„Ich wäre gerne ein gebildeter Mensch“ Leben und Wirken Dr. Alfred Herrhausen Hochtaunuskreis, Bad Homburg Kaiserin-Friedrich-Gymnasium Seite 1 von 15 INHALTSVERZEICHNIS Seite 1. Einleitung 3 2. Das Attentat im Spiegel schulischer „Ohrenzeugen“ 3 3. Podiumsdiskussion 5 3.1 Bildung 5 3.2 Charakterbildung als Voraussetzung für verantwortliches Handeln 6 3.3 Patriotismus 6 3.4 Eliten 6 3.5 Spitzenforschung 6 3.6 Wirtschaft – Die Macht der Banken 7 3.7 Schuldenkrise 7 3.8 Zukunft – Globale Erwärmung 7 3.9 Europa 7 3.10 Osteuropa 8 3.11 RAF, Jugend und Staatsmacht, Rechtsordnung 8 4. Schlussbetrachtung 5. Anlagen 10 5.1 Biographisches 10 5.2 Abschließende, persönliche Betrachtungen der Schüler 10 6. Literaturverzeichnis 14 7. Autoren 15 Seite 2 von 15 „Ich wäre gerne ein gebildeter Mensch“ Leben und Wirken Dr. Alfred Herrhausen 1. Einleitung Am 30. Januar 2010 wäre Alfred Herrhausen, vormals Vorstandssprecher der Deutschen Bank, 80 Jahre alt geworden, wenn er nicht vor 20 Jahren, am 30. November 1989, in der Nähe unserer Schule das Opfer eines Bombenanschlages geworden wäre. Seine damals 11jährige Tochter Anna besuchte die KFS und befand sich zu dem Zeitpunkt des Anschlages in einem Klassenraum in der Gymnasiumstrasse in Bad Homburg. Sie war eine erfolgreiche Schülerin, die später das Amt der stellvertretenden Schulsprecherin wahrnahm. Schülerinnen und Schüler des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums haben seit 2007 sowohl im Rahmen einer Geschichts-AG als auch in einem Leistungskurs Geschichte begonnen, sich auf Spurensuche zum Leben und Wirken von Alfred Herrhausen in Bad Homburg und dem Hochtaunuskreis zu begeben und sich zum Ziel gesetzt, anlässlich der beiden Jahrestage diese Verbindung näher zu betrachten und eine Antwort darauf zu finden, welchen Einfluss die Gedanken Alfred Herrhausens noch heute auf junge Leute haben und was Schulen in seinem Sinn für die zukünftigen Generationen in Deutschland leisten können und müssen. Alfred Herrhausen war zum Zeitpunkt seines Todes der einflussreichste Manager der Bundesrepublik und damit einer der mächtigsten Wirtschaftsführer weltweit. Aber nicht aus diesen Gründen haben sich die Schülerinnen und Schüler mit Alfred Herrhausen beschäftigt, sondern wegen seiner Persönlichkeit, seines geistigen Horizonts und seiner Visionen. Besteht eine Verbindung zwischen dem Leben und Wirken Alfred Herrhausens und dem Erziehungsauftrag einer weiterbildenden Schule? Durchaus und zwar in erstaunlich vielen Bereichen. Seine selbstbewusste und zielstrebige Persönlichkeit beeindruckte viele nach Orientierung suchende junge Menschen; auf der anderen Seite war Alfred Herrhausen interessiert am Dialog mit der jüngeren Generation. Historisch gesehen ist das Gymnasium im Sinne Humboldts im Unterschied zu anderen Schulformen der Ort, an dem der heranwachsenden Jugend „nutzloses“, d.h, nicht unmittelbar in materiellen Gewinn umsetzbares Wissen vermittelt werden sollte, eben das humanistische Bildungsgut. Genau danach aber strebte auch der Bankier. In seinem letzten Fernsehinterview vom Oktober 1989 nennt er als Lebensziel, ein gebildeter Mensch zu werden1. Ein wichtiger Fingerzeig gerade für junge Menschen, die im Hochtaunuskreis, dem finanzkräftigsten in ganz Deutschland, aufwachsen: Der Mann, dessen berufliche Aufgabe darin bestand, finanziellen Gewinn zu erwirtschaften, sieht darin allein keinen erfüllenden Lebensinhalt. 2. Das Attentat im Spiegel schulischer „Ohrenzeugen“ Ergänzend zu den recherchierten Fakten und zu den Ergebnissen der Podiumsdiskussion, hat sich eine Interviewgruppe darum bemüht, durch Befragung von Zeitzeugen möglichst persönliche und authentische Aussagen und Eindrücke zu sammeln. So wurden Lehrer und 1 S. Youtube: Alfred Herrhausen Seite 3 von 15 Lehrerinnen der Humboldtschule und des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums zu der Ermordung des Bankiers Alfred Herrhausens befragt. Die Anonymität der Befragten wird gewahrt. Bei der Ermordung Alfred Herrhausens befanden sich alle Befragten an einer Bad Homburger Schule. Das Attentat ereignete sich mitten in der Unterrichtszeit. Die Explosion war an beiden Bad Homburger Gymnasien zu hören. "Wir hörten einen dumpfen Knall, den wir nicht zuordnen konnten." "Ich war im Kopierraum, als es eine gewaltige Explosion gab." Zunächst wusste niemand, was geschehen war. Als sich