Die ökologische Katastrophe am Aralsee

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Die ökologische Katastrophe
am Aralsee
Referent: Fridjof Schmidt, 8. Semester
Geoökologie
Betreuer: Dr. T. Hoffmann
„In jedem Tropfen Wasser
steckt ein Körnchen Gold.“
(Usbekisches Sprichwort)
1 Lage und Naturraum
1.1 Lage
Der Aralsee befindet sich im südlichen Zentralasien, im Tiefland von Turan. Sein Mittelpunkt liegt auf 45°N, 60°E, 400 km östlich des
Kaspischen Meers (siehe Karte letzte Seite).
Der Seespiegel lag 1960 bei 53 müNN, der
tiefste Punkt des Sees liegt 15 m unter NN.
Südlich des Sees befindet die Wüste KaraKum, südöstlich die Wüste Kysyl-Kum. Im
Westen schließt sich das ebenfalls wüstenhafte
Ust-Urt-Plateau an. Im Süden begrenzen die
Gebirgsketten Kopet-Dag, Hindukusch, TianShan und Pamir das Becken.
Der Aralsee ist eine abflußlose Senke und wird
nur von den Flüssen Amu-Darja und Syr-Darja
gespeist. Unmittelbare Anrainer des Sees sind
Kasachstan und Usbekistan. Im Oberlauf der
beiden Flüsse grenzen Turkmenistan, Tadschikistan und Kirgistan an.
1.2 Geologie
Im Mesozoikum lagerte der Tethys-Ozean
Jura- und Kreidesedimente ab, aus denen ein
Mosaik flacher Gebiete gefalteter Sedimentgesteine entstand, das reich an Gas- und Ölfallen
ist.
Hydrogeologisch interessant sind die Sandsteine der oberen Kreide, da sie für die Region
wichtige Grundwasserleiter darstellen. Das
Gestein ist CaCl2- bzw. CaSO4-haltig. Die
Grundwasserneubildung findet sehr langsam
statt, hauptsächlich handelt es sich um fossiles
Grundwasser aus der letzten Eiszeit.
Die Kalksteine der oberen Kreide, aus denen
z.B. die Karsthochfläche des Ust-Urt-Plateaus
aufgebaut ist, haben für die Wassernutzung
relativ günstige hydrochemische Eigenschaften.
Neben Tonen, Kalk- und Sandstein findet man
Evaporite (Gips, Steinsalz, Kalisalz), die aufgrund ihrer hohen Löslichkeit ein geogener
Ungunstfaktor für die Wassernutzung sind.
Die Region befindet sich in einem tektonisch
aktiven Gebiet, wodurch Änderungen im Verlauf der Stromrinnen der Flüsse möglich sind.
Das Quartär brachte im Zuge der Eiszeiten
eine Lößbedeckung am Piedmont der südlichen Gebirge mit sich, die Voraussetzungen
für die Entwicklung fruchtbarer Böden schuf.
1.3 Klima
Die Aralseeregion liegt in der gemäßigten Zone. Es herrscht ein winterkaltes, trockenes
Wüstenklima mit kontinentalem Charakter.
Die mittlere Julitemperatur liegt bei 25 bis
30°C, die mittlere Januartemperatur kann 0 bis
-15°C betragen. In der Kysyl-Kum sind Lufttemperaturen von >50 °C nicht selten. Tagesamplituden von 45 °C sind möglich.
Die Niederschläge liegen z.T. unter 100 und
kaum über 200 mm/a, wohingegen die potentielle Verdunstung etwa 1000 mm/a erreicht.
Das Niederschlagsmaximum liegt zwischen
März und Mai. Insgesamt weisen die Niederschläge eine hohe Variabilität auf. Im Winter
fällt gelegentlich Schnee.
Im Sommer sorgt ein kontinentales Tiefdruckgebiet für Luftzufuhr, v.a. durch Westwinde.
Örtliche Tiefdruckgebiete können schwere
Wirbelstürme verursachen, v.a. in der Zeit von
Januar bis April.
Der Aralsee bildete früher ein Feuchtepolster,
das sich in 9 km Höhe bzw. bis in mehrere 100
km Entfernung nachweisen ließ.
1.4 Böden
Folgende Bodentypen sind für das Turanbecken und das angrenzende Bergland charakteristisch:
Tschernosem: ein stark humoser Boden mit
krümeliger Struktur, sehr guten Nährstoffeigeschaften, sehr fruchtbar. In der Region
tritt er meist als Paläoboden bzw. degradiert
auf, da die Niederschläge für seine Entwicklung nicht ausreichen.
Serosem: grauer Wüstenboden, charakteristischer Boden von Turan. Er enthält wenig Humus und ist durch die geringen Niederschläge
nur lückenhaft mit Vegetation bewachsen.
Solontschak: Der russische Name bedeutet
„Salzsumpf“. Dieser Boden ist in ehemaligen
Lagunen und durch Grundwasseraufstieg versalzten Gebieten verbreitet. Er weist einen
hohen Na-Gehalt auf. Bei Nässe bildet sich
eine harte Schicht im Unterboden. Durch den
Wechsel von Trocken- und Feuchtezeiten entsteht eine Blätterteig-Struktur, es kommt zur
Zerstörung des Gefüges. Für die Nutzung ist
der Boden schlecht geeignet.
