Wie Rudolf Steiner für die „direkte Demokratie“ eintrat, ohne diesen Ausdruck zu benutzen Pos. Vortr. V+E 1. 8ter 2. IV. 3. Disk. 4. 4ter 5. EW 6. XIV. 7. II,1 8. I,7 9. 3ter 10. 6ter 11. 2ter 12. Fra 13. 15ter 14. 1ter 15. 6ter 16. 7ter GA 23 185a 330 331 331 331 330 337a 24 333 329 332a 332a 196 335 334 334 Übersicht Datum 12.1920 24.11.1918 28.04.1919 22.05.1919 05.06.1919 24.06.1919 30.07.1919 30.07.1919 08.1919 15.09.1919 14.10.1919 25.10.1919 26.10.1919 15.02.1920 02.03.1920 19.03.1920 18.04.1920 Absätze 27 + 28 9 19 4-7 5+6 6 35 33 4 25 - 28 3 6+7 19 + 24 14 30 17 20 + 26 Seite 1 1-2 2 2 2-3 3 3 3 3-4 4 4 4-5 5 5 5 5 1. Absätze 27 + 28 der Vorrede + Einleitung zum 41. bis 80. Tausend von GA 23 = Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft, Auflage 1920 (Auslieferung der ersten Auflage am 28.4.1919) : (27) „So kann der soziale Organismus in zwei selbständige Glieder zerfallen, die sich gerade dadurch gegenseitig tragen, daß jeder seine eigenartige Verwaltung hat, die aus seinen besonderen Kräften hervorgeht. Zwischen beiden aber muß sich ein Drittes ausleben. Es ist das eigentliche staatliche Glied des sozialen Organismus. In ihm macht sich alles das geltend, was von dem Urteil und der Emp-findung eines jeden mündig gewordenen Menschen abhängig sein muß. In dem freien Geistesleben betätigt sich jeder nach seinen besonderen Fähigkeiten ; im Wirtschaftsleben füllt jeder seinen Platz so aus, wie sich das aus seinem assoziativen Zusammenhang ergibt. Im politisch-rechtlichen Staatsleben kommt er zu seiner rein menschlichen Geltung, insoferne diese unabhängig ist von den Fähigkeiten, durch die er im freien Geistesleben wirken kann, und unabhängig davon, welchen Wert die von ihm erzeugten Güter durch das assoziative Wirt-schaftsleben erhalten.“ (28) „In diesem Buche wird gezeigt, wie Arbeit nach Zeit und Art eine Angelegenheit ist dieses politisch-rechtlichen Staatslebens. In diesem steht jeder dem andern als ein gleicher gegenüber, weil in ihm nur verhandelt und verwaltet wird auf den Gebieten, auf denen jeder Mensch gleich urteilsfähig ist. Rechte und Pflichten der Menschen finden in diesem Gliede des sozialen Organismus ihre Regelung.“ Da alle Landesbewohner sich bei der Beschlußfassung der Rechte und Pflichten gleichberechtigt gegenüberstehen sollen, kann als Einrichtung kein Par-lament gemeint sein, da in ihm nur ein tausendstel Prozent der Landesbewohner entscheidet, die übrigen Landesbewohner jenen Parlamentariern nicht gleichbe-rechtigt gegenüberstehen. Ergänzend sei hier auf den Absatz 9 des Dornacher Mitgliedervortrags vom 24.11.1918 (8ter in GA 185a = Entwicklungsgeschichtliche Unterlagen zur Bildung eines sozialen Urteils) hingewiesen, Auflage 2004, Seite 201 oben bis 202 oben : (9) „Nach dem allgemeinen Zeitcharakter wird man natürlich solchen in die Geheimnisse der Schwelle Eingeweihten, über die sozialen Ideen Sprechenden, nicht glauben, weil das nötige Vertrauen unter den Menschen nicht da ist. Man wird jede soziale Idee, welche eigentlich keine Wirklichkeit ist, wie Sie aus dem Vorhergehenden ersehen kön-nen, jede soziale Idee, die mit dem gewöhnlichen Ver-stande auf die Sinneswelt gerichtet ist, in der heutigen de-mokratienärrischen Zeit - wollte sagen : demokratiesüchtigen Zeit - man wird selbstverständlich eine solche rein verstandesmäßig zutage geförderte soziale Idee, die keine ist, für demokratisch gleichwertig halten mit dem, was der Initiierte aus der geistigen Welt herausholt und was wirklich fruchtbar sein kann. Aber würde diese demokratiesüchtige Ansicht oder Empfindung den Sieg davontragen, so würden wir in verhältnismäßig kurzer Zeit eine soziale Unmöglichkeit, ein soziales Chaos im wüstesten Sinne erleben. Aber das andere ist ja eben vorhanden und gilt gerade in hervorragendem Maße für die sozialen Ideen, die von In-itiierten von jenseits der Schwelle hergeholt werden. Ich ha-be es immer wieder und wieder betont : Derjenige, der sich wirklich seines gesunden Verstandes, nicht des wissenschaft-lich verdorbenen, aber des gesunden Menschenverstandes bedienen will, der kann jederzeit, wenn er auch nicht finden kann dasjenige, was nur der Initiierte