die Nachricht verbreitete, dass der Bankier Alfred Herrhausen einem terroristischen Anschlag zum Opfer gefallen war, herrschte absolutes Entsetzen. „Meine ersten Gedanken waren absolute Fassungslosigkeit und tiefe Erschütterung." „Wie kann man einen so philosophisch und ethisch geprägten Menschen wie Herrhausen ermorden?" „Ein solcher Terrorakt direkt neben unserer Schule!" Was die Schulgemeinde des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums, welches nur wenige hundert Meter vom Tatort entfernt liegt, besonders erschütterte, war die Tatsache, dass die Tochter Alfred Herrhausens, Anna Herrhausen, Schülerin am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium war und sich zur Tatzeit im Unterricht befand. Die Schüler und Lehrer des Kaiserin-FriedrichGymnasiums waren somit sehr persönlich betroffen. „Der erste Gedanke galt der Tochter Herrhausens, die unsere Schule besuchte und den Knall zweifellos auch gehört haben musste." „Am Tag des Mords selbst konnten wir kaum unterrichten. Wir waren alle tief betroffen. Einige Schüler weinten hemmungslos und wollten und mussten einfach reden." Anschließend folgten Gedanken wie: „Wenn du fünf Minuten später in die Schule gefahren wärst, dann wärst du jetzt tot." „Wie war es möglich, dass die Vorbereitung des Attentats an einer Straße, die täglich unter anderem von über tausend Schülern passiert wird, nicht bemerkt wurde?" „Was wäre geschehen, wenn gerade ein Gruppe Schüler an diesem Ort vorbeigekommen wäre?“ „Ich gehe ganz klar davon aus, dass die RAF Herrn Herrhausen ermordet hat. Die Art und Weise des Tathergangs, wie er bis heute bekannt ist, spricht für die Täterschaft der RAF." „Die Stimmung jener Zeit wurde natürlich von dem Fall der Mauer überlagert, der die Gedanken und Gefühle jener Zeit beherrschte." Doch für die Bad Homburger hatte dieses Attentat wohl einen besonderen Stellenwert. Sie mussten auf grausame Art und Weise erfahren, was es heißt, direkt von Terrorismus betroffen zu sein. „Der Schock blieb lange, verebbte allmählich und ein grundsätzlicher Vertrauensverlust ist wohl geblieben. Terror gibt es überall, auch bei uns." Seite 4 von 15 3. Podiumsdiskussion In einer von Schülern geleiteten Podiumsdiskussion für die Oberstufenschülerinnen und Schüler und die Öffentlichkeit am 12.02.2010 in der Aula des KFG mit Frau Traudl Herrhausen (1991-2003 Mitglied des hessischen Landtages) sowie Herrn Daniel Hoster von der Deutschen Bank und Herrn Professor Karl-Heinz Dammer von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wurden verschiedene Themen zu Schule und Ausbildung von heute unter verschiedenen Blickwinkeln und immer im Fokus der Gedanken und Handlungen von Alfred Herrhausen analysiert und diskutiert und somit ein aktueller Bezug zu unserer Schule hergestellt. Die Schülerinnen und Schüler gingen gemeinsam mit den Experten auf dem Podium der Frage nach, ob eine Verbindung zwischen dem Wirken Alfred Herrhausens und dem Erziehungsauftrag einer weiterbildenden Schule besteht. Die Diskussion wurde von Sarah Fried, Giulio Pavlekovic und Johannes Geiger (Jahrgangsstufen 11 und 12 des KFG) vorbereitet und geleitet. Sichtlich bewegt und spontan eröffnete Frau Herrhausen die Veranstaltung mit folgender Einschätzung ihres Mannes: „Er hätte sie (die Podiumsdiskussion) im Vergleich mit den anderen zu seinem 20. Todestag sicherlich als ‚weitaus das Beste‘ bezeichnet.“2. „Dieses Symposium ist ohne Vergleich. Er hätte sich gefreut.“3 Gefreut, weil Herrhausen sich der Verantwortung seiner exponierten Stellung in der Bundesrepublik bewusst war und dazu auch die Verpflichtung gehört, die nachfolgende Generation auf ihre zukünftigen Aufgaben vorzubereiten. Die Beziehung von Leben und Wirken Alfred Herrhausens zum gymnasialen Erziehungsauftrag unserer Schule haben die Schüler in mehrere Bereiche unterteilt, die alle für die Zukunft der heranwachsenden Jugend unseres Landes von entscheidender Bedeutung sind. 3.1 Bildung Bildung bereichert nicht nur das Leben, sondern macht es erst lebenswert. In erster Linie kann und sollte Alfred Herrhausen ein Vorbild sein, das, obwohl bereits verstorben, auch zu dieser Generation noch spricht. Möglichst viel Geld zu verdienen und Karriere zu machen sind weder der einzige noch der wichtigste Grund, warum ich lebe. Denn erstens werde ich nie zufrieden und erfüllt werden und zweitens werde ich anderen