Palmen hegen und pflegen -- Seite 1 – Möchte man Palmen über Jahre erhalten, sollte man die Ansprüche dieser Pflanzengruppe kennen, um unnötige Fehler und Schwierigkeiten zu vermeiden. Man kann Palmen in verschiedene Gruppen einteilen. Vom Erscheinungsbild der Palmen unterscheidet man: Fiederblatt, z.B. Phoenix und Fächerblatt, z.B. Washingtonia. Beim Fiederblatt kann man noch unterscheiden zwischen: Fiederblätter aufwärtsgerichtet, z.B. Phoenix, und Fiederblätter abwärtsgerichtet, z.B. Chrysalidocarpus. Die Wuchsform kann auch in Gruppen eingeteilt werden, z.B. Solitärstämme, wie Phoenix, und Mehrfachstämme, z.B. Chrysalidocarpus. Die Liste der morphologischen Merkmale von Palmen kann noch weiter differenziert werden, z.B. Stammform, Bewehrung, Blattstiel, Blütenstände etc. Wichtig ist jedoch die Einteilung der verschiedenen Palmen nach Temperaturund Lichtansprüchen. Hat man einen Wintergarten oder ein beheizbares Treibhaus, so kann man die Palmen in drei Gruppen einteilen, nämlich Kalthaus 3-100, Lauwarmhaus 11-160 und Warmhaus ab 170; dabei beziehen sich die Temperaturangaben auf die kühleren Nachttemperaturen. Weiteres dazu in Wintergarten. Da die meisten Pflanzenliebhaber jedoch diese Wahlmöglichkeit nicht haben, beschränken wir uns auf ein Winterquartier von 3-100 und die Wohnraum ganzjahres Kultur bzw. die Überwinterung bei mehr als 180. Bei Palmen sollte man aber auch die Lichtansprüche kennen, da sie sehr unterschiedlich sind. Im Sommer herrscht kein Lichtmangel. Dieses Problem tritt im Winter auf. Die Kentiapalme, Howeia forsteriana, nimmt dabei eine Sonderstellung ein, da sie immer einen schattigen Standort bevorzugt und mit wenig Licht auskommt. Die meisten Palmen brauchen jedoch sehr viel Licht, was im Sommer kein Problem ist, jedoch im Winter. Da Palmen im Winterquartier weiter wachsen, bilden sie dann unschöne, lange Blätter, die aus dem Habitus der Pflanze hervorstechen. Um dies zu vermeiden, brauchen sie viel Licht!! Selbst in einem Wintergarten ist bei vielen Palmen eine Zusatzbelichtung angesagt. Palmen, die in der nachfolgenden Tabelle als Zimmerpflanzen eingestuft wurden, können natürlich im Sommer auch an einem geschützten, halbschattigen oder schattigen Standort stehen. Die Ganzjahreskultur im Wohnraum ist möglich. Werden solche Palmen umgesetzt, sollte man der Pflanze einige Zeit für die Akklimatisation an die geänderten Bedingungen geben. Palmen stellen eine Gruppe von Pflanzen dar, wie Zitruspflanzen, die im allgemeinen speziefische Ansprüche haben. Diese sollte man kennen, wenn man Palmen kultiviert. Gehe zu: A.Inhaltsverzeichnis -- Seite 2 -1. Licht Hat man keinen Wintergarten oder ein beheizbares Gewächshaus, kann man Palmen auch anders artgerecht Überwintern. Lesen Sie bitte dazu: Zitruspflanzen hegen und pflegen, 1. Winterquartiere; Kübelpflanzen hegen und pflegen, 4. Winterquartiere. Palmen stammen aus tropischen, subtropischen und mediterranen Gebieten dieser Welt. Sollen sie in nördlichen Breiten wachsen, so ist der Winter ein Problem, sei es, daß die Temperatur zu niedrig ist oder, was viel wichtiger ist, daß nicht genügend Licht vorhanden ist. Palmen benötigen im Winter meistens eine Zusatzbeleuchtung, damit sie langsam weiterwachsen oder bei kühler Überwinterung stehenbleiben. Dazu brauchen sie in den Wintermonaten mindestens 12 Stunden Zusatzlicht von mindestens 1000 Lux, vorteilhaft sind 2000 Lux. In den Sommermonaten ist genügend Licht, ja für viele Palmen schon zuviel Licht in unseren nördlichen Breiten vorhanden. Palmen müssen sich im Frühjahr, zumal wenn sie aus einem Winterquartier kommen, erst an das Licht gewöhnen. Temperaturabhängig kann man dies auf einer schattigen, geschützten Terrasse am besten meistern. Palmen, Zitruspflanzen und andere Kübelpflanzen sollten so spät wie möglich