finden kann, er kann es prüfen, er kann es am Leben erproben, und er wird es einsehen können, nachdem es gefunden ist. Und diesen Weg werden für die nächste Zeit die sozial fruchtbaren Ideen zu nehmen haben. Anders wird man nicht vorwärtskommen. Diesen Weg werden die sozial fruchtbaren Ideen zu nehmen haben. Sie werden da und dort auftreten. Man wird zunächst selbstverständlich, solange man nicht geprüft hat, solange man nicht seinen gesunden Menschenver-stand darauf angewendet hat, jeden beliebigen marxistischen Gedanken mit einem Gedanken der Initiation verwechseln können. Aber wenn man vergleichen wird, nachdenken wird, wirklich den gesunden Menschenver-stand auf die Dinge anwenden wird, dann wird man schon zu der Unterscheidung kommen, dann wird man schon einsehen, daß es etwas anderes ist an Wirklich-keitsgehalt, was aus den Geheimnissen der Schwelle von jenseits der Schwelle hergeholt wird, als dasjenige, was ganz aus der Sinnenwelt herausgeholt ist wie zum Beispiel der Marxismus.“ 2. Stuttgarter öffentlicher Vortrag „Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft“ vom 28.4.1919 (Nr. IV in GA 330 = Neugestaltung des sozialen Organismus) Absatz 19, Auflage 1963, Seite 127 : (19) „ ... Die Demokratie hat zu ihrem Inhalte alles dasjenige, worin alle Menschen gleich sind und wozu keine Lebenserfahrung gehört. Lebenserfahrung aber ist das Element des Wirtschaftslebens. Der Staat darf nicht wirtschaften, sondern er hat alles dasjenige festzusetzen und zu regeln, worin ein Mensch dem anderen vollkommen gleich ist, worin wahre Demokratie herrschen kann. Dazu gehört neben dem Besitzrecht, das Sie in meinem Buche [GA 23] weiter ausgeführt finden, vor allen Dingen das Arbeitsrecht. Zeit, Maß und Art der Arbeit wird in der Zukunft von dem vom Wirtschaftsleben unabhängigen Staate geregelt werden müssen, so daß der Arbeiter, der selber [als Abstimmender] mit dabei ist bei dieser Regelung, schon -2wenn er die Fabrik, die Werkstätte betritt, mit einem durch das Recht begrenzten Arbeitsmaß kommt, mit einer vor allen Dingen durch das Arbeitsrecht begrenzten Arbeitszeit kommt, bevor er irgendeinen Vertrag mit einem Arbeitsleiter abschließt. ... so wird das Wirtschafts-leben zukünftig müssen auf der anderen Seite an das fest geregelte Arbeitsrecht grenzen. ...“ 3. Erster Stuttgarter Diskussionsabend vom 22.5.1919 (2ter Text in GA 331 = Betriebsräte und Sozialisierung. Diskussionsabende mit den Arbeiterausschüssen der großen Betriebe Stuttgarts) Absätze 4 bis 7, Auflage 1989, Seite 68 unten bis 71 oben : (4) „Wir stehen heute auf einem anderen Boden, und heute sind eben die Menschen nicht so, daß sie sich von kleinen Gruppen dasjenige diktieren lassen wollen, was sie zu tun haben, und daß sie bloß eine kleine Grup-pe [Parlamentarier] gegen eine andere kleine Gruppe [Par-lamentarier] austauschen wollen. Heute will schon ein jeder mittun. Heute ist die Zeit, in der man lernen muß den Unterschied zwischen herrschen und regieren. Es scheint ja allerdings so, als ob dieser Unterschied noch nicht gründlich genug erkannt worden ist. Herrschen muß heute das Volk, eine Regierung darf nur regieren. Das ist es, worauf es ankommt. Und damit ist auch ge-geben, daß in einem gesunden Sinne heute die Demokratie notwendig ist. Deshalb habe ich auch keine Hoff-nung, daß man mit den schönsten Ideen etwas erreichen kann, wenn man sie durch kleine Gruppen [Parlamentarier] verwirklichen will und wenn man nicht ge-tragen wird von der Erkenntnis und Einsicht der wirklichen Majorität der Bevölkerung. Die wichtigste Aufgabe heute ist, die große Mehrheit der Bevölkerung für das zu gewinnen, was man als Möglichkeit zur Veränderung erkannt hat. So stehen wir heute vor der Notwendigkeit, für das, was zuletzt wirklich an wahrer Sozialisierung erreicht werden wird, in demokratischer Weise die Mehrheit der Bevölkerung zu haben.“ (5) „Es könnte natürlich Übergangszeiten geben, in denen eine kleine Gruppe irgend etwas verwirklichen würde, was von der Mehrheit nicht erkannt wird. Aber das würde doch nur von kurzer Dauer sein. Gerade in diesem Punkt muß man sich klar darüber werden, daß sogar heute bereits die Zeit da ist, in der durch die Demokratisierung die Menschen als Gleiche zu betrachten sind, und deshalb müssen wir den Boden schaffen, auf dem alle Menschen in ihrem Urteil gleich sein können, den wir loslösen von dem, worin die Menschen nicht gleich sein können in ihrem Ur-teil. ...