in meinem Streben Schaden zufügen. Nach der Bibel ist der Mensch geschaffen als Empfänger göttlicher Liebe. Für Augustinus findet die Seele erst ihre Ruhe, wenn sie diese in Gott gefunden hat. Das rein Materielle kann also dem Menschen keine Erfüllung geben. Außerdem ist das Gymnasium für viele junge Menschen ein sehr wichtiger Ort, an dem sie dem Kulturgut ihrer Nation und dem Weltkulturerbe begegnen. Dadurch lernen sie die Tradition kennen, in der sie stehen. Dies vermag dem Leben Tiefgang und Bedeutung zu geben. Drittens ist Allgemeinbildung die Beschäftigung mit dem Fremden, das einem als ein Spiegel vorgehalten wird, so dass jeder über sein eigenes Leben reflektieren kann. Wie sollte ich handeln? Wie kann ich handeln? Wie handele ich? So bildet sich Charakter. 2 3 FAZ, 13.02.2010 Taunuszeitung, 13.02.2010, S. 13 Seite 5 von 15 3.2 Charakterbildung als Voraussetzung für verantwortliches Handeln „Wir müssen das, was wir denken, auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen, auch tun. Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein.4 Für Alfred Herrhausen ein ganz zentrales Anliegen. Die Ursache der weltweiten Finanzkrise ist im Kern nicht das billige Geld, sondern der Umgang des Menschen damit. Die Gier steht hier im Konflikt mit der Sorge für die res publica – um einen von Alfred Herrhausen gerne verwendeten Terminus zu benutzen. Macht und Moral müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Wie bildet sich ein verantwortungsvoller Charakter und welchen Anteil hat gymnasiale Bildung dabei? Nach dem hessischen Schulgesetz ist der Lehrer in erster Linie ein Erzieher, wobei die alte Weisheit zu beachten ist, dass das, was ein Mensch ist, so laut schreit, dass man gar nicht hören kann, was er sagt. Prof. Dammer gab in diesem Zusammenhang bei der Diskussion zu bedenken, dass die Schule nicht zu moralischem Verhalten erziehen kann. 3.3 Patriotismus Als Hans-Dietrich Genscher noch von zwei deutschen Staaten in einem europäischen Einigungsprozess sprach, bezeichnete Alfred Herrhausen als erster Repräsentant Deutschlands nach dem Mauerfall die deutsche Wiedervereinigung als wünschenswert5. Helmut Kohl nannte Alfred Herrhausen, der nach seinen eigenen Worten die Bundesrepublik über alles liebte, zu Recht einen deutschen Patrioten. Die 68er Generation hat hier das destruktive Wort „Deutschtümelei“ geprägt, ohne zu merken, dass sie dem Nationalsozialismus damit posthum einen weiteren Sieg beschert hat. Die Jugend kann nicht auf der Grundlage einer NegativAusrichtung erzogen werden. Sie braucht vielmehr eine positive Identifikationsgröße; das Vaterland, das Land der Väter ist sicherlich nicht die Schlechteste. 3.4 Eliten Ein ebenso kontroverser Begriff in unserer Gesellschaft. Prof. Dammer wies in der Podiumsdiskussion darauf hin, dass Deutschland im Gegensatz zu Frankreich keine offiziellen Eliteschulen habe, weswegen der Elitebegriff hier umstrittener sei. Herrhausen sah die Notwendigkeit einer Führungselite für die Industrienation Deutschland in der Erkenntnis, dass nicht alle Menschen gleich begabt sind und die Fähigsten gefördert werden sollten. Zur Elite gehört man weder aufgrund von Herkunft noch von Geld, sondern durch Fähigkeit und Leistung; sie bedeutet nicht Vorrecht, sondern Verantwortung für das Gemeinwesen6. 3.5 Spitzenforschung Alfred Herrhausen war einer der geistigen Väter und Sponsoren des Historischen Kollegs in München. 1980 gegründet bietet es Spitzenforschern die Möglichkeit, mittels eines Jahresstipendiums ein opus magnum abzuschließen7. Für Deutschland bedeutet Spitzenforschung ein Muss; Schulen haben den Auftrag, junge Menschen so zu fördern, dass 4 Balkhausen, D., Alfred Herrhausen. Macht, Politik und Moral. Düsseldorf 1990. S. 15 Spiegel 47 / 1989, 20.11., S. 29f 6 Vgl. Herrhausen, A., Denken, Ordnen, Gestalten. Reden und Aufsätze. Hrsg. v. K. Weidemann. München 2004. S. 333-6., Balkhausen, a. a. O., S. 77 7 Siehe: Gall, L. (Hrsg.), 25 Jahre Historisches Kolleg. Rückblick-Bilanz-Perspektiven. München 2006. 5 Seite 6 von 15 sie die Zukunft des Staates auch in diesem Bereich entscheidend prägen und Verantwortung übernehmen. 3.6 Wirtschaft - Die Macht der Banken „Natürlich haben wir Macht […]. Die Frage ist, […] ob wir sie verantwortungsbewusst einsetzen.