Piotr Cholewa

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Niemieckojęzyczne streszczenie opublikowanej pracy doktorskiej
„Rola sudeckiego zaplecza surowcowego w kamieniarstwie
neolitycznym na Śląsku” (Wrocław 2004).
Piotr Cholewa
Die Rolle der Sudeten als Rohstoffbasis in der neolithischen
Steinindustrie in Schlesien
Zusammenfassung
Die vorliegende Ausarbeitung soll im Ansatzpunkt einen
Versuch darstellen, die im Titel gestellte Frage, zu erörtern,
d.i. den Anteil (die Rolle), welchen im Sortiment der von den
neolithischen „Steinhauern“ im schlesischen Gebiet benutzten
Felsstoffe, ausgenommen Feuerstein, sudetische Rohstoffe hatten.
Jener quantitativ und prozentuell bestimmte Anteil soll das
Interesse der Gemeinschaften von einzelnen Kulturen für
Gesteinsbestände der Sudetenzone zum Ausdruck bringen, und kann
zugleich ein Indikator werden, der eine Grundlage für andere
Ermittlungen geben würde, wie z. B. die Feststellung der
Reichweite und des Umfangs von Durchdringung der genannten Zone,
usw. Das unter diesem Gesichtspunkt vorgenommene Studium soll
auch nachweisen, welche Rolle in der besprochenen
Steinverarbeitung erratische Stoffe, so reich außerhalb der
Lößzone Schlesiens vorkommend, spielten, von denen wir wissen,
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daß sie die grundsätzliche Rohstoffbasis im Polnischen Tiefland
gebildet haben.
Ziel der vorliegenden Ausarbeitung ist überdies ein Versuch,
schlesische Steinindustrien aus dem Neolithikum breiter zu
präsentieren, d.i. über eine traditionelle Präsentierungsweise
dieser Fundkategorie, die sich gewöhnlich auf eine chronologischkulturelle, auf die morphologischen Kriterien stützende
Klassifikation zurückführen läßt, hinauszugehen. Eine enge
Zusammenarbeit mit den Petrographen gab die Möglichkeit, solche
Erscheinungen zu verfolgen, wie quantitative Verhältnisse
zwischen den einheimischen und eingeführten Rohstoffen,
Abhängigkeit zwischen dem Rohstoff und der Funktion des Gerätes,
Lokalisierung der Aufschlüsse, Abbautechniken, Zusammenhang
zwischen dem Rohstofftyp und den angewandten
Verarbeitungstechniken, oder zuletzt eventuelle Einfuhr der
Felsstoffe ins Gebiet Schlesiens.
Die geologische Beschreibung des Gebiets der Sudeten und
ihres Vorgebirges unter dem Gesichtspunkt der Verteilung von
Hauptfelsstoffen, im Kapitel I angebracht, bildet eine Grundlage
für die Darstellung der Lokalisation der in petrographischen
Analysen nachgewiesenen Lagerungen und in weiterer Folge für die
Beurteilung des Genauigkeitsgrads dieser Nachweise.
Die Genauigkeit, mit welcher in den für diese Ausarbeitung
angesammelten Analysen die Lokalisation von Ausstrichen einzelner
Gesteine vollzogen wird, ist unterschiedlich. Deshalb wurde auch
entschieden, einen 5-Grad-Maßstab der Lokalisationsgenauigkeit
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der Aufschlüsse bestimmter Gesteine anzunehmen, angefangen mit
der Lokalisation innerhalb des Ortes (I. Genauigkeitsgrad), über
die Lokalisation im Bereich eines Massivs, einer Gebirgskette
oder eines bestimmten Teiles der Sudeten (entsprechend II., III.
und IV. Genauigkeitsgrad), bis zur Lokalisation generell im
Sudetengebiet (V. Genauigkeitsgrad).