eingeräumt und so früh wie möglich ausgeräumt werden. Da Palmen im allgemeinen viel Licht wünschen, sollten sie so hell wie möglich stehen. Im Frühjahr, aber auch noch später, kann es sortenbedingt zu einem Problem kommen, dem Sonnenbrand. Der Sonnenbrand schädigt wie beim Menschen das Gewebe. Die Blätter werden matt, gelblich, in schweren Fällen braun. Sonnenbrand ist irreversibel, führt aber nicht zum Tod der Pflanze. Die Pflanze ist natürlich geschockt, reagiert mit Wachstumsstörungen und Krankheitsbefall. Durch eine langsame Akklimatisation an Licht und Wärme und die richtige Standortwahl kann man ein solches Problem vermeiden. Junge Palmpflanzen bevorzugen sowieso ein halbschattiges, geschütztes Ambiente. Palmen, die in der Tabelle als Ganzjahreskultur bzw. als Palmen mit warmer Überwinterung im Wohnraum angegeben sind, müssen zwar hell stehen, außer Kentiapalme, aber sie mögen auch nicht die volle Mittagssonne. Neben Licht spielt die Luftfeuchte für schöne, gesunde Palmen eine wichtige Rolle. Gehe zu: A.Inhaltsverzeichnis -- Seite 3 -2. Luftfeuchte Sehr viele Palmenarten stammen aus feuchtwarmen Klimazonen dieser Welt. Allein aus der Herkunft ergibt sich ein Zusammenhang zu Wasser, Luftfeuchte und Temperatur. Palmen mit feinen Fiederblättern oder Blattstrahlen benötigen eine höhere Luftfeuchte, als Palmen mit groben Fächerblättern. So muß z.B. die Luftfeuchte bei Chrysalidocarpus lutescens ständig sehr hoch sein, während eine Washingtonia nur bei sehr trockener Luft besprüht werden sollte. Bei allen Pflanzen nehmen die Wurzeln das Wasser auf und die Blätter transperieren es, um die Blatttemperatur einzustellen. Durch die Blatttranspieration erhöht sich die Luftfeuchte, das Blatt kühlt ab durch Transpierationskälte. Stehen die Palmen im Sommer im Freiland, ist die Luftfeuchte normalerweise kein Problem. Trotzdem lieben es Palmen, wenn man sie von Zeit zu Zeit abbraust. So wird der Staub weggespült, der die Assimilation behindert. Eine zu niedrige Luftfeuchte findet man meistens in Wohnräumen, sei es bei der Ganzjahreskultur im Zimmer oder sei es während der Überwinterung wärmeliebender Palmen. Ist die relative Luftfeuchte im Blattbereich der Palme zu gering, führt dies zu: braunen Blattspitzen, die irreversibel sind. Man sollte sie bis auf einen gelben Streifen abschneiden. erhöhter Gefahr von Spinnmilbenbefall. Spinnmilben bevorzugen niedrige Luftfeuchte und ziehen meistens durch Fenster, Türen und andere Öffnungen ein. Möchte man die Luftfeuchte erhöhen, so kann man Wasserschalen oder einen Zimmerspringbrunnen aufstellen. Im Handel sind auch elektrische Luftbefeuchter zu kaufen. Sie sind jedoch relativ teuer. Eine andere Möglichkeit ist die Schaffung von Luftfeuchte-Inseln, wobei die grösseren Pflanzen die kleineren mit ihrer Luftfeuchte, aber nicht mit ihrem Lichtschatten, umhüllen. Die einfachste Methode ist, daß man die Palme mit Topf in einen Übertopf stellt, der eine Drainageschicht aus Kies oder Blähton hat und in welche man Verdunstungswasser gießt. Das Kleinklima der Palme wird dadurch ungemein verbessert. Regelmäßiges Besprühen erhöht effizient kurzfristig die Luftfeuchte. Die Luftfeuchte kann man mit einem Hygrometer messen. 3. Gießwasser und Gießen Das Gießwasser für Pflanzen sollte im allgemeinen nicht hart sein, d.h. es sollte zwischen 50dH und 100dH (deutsche Härte) liegen. Die Härte Ihres Wassers erfahren Sie bei Ihrem zuständigen Wasserwerk. Folgender Test kann die Wasserhärte Ihres Leitungswassers schon andeuten: Spülen Sie ein Wasserglas mit warmen Leitungswasser und lassen Sie es ohne Abzutrocknen stehen. Bilden sich beim Trocknen Schlieren oder ein Schleier, ist Ihr Leitungswasser zu hart, d.h. über 100 dH. Gehe zu: A.Inhaltsverzeichnis -- Seite 4 -Ist das Gießwasser zu hart, hat dies unerwünschte