort.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Aktuelle Stunde, die wir heute abhalten wollen,
7. Sitzung / 12
ist nicht zuletzt aus zwei aktuellen Anlässen überaus
wichtig.
Ich beginne mit dem Fall im Kärntner Wolfsberg, den
Sie ja alle den Medien entnehmen können: Ein Verkäufer
in einem Imbissladen erkrankte an offener TBC, es wurden dann Untersuchungen eingeleitet, da natürlich eine
massive Ansteckungsgefahr der Kunden bestand. Der
zuständige Gesundheitslandesrat der FPÖ hat auch
sofort reagiert und einen entsprechenden Röntgenbus
anfahren lassen.
Der zweite, noch wesentlich schwerere Fall hat sich
unlängst im Flüchtlingsheim Hainfeld zugetragen. Er ist
erst ans Tageslicht gekommen, als eine Person an dieser ansteckenden Lungenkrankheit gestorben ist. Erst
dann haben die Behörden erfahren, dass es mittlerweile
sechs Fälle an erkrankten Asylwerbern geben soll.
Sehr geehrte Damen und Herren! Auch die WHO
schlägt Alarm. Tuberkulose ist eine Krankheit, die in
Europa stark am Zunehmen ist. Vor allem in Westeuropa
hat sie seit dem Zweiten Weltkrieg den höchsten Stand
erreicht und wird massiv durch Wanderungsströme begünstigt, die aus Osteuropa kommen. Quelle dieser
Epidemie sind vor allem die grauenhaften hygienischen
Zustände in den hoffnungslos überfüllten russischen
Gefängnissen, und da besteht gerade im Bereich der
Asylwerberbewegung auf legalem und auf illegalem Weg
die große Gefahr, dass die europäischen Staaten, die
von diesen Flüchtlingen angestrebt werden, von einem
neuen Schub an TBC überschwemmt werden.
Deutlich macht das eine Statistik über die österreichischen TBC-Fälle: In Österreich und unter den Österreichern ist diese Krankheit so gut wie ausgestorben. Wenn
man einen Vergleich zwischen den Jahreswerten 2003
und 2004 zieht, dann sieht man, dass es bis zum
Jahr 2003 noch einige wenige Fälle an erkrankten Österreichern gegeben hat, dass aber ab dem Jahr 2004 die
gefährlichen Fälle multiresistenter TBC-Erkrankungen
ausschließlich bei Ausländern auftraten. Und da gibt es
natürlich Schwerpunkte. Der Grund dafür ist der Zustrom
aus der Osteuropäischen Förderation, aber auch aus
Ländern wie Kasachstan, Usbekistan, Indien, Argentinien
und so weiter.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn man die
diesbezügliche Situation in Europa beziehungsweise im
EU-Raum betrachtet, dann kann man feststellen, dass
massive TBC-Erkrankungen auch in den drei baltischen
Staaten Lettland, Estland und Litauen zu verzeichnen
sind. Diesfalls ist Österreich nicht gefährdet, da es in
diesem Bereich keine Wanderungsströme gibt. Das
Ganze findet aber sicherlich seinen Niederschlag, wenn
wir uns ansehen, wie Österreich im Mittel der Europäischen Staaten liegt. Ich zitiere jetzt den Wiener Lungenfacharzt Rumetshofer, der im Zuge einer Aussendung
feststellt, dass Österreich in punkto TBC-Erkrankungen
im Mittelfeld liegt, wobei sich die Untersuchung auf die
Zeit nach dem 1. 5. 2004 bezieht und auch die neuen
EU-Staaten und damit auch die drei baltischen Staaten,
die eine sehr hohe TBC-Rate haben, mit berücksichtigt
sind.
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Ich glaube, dass es wichtig und notwendig ist, dass
wir hier das tun, was Lungenfachärzte dringend anraten,
nämlich eine Bewusstseinsbildung schaffen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Und es sind natürlich
nicht nur die Stadt Wien, sondern auch der Bund aufgefordert, entsprechende Handlungen zu setzen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das große
Problem ist, dass infizierte Personen immer wieder durch
die Maschen der medizinischen Versorgung schlüpfen.
Um TBC wirklich in den Griff zu bekommen, ist eine
konsequente medizinische Versorgung über einen langen Zeitraum, nämlich über mehrere Monaten, notwendig. Das Problem ist, dass eine abgebrochene Behandlung oft schlechter ist als überhaupt keine. (Abg Dr Claudia Laschan: Wer sagt das?)
Auf diesen Zwischenruf der Frau Kollegin antworte
ich: Ich beziehe mich hier ausschließlich auf die Aussagen von Herrn Dr Wallner, der der Tuberkulosebeauftragte der Stadt Wien ist, wie Sie ja sicher wissen werden. Er hat in renommierten klinischen Publikationen
geschrieben. Ich stelle Ihnen das nachher sehr gerne zur
Verfügung! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien – und
somit seine Bevölkerung – ist als Großstadt mit ihrer
Dichte und Anonymität am meisten gefährdet. Da gibt es
natürlich besonders gefährdete Personengruppen, etwa
das Pflegepersonal, die Polizeibeamten oder die Mitarbeiter der öffentlichen Verkehrsmittel. Ich erinnere Sie
jetzt nur an den tragischen Fall auf dem Bahnhof Wasserwiese. Sie wissen, dass es da lange gedauert hat,
dass intensive Untersuchungen der Mitarbeiter nötig
waren und dass hier wirklich einige Menschen in großer
Gefahr waren.
Auch die Polizeibeamten, die mit Arrestanten zu tun
haben, können heute sagen, dass ungefähr 80 Prozent
nachweislich krank sind, entweder erkennbar durch
einen Ausweis, den sie mit sich führen, oder festgestellt
durch den herbeigerufenen Arzt. Die Arrestzellen müssen nachher extrem gründlich desinfiziert werden, sie
sind dann einen Tag lang nicht benützbar, und die Polizeibeamten sind oft nicht ausreichend mit entsprechenden Schutzvorrichtungen versorgt und gehören dadurch
zu der wirklich gefährdeten Personengruppe.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Jetzt kann
man sagen: Das fällt nicht uns im Land Wien zu, das
wäre eine Bundesaufgabe. – Da haben Sie schon Recht!
Aber wir müssen uns überlegen, wo diese Personen
vorher unterwegs waren: Sie werden im öffentlichen
Raum aufgegriffen, und jede Razzia, die wir etwa in den
Lokalmeilen in Favoriten, aber auch im 16. Bezirk durchgeführt haben, hat gezeigt, dass es in fast jedem Lokal
illegal Beschäftigte und Verstöße gegen das Fremdengesetz gibt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da besteht
eine extreme Gefahr, vor allem im Zusammenhang mit
der Gastronomie und Öffentlichkeit. (Abg Kurt Wagner:
Kennen Sie die Häftlingszahlen in Österreich, wenn Sie
sagen, 80 Prozent sind krank?) Ich habe von den „auf-
7. Sitzung / 13
gegriffenen Arrestanten“ gesprochen, und das stimmt
auch. Sie sind oft nicht nur mit TBC angesteckt, sondern
auch mit Hepatitis oder mit HIV. (Beifall bei der FPÖ.)
Schubhäftlinge, bei denen heute TBC festgestellt
wird, werden auf die Pulmologie überstellt, und Dr Wallner stellt in seinem Bericht fest, dass diese dann oftmals
sozusagen versickern, nicht in Behandlung bleiben und
damit weiter im öffentlichen Raum aufhältig sind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese
Menschen sind in den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, sie benützen Taxis, sie gehen in Lokale, sie
sind in den Parks, sie haben oft Jobs in irgendwelchen
gastronomischen Betrieben und sind daher natürlich eine
Gefahr. Sie gehen zu Prostituierten, und sie leben in
gemeinsamen Wohngemeinschaften, die hygienisch sehr
bedenklich sind. Es spricht ...
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Sie haben
noch eine Minute.
Abg Veronika Matiasek (fortsetzend): Ich habe keine
Zeitanzeige, bitte!
Ich richte daher den dringenden Appell an alle Verantwortlichen dieser Stadt, dass Sie – wie es auch renommierte Lungenfachärzte fordern – ein möglichst
engmaschiges Kontrollnetz weiter ausbauen und auf der
anderen Seite im Sinne der Wiener Gesundheit auch bei
den entsprechenden Stellen des Bundes massivst dafür
eintreten, dass diese Gefahr für Wien über den Weg von
Kontrollen und einer verstärkten Therapie gebannt wird.
(Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Als nächste Rednerin hat
sich Frau Abg Pilz gemeldet. – Sie hat das Wort.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ausländerhetze hat viele Gesichter. (Zwischenruf von
StR Johann Herzog.) Ausländerhetze verbirgt sich etwa
in der geheuchelten, vorgeschobenen Sorge um die
Gesundheitssituation. (Beifall bei den GRÜNEN. –
Abg Mag Wolfgang Jung: Hetze betreiben Sie mit Ihren
Worten!)
Den Titel „eingeschleppte, hoch ansteckende Krankheiten" könnte man auch so übersetzen, dass die schuld
sind, die etwas einschleppen, dass die schädlich sind,
die hierher kommen, und dass quasi die hoch ansteckenden Arrestanten die eigentliche Gefahr sind. – Und
jetzt sage ich, welche Phantasien ich dahinter habe: Sie
wollen damit sagen, dass wir diese Menschen aussondern und ausgrenzen müssen! (Zwischenruf von
Abg Henriette Frank.)
Ich finde es unfassbar, wie Sie die Angst der Bevölkerung schüren, indem Sie unhaltbare Behauptungen
hier aufstellen und die Menschen in ihrer Sorge um die
Gesundheit für Ihre Ausländerhetze benützen! (Beifall
bei den GRÜNEN. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Es geht Ihnen nicht um Gesundheitspolitik: Denn
ginge es Ihnen um Gesundheitspolitik, dann würden Sie
von Gesundheitsförderung sprechen, von Förderung und
Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen,
die in Armut leben, die sozial benachteiligt sind, die nur
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23. November 2006
eine mangelhafte Gesundheitsversorgung haben, die
schlechte sanitäre Zustände ertragen müssen und hygienische Bedingungen vorfinden, die einem modernen
Leben nicht entsprechen. (Abg Dr Herbert Madejski:
Darum geht es nicht! Zuhören!)
Wenn es Ihnen um die Menschen ginge und nicht um
die Hetze, dann würden Sie sich erinnern, was Ihr eigener Kollege Wanek, als er noch Staatssekretär war,
gesagt hat. – Dumme Sache, dass Sie nicht zugehört
haben! – Er hat angesichts der TB-Problematik gesagt:
„Es liegt im Interesse der EU-Staaten, sich verstärkt für
die Nachbarländer zu engagieren. Das würde sich rechnen. Jede Milliarde Euro wird sich in 10- bis 100-facher
Weise rentieren, denn wenn nichts getan wird, werden
Folgekosten entstehen.“ (StR Johann Herzog: Das eine
ist kein Widerspruch zum anderen!)
Sie sprechen von Kontrolle und von Dingen, die den
Menschen Angst machen, Sie reden aber nicht davon,
dass man die Gesundheitsleistungen in den Nachbarstaaten verbessern und hier in Österreich Hilfestellungen
bieten muss! (Abg Veronika Matiasek: Doch! Davon war
die Rede!)
Sie sprechen von Russland, als wäre Russland ein
Ort der Gefahr für die Österreicher und Österreicherinnen. Vielleicht entscheiden Sie sich jetzt, der Frau Kollegin Antonov nicht mehr die Hand zu geben, weil ihr Mann
Russe ist! Da könnte es doch glatt ein Infektionsrisiko
geben! (StR Johann Herzog: Das ist eine schlechte
Wortmeldung ohne jede Objektivität. – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Reden wir nun von TBC und den wirklichen Risken:
TBC ist in den letzten Jahrzehnten kein Risiko im Vergleich zu Risken, die uns wirklich betreffen müssen,
wenn man etwa schaut, wie viele Menschen an Lungenkrebs sterben, weil sie rauchen. (StR Johann Herzog:
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun!)
Wir hätten auch genug damit zu tun, die Forschung in
TBC zu unterstützen, die seit vielen Jahren vernachlässigt wurde. (StR Johann Herzog: Ist also doch nicht alles
in Ordnung?) TBC ist eine Krankheit der Armut und der
Entwicklungsländer; dort befinden sich über 90 Prozent
der TBC-Erkrankten. 8 Millionen Menschen sind es auf
der Welt. Da müssen wir uns in Österreich ja noch nicht
fürchten, aber wir könnten uns überlegen, ob wir die
Forschung unterstützen. Seit 1970 wurden keine neuen
Medikamente entwickelt, und man könnte ja auch dafür
sorgen, dass endlich moderne Medikamente entwickelt
werden, die auch die Resistenzen bekämpfen. (StR
Johann Herzog: Gibt es also doch Handlungsbedarf?)
Ja, in den Entwicklungsländern schon! Aber wir können
veranlassen, dass in den Entwicklungsländern verstärkt
Gesundheitsförderung betrieben wird! (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Sie haben
noch eine Minute.
Abg Dr Sigrid Pilz (fortsetzend): Stattdessen machen
Sie der Bevölkerung Angst, indem Sie phantasieren,
dass man nicht mehr in Lokale gehen kann, in denen
vielleicht Migranten und Migrantinnen kochen. Sie ma-
7. Sitzung / 14
chen den Menschen Angst, indem Sie sagen, dass man
in der Straßenbahn vielleicht vom Falschen angehustet
werden könnte. (StR Johann Herzog: Das hat kein
Mensch gesagt!) Und Sie machen den Menschen Angst,
indem Sie sagen: Nur Kontrolle kann helfen! – Darauf
erwidere ich: Sie sind menschenverachtend! Sie haben
keine Lösungen! Und es ist eine Schande, was Sie hier
tun! (Beifall bei den GRÜNEN und bei Abgeordneten der
SPÖ. – Abg Mag Wolfgang Jung: Das war keine Stellungnahme, das war die reine Hetze!)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Frau
Abg Korosec.
Abg Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
1996 gab es in Wien 1 500 TBC-Fälle, und davon
waren 390 Ausländer betroffen. Im Jahr 2005 waren es
1 150 Fälle, also um 25 Prozent weniger, und davon
waren 410 Ausländer betroffen: Das ist ein leichter anteiliger Anstieg von 5 Prozent. Und im Jahr 2005 gab es
13 Todesfälle durch TBC. Zur gleichen Zeit gab es aber
mehr als 20 000 Todesfälle durch falschen Lebensstil.
Warum sage ich das? – Nicht, um das Problem TBC zu
verniedlichen! (Abg DDr Eduard Schock: Es klingt aber
so!) Nein. Das muss man ernst nehmen. Ich will aber die
Relationen aufzeigen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich will vermeiden, dass Ängste geschürt werden und
dass man Ausländer per se der Einschleppungsgefahr
bezichtigt. Das ist nicht in Ordnung, und das geht an Ihre
Fraktion, meine Damen und Herren von der FPÖ! (Beifall
bei der ÖVP.)
Man darf das Problem aber, wie gesagt, nicht leugnen, sind doch weltweit ausgerottete Krankheiten – es
geht ja nicht nur um TBC – wieder im Kommen, wie Frau
Pilz schon angeführt hat, etwa Hepatitis C, die aktuellste,
schleichende und daher gefährlichste Infektionskrankheit
mit gravierenden Folgen.
Ich erinnere mich jetzt an das schlechte Krisenmanagement, dass es 2002 diesbezüglich im SMZ-Ost in
Wien gegeben hat: Da hat die Gesundheitsstadträtin
tagelang herumlaviert, bis es endlich zu Lösungen gekommen ist. So etwas darf natürlich nicht passieren! In
diesem Zusammenhang erinnere ich daran, dass
StR Dr Hahn seit 2001 x-mal Anträge hier eingebracht
hat, bei denen es um eine Impfung gegen Hepatitis A für
KindergärtnerInnen gegangen ist. Das wurde dann wie
ein Ball von der Gesundheitsstadträtin zur Frau Vizebürgermeisterin und zurück geschoben. Diesbezüglich besteht sehr wohl Handlungsbedarf, da muss man die
Gefahren sehen! (Beifall bei der ÖVP.)
Warum gibt es diese Krankheiten wieder? – Diese
Krankheiten gibt es, weil wir durch die globalisierte Welt
zwar große Chancen, aber natürlich auch Risken haben.
Denken Sie an den Massentourismus, an den Geschäftstourismus, aber auch an den Sextourismus: Das bringt
Gefahren! Und auch die Flugzeuge sind eine große
Gefahrenquelle. All das darf man nicht einseitig, sondern
das sollte man wirklich umfassend sehen! Wir freuen uns
in Wien zu Recht über den ständigen Zuwachs an Tou-
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23. November 2006
risten, der gut für unsere Stadt ist. Natürlich ist da aber
auch ein gewisses Gefahrenmoment vorhanden, weil
damit etwa auch die Übertragung von hochinfektiösen
Krankheiten verbunden sein kann.
Daher ist die Stadtregierung aufgefordert, mögliche
neue Risikogruppen rasch festzustellen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten. In der Tuberkulose-Verordnung aus dem Jahr 1998 sind die flächendeckenden Reihenuntersuchungen weggefallen, was ich für
richtig halte. Aber sicherlich ist es notwendig, dass man
jetzt Risikogruppen beziehungsweise insbesondere
Hochrisikogruppen, die es gibt, stärker kontrolliert.
(Abg Kurth-Bodo Blind: Welche sind die Risikogruppen?)
Ich weiß, es werden die Obdachlosen und die Asylanten ... (Abg Kurth-Bodo Blind: Jetzt geht es wieder auf
die Obdachlosen!)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Sie haben
noch eine Minute.
Abg Ingrid Korosec (fortsetzend): Diese Personengruppen werden überprüft, und das ist richtig und notwendig. (Beifall bei der ÖVP.)
Asyleinrichtungen werden überprüft. Und natürlich
gibt es im Gastgewerbe tatsächlich einen Gefahrenherd,
das muss man beachten. Da gibt es ein achtfach hohes
Risiko, und da sind Sie, Frau Stadträtin, aufgefordert,
rasch und effizient Maßnahmen zu setzen! Ich kann mir
auch eine Novellierung dieser Verordnung vorstellen,
und zwar eine bessere Präzisierung, denn jetzt ist alles
sehr allgemein gehalten, und da kann man alles Möglich
hinein interpretieren oder auch nicht.
Meine Damen und Herren! Eine Verpflichtung haben
wir wirklich. Vor 124 Jahren, nämlich 1882, hat Robert
Koch den Erreger der Tuberkulose erkannt. Damals war
diese „Weiße Pest“ eigentlich die schrecklichste Krankheit und die häufigste Todesursache in Europa.
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Bitte um
den Schlusssatz!
Abg Ingrid Korosec (fortsetzend): Viele Millionen
Menschen verdanken Robert Koch ihre Gesundung, und
unsere Aufgabe beziehungsweise natürlich in erster Linie
die Aufgabe dieser Stadtregierung ist es, dafür zu sorgen, dass diese „Weiße Pest“ ganz zum Verschwinden
kommt! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Frau
Abg Laschan.
Abg Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Thema der Aktuellen Stunde der FPÖ lautet
„Eingeschleppte, hoch ansteckende Krankheiten im
Vormarsch – TBC gefährdet unsere Gesundheit". – Offenbar soll hier der Eindruck erweckt werden – und Sie
haben es auch gesagt –, dass die TBC im Vormarsch ist,
dass die Gefährdung größer wird und die Erkrankungszahlen steigen. – Dazu möchte ich Ihnen vorerst ein paar
Fakten liefern.
Da die Tuberkulose zu den meldepflichtigen Erkrankungen gehört, ist die Datenlage diesbezüglich sehr
7. Sitzung / 15
eindeutig und genau. (StR Johann Herzog: Man sieht in
Kärnten, wie das ist!)
Europaweit, und zwar fokussiert auf Westeuropa betrachtet, können wir sagen, dass es durch das Aufkommen von Aids und die Bildung von neuen antibiotikaresistenten Bakterienstämmen Ende der 80er beziehungsweise Anfang der 90er Jahre zu einer Stagnation beziehungsweise zu einem leichten Anstieg der Erkrankungszahlen gekommen ist. In weiterer Folge, nämlich ab Mitte
der 90er Jahre, waren die Erkrankungszahlen aber wieder kontinuierlich rückläufig.
Jetzt konkret zu Wien: 1992 bis 2005 haben sich die
Krankenstandsfälle von 251 Männern auf 150 Männer
und von 112 Frauen auf 50 Frauen reduziert. In Krankenstandstagen ausgedrückt, heißt das: 1992 waren es
20 996, und 2005 waren es 6 870.
Jetzt zur Inzidenz – also zu den Neuerkrankungen –
pro Jahr in Wien: 1990 waren es zirka 600, bis 2005 gab
es einen Rückgang auf etwas über 400. Das heißt, es
gab einen Rückgang um etwa 200 Neuerkrankungen.
Weiter zur Prävalenz in Wien. – Unter Prävalenz versteht man die Gesamtzahl an Erkrankten: Das kumuliert
sozusagen, wenn jedes Jahr neue Fälle dazu kommen,
werden es mehr. Ich will das nur erklären, damit das
auch eindeutig ist. (Abg DDr Eduard Schock: Wissen Sie
auch, wie viele Tote es gegeben hat?) Die Zahl kommt
dann noch! Von Beginn der 80er Jahre bis heute hat sich
die Zahl der Tuberkulosenkranken in Wien von zirka
1 900 auf zirka 700 reduziert.
Nun zur Mortalität, als den Todesfällen pro Jahr: Im
Jahr 2005 waren es 15. (Zwischenruf von
Abg Mag Wolfgang Jung.) Da muss ich Sie korrigieren!
1981 waren es noch 104. Dazu muss ich aber erklären,
dass in dieser Mortalitätszahl auch jene enthalten sind,
bei denen der TBC-Herd erst bei der Obduktion entdeckt
wurde, wo sich also ein alter TBC-Herd in der Lunge
alter verstorbener Menschen befand, die sich vielleicht
im Zweiten Weltkrieg infiziert hatten, als diese Krankheit
noch viel stärker verbreitet war.
An diesen Zahlen gibt es nichts zu rütteln. Sie beweisen, dass die Bedrohungsszenarien, die Sie da aufstellen, wie so oft jeder Grundlage entbehren. Mir geht es
bei diesem Thema jetzt vor allem um die politische Dimension, und ich frage mich: Was will eine Partei und
diesfalls die FPÖ, mit solchen falschen, angsterzeugenden Behauptungen erreichen?
Wissen Sie übrigens, warum die Tuberkulose international die „Wiener Krankheit“ genannt wurde? – Weil vor
dem Ersten Weltkrieg die Wohnsituation in Wien ausnehmend schlecht war und daher die Tuberkulose sehr
verbreitet war. Und zur historischen Aufklärung: Erst die
Leistungen des roten Wien haben hier eine Wende gebracht. (Beifall bei der SPÖ. – Abg DDr Eduard Schock:
Frau Kollegin! Wollen Sie 15 Tote herunterreden?)
Präsident Johann Hatzl (unterbrechend): Frau Abgeordnete! Sie haben noch eine Minute.
Abg Dr Claudia Laschan (fortsetzend): Damals wurden nämlich schon Fürsorgestellen eingerichtet, die sich
ausschließlich mit der Verbreitung und mit der Bekämp-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
fung der Tuberkulose befasst haben. Ich will damit illustrieren, dass die TBC besonders eine Krankheit der Armen war und ist. Betroffen sind daher Einkommensschwache, und somit natürlich Migrantinnen und Migranten, ältere Menschen, Menschen mit geschwächter Abwehr wie Alkoholiker und Drogenkranke, zunehmend
aber auch Menschen, die im Rahmen einer Krebserkrankung Chemotherapie und Cortison erhalten, und Menschen, die im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung
neue Therapien erhalten, die ins Immunsystem eingreifen, so dass eine alte Tuberkulose wieder aufflammen
kann.
Die FPÖ stellt in dieser Aktuellen Stunde diese kleine
Gruppe Tuberkulosekranker an den Pranger und macht
sie für eine angeblich unkontrollierte Verbreitung verantwortlich, was völlig aus der Luft gegriffen ist. – Da frage
ich mich schon: Schrecken Sie vor nichts mehr zurück?
(StR Johann Herzog: An welchen Pranger? Wie kommen
Sie auf die Idee?)
Unwahre Behauptungen, Unwissenheit und Oberflächlichkeit sind ja bei Ihnen an der Tagesordnung.
Dass Sie Ihr Wissen aus der „Kronen Zeitung“ beziehen
oder ganze Anträge aus Wikipedia abschreiben, haben
wir schon oft erlebt. Mir persönlich fehlt dafür überhaupt
jedes Verständnis! (Abg DDr Eduard Schock: Es ist
fahrlässig, wenn Sie die Gefahr wegreden wollen!)
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend): Bitte
zum Schluss kommen, Frau Abgeordnete!
Abg Dr Claudia Laschan (fortsetzend): Abseits der
politischen Dimension bin ich der Meinung, dass Sie
dafür gut bezahlt werden, dass Sie seriöse Arbeit leisten,
und nicht dafür, dass Sie dieses Haus für die Verbreitung
irgendwelcher Geschichten, die höchstens Wirtshausniveau zu fortgeschrittener Stunde haben, missbrauchen!
(Abg DDr Eduard Schock: Was Sie da sagen, ist unverantwortlich und fahrlässig!) Aber Sie schrecken auch
nicht davor zurück, nun eine Gruppe von kranken Menschen zu diffamieren, und Ihre Politik …
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend): Frau
Abgeordnete! Ihre Redezeit ist zu Ende.
Abg Dr Claudia Laschan (fortsetzend): Sie schrecken aber nicht davor zurück, diese Ihre Politik in skrupellosester Art und Weise fortzusetzen! Und das ist widerlich! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr Abg Lasar. – Ich erteile ihm das Wort.
Abg David Lasar (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Präsident! (Abg Dr Elisabeth Vitouch:
Den Vorsitz hat jetzt die Frau Präsidentin! – Abg KurthBodo Blind: Wir haben hinten keine Augen!) Entschuldigung! Da war ein Wechsel! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und
Herren!
Ich möchte einmal Folgendes sagen: Für eine verantwortliche Gesundheitspolitik ist die Vorsorge eine der
wichtigsten Maßnahmen. Und ich sage Ihnen: Gerade
heute, da ein Anstieg der TBC zu verzeichnen ist …
(Abg Dr Sigrid Pilz: Das Problem ist, dass Sie das nicht
begreifen!) Sie haben selbst von 700 Fällen gesprochen!
7. Sitzung / 16
Frau Dr Pilz! Ich möchte Ihnen sagen, dass ich von
Ihnen eine andere Wortwahl erwartet hätte, denn wenn
Sie dieses Thema noch für Ausländerhetze .... (Zwischenruf von Abg Dr Sigrid Pilz.) Nein, das machen wir
nicht! Ich werde Ihnen gleich ein Beispiel nennen! Und
ich hätte mir erwartet, dass auch Sie einige Beispiele
nennen und über Gesundheitsvorsorge sprechen, aber
nicht ein Ausländerhetzethema daraus machen. (Beifall
bei der FPÖ.) Ich weiß, Sie sind ein bisschen sauer, weil
wir unsere Unterschriften zurückgezogen haben. (Weiterer Zwischenruf von Abg Dr Sigrid Pilz.) Ich weiß! Danke
schön!
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte jetzt
gleich einmal auf den Lebensmittelbereich zu sprechen
kommen, also auf Supermärkte und vor allem auch auf
die Gastronomie. Früher hat es das so genannte „Gesundheitszeugnis“ gegeben. Wenn jemand in der Gastronomie arbeiten wollte, dann musste das Bazillenausscheidergesetz beachtet werden, man musste das so
genannte „Stuhlpackerl“ abgeben (Abg Dr Claudia
Laschan: Das hat aber nichts mit TBC zu tun!), und man
musste ein Lungenröntgen machen. Sicherlich hat das
mit TBC etwas zu tun, denn wenn man zum Lungenröntgen geht, dann wird das festgestellt! (Beifall bei der
FPÖ.)
Heute gibt es kein solches Gesundheitszeugnis
mehr. So sieht es heute in der Gastronomie, im Lebensmittelbereich und in anderen Bereichen aus, in denen mit
Lebensmitteln umgegangen wird. Ich spreche Ihnen …
(Zwischenruf von Abg Günter Kenesei.) Das stimmt ja
gar nicht! Wissen Sie, wann heute jemand zum Lungenröntgen gehen muss? Nicht einmal nach zwei Jahren!
Und ich spreche jetzt aus der Praxis!
Frau Stadträtin! Ich spreche aus der Praxis. Mein
Sohn arbeitet im Gastronomiebereich. Er ist im dritten
Lehrjahr. Er ist bis zum heutigen Tag nicht aufgefordert
worden, ein Gesundheitszeugnis vorzulegen oder zum
Lungenröntgen zu gehen! Seit fast drei Jahren! Und das
nennen Sie Vorsorgemedizin in Wien? Da muss ich
Ihnen schon unterstellen, dass das für mich persönlich
grob fahrlässig ist. (Beifall bei der FPÖ.)
Zu Ihren Ausländern, für die Sie ja sehr gerne einschreiten. – Ich glaube, Sie werden auch Zeitungen
lesen. Da würde mich interessieren, was Sie zu folgendem Artikel sagen: „Gefährliche Lungenkrankheit im
Flüchtlingsheim ausgebrochen: TBC." – Ich werde Ihnen
einiges daraus zitieren, und das kommt nicht von der
Freiheitlichen Partei. Das steht in der „Kronen Zeitung“.
(Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.)
Ich zitiere: „Tagelang mussten Bedienstete des Arbeitsmarktservice in der Bezirkshauptstadt Lilienfeld
bangen, denn sie waren mit einem Obdachlosen in Berührung gekommen.“ – Was heißt das? Dass Ihre Vorsorge, die es in Wien gibt, nicht in Ordnung ist! Ich fordere Sie daher heute auf, Frau Stadträtin: Betreiben Sie in
Zukunft in diesem Bereich eine anständige Vorsorgemedizin! Führen Sie im Lebensmittelbereich wieder Kontrollen ein, die auch im Hinblick auf die Zukunft zeitgemäß
sind! (Beifall bei der FPÖ.)
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zu Wort
gemeldet ist Frau Abg Vassilakou. – Ich erteile ihr das
Wort.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Ich finde es spannend, wenn wir uns über Krankheiten unterhalten, die auf Wanderschaft gehen. – Wir
könnten natürlich auch über die Krankheiten diskutieren,
die Österreicher und Österreicherinnen ins Ausland
hinaus schleppen. Wir könnten zum Beispiel über Sextourismus diskutieren. Wir könnten über jene Herren
diskutieren, die schnell einmal über die Grenze ins benachbarte Ausland fahren, um es dort mit Minderjährigen
– ungeschützt! – auszuprobieren! Und sie bringen auch
wiederum Krankheiten dort hin! (Abg Veronika Matiasek:
Das macht das andere nicht ungeschehen!)
Wir könnten aber natürlich auch über österreichische
Touristen diskutieren, die im Ausland waren und von dort
unter Umständen mit hoch ansteckenden Krankheiten
zurückkommen.
Wir könnten auch über Maßnahmen diskutieren, zum
Beispiel, dass jeder, der in einem dieser Länder war ...
(Zwischenruf von StR Johann Herzog.) Ja, Maßnahmen!
Ich bin ganz Ihrer Meinung!
Es könnte, wie gesagt, auch Maßnahmen geben, etwa dass jeder, der in einem der diesbezüglich gefährlichen Länder war, sofort, wenn er aus dem Flugzeug
steigt, unter Quarantäne genommen wird beziehungsweise – je nach Gefährlichkeit der Krankheit – binnen
Wochenfrist zur Untersuchung vorgeladen wird. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es freut mich sehr, dass Sie das
sind! Bitte richten Sie es auch Ihrem eigenen Chef, Herrn
Strache, aus! Denn dieser war – soweit ich jetzt auf die
Schnelle ermitteln konnte – gleich nach den Wahlen in
Mauritius, wo es das hoch ansteckende ChikungunyaFieber gibt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Sind wir
jetzt in Gefahr, am Chikungunya-Fieber zu erkranken?
Und diesfalls könnten es gar nicht irgendwelche Leute
sein, sondern es könnten dieser Tage die höchsten Würdenträger dieses Landes am Chikungunya-Fieber erkranken! (Beifall und Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Auch der ÖVP sei an dieser Stelle gesagt: Passen
Sie auf! Herr Dr Schüssel hat ja neuerdings eine gewisse
Annäherung vorgenommen! Vielleicht sollte man ihn
warnen! Es könnte schon passieren, dass er plötzlich
hustet! Dann nehmen Sie sich in Acht!
Meine Damen und Herren! So kann man nicht Politik
machen! (StR Johann Herzog: Schade, dass Sie mit der
Gesundheit Kabarett machen!) Es gibt einen Grund,
warum ich das ins Lächerliche ziehe! Würde ich das
nämlich nicht ins Lächerliche ziehe, dann müsste ich
mich an dieser Stelle massiv aufregen. Das ist nämlich
ein Thema, das Sie nicht just erst jetzt entdeckt haben!
Dieses Thema fahren Sie als Dauerbrenner seit dem
Jahr 1993. Sie kampagnisieren damit in allen Ländern.
Und das bringt eine rege Debatte in rechtsextremen
Foren mit sich.
Wir haben ja alle Zugang zum Internet, wir können ja
7. Sitzung / 17
schauen! Geben Sie nur einmal „TBC" und „FPÖ" ein!
Oder schauen Sie einmal bei den diversen rechtsextremen Foren rein: Da werden Sie sehen, dass das Ganze
Teil einer Kampagne ist, und die Kampagne, um die es
Ihnen geht, hat etwas mit Kultur- und Gesellschaftspolitik
in diesem Land zu tun. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Es
hat etwas zu tun mit der Hegemonie, auf die Sie aus
sind! Die Krankheit ist Ihnen doch wurscht! Die Bevölkerung ist Ihnen doch wurscht! (StR Johann Herzog: Diese
Hetze der GRÜNEN ist unerträglich!) Es geht Ihnen
nämlich nur darum zu hetzen und Menschen aufzuhetzen, indem sie ihnen einreden, dass alles, was aus dem
Ausland kommt, schlecht und potenziell bedrohlich sein
kann! Darum geht es Ihnen, und das ist entschieden
abzuwehren! (Beifall bei den GRÜNEN und von Abgeordneten der SPÖ.)
Ich schließe mit einer Nachricht in Richtung ÖVP ab.
Das Internet ist wirklich eine großartige Erfindung, wenn
man hier live eine andere Sitzung verfolgen kann:
Soeben hat der Vorarlberger Klubobmann der ÖVP im
Landtag bekannt gegeben, dass er sich durchaus eine
Koalition mit Strache und der FPÖ vorstellen kann. –
Überlegen Sie sich das bitte zwei Mal! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zu Wort
gemeldet ist Frau Abg Mag Ekici. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Maria! Ich werde dich nicht kommentieren!
Zur FPÖ sei gesagt: In Ermangelung qualitativ hoch
stehender politischer Themen werden wie immer Migranten und Migrantinnen herangezogen. Und ich muss sagen: Ich bin fast sprachlos. Ihre Einfallslosigkeit nimmt
wahrlich überhand, meine Damen und Herren!
Zum Thema der Aktuellen Stunde möchte ich aber
trotzdem ein paar Worte sagen und diese Gelegenheit
auch nutzen, zum Thema der Gesundheitsvorsorge bei
Migranten zu sprechen. Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Wir von der ÖVP haben in diese Richtung schon einige
Anträge eingebracht, die jedoch hier abgeschmettert
worden sind. Sie wissen, dass wir in Wien Probleme in
diesem Bereich haben und dass diese rasch gelöst werden müssen, denn nicht nur Experten und Betroffene,
sondern auch alle möglichen Leute, die in diesem Bereich arbeiten, sagen, dass die medizinische Versorgung
speziell für Migranten lückenhaft ist.
Bis jetzt wurde diese medizinische Unterversorgung
von der Stadtregierung auf die leichte Schulter genommen. Nachdem jetzt aber feststeht, dass sich dieses
Problem nicht von allein lösen wird, sind Sie, sehr geehrte Frau StRin Brauner, und Sie, sehr geehrte Frau StRin
Wehsely, aufgefordert, diesbezüglich aktiv zu handeln!
Ich gebe zu, dass in Wien die Gesundheitsversorgung beziehungsweise das Gesundheitssystem nicht so
schlecht – unter Anführungszeichen – sind, aber es darf
nicht sein, dass bestimmte Personengruppen praktisch
ausgeschlossen werden, dass sich vor allem sprachliche
Barrieren auftun und dass es sehr viel Informationsdefizit
Landtag, 18. WP
23. November 2006
bei Migranten gibt. Gerade im Gesundheitsbereich sind
Kommunikation, Aufklärung und Beratung betreffend
medizinische Leistungen sehr wichtig, um auch Missverständnissen zwischen handelnden Personen vorzubeugen.
Deswegen haben wir von der ÖVP uns auch einiges
überlegt und haben uns auch mit Experten zusammengesetzt, und wir haben jetzt einige Forderungen zu präsentieren. Ich könnte Ihnen das jetzt seitenweise vortragen, mache es aber kurz, weil auch meine Redezeit sehr
kurz ist. Meine Damen und Herren! Tatsache ist, dass
die Datenlage lückenhaft ist. Wir sind es gewohnt, dass
Wien beziehungsweise die SP-Stadtregierung aktuelle
statistische Daten nicht gerne zur Verfügung stellt, aber
das muss sich diesfalls rasch ändern!
Bei Migranten sind epidemiologische Fakten wie Lebensstil und Risikofaktoren sowie deren Zugang zum
österreichischen Gesundheitssystem gerade in Verbindung mit der sozioökonomischen Lage systematisch zu
erheben und zu verbessern. (Abg Dr Claudia Laschan:
Lesen Sie den Gesundheitsbericht!) Frau Kollegin! Sie
sind ja Ärztin! Das sagen Experten! Und wenn Sie sich
Ihre Gesundheitshomepage anschauen, dann können
Sie feststellen, dass das dort auch steht!
Frau Kollegin! Nicht zuletzt auf Grund der gewonnen
Daten und der bekannten Unterversorgung müssen
Information, Beratung und entsprechende Möglichkeiten
für Menschen mit Migrationshintergrund in Wien ausgebaut und an die Bedürfnisse dieser Menschen angepasst
werden.