Takyr: Dieser Tonboden arider Ökosysteme ist
oft salzig. Er entsteht durch Sedimentation von
Feinmaterial und bildet in trockenem Zustand
polygonförmige Platten. Er nimmt nur schlecht
Wasser auf. Der Humusgehalt ist höher als bei
anderen Wüstenböden. Seine Nutzung ist sehr
pflegeintensiv, da regelmäßige Entwässerung,
Spülung und Düngung notwendig sind.
Kieselböden und Regs sind völlig unfruchtbare
Steinböden.
Sandböden findet man v.a. in den Ergs der
Kysyl-Kum und der Kara-Kum.
Alluvialböden und hydromorphe Böden sind
als Auenböden entlang der Flüsse verbreitet,
v.a. in den Deltas. Durch Austrocknung entstehen aus ihnen Takyrs und Solontschaks.
Im Turanbecken nehmen Wüstenböden fast
2/3 der Gesamtfläche ein.
1.5 Flora und Fauna
Gräser, Majoran und Süßklee sind charakteristische Elemente der Steppenvegetation. In der
Nähe des Aralsees kommt der Beifuß hinzu.
Weiter im Süden findet man Saxaul-Büsche.
An den Rändern der Wüsten lebten früher in
großer Zahl Gazellen und Antilopen, die zum
größten Teil der Jagd zum Opfer fielen, sowie
Wildesel, Karakul-Schafe und wilde Kamele.
Aridität und Kontinentalität brachten besondere Anpassungsmerkmale der Vegetation hervor: viele Pflanzen sind xeromorph (Sukkulenz, Behaarung etc) oder haben zwei Wurzelsysteme zur effizienteren Wasseraufnahme
(ein tiefes und ein flaches).
Auf Lößböden und entlang der Flüsse wachsen
Wildformen von Hafer und Weizen. In den
Bergländern gedeihen viele wilde Obstbaumarten. Hirsche, Gazellen und Wildkatzen waren in früheren Zeiten zahlreich vertreten.
In den Auen und Deltas ist die TugaiVegetation heimisch, das sind Pappeln, Ölweiden, Tamarisken und Schilf. Dort lebten
u.a. viele Vögel, Wildschweine und Tiger.
Diese Ökosysteme benötigen jährlich mehrere
Monate Überschwemmung.
1.6 Amu-Darja und Syr-Darja
Der Amu-Darja hat eine Länge von 2.500 km
und entwässert ein Einzugsgebiet von 309.000
km2 (zum Vergleich: Der Rhein ist 1.320 km
lang, sein Einzugsgebiet umfaßt 252.000 km2).
In prähistorischer und historischer Zeit floß
der Amu-Darja gelegentlich zum Kaspischen
Meer statt in den Aralsee.
Der Fluß entspringt im Pamir in 4900 müNN
Höhe. Er wird gespeist durch die Schnee- und
Gletscherschmelze. Es gibt zwei Hochwasserphasen: die der Schneeschmelze im April bis
Mai und die der Eisschmelze im Juni und Juli.
Beide sind aufgrund der Flußregulierungen
heute unbedeutend.
Der Amu-Darja führt eine hohe Feststofffracht
mit sich, dadurch wurden im Mittellauf labile
Sedimentterrassen abgelagert, welche die Region schwierig zu bewirtschaften machen.
Mit einem Abfluß von 58 km3/a in Kerki bzw.
50 km3/a in Nukus (1880) ist der Amu-Darja
der größere der beiden Aralseezuflüsse (1
km3/a = 1 Mrd m3/a = 31,7 m3/s. Der Rhein
bei Worms führt ca. 50 km3/a Wasser).
Das Wasser ist kalkreich, ca. 0,6 g/l gelöste
Salze werden als natürlicher Gehalt mitgeführt.
Nach der afghanischen Grenze erreichen den
Amu-Darja keine Nebenflüsse mehr. Bis Nukus verdunstet etwa 1 km3/a.
Der Syr-Darja (Länge: 3019 km, Einzugsgebiet: 219.000 km2) entspringt im Tian-Shan
und durchfließt das Fergana-Tal. Er hat nur ein
Hochwasser im Sommer, da in seinem Einzugsgebiet kaum Gletscher liegen. Seine überfluteten Mäander waren früher wichtige Weidegründe für die Nomaden.
Der Abfluß in den Aralsee betrug um 1900 17
km3/a.
2 Geschichtlicher Abriß
Erste Spuren menschlicher Besiedlung wurden
aus der Altsteinzeit nachgewiesen (vor 30.00010.000 Jahren).
Im 6.-8. Jahrtausend v. Chr. fand am Fuß des
Kopet-Dag Viehzucht statt, ab dem 5. Jahrtausend auch seßhafter Ackerbau. Die Domesti-
zierung von Pferd und Kamel im 3. Jahrtausend v. Chr. leitete den Hirtennomadismus ein.
