ЎЗБЕКИСТОН РЕСПУБЛИКАСИ ОЛИЙ ВА ЎРТА МАХСУС ТАЪЛИМ ВАЗИРЛИГИ ЎЗБЕКИСТОН ДАВЛАТ ЖАҲОН ТИЛЛАРИ УНИВЕРСИТЕТИ НЕМИС ТИЛИ ЛЕКСИКА ВА СТИЛИСТИКА КАФЕДРАСИ ТАЙЖАНОВА СЕВАРА ЭГАМБЕРДИЕВНА НЕМИС ВА ЎЗБЕК ТИЛЛАРИДА ИШ ЎРИНЛАРИ ЭЪЛОНЛАРИНИНГ ЛЕКСИК ВА СТИЛИСТИК ХУСУСИЯТЛАРИ 5220100 – филология (немис тили) таълим йўналиши бўйича бакалавр даражасини олиш учун БИТИРУВ МАЛАКАВИЙ ИШИ “ҲИМОЯГА ТАВСИЯ ЭТИЛАДИ” ИЛМИЙ РАҲБАР: “Немис тили лексика ва стилистика ” ________ Ўқит. Мухитдинова С.П кафедраси мудири __________ Исматилааева Д.Т 2012 йил “____” ____________ 2012 йил “____” ____________ Тошкент – 2012 DISPOSITION……………………………………………………………………….2 EINLEITUNG………………………………….…………………………………….3 KAPITEL I THEORETISCHE AUFFÜHRUNG 1.1 Textlinguistik ……………………………………………………………....….….5 1.2 Der Text ……………………………………………………………………….….7 1.3 Textklassen…………………………………………………………….….….….14 1.4 Informationsbetonte Texte……………………………………………………….15 1.5 Meinungsbetonte Texte…………………………………………………...……..15 1.6 Auffordernde Texte …..………………………………………………….…..….16 1.7 Instruierend-anweisende Texte…………………………………………….…….17 1.8 Kontaktorientierende Texte ……………………………………..…………..….18 1.9 Sprache der Massenmedien ……………..…….…………..…………..……..….22 1.9.1 Massenmedien ……………………………………………….………..………22 1.10 Medientext …………………………….………………………….……..……..24 1.11 Die gegenwärtige Pressesprache…………………………………………….....26 1.12 Textsorten in der Presse und Publizistik ….…………………………………... 31 1.12.1 Die Meldung ………………………………………………………….…..….32 1.12.2 Die Nachricht…………………………………………………………………34 1.12.3 Der Bericht…………………………………..…………………….…………38 . KAPITEL II PRAKTISCHER TEIL 2.1 Anzeige als eine Textsorte in der Presse …………………….………..….……..40 2.1.2 Eigenanzeige ……………………………………….……….………….…..….43 2.1.3 Anzeigenblätter im Deutschen ……………………. …..…….……….……….46 2.2 Jobbörseseiten im Deutschen ………………………………………….………49 2.3 Stellenanzeigen im Deutschen ……………………. ………………….…….…53 2.4 Elemente einer Stellenanzeige im Deutschen ……………………. ….…..…….54 2.4.1 Kurzinhalt …………………………………………………………….………55 2.4.2 Drückerkolonnen …………………………………………………..…….……56 2.5 Stellenausschreibung ..………………………………….……………………… 58 2.6 Kontrastive Beschreibung der Stellenanzeigen ……………………………..….59 2.7 Beschreibung der lexikalischen Ebene von Stellenanzeige .................................62 2.8 Analyse der grammatischen Struktur der Stellenanzeige in beiden Sprachen .....66 SCHLUSSFOLGERUNG ……………………………………..…………………..71 LITERATURVERZEICHNISS …………………………………………………..72 INTERNETQUELLEN …………………………………………...………………74 2 EINLEITUNG Als Thema meiner Qualifikationsarbeit habe ich die Problematik der lexikstilistischen Besonderheiten der Stellenanzeigen im Deutschen und im Usbekischen gewählt. Ihr Schwerpunkt liegt in den Kenntnissen der Textlinquistik, der tatsachenbetonten Textsorten und ihrem wirklichen Verwenden. Kommunikation (lat. communicare „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen“) definiert auf der menschlichen Alltagsebene ein gemeinschaftliches Handeln, in dem Gedanken, Ideen, Wissen, Erkenntnisse, Erlebnisse (mit-)geteilt werden und auch neu entstehen. Kommunikation in diesem Sinne basiert auf der Verwendung von Zeichen in Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bild oder Musik.1 Ich befasse mich mit dem Bericht, der Nachricht und den Textsorten, die zum Alltag aller Menschen gehören und die sie vor allem informieren. Diese Arbeit besteht aus zwei Teilen. In dem ersten theoretischen Teil stelle ich mich, die Begriffe dar, die mit meinem Thema Textsorten zusammenhängen. Einen Teil von der Theorie widme ich der Textlinguistik, dem Text und seinen Klassen. Ich erkläre den Terminus Text. Anschließend beschäftige ich mich mit dem Begriff „Textsorte“ in Presse und Publizistik und mit ihrer stilistischen Realisierung. In der Arbeit werden fast alle Textsorten der Presse und Publizistik dargestellt. Bei administrativen und wissenschaftlichen Texten geht die Entwicklung von der Textsorte zum Stil. Das bedeutet, dass sich der Textsortenstil mit der Zeit entwickelt und vertieft hat. Bei journalistischen Texten war dieser Prozess umgekehrt. Es entstanden Texte, die einen eigenen Stil haben, und für diese Texte suchen wir noch bis heute eine Klassifikation und Benennung. In dieser Arbeit werde ich nicht die Texte klassifizieren, sondern ich versuche direkt die Textsorten mit der Hilfe von Fachliteratur zu erklären und ihre einzelnen Schwerpunkte darzustellen. Seit längerer Zeit beschäftigt sich die Linguistik im Kommunikationsbereich der Massenmedien mit unterschiedlichen 2 Brinker 1997,10 3 Themen. Ich beschränke mich auf Printmedien und ihre informationsbetonte Textsorten. Im praktischen Teil stelle ich die Stellenanzeige vor und beschäftige mich mit der Problematik der konkreten Textanalyse. Ich widme mich der konkreten Analyse der Textsorten, die das Thema Stellenanzeige in den deutschen und usbekischen Zeitungen sowie in den Internetseiten behandeln. Ich arbeite bei der Textanalyse mit dem Kommunikationsbereich, der Textfunktion, der Textkomposition sowie der Kommunikationsform. Des weiten erwähne ich Sprach- und Stilmittel, die für die einzelnen Textsorten typisch sind (z.B. ob in der Nachricht einige Idiome, Metaphern, Phraseologismen oder auch Stillfiguren vorkommen usw.) Das Ziel dieser Arbeit aufgrund ist, die Textsorten in der Presse und Publizistik vorzustellen und ihre stilistischen Mittel, die Funktion und die Merkmale der informativen Texte der Zeitung zu demonstrieren. 4 KAPITEL I GEGENSTAND DER TEXTLINGUISTIK 1 . 1 Textlinguistik Gegenstand der Textlinguistik ist die Anwendung und Ausweitung der Kenntnisse der modernen Sprachwissenschaft auf Texte und ihr Funktionieren in der Kommunikation: Die linguistische Textanalyse setzt sich zum Ziel, die Struktur, d. h. den grammatischen und thematischen Aufbau sowie die kommunikative Funktion konkreter Texte transparent zu machen und nachprüfbar darzustellen. Sie kann dadurch Einsichten in die Regelmäßigkeit von Textbildung (Textkomposition) und Textverstehen (Textrezeption) vermitteln und dazu beitragen, die eigene Textkompetenz zu verbessern, d. h. die Tätigkeit zu fördern, fremde Texte zu verstehen und eigene Texte zu produzieren. Die Aufgabe der Textlinguistik besteht darin, die allgemeinen Bedingungen und Regeln der Textkomposition systematisch zu beschreiben und ihre Bedeutung für die Textrezeption zu erklären. Was ist ein Text? Welche Kriterien muss ein Text erfüllen und wie werden Texte verstanden? Das sind die zentralen Fragestellungen der Textlinguistik. Der deutsche Begriff „Text“ ist eine Entlehnung aus dem Lateinischen und bedeutet ursprünglich „Gewebe“ oder „Geflecht“, was den Zusammenhang einzelner Teile in einer übergreifenden sprachlichen Einheit widerspiegelt. In der Dudengrammatik kommen zwei Definitionen vor: Ein Text ist ein komplexes sprachliches Zeichen, das nach syntaktischen Regeln geformt ist und ein inhaltliches Thema sowie eine pragmatische Funktion aufweist. Die zweite Definition sagt, dass ein Text ein komplexes sprachliches Zeichen sei, das von den Kommunizierenden zusammenhängend kodiert, bzw. dekodiert werde. Schreiber und Leser hätten dabei syntaktischen, semantischen und pragmatischen Regeln zu folgen. Daran anschließend ergibt sich die Problematik der Texttypologie, d. h. der Kategorisierung von Texten in bestimmte Textsorten. Die Ansätze für eine Textsortenbestimmung sind dabei, adäquat zu den allgemeinen Bedingungen und Regeln der Textkomposition, sehr unterschiedlich. Grundsätzlich 5 wird auch in der linguistischen Textsortenlehre in Anlehnung an die Texttheorie zwischen zwei Hauptforschungsrichtungen unterschieden. Der sprachsystematisch ausgerichtete Forschungsansatz versucht aufgrund struktureller, d. h. vor allem grammatischer Merkmale eine Beschreibung und Abgrenzung von Textsorten zu erzielen. Die situativen und kommunikativ-funktionalen Aspekte sind dann die Kriterien, die der kommunikationsorientierte Forschungsansatz zur Lösung der Textsortenproblematik anwendet. Unterstellt wird, dass Textproduzenten bzw. Textrezipienten über ein Textsortenwissen verfügen, was vor allem auf stark normierte Textsorten zutrifft wie Wetterbericht, Kochrezept oder Testament.6 Es ist relativ unproblematisch, den konkreten Text der jeweiligen Textsorte zuzuordnen. Das Ziel der folgenden Arbeit besteht in der exemplarischen Beschreibung des Textverstehensprozesses und der Relevanz des Textsortenwissens. Der Ausgangspunkt für die Untersuchung ist dabei die Annahme, „dass der Text vom Rezipienten nicht mechanisch ins Gedächtnis eingeprägt ist, sondern aktiv durch Zielsetzungen, Vorwissen und Strategien des Rezipienten rekonstruiert werden kann.“2 Die folgende Arbeit beschäftigt sich mit den einzelnen Textsorten und ihrer stilistischen Realisierung. Die ersten Kapitel sollen uns den Text als Begriff näher bringen und dienen als Grundlage für weitere Untersuchungen. Bei der Textanalyse muss man auf sechs Textualitätsmerkmale achten. Textualität impliziert die: Begrenzbarkeit intratextuelle Verkkettung thematische Zusammengehörigkeit pragmatische Nützlichkeit Musterhaftigkeit 2 Duden, 1990, 6 intertextuelle Beziehbarrkeit3 1 . 2 Der Text 4 Ein Text ist eine Form der Kommunikation. Er kann in schriftlicher oder in gesprochener Form als Rede realisiert sein. Die Sprache entspricht der Situation, in der sich die Kommunikation abspielt. Der Text wird dann durch außertextliche und auch innertextliche situative Faktoren determiniert. Zu diesen Faktoren gehören vor allem die Rolle des Autors und die soziale Relation zwischen dem Autor und dem angesprochenen Publikum. Der Text umfasst Probleme der Komplexität und des Umfangs. Einem Text können auch bestimmte Themen und Funktionen insgesamt und statisch zugeschrieben werden. In der Alltagssprache wird eine Satzfolge nur dann als Text bezeichnet, wenn sie in inhaltlich-thematischer Hinsicht als zusammenhängend, als kohärent interpretiert werden kann. Das Merkmal der Kohärenz (im inhaltlichen Sinn) muss somit als grundlegend für den alltäglichen sprachlichen Textbegriff gelten. Die Kohärenz im Text umfasst das kulturelle Wissen, das das lexikalische Wissen umfasst die Kenntnis der in einer Kultur gängigen Wörter und ihrer Bedeutungszusammenhänge und die Kenntnis von Fakten und Zusammenhängen in der Welt und das Wissen, wie man bestimmte Handlungen vollzieht, also Welt- und Handlungswissen. Besonders wichtig für das Handeln mit Texten ist das Textwissen. Schreiber verfassen bestimmte Texte in bestimmten Situationen zu besonderen Zwecken. Es gibt Regeln, wie Texte typischerweise aussehen. In der wissenschaftlichen Literatur wird nicht immer klar genug zwischen Schrift, schriftlicher Äußerung (Text), schriftlicher Kommunikation, Schriftsprache und geschriebener Sprache unterschieden. Eine solche Unterscheidung ist aber aus Gründen der Verständigung notwendig. 4 Das Buch Linguistische Textanalyse von Klaus Brinker und Vorlesungen in Magdeburg bei HS-Doz.Dr. phil. habil. Frau Sobotta im Seminar Pragma- und Soziolinguistik sind Quellen dieser Aufführungen. 7 Es gibt folgende Abgrenzung: schriftliche Kommunikation bezeichnet eine Sequenz von Vorgängen, sowohl die kognitiven, sprachlichen und motorischen Prozesse beim Schreiben und Lesen als auch die mit Aufbewahrung und Verbreitung des Geschriebenen verbundenen Vorgänge schriftlicher Äußerung (Text) bezeichnet das Produkt einer Schreibhandlung schriftlicher Kommunikation ist die Bezeichniss für ein Inventar von graphischen Zeichen. Sie ist die Grundvoraussetzung für jede Art schriftlicher Kommunikation das Geschriebene; geschriebene Sprache; Schriftsprache ist die Sprache, die man beim Schreiben und Lesen ( also in der schriftlichen Kommunikation) verwendet geschriebene Sprache In der Textlinguistik gibt es verschiedene Textdefinitionen; eine allgemein akzeptierte Definition liegt bisher nicht vor. Grob gesehen lassen sich zwei Hauptrichtungen der Textlinguistik unterscheiden: Der Textbegriff der sprachsystematisch ausgerichteten Textlinguistik: Die erste Richtung der Textlinguistik entwickelte sich im Hintergrund der strukturalistischen Linguistik und der generativen Transformationsgrammatik. Innerhalb dieser linguistischen Richtungen galt nun jahrzehntelang der „Satz“ als die oberste linguistische Bezugseinheit. Erst mit dem Entstehen der sog. Textlinguistik in der Mitte der 60er Jahre kam es zu einer fundamentalen Kritik an dieser Beschränkung auf die Domäne des Satzes. Eine prinzipielle Änderung der geltenden sprachtheoretischen Grundlagen ist mit dieser Forderung allerdings nicht verbunden. Die Textlinguistik versteht sich (wie vorher die „Satzlinguistik“) ausdrücklich als eine Linguistik der „Langue“, bzw. der „Kompetenz“. Die Hierarchie der bis dahin angenommenen Einheiten des sprachlichen Systems (Phonem, Morphem/Wort, Satzglied, Satz) wird lediglich um die Einheit „Text“ erweitert. „Text“ wird definiert 8 als eine kohärente Folge von Sätzen. Der für die Textlinguistik zentrale Begriff der Textkohärenz wird rein grammatisch aufgefasst. Der Textbegriff der kommunikationsorientierten Textlinguistik stellt die zweite (am Anfang der 70er Jahre) entstandene Richtung dar. Sie wirft der ersten Richtung vor, sie habe ihren Gegenstandsbereich insofern zu sehr idealisiert, als sie Texte als isolierte, statische Objekte behandelte und nicht berücksichtigte, dass Texte immer in eine Kommunikationssituation eingebettet sind. Die kommunikationsorientierte Textlinguistik entwickelte sich im Hintergrund der linguistischen Pragmatik, die sich vor allem auf die innerhalb der angelsächsischen Sprachphilosophie entwickelte Sprechakttheorie (J. L. Austin, J. R. Searle) stützt. Unter pragmatischer (sprechakttheoretischer) Perspektive erscheint der Text nicht mehr als grammatisch verknüpfte Satzfolge, sondern als (komplexe) sprachliche Handlung. Die kommunikative Funktion legt den Handlungscharakter eines Textes fest; erst sie verleiht dem Text einen bestimmten kommunikativen „Sinn“. Der Kommunikationsakt ist also die dem Text direkt übergeordnete Einheit.5 Eine adäquate linguistische Textanalyse erfordert die Berücksichtigung beider Forschungsrichtungen. Die folgende Textdefinition entspricht dieser Bedingung: Der Terminus „Text“ bezeichnet eine begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert. In einigen textlinguistischen Arbeiten wird zwischen Kohäsion und Kohärenz unterschieden. „Kohäsion“ meint dann die Verknüpfung der Oberflächenelemente des Textes durch bestimmte grammatische Mittel, während „Kohärenz“ den konzeptionellen Zusammenhang des Textes, d.h. die zugrunde liegende Konstellation von Begriffen und Relationen. Diese Unterscheidung ist unnötig; sie kann sogar irreführend sein, wenn sie dazu verwendet wird, die ältere Textlinguistik als reine „Kohäsionslinguistik“ abzustempeln. Der enge Zusammenhang zwischen expliziten (morphologisch-syntaktischen) und impliziten (semantisch- kognitiven) Formen der kontextuellen Kohärenz ist von Anfang an gesehen worden. 