Eine detaillierte Liste von Rohstoffen der genannten
Sammlung von Geräten zählt 60 Kategorien von Felsstoffen. Die
darunter auftretende innere Differenzierung, die sich z. B. auf
ihre Texturen (z. B. massive Amphibolite, geschieferte
Amphibolite usw.) bezieht sowie eine niedrige Frequenz mancher
Gesteintypen, und auch praktische Gründe (d.i. geringe Handhabung
der vollständigen Liste) entschieden über die Generalisierung der
Liste von Felstypen und Zusammenlegung z. B. verschiedener Arten
von Amphiboliten oder Sandsteinen in eine Kategorie;
infolgedessen ist eine Liste von 32 Rohstoffen entstanden (vgl.
Tabelle 1, Kapitel I, P. 2).
Die petrographisch untersuchte Sammlung von Funden besteht
aus unveröffentlichten Gutachten der Exemplare in den Archiven
des Lehrstuhls für Archäologie der Universität Breslau (darin 83
Expertisen besonders für die vorliegende Ausarbeitung gemacht),
des Instituts für Archäologie und Ethnologie der Polnischen
Akademie der Wissenschaften in Breslau, des Zobtenberger Museums
in Zobten (Muzeum Ślężańskie in Sobótka) sowie aus den in der
Literatur veröffentlichten Gutachten.
Entscheidend überwiegen unter den hier analysierten 670
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Stücken Steingegenstände, die durch die Grabungsforschungen
geborgen werden konnten (501 Stück), und dadurch eine präzise
bestimmte - sich auf das Keramikmaterial stützende chronologische Stellung aufweisen (meistens bis auf die Phase
jeweiliger Kultur). Andererseits verfügen wir über eine gewisse
Anzahl von Artefakten, die lose gefunden wurden (169 Exemplare).
In diesem Fall wurde ihre chronologisch-kulturelle Zugehörigkeit
ausschließlich auf Grund morphologischer Kriterien, allgemein
akzeptierter und angewandter Typologiesysteme bestimmt. Die
gesamte Sammlung bildet ein unterschiedliches Sortiment von
Steingeräten, das vorwiegend aus Äxten, Beilen, Reibsteinen,
Schleifplatten und Flachhaken besteht (vgl. auch Tabelle 4,
Kapitel III).
Diese Klassifikation ließ aus dem besprochenen Komplex fünf
präzise bestimmte Kultureinheiten aussondern sowie eine Sammlung
(in chronologischer Hinsicht unter Punkt 3 genannt), die
donauländischen Funde von unpräzise bestimmter
Kulturangehörigkeit enthält, d.i.:
1. Bandkeramik
2. Lengyel-Kultur
3. allgemein donauländischer Kreis
4. Trichterbecherkultur
5. Kugelamphorenkultur
6. Schnurkeramik.
Im Kapitel III wurde eine Rohstoffanalyse der Funde im
Bereich einzelner Kulturen durchgeführt (mit Berücksichtigung der
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Abbausorte des Rohstoffs) sowie die Abhängigkeit zwischen der
Rohstoffwahl und dem Gerätetyp in jeder der chronologischen
Einheiten verfolgt. Eine weitere Etappe der Analyse beruhte auf
einem interkulturellen Vergleichsstudium im Bereich der beiden
betrachteten Erscheinungen.
Im Kapitel IV wurde Versuch einer Feststellung unternommen,
inwieweit die neolithischen Gemeinschaften das Gebiet Schlesiens
erkannt hatten, indem die Orte der gefundenen Artefakte sowie die
Reichweite im Vordringen in die besprochenen Gebiete durch die
Völker der einzelnen Kulturen in der Suche nach Lagerungen von
Felsstoffen in Betracht gezogen wurden. In Anlehnung an die
gewonnenen Angaben bestrebte man sich in weiteren Teilen dieses
Kapitels, die Entwicklung des praktischen petrographischen
Wissens in den schlesischen neolithischen Kulturen sowie die
Einwirkung der benutzten Rohstoffe auf die Struktur der
Steinverarbeitung und die Anwendung der Technik in deren Rahmen
zu verfolgen.