“ Na, wenn das keine klaren Äußerungen zur direkten Demokratie sind, weiß ich wirklich nicht, wie diese beschrieben werden sollte ! Es kann doch nicht darum gehen, daß der Wortlaut „direkte Demokratie“ fehlt. (6) „ ... Nach links und nach rechts müssen die rein sachlichen Interessen abgesondert werden, dann bleibt in der Mitte der Boden der Demokratie übrig, auf dem nichts an-deres in Betracht kommt als das, was jeder reife, ausgewachsene Mensch von jedem ausgewachsenen, reifen Menschen als gleichem zu fordern hat, und von wo dann das Recht in das Geistesleben und Wirtschaftsleben hin-einstrahlt. Gerade weil heute der Ruf nach Demokratie so berechtigt ist, müssen wir erkennen, wie die Demokratie durchgeführt werden kann. Das war nicht notwendig in der kapitalistischen Gesellschaft. Da haben sich die Leute auch Demokraten genannt, aber da war es noch nicht not-wendig, daß man so gründlich zu Werke ging mit dem Be-griff Demokratie wie heute. Heute sind wir an dem Punkt angelangt, wo wir uns fragen müssen : Weil die Demokratie kommen muß, wie können wir sie praktisch verwirklichen ? Die Antwort muß lauten : Nur dadurch, daß wir sie auf ihren eigenen Boden stellen, und was nicht demokratisch verwaltet werden kann, was nicht alle Menschen beurteilen können, das wird nach links und rechts sachlich abgesondert.“ (7) „ ... daß es in der Zukunft sachliche Verwaltungen und keine Scheinverwaltungen durch Wahlen [eines Parlamentes; LvL] und dergleichen geben muß. ...“ 4. Im Frühjahr und Sommer 1919 gab es Diskussionsabende mit den Arbeiterausschüssen der großen Be-triebe Stuttgarts, die mit einleitenden Worten Rudolf Steiners begannen. Am 5.6.1919 (Dritter Diskussionsabend = 4ter Text in GA 331 = Betriebsräte und Sozialisierung) führte Rudolf Steiner in den Absätzen 5 + 6 innerhalb der Diskussion das Folgende aus (Auflage 1989) : (5) „Nehmen Sie es mir bitte nicht übel, wenn ich sage, daß man den Ausspruch ‚Wenn wir erst eine neue Regierung haben, wird die es schon machen’ eigentlich schon auch immer wieder unter dem alten Regime gehört hat. … Nun sollte man aber aus den Tatsachen gelernt haben, daß man sich in einer solchen Weise nicht auf irgendeine Regierung verlassen soll. Deshalb soll ja gerade in der Betriebsräteschaft dasjenige geschaffen werden, was aus der breiten Masse der werktätigen Menschen heraus nun auch schöpferisch sein kann mit Bezug auf das Sozialisieren. Es scheint mir eben eines - wie ich auch hier schon einmal gesagt habe - noch nicht begriffen worden zu sein, was aber begriffen werden sollte, und das ist, daß es einen U n t e r s c h i e d gibt zwischen Herrschen und Regieren. Herrschen wird in der Zukunft das ganze werktätige Volk müssen. In alten Zeiten hat man das Herrschen und das Re-gieren verwechselt, indem man geglaubt hat, die Regierung müsse auch herrschen. In der Zukunft werden die Re-gierungen lernen müssen zu regieren. Regieren heißt, das zum Ausdruck zu bringen, was das werktätige Volk eigentlich als sein Wollen in sich trägt. Dieser Unterschied muß erst gelernt werden.“ (Seite 121 unten bis 122 oben) (6) „Die neue Regierung hat viel zuviel gelernt von den alten Regierungen, die Herrschaftsregierungen waren. Sie hat sich viel zu viel von dem angeeignet, was man früher immer gesagt hat, nämlich, daß die Regierung es schon richtig machen wird. Ich denke, es wird in bezug auf das Sozialisierungsproblem ein wesentlicher Fortschritt gerade darin bestehen müssen, daß das, was die Regierung tut, vom Volk sachgemäß kontrolliert werden kann. Es wird der Regierung ihre Richtung geben müssen, so daß man sich nicht einzig und allein auf den Stimmzettel verläßt, sondern auf das wirkliche Leben, das im Grunde jeden Tag aufs neue der Regierung die Richtung ihres Vorgehens weist. Aber man wird das nicht erreichen, wenn man immer sagt : Wenn wir erst eine neue Regierung haben, dann wird es schon besser gehen, die wird