5 Vgl. Brinker 1997, 12 ff. 9 Der Begriff der Textfunktion Der Terminus „Textfunktion“ bezeichnet die im Text mit bestimmten, konventionell geltenden, d.h. in der Kommunikationsgemeinschaft verbindlich festgelegten Mitteln. Die Textfunktion gehört zum Wissen über Textsorten. Sie ist abgrenzbar von der Wirkung, die der Text auf den Rezipienten ausübt. Er beschäftigte sich In der Sprachakttheorie und mit Sprechaktbedeutungen, so genannten Illokutionen, die zur Theorie von J.L. Austin J.R. Searle gehören. Ähnlich wie der perlokutionäre Akt bei einfachen sprachlichen Handlungen, ist auch die Textwirkung im Unterschied zur Textfunktion nicht konventionalisiert, sie sei nun beabsichtigt oder nicht beabsichtigt. Textuelle Grundfunktionen Fast alle bisher vorgelegten Ansätze zur Unterscheidung von Textfunktionen knüpfen in irgendeiner Form an das Organon-Modell von K. Bühler an.6 Bühler, der die Sprache als „Werkzeug“ betrachtet, mittels dessen der Emittent mit dem Rezipienten über Dinge in der Welt kommuniziert, klassifizierte die Grundfunktionen des Textes. Nach Bühler fungieren sprachliche Zeichen gleichzeitig als „Symbol“ für Gegenstände und Sachverhalte der Wirklichkeit (= Darstellungsfunktion), als „Symbol“ der Innerlichkeit des Emittenten (= Ausdrucksfunktion) und als „Signal“, indem sie an den Rezipienten appellieren (= Appellfunktion).6 Gegen alle auf Bühler basierenden Klassifikationen (Grosse, Gütlich und W. Raible, J. R. Searle usw.) ist einzuwenden, dass sie insofern nicht ganz homogen sind, denn die Einteilung – sprachtheoretisch gesehen – beruht auf unterschiedlichen Kriterien. Unsere Abgrenzung von Textfunktionen beruht im Unterschied zu den besprochenen Klassifikationsansätzen auf einem einheitlichen Kriterium, auf der Art 6 Bühler 1934, 288 ff. In: K. Brinkner 1997, 100 ff. 10 des kommunikativen Kontakts. Dieser Kontakt wird von dem Emittenten mit dem Text gegenüber dem Rezipienten zum Ausdruck gebracht. Es lässt sich dadurch eine homogene Klassifikation erreichen. Als Basis für unsere Einteilung wählen wir die Illokutionstypologie Searles,7 modifizieren sie aber im Hinblick auf die Kategorien „Repräsentativ“ und „Expressiv“, die bei Searle primär aufgrund verschiedener Referenzarten definiert und somit nicht deutlich genug auf das interaktive Moment bezogen sind. Wir führen annstatt dessen eine Informations- und eine Kontaktfunktion ein (die in ähnlicher Form auch in der Klassifikation Grosses vorkommen). Sie können auch andere kommunikative Funktionen haben. Nicht alle repräsentativen Sprechakte im Sinne Searles tragen eine Informationsfunktion und nicht alle expressiven Sprechakte haben eine Kontaktfunktion. Expressive Sprechakte können auch eine appellative oder eine informative Funktion haben. Lediglich die Deklarative ist unter dem Aspekt der interpersonalen Beziehung insofern als Sonderfall zu betrachten. Sie ist primär auf eine Veränderung der Welt gerichtet.8 Unter dem kommunikativ-funktionalen Aspekt der interpersonalen Beziehung kommen wir dann zu der folgenden Aufstellung der kontextuellen Grundfunktionen:8 - Informationsfunktion - Appellfunktion - Obligationsfunktion - Kontaktfunktion - Deklarationsfunktion Zu ergänzen wäre noch die in literarischen Texten dominierende sog. ästhetische (poetische) Funktion. Ihr primärer Gegenstand ist die literaturwissenschaftliche Untersuchung.9 Die Informationsfunktion: 7 Brinker 1997, 101. Brinker 1997, 105. 9 Große 1976, 40 ff. In: K. Brinker 1997, 105. 8 11 Der Emittent schränkt die Sicherheit seines Wissens auf vielfältige Weise ein, z.B. durch Angabe der Quelle oder durch die Verwendung von Modalverben (sollen, wollen usw.), Modalwörtern (offenbar, vermutlich ...). Charakteristisch für die Informationsfunktion sind Textsorten „Nachricht“, „Bericht“ und „Beschreibung“und sie kann sich auch mit der „evaluativen“ Einstellung (etwas gut / schlecht finden) verbinden. Kennzeichnend gerade für die Textsorten „Gutachten“, „Rezension“, „Leserbrief“ u. a. ist diese thematische Einstellung. Die informative Textfunktion ist also sowohl mit einer sachbetonten als auch mit einer meinungsbetonten sprachlichen Darstellung kompatibel. Ob eine wertende Aussage neben ihrer informativen Funktion auch noch (oder primär) eine appellative Funktion hat, ergibt sich aus dem Kontext bzw. der Textsorte, der der entsprechende Text angehört. Die Appellfunktion: Zu den Textsorten mit appellativer Grundfunktion gehören: Werbeanzeige, Propagandatext, Kommentare, Arbeitsanleitung, Gebrauchsanweisung, Rezept, Gesetzestext, Gesuch, Antrag, Bittschrift, Predigt usw. Die appellative Textfunktion kann zwar direkt durch explizit performative Formeln mit den Verben auffordern, anordnen, befehlen, bitten, raten, empfehlen, fragen, verlangen, beauftragen usw. aufweisen. Solche expliziten Strukturen sind in Texten aber selten. Als die häufigsten grammatischen Indikatoren der Appellfunktion gelten: o der Imperativsatz o die Infinitivkonstruktion o der Interrogativsatz o Satzmuster mit sollen oder müssen + Infinitiv, haben zu + Infinitiv, sein zu + Infinitiv u. a. Die obligatorische Funktion: Textsorten mit Obligationsfunktion sind Vertrag, Vereinbarung, Garantieschein, Gelübde, Gelöbnis, Angebot usw. Selbstverpflichtende Texte sind in 12 der Regel stark institutionalisiert; deshalb sind sie meistens durch eine direkte Signalisierung der Textfunktion gekennzeichnet. Verben wie versprechen, sich verpflichten, schwören, übernehmen, sich bereit erklären, garantieren, sich verbürgen, wetten, anbieten usw. bilden die Signale der Obliga und Pflichten. Die Kontaktfunktion: Der Emittent hat in diesem Falle eine persönliche Beziehung zu dem Rezipienten, was er dem Rezipienten zu verstehen lässt. Die kontaktspezifische Funktion wird durch explizit performative Formeln mit den Verben danken, um Entschuldigung bitten, beglückwünschen, gratulieren, sich beschweren, willkommen heißen, Beileid aussprechen, verfluchen usw. signalisiert. Kontakttexte sind vielfach an feste gesellschaftliche Anlässe geknüpft, die den Ausdruck der psychischen Einstellung des Emittenten verlangen. Die Gefühlsäußerung ist nicht als solche entscheidend, sondern als die Erfüllung einer sozialen Erwartung durch den Emittenten. Die kontaktspezifische Bedeutung beruht auf solchen Einstellungsbekundungen. Die Kontaktfunktion ist besonders charakteristisch für sog. Partizipationstexte, in denen der Emittent seine Anteilnahme mit dem Rezipienten zum Ausdruck bringt: Gratulations- und Kondolenzbriefe. Sogar die Ansichtskarten und andere Formen des Kontaktbriefs können primär die kontaktspezifische Textfunktion ausdrücken. Diese Funktion erfüllen in der dialogischen Kommunikation überwiegend die Gesprächssorten „Unterhaltung“, „Plauderei“, „Small Talk“. Die Deklarationsfunktion: Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass der Text eine neue Realität schafft. Textsorten mit der deklarativen Grundfunktion sind z.B. Ernennungsurkunde, Testament, Schuldspruch, Bevollmächtigung, Bescheinigung usw. Es geht durchweg um an bestimmte gesellschaftliche Institutionen gebundene Textsorten. Die Deklarationsfunktion wird fast immer direkt (durch feste, ritualisierte und explizite Formeln) ausgedrückt. Neben den expliziten sprachlichen Formen 13 haben sie auch bestimmte Textüberschriften (wie Testament, Urkunde, Bescheinigung, Vollmacht usw.), die auf die Deklarationsfunktion verweisen. 1.3 Textklassen Pressetexte weisen eine Reihe Gemeinsamkeiten auf, die durch Medien bedingt sind. Sie stellen aber eine in vielerlei Hinsicht heterogene Menge von Texten dar. Für die Klassifizierung muss man zwei verschiedene Vorgehensweisen in Betracht ziehen. Es handelt sich um eine deduktive und induktive Vorgehensweise10. Bei der ersten geht man von einem globalen Modell als Basis aus und versucht, weitere Unterscheidungsmerkmale abzuleiten und so zu einer möglichst systematischen und umfassenden Typologie zu gelangen. Von einem Verfahren „von unten“ versucht man, bestimmte Gliederungsprinzipien von der Textebene aus zu entwickeln und dadurch den spezifischen Merkmalen des Untersuchungsgegenstands stärker Rechnung zu tragen. Im Werk von Lüger wird ein kombiniertes Verfahren gewählt. Es geht nicht um die Erarbeitung einer übergreifenden, prinzipiell für alle Texte geltenden Typologie. Untersucht wird nur ein begrenzter Kommunikationsbereich, nämlich Texte der Tagespresse, und hierfür ist zunächst, wie mehrfach erläutert, ein geeignetes Klassifikationsmodell zu erstellen.11 Die allgemein angenommene Theorie der Alltagssprache entsteht von Ditmer, der sich mit Textklassifikationen von Texten beschäftigt. Nach seiner These entstehe eine Typologie von Texten, indem Texte zu solchen theoretischen Textklassen zusammengefasst seien. Eine derartige Textklasse wäre beispielsweise die Klasse der Texte, für die nur ein bestimmter Rezipient oder nur ein bestimmter Produzent in Frage kommt.12 10 Lüger 1995, 65. Lüger 1995, 66. 12 Ditmer, 1981, 111 11 14 Das heißt, dass sich bestimmte Textsorten, die verschiedenen Lesergruppen (je nach Alter, Geschlecht, Interesse) bestimmt sind, bestimmte Leser interessieren und eigene Funktion und Botschaft den Lesern bringen. 1.4 Informationsbetonte Texte Diese Gruppe stellt die wichtigste Gruppe der Textklassen dar, die den Leser über etwas informiert, was er wissen möchte oder was ihn interessieren könnte. Die Texte dieser Art verfügen über die Informationsfunktion und ihr Hauptteil besteht also darin, dass der Leser einen betreffenden Sachverhalt zur Kenntnis nimmt. Die erste Orientierung erhält der Leser schon in der Überschrift. Also die Schlagzeile lockt die Leser zum ausführlichen Lesen. Je nach Explizitätsgrad kommen zur Identifizierung des Textgegenstandes weitere Präzisierungen in Oberund Unterteil hinzu, eventuell auch einzelne wertende oder relativierende Elemente, die aber den vorherrschenden Intentionstyp ‚informieren’ nicht in Frage stellen.13 1.5 Meinungsbetonte Texte In diesem Fall geht es um Texte, die eine Einstufung, eine Kommentierung eines gegeben Sachverhalstes zum Ausdruck bringen. Dieser Intentionstyp kann uns etwas „Bewertendes“ oder „Evaluierendes“ vermitteln. Das wichtigste ist, dass vom Sender einer Bewertung oder einem Ergebnis ein bestimmtes Bewertungsprädikat zugeordnet wird. Der Autor bewertet den Sachverhalt nach verschiedenen Möglichkeiten. Es handelt sich um: Einschätzung der Durchführbarkeit, die Relevanz, die Nützlichkeit für den Adressaten oder für eine bestimmte soziale Gruppe oder die Quantität. Typische Ausdruckformen sind dann: Satzadverbien, Modalverben, wertende Adjektive, Partikeln oder Grammatische Modi. 13 Lüger 1995, 67. 15 „In Texten sind klare, eindeutige Zuordnungen bekanntlich nicht immer möglich. Ob eine Äußerung als ‚informierend’ oder eher las ‚bewertend’ verstanden wird, hängt meist auch vom Textzusammenhang und den Wissensvoraussetzungen des Empfängers ab. Von daher spricht sicher einiges dafür, im Rahmen einer globalen, nicht speziell auf Pressetexte bezogenen Klassifikation die Unterscheidung zu relativieren bzw. nicht als textklassenbildend zu betrachten.“14 „Die Darstellung der Sachverhalte, der Bewertungsgegenstände, auf die sich die evaluierenden Stellungnahmen beziehen, erfolgt normalerweise in separaten Beiträgen, oft auf der gleichen Seite der Zeitung. Für das Verstehen meinungsbetonter Texte wird die Kenntnis solcher Fakten mehr oder weniger vorausgesetzt, davon zeugen auch gelegentliche Querverweise auf vorangehende Informationen. In den meisten Fällen aber stellen noch resümierende, in den Text integrierte Kurzfassungen die Anknüpfung an das erwartete Vorwissen dar.“15 In der Pressekommunikation stellen die informations- und meinungsbetonten Texte eine wichtige Rolle dar und werden derer Mithilfe die zentralen Aufgaben der Tageszeitung, also Vermittlung von Informationen und Meinungen den Lesern. Sie berichten über aktuelle Geschehnisse und liefern bewertende und einordnende Stellungnahmen dazu. 1.6 Auffordernde Texte Es geht um die Texte, die die Einstellung des Lesers beeinflussen, das heißt, dass „mit der Äußerung eines Textes an den / die Empfänger appelliert wird, eine bestimmte Handlung einzunehmen.“16 14 Brinker 1997, 106. Lüger 1995, 69. 16 Lüger 1995, 70. 15 16 Das Ziel besteht also darin, eine entsprechende Reaktion des Lesers auszurufen. Mit der „Reaktion“ sind auch emotionelle Zustände und Haltungen verbunden. Es ist schwer festzustellen, ob es in diesem Fall um eine selbständige Textklasse geht, denn der Leser nimmt eine Haltung ein, reagiert auf bestimmte Weise. Dazu kommt der Empfänger auch nach dem Lesen eines meinungsbetonten Artikels. K. Brinker erklärt17: „Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass er ihn dazu bewegen will, eine bestimmte Einstellung einer Sache gegenüber einzunehmen und / oder eine bestimmte Handlung zu vollziehen. Die appellative Funktion kann durch folgende Paraphrase explizit gemacht werden: Ich (der Emittent) fordere dich (den Rezipienten) auf, die Einstellung (Meinung) X zu übernehmen / die Handlung X zu vollziehen. Textsorten mit appellativer Grundfunktion sind: Werbeanzeige, Propagandatext, Kommentar18, Rezepte, Gesetztexte usw.“ Es gibt eine Reihe von Äußerungen im Imperativ oder mit dem Verb sollen, bitten, raten, befehlen, die als Aufforderungen interpretierbar sind. 1.7 Instruierend-anweisende Texte Es handelt sich um Ratschläge, praktische Hinweise, Anleitungen usw. Es ist fraglich, ob man diese Texte zum journalistischen Bereich zurechnen kann. Es steht fest, dass solche Texte auch in überregionalen Abonnementzeitungen vorkommen und somit in einem Überblick über die Pressesprache nicht unerwähnt bleiben sollten. 17 Brinker 1997, 108 ff. Bei (politischen) Kommentaren geht es dem Emittenten in der Regel nicht nur um die Mitteilung seiner Stellungnahme (= Informationsfunktion), sondern er intendiert zugleich, dass der Rezipient seine Bewertung des Sachverhaltes übernimmt. Kommentare enthalten vielfach auch einen (zumeinst indirekten) Appell an die Verantwortlichen, etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen. 18 17 Kennzeichnend für diese Texte ist, dass sie Informationen liefern, die zur Verbesserung oder Vermeidung eines für den Adressaten problematisch beurteilten Zustandes beitragen können. Sie sollen also auf keinen Fall den Empfänger von der Richtigkeit überzeugen oder zur Ausführung bestimmter Handlungen veranlassen. Typischer Aufbau ist die Zweigliedrigkeit. Der Ausgangpunkt kann entweder die Darstellung einer Situation sein, die für den Leser schwer und problematisch gesehen wird, oder die Angabe eines Zustands, der als vorteilhaft gilt. Der Hauptteil des Textes konzentriert sich dann auf die Vermittlung von Maßnahmen und Handlungen, mit deren Befolgung sich die genannte Problemsituation verbessern oder der angestrebte Zustand erreichen lässt. Wie es schon konstatiert wurde, geht es bei diesen Texten primär nicht darum, den Leser zu einem bestimmten Verhalten aufzufordern, sonder es geht um folgendes: eine Situation vorlegen, die geeigneten Maßnahmen zur Kenntnis bringen, mit denen sich der Ausgangszustand verändern lässt. Bei solchen Texten spricht man über „wenn-dann-Relation19„. Man kann je nach Objektbereich zwei Gruppen20 unterschieden: 1. Handlungsanleitungen, die sich vorwiegend auf den Umgang mit bzw. die Herstellung von Gegenständen, Produkten usw. beziehen. Es handelt sich um „praktische Tipps“ wie Pflege-, Gebrauchs- oder Montageanleitungen, Kochrezepte u. a., die unter speziellen Rubriken zu lesen werden. 2. sog. Ratgebungen, die entweder den menschlichen Bereich allgemein oder spezieller das Konsumverhalten betreffen. Häufig geht es um Ratschläge zur Problematik im sozialen Handlungsbereich. 