“8 Hier geht es also darum, wie man das in der Schule und im Elternhaus gelernte ethisch richtige Verhalten in der Berufswelt umsetzt. Ist das innere Gesetz nicht vorhanden, so muss das äußere Gesetz greifen. Die historische Erfahrung lehrt, dass der freie Handel und eine soziale Marktwirtschaft den Wohlstand mehren und damit die Menschen beglücken. Herrhausen galt denjenigen ostdeutschen Reformkräften, die 1989 gegen die Wiedervereinigung waren und einen zweiten Versuch eines sozialistischen Staates bevorzugten, als Feindbild und Repräsentant eines Kapitalismus, der die Länder jenseits der Elbe ausbeuten wollte. Schien der Kapitalismus seinerzeit als der Sieger aus dem Rennen um das richtige Wirtschaftssystem hervorgegangen zu sein, so sprechen die jetzigen Bankenrettungspläne infolge eines ungezügelten Kapitalismus den Grundprinzipien der Marktwirtschaft Hohn. Somit ist nicht das System entscheidend für ein erfülltes Leben Vieler, sondern das verantwortungsvolle Handeln des Einzelnen. „An dem Tag, an dem die Manager vergessen, dass eine Unternehmung nicht weiter bestehen kann, wenn die Gesellschaft ihre Nützlichkeit nicht mehr empfindet oder ihr Gebaren als unmoralisch betrachtet, wird die Unternehmung zu sterben beginnen.“ 9 3.7 Schuldenkrise Alfred Herrhausen galt als Visionär. Nachdem er 1986 als erster eine partielle Entschuldung der ärmsten Länder forderte, schlug ihm heftiger Widerstand entgegen, „Schnapsidee“ (Commerzbank) war noch eine harmlose Reaktion. Nahezu 20 Jahre später, im Jahr 2005, setzten die G 8-Staaten seine Gedanken teilweise in die Praxis um. Auch heute besteht die Notwendigkeit, die Entschuldung weiteren Ländern zugute kommen zu lassen, da die gegenwärtige Finanzkrise die ärmsten Länder am schwersten getroffen hat. 3.8 Zukunft - Globale Erwärmung Alfred Herrhausen hat als einer der ersten führenden Manager auf die Gefahr hingewiesen, dass globale Erwärmung und das Abholzen der tropischen Regenwälder die Umwelt nicht nur schädigen, sondern langfristig den ganzen Planeten unbewohnbar machen werden. Ein weiterer, globaler Bereich, in dem die zukünftigen Generationen durch Wissen, Engagement und Solidarität gefordert sind.10 3.9 Europa Herrhausen befürwortete einen fortschreitenden ökonomischen und politischen Einigungsprozess, weil er erkannte, dass ohne ein geeintes und zusammenarbeitendes Europa 8 Zit. Platthaus, A., Alfred Herrhausen. Eine deutsche Karriere. Berlin 2006. S. 10 Zitiert nach Taunuszeitung vom 04.12.2009, S. 12 10 Siehe ein Interview mit A. Herrhausen mit der Taunusszeitung vom 06.12.1989 9 Seite 7 von 15 weder wirtschaftlicher noch politischer, insbesondere friedenspolitischer, Fortschritt möglich ist11. 3.10 Osteuropa Im Zuge der Veränderungen in den Ländern des Warschauer Paktes schlug Alfred Herrhausen die Gründung einer Aufbaubank (ähnlich der KfW) für Osteuropa mit Sitz in Warschau vor. Vorbild war ihm hierbei u.a. die Rolle des Deutschen Reiches unter Bismarck, beispielhaft hier der Berliner Kongress 1878 zur Lösung der Balkanfrage. Die Bonner Republik war ein westeuropäischer, historisch gesehen aber ist Deutschland ein mitteleuropäischer Staat. Hat Deutschland im Gegensatz zu der Allianz des Kalten Krieges nicht eher eine Brückenfunktion nach Osteuropa, um insbesondere Russland in eine multipolare Welt einzubinden?12 3.11 RAF, Jugend und Staatsmacht, Rechtsordnung Der die persönliche Freiheit garantierende Rechtsstaat ist die höchste Errungenschaft menschlicher Zivilisation. Die RAF, deren Geschichte noch längst nicht aufgearbeitet ist, stellte für die alte Bundesrepublik die größte Bedrohung dar. Große Teile der Nachkriegsgesellschaft, stolz auf den Wiederaufbau nach der Tyrannei, konnten und/oder wollten sich nicht mit den Fragen und dem Protest der Jugend auseinandersetzen. Der Begriff „Sympathisant“ implizierte ein Denkverbot, das die Kritiker der Verhältnisse nicht akzeptieren wollten. So erzieht man keine mündigen Staatsbürger. Auf der einen Seite möchte die Gesellschaft junge Menschen so ausbilden, dass sie die bestehende Gesellschaftsform beibehalten, respektive verbessern. Damit aber diese Führungskräfte dazu befähigt werden, aus wirklicher innerer Überzeugung heraus das, was die Elterngeneration aufgebaut hat, weiterzuführen, muss ihr der Raum gegeben werden, das Bestehende in Frage zu stellen, um es dann nach einer Prüfung umso wirkungsvoller zu bewahren. Oder um mit Goethe zu sprechen: “Was du ererbst