Die Kultur der Region wurde durch Zivilisationen unterschiedlicher Herkunft beeinflußt:
mesopotamische und iranische Völker kamen
aus dem Süden, anatolische aus dem Westen
und chinesische aus dem Osten. Neben der
Religion des Zarathustra und dem orthodoxen
Christentum konnte ab dem 7./8. Jhdt. der Islam Fuß fassen, der heute dominiert. Die Ausübung der Religion war zu Sowjetzeiten allerdings verboten.
Zahlreiche Völkerbewegungen gingen mit
großen Veränderungen einher. Bei Eroberungen (z.B. durch die Hunnen im 4./5. Jhdt,
durch Dschingis-Khan im 13. Jhdt, durch Timur-Leng im 14. Jhdt) wurden oftmals die
Bewässerungssysteme zerstört, teilweise wurde dabei der Amu-Darja ins Kaspische Meer
bzw. in die Sary-Kamysch-Senke umgeleitet,
was zu einer Teilaustrocknung des Aralsees
führte. In historischer Zeit lag der Seespiegel
jedoch immer über dem gegenwärtigen Stand.
Ende 17. Jhdt. begann die russische Eroberung
und Kolonialisierung. Erschließungsprojekte
des zaristischen Rußland zielten bereits auf
Baumwollproduktion ab, mit den Illusionen
unbegrenzter Flächen guten Bodens und unbegrenzter Wasservorräte.
Um die Jahrhundertwende wurde der Bau von
Eisenbahnen vorangetrieben: Die Transkaspische und die Transaralische Eisenbahn stellen
auch heute noch die wichtigsten Verkehrsverbindungen dar. Autostraßen sind meist nur in
Form schlechter Pisten vorhanden.
Nach dem Dekret von Lenin (1917): „Die Erde
dem, der sie bearbeitet“ wurde die Enteignung
und Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung gerechtfertigt. Der 1. Fünfjahresplan
von 1924 beinhaltete konkret die Erschließung
neuer Baumwollflächen.
In den 20er und 30er Jahren: wurden die Unionsrepubliken gegründet, wobei man versuchte, die Grenzen nach ethnischen Gesichtspunkten zu ziehen, ohne daß man verhindern konnte, daß jeweils große Anteile von Minderheiten
in jeder Republik entstanden.
1929/30 wurde der Nomadismus verboten und
das sowjetische System der Kolchosen und
Sowchosen in der Landwirtschaft eingeführt.
Chruschtschows Programm zur „Erschließung
neuen Bodens“ (1954) leitete den Höhepunkt
des Baus von Bewässerungsanlagen ein, insbesondere ist hier der Kara-Kum-Kanal zu nennen. Mit der forcierten Ausweitung von Bewässerungsflächen für den Baumwollanbau
wollte man mit USA um Marktanteile beim
Baumwollexport konkurrieren.
1991 erklärten die 5 Republiken ihre Unabhängigkeit, bevor sie sich der GUS anschlossen.
3 Landwirtschaft
Die einheimische ländliche Bevölkerung war
in ihrer Wirtschaftweise seit Jahrtausenden an
Wasserknappheit angepaßt, im Gegensatz zu
den neuen russischen Siedlern.
Die Baumwollproduktion wurde als wichtiger
Devisenbringer besonders gefördert. Die sozialistische Wirtschaftsweise reagierte jedoch
unflexibel auf Schwankungen der Weltmarktpreise, im Gegensatz zu den USA. Der Höhepunkt der Baumwollproduktion war 1979.
Neben den Fasern lassen sich die Rückstände
der Baumwollernte auch für die Herstellung
von Speiseöl, Tierfutter und Dünger nutzen.
In der Region werden 60% der nutzbaren Fläche mit Baumwolle bewirtschaftet, auf Kosten
der Nahrungsmittelproduktion. Die Einnahmen
durch den Baumwollexport waren in den letzten Jahren aber viel geringer als die Ausgaben
für importierte Nahrungsmittel!
Das Hauptproblem beim Anbau von Baumwolle ist ihre Frostempfindlichkeit, und die
Vegetationszeit im Turanbecken reicht nur
knapp aus. Das beste Klima herrscht am
Piedmont des Kopet-Dag, was auch letztendlich den Bau des Kara-Kum-Kanals rechtfertigen sollte. Der Wasserbedarf einer Baumwollkultur liegt zwischen 800 und 1900 mm. (Man
vergleiche diese Zahlen mit den Niederschlagssummen!)
Zunehmende Bodenversalzung machte die
erhofften Ertragssteigerungen durch Flächenerweiterungen zum großen Teil zunichte. Versalzte Böden müssen im Winter geflutet werden, was zusätzlich Wasser verbraucht.
Dünger und Pestizide werden oft zigfach überdosiert (nach dem russischen Sprichwort: „Wo
ein bißchen hilft, ist viel noch besser“). Für die
Möglichkeit der mechanischen Ernte wurde
früher als Entlaubungsmittel „Agent Orange“
eingesetzt, das im Vietnamkrieg zu trauriger
Berühmtheit gelangte.