1.8 Kontaktorientierende Texte In der Presse gibt es spezifische Mittel, die die Aufmerksamkeit und das Interesse 19 20 des Lesers hervorrufen wollen. Dieser Umstand heißt Vgl. Lüger 1995, 72. Lüger 1995, 148. 18 „Kontaktorientierung“21. Die Informationen können nämlich ihre Adressaten nur dann erreichen, wenn die Zeitung oder die Zeitschrift gemerkt wird. Dazu dient die Titelseite, die unsere Aufmerksamkeit anzieht. Sie ist das wichtigste Werbemittel und hat praktisch die Funktion eines Plakates. Sie erfüllt ihre Funktion, wenn sie auf den Leser eine einziehende Wirkung ausübt. Die Gestaltung der Titelseite hat eine große Bedeutung und vor allem an den Plätzen, wo die Zeitungen in nächster Konkurrenz stehen – am Kiosk. Das gilt vor allem für die Boulevardzeitungen. Man findet die kontaktorientierten Maßnahmen in allen Zeitungstypen, wenn auch in verschiedener Dosierung und mit unterschiedlichen Mitteln realisiert. Auch im Innenteil der Zeitung spielt die Bemühung um die Leseraufmerksamkeit eine wichtige Rolle. Man wird hier weniger von speziellen Texten als vielmehr von kontaktorientierten Maßnahmen oder Mitteln sprechen können. Man kann wenigstens vier Bereiche oder Ebenen22 unterscheiden: Name der Zeitung Informationsträger Aufmachung der Titelseite Informationsangebot der Ausgabe Artikel-Überschriften Textinformation Lead, Zwischenüberschriften Textinformation Im Vordergrund steht das Bemühen, auf ein bestimmtes Informationsangebot aufmerksam zu machen. In dieser Weise ist auch der Name des Mediums interpretierbar. Das Medium aktualisiert für uns spezifische Vorerwartungen bezüglich der inhaltlichen Ausrichtung, der Art des Informationsstandes und der Position des Zeitungsspektrums. Die Auffälligkeit des Informationsträgers und -angebots erfolgt durch: - visuelle Mittel wie z.B. Illustrationen und Typographie - die sprachliche Präsentation, - die Auswahl bestimmter Inhalte. 21 22 Vgl. Lüger 1995, 79. Lüger 1996, 79. 19 Die Auffälligkeit benutzen vor allem die Boulevardblätter. Sie kombinieren alle drei Mittel (Selektion von Inhalten, Sprachgestaltung und Hinzuziehung visueller Mittel). Hier hat eine große Bedeutung, neben den farbigen Fotos, vor allem auch das typographische Verfahren. Dazu gehören: Farbdruck, extreme Variation von Schriftgröße und ihren Typ, Negativzeilen (weiße Lettern auf schwarzen Grund) oder Tipozeichnen (Pfeife, Punkte), usw. Alle diese Mittel dienen zur Hervorhebung der Zeitung. „Strategien der Aufmerksamkeitssteuerung werden umso wichtiger, je schärfer die Konkurrenzbedingungen sind. Dies zeigt sich vor allem dort, wo der Verkauf über Abonnements nur eine untergeordnete Rolle spielt, wie etwa bei der französischen Tagespresse. Der Titelblattgestaltung fällt hier u.a. die Aufgaben zu, mit entsprechenden Hervorhebungen sowohl die Attraktivität des Informationsangebots wie auch das Profil, die Position der betreffenden Zeitung für den potentiellen Leser / Käufer in möglichst kurzer Zeit erkennbar zu machen. Die graphisch-drucktechnische Gestaltung und die Anordnung der Beiträge stellen aus der Sicht des Lesers gleichzeitig ein wichtiges Indiz für die Bedeutungszuschreibung eines Ereignisses dar. Hannes Kniffka23 hat hierfür den Begriff „Phänotyp“ einer Berichterstattung reserviert und als Messinstrument für die jeweilige Gewichtung einer Information eine zehnteilige Skala vorgeschlagen.“24 Neben den Bildinformationen, die für die kontaktorientierte Intention charakteristisch sind, ist die Vielzahl von Anzeigen zu erwähnen. Die Titelseite erhält auf diese Weise Merkmale eines Werbeplakats. Vor allem die Illustrationen gehören zu den bedeutendsten Mitteln der Aufmerksamkeit. Für den Leser sind die Mitteilungen semantisch eindeutig und damit schneller erfassbar. Sie helfen dem Leser bei der Orientierung von der Textsauswahl. „Durch das Auffälligmachen eines Beitrages kann dieser vom Adressaten leichter wahrgenommen werden, und ist diese Bedingung erfüllt, lässt sich dann auch das mit 23 24 Hannes Kniffka (* 15. Oktober 1942) 1980 Habilitation an der Universität zu Köln (Allgemeine Sprachwissenschaft. Lüger 1995, 80. 20 der Informationshandlung verbundene Ziel, nämlich die tatsächliche Kenntnisnahme des betreffenden Sachverhalts, eher erreichen.“25 Die Angaben auf der Titelseite und die Überschriften heben beim Leser die Attraktivität des Informationsangebots vor, bauen Spannung auf. Vor allem die Überschrift gehört zu den wichtigsten Ereigniskomponenten. Der Kurztext beschränkt sich auf eine Überblickdarstellung. Die Informationen bieten nicht die Erfahrungen über nähere Umstände oder über die Handlungsbeteiligten. Mit der Aufmerksamkeit hängt auch die Relevanz des Mitgeteilten26 zusammen. Sie ergibt sich für den Rezipienten aus der jeweiligen Aufmachung und Gewichtung. Hinzu kommen folgende Faktoren: 1. die Kontrastwirkung, die eine Mitteilung, eine Schlagzeile oder eine Illustration im gegebenen Zusammenhang auslösen, 2. der Überraschungswert, also die „Inkongruenz aus subjektiver Erwartungswahrscheinlichkeit und objektivem Eintritt“ des vermittelten Ereignisses, 3. die Zeitdauer, die seit Eintreten des Ereignisses verstrichen ist, 4. der Grad des Betroffenseins auf Seiten des Lesers Zu weiteren Mitteln der Aufmerksamkeitswirkung gehören auch die Syntax der Schlagzeilen. Der absolute Zwang zur Kürze führt zu einem äußerst komprimierten Satzbau: Nominalsyntagmen, einfache, meist verlose Kurzsätze. Es überwiegen hier also schnell überschaubare Satzformen, Satzgefüge und komplizierte Strukturen werden gemieden. Zu nennen ist auch ein weiteres Mittel, und zwar Abwandlung fester Formeln. Sie stellen die Unbeachtetheit, die fraglose Gültigkeit der Alltagssprache in Frage und lenken die Aufmerksamkeit auf die sprachliche Ebene selbst. Es handelt sich, wie W. Wills es formuliert, gewissermaßen um textuelle Überschussphänomene, welche dazu beitragen, „effektvolle ‚Störstellen’ aufzubauen, die nach dem Prinzip des ‚delectare’ die Beziehung zwischen Leser und Text u. U. erheblich intensiveren 25 26 Lüger 1995, 82. Lüger 1995, 83 ff. 21 und evozierende, assoziationsstimulierende Kraft besitzen.“27 Mit den genannten Stilmitteln wird vom normalen Sprachgebrauch abgewichen und auf diese Weise die Originalität der Berichterstattung unterstrichen. Semantische Gestaltung des Druckbildes gehört weiter zur spezifischen Merkmalen des kontaktorientierten Textes. Je mehr typografische Anordnung und graphische Hervorhebungen mit den semantischen Einheiten einer Äußerung korrespondieren, um so leichter erfassbar ist die betreffende Information. Die Verwendung von typographischen Mitteln hebt eine Information hervor, und der Leser nimmt das Informationsangebot wahr und wird sich dafür weiter interessieren. Die besprochenen kontaktorientierten Verfahren sind nun nicht zu missverstehen als Aussagen über konkrete Rezeptionsprozesse. Sie deuten aber an, wie ein differenziertes Gefüge sprachlicher und nicht-sprachlicher Aktivität dazu beitragen kann, das übergeordnete Ziel, das Erzeugen von Leseinteresse zu erreichen, oder die Bedingungen dafür zu verbessern.28 1.9 Sprache der Massenmedien 1.9.1 Massenmedien Alltäglich trifft man sich mit gegenwärtigen Kommunikationsmitteln, zu denen Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk, Fernsehen, Handy, Internet u. a. gehören. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Kriterien richten sich: 1. nach dem Übertragungskanal - Massenmedien in Druckform - Audio- visuale elektronische Massenmedien 2. nach der Leserorientierung Leser orientieren sich nach ihren Interessen. Entweder gehören sie zu einer bestimmten Gruppe der Rezipienten (z.B. Hobby, Alter) oder suchen Informationen, Unterhaltung, Nachrichten, Bildung usw. Die Presse ist als das älteste aller Massenmedien bekannt. Die Geschichte der 27 28 Wills 1995, 45. Lüger 1995, 87. 22 Massenmedien geht bis zu der Zeit vor Christus zurück. Als erste, wenn wir das sagen dürfen, waren die Römer mit ihren Nachrichtenblättern – die sog. „acta diurna29„. Die Grundvoraussetzungen für die weitere Entwicklung der Massenmedien waren der technische Fortschritt und politische, soziale und kulturelle Reife des Staates. Zu den wichtigsten Schritten in der Entwicklung der Massenmedien gehören also: 1. Erfindung des Buchdrucks in der Mitte des 15. Jahrhunderts 2. politische, soziale und kulturelle Voraussetzungen 3. technische Voraussetzungen Die damals gedruckten Flugblätter können wir als Vorläufer der im 17. Jahrhundert entstandenen Tageszeitungen bezeichnen. Die frühere Presse las nur ein sehr begrenzter Kreis von Gebildeten. Der Leserkreis erhöhte sich mit dem Beginn der Massenpresse. Diese Tendenz war durch viele Veränderungen in der Zeitung bemerkbar. Es wurde die Zahl von den Zeitungen erhöht, der Inhalt wurde vielfältiger, damit die Ansprüche vom breiteren Leserkreis befriedigt werden. Es dauerte fast 200 Jahre, bis die Zeitung als wirkliches Massenkommunikationsmittel für jeden verfügbar, billig, täglich erhältlich und schnell informierend wurde. Heute gibt es zwei Zielrichtungen von der öffentlichen Presse, die öffentlichrechtlich oder privat ausgeübt wird und die sowohl in der gedruckten als auch elektronischen Form vorkommen. Es handelt sich um 1. seriöse Standardpresse 2. Boulevardpresse Es gibt drei grundsätzliche Aspekte30, die für gegenwärtige Massenmedien gelten: 1. Die Entwicklung der Medien ist nicht linear. Ein Medium wird nicht durch ein neues, anderes ersetzt. Das neune Medium muss sich nach und nach seine Position sichern und seine Funktion definieren. Dabei übt es Druck auf die alten Medien aus, 29 Es waren die täglichen, amtlichen Notizen aus dem römischen Leben. Sie wurden als Meldungen auf die Tabellen eingeritzt und auf dem Platz „Forum in Rom“ gehangen. 30 Burger 2005, 32. 23 und das ganze Mediensystem kann umstrukturiert werden. Bei einem neuen Medium ist keineswegs von Anfang an klar, wozu es gut ist, wozu es dienen kann. Es ist auch nicht unbedingt klar, ob es sich eher als privates Medium oder als Massenmedium eignet. 2. Ein neues Medium bedeutet nie nur die Einführung einer neuen Technologie, sondern immer auch eine Neustrukturierung der Wahrnehmung wie auch der sozialen Umwelt. Das ist von Medientheoretikern wie Marshall McLuhan oder Joshua Meyrowitz überzeugend, wenn auch im Einzelnen vielleicht überzeichnet, nachgewiesen worden.31 3. Die Muster, die das neue Medium einsetzt, lehnen sich zunächst an die der alten Medien an. Der Prozess der Emanzipation von den Vorbildern kann dann u. U. sehr lange dauern und in kleinen Schritten erfolgen. Von linguistischer Perspektive aus lassen sich an der Geschichte der Massenmedien insbesondere der erste und der dritte Aspekt illustrieren. Das Forschungsfeld des zweiten Aspektes stellen die Soziologie, Kommunikationswissenschaft und die allgemeine Medientheorie dar. Neben den klassischen Massenmedien wie Printmedien (Zeitungen und Zeitschriften) und elektronischen Medien (Hörfunk und Fernsehen), wächst seit den 1990er-Jahren die Bedeutung des Internets. Als Printmedien werden die klassischen Informationsquellen, also Zeitschriften, Zeitungen, Bücher, Kataloge, geografische Karten und Pläne, aber auch Postkarten, Kalender, Poster, Flugblätter, Flugschriften, Plakate usw. bezeichnet. 1.10 Medientext Den Gegenstand der Medienlinguistik bilden alle Arten von Texten, die in den Massenmedien angeboten werden. Es geht um „Textbereiche“. Die Textbereiche Holly, 1996, diskutiert den Begriff des „Mediums“ und kommt zu einer Definition, die den materiell-technischen Aspekt in den Vordergrund rückt: „Medien werden hier aufgefasst als materiale Hilfsmittel, die räumlich-zeitliche Beschränkungen natürlicher Kommunikationsmittel erweitern können.“ (12) Diese Konzeption ist im Rahmen seines begrifflichen Systems zur Abgrenzung von verwandten Begriffen vertretbar, wird aber den Erkenntnissen der neueren Medientheorie zur Komplexität und Reichweite des Konzepts „Medium“ nicht gerechnet. (zitiert bei Burger 2005, 32.). 31 24 spielen in verschiedenen Medien eine unterschiedliche Rolle, mit Ausnahme der von Journalisten verfassten Texte, die überall als das Zentrum des Mediums gelten.32 Als ein Medientext betrachtet man journalistische und fiktionale Texte, verschiedene Anzeigen, Werbetexte und Sponsoring-Texte und auch Leserbriefe, E-Mails u.a. Journalistische und fiktionale Texte pflegt man in Radio und Fernsehen als „Programm“ zusammenzufassen. Fiktionale Texte sind in der Presse und im Radio weniger wichtig als im Fernsehen, wo die Serien und Spielfilme einen beträchtlichen Anteil an der Sendezeit ausmachen. In der Presse gibt es z.B. Comics, in den Feuilletons finden sich gelegentlich auch Gedichte und Kurzgeschichten. Anzeigen nehmen in den Zeitungen einen großen Raum ein. Hier ist der Bereich der privaten Anzeigen klar zu scheiden von Werbeanzeigen. Als private Anzeigen gelten Todesanzeigen, Hochzeitsanzeigen, Kontaktanzeigen usw. Es sind die Texte, die zwar in Massenmedien publiziert werden, trotzdem aber sich nur in beschränktem Masse an ein öffentliches Publikum richten. Sie fallen nicht in die Verantwortung der Redaktion, wohl aber unterliegen sie in gewissem Masse den von der Zeitung gesetzten Normen oder passen sich die dort üblichen Gepflogenheiten an. Diese Art von Anzeigen findet man in beschränkten Ausmaß auch in den Lokalradios, z.B. als Phone-ins mit Angeboten von Hörern. Werbetexte und Sponsoring-Texte. Mit diesen Texten sind explizite Hinweise auf die Institution gemeint, die eine Sendung sponsert. Rezipienten-Texte sind nur partiell als eigenständiger Textbereich anzusehen. Es geht um solche Texte, die von Rezipienten verfasst oder gesprochen sind, als Reaktion auf den journalistischen Bereich oder als Ergänzung dazu. Die klassische Ausprägung dieses Bereiches in der Presse ist der Leserbrief. Leserbriefe haben in Relation zum redaktionellen Teil unterschiedliche Eigenständigkeit. Es geht um die Leserbriefe, die eine direkte Reaktion auf einen journalistischen Text darstellen, die auf dessen Inhalt oder dessen Formulierung 32 Burger 2005, 64 ff. 25 reagieren. Stärkere Eigenständigkeit haben solche Briefe, die einen Kommentar zu einem Thema von aktueller und öffentlicher Bedeutung geben, der sich zwar auf das Nachrichtenkontinuum, nicht aber auf einen bestimmten Artikel bezieht. Leserbriefe „zweiter Stufe“ beziehen sich ihrerseits wieder auf die vorher erschienenen Leserbriefe und eröffnen damit eine eigene Linie der Kommunikation, die sich neben der journalistischen Kommunikation abspielt. Von den Journalisten selbst werden Leserbriefe als Fremdtexte markiert und als metakommunikativ von den journalistischen Texten abgegrenzt. 1.11 Die gegenwärtige Pressesprache Die Massenmedien beeinflussen unser Leben in vielen Aspekten und Tätigkeiten unseres Daseins. Die Sprache der Massenmedien spielt eine besondere Rolle in der Sprachentwicklung – sie ist von großer Bedeutung bei der Ausprägung und Veränderung sprachlicher Normen. Was bedeutet eigentlich der Begriff „ die Pressesprache“ und wie konnte man ihn verstehen? H.