von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“ Das Fundament des Rechtsstaats ist das Vertrauen der Bürger in denselben. Dieses ist in der Auseinandersetzung mit dem „Baader-Meinhof-Komplex“13 erschüttert worden14. Der Tod von Wolfgang Grams auf dem Bahnhof von Bad Kleinen im Juni 1993 führte zum Rücktritt des Innenministers Seiters und des Generalbundesanwalts v. Stahl aufgrund von Ermittlungspannen, die es nicht mehr ermöglichten festzustellen, ob Grams Selbstmord begangen hatte oder – was für den Rechtsstaat Bundesrepublik verheerend wäre – von einem GSG-9-Mann in wehrlosem Zustand erschossen worden war.15 Personifiziert wird dieses Unbehagen in Michael Buback, der letztes Jahr in seinem Buch beschreibt, wie er 30 Jahre nach dem Anschlag auf seinen Vater, Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seine Begleiter Göbel und Wurster, am 7. April 1977 feststellen musste, dass die deutschen Ermittlungsbehörden bewusst den Hinweisen auf eine Frau, Verena Becker, als Schützin nicht nachgehen wollten; vermutlich, weil sie mit dem Verfassungsschutz zusammenarbeitete.16 Verena Becker wurde zwischenzeitlich wegen Mordversuchs in einem anderen Fall zu lebenslanger Haft verurteilt, dann aber vom damaligen Bundespräsidenten von Weizsäcker begnadigt. Ihr Entlassungstag war der 30. November 1989. 11 Herrhausen, A,. a.a.O., S. 255ff. Vgl. Herrhausen, A., a.a.O., S. 81-93. 13 S. Aust, St., Der Baader Meinhof-Komplex. Hamburg 2008 14 S. zu dem Thema: Stuberger, U., Die Tage von Stammheim. Als Augenzeuge beim RAF-Prozess. München 2007. Ders., Die Akte RAF. Taten und Motive, Täter und Opfer. München 2008. 15 S. ID-Archiv (Hrsg.) Bad Kleinen und die Erschießung von Wolfgang Grams. Berlin 1994 16 Buback, M., Der zweite Tod meines Vaters. Erweiterte Auflage München 2009 12 Seite 8 von 15 Dass es seit dem Anschlag auf Alfred Herrhausen, den am besten geschützten Manager Deutschlands, bis heute nie auch nur die geringste Spur, ja im Gegenteil mit dem Informanten Siegfried Nonne auch noch eine überaus peinliche Fahndungspanne gab 17, ist nicht akzeptabel. Der Verdacht, dass es sich um einen Anschlag der sog. dritten Generation der RAF handelt, stützt sich allein auf ein vier Tage später versendetes Bekennerschreiben bekannter Machart sowie ein Nummernschild, das ähnlich manipuliert wurde wie ein Kennzeichen bei einem anderen RAF-Anschlag. Zwei Tage lang beherrschte der Mord die Berichterstattung. Am 7. Dezember 1989 wird kurz über eine Sitzung des Innenausschusses im Bundestag informiert, der aber auch keine neuen Erkenntnisse präsentieren kann. Der harte Kern der RAF sei zur Fahndung ausgeschrieben, Namen werden allerdings nicht genannt.18 Seitdem herrscht Schweigen. Die deutsche Wiedervereinigung zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Dass die polizeilichen Ermittlungen bisher ergebnislos blieben, lädt, wie oben gezeigt, zu Verschwörungstheorien ein. So wird einmal die Stasi als Urheber vermutet19, ein anderes Mal gilt die so genannte dritte Generation als eine Erfindung bundesdeutscher Sicherheitsorgane, die vor dem Hintergrund dieser nicht existenten Bedrohung ihre Macht weiter ausbauen wollten.20 Warum bleiben Zweifel an der Täterschaft der RAF? Da ist zum einen der Kontrast zwischen der geistigen Verwirrtheit der Verfasser des Bekennerschreibens und dem mit großer Präzision geplanten und durchgeführten Anschlag. Kurz nach dem Anschlag sollen anonyme Anrufe auf Herrhausens Diensttelefon, deren Nummer nur hausintern bekannt war, angekommen sein, in denen deutlich die Genugtuung über das Ableben des Chefs zum Ausdruck gebracht worden sein soll. Zum anderen der Verbleib des vorausfahrenden Begleitfahrzeugs. Erst der große Abstand zwischen diesem und Herrhausens Wagen ermöglichte es den Tätern, die Lichtschranke zu aktivieren, deren Durchtrennung die Bombe ausgelöst haben soll. Warum fährt es soweit voraus und warum kehrt es nach der Explosion nicht zurück zum Tatort?21 Drittens bleibt unklar, warum weder Polizei noch Personenschützern die wochenlangen getarnten Straßenarbeiten in der Nähe des Wohnhauses in Bad Homburg und auf der Fahrtstrecke misstrauisch gemacht haben.22 Ein Mann in Herrhausens Stellung machte sich mit seinen innovativen Vorschlägen Feinde in Kreisen, die Fachleute mit dem nötigen technischen Know-how für solche Anschläge beauftragen konnten. Nach Auskunft des Generalbundesanwalts werden jetzt aufgrund verbesserter Kriminaltechnik (z.B. DNA-Analyse) Beweisstücke neu analysiert. Weiterhin aber gibt es keine konkreten Anhaltspunkte für eine Anklage. 