Die Anbauflächen für Baumwolle wurden von
84.000 ha im Jahr 1884 auf 725.000 ha im Jahr
1915 und 3 Mio ha 1980 ausgedehnt.
Reis wurde früher v.a. in den Sümpfen der
Deltas angebaut, später zunehmend auf den
klimatisch für Baumwolle ungeeigneten Flächen. Nachteile des Reis sind sein Wasserbedarf, der über dem der Baumwolle liegt, und
seine geringere Salztoleranz.
Für den Weizenanbau wäre v.a. Syr-DarjaDelta klimatisch ideal geeignet.
In der Viehzucht wurde das Nomadentum
durch Tierproduktionsbetriebe abgelöst. Große
Farmen in den Steppen gehen mit starken Vegetationsschäden im weiten Umkreis um
Tränken einher.
Die Deltas wurden in den 20er und 30er Jahren
abgeholzt, um Weideland zu gewinnen.
4 Die Situation vor 1960
4.1 Eigenschaften des Sees
Die Wasserbilanz des Sees ergibt sich aus dem
Niederschlag, dem Zustrom über Flüsse, dem
(geringen) Zustrom über das Grundwasser
abzüglich der Verdunstung und der Abgabe
ans Grundwasser. Als abflußlose Senke reagiert der Aralsee besonders empfindlich auf
Änderungen der Zuflußmengen.
Der Niederschlag trug mit 5,6 km3/a, der Zustrom über die Flüsse mit 53 km3/a zur Wasserzufuhr des Sees bei. Die Verdunstung lag
demgegenüber bei 58 km3/a. Mit dem Austausch über das Grundwasser ergab sich eine
ausgeglichene Bilanz. Die Schwankungen des
Pegels waren in den letzten zwei Jahrhunderten vor 1960 sehr gering.
Mit einer Fläche von 69.500 km2 (knapp die
doppelte Fläche Baden-Württembergs) war der
Aralsee der viertgrößte See der Welt. Sein
Volumen von 1040 km3 war im Vergleich dazu bescheiden, so daß er mit durchschnittlich
16 m eher einer „flachen Pfütze“ glich.
Mit einem Salzgehalt von 5 g/l lag der See
deutlich unter Meerwasserbedingungen (Nordsee: 30%). Der Chemismus unterschied sich
durch relativ weniger Cl- und mehr SO42- vom
Meerwasser.
4.2 Fischfang
Die Flora und Fauna des Sees waren von Natur
aus spärlich, da nährstoffarme Verhältnisse
herrschten. Die historischen und prähistorischen Schwankungen des Salzgehaltes hatten
dazu geführt, daß nur wenige Tierarten im See
lebten.
1927 wurden 20 neue Fischarten eingesetzt,
die in Konkurrenz mit den vorhandenen Arten
traten. Man konnte einige Süßwasserarten ansiedeln (z.B. Karpfen, Lachs, Seebarbe, Hering
und Zander). Ende der 50er Jahre wurden pro
Jahr 40-45.000 t Fisch gefangen und in den
Hafenstädten Aralsk und Muinak verarbeitet.
5 Die Situation ab 1960
5.1 Entwicklung in der Landwirtschaft
In den 50er und 60er Jahren wurden die Bewässerungsflächen massiv ausgeweitet, da die
Zentralmacht Produktionsquoten vorgab. Die
Bewässerungsfläche von Turan nahm von 2,8
Mio ha um die Jahrhundertwende auf über 7,5
Mio ha 1992 zu.
Das herausragendste Beispiel ist der KaraKum-Kanal: Von einem Staubecken bei
Kerki wird Wasser zum Piedmont des KopetDag abgezweigt. Der Kanal erreichte Aschchabad 1962, 1982 Kasandshik. Mit einer
Länge von 1600 km und einem Abfluß von 17
km3/a wurde er als größter Kanal der Welt
gefeiert. Er sorgt für die Bewässerung von
über 800.000 ha Landfläche (1980).
Der Bau des Kanals lief wie folgt vonstatten:
Bulldozer zogen einen Graben, daraufhin wurde Wasser eingelassen. Das weitere wurde von
Naßbaggern und Saugförderern übernommen.
Da der Kanal keine Auskleidung hat, versickert viel Wasser im Untergrund. Längs des
Kanals bilden sich Sümpfe und Teiche. Auch
die Verdunstung ist beträchtlich. Man geht von
Wasserverlusten bis zu 70% durch Verdunstung und Versickerung aus!
Die Hungersteppe südwestlich von Taschkent
ist ein sowjetisches Prestige-Projekt moderner
Landerschließung. Die Bewässerungsflächen
bestehen seit Anfang des Jahrhunderts. Russische Siedler, freiwillige und gezwungene, bekamen ein gewisses Startkapital zur Bewirtschaftung.
In den 50er Jahren erfolgte die Mechanisierung aller Schritte des Baumwollanbaus.