-H. Lüger stellt die Frage, ob eigentlich dieser Begriff benutzt werden kann, und wenn ja, wie er abgegrenzt werden kann. Er ist der Meinung, dass die Pressesprache nicht im Sinne eines homogenen sprachlichen Systems existiert, sondern eher im Sinne einer Gesamtheit gemeinsamer Merkmale hinsichtlich der Produktionsbedienungen und Mitteilungen von Zeitungstexten.33 Nach der kommunikativ-pragmatischen Wende der 70-er Jahre entstanden zahlreiche sprachwissenschaftliche Disziplinen, wie z.B. die Textlinguistik, Pragmalinguistik, Soziolinguistik und Psycholinguistik, im Rahmen derer die Sprache der Massenmedien untersucht wurde. Das Interesse an diesem Gebiet des öffentlichen Sprachgebrauchs nahm ständig zu. Journalistische Texte und Sprachstile stellen den Gegenstand der Forschung dar. Die Pressesprache wird sehr oft zum Ziel sprachlicher Kritik.34 Unter dem 33 34 Vgl. Lüger 1995, 1. Vgl. Lüger 1995, 3 ff. 26 Ausdruck „Zeitungsdeutsch“ verstand man früher etwas Negatives und Minderwertiges. Die Sprache der Presse wurde dabei zum größten Teil mit der Literatursprache verglichen, ohne die spezifischen Verwendungsbedingungen der Pressesprache mit einzubeziehen. Phrasenhaftigkeit und häufiger Fremdwörtergebrauch sind gut sichtbare Merkmale, die die einheimische Sprache prägen, ändern und meistens Zeitungssprache sind aber beeinflussen. eigentlich nur Diese Spezifikationen Resultat eines der langen Entwicklungsprozesses und sind historisch bedingt. Es gibt also Tendenzen, die von Anfang an schon existierten und sich später weiter entwickelt haben. Heutzutage werden alle Stillsorten als gleichwertig anerkannt. Die Presse trug in einem großen Maße zur Verbreitung einer einheitlichen Standardsprache bei. Die Sprache der Presse wurde oft auch aus ideologischen Gesichtspunkten kritisiert. Sie bildete das gesellschaftliche Dogma und diente als Mittel zum Steuern und zur Manipulation des menschlichen Denkens. Nebenbei gibt es hier die Frage der persönlichen Identifikation. Die Kritik richtete sich auf die Ausdrucksweisen, die eine bestimmte Einstellung oder Denkweise in das Bewusstsein des Lesers einzuprägen versuchen. Die Ausdrucksweisen können dem Leser eine Tatsache mit einer bestimmten Absicht im Hintergrund unangemessen vermittelt oder gleich mit der Information auch eine implizite Wertung übergegeben werden. Dieses kann z.B. durch Verwendung von Euphemismen realisiert werden. Jedoch die Angst, dass Massenmedien ein gefährliches Mittel von Manipulation seien, ist übertrieben, besonders in einer Gesellschaft, wo die Medien frei sind und die Rezipienten sich frei entscheiden können, mit welcher Ansicht aus der großen Vielfalt sie sich identifizieren wollen. In der Sprache der Zeitung wird der gegenwärtige Sprachgebrauch sozusagen „fixiert“. An dem Beispiel der Pressesprache können Entwicklungstendenzen des allgemeinen Sprachgebrauchs genauer verfolgt werden. H.-H. Lüger fasst die wichtigsten dieser Tendenzen zusammen. 27 Die Untersuchung von Syntax und Wortschatz führte H.-H. Lüger dazu, dass er drei Betrachtungsweisen unterscheidet:35 1) Pressesprache als Indiz für Tendenz der Gegenwartssprache Ziel sind zwar generelle Aussagen über das heutige Deutsch (z.B. Veränderungen gegenüber einem früheren Sprachzustand), doch da das Belegmaterial zum großen Teil dem journalistischen Bereich entstammt, kann man die Ergebnisse hier mit heranziehen; 2) Pressesprache als spezifischer Sprachgebrauch im Medium Presse Aussagepunkt ist die Annahme eines relativ eigenständigen Sprachstils, dessen Beschreibung ebenfalls die Merkmale erfassen soll, welche typische Besonderheiten gegenüber anderen Funktionalstilen, z.B. Sprachgebrauch in Rundfunk und Fernsehen, darstellen; 3) Pressesprache als Sprachgebrauch eines bestimmten Publikationsorgans Charakteristische Merkmale für Stil werden nicht für die Presse allgemein, sondern im Bereich einer Zeitung / Zeitschrift (für einen begrenzten Zeitraum, eine bestimmte Berichterstattung usw.) untersucht. Auf der syntaktischen Ebene sind es die folgenden:36 1) Tendenzen zur Verkürzung der Satzlänge Man geht von einer Reihe statistischer Untersuchungen aus. Die moderne deutsche Schriftsprache zeigt eine allgemeine Tendenz zur Verkürzung der Satzlänge. Diese Entwicklung sieht man vor allem in der Sprache der Journalisten. Der hohe Anteil kurzer Sätze ist zwar offensichtlich, vor allem gegenüber älteren literarischen Texten, doch schon eine erste grobe Differenzierung führt zu einer wesentlichen Verschiebung der quantitativen Anteile.37 2) Verteilung der Satzformen Man unterscheidet 4 Kategorien: Setzungen, Einfachsätze, Reihen, Satzgefüge. Setzungen sind grammatisch unvollständige Äußerungen, in denen ein konstitutives 35 Burger 2005, 22. Vgl. Lüger 1995, 23 ff. 37 Lüger 1995, 23. 36 28 Element fehlt, z.B. das Verb oder der Subjekt. Einfachsätze bestehen aus nur einem Hauptsatz, ohne Nebensatz oder einem satzwertigen Infinitiv. Reihen sind zwei oder mehr miteinander verbundene, grammatisch vollständige Hauptsätze. Satzgefüge weisen außer dem Hauptsatz wenigstens einen Nebensatz oder satzwertigen Infinitiv auf. 3) Blockbildung Es handelt sich um zusätzliche Erweiterungen eines nominalen Satzgliedes, die Genitivattribute, Präpositionalattribute, erweiterte Partizipialattribute sein können. 4) Nominalisierungstendenzen, „Sinnentleerung“ der Verben, Streckformen Man spricht hier über das Phänomen der Multiverbalisierung, bei der einfache Verben wie durchführen, mitteilen, oder versuchen durch Verb + Substantiv – Verbindung ersetzt werden z. B.: zur Durchführung bringen, eine Mitteilung machen, einen Versuch unternehmen, in der Regel also präpositionales oder ein Gefüge im Akkusativ. Es wird auch der Begriff Funktionsverbgefüge verwendet. 5) Syntax der Überschriften In ihnen kommen einige Merkmale, die im Zusammenhang mit der Komprimierung von Aussagen genannt wurden, gleichsam verstärkt zum Ausdruck. Denn in der Regel enthalten Überschriften das Kurzresümee eines wichtigen Textaspekts (meistens des Inhalts); sie werden daher gelegentlich auch als „Zusammenfassungsschlagzeilen“ bezeichnet.38 Die Überschriften wollen eigentlich Leser zum lesen anlocken, je der Funktionsaspekt schockieren, informieren, unterhalten u. a. Häufig stellen die Zusammenfassung des Artikels dar. Auf der lexikalischen Ebene sind folgende Tendenzen bemerkbar: 1) Verwendung neuer Bezeichnungen Es sind Bezeichnungen, die in der Regel in den gängigen Wörterbüchern noch nicht verzeichnet sind. 38 Sutter 1955. In: Lüger 1995, 28. 29 2) Verschiebung in der relativen Häufigkeit von Wörtern H. Eggers spricht über die Wörter, auf die man das „wechselnde Zeitinteresse“ verweist: „… könnte aus Tageszeitungen von Jahr zu Jahr, aber auch für jeden beliebigen einzelnen Tag ermitteln, wie sich die Interessen der öffentlichen Diskussion innerhalb eines bestimmten Zeitraums verteilen, oder was zu bestimmter Zeit das ‚Tagesgespräch’ war. Am Empörschnellen der relativen Häufigkeit des einschlägigen Vokabulars ließe sich das unschwer ablesen.“39 3) Eindringen der fachsprachlichen Ausdrücke 4) Fremdwörter Eindringen fachsprachlicher Ausdrücke im Text und Verwendung von Fremdwörtern hängen mit dem ständigen Austausch zusammen, der zwischen Wissenschaft bzw. Wissenschafts- und Fachsprache einerseits und Allgemeinsprache oder Umgangssprache andererseits verläuft. 5) Entlehnungen aus dem Angloamerikanischen Die Entlehnungen bedeuten eine große Quelle für Erweiterung des Sprachvokabulars und demonstrieren den reichen Einfluss von anderen Sprachen. Die angloamerikanische Beeinflussung spielt dabei eine wichtige Rolle. Diese Tendenz, die zahlreichen Anglizismen zu benutzen, hat ihren Weg in die Gemeinsprache mit Hilfe der Medien gefunden. Es entsteht die Frage, inwieweit man eine solche Tendenz noch als spezifisch für die Presse betrachten kann. 6) die häufige Verwendung von sog. Augenblickskomposita Dieses Thema gehört zwar in den Bereich der Wortbildung. Neben bereits üblich gewordenen Komposita wie Krankenschwester oder Rettungsdienst enthält der Auszug einige Beispiele neu gebildeter Zusammensetzungen, die komprimiert mehrere Informationseinheiten wiedergeben:40 Nomen + Relativsatz Mann, der den Ersatzdienst ableistet Ersatzdienst-Mann Nomen + Präpositionalattribut 39 40 Eggers 1973, 99. In: Lüger 1995, 30. Lüger 1995, 31. 30 (bzw. Relativsatz) Patient mit einem Infarkt Infarkt-Patient (…, der einen Infarkt erlitten hat) Nomen + Präpositionalattribut (bzw. Infinitivkonstruktion): Bemühungen mit einer (um eine) Herzmassage Herzmassagebemühungen (…, eine Herzmassage durchzuführen) Die Sprachökonomie führt zum Gebrauch von Komposita. Die Bildung von Augenblickskomposita dürfte wiederum in dem Bestreben nach Kürze liegen. Diese Nominalisierungen kommen Pressetexten immer häufiger vor. Das verkürzende Kompositum kann Bezug auf die bestimmten Nominalgruppen haben. 1.12 Textsorten in der Presse und Publizistik Übersicht der Textsorten in der Zeitung: Informationsbetonte TS Meinungsbetonte TS Meldung, Nachricht, Bericht Leitartikel, Kommentar, Kolumne, Glosse, Essay, Rezension, Kritik Kontaktherstellende Feuilleton, Kurzgeschichte, Horoskop, Comics, TS Quiz Reportage Reportage, Reisebericht Bizentrierte TS Interview, Debatte Feature Instruierendanweisende TS = Mischform von Bericht, Kommentar, Reportage, Interview Handlungsanweisungen, Ratgebungen, Rezepte Werbung 31 Leserbrief Infografik Abbildungen, Photos, Landkarten, Tabellen, Graphiken, Wettervorhersage Tatsachenbetonte / Informationsbetonte Texte Ich beschränke mich auf Textsorten, die den Lesern in der Zeitung Informationen vermitteln. Der Inhalt jeder journalistischen Aussage wird durch Darstellungsform bestimmt. Meldung, Nachricht und Bericht sind journalistische Stillformen, die ihrem Wesen nach eng miteinander in Beziehung stehen. Sie stellen tatsachen- oder informationsbetonte Erscheinungsformen dar. Reportage, Feature und Meinungsinterview bilden Sondergruppen. 1.12.1 DIE MELDUNG Die Meldung ist die elementarste, kürzeste, einfachste Textsorte. Sie besteht im Kern aus einer einfachen Sachverhaltsdarstellung. Der Leser kann erfährt im Wesentlichen nur, dass ein Ereignis stattgefunden hat, dass ein bestimmter Zustand eingetreten ist oder eintreten wird, weitere Aspekte bleiben ausgespart. Die Texte weisen keine oder minimale thematische Entwicklung. Es kann auch passieren, dass eine Meldung nur von einem Satz bestehen kann. Nach Bucher (1986, S.82) wird in der Meldung gesagt, was sich ereignet hat, wo, wann, wie, weshalb es sich ereignet hat, wer an dem Ereignis beteiligt war.41 Die Meldung muss nicht auf die eine andere Nachricht, ein anderes Bild in der Zeitung verweisen. Sie bildet keine Bezüge zu anderen Texten. Der Autor des Textes tritt nicht in Erscheinung. Der Standpunkt ist meistens auch nicht erkennbar. Normalenweise weist die Meldung eine Schlagzeile, aber keinen Lead auf. Der 41 Burger 2005, 213. 32 Aufbau des Haupttextes folgt meistens dem Prinzip der „umgekehrten Pyramide“. Das Modell der „umgekehrten Pyramide“ bedeutet, dass die zentralen Informationen am Anfang stehen, der weitere enthält Text Spezifikationen einzelner Aspekte. So werden die Texte von den Agenturen angeboten, damit sie von den Redakteuren in den Zeitungen mühelos gekürzt werden können. Dabei ist es heutzutage nicht mehr so, dass die Kürzungen von hinten her erfolgen (das war wohl die Vorstellung, die früher durch die materielle Substanz von Papier und Schere suggeriert wurde), sondern Kürzungen können an jedem Ort – außer am Anfang – des Textes vorgenommen werden. Für die Arbeit am PC spielt der Ort der Bearbeitung keine Rolle mehr.42 Leser Schlagzeile Kontaktfunktion Selektionsfunktion Lead intratextuelle Funktion Schlagzeilen weisen durch die Position und Formulierung eine relative Selbständigkeit in Pressetexten auf. Sie sind einerseits an den Leser adressiert, d.h. sie sollten den Leser aufmerksam machen, damit er den Lesenweg in der Zeitung besser finden, und die Orientierung erleichtern. Anderseits sind sie intratextuell mit dem Lead und dem Haupttext verknüpft. Der Lead (Vorspann)43 ist im Vergleich mit der Schlagzeile funktional eindeutiger bestimmbar. Er gibt dem Leser eine Kurzfassung des Inhaltes des betreffenden Artikels. Er ist also primär durch seine intratextuelle Funktion definiert. Allerdings sind hier deutliche Wandlungen im Gange.44 42 Burger 2005, 214 f. Vgl. diese Arbeit Seite 13. 44 Vgl. Burger 2005, 114. 43 33 Der Text muss nicht nur die Fakten enthalten, sondern er weist auch auf die Quelle der Nachricht hin. Sie enthält den Name von der Agentur, die den Grundtext (Grundinformation) geliefert hat. Die Meldungen, die auf der ersten Seite (Frontseite) sind, dienen als Leserführung. Sie bieten eine Vorschau an, was man im Inneren der Zeitung finden kann. Bei der Meldung sieht man, dass die inhaltlichen und strukturellen Klassifikationskriterien sich überkreuzen. Die Meldung gibt es in allen Bereichen und Kommunikationsmodalitäten. 1.12.2 DIE NACHRICHT „Comment is free, facts are sacred“45: Dieser berühmt gewordene Satz von P.C. Scott beschreibt die für den angelsächsischen Journalismus charakteristische Trennung von Meinungen und Information. Nach dem Krieg haben alle deutschen Tageszeitungen und der Rundfunk diesen Grundsatz übernommen. Die Nachricht ist, was sich unterscheidet? “When a dog bites a man, that is not news, because it happens so often. But if a man bites a dog, that is news.”46 Dieser Satz hat John B. Bogart (Lokalredakteur der Zeitung SUN) einmal gesagt: Aus dieser „Man-bites-dog“ – Formel hat sich das Europäische: „Nachricht ist, was sich unterscheidet“ entwickelt. Eine Nachricht ist eine nach bestimmten Regeln gestaltete aktuelle Information über Ereignisse, Sachverhalte und Argumente. Den Begriff „Nachricht“ kann man in zweifacher Hinsicht gebraucht werden. Entweder geht es um die Bezeichnung von Textinhalten, (Nachrichten sollten alle Informationen sein, die für ein Publikum neu oder relevant sind); oder es handelt sich um die Bezeichnung einer bestimmten Art journalistischen Textvorkommens (Nachrichten sollten dann alle Texte sein, denen sich eine Menge spezifischer Merkmale zuordnen lässt.). 45 Mensch und Medien (http://capella.hoffacker.de/ 29.08.2005) „Wenn ein Hund einen Mann beißt, dann ist das keine Nachricht. Beißt ein Mann einen Hund, dann ist das eine Nachricht.“ 46 34 Dieser Doppelcharakter hat bei einigen Autoren dazu geführt, die Redeweise von einer Textsorte ‚Nachricht’ ganz aufzugeben; teilweise wurde auch auf die Unterscheidung gegenüber ‚Meldung’ und ‚Bericht’ verzichtet. Im folgenden wird dagegen der Begriff ‚harte / weiche Nachricht’ ausschließlich als Textsortenbezeichnung verwendet.47 Elemente einer Nachricht: Aktualität allgemeines Interesse Aufbau (das wichtigste zuerst) Die Nachricht teilt verständlich mit, ist objektiv. Nachricht ist journalistische Darstellungsform (formal), eine Mitteilung (inhaltlich). Eine Nachricht ist nicht länger als 20 Zeilen (eine Sendeminute), alles was darüber hinausgeht, ist ein Bericht. Aktualität Eine täglich erscheinende Zeitung wird eine Nachricht, die z.B. am Dienstag wegen Platzmangels nicht mitgegangen ist, am Mittwoch nicht in ihrer ursprünglichen Form mitnehmen können. Aktualisieren lässt sich die Meldung durch Aufgreifen des Fortgangs des Geschehens, inzwischen weiterer bekannt gewordener Einzelheiten und durch Stellungnahmen. Aktualität im weiteren Sinn meint nicht nur die Veränderung, die innerhalb eines Berichtszeitraums eigentreten ist, sondern meint auch die Aufnahmenbereitschaft des Publikums für bestimmte Themen oder Probleme. Eine Nachricht ist doppelt aktuell, wenn sie neu ist und den Nerv trifft. Allgemeines Interesse Allgemeines Interesse ist kein Universalinteresse, ist nicht jedermanns Interesse. Der Allgemeinheitsbegriff ist ziemlich speziell, er bezieht sich nämlich jeweils auf jenes Publikum, das mit der Nachricht konfrontiert wird. Was erzeugt Interesse? 