schon sozialisieren. - Vielmehr ist es jetzt an der Zeit, daß jeder Mensch an der Sozialisierung mitarbeiten muß. Das ist gerade der Sinn unserer Zeit, daß jeder Mensch fühlt, daß er mitarbeiten muß. Und man muß verstehen lernen, daß, wenn man sozialisieren will, man als erstes das Herrschen sozialisieren muß. Das Herr-schen muß sozialisiert werden. Es darf nicht in den alten Formen fortgeführt werden. Deshalb möchte ich nicht weiter davon sprechen hören, daß ‚die Regierung es schon machen wird’, sondern ich wäre mehr befriedigt, wenn von den breitesten Kreisen des Volkes -3gesagt würde : Wir werden es ma-chen, selbst wenn nicht nur die Regierung, sondern alle Teufel dagegen wären.“ (Seite 122 oben bis unten) 5. Einleitende Worte zum fünften Stuttgarter Diskussionsabend vom 24.6.1919 (6ter Text in GA 331 = Betriebsräte und Sozialisierung. Diskussionsabende mit den Arbeiterausschüssen der großen Betriebe Stuttgarts) Absatz 6, Auflage 1989, Seite 167 Mitte : (6) „Auf etwas fundamental anderem beruht das Rechtsleben. Es beruht darauf, daß in demokratischer Weise alle diejenigen Maßnahmen getroffen werden, durch die jeder Mensch mit Bezug auf die Menschenrechte jedem anderen gleich ist. Zu den Menschenrechten gehört auch das Arbeitsrecht [wobei hier nicht das Recht auf Arbeit gemeint sein kann]. Dafür kann jeder mündig gewordene Mensch eintreten. Jeder Mensch, der mündig geworden ist, kann teilnehmen entweder direkt auf dem Wege eines Referendums zum Beispiel oder indirekt durch Wahl beziehungsweise durch eine Volksvertretung - an der Festset-zung derjenigen Rechte, die unter gleichen Menschen zu herrschen haben. Daher herrscht auf dem Rechts- oder Staats- oder politischen Boden nicht der Vertrag, sondern das Gesetz. Gesetze werden in der Zukunft zum Beispiel auch die Arbeitsverhältnisse regeln. So werden durch Gesetze festgelegt sein Zeit, Maß und Art der Arbeit, während das, was dann innerhalb der gesetzlich festgelegten Arbeitszeit zu leisten ist, durch Verträge innerhalb des Wirtschaftskörpers geregelt wird.“ 6. Stuttgarter Studienabend vom 30.7.1919 über „Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft“ (Geschichte der sozialen Bewegung) (Nr. XIV in GA 330 = Neugestaltung des sozialen Organismus) Absatz 35, Auflage 1963, Seite 409 Mitte : (35) „ ... in der neueren Zeit ist das heraufgezogen, was man nennen könnte den Impuls der Demokratie. Die Demokratie muß darin bestehen, daß jeder mündig gewordene Mensch sein Rechtsverhältnis mittelbar oder unmittelbar gegenüber jedem anderen mündig gewordenen Men-schen in demokratischen Parlamenten festsetzen kann. ...“ Hier sagt Rudolf Steiner hinter „mittelbar“ noch nicht einmal das Wort „Parlament“. Es wird wohl auch sonst eine verkürzende Formulierung sein, denn „jeder“ kann in Parlamenten gar nichts „festsetzen“ und „unmittelbar“ ergibt in jenem Satz keinen Sinn. 7. Erster Stuttgarter Studienabend vom 30.7.1919 „Zur Geschichte der sozialen Bewegung“ (Nr. II,1 in GA 337a = Soziale Ideen. Soziale Wirklichkeit. Soziale Praxis. Frage- und Studienabende des Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus in Stutt-gart zwischen dem 25. Mai 1919 und 15. Septem-ber 1920) Absatz 33, Auflage 1999, Seite 131 : (33) „Nehmen Sie einmal die Grundlage der Dreigliederung des sozialen Organismus. Nicht wahr, man kann sie in der verschiedensten Weise legen, diese Grundlagen, weil das Leben viele Grundlagen braucht. Aber eine ist diese, daß man weiß : in der neueren Zeit ist das heraufgezogen, was man nennen könnte den Impuls der Demokratie. Die Demokratie muß darin bestehen, daß jeder mündig gewordene Mensch sein Rechtsverhältnis mittelbar oder unmittelbar gegenüber jedem anderen mündig gewordenen Menschen in demokratischen Parlamenten festsetzen kann. Aber gerade wenn man ehrlich und aufrichtig die-se Demokratie in die Welt setzen will, dann kann man die geistigen Angelegenheiten nicht im Sinne dieser Demokratie verwalten, denn da würde entscheiden müssen jeder mündig gewordene Mensch über das, was er nicht versteht. ...“ Es handelt sich um den gleichen Studienabend wie unter Position 6, nur ist beim Abdruck in diesem Band eine andere Absatzeinteilung vorgenommen worden. 