Schon im Bewässerungswasser treten oft hohe
Salzgehalte auf, da die Kanäle aus Erde gebaut
wurden, aus der sich bereits Salz lösen kann.
Besonders hohe Gehalte werden in Draiagewässern aus ohnehin salzhaltigen Böden erreicht. Drainageabwässer werden entweder
zurück in den Syr-Darja oder in den AjdarkulSee geleitet.
Das Leben der Bevölkerung ist trist: Die Bauern haben eine geregelte Arbeitszeit. Morgens
fahren sie 15-20 km mit dem Bus auf die
Baumwollfelder. Sie besitzen kein eigenes
Stück Land. Bei der Ernte muß jeder ab 5 Jahren helfen, da zu wenig Maschinen vorhanden
sind. Auch Schüler sind 2 Monate auf Baumwollernte.
5.2 Verlandung des Sees
Bis 1992 nahm die Fläche des Aralsees auf
weniger als die Hälfte ab, das Volumen um
3/4. Der Salzgehalt ist bis 1992 auf 30 g/l gestiegen und steigt rasch weiter.
Der flache Ostteil des Sees konnte rasch austrocknen, der tiefere Westteil begünstigt die
Verdunstung weniger. Auch der zunehmende
Salzgehalt verringert die Verdunstungsgeschwindigkeit.
1987, beim Pegel von 40 müNN, teilte sich der
See in einen kleinen Nordteil und einen großen
Südteil. Die Verbindung wurde bis 1992 offen
gehalten, dann wurde ein Damm gebaut und
der Syr-Darja in den kleinen See umgeleitet,
der inzwischen eine positive Wasserbilanz hat.
Folgende Prognosen für den Aralsee wurden
1992 aufgestellt:
- Bei 5 km3/a Zulauf wird sich eine ausgeglichene Wasserbilanz im Jahr 2015 einstellen,
der See wird dann 8.050 km2 messen, 66 km3
beinhalten und 30 müNN liegen. Diese Prognose wurde als realistisch bezeichnet.
- Bei 15 km3/a wird die ausgeglichene Wasserbilanz 2020 eintreten, mit 19.200 km2, 108
km3 und 31 müNN. Zum Erreichen dieses
Ziels sind bereits Anstrengungen erforderlich.
- Bei 27 km3/a wäre eine Stabilisierung des
Pegels von 1992 möglich: 33.600 km2, 231
km3 und 36,5 müNN. Die ziemlich unrealistische Prognose wurde durch die weitere Absenkung in den letzten Jahren hinfällig.
- Bei 50 km3/a würde sich erst um 2200 ein
Gleichgewicht bei 51 müNN einstellen. Diese
Möglichkeit erscheint jedoch völlig abwegig.
5.3
Ökologische und ökonomische
Begleiterscheinungen
Das Verschwinden einer großen Wasserfläche
hatte klimatische Auswirkungen: Die Luftfeuchte hat meßbar abgenommen, eine höhere
Temperaturamplitude ist feststellbar (in Seenähe ca. 5°C). Wichtige Ursache ist neben dem
Fehlen der Wasserfläche direkt der Rückgang
der transpirierenden Pflanzenbedeckung.
Die Eisschmelze ist nun verzögert, die Vegetationsperiode hat sich um etwa 10 Tage verkürzt, dadurch muß verstärkt von Baumwolle
auf Reis ausgewichen werden.
Vor 1960 wurden in der Seeregion durch
Stürme etwa 10 Mio t/a Salz abgetragen, heute
sind es 75 Mio t, von denen ein Teil über mehrere 100 km verfrachtet werden kann. Wirkungen des Salzes sind Schäden im Gemüse- und
Obstanbau, Ertragsverluste bei Baumwolle
und Reis sowie der korrosive Angriff von Gebäuden, Straßen und Leitungen.
Mit der Austrocknung der Häfen wurde 1969
eine Fahrrinne ausgebaggert, um Muinak wieder mit dem See zu verbinden. Trotzdem ging
der Fischfang stark zurück: Bis 1975 waren
die meisten Arten verschwunden, und zwar
wegen erhöhtem Salzgehalt und durch den
Verlust von Laichplätzen.
In den Seen der Deltas, den Rückhalte- und
Abwasserbecken wurde zunächst weiter Fischfang betrieben (trotz hoher Pestizidbelastung),
später wurde der Verkauf des Fischs verboten.
Die Fischkonservenfabriken in Muinak und
Aralsk wurden zunächst mit Fisch aus der Ostsee, der Barentssee, dem Kasp. Meer oder dem
Balchaschsee beliefert, um Arbeitsplätze zu
erhalten, bevor sie Anfang der 90er Jahre geschlossen wurden.
Die Absenkung des Grundwasserspiegels
(durch Entnahme und durch das Austrocknen
der Flüsse) führte zum Verschwinden von
Seen und fruchtbaren Landflächen in den Deltas. Eine Papierfabrik in Ksyl-Orda, die früher
Holz aus den Tugai-Wäldern verarbeitete, war
auf den Import von Holz aus Sibirien angewiesen. Inzwischen ist auch sie geschlossen.