47 Vgl. Lüger 1995, 95. 35 Prominenz (Filmstar Brad Pitt) Nähe (in unserer Hauptstadt) Gefühl (jemand im Krankenhaus) Sex (ihrem Geliebten) Fortschritt (die Pläne) Folgenschwere (einer Wunderwaffe) Kampf, Konflikt, Kuriosität Der Aufbau Klar – das Wichtigste gehört an den Anfang. (Lead48) Der Lead gibt Antworten auf die Fragen, die den Leser wahrscheinlich am meisten interessieren. Der Lead-Stil ist das Gegenteil jeglicher Chronologie. Die Nachricht muss das besondere herausarbeiten. Der Lead ist nur so lang, dass die Information vollständig ist, also eine „Kurz-Kürzest-Nachricht“, die auch alleine gedruckt werden könnte – aber natürlich nicht wird. Ein Lead gibt Antwort auf insgesamt sieben Fragen: Wer? Was? Wo? Wann? Wie? Warum? Woher? Wobei natürlich abgewogen werden sollte, ob jede Frage schon von so großem Interesse ist, dass sie beantwortet werden muss. Außerdem sollte darauf geachtet werden, Leads nicht mit zu vielen Angaben zu überfrachten, nur um alle sieben „W-Fragen“ zu beantworten: nur diejenigen „W-Fragen“ muss der Lead beantworten, die das Wichtigste dieser Nachricht ausmachen. Wenn das in einem Satz nicht geht, es werden eben zwei. Ein „Extra-W“ ist das Zitat, danach sollten aber die wichtigsten weiteren W-Fragen angeschlossen werden. Die Vorteile dieses nach abnehmender Wichtigkeit gegliederten Nachrichtenaufbaus: die Texte lassen sich leichter redigieren, wenn am Ende etwas weggestrichen wird, kann das mit gutem Gewissen erfolgen, denn das Wichtigste steht ja im Lead und den folgenden Sätzen. Man unterscheidet harte oder gewichtige Nachrichten (hard news) und weiche oder leichte Nachrichten (soft news). 48 Der Lead = die Nachricht in der Nachricht. 36 Harte Nachrichten werden knapp und prägnant formuliert. Sie informieren – soweit möglich – unpersönlich und sachlich über die vier Ws im Zusammenhang mit dem Ereignis: über den Vorgang selbst (Was), über die daran beteiligten Personen (Wer), über den Zeitpunkt (Wann) und den Ort (Wo). In der Hauptsache befassen sich Nachrichten mit öffentlichen Angelegenheiten von politischer, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher rund kultureller Bedeutung. Im besten Fall ist die Nachricht für den Empfänger so wichtig, dass er sich danach richtet. Emil Dovifat49 hielt die Nachricht daher für eine „Mitteilung zum Darnachrichten“ (so auch Grimms Deutsches Wörterbuch). Doch sogar die Nachricht, die für einen Teil der Empfänger Orientierungswert besitzt, wird für einen anderen Teil nur Unterhaltungswert haben. Der harte Nachrichtenstil ist während des Amerikanischen Bürgerkriegs (18611865), entwickelt worden. Wegen der noch großen Störanfälligkeit der Telegrafenverbindungen erreichte oft nur der Anfang eines Gefechtsberichts die Redaktionen. War der Bericht chronologisch aufgebaut, so gelangte gerade das Wesentliche, nämlich Abschluss und Ergebnis des Berichteten Vorgangs, nicht an die Adressaten. Die Reporter gingen deshalb dazu über: 1. Die Nachricht in zwei Abschnitten zu übermitteln (zuerst den so genannten Lead – Leitsatz oder Nachrichtenkopf – und dann den Body, den Nachrichtenkörper) und 2. Das Wichtigste im Nachrichtenkopf zusammenzufassen (Kurzinformation über das Was, Wer, Wo, Wann) und im Nachrichtenkörper detaillierte Zusatzinformationen zu bringen. Weiche Nachrichten sind nicht immer sachlich formuliert; vielmehr schlagen sie oft einen persönlicheren, farbigeren, affektiveren Ton an. Sie müssen nicht nach der Wichtigkeit der mitgeteilten Information geordnet sein, sondern stellen vielfach eine reizvolle Einzelheit an den Anfang, die nicht unmittelbar über eines der vier WFragen Aufschluss gibt. Für den Schluss bewahren sie eine besondere Belohnung auf, eine intime Information, ein Zitat, einen Gag. Sie befassen sich meist mit Unglücksfällen und Verbrechen, Korruption und Angelegenheiten der Intimsphäre, Emil Dovifat (* 27. Dezember 1890 in Neutral-Moresnet; † 8. Oktober 1969 in Berlin) war deutscher Publizistikwissenschaftler und Begründer der Publizistikwissenschaft in Deutschland 49 37 mit Sport, menschlich rührenden und gesellschaftlichen Ereignissen (oder, schlagwortartig ausgedrückt, mit den gefühlsträchtigen B´s: Blut, Busen, Bällen, Beichten und Babys). Soft news finden sich vor allem in Straßenverkehrszeitungen und auf den „bunten Seiten“ der Abonnementzeitungen, aber auch in bestimmten Nachrichtenagenturen wie AP.50 Man nennt es Infotainment, wenn Nachrichten als Unterhaltung präsentiert werden. 1.12.3 DER BERICHT - wird meistens als Zwillingsbruder der Nachricht bezeichnet51 - ist der Haupttyp informationsbetonter Darstellungsform Das klassische Genre der Nachrichtenübermittlung ist der Bericht. Er eignet sich, ein Ereignis oder Thema ausführlicher und tief greifender zu behandeln, die Vorgeschichte und Folgen des Ereignisses mitzuteilen, und das Ereignis in relevante Zusammenhänge einzuordnen, als es in einer kurzen Meldung möglich ist. Als tatsachenbetonte Darstellungsform hat der Bericht das Ziel, den Leser fair und umfassend über einen Sachverhalt zu informieren. Sein Bezug zur Realität muss daher ein möglichst authentischer sein. „Fakten statt Fiktion“ lautet hier die Devise. Im Sinne des seriösen Journalismus bemisst sich sein Reinheitsgebot an den Kriterien Verständlichkeit und Wahrheit. Der Bericht darf zwar sprachlich locker sein, muss aber vorrangig sachlich, bündig, klar, lückenlos, objektiv und glaubwürdig sein. Der Bericht widmet sich der sachgerechten, objektiven Wiedergabe von Tatsachen. Er ist strukturiert in drei Bausteine: Schlagzeile (ein- oder mehrteilig), Vorspann (Lead) und Haupttext (Fließtext, Body). Im Standartbericht wird dabei nach dem Prinzip der auf den Kopf gestellten Pyramide vorgegangen, bei dem im ersten Satz bereits die wichtigsten Antworten auf die journalistischen W-Fragen gegeben werden. Der Text eines Berichtes braucht einen Spannungsbogen, einen nach Absätzen klar strukturierten Aufbau und logische Übergänge. Das hilft dem Leser so schnell wie möglich zu der Entscheidung und bis zum Schluss zu kommen. 50 51 Wilke / Rosenberger 90, 1991. LaRoche 85, 1999. 38 Im Rahmen des Berichtes sind viele „Untertypen“ abzugrenzen:52 a) Tatsachenbericht („fact story“): Fakten werden zusammengefasst, zugeordnet und gewichtet; die zentrale Tatsache ist an den Anfang gestellt. b) Handlungsbericht („action story“): Der Ablauf von Ereignissen wird zu einem Endpunkt hin dargestellt, der am Anfang des Berichts plaziert wird. c) Zitatenbericht („quote story“): Komprimierte Aussagen aus Reden, Diskussionen, Manuskripten oder Interviews; die Kernaussagen werden herausgehoben und an den Anfang gestellt. d) Korrespondentenberichte heben sich durch besonderes „Insider-Wissen“ ab. Hier kommt ein Journalist nicht ohne seine persönliche Sicht der Dinge aus. e) Augenzeugenberichte leben von der Nähe zum „Tatort“. f) Kulturbericht: Gibt eine Inhaltsangabe und bewertet das Geschehene. g) Sportberichte verlangen, dass der Journalist verrät, ob ein Fußballspiel gut war oder nicht. h) Gerichtsverhandlungsbericht: Hier möchte der Leser wissen, welchen Eindruck der Journalist vom Angeklagten hatte. Einen Bericht mit mehr als 300 Zeilen kann man als Report bezeichnen. Report benötigt eine hohen Recherchenaufwand und gründliche Analyse. Er behandelt meist sehr komplexe Themen und bietet eine anschauliche Darstellung.53 Bevor sie ihr Wissen weitergeben, bedarf es daher zunächst einer sorgfältigen Recherche. Schließlich ist die wahrheitsgetreue Berichterstattung für den Leser unabdingbare Grundlage der Meinungsbildung. Der frei fabulierende Umgang mit der Wirklichkeit, von dem der literarische Text oft lebt, ist im Bericht also passé. Wenn man den Wetterbericht hört, möchte man auch wissen, wie das Wetter wirklich ist und nicht wie es sein könnte. 52 Vgl. Fachjournalist, Reihe I: Journalistisches Schreiben, 21. In: Deutscher Fachjournalisten Verband www.dfjv.de 20.06.2005. 53 Vgl. Fachjournalist, Reihe I: Journalistisches Schreiben, 23. In: Deutscher Fachjournalisten Verband www.dfjv.de 20.06.2005. 39 KAPITEL II PRAKTISCHER TEIL 2 . 1 Anzeige als eine T e x t s o r t e i n d e r P r e s s e Anzeigen im Hannoverschen Kurier von 1866 Eine Anzeige ist eine öffentliche Ankündigung oder Bekanntmachung, die im Auftrag und im Interesse des Bekanntmachenden und in der Regel gegen Bezahlung als Werbebotschaft in einer Druckschrift abgedruckt wird. Sinngleich verwendet werden die Bezeichnungen Annonce (frz. Ankündigung) und Inserat. Inhalte von Anzeigen Anzeigenseite in der Kölnischen Zeitungmit zahllosen arbeitssuchenden „Dienstmädchen“ (1881) Produkt- und firmenbezogene Inhalte 40 Eine Anzeige dient der Information und Bekanntmachung, der Werbung oder der Vermittlung. Die Werbewirtschaft unterscheidet zwischen Image-, Produkt- und Coupon-Anzeigen. Letztere enthält einen abtrennbaren Antwortabschnitt, der dem Leser eine direkte Bestellung oder Kontaktaufnahme ermöglicht. Anhand dieser Rückmeldung kann der wirtschaftliche Erfolg der Werbeaktion gemessen werden. Image- und Produktanzeigen werden der klassischen Werbung, CouponAnzeigen dem Direktmarketing zugerechnet. Menschenbezogene Inhalte Neben Produkt- oder Image-Werbung werden auch Stellenangebote oder Kontaktanzeigenabgedruckt. Nicht abgedruckte Inhalte Die Anzeigenabteilung kann eine Veröffentlichung ablehnen, wenn der Text gesetzeswidrig ist (z. B. wenn bei einem Inserat zum Verkauf einer Waffe ein laut § 35 des Waffengesetzes vorgeschriebener Hinweis wie „Abgabe nur an Inhaber einer Erwerbserlaubnis“ fehlt) den eigenen Regeln zur Veröffentlichung widerspricht (z. B. Waffen, Erotik etc.) ihrer politischen Richtung oder Weltanschauung widerspricht (Verlage sind Tendenzbetriebe). Weitere Ablehnungsgründe können nicht erfüllte technische Voraussetzungen oder auch monetäre Probleme (mangelnde Bonität) des Inserenten sein. Der Anzeigenleiter übernimmt stellvertretend für den Verleger die zivilrechtliche sowie die strafrechtliche Verantwortung. Anzeigenverkauf Anzeigenabteilungen akquirieren bearbeiten die Aufträge Anzeigenkunden, verkaufen (Anzeigendisposition) bis zur Anzeigen und Drucklegung. Außendienstmitarbeitern, denen ein bestimmtes Gebiet oder Branche zugewiesen wird, um dort Aufträge zu akquirieren, arbeiten zumeist auf Provisionsbasis. Es gibt Verlage, die Ihren Außendienst über freie Anzeigenvertreter abwickeln, die ausschließlich Provision erhalten, d.h. kein Festgehalt (Fixum) beziehen. Ist hingegen 41 der Außendienst an den Verlag angegliedert, dann nennt man die Mitarbeiter Verlagsvertreter. Diese erhalten vom Verlag ein Grundgehalt und zusätzlich eine Provision. Die Sozialversicherungen werden ebenfalls vom Verlag übernommen. Zu bezahlen ist eine Annonce vom Inserenten oder der von ihm beauftragten (Media)Agentur. Je nach strategischer Ausrichtung eines Verlages können Kleinanzeigen sowie Anzeigen von Werbetreibenden (sogenannte gewerbliche Anzeigen) wesentlich zur Gesamtfinanzierung einer Zeitung oder Zeitschrift beitragen. Das Anzeigengeschäft sollte den Verlag und seine Publikationen von äußeren Einflüssen unabhängig machen. Da die Verlage aber auf das Anzeigengeschäft angewiesen sind, gehen sie vermehrt auf Inserentenwünsche und die geforderten Konditionen (Rabatte, Naturalrabatte) von Kunden und Agenturen ein. Kleinanzeigen werden nach Zeilen (vor allem bei Privatanzeigen üblich), nach Zeichen (selten) oder nach SpaltenMillimeterpreis berechnet. Letzteres ist insbesondere bei gewerblichen Anzeigen üblich; Beispiel: eine einspaltige Anzeige mit 10 mm Höhe hat 10 Spaltenmillimeter; eine zweispaltige von 10 mm hat 2 Spalten × 10 mm = 20 Spaltenmillimeter usw. Formatanzeigen werden nach Größe, Farbigkeit, technischer Leistung, Belegung, Saison, evtl. Wochentag (so kann etwa eine Immobilien- oder Kfz-Anzeige samstags teurer sein als mittwochs) und vor allem nach der Platzierung berechnet. Es gibt eine Vielzahl von Rabatten und Nachlässen im Anzeigenverkauf, etwa bei Schaltung mehrerer Anzeigen oder bei Schaltung verschiedener Anzeigen eines Unternehmens in mehreren Titeln eines Verlages (sogenannter Kombinationsrabatt). Daneben gibt es Skonto, Boni oder Agenturprovisionen. Außerdem sind sogenannte Abschlüsse üblich, bei denen sich der Kunde im Voraus zur Abnahme einer bestimmten Anzeigenmenge (in Spaltenmillimeter oder als Anzahl Schaltungen) verpflichtet. Die dabei erzielten Rabatte sind gestaffelt; üblich sind Malstaffel (Menge der geschalteten Anzeigen in verschiedenen Ausgaben) und Mengenstaffel (nach Seiten oder Spaltenmillimetern berechnet). Die Abrechnung erfolgt in der Regel nach dem Bestprinzip, d.h. hat der Kunde mehr Anzeigen 42 abgenommen als ursprünglich vereinbart, erhält er ggf. den Rabatt der nächsthöheren Stufe. Bei Zeitungen unterscheidet man zwischen Textteil- und Anzeigenteil-Anzeigen. Dabei kann eine unterschiedliche Spaltenbreite vorliegen, wenn eine Zeitung z. B. sechs Textspalten und sieben Anzeigenspalten pro Seite aufweist (in diesem Fall fließt ein entsprechender Faktor in die Preisberechnung ein). In Zeitschriften gibt es diese Unterscheidung meist nicht. Auf Grund der verschiedenen Druckverfahren sind Anzeigen in Zeitungen immer im Satzspiegel angelegt. Bei Zeitschriften sind die Anzeigen fast immer seitenfüllend (mit Anschnitt). Wegen der besseren Übersicht im Anzeigenteil sind die Anzeigen meist thematischzusammengefasst, in Immobilien, Arbeitsplatzsuche, An- und Verkauf von Kraftfahrzeugen. Die Inserate können entweder als normale Textzeilen (oft mit verschiedenen Schriftgrößen zur Auswahl), als Foto-Anzeige oder als grafisch gestaltete Layouts veröffentlicht werden. Weitere Anzeigenformen 2 . 1 . 