8. Absatz 4 aus dem Aufsatz Rudolf Steiners „Arbeitsfähigkeit, Arbeitswille und dreigliedriger sozialer Organismus“, der im August 1919 in der Nummer 8 der Zeitung „Dreigliederung des sozialen Organismus“ erschien (siehe Nr. I,7 in GA 24 = Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage. 1915-1921) Auflage 1961, Seite 52 : (4) „Und wie das freie Geistesleben die Antriebe zur Ausbildung der individuellen Fähigkeiten erzeugen wird, so wird das demokratisch orientierte Rechtsstaatsleben dem Ar-beitswillen die notwendigen Impulse geben. In den wirklichen Beziehungen, die sich herstellen werden zwischen den in einem sozialen Organismus vereinigten Menschen, wenn je-der Mündige gegenüber jedem Mündigen seine Rechte regeln wird, kann es liegen, daß der Wille sich entzündet, ‚für die Gemeinschaft’ zu arbeiten. Man sollte daran denken, daß durch solche Beziehungen ein wahres Gemeinsamkeitsgefühl erst entstehen und aus diesem Gefühl der Arbeitswille erwachsen kann. Denn in der Wirklichkeit wird ein sol-cher Rechtsstaat die Folge haben, daß ein jeder Mensch lebendig, mit vollem Bewußtsein, in dem gemeinsamen Arbeitsfelde darinnen steht. Er wird wissen, wofür er arbeitet ; und er wird arbeiten wollen innerhalb der Arbeitsgemeinschaft, in die er sich durch seinen Willen eingegliedert weiß.“ 9. Öffentlicher Vortrag in Berlin „Die Verwirklichung der Ideale Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit durch die soziale Dreigliederung“ vom 15.9.1919 (3ter in GA 333 = Gedankenfreiheit und soziale Kräfte) Absätze 25 bis 28, Auflage 1985 : (25) „ ... Das war eine richtige Anschauung - aber eine halbe Wahrheit oder eigentlich nur eine Viertelswahrheit. Denn wenn das, was an Gesetzen verwirklicht ist auf diesem Wirtschaftsgebiete, das bisher mit dem Staatsleben zusammenfiel, herausgenommen wird aus der Wirtschafts-verwaltung und Wirtschaftsleitung, muß es seinen eigenen Platz erhalten - allerdings nicht einen Platz, von dem aus die Menschen zentralistisch regiert werden, sondern den Platz, wo sie sich selber demokratisch regieren.“ (Sei-te 83 oben) Am Schluß des Satzes stellt Rudolf Steiner zwei Entscheidungsformen gegenüber. Wenn man Absatz 4 von Position 3 berücksichtigt, kann man erkennen, daß mit der zweiten Entscheidungsform die direkte Demokratie gemeint ist, also das Herrschen und nicht das Regieren. (26) „ ... Es ist das die Verwaltung des Wirtschaftlichen und die des öffentlichen Rechtes oder mit anderen Worten alles dessen, worüber jeder Mensch urteilsfähig ist, wenn er mündig geworden ist. Denn was liegt in der Forderung -4nach Demokratie ? Es liegt darin, daß die neuere Menschheit geschichtlich reif werden will dafür, auf dem freien Staatsboden, auf dem freien Rechtsboden gesetzmäßig dasjenige zu verwalten, worin alle Menschen einander gleich sind, worüber also jeder mündig gewordene Mensch neben jedem anderen mündig gewordenen Menschen mittelbar oder unmittelbar - mittelbar durch Vertretung, unmittelbar durch irgendein Referendum - entscheiden kann. So müssen wir in Zukunft einen selbständigen Rechtsboden haben, der die Fortsetzung des alten Machtund Gewaltstaates sein wird, und der erst der wahre Rechtsstaat sein wird. ...“ (Seite 83 Mitte bis unten) Weder das Wort „Referendum“, noch die „Vertretung“ (das Parlament) entspricht dem, was Rudolf Steiner als „wahre Demokratie“ (siehe dazu auch meine Arbeitsunterlage Nr. 4074a) bezeichnet. Daher nehme ich an, das die beiden Ausdrücke „Referendum“ und „Vertretung“ nicht wörtlich genommen werden dürfen, hier nur in Anlehnung an bisher bekannte Einrichtungen ausgesprochen wurden. „Mittelbar durch Vertretung“ K A N N „jeder mündig gewordene Mensch“ gar N I C H T „entscheiden“. Daher bleibt nur die unmittelbare Entscheidung, also direkte Demokratie, übrig. (27) „ ... Denn die Regelung der Arbeitskraft gehört nicht in das Wirtschaftsleben hinein, wo derjenige, welcher der wirtschaftlich Mächtigere ist, eben auch die Macht hat, die Art der Arbeit dem wirtschaftlich Schwachen aufzudrängen. Die Regelung der Arbeit von Mensch zu Mensch, was ein Mensch für den anderen arbeitet, das gehört geregelt auf dem Rechtsboden, da, wo jeder mündig gewordene Mensch jedem andern mündig gewordenen Menschen als gleicher gegenübersteht. Wieviel ich für den andern zu arbeiten habe, darüber dürfen nicht wirtschaftliche Voraussetzungen entscheiden, sondern einzig und al-lein das, was in dem zukünftigen Staate, der der Rechtsstaat ist, gegenüber dem heutigen Machtstaat, sich entwickeln wird.