In diesem Zusammenhang fordern wir auch eine
Good-Practice-Datenbank beziehungsweise eine Gesundheitsdatenbank, damit österreichweit durchgeführte
Projekte in Gesundheitsförderung, Prävention und Therapie von MigrantInnen dokumentiert und auch der
Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Frau StRin Wehsely! Auch in diesem Bereich fordern
wir – Diversity hin, Diversity her – ein Diversity-Management. Das von Ihnen so oft verwendete Schlagwort
„Diversity“ sollte auch hier seinen Niederschlag finden,
meine sehr geehrten Damen und Herren!
Diversity-Management sollte in allen gesundheitsspezifischen Bereichen verwirklicht werden. Dies
betrifft etwa die Ausbildung des Personals, die multikulturelle Ausrichtung von Spitälern, den Einsatz qualifizierter,
psychologisch geschulter DolmetscherInnen und mehrsprachiges Informationsmaterial. Wir haben schon vor
einem Jahr auf dieses Thema hingewiesen und einen
Antrag eingebracht. Und ich glaube, Frau Korun hat für
die GRÜNEN auch einen Antrag in diese Richtung eingebracht. Und was ist geschehen? – Nichts ist geschehen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich könnte
meine Ausführungen hier noch lange fortsetzen und
Ihnen den ganzen Tag beispielsweise erzählen, was die
Experten darüber sagen und was sie fordern.
Ich fordere Sie auf: Handeln Sie! Schreien nutzt
nichts! Sie sollen handeln! – Danke. (Beifall bei der
ÖVP.)
7. Sitzung / 18
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr Abg Wagner. – Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Kurt Wagner (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Meine Damen und Herren!
Zu Beginn möchte ich im Prinzip auf einige Beiträge
eingehen, bevor ich Ihnen ein paar Zahlen, Daten und
Fakten zu dieser Diskussion bringe. (Abg David Lasar:
Es gibt ja keine!)
Herr Kollege Lasar! Sie haben in Ihrer Wortmeldung
sehr blumig darauf hingewiesen, dass Sie für verstärkte
Kontrollen im Gastronomiebereich auftreten. – Ich sage
Ihnen: Es hat eine gesetzliche Bestimmung auf Bundesebene gegeben, nämlich das Bazillenausscheidergesetz.
Und Sie werden nicht erraten, wann es abgeschafft wurde. – Im Jahr 2002 auf Bundesebene! Das war eine
Bundesbestimmung, die es jetzt nicht mehr gibt! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Matiasek!
Wenn Sie uns hier erklärt haben, dass 80 Prozent der
Erkrankungen in den Haftanstalten zu verzeichnen sind,
dann muss ich an Sie die Frage richten, ob Sie überhaupt wissen, wie hoch diese Zahlen tatsächlich sind. –
Ich werde Ihnen ein bisserl auf die Sprünge helfen.
Meine Damen und Herren! Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung ist mit dem Tuberkuloseerreger infiziert, es
kommt aber nur bei 10 Prozent der Fälle zu einer aktiven
Tuberkulose. Bei 90 Prozent der Infizierten löst die Infektion keine Symptome aus. Im Umkehrschluss ist auch
nicht jeder, der infiziert ist, gleichzeitig Überträger dieser
Krankheit. Hier geht es um die Begleitumstände.
Jetzt möchte ich Ihnen noch etwas dazu sagen:
Wenn man sich die Zahlen in Europa, in Österreich und
in Wien anschaut, dann kann ich feststellen, dass es bei
uns im Prinzip sehr gut ausschaut. Ich habe die Statistik
der WHO da. Wir liegen bei den Erkrankungen – da hat
Kollegin Matiasek Recht – im Bereich der Europäischen
Union genau in der Mitte. Und bei den Neuerkrankungen
sind wir die Vorletzten, haben also eine der niedrigsten
Neuerkrankungsziffern.
Jetzt nenne ich Ihnen die tatsächlichen Zahlen: Wir
hatten im Jahr 2003 in Wien 422 Fälle, im Jahr 2004 432
Fälle und im Jahr 2005 416 Fälle. Wir liegen genau bei
50 Prozent des Schnitts aller Mitgliedsländer der Europäischen Union.
Wenn Sie jetzt gesagt haben, dass man den Eindruck gewinnen könnte, dass die zuständige Magistratsabteilung die Hände in den Schoß legt, nichts tut und
wartet, was auf uns zukommt, dann darf ich Ihnen sagen:
So ist das nicht! Ganz im Gegenteil: Die MA 15, die dafür
verantwortlich und zuständig ist, leistet in diesem Bereich
hervorragende Arbeit, und zwar nicht nur jetzt, sondern
schon in den vergangenen Jahren. Sie organisiert hauptsächlich die Umgebungsuntersuchungen mit Unterstützung durch unsere Sozialarbeiter, weil wir, wenn es
einen Krankheitsfall gibt, verpflichtet sind, das Umfeld
genau zu durchleuchten. Allein im Jahr 2005 wurden
14 707 Röntgenuntersuchungen durchgeführt. Das ist
Landtag, 18. WP
23. November 2006
doch ein Hinweis darauf, was hier gemacht wird!
Wir haben darüber hinaus auch einige andere Aktionen gestartet. So hat die MA 15 einen so genannten
Röntgenbus, der eigentlich kein Bus, sondern ein Sattelschlepperzug ist, in welchem diese Reihenuntersuchungen durchgeführt werden. Wir besuchen ständig Obdachlosenheime, die Gruft wird besucht, und von jedem,
der bei uns in ein Wohnheim einzieht, zum Beispiel in
der Gänsbachergasse, wird verlangt, dass er sich untersuchen lässt. Dann bekommt er ein Unbedenklichkeitszertifikat.
Frau Kollegin Matiasek! Das Anton-Proksch-Institut
untersucht schon seit Jahren die Justizanstalten. Das
wird angeboten, und es kann sich jeder Mitarbeiter jährlich auf freiwilliger Basis dieser Kontrolluntersuchung
unterziehen.
Die Magistratsabteilung 15 kooperiert mit den Bundesbehörden, und es gibt nach deren Angaben in den
letzten 15 Jahren keine signifikanten Änderungen.
Wenn Sie jetzt sagen: Der KAV könnte ja auch etwas
machen, dann kann ich Ihnen auch dazu etwas sagen:
Die erste Anlaufstelle ist das Otto-Wagner-Spital, dort
stehen bei Prof Dr Burghuber in der 1. Medizinischen
Abteilung insgesamt 130 Betten zur Verfügung und bei
Primarius Dr Vetter in der 2. Medizinischen Abteilung
insgesamt 130 Betten. Es gibt jeweils eine eigene Isolierstation. Diese Stationen übernehmen rund um die Uhr
neu diagnostizierte TBC-PatientInnen. Das heißt, die
Patienten werden nach der Diagnoseerstellung auch von
anderen Abteilungen beziehungsweise Stationen sämtlicher Wiener Krankenhäuser dorthin zugewiesen.
Wir haben im Otto-Wagner-Spital in der 1. Medizinischen Abteilung 31 Isolierstationen.
Präsidentin Erika Stubenvoll (unterbrechend): Kollege Wagner! Bitte zum Schluss zu kommen!
Abg Kurt Wagner (fortsetzend): Ich komme schon
zum Schluss. - Im Otto-Wagner-Spital gibt es in der
2. Medizinischen Abteilung eine Isolierstation mit
26 Betten.
Prinzipiell muss man sagen: Wir verschließen vor
Problemen nicht die Augen. Wir sind gerüstet. Und im
Unterschied zu Ihnen betreiben wir keine Polemik, sondern wir arbeiten, wenn es tatsächlich Probleme gibt!
(Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Die Aktuelle Stunde ist
damit beendet.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 in Verbindung mit § 31 Abs 1
der Geschäftsordnung bekannt, dass vier schriftliche
Anfragen von Abgeordneten des Grünen Klubs im Rathaus eingelangt sind und eine schriftliche Anfrage von
Abgeordneten des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt
Wien eingelangt ist
Vor Sitzungsbeginn sind von Landtagsabgeordneten
des Klubs der Wiener Freiheitlichen ein Antrag und des
Grünen Klubs im Wiener Rathaus zwei Anträge eingelangt. – Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich
bekannt gegeben.
Die Zuweisungen erfolgen wie beantragt.
7. Sitzung / 19
Die Abgen Mag Vassilakou und Mag Chorherr haben
gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend Änderung des Gesetzes über die Gemeindewahlordnung der Stadt Wien eingebracht. – Diesen Antrag weise ich dem Ausschuss für Integration,
Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal zu.
Die Abgen Vettermann, Novak und Oxonitsch haben
gemäß § 30b der Geschäftsordnung eine Gesetzesvorlage betreffend die Änderung des Gesetzes vom 30. Juni
1976 über die äußere Organisation der öffentlichen
Pflichtschulen und öffentlichen Schülerheime im Land
Wien und über die Zusammensetzung des Kollegiums
des Stadtschulrates für Wien, Wiener Schulgesetz, eingebracht. – Diesen Antrag weise ich dem Ausschuss für
Bildung, Jugend, Information und Sport zu.
Nach Beratung in der Präsidialkonferenz nehme ich
folgende Umstellung der Tagesordnung vor: Die Postnummern 1, 3, 2, 4, 5 und 6 werden in dieser genannten
Reihenfolge verhandelt. – Gegen diese Umreihung wurde kein Einwand erhoben. Ich werde daher so vorgehen.
Bevor wir die unter der Postnummer 1 vorgesehene
Wahl vornehmen, ist über die Art der Abstimmung zu
entscheiden. Gemäß § 28 Abs 4 der Geschäftsordnung
für den Wiener Landtag sind Wahlen mittels Stimmzettels vorzunehmen, wenn der Landtag nicht mit Zweidrittelmehrheit anders bestimmt.
Ich schlage vor, die vorgegebene Wahl durch Erheben der Hand vorzunehmen.
Ich bitte nun jene Damen und Herren des Landtages,
die mit meinem Vorschlag einverstanden sind, um ein
Zeichen mit der Hand. – Danke. Mein Vorschlag ist einstimmig angenommen.
Herr Bundesrat Harald Vilimsky hat mit seiner Wahl
in den Nationalrat mit 30. Oktober 2006 sein an siebenter
Stelle gereihtes Mandat im Bundesrat zurückgelegt. Auf
dieses Mandat rückt das an gleicher Stelle gereihte Ersatzmitglied, Frau Monika Mühlwerth, mit Wirkung vom
30. Oktober 2006 nach. Der Klub der Wiener Freiheitlichen schlägt als neues Ersatzmitglied für die siebente
Stelle Frau Mag Heidemarie Unterreiner zur Wahl vor.
Ich bitte nun jene Damen und Herren, die diesem
Wahlvorschlag ihre Zustimmung geben wollen, um ein
Zeichen mit der Hand. – Danke. Das ist mit der erforderlichen Mehrheit angenommen.
Wir kommen zu Postnummer 3 betreffend die erste
Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Gesetz
über die äußere Organisation der öffentlichen Pflichtschulen und öffentlichen Schülerheime im Land Wien
und über die Zusammensetzung des Kollegiums des
Stadtschulrates für Wien, Wiener Schulgesetz, geändert
wird.
Ich bitte die Frau Berichterstatterin, Frau LhptmStin
Laska, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska: Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Nachdem
schon ausführlich berichtet wurde, worum es geht, bitte
ich um Zustimmung.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Gemäß § 30c Abs 10
der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Spezialdebatte zusammenzulegen.
Wird gegen diese Zusammenlegung eine Einwendung erhoben? – Dies ist nicht der Fall. Ich werde daher
so vorgehen.
Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist Herr
Abg Mag Gudenus. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr
geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen!
Wir debattieren gerade über den vorliegenden Entwurf zum Wiener Schulgesetz. Ich möchte gleich vorausschicken: Wir werden den vorliegenden Entwurf ablehnen, ganz speziell auf Grund des § 27a, der vorsieht,
dass ab acht außerordentlichen Schülern Sprachförderkurse mit den erforderlichen Lehrern einzusetzen sind.
Wir sind der Meinung, dass dies der völlig falsche Ansatz
ist, und wir haben auch schon bei der Budgetdebatte
vorgestern erwähnt, dass in den Schulklassen der Wiener Schulen von Integration keine Rede sein kann. Vielmehr sind die österreichschen Kinder in der Minderheit,
und es wird kein Deutsch mehr gesprochen.
Ich habe auch schon erwähnt, dass sich eine „Parksprache“ herausgebildet hat und dass mittlerweile schon
babylonische Verhältnisse in den Schulklassen herrschen. Sehr geehrte Damen und Herren von der roten
Mehrheitsfraktion! Sie können sich, glaube ich, mit Recht
vorwerfen lassen, dass Sie hier in Wien den Kampf der
Kulturen fördern!
Wir sind natürlich für Mehrsprachigkeit – das habe
ich erwähnt –, aber erst nachdem sich die deutsche
Sprache in den Köpfen der Schüler niedergeschlagen
hat. Die deutsche Sprache ist die Staatssprache, und wir
werden in Österreich nur mit der deutschen Sprache
weiterkommen. Nur auf Grund der deutschen Sprache
wird es möglich sein, Bildung und auch einen Arbeitsplatz zu erlangen. Deswegen verlangen wir den Nachweis von Deutschkenntnissen vor Schuleintritt mit einer
Eintrittsprüfung, weil ohne Deutsch keine Integration
stattfinden kann. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir meinen, dass auch bei Quereinsteigern, also bei
Kindern, die über sechs Jahre alt sind und in die zweite,
dritte oder vierte Klasse Volksschule quer einsteigen, ein
Modell angedacht werden sollte, nach welchem die Teilnahme am Regelunterricht erst möglich sein kann, wenn
ausreichende Deutschkenntnisse vorhanden sind. Ich
verweise auf das Modell bei der SPÖ in Neunkirchen. Da
gab es sehr progressive Ansätze, und vielleicht kann
sich die Wiener SPÖ da ein Beispiel nehmen!
In Wien schaut es leider etwas anders aus. In Wien
hat die Jugend wenig Chancen, weil das Bildungssystem
an allen Ecken und Enden krankt. Jugendliche mit wenig
Ausbildung auf Grund mangelnder Deutschkenntnisse
werden sich schwer tun, einen Ausbildungsplatz zu finden, und die PISA-Studie spricht eine ganz klare Sprache. Aus dieser Studie geht hervor, dass es vor allem mit
der Bildung in Wien sehr schlecht bestellt ist. Wien ist
Schlusslicht im Bildungsbereich in ganz Österreich, was
ja auch kein Wunder ist, wenn im Durchschnitt in den
7. Sitzung / 20
Wiener Volksschulklassen 40 Prozent Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache und in manchen Schulklassen
in einigen Stadtteilen über 90 Prozent mit nichtdeutscher
Sprache sind!
Die Zahlen der PISA-Studie sprechen, wie gesagt,
eine ganz klare Sprache. Und es ist vollkommen klar,
dass der höher werdende Anteil der Kinder mit nichtdeutscher Sprache das Bildungssystem und das Bildungsniveau vor allem in Wien hinunter drückt. Das
schreiben auch anerkannte Tageszeitungen, das ist nicht
eine Meinung der FPÖ, sondern das ist eine allgemein
anerkannte Tatsachenfeststellung der Schüler, der Eltern
und auch der Medien. Darüber klagen Schüler, Eltern
und Lehrer, und es sind sich eigentlich alle einig, dass
dieser Schmelztiegel in Wien nicht mehr länger funktionieren kann.
Wenn Sie nicht auf uns hören wollen, dann hören Sie
vielleicht auf Stimmen einzelner Lehrern und Direktoren. – Ich zitiere zum Beispiel einen Lehrer aus der Favoritner Herbststraße: „Der Unterricht in der 3f ist alles
andere als leicht. Die Klasse ist bunt zusammengewürfelt, von den 29 Kindern spricht nur eines auch daheim
Deutsch. Die anderen reden Türkisch, Kurdisch, Tschetschenisch, Suaheli. Zwölf Kinder sind außerordentliche
Schüler.“ – Das schreibt der „Kurier“ im vorigen Jahr.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sind
der Meinung, dass hier gehandelt werden muss, dass
der vorliegende Entwurf aber keine geeigneten Maßnahmen bietet.
Die OECD-Studie habe ich auch schon erwähnt: Wir
liegen nur einen Platz vor der Türkei. – Und auch sprachlich bedingt tobt eben in den Wiener Schulklassen ein
Kulturkampf, der leider, wie wir den Zeitungen in den
letzten Tagen entnehmen konnten, oftmals von Gewalt
geprägt ist. Ich meine, dass Gewalt natürlich auch auf
Grund von Verständnisproblemen entsteht und dass es
daher wichtig ist, dass vor Schuleintritt die deutsche
Sprache beherrscht werden muss. Die Lehrer sind mittlerweile mit diesen Problemen allein gelassen. Sie sehen
sich hier in Wien von der Rathausmehrheit nicht mehr
vertreten. Und die Präsidentin des Wiener Stadtschulrates sieht darin leider ein nicht virulentes Problem.
Auf jeden Fall wird angesichts dieser Zustände in
Wien die Bildung fast unmöglich gemacht. Es ist pervers – ich habe das schon erwähnt, ich weiß aber, dass
die oftmalige Wiederholung ja den Unterrichtsertrag
sichert –, dass mittlerweile einkommensschwache Eltern
bereits laut darüber nachdenken, ihre Kinder in Privatschulen zu schicken! Es ist wirklich pervers, dass sie
einerseits mit ihren Steuergeldern die öffentlichen Schulen zahlen, auf Grund der Zustände aber dann gezwungen sind, ihre eigenen Kinder in Privatschulen zu schicken, weil diese in der Klasse von den Ausländerkindern
ausgegrenzt, an die Wand gedrängt, schikaniert oder
angegangen werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir fordern
daher eine Deutschprüfung vor Schuleintritt. Die Volksschule darf erst nach voller sprachlicher und gesellschaftlicher Integration besucht werden. Das gilt auch für
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Quereinsteiger.
Das vorliegende Gesetz sieht jedoch wie immer nur
eine Symptombekämpfung vor und versucht nicht, das
Problem an der Wurzel zu packen. Deswegen lehnen wir
den vorliegenden Entwurf ab. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächste zu Wort
gemeldet ist Frau Abg Jerusalem. – Ich erteile ihr das
Wort.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Und ganz im
Speziellen: Herr Abg Gudenus!
Ich gewöhne mich jetzt schon langsam daran, dass
ich nach Ihnen spreche. – Heute möchte ich Ihnen in
aller Ruhe – sozusagen in der gebotensten Ruhe, die
man sich nur vorstellen kann – sagen: Natürlich ist die
Lage an vielen Schulstandorten und in vielen Klassen
sehr schwierig! Natürlich gibt es da sehr viele Probleme,
und eigentlich habe ich immer geglaubt, dass die Abgeordneten dazu da sind, diese Probleme zu lösen.
Sie, Herr Kollege, haben allerdings das merkwürdige
Talent, Probleme zu verschärfen, zu verschärfen und
noch einmal zu verschärfen! Und ich möchte Sie jetzt in
aller Ruhe darauf aufmerksam machen: Das ist nicht die
Aufgabe der Landtagsabgeordneten! Problemlösung ist
angesagt! (Beifall bei den GRÜNEN. – StR Johann Herzog: Zuerst muss man die Probleme erkennen! Das ist
der erste Schritt!)
Ja! Zuerst muss man sie erkennen! Natürlich! Dagegen gibt es überhaupt nichts zu sagen! Zuerst muss man
die zahlreichen Probleme alle erkennen und auch beim
Namen nennen. Daher bedarf es auch besonderer Anstrengung beim Problemlösen!
Ich darf Sie jetzt um noch etwas bitten, und zwar
ebenfalls in der größtmöglichen Ruhe, deren ich fähig
bin: Hetzen Sie die Menschen nicht gegeneinander auf!
Niemand in Wien hat etwas von dieser ewigen Aufhetzerei von Menschen! (StR Johann Herzog: Sie hetzen die
Menschen auf!) Das ist das Schlechteste, was man in
dieser Situation machen kann! (Zwischenruf von
Abg Mag Wolfgang Jung.) Ich weiß, Sie regen sich jetzt
auf! Ich finde aber, das ist gut, denn auch das kann möglicherweise einen Denkprozess auslösen! (StR Johann
Herzog: Wenn Ihre Fraktion diese Hetze einstellt, die sie
vorher gezeigt hat, dann wäre das gut!)
Jetzt zum Gesetz: Ich möchte mich zuallererst an die
ÖVP wenden, denn das größte Problem im Bereich der
ganztägigen Schule war die ÖVP, und zwar einfach
deswegen, weil Sie jahrzehntelang nicht erkannt haben,
dass man ganztägige Schulformen dringend braucht. In
Wien brauchen, glaube ich, 71 Prozent der Eltern das
Angebot einer ganztägigen Schule. Sie von der ÖVP
sind jedoch bis zum Jahr 2005 leider auf der Bremse
gestanden, und zwar mit dem Ergebnis, dass die SPÖ
geradezu gezwungen war, in Wien abseits der wenigen
möglichen Schulversuche zu handeln. Folglich haben wir
jetzt in Wien ganztägige Schulen, offene Schulen und
sehr viele Horte. – Das ist einmal die positive Aussage.
Das lässt sich ja sehen und auch in Zahlen fassen: Wien
ist garantiert von allen Bundesländern das Land, das am
7. Sitzung / 21
besten ausgestattet ist.
Jetzt kommt aber das Problem, das ich leider ansprechen muss: Es ist dies ein Sammelsurium, und zwar
ein wirklich schlimmes Sammelsurium! Und dieses
Sammelsurium wird meiner Meinung nach auch durch
dieses Gesetz und durch die Ziele, welche die Stadt auf
diesem Gebiet verfolgt, nicht behoben.
Ich möchte das ein bisschen erläutern, damit man
auch versteht, was ich meine. – Schauen wir uns einmal
den Bereich der Volksschulen an: Es gibt
169 Volksschulen, die keine Nachmittagsbetreuung
haben, also nicht ganztägig geführt sind. Den Kindern,
die dort in die Schule gehen, steht die Hortmöglichkeit
offen, es gibt ungefähr 465 Hortgruppen. Es ist aber
nicht immer leicht, eine passende Hortgruppe zu finden
und jemanden zu finden, der die Kinder dorthin bringt.
Auch das sind gröbere Probleme. – Ich zähle diese Probleme allerdings immer noch zu den kleineren.
Außerdem gibt es, wie gesagt, 20 ganztägige Schulen und 26 offene Schulen, wo der Verein „Wiener Kinder- und Jugendbetreuung" tätig ist. – Dieser Verein ist
ein Albtraum! Gehen Sie einmal in Schulen, und sprechen Sie mit den Menschen dort! Dann stellt sich heraus,
dass der Verein echt ein Albtraum ist, und das nicht nur
auf Grund der hohen Fluktuation. Man muss sich vorstellen, dass junge Menschen, die dort zu arbeiten anfangen, für 30 Stunden 900 EUR verdienen! Und eine zusätzliche Arbeit dürfen sie nicht annehmen. Das heißt,
sie müssen von diesen 900 EUR leben, und das ist
wahrlich nicht viel! Wohlgemerkt beträgt das Gehalt
900 EUR brutto, das habe ich zu sagen vergessen; nur
damit es da keine Missverständnisse gibt! Nach vier
Jahren beträgt das Einkommen erst etwas über
1 000 EUR. – Das ist meiner Meinung nach ein Lohnund Sozialdumping, an dem sich die Stadt locker und
freudig beteiligt, dem man nicht das Wort reden kann!
Aber auch rein organisatorisch gibt es Probleme: Es
ist enorm, welche Ansammlung von Schwierigkeiten es
in diesem Verein gibt, um die Nachmittagsbetreuung
aufrechtzuerhalten, ganz abgesehen davon, dass –
übrigens illegaler Weise –einige MitarbeiterInnen auch
immer wieder als LehrerInnen eingesetzt werden, was
eigentlich gar nicht sein dürfte. Auch das sei am Rande
erwähnt.
Kommen wir nun aber zu diesem Gesetz: Darin ist
sehr klar definiert, wann solche Gruppen eingerichtet
werden. Diese können immer dann eingerichtet werden,
wenn die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind
und es keine anderen Angebote in der Nähe gibt. Das
heißt, das ist eine ganz vage und weiche Angelegenheit!
Und jetzt kommt ein ganz ein wesentlicher Punkt: Voraussetzung beziehungsweise Kriterien dafür, dass ein
Kind dort einen Platz bekommt, sind insbesondere die
Bedürfnisse der Erziehungsberechtigten in Hinblick auf
deren Berufstätigkeit.
Es ist schon klar: Wenn zwei Leute arbeiten, brauchen sie einen Betreuungsplatz für die Kinder. Das bringt
aber erneut Probleme für die Kinder mit nichtdeutscher
Muttersprache! – Erinnern Sie sich ein bisschen zurück:
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Dr Gusenbauer hat, als es um PISA und auch um die
Diskussion ging, dass Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache oft zu Hause nicht die nötige Förderung vorfinden beziehungsweise vorfinden können, gesagt: Wir
brauchen ganztägige Schulformen.
Das ist richtig! Dem stimme ich voll zu! Nun ist es
aber wieder so, dass bei diesen ganztägigen Schulen
zuerst die Kinder an die Reihe kommen, bei denen beide
Elternteile berufstätig sind, und das bedeutet für viele
Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache, dass sie an
ganztägigen Schulen keinen Platz finden werden!
Man sieht es ja jetzt schon: Im 20. Bezirk gibt es eine
Schule, die ab dem nächsten Schuljahr ganztägig sein
wird, und man sieht bereits bei der Aufnahme in die erste
Klasse, dass dort die Zahl der Kinder mit nichtdeutscher
Muttersprache zurückgeht. – Das heißt, man hat ein
neues Problem geschaffen.
Jetzt können Sie natürlich sagen: Diese Kinder müssen halt in die Horte gehen! Aber auch das muss man
sich im Detail ansehen, um feststellen zu können, warum
der Hort keine gute Lösung ist. Es ist nämlich so, dass
es an den ganztägigen Schulen gegenstandsbezogene
Lernzeiten geben wird und dass in deren Rahmen den
Kindern in Bezug auf den Unterricht geholfen werden
soll. Und es ist vom Gesetz her ganz klar vorgegeben,
dass das ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer machen.
Diese Stunden dürfen daher auch nur von LehrerInnen
gehalten werden. – Und jetzt frage ich Sie: Haben Sie in
einem Hort schon einmal einen Lehrer oder eine Lehrerin
gesichtet? Haben Sie in einem Hort schon einmal eine
gegenstandsbezogene Lernzeit festgestellt? Haben Sie
schon einmal gehört, dass im Hort LehrerInnen den
Kindern in jenen Lernbereichen helfen, wo sie etwas
nicht verstanden haben und gefördert werden müssten? – Genau das, was Gusenbauer fordert, kann also in
einem Hort gar nicht stattfinden! Und es findet auch nicht
statt, weil dort HortpädagogInnen arbeiten. Es arbeiten
dort auch ausgebildete PädagogInnen, aber das sind
eben keine LehrerInnen, und daher kann es dort auch
keine gegenstandsbezogene Lernzeit mit Lehrerinnen
und Lehrern geben. Das gibt es dort nicht! Das heißt,
das ist eine Benachteiligung der Kinder, die besonders
gefördert werden müssen, weil sie beim Lernen in einem
Gegenstand hinten nach sind und Hilfe und Förderung
brauchen, und das werden sie im Hort nicht bekommen.
Individuelle Lernzeit gibt es im Hort natürlich, aber
dazu braucht man keine Lehrer und Lehrerinnen! Das
heißt, es wird im ganztägigen Schulbereich insgesamt
sehr große Qualitätsunterschiede geben, und es wird
daher zu einer erneuten Benachteiligung der Kinder
kommen.
Ich freue mich sehr darüber, dass Frau StRin Laska
immer wieder sagt, dass vom Pädagogischen her ein
ganztägiger Schulbetrieb mit verschränktem Ablauf das
qualitativ Beste ist. – Dieser Meinung bin ich auch! Das
ist das Beste, das wird jedoch am allerwenigsten angeboten! Ich gratuliere allen Eltern, die so etwas in ihrer
Umgebung auftreiben können, aber das kommt ja in
Wien nahezu überhaupt nicht vor. Das qualitativ Beste ist
7. Sitzung / 22
das absolut Seltenste, und diejenigen, welche die hohe
Qualität am meisten brauchen, bekommen sie am allerwenigsten, weil sie in die Horte abgeschoben werden,
weil sehr häufig gerade ihre Mütter nicht berufstätig sind.
Das ist ein großes Problem, und ich denke, dieses Problem müsste man sich sehr genau anschauen und überlegen, was man da tut! – Das ist das Hauptproblem, das
ich sehe.
Jetzt führe ich noch einige weitere Punkte an, zu denen man sich auch etwas denken können hätte. – Im
Gesetz heißt es, dass diese Sprachförderkurse eingerichtet werden können, wenn sie notwendig sind. Ich
meine, man hätte auch sagen können: Sie werden eingerichtet, wenn sie notwendig sind. Denn so ist es halt eine
Kann-Bestimmung. Dann hat man festgestellt, dass
diese Notwendigkeit ab einer Schülerzahl von acht besteht. Das ist okay. Man hat aber nicht dazu gesagt, wie
hoch die maximale Anzahl an Kindern ist, die an einem
solchen Kurs teilnehmen können. Diese Sprachförderkurse machen nämlich nur dann Sinn, wenn die Gruppe
klein ist. – Hier fehlt also meiner Meinung nach eindeutig
die Höchstgrenze.
Ein nächster kleiner Punkt, der aber durchaus gewichtig ist. Sie wissen, dass in vielen Stellungnahmen,
etwa auch der Arbeiterkammer, festgestellt wird, dass in
den Gruppen, die am Nachmittag betreut werden, mindestens 15 Kinder sein sollen. Okay! D’accord! Die
Höchstzahl wird aber mit 30 angegeben! Meine Damen
und Herren! Das ist schierer Wahnsinn! Das ist unsinnig!
Mir würden auch noch ein paar andere Ausdrücke dafür
einfallen! Ich verstehe nicht, wie man so etwas machen
kann! Begründet wird das mit höherer Flexibilität, ich
meine aber, dass das eine Nichtbegründung ist. Man
müsste auch da eine Höchstzahl angeben, die praktikabel ist. Die bisherige Höchstzahl war, glaube ich, 19, und
ich halte es für einen Fehler, diese Zahl derart zu erhöhen! Das halte ich für falsch!
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Man kann
jetzt sicherlich zu diesem Gesetz und auch zu dessen
Umsetzung noch einiges sagen. Die Eltern sind beispielsweise nie wirklich darüber befragt worden, ob sie
eine Nachmittagsbetreuung brauchen. Wer wurde gefragt? Wurden wirklich nur die Eltern der Erstklassler
befragt oder alle anderen auch? Wie soll das gehandhabt werden?
Dazu habe ich einen einzigen schlichten Appell: Halten Sie sich einfach an die gesetzliche Regelung! Wer zu
befragen ist, der muss befragt werden. Punktum. Dasselbe gilt, wenn eine Schule, die bisher halbtags geführt
war, in eine ganztägige umgewandelt wird. Auch diesfalls
sind alle zu befragen! Bei der Schule im 20. Bezirk, die in
eine ganztägige umgewandelt wurde, hatten die Leute,
die angeblich befragt wurden oder befragt werden sollen
hätten, keine Ahnung davon! Fragen Sie die Leute dort
einmal, ob sie diesbezüglich befragt wurden! – Sie wurden nicht gefragt, sondern die Schule wurde ganz einfach in eine ganztägige umgewandelt! Und auch wenn
ich mich prinzipiell freue, wenn das Angebot an ganztägigen Schulformen wächst, bin ich doch dafür, dass man
Landtag, 18. WP
23. November 2006
die Leute fragt und dann auch berücksichtigt, was sie
sagen. Ich glaube, das ist Mindeststandard in einer Demokratie, darüber kann und soll man sich nicht hinwegsetzen!
Ich möchte zum Schluss kommen und abschließend
noch einmal betonen, dass wir jetzt in Wien ein Sammelsurium haben, das man nicht gutheißen kann. Es ist für
die Eltern unwahrscheinlich schwer geworden, eine
qualitativ hochwertige ganztägige Schule zu finden. Es
ist dies zwar leichter zu erreichen als ein Lottosechser,
es ist aber trotzdem ein großes Problem.
Ich komme zurück zum Ausgangspunkt meiner Rede
und betone noch einmal: schuld ist nicht Wien und die
SPÖ, sondern die ÖVP, die wirklich auf dem Mond gelebt hat! (Zwischenruf von Abg Mag Barbara Feldmann.)
Sie haben über Jahrzehnte auf dem Mond gelebt und
nicht begriffen, dass wir ein großes Angebot an ganztägigen Schulen brauchen. Sie haben ein Desaster auf
diesem Gebiet angerichtet! Ich bin nur froh, dass Sie
2005 endlich draufgekommen sind! Es hätte ja auch
2020 werden können! Man weiß ja nie. Jedenfalls haben
wir jetzt aber ein Problem, das Wien erst einmal lösen
muss. – Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr Abg Dr Aigner. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau
Landeshauptmann-Stellvertreterin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Es wäre einmal ein sehr lohnenswerter Versuch, das
Selbstverständnis der GRÜNEN und insbesondere der
Frau Abg Jerusalem hier näher zu beleuchten. Mir
scheint fast, Sie sehen Ihre Aufgabe darin, Zensuren
über die Arbeit der anderen Oppositionsparteien zu verteilen, und übersehen dabei, dass Sie damit das Geschäft der Mehrheitsfraktion übernehmen. – Ich gehe
einmal davon aus, dass Sie das nicht unabsichtlich tun.
Das entspricht halt der Identität der GRÜNEN, und ich
meine, dass das natürlich ein Anbiederungsversuch an
die SPÖ ist!
Aus der Sicht der ÖVP kann ich sagen: So falsch
können wir nicht liegen, wenn gerade Sie immer auf uns
losgehen! Ich möchte aber die Haltung der ÖVP hier
ganz klar deponieren: Wir sind keineswegs gegen ganztägige Schulformen, doch wir wollen die Wahlfreiheit der
Eltern, aber auch der Lehrer und der Schüler berücksichtigt wissen, und diese ist ja gesetzlich genau verankert.
Es ist eine verschränkte Abfolge von Unterrichts- und
Betreuungsteilen vorgesehen, wobei es aber eine entsprechende Mehrheit im Schulforum geben muss. Genau
darum geht es! Die Wahlfreiheit ist sicherzustellen, wir
sind aber gegen eine verpflichtende Zwangstagschule,
und dabei bleiben wir auch. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich gebe Ihnen aber Recht, dass es gerade hier auch
Mängel in der Tagesbetreuung gibt. Das wird auch im
Kontrollamtsbericht festgestellt. Und es hindert niemand
die Mehrheit hier in diesem Haus oder die Verwaltung
daran, das zu ändern! Wir sind ganz Ihrer Meinung, dass
7. Sitzung / 23
die Nachmittagsbetreuung an den Schulen verankert
werden soll und die Schüler und Schülerinnen nicht in
die Horte abgeschoben werden sollen, weil auch wir
meinen, dass in der Schule am Nachmittag eine viel
bessere und qualitativ höherwertige Betreuung sichergestellt wird. Da treffen wir uns, und das ist der Vorwurf,
den wir der Mehrheit in diesem Haus nicht ersparen
können.
Nach der heutigen Ankündigung des Landeshauptmanns, dass die Klassenschülerhöchstzahl in Wien
gesenkt werden soll – und es kursiert hier auch schon
ein Initiativantrag –, sage ich: Niemand hat das Land
Wien daran gehindert, auch diesbezüglich früher etwas
zu tun! – Jetzt hätte ich fast gesagt: Es war heute schon
ein guter Tag für das Wiener Pflichtschulwesen! Und wir
werden sehen, ob diese Zusagen auch entsprechend
umgesetzt werden beziehungsweise ob man sie umsetzen will!
Das vorliegende Schulgesetz ist natürlich nicht auf
der Höhe der Zeit. Insofern können wir diesem Schulgesetz in der vorliegenden Form unsere Zustimmung nicht
geben. (Beifall bei der ÖVP.)
Es geht uns vor allem um die Gruppengröße, die Sie
nach oben gesetzt haben. Nun kann man anstelle der
bisherigen Höchstzahl von 19 auf 30 gehen, und genau
das ist unter dem Gesichtspunkt der Betreuungsqualität
abzulehnen! Aus diesem Grund – und es gibt da auch
noch andere kleinere Schönheitsfehler – wäre es gut, ein
Gesamtpaket zu schnüren: In dieses Gesamtpaket gehören auf der einen Seite die Klassenschülerhöchstzahl,
auf der anderen Seite der bauliche Zustand unserer
Schulgebäude und der Bedarf an Schulraum, wobei
beachtet werden muss, wie die Schulen etwa auch mit
Essenseinrichtungen, mit Gemeinschaftsräumen et cetera ausgestattet sind. Das heißt, wir brauchen im Prinzip
ein bauliches und personelles Upgrading unseres
Pflichtschulwesens. Und da können Sie sich schon ein
Beispiel am Zustand der Bundesschulen nehmen: Obwohl dort die Kinder schon um einiges älter sind, ist die
Nachmittagsbetreuung an den Gymnasien bei Weitem
besser als hier in Wien bei den Pflichtschulen! (Beifall bei
der ÖVP.)
Wir haben nämlich die letzten Jahre dazu genützt,
das Nachmittagsbetreuungsangebot an den Gymnasien
tatsächlich zu verbessern. Das muss Ihnen ja von der
Wiener Situation bestens bekannt sein, da brauchen wir
keinen Vergleich zu scheuen! Der Unterschied ist halt:
Sie reden von der Nachmittagsbetreuung, während wir
die Nachmittagsbetreuung dort, wo wir zuständig waren,
schon längst sichergestellt haben! (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als Nächster zu Wort
gemeldet ist Herr Abg Vettermann. Ich erteile ihm das
Wort.
Abg Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau
Vorsitzende! Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte einige Bemerkungen zu den VorrednerInnen und zu zwei, drei Punkten, die wir heute beschließen
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werden, machen.
Zu Kollegen Gudenus: Ich meine, diese Schreckensvision, dass alles nicht mehr funktioniert, die Sie hier
immer zeichnen wollen, nimmt sonst niemand so wahr!
Nicht, dass es keine Probleme gibt! Aber wir sind den
Problemen ja nicht ausgeliefert, sondern sie werden aktiv
angegangen. Daher werden die Elternvertreter, die
Schülervertreter und natürlich auch der Stadtschulrat und
die Lehrer Ihrer Panikmache nicht folgen können, weil es
dieses Horrorszenario, das Sie hier immer zeichnen, in
Wien einfach nicht gibt! Die Schule funktioniert in Wien!