2 Eigenanzeige Die Eigenanzeige ist ein Mittel des Verlages, kostengünstig für sich selbst oder für Derivate des Hauses (CDs, Hörbücher,Internetseiten etc.) zu werben. Bei Kooperations-Anzeigen werben mehrere Unternehmen eines Bereichs gemeinsam für ein Produkt oder Dienstleistung. Die Händlerwerbung ermöglicht es kleineren Filialen, mit Unterstützung des Gesamtunternehmens/Konzerns Werbung zu betreiben. Karitative oder gemeinnützige Anzeigen werden stark rabattiert oder kostenlos veröffentlicht. Sind diese kostenfrei, so werden sie oftmals als Füller verwendet. Sonderformate (auch AdSpecials genannt) sind ungewöhnliche Darstellungsformen von Anzeigen, die den Leser überraschen und so eine gesteigerte Aufmerksamkeit erreichen sollen. Waren früher drucktechnisch aufwendige Produktionen eher die Ausnahme, so haben in den vergangenen Jahren immer mehr 43 Druckereien technisch aufgerüstet und können vielfältige Sonderformate standardisiert und damit preisgünstiger anbieten. Familienanzeigen Mit der Entstehung Jahrhundert, begann der modernen neben Zeitungen, kommerziellen der Intelligenzblätter im 18. Anzeigen auch die gedruckte Bekanntmachung von Familien-Ereignissen, vor allem Geburten, Heiraten und Todesfällen. Dabei formulieren, bestellen und bezahlen Familienangehörige (Eltern, Kinder, Hinterbliebene) private Anzeigen in jedermann zugänglichen, gedruckten und durch ihre Druckauflage verbreitete, öffentliche und kommerzielle Zeitungen und Periodika. Familienanzeigen bilden seitdem eine wesentliche Einnahmequelle aller Zeitungen. Historische Vorläufer der gedruckten Familienanzeigen waren noch handschriftliche, aber bereits standardisierte Benachrichtigungen, die verschickt wurden. Als Vorläufer der Todesanzeigen können die auf Martin Luther zurückgehenden gedruckten Leichenpredigten des 16. bis 18. Jahrhunderts angesehen werden, in denen die Familien die bei einem Todesfall vom Geistlichen gesprochene Predigt mit Nachruf als ostentativ religiöse und fromme Schrift veröffentlichte. Diese wurde mit zum Teil umfangreicheren Biographien, Genealogien und dergleichen angereichert und häufig luxuriös zur Verbreitung gedruckt. Die Todesanzeige in den modernen Intelligenzblättern hat als moderne, kostengünstige Kurzfassung anscheinend die alte, teurere Form der Leichenpredigten verdrängt. Familienanzeigen haben sich im Laufe ihrer jahrhundertelangen Geschichte vielfältig verändert. Heiratsanzeigen werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmend nicht mehr von den Eltern, sondern vom Hochzeitspaar selbst veröffentlicht. Geburtsanzeigen werden heute oft verfremdet, indem soeben Neugeborene scheinbar selbst ihre Geburt durch eigene öffentliche Zeitungsanzeige bekannt machen. Eine neue Art von Familienanzeigen entstand in der Bundesrepublik etwa in den 1970er Jahren in Gestalt von Zeitungs-Dankanzeigen anlässlich der Kommunion oder Konfirmation. Damit schalten einzelne katholische Kommunionskinder (also ca. 9- 44 jährige) bzw. evangelische Konfirmand(inn)en (also ca. 14-jährige Heranwachsende) im eigenen Namen Anzeigen in Lokalzeitungen, in denen sie sich z. T. auch im Namen der Eltern öffentlich für die reichlichen Geschenke und Glückwünsche bedanken, die sie anlässlich der Kommunion bzw. Konfirmation erhalten haben. In der untergegangenen DDR entwickelten sich entsprechende Zeitungsanzeigen anlässlich der dortigen Jugendweihe. Eine weitere Anzeigensparte sind die heute verbreiteten Glückwunsch- und GrußAnzeigen. In ihnen werden Gratulationen usw. zu allen Arten von persönlichen Ereignissen wie Kommunion, Trauungen, Geburtstagen, Jubiläen, Genesungen, Examen u. a. von Familienangehörigen oder Dritten angezeigt. Anzeigende wie Adressaten bleiben meist mit Vornamen anonymisiert. Deshalb ist fraglich, ob hier noch die öffentliche Informationsfunktion der klassischen Familienanzeige vorliegt oder eher eine Binnenkommunikation innerhalb kleiner geschlossener Familien- und Freundeskreise über das öffentliche Medium Zeitung. Auch hier ist - wie bei den Anzeigenblättern (s.u.) - den Printmedien mit dem Internet inzwischen Konkurrenz erwachsen. Es gibt Portale, die - teilweise kostenlos - ihren Nutzern die Möglichkeit bieten, Familienanzeigen individuell zu gestalten, allgemein zu veröffentlichen und gezielt per E-Mail zu versenden. Einmal veröffentlichte Anzeigen können dort von jedermann zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt in einer Datenbank gesucht, gelesen und kommentiert werden. Durch den Aspekt der unmittelbaren Interaktion erhält der Begriff „Familienanzeige“ eine erweiterte Bedeutung hin zu einer Online-Community. Familienanzeigen sind seit ihrer Entstehung über die jeweilige Informationsaussage hinaus wegen der offenen Gestaltungsmöglichkeit durch Angabe von Titeln Orden Wohnorten Daten Verwandtschaftsbeziehungen 45 religiösen und weltlichen Bibel-, Gedicht- u.a. Zitaten graphischen Illustrationen (Kreuze, Ringe, Tauben, gefaltete Hände, Blumenkränze, Porträt-Fotos u.a.) ein sowohl individuell als auch gesellschaftlich wichtiges Medium der öffentlichen Repräsentation und Sozialgeschichte, Selbstdarstellung (Statussymbol). Sozialpsychologie, Für Soziologie Mentalitätsgeschichte, bzw. Linguistik, Mediengeschichte sowie für die Biographie- und Familienforschung sind Familienanzeigen eine vielschichtig, aufschlussreiche und aussagekräftige historische Quellengattung. Die Sammlung und Auswertung historischer Familienanzeigen steht noch ganz am Anfang und eröffnet viele ergiebige Forschungsmöglichkeiten. 2 . 1 . 3 Anzeigenblätter im Deutschen Spezielle Zeitungen für Kleinanzeigen, Anzeigenzeitungen bzw. Offertenblätter, finanzieren sich nur aus dem Verkauf von Anzeigen. Gewerbliche Anzeigen sind in Anzeigenblättern immer kostenpflichtig, private Anzeigen sind zum Teil kostenfrei. In Deutschland ist die zum Konzern Vorarlberger Medienhaus gehörende „Quoka“ eine der größten Verlagsgesellschaften für solche zumeist ausschließlich regional verbreiteten Offertenblätter. Daneben gibt es viele andere regional meist unangefochtene „Platzhirsche“ wie „Zweite Hand“ in Berlin oder „Annonce“ (auch Annonce.de) im Großraum Köln/Bonn/Aachen, die meist schon seit über 25 Jahren für „ihre Einwohner“ das Printmedium für kostenlose Kleinanzeigen darstellen. Entscheidende Ursache der Zeitungskrise ist der seit langem anhaltende einschneidende Anzeigenrückgang in den Printmedien. Hier war durch das von den Verlagen anfangs belächelte, dann unverstandene und inzwischen gerade von den Tageszeitungen gefürchteteInternet ein sehr großer Konkurrent erwachsen: sowohl mit stark genutzten rubrikenspezifischen Portalen für Autos (wie mobile.de), Häuser/Wohnungen (www.grundstück.de) (z. B. als immobilienscout24.de) auch mit oder Grundstücke rubrikenübergreifenden Portalen 46 wie www.markt.de, www.gamira.com, www.findix.com, www.bazos.de, www.quoka.de, www.schwarzesbrett.de oder dem zum Ebay-Konzern gehörenden Kijiji. Hier ist das Einstellen von Anzeigen zumeist kostenlos. Die sogenannten Portale haben jedoch für die Inserenten wie auch die Nachfrager einen immer noch entscheidenden Nachteil: Ausschließlich diejenigen erreichen sie, die über einen Internet-Zugang verfügen und diesen zur Befriedigung des Informationsbedürfnisses „Kleinanzeige“ nutzen. Außerdem ist die Vielzahl der vorhandenen Portale ein Problem, während die Anzahl der in einer bestimmten Region relevanten Printmedien in der Regel überschaubar ist. Die in Aachen erscheinende Annonce hat bereits zu einem Zeitpunkt, als in Deutschland die Mehrheit der Internet-Zugänge noch an Universitäten zu finden waren, als erste in Europa den Weg ins Internet beschritten. Dort angestellte Untersuchungen zeigen, dass die Mehrheit der Kleinanzeigen immer noch auf den klassischen Wegen Post, Telefon, Fax oder persönliche Aufgabe in den Redaktionen bzw. Geschäftsstellen den Weg in die Zeitung findet. Das dürfte auch erklären, warum in den reinen Internet-Anzeigenportalen trotz Werbe-Etats in mehrstelliger Millionenhöhe meist nur etwa 10 % der aktuellen Anzeigen zu finden sind, die Blätter wie Zweite Hand, Annonce oder Findling (in Saarbrücken) wöchentlich veröffentlichen. Erstmals seit Jahren stieg das Anzeigenaufkommen 2006 (um knapp 4 %), so der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger. in Publikumszeitschriften von Januar Demnach bis wurden September 161.461 Anzeigenseiten geschaltet. Überdurchschnittlich zugenommen in Bezug auf das Anzeigenvolumen haben der Zentralen Anzeigenstatistik (ZAS) zufolge die Segmente Programmzeitschriften, AktuelleZeitschriften und Magazine sowie die monatlichen Frauenzeitschriften). Eine Sammlung von internationalen Werbeanzeigen aus aller Welt finden sich in dem Werbemagazin Lürzer’s Archiv. Trivia 47 Am 19. Juli 1695 erschien in England die erste in einer Zeitung abgedruckte Heiratsannonce. Ihr Wortlaut war: „Ein 30-jährigerGentleman, der von sich sagt, er sei sehr wohlhabend, sucht als Gattin eine junge Dame, deren Vermögen 3000 Pfund beträgt oder mehr.“ Es gibt wieder mehr Jobs, das heißt auch mehr Stellenangebote. Allerdings: Viele gehen über das Gelesene hinweg, da sie davon ausgehen, dass das Angebotene nicht zu ihnen passt. Obskure Voraussetzungen in den Stellenangeboten lassen so manche frustriert zurück. Anforderungen wie ein abgeschlossenes Studium inklusive zehnjähriger Berufserfahrung, Mandarinkenntnisse und Auslandsaufenthalte überfordern die Suchenden. Um die Annoncen richtig zu verstehen, muss man sich Zeit nehmen und mehrmals lesen. Auf keinen Fall von Worthülsen entmutigen lassen: Ein Stellenangebot, das hundertprozentig zu einem passt, gibt es so gut wie gar nicht. Wer nach einer ausreichenden Analyse der Anzeige feststellt, dass zwei Drittel der geforderten Fähigkeiten und Kenntnisse erfüllt werden, sollte sich ruhig bewerben und von Floskeln nicht abschrecken lassen. Generell sind Annoncen nach demselben Schema aufgebaut: Vorstellung des Unternehmens, je kleiner dieses ist, desto mehr Informationen gibt es darüber - für viele ist die Anzeige ein Marketinginstrument. Dann folgt die Beschreibung der Position, die oft in Englisch betitelt wird. Für die eigene Aufklärung ist es hilfreich, die Bedeutung im Internet zu "googlen". Wenn die Anzeige vor Anglizismen, wie "Coach", "Facility Manager", "Outsourcing", "Jobsharing" und ähnlichen Begriffen strotzt, ist es nicht bloße Angeberei, sondern das Unternehmen legt meist großen Wert auf Englischkenntnisse. Noch wichtiger als die Position ist die Beschreibung der Aufgaben. In der Regel lässt sich aus dieser schon ersehen, worauf es ankommt und ob es passt. Unterschiede sind in der Ausdrucksweise zwischen unbedingt geforderten Fähigkeiten und lediglich gewünschten Qualifikationen zu erkennen. Bei der Formulierung "erforderlich ist" oder "vorausgesetzt wird" müssen Erfahrungen und Kenntnisse tatsächlich mitgebracht werden. Gern gebrauchte Ausdrücke, wie 48 "Teamfähigkeit" oder "Flexibilität" können auf Stress, unbezahlte Überstunden und die Bereitschaft, das Privatleben zugunsten der Firma zu vergessen, hinweisen. Kompromissbereit zeigen sich Firmen in der Regel, wenn sie in ihrer Anzeige die Anforderungen ungenau umschreiben, da kann der eine oder andere Bewerber mit persönlichen Erfahrungen brillieren. Auch Begriffe, wie "kommunikativ" können für Verwirrung sorgen, denn die eine Firma setzt eine gute Ausdruckweise voraus, die andere einen Menschen, der gerne viel spricht. Um Unsicherheiten zu vermeiden, sollten Bewerber ruhig bei dem zuständigen Mitarbeiter der suchenden Firma nachhaken. Auf dieses Gespräch kann man im positiven Verlauf sogar bei der Bewerbung eingehen. 2.2 Jobbörseseiten im Deutschen Jobbörsen (auch Stellenbörse oder Stellenmarkt) sind große Sammlungen von Stellenausschreibungen verschiedener Unternehmen. Jobbörsen wurden früher vorwiegend in Printmedien angeboten. Heutzutage versteht man darunter meist Online-Stellenbörsen. Nutzung durch Arbeitgeber Onlinebasierte Jobbörsen werden von Arbeitgebern als Mittel im kurzfristigen Personalmarketing bzw. Recruiting genutzt. 87% der offenen Stellen werden auf der eigenen Unternehmens-Webseite und 61,2 Prozent in Internet-Stellenbörsen ausgeschrieben, im Vergleich zu 20,2% in Printmedien. Die meisten Bewerbungen erhalten die Unternehmen über Online-Jobbörsen. Die eigene Karriereseite folgt auf dem zweiten Platz. Eigene Mitarbeiter und deren Empfehlungen kommen auf die Plätze 3 und 4. Dieselbe Reihenfolge ergibt sich auch bei den Einstellungen Nutzung durch Bewerber Die Internet-Stellenbörse ist mit 66,8% der bei der aktiven Suche durch Bewerber nach offenen Stellen und potenziellen Arbeitgebern am häufigsten genutzte Kanal. Mit deutlichem Abstand folgen Unternehmens-Webseiten und Karrierenetzwerke. 49 Printmedien werden hingegen von nur noch 28,4% der Befragten häufig zur Stellensuche genutzt. Abgrenzung Eine Jobbörse ist ein Stellenmarkt, in welchem der Betreiber Stellenangebote von Arbeitgebern und / oder Stellengesuche von Bewerbern mittels Informationsabfrage und –selektion zur Vermittlung bereitstellt. Stellenangebote bzw. Stellengesuche sollen originäre Einträge bei einer Jobbörse sein. Job-Suchmaschinen und Wiederverwerter („Traffic Partnerships“) sind demzufolge keine eigenständigen Jobbörsen, da diese Angebote bzw. Gesuche bereits in einer anderen Jobbörse im Internet erschienen sind. Jobbörsen können bilaterale Stellenmärkte (Angebote und Gesuche) oder unilaterale Stellenmärkte (entweder Angebote oder Gesuche) sein, je nach Betriebsmodell der betreffenden Jobbörse. Generalistisch orientierte und Spezial-Jobbörsen werden zusammen mit Jobsuchmaschinen unter dem Begriff Jobportale zusammengfasst. Im Gegensatz dazu stellen HR-Portale mit allgemeinen Informationen zu Bewerbungstipps und Arbeitsmarkt mangels spezifischer Stellenangebote oder Stellengesuche keine Jobbörsen im Sinne dieser Definition. Ebenso sind ArbeitgeberKarriereseiten, auf denen Stellenanzeigen veröffentlicht werden, keine Jobbörse, da diese Arbeitgeber-Stellenmärkte ausschließlich Stellenangebote für die eigene Firma und nicht von Dritten veröffentlichen. Entwicklung Ab Mitte der 1990er hat sich durch die Ausbreitung des Internets eine zunehmende Verlagerung in den Online-Bereich stattgefunden, da die Prozesse zur Stellenbesetzung dadurch teilweise automatisiert und beschleunigt werden können. Ein weiterer Grund sind die geringeren Kosten gegenüber den Print-Stellenanzeigen. Im Jahr 2009 wurden 62,9% aller Vakanzen in Internet-Stellenbörsen ausgeschrieben. In diesem Recruiting-Kanal wurden somit deutlich mehr freie Stellen veröffentlicht als in Printmedien, wo im Jahr 2009 nur noch knapp zwei von zehn Stellenanzeigen durch deutsche Großunternehmen geschaltet wurden. Das entspricht einem Rückgang 50 um 6,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr und um 17,6 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2002.