Ein weiterer Effekt der Grundwasserabsenkung war die verstärkte Bodenerosion. Auch
der Verlust der Vegetationsdecke, Erdarbeiten
und Überweidung trugen zur Zunahme der
Winderosion bei.
Die Austrocknung des Aralsees war schon früh
vorausgesehen worden, das Dogma war aber
(bis in die 70er Jahre), daß die Ausweitung der
Bewässerungsflächen den Verlust des Sees
mehr als ausgleichen würde.
5.4 Gesundheitliche Probleme
Die aktuellen Gesundheitsprobleme in Turan
sind mehr oder weniger direkt als Folgen der
Baumwollwirtschaft zu betrachten. Besonders
betroffen ist die Region Karakalpakstan, das
am Unterlauf des Amu-Darja gelegene Teilgebiet Usbekistans.
Durch Salzniederschläge erhöhte sich die Zahl
der Augenentzündungen und Lungenkrankheiten (z.B. Tuberkulose).
Typhus, Cholera, Nieren- und Leberkrankheiten (Hepatitis), Rachen- und Darmkrebs liegen
um ein Vielfaches höher als in der übrigen
GUS. Speiseröhrenkrebs ist v.a. am ehemaligen Seeufer häufig und verläuft oft tödlich.
Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 11% (Indien: 9,5%, Deutschland: 0,6%). 1/3 aller
Schwangerschaften sind Totgeburten. Viele
Mütter sterben im Kindbett.
Kinder kommen häufig mit Mißbildungen auf
die Welt, z.B. mit Anenzephalie (ohne Gehirn), ohne Schädelknochen, ohne After, mit
fehlenden Darmteilen oder ohne Gliedmaßen.
Die Sterblichkeitsrate hat sich in 10 Jahren
verfünfzehnfacht. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 59,5 Jahren.
Ursachen der Erkrankungen sind chronische
Unterernährung, unzureichende Hygiene (mit
der Gefahr von Epidemien), die chemische
und bakteriologische Wasserverschmutzung
und das Einatmen von Stäuben. Pest und Cholera werden durch Nagetiere übertragen, die
aus den austrocknenden Sümpfen in die Städte
flüchteten.
6 Lösungsansätze
6.1 Utopische Projekte
Wasser aus Sibirien: Ideen zur Anzapfung
großer sibirischer Ströme stammen bereits aus
dem 19. Jhdt und wurden um 1950 von Dawydow konkretisiert. Mehrere Varianten standen
bereits zur Debatte, keine wurde bisher verwirklicht.
Die Grundstruktur sieht ein Aufstauen von Ob
und Irtysch vor. Ein 200 m breiter Kanal, der
durch die Turgai-Senke verlaufen soll, soll bis
zu 60 km3/a Wasser transportieren.
Das Projekt um 1950 sah den Kanal als Bewässerungssystem für Turan vor. Er sollte den
Syr-Darja und den Amu-Darja kreuzen und
schließlich ins Kaspische Meer münden.
Die Neuauflage des Projekts Mitte der 80er
Jahre sah nur den Ausbau des Nordteils vor,
um den Aralsee aufzufüllen.
Probleme des Projektes sind: Die ökologischen
Auswirkungen des neuen Stausees sind nicht
überschaubar. Als Beispiel für mögliche Beeinträchtigungen sei genannt, daß die fehlende
Wärmequelle der Flüsse im Nordmeer die Häfen länger zufrieren lassen würde. Außerdem
sind die berechneten Kosten von etwa 2,5
Mrd. US$ abschreckend, ganz zu schweigen
von der Umsiedlung, der Überflutung landwirtschaftlich sehr gut nutzbarer Gebiete und
reichhaltigen Öl- und Gasvorkommen in Sibirien.
1985 erfolgte eine Planfeststellung des Projektes, 1986 wurde der Baustopp verhängt. 1988
forderte eine Delegation vom Aralsee Gorbatschow zur Wiederbelebung des Projekts
auf. Usbekistan fordert auch heute weiterhin
den Bau des Kanals.
Wasser aus dem Kaspischen Meer: Eine
Anhebung des Wassers um 80 m wäre nötig,
um es in den Aralsee fließen zu lassen. Die
Umsetzung wäre also sehr energieaufwendig.
Verschiedene Varianten wurden angedacht,
z.B. die Entnahme von Wasser aus der Koktschak-Bucht, das über zwei Pumpstationen
über den Ust-Urt gehoben werden soll. Bei
einem Durchsatz von 1800 m3/s könnte der
Aralsee nach ein paar Jahrzehnten wieder voll
sein. Nicht bedacht wurde dabei, daß der Salzgehalt des Kaspischen Meers mit 12 g/l wesentlich über dem des (ehemaligen) Aralsees
liegt. Durch Verdunstungsverluste würde sich
der Salzgehalt weiter erhöhen. Auch wurde ein
Ausgleich für die Wasserentnahme nicht ins
Auge gefaßt.