In einer Frage gebe ich Ihnen insofern Recht, als es
wichtig ist, dass die Unterrichtssprache Deutsch entsprechend beherrscht wird. Diesbezüglich gehen wir ja gerade auch bei diesem Schulgesetz wieder einen Schritt
weiter. Sie wissen, dass es erstmals seit vorigem Jahr
und weiterhin Kurse für Kinder gibt, die in die Schule
eingeschrieben wurden und sprachliche Defizite haben.
Und das wird evaluiert und verbessert.
Außerdem gibt es jetzt auch die Förderkurse ab acht
QuereinsteigerInnen. Es war ja bekanntlich immer das
Problem, dass zwar alle, die in der ersten Klasse begonnen haben, nachweislich in der vierten Klasse, meist
aber schon in der zweiten und dritten Klasse dem weiteren Unterricht folgen konnten, dass es aber schwierig
war, wenn jemand später neu eingestiegen ist. Daher
gibt es jetzt die Möglichkeit dieser Förderkurse, damit
auch die QuereinsteigerInnen und SeiteneinsteigerInnen
ein entsprechendes Angebot vorfinden. Sie sollen aber
natürlich auch in ihrem Klassenverband mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern üben und Deutsch erlernen
können. Daher bin ich absolut gegen Ghettoklassen, die
Sie anscheinend haben wollen, und bin froh, dass wir in
Wien diesen Weg der gemeinsamen Klassen mit Förderung und speziellen Angeboten gehen.
Zur Kollegin Jerusalem: Sie haben es lobend erwähnt, dass wir insgesamt über 50 Prozent an Ganztagsbetreuung haben. Wir sind also in Wien gegenüber
allen anderen Bundesländern weit vorne. Der Bundesschnitt liegt bei 7,2 Prozent. Nummer 2 ist das Burgenland, und zwei weitere Bundesländer liegen noch über
dem Bundesschnitt, darunter Kärnten, was ich sozusagen für ein Relikt langjähriger sozialdemokratischer Regierung halte; das Gleiche gilt für das Burgenland. Dennoch liegen diese weit unter dem Wiener Schnitt. Bei uns
in Wien sind es genau 53 Prozent, ungefähr die Hälfte
geht in einen Hort, und die andere Hälfte bekommt ganztägige Betreuung in der Schule. – Ich verstehe nicht,
warum Sie da von einem Sammelsurium sprechen, anstatt zu diesen beiden Säulen der Betreuung positiv zu
stehen! (Abg Susanne Jerusalem: Ich werde Ihnen das
erklären!) Das verstehe ich nicht, und ich kann es überhaupt nicht nachvollziehen, dass Sie sagen, dass jemand in einen Hort „abgeschoben“ wird.
Erstens gibt es viele Horte für alle, die keinen Betreuungsstandort in der Schule haben. Zweitens hat es
einen Versuch gegeben, bei dem Hortpädagogen und
Lehrer gemeinsam gearbeitet haben, und das hat durchaus nicht so schlecht funktioniert. Außerdem gibt es in
7. Sitzung / 24
allen Horten nicht nur eine Lernstunde, bei der ausgebildete PädagogInnen mit den Kindern arbeiten, sondern
es ist vorgeschrieben und wird, wie ich glaube, zu
90 Prozent auch in der Praxis umgesetzt, dass Kontakt
mit den Klassenlehrern gesucht wird, damit die HortpädagogInnen informiert sind und in den Lernstunden auch
Schwerpunkte auf Defizite setzen und mit besonderen
Übungen darauf eingehen können. – Wenn alles am
gleichen Standort stattfindet, wird das ohnedies durchgeführt. Dort ist es leicht.
Ansonsten ist das Angebot jetzt durchaus gut, weil
die so genannte „gelenkte Freizeit“ von HortpädagogInnen in einer äußerst positiven und sozial sozusagen
vorwärts bringenden Art und Weise gestaltet wird. Im
Hinblick darauf verwahre ich mich aufs Schärfste dagegen, dass Sie sagen, dass die Kinder in die Horte „abgeschoben“ werden. – Ich muss Ihnen sagen: Bei zwei
oder drei Bürgerinitiativen beziehungsweise Elterngruppen wurden Unterschriften gesammelt, und dabei stellte
sich heraus, dass die Leute an ihrem Standort Horte
fordern und sagen: Wir wollen auch einen städtischen
Hort! Daran sieht man, dass das Image nicht so schlecht
ist, sondern dass die Horte – ganz im Gegenteil – positiv
angenommen werden. Ich stehe zu diesem einen Standbein, das übrigens auch während der ganzen Ferien
Versorgungssicherheit bietet, was positiv für die Berufstätigen ist, die nicht so viel Urlaub haben.
Ich will mir das jetzt nicht schlecht reden lassen, weil
es einfach nicht stimmt: Es gibt den Kontakt, es gibt die
Lernstunden, und die LehrerInnen arbeiten gemeinsam
mit den HortpädagogInnen!
Zugegeben, es sind auch ganztägige Schulformen
mit verschränktem Unterricht möglich. Davon gibt es
aber noch nicht genug, es wäre gut, wenn es zwei, drei
Schulen mehr gäbe.
Sie sagen, dass der Verein „Wiener Kinder- und Jugendbetreuung" immer mehr zum Problem wird, und
haben auch die Bezahlung angeführt. – Ich sage Ihnen:
Inzwischen ist dieser Verein dem entsprechenden Kollektivvertrag beigetreten, der wirklich gut ausverhandelt
wurde und von der Gewerkschaft absolut gedeckt ist,
und die Bezahlung ist entsprechend. Und Wien wird das
durch die Förderung entsprechend mittragen und finanziell bedecken können. Die Ausbildung ist sukzessive
verbessert worden, sodass man sagen kann: Auch hier
besteht beziehungsweise entsteht ein vollwertiges und
gutes Angebot, das eben eine zweite Säule ist, die angeboten wird.
Wenn Kollege Aigner von Wahlfreiheit gesprochen
hat: Es gibt hier ja die Wahlfreiheit zwischen dem Hort
und dem Angebot der Ganztagsschule! Bei 25 Prozent
und 25 Prozent kann man es sich nämlich sehr wohl
aussuchen, und es besteht in jedem Bezirk die Möglichkeit, dieses Angebot entsprechend zu nutzen.
Sie sind so stolz auf die AHS. – Ich meine, es ist
okay, dass es dort Nachmittagsbetreuung gibt. Dass
diese so überlegen ist, kann ich Ihnen nach eigenem
Augenschein aber wirklich nicht bestätigen! Ich habe mir
jetzt einige AHS im Hinblick darauf angeschaut. Die
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Qualität ist wechselnd und unterschiedlich. Zum Beispiel
findet die Lernbetreuung in einer Schule in einem ehemaligen Chemiekammerl statt. Gegessen wird mehr oder
weniger auf dem Gang in einem abgetrennten Raum mit
mehr oder weniger liebevoller Verpflegung. – Das ist an
sich okay, und die Lehrer werden sich in den Lernstunden, die in den Klassen stattfinden, sicherlich auch bemühen und ein gutes Angebot bieten. Wenn man das
aber mit unseren Horten und auch mit unseren offenen
Schulen vergleicht, dann muss ich Ihnen sagen: Man soll
das eine nicht gegen das andere ausspielen! Ich meine
aber nicht, dass eine Form besonders überlegen ist. Das
ist faktisch und sachlich nicht richtig!
Ganz zum Schluss noch zu den Teilungszahlen. –
Wir wissen es, und es steht auch in den Erläuterungen:
Wien hat im Moment die Zahl 19 und bleibt im Schnitt
und Regelfall auch dabei. Warum steht dann da die Zahl
30? – Ich komme dann gleich zum Initiativantrag. Das ist
im Moment so geregelt, weil im Einzelfall auch größere
Gruppen möglich sein sollen und weil das im Notfall auch
mit einer gesamten Klassen funktionieren soll. Das können theoretisch eventuell auch 30 sein, damit es etwa
bei einem Ausfall möglich ist, dass auch eine supplierende Person auf die Klasse aufpasst. Daher wurde auch
diese Zahl hineingeschrieben, und diese ist mit dem
Zentralausschuss der Wiener LandeslehrerInnen nicht
nur abgesprochen, sondern sie wurde von diesen sogar
gefordert.
Frau Kollegin! Wir beide kennen die Lehrergewerkschaft und den Zentralausschuss. Ich meine, man
braucht da keine Sorge zu haben! Das wird nicht der
Regelfall sein. Es sollen hier nicht Lehrer oder Betreuungspersonen eingespart werden. Das wird sicherlich
nicht der Fall sein! Aber einen Ausfall hat es manchmal
schon gegeben, und da muss man eben der Not gehorchen und für den Fall, dass zum Beispiel jemand krank
ist, rechtlich entsprechende Vorkehrungen treffen.
Ein zweites Beispiel will ich auch noch bringen, dass
eine höhere Zahl im Einzelfall begründet und auch pädagogisch sinnvoll sein kann, etwa bei einem Fußballmatch: 2 mal 11 ist 22, das wird sich mit 19 nicht ausgehen. Da könnte man natürlich neue Regeln machen,
Leute hinausstellen, aber das wäre ein Tohuwabohu
sondergleichen! Warum man da eine zweite Betreuungsperson haben sollte, weiß ich nicht! In diesem Sinn
ist es also durchaus okay, wenn wir im Einzelfall eine
höhere Zahl ermöglichen, wenn es pädagogisch sinnvoll
ist. Der Regefall wird das aber nicht sein, weil wir ja die
Gruppen, die es jetzt gibt, entsprechend weiterführen
werden. Es war in den Schulen bisher die Praxis, dass
es 19 waren, und es werden auch Gruppen mit durchschnittlich 19 bleiben.
Jetzt komme zu unserem Initiativantrag: Aus diesem
Grund werden wir beantragen, dass auch bei der Tagesbetreuung die angemeldeten Schüler in ganztägigen
Schulformen in Gruppen von mindestens 15 und höchstens 25 zusammenzufassen sind, was, wie ich hoffe und
wovon ich ausgehe, angenommen wird. Das heißt, wir
nehmen auch hier darauf Rücksicht, dass im Notfall auch
7. Sitzung / 25
die gesamte Klasse unterrichtet werden kann. Heute sind
es 30, dann wird es eben mit 25 geregelt sein. Dieser
Initiativantrag macht die Adaptierung des Gesetzes nicht
nur in diesem einen Punkt notwendig, sondern es wird
auch sichergestellt, dass die Klassenschülerhöchstzahl
25 nicht übersteigen soll. Letztere wird bei den Integrationsklassen dann auch noch entsprechend gesenkt,
sodass in diesen Klassen sogar eine Klassenschülerzahl
von 21 nicht überschritten werden wird. (Beifall bei der
SPÖ.)
Alles in allem kann man sagen, dass sowohl der heutige Initiativantrag als auch das Schulgesetz einen Schritt
in die richtige Richtung bedeuten. Gerade der Initiativantrag bringt sogar eine massive Verbesserung für die
Wiener Schülerinnen und Schüler und das Wiener Bildungssystem. – Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Weitere Wortmeldungen liegen nicht vor. Ich erkläre die Verhandlung für
geschlossen und erteile der Frau Berichterstatterin das
Schlusswort.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska: Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe schon eingangs darauf hingewiesen, dass
die Vorlage zur Novellierung dieses Gesetzes aus vielen
bereits genannten Gründen ein wichtiger Schritt ist. Es
ist dies ein Zwischenschritt in Richtung einer sehr raschen weiteren Novellierung betreffend die KlassenschülerInnenhöchstzahl.
Worüber ich in dieser Diskussion einerseits erstaunt,
andererseits erfreut bin, ist die Tatsache, dass ich mir
noch vor ein paar Jahren nicht vorstellen konnte, dass
vor allem der ÖVP das Wort Ganztagsschule so locker
über die Lippen kommen wird, ohne gleich alles Unheil
zu beschwören, was damit angeblich verbunden ist. Ich
begrüße es außerordentlich, dass wir jetzt relativ sachlich über Ganztagsschulen reden können, wiewohl ich
noch immer der Meinung bin, dass wir uns vor allem vom
inhaltlichen, pädagogischen und didaktischen Blickwinkel
noch darüber einigen müssen, was denn nun der Vorteil
einer Ganztagsschule ist, damit wir dann definieren können, welche organisatorischen und infrastrukturellen
Rahmenbedingungen eine solche Schulform braucht.
Daraus können wir dann auch ableiten, wie andere
Schulformen, also Halbtagsschulen, ausschauen. Die
Ergebnisse der Zukunftskommission, die eingesetzt
wurde, liegen vor, und wir haben dann darüber zu diskutieren und zu entscheiden, welche Schulformen wir zukünftig in unserem Bildungssystem tatsächlich brauchen.
In dieser Diskussion ist es unabdingbar notwendig,
auch darüber zu reden, ob hier nicht auch Erfahrungen
aus anderen Betreuungsformen mit einfließen müssen.
Dabei geht es mir vor allem um die zeitliche Orientierung, also um die Frage: Wie lange ist der Tag? – Hier
sind vor allem die Erfahrungen, die sich aus der Berufstätigkeit der Eltern und der Notwendigkeit für Nachmittagsbetreuung ergeben, ganz entscheidend. Das haben
wir ja auch schon bei den Betreuungsformen vor dem
Schuleintritt diskutiert. Wir werden nämlich alle nicht zu
dem nötigen Ergebnis gelangen, wenn wir einen Schritt
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zurückgehen und gerade für berufstätige Eltern eine
Betreuungsform einsetzen, die sie an schulfreien Tagen,
in den Ferien und in den Zeiten, in denen Betreuung
nicht im ausreichenden Maß vorhanden ist, vor große
Probleme stellt. Das heißt, wir müssen uns etwas einfallen lassen, und wir werden darüber zu diskutieren haben,
welche unterschiedlichen Ausbildungsqualitäten für die
Personen, die in diesem System arbeiten, notwendig
sind, um all diese Voraussetzungen zu erfüllen.
Es wurden hier auch mit dem Initiativantrag einige
Schritte in die richtige Richtung gesetzt. Das wird uns
aber nicht der Gesamtdiskussion entheben, und ich
meine, dass wir gut daran tun, es im Zuge dieser Diskussion jedenfalls absolut zu unterlassen, eine ganze
Berufsgruppe, die eine hervorragende pädagogische
Ausbildung hat, sozusagen mit einem Handstreich ins
Abseits zu stellen. Dagegen verwahre ich mich! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich bin gespannt, welche Erklärung jene Vertreterinnen und Vertreter, die heute hier von Abschieben in die
Horte und sonstigen angeblichen Missständen gesprochen haben – was ich jetzt gar nicht wiederholen will,
was aber im Protokoll nachzulesen sein wird –, gegenüber jenen finden werden, die anfragen und sagen werden: Wie war denn das gemeint? Was heißt denn das,
dass die Kinder zu uns abgeschoben werden? Was heißt
denn das, dass wir keine Ausbildung haben, die eine
individuelle und qualitativ hochwertige Betreuung sicherstellt? Warum sagen Sie, dass unsere Qualifikation nicht
mit jener der Lehrerinnen und Lehrer bei der Nachmittagsbetreuung vor allem im Bereich der Hauptschulen,
aber auch in den AHS gleichzusetzen ist? – Denn auch
dort steht nicht die gesamte Ausbildungspalette in allen
Fächern in der Lernzeit zur Verfügung. Auch dort steht
nicht, wie Sie gesagt haben, für jedes einzelne Fach der
ausgebildete Lehrer zur Verfügung. Das ist diesfalls auch
gar nicht die Aufgabe der Lehrer. Die fachspezifische
Wissensvermittlung soll im Unterricht erfolgen, und bei
der Betreuung außerhalb des Unterrichtes ergeben sich
ganz andere Erfordernisse.
Genau darüber sollten wir diskutieren! Auch im Zusammenhang mit dem Bildungsplan müssen wir darüber
nachdenken, wie der Unterricht vor sich geht, was dort
eigentlich vermittelt wird und welche Lernformen es gibt.
Es sind die Fragen zu stellen: Was vermitteln wir? Soll
das vermittelte Wissen mit einem Notensystem bewertet
werden, was letztlich zur Selektion führt? Oder bekennen
wir uns endlich dazu, dass Unterricht etwas anderes
bedeutet, nämlich Qualifikation, Förderung und – um
einen Begriff zu verwenden, der allen hinlänglich bekannt
sein sollte – Lernen lernen?
Ich meine, wir dürfen da nicht ein System, das bekanntlich die modernen Erfordernisse nicht erfüllt und
auch die alten nicht mehr erfüllt hat, in ein modernes
Bildungssystem hinüber zu retten versuchen, das insgesamt nach ganz anderen Methoden, Inhalten sowie organisatorischen und infrastrukturellen Formen laufen
soll. Wenn wir das in der Diskussion fein säuberlich
auseinanderhalten, dann werden wir zu einem entspre-
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chenden Ergebnis kommen, ohne auf dem Weg dahin
einzelne Berufsgruppen von diesem Platz aus fast zu
beleidigen. Das kann ich nämlich bei aller Liebe nicht
tolerieren! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir werden meiner Meinung nach gut daran tun,
auch die Nachmittagsbetreuung, die derzeit in den Gymnasien stattfindet, zu durchleuchten, denn dort trifft genau das zu, was ich zuerst erwähnt habe. Und ob diese
Form dem entspricht, was die Zukunftskommission als
richtungsweisend vorgegeben hat, wage ich zu bezweifeln!
Außerdem sollten wir auch noch darüber nachdenken, ob wir das, was das Bundesrahmengesetz jetzt im
Bereich der ganztägigen Betreuung vorgibt, tatsächlich
eins zu eins unterschreiben wollen. Ich werde das nicht
tun, das sage ich hier ganz deutlich! Dort ist nämlich
nicht geregelt, wie die Betreuung in Ferienzeiten und an
schulfreien Tagen sichergestellt wird, und dort nähert
sich auch die Essenbetreuung nicht annähernd Wiener
Standards! Erinnern wir uns: Es ist hier darüber nachgedacht worden, in welchen Gasthäusern man essen kann.
Und es bleibt die Möglichkeit offen, standortübergreifende Einrichtungen zu schaffen. Es wird also hinsichtlich
der Horte ermöglicht beziehungsweise forciert, dass es
standortübergreifende Angebote gibt. Und auch die Voraussetzungen betreffend personelle Struktur und zeitliche Struktur sind dort nicht das, was wir unter unseren
Wiener Standards verstehen!
Ich bin sehr stolz darauf, dass im Bereich des Essens
sowohl in unseren Kindergärten und Horten als auch in
den Schulen ein Standard erreicht wurde, der international Aufsehen erregt. Und ich würde mir wünschen, dass
durch den Druck der Konsumenten auch in allen Gasthäusern der Bioanteil beim Essen dermaßen steigt, denn
dann würde sich die Situation insgesamt und vor allem
der Bewusstseinsstand der Eltern im Hinblick darauf
gravierend verändern, was zu Hause auf den Tisch
kommt und wie eingekauft wird. Dann hätten wir auch
überhaupt kein Problem mit dem Preisvergleich, dem wir
standhalten, denn unser biologisches Anteilsessen ist
nicht teurer als das andere.
Wer nämlich kritisch einkaufen geht, der weiß, was
das eine und das andere kostet und dass es in den Regalen deutliche Unterschiede gibt, und kritische KonsumentInnen könnten blitzartig eine Veränderung herbeiführen, wenn etwas einfach nicht mehr gekauft wird, und
damit wäre auch die Preisgestaltung eine andere. Es gibt
eine Fülle von Einzelbeispielen und Beweisen, dass wir
tatsächlich Systeme verändern können, wenn wir das
wollen. Darüber sollten wir auch diskutieren und auf dem
Weg dorthin nicht Bestehendes schlecht machen! Das
gilt auch für den Verein „Wiener Kinder- und Jugendbetreuung“.
Ich bin – das wissen Sie – in allen Bereichen und
auch in diesem Verantwortungsbereich sehr gern bereit,
Einzelfälle zu prüfen, wenn es Vorwürfe gibt. Aber auch
hier warne ich vor Pauschalverurteilungen, weil das
sowohl die Verantwortlichen als auch die Beschäftigten
und vor allem jene Kinder und Eltern, die in diesen Sys-
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temen profitieren, mit einem Schlag in eine Verurteilung
bringt, die man so nicht zulassen kann. Das ist eigentlich
einer Diskussion in diesem Haus nicht würdig!
Daher bitte ich Sie, entlang dieser Tatsachen mit uns
weiter zu diskutieren, zu überlegen und dann auch Maßnahmen zu beschließen, die uns weiterbringen, denn im
Grunde genommen geht es darum, die besten Voraussetzungen für die Kinder und Jugendlichen zu schaffen.
Das soll unser Handeln lenken! – In diesem Sinn bitte ich
Sie um Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen nun zur
Abstimmung über die Gesetzesvorlage.
Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen,
die Hand zu erheben. – Das ist mit Mehrheit gegen die
Stimmen der ÖVP, der Freiheitlichen Partei und der
GRÜNEN so beschlossen.
Wenn kein Widerspruch erfolgt, werde ich sofort die
zweite Lesung vornehmen lassen. – Ein Widerspruch
erfolgt nicht.
Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die
dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein
Zeichen mit der Hand. – Das Gesetz ist somit auch in
zweiter Lesung mehrstimmig beschlossen.
Wir kommen zu Postnummer 2. Sie betrifft die erste
Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Wiener
Jugendwohlfahrtsgesetz 1990 geändert wird.
Ich darf die Landeshauptmann-Stellvertreterin bitten,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska: Sehr geehrte Damen und Herren!
Auch diesbezüglich fasse ich mich kurz. Wir haben
über Detailbereiche auch heute schon ausführlich gesprochen. Ich ersuche um Zustimmung.
Präsidentin Erika Stubenvoll: Gemäß § 30c Abs 10
der Geschäftsordnung schlage ich vor, die General- und
die Spezialdebatte zusammenzulegen.
Wird dagegen eine Einwendung erhoben? – Das ist
nicht der Fall. Ich werde daher so vorgehen.
Die Debatte ist eröffnet. Zu Wort gemeldet ist der
Herr Abg Mag Gudenus. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr
geehrte Präsidentin! Werte Vizebürgermeisterin!
Wir werden, wie auch beim vorherigen Gesetz, den
vorliegenden Änderungsvorschlag zum Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz ablehnen, und zwar vor allem vor dem
Hintergrund der aktuellen Diskussion und der aktuellen
Kampagne der Gemeinde Wien betreffend Homosexuelle als Pflegeeltern.
Ich habe vorher schon die Anfrage formuliert, unter
welchem Begriff im Gesetz diese homosexuellen Pflegeeltern zu subsumieren sind, unter Pflegeeltern oder unter
Pflegepersonen. Darauf habe ich eine nicht ganz klare
Antwort bekommen.
Meiner Meinung nach – und ich glaube, da sind wir
uns einig – können Pflegeeltern nur Eltern sein, und
Eltern bestehen eben aus Mann und Frau. Und unter
Pflegepersonen sind wohl die Einzelpersonen gemeint.
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(Abg Marco Schreuder: Das ist Ihre Meinung!) Daher
steht hier wohl auch der Verdacht im Raum, dass dieses
Gesetz falsch exekutiert wird.
Beim Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz geht es aber
auf jeden Fall um das Wohl des Kindes, das ist ganz
klar. § 21 normiert, dass eine den leiblichen Eltern nahe
kommende Beziehung hergestellt werden soll. Und wie
gesagt: Eltern sind Mann und Frau, bei Homosexuellen
ist eine den leiblichen Eltern nahe kommende Beziehung
hingegen eher fraglich. Im Hinblick darauf, dass dem
Kind Wohlsein vermittelt werden soll, ist eine solche
homosexuelle Pflegeelternschaft meiner Meinung nach
doch zu hinterfragen. Laut Gesetz soll die beste individuelle und soziale Entfaltung gesichert werden, und
diese drei Punkte stellen wir bei homosexuellen Pflegeeltern nicht nur in Frage, sondern verneinen sie.
Wir glauben nämlich, dass ein Kind am besten bei
Vater und Mutter aufwächst und nicht bei gleichgeschlechtlichen Personen. Das ist nicht nur unsere Ansicht, sondern das bestätigen weltweit auch namhafte
Psychologen: Kinder, die bei gleichgeschlechtlichen
Eltern leben, bekommen einfach nicht den richtigen
Eindruck von der Welt. Mann, Frau und Kind, so ist es
von der Natur her vorgesehen, Herr Schreuder.
Das ist der MA 11 aber ziemlich egal. Man vernimmt,
dass die Kampagne sehr positiv aufgenommen wird.
Allein in der ersten Woche gingen schon 50 Anrufe ein
und gab es positive Reaktionen aus der HomosexuellenCommunity und Anfragen von Interessierten. – Ich zitiere
jetzt aus wwww.wienweb.at. Wie viele neue Pflegeeltern
durch die Kampagne gewonnen werden könnten, wird
man erst im Frühjahr wissen, weil das Bewilligungsverfahren für eine Pflegeelternschaft drei bis sechs Monate
dauert. Und die MA 11 sagt noch dazu, dass auch mehrere gleichgeschlechtliche Paare unter den ernsthaften
Anwärtern sein werden.
Die Aufnahmekriterien schauen folgendermaßen aus:
Die Eignung zur Aufnahme eines Pflegekindes wird
eingehend geprüft, und die persönlichen, sozialen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Vorrausetzungen
müssen stimmen. (Abg Marco Schreuder: Richtig!) Ich
kann wohl im Hinblick darauf den Vorwurf an die Magistratsabteilung 11 richten, dass diese Auswahlkriterien
eigentlich nicht auf homosexuelle Pflegeeltern zutreffen
dürften. (Abg Marco Schreuder: Warum nicht?) Und ich
werfe auch vor, dass dieses Gesetz falsch gehandhabt
wird, die Kinder kommen dann nämlich vom Regen in die
Traufe.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Machen wir
uns nichts vor! Viele Psychologen sagen, dass Vaterund Mutterschaft sind nicht nur Rollen, sondern von
Natur aus begründete Aufgaben sind, die ohne Schaden
für das Kind nicht ersetzbar sind. Und die Gemeinde
Wien kann nicht ohne Schaden ein Umfeld schaffen,
wenn es nicht einer Elternschaft ähnlich ist, wie es im
Gesetz beschrieben ist.
Ich möchte einmal dem Vorwurf entgegentreten, dass
Homosexuelle in der Gesellschaft oder in der Rechtsordnung diskriminiert werden. Dieser Vorwurf ist einfach
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falsch! Mit diesem Irrtum möchte ich aufräumen: Homosexuelle werden von der Rechtsordnung nicht diskriminiert, vielmehr werden zum Beispiel Ehepartner oder die
Familie durch die Rechtsordnung bewusst privilegiert,
um die speziellen Aufgaben der Kindererziehung bewältigen zu können und weil Ehepartner in der Regel
dadurch, dass sie Kinder bekommen können, einen
Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Letzteres können
homosexuelle Paare aus biologischen Gründen wohl
eher nicht!
Die Lobby der Homosexuellen ist zahlenmäßig vergleichsweise eine eher unbedeutende Gruppe, aber sie
betreiben – das muss ich wirklich fast mit Neid anerkennen – eine sehr schlagkräftige Lobbyarbeit. Sie haben
eine vorbildliche Vernetzung, und ihr Einfluss in den
Medien ist enorm. Aber sie plustern sich eben so auf,
dass sie als Macht wahrgenommen werden.
Die Homo-Pflegeelternschaft ist ja nur eine weitere
Bastion, die erkämpft werden soll beziehungsweise
schon erkämpft wurde. In den letzen Jahren wurde
schon die Beseitigung des Verbots der Bildung homosexueller Vereinigungen erkämpft, das Werbeverbot der
gleichgeschlechtlichen Unzucht wurde abgeschafft.
(Abg Marco Schreuder: Bedauern Sie das?) § 209 Strafgesetzbuch betreffend homosexuelle Betätigung von
14- bis 18-jährigen männlichen Jugendlichen wurde
massiv entschärft. Die nächsten Schritte werden jetzt
wahrscheinlich die Adoption von Kindern seitens Homosexueller, die Homo-Ehe oder die eingetragenen Partnerschaften beziehungsweise „Zip“ – wie es so schön
heißt – sein. Und am Schluss kommt dann der Erwerb
der Staatsbürgerschaft von gleichgeschlechtlichen Ehepartnern zur Unterlaufung der fremdenrechtlichen Bestimmungen.
„Steter Tropfen höhlt den Stein.“ – Das ist sicherlich
das Motto der Homosexuellenlobby nicht nur in Österreich. Und genau darauf läuft es auch hinaus. Die SPÖ
hat schon im Jahre 1996 auf dem Landesparteitag den
Antrag einstimmig angenommen, dass es das Recht auf
Adoption für gleichgeschlechtliche Paare geben soll.
Heinz Miko von der SoHo, der Sozialistischen Homosexuellen Initiative, sagt: „Schwule und Lesben können
genauso gute Eltern sein wie Heterosexuelle.“ (Beifall bei
den GRÜNEN. – StR David Ellensohn: Bravo!) Ich weiß
eh, dass Sie das gut finden!
Weiter argumentiert Miko: Man solle endlich mit der
scheinheiligen Diskussion aufhören, wonach das Kindeswohl allein in der traditionellen Familie zu suchen sei.
Wenn mehr als ein Drittel aller heterosexuellen Ehen
geschieden werde und der Anteil der AlleinerzieherInnen
steige, dann habe die Ehe als alleiniges Vorbild wohl
ausgedient. (Abg Dipl-Ing Martin Margulies: Richtig!)
Abschließend fordert Miko die ehebaldigste Anpassung
des Adoptionsrechts auf die Bedürfnisse von Schwulen
und Lesben und vor allem die Streichung des Ehegrundsatzes im Adoptionsrecht. (Abg Marco Schreuder: Richtig!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sagen:
Das Adoptionsrecht für Homosexuelle ist abzulehnen.
7. Sitzung / 28
Wir sagen aber auch: Homosexuelle Pflegeeltern sind
nicht erwünscht, weil das eine negative Folge für die
kindliche Entwicklung darstellt beziehungsweise diese zu
befürchten ist.
Ich zitiere aus der „Welt“ vom 3.7.2004: „Homosexuelle Paare zerstören bereits den Beginn der Identitätsentwicklung. Kinder sind dann nur noch Spielzeuge.“ –
Das sagt die Zeitung „Die Welt“ im Jahre 2004.
Und es bestehen auch andere Gefahren für Kinder in
homosexuellen Partnerschaften. Eine US-Studie aus
dem Jahre 1996 sagt, dass 29 Prozent der Befragten
angeben, im Kindes- oder Jugendalter von einem homosexuellen Elternteil sexuell belästigt worden zu sein. In
der heterosexuellen Vergleichsgruppe sind es nur
0,6 Prozent. 67 Prozent der Männer in dieser Studie
gaben an, dass ihre erste sexuelle Erfahrung homosexuell gewesen sei. Außerdem ist – nur am Rande erwähnt – das Trennungsrisiko bei Schwulen um 50 Prozent höher und bei Lesben um 167 Prozent höher als bei
heterosexuellen Paaren.
Ich möchte klarstellen: Wir wollen hier keine Diskriminierung. (Ironische Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Wir
wollen aber keine Gleichstellung in allen Bereichen. Sie
kennen den Gleichheitsgrundsatz in der österreichischen
Verfassung. Ungleiches ist auch ungleich zu behandeln. – Ich weiß, die GRÜNEN fordern das gleiche Recht
für gleiche Liebe! (Abg Claudia Smolik: Genau!)
Gestern war im ORF eine sehr interessante Dokumentation zu sehen. In Holland haben sich drei Leute
verheiratet und eine Art zivilrechtlichen Pakt abgeschlossen, zwei Frauen und ein Mann. „Gleiches Recht für
gleiche Liebe“ ist also der nächste Schritt, vielleicht können es dann auch vier oder fünf oder sechs gemeinsam
machen. Das ist ja recht nett! Ich liebe meine Großmutter
auch sehr. Vielleicht kann ich sie dann heiraten! (Zwischenrufe bei den GRÜNEN.) Das sind ja interessante
Aspekte.
Wir meinen natürlich, dass das Recht auf Privatleben
zu achten und zu respektieren ist. Eine staatliche Anerkennung oder Förderung ist aber in vielen Bereichen
nicht angebracht, weil eben nur aus heterosexuellen
Beziehungen Kinder hervorgehen können. Die besten
Entfaltungsmöglichkeiten haben Kinder nur bei verschiedengeschlechtlichen Eltern und Partnerschaften, und
fehlen diese, dann kann es zu groben Entwicklungsstörungen bis hin zur Neigung zur Kriminalität, Drogensucht
und so weiter kommen.
Das sage nicht ich. Das sagt das Studioheft von Radio Vorarlberg Nummer 35 aus dem Jahre 2001. (Zwischenruf von Abg Mag Rüdiger Maresch.) Die „Presse“
vom 20. November 2006, Herr Kollege Maresch,
schreibt: „Das Höchstgericht lehnt die Adoption durch
Homosexuelle ab.“ Und in seiner Entscheidung sagt der
OGH – und zitiert den Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte –: „Die Verweigerung einer Adoption
durch einen Homosexuellen stellt keine Diskriminierung
dar. Durch eine Adoption soll ein Kind mit einer Familie
versorgt werden und nicht eine Familie mit einem
Kind.“ – Aus all diesen Gründen lehnen wir von der FPÖ
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den Plan der Stadt Wien ab, homosexuelle Pflegeeltern
zu vermitteln. (Beifall bei der FPÖ.)
Wir bringen daher folgenden Beschlussantrag ein:
Der Wiener Landtag möge beschließen: Das zuständige
Mitglied der Wiener Landesregierung soll eine Gesetzesnovelle für das Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz ausarbeiten und in die Landesregierung einbringen, welches
die Pflegeelternschaft ausschließlich für heterosexuelle
Paare vorsieht.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
dieses Antrags beantragt. (Beifall bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie wollen
offenbar die gewachsenen gesellschaftlichen Strukturen
nachhaltig verändern! Das ist Ihre Strategie! (Zwischenruf von Abg Marco Schreuder.) Die FPÖ lehnt die Kampagne der MA 11, Homosexuelle als Pflegeeltern für
Pflegekinder zu vermitteln, entschieden ab.
Wir meinen, allein, wenn man so etwas bewirbt,
zeugt das schon von Fahrlässigkeit oder zumindest von
einer gleichgültigen Einstellung gegenüber den Kindern,
die fatal ist. Die Damen und Herren von der linken
Reichshälfte befinden sich wie so oft in der Falle des
Kurzzeitdenkens, statt die Probleme wirklich bei der
Wurzel zu packen, in eine positive Familienpolitik zu
investieren und die Einstellung der Gesellschaft so zu
ändern, dass wieder eine positive Grundeinstellung zur
Familie herrscht, und der Zerrüttung von Familien vorzubeugen. – Man sollte eben früher ansetzen!
Aber offenbar wollen ein paar wild gewordene Achtundsechziger und Anhänger der Frankfurter Schule ihre
Vision von der Zerschlagung gewachsener gesellschaftlicher Strukturen weiter vorantragen. (Abg Marco
Schreuder: Ich bin erst 1969 geboren!)
Es gibt auch eine Reaktion der MA 11, indem man
sagt, dass man den Plänen unserer angekündigten Gegenkampagne gelassen entgegenblickt. – Wörtlich:
„Wenn sich die FPÖ dazu entschließt, eine Kampagne
zu organisieren, dann sagen wir: Danke für die Publicity!
Je länger das Thema in der Öffentlichkeit präsent ist,
desto mehr Pflegeeltern finden den Weg zu uns!“ Also
offenbar will man durch diese Kampagne die Sensibilität
der Österreicherinnen und Österreicher dahin gehend
verändern, dass homosexuelle Lebensgemeinschaften
mit der heterosexuellen Ehe gleichgesetzt werden sollen.
Das lehnen wir entschieden ab, meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich weiß schon, meine Nachredner werden mir und
uns vorwerfen, wir sind intolerant, wir sind verstaubt. Das
kennen wir schon, altmodisch, ewig Gestrige, homophob,
wir betreiben Hetze. (Abg Mag Christoph Chorherr: Noch
viel mehr! Viel ärger!) Mehr Argumente haben Sie nicht
zu bieten, das wissen wir ohnedies. Ich sage, Sie verkörpern den Zeitgeist beziehungsweise den Ungeist
unserer Zeit! Sie sind ewig gestrig! Sie sind gleichgültig
gegenüber unseren Kindern! Ihnen ist das Wohl unserer
Kinder egal!
Wir wollen eine gedeihliche Zukunft für unsere Kinder
und daher lehnen wir das vorliegende Gesetz ab! (Beifall
bei der FPÖ.)
7. Sitzung / 29
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Herr Abg
Schreuder. Ich erteile es ihm.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Berichterstatterin!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Herr Gudenus, wir können jetzt wirklich über das
Wohl des Kindes sprechen. Wenn jemand nicht das
Wohl des Kindes in den Vordergrund stellt, dann sind Sie
es, weil Sie es offensichtlich für besser finden, dass
Kinder in einem Waisenhaus sind, als dass sie dort aufwachsen, wo Liebe und Geborgenheit zu finden ist, nämlich in den Partnerschaften und Partnerinnenschaften,
egal, welcher sexuellen Orientierung. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Nicht, dass ich es eigentlich wissen möchte, aber Ihre Phantasie wäre irgendwie schon interessant, weil Sie
haben überhaupt keine Ahnung von der Realität in lesbischen oder schwulen Beziehungen. (Abg Mag Johann
Gudenus, MAIS: Da haben Sie Recht!) Sie haben keine
Ahnung, wie normal wir eigentlich sind, dass es in einer
Beziehung um Liebe geht, um Geborgenheit, um ein
Zuhause, um ein Füreinandersorgen und das hat mit
Sexualität primär nichts zu tun. (Beifall bei GRÜNEN und
SPÖ.)
Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Studien haben. Sie
können sie mir gerne schicken, ich werde sie sicherlich
aufmerksam durchlesen. Ich werde Ihnen ein paar retour
schicken. Es gibt bereits unglaublich viele Untersuchungen in vielen Ländern. In Schweden, in Island, in Belgien, in den Niederlanden und so weiter gibt es bereits
adoptionsrelevante Untersuchungen über die Entwicklung von Kindern in lesbischen oder schwulen Beziehungen. Interessanterweise weder im Geschlechter- und
Rollenverhalten noch in der Entwicklung der sexuellen
Orientierung noch in der sozialen Integration und schon
gar nicht in der Kriminalität, wie Sie das behaupten - das
ist überhaupt das Höchste - gibt es da irgendwelche
Unterschiede. Es geht hier ausschließlich um die Geborgenheit und die Liebe und sonst gar nichts!
