INFORMATION zur Pressekonferenz mit Landesrat Rudi Anschober Prof. Dr. Hans-Peter Hutter (Medizinische Universität Wien) Ing. Thomas Schlögelhofer (Abt. Umweltschutz, Land OÖ) 10. November 2014 zum Thema Sicherer Umgang mit Handy & Co: neue Mobilfunk-Broschüre gibt Infos und Tipps zur Vorsorge gegen mögliche Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden Rückfragen-Kontakt: Mag. a Romana Pichler (+43 732) 77 20-12084 oder (+43 664) 600 72-12084 „Sicherer Umgang mit Handy & Co: neue Mobilfunk-Broschüre gibt Infos und Tipps zur Vorsorge gegen mögliche Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden“ Die Mobilfunkbranche ist immer noch ein Wachstumsmarkt: Neue Endgeräte (Tablets, Smartphones, ...) mit neuen Anwendungsmöglichkeiten sind für diesen Trend und für das enorm steigende Datenaufkommen verantwortlich. Die Einführung der neuen Mobilfunktechnologie LTE ist die logische Antwort auf diese Entwicklung und schafft die Basis für noch größeren Datentransfer und neue Anwendungen. Bedeutet dieses Mehr an Sendeanlagen, Endgeräten und elektromagnetischen Feldern nicht auch gleichzeitig ein höheres Risiko für unsere Gesundheit? Die Einführung der neuen Mobilfunktechnologie LTE800 in Österreich nehmen wir daher zum Anlass, den aktuellen Stand der Wissenschaft abzufragen. Gerade in den letzten Jahren wurde die Datenlage zu den Auswirkungen von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen deutlich verbessert. Es stehen mehr wissenschaftliche Ergebnisse zur Verfügung als 2006, beim Erscheinen unserer letzten Broschüre "Mobilfunk und Gesundheit". Trotz der verbesserten Datenlage lassen die Erkenntnisse auch heute keine eindeutigen Schlüsse zu. Es gibt aber einige Studien, die feststellen, dass vor allem dort wo hohe Exposition auftritt, Risiken vorhanden sein könnten, die Vorsorge zweckmäßig erscheinen lassen. LR Anschober: „In der Thematik um Mobilfunk setze ich mich als Landesrat schon lange für einen sachlichen Umgang mit den Befürchtungen der Bevölkerung und einer qualitativen Beratung ohne Angstmache ein.“ Elektromagnetische Felder: Wirkung auf den Menschen Die Wärmewirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder ist seit langem bekannt. Wenn sich ein nicht perfekt leitender Gegenstand in einem elektromagnetischen Feld befindet, dann dringt das Feld in den Gegenstand ein. Befinden sich in diesem Gegenstand z.B. Wassermoleküle, dann interagiert das Feld mit diesen Molekülen, indem es deren Bewegung verändert. Dadurch gewinnen diese Moleküle Energie im gleichen Maße, wie das Feld Energie verliert. Es entsteht Wärme. An der Dauerleistungsgrenze Körpertemperatur um Temperaturerhöhung etwa um 1 1 °C unserer °C Muskulatur zu. durch Deshalb die hat Absorption nimmt die man eine der Energie elektromagnetischer Hochfrequenzfelder als den maximal tolerierbaren Wert festgelegt. Diese Rate der Energieaufnahme wird spezifische Absorptionsrate (SAR) genannt. Um das Schutzziel der Vermeidung einer gesundheitsschädlichen Temperaturerhöhung zu erreichen, wurden Sicherheitsfaktoren von 1/10 für arbeitende Menschen (0,4 W/kg) und davon wiederum 1/5 für Grenzwertfindung die Allgemeinbevölkerung berücksichtigt. Diese (0,08 Werte W/kg) gelten bei für der eine Ganzkörperexposition, also wenn sich der Organismus fern von der Antenne befindet. Wenn nur ein Teil des Körpers exponiert ist (also z. B. nur der Kopf, wenn wir mit dem Handy telefonieren), dann erwärmt sich der gesamte Organismus weniger und daher sind höhere Werte zulässig. Über die gesundheitsschädliche Wirkung einer Körpertemperaturerhöhung durch Absorption elektromagnetischer Energie besteht Einigkeit in der Wissenschaft und es ist auch anerkannt, dass die Bevölkerung durch geeignete Begrenzungen vor diesen Wirkungen geschützt werden muss. Die Frage steht jedoch im Raum, ob damit auch ein Schutz vor allen gesundheitlich relevanten Auswirkungen hochfrequenter Felder gegeben ist. Während die Existenz von athermischen und nichtthermischen Effekten kaum bestritten wird, gibt es keine Einigkeit darüber, ob sie gesundheitlich bedeutsam sind und wie sich auf der Basis der bestehenden Effekte Richtwerte ableiten lassen. Diese Thematik ist derzeit Gegenstand zahlreicher Studien. Athermische und nicht-thermische Effekte Als nicht-thermisch bezeichnet man Effekte, die unterhalb der Schwelle für eine relevante Temperaturerhöhung – das sind ca. 0,1 °C – auftreten. Als athermisch werden Effekte bezeichnet, die keinen Bezug zur Temperaturerhöhung haben – unabhängig davon, ob eine relevante Temperaturerhöhung auftritt oder nicht. Dazu Prof. Dr. Hutter: „Nach unserer Erfahrung gibt es hohen Bedarf an ausgewogener und fundierter Information zu gesundheitlichen Auswirkungen der mobilen Telekommunikation. Eine endgültige Abschätzung des Risikos ist derzeit zwar noch nicht möglich. Dennoch liegen ausreichend spezifische Studienergebnisse vor, die einen vorsorgeorientierten Umgang mit Mobilfunkanwendungen dringen anraten lassen“. Obwohl der Wissenschaftliche Presseaussendung vom Juni auf Beirat der Funk ersten (WBF) Seite in einer titelt: „Keine Gesundheitsgefahr durch Mobilfunk“ findet sich auf der letzten Seite des gleichen Papiers folgende Formulierung: „Auch wenn die derzeitige Studienlage keinen Grund zur Besorgnis gibt, können Langzeiteffekte des Mobilfunks aus heutiger Sicht noch nicht ausreichend beurteilt werden. Daher mahnen die ExpertInnen des WBF erneut zu einem umsichtigen Umgang bei der Verwendung der Mobilfunktechnologien.