163 Niemieckojęzyczne streszczenie opublikowanej pracy doktorskiej „Rola sudeckiego zaplecza surowcowego w kamieniarstwie neolitycznym na Śląsku” (Wrocław 2004). Piotr Cholewa Die Rolle der Sudeten als Rohstoffbasis in der neolithischen Steinindustrie in Schlesien Zusammenfassung Die vorliegende Ausarbeitung soll im Ansatzpunkt einen Versuch darstellen, die im Titel gestellte Frage, zu erörtern, d.i. den Anteil (die Rolle), welchen im Sortiment der von den neolithischen „Steinhauern“ im schlesischen Gebiet benutzten Felsstoffe, ausgenommen Feuerstein, sudetische Rohstoffe hatten. Jener quantitativ und prozentuell bestimmte Anteil soll das Interesse der Gemeinschaften von einzelnen Kulturen für Gesteinsbestände der Sudetenzone zum Ausdruck bringen, und kann zugleich ein Indikator werden, der eine Grundlage für andere Ermittlungen geben würde, wie z. B. die Feststellung der Reichweite und des Umfangs von Durchdringung der genannten Zone, usw. Das unter diesem Gesichtspunkt vorgenommene Studium soll auch nachweisen, welche Rolle in der besprochenen Steinverarbeitung erratische Stoffe, so reich außerhalb der Lößzone Schlesiens vorkommend, spielten, von denen wir wissen, 164 daß sie die grundsätzliche Rohstoffbasis im Polnischen Tiefland gebildet haben. Ziel der vorliegenden Ausarbeitung ist überdies ein Versuch, schlesische Steinindustrien aus dem Neolithikum breiter zu präsentieren, d.i. über eine traditionelle Präsentierungsweise dieser Fundkategorie, die sich gewöhnlich auf eine chronologischkulturelle, auf die morphologischen Kriterien stützende Klassifikation zurückführen läßt, hinauszugehen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Petrographen gab die Möglichkeit, solche Erscheinungen zu verfolgen, wie quantitative Verhältnisse zwischen den einheimischen und eingeführten Rohstoffen, Abhängigkeit zwischen dem Rohstoff und der Funktion des Gerätes, Lokalisierung der Aufschlüsse, Abbautechniken, Zusammenhang zwischen dem Rohstofftyp und den angewandten Verarbeitungstechniken, oder zuletzt eventuelle Einfuhr der Felsstoffe ins Gebiet Schlesiens. Die geologische Beschreibung des Gebiets der Sudeten und ihres Vorgebirges unter dem Gesichtspunkt der Verteilung von Hauptfelsstoffen, im Kapitel I angebracht, bildet eine Grundlage für die Darstellung der Lokalisation der in petrographischen Analysen nachgewiesenen Lagerungen und in weiterer Folge für die Beurteilung des Genauigkeitsgrads dieser Nachweise. Die Genauigkeit, mit welcher in den für diese Ausarbeitung angesammelten Analysen die Lokalisation von Ausstrichen einzelner Gesteine vollzogen wird, ist unterschiedlich. Deshalb wurde auch entschieden, einen 5-Grad-Maßstab der Lokalisationsgenauigkeit 165 der Aufschlüsse bestimmter Gesteine anzunehmen, angefangen mit der Lokalisation innerhalb des Ortes (I. Genauigkeitsgrad), über die Lokalisation im Bereich eines Massivs, einer Gebirgskette oder eines bestimmten Teiles der Sudeten (entsprechend II., III. und IV. Genauigkeitsgrad), bis zur Lokalisation generell im Sudetengebiet (V. Genauigkeitsgrad). Eine detaillierte Liste von Rohstoffen der genannten Sammlung von Geräten zählt 60 Kategorien von Felsstoffen. Die darunter auftretende innere Differenzierung, die sich z. B. auf ihre Texturen (z. B. massive Amphibolite, geschieferte Amphibolite usw.) bezieht sowie eine niedrige Frequenz mancher Gesteintypen, und auch praktische Gründe (d.i. geringe Handhabung der vollständigen Liste) entschieden über die Generalisierung der Liste von Felstypen und Zusammenlegung z. B. verschiedener Arten von Amphiboliten oder Sandsteinen in eine Kategorie; infolgedessen ist eine Liste von 32 Rohstoffen entstanden (vgl. Tabelle 1, Kapitel I, P. 2). Die petrographisch untersuchte Sammlung von Funden besteht aus unveröffentlichten Gutachten der Exemplare in den Archiven des Lehrstuhls für Archäologie der Universität Breslau (darin 83 Expertisen besonders für die vorliegende Ausarbeitung gemacht), des Instituts für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Breslau, des Zobtenberger Museums in Zobten (Muzeum Ślężańskie in Sobótka) sowie aus den in der Literatur veröffentlichten Gutachten. Entscheidend überwiegen unter den hier analysierten 670 166 Stücken Steingegenstände, die durch die Grabungsforschungen geborgen werden konnten (501 Stück), und