Ich empfehle Ihnen, einmal eine Webseite zu besuchen, youtube.com. Ich kann Ihnen den Link gerne schicken. Es gibt nämlich in den Niederlanden so etwas wie
den Kiddy-Contest, Sie wissen, das ist ein Songcontest
von Kindern, die dann gewinnen können. Dort gibt es
einen jungen Terrence, hören Sie einmal zu, Herr Gudenus, der singt: „Ich habe zwei Väter". Dieses Lied fängt
so an: „Wir leben in einem Reihenhaus. Wir haben schöne Dinge zu Haus. Wir leben da ganz gemütlich. Wir
leben da zu dritt. Ich habe zwei Väter. Es könnten auch
zwei Mütter sein. Uns geht es gut." - Das ist ein Kind,
das dies singt, das tatsächlich zwei Väter hat.
Was Sie vollkommen übersehen, Herr Gudenus, ist,
dass es nämlich schon längst gesellschaftliche Realität
ist, dass es Kinder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen gibt. Auf der Galerie, darf ich Ihnen vorstellen, sitzt
eine lesbische Mutter. Sie lebt in einer lesbischen Beziehung und beide haben aus ihren heterosexuellen Beziehungen fünf Kinder. Solche Familien, wir nennen das
Regenbogenfamilien, gibt es längst. Was Sie nicht kapie-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
ren, ist, dass man die Gesellschaft nicht in einem klassischen Schema normieren kann, sondern dass die Gesellschaft vielfältig ist, dass es die Wünsche, welche
Familienform und welche Formen des Zusammenlebens
man sich macht, schon längst gibt, und da gibt es keine
Norm. Die Politik ist übrigens dafür da, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass sich Menschen in der
Liebe, in der sie sich wohlfühlen, frei entfalten können.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Dafür ist die Politik da und nicht dafür, Menschen zu
treten und vorzuverurteilen. Dafür ist die Gesellschaft
sicher nicht da. Das hatten wir vor 60 Jahren und es
kommt zum Glück demnächst ein Mahnmal, das an
diese Zeit erinnert, als Lesben und Schwule nämlich
massiv terrorisiert worden sind. Das ging in Österreich
bis 1971.
Damit bin ich gleich einmal bei der ÖVP. Die ÖVP,
seit ich weiß nicht wie vielen Jahren in der Regierung,
ich weiß es nicht auswendig (Abg Mag Christoph Chorherr: Seit 1986!), seit 1986, hat noch überhaupt keinen
einzigen Schritt gesetzt, um lesbische und schwule Partnerschaften gleichzustellen. (Abg Dr Wolfgang Aigner:
Das werden wir sicher auch nie machen!) Wenn etwas
passiert ist, dann war das, weil der Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg oder der Verfassungsgerichtshof
zu richtigen Erkenntnissen gekommen sind.
Gestern hat Herr Mahdalik uns GRÜNEN vorgeworfen, wir hätten eine Politik aus der Steinzeit oder aus
dem Mittelalter. Wenn hier jemand eine Gesellschaftspolitik aus dem Mittelalter hat, dann sind es Sie von den
Freiheitlichen und Sie von der ÖVP! (Beifall bei den
GRÜNEN und von Abg Jürgen Wutzlhofer.)
Sie stellen einen Antrag. Ich weiß nicht, warum Sie
nicht gleich auf den FPÖ-Antrag draufgegangen sind. Ist
Ihnen das peinlich? Ich weiß es nicht. Sie stellen einen
Antrag, der eigentlich das Gleiche wie die FPÖ will. Ist
das das Ergebnis der Zukunftskommission von Herrn
Pröll, wo die neuen gesellschaftspolitischen Leitlinien der
ÖVP entworfen werden? Ich habe keine Ahnung, was
das soll. (Abg Dr Wolfgang Aigner: Machen Sie sich um
uns bloß keine Sorgen!)
Außerdem verstehe ich diesen Antrag tatsächlich
nicht. Da steht: „Der Wiener Landtag spricht sich für eine
Präzisierung des Wiener Jugendwohlfahrtsgesetzes
dahin gehend aus, dass die Pflegeelternschaft beziehungsweise die Aufnahme eines Pflegekindes nur für
heterosexuelle Paare oder Einzelpersonen vorgesehen
wird." - Jetzt weiß ich nicht, ob die Einzelpersonen auch
heterosexuell sein müssen oder ob es ihnen für die Zukunft verboten wird, homosexuell zu sein, sich zu verlieben. Man darf sich nicht mehr verlieben, wenn man als
Einzelperson ein Pflegekind aufgenommen hat, also man
bekommt quasi ein Biographieverbot. Ich verstehe diesen Antrag nicht. Es tut mir leid, der ist Quatsch! (Abg Dr
Wolfgang Aigner: Dann stimmen Sie dagegen!) Aber ich
bin das, wie gesagt, von der ÖVP eh gewöhnt.
Wir sind auch sehr neugierig, liebe Sozialdemokratie,
wie das bei den Koalitionsverhandlungen wird. Ich wünsche euch sehr viel Spaß dabei. (Abg Dr Wolfgang Aig-
7. Sitzung / 30
ner: Wir müssen uns ja nicht verlieben!) - Nein, Sie müssen sich nicht verlieben! Wir haben noch nie gefordert,
dass man sich verlieben muss, lieber Herr Kollege Aigner, aber wir sind schon der Meinung, dass man sich
verlieben darf! (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg Dr Wolfgang Aigner: Dürfen Sie! Ist nicht gesetzlich geregelt!)
Besonders überrascht bin ich aber über den Antrag da kommt die Frau Kollegin Korosec -, weil eigentlich
von der ÖVP sehr unterschiedliche Signale gekommen
sind. Laut „Presse" vom 4. November sagt die Frau Abg
Korosec, dass sie sich das durchaus vorstellen kann,
dass homosexuelle Partnerschaften Pflegekinder aufnehmen, weil: „Wenn die Alternative das Waisenheim ist,
dann bin ich dafür, dass jede Art von Lebensgemeinschaft oder Alleinerziehenden besser ist." - Also korrekte
Aussage. Jetzt kommt aber ein ÖVP-Antrag, der genau
das Gegenteilige sagt. Ich kenne mich nicht aus.
Lesbische Mütter, jetzt sind es schon drei geworden,
und auch unsere Mitarbeiterin Ruth Willnauer, eine lesbische Frau mit Kinderwunsch, würden sehr gerne wissen,
wie die Volksvertreterinnen und Volksvertreter das nun
sehen und ihnen sagen: „Ja, wir glauben, dass ihr Kinder
erziehen könnt." Übrigens haben die zum größten Teil
schon Kinder. Oder wollen Sie sie ihnen wegnehmen?
Ich habe keine Ahnung.
Wir wollen das von den Volksvertretern und Volksvertretinnen wissen und beantragen daher, Herr Präsident,
eine namentliche Abstimmung beider Anträge, sowohl
des Antrags von der ÖVP als auch des Antrags von der
FPÖ. (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg Mag Wolfgang
Jung: Das ist eine gute Idee!)
Ich bin neugierig, Frau Korosec, wie Sie abstimmen
werden.
Meine Damen und Herren, Politik muss die Gesellschaft gestalten, die vorhanden ist. Es gibt niemanden
hier und schon niemanden in der so genannten gut vernetzten lesbisch-schwulen Community des Herrn Gudenus, der irgendjemandem sein Ideal von Vater und Mutter und Kind wegnehmen will. Die meisten Lesbischen
oder Schwulen werden in heterosexuellen Ehen gezeugt.
Ja, das ist so. Ich auch. Ich kann Ihnen bestätigen, meine Eltern waren heterosexuell. (Heiterkeit bei den GRÜNEN. – Abg DDr Eduard Schock: Das wäre sonst auch
schwierig vorstellbar!) Die Politik ist dafür da, die gesellschaftliche Realität und nicht eine normierte Tradition,
die sich sowieso ändert, ob Sie es wollen oder nicht, zu
gestalten. Es ist an der Zeit, dass gleichgeschlechtliche
Paare endlich die gleichen Rechte bekommen. (Abg Dr
Wolfgang Aigner: Warum stimmen Sie dann nicht der
Abschaffung der Erbschaftssteuer zu?)
Sie sagen, es gibt gar keine Diskriminierungen. Also
wenn ich mit meinem Mann nach Kitzbühel fahre und der
einen Unfall hat, habe ich im Spital kein Auskunftsrecht.
Und Sie sagen mir, das ist keine Diskriminierung, Herr
Gudenus? Sagen Sie mir das mitten ins Gesicht! Das ist
keine Diskriminierung? (Abg Dr Wolfgang Aigner: Das ist
nicht so!) Das ist aber so!
Wenn einer von uns stirbt, muss der andere eine wesentlich höhere Erbschaftssteuer als jeder, der heiraten
Landtag, 18. WP
23. November 2006
darf, zahlen. Und das ist keine Diskriminierung, obwohl
wir uns jahrzehntelang umeinander kümmern? (Abg Mag
Harald STEFAN: Nein, das ist keine Diskriminierung!)
Das soll keine Diskriminierung sein? (Abg Mag Harald
STEFAN: Nein, das ist es nicht!) Wo leben Sie?
Bei so vielen Zwischenrufen versteht man irgendwie
kein Wort mehr, aber ich vermute einmal, ich weiß
schon, worum es hier geht. Willkommen im
21. Jahrhundert, Herr Gudenus! Das 19. Jahrhundert ist
vorbei. Das gilt für den Nationalismus genauso wie für
Diskriminierungen von einer anderen sexuellen Orientierung. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Frau Abg
Anger-Koch. - Bitte.
Abg Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Frau Berichterstatterin!
Meine Damen und Herren!
Zur Erbschaftssteuer: Da haben Sie gestern dagegen
gestimmt! (Beifall bei der ÖVP.)
Nur eine kurze Bemerkung: Schauen Sie sich das
Abstimmungsverhältnis an! Sie haben dagegen gestimmt! (Abg Mag Maria Vassilakou: Es geht darum,
dass man gleichviel oder gleichwenig zahlen muss!)
Aber ich darf Ihnen etwas von Antje Vollmer, einer
Grünen in Deutschland, vorlesen. Ich möchte das gerne
zitieren: „Trotzdem war ich eine der ganz Wenigen, die
an dieser Stelle gegen das generelle Adoptionsrecht von
Schwulen und Lesben, das individuelle im Einzelfall gibt
es ja längst, gesprochen hat, und zwar aus zwei Gründen: Einmal soll man für die eigene sexuelle Orientierung
nicht Kinder zu Bekenntnissen nötigen, das sollen die
Erwachsenen unter sich regeln und die Kinder heraushalten. Außerdem habe ich immer Angst, wenn es ein
kulturelles Zuviel an missionarischem Eifer und Provokation gibt." - Ich denke, das sollte man sich schon vor
Augen führen.
Wenn man in der Geschichte zurückgeht, dann sieht
man, dass sowohl das griechische Reich als auch das
Römische Reich, wo Sodom und Gomorrha immer mehr
und mehr wurden, zu Grunde gegangen sind. (Beifall bei
ÖVP und FPÖ. - Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.)
Kennen Sie die griechische Geschichte nicht? (Abg
Barbara Novak: Die Geschichte verändert sich, Frau
Kollegin!) - Ja, das ist schon richtig, dass sie sich verändern kann, aber ich glaube, die Menschheit ist soweit,
dass sie scheinbar nie aus der Geschichte lernt, weil
sonst hätten wir viel mehr positive Sachen, auch hier, in
dieser Stadt! (Beifall bei der ÖVP.)
Würden Sie gemeinsam mit einer anderen Frau Ihr
eigenes Kind aufziehen? Ich will es nicht! (Abg Inge
Zankl: Kein Mensch zwingt Sie dazu!) Ich glaube ganz
einfach, man darf, kann und soll liberal sein, nur gewisse
Grenzen sollten auch gegeben sein. Man sollte eine
liberale Politik machen, nur ich möchte nicht, dass mein
Sohn von zwei Frauen aufgezogen wird. (Abg Martina
LUDWIG: Sie müssen ja nicht!) - Das weiß ich schon,
dass ich nicht muss, meine Damen und Herren! (Abg
Marco Schreuder: Was ist, wenn Ihr Sohn schwul wird?)
Ich habe auch kein Problem, dass mein Sohn schwul
7. Sitzung / 31
sein soll oder wird. Ich kann damit umgehen, nur ich
glaube nicht, dass es der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung hilft, wenn ich das einfach derartig legalisiere. (Abg Marco Schreuder: Was ist dann die Alternative?) Ich glaube, meine Damen und Herren, wir haben
gewisse Werte, an die wir als ÖVP auch noch glauben.
Diese Werte sind halt ein bisschen konservativ, aber so
ist es halt. Jeder soll das tun, was er will! (StRin Dr
Monika Vana: Bravo!) Ich will ja keine Rahmenbedingungen. Ich rede jetzt von mir. Es soll das jeder so tun, wie
er glaubt. Aber es muss nicht im Gesetz vorgeschrieben
sein! Was jeder zu Hause hinter seinen vier Wänden tut,
ist mir doch egal! (Beifall bei der ÖVP. - Abg Martina
LUDWIG: Genau! Jeder soll das tun, was er will!)
Aber es muss nicht im Gesetz offenkundig drinnen
stehen! Es kann erlaubt sein, es kann eine Erweichung
sein, aber mir ist es egal, was jeder zu Hause tut! (Abg
Martina LUDWIG: Er soll es tun, wenn er es will!) - Ja,
jeder soll zu Hause tun, was er will. (Abg Martina LUDWIG: Wenn Sie es eh wollen, stimmen Sie zu!)
Ich möchte jetzt gerne zu meinem Thema kommen.
(Abg Martina LUDWIG: Ich glaube, wir sind uns da eh
einig!) - Ich glaube, wir können nachher noch einmal
persönlich darüber reden. (Abg Marco Schreuder: Ich
lade Sie in die Rosa-Lila-Villa auf ein Essen ein!) - Da
war ich schon, danke! Ich bin ja offen und schaue mir
solche Sachen an. Viele meiner Freunde sind auch homosexuell. Darum geht es ja nicht.
Okay, wir reden hier über das Jugendwohlfahrtsgesetz. Ich glaube, die Diskussion ist jetzt so aufbrausend,
ich bringe einmal den Antrag ein, den wir hier betreffend
die Pflegeelternschaft zum Wohle des Kindes haben und
ersuche in formeller Hinsicht um die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Novellierung des Jugendwohlfahrtsgesetzes ist
unserer Auffassung nach eine Verwässerung der geltenden Ausbildungsvoraussetzungen. Genaue Bestimmungen über die Ausbildungserfordernisse werden hier allgemein mit Überschriften ersetzt. Vor allen Dingen geht
es uns hier um die notwendige Betreuung und Auseinandersetzung mit Jugendlichen, die auf Grund schwieriger Verhältnisse besondere Unterstützung benötigen.
Da gehe ich jetzt auf die Schule als Beispiel, dass es
halt immer mehr Fälle von emotionalen und sozialen
Defiziten gibt. Es sind in den Schulen mehr als
150 Lehrer als Beratungslehrer und als Psychagogen
eingesetzt. Wir sind der Auffassung, wenn diese Lehrer
durch Jugendsozialarbeiter der MA 11 ersetzt werden,
wäre den Jugendlichen mehr geholfen. Die Klassenschülerzahlen könnten reduziert werden und die Speziallehrer
könnten dann quasi in den Klassen ihren Unterricht weiterführen.
Wir haben auch diesbezüglich einen Antrag betreffend Ausbau schulbegleitender Jugendarbeiten und
wollen in formeller Hinsicht die sofortige Abstimmung
beantragen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Es gibt eine tatsächliche Berichtigung. Herr Abg Schreuder, bitte.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus):
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Tatsächliche Berichtigung insofern: Wir haben gestern gegen die Abschaffung der Erbschaftssteuer gestimmt. Das ist etwas anderes, als wenn für PartnerInnenschaften derselbe Steuersatz gilt. Dafür sind wir.
(Abg Dr Wolfgang Aigner: Steuersatz null!) Das ist etwas
ganz anderes.
Andere tatsächliche Berichtigung: Ja, es ist egal, was
hinter den vier Wänden passiert. Es ist aber in dem Augenblick nicht egal, wo zum Beispiel im Büro gesagt
wird: „Na, wo warst du denn mit deiner Freundin in Urlaub?", oder wenn man ein Foto im Büro aufstellt. Unsere Gesellschaftspolitik ist, dass man dazu stehen können
soll, egal, wo. Das hat nichts mit dem zu tun, was in den
vier Wänden passiert. (Beifall bei den GRÜNEN. - Abg
Dr Wolfgang Aigner: Sie können ja ein Foto aufstellen!)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Herr Abg
Jung. - Bitte.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Frau Berichterstatterin! Meine
Damen und Herren!
Die GRÜNEN fühlen sich offenkundig ganz wohl,
nachdem sie hier Platz nehmen müssen, weil daheim, in
ihrer guten Stube, hat man sie ja vertrieben. Ich lese da
gerade: „Zwangsbesetzte Parteizentrale der GRÜNEN in
Wien", mit klammheimlicher Freude, gebe ich durchaus
zu. Da lese ich dann weiter, der Kollege Ellensohn sagt:
„Die Grünen fühlen sich nicht besetzt." - Na ja, so sei es.
(StR David Ellensohn: Sie sind ja nicht hineingekommen!)
Sie fühlen sich nicht besetzt. Sie sehen die TBC als
ein Nichtproblem. Sie sehen die Kriminalität als eine
Nichtrealität. Das sind Ihre Blicke, die Sie auf die Wirklichkeit werfen, meine Damen und Herren von den
GRÜNEN!
Genauso stehen Sie da auch völlig neben der Realität, wenn hier die Regenbogenfamilie propagiert wird!
Wissen Sie, was ein Regenbogen ist? - Eine Luftspiegelung, die in Wirklichkeit nicht existiert. Und das ist Ihre
Familie! Die existiert in Wirklichkeit gar nicht! Das ist ein
Vorwand, ein schönes Modewort, das Sie verwenden.
(Abg Marco Schreuder, auf die Galerie zeigend: Was ist
das da oben?) - Bitte, das ist eine von Millionen in Österreich! Man kann nicht immer den extremen Ausnahmefall
als die Norm nehmen! Sie verwechseln das! (Beifall bei
der FPÖ. - Abg Marco Schreuder: Das sind Ausnahmefälle?)
Schauen Sie, Homosexualität ist nicht unnatürlich. So
kommt es in der Natur vor allem in Ausnahmesituationen
zum Beispiel auch bei Tieren zu Paarbeziehungen. Aber
es ist trotzdem unnormal, denn es ist nicht die Norm. Die
Gesetze sind hier Normen, die nicht alles erfassen können, aber das Leben der überwiegenden Mehrheit der
Bevölkerung regeln. Darum geht es, um nichts anderes
und nicht um das hemmungslose Ausleben Einzelner,
wie es soeben am Beispiel der Niederlande gebracht
wurde. Darum geht es! Gegenüber dieser überwiegenden Mehrheit der Bürger fühlen wir uns verpflichtet, Herr
Kollege Schreuder! (Beifall bei der FPÖ.)
7. Sitzung / 32
Ich will Sie da jetzt gar nicht überwiegend kommentieren, denn Sie sprechen hier für sich selbst. (Abg Marco Schreuder: Nein, das tue ich nicht! Das ist nicht
wahr!) Sie sprechen für sich selbst mit Ihren Worten,
Herr Kollege! Zuhören! Sie sprechen für sich selbst mit
Ihren Worten. Ihre Worte sprechen für sich. Haben Sie
mich jetzt verstanden? (Abg Marco Schreuder: Ihre
auch!) - Ja, ich hoffe stark.
Zurück zu einem Punkt, den Sie angesprochen haben, die Politik für die Wohlfühlgesellschaft. (Abg Marco
Schreuder: Das habe ich nicht gesagt!) Das ist ja nicht
wahr! Sie sehen nur die Wohlfühlgesellschaft. Wir machen Politik für diejenigen, die es dringend brauchen und
vor allem für die, die sich nicht wohl fühlen, für die Ärmeren, für die Benachteiligten in dem Bereich unserer Bürger und in dem Fall für die Kinder, die ohne Familie anderweitig aufwachsen würden. Darum geht es und nicht
um die Wohlfühlgesellschaft! Der einzige Punkt, in dem
ich Ihnen zustimme, war die namentliche Abstimmung.
Ich wäre halt für eine geheime Abstimmung, aber das
traut sich die SPÖ nie und nimmer, denn dann würde
man ganz interessante Mehrheitsverhältnisse in diesem
Haus haben. (Abg Jürgen Wutzlhofer: Kommen Sie auf
den Boden der Tatsachen zurück!) Davon bin ich ganz
überzeugt.
Nun zurück zur Realität dieser so genannten Elternschaft. Was ist die Elternschaft wirklich? Die Elternschaft
ist die gemeinsame Eigenschaft von Vater und Mutter im
biologischen und soziologischen Sinn. Sie umfasst neben Zeugung und Geburt Rechte und Pflichten. Die
letzteren, nämlich die Rechte und Pflichten, können auch
von nichtleiblichen Eltern, so genannten Adoptiveltern
wahrgenommen werden, die die Betroffenen an Kindesstatt mit allen Rechten und Pflichten aufnehmen.
Einen Sonderfall bilden in unserem Rechtssystem die
so genannten Pflegeeltern. Sie übernehmen die Obsorge
über Kinder aus so genannten Problemfamilien, bei
denen das Kindeswohl bei den leiblichen Eltern, wie es
im Gesetz heißt, nicht mehr gesichert ist, die jedoch nicht
zur Adoption freigegeben sind. In Wien leben derzeit
etwa 1 000 Kinder in zirka 950 Pflegefamilien. Damit
haben Sie allein schon die Relation von dem, was Sie
vorher angesprochen haben. 950 Pflegefamilien allein in
Wien. Der Anspruch an diese Familien und deren Verantwortung ist hoch, insbesondere weil solche Kinder
üblicherweise schon aus stark zerrütteten Familien
kommen und selbst oft psychisch gestört sind. (Abg Mag
Maria Vassilakou lacht auf Grund einer Unterhaltung mit
Abg Mag Rüdiger Maresch.) - Darüber können Sie ruhig
lachen, Frau Kollegin! Ich finde das nicht so lustig für
diese Kinder in der Situation! Vielleicht kriegen Sie sich
noch einmal ein! - Der Anspruch an diese Familien ist,
wie gesagt, ein sehr hoher. Statt sie nun in eine intakte
Familie hineinzugeben, zusammengesetzt besteht Familie aus Vater, Mutter, Kind und aus nichts anderem,
experimentiert man mit diesen Kindern, indem man sie
an gleichgeschlechtliche Partnerschaften übergibt, in
denen zumindest eine wesentliche Bezugsperson, Vater
oder Mutter, fehlt. (Abg Mag Alev Korun: Aber wie ist das
Landtag, 18. WP
23. November 2006
bei AlleinerzieherInnen?) - Hören Sie mir noch einen
Moment zu, vielleicht ersparen Sie sich einige Zwischenrufe!
Nun mag man einwenden, die hohe Scheidungsrate,
die es bedauerlicherweise zweifellos gibt, führt zu immer
mehr Kindern, die ohne den einen oder anderen Elternteil leben und die aus der intakten Familie irgendwann im
Verlauf ihres Größerwerdens herausgeworfen werden.
Das stimmt und ist bedauerlich genug. Aber wir bemerken auch überall die negativen Folgen dieser Entwicklung, weil hier im Normalfall häufig die männliche Bezugsperson fehlt. Wir sehen das sogar im militärischen
Bereich mit Problemen bei Leuten, die zum ersten Mal
mit einer männlichen Bezugsperson zu tun haben. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) - Das ist mir einen Ordnungsruf wert. Das ist ein mehr als dummes Lachen! (Abg
Claudia Smolik: Es gibt kein dummes Lachen!) Warum
glauben Sie, dass die oberösterreichische Landesregierung heute nach männlichen Volksschullehrern sucht?
Weil man erkennt, dass die männlichen Bezugspersonen
in den Familien fehlen. Sie lachen sich darüber hinweg!
Für die Kinder ist das nicht lustig! (Abg Mag Alev Korun:
Was hat das mit dem Militär zu tun?) Die Pädagogen, die
das erkannt haben und ansprechen, sind auf dem Gebiet
wesentlich erfahrener als Sie, die Sie da hinten sitzen!
(Beifall bei der FPÖ.)
„Gegensteuern in Form einer positiven Diskriminierung" nennt man das, in Oberösterreich genau überlegt,
warum man das tut, nicht aus Jux und Tollerei heraus.
Diese nun schon vorbelasteten Kinder kommen in eine Partnerschaft, die mit dem Mangel eines fehlenden
Elternteils behaftet ist. Sie kommen also wieder in eine
Ausnahmesituation, von einer in die nächste.
Dazu kommt dann noch etwas anderes. Diese Kinder
sind oft noch klein, im Volksschulalter und befinden sich
in einer Umgebung, da gebe ich Ihnen Recht, wo diese
Lebensform in der überwiegenden Mehrheit der Gesellschaft durchaus nicht anerkannt ist. Da kann man jetzt
der Meinung sein, das ist falsch oder nicht, die Kinder
müssen sich auch mit diesem Problem auseinandersetzen, durchaus vielleicht, dass sie noch gehänselt werden. Herr Kollege Schreuder, da haben Sie schon Recht,
das kann passieren, passiert nicht nur im Büro, das kann
auch diesen Kindern passieren. Nur kann man sagen,
man muss dahin gehend arbeiten, dass das wegkommt.
Das lasse ich mir noch einreden, aber in der Praxis ist es
jetzt so und wird auch noch in den nächsten Jahren so
ein. (Abg Mag Sybille Straubinger: Weil Sie alles dazu
tun!) Diese Kinder kommen von einem Problem zum
nächsten Problem und zum übernächsten Problem.
Genau das ist es, was wir vermeiden wollen!
Ich habe vorher die hohe Scheidungsrate bei den heterosexuellen Paaren angesprochen. Der Partnerwechsel bei den homosexuellen Paaren ist nachgewiesenermaßen statistisch ein ungleich höherer. Das heißt, das
Kind wird, selbst wenn alles so funktioniert, wie Sie es
uns darstellen und glaubhaft machen möchten, damit
konfrontiert, dass womöglich, oder sogar mit einer sehr
hohen Wahrscheinlichkeit, zumindest einer der Partner
7. Sitzung / 33
wechselt, und wieder hat es eine neue Bezugsperson,
wiederum ein weiterer Schlechtpunkt in diesem Bereich,
denn die Lebensabschnittspartnerschaften dieser Gruppierung sind wesentlich kurzlebiger als die normalen
Lebenspartnerschaften. (Abg Marco Schreuder: Die
normalen?) - Ja, die normalen! Ich habe es Ihnen vorhin
schon erläutert, was normal ist. Normal ist der Norm
entsprechend, ist das, was die überwiegende Mehrheit
tut. (Abg Mag Thomas Reindl: Herr Jung, selbst die
katholische Kirche lehnt Kondome nicht mehr ab!) Daher
kommt das Wort und von nichts anderem, auch wenn Sie
es zehnmal verdrehen wollen, Herr Kollege! (Abg Marco
Schreuder: Das ist nicht normal!) Die Sprache können
Sie nicht verdrehen, das ist ein Faktum! Sie können sich
darüber aufregen, aber das können Sie nicht verändern!
(Abg Mag Maria Vassilakou: Normal ist nur in der Missionarsstellung oder anders auch?) - Darüber können wir
uns ein anderes Mal unterhalten, aber nicht hier am Pult.
Auch wenn Wien sexy ist, ist das nicht unbedingt ein
Thema hier für den Landtag, Frau Kollegin! (Abg Mag
Maria Vassilakou: Sie sprechen von der Normalität!)
Ich habe nichts gegen die Homosexualität, solange
sie nicht Pflicht ist, wenn Sie das von mir wissen wollen,
Frau Kollegin! Jeder soll machen, was er will, solange er
die anderen nicht belästigt! (Beifall bei der FPÖ. - Abg
Mag Maria Vassilakou: Das wollen wir ja! Darum geht es
ja!)
Aber hier geht es um Kinder, die nicht homosexuell
sind, um nichts anderes. Ich rede nicht vom Herrn
Schreuder, ich rede von den Kindern. Wir reden von den
Kindern, deren Zukunft und deren Wohl, Frau Kollegin,
und von nichts anderem. Die kommen aus einer belasteten Situation und werden in eine vielfach belastete Situation hineingeworfen. (Abg Dr Sigrid Pilz: Die werden
erzogen, nicht belästigt!) Daher sind wir der Meinung,
eine normale Familie, in die sie hineinkommen, wäre das
Beste für Sie. Wenn es diese nicht in ausreichendem
Maße gibt, sind wir dafür, dass diese Kinder in ein Kinderdorf oder eine ähnliche Einrichtung kommen, wo sie
auch im Familienverband aufwachsen, und nicht in eine
andere Form.
Als Letztes, ich weiß nicht, ob Sie gestern Abend die
Sendung mit dieser holländischen Familie gesehen haben. Das kann ich Ihnen schon sagen, der nächste
Schritt ist, das nennt sich so, die so genannte Drar, also
eine Dreierehe. Das ist ein neues Wort, das dort erfunden wurde. Die Drar wollen wir ganz bestimmt nicht, das
kann ich Ihnen sagen. Das wäre eine Problemlösung nur
für eine Personengruppe, die es mittlerweile als Problem
in den Niederlanden auch schon gibt, das sind die eingewanderten Muslime, die mehr als eine Frau haben und
die nicht wissen, wie sie das rechtlich über die Runden
bringen. Das ist nicht unser Ziel! (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Abg Stefan. - Bitte.
Abg Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Vorweg möchte ich noch etwas zu dem Problem der
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Diskriminierung oder Nichtdiskriminierung sagen, Beispiel Erbschaftssteuer. Das ist an sich ein gutes Beispiel,
das Sie gebracht haben, Herr Kollege Schreuder, denn
es geht bei der Erbschaftssteuer darum, dass bestimmte
Personengruppen privilegiert werden und nicht darum,
dass andere diskriminiert werden, weil sonst würde ja
jeder diskriminiert sein, der in der fünften Steuerklasse
der Erbschaftssteuer ist. Es geht hier um eine ganz klare
Privilegierung, die nichts mit einer Liebesbeziehung zu
tun hat, sondern die eben nur mit dem Institut der Ehe zu
tun hat und das, wie heute schon ausgeführt wurde,
eben erwarten lässt, dass daraus Kinder entstehen.
Daher ein Mehrwert für die Gesellschaft und daher die
Privilegierung durch die Gesellschaft. Das heißt, das ist
etwas, was die Gesellschaft für die Leistung, die an der
Gesellschaft getan wird, zurückgibt. Daher ein sehr gutes
Beispiel, das Sie hier sagen, dass Erbschaftssteuer
natürlich kein Faktor ist, wie Leute zueinander in einer
persönlichen Beziehung stehen. Wenn ich mit jemandem
sehr gut befreundet bin, habe ich zu ihm auch keine
bessere erbschaftssteuerliche Stellung. Daher sollte
auch eine sexuelle Beziehung nichts daran ändern. Das
ist keine Kategorie der Erbschaftssteuer und daher ist
das klassisch eben ein falsches Beispiel, das Sie hier
nennen, die Erbschaftssteuer als diskriminierender
Punkt.
Dasselbe gilt auch für all die anderen Eingriffe in Eigentumsrechte anderer, die aber eben nur dann einsetzen, wenn die Gesellschaft der Meinung ist, dass das
einen Vorteil bringt. Wenn es eben nur eine persönliche
Beziehung ist, dann ist das von der Gesellschaft so nicht
anerkannt. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen, das
sind ganz sachliche Argumente. Das hat nichts mit Ideologie zu tun. Im Gegenteil, wenn ich das versuche aufzubrechen und hier von Diskriminierung spreche, dann ist
das in Wirklichkeit eine ideologische Vorgangsweise und
nicht umgekehrt. (Abg Marco Schreuder: Das ist keine
Diskriminierung?) - Nein, es ist keine Diskriminierung!
Aber was bei dieser ganzen emotionellen Auseinandersetzung gegenseitig vorgeworfen wurde und worauf
wir trotzdem wieder zurückkehren müssen, ist doch,
dass es um die Kinder geht. Es geht eben nicht um die
Beziehung zwischen Personen, ob es jetzt Mann/Mann,
Frau/Frau oder mehrere Personen sind, sondern es geht
um die Kinder. Es schreibt ja das Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz zum Beispiel beim Altersunterschied auch
vor, dass der Altersunterschied dem natürlichen Altersunterschied zwischen Eltern und Kindern entsprechen
soll. Das heißt, sogar das Jugendwohlfahrtsgesetz bringt
das Wort „natürlich" ins Spiel, weil es offensichtlich besonders wichtig ist, dass ein Verhältnis zwischen Eltern
und Kindern entsteht, wie es natürlich der Fall ist, denn
sonst wäre es egal, ob diese Pflegeeltern nur fünf Jahre
oder 60 Jahre älter sind. Das würde keine Rolle spielen,
wenn es nur um Geborgenheit oder sonst etwas geht,
wie uns heute suggeriert wurde. Das Gesetz selbst bringt
den Begriff ins Spiel, weil es offensichtlich davon ausgeht, und das ist auch unsere Meinung, dass das, was
zwischen Eltern und Kindern normalerweise passiert, für
7. Sitzung / 34
die Entwicklung der Kinder immer noch das Beste ist.
Man kann das als Vision, als Utopie oder sonst etwas
ansehen, es war bis vor Kurzem sicherlich mehr Realität,
als es das heute ist. Aber ich kann trotzdem in der Gesellschaft in der Diskussion anerkennen, dass das für
Kinder wohl das Beste ist. Kinder müssen das Subjekt
und nicht das Objekt dieser Diskussion sein. Es kann
nicht sein, dass der Wunsch von homosexuellen Partnern, Kinder adoptieren oder in Pflege nehmen zu wollen
oder wie auch immer, dem Kindeswohl vorangeht.
Man müsste einmal allen Ernstes die Kinder fragen,
wie sie politisch votieren würden, wenn sie gefragt werden. Sie würden natürlich einfordern, dass sie Eltern
haben, und zwar, dass sie Vater und Mutter haben. Da
bin ich mir ganz sicher. Das würden sie einfordern. Das
wünschen sich alle Kinder. Wir wissen ganz genau, dass
alle Scheidungskinder, selbst wenn die Scheidung noch
so vernünftig - unter Anführungszeichen - abläuft, eine
Schädigung davon tragen. Das wissen wir. (Abg Barbara
Novak: Das ist ein Blödsinn!) Das ist für Kinder ein Problem. Auch wenn es hundert Mal Realität ist, ist es tatsächlich so. Daher ist es doch nicht erstrebenswert, hier
den Kindern ein weiteres Problem zuzumuten.
Sie haben auf jeden Fall bei einer homosexuellen
Beziehung, die Kinder aufzieht oder gar adoptiert, den
Bezug zu einem Geschlecht nicht. Das ist unzweifelhaft.
Dass das eine normale Entwicklung in irgendeiner Form
zulässt, glaubt keiner. Das sagen auch die Kinderpsychologen und Therapeuten ganz eindeutig, dass hier
große Probleme auftreten. Das zu negieren, finde ich
grob fahrlässig. Das ist genau der Punkt. Es geht eben
um das Kindeswohl und es geht nicht um irgendeine
Utopie und es geht nicht um den Wunsch irgendwelcher
Bevölkerungsgruppen! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir wissen auch, dass sich Kinder spätestens ab
dem achten Lebensjahr mit anderen Kindern vergleichen
und dass es dabei immer sehr wichtig ist, was die Eltern
tun, was die Eltern sind. Kinder entwickeln da sehr
schnell Schamgefühle und das hat jetzt nicht nur damit
zu tun, ob die Eltern homosexuell sind oder nicht, sondern auch, wenn Eltern straffällig werden oder wenn sich
Eltern trennen und all diese Dinge. (Abg Jürgen Wutzlhofer: Viele Kinder haben gar keine Eltern mehr!) Das
heißt, Kinder werden hier einer Belastung ausgesetzt.
Sie wissen genau, dass es eine gesellschaftliche Realität
ist, dass Kinder, die von homosexuellen Paaren erzogen
werden, dieser Belastung ausgesetzt werden. Ich frage
mich: Warum ist das erstrebenswert? Warum sollen wir
das auch noch mit öffentlichen Geldern unterstützen?
Warum macht die Stadt Wien hier mit?
Im Gegenteil, wenn Geld für Kampagnen vorhanden
ist, sollte man sie dafür einsetzen, dass heterosexuelle
Paare oder Familien gefunden werden, wo es vielleicht
schon Kinder gibt, die dann den Kindern, die, wie schon
gesagt wurde, in einer besonders schlimmen Situation
sind - denn ein Kind, das Pflegeeltern braucht, ist bereits
höchst angespannt -, die bestmögliche Betreuung geben
und nicht eine, die ihnen möglicherweise weitere Schäden zufügen kann.
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Daher kann ich wirklich nur appellieren, das Ganze
nicht aus einer ideologischen weltverändernden Brille zu
sehen, wo ich glaube, ich muss irgendetwas Neues
schaffen oder mit neuen Schlagworten wie „Regenbogenfamilie" oder sonst etwas aufbrechen, sondern dass
man tatsächlich einmal an das herangeht und fragt, was
für die Kinder das Beste ist, die Kinder tatsächlich einmal
befragt, ernst nimmt, was zu dem Thema gesagt wird
und dann eine Kampagne in die richtige Richtung macht.
(Beifall bei der FPÖ. - Abg Barbara Novak: Das ist etwas
ganz Neues!)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Frau Abg
Straubinger.
Abg Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Herr Stefan, das ist eine gesellschaftliche Realität. Es
ist nichts, was man künstlich herbeireden oder erzeugen
muss. Es ist einfach eine Realität, dass es Kinder gibt,
die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben. Die
stammen aus heterosexuellen Beziehungen, die früher
waren. Davon gibt es nicht wenige. Davon gibt es sehr
viele. Die leben gut mit ihren Familien zusammen (Abg
Robert Parzer: Das hat ja niemand bestritten!) und haben sicherlich weniger Defizite als jene Kinder, die aus
heterosexuellen Familien herausgerissen werden müssen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vielleicht sollte man einmal kurz replizieren, warum
es Pflegeeltern gibt oder warum Kinder von ihren leiblichen Eltern und Familien wegkommen. Das ist nämlich
dann, wenn das Wohl des Kindes gefährdet ist. Das
heißt, wenn es zwar vielleicht mit Essen und mit Nahrung
versorgt wird, wenn es aber keine Liebe, keine Zärtlichkeit, keine Zuwendung gibt, wenn Kinder sexuell missbraucht werden, wenn sie geschlagen werden, wenn die
Probleme der Erwachsenen, der Eltern oder nur der
Mutter oder nur des Vaters, so groß geworden sind, dass
sie sich nicht mehr um die Probleme ihrer Kinder kümmern können. Ich sage Ihnen etwas, die Pflegekinder
stammen zu hundert Prozent aus heterosexuellen Beziehungen! (Beifall bei der SPÖ.)