Auswirkungen auf das Substrat. Der pH-Wert wird erhöht, und es kommt zu einer unerwünschten Salzkonzentration im Erdreich. Mehr zum richtigen Gießwasser, siehe: Zitruspflanzen hegen und pflegen, 7. Gießen Palmen, Zitruspflanzen und viele Kübelpflanzen möchten eher trocken als feuchtnaß stehen. Man darf jedoch nicht nur die oberste Erdschicht gleichmäßig feucht halten, sondern das Wasser muß bis zum Topfboden vordringen, wo die meisten Wurzeln liegen, besonders bei Palmen. Die Pflanzen sollten so gegossen werden, daß das Gießwasser unten aus den Töpfen wieder austritt. Dabei muß man die Durchlaufgeschwindigkeit des Substrats beachten. Überschüssiges Wasser sollte aus einem Untersetzteller entfernt werden. Palmen dürfen nichts ins Herz gegossen oder gedüngt werden. Die Wassertemperatur sollte der Bodentemperatur entsprechen. 4. Substrate für Palmen Je älter und größer eine Palme wird, desto schwerer darf die Erde sein. Am besten man mischt sich die Erde selber aus: 1/3 lehmige Gartenerde 1/3 Torf oder TKS 1/3 groben Sand. Junge Palmen erhalten mehr Torf, ältere mehr Lehm. Da Silikate in Palmblättern eingelagert werden, sollte jedes Palmsubstrat mit Sand gemischt sein. Organische Langzeitdünger, wie Hornspäne, Knochenmehl etc., sollten der Erde direkt beigefügt werden. 5. Umtopfen Junge, kleine Palmen sind wurzelempfindlich und sollten nicht zu schnell in zu große Töpfe umgesetzt werden. Es gibt aber verschiedene Gründe, um eine Pflanze sofort umzutopfen. Die wären: falsche Erde, falsches Gießwasser und zu hoher pH-Wert, Überdüngung, Wasseraustrittslöcher durch Wurzeln versperrt. Bei älteren, gut eingewurzelten Palmen kann man relativ einfach den Umtopftermin festlegen. Der Wurzelballen schiebt sich nach oben, die Wurzeln haben eine Spirale am Topfboden gebildet. Eine solche Palme ist schwer zu wässern, da die Wurzeln Lufträume gebildet haben, durch die das Gießwasser nur durchfließt, aber kaum haften bleibt. Bei einigen robusten Palmarten, wie Phoenix, Chamaerops und Trachycarpus kann auch ein Wurzelschnitt mit einem scharfen Messer erfolgen. Die günstigsten Monate zu Umtopfen sind März bis Mai, wobei im Freiland aufgestellte Palmen nicht nach Mitte Juli umgetopft werden sollten, damit die Wurzeln vor dem Winter abschließen können. -- Seite 5 -6. Düngung Palmen sind keine Starkzehrer wie Zitruspflanzen. Sie kommen mit ca. der Hälfte des Düngers von Citrus aus. Sie stellen jedoch an die Qualität des Düngers die gleichen Ansprüche, d.h. die Hauptnährstoffe und die Spurenelemente müssen der Palme zugänglich sein. Stickstoff- und/oder Eisenmangel führt bei Palmen zur Gelbsprenkelung bzw. zum Vergilben der ganzen Blätter. Palmen werden während der Wachstumsphase von März bis September alle zwei Wochen gedüngt. Werden Palmen im Wohnraum überwintert, müssen sie auch weiter gegossen und gedüngt werden, jedoch viel weniger. Näheres über Dünger siehe: --Kübelpflanzen hegen und pflegen, 3. Gießen und Düngen; --Zitruspflanzen hegen und pflegen, 6. Düngung. 7. Pflanzenschutz Auf einige Schadbilder an Palmen ist in diesem Text schon hingewiesen worden, z.B. Trockenschäden - braune Blattspitzen - durch zu geringe Luftfeuchte; Chlorosen an Blättern durch Stickstoff- oder Eisenmangel; gepunktete Blätter durch Spinnmilbenbefall. Darüber hinaus kann man an Palmen noch folgende tierische Schädlinge finden: Weiße Fliege, Schildläuse, Woll- und Wurzelläuse, Erdflöhe und Thrips. Bei den pilzlichen Erkrankungen sei der Phoenix-Brandpilz (Graphiola phoenicis), erwähnt, der an Phoenix und Chamaerops vorwiegend auftritt. Biologische, als auch chemische Planzenschutzmittel können bei einem Befall Abhilfe schaffen. Schafft man artgerechte Wachstumsbedingungen für Palmen, so werden selten physiologische Kulturfehler auftreten. Gehe zu: A.Inhaltsverzeichnis