17 Nonne hatte zuerst 1991 behauptet, er habe den Attentätern Unterschlupf gewährt, dann aber vor laufender Kamera ausgesagt, der hessische Verfassungsschutz habe ihn zu dieser Aussage gedrängt. 18 FAZ, 07.12.1989 19 Welt, 19.09.2007 20 Wisnewski, G., Landgraeber, W., Sieker, E., Das RAF-Phantom. Wozu Politik und Wirtschaft Terroristen brauchten. München 1993 21 Deutscher Bundestag, Protokoll des Innenausschusses, 07.12.1989. 22 Ebd., S. 96ff Seite 9 von 15 4. Schlussbetrachtung Das Leben und Wirken von Alfred Herrhausen in den genannten Bereichen hat den Schülern und Schülerinnen des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums beeindruckende Anregungen zum Nachdenken gegeben. In einer fortschreitend individualistischer und - wie die Finanzkrisen zeigen - skrupelloser und egoistischer werdenden Gesellschaft braucht das Land kompetente, gebildete und sich für die gesamte res publica verantwortlich fühlende Bürger. Alfred Herrhausen ist ein Vorbild für uns. 5. Anlagen 5.1. Biographisches Die Literatur über Alfred Herrhausen ist überschaubar. Die bereits 1990 erstmals publizierte Sammlung seiner Reden und Aufsätze23 zeigt die Bandbreite seiner Interessen. Sie ist besonders zu empfehlen, da hier Alfred Herrhausen direkt zum Leser spricht und somit ein Eindruck aus erster Hand möglich ist. Daneben sind noch zwei Biographien von Balkhausen 24 und Platthaus25 erschienen. Jenes Buch basiert überwiegend auf Gesprächen mit dem Bankier, während Andreas Platthaus sich auf die Aufsatzsammlung und erstmals auch auf die Dissertation von A. Herrhausen stützt. Im Jahre 2001 kam der Dokumentarfilm „Black Box“ von A. Veiel in die Kinos 26. Der Film versucht ein Doppelporträt des Bankiers und des Terroristen Wolfgang Grams, der im Juni 1993 bei der Festnahme auf dem Bahnhof Bad Kleinen unter noch immer ungeklärten Umständen zu Tode kam, zu zeichnen. Der Autor stellt hierbei die Mordtheorie in den Vordergrund. Leitender Gedanke Veiels war die These, dass beide Männer, deren gesellschaftliche Stellung unterschiedlicher nicht hätte sein können, am Ende ihres Lebens einsam und isoliert waren. Die Witwe des Bankiers, Traudl Herrhausen, äußert sich hier, zwölf Jahre nach dem Anschlag, erstmals öffentlich zu den Ereignissen. Im Anschluss an den Film veröffentlichte Veiel ein Buch, das weitere Details aus Herrhausens letzten Lebensmonaten nennt27. So soll Herrhausen kurz vor seinem Tod mit dem Rücktritt zu seinem 60. Geburtstag gedroht haben. Seine Witwe bezweifelt dies, da es dem preußischen Charakter ihres Mannes nicht entsprochen hätte. 5.2 Abschließende, persönliche Betrachtungen der Schüler 1. Wenn ich an den Namen Herrhausen denke, dann sind für mich vor allem zwei Faktoren wichtig: Zum einen der beispielhafte Aufstieg als Sohn eines bürgerlichen Haushalts zum Vorstandsvorsitzenden eines der größten und einflussreichsten Unternehmen in Deutschland, zum anderen sein Verantwortungsbewusstsein in dieser Position. 23 Herrhausen, A., Denken, Ordnen, Gestalten. Reden und Aufsätze. Hrsg. v. K. Weidemann. München 2004. Erstmals erschienen 1990. 24 Balkhausen, D., Alfred Herrhausen. Macht, Politik und Moral. Düsseldorf 1990. 25 Platthaus, A., Alfred Herrhausen. Eine deutsche Karriere. Berlin 2006 26 Im Handel erhältlich als DVD 27 Veiel, A., Black Box BRD. Alfred Herrhausen, die Deutsche Bank, die RAF und Wolfgang Grams. Stuttgart 2002. Seite 10 von 15 Seine Karriere ist ein beispielhaftes und erstrebenswertes Vorbild, jedoch nimmt eine viel wichtigere Rolle sein Verantwortungsbewusstsein ein. „Natürlich haben wir Macht. Es ist nicht die Frage, ob wir Macht haben oder nicht, sondern die Frage ist, wie wir damit umgehen, ob wir sie verantwortungsbewusst einsetzen oder nicht.