Dr. Mike S. Schäfer Freie Universität Berlin Institut für Soziologie, Lehrstuhl für Makrosoziologie Garystrasse 55, 14195 Berlin, Zimmer 316 Telefon (030) 838 57642, Fax (030) 838 57652 eMail [email protected] www: unter userpage.fu-berlin.de/~gerhards Sprechzeit: montags, 16-17 Uhr Prüfungsseminar: Soziologische Handlungstheorien Soziologisches Hauptstudiumsseminar im Wintersemester 2007/08 wöchentlich, dienstags, 10-12 Uhr, Garystrasse 55, Raum 301 ABSTRACT: Ein grundlegender Gegenstand der Soziologie ist menschliches, genauer: soziales Handeln. Entsprechend existieren eine Reihe unterschiedlicher soziologischer Handlungstheorien, die teils der Beschreibung, teils der Erklärung menschlichen Handelns dienen. Das Seminar wird einen Überblick über diese Handlungstheorien bieten. Das Seminar wird sich mit Klassikern der Handlungstheorie beschäftigen (Weber, Parsons), mit interpretativen (Schütz, Blumer) und erklärenden Ansätzen (Rational Choice, Spieltheorie) sowie mit neueren Weiterentwicklungen und integrativen Theorieansätzen (Esser, Schimank). Diese Theorien werden im Seminar anhand einschlägiger Texte vorgestellt und vergleichend diskutiert. Zudem werden empirische Anwendungen herangezogen. Zur Anschaffung empfohlen wird das Lehrbuch von Richard Münch (2002): Soziologische Theorie, Bd. 2: Handlungstheorie. Frankfurt & New York: Campus. 17,90€. STATUS DES SEMINARS: 1. Sie können das Seminar als „normales“ Seminar im Hauptstudium besuchen, um einen Leistungsnachweis zu erlangen. 2. Sie können zu den Themen des Seminars anschließend ihre Abschlussprüfung absolvieren. Dies hat mehrere Vorteile: Sie müssen sich die Themen der Prüfung nicht selbst suchen. Erste relevante Literatur finden Sie bereits im Seminarplan. Sie lernen im Seminar, wie die Literatur zu interpretieren ist und werden damit auf die Klausur bzw. die mündliche Prüfung vorbereitet. Sie können sich mit anderen Studierenden zusammen vorbereiten. TEILNAHMEANFORDERUNGEN: Sie müssen am Seminar regelmäßig teilnehmen, d.h. Sie dürfen nicht öfter als drei Mal fehlen. Wenn Sie nicht kommen können, benachrichtigen Sie mich bitte vorab. Zudem müssen Sie zu jeder Sitzung die Seminarliteratur lesen und die entsprechenden Texte ins Seminar mitbringen. Zusätzlich müssen Sie eine Seminarsitzung moderieren. Dies sollte in Absprache mit mir geschehen. Hierzu einige generelle Tipps: - - - Beginnen Sie Ihre Vorbereitungen sofort nach Übernahme des Themas. Mitunter ist die Literatur nicht unmittelbar zugänglich, so dass Sie Wartezeiten einrechnen müssen. Inhaltlich: Beziehen Sie ggf. weitere Literatur ein. Überlegen Sie Sich, was Sie daraus vermitteln wollen. Geben Sie nichts wieder, was sie selbst nicht verstanden haben. Suchen Sie Verknüpfungen zu anderen Seminarthemen und empirischen Beispielen. Didaktisch: Überlegen Sie Sich einen Ablaufplan. Sprechen Sie frei. Entscheiden Sie Sich, welche didaktischen Instrumente Sie einsetzen wollen. Bereiten Sie ein Thesenpapier vor, das die zentralen Argumente zusammengefasst. Besprechen Sie Ihre Vorstellungen frühzeitig mit mir. Kommen Sie auf jeden Fall mindestens eine Woche vor der entsprechenden Sitzung zu mir in die Sprechstunde. Bitte beachten Sie: Sie sind die ExpertInnen zum Thema, von Ihnen sollen die KommilitonInnen lernen! ANFORDERUNGEN FÜR DEN ERWERB EINES LEISTUNGSSCHEINS: Verfassen Sie eine schriftliche Hausarbeit von ca. 15 Seiten (12 pt, 1,5zeilig). Bitte sprechen Sie das Thema vorab mit mir ab. Die Arbeit muss den Standards wissenschaftlicher Arbeit entsprechen, d.h.: - Arbeiten Sie die einschlägige theoretische und empirische Literatur zum gestellten Thema auf und resümieren Sie sie in einem abschließenden Teil kritisch resümiert werden. Recherchieren Sie selbstständig weitere, v.a. aktuelle Literatur auch aus Fachzeitschriften. Seminarplan 1 16.10. Einleitung 2 23.10 inhaltliche Einführung Organisatorisches, Referatsvergabe Grundlegung der Handlungstheorie *Miebach, Bernhard (2006): Soziologische Handlungstheorien. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. 17-38. *Weber, Max (1980): Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie. Tübingen: Mohr. 1-6, 11-17 (§1 bis §5). HANDLUNGSTHEORIEN IM ÜBERBLICK 3 30.10. Behaviorismus und Austauschtheorie *Münch, Richard (2002): Soziologische Theorie. Bd. 2: Handlungstheorien. Frankfurt a.M. & New York: Campus. 13-88. *Blau, Peter M. (1976): Konsultationen unter Kollegen. in Conrad, Wolfgang & Wolfgang Streeck (Hrsg.): Elementare Soziologie. Reinbek: Rowohlt. 102-116. Homans, George C. (1967): Soziales Verhalten als Austausch. In: Heinz Hartmann (Hrsg.): Moderne amerikanische Soziologie. Stuttgart: Enke, 173-185. 4 6.11. Spieltheorie *Hollis, Martin (1995): Soziales Handeln. Berlin. 156-189. *Diekmann, Andreas (1985): Volunteer's Dilemma. in Journal of Conflict Resolution. Vol. 29. 605-610. Binmore, Ken (1992): Fun and Games. Lexington: Heath. 95-125. Axelrod, Robert (1984): Die