Die nächstfolgenden Teile der Ausarbeitung geben uns die
Antwort auf die zunächst gestellten grundsätzlichen Fragen, die
sich auf die Rolle der sudetischen und moränen-baltischen
Rohstoffe in der einheimischen Steinverarbeitung beziehen. Die
entscheidende Vorherrschung der Rohstoffe aus den Sudeten in der
neolithischen Steinverarbeitung Schlesiens veranschaulicht am
besten die Zusammenstellung deren Frequenz mit der der baltischen
Moränen-Rohstoffe. Sie beträgt entsprechend: 92,8 % (622 Stücke)
gegenüber 7,2 % (48 Stücke; vgl. Kap. III, Pkt. C). Dieses
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Verhältnis spiegelt in hohem Maß die Tatsache wider, inwieweit
das Gebiet Schlesiens in der uns interessierten Zeit in bezug auf
das Vorkommen der Felsrohstoffe erkannt worden ist und inwieweit
die praktischen Fertigkeiten ihre physikalischen und technischen
Merkmale zu beurteilen fortgesetzt waren. Eine unumstrittene
Tatsache ist, daß die Felsbestände der breit verstandenen
Sudetenzone imstande waren und sind, praktischerweise jeden
Bedarf und alle Anforderungen in diesem Bereich zu befriedigen.
Eine hohe Einschätzung sowohl der Erkennung dieses Gebiets als
auch des praktischen petrographischen Wissens der Gemeinschaften,
die Schlesien in der Jungsteinzeit bewohnt hatten, kommt in den
oben angegebenen Verhältnissen zum Ausdruck, die darauf
hinweisen, daß diese Völker der Reichtum und die Vielfältigkeit
von Felsrohstoffen der Sudeten zu schätzen und auszunutzen gewußt
haben.
Die Rohstoffe des Sudetengebiets, indem sie in allen
typologischen Kategorien der Steingeräte Schlesiens vorkommen,
konnten unterschiedliche Bedürfnisse und Forderungen der
damaligen Steinverarbeiter befriedigen, was in sehr hohem Maß
ihren Bedarf an Moränengesteinen vermindert hat, und dadurch ihre
Rolle in diesem Bereich des neolithischen Handwerks ganz an den
Rand gestellt hat. Man darf jedoch die Tatsache nicht übersehen,
daß auch bei Verfügung über eine so reiche und verschiedenartige
Rohstoffbasis von Gesteinen, die die breit verstandenen Sudeten
bilden, in den uns nicht näher bekannten Situationen nach
erratischen Stoffen gegriffen wurde, von denen zu erwarten wäre,
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daß ihre physikalischen Eigenschaften im Vergleich zu in den
Mutterlagerungen gebrochenen Gesteinen geringer sein sollten. Die
Erörterung dieser Anomalie ist im Augenblick sehr schwierig, aber
eine nur zufällige Anwendung der erratischen Stoffe ist eher
auszuschließen, wenn ihr gesamter prozentueller Anteil rund 7,2 %
beträgt. Wir dürfen demnach mit großer Wahrscheinlichkeit
feststellen, daß die neolithischen Steinverarbeiter in Schlesien
die erratischen Stoffe in einigen Situationen als Gegenwert für
Lagerungen der sudetischen Rohstoffe, wie Quarzit, Granit oder
Gneis betrachtet haben. Aus diesen, sowohl einheimischen als auch
erratischen Gesteinen wurden beinahe ausschließlich Reibsteine
und Schleifplatten gefertigt, und bei einer zeitaufwendigeren
Herstellung (Äxte, Beile, Haken) basierte man auf dem örtlichen
Rohstoff von bewerteter Qualität (Serpentinit, Amphibolit,
Phyllit). Eine Ausnahme, worauf bereits gedeutet wurde (vgl. Kap.