Als weitere verrückte Ideen wurde überlegt,
Wasser aus dem Indus herüberzuleiten, den
Aralsee mit Grundwasser aufzufüllen, die
Pamirgletscher abzuschmelzen, Regenwolken
mit NaI-Kristallen zu impfen (um Niederschläge auszulösen) oder durch neue Wasserflächen (Stauseen) Luftströmungen umzulen-
ken... Zum Glück kann man den größten Teil
davon getrost wieder vergessen.
6.2 Realistischere Ansätze
Die Ablenkung der Abwasserabflüsse in den
Aralsee wird z.T. bereits praktiziert und ist
wohl die billigste Möglichkeit, die Wasserzufuhr zum Aralsee zu erhöhen. Die zunehmende
Verschlechterung der Wasserqualität wird dabei allerdings in Kauf genommen, und es findet keine Wiederbelebung der verwüsteten
Umgebung statt. Es wird daher als sinnvoller
erachtet, mit Abwässern zu versuchen, die
Vegetation austrocknender Flächen zu erhalten
oder wiederherzustellen.
Der sparsamere Umgang mit Wasser stellt
ein erhebliches Potential dar! Durch Aufgabe
unrentabler Flächen, Ersatz von Reis durch
andere Getreide, Verminderung der Baumwollproduktion, Abdichtung von Kanälen und
Bewässerungsrinnen, Automatisierung der
Wasserverteilung wären einer optimistischen
Schätzung zufolge theoretisch Einsparungen
von 30-50% des Bewässerungswassers möglich.
6.3 Integrierte Projekte
Die Wiederherstellung des Aralsees in seiner
ursprünglichen Form wird wohl nicht möglich
sein. Selbst wenn es gelänge, die verlorene
Wassermenge wieder aufzufüllen, würde das
die allgemeine Situation in der Region kaum
verbessern. Eine Verbesserung der Lebensbedingungen ist mit kleinen Schritten aber
durchaus zu erreichen.
Der Bau von Deichen im Amu-Darja-Delta
könnte kleine Seen aufstauen, etwas Fischfang
ermöglichen und durch die Grundwasseranhebung Teile des Delta-Ökosystems retten, soweit Schutzgebiete eingerichtet werden. Fischfang wird evtl. auch im kleinen Aralsee wieder
möglich werden.
In den Deltas wird die Produktion von Lebensmitteln mit modernen Bewässerungsverfahren angestrebt.
Eine Bepflanzung der verlandete Bereiche mit
Salzpflanzen könnte den Salzstürmen Einhalt
gebieten. Allerdings sind die Flächen so ausgedehnt, daß ein solches Unterfangen schier
aussichtslos erscheint (1992 entsprach die verlandete Fläche etwa der Fläche BadenWürttembergs). Auf mobilen Sandböden ist
die Anpflanzung einheimischer Grasarten erfolgsversprechend. Ein UN-Projekt förderte
die Anlage von Grünstreifen um die Städte,
wodurch eine Filter- und Ausgleichsfunktion
geschaffen wird.
Die Aufgabe bestimmter Regionen zum Zwecke der Einleitung von Drainageabwässern ist
unumgänglich, diese müssen jedoch in Zukunft besser ausgewählt werden.
Verschiedenen Berichten zufolge soll in den
Republiken die Besteuerung der Wasserentnahme eingeführt werden.
Ziele mit verschiedenen Zeithorizonten:
kurzfristig wird eine Verbesserung der Lebensbedingungen angestrebt. Die Trinkwasserversorgung ist v.a. in den Regionen im Unterlauf der Flüsse sehr verbesserungsbedürftig.
Dazu kann der Bau von Wasserbehandlungsund Kläranlagen sowie eine bessere Trennung
von Fluß- und Abwässern beitragen. Wichtig
sind weiterhin die Verbesserung der medizinischen Infrastruktur und die Einführung fundierter Erziehungs- und Informationssysteme
im Gesundheits- und Umweltbereich.
mittelfristig ist die Neuorganisation der Beund Entwässerungssysteme anzustreben, einschließlich Flächenaufgabe, Wassersparmaßnahmen und Reduzierung der Baumwollanbauflächen zugunsten von Nahrungsmitteln
und Futterpflanzen. Ein Rückgang der Baumwollflächen und eine Zunahme der Nahrungsmittelproduktion sind bereits zu beobachten.
Weiterhin ist eine Änderung der Bewirtschaftungsstrukturen hin zu mehr Eigenverantwortlichkeit der Bewirtschafter erstrebenswert.
langfristig sind Landreformen fällig (der Boden ist weiterhin Staatseigentum). Eine Förderung ressourcenschonender Klein- und Mittelbetriebe, eine Neuorganisation der Verwaltung
und die Stärkung zwischenstaatlicher Institutionen würden zur Verbesserung der Lage beitragen können.
7 Neue Situation: Wegfall der
sozialistischen Zentralmacht
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion
sind sowohl Amu-Darja als auch Syr-Darja
internationale Gewässer. Zwischenstaatliche
Nutzungskonflikte bleiben nicht aus. Sie
ergebsn sich daraus, daß Oberanlieger den
Fluß zur Energiegewinnung, Bewässerung und
Einleitung von Abwässern nutzen, im Unter-
lauf aber auch qualitativ und quantitativ ausreichend Wasser zur Trinkwassergewinnung
und Bewässerung zur Verfügung stehen soll.