“ (Seite 84 Mitte bis unten) (28) „ ... Es handelt sich nicht darum, daß man über die Verbesserung kleiner Einrichtungen nachdenkt ; es handelt sich darum, daß man umdenken und umlernen muß. Erst wenn auf dem selbständig demokratischen Gemeinboden, wo der eine Mensch dem andern als Mündiggewordener, als Gleicher dem Gleichen gegenübersteht, über die Arbeitskraft geurteilt wird, und wenn der Mensch als freier Mensch diese Arbeit in das selbständige Wirtschaftsleben hineinträgt, wo nicht Arbeitsverträge, sondern Verträge über die Erzeugung geschlossen werden, erst dann wird aus dem Wirtschaftsleben weichen, was heute Unruhe erzeugend darin ist. Das muß durchschaut werden.“ (Seite 85 Mitte bis unten) 10. Öffentlicher Vortrag in Bern „Die geisteswissenschaftliche Grundlage der sozialen Frage“ vom 14.10.1919 (6ter in GA 329 = Die Befreiung des Menschenwesens als Grundlage für eine soziale Neugestaltung) Absatz 3, Auflage 1985, Seite 221 unten : (3) „ ... er steht darinnen in dem Rechtsleben, in den gesamten Rechtsfragen, weil er ein mündig gewordener Mensch ist in diesem Teil, entweder direkt durch irgendein Referendum oder indirekt durch Vertretung und dergleichen ...“ 11. Öffentlicher Vortrag „Das Wirtschaften auf assoziativer Grundlage. Die Umwandlung des Marktes. Preisgestaltung. Geld- und Steuerwesen. Kredit“ in Zürich vom 25.10.1919 (2ter in GA 332a = Soziale Zukunft) Absätze 6 + 7, Auflage 2006 : (6) „Gegenwärtig umfaßt eine einzige Verwaltung in unseren Staaten diese drei Elemente des Lebens, und wenn man von einer Dreigliederung spricht, wird man heute so-gleich mißverstanden. Man wird so verstanden, daß gesagt wird : Nun ja, da will irgend jemand eine selbständige Verwaltung für das Geistesleben, eine selbständige Verwaltung für das Rechts- oder Staats- oder politische Leben, eine selbständige Verwaltung für das Wirtschaftsleben ; also fordert er drei Parlamente, ein Kulturparlament, ein demokratisch-politisches Parlament und ein Wirtschafts-parlament. - Wenn man dies fordern würde, so würde man von der Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus eben gar nichts verstehen, denn diese Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus will eben einfach vollständig ernst nehmen die Forderungen, die sich geschichtlich im Laufe der neueren Entwickelung der Menschheit ergeben haben. Und diese drei Forderungen kann man ausspre-chen mit den drei Worten, die allerdings schon zu Schlagworten geworden sind ; geht man aber aus den Schlagwor-ten heraus, um die Wirklichkeit zu treffen, so findet man, daß berechtigte geschichtliche Impulse in diesen drei Wor-ten enthalten sind. Diese drei Worte sind der Impuls nach der Freiheit des menschlichen Lebens, der Impuls nach De-mokratie, und der Impuls nach einer sozialen Gestaltung des Gemeinschaftswesens. Aber wenn man diese drei Forderungen ernst nimmt, so kann man sie nicht zusammenknäueln in eine einzige Verwaltung, denn das eine muß dann immer das andere stören. Wer zum Beispiel den Ruf nach Demokratie ernst nimmt, der muß sich sagen : Diese Demokratie kann sich nur ausleben in einer Volksvertretung oder durch ein Referendum, wenn jeder einzelne mün-dig gewordene Mensch, indem er gleichgestellt ist je-dem anderen mündig gewordenen Menschen gegenüber, entscheiden kann durch sein Urteil, was eben auf demokratischem Boden durch die Urteilsfähigkeit eines jeden mündig gewordenen Menschen entschieden werden kann.“ (Seite 39 Mitte bis 40 oben) (7) „Nun gibt es - so sagt die Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus - ein ganzes Lebensgebiet, das ist eben das Gebiet des Rechtslebens, das Gebiet des Staatslebens, das Gebiet der politischen Verhältnisse, in dem jeder mündig gewordene Mensch berufen ist, aus seinem demokratischen Bewußtsein heraus mitzureden. Aber nimmermehr kann dann, wenn so mit der Demokratie ernst gemacht und das Staatsleben ganz demokratisiert werden soll, das geistige Gebiet auf der einen Seite einbezogen werden in diese Demokratie, und nimmermehr kann der Kreislauf des Wirtschaftslebens einbezogen werden in die-se demokratische Verwaltung.