dadurch eine präzise bestimmte - sich auf das Keramikmaterial stützende chronologische Stellung aufweisen (meistens bis auf die Phase jeweiliger Kultur). Andererseits verfügen wir über eine gewisse Anzahl von Artefakten, die lose gefunden wurden (169 Exemplare). In diesem Fall wurde ihre chronologisch-kulturelle Zugehörigkeit ausschließlich auf Grund morphologischer Kriterien, allgemein akzeptierter und angewandter Typologiesysteme bestimmt. Die gesamte Sammlung bildet ein unterschiedliches Sortiment von Steingeräten, das vorwiegend aus Äxten, Beilen, Reibsteinen, Schleifplatten und Flachhaken besteht (vgl. auch Tabelle 4, Kapitel III). Diese Klassifikation ließ aus dem besprochenen Komplex fünf präzise bestimmte Kultureinheiten aussondern sowie eine Sammlung (in chronologischer Hinsicht unter Punkt 3 genannt), die donauländischen Funde von unpräzise bestimmter Kulturangehörigkeit enthält, d.i.: 1. Bandkeramik 2. Lengyel-Kultur 3. allgemein donauländischer Kreis 4. Trichterbecherkultur 5. Kugelamphorenkultur 6. Schnurkeramik. Im Kapitel III wurde eine Rohstoffanalyse der Funde im Bereich einzelner Kulturen durchgeführt (mit Berücksichtigung der 167 Abbausorte des Rohstoffs) sowie die Abhängigkeit zwischen der Rohstoffwahl und dem Gerätetyp in jeder der chronologischen Einheiten verfolgt. Eine weitere Etappe der Analyse beruhte auf einem interkulturellen Vergleichsstudium im Bereich der beiden betrachteten Erscheinungen. Im Kapitel IV wurde Versuch einer Feststellung unternommen, inwieweit die neolithischen Gemeinschaften das Gebiet Schlesiens erkannt hatten, indem die Orte der gefundenen Artefakte sowie die Reichweite im Vordringen in die besprochenen Gebiete durch die Völker der einzelnen Kulturen in der Suche nach Lagerungen von Felsstoffen in Betracht gezogen wurden. In Anlehnung an die gewonnenen Angaben bestrebte man sich in weiteren Teilen dieses Kapitels, die Entwicklung des praktischen petrographischen Wissens in den schlesischen neolithischen Kulturen sowie die Einwirkung der benutzten Rohstoffe auf die Struktur der Steinverarbeitung und die Anwendung der Technik in deren Rahmen zu verfolgen. Die nächstfolgenden Teile der Ausarbeitung geben uns die Antwort auf die zunächst gestellten grundsätzlichen Fragen, die sich auf die Rolle der sudetischen und moränen-baltischen Rohstoffe in der einheimischen Steinverarbeitung beziehen. Die entscheidende Vorherrschung der Rohstoffe aus den Sudeten in der neolithischen Steinverarbeitung Schlesiens veranschaulicht am besten die Zusammenstellung deren Frequenz mit der der baltischen Moränen-Rohstoffe. Sie beträgt entsprechend: 92,8 % (622 Stücke) gegenüber 7,2 % (48 Stücke; vgl. Kap. III, Pkt. C). Dieses 168 Verhältnis spiegelt in hohem Maß die Tatsache wider, inwieweit das Gebiet Schlesiens in der uns interessierten Zeit in bezug auf das Vorkommen der Felsrohstoffe erkannt worden ist und inwieweit die praktischen Fertigkeiten ihre physikalischen und technischen Merkmale zu beurteilen fortgesetzt waren. Eine unumstrittene Tatsache ist, daß die Felsbestände der breit verstandenen Sudetenzone imstande waren und sind, praktischerweise jeden Bedarf und alle Anforderungen in diesem Bereich zu befriedigen. Eine hohe Einschätzung sowohl der Erkennung dieses Gebiets als auch des praktischen petrographischen Wissens der Gemeinschaften, die Schlesien in der Jungsteinzeit bewohnt hatten, kommt in den oben angegebenen Verhältnissen zum Ausdruck, die darauf hinweisen, daß diese Völker der Reichtum und die Vielfältigkeit von Felsrohstoffen der Sudeten zu schätzen und auszunutzen gewußt haben. Die Rohstoffe des Sudetengebiets, indem sie in allen typologischen Kategorien der Steingeräte Schlesiens vorkommen, konnten unterschiedliche Bedürfnisse und Forderungen der damaligen Steinverarbeiter befriedigen, was in sehr hohem Maß ihren Bedarf an Moränengesteinen vermindert hat, und dadurch ihre Rolle in diesem Bereich des neolithischen Handwerks ganz an den Rand gestellt hat. Man darf jedoch die Tatsache nicht übersehen, daß auch bei Verfügung über eine so reiche und verschiedenartige Rohstoffbasis von Gesteinen, die die breit verstandenen Sudeten bilden, in den uns nicht näher bekannten Situationen nach erratischen Stoffen gegriffen wurde, von denen zu erwarten wäre, 169 daß ihre physikalischen Eigenschaften im Vergleich