Die heterogene Zusammensetzung der Bevölkerung könnte zur Entstehung von Unruheherden führen. Große Gruppen ethnischer Minderheiten leben v.a. in Tadschikistan (Usbeken, Kirgisen und Mescheten). Es besteht eine
Vielzahl ethnischer Clans. Steigende Kriminalität (Schwarzmarkt, Schmuggel, Drogen und
Waffen) wird beobachtet, z.T. mit mafiotischen Strukturen.
Das Wiederaufleben des Islam fand v.a. in
ökonomischen Krisengebieten statt. Der Organisationsgrad ist bisher allerdings gering.
Die Eskalationsgefahr von Konflikten wird
z.Zt. eher als gering eingestuft, da die bestehenden Präsidialsysteme recht autoritär sind
und große Minderheiten der eigenen Bevölkerung im jeweiligen Nachbarstaat leben.
Konfliktbeispiel: Toktogul-Stausee
Am Toktogul-Stausee betreibt Kirgistan ein
Wasserkraftwerk. Das Interesse des Staates
gilt daher der Speicherung von Wasser im
Sommer, um den höheren Energiebedarf im
Winter decken zu können.
Usbekistan braucht v.a. im Sommer viel Wasser zur Bewässerung. Zu SU-Zeiten hatte die
Landwirtschaft Priorität, und Kirgistan erhielt
im Winter eine Energiekompensation von außen. Öl und Gas kommen v.a. in Usbekistan,
Turkmenistan und Kasachstan vor, nicht aber
in Kirgistan.
Da die Pipelines nach Kirgistan über das Territorium Usbekistans verlaufen, besteht eine
gegenseitige Verletzlichkeit beider Staaten,
wodurch die Eskalation des Konfliktes unwahrscheinlich wird.
1995 einigte man sich auf das „bewässerungsoptimale“ Szenario der Wasserwirtschaft,
dafür hat Usbekistan sich verpflichtet, im
Sommer überschüssige Energie von Kirgistan
zu kaufen.
Internationale Zusammenarbeit
Da die Verursacher der ökologischen Krise in
der Regel auch mehr oder weniger direkt
selbst betroffen sind, sind die Voraussetzungen
für eine kooperative Zusammenarbeit der einzelnen Staaten nicht ganz schlecht.
Die institutionelle Verwaltung wurde i.w. vom
sowjetischen System übernommen, auch in der
Wasserwirtschaft. Das zwischenstaatliche Ko-
ordinationskommitee für Wasserressourcen
(ICWC) wird bei Unklarheiten einberufen und
legt die jährlichen Verbrauchslimits fest. Die
Flußwasserbehörden (BVO) fungieren als operative Organe des ICWC.
Da die Wasserverteilungsssteme zum Großteil
national sind, ist die Effektivität zwischenstaatlicher Abkommen herabgesetzt. Die
BVOs sind vom guten Willen und der Zahlungsmoral der Republiken abhängig und haben einen unklaren legalen Status. Außerdem
sind die zwischenstaatlichen Organisationen
personell, materiell und ideologisch mit den
nationalen Wasserministerien verflochten.
Die UNEP führt seit 1992 Untersuchungen in
der Region durch. Daraus gingen Vorschläge
für umfassende, ineinander greifende Entwicklungsprojekte hervor.
In der Erklärung von Nukus (internationale
UNO-Konferenz 1995) riefen die fünf Republiken zur Unterstützung bei Problemlösungen
auf und erklärten sich zur Anerkennung der
Prinzipien nachhaltiger Entwicklung bereit.
Allerdings wurden keine konkreten Zusagen
für die Regelung der Wasserverteilung gemacht. Dieses vordringliche Problem steht
noch für die Zukunft aus.
8 Literatur
LÉTOLLE, R. & M. MAINGUET (1996): Der
Aralsee: eine ökologische Katastrophe. Berlin,
Heidelberg, New York: Springer.
BABST, S. (1997): Das Konfliktkonglomerat in
Zentralasien. In: BARANDAT, J. (Hrsg.) (1997):
Wasser - Konfrontation oder Kooperation.
Demokratie, Sicherheit, Frieden Bd. 109:192208. Baden-Baden: Nomos.
KLÖTZLI, S. (1997): Das Aralsee-Syndrom in
Zentralasien: Hindernis oder Chance regionaler Kooperation?. In: BARANDAT, J. (Hrsg.)
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109:192-208. Baden-Baden: Nomos.
STADELBAUER, J. (1998): Umweltprobleme in
der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten
(GUS) und ihre globale Dimension. Geographische Rundschau Bd/Jhrg. 50, H. 5:306-313.
DECH, S. W. & R. RESSL (1997): Die Verlandung des Aralsees. Geographische Rundschau
Bd/Jhrg. 45, H. 6:345-3.
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