Die Aufnahme eines Pflegekindes erfolgt nach rein
sachlichen Gesichtspunkten, das heißt, unter Einbeziehung aller beteiligten Personen nach sachlichen Kriterien. Das heißt, ob Eltern alleinerziehend sind, ob sie in
einer Ehe oder in einer Lebensgemeinschaft leben, ob
sie schwul, lesbisch, heterosexuell sind, ob sie blond,
braun- oder schwarzhaarig sind, ist nicht das Kriterium,
sondern die Eignung ist das einzige Kriterium. Ich denke,
das ist auch das Kriterium, das zählen sollte.
Zur ÖVP und ihrem Antrag: Ich wundere mich wirklich sehr, weil, der Herr Kollege Schreuder hat es auch
schon angesprochen, es gibt scheinbar unterschiedliche
Meinungen in Ihrer Partei. Es war in der „Presse" ein
Artikel und es gab in der „Wiener Zeitung" ebenfalls
einen Artikel. In der „Wiener Zeitung" stand: „Ähnlich
äußerte man sich bei der Wiener ÖVP. Jede Familienkonstellation ist besser als ein Kind im Kinderheim." -
7. Sitzung / 35
Und das aus dem Büro von ÖVP-Obmann Johannes
Hahn. Ich weiß nicht, was jetzt Ihren Schwenk verursacht
hat. Oder, auch in der „Wiener Zeitung": „Während die
Wiener ÖVP diesen Vorstoß mit den Worten
,grundsätzlich keine schlechte Idee' beschreibt, ..." Vielleicht sollten Sie sich einmal überlegen, warum Sie
jetzt einen eigenen Antrag einbringen, der gleichlautend
mit der FPÖ ist und ob Ihnen das nicht eigentlich auch zu
denken geben sollte. (Abg Robert Parzer: Der ist nicht
gleich!)
Sehr geehrte FPÖ, in Ihrer deutschen Kulturgemeinschaft, der Sie sich ja zugehörig fühlen, gibt es übrigens
ebenfalls Pflegekinder, die bei heterosexuellen Paaren,
bei Alleinerziehenden und auch bei homosexuellen Paaren leben. Und zwar werden schon seit über zehn Jahren
auch in Deutschland Kinder an Pflegeeltern, die homosexuell sind, vermittelt. Ich sage Ihnen noch etwas, die
Erfahrungen der deutschen Jugendämter unterscheiden
sich in dem Punkt nicht von denen in Wien und auch
nicht von jenen Erfahrungen, die sie mit den heterosexuellen Paaren machen, sondern die sind einfach gleich
gut und sind positiv, wie es bei Pflegeeltern allgemein ist.
Grundsätzlich sind homosexuelle Paare oder homosexuelle Eltern nicht die besseren Eltern und sie sind auch
nicht die schlechteren Eltern, sie sind einfach Eltern, wie
es sie in unserer Gesellschaft gibt. (Abg Kurth-Bodo
Blind: Wovon reden Sie? Das sind doch Ehen!) Manche
davon sind gute Eltern, manche werden nicht so gute
Eltern sein, wie es einfach ein Spiegel unserer Gesellschaft ist.
Das, was Kinder brauchen, um sich entwickeln und
entfalten zu können, ist Folgendes: Das ist Liebe, ist
Geborgenheit, ist Vertrauen, ist Zärtlichkeit und ist Unterstützung. Sie glauben wohl nicht ernsthaft, dass das
etwas ist, was vom Geschlecht oder von der sexuellen
Orientierung einer Familie abhängt. (Abg Mag Wolfgang
Jung: Sie wissen nichts!) Ich sage Ihnen etwas, Kinder,
und da können Sie, wenn Sie es mir nicht glauben, mit
jedem Kinderpsychiater reden, erleben ihre Eltern als
asexuelle Wesen. Erinnern Sie sich doch einmal selbst
an Ihre Kindheit zurück! (Abg Mag Wolfgang Jung: Die
haben Sie aber verschlafen!) Haben Sie sich vorgestellt,
wie Ihre Eltern miteinander Sex haben? Nein, Sie haben
Ihre Eltern als asexuelle Wesen erlebt. (Beifall bei SPÖ
und GRÜNEN.)
Ich glaube, Sie befürchten, dass die Kinder dann alle
schwul oder lesbisch werden und dass Sie sich irgendwann in absehbarer Zeit einem Heer von lauter Schwulen und Lesben gegenüber sehen. Aber ich kann Sie
echt beruhigen. Ich kenne Männer, die aus intakten
Kernfamilien kommen und schwul geworden sind. Ich
kenne Männer, die bei zwei Frauen aufgewachsen sind
und heterosexuell sind. Ich kenne Männer, die nur bei
ihrer Mutter aufgewachsen sind und schwul geworden
sind. Es ist ebenso bunt, wie das Leben halt ist. So ist es
einfach.
Wenn Sie es mir nicht glauben, dann schauen Sie es
sich an. Die Familienforschung beschäftigt sich schon
seit Längerem mit diesem Thema. Kinder in gleichge-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
schlechtlichen Beziehungen gibt es ja nicht erst seit
heute, sondern gibt es schon seit Jahren. Es gibt sie
auch gar nicht einmal in einem so geringen Ausmaß. Ich
sage Ihnen gerne, was das Ergebnis ist. Aus mehreren
deutschen Studien und aus über 20 internationalen Studien hat man die Ergebnisse zusammengefasst. Das
sind die wesentlichsten Ergebnisse darin: „Kinder und
Jugendliche homosexueller Eltern sind genauso oft heterosexuell orientiert wie Kinder heterosexueller Eltern.
Kinder homosexueller Eltern zeigen in keiner Weise
häufiger Verhaltensstörungen als Kinder heterosexueller
Eltern. Nicht die sexuelle Orientierung, sondern das
Geschlecht der (homosexuellen) Eltern scheint auf Einstellungen und Verhalten von Kindern zu wirken. Sie
weisen seltener ein geschlechtstypisches Rollenverhalten auf." - Das kann ich, ehrlich gesagt, nur begrüßen.
Wenn Sie anfangen, hier in eine wirklich tiefe Schublade abzuwandern, nämlich in Richtung Missbrauch,
dass homosexuelle Eltern die Kinder oder auch Pflegekinder missbrauchen, dann sage ich Ihnen, das ist schon
einfach vom Grundsatz her unlogisch. Mädchen haben
ein massiv höheres Risiko, auch das zeigt nämlich diese
Studie: „Das Missbrauchsrisiko für Mädchen ist dreimal
höher als für Jungen. Damit ist das Missbrauchsrisiko
von Kindern, die bei einem lesbischen Paar aufwachsen
oder für Mädchen, die bei einem schwulen Elternpaar
aufwachsen schon statistisch einfach sehr viel geringer,
als es sozusagen bei heterosexuellen Paaren ist. Zu
dem kommt hier noch dazu, dass es auch eine viel größere soziale Kontrolle gibt, so dass dieses Vorurteil
keine Bestätigung findet." (Abg Henriette FRANK: Das
halte ich nicht länger aus!)
Sehr geehrte Herren der FPÖ, weil es sind fast ausschließlich Herren, auch die, die heute hier reden, ich
habe manchmal das Gefühl, Sie fühlen sich in Ihrer
Männlichkeit bedroht! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. Abg Nurten Yilmaz: Sehr schön!)
Wenn das wahr sein sollte, dann glaube ich, Sie sollten sich langsam mit dem Gedanken vertraut machen,
weil es gibt in einer Reihe von Ländern bereits die Adoptionsmöglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare. Das
sind Schweden, die Niederlande, Spanien, England,
Teile der USA, Kanada und Australien. (Abg Mag Wolfgang Jung: Wir müssen nicht alles nachmachen!) Es gibt
in einer Reihe von Ländern auch schon die Möglichkeit
von Stiefkindadoptionen durch gleichgeschlechtliche
Partner, in Norwegen, in Deutschland, in Dänemark, in
Frankreich. Die Kinder, die davon betroffen sind, bekommen Eltern, da bin ich mir sicher, die sie lieben, die
sie manchmal hassen werden, bei denen sie sich zu
Hause fühlen, mit denen sie streiten werden, lachen
genauso und von denen sie sich eines Tages emanzipieren werden. Wenn sie erwachsen sind, wird es so sein,
wie es bei uns allen ist, es gibt Leute, die sich dann mit
ihren Eltern im Erwachsenenleben gut verstehen und es
wird welche geben, die sich mit ihren Eltern nicht verstehen werden. Das ist unabhängig davon, welche sexuelle
Orientierung sie haben.
Grundsätzlich kann ich Ihnen zur Adoption auch mei-
7. Sitzung / 36
ne persönliche Meinung sagen. Die Familien sind eine
Bundesangelegenheit und das wird nicht hier im Landtag
entschieden. Aber die Familien existieren, vor allem, was
auch Stiefkindadoptionen betrifft. Da kann man jetzt
zwischen zwei Beziehungsebenen unterscheiden. Es
gibt eine soziale Beziehung, die es einfach gibt, und da
stellt sich schon die Frage, ob man nicht auch die rechtliche Beziehungsebene im Interesse der Kinder regeln
sollte. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Sehr geehrte Damen und Herren, es ist wahrscheinlich sinnlos, hier Zahlen und Fakten auf den Tisch zu
legen. Es ist sinnlos gegenüber der FPÖ, die, glaube ich,
damit anscheinend ein wirkliches psychologisches Problem hat. Aber es ist scheinbar auch sinnlos gegenüber
der ÖVP, wenn ich mir den Zwischenruf vergegenwärtige, den der Kollege Aigner gemacht hat, nämlich auf den
Einwand vom Kollegen Schreuder, dass die ÖVP niemals Schritte in Richtung einer Antidiskriminierung oder
Aufhebung der Diskriminierungsbestimmungen gegenüber Schwulen und Lesben gesetzt hat. Der Kollege
Aigner hat wortwörtlich zwischengerufen: „Das werden
wir sicher auch nie machen!" Daher, glaube ich, ist es
sinnlos und man kann diesen Satz eigentlich nur mehr
mit einem Zitat abschließen. Marie von EbnerEschenbach hat nämlich einmal gesagt: „Ein Urteil lässt
sich widerlegen, aber niemals ein Vorurteil."
Meine Damen und Herren, ich möchte zum Abschluss einfach persönlich noch gerne sagen, was ich
gefühlt habe, was ich mir gedacht habe, als ich von der
aktuellen Pflegekampagne für gleichgeschlechtliche
Paare gehört habe. Das lässt sich im Wesentlichen in
einem Satz oder in einem Gedanken zusammenfassen,
und der war: Ich bin echt stolz auf diese Stadt! - Danke.
(Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Frau Abg
Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Herr Präsident! Frau Berichterstatterin! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich habe mich einmal in der glücklichen Situation befunden, dass ich gedacht habe, die sexuelle Orientierung
sei völlig gleichgültig. Heute stelle ich fest, dass ihr eine
unendliche Bedeutung zugemessen wird. Dann denke
ich mir, in diesem Raum sind 100 Landtagsabgeordnete
und wenn man von sieben bis zehn Prozent ausgeht, die
homosexuell oder lesbisch sind, hat uns das schon je
gekümmert? Geht man durch die Gänge und fragt: „Guten Tag! Bist du lesbisch, bist zu schwul, bis du sonst
etwas?" Das interessiert doch keinen Menschen! (Abg
Mag Harald STEFAN: Die HOSI schon!) Keinen Menschen hat das je interessiert! Ich bin schon lange im
Haus, nie hat mich wer gefragt! (Beifall und Heiterkeit bei
GRÜNEN und SPÖ. - Abg Mag Wolfgang Jung: Wer soll
Sie denn fragen?)
Vielleicht bin ich lesbisch. Wissen Sie es? Ja, ich bin
lesbisch. Ich bin eine lesbische Großmutter. (Beifall und
Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Jetzt unterhalten wir uns einmal darüber, wie wir unsere Enkelkinder, die kleinen Kinder, vor den homosexu-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
ellen Großvätern und den lesbischen Großmüttern
schützen. (Heiterkeit bei GRÜNEN und SPÖ.) Meiner
Meinung nach sollte die FPÖ das in einen anständigen
Antrag hineinschreiben, damit auch diesbezüglich Klarheit herrscht. (Abg Kurth-Bodo Blind: Wie ist eine Lesbische zur Großmutter geworden? Das geht ja gar nicht!)
Ich freue mich auf den Tag, wo Sie, Herr Jung, einen
Lehrer bevorzugt aufnehmen, der muslimisch und schwul
ist, wie sich im Nachhinein herausstellt. Auf den Tag
freue ich mich! (Beifall bei den GRÜNEN. - Heiterkeit bei
GRÜNEN und SPÖ. - Abg Mag Wolfgang Jung: Der
Islam verbietet das, soviel ich weiß!) - Der verbietet das,
natürlich! Daran werden sich die schwulen Muslime aber
halten! (Abg Heinz Hufnagl: Auf was der alles schon
aufpassen muss!)
Jetzt aber mit dem ganzen gebotenen Ernst, den dieses Tagesordnungsstück gebietet, möchte ich Ihnen
Folgendes sagen: Sie werden sehen, dass die GRÜNEN
nachher etwas unterschiedlich abstimmen werden. Einige werden zustimmen, durchaus honorierend, dass
durch zahlreiche Stellungnahmen, die abgegeben wurden, das Gesetz wirklich deutlich verbessert werden
konnte. Ich und vielleicht einige andere auch noch werden diesem Gesetz diese Zustimmung nicht geben, und
zwar verursacht durch alte Teile des Gesetzes und dazu
möchte ich jetzt kurz etwas sagen.
Es steht hier nämlich, welche Personen mit welcher
Ausbildung in diesen ganzen Wohngemeinschaften und
Heimen und so weiter arbeiten dürfen und welche nicht.
Jetzt kommt der springende Punkt. Wir hatten eine
Heimreform 2000. Sie wissen, ich war immer Feuer und
Flamme für diese Heimreform, finde sie gut, habe immer
nur das Beste über sie gesprochen und bin auch jetzt der
Ansicht, dass das für den städtischen Bereich durchaus
gut geregelt ist. Umso trauriger und schlimmer habe ich
es damals gefunden, dass man den privaten Bereich
nicht in diese Reform hineingenommen hat. Das war
wirklich sehr schade. In diesem privaten Bereich sind
aber auch viele der ärmsten Kinder Wiens und noch
dazu sehr viele behinderte Kinder.
Jetzt heißt es im Gesetz, dass Personen, die die
Ausbildung nicht haben, das heißt, keine SozialpädagogInnen sind, auch für einen Zeitraum von fünf Jahren
beschäftigt werden dürfen, wenn sie berufsbegleitend
diese Ausbildung machen. Jetzt ist es aber so, dass die
Stadt Wien für den eigenen Bereich natürlich dafür sorgt,
dass dort ausgebildete Menschen arbeiten. Man will eine
bestimmte Qualität haben, also arbeiten dort ausgebildete Menschen. Im privaten gemeinnützigen Bereich ist
das aber nicht der Fall. Dort arbeiten sehr viele, die nicht
ausgebildet sind, was ich für falsch halte, weil die Qualität, die unbedingt hergestellt werden muss, dann doch
wieder nicht vorhanden ist, auch wenn sich diese Leute
sehr bemühen. Ich habe nichts gegen diese Menschen,
die dort arbeiten, aber ihnen fehlt die notwendige Ausbildung. Ich halte einen Zeitraum von fünf Jahren für sehr
lange. Sie wissen, die Fluktuation ist durchaus sehr
lange. Das heißt, ich halte das für falsch. Ich bin der
Meinung, in diesen Einrichtungen sollten ausschließlich
7. Sitzung / 37
gut ausgebildete Menschen arbeiten, auch wenn es sich
um gemeinnützige Einrichtungen handelt. Das ist der
eine Grund.
Der andere Grund ist, dass natürlich auch in Bezug
auf Raumanordnung und -ausstattung diese Ausnahmen
gemacht werden, wenn es wirtschaftlich unzumutbar ist
und es ist wirtschaftlich unzumutbar, anstatt dass man
zumindest nach Jahren zu erkennen gibt, dass man von
Seiten der Stadt Wien bemüht ist, die räumliche Ausstattung zu verbessern. Da muss die Stadt Wien investieren.
Ein gemeinnütziger Verein kann nicht aufstocken, ausbauen und so weiter und so fort, wirtschaftlich unzumutbar. Da müsste die Stadt Wien in die Qualität der Unterbringung investieren, will es aber nicht tun. Deshalb sieht
das Gesetz aus, wie es aussieht.
Ich bedaure das und kann es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dem zuzustimmen! - Danke.
(Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt der Abg
Dr Tschirf. - Bitte.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es gibt in diesem Haus eine klare Position von Seiten
der GRÜNEN. Die GRÜNEN sagen, sie sind für die
Adoption auch durch homosexuelle Partnerschaften,
dass homosexuelle Partnerschaften adoptieren dürfen.
Da sagen wir als ÖVP ganz klar Nein dazu. (Abg Claudia
Smolik: Überraschung!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die SPÖ ist
hier nicht klar in der Position. Ich glaube, man sollte hier
auch sagen, wo man steht. Die Regierung Zapatero in
Spanien hat eine Position eingenommen und Gesetze
geändert, die wir so nicht sehen. Das ist nicht unsere
Linie, das lehnen wir ab. Das ist die eine Seite. (Abg
Godwin Schuster: Warum?) - Schauen Sie, Herr Kollege
Schuster, es geht darum, dass man eine Position hat
oder eine Position nicht hat. (Abg Harry Kopietz: Positionen kann man wechseln!) Sie werden mir und uns nicht
verbieten, wie wir denken! Das wäre traurig und da sind
wir Gott sei Dank in dieser Zeit weitaus drüber, meine
sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. Abg Godwin Schuster: Ich habe nur nach dem Warum
gefragt!)
Ich habe jetzt von der Adoption gesprochen und klar
gesagt, was unsere Position dazu ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, was der
Pflegebereich ist, sagt § 21 des Wiener Jugendwohlfahrtsgesetzes meiner Meinung nach klar, dass eine dem
Verhältnis zwischen leiblichen Eltern und Kindern nahe
kommende Beziehung hergestellt wird und die bestmögliche individuelle und soziale Entfaltung des Minderjährigen gesichert ist. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist letztlich der Auftrag, den der Gesetzgeber
leistet. Wir sind daher der Ansicht, dass beides möglich
sein sollte, nämlich dass eine der möglichst nahen heterosexuellen Lebensgemeinschaften vorliegt, aber dass
es natürlich auch Fälle gibt, wo man Einzelpersonen das
gibt. Um uns hier klar auszudrücken, wir wollen keine
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Sittenpolizei, um zu schauen, wie jeder Einzelne lebt
(Abg Marco Schreuder: Was wollen Sie dann?), aber
das, was wir einfach im Vordergrund haben, ist, dass wir
den Auftrag, den das Jugendwohlfahrtsgesetz an die
Behörde zum Wohl des Kindes erteilt, nicht in einem
Ausmaß ausweiten, wie es nicht richtig wäre. Uns geht
das Wohl der Kinder voran! Das ist der Leitmaßstab
dafür, dass wir diesen Antrag hier eingebracht haben!
(Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Johann Hatzl: Zum Wort gelangt Herr StR
Ellensohn.
StR David Ellensohn: Sehr geehrter Herr Präsident!
Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Für gewöhnlich ist der Themenbereich wie viele andere Themenbereiche auf einige wenige Rednerinnen
und Redner beschränkt, die das als Hauptthema ihrer
politischen Arbeit haben, aber das geht in dem Fall weit
darüber hinaus, auch weil zwischendurch das Argument
aufgetaucht ist, Marco Schreuder redet für sich und es ist
logisch, dass er das alles vertreten muss, so wie bei
Themen der Migration immer wieder darauf verwiesen
wird, dass es logisch ist, dass Leute, die selbst einen
Migrationshintergrund haben, gleiche Rechte für sich
einfordern, aber die Mehrheitsgesellschaft das in den
Augen mancher in diesem Haus nicht automatisch tun
muss.
Jetzt spekuliere ich da nicht lange herum und sage
auch, ich bin schwul (Abg Mag Wolfgang Jung: Das
glaube ich Ihnen eh!), wie es die Kollegin Susi Jerusalem
gesagt hat: „Ich bin lesbisch.", ich bin heterosexuell, aber
ich bin Punkt für Punkt und Beistrich für Beistrich und
Wort für Wort exakt derselben Meinung, die Marco
Schreuder ausgeführt hat. Genau das teile ich eins zu
eins.
Das Schöne der Diskussion ist das Ergebnis am Ende, weil wir erstens wissen, dass wir heute das bekommen, was wir für richtig halten, und wir zweitens wissen,
dass es à la longue, auf lange Sicht gesehen, völlig egal
ist, welche Normen die FPÖ in dem Bereich aufstellt,
denn es kommt wie das Amen im Gebet. Das sage ich
auch zu den Damen und Herren von der ÖVP. Die Ehe
ist momentan möglich, unabhängig davon, mit wem man
Sex haben will oder nicht, in Ländern wie Belgien, Holland, Spanien und Kanada. Und die eingetragenen Partnerschaften gibt es in einem Dutzend Länder und mehr.
Das kommt wie das Amen im Gebet. Das kommt, wie
das Frauenwahlrecht gekommen ist, das Sie auch irgendwann einmal nicht haben wollten.
Normen ändern sich in Gesellschaften. Es war einmal die Norm, dass hier herinnen keine Frau gesessen
ist. Es war einmal die Norm, dass Frauen nicht arbeiten
gegangen sind. Es hat so viele Normen gegeben. Intelligenterweise und glücklicherweise hat sich die Gesellschaft weiterentwickelt. Das wird sie auch in dem Bereich tun, egal, wo Sie in dieser Entwicklung gerade
stehen bleiben möchten, weil es einen Haufen Leute
gibt, die das ganz anders sehen. (Beifall bei den GRÜNEN und von Abg Martina LUDWIG.)
Die Diskussion gefällt mir natürlich noch aus einem
7. Sitzung / 38
anderen Grund. Die ÖVP, zerrissen zwischen Urbanität
und Opus Dei, weiß nicht, wo sie ihre Position haben
soll, wackelt durch die Gegend und die Aussagen widersprechen sich laufend. Das gefällt natürlich den anderen
Parteien immer, wenn eine Partei sich so unsicher in der
Position ist. Das kommt auch deutlich aus vielen Wortmeldungen heraus, wobei ich froh bin, dass Sie keine
einheitliche Meinung in der Frage haben, sondern dass
Einzelne etwas weiter sind als es zum Beispiel der Klubobmann der Volkspartei in dem Bereich ist. (Abg Dr
Matthias Tschirf: Nein, wir sind uns treu!)
Schwul, lesbisch, heterosexuell, die sind alle - wie,
du und ich kann ich jetzt nicht sagen und da hineinschauen, aber - (Der Redner schaut zu Boden.) wie du
und ich. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Die lieben sich
und entlieben sich, verlieben sich wieder neu und haben
den gleichen Stress mit Beziehungen wie Heterosexuelle
auch. Manchmal dauert die Beziehung länger und
manchmal ein bisschen kürzer. Wenn man Glück hat,
das würde nicht jeder als Glück bezeichnen, dann hat
man vielleicht auf längere Frist einen Partner, eine Partnerin. Soweit, so normal, eine völlig normale Angelegenheit.
Es sind Funktionäre der GRÜNEN, der SPÖ, der
ÖVP und der FPÖ in diesem Land schwul oder lesbisch.
Der Marco Schreuder legt ja nicht Wert darauf zu sagen:
„Ich bin der erste schwule Landtagsabgeordnete in Österreich.", sondern er sagt immer dazu: „Ich bin der erste
offen schwul lebende Landtagsabgeordnete." - Man höre
auf den Unterschied! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Ich mache jetzt kein Outing von irgendwem, aber
wenn die FPÖ glaubt, dass in ihren Reihen in ganz Österreich kein einziger Mensch von allen Abgeordneten
jemals einen gleichgeschlechtlichen Kontakt gehabt
hätte, dann gute Nacht! Es tut mir leid, Sie irren sich!
(Abg Mag Johann Gudenus, MAIS: Das hat auch keiner
behauptet!) Wahrscheinlich muss man in diesem Jargon
sagen: „Aufpassen beim Duschen, es könnte der Nächste daneben sein!" (Heiterkeit bei GRÜNEN und SPÖ. Abg Dr Herbert Madejski: Aber es werden keine Kinder
adoptiert!)
Weil das Thema aber alles andere als lustig ist, nämlich genauso, wie es aufgezogen wurde, möchte ich aus
der „Neuen Freien Zeitung" vom 9. November 2006,
nicht wirklich mein Leib- und Magenblatt, aber es muss
dieses Mal sein, zitieren. Orthographische Fehler nicht,
weil ich es falsch lese, sondern weil ich in dem Fall Herrn
Robert Lizar wortwörtlich zitiere: „Anstatt dass Kinder in
einer Familie mit Mutter und Vater aufwachsen," schreibt er - „bekommen sie ein Welt vor Augen geführt,"
- das war der Fehler, deutsche Sprache, schwere Sprache – „bei der sie die Erfahrung machen müssen, wie
eine Liebe homosexueller Paare funktioniert, sei es auch
nur, wenn sie sehen, wie beide knutschen und das Kind
nicht nur zuschauen, sondern mitmachen darf oder
muss." - Das ist nicht tief, sondern genau wegen solcher
Aussagen melde ich mich hier zum Beispiel zum Wort.
Das ist eine Sauerei! Das kann man nicht anders sagen!
Das ist eine Sauerei! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
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Das hat mit Meinungsfreiheit so wenig zu tun wie
rechtsradikal sein keine Meinungsfreiheit ist. Das hat mit
Meinungsfreiheit nichts zu tun. Was hier suggeriert wird,
ist, dass man einem Schwulen oder einer Lesbe ein Kind
nicht in die Hand geben darf, weil die mit sehr, sehr
hoher Wahrscheinlichkeit nichts Besseres zu tun haben,
als das Kind zu missbrauchen. Allein das so zu formulieren und so krank zu denken, hat auf Leute wie mich die
Wirkung, das mir dabei übel wird. Es wird einem speiübel, wenn man das liest, es wird einem schlecht dabei.
Und Quatsch ist es ja außerdem, es ist inhaltlich ein
Nichts! Es ist genau so wie bei all den Rassismustiraden,
die da vom Stapel gelassen werden. Wir werden zu einer
Zeit kommen, in der wir auch hier Menschen, die das
äußern, als Rassisten bezeichnen dürfen, ohne dass
man Ordnungsrufe bekommt. So weit wird es kommen,
dass man die Wahrheit auch so nennen darf.
Aber in dem Bereich ist das unglaublich! Es ist unglaublich, so etwas in eine Zeitung hineinschreiben zu
dürfen und die Meinung auch da herinnen zu äußern,
wenngleich etwas abgeschwächt; da hat man versucht,
das ein bisschen anders zu sagen: Adoptionsrecht und
weit gehen und dieses nicht. Das ist die Position der
Freiheitlichen Partei - erschreckend genug! Und erschreckend genug, dass sich in dieser Frage offensichtlich die
ÖVP oder zumindest manche in der ÖVP leider manchmal damit überschneiden.
Sexualität reduziert sich nicht auf Homosexualität
und Heterosexualität - das ist das Nächste -, das ist es ja
nicht. Das ist es jetzt gewesen: Die einen sind homosexuell, die anderen sind heterosexuell, und Punkt. Die
Norm von Heterosexuellen hätte ich hier gerne einmal
gewusst! Denn ich bin mir nicht sicher, ob ich darunter
falle, und ich bin mir nicht sicher, ob alle, die hier in dem
Haus nicht schwul oder lesbisch sind, darunter fallen.
(Abg Kurth-Bodo Blind: Es geht um die Kinder!) Heterosexuelle üben unterschiedliche Sexualkontakte aus. Ich
weiß ja nicht, ob sich das herumgesprochen hat, aber es
soll passieren. (Abg Mag Wolfgang Jung: Haben Sie
schon einmal ...?)
So wie sich Sexualität nicht auf „entweder ich bin
schwul oder hetero" reduzieren lässt, so lässt sich natürlich Homosexuell-Sein nicht auf Sexualität reduzieren.
Denn Marco Schreuder ist nicht nur den ganzen Tag
schwul, sondern er macht noch eine Menge andere
Sachen. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.) Das ist ja lachhaft. Er geht mit mir zum Beispiel auf den Fußballplatz,
dort ist es nicht so wichtig, wer von uns schwul ist oder
nicht, und macht viele andere Dinge.
Es ist wirklich erschreckend, weil Sie nicht einige wenige, sondern eine große Gruppe von Menschen in einer
solchen Art und Weise diskriminieren. Es ist ja schwer
nachzuvollziehen, und noch dazu weiß man, dass das
nichts mit der politischen Ausrichtung zu tun hat, in dem
Sinne, dass wir mehr Leute hätten - bei uns kann man es
offen ausleben, bei Ihnen nicht! Wenn man Theorien
glauben darf und wenn man Theweleits „Männerphantasien" gelesen hat, dann muss man zumindest annehmen, dass gerade in Burschenschaften oder im Militär,
7. Sitzung / 39
wo etwas mehr FPÖ-nahe Personen vertreten sind als
GRÜNE, dies nicht ein völlig nicht vorkommendes Phänomen ist. Davon muss man nicht ausgehen. (Abg Mag
Rüdiger Maresch: Schön gesagt!)
Zu den Kindern: Geht es den Kindern besser, wenn
sie bei einem Paar aufwachsen dürfen, mit zwei Personen als dauerhaften Bezugspersonen, oder geht es
ihnen besser, wenn sie in einer sehr großen Gruppe - es
sind für gewöhnlich acht, man bemüht sich, das so gut
wie möglich zu machen - mit wechselnden Bezugspersonen aufwachsen? Das ist die Frage, das ist die entscheidende Frage am Schluss. Es sind im Wesentlichen
Wohngemeinschaften mit acht Pflegekindern und vier
Betreuungspersonen, die versuchen, ihre Arbeit so gut
wie möglich zu machen. Aber was ist besser für das
Kind? Aufwachsen bei einem Paar? Das ist vorher oft
genug gesagt worden, und das muss sich die ÖVP zumindest fragen: Was ist wirklich besser von diesen zwei
Möglichkeiten? Denn darum geht es. Was Sie sich sonst
wünschen - alle müssen verheiratet sein et cetera -, das
haut eben nicht jedes Mal so hin.
Ich lebe ohnehin den Entwurf, den Sie gerne hätten aber das können wir doch nicht allen hinaufdrücken! -,
ich habe eh zuerst geheiratet, und dann ist meine Frau
schwanger geworden mit dem Kind. (Heiterkeit bei den
GRÜNEN.) Aber das können wir doch nicht zwingend
vorschreiben! Ich habe es allerdings nicht getan, weil es
die ÖVP gewünscht hat. (Neuerliche Heiterkeit bei den
GRÜNEN.) Das war tatsächlich freiwillig, und genauso
freiwillig darf Marco Schreuder seine Sexualität ausleben
und viele andere Leute, nach meiner Meinung. (Abg Mag
Barbara Feldmann: Das haben wir ja noch nie bestritten!)
Den Lebensentwurf, den Sie predigen, leben bei
Ihnen selber auch nicht alle. Das geht ja nicht. Die
Scheidungsrate trifft nicht ausschließlich GRÜNE, sondern trifft ganz andere, zum Beispiel den früheren Klubobmann - ich weiß es sonst nicht von allen einzeln, es
interessiert mich auch nicht. Aber diese PatchworkFamilien et cetera sind ja nicht beschränkt auf irgendeine
politische Couleur, und die sexuelle Orientierung auch
nicht.
Zwangs-Outings sind eben nicht angesagt, und ich
weiß auch, warum. Was mich selbst betrifft, würde ich
inzwischen sagen: Marco, erzähle nicht mir, sondern
erzähle den anderen, wer alle es sind und sein könnten
oder welche Theorien - das ist immer sehr spannend
zum Zuhören - in dem Bereich entwickelt werden. Aber
das ist vorläufig noch nicht notwendig, sage ich einmal,
deswegen werde ich es auch nicht machen.
Die Volkspartei sollte sich darüber im Klaren sein,
was sie in der Stadt haben will. Denn die WählerInnen,
die zwischen der ÖVP und den GRÜNEN pendeln, interessieren genau diese Fragen, die interessieren genau
diese gesellschaftspolitischen Fragen. Eigentlich sollte
ich Ihnen das ja nicht raten: Näher an uns zurück in der
Frage, weil sich dann womöglich Leute am Wahlsonntag
falsch entscheiden. Da es mir aber um die Sache geht,
sage ich: Überlegen Sie sich das genau! Genau deswegen wechseln ja viele Personen, die früher einmal ÖVP
Landtag, 18. WP
23. November 2006
gewählt haben, zu uns, weil Sie ein gesellschaftsliberales Modell in vielen Fragen - nicht nur in dem Bereich vertreten, das mit heute nichts mehr zu tun hat. Aber ich
habe es vorhin schon gesagt: Es ist eben eine große
Bandbreite zwischen Urbanität und Opus Dei, und die
müssen Sie spielen und wir nicht.
Ich glaube, dass die sexuelle Orientierung kein
Grund sein kann für irgendeine Art von Diskriminierung.
Ich persönlich glaube, dass es den Kindern besser geht,
wenn sie bei einem Paar aufwachsen dürfen statt in
einer Wohngemeinschaft mit wechselnden PartnerInnen.
Wir werden deswegen selbstverständlich - das ist, glaube ich, aus den Ausführungen von mir und den Vorrednern und Vorrednerinnen bereits erkennbar - dem Antrag
betreffend Diskriminierung nicht zustimmen können, aber
nicht nur nicht dem von der Freiheitlichen Partei, sondern
natürlich auch nicht dem von der ÖVP.
Denn der letztere hat noch ein Handicap, und Marco
Schreuder hat es kurz angesprochen. Was machen Sie
denn mit diesen Einzelpersonen - das habe ich mich
wirklich gefragt -, was machen Sie mit einer Einzelperson, die jetzt nach Ihrer Meinung sehr wohl ein Kind
haben darf - das soll vorkommen, und zwar auch hier, es
nützt da nichts, die Wahrheit und die Realität zu leugnen,
denn das soll ja vorkommen, dass jemand mit 25 oder
mit 30 glaubt, heterosexuell zu sein, und fünf Jahre später etwas anderes lebt -, was machen wir denn, wenn
diese Person vier oder fünf Jahre ein Kind betreut hat?
Dann nehmen wir der Person das Kind weg? Das ist die
logische Konsequenz Ihres Antrages - das ist die logische Konsequenz! Und das glaube ich nicht, dass das
alle wollen.
Deswegen freue ich mich darüber, dass wir heute eine namentliche Abstimmung in dem Bereich haben werden. Ich hoffe sehr, dass es da eine getrennte Abstimmung gibt. (In Richtung ÖVP und FPÖ:) Und in diesem
Sektor würde ich mich freuen, wenn es keine getrennte
Abstimmung gäbe. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Danke, Herr Stadtrat. - Zu
einer tatsächlichen Berichtigung zum Wort gemeldet hat
sich Herr Klubvorsitzender Dr Tschirf. Ich darf ihm mitteilen, dass die Redezeit dafür mit drei Minuten limitiert ist.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Es wird mir gelingen, das in der kurzen
Zeit darzustellen.
Eine „Wackellinie", wie sie Herr StR Ellensohn zitiert
hat, gibt es bei den GRÜNEN. Wir haben eine klare
Position. Dass eine klare Position auch eine ist, die auf
bestimmte Lebensverhältnisse eingeht, geht Ihnen offensichtlich nicht ein.
Herr StR Ellensohn! Wir haben keineswegs eine Sittenpolizei verlangt - da haben Sie offensichtlich nicht
zugehört -, weil wir von einem freien Menschenbild ausgehen und nicht nachschnüffeln. Wir sind weder für
Nachschnüffeln noch Auffliegen noch Sonstiges (Abg
Godwin Schuster: Schaut nicht so aus!), sondern wir sind
für vernünftige Menschen, die mit ihrer Rationalität umgehen können.
Was die „Wackellinie" betrifft, wundern mich nur Ihre
7. Sitzung / 40
so klaren Äußerungen, wenn ich mir auf der anderen
Seite vorstelle, dass Sie überhaupt kein Problem damit
gehabt haben, beispielsweise den deklarierten Burschenschafter Martin Graf mit zu wählen. Das heißt, im
einen Fall sind Sie so, im anderen so! Und wir haben von
Frau Jerusalem gehört, dass Sie auch bei diesem Gesetz unterschiedlich abstimmen. „Wackellinie" ist offensichtlich ein Problem der GRÜNEN intern. (Beifall bei der
ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Als nächster Redner ist
Herr Mag Stefan zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Nur um es noch einmal klarzustellen, weil jetzt
offenbar versucht wurde, das Ganze in eine andere
Richtung zu ziehen: Homosexualität oder Sexualität an
sich ist reine Privatsache, vollkommen richtig, und daher
wissen wir auch nicht, ob es unter den freiheitlichen
Abgeordneten oder Funktionären oder sonst wo Homosexuelle gibt, weil das bei uns nicht in den Vordergrund
gerückt wird.
Zum ersten Mal richtig bewusst geworden ist mir das,
als ich bei der Homosexuellen Initiative war. Dort war
das plötzlich ein Thema: Wie ist das mit der sexuellen
Ausrichtung und so weiter? Ich habe auch dort schon
gesagt: Für uns gibt es kein Angebot an Homosexuelle
oder an Heterosexuelle, weil das bei uns nicht Thema ist,
wie jemand sexuell ausgerichtet ist.
Dass Sie sich heute deklariert haben, Herr Ellensohn,
ist Ihr privates Vergnügen, und warum Sie hier jetzt
beichten wollten, wie auch immer. (Heiterkeit bei den
GRÜNEN.) Aber Tatsache ist, Sie haben vollkommen
Recht damit, dass das mit einer politischen Ausrichtung
nichts zu tun hat. Das haben wir hier auch überhaupt
nicht zur Diskussion gestellt. Das war nicht die Frage,
sondern - genau davon sind Sie abgewichen, und das ist
ja das Interessante - wir haben hier ausschließlich davon
gesprochen, was Kinder betrifft und wie es gegenüber
Kindern wirkt, wenn sie mit gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen. Das war unser Thema, und das war das
Thema des heutigen Tages. Es auf einen anderen Bezug
zu bringen, ist ja ganz interessant, wenn man von etwas
abweichen will.
