Deutsche Welle: Müll - Rohstoff der Zukunft

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Deutsche Welle: Müll - Rohstoff der Zukunft
Müll gehört zum Wohlstand der Menschen. Nicht nur Haushaltsabfälle, auch Elektrogeräte landen jedes
Jahr tonnenweise auf den Deponien. Aber nicht jeder Müll ist wertloser Abfall – sondern potentieller
Rohstofflieferant.
Der Mensch wirft im Laufe der Zeit eine Menge weg. In Deutschland produziert im Schnitt jeder
Einwohner rund eine halbe Tonne Müll im Jahr, das sind knapp 1,4 Kilogramm pro Tag. Weltweit
Spitzenreiter sind laut Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) die USA mit 730
Kilogramm pro Kopf und Jahr. Die Frage ist: Wohin damit? So lange Platz vorhanden wird, kommt der
Abfall auf Deponien. Allerdings verschandeln diese nicht nur die Landschaft, sondern können auch die
Umwelt und die Gesundheit von Menschen gefährden. Dabei schlummern im Müll wertvolle Ressourcen.
Fachleute sehen in ihnen sogar den Rohstoff der Zukunft.
Mülltrennung und -verbrennung
Der erste Schritt ist das Recycling. Dabei werden Rohstoffe wie Kunststoff, Glas und Papier voneinander
getrennt und einzeln wiederaufbereitet. Nicht verwertbarer Restmüll wird in speziellen Anlagen verbrannt,
dabei wird Strom und Wärme erzeugt.
Mittlerweile erkennen auch viele Entwicklungs- und Schwellenländer das Potenzial der
Abfallwiederverwertung. Günther Wehenpohl ist derzeit für die Deutsche Gesellschaft für internationale
Zusammenarbeit (GIZ), vormals GTZ, in Costa Rica. Im Auftrag der Bundesregierung arbeitet er an der
Verbesserung der Abfallwirtschaft und kann inzwischen erste Erfolge vorweisen. "Früher wurden
gebrauchte Plastikflaschen nach Asien zur Produktion von Textilien, beispielsweise Fleece-Jacken,
exportiert. Heute werden aus ihnen im Land neue Flaschen gemacht, das ist wesentlich effizienter", so
Wehenpohl. Das Bewusstsein hierfür sei da, neue Gesetze sorgen dafür, dass die Wiedergewinnung von
Wertstoffen eine größere Rolle spiele.
In anderen Ländern nutzt man etwa organische Abfälle dazu, um Kompost zu gewinnen, beispielsweise
auf der indonesischen Insel Bali. Die 100 Bewohner des Dorfes Temesi bekommen damit nicht nur die
Müll-, sondern auch die Umweltprobleme in den Griff. Denn Abfallberge produzieren Methan, ein
vielfach schädlicheres Treibhausgas als CO2. GIZ-Experte Günther Wehenpohl stellt fest: „Recycling hat
gleichermaßen Bedeutung für die Rohstoffgewinnung und das Klima.“
Elektroschrott ist eine Goldgrube
Ein riesiges Potenzial sehen Experten in ausgedienten Elektrogeräten. Nach Schätzungen der Vereinten
Nationen (UN) fallen pro Jahr weltweit 40 Millionen Tonnen Elektroschrott an. In ihnen schlummern
wertvolle Edelmetalle wie Gold, Silber oder Kupfer. So stecke beispielsweise in rund 40 Mobiltelefonen
etwa die gleiche Menge Gold wie in einer Tonne Erz, so die Berechnung des UN-Umweltprogramms
(UNEP). Trotzdem gehen gigantische Rohstoffmengen im Müllberg verloren und damit Werte in Höhe
von mehreren Milliarden Euro. Allein in China seien es laut UNEP pro Jahr vier Tonnen Gold, 28 Tonnen
Silber und 6.000 Tonnen Kupfer.
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Müll als Wissenschaft
Mittlerweile beschäftigen sich Forscher damit, wie diese verborgenen Schätze sinnvoll genutzt werden
können. Stefan Gäth von der Universität Gießen untersucht seit einiger Zeit im Auftrag von
Bundesumweltministerium und Kommunen drei Mülldeponien in Hessen und Baden-Württemberg. Sein
Motto: „Einfälle für Abfälle“. Er schätzt, dass allein auf der mittelgroßen Deponie Reiskirchen in Hessen
Rohstoffe im Wert von 65 bis 120 Millionen Euro vergraben sind. „Trotzdem ist die Gewinnung der
Rohstoffe heute wirtschaftlich noch nicht lukrativ“, so Stefan Gäth. Grund seien der mangelnde technische
Fortschritt und vor allem die Rohstoffpreise. Trotz Rekordwerte einzelner Edelmetalle könnten die Kosten
für deren Rückgewinnung noch immer nicht gedeckt werden.
„Müll als Rohstoff erkennen“
Der Forscher sieht aber grundsätzlich Potenzial im „Urban Mining“, dem Schürfen von Rohstoffen in
Abfallbergen. Es müsse ein Umdenken stattfinden, das beginne beim Verbraucher, ihm müsste der
Rohstoffwert der Produkte klar werden. „Er muss erfahren, wie viel Gold, wie viel Kupfer in seinem
Handy steckt. Wie beim Treibhausgas CO2 muss es auch eine Art Fußabdruck für Rohstoffe geben.“ Vor
diesem Hintergrund hält der Wissenschaftler ein Pfandsystem bei Elektrogeräten für sinnvoll. So
gelangten Kühlschrank oder Fernseher nach Gebrauch wieder beim Hersteller und könnten verwertet
werden, so Gäth. GIZ-Experte Günther Wehenpohl sieht es ähnlich: Man müsse Anreize schaffen, damit
ausgediente Wertstoffe wieder in den Kreislauf zurück gelangten.
Wissenschaftler Stefan Gäth geht sogar einen Schritt weiter und schlägt eine Einlagerung von
ausgedienten Geräten vor. „Sie könnten wieder hervorgeholt und verwertet werden, wenn die
Rohstoffpreise steigen.“ Unter dem Strich lohne sich Recycling im Einzelfall vielleicht nicht immer, sagt
Günter Wehenpohl. Aber gesamtwirtschaftlich gesehen, profitierten die Länder davon, „denn der Schatz
steckt in der Mülltonne.“
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