III), stellten Gerätekomplexe der Schnurkeramik dar, deren
Steinverarbeiter ziemlich intensiv erratische Ablagerungen
abgebaut hatten (17 % der gesamten Sammlung), vor allem um
Amphibolit (obwohl sie auch örtliche Lagerungen dieses Gesteins
ausgebeutet hatten) und Metabasalt zu gewinnen.
Die gesamte Forschung zum Gesamtbild der wirtschaftlichen
Aktivität der neolithischen Völker führt zu einer Folgerung, daß
dieses Forschungsgebiet in einem unterschiedlichen Grad erkannt
worden ist. Zum Teil ist dies durch den Charakter der
angesammelten Quellen verursacht worden, zum Teil auch durch die
ungenügende, wie es scheint, Ausnutzung der Leistungen der Natur-
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und exakten Wissenschaften. Unter den durch die Archäologie
benutzten Errungenschaften dominierten diejenigen, die der
Bestimmung der Chronologie dienten, oder z. B. die Rekonstruktion
von Klima, Pflanzendecke, Bestand von Zuchttieren erlaubten. In
bezug auf die Steinindustrien ergab sich dieser Sachzustand u.a.
aus der mangelnden Zusammenarbeit der Archäologen und Geologen im
Bereich der petrographischen Fragen. Bei einer vertieften
Zusammenarbeit wird es gemeint, daß man über die allgemeinste
Identifizierung der Gesteinsart hinausgehen sollte. Wir erinnern,
daß auf Grund der Forschungen über das Neolithikum Polens diese
Problematik erst zu Beginn der 70er Jahre die Forscher aus Poznań
im Rahmen eines Forschungsprogramms zur neolithischen
Steinverarbeitung des Polnischen Tieflands in eine vertiefte
Weise entwickelt haben.
Wie es schon früher hervorgehoben wurde, wäre eine vollere
Ausnutzung der für diese Ausarbeitung angesammelten Angaben erst
vor einem breiteren, interregionalen Vergleichshintergrund
möglich, zumal wenn es sich um Schlesien benachbarte und über
eine annähernde geomorphologische Charakteristik verfügende
Gebiete (z. B. Böhmen, Sachsen) handelt. Es wäre eine Gelegenheit
nicht nur für die eventuelle Auswertung der Ergebnisse des
analytischen Verfahrens, sondern es könnte dies auch in einem
höheren Maß glaubwürdig machen.
Die durchgeführten Studien zur Rolle der Sudetenrohstoffe in
der Steinverarbeitung der neolithischen Völker im territorialen
Bereich Schlesiens lassen auch feststellen, wie folgt:
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1. Eine entschiedene Vorherrschung der sudetischen Rohstoffe
in allen neolithischen Kulturen im betrachteten Gebiet.
2. Ausgenommen die Gerätesammlung der Lengyel-Kultur und die
allgemein als „donauländisch“ bestimmten Gegenstände wurde in
allen übrigen Kulturen ein zwar geringer doch vorhandener Anteil
vom erratischen (oder generell nicht sudetischen) Stoff
ermittelt.
3. Fehlen von bestimmten Rohstoffen in gewissen Kulturen bei
ihrer massenhaften Häufigkeit in den anderen, was auch einen
Grund für die Bestimmung der Präferenzen in diesem Bereich geben
kann.
4. Determinierung bei der Rohstoffwahl für die Herstellung
bestimmter Geräte, bei einer gleichzeitigen Differenzierung in
dieser Hinsicht zwischen einzelnen Kulturen.
Die oben angeführten Bemerkungen belegen, daß wir, trotz der
entschiedenen Vorherrschung der sudetischen Rohstoffe, in
Rücksicht auf ihre Wahl und den Ausnutzungsgrad so weitgehende
Unterschiede verfolgen können, daß wir über ein in hohem Grad
individuelles Verhältnis zu einzelnen Gesteinen (vom Standpunkt
deren physikalischen Eigenschaften gesehen) der Völker der
einzelnen neolithischen Kulturen in Schlesien sprechen können.
Übersetzt von Janusz Murczkiewicz
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