Ich kann mich auch noch gut daran erinnern, dass
der Vertreter der SPÖ damals in der Diskussion gesagt
hat: Na ja, die SPÖ ist nicht für die Adoption, weil die
Gesellschaft noch nicht so weit ist. Das war jedenfalls
eine sehr unklare Aussage, und es interessiert mich
doch sehr, was die Wähler der SPÖ zu dem Thema
sagen. Ich kann nur meine Erfahrungen aus einem Arbeiterbezirk einbringen; demnach sind sie davon nicht
sehr begeistert. Aber das müssen Sie sich dann mit
Ihren Wählern ausmachen.
Tatsache ist auch, dass nicht wir dieses Thema in die
Öffentlichkeit gebracht haben, sondern dass es die
MA 11 war, die hier eine Kampagne gestartet hat und
das ganz bewusst in den Vordergrund gestellt hat, die
hier die sexuelle Ausrichtung der Pflegeeltern in den
Mittelpunkt gestellt hat, aber nicht wir. Das heißt, wir sind
ja nicht einmal davon ausgegangen, dass das so wäre,
Landtag, 18. WP
23. November 2006
sondern das hat die MA 11 bewusst propagiert. Das ist
also, wenn Sie so wollen, eine Provokation gewesen,
und nicht umgekehrt.
Für uns ist das niemals ein Thema gewesen. Sie haben von uns auch noch nie irgendwelche Aussagen zu
dem Thema gehört oder irgendwelche negativen Aussagen über Homosexuelle. Das werden Sie von uns nicht
hören. Das ist nicht unser Thema, das ist eben eine
Privatsache.
Uns geht es hier rein darum, wie man mit Kindern
umgeht. (Zwischenrufe von Abg Marco Schreuder und
Abg Christian Oxonitsch.) Es geht darum, wie man mit
Kindern umgeht - das ist eine Frage -, und hierzu gibt es
jedenfalls ganz interessante Untersuchungen, die sehr
eindeutig sagen, dass das für Kinder problematisch ist.
Wir haben das heute ohnehin schon ausgeführt, nur,
bitte, respektieren Sie das!
Darum geht es, und wenn Sie jetzt versuchen, das
umzudrehen, dann müssen Sie uns erst einmal nachweisen, dass wir das tun. Das tun wir nämlich tatsächlich
nicht, weil es bei uns eben Privatsache ist, im Gegensatz
offenbar zu anderen Fraktionen. Zumindest bei den
GRÜNEN ist das offenbar ein wichtiges Thema, da muss
man das vor sich hertragen. Ich glaube, sonst hat niemand das Bedürfnis, vor sich herzutragen, welche sexuelle Ausrichtung er hat.
Bleiben wir also bei der Realität, und bleiben wir auch
dabei, dass wir das Kindeswohl, das ja die Zukunft bedeutet, in den Vordergrund stellen: Wie gut geht es den
Kindern? Wie viele Kinder gibt es - das ist die eine Frage
-, und wie gut geht es den Kindern, die heranwachsen?
Das ist die Zukunft, um die es hier geht, und wenn wir
die nicht in den Mittelpunkt rücken, dann ist das schade
und traurig. (Beifall bei der FPÖ.) Wenn wir nur die persönlichen Präferenzen der Erwachsenen in den Mittelpunkt stellen, dann haben wir die Zukunft schon verloren.
Wenn Sie schon so sehr von Realitäten sprechen:
Vielleicht müssen wir auch irgendwann einmal die Realität anerkennen, dass hier andere Religionen die Mehrheit haben. Dann sind wir, glaube ich, ganz woanders,
und dann werden wir uns wünschen, dass wir hier überhaupt darüber diskutieren könnten, was das Kindeswohl
ist. Denn dann wird darüber nicht mehr geredet werden,
und dann werden Sie nicht mehr gefragt werden, was
Sie für eine sexuelle Ausrichtung haben oder nicht, sondern dann wird drübergefahren. Auch das gilt es zu verhindern. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Weitere Wortmeldungen
liegen nicht vor. Ich erkläre damit die Verhandlung für
geschlossen. Der Frau Berichterstatterin erteile ich das
Schlusswort. - Bitte, Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska: Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Gesetz, mit dem wir uns gerade sehr intensiv
beschäftigt haben, ist ein Gesetz, das vor allem darauf
reagieren muss, dass es in bestimmten Fällen - und in
Wien sind es in etwa 2 500 - für Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen nicht möglich ist, in ihren Fami-
7. Sitzung / 41
lien groß zu werden. Es behandelt das Schicksal von
Kindern, die von Eltern zur Welt gebracht wurden, in die
Welt hinein begleitet wurden und irgendwann von denen
verlassen wurden, emotional und vor allem mit vielen
anderen Dingen verlassen wurden. Deshalb ist es die
Aufgabe der Kommune, ist es die Aufgabe der Stadt
Wien, die Verantwortung für das Kindeswohl wahrzunehmen und hier gesetzlich zu regeln, wie man in diesem Fall vorgeht.
Es ist hier ein Zusammenspiel von verschiedenen
Körperschaften. Denn die Entscheidung darüber, ob die
Obsorge bei einem Elternteil oder mehreren Personen
bleibt, ist eine, die die Gerichte zu treffen haben; auch da
gibt es viele Diskussionen und hat es schon viele gesetzliche Veränderungen gegeben. Unsere Aufgabe ist es, in
dem Falle, dass das Kindeswohl in der Familie nicht
gewährleistet ist und das Gericht darüber auch befunden
hat, dafür zu sorgen, dass die Kinder für eine bestimmte
Zeit - auch für längere Zeit - in einer Situation aufwachsen können, die für ihr Wohl jedenfalls die sicherere ist.
Das ist das, worüber wir diskutieren, und darum geht es
in Wirklichkeit.
Es geht darum, dass wir uns als öffentliche Hand darum zu kümmern haben, dass das Kindeswohl gesichert
ist. Und wie tun wir das? Wir tun es so, wie es in diesem
speziellen Fall geregelt ist, und ich finde, dass es am
besten wäre für alle Kinder dieser Stadt, aber nicht nur
dieser Stadt, sondern auch darüber hinaus gehend,
wenn die gesellschaftliche Realität schon so weit wäre,
dass Konflikte, die in Partnerschaften - egal, welcher Art
- entstehen, nicht dazu führen, dass sie das Kindeswohl
beeinträchtigen.
Nun finde ich die Diskussion, die Sie hier soeben geführt haben, vor allem vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass es in Österreich seit 1974 für die Schulen als
wesentlichen Teil der Erziehung den so genannten
Grundsatzparagraphen und damit Grundsatzerlass für
die Sexualerziehung gegeben hat. Wir befinden uns
32 Jahre nach diesem Erlass und sehen uns einer solchen Diskussion ausgesetzt, die offensichtlich das Spiegelbild der Gesellschaft ist, in der wir leben - und das ist
das, was ich für bemerkenswert halte. Denn viele von
den Damen und Herren, die hier im Saal sitzen, sind
auch schon zu Zeiten in der Schule gewesen, zu denen
dieser Erlass eigentlich hätte wirksam sein sollen und
offensichtlich nicht das gewünschte Ergebnis gebracht
hat, nämlich einerseits eine offene Diskussion zu diesem
ganzen Thema zu führen und daraus ableitend zu
Schlussfolgerungen zu gelangen.
Das ist ein Punkt, in dem ich nicht mit jenen übereinstimme, die sagen, dass sexuelle Neigungen Privatsache
sind. Denn wenn einerseits bestimmte Normen und Regeln darüber aufgestellt werden, was normal sei, und auf
der anderen Seite gerade auch der Ausdruck von Sexualität Grund für partnerschaftliche Probleme ist, die wieder
Auswirkungen auf die Kinder haben, dann, denke ich mir,
kann es nicht Privatsache sein, sondern ist es dringend
nötig, hier eine offene gesellschaftspolitische Diskussion
darüber zu führen, weil das letztendlich entscheidend ist
Landtag, 18. WP
23. November 2006
für solche Gesetzesmaterien wie die, die wir heute hier
zu beschließen haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich glaube daher, dass es notwendig ist, diese Diskussion auch unabhängig von solchen gesetzlichen
Regelungen zu führen, weil wir dann unter Umständen in
den einen oder anderen Bereichen gar keine Gesetze in
dieser Art mehr brauchen, weil damit die Gesellschaft
eine Veränderung vornimmt. - Das ist das eine.
Ich bin auch überzeugt davon, dass wir mit dieser
Gesetzesvorlage und mit dem Beschluss derselben in
vielen Bereichen Regelungen vornehmen, die für die
Zukunft sicherstellen, dass Jugendwohlfahrt in Wien an
die lange Tradition, die wir in dieser Stadt haben, anschließen kann, und auch zukunftsorientiert die richtigen
Weichen stellen. Daher bitte ich Sie auch um Zustimmung.
Aber gestatten Sie mir, noch eines zu sagen. Ich hätte nach 22 Jahren in diesem Haus nicht geglaubt, dass
es tatsächlich möglich ist, eine solche Diskussion, wie
sie heute hier geführt wurde, zu erleben. Und zwar nicht
deshalb, weil hier das geschehen soll, was in diesem
Haus zu geschehen hat, nämlich, dass einzelne Parteien
ihre persönlichen Positionen - nicht die persönlichen
Positionen der einzelnen Abgeordneten, sondern die
Richtung der Partei - auch entsprechend argumentieren
und vertreten. Es ist unsere Aufgabe als Politikerinnen
und Politiker, das sehr deutlich und sehr klar zu formulieren, auch im Hinblick auf die Wahlentscheidung derjenigen, die uns hier in dieses Haus entsendet haben. Je
klarer die Formulierungen, desto leichter auch die Entscheidungen für die Wählerinnen und Wähler.
Darum geht es nicht, sondern das, was ich als bedrückend empfunden habe, ist, dass neben dieser klaren
und deutlichen Formulierung der eigenen Meinung im
selben Atemzug damit die Diskriminierung anderer Meinungen verbunden war. Das ist das, was falsch ist im
politischen Geschehen. Das ist das, was heute hier in
einer Art und Weise passiert ist - leider Gottes auch mit
sehr lustigen Sequenzen oder scheinbar solchen -, die
aus meiner ganz persönlichen Sicht gerade in dieser
Diskussion überhaupt nichts verloren hat! (Beifall bei der
SPÖ.)
Die Diskussion war sehr ernst. Sie war eine, die das
Kindeswohl in den Vordergrund zu stellen gehabt hätte,
und ist aus meiner Sicht in verschiedenen Sequenzen
wirklich in eine Diskussion entglitten, die aufgehört hat,
die eigene Position darzustellen, sondern über andere
Positionen geurteilt hat. Das ist aus meiner Sicht falsch,
und ich finde auch, dass der Stil dieses Hauses eine
solche Diskussion nicht verdient hat.
Ich bitte Sie um Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Ich danke der Frau Berichterstatterin für das Schlusswort. - Wir kommen nunmehr zur Abstimmung über die Gesetzesvorlage.
Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen,
die Hand zu heben. - Ich konstatiere die Annahme durch
die Mehrheit der Sozialdemokratie mit der Grünen Fraktion, mit Teilen der Grünen Fraktion, das Gesetz ist sohin
7. Sitzung / 42
mit einer breiten Mehrheit angenommen und beschlossen.
Mir liegen drei Anträge vor. Es sind dies Beschlussund Resolutionsanträge der freiheitlichen Fraktion und
der Österreichischen Volkspartei.
Es wurde von Kollegen Marco Schreuder namens der
Grünen Fraktion die namentliche Abstimmung verlangt.
Ich kann daher gemäß § 28 Z 1 und 1a die Frage der
Unterstützung dieses Begehrens an den Landtag richten.
Wer für die namentliche Abstimmung dieser Anträge
ist, den bitte ich um ein Handzeichen. - Dies ist einstimmig unterstützt.
Sohin werde ich den freiheitlichen Antrag kurz verlesen und sodann mit Hilfe der Schriftführer zur namentlichen Abstimmung bringen:
„Der Wiener Landtag möge beschließen" - begehrt
von den freiheitlichen Abgen Mag Johann Gudenus und
Mag Wolfgang Jung -: „Das zuständige Mitglied der
Wiener Landesregierung soll eine Gesetzesnovelle für
das Wiener Jugendwohlfahrtsgesetz ausarbeiten und in
die Landesregierung einbringen, welches die Pflegeelternschaft ausschließlich für heterosexuelle Paare
vorsieht. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt" - was wir somit tun.
Ich bitte nunmehr die Frau Schriftführerin und den
Herrn Schriftführer, die Damen und Herren Abgeordneten einzeln aufzurufen.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dkfm Dr
Aichinger.
Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dr Aigner.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dipl-Ing AlRawi.
Abg Dipl-Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag AngerKoch.
Abg Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Antonov.
Abg Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Baxant.
Abg Petr Baxant (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Blind.
Abg Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Cammerlander.
Abg Heidemarie Cammerlander (Grüner Klub im
Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Chorherr.
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dampier.
Abg Karl Dampier (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Deutsch.
Abg Christian Deutsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Ing Mag
Dworak.
Abg Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Ekici.
Abg Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Ekkamp.
Abg Franz Ekkamp (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Feldmann.
Abg Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Frank.
Abg Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Gaal.
Abg Kathrin Gaal (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Gerstl.
Abg Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dipl-Ing
Gretner.
Abg Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag
MAIS Gudenus.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Harwanegg.
Abg Volkmar Harwanegg (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hatzl.
Abg Johann Hatzl (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hoch.
Abg Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hora.
Abg Karlheinz Hora (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hufnagl.
Abg Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hundstorfer.
Abg Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Jerusalem.
7. Sitzung / 43
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Jung.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Kato.
Abg Sonja Kato (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Kenesei.
Abg Günter Kenesei (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Klicka.
Abg Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Kopietz.
Abg Harry Kopietz (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Korosec.
(Abg Dr Matthias Tschirf: Nicht da!) Nicht da. - Abg Mag
Korun.
Abg Mag Alev Korun (Grüner Klub im Rathaus):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Kowarik.
Abg Mag Dietbert Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Krotsch.
Abg Mag Nicole Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Lasar.
Abg David Lasar (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dr Laschan.
Abg Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Lindenmayr.
Abg Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Martina
Ludwig.
Abg Martina Ludwig (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dr Michael
Ludwig.
Abg Dr Michael Ludwig (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Lueger.
Abg Angela Lueger (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dr Madejski.
Abg Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mahdalik.
Abg Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Maresch.
Abg Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rat-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
haus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dipl-Ing
Margulies.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Matiasek.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Hursky.
Abg Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg MatzkaDojder.
Abg Anica Matzka-Dojder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Maurer.
Abg Dkfm Dr Ernst Maurer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Mayer.
Abg Dr Alois Mayer (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag Neuhuber.
Abg Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Nevrivy.
Abg Ernst Nevrivy (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Niedermühlbichler.
Abg Georg Niedermühlbichler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Novak.
Abg Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Oxonitsch.
Abg Christian Oxonitsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Parzer.
Abg Robert Parzer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dipl-Ing Dr
Pfleger.
Abg Univ-Prof Dr Ernst Pfleger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Pilz.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Polkorab.
Abg Rosemarie Polkorab (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg PraniessKastner. (Ruf bei der ÖVP: Nicht da!) - Abg Puller.
Abg Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag
7. Sitzung / 44
Ramskogler.
Abg Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag
Reindl.
Abg Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Reischl.
Abg Hannelore Reischl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Reiter.
Abg Günther Reiter (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag Ringler.
Abg Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Rubik.
Abg Silvia Rubik (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Rudas.
Abg Laura Rudas (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Gemeinderates und Landtages): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg DDr
Schock.
Abg DDr Eduard Schock (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Schreuder.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Schrödl.
Abg Karin Schrödl (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Schubert.
Abg Ingrid Schubert (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Schuster.
Abg Godwin Schuster (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Smolik.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Stark.
Abg Rudolf Stark (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag Stefan.
Abg Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dipl-Ing
Stiftner.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag
Straubinger.
Abg Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Elfriede
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Strobel.
Abg Elfriede Strobel (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Friedrich
Strobl.
Abg Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Stubenvoll.
Abg Erika Stubenvoll (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Stürzenbecher.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Troch.
Abg Dr Harald Troch (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Ulm.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Valentin.
Abg Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag Vassilakou.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Vettermann.
Abg Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Vitouch.
Abg Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Wagner.
Abg Kurt Wagner (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Walter.
Abg Norbert WALTER, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Wolf.
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Woller.
Abg Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Wutzlhofer.
Abg Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Yilmaz.
Abg Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Zankl.
Abg Inge Zankl (Sozialdemokratische Fraktion des
7. Sitzung / 45
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Präsident Heinz Hufnagl: Ich habe - vorbehaltlich der
Bestätigung durch die Schriftführung - 12 Ja-Stimmen,
das ist identisch mit der Anzahl der anwesenden Abgeordneten der Freiheitlichen Fraktion, registriert.
Seitens der Schriftführung wurden 9 plus 3 JaStimmen vermerkt, 9 plus 3 ist 12; Adam Riese gibt uns
Recht.
Demzufolge ist dieser freiheitliche Antrag nicht ausreichend unterstützt, er findet keine Mehrheit im Wiener
Landtag und ist somit abgelehnt.
Das gleich Procedere gilt nunmehr für den Beschluss- und Resolutionsantrag der Österreichischen
Volkspartei. Auch hier ist die namentliche Abstimmung
verlangt worden. Der Antrag lautet:
„Der Wiener Landtag möge beschließen: Der Wiener
Landtag spricht sich für eine Präzisierung des Wiener
Jugendwohlfahrtsgesetzes dahin gehend aus, dass die
Pflegeelternschaft beziehungsweise die Aufnahme eines
Pflegekindes nur für heterosexuelle Paare oder Einzelpersonen vorgesehen wird." - Eingebracht von Frau Abg
Anger-Koch und Herrn Abg Dr Wolfgang Aigner.
Auch hier darf ich die Unterstützungsfrage stellen.
Wer den Antrag auf namentliche Abstimmung unterstützt, den bitte ich um ein Handzeichen. - Dies ist einstimmig unterstützt.
Ich bitte auch hier, diese Vorgangsweise zu wählen:
Wer den Antrag unterstützt, möge hier mit „Ja", wer
dagegen votiert, mit „Nein" abstimmen.
Die Schriftführung ist erneut gebeten, den Vorgang
einzuleiten.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dkfm Dr
Aichinger.
Abg Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dr Aigner.
Abg Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dipl-Ing AlRawi.
Abg Dipl-Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag AngerKoch.
Abg Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Antonov.
Abg Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Baxant.
Abg Petr Baxant (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Blind.
Abg Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Cammerlander.
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Abg Heidemarie Cammerlander (Grüner Klub im
Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Chorherr.
Abg Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dampier.
Abg Karl Dampier (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Deutsch.
Abg Christian Deutsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Ing Mag
Dworak.
Abg Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Ekici.
Abg Mag Sirvan Ekici (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Ekkamp.
Abg Franz Ekkamp (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Feldmann.
Abg Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Frank.
Abg Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Gaal.
Abg Kathrin Gaal (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Gerstl.
Abg Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dipl-Ing
Gretner.
Abg Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag MAIS
Gudenus.
Abg Mag Johann Gudenus, MAIS (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Harwanegg.
Abg Volkmar Harwanegg (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hatzl.
Abg Johann Hatzl (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hoch.
Abg Alfred Hoch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hora.
Abg Karlheinz Hora (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hufnagl.
Abg Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
7. Sitzung / 46
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Hundstorfer.
Abg Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Jerusalem.
Abg Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Jung.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Kato.
Abg Sonja Kato (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Kenesei.
Abg Günter Kenesei (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Klicka.
Abg Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Kopietz.
Abg Harry Kopietz (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Korosec. Wieder nicht anwesend.
Abg Mag Korun.
Abg Mag Alev Korun (Grüner Klub im Rathaus):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Kowarik.
Abg Mag Dietbert Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Krotsch.
Abg Mag Nicole Krotsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Lasar.
Abg David Lasar (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dr Laschan.
Abg Dr Claudia Laschan (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Lindenmayr.
Abg Siegi Lindenmayr (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Martina
Ludwig.
Abg Martina Ludwig (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dr Michael
Ludwig.
Abg Dr Michael Ludwig (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Lueger.
Abg Angela Lueger (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dr Madejski.
Abg Dr Herbert Madejski (Klub der Wiener Freiheitlichen): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mahdalik.
Abg Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitli-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
chen): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Mag Maresch.
Abg Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Dipl-Ing
Margulies.
Abg Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführer Abg Christian Hursky: Abg Matiasek.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Hursky.
Abg Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg MatzkaDojder.
Abg Anica Matzka-Dojder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Maurer.
Abg Dkfm Dr Ernst Maurer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Mayer.
Abg Dr Alois Mayer (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag Neuhuber.
Abg Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Nevrivy.
Abg Ernst Nevrivy (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Niedermühlbichler.
Abg Georg Niedermühlbichler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Novak.
Abg Barbara Novak (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Oxonitsch.
Abg Christian Oxonitsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Parzer.
Abg Robert Parzer (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt
Wien): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dipl-Ing Dr
Pfleger.
Abg Univ-Prof Dr Ernst Pfleger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Pilz.
Abg Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Polkorab.
Abg Rosemarie Polkorab (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
7. Sitzung / 47
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg PraniessKastner. - Nicht hier.
Abg Puller.
Abg Ingrid Puller (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag
Ramskogler.
Abg Mag Sonja Ramskogler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag
Reindl.
Abg Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Reischl.
Abg Hannelore Reischl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Reiter.
Abg Günther Reiter (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag Ringler.
Abg Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Rubik.
Abg Silvia Rubik (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Rudas.
Abg Laura Rudas (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Gemeinderates und Landtages): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg DDr
Schock.
Abg DDr Eduard Schock (Klub der Wiener Freiheitlichen): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Schreuder.
Abg Marco Schreuder (Grüner Klub im Rathaus):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Schrödl.
Abg Karin Schrödl (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Schubert.
Abg Ingrid Schubert (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Schuster.
Abg Godwin Schuster (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Smolik.
Abg Claudia Smolik (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Stark.
Abg Rudolf Stark (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag Stefan.
Abg Mag Harald Stefan (Klub der Wiener Freiheitlichen): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dipl-Ing
Stiftner.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Straubinger.
Abg Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Elfriede
Strobel.
Abg Elfriede Strobel (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Friedrich
Strobl.
Abg Friedrich Strobl (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Stubenvoll.
Abg Erika Stubenvoll (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Stürzenbecher.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Troch.
Abg Dr Harald Troch (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Tschirf.
Abg Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Ulm.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Valentin.
Abg Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Mag Vassilakou.
Abg Mag Maria Vassilakou (Grüner Klub im Rathaus): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Vettermann.
Abg Heinz Vettermann (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Vitouch.
Abg Dr Elisabeth Vitouch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Wagner.
Abg Kurt Wagner (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg WALTER.
Abg Norbert WALTER, MAS (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Dr Wolf.
Abg Dr Franz Ferdinand Wolf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Woller.
Abg Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Wutzlhofer.
Abg Jürgen Wutzlhofer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
7. Sitzung / 48
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Yilmaz.
Abg Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Zankl.
Abg Inge Zankl (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Nein.
Präsident Heinz Hufnagl: Ich bitte die Frau Schriftführerin, auch für die während des Abstimmungsvorgangs in den Saal hereingekommene Kollegin PraniessKastner die in einer großzügigen Auslegung des Anwesenheitsquorums mögliche Teilnahme an dieser Abstimmung zu gewährleisten. - Bitte, Frau Kollegin.
Schriftführerin Abg Mag Alev Korun: Abg Karin Praniess-Kastner.
Abg Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Ja.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke. - Soweit sich meine
Mitschriften mit den Aufzeichnungen der Schriftführung
decken, habe ich 15 Ja-Stimmen - das wäre identisch mit
der Anzahl der anwesenden Abgeordneten der Österreichischen Volkspartei - registriert. Ich bitte um Überprüfung.
9 plus 8 sind 17. (Zwischenrufe.) Es sind 17 Ja-Stimmen. Dies ändert aber nichts daran, dass dies die Minderheit ist und somit auch dieser Antrag abgelehnt ist.
Wir kommen sohin zum dritten Beschluss- und Resolutionsantrag, für den zunächst ebenfalls die namentliche
Abstimmung begehrt wurde. Dies ist nun nicht mehr der
Fall, wir kommen daher zu einer En-bloc-Abstimmung.
Sie betrifft folgenden Antrag von Frau Abg Mag AngerKoch und Herrn Dr Aigner:
„Die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information und Sport wird ersucht, in Absprache mit anderen verantwortlichen Institutionen folgende Maßnahmen
zum Ausbau des schulischen Betreuungsangebots und
der Jugendwohlfahrt zu setzen: Abstellung von SchulpsychologInnen durch den Psychosozialen Dienst an
jeden Wiener Schulstandort, Ausbau der Schulsozialarbeit durch die Sozialarbeiter für jeden Schulstandort über
die MA 11, Schaffung eines flächendeckenden Angebots
an Schulmediation in allen Wiener Bezirken und Finanzierung dieses Angebots aus dem Zentralbudget der
Stadt Wien, personelle, finanzielle und materielle Aufstockung der für die Arbeit im Bereich der Jugendfürsorge
verantwortlichen Abteilungen der Stadt Wien um
30 Prozent und schlussendlich Erhebung des Bedarfs an
mobiler Jugendarbeit in den einzelnen Bezirken und
Ausbau der mobilen Jugendarbeit auf Basis der Ergebnisse."
Wer diesen ÖVP-Antrag unterstützt, den bitte ich um
ein Handzeichen. - Dies ist von der Volkspartei, der
Freiheitlichen Partei und der Grünen Fraktion unterstützt,
sohin in der Minderheit und daher abgelehnt.
Wenn kein Widerspruch erfolgt, werde ich nunmehr
sofort die zweite Lesung des Gesetzes vornehmen. - Ich
erblicke keinen Widerspruch.
Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die
dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein
Zeichen mit der Hand. - Dies ist von der Sozialdemokra-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
tie und Teilen der GRÜNEN unterstützt und sohin beschlossen.
Die Postnummer 4 betrifft die erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das Wiener Jugendschutzgesetz 2002 geändert wird.
Berichterstatterin dazu ist ebenfalls Frau LhptmStin
Laska. Ich bitte um Einleitung.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska: Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bin sehr stolz darauf, dass zumindest einige Bundesländer - und hier speziell Wien, Niederösterreich und
das Burgenland - es geschafft haben, sich zu gleichlautenden Jugendschutzgesetzen zu finden.
Wir haben hier heute eine Novellierung vorzunehmen, und ich darf Sie bitten, dieser zuzustimmen.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön für die Einleitung. - Gemäß § 30c Abs 10 der Geschäftsordnung
schlage ich vor, die General- und Spezialdebatte zusammenzulegen.
Wird gegen diese Zusammenlegung ein Einwand erhoben? - Ich erblicke keinen Einwand und werde daher
so vorgehen.
Die Debatte ist eröffnet. Zum Wort gemeldet hat sich
Herr Abg Mag Gudenus. (Abg Dr Herbert Madejski: Er
hat sich streichen lassen!) - Ich habe soeben registriert,
dass hier eine Strechung vorliegt.
Wir setzen daher mit Frau Abg Cammerlander fort.
Ich erteile ihr das Wort. - Bitte.
Abg Heidemarie Cammerlander (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Meine Fraktion wird diesem Gesetzesantrag natürlich
zustimmen. Wir begrüßen es, dass das Jugendschutzgesetz, ich würde einmal sagen, noch verbessert wird. In
einer Zeit, in der Jugendliche immer mehr - sei es durch
Fernsehen, durch Computer - der Gewalt ausgesetzt
sind, in der wir immer mehr suchtkranke Jugendliche
haben, begrüßen wir es, dass es in Zukunft verboten
sein wird, unter 16-Jährigen Softguns, Waffenimitate zu
verkaufen sowie auch Alkohol und Tabak zu verkaufen.
Ich bringe heute für die GRÜNEN einen Antrag ein,
der von einer breiten Mehrheit dieses Hauses mitgetragen wird. Ich habe vor kurzer Zeit eine Anfrage an Herrn
Lhptm Häupl gerichtet, in der es um die einzige Spielsuchtberatung in Wien ging, die bisher noch keine finanzielle Unterstützung der Gemeinde erhalten hat, die sehr
viel positive Arbeit in der Beratung, aber auch in der
Prävention macht.
Wenn wir uns vorstellen, dass es in Wien
28 000 spielsuchtkranke Menschen gibt und bei den
Anonymen Spielern in den letzten fünf Jahren
3 470 KlientInnen behandelt wurden, die durchschnittlich
mit 55 384 EUR - das ist das 38-fache eines durchschnittlichen Monats-Nettoeinkommens - verschuldet
sind, dann sehen wir, wie wichtig es ist, in dieser Richtung einfach auch die Spielsuchtberatung stärker zu
unterstützen. 40 Prozent der KlientInnen sind unter
18 Jahre alt, obwohl das Jugendschutzgesetz derzeit
schon besagt, dass diese Menschen eigentlich noch gar
7. Sitzung / 49
nicht spielen dürften.
Unser Antrag betreffend Spielsucht beantragt gemeinsam mit zwei anderen Fraktionen eine Änderung im
Vergnügungssteuergesetz und ein Maßnahmenpaket
gegen die Spielsucht. Ich freue mich, ich bin wirklich
glücklich darüber, dass meine Anfrage diesen Stein ins
Rollen gebracht hat und dass wir heute gemeinsam
diesen Antrag einbringen.
Es darf allerdings nicht dabei bleiben. Es muss ziemlich rasch, glaube ich, daran gearbeitet werden, dass es
eine Konzeption für eine Präventionsstrategie gibt. Es
muss eine Verbesserung der Jugendschutzbestimmungen in Bezug auf Lokale geben, in denen Glücksspielautomaten aufgestellt sind. Ferner hoffe ich, dass nach
einer Evaluierung der derzeitigen anonymen Spielsuchtberatung rasch eine bessere finanzielle Unterstützung
dieser Beratungseinrichtung erfolgen wird, gegebenenfalls auch durch eine Erhöhung der Automatenabgabe
und eine diesbezügliche Zweckwidmung.
Wir werden sicher weiterverfolgen, wie dieser Antrag
verwirklicht wird, und ich freue mich, ihn zu übergeben.
In formeller Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung dieses Antrags. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön. - Zum Wort
gemeldet ist Frau Abg Anger-Koch. Ich erteile es ihr. Bitte, Frau Magister.
Abg Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien) Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Stadträtin!
Wir finden es sehr gut und sind der Meinung, dass
die Verschärfung des Jugendschutzgesetzes ein Schritt
in die richtige Richtung ist. Wie wir in der Vergangenheit
schon gesehen haben, hat der Konsum von Genussmitteln wie Alkohol und Tabak bei den Jugendlichen enorm
zugenommen, und dies sind dann oft Multiplikatoren zu
Aggression und Gewaltausbrüchen. Ich glaube, wir alle
kennen den Film „Bowling for Columbine", und ich glaube, solche Aktionen brauchen wir hier in unserer Stadt
nicht.
Ich werde noch einen Antrag einbringend betreffend
Verschärfung der Bestimmungen für den Verkauf und
Vertrieb von gewaltverherrlichenden Medien. In formeller
Hinsicht beantrage ich hier die Zuweisung. - Danke.
(Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön. - Wir setzen
fort mit Frau Abg Rudas. Ich erteile ihr das Wort.
Abg Laura Rudas (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte
Frau Vizebürgermeisterin! Sehr geehrter Herr Präsident!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es freut mich, dass es zu einer breiten Zustimmung
kommt, weil das Gesetz ein wichtiger Schritt zur Prävention gegen Rauchen und Alkoholkonsum ist, ein weiterer
Schritt zur Harmonisierung. Vor allem ist es aber auch
wieder ein Gesetz, das verständlich und nachvollziehbar
für junge Menschen ist, und ein Gesetz, das nicht von
oben herab kommt, sondern auch greifbar ist.
Deswegen möchte ich hier den Expertinnen und Experten, die diese Änderung erarbeitet haben, nämlich der
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft recht herzlich
danken. Ich glaube, es ist eine gute Änderung gelungen,
und insbesondere freut es mich auch, dass wir noch
einen Schritt weiter gehen und vor allem in den Trafiken
in Form von Flugblättern auf die Gefahren von Rauchkonsum hinweisen. Ein herzliches Danke und Gratulation!
Dem Antrag, den die GRÜNEN und wir von der SPÖ
gemeinsam einbringen, stimmen wir natürlich zu. Wie es
auch hier festgeschrieben ist, wird es zu einer besseren
finanziellen Dotierung der Beratungseinrichtungen kommen, und wenn es wirklich erforderlich ist, dann natürlich
auch mit einer Erhöhung der Automatenabgabe, aber auf
jeden Fall wird es zu einer besseren finanziellen Dotierung kommen. Das halte ich auch für wichtig und richtig.
Ich bitte jetzt, den Änderungen des Jugendschutzgesetzes zuzustimmen. - Danke schön. (Beifall bei der
SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön. - Zum Wort
gemeldet ist Abg Jung. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Ich finde es amüsant, wie sich Kollegin Rudas hier für
die Nichtraucher ins Zeug legt. Es ist lustig, das so zu
hören.
Nun nicht zum Gesetz, sondern zu dem Beschlussoder Resolutionsantrag betreffend die Spielautomaten:
Die GRÜNEN haben hier ursprünglich allein einen Antrag eingebracht. Sie haben sich dann Partner dafür
gesucht. Ich habe bisher geglaubt, es geht Ihnen wesentlich um die Sache und nicht um irgendwelche politischen Spielchen. Ich nehme zur Kenntnis, Sie ziehen die
politischen Spielchen vor, und die Süchtigen werden erst
in zweiter Linie behandelt. Wir stimmen dem trotzdem
zu, weil es uns wirklich um die Sache dieser Menschen
geht, die betroffen sind.
Allerdings muss Ihnen eines klar sein: Das ist ein
Resolutionsantrag, der überhaupt nichts an der realen
Situation verbessern wird. Wenn es dann einmal ans
Eingemachte geht, wenn es wirklich darum gehen wird,
schärfere Kontrollen durchzusetzen und die Kontrolle der
bestehenden rechtlichen Bestimmungen zu überprüfen,
dann werden Sie sehen, welche Partner Sie im Novomatic- und sonstigen Bereich gefunden haben.
Ich glaube nicht, dass es im Sinne der Betroffenen
ist, dass Sie hier versuchen, Parteipolitik vor das Gesamtinteresse zu stellen. Wir stimmen trotzdem zu. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Weitere Wortmeldungen
liegen nicht vor. Ich erkläre daher die Verhandlung für
geschlossen und erteile der Frau Berichterstatterin das
Schlusswort. - Bitte, Frau Landeshauptmann-Stellvertreterin.
Berichterstatterin LhptmStin Grete Laska: Sehr geehrte Damen und Herren!
Gerade auf dieses Gesetzeswerk bin ich sehr stolz,
vor allem deshalb, weil es hier gelungen ist, das erste
Mal in einem echten partizipativen Verfahren gemeinsam
mit den Betroffenen, über die dieses Regelwerk befindet,
7. Sitzung / 50
auch dieses Gesetz zu entwickeln. Ich sage das deshalb,
weil ich glaube, dass wir viel zu rasch auch bei Veränderungen vergessen, dass die Entstehungsgeschichte
wirklich richtungsweisend war, auch das Zusammenspiel
mit den anderen Bundesländern, weil ich der Meinung
bin, dass es höchst an der Zeit wäre, ein österreichweites Gesetz in diesen Belangen zu haben. Davon sind wir
noch ein Stückchen weiter entfernt.
In dieser Diskussion sollten wir aber auch auf eines
Rücksicht nehmen und darauf eingehen: Gerade die
Diskussion aufgrund des entsetzlichen Vorfalles in einer
deutschen Schule hat gezeigt, wie schnell und wie leicht
falsche Entscheidungen getroffen werden können, wenn
man glaubt, Anlassgesetzgebung oder Anlassbestimmungen würden Probleme lösen. Es hat viele Diskussionen vor allem mit ExpertInnen gegeben, die alle der
Meinung waren, Verbote allein helfen nichts, ganz im
Gegenteil, es sind mehrere Faktoren, die zusammenspielen, wenn durch Computerspiele andere Süchte
unterstützt und gefördert werden und letztendlich die
Zerstörung von einzelnen Menschen oder, wie im Anlassfall, Aggressionen gegenüber anderen zustande
kommen.
Daher sollten wir, glaube ich - das haben wir in Wien
bisher sehr gut getan -, immer die Gesamtsituation im
Auge haben und gemeinsam mit Expertinnen und Experten darüber beraten, was wir dazu beitragen können,
dass die Situation sich insgesamt verbessert und für alle
Menschen eine geringere Gefahr besteht, dass sie der
einen oder anderen Sucht tatsächlich anheim fallen.
Diese Diskussion halte ich für dringend notwendig, und
daher meine ich, dass auch der Antrag, der hier von
einer breiten Mehrheit getragen wird, unter Umständen
anhand dieses Beispiels die Diskussion in die richtige
Richtung auslösen wird und dass die entsprechenden
Maßnahmen folgen werden.
Zum vorliegenden Gesetz bitte ich Sie um Ihre Zustimmung.
Präsident Heinz Hufnagl: Danke schön für das
Schlusswort. - Wir kommen nun zur Abstimmung über
diese Gesetzesvorlage.
Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang zustimmen wollen,
die Hand zu heben. - Dies ist sohin einstimmig angenommen.
Mir liegen zwei Beschluss- und Resolutionsanträge
vor. Der erste wurde eingebracht von Abgeordneten der
Grünen Fraktion, der Sozialdemokratischen Partei und
der Österreichischen Volkspartei und betrifft die Spielsuchtänderungen im Vergnügungssteuergesetz und
Maßnahmen gegen die Spielsucht als solche.
Wer diesen Beschlussantrag unterstützt, den bitte ich
um ein Handzeichen. - Dies ist ebenfalls einstimmig
angenommen.
Ein weiterer Beschlussantrag, für den die Zuweisung
begehrt wird, wurde von Frau Abg Anger-Koch, Herrn
Abg Dr Wolfgang Aigner und Herrn Abgen Dr Franz
Ferdinand Wolf eingebracht. Er betrifft die Verschärfung
der Bestimmungen für den Verkauf und Vertrieb von
Landtag, 18. WP
23. November 2006
gewaltverherrlichenden Medien.