“ (Seite 40 oben bis Mitte) 12. Fragenbeantwortung nach dem öffentlichen Vortrag „Rechtsfragen - Aufgabe und Grenze der Demokratie. Öffentliche Rechtsverhältnisse und Strafrechtspflege“ in Zürich vom 26.10.1919 (3ter in GA 332a = Soziale Zukunft) Absätze 19 + 24, Auflage 2006 : (19) „Frage : Wie denkt Dr. Steiner sich die praktische Verwirklichung der Dreigliederung ? Ist es möglich, beim Bundesrat einzuwirken ? Oder soll nach genügender Verbreitung der Gedanken ein Referendum stattfinden ? Oder wird man abwarten müssen, bis Revolution und Bürgerkrieg die gegenwärtige Ordnung gestürzt haben werden ?“ (Seite 104 Mitte) -5(24) „Aus der Antwort Rudolf Steiners : Daß solche Denkweise herrscht, das könnte ich Ihnen noch aus manchem anderen netten Beispiel beweisen. Aber es zeigt eben, daß es sich darum handelt, daß zunächst einmal wirklich Verständnis Platz greife für dasjenige, was der Inhalt der Drei-gliederung ist. Dann werden sich die Wege ergeben. Und man sollte hoffen, daß dieses Verständnis Platz greifen könn-te, ehe es zu spät ist. Wenn nur ein wenig die heutigen Menschen sich aufrütteln könnten zu dem Verständnis des-jenigen, was notwendig ist, dann würde es schon dahin kom-men. Dann würde man auch nicht eigentlich fragen, ob man beim Bundesrat vorstellig werden soll durch ein Referendum und dergleichen, sondern man würde wissen : Sobald genügend viel Menschen da sind, ist die Sache auch da - wenn genügend viel Menschen sie verstehen. Das ist es im Grunde genommen, was das Geheimnis gerade einer Gesellschaft ist, die nach Demokratie strebt : daß die Sache da ist, wenn sie wirklich inneres Verständnis findet und wenn sie wirklich innerlich klar ist. Das ist es, worauf es ankommt.“ (Seite 106 Mitte bis unten) Von allein wird „die Sache“ nicht „da“ sein. Dazu wird es eines Volksentscheid-Verfahrens bedürfen, das von aktiven Landesbewohnern in Gang gesetzt wird. Dabei würde es um eine Initiative aus der Bevölkerung gehen, wobei dem Entwurf aus der Bevölkerung von den Landesbewohnern zugestimmt wird. Unter einem Referendum versteht man (in der Schweiz) die Möglichkeit, einen Beschluß des Parlamentes durch einen Volksentscheid der Landesbewohner anzunehmen oder abzulehnen. 13. Im Absatz 14 des Dornacher Mitgliedervortrags vom 15.2.1920 (15ter in GA 196 = Geistige und soziale Wandlungen in der Menschheitsentwicklung) Auflage 1992, Seite 239/240 führt Rudolf Steiner zur Frage der Verwirklichung aus : (14) „Solche Dinge (Erkenntnisse der Geisteswissenschaft) sollten heute wahrhaftig weit und breit bekannt werden, damit sich eine genügend große Anzahl von Menschen fände, welche Verständnis haben für diese Dinge. Denn heute kann es sich wirklich um nichts anderes handeln, als daß sich eben eine genügend große Anzahl von Menschen findet, die zunächst Verständnis haben für solche Dinge. Bevor sich nicht eine genügend große Anzahl von Menschen findet, die Verständnis haben für solche Dinge, kann ja mit diesen Dingen nichts angefangen werden. Man kann n i c h t gleich an Institutionen gehen, man kann n i c h t gleich neue Einrichtungen pflegen, sondern es handelt sich darum, daß mög-lichst viele Menschen sich finden, in deren Erkenntnisfähigkeiten diese Dinge drinnensitzen, d a n n wird man mit d i e s e n Menschen Institutionen bilden können. Dann aber werden auch die entgegengesetzten Mächte nimmermehr widerstreben können.