[1] Jobbörsen begannen zunächst mit der Digitalisierung des eigentlichen Stellenmarkts, der der klassischen Ansammlung von Stellenanzeigen in Printmedien entspricht. Die entscheidenden Qualitätsmerkmale von Jobbörsen sind u.a. die Nutzungshäufigkeit, dieAktualität, die Qualität der Suchergebnisse, der Angebotsumfang sowie die Benutzerfreundlichkeit. Meta-Jobbörsen Meta-Jobbörsen basieren auf automatisierten Suchvorgängen, bei denen die Stellenanzeigen von bestimmten Jobbörsen durchsucht werden und in einem Index für Suchabfragen bereitgestellt werden. Die Verzweigung erfolgt dann auf die jeweilige Original-Stellenanzeige, die in der Jobbörse publiziert wurde. Jobsuchmaschinen Unter Jobsuchmaschine versteht man ein Internet-Angebot, das auf Stellenanzeigen verweist und - im Gegensatz zur (Meta-)Jobbörse - maximale Marktübersicht dadurch anstrebt, dass auch Stellenanzeigen veröffentlicht werden, für die kein Geld bezahlt wurde. Mittels komplexer Suchmaschinentechnologie wird sichergestellt, dass dem Nutzer hochrelevante Ergebnisse angezeigt werden. Diese Suchmaschinen sind üblicherweise kostenlos benutzbar und beinhalten meistens Werbung in der einen oder anderen Ausführung. Im Gegensatz zu generellen Suchmaschinen wie Google oder Bing wenden Jobsuchmaschinen spezifische Analysen an, um die Herkunft von Stellenananzeigen zu selektieren oder berufs- und job-spezifische Bezeichnungen anhand einer semantischen Analyse zuzuordnen können, dies erhöht die Qualität der angezeigten Stellenangebote für die Jobsuchenden. Für die Jobsuchenden bieten diese Angebote aufgrund des breiteren Marktüberblicks einen deutlichen Vorteil ggü. allgemeinen Jobbörsen. Spezial-Jobbörsen 51 Spezial-Jobbörsen grenzen sich von den generalistischen Jobbörsen ab durch Spezialisierungen auf bestimmte Branchen, Funktionen, Zielgruppen, lokale Fokussierung oder den zugelassenen Anbieterkreis. Am 30. Juni 2010 gab es 2.018 Jobportale im Internet. Qualität der Jobbörsen In 2011 hat die Metastudie „Deutschlands Beste Jobportale“ die Qualität der verschiedenen Jobportale anhand einer Kombination aus Nutzung, Kundenzufriedenheitsanalysen und Ergebnisqualität gemessen. Es wurden sowohl die Bewerberseite als die Arbeitgeberseite befragt. Für diese Untersuchung konnten die Antworten von über 1.000 Unternehmen bzw. über 10.000 Bewerbern zugrunde gelegt werden. Danach ergaben sich folgende Rangfolgen für die Qualität: Rangliste bei den Bewerbern Kimeta; StepStone; Jobrapido; iCjobs; Jobware Online-Service; jobpilot.de Gigajob; Kalaydo; FAZjob.net; meinestadt.de; Monster.de; Rangliste bei den Arbeitgebern [Bearbeiten] StepStone; Jobware Online-Service; Stellenanzeigen.de; jobpilot.de; Kalaydo; XING Monster.de; Bundesagentur für Arbeit; Gigajob; experteer.de 52 2.3 Stellenanzeigen im Deutschen Stellenanzeige Öffentliche Stellenanzeigen werden in Stellenbörsen, klassischerweise in Printmedien, vor allem Tageszeitungen, seit Mitte der 1990er Jahre auch auf der eigenen Website veröffentlicht. Bis in die 1990er Jahre hinein war das Hauptmedium für Stellenanzeigen die Tageszeitung. Im Gegensatz zu den Stellenangeboten für Führungskräfte, die in wenigen überregionalen Tageszeitungen und in Verbandszeitschriften zu finden sind, steht das Gros der Stellenanzeigen in der lokalen Presse. Mit zunehmender Verbreitung des Internets werden mehr und mehr Stellen auch online angezeigt. Der Vorteil von Online-Stellenanzeigen liegt darin, dass sich Bewerber wesentlich schneller und übersichtlicher über offene Stellen informieren und bewerben können. Für Unternehmen wiederum besteht der Vorteil darin, dass Online-Stellenanzeigen 53 wesentlich günstiger sind und über einen längeren Zeitraum laufen (üblicherweise vier Wochen). Stellenanzeigen werden häufig im Sinne von „Idealkandidaten“ formuliert. Da es diese selten gibt, kann es für einen Bewerber bereits lohnen, sich ab einer Übereinstimmung von 60 % zwischen Anforderungsprofil und persönlichem Profil zu bewerben. Immer häufiger ist zu beobachten, dass Stellenanzeigen mit Karriereinformationen verknüpft werden um dem Stellensuchenden hilfreiche Tipps und Tricks bei der Stellenbewerbung anzubieten. 2.4 Elemente einer Stellenanzeige im Deutschen und im Usbekischen Eine gut gemachte Stellenanzeige ist wie eine Visitenkarte des Unternehmens. Sie sollte mindestens folgende Elemente enthalten: Vorstellung der Firma (Standort, Größe, Mitarbeiterzahl) Aufgaben, die neue Mitarbeiter erwarten (z. B. Vertragsabwicklungen durchführen, Lieferanten bewerten) Stellenbeschreibung (eventuell Gründe für die Ausschreibung) Anforderungsprofil des Bewerbers Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten Leistungen (Gehalt, Erfolgsbeteiligungen, Sozialleistungen z. B. Altersversorgung) Organisatorisches (Empfangsadresse, Eintrittstermin, erforderliche Bewerbungsunterlagen) Über innerbetriebliche Stellenausschreibungen (z. B. durch Rundschreiben) werden vakante Stellen den eigenen Mitarbeitern bekannt gemacht. 54 2.4.2 Kurzinhalt Die 5 Ws Wir sind, Wir suchen, Wir erwarten, Wir bieten, Wir bitten um Unseriöse Stellenanzeigen Stellenanzeigen mit Betrugsabsicht Neben normalen, seriösen Anzeigen erscheinen in Print- und Onlinemedien immer häufiger unseriöse Angebote, die dem Arbeitssuchenden zum Teil erheblichen finanziellen und persönlichen Schaden zufügen können, falls er sich darauf einlässt. Da die Unterscheidung hier nicht immer leicht fällt, sollen folgende Punkte als Orientierungshilfe dienen. Vorsicht ist geboten, wenn die Stellenanzeige kurz und knapp gehalten ist und keine bzw. wenig nähere Informationen über den eigentlichen Tätigkeitsbereich enthält (z. B. „interessante Tätigkeit“; „Tätigkeit von Zuhause aus“ etc.) mit horrenden Verdienstmöglichkeiten geworben wird, ohne dabei entsprechende Qualifikationen einzufordern („2500 € monatlich, auch ungelernt“) Unqualifizierten der schnelle Aufstieg in eine vermeintlich hohe Position versprochen wird („Büroleiter gesucht“) als Kontaktmöglichkeit lediglich eine Handynummer oder eine E-Mail- Adresse angeben ist. In diesen Fällen handelt es sich meist um „Angebote“ so genannter Strukturvertriebe oder ähnlicher Organisationen, die das Ziel verfolgen, den Bewerber mittels eines ausschließlich über Provisionen vergüteten Handelsvertretervertrags in 55 dieScheinselbstständigkeit zu drängen. Im schlimmsten Falle steckt gar ein illegales Schneeballsystem dahinter. Des Weiteren: kostenpflichtige Hotlines angerufen werden sollen (z. B. 0900-Vorwahlen) im Voraus Geld für Materialien bezahlt werden soll 2.4.3 Drückerkolonnen Zuletzt gilt es, so genannte Drückerkolonnen zu identifizieren und zu umgehen. Die Kriterien sind hier: Stellenangebote mit diffusen Bezeichnung wie „Beifahrer“ oder neuerdings auch Arbeit im „Sinne des Tier- oder Verbraucherschutzes“ (Akquise von Spenden; Verkauf von Zeitschriftenabonnements) ohne nähere Beschreibungen. die explizite Suche nach „ungebundenen (jungen) Menschen“ Scheinausschreibungen Scheinausschreibungen sind Stellenausschreibungen, die den Eindruck erwecken, eine Stelle sei zu besetzen und ein geeigneter Kandidat nicht gefunden; in Wirklichkeit wird die Ausschreibung aber nur aufgrund der juristischen Verpflichtung vorgenommen. Bei Stellenanzeigen von Universitäten handelt es sich oft um Scheinausschreibungen. Wenn Universitäten zur Ausschreibung von Stellen gezwungen sind, aber schon feststeht, wer die Stelle erhalten soll, wird trotzdem ein reguläres Bewerbungsverfahren durchgeführt. Scheinausschreibungen sind manchmal daran zu erkennen, dass ein Forschungsprofil verlangt wird, das praktisch nur von einer Person erfüllt wird, oder dass die Stellenanzeige eher versteckt wird (keine Zeitungsannonce etc.). Allerdings werden auch Scheinausschreibungen oft ohne solche Vorkehrungen veröffentlicht oder sie werden im Gegenteil bewusst offen formuliert und breit 56 bekannt gemacht sowie ein aufwändiges Auswahlverfahren durchgeführt damit man sich im Zweifelsfall auf die angebliche Chancengleichheit aller Bewerber im Verfahren berufen kann. Private Arbeitgeber nehmen in der Regel keine Scheinausschreibungen vor, da sie ihre Stellen ohnehin nicht öffentlich ausschreiben müssen. Hier werden aber zuweilen Stellenanzeigen für faktisch nicht zu besetzende Stellen dazu genutzt, der Öffentlichkeit das Bild eines florierenden Unternehmens zu suggerieren, um etwa Wettbewerber oder Investoren zu beeindrucken. Diese zur Werbung zweckentfremdeten Stellenausschreibungen gehen wie andere Scheinausschreibungen zu Lasten von Bewerbern, deren Investition von Zeit und Geld in die Erstellung von Bewerbungsunterlagen und gegebenenfalls auch der Anreise zum Vorstellungsgespräch unabhängig von der Qualifikation von vornherein aussichtslos war. Besetzungsbild Der Schwerpunkt beim Besetzungsbild liegt demnach eher im Bereich der sozialen und fachlichen Kompetenzanforderungen sowie der groben Arbeitsziele und den Lohnkosten, die eine Besetzung maximal verursachen darf. Die Voraussetzungen an den Bewerber sind in der Stellenausschreibung in Kann- und Muss-Voraussetzungen unterteilt. Bei der innerbetrieblichen Stellenausschreibung wird den Mitarbeitern eine vakante Stelle z. B. durch Rundschreiben oder im Intranet bekannt gemacht. Parallel dazu können durchaus externe Personalbeschaffungsmaßnahmen getätigt werden. Der Betriebsrat kann sogar eine innerbetriebliche Stellenausschreibung verlangen; hiervon ausgenommen sind Stellen leitender Mitarbeiter. Der Grundgedanke ist die Chancengleichheit im innerbetrieblichen Arbeitsmarkt. Dies bedeutet, dass sich Arbeitnehmer um eine andere Position im Unternehmen bewerben können. Der innerbetriebliche Bewerber muss dabei nicht bevorzugt werden, wobei nach gängiger Praxis interne Bewerber gegenüber externen Bewerbern bei 57 vergleichbarer Qualifikation Vorrang erhalten. Informationen, welche den Bewerbern zur Verfügung gestellt werden sollten, sind: Stellenbezeichnung kurze Tätigkeitsbeschreibung Zugehörigkeit zu Abteilung, Filiale oder Gruppe Arbeitszeit erforderliche Qualifikation vorgesehene Vergütung vorgesehene/r Einsatzort/e. 2 . 5 Stellenausschreibung Die Stellenausschreibung ist die personalwirtschaftliche Ausschreibung einer organisatorischen Stelle, innerbetrieblich hauptsächlich für Arbeitnehmerbeziehungen. Sie kann (intern) Stellenausschreibung oder kommt Stellenbesetzungsverfahren und außerbetrieblich (extern) als für als Anstoß Bewerbungsanreiz erfolgen.Die entsprechendes sowohl in der Anbahnungsphase eines privatrechtlichen Arbeitsverhältnisses in Betracht als auch bei Stellen des öffentlichen Dienstes. Beamtenrechtlich ist die Stellenausschreibung in bestimmten Fällen gesetzlich vorgeschrieben, um z. B. die Bestenauslese zu gewährleisten oder die Förderung von Frauen zu begünstigen. Abgrenzungen. Eine Abgrenzung zu anderen Instrumentarien der Personalwirtschaft fällt nicht immer leicht. Hier bedient man sich beispielsweise auch des Besetzungsbildes oder einer Stellenbeschreibung. Die Stellenausschreibung enthält weniger explizite Elemente als eine Stellenbeschreibung und dient etwa einem externen Personalberater als Grundlage für den Abgleich mit den einzelnen Bewerberprofilen aus seiner Akquisition. Oft ist allerdings die 58 Stellenbeschreibung Grundlage für die Tätigkeitsbeschreibung in der Stellenausschreibung. In einem Besetzungsbild werden insbesondere keine detaillierten Aufgabenbeschreibungen genannt (Betriebsinterna), die Zusammenarbeit mit den anderen Stellen im Unternehmen wird nicht beschrieben und es werden keine Vertretungsregelungen ausgeführt. 2.6 Kontrastive Beschreibung der Stellenanzeigen In den Annoncen spielen bestimmte Eigenschaften eine Rolle. Einige sind in Annoncen in beiden Sprache voll and en, andere aber nicht. Die Stellenanzeige werden durch bestimmte, sowohl sprachliche, als auch nonverbale Zeichen besonders hervorgehoben und fallen deshalb schnell ins Auge. Zu solchen Zeichen (Eigenschaften) gehören: Großbuchstaben ( GEBIETSVERKAUFSLEITER, ҲИСОБЧИ) Firmenzeichen und Symbole ( M-U-M, Ludwig Heuse GmbH) Fettdruck, farbiger Druck ( Dipl.-Informatiker) Größe der Anzeigen ( von 3 bis 130 Wörter) Am Ende der Anzeigen: Telefonnummer, Pager, E-Mail, Chiffre der Anzeige, z.B.: Telefon: 0172-6801889 Chiffre: SP-050-0998 Pager: (067) Абонент 1742 E-Mail: [email protected] Und manche andere, die nur für eine Sprache charakteristisch sind. Aus sprachökonomischen Gründen arbeitet man oft mit Abkurzungen und Kürzwörtern: U(- und)/Std.(=Stunde)/ techn. (technisch)/ W.(=Woche)/ Jlng}. (=langjahrig)/z.Zt. (= zur Zeit)/ Erf(= Erfahrungen)/ su. (=suchen)/ Wirk-krs. (= Wirkimgskreis)/ Tdligk. (=Tatigkeit)/ wg. (= wegen)/ od. (=oder)/ sp. (=später)/ 59 gt('gut)/ Kenntn. (=Kenntnisse)/ Tätigkfeld(=: Tatigkeitsfeld)/ Arb. (= Arbeit)/ EDV(=:elektronische BAT(=Bundesangestelltentarif)/ Datenverarbeitung)/ übern(=übernehmen)/ тел. (=телефон)/ пейд. (~пейджер)/ com. (=сотовый)/ш.б. (=шартли бирлик)/ қ. к. (=кўшма корхона)/ о.м.(=олий маълумот)/б.ҳ- бош ҳисобчи)/ ш.к.(=шахсий компьютер). Die Mehrzahl der Stellenanzeige weist eine bestimmte inhaltliche Gliederung auf. Dazu gehören: Beruf/Alter des Suchenden/Berufsausbildung/Erfahrungen (Kenntnisse)/ gesuchte Position (Aufgabe). In den Annoncen werden folgende Berufe, die für die deutsche Region typisch sind, häufig angeboten: Fitnesstrainer, Krankenschwester, Kaufmann (Kauffrau), Informatiker, Techniker, Kinderfrau, Buchhalter, Verkäufer, Bauingenieur (-in), Jurist (-in), Sozialwissenschaftler, Designer, Elektriker, Fahrer, Tischler. Für Usbekistan sind die Berufe ҳайдовчи, ҳисобчи, массажист, дизайнер, дастурчи gekennzeichnet. Ein weiteres Merkmal sind die Vorstellungsformen. Die meisten der Anzeigen beginnen mit der Berufsbezeichnung: Sekretärin/ Fitnesstrainer/ Personalleiter/ Geschäftsführerin (F.f.F. 3.09.2001, SZ. 27/28.07.2002). In vielen Fällen stellen sich die Stellensuchende ganz ausführlich vor: Дастурчи Islamov Erkinjon, Delphi dasturida erkin ishla olaman. Agar taklif bor bo'lsa +99891 650 04 55 raqamiga yoki [email protected] ga xabar bering. Volljuristin, 38 J., 2 J. Berufserfahrung als Rechtsanwaltin, Fachanwaltslehrgang Arbeitsrecht, sucht Anstellung in Kanzlei, Unternehmen od. Verband. Zuschriften erbeten an 1568943-FAZ-60267 Ffin (FAZ. 22.01.2003). Eigenschaften (Fähigkeiten) werden entweder allgemein oder ganz speziell formuliert. Vgl.: 60 allgemeine Eigenschaften: lernwillig, flexibel, kreativ, mobil Spezialisationen: EinzelPaar- und Familientherap. Beratung, BWL- Kenntnisse, Consulting-Bereich. In umfangreichen deutschen und usbekischen Anzeigen sind die professionellen Eigenschaften zusammengestellt: ...Erfahrungen in Sozial-, Gesundheits- und Unternehmens-PR/mil 12- jährigen Вerufs erfahrungen/ Management-Erfahrungen/fliessend Deutsch/ Englisch/ Französisch. Charakteristische menschliche und fachliche Eigenschaften sind: Kreativ, flexibel, selbstdndig, talent, gesund, mobil. In deutschen Anzeigen ist auf dem Bereich der Tatigkeit (Wirkungskreis) hingewiesen. So: ... Aufgabengebiet in der Fahrradbranche/Fitnessbranche/ im Bereich Marktforschung und Marketing/ im Bereich Medien od. Kultur. (S.30.07.2001). In usbekischen Stellenabzeigen ist der Hinweis auf den Tätigkeitsbereich nicht typisch. Man findet außerdem Informationen über: gewünschten Lohn: Suche Arbeit auf 630-Eu-Basis/ Suche per sofort Tatigkeit auf620-Basis/... оклад 150 ш.б. (S.Z. 20.07.2001, Tsch.S. 30.01.2003). gewünschte Art der Arbeit ( Nebenjob, Gartenarbeit, seriöse Heimarbeit), z.B.: 25-jahrige dynamische Technikerin, kommunikationsstark, ehrgeizig und belastbar sucht Umschulungsstelle mit iiberwiegend sitzender Tatigkeit (S.Z.16.06.2001). gewünschten Ort der Arbeit: ... Tatigkeit ( I n - und A us Iand)/... in/um Miinchen. Es fehlt in usbekischen Stellenanzeigen. 61 In manchen usbekischen Stellenanzeigen gibt es solche Punkte, die in deutschen Stellenanzeigen fehlen. Das sind: Der Name des/der Stellensuchenden: Шерзод/ (Dar..S. 26.12.2002, T.N.26.12.2002). Die Zeit, in der der Arbeitgeber den Stellensuchenden anrufen kann, z.B,: 9:00 дан 19 гача ёки 21.00/ 18:00 кейин (Th.S.2§. 