“ Diese Aussage von Herrn Herrhausen ist beispielhaft für eine Person seiner Stellung gewesen, speziell als Bankier ist es nicht immer leicht, Verantwortung für die Gesellschaft und Unternehmergeist zu vereinbaren. Moral ist eine geschätzte Tugend, doch selten wird sie so ernst genommen wie sie gepriesen wird; dies versuchte Herr Herrhausen zu ändern; aus diesem Grund verkörpert er Ideale, die ich später auch mein eigen nennen will. Die Podiumsdiskussion über Alfred Herrhausen und zentrale Punkte seines Lebens sind nicht nur ein Anlass gewesen, um über wichtige Themen zu diskutieren, mit denen heutige Jugendliche konfrontiert sind, sondern sie war auch ein gegebener Anlass, um meine eigenen Fähigkeiten zu trainieren, z.B. vor einer größeren Anzahl von Leuten zu stehen und zu sprechen. Für mich wurden wichtige Punkte angesprochen, die mit dem Leben Alfred Herrhausens in Verbindung stehen, vor allem war es jedoch eine Veranstaltung, um die Jugendlichen mit diesen Punkten zu konfrontieren und sie in dieser Hinsicht „aufzuklären“ und zum Denken anzuregen. Die Referenten haben es auch sehr gut verstanden, diese Impulse auf die Zuhörer zu übertragen und diese in das Geschehen mit einzubinden. Meine Vorbereitung umfasste vor allem die Durcharbeitung des Materials über Tugend, Moral und Erziehung, welche ich von meinem Lehrer erhalten hatte. Weiterhin habe ich diverse Recherchen im Internet betrieben und mich auf etwaige Fragen aus dem Publikum vorbereitet. Johannes Geiger, Mai 2010, Bad Homburg 2. Wenn man den Namen Alfred Herrhausen hört, denkt man sofort an einen der wichtigsten Banker der siebziger und achtziger Jahre. Was also machte diesen Mann so besonders, dass zwanzig Jahre nach seinem Tod seine Popularität immer noch vorhanden ist? Alfred Herrhausen war ein charismatischer, intelligenter, intellektueller, erfolgreicher und dennoch bescheidener Mensch, welcher selbst über sich sagte, dass er gerne gebildet wäre, obwohl er eine enorme Allgemeinbildung hatte. Diese Bodenständigkeit, Zielstrebigkeit und Lust an der Sache brachten ihn wohl an die Spitze der Deutschen Bank. Durch seine Charakterzüge, zu denen man noch Offenheit und Respekt anderen gegenüber hinzufügen muss, bildet sich schon ein Teil der Antwort auf die Frage, welches Vorbild er für unsere Generation ist. Da er immer zu seinem Wort stand und mit seinem Motto: „Wir müssen das, was wir denken, auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen, auch tun. Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein,“ 28 zeigt er der heutigen Jugend, welche Regeln für eine funktionierende Gesellschaft wichtig sind und dass man an gewissen Regeln und Traditionen festhalten muss, andere wiederum fallen lassen kann, um Neuerungen zuzulassen und damit Platz für Gestaltungsräume zu schaffen, die Grundüberzeugungen und Werte aber nicht zu verändern. 28 S. Anm. 4. Seite 11 von 15 Herausforderungen stellt Herrhausen genug. Diese sollten wir als den zweiten Teil seines Vermächtnisses sehen, da die schwierigen Aufgaben das Leben erst interessant machen und man nun mal, wenn man in eine Position wie Alfred Herrhausen kommen will, viel arbeiten muss und immer zwei Stunden länger lernen oder arbeiten sollte, damit man der Beste oder die Beste wird bzw. bleibt. Denn auch begabte Leute müssen für die Anerkennung in der Gesellschaft bzw. im Betrieb arbeiten, was am Beispiel Herrhausen zu belegen ist. Dr. Alfred Herrhausen ist uns Vorbild und Motivator, wir sollten an den Idealen des guten Benehmens und des Anstandes festhalten, uns Ziele setzen und immer zu unserem Wort stehen und uns selbst treu bleiben. Der Erziehungsauftrag unserer Schule muss u.a. heißen: „Non scholae sed vitae discimus.“ „Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir.“ Die Frage lautet: Was lernen wir in der Schule und werden uns die oben genannten Dinge auch vermittelt? „Lernen wir auch etwas für das Leben „draußen“, außerhalb einer bekannten Gemeinschaft?“ Oder schließen wir uns dem zweiten Punkt an und sagen: „ Ich mache dies alles nur für ein gutes Abitur“. Ich möchte auch Werte, welche mir vermittelt wurden und sich an die oben genannten anknüpfen, mit auf meinen Weg nehmen. Dies wurde mir durch die Auseinandersetzung mit den Idealen von Alfred Herrhausen noch deutlicher. Nie sollten wir vergessen, dass Alfred Herrhausen ein sehr gebildeter Mensch war und die Überzeugung vertrat, dass man für das Leben lernt. Deswegen gründete er auch das Historische Kolleg in München und suchte den Kontakt zu Jugendlichen, damit man die Werte, welche wichtig sind, vermittelt bekommt. Für das Leben zu lernen ist der wichtigere und richtigere Aspekt. Denn ein gutes Abiturzeugnis ist schön, doch was nützt es jemandem, wenn er nicht die nötigen Softskills hat, um sich in seiner neuen Umgebung zurechtzufinden. Aus diesem Grund ist