“ 14. Öffentlicher Stuttgarter Vortrag „Geist und Ungeist in ihren Lebenswirkungen“ vom 2.3.1920 (1ter in GA 335 = Die Krisis der Gegenwart und der Weg zu gesundem Denken) Absatz 30, Auflage 2005, Seite 41 unten bis 42 Mitte : (30) „Einzig und allein wenn wahre Demokratie unter den Menschen sich offenbart, jene Demokratie, welche wirklich auf dem lebendigen Verhältnis von Mensch zu Mensch aufgebaut ist, dann wird an die Stelle der Konvention dasjenige treten, was sich vom lebendigen Menschen zum lebendigen Menschen entwickelt. Dies beruht darauf, daß der mündige Mensch dem mündigen Menschen gegen-übersteht, wenn also in Betracht kommen jene menschlichen Verhältnisse, die unabhängig sind von der stärke-ren Kapazität, der Fähigkeit des Geistes und die unabhängig sind, weil sie rechtliche Verhältnisse sind, von der Stärke der wirtschaftlichen Kraft. Wenn abgelöst wird vom Wirtschaftsleben auf der einen Seite, vom Geistesleben auf der anderen Seite das Rechts- oder Staatsgebiet, und auf diesem Rechts- oder Staatsgebiet sich nur dasjenige geltend macht, was aus der Gleichheit aller mündig gewordenen Menschen kommt, dann wird wirklich an die Stelle der Welt-herrschaft der Konvention das treten, was sich vom leben-digen Menschen zum lebendigen Menschen entwickelt. Es ist dasjenige, wonach heute eine phrasengewohnte Welt schreit und wovon sie nichts versteht : das Recht, das nur geboren werden kann aus dem lebendigen Gefühl, der le-bendigen Empfindung im Verkehr des einen Menschen zum andern, das Recht, das nimmermehr geboren wer-den kann aus irgendeiner Konvention heraus. Wir aber leben auf diesem Gebiet unter der Weltherrschaft der Konvention. Konvention ist alles, was als Empfindung, als Gemüt sich geltend macht in den öffentlichen Verhältnissen durch den Ungeist, so wie sich die Phrase gel-tend macht in den öffentlichen Verhältnissen, wenn auf dem Gebiete des Geisteslebens nicht der Geist, sondern der Ungeist die Lebenswirklichkeiten bedingt.“ 15. Öffentlicher Vortrag „Dreigliederung und gegenwärtige Weltlage“ in Zürich am 19.3.1920 (6ter in GA 334 = Vom Einheitsstaat zum dreigliedrigen sozialen Organismus) Absatz 17, Auflage 1983, Seite 145 oben : (17) „Sehen wir denn nicht, daß sie auf der einen Seite dem notwendigen Impuls nach Demokratie Rechnung tragen müssen, aber dann die Demokratie wiederum verderben lassen dadurch, daß selbstverständlich aus dem Geistesleben heraus der Fähige im demokratischen Staatsleben immer mehr Gewicht haben wird als der weniger Fähige ? In den Dingen, wo es auf die Fähigkeit ankommt, ist das ganz gerecht-fertigt, zum Beispiel im geistigen Gebiet. Dagegen muß das eigentlich demokratische Staatswesen frei und rein ge-halten werden von solchen übermächtigen Einflüssen besonders befähigter Persönlichkeiten, denn es muß eben ein Gebiet geben nach der Grundforderung der mo-dernen Menschheit, in dem sich nur geltend macht das-jenige, was allen Menschen, die mündig geworden sind, in gleicher Weise zukommt.“ Auch hier ist zu erkennen, daß die angeblichen Sachkenner der politische Parteien im Parlament nicht gemeint sein können, denn auch hier ist von „allen Menschen“ die Rede, was auf direkte Demokratie schließen läßt. 16. Dornacher Ansprache vor dem Schweizer Staatsbürger-Verein am 18.4.1920 (7ter Text in GA 334 = Vom Einheitsstaat zum dreigliedrigen sozialen Organismus) Absätze 20 + 26, Auflage 1983 : (20) „Was heißt denn Demokratie ? Demokratie heißt : die Möglichkeit, daß die Menschen in bezug auf dasjenige, was für alle gleiche Angelegenheiten sind, was für jeden mündig gewordenen Menschen Angelegenheit des Lebens ist, daß darüber die Menschen, sei es durch Referendum, sei es durch Vertretung, selber entscheiden. Das ist zuletzt das Ideal der Demokratie, das Gleiche unter den Menschen in bezug auf die Entscheidungen jetzt alles desjenigen, was von mündig gewordenen Menschen gleich ist ...“ (Seite 179 oben bis Mitte) -6(26) „ ... wenn man nicht zum Rechtlichen die Idee faßt, wie aus dem menschlichen Willen heraus den Zuständen abgeholfen werden könne. Da ist es doch, wo wirklich aus reichlicher Beobachtung heraus und aus der Erwägung der geschichtlichen Verhältnisse heraus, die Idee der Dreigliederung einsetzen will. Sie sagt : Immer ehrlicher und ehrlicher müssen die Menschen im Streben nach Demokratie werden. Dann aber muß das demokratische Prinzip sich be-schränken auf das bloße Staatsprinzip, in dem jeder Mensch über alles, was alle mündig gewordenen Menschen an-geht, in gleicher Weise zu entscheiden hat. Wie gesagt, entweder durch Referendum oder durch Vertretung. ...“ (Sei-te 181 unten bis 182 oben) Arbeitsunterlage Nr. 6833a / 18.11.12