Wer diesen Antrag unterstützt, den bitte ich um ein
Handzeichen. - Dies ist einstimmig angenommen.
Die Postnummer 5 der Tagesordnung betrifft den Tätigkeitsbericht 2004/2005 der Wiener Umweltanwaltschaft an den Wiener Landtag.
Ich darf Frau Mag Dr Schnattinger, die Umweltanwältin der Stadt Wien, recht herzlich willkommen heißen.
(Beifall bei SPÖ, ÖVP und FPÖ. - Zwischenruf bei der
SPÖ.)
Danke für den Hinweis. - Ich habe vergessen, beim
Tagesordnungspunkt 4 die zweite Lesung des Gesetzes
vorzunehmen. Meine Freude über die Einstimmigkeit war
derart nachhaltig, dass ich dies unterlassen habe. Ich
bitte um Vergebung.
Wir kommen zur zweiten Lesung der Vorlage eines
Gesetzes, mit dem das Wiener Jugendschutzgesetz
2002 geändert wird.
Wer diesem Gesetz in zweiter Lesung zustimmt, den
bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dies ist, so wie
in der ersten Lesung, in zweiter Lesung ebenfalls einstimmig angenommen.
Wir kommen nun tatsächlich zur Postnummer 5, betreffend den Tätigkeitsbericht 2004/2005 der Wiener
Umweltanwaltschaft. Ich darf die Berichterstatterin, Frau
StRin Mag Ulli Sima, bitten, ihre Einleitung vorzunehmen.
Berichterstatterin Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Ich ersuche um Zustimmung zur Postnummer 5.
Präsident Heinz Hufnagl: Besten Dank. - Zu diesem
Tagesordnungspunkt hat sich Herr Abg Blind zum Wort
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort. - Bitte, Herr Kollege.
Abg Kurth-Bodo Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Sieht man sich das Vorwort von Frau Umweltanwältin
Dr Andrea Schnattinger an, kann man durchaus berechtigte Kritik an dieser Stadtregierung herauslesen. Frau
Dr Schnattinger streicht Naturschutz und Abfallwirtschaft
als besonders wichtige Themen heraus und bedauert
zum Beispiel auf Seite 7 - ich zitiere: „Auch wenn unsere
Vorschläge, Ansichten und Standpunkte selbstverständlich unseren Zielen und Aufgaben entsprechen und nicht
immer Mehrheitsmeinung sind, erhalten wir starkes positives Feedback zu unseren Inhalten."
Mit „Mehrheitsmeinung" kann sie ja nur die Stadtregierung meinen. Wer sonst ist denn - auch wenn Sie
lachen, liebe Frau Stadträtin ... (Amtsf StRin Mag Ulli
Sima: Sie gehören genauso dazu!) Ach, zur Mehrheit?
Na ja, das ist erfreulich - ab und zu schon, das ist schon
richtig. Aber wer in dieser Stadt ist denn die Mehrheit,
wenn es nicht die sozialistische Stadtregierung ist?! - Da
sieht man durchaus, dass sie es zart, aber doch ein
bisschen, wagt, auch Kritik zu üben; das freut uns an der
Anwältin, weil sie doch im sozialistisch dominierten Magistrat auch ein bisschen ein Korrektiv sein soll.
Auf Seite 8 des Tätigkeitsberichtes 2004/2005 geht
es um die „Umweltmediation Flughafen Schwechat", dort
steht wortwörtlich: „Das größte Umweltmediationsverfah-
7. Sitzung / 51
ren Europas, mit über 50 Parteien, wurde im Juni 2005
beendet. Die rechtlich verbindlichen Abschlussdokumente wurden von fast allen Verfahrensparteien anerkannt
und mitgetragen." Das liest sich irgendwie lieb und nett:
„von fast allen Parteien". Groß ist nicht immer gut - also
ob es jetzt 50 oder 20 sind -, mir sind 20 Gescheite lieber
als 50 weniger, die Masse macht es nicht immer.
Aber, wie gesagt: „von fast allen Verfahrensparteien
anerkannt und mitgetragen": Traurig ist da die Tatsache,
dass die Wiener Umweltanwaltschaft nur lapidar erklären
darf - das ist schon klar, sie ist ja doch irgendwie im
Magistrat eingebettet -, dass beim Flughafen Schwechat
„fast alle Verfahrensparteien" das Mediationsverfahren
anerkannt haben. Dass FPÖ, ÖVP und die GRÜNEN
das Verfahren verlassen haben, das darf die Umweltanwaltschaft wohl doch nicht so ganz hineinschreiben. Sie
hat ohnehin hineingeschrieben: „fast alle"; aber, sagen
wir, die in dieser Stadt relativ wesentlichen Faktoren
FPÖ, ÖVP und GRÜNE, die hier ein bisschen, bisschen
weniger als die Machthaber sind, haben dieses Verfahren eben doch nicht anerkannt.
Dass der wahre Grund für den steigenden Fluglärm
eigentlich der 20-prozentige Anteil Wiens an dem Flughafen ist, das haben wir ohnehin schon erklärt. Aber ich
muss es bei diesem Tätigkeitsbericht der Wiener Umweltanwaltschaft wiederholen. Der Bericht beleuchtet die
Jahre 2004 und 2005, und es wäre ja traurig, wenn eine
kontrollierenden Oppositionspartei wie die FPÖ diese
Themen in der Zwischenzeit nicht schon längst hier
besprochen hätte.
Aber der wahre Grund ist ja, wie gesagt, dieser
20-Prozent-Anteil der Stadt Wien. Denn es ist schwer,
beiden Dingen gerecht zu werden: auf der einen Seite
8 Millionen EUR aus diesem 20-Prozent-Anteil zu lukrieren, und auf der anderen Seite den Flughafen nicht maßlos ausbauen zu wollen. Jeder Passagier mehr am Flughafen Wien bedeutet natürlich Mehreinnahmen für die
Flughafengesellschaft und auch Mehreinnahmen für die
Stadt, und da muss sich die Stadt doch überlegen, wie
sie aus dieser Zwickmühle herauskommt. Denn beides
zu wollen, einerseits Ruhe für die Bevölkerung und andererseits ein Einkassieren durch den Flughafen, das ginge
schon, wenn die Technik so rasant fortschreiten würde,
dass der Fluglärm trotz vermehrten Fluggastaufkommens geringer würde - aber so schnell schafft es eben
die Technik auch nicht. Wir haben dann die Seite 19
herausgegriffen - wie gesagt, den gesamten Umweltbericht wollen wir ja da nicht diskutieren -, da steht auf
Seite 19: „Arbeitsgruppe PVC." Was darf die Umweltanwältin hier anmerken? „Aus Umweltschutzgründen wird
bei der Stadt Wien schon seit langer Zeit der Einsatz von
PVC-hältigen Produkten vermieden.“ Das klingt recht
gut, liebe Frau Umweltanwalt, aber wenn man weiß,
dass gerade das Flachdach im Rathaushof aus PVC
besteht, dann ist halt, sagen wir, die Feststellung im
Bericht und das, was wirklich passiert, auch nicht ganz
die Wahrheit, denn wir wissen ganz genau, wenn es
kommod ist, kauft auch das Rathaus halt das Faltdach
für den Rathaushof von einer Firma, die das aus PVC
Landtag, 18. WP
23. November 2006
hergestellt hat.
„Daher soll“, und es ist wieder von Seite 19 wortwörtlich zitiert, „daher soll im Rahmen der ökologischen Beschaffung bei der Stadt Wien weiterhin auf PVC-hältige
Materialien verzichtet werden."
Da, liebe Frau Umweltanwalt, müsste man halt nachschauen und nachfragen, ob es wirklich nicht möglich ist,
Zeltdächer aus einem anderen Material herzustellen als
prinzipiell aus PVC. Und dass das Zeltdach im Rathaushof aus PVC ist, das ist unbestritten. Höchstens, es traut
sich einer, mir hier zu widersprechen. Aber es wird sich
keiner finden können.
Flughafen – Mediationsverfahren, auf Seite 35 steht
das Resümee der Wiener Umweltanwaltschaft, dem ich
aber so überhaupt nicht zustimmen kann. Resümee der
WUA, ich lese nur ein paar Passagen vor: „Fixpunkt und
definierter Rahmen waren jedenfalls das Recht" – man
betont hier Recht – „und der Anspruch auf eine weitere
wirtschaftliche Entwicklung des Flughafens und die damit
verbundene Entwicklung seiner Umlandregion."
Das ist sehr bemerkenswert, dass hier in diesem Bericht hineingeschrieben wird, ein Recht und Anspruch auf
eine weitere, nicht, dass der Flughafen so wie er ist, und
wie er sich in den nächsten zehn Jahren entwickeln wird,
sondern da steht, der Flughafen hat das Recht und den
Anspruch auf weitere wirtschaftliche Entwicklung, ad
infinitum. Das kann es doch nicht sein.
„Unter diesen eingeschränkten Rahmenbedingungen" - jetzt wird die Umweltanwaltschaft schon kritischer
-, „unter diesen eingeschränkten Rahmenbedingungen
war die Suche nach geeigneten Lösungen notwendig, da
ein Ausgleich zwischen den vielfältigen ökonomischen
Interessen und den Bedürfnissen der Menschen nach
Lebensqualität, insbesondere nach Ruhe und Schlaf,
bestand. Dass dieser Interessenausgleich nicht vollständig ...", also es ist eine Farce bitte, „nicht vollständig“ ist
zu milde ausgedrückt. Also, man muss sich anhören,
was die Bürgerinitiativen - und da mit Recht - sagen, wie
die Flugzeuge vom Westen Wiens über den Laaerberg
bis nach Schwechat über die Köpfe der Wiener hinweg
brausen, das ist unerträglich. „Dass dieser Interessensausgleich nicht vollständig gelingen konnte, liegt vor
allem daran, dass sich diese Bedürfnisse nur teilweise
durch Umweltmaßnahmen und nur in sehr beschränktem
Ausmaß mit ökonomischen Maßnahmen kompensieren
lassen."
Wie gesagt, da schreiben Sie in Wirklichkeit ein bisschen blumig, aber doch, dass an und für sich der Lärmterror über Wien anhält und die Leute um den Schlaf
bringt.
Ein Recht und einen Anspruch des Flughafens gibt
es gar keinen. Ja, im Rahmen der Genehmigungen, die
er bis jetzt hat, aber es ist nicht das Recht des Wiener
Flughafens, eine Piste mehr oder noch und noch dazu zu
bauen. Wir Freiheitliche stehen ja auf dem Standpunkt auch wenn es heute der Herr Verkehrsstadtrat nicht so
gesehen hat -, Schwechat soll eine neue Piste bekommen, aber dort, wo es möglichst umweltverträglich ist.
Und wenn uns der Herr StR Schicker heute erzählt
7. Sitzung / 52
hat, dass durchaus Bratislava für eine gewisse Zeit, oder
Preßburg, damit man es besser versteht, dass also
Preßburg ... (Abg Mag Rüdiger Maresch: Nein, so was!)
Nun ja, Sie haben so ungläubig geschaut, da habe ich
mir gedacht, Sie verstehen das mit Bratislava nicht, also
Preßburg, und dass also Preßburg auf eine gewisse Zeit
eine Entlastung für Schwechat darstellen wird. Ja, das
wird auch passieren, das ist sicher richtig, aber eines
Tages werden auch die Preßburger einen gewissen
wirtschaftlichen Wohlstand haben, und dann werden sich
auch in Preßburg die Leute entscheiden, wollen wir mehr
Wohlstand haben, oder genügt uns das, und will nicht
der eine oder andere in Preßburg dann auch eine gewisse Umweltqualität haben. Und da wird es mit Preßburg
auch nicht ad infinitum laufen.
Daher unser freiheitlicher Vorschlag: Schwechat soll
eine neue Piste bekommen - also der Flughafen
Schwechat, nicht in Schwechat, das muss ja nicht sein -,
aber wenn man heute von Herrn StR Schicker hört, dass
es ja durchaus so sein kann, dass auch Preßburg eine
Ausweiche ist für diesen steigenden Flugverkehr - wie
gesagt, das geht aber nicht ewig -, dann sollte sich der
Flughafen Schwechat auch im Raum Bruck ein bisschen
bemühen. Dort haben wir einen aufgelassenen oder
nicht mehr notwendigen Truppenübungsplatz, diese 40,
45 Kilometer zu dieser neuen Piste im Raum Bruck sind
durchaus mit einem modernen Verkehrsmittel überbrückbar. Und wenn wir heute als Wiener anfangen,
diese neue Piste dort zu planen - das dauert ohnedies
seine Zeit -, dann glaube ich, in acht bis zehn Jahren
würde dort ein Flugverkehr abwickelbar sein, wo einerseits die wirtschaftliche Entwicklung der Flughafengesellschaft Schwechat gewahrt bleibt - da verliert niemand
seinen Arbeitsplatz -, und wo auf der anderen Seite die
Wiener nicht das steigende Luftfahrtaufkommen zu ertragen haben.
Dass die Wiener mit dem fertig werden müssen, was
derzeit vorhanden ist, ist klar, aber uns geht es ja um die
Steigerungsraten, die abzuwehren sind.
Wir haben dann auf Seite – lassen Sie mich nachschauen, wo das Biomassekraftwerk ist, ich glaube, das
haben wir gleich – ja, Seite 36 – Biomassekraftwerk
Simmering. „Mit Bescheid vom 19. Juli 2004 wurden die
Errichtung und der Betrieb von Österreichs größtem
Biomasseheizkraft in Wien-Simmering im Rahmen eines
Verfahrens nach dem Bundesabfallwirtschaftsgesetz
genehmigt."
Weiter im Text, ein paar Zeilen unten: „Im Rahmen
einer Expertengruppe, unter denen auch ein Vertreter
der Wiener Umweltanwaltschaft war, wurden ähnliche
Großanlagen in Skandinavien studiert. Aus den dort
gemachten Erfahrungen unter Berücksichtigung von
Brennstoffverfügbarkeit in unmittelbarer Nähe ..."
Wie gesagt, was uns dann interessieren wird - wir
haben ja dementsprechende Anfragen diese Woche
eingebracht, auf die ich vielleicht dann später näher
eingehe – das ist, was unter unmittelbarer Nähe verstanden wird. Also, Rumänien ist bei uns dann nicht mehr
ganz so die unmittelbare Nähe.
Landtag, 18. WP
23. November 2006
„Im Verfahren selbst hat ja auch die Wiener Umweltanwaltschaft Parteienstellung und versuchte" - das sagt
ohnedies sehr viel – „versuchte in ihren Stellungnahmen
vor allem darauf hinzuweisen, dass die Transportwege
für die Holzanlieferung so gering wie möglich zu halten
sind." Ob sich die Umweltanwaltschaft durchgesetzt hat,
das werden wir auch mit Anfragen klären. Wir sind da
einer Meinung mit der Umweltanwältin, dass die Transportwege so gering wie möglich zu halten sind. (Beifall
bei der FPÖ.)
In den Verträgen wurde festgeschrieben, dass
80 Prozent des Brennstoffes aus einer Entfernung von
weniger als 100 km antransportiert werden. Und dazu,
meine sehr geehrte Frau Stadtrat, haben Sie mir am
Montag erklärt, dass Sie für das Biomassekraftwerk
eigentlich nicht zuständig sind, so habe ich Ihre Aussagen interpretiert. Nur komisch, hier finde ich dann dieses
Biomassekraftwerk gerade im Bericht der Wiener Umweltanwaltschaft. Aber die gehört schon zu Ihrem Ressort, und es wurde auch das Projekt ... (Amtsf StRin Mag
Ulli Sima: Die Umweltanwaltschaft ist unabhängig!) Nun
ja, unabhängig, aber schon ... (Amtsf StRin Mag Ulli
Sima: Sie ist völlig unabhängig!) Nun gut, völlig unabhängig.
Aber das Bundesabfallwirtschaftsgesetz, für Abfallwirtschaft sind Sie schon zuständig, also ein Verfahren,
ein Projekt, das nach einem Bundesabfallwirtschaftsgesetz ausgerichtet ist, also da müssen Sie schon ein bisschen zuständig sein. Aber Sie können sagen, da sind Sie
auch nicht zuständig. Aber ich kann Ihnen eines verraten, Sie können ja zu allen meinen Anfragen oder zu
unseren Anfragen sagen, da bin ich nicht zuständig, das
bin ich von Ihnen schon gewohnt. Aber dann sage ich
Ihnen eines, dann werde ich die nächste Anfrage richten
an den Stadtrat für Finanzen, Gesundheit, Jugend und
so weiter, also sprich, quer durch den Gemüsegarten,
und einer wird schon zuständig sein müssen. Das heißt,
seien Sie lieb und schicken Sie dann halt meine Anfrage
zu dem, wo Sie glauben, es ist doch im Magistrat irgendwer zuständig für meine Anfragen, oder das nächste Mal steht im Titel halt drinnen Gesundheit, Sport, ja
alles, und dann wird sich schon irgendeiner zuständig
erklären müssen, oder der Magistrat in Summe sagt: Wir
sind weder kompetent noch zuständig. Das kann ja auch
passieren, aber das probieren wir aus.
Wie gesagt, unsere Anfragen waren - und das würde
uns interessieren - wie hoch der durchschnittliche Feuchteanteil der verfeuerten Biomasse ist. Ich vermute nämlich, dass Sie versuchen, Holz mit einem Anteil von
50 Prozent Wasser zu verbrennen. Wir werden dann
schauen, wie viele Tonnen per Schiff angelandet wurden, weil im Fernsehen wurde ja berichtet, dass wir für
dieses Biomassekraftwerk den Transport sogar schon
per Schiff bewerkstelligen. Wir werden dann schauen,
wie es mit der Energiewende in Österreich bestellt ist, ob
nämlich wirklich die Holzaufbringung im Inland erfolgt,
denn das ist wichtig, dass Österreich energieunabhängiger wird. Der grüne Umweltsprecher hat ja bei einer
seiner Reden in dieser Woche gesagt - ich habe es mir
7. Sitzung / 53
ja gemerkt –, „Das ist ja völlig wurscht, wo das Holz
herkommt, wurscht.“ Nun, uns ist es nicht wurscht. Die
nationale Energiewende kann nur dann stattfinden, ...
(Abg Mag Rüdiger Maresch: Das habe ich gesagt?) Nun,
ich habe es schriftlich, ich gebe es Ihnen. Kein Problem,
ja, das gebe ich Ihnen schon, ja, ist schon recht. Jedenfalls, es ist ja Gott sei Dank das Protokoll im Gemeinderat schriftlich vorhanden, da brauchen wir uns nicht streiten. Ihnen ist es völlig wurscht - der Petrovic nicht, aber
Ihnen ist es völlig wurscht -, wo dieses Holz aufgebracht
wird, und wir werden dann auch sehen, ob sich die Wiener Umweltanwaltschaft mit ihrer Meinung - und die ist
eine gute Meinung - durchgesetzt hat, und ob die Transportwege kurz sind. Denn wir werden fragen - in unserer
Anfrage unter Punkt 6 -, wie weit der weiteste Transportweg bei der Anlieferung mittels LKWs ist. Nun, da
werden wir schon schauen, ob das Ganze noch ein Umweltthema ist.
Die anderen Themen lasse ich aus, beispielsweise,
wer die Reise bezahlt hat. Das ist heute bei der Wiener
Umweltanwaltschaft nicht zu besprechen.
Auf Seite 40 finden wir das Feinstaubproblem. „Beschwerden betrafen die Splitteinkehrung, besonders die
mangelnde Einkehrung auf Gehsteigen", klar, da sind
einmal prinzipiell die Hausbesitzer zuständig, aber auch
natürlich Wiener Wohnen, „und die Nutzung von Laubgebläsen zur Streugutentfernung, die definitiv verboten
ist."
Das freut mich, dass ich das jetzt endlich in der Wiener Umweltanwaltschaft hier festgemacht sehe, weil
mich und unsere Fraktion stört schon lange, dass auch
die Gemeinde Wien, und vor allem WIENER WOHNEN,
die Angewohnheit hat, die Dinge, seien es Laub, Steckerl
und so weiter, aus den Gebüschen herauszublasen.
Wohin? Entweder auf die Fahrbahn oder auf den Gehsteig, was ja nicht viel besser ist, weil der Staub auf dem
Gehsteig unterscheidet sich ja von dem von der Fahrbahn nicht besonders. Und da hat mir ja immer die Frau
Stadtrat gesagt: „Ja, wir werden doch nicht unseren
Magistratsangestellten da zumuten, sich unter jedes
Gebüsch zu bücken."
Nun fein, jetzt ist es definitiv verboten. Und das
möchte ich auch noch beantwortet haben, aber das
muss nicht gleich heute sein, aber vielleicht höre ich es
noch heute: „Informationen dazu wurden in Zusammenarbeit mit dem Büro der Umweltstadträtin verbreitet."
Nun, mir, Frau Stadtrat, haben Sie noch nichts erzählt.
Ich war schon oft lästig und habe gesagt … (Amtsf StRin
Mag Ulli Sima: Das habe ich schon oft erzählt!) Nein, ich
merke mir ja das alles nicht, aber wie gesagt, (Amtsf
StRin Mag Ulli Sima: Das ist es ja eben!) dafür habe ich
ja vorgeschlagen, weil wir uns beide so schlecht etwas
merken ... (Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Nun, was denn!)
Was? Sie merken sich nämlich nicht, was Sie erzählen
und ich nicht, was ich gehört habe. Das ist schon klar,
verstehe ich, aber wie fein wäre es denn, wenn man zum
Beispiel, das habe ich ja auch schon angeregt, ein Protokoll über die Ausschusssitzungen hätte.
Ja, man lacht natürlich, aber in jeder Bezirksvertre-
Landtag, 18. WP
23. November 2006
tung gibt es ein Protokoll über den wesentlichen Inhalt.
(Abg Christian Hursky: Aber kein wörtliches!) Aber geh,
ich war lange genug Bezirksrat, in jeder Bezirksvertretung gibt es das. Ja, ja, freilich, die linke Wahrheit ist
immer eine andere Wahrheit, aber es ist folgendermaßen: Kommen Sie einmal nach Penzing, in Penzing gibt
es eine hervorragende Bezirksvorsteherin, die Andrea
Kalchbrenner, (Beifall von Abg Christian Deutsch.) ich
habe sie ja immer gelobt, ich danke für den Applaus, und
das gibt es in Penzing, dass ein wirklich sehr, sehr detailliertes und inhaltlich aussagekräftiges Protokoll über die
Bezirksvertretungssitzungen möglich ist, und sogar über
die Ausschüsse. Und dort dürfen die GRÜNEN, wenn
eine Halbzeile falsch ist, dürfen die GRÜNEN auch diese
Halbzeile reklamieren, und wenn sie wirklich falsch ist,
wird sie ausgebessert, und das Ganze wird dann wieder
per Mail verschickt.
Also, wenn sich die Frau Stadträtin dieser Möglichkeit, die es in einem Bezirk gibt, auch bedienen würde,
ein Inhaltsprotokoll führen zu lassen, um es dann elektronisch zu versenden, das wäre schon ein großer Fortschritt, und da bräuchten wir uns jetzt nicht zu unterhalten, was gesagt wurde. Aber, wie gesagt, wir werden
schon herausbekommen, was Sie uns da alles erzählt
haben, dass - und das ist ja das Entscheidende - Laubblasegeräte zur Streugutentfernung verboten sind. Und
man kann natürlich nicht eines machen: Ein Teil von dem
Streugut bleibt nach wie vor auf dem Gehsteig liegen,
das hilft ja nichts, so gut kann man das Ganze gar nicht
einkehren und kaum dass Sie das Laub zusammenblasen, haben Sie den aufgewirbelten Feinstaub mit dabei.
Daher ist ja unsere Intention, Anfrage von dieser Woche, ... (Abg Karl Dampier: Ich zeige Ihnen, wie das
geht!) Ja, ja. Gehen Sie, wissen Sie was? Ich sage es
Ihnen jetzt nicht, aber mit Ihrer Bemerkung gehen Sie in
die Sandkiste spielen. Also, das ist ja unqualifiziert! „Sind
Laubblasegeräte im Sinn des Umweltschutzes gegen
Staub, Lärm und Abgase zu vertreten?", das ist unsere
Anfrage, „Wurden Messungen hinsichtlich der Staubentwicklung getätigt und wenn nein, warum nicht, wenn ja,
wie groß ist die Feinstaubentwicklung beim Einsatz von
Laubblasegeräten im Straßenbereich? Wie hoch ist die
Lärmentwicklung in Dezibel bei diesen Geräten?"
Ich bin gespannt, dass Sie mir dann noch sagen:
„Lieber Herr Gemeinderat, das habe ich Ihnen in der
Sitzung vom so und so vielten erklärt, und da habe ich
Ihnen noch irgendetwas in die Hand gegeben, wo Sie es
auch nachlesen können." Ich bin schon gespannt, wann
und wo ich das gehört haben sollte. Vielleicht haben Sie
sogar noch andere Gemeinderäte, die das auch gehört
haben, gut.
Jetzt kommen wir noch zur Seite 49, zu Park-andride in Hütteldorf. „Die Wiener Umweltanwaltschaft forderte ein zusätzliches Verkehrsgutachten, um die gesamten Auswirkungen des Projektes besser beurteilen
zu können. Auf Grund der Schwellenwerttheorie stellte
die Wiener Landesregierung fest, dass für die Park-andride-Anlage in Hütteldorf keine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen sei, weil angeblich die Zeiten im
7. Sitzung / 54
Hanappi-Stadion verschieden sind." Sie wissen ja ganz
genau, das eine braucht keine UVP, das andere braucht
eine UVP. Wenn man es eines Tages und das kommt,
denn die Hanappi-Garage wird einmal gewerblich genutzt, wenn man die dann zusammenlegt, hätten beide
eine UVP gebraucht. Aber Sie sind ja realistisch genug,
dass dann natürlich, auch wenn bei der UVP herauskommt, so kann man es nicht machen, keine der beiden
Garagen abgerissen werden kann. Das heißt, Ihre Methode des scheiberlweisen Vernichtens einer UVP ist ja
in diesem Dokument der Wiener Umweltanwaltschaft
drinnen. Denn wie passiert es in der Praxis, und das ist
das letzte Beispiel, Seite 49: „Mahlanlagen zum Zermahlen von Klinker. Ein Zementerzeuger in Wien-Simmering
hatte ursprünglich die Genehmigung zur Errichtung einer
Zementmahlanlage
mit
einer
Kapazität
von
900 000 Tonnen beantragt. Als eine UVP-Pflicht im
Raum stand, wurde die Produktionsmenge für Zement
kurz darauf auf 280 000 limitiert." Und warum, weil bei
300 000 hätten sie eine UVP gebraucht.
Genauso wie der Private benehmen Sie sich, Sie
sind nicht viel besser als die Privaten. Die UVP wird,
wenn möglich, irgendwie vermieden. Aber da hat sich die
Umweltanwaltschaft sogar teilweise durchgesetzt. Das
ist ein Erfolg, wir sind froh, dass wir die Wiener Umweltanwaltschaft haben, sie kann in diesem sozialistisch
dominierten Rathaus natürlich nicht ganz so wirken, wie
es notwendig wäre, aber es ist auf jeden Fall besser, wir
haben diese Institution, weil wir auch aus den vorsichtigst formulierten Passagen herauslesen können, was in
dieser Stadt falsch läuft. (Beifall bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort gemeldet hat
sich Herr Abg Mag Maresch. Ich erteile es ihm.
Abg Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Frau Umweltanwältin! Meine Damen und
Herren!
Ein paar Sachen von vorher, die möchte ich schon
einmal richtigstellen. Grundsätzlich ist es richtig, wir
bekommen im Ausschuss, wobei das ein bisschen
schwierig ist, jetzt darüber zu diskutieren, kein Inhaltsprotokoll, wo drinnen steht, wer was sagte. Aber
keine Frage, das wäre uns auch sehr, sehr angenehm,
wenn es so etwas gäbe.
Was den Truppenübungsplatz Bruckneudorf betrifft so heißt er nämlich genau - beziehungsweise Kaisersteinbruch, der ist nicht in Bruck an der Leitha, sondern der ist in Bruckneudorf und zwar im Burgenland.
Falls Sie den überhaupt kennen, dann möchte ich Ihnen
Folgendes sagen: Wie dort eine dritte Piste hineingehen
soll, das wage ich einmal zu bezweifeln, erstens einmal,
und das muss man schon sagen.
Außerdem ist es so, dass diese so genannte dritte
Piste, oder der Flughafen, von dem Sie permanent
schwafeln, der würde die Städte Neusiedl am See und
Bruck an der Leitha genau so betreffen, und es ist ein
klassisches Florianiprinzip, dem Sie da huldigen. Dort
gibt es auch Leute, und in Gramatneusiedl wohnen auch
Leute. Also, ich kann mir nicht vorstellen, was das soll.
Landtag, 18. WP
23. November 2006
Ich denke mir noch einmal, grundsätzlich ist es richtig,
wir, die Wiener GRÜNEN, waren immer gegen die Errichtung der dritten Piste, und zwar zu einem Zeitpunkt,
da haben Sie noch geträumt von der dritten Piste, und
zwar, dass wir die unbedingt brauchen. (Abg Anton
Mahdalik: Wir nicht, vielleicht Frau Jerusalem!)
So, nein bitte, die Frau Kollegin Jerusalem ist drüber
in Sorge, das stimmt nicht. Sie sind vor zweieinhalb
Wochen draufgekommen, dass man in Kaisersteinbruch
eine dritte Piste bauen könnte, vorher haben Sie wahrscheinlich gar nicht genau gewusst wo das ist, aber
wurscht.
Ein weiterer wichtiger Punkt, und das ist schon wichtig beim Biomasse-Kraftwerk, das halte ich auch für
notwendig und ich glaube schon, dass wir solche großen
Anlagen, oder überhaupt solche Dinge brauchen, und
das muss man sich anschauen, wie das mit der Ökobilanz und den Transportwegen ist. Ich bin durchaus bei
Ihnen bei dem Punkt zu sagen, aus der Ukraine, aus
Rumänien, das sind schon weite Wege. Aber das, was
wir grundsätzlich gerne hätten bei den Biomassekraftwerken und was unserer Meinung nach fehlt, ist eine
Bahnverbindung von Albern, nämlich dort, wo das Holz
anlandet zum Kraftwerk, und ich hoffe, zumindest ist das
in meinem Medium gesagt worden, dass das auch noch
kommt.
So, jetzt einmal zur Umweltanwaltschaft und zu der
Bilanz. Also, ich glaube, das ist ein wirklich umfangreicher, sehr, sehr gut gelungener Bericht und dokumentiert
schön, was die Umweltanwaltschaft versucht, manchmal
- meiner Meinung nach - vielleicht ein bisschen zu leise,
aber doch, in der Stadt zu korrigieren oder umzusetzen.
Oft auch sehr effektiv, aber leider Gottes nur manchmal
und nicht immer, aber auf das möchte ich nachher noch
kommen.
Ich glaube, es ist ein wichtiges Korrektiv auch für das
Amt, weil die MA 22 offensichtlich da eine wichtige Partnerin hat, mit der Dinge vorangetrieben werden können.
Trotzdem glauben wir, dass eine andere Vorgehensweise zur Bestellung des Umweltanwaltes besser wäre,
und das weiß auch die Frau Umweltanwältin, denn das
habe ich auch schon gesagt. Derzeit ist es so, dass die
Stadt Wien die Vorgehensweise gewählt hat, im Ausschuss einen Dreiervorschlag zu erstellen und dann
wählt die Stadt daraus aus. Wir glauben aber, dass der
Weg, den Vorarlberg gegangen ist, und zwar durch die
qualifizierte Öffentlichkeit, sprich NGOs, vielleicht auch
Bürgerinitiativen, den Umweltanwalt zu bestimmen, besser wäre, weil das eine größere Unabhängigkeit garantieren könnte und vielleicht der Umweltanwältin, Frau
Schnattinger, mehr Möglichkeiten gäbe, sich vom Druck
der Stadt frei zu spielen.
So, jetzt zu den einzelnen Punkten, warum wir ein
bisschen ein Problem mit der Umweltanwaltschaft gehabt haben. Das sind diese Klassiker, und ein paar davon wurden angerissen. Das sind einmal diese so genannten Feststellungsverfahren. Kollege Blind hat darüber schon gesprochen, zur UVP, und da haben Sie
übrigens, Kollege Blind, sagen wir es einmal so, nicht
7. Sitzung / 55
ganz korrekt berichtet.
Da geht es immer um die so genannte Kumulation.
Wenn ich Ihnen das erklären darf: In Hütteldorf ging es
darum, ob zwei Garagen sozusagen diese Zahl aufweisen, bei der das Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz
ein Verfahren festlegt, und das wäre dann sozusagen
umweltverträglichkeitspflichtig. Da geht es aber nicht
darum, dass beide Garagen eine Umweltverträglichkeitsprüfung brauchen, sondern nur die eine, mit der das
überschritten wird. Und bei dem Spiel damals ging es
darum, ob die Garage des Sportamts oder die Garage
des Herrn Breiteneder in Wirklichkeit die Umweltverträglichkeitsprüfung zu zahlen haben wird - aber jetzt hört er
mir ohnedies nicht zu, es ist ja ohnedies wurscht, denke
ich mir, (Abg Kurth-Bodo Blind wendet sich dem Redner
zu.) oder nein -, und da hat sich die Stadt eine Vorgangsweise gewählt, die ich sehr interessant gefunden
habe, sodass die Firma Breiteneder keine Umweltverträglichkeitsprüfungsaufgaben haben wird, sagen wir es
einmal so.
Die Umweltanwaltschaft ist zwar dem damals durchaus kritisch gegenüber gestanden und unser Kritikpunkt
daran war, man ist nicht in die Berufung gegangen und
zwar mit der Begründung, man werde von der Behörde
wahrscheinlich overruled werden, und das mache dann
wenig Sinn, weil das dann sozusagen üblich werde.
Da müsste man sich natürlich auch die Rolle der Behörde ein bisschen anschauen, weil noch einmal, wie
gesagt, die Behörde und die magistratische Dienststelle
MA 22 sind eines und das entspricht nicht der Gewaltenteilung und ist eigentlich im Grunde genommen eine
Sache, die man verändern müsste.
Noch einmal, da gibt es zu wenig Unabhängigkeit.
Bei der Behörde allerdings, und nicht bei der Umweltanwaltschaft.
Das Gleiche trifft übrigens auch zu bei der Mahlanlage. Das ist die Firma Latzelsberger, da wurde ja - und
das interessiert mich auch – dann sozusagen die Produktionsmenge von 900 000 möglichen Tonnen - auch
unter anderem, weil wir uns sehr angestrengt haben in
der Geschichte, aber auch die Umweltanwaltschaft - auf
280 000 Tonnen limitiert. Nur, die Frage der Kontrolle
steht dann noch immer im Raum. Wer kontrolliert die
Firma Latzelsberger, damit diese Kapazität, die ja existiert, nicht auch fallweise ausgenutzt wird. Das Gleiche
liegt bei der Tiefgarage Lilienbrunngasse vor, aber auch und das ist eine interessante Geschichte - beim Einkaufszentrum Citycenter Stadion, das jetzt eigentlich da
unten gebaut worden ist, wo auch von einer sehr bekannten Kanzlei in Österreich, die sich mit Umweltverträglichkeitsprüfungen beschäftigt, nämlich der Kanzlei
Onz und Kraemer, eine interessante Lösung gefunden
wurde, mit der man die Umweltverträglichkeitsprüfung
nicht braucht, sagen wir es einmal so.
Und da hätte die Stadt sehr wohl die Möglichkeit gehabt, Frau Stadträtin wird mir wieder das Gegenteil erklären, das ist alles nicht möglich gewesen, aber was dort
gelaufen ist, sage ich jetzt noch einmal, war eine interessante Geschichte, wie man zu keiner Umweltverträglich-
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keitsprüfung kommt, und da kann jeder von uns etwas
lernen.
Zwei Dinge am Schluss noch. Nach dieser Woche ist
ohnehin die Aufmerksamkeit schon ein bisschen gesunken, aber bei mir gibt es noch zwei wichtige Dinge, die
mir ein bisschen aufgestoßen sind, und zwar die Stadionbäume. 54 Bäume werden dort gefällt. Die Umweltanwaltschaft hat in dem Fall, beim Baumschutzgesetz,
keine Parteienstellung. Das ist auch eine interessante
Geschichte. Warum eigentlich, warum kann die Umweltanwaltschaft da nicht eingreifen? Sie wird schon eingegriffen haben, aber auf informellem Weg, da bin ich mir
ganz sicher. Aber warum hat die Umweltanwaltschaft
gerade in diesem Punkt - und wie Wilfried Doppler seit
vielen Jahren schon immer wieder Baumrettung und
Baumschutz macht, und der Wilfried ist da über jeden
Zweifel erhaben - warum gerade in dem Punkt keine
Parteienstellung, das muss man sich fragen.
Könnte ja sein, dass die Umweltanwaltschaft da die
Sache in die Hand hätte nehmen können, und zwar zu
einem Zeitpunkt oder in einer Art und Weise, die vielleicht manchen in der Stadt nicht so gut gefällt.
Allerletzter Punkt, noch einmal, ich habe es ohnedies
schon gesagt, beim Naturschutzbescheid Probebohrungen in der Lobau war die Umweltanwaltschaft die einzige
Behörde, die Einspruch erheben hätte können, man
muss aber dazu sagen, sie hat es aber nicht getan. Das
ist für mich eine Geschichte, wo ich mir denke, vielleicht
gibt es in der nächsten Zeit einmal die Möglichkeit, das
mit der Umweltanwaltschaft einmal im Nachhinein zu
diskutieren, welche Möglichkeiten es da gegeben hätte.
Und trotzdem freue ich mich, wenn ich da dem Bericht
zustimmen kann. Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort gemeldet hat
sich Abg Dipl-Ing Stiftner. Ich erteile es ihm.
Abg Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident! Frau Stadträtin!
Werte Damen und Herren!
Wir begrüßen den Bericht der Wiener Umweltanwaltschaft als eine Institution, die ernsthaft für die Umweltinteressen der Wiener Bürger da ist und vor allem eine
wichtige Ergänzung, und noch viel wichtiger, ein wichtiges Korrektiv für die Umweltpolitik dieser Stadt darstellt.
Die Umweltanwaltschaft ist unserer Meinung nach deshalb immer wichtiger, weil die derzeitige Stadtregierung und wir haben uns über diese Situation in den letzten
Tagen ja ausführlich hier beraten und informieren lassen
können - wirklich genügend Belege geliefert hat, dass die
Beurteilung der Umweltpolitik dieser Stadt nach unseren
Maßstäben mehr als gerechtfertigt ist.