der Auftrag der Schule zur Bildung - nicht der alleinige Auftrag zu einer „reinen“ Wissensvermittlung - besonders wichtig. Giulio Pavlekovic, Mai 2010, Bad Homburg 3. Ich denke, die Beschäftigung mit der Person Alfred Herrhausens ist für junge Menschen wie mich hilfreich, da sie eine stärkere, historische Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit erfordert. Der Mensch Alfred Herrhausen steht einerseits für visionäres und revolutionäres Denken, andererseits wird der junge Mensch durch den ungelösten Mord an dem damaligen Deutsche Bank-Chef gezwungen, sich mit der terroristischen Vereinigung der Rote Armee Fraktion, die einen dunklen Teil der deutschen Geschichte darstellt, auseinanderzusetzen und den Tod Alfred Herrhausens kritisch zu untersuchen. Besonders wichtig dabei erscheint mir, dass die Motive der Terroristen und deren soziale Hintergründe durchleuchtet werden, um verstehen zu können, wie eine solche Gruppe entstehen konnte. Seite 12 von 15 Auch die Ungereimtheiten, welche mit dem Mord an Herrn Buback einhergingen, ließen mich kritisch über den Rechtsstaat nachdenken und mich fragen, ob das Ideal des Rechtstaates in der Institution Staat überhaupt existiert. Damit einhergehend wurde ich mit den prinzipiellen Fragen der Philosophie konfrontiert: Zum Beispiel, ob die Demokratie tatsächlich die richtige Staatsform ist, ob Menschen von Natur aus zur Gewalt neigen, etc. Alfred Herrhausen hat mir Impulse für die Antwort gegeben und mir gezeigt, dass man durch die ideale Symbiose aus klarem Verstand sowie überzeugenden Argumenten und einem mitfühlenden Herzen Menschen für seine Meinung gewinnen kann. Dies beinhaltet auch die Notwendigkeit, mit neuartigen und visionären Gedanken bzw. Ideen gegen den Strom schwimmen zu müssen und Überzeugungsarbeit durch ratio zu leisten. Dieser Glaube an sich selbst, den Alfred Herrhausen hatte, und dieser eiserne Wille, bzw. diese Disziplin machen diesen Bankier, der seiner Zeit Jahre voraus war, zu einem Vorbild für junge Menschen. Die Selbstsicherheit Herrhausens resultierte auch aus dem Faktum, dass er seine Ideen stets zu Ende dachte und sich erst äußerte, wenn er keinen Denkfehler seinerseits feststellen konnte. Ein wichtiges Kriterium ist dabei die Fähigkeit zum Diskurs mit anderen. Auch diese Feststellung ist für mich sowohl im Schulleben als auch im persönlichen wichtig geworden. Durch die Melange dieser vielfältigen Eigenschaften ist Alfred Herrhausen für mich ein Vorbild. Ich bedaure es sehr, diese besondere Persönlichkeit nicht kennen gelernt zu haben und seine Lösungsvorschläge bzw. Analyse über die heutigen Krisen und die Welt missen zu müssen. Sarah Fried, Mai 2010, Bad Homburg Seite 13 von 15 6. Literaturverzeichnis Gedruckte Quellen Deutscher Bundestag, Protokoll des Innenausschusses, 7.12.1989. Alfred Herrhausen, Denken, Ordnen, Gestalten. Reden und Aufsätze. Hrsg. v. K. Weidemann. München 2004. Erstmals erschienen 1990. Sekundärliteratur Stefan Aust, Der Baader Meinhof-Komplex. Hamburg 2008. Dieter Balkhausen, Alfred Herrhausen. Macht, Politik und Moral. Düsseldorf 1990. Michael Buback, Der zweite Tod meines Vaters. Erweiterte Auflage München 2009. ID-Archiv (Hrsg.) Bad Kleinen und die Erschießung von Wolfgang Grams. Berlin1994. Lothar Gall (Hrsg.), 25 Jahre Historisches Kolleg. Rückblick-Bilanz-Perspektiven. München 2006. Andreas Platthaus, Alfred Herrhausen. Eine deutsche Karriere. Berlin 2006. Ulf Stuberger, Die Tage von Stammheim. Als Augenzeuge beim RAF-Prozess. München 2007. Ulf Stuberger, Die Akte RAF. Taten und Motive, Täter und Opfer. München 2008. Andres Veiel, Black Box BRD. Alfred Herrhausen, die Deutsche Bank, die RAF und Wolfgang Grams. Stuttgart 2002. Gerhard Wisnewski, Wolfgang Landgraeber, Ekkehard Sieker, Das RAF-Phantom. Wozu Politik und Wirtschaft Terroristen brauchten. München 1993. Zeitungen FAZ, 7.12.1989 Spiegel, 47 / 1989 Taunuszeitung, 04.12.2009 Welt, 19.09.2007 Seite 14 von 15 7. Autoren Sarah Fried, Johannes Geiger, Giulio Pavlekovic, geb. 1991 in Frankfurt, Jahrgangsstufe 12 geb. 1991 in Erlangen, Jahrgangsstufe 12 geb.1994, in Bad Soden, Jahrgangsstufe 11. Karl-Heinz Jörgens, M.A. geb. 1960 in Wuppertal-Ronsdorf, Historiker, unterrichtet als Studienrat Geschichte und Englisch am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad Homburg und leitet die dortige Geschichts-AG. Seite 15 von 15