12,2002., T.N. 26.12.2002.) Innovation (Internet) und Kreativität spielen eine größre Rolle, als Konventionen in der Sprachverwendung und Textgestaltung, die anderseits auch bei ihnen nicht ganz fehlen. Neben den Stellenanzeigen bringen die Zeitungen auch Informationen darüber, wie man den deutschen und usbekischen Stellenmarkt im Internet finden kann. Die sogenannten Web- Finder: www. jobrobot de www.stellemanzeigen.de,www.job.de www. jobs, adverts,de www. rabota. uz, www. izrukwruki. uz, goldenpage.uz, mehnat.uz, torg/uzbek.uz 2.7 Beschreibung der lexikalischen Ebene von Stellenanzeige Das wichtigste Instrument der Kommunikation ist das Sprachsystem, das aus den bestimmten Elementen besteht. Diese Elemente werden in der Kommunikation zielgerichtet eingesetzt, um den höchsten Effekt zu erreichen. Sprachbetrachtung und Sprachbeschreibung sind nicht akzeptabel ohne Berücksichtigung der Bedingungen, der Ziele der Kommunikation, Kommunikationssituation. Die der satzsemantische Kommunikationspartner, und die der textsemantische Repräsentation sind zwei aufeinander folgende Schritte der semantischen Analyse des Textes. Es geht auf der Ebene der semantischen Repräsentation vor allem darum, das System der logisch-semantischen Relationen zwischen den Elementaraussagen bloßzulegen, die die inhaltliche Struktur der Gesamtaussage prägen. (Moskalskaja 1981, 167). In diesem Zusammenhang ist es sinnvoll, Lexembestande der Stellenanzeige in zwei Sprachen zu vergleichen, um festzustellen, inwieweit sie voneinander 62 abweichen oder miteinander zusammenfallen. Für Forschungen auf diesem lexikalischen Gebiet sind drei Lexemgruppen besonders wichtig. Es sind die das Ziel des Inserenten bezeichnenden Verben, die einzelne Teilaspekte des Gesuches benennenden Substantive und die Adjektive, die bestimmte Eigenschaften des Suchenden/ der Suchenden charakterisieren: Verballexeme Substantivische Lexeme Adjektivische Lexeme z.B.: Arbeitsfeld, Arbeitsplatz, Aufgabengebiet, Anstellung, Alter, Arbeitsbereich, Agentur, aktiv, Bezahlung, Basis, Bedarf Berufsausbildung, Berufserfahrung, Branche, Bereich, Berufsfeld, Diplom, Design, Dienstverhältnisse, Erfahrung, Entwicklung, Engagement, Fachgebiet, Flexibilität, flexibel, Fachbereich, frei, fest, Gestaltung, Grundkenntnisse, Gruppe, gut, grundsätzlich, Homepage, Hilfe, Herausforderung, Kapazität, Kenntnisse, kreativ, Kontakt, PC-Kenntnisse, Kommunikationstätigkeit, Kooperationsbereitschaft, lernwillig, Leitungsaufgabe, langfristig, langjährig, Lizenz, Möglichkeit, Mitarbeiterführung, Management, Marketing, Marktforschung, Makler, Network, ortunabhängig, Psychologie, Praktik, Position, Projekt, Post World Net, Qualifikation, Qualifizierung, suchen, selbständig, Sitzung, Stelle, Service, Team, teamfähig, Tätigkeit, Tätigkeitsfeld, technisch, Unternehmen, Überqualifizierung, umfangreich, unabhängig, Vollzeitstelle, verantwortungsvoll, Vertrieb, Verfahren, vertieft, Wirkungskreis, zuverlässig, zukünftig. Die usbekischen und besonders deutschen Stellenanzeige sind reich an Entlehnungen aus dem Englischen. Vgl.: PC/ Software/ Hardware/ Homepage/ Job/ Team/ Office/ Designer/ Manager/ 3DMax/ Driver/ Internet/ ПК/ Интернет/ менеджер / дизайнер. In der usbekischsprachigen und deutschen Presse gibt es Stellenanzeige, die auf Englisch geschrieben sind, z.B.: 63 Very serious interpreter seeking for a job with foreigner, PC, can look after children, can teach Russian. Tel: ... after 3 PM. ( Tsch.S. 26.12.2002). 26 year old female English speaker (learning german) seeking employment. Secretarial experience/ computer skills, available 8-17 daily/ weekends. Motivated, of good appearance, fast learner ! Tel:...( S.Z. 27/28. 07.2001). Die untersuchte Textsorte weist Gesetzmassigkeiten in ihrem lexischen Bestand auf. Eine große Rolle spielt das Feld der Temporalität (absolute und relative Zeit). Substantive bezeichnen Zeiteinheiten, z.B. Messeinheiten wie Jahr, Woche, Namen von Wochentagen und Monaten wie Montag, Mittwoch, November, Dezember. Mit diesen Lexemen kann jedes Geschehen zeitlich fixiert werden, hinsichtlich Zeitpunkt und Dauer: 20 stunden/ Woche Das Adverb ist an folgenden Mikrofeldern beteiligt: gegenwärtig; jetzt vergangen: bisher zukünftig: bald/ sofort Und die Adjektive bezeichnen vor allem berufliche (professionelle) sowie menschliche Eigenschaften: technisch, kaufmännisch, flexibel, frei, selbständig, ortsunabhähgig, qualifiziert/тартибли. Zu den lexikalischen Mitteln zum Ausdruck der relativen Zeit gehören: Adverbien: dann Adjektive: variabel, nachtsmoglich, baldmäglichst Konjunktionen; und, da, als Mit Hilfe von Präpositionen, die Zeitdauer und den Zeitpunkt bestimmen, werden Wünsche ausgedruckt: ...bis zum 1.10.2001/ab November/für die Semesterferien/zum/ab / 1.09.98... 64 Wie М. M. Sisow54 verweist, haben die Anzeigen in der Regel eine informierende Funktion, aber sie enthalten auch Elemente der Einwirkungsfunktion (Сизов, 1991,158). Das bedingt die Auswahl der Lexik. So lässt das Ziel zu informieren eine genaue und sachliche Beschreibung des Berufes und der Wünsche des Inserenten. Das Streben eine gewünschte Stelle zu bekommen lasst ihn aber sich von der besten Seite vorstellen und auf solche Weise auf den potenziellen Arbeitgeber einwirken. Diese Tatsache verursacht den Gebrauch zahlreicher Adjektive, die den/die Stellensuchenden beruflich und spezial charakterisieren. Zu solchen Adjektiven gehören: kreativ, flexibel, teamorientiert, lernwillig, zuverlassig, dynamisch, kommunikationsstark, gute (Kenntnisse), talent u.a.m.- im Deutschen, кўп тажрибали, тартибли оила, билимли, малакали, маъсулиятли - im Usbekischen. Durch diese Listen von wertenden Adjektiven kommt ans Licht, dass die deutschen Inserenten mannigfaltigere und überzeugendere Wörter für ihre Vorstellung verwenden. Man kann vermuten, dass deutsche Stellenanzeige deswegen effektiver sind, als usbekische. Der Vergleich der deutschen und usbekischen Stellenanzeige lässt feststellen, dass die Lexik in mehreren deutschen Anzeigen expressiv ist, was durch die Anhäufung von Erfahrungsqualitäten und Eigenschaften des Inserenten erreicht wird. Z.B.: Geschäftsfiihrer Vertrieb/Marketing Mobel und Heimtextilien/Internationale Firmengruppe 51 Jahre, langjährige Erfahrung, in ungekündigter Position als Geschäftsführer für die deutsche Einkaufsverbänden Vertriebsgesellschaft des Möbelhandels tätig. sowie Beste zu Kontakte Großkunden zu allen aus den Vertriebsbereichen SB. Junges Wohnen, konventionell und Baumarkten. Erfahrung im Aufbau und Umstrukturieren von Vertriebsorganisationen, Produktmanagement und Marketing, sucht neue Herausforderung als Geschäftsführer oder Vertriebsleiter. 54 Сизов М.М Становление жанра газетного объявления Изд.“Haука“ М.,1991 65 Zuschriften erbeten unter 1568426-FAZ-60267 Ffm FAZ. In meisten usbekischen Stellenanzeigen ist die Sprache sachlich und trocken, einsilbig, z.B.: Ҳайдовчиман иш излаяпман. Тел....( Tsch.S. 7.02.2003) Компьютерни яхши биладиган ҳисобчи иш қидираяпти. Тел... (Дар.S. 9.01.2011) Архитектор. Уйлар лойиҳасини чизаман. Тел....( Tsch.S. 7.02.2003) Knappheit und Trockenheit des Wortschatzes der usbekischen Stellenanzeige erklärt sich meiner Ansicht nach einerseits durch das Fehlen der Tradition von Privatanzeigen in usbekischsprachigen Presse (wenigstens in Lokalzeitungen in Usbekistan) und andererseits durch die standartisierte Normung der Sprache von Zeitungsanzeigen. In der deutschen Presse dagegen ist klar die Tendenz zur Individualisierung von Stellenmarktannoncen zu sehen. Es ist leicht zu bemerken, dass in usbekischen Stellenanzeigen im Unterschied zu deutschen Femininum der Berufsbezeichnungen fehlt. Vgl.: Geschäftsführerin/ Bauingenieurin/ Juristin/ Managerin aber: ҳайдовчи/менеджер/бош ҳисобчи/рассом-дизайнер. Es ist offensichtlich, dass unter diesen Fachleuten auch Frauen sein können, aber die Konventoinsformen und Traditionen lassen auf feministische Berufsbezeichnungen verzichten. 2.8 Analyse der grammatischen Struktur der Stellenanzeige in beiden Sprachen Jeder angeführte Text beinhaltet die drei folgenden Aussagen, die sich als Propositionsblocke interpretieren lassen: Der Inserent teilt seinen Beruf mit und gibt dabei das von ihm ausgestrebte Ziel an. Der Inserent charakterisiert seine wichtigsten EigenschaftenDer Inserent gibt seine Telefon-, Fax-, oder E-Mail Adresse für interessierte Leser 66 (Arbeitgeber) an. Grammatische Struktur der Stellenanzeige in usbekischsprachiger und deutscher Presse hängt auch mit dem Aufbaumuster der Stellenanzeige zusammen, und da ist vom Interesse festzustellen, in wieweit sie voneinander abweichen oder miteinander zusammen zufallen. Was die grammatischen Besonderheiten der Stellenmarktannoncen betrifft, so hat sich herausgestellt, dass in den Sätzen vor allem die Gegenwart ausgedrückt wird, z.B.: Informatikstudent sucht Arbeit als Systemadministrator 7e/...(F.f.F. 3.09.2010) Architektin sucht kurzfristig Mitarbeit. Tel...{ S.Z. 27/28. 07.2002). Man findet auch die Sätze, wo ebenso die Gegenwart aber durch Passiv ausgedrückt wird, z.B.: Stelle als Immobillemverk/ Verwalter Z Vermittler gesucht. Infos...( Z.28.12.2002). Zum Ausdruck der Zukunft tritt Futur 2 auf, z.B.: Industriekfm, 29 J., 5 J. Berufserf. Sucht neue Herausford, um Bilanzbuchhalter zu werden. Chiffre...( www.jobrobot.de). Alle untersuchten Anzeigen in beiden Sprachen lassen sich in zwei Untergruppen scheiden: 1. In Texte. die aus einem Satz bestehen (Ein-Satz-Annoncen); 2. In Texte, die aus mindestens zwei Sätzen bestehen (Satzfolge- Annoncen). Die meisten Ein-Satz-Annoncen lassen sich, satzsyntaktisch gesehen, als Satzreihen begreifen, die man nach diesem Merkmal auch in zwei Untergruppen aufteilen kann: 1. in Satzreihen, deren Konstituenten ein einfacher erweiterter Satz und Nominalsatz sind: Sekretärin/ Sachbearbeiterin Office Management, Buchhaltung, Engl.-Kenntn., auch freiberufl., auch Urlaubs- und Krankheitsvertretung, kurz oder langfristig, Tel...(S.Z. 27/28. 07.2002 ). Администратор, компьютерлар устаси, о/м, 26 ёш, инглиз тили. Тел...( Tsch.S. 7.02.2003). 67 2. in Satzreihen, deren Konstituenten ein einfacher erweiterter Satz und mindestens ein elliptischer Satz sind: Assistentin der GL/ Chefsekretärin, Betriebswirtin VWA, Start-Up- Erfahrung, Buroorg., Controlling, Excel, Access, Word Outlook, Handelsengl, kurzfr. Einsatzber., keine Personalberater. Tel...( S.Z. 27/28. 07.2002). Бош ҳисобчи, ҚК иш тажрибаси билан (ишлаб чиқариш,савдо соҳаси), о/м, аудитор дипломига эга. Тел...(Tsch.S. 26.12.2002). Die Satzfolge-Annoncen lassen sich in zwei Blocke aufgliedern: Block A, welcher Strukturen zusammenfasst, deren Konstituenten einfache Satze sind, z.B.: Dr.-Ing. Maschinenbau. Anfang 40, sucht neue verantwortungsvolle Aufgabe im technischbetriebswirtschaftlichen Management in einem Unternehmen oder in der Beratung. 10 jahrige Führungserfahrung in Controlling und Produktionsmanagement im internationalen Unternehmen. Zuschriften erbeten unter 1568978-FAZ-60267 Ffm ( FAZ 22.01.2003 ). Чет эл қўшма корхоносида ҳайдовчиликка иш излаяпман, тажрибали, шахсий автомашинага эга, Тел... ( Tsch.S. 9.01.2003). Block В, dessen Textstrukturen eine Kombination einfacher erweiterter Satze, sowie der Satzgefüge, z.B.: Spezialistin für Organisation und Koordination sucht neues Tätigkeitsfeld als rechte Hand der Geschäftsführung: Kundenakquise und- betreung, Organisation, Produktpräsentation und Verkaufsveranstaltungen sowie Personalmotivation, anleitung und - verwaltung. Berufshintergrund: Abgeschlossenes Hochschulstudium, kfm. Ausbildung, Ausbildereignungsprifmg, 46 Jahre, langjährige Berufserfahrung, fexibel in den Arbeitszeiten, unabhängig. Grossraum Düsseldorf Köln, Krefeld, Wuppertal. Zuschriften erbeten inner 1566349-FAZ-60267 Ffin (FAZ 22.01.2003). Etwas Neues lernen und damit arbeiten...vielleicht ein Кunsthandwerk? Gern würde ich z.B. Helz oder Terrakotta bemalen... Junggebl. 38 j., gel Bürokauffr. Mit gut. Ital. Erf. in Gastronomic, Verkauf u.a 68 Ausland, bin kreativ it. offen für eine ,,Schnupperwoche “ (Raum Mil). Frei mich auf alle ser. Angeb. u. ZS 2416 an SZ ( S.Z. 27/28. 07. 2002). In der Usbekischen Presse finden sich Stellenanzeige, die zum Block В gehören konnten, nicht. In der deutschen Presse gibt es Stellenanzeige, die mit Fragesätzen oder/und mit Ausrufesatzen beginnen, z.B.: Probleme sind Hindernissen auf dem Weg zum Ziel! Halten Sie als Versicherung, Bank, Unternehmen einen Beteiligungsfonds, der restrukturiert werden muss? Ist Ihr Unternehmen bei strategiebedingtem /when Finanzierungsbedarf und Defiziten im Finanzmanagement eventuell Kreditrestriktionen der Banken mit Blick auf „Basel 2“ ausgesetzt? Hat Ihr mittelständliches Familienunternehmen Redimensionisienmgs-/ Anpassungsbedarf in der Gesellschafterstruktur, um strategischem erharren entgegenzuwirken? Miissen Sie als Sparkasse jeder Volksbank Ihr Firmenkundengeschaft restruktieren jeder unter Ertrags-/ Risikogesichtspunkten neu ausrichten? Ich helfe als Führungskraft (Bankbetriebswirt, 52 Jahre) bei der Überwindung von Hindernissen. Berufspraxis: 1. Leitende Positionen bei Grossbanken im Firmenkundengeschaft ( Marketing/ Vertrieb; Kundenbetreuung; Begleitung bei strukturierten Finanzierungen, Börseneinführungen und. Unternehmensakquisitionen). 2. Geschdftsleitungsmitglied in Beteiligungsgesellschaft. 3. Zuletzt Vorstandsmitglied ( Wertorientierte Steuerung, Risikomanagement, Controlling, Treasury) in einem börsenorientierten mittelständischen Unternehmen (ca. 4000 Mitarbeiter). Als Mittelpunkt für einen großen Aktionsradius würde ich Süddeutschland bevorzugen. Bei Interesse erreichen Sie mich unter 1568621-FAZ-60267 Ffm ( FAZ 22.01.2003). Welches Arch.-/Ing. Büro sucht tatkräftige Untersuchung? Biete 12 J. Berufserfahr. als Sekretärin/Assistentin der GL, 31 J., PC/MAC/AVA. Zuschr. u. ZS 2411951 an 69 SZ ( S.Z: 27/28. 07. 2002). Meiner Ansicht nach haben solche rhetorischen Fragesätze einen hohen stilistischen Wert. Die Stellensuchenden greifen dazu, um die Aufmerksamkeit und das Interesse der Potenziellen Stellenbesitzer sofort zu wecken. In der usbekischen Presse fand ich keine Stellenanzeige, die mit rhetorischen Fragesätzen oder/und Ausrufesatzen beginnen. Für den syntaktischen Aufbau der deutschen Stellenanzeige ist das Fehlen von Artikeln, Präpositionen, Hilfsverben gekennzeichnet, die aber nach dem Kontext leicht wieder hergestellt werden können. Auch in usbekischen Stellenanzeigen fehlen einige Elemente des Satzes, die manchmal durch einen Doppelpunkt ersetzt werden. 70 SCHLUSSFOLGERUNG Die vorliegende Qualifikationsarbeit ist ein Versuch einer Ausdehnung der Perspektive von der abstrakten phonologischen, morphologischen, lexikalischen und grammatischen Ebene auf die interkulturelle Ebene. Aufgrund der Analyse lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: 1. Die Analyse zeigt, dass eine kontrastive Textsortenuntersuchung sich nicht auf rein sprachliches beschränken kann. In die Betrachtung müssen auch kulturelle Faktoren einbezogen werden, die sich in Textsortenkonventionen manifestieren. Zwischen den deutschen und usbekischen Anzeigen gibt es relativ große Unterschiede in den Textsortenkonventionen, in unserem Fall ist die Textsorte „Stellengesuch”. 2. Die Gesamtstruktur der Stellenanzeige ist vom Sprach- und Kulturraum abhängig. 3. 1m Ruckblick auf die oben stehenden Aufführungen lasst sich folgendes sagen: In deutschen Stellenanzeigen verwendet man auch Femininum bei Bezeichnung der Berufe. Es fehlt in usbekischen Annoncen und sie sehen mehr unpersönlich aus. Andererseits beobachtet man hier eine entgegengesetzte Tendenz und zwar den Hinweis auf die Namen der Inserenten. Die Lexik der deutschen Anzeigen unterscheidet sich sehr von den usbekischen Annoncen vor allem durch mannigfaltigere und originelle Wortwahl. Sie weist in deutschen Stellenanzeigen viele Anglizismen auf. Aus den Beispielen ist es ersichtlich, dass sich die grammatische Struktur der Stellenanzeige in beiden Sprachen unterscheidet. Die Unterschiede umfassen in erster Linie das Vorhandensein mehrerer Merkmale in den deutschen Anzeigen wie Ausrufesatze, Fragesatze, Satzgefüge. Als gleiches Merkmal gilt der Gebrauch von kurzen Sätzen, Nominalsätzen. Für beide Sprachen ist die Anwendung von Kürzungen aus sprachökonomischen Gründen charakteristisch. 71 LITERATURVERZEICHNISS 1. Brinker, Klaus (1997): Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe, Berlin. 2. BURGER, Harald (2005): Mediensprache, Berlin. 3. DIMTER, Matthias (1981): Textklassenkonzepte heutiger Alltagssprache, Max Niemeier Verlag, Tübingen 4. 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