Nach dieser Analyse können wir eigentlich nur hoffen, dass es der Umweltanwaltschaft in Zukunft gelingt,
die immer größer werdenden Defizite der Stadtregierung
in der Umweltpolitik auszugleichen. Auf jeden Fall nehme
ich an, werden die Telefone bei der Umweltanwaltschaft
in der nächsten Zeit ziemlich heiß laufen, wenn sich die
werte Frau Stadträtin, wie bisher, zu den Aussagen zu
den Themen zum Beispiel Grünraumvernichtung für
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Flächenwidmung, Fluglärm, Handymasten, Treibhaussanierung oder die KLiP-Umsetzung - um nur einige Beispiele zu nennen - so entschlägt wie bisher.
Und so möchte ich der Umweltanwältin für ihre
schwere Arbeit in der Vergangenheit und in der Gegenwart - und ich nehme auch ihre gute Qualität in der Zukunft an - sehr herzlich dankbar sein und ihr auch den
Dank aussprechen.
Bei aller Anerkennung für ihre Tätigkeit erlaube ich
mir aber noch, einige Anmerkungen vorzunehmen. Der
erste Tätigkeitsbericht der damals frisch bestellten Umweltanwältin, den wir alle noch gut in Erinnerung haben,
hat ja für einiges an Aufregung gesorgt. Da wurde nämlich im Text, frei von der Leber weg, die Umweltpolitik
Wiens - aus meiner Sicht sehr zu Recht -, dafür kritisiert,
dass bestimmte Bereiche in dieser Stadt einfach gar
nicht angegangen werden, obwohl sie von immenser
umweltpolitischer Bedeutung wären. Diese Offenheit,
dieser Mut, und auch diese Freimütigkeit, haben uns
überrascht, sie haben uns gefreut, und dies nicht nur
deshalb, weil sie unsere Kritik bestätigt hat, sondern vor
allem deshalb, weil die Umwelt in dieser Stadt, nachdem
die Frau Stadträtin freiwillig ihren Rückzug aus einer
aktiven Rolle angetreten hat, endlich in Form der Umweltanwaltschaft auch eine aktive Stimme bekommen
hat.
Wir müssen aber leider feststellen, dass der oft versuchte Diskriminierungsmechanismus der Stadtregierung, und der wurde ja heute schon angesprochen, leider
auch darauf abzielt, politische Vorstöße der einzelnen
Ebenen auf dem bekannt niedrigen Niveau zu halten und
dort zurückzustutzen, und die Umweltanwaltschaft ist ja
Bestandteil auch der Stadtverwaltung.
Und so glaube ich, ist es auch im Bereich der Umweltanwaltschaft passiert. Im Gegensatz nämlich zu der
Kritik und der Aussage, beispielsweise zum Thema Mobilfunk, steht heute im Bericht der Umweltanwaltschaft,
wo letztes Jahr noch die Stadtregierung und ihre Versäumnisse akzentuiert worden sind, schlicht und einfach
zusammenfassend: „Der Bund ist schuld.“ Ich denke, wir
kennen die Diktion allzu sehr, wir wissen, welchen parteipolitischen Ursprungs sie ist, und wir kennen leider
auch von Ihnen, Frau Stadträtin, trotz Ihres Zwischenrufes, diese Worte nur zu gut und wissen damit auch, wie
wir damit umgehen müssen. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir würden uns aber von einem Bericht der Umweltanwaltschaft erwarten, dass sie die Sache vor allem aus
der Sicht des Bürgers, der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, sieht und zwar in einer differenzierteren, einer
kritischeren und akzentuierteren Weise als bisher. Die
Bürger erwarten ja durch eine solche Stelle vor allem
Hilfe, Beratung und auch Unterstützung in dem einen
oder anderen Fall. Jedenfalls erwarten sie mehr als den
schon legendären Zeigefinger Ihrerseits, Frau Stadträtin,
Richtung Bundesregierung. Und dabei sollte man ja
bedenken, wenn man mit dem Zeigefinger wohin zeigt,
dass drei Finger auf einen zurückzeigen und ich denke,
Sie werden sich auch Zukunft da schwer tun - auf Grund
der Bemühungen Ihrer Bundesorganisation -, diese mög-
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lichen Querverweise auch in Zukunft so stark zu betonen
wie in der Vergangenheit, und ich freue mich dann schon
darauf, zu hören, wer nächstes Jahr Schuld sein wird,
wenn Sie dann vielleicht im Regierungsamt auf Bundesebene eine entsprechende Funktion bekleiden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir haben für die Tätigkeit der Wiener Umweltanwaltschaft, und damit für die verbundenen Schwierigkeiten, die sie hat, aber sicherlich jedes Verständnis aufzubringen, denn ich denke, wir alle hier in diesem Gemeinderat, und heute Landtag, verstehen uns als Umweltanwalt. Und das ist mir auch sehr wichtig, denn wir kommen mit den Bürgerinnen und Bürgern in sehr intensive
Kontakte und da erfährt man natürlich das eine oder
andere, was die Bürgerinnen und Bürger wirklich bewegt.
Ich möchte da nicht sagen, dass beispielsweise Schmetterlinge oder die Zieselpopulation Wiens ein unwichtiges
Thema wäre, aber in den Gesprächen mit den BürgerInnen und Bürgern, die ich bisher geführt habe, habe ich
bei den Bürgerkontakten ganz andere Prioritätensetzungen erkennen können.
Und dazu gehört an eine der prominentesten Stellen
beispielsweise der Baumschutz. Und wenn hier von einer
Unterschutzstellung einer Pappel im Prater die Rede war
und das als Erfolg der Umweltanwaltschaft ausgewiesen
worden ist, so wollen wir hoffen, dass diese Pappel im
Prater sich nicht gerade beim Prater-Stadion befunden
hat, denn sonst wäre ja auch ihre Bemühung, Frau Umweltstadträtin, einmal mehr erfolglos gewesen. (Abg
Christian Oxonitsch: Was kann die dafür!)
Und da bin ich schon bei einem wichtigen Punkt, an
den ich mit der Frage anschließe, wieso sich die Baumschutzaktivitäten im Tätigkeitsbericht auf eine einzige
Pappel beschränken. (Abg Dr Sigrid Pilz: Es ist eine
Platane, eine Platane!) Nun ja, dann ist es eine Platane,
was auch immer. Es ist nicht so relevant, aber es geht
darum, dass der Grünraumschutz, Frau Kollegin, hier auf
einen einzigen Baum beschränkt ist, obwohl wir doch so
große Grünraumverluste haben, und gerade Sie als
Grüne Fraktion sollten mich ja hier unterstützen, wenn
ich das hier auf den Punkt bringe, dass es sich so negativ auf die Lebensqualität in dieser Stadt ausgewirkt hat.
Ich glaube nämlich, dass der Bereich Baumschutz
eine wichtige Fokussierung wäre, wo ich Sie bitten würde, Frau Umweltstadträtin, sich diesem Titel und diesem
Thema vielleicht in Zukunft stärker zu widmen und auch
dann dort engagiert das Wort zu ergreifen, wenn es
vielleicht nicht gerade in der Stadtregierung nur Lobeshymnen darauf gibt, denn das ist schließlich und endlich
auch ein Teil Ihrer Aufgabe als Umweltstadträtin.
Ich denke mir aber auch, dass ein anderer Bereich,
wie zum Beispiel das Thema der Fluglärm-Mediation
etwas wäre, wo die Wiener Umweltanwaltschaft auch
stärker involviert werden sollte und sich selbstständig
involvieren sollte, denn auch hier ist es leider so, dass
von der Stadtratseite nobel geschwiegen und zur Seite
geschaut wird und die Bürger alleine gelassen werden.
Ohne natürlich von der Umweltanwaltschaft verlangen zu
wollen und zu können, dass sie das recht komplexe
7. Sitzung / 57
Thema des Fluglärms auch nur teilweise lösen kann, so
wäre es aber doch eine Aufgabe der Umweltanwaltschaft, die Stimme der Bürgerinnen und Bürger zu sein,
dies aufzugreifen, mit den Bürgerinnen und Bürgern in
Dialog zu treten und nach Lösungsmöglichkeiten zu
suchen, wie man das eine oder andere Thema doch
besser gestalten kann als es heute erfolgt. (Beifall bei
der ÖVP.)
Weiters möchte ich positiv vermerken, dass ich die
Bemerkungen im Umweltanwaltschaftsbericht zur Parkand-ride-Anlage in Hütteldorf sehr beachtenswert finde.
Dort hat nämlich die Stadtregierung versucht, gegen den
Willen der Bevölkerung diese Park-and-ride-Anlage
durchzudrücken. Mein Kollege Wolfgang Gerstl, aber
auch andere Mitglieder des Gemeinderates, haben zu
Recht gegen dieses Projekt mobil gemacht. Leider, dank
der absolute Mehrheit der SPÖ, ohne wirklich durchschlagenden Erfolg, zumindest bisher. Aber wir dürfen
unsere Haltung zur Parkgarage als Engagement in die
richtige Richtung werten, wenn in dem Bericht der Umweltanwaltschaft einmal mehr darauf hingewiesen wird,
dass die Umweltanwaltschaft ein umfassendes und weiteres Verkehrsgutachten einfordert, in dem die gesamten
Auswirkungen dieses Projekts besser beurteilt werden
sollen. Und da entzündet sich bei mir ein bisschen Hoffnung. Bei einer solchen, doch etwas kritischeren Bemerkung der Wiener Umweltanwaltschaft blitzt da etwas von
diesem alten Mut der Umweltanwaltschaft durch, der im
vorliegenden Bericht durchaus unsere Bewunderung
gefunden hat, und wir hoffen sehr, dass es der Umweltanwaltschaft in den nächsten Jahren, und da auch im
Bericht im nächsten Jahr, gelingen wird, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen und diesen Mut wieder
stärker ausleben zu dürfen. Das täte nämlich der Umwelt
in dieser Stadt sicherlich gut, und es ist sicher besser als
die Aktivitäten oder respektive eher besser gesagt,
Nichtaktivitäten der Umweltstadträtin Sima in diesem
Bereich.
Und in diesem Sinne wünsche ich der Umweltanwaltschaft weiterhin viel Erfolg, aber was noch viel wichtiger
ist, den notwendigen Mut, eine starke und vor allem auch
eine kritische Stimme für die Wiener Umwelt und für die
Wiener Bevölkerung zu sein, die es sich verdient, auch
weiterhin eine hohe Lebensqualität dieser Stadt sichergestellt zu wissen. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Als nächster Redner
zum Wort gemeldet ist Herr Abg Valentin. Ich erteile ihn
das Wort.
Abg Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr
geehrte Frau Umweltanwältin!
Ich möchte zuerst auf einige, ja auf alle meine Vorredner kurz eingehen und Kollegen Stiftner tatsächlich in
einem Punkt Recht geben. Ja, fürwahr, die Hand hat fünf
Finger, und wenn man zeigt, dann zeigen drei auf einen
selber zurück. Alles andere dürfte ein bisschen oberflächlich gewesen sein. Genau wie die Spezies der
Bäume dürfte diesmal Ihre Rede durchaus von flachwur-
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zelnder Qualität in der Recherche gewesen sein, denn
es stimmt einiges nicht.
Wenn Sie - und jetzt nur einmal die Formalismen wenn Sie nächstes Jahr auf den Bericht der Umweltanwaltschaft warten, dann werden Sie 365 Tage warten
müssen, denn der Bericht ist halt zweijährig, aber das ist
nicht das Einzige, was Ihnen offensichtlich ein bisschen
durch die Finger gerutscht ist.
Genauso wie die Platanen teilweise keine Platanen
sind und der Umweltbericht zweijährig erscheint und dem
Hohen Haus hier vorgelegt wird, ist es auch so, dass der
Wunsch, Ihr Wunsch, dass die Umweltanwaltschaft in die
Mediation des Flughafens eingebunden hätte werden
sollen, einer ist, der als erfüllt zu betrachten ist. Die Umweltanwaltschaft der Länder Wien und Niederösterreich
war selbstverständlich in diesen Mediationsprozess
eingebunden, und es ist genau so wenig sinnvoll, Dinge
einzufordern, die passiert sind, die vielleicht ein bisschen
liebevollerer Recherche als das Querlesen bedurft hätten, als immer wieder gebetsmühlenartig Dinge zu wiederholen, die einfach im Reich der Dichtung und nicht im
Reich der tatsächlichen politischen Tätigkeit und der
Realität zu finden sind.
Genauso wie es in der Tat auch nichts bringt, wenn
bundesgesetzliche Materien angesprochen werden und
Sie der Stadt Wien und der Umweltstadträtin Handlungsbedarf vorwerfen. Es ist nun einmal so, dass bundesgesetzliche Regelungen - und die Frage der MobilfunkTelefonie ist beispielsweise eine solche - nicht in einer
Länderkompetenz geändert werden können. Sie haben
lange genug Zeit gehabt, Kollege Stiftner, in Ihrem eigenen Parteibereich dafür Werbung zu machen, Sie hätten
dem scheidenden Umwelt- und Landwirtschaftsminister
durchaus einiges an Tipps geben können. Tatsächlich
hat aber die ÖVP auf Bundesebene die Bedeutungslosigkeit der ÖVP in Wien richtig eingeschätzt, weil Sie
sind offensichtlich nicht durchgekommen.
In Wirklichkeit darf ich Sie hier wieder an die fünf
Finger erinnern. Die fünf Finger, von denen zwei nach
vorne weisen, davon einer zum Himmel, vielleicht haben
Sie dort die Hilfe bei der Mobilfunk-Telefonie erwartet. Es
sind zumindest drei, die wieder zurückweisen, die weisen
auf Sie, auf das Nichtvermögen der Österreichischen
Volkspartei in Wien, sich beim - erfreulicherweise scheidenden Umweltminister durchzusetzen, dem offensichtlich die Landwirtschaft ein wesentlich größeres
Anliegen war. (Abg Robert Parzer: Das wünschen Sie
sich ja gar nicht!) Ich weiß schon, dass sie, die Damen
und Herren von der Österreichischen Volkspartei, für
Überraschungen gut sind, leider sind es in der Regel
keine guten Überraschungen für die Österreicherinnen
und für die Österreicher, aber wir werden uns damit
zeitgerecht zu beschäftigen haben.
Wie gesagt, man soll vorsichtig sein beim Zuordnen
von Kompetenzen, weil es kann einen dann durchaus
selber erwischen, wie das Beispiel des Kollegen Stiftner
gezeigt hat, der offensichtlich an der Debatte kein Interesse mehr hat, womit ich mich nun Kollegen Maresch
zuwenden kann. (Abg Günter Kenesei: Er hört zu, es ist
7. Sitzung / 58
ihm wichtig!)
Es ist in der letzten Zeit offensichtlich eine Usance
bei deinen Vorhaltungen, dass du das, was du in Verfahren gerne als Ergebnis hättest, die aber formal auf gesetzlicher Basis anders ausgehen, sozusagen als
Wunsch transportierst. Das haben wir in einigen Fällen in
der letzten Zeit gehabt, wo du die Frau Stadträtin aufgefordert hast, ein behördliches Verfahren durch eine politische Weisung zu konterkarieren. Wiewohl ich in manchen Fällen vielleicht die Motivation verstehen kann, darf
ich in aller Demut darauf hinweisen, dass das rechtspolitisch natürlich ein sehr fragwürdiger Wunsch ist. Und ich
denke mir, es wäre ein rechtspolitischer Diskurs durchaus sinnvoll bei dir, sich darüber klar zu werden, was
eine politische Verwaltung, ein Verfahren, genauer, ein
rechtsstaatliches Verfahren, darstellt, und was am Ende
des Tages die politische Weisung wäre, die du dann
sicher nicht wünschen kannst. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Dann ändert es, bitte!)
Genau so denke mir, ist es nicht rasend fair, so en
passant mitzuteilen, du würdest die Meinung vertreten,
dass, wenn eine Magistratsabteilung gleichermaßen als
Verwaltung und Behörde in unterschiedlicher Funktion
und nicht gleichzeitig tätig ist - das hast du nämlich vergessen zu sagen, nicht gleichzeitig tätig ist -, das fragwürdig ist. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Das war gleichzeitig!) Es ist ein Prinzip, das du in allen Landesverwaltungen wieder findest. Es ist kein Wien-Spezifikum und
es ist durchaus kein Spezifikum der Magistratsabteilung 22, dass sie gleichzeitig eine Verwaltungseinheit in
der Kommune und auf Landesebene eine Behörde ist.
Diese behördlichen Tätigkeiten sind aber in all diesen
Abteilungen, wie du sicherlich nur allzu gut weißt, von
der Verwaltungstätigkeit getrennt, klar getrennt, wie es
auch notwendigerweise in einem rechtsstaatlichen System der Fall ist.
Genau so ist die Kritik an den Feststellungsverfahren
zu einem UVP-System. Es mögen Gruppen einer Gesellschaft glücklich mit einem Feststellungsbescheid sein
oder unglücklich. Tatsächlich ist es so, dass das UVPGesetz als solches ein Bundesgesetz ist, und in diesem
Falle die zuständige Behörde nach diesem Gesetz zu
entscheiden hat. Am Ende eines Tages, nach einem
Bescheid, nachdem es unterschiedliche Anträge gibt,
werden einige mit dem Ergebnis glücklich sein, andere
unglücklich. Nichts ändert sich daran, dass es ein
rechtsstaatliches Verfahren ist. Und was überhaupt nicht,
denke ich mir, was überhaupt nicht am Platz ist, das ist,
am Ende eines rechtsstaatlichen Verfahrens nach einer
politischen Korrektur zu rufen. Eine solche hat es in
Systemen gegeben, die den Namen Demokratie nicht
verdienen würden.
Wir bekennen uns zur Rechtsstaatlichkeit und wir bekennen uns zur demokratischen Ordnung, auch bei den
Bescheiden, meine Damen und Herren. (Abg Mag Rüdiger Maresch: Nur geht die Sonne am Nachmittag zur
Weihnachtszeit unter, das steht im Bescheid!) Während
Kollege Maresch noch bei den Sonnenaufgangs- und untergangszeiten verhaftet zu sein scheint, darf ich wei-
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ter gehen, weil ich denke, wir führen eine politische Debatte über die Inhalte des Berichtes, der uns vorliegt,
eines hervorragendes Berichtes, wie ich da bemerken
darf, und nicht über die Frage, ob ein Bescheid tatsächlich gefällt oder nicht gefällt.
Was die ursächlichen Aufgaben der Umweltanwaltschaft und die Erfüllung dieser Aufgaben betrifft, ist die
grundsätzlich Kritik einerseits eine, die den Wahlmodus
betrifft. Also, ich kann nicht wirklich einen demokratiepolitisch besseren oder hochwertigeren Zugang erkennen,
als wenn ein gewähltes Gremium, ein frei und demokratisch gewähltes Gremium nach einem Auswahlverfahren
die Umweltanwältin, den Umweltanwalt bestellt, oder
wenn einige wenige NGOs sich zusammen setzen und
aus ihren Reihen Persönlichkeiten nominieren sollten.
Ich kann darin nicht sehen, dass damit ein Verfahren
demokratischer und breiter wird und damit den Wünschen der Bevölkerung entspricht. Ich denke mir, unser
Weg, der im Gesetz festgelegt ist, wie die Umweltanwältin, der Umweltanwalt, tatsächlich zu nominieren und zu
wählen ist, ist ein durchaus sinnvollerer und einer, der
auch politisch und demokratiepolitisch legitimiert ist,
meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Nun möchte ich zum Kollegen Blind kommen, der in
Wirklichkeit in manchen Passagen eine zwar nicht von
der Dimension des Wunsches veranlasste, aber doch
ähnliche Systematik gezeigt hat wie Kollege Maresch.
Ich kann nicht auf der Seite X die Umweltanwaltschaft
loben, weil sie zu Recht eine durch ihre Unabhängigkeit
gewährleistete kritische Distanz zur Stadt hat, und dann,
drei Seiten weiter, dieselbe Umweltanwaltschaft schelten, weil sie in einem anderen Fall sagt, sie könne sich
mit der Linie der Stadt zu hundert Prozent identifizieren.
Dann ist die Umweltanwaltschaft plötzlich eine gekaufte,
eine gegängelte. (Abg Rüdiger Maresch: Das habe ich
nicht gesagt!)
Ich denke mir, man kann sich nur darauf verständigen, dass die Umweltanwaltschaft entweder eine gute,
eine offensichtlich objektive ist, die sich dem Problem
und den Fragefeldern objektiv nähert, oder nicht. Ich
denke mir, diese Teilung auf der Seite 7 war gut, weil sie
sich etwas kritischer positioniert hat und auf der Seite 8,
weil dieselben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich
genauso unabhängig geäußert haben, was anderes
gesagt haben, da sind sie plötzlich diejenigen, die gegängelt sind. Das halte ich nicht für sinnvoll.
Im Übrigen weiß die Umweltanwaltschaft, dass über
50 Mediationsparteien das unterschrieben haben, und
wenn man Mediationspartei und politische Partei verwechselt und meint, als politische Partei ist man wichtiger als eine Bürgerinitiative in einem solchen Verfahren,
dann war das das klassische Missverständnis, das einige
Politiker tatsächlich gehabt haben, die sich nicht damit
abfinden haben können, dass sie im Verfahren genauso
viel und genauso wenig zählen wie die Bürgervertreterinnen und Bürgervertreter. Und das war eines der Probleme, da gebe ich schon recht, aber wenn von über 50,
knapp 60, Parteien bei diesem Verfahren 55 durchs Ziel
gegangen sind, dann ist das richtig. Genauso richtig ist,
7. Sitzung / 59
dass das Verfahren nicht alle Fragen geklärt hat und
nicht alle Menschen und Gruppen wunschlos glücklich
gemacht und in all ihren Anliegen befriedigt hat.
Ich denke mir, meine Damen und Herren, wir haben
heute einen Bericht vorliegen, der tatsächlich beeindruckend ist, da treffe ich mich mit dem Kollegen Maresch,
der die vielfältige Arbeit der Umweltanwaltschaft aufzeigt.
Ich möchte nur meine große Freude daran auch ausdrücken, dass die Umweltanwaltschaft ihre Aufgabe auch in
einer Internationalität sieht, dass die Umweltanwaltschaft
sehr richtig erkannt hat, dass wir große globale Probleme
in unserer Region nicht lösen werden, wenn wir in der
Stadt alleine versuchen, alles möglichst gut zu machen,
sondern dass wir Partnerschaften eingehen müssen. Die
Umweltanwaltschaft hat sehr zukunftsweisend erkannt,
dass in Wirklichkeit die Umweltbelastung und die Möglichkeit der Vermeidung von Umweltbelastungen wesentlich stärker in Vororten von Bratislava und Brünn liegen,
wo es viele gemeinsame Projekte zu entwickeln gilt, um
zu zeigen, dass Wohlstandsentwicklung auch ohne massive Beeinträchtigung von Umwelt möglich ist. Die Umweltanwaltschaft hat registriert, dass im Bereich des
Feinstaubes in Wirklichkeit die großen Brocken außerhalb der Wiener Zuständigkeit liegen, die Umweltanwaltschaft hat sich hervorragend eingebracht, so hat sie
auch eine Expertin in Fragen der Umsetzung des Clips,
in Fragen des ÖkoKauf, in Fragen der Beschaffungswirtschaft unseres Hauses hier und der Dienststellen engagiert. Die Umweltanwaltschaft hat etwas sehr genau
analysiert, was Prof Meadows auch unlängst bei einem
Wien-Aufenthalt diagnostiziert hat - jener Meadows, der
vor 30 Jahren den legendären Bericht „Grenzen des
Wachstums" an den Club of Rome erstattet hat - und
gesagt hat, auch wenn Wien – was er durchaus attestiert
- sehr innovativ versucht, klimarelevante positive Akzente zu setzen und die Stadt Wien in ihren Zielsetzungen
sehr gut unterwegs ist, wird man dennoch nicht das
große Rennen gewinnen, denn der alte Satz „global
denken, lokal handeln“ wird wahrscheinlich in dieser
Frage durch den zusätzlichen Begriff sicherlich stark
beeinflusst, dass man auch darauf drängen muss, dass
Global bei den großen Playern „gehandlet“ wird.
Meine Damen und Herren, uns liegt heute ein Bericht
vor, der immens vielfältig ist, der spannend zu lesen ist,
der zeigt, wie wichtig es ist, eine unabhängige Umweltanwaltschaft zu haben. Nehmen Sie, Frau Umweltanwältin, seitens der Sozialdemokratischen Fraktion den Dank
entgegen. Wir sind beeindruckt über die Arbeit, auch
wenn manchmal zusätzliche Sichtkomponenten im Verfahren eintreten. Diese sind wichtig, die kritische Auseinandersetzung und das ständige Hinterfragen agieren
wir in jedem unserer Schritte tatsächlich. Ökologisch ist
das sehr wichtig, Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben sich dieser kritischen Auseinandersetzung
nie entzogen, wir wissen, dass Umwelt als Querschnittsmaterie im Magistrat wichtig ist und manchmal
auch kontroversiell sein kann. Wir bekennen uns dazu,
wir bekennen uns aber gleichzeitig auch dazu, dass wir
immer gute Lösungen gefunden haben.
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In diesem Sinne meine Damen und Herren, herzlichen Dank an die Umweltanwaltschaft, die mit ihrer
Tätigkeit einen Teil der erfolgreichen Umweltpolitik dieser
Stadt und der StRin Sima leistet, ein herzliches Dankeschön seitens unserer Fraktion, und ich hoffe auch des
gesamten Gemeinderates, und wir freuen uns schon auf
weitere zwei aktive Jahre der Zusammenarbeit, wo hoffentlich am Ende dieser zwei Jahre ein ähnlich erfolgreicher Bericht stehen wird. Ich sage danke schön. (Beifall
bei der SPÖ)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Zu einer tatsächlichen
Berichtigung hat sich Herr Abg Stiftner gemeldet. Ich
erteile ihm das Wort.
Abg DiplIng Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wi
en): Vielen Dank.
Nachdem wir jetzt das Verteidigungsplädoyer von
Herrn Valentin gehört haben, das natürlich wie immer
getragen war von der einfachen Anschuldigung des
Gegenarguments, der Bund ist schuld, das kennen wir
schon alles, immer dann sozusagen, wenn er kein Gegenargument mehr hat, heißt es dann, global denken,
bundespolitisch denken und regional aufschieben. Aber
wir nehmen das zur Kenntnis, und was die politischen
Flachwurzler betrifft, da möchte ich mich eigentlich nicht
in diese ebene Diskussion begeben, sondern ich denke
da derzeit eher an politische Umwurzler, weil Sie ja jetzt
auch versuchen, auf der bundespolitischen Ebene Ihre
Wurzeln stärker zu festigen. (Beifall von der ÖVP.)
Aber viel wichtiger, und deshalb habe ich mich ja
auch zu einer tatsächlichen Berichtigung gemeldet, ist,
dass die GRÜNEN - die ja an und für sich immer für sich
den Anspruch erheben, dass sie so genau in umweltpolitischen Fragen Bescheid wissen - auf der Seite 14 des
Berichtes nachlesen mögen, dass es sich doch um eine
Pappel im Prater handelt, von der hier die Rede ist, und
die ich in meiner Rede zitiert habe. Da wäre ich dankbar,
wenn man das zur Kenntnis nimmt, dass das eine richtige Feststellung war, und ich würde bitten, dass hier
seitens der GRÜNEN auch eine entsprechende Klarstellung erfolgt. Danke. (Beifall bei der ÖVP)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Gut. Ich nehme an, die
Pappel war der Gegenstand der tatsächlichen Berichtigung. Herr Abg Maresch wünscht ebenfalls eine tatsächliche Berichtigung.
Abg Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): So! Die Praterbäume sind ja meine Herzensangelegenheit, keine Frage. Es gibt zwei japanische Zierkirschen dort, es gibt sehr viele Platanen, sehr viele Ahornbäume und eine einzige große Schwarzpappel und eine
Robinie habe ich vergessen, danke schön. (Beifall bei
den GRÜNEN. – Abg Christian Oxonitsch: Wozu denn
das!)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Nach dem Ausflug in
die Botanik darf ich jetzt Frau Mag Dr Schnattinger bitten. Sie hat sich zum Wort gemeldet.
Umweltanwältin Mag Dr Andrea Schnattinger: Ich
bedanke mich jedenfalls für diese weitreichende Zustimmung zu unserem Bericht. Ich habe natürlich auch
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verstanden, dass es bei einigen Punkten, die da zur
Sprache gekommen sind, manchen vielleicht zu wenig
war, was wir gemacht haben, manchen etwas zu viel.
Das ist eben so, wir bemühen uns weitgehend unabhängig, nach Maßgabe der Umweltprobleme und auch der
Fragen, die die Bürger an uns herantragen, zu agieren
und nach diesem Maßstab haben wir auch unseren
Bericht gemacht. Ich denke, dass wir das weiter auch so
halten können, bedanke mich sehr für die Zustimmung,
werde die Kritik, die zum Teil gekommen ist, sehr ernst
nehmen und freue mich schon auf das nächste Mal.
Danke schön. (Allgemeiner Beifall.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Danke schön. Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin, hat das Schlusswort.
Berichterstatterin Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Dr
Schnattinger!
Ich möchte die Debatte auch nutzen, um wirklich hier
meinen herzlichen und aufrichtig empfundenen Dank an
die Wiener Umweltanwaltschaft, an Sie persönlich, aber
selbstverständlich auch an sämtliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter auszusprechen, die sich tagtäglich für die
Wiener Umwelt und den Umweltschutz einsetzen. Ich
weiß, dass es sehr viele engagierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sind, die bei ihnen arbeiten. Dafür wirklich
herzlichen Dank, ich glaube, ich kann sagen, des gesamten Wiener Gemeinderates, (Beifall bei SPÖ, ÖVP und
GRÜNEN.) beziehungsweise im heuten Fall des Landtages, ich muss mich korrigieren.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, natürlich
gibt es nicht immer eine hundertprozentige Übereinstimmung zwischen der Stadt und der Umweltanwaltschaft,
aber das ist ja gerade der Sinn der Sache, deswegen
wollen wir eine kritische, unabhängige und weisungsfreie
Stelle in diesem Bereich haben, die uns hier durchaus
kritisch auch einen Spiegel vorhält. Genau aus diesem
Grund haben wir auch die Umweltanwaltschaft mit weitreichenden Rechten und Möglichkeiten ausgestattet, die
im Übrigen - und darauf möchte ich schon ganz besonders hinweisen, viel weitreichender sind als in manchen
anderen österreichischen Bundesländern. Und darauf
sind wir stolz, und deswegen werden wir diesen Bericht,
selbstverständlich wie immer, sehr aufmerksam lesen
und unsere Schlüsse daraus ziehen.
Ja, Herr Kollege Blind, Ihnen darf ich nur kurz einmal
eine Lektüre der Geschäftseinteilung empfehlen, dann
stellen Sie vielleicht keine Frage mehr, an wen Sie entsprechende Anfragen zu stellen oder nicht zu stellen
haben. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich gerne
alles beantworte, was in meiner Kompetenz liegt. Was
nicht in meiner Kompetenz liegt, kann ich leider nicht
beantworten, deshalb gibt’s die Geschäftseinteilung. So
funktioniert das hier in diesem Haus und ich glaube, dass
das eigentlich ein ganz logisches Prinzip ist. (Abg KurthBodo Blind: Die Geschäftsordnung kenne ich!) Sie kennen sie schon, die Geschäftseinteilung. (Abg Kurth-Bodo
Blind: Recht gut sogar!) Nun, schauen sie, das freut
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mich, da bin ich ja zuversichtlich, dass dann die Anfragen zu den richtigen Personen finden werden.
Zu Kollegen Stiftner möchte ich kurz sagen: Wissen
Sie, irgendwie ist Ihre Argumentation in dieser Sache
schon reichlich durchsichtig. Die Kritik der Umweltanwaltschaft ist anscheinend nur dann gut, richtig und
mutig, wenn sie sich gegen die Stadt Wien wendet.
Wendet sie sich hingegen gegen den Bund, dann ist sie
nicht mehr mutig und eigentlich sozusagen entbehrlich,
wie Sie es formuliert haben. Das halte ich schon für eine
sehr durchsichtige Argumentation. Sehen Sie, darin
besteht eben der Vorteil von unabhängigen, weisungsfreien Stellen! (Heiterkeit bei der ÖVP. – Abg DiplIng Roman Stiftner: Weisungsfrei!) Diese können kritisieren, wen sie wollen. Das muss nicht Ihnen passen, Herr
Kollege Stiftner, es muss nicht mir passen, es muss
niemandem in diesem Haus passen, sondern damit
müssen einzig und allein Frau Dr Schnattinger und ihre
Mitarbeiter zufrieden sein. Das ist der Vorteil von weisungsfreien Stellen. Diese gibt es übrigens in anderen
Bundesländern nicht. Und ich finde, dass das eine Errungenschaft ist. Wenn Sie das lustig finden, ist das
selbstverständlich Ihre eigene Angelegenheit, wir sind
sehr stolz darauf. Wie gesagt, noch einmal herzlichen
Dank für die tolle Arbeit! (Beifall bei der SPÖ.)
Noch ein wichtiger Schluss, den man aus dem Bericht ziehen kann, ist etwas, das wir vorher auch schon
sehr ausführlich diskutiert haben: die Unzufriedenheit mit
dem UVP-Gesetz. Das liegt auch daran, dass sich die
Umweltanwaltschaft in den letzten Jahren mit sehr vielen
Feststellungsbescheiden und so weiter beschäftigt hat.
Das ist ja auch etwas, das wir hier schon diskutiert haben.
Ich gebe meine pädagogischen Bemühungen in
Richtung des Kollegen Maresch, was das Bundesgesetz
betrifft, zwar bald auf, mit dem wir – wie ich glaube –
beide nicht zufrieden sind. Der Schluss, den man daraus
ziehen kann, ist auf jeden Fall, dass das UVP-Gesetz, so
wie es jetzt ist – mit den Grenzenwerten, die es jetzt hat,
und den vielen sozusagen Umgehungstatbeständen, mit
denen wir uns konfrontiert gesehen haben –, keine besonders geglückte Sache ist und dass es da in diesem
Bereich auf jeden Fall einen Reformbedarf gibt, wie auch
die Umweltanwaltschaft zu Recht angemerkt hat.
Ich darf noch meinen besonderen Dank für die vielen
grenzüberschreitenden Aktivitäten der Umweltanwaltschaft und die Aufgabenwahrnehmung im Bereich der
Antiatomkoordination innerhalb der Stadt Wien aussprechen. Das ist mir ein besonders wichtiger Bereich. Vielen
Dank für die Arbeit!
Ich darf auch für die nächsten beiden Jahre, beziehungsweise bis wir uns beim nächsten Bericht wieder
sehen, gute Arbeitsbedingungen wünschen und weiterhin so viel Engagement, wie wir es bisher gesehen haben. Ich glaube, dass es für die Wiener Umwelt und für
den Wiener Umweltschutz sehr wichtig ist. Herzlichen
Dank! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Wir kommen zur Abstimmung.
7. Sitzung / 61
Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die den vorliegenden Tätigkeitsbericht 2004/2005 der Wiener Umweltanwaltschaft zur Kenntnis nehmen wollen, um ein
Zeichen mit der Hand. – Das ist soweit einstimmig beschlossen.
Wir kommen nun zur Postnummer 6. Sie betrifft die
erste Lesung der Vorlage eines Gesetzes, mit dem das
Wiener Elektrizitätswirtschaftsgesetz 2005 geändert wird.
Ich bitte Herrn Amtsf StR Faymann, die Verhandlung
einzuleiten.
Berichterstatter Amtsf StR Werner Faymann: Frau
Präsidentin!
Es wurde mit den Vertretern der Parteien über Ursache und Grund dieser Änderung gesprochen, und wenn
ich das im Ausschuss richtig bemerkt habe, ist es ein
Gesetz, das eine breite Basis findet. Ich hoffe, wenn
jene, die das Gesetz aufmerksam gelesen haben, dafür
stimmen, dass die erforderliche Mehrheit zustande
kommt. (Heiterkeit bei der SPÖ.)
Präsidentin Erika Stubenvoll: Da zu diesem Tagesordnungspunkt keine Wortmeldung vorliegt, kommen wir
gleich zur Abstimmung.
Ich bitte jene Mitglieder des Landtages, die der Vorlage einschließlich Titel und Eingang in erster Lesung
ihre Zustimmung geben wollen, um ein Zeichen mit der
Hand. – Das Gesetz ist somit in erster Lesung einstimmig angenommen.
Wenn kein Widerspruch erfolgt, werde ich die zweite
Lesung vornehmen lassen. – Widerspruch erfolgt nicht.
Ich bitte daher jene Mitglieder des Landtages, die
dem Gesetz in zweiter Lesung zustimmen wollen, um ein
Zeichen mit der Hand. – Das Gesetz ist somit auch in
zweiter Lesung einstimmig beschlossen.
Herzlichen Dank.
Bevor ich die heutige Sitzung schließe, folge ich einer
guten Tradition – und zwar mit einer kleinen Statistik: Da
es heute die letzte Sitzung vor Weihnachten und vor dem
Jahreswechsel ist, darf ich Ihnen sagen, dass wir alle
sehr fleißig gearbeitet haben.
Wir haben in 5 Sitzungen 40 Tagesordnungspunkte
erledigt, davon waren 27 einstimmig, 11 mehrstimmig,
und 2 Wahlen.
Es hat 1 Mitteilung, 5 Aktuelle Stunden, 3 Dringliche
Anfragen, 11 Anfragen, 7 Anträge, 5 Initiativanträge,
31 Beschluss- und Resolutionsanträge und 6 Abänderungsanträge gegeben.
Mündliche Fragen wurden 24 mündlich und eine
schriftlich beantwortet.
Und auch der Unvereinbarkeitsausschuss hat 4 Mal
mit 5 Tagesordnungspunkten getagt.
Wenn man die Redezeit einschließlich der heutigen
zusammenzählt, kommen wir auf zirka 37 Stunden Redezeit. Ich denke, das ist eine sehr gute Bilanz für unsere Arbeit hier im Wiener Landtag.
Ich darf Ihnen allen namens des Präsidiums des
Wiener Landtages erholsame Feiertage wünschen. Wir
sehen uns ja noch einmal im Gemeinderat, aber seitens
des Landtages wünsche ich alles Gute und auf eine gute
und gedeihliche Zusammenarbeit im nächsten Jahr.
Landtag, 18. WP
(Allgemeiner Beifall.)
(Schluss um 15.05 Uhr.)
23. November 2006
7. Sitzung / 62
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