zu in den Mutterlagerungen gebrochenen Gesteinen geringer sein sollten. Die Erörterung dieser Anomalie ist im Augenblick sehr schwierig, aber eine nur zufällige Anwendung der erratischen Stoffe ist eher auszuschließen, wenn ihr gesamter prozentueller Anteil rund 7,2 % beträgt. Wir dürfen demnach mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, daß die neolithischen Steinverarbeiter in Schlesien die erratischen Stoffe in einigen Situationen als Gegenwert für Lagerungen der sudetischen Rohstoffe, wie Quarzit, Granit oder Gneis betrachtet haben. Aus diesen, sowohl einheimischen als auch erratischen Gesteinen wurden beinahe ausschließlich Reibsteine und Schleifplatten gefertigt, und bei einer zeitaufwendigeren Herstellung (Äxte, Beile, Haken) basierte man auf dem örtlichen Rohstoff von bewerteter Qualität (Serpentinit, Amphibolit, Phyllit). Eine Ausnahme, worauf bereits gedeutet wurde (vgl. Kap. III), stellten Gerätekomplexe der Schnurkeramik dar, deren Steinverarbeiter ziemlich intensiv erratische Ablagerungen abgebaut hatten (17 % der gesamten Sammlung), vor allem um Amphibolit (obwohl sie auch örtliche Lagerungen dieses Gesteins ausgebeutet hatten) und Metabasalt zu gewinnen. Die gesamte Forschung zum Gesamtbild der wirtschaftlichen Aktivität der neolithischen Völker führt zu einer Folgerung, daß dieses Forschungsgebiet in einem unterschiedlichen Grad erkannt worden ist. Zum Teil ist dies durch den Charakter der angesammelten Quellen verursacht worden, zum Teil auch durch die ungenügende, wie es scheint, Ausnutzung der Leistungen der Natur- 170 und exakten Wissenschaften. Unter den durch die Archäologie benutzten Errungenschaften dominierten diejenigen, die der Bestimmung der Chronologie dienten, oder z. B. die Rekonstruktion von Klima, Pflanzendecke, Bestand von Zuchttieren erlaubten. In bezug auf die Steinindustrien ergab sich dieser Sachzustand u.a. aus der mangelnden Zusammenarbeit der Archäologen und Geologen im Bereich der petrographischen Fragen. Bei einer vertieften Zusammenarbeit wird es gemeint, daß man über die allgemeinste Identifizierung der Gesteinsart hinausgehen sollte. Wir erinnern, daß auf Grund der Forschungen über das Neolithikum Polens diese Problematik erst zu Beginn der 70er Jahre die Forscher aus Poznań im Rahmen eines Forschungsprogramms zur neolithischen Steinverarbeitung des Polnischen Tieflands in eine vertiefte Weise entwickelt haben. Wie es schon früher hervorgehoben wurde, wäre eine vollere Ausnutzung der für diese Ausarbeitung angesammelten Angaben erst vor einem breiteren, interregionalen Vergleichshintergrund möglich, zumal wenn es sich um Schlesien benachbarte und über eine annähernde geomorphologische Charakteristik verfügende Gebiete (z. B. Böhmen, Sachsen) handelt. Es wäre eine Gelegenheit nicht nur für die eventuelle Auswertung der Ergebnisse des analytischen Verfahrens, sondern es könnte dies auch in einem höheren Maß glaubwürdig machen. Die durchgeführten Studien zur Rolle der Sudetenrohstoffe in der Steinverarbeitung der neolithischen Völker im territorialen Bereich Schlesiens lassen auch feststellen, wie folgt: 171 1. Eine entschiedene Vorherrschung der sudetischen Rohstoffe in allen neolithischen Kulturen im betrachteten Gebiet. 2. Ausgenommen die Gerätesammlung der Lengyel-Kultur und die allgemein als „donauländisch“ bestimmten Gegenstände wurde in allen übrigen Kulturen ein zwar geringer doch vorhandener Anteil vom erratischen (oder generell nicht sudetischen) Stoff ermittelt. 3. Fehlen von bestimmten Rohstoffen in gewissen Kulturen bei ihrer massenhaften Häufigkeit in den anderen, was auch einen Grund für die Bestimmung der Präferenzen in diesem Bereich geben kann. 4. Determinierung bei der Rohstoffwahl für die Herstellung bestimmter Geräte, bei einer gleichzeitigen Differenzierung in dieser Hinsicht zwischen einzelnen Kulturen. Die oben angeführten Bemerkungen belegen, daß wir, trotz der entschiedenen Vorherrschung der sudetischen Rohstoffe, in Rücksicht auf ihre Wahl und den Ausnutzungsgrad so weitgehende Unterschiede verfolgen können, daß wir über ein in hohem Grad individuelles Verhältnis zu einzelnen Gesteinen (vom Standpunkt deren physikalischen Eigenschaften gesehen) der Völker der einzelnen neolithischen Kulturen in Schlesien sprechen können. Übersetzt von Janusz Murczkiewicz