“ Was bedeutet „umsichtiger Umgang mit der Technologie“? Aus der Geschichte des Umweltschutzes haben wir gelernt: die Risiken waren immer dort am größten, wo Menschen der größten Menge eines Schadstoffes ausgesetzt waren. Damit lässt sich ganz klar ableiten: der vorsichtige oder umsichtige Umgang mit einer Technologie bedeutet, dass die Menschen die höchsten Expositionen der Technologie weitgehend vermeiden. Das heißt aber auch, dass die Menschen wissen müssen, wo die größten Expositionen stattfinden. Genau das ist Thema der nunmehr vorliegenden neuen Broschüre des Landes Oberösterreich: Informationen zum Thema Größe der elektromagnetischen Felder für alle Anwendungen von denen man im Allgemeinen betroffen ist, so darzustellen um eine Einschätzung der eigenen Situation durchführen und die größten Belastungen vermeiden zu können. Grundzüge des Strahlenschutzes Bild: Vergleich der Ausbreitung der elektromagnetischen Felder beim Einbuchvorgang eines GSM-Handys mit einer Mobilfunk Basisstation: Dort wo die hellste Stelle ist, steht ein Mensch mit seinem Handy (diese Darstellung dient nur zur Veranschaulichung – bei gutem Empfang gibt es nur bei GSM solche Einbuchvorgänge, ansonsten ist die Sendeleistung des Handys deutlich geringer! Allerdings ist bei schlechtem Empfang die Exposition bei allen Technologien hoch). Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Körper sind die größten Felder am Mobiltelefon beim Telefonieren vor allem bei schlechten Empfangsbedingungen. Daraus lässt sich ableiten, dass die Forderung nach einem „umsichtigen Umgang“ hier am effektivsten umgesetzt werden kann. Interessanterweise sind die Vorsorgemaßnahmen am einfachsten umsetzbar – die Jungen machen es uns vor: halten Sie nicht ständig das Telefon ans Ohr, sondern schicken sie Kurznachrichten – damit kommen Sie einer der Grundregeln im Strahlenschutz nach, der AAA-Regel: Abstand Aufenthaltsdauer Abschirmung Der erste Schritt weg von der Strahlenquelle ist der effektivste! Das lernt man beim Strahlenschutzkurs in Seibersdorf – und es trifft auch beim Mobiltelefon zu: Sie können die Immissionen um den Faktor 100 bis 1000 reduzieren, indem Sie das Telefon auf Armlänge vom Körper entfernen. Durch das Verschicken von Nachrichten wird die Expositionsdauer reduziert, weil das Senden und Empfangen von Nachrichten nicht lange dauert. Abschirmung gibt es nicht in diesem Sinn, aber man kann die Sendeleistung des Mobiltelefons durch aufsuchen von Plätzen mit gutem Empfang reduzieren, und damit die eigene Exposition reduzieren. Tipps für vorsorglichen Umgang mit mobilen Kommunikationsgeräten „Ein vernünftiger Umgang mit Handys ist einfach umsetzbar. Allein das Verwenden von Freisprecheinrichtungen reduziert deutlich die Belastung und führt was zur Vermeidung von unnötigen Expositionen. Das gilt natürlich für alle Nutzerinnen, aber im Besonderen für Kinder und Jugendliche“, erklärt Prof. Dr. Hutter. Diese Grundregeln sind auch in den Empfehlungen des obersten Sanitätsrates enthalten, die auf der letzten Seite der Broschüre als 9 wichtige Tipps für die Vorsorge abgedruckt sind: 1. Wenn möglich, nicht bei schlechtem Empfang telefonieren. 2. Fassen Sie sich kurz. 3. In Situationen, wo Sie zwischen Handy und Festnetz wählen können, nutzen Sie das Festnetz. 4. Telefonieren Sie möglichst wenig im Auto. 5. Bei GSM Handys warten Sie ein wenig beim Verbindungsaufbau, bevor Sie das Handy an den Kopf führen. 6. Benutzen Sie Headsets oder Freisprechanlagen. 7. Achten Sie beim Kauf eines Handys auf niedrige SAR-Werte. 8. Tragen Sie das Handy nicht unmittelbar am Körper. 9. Schicken Sie ein SMS statt zu telefonieren. „Da die Exposition, die von einer Sendeanlage ausgeht im Regelfall deutlich geringer ist als jene eines Handys, ist mir der verantwortungsvolle Umgang mit den Geräten ein großes Anliegen. Jede und jeder kann selbst seinen individuellen Beitrag dazu leisten, die Belastung in seinem Umfeld möglichst gering zu halten und darüber soll die neue Broschüre Mobilfunk-Vorsorge informieren“, so LR Anschober abschließend. Hinweis: Die Broschüre steht auf www.anschober.at und der Website des Landes Oberösterreich zum Download zur Verfügung: www.land-oberoesterreich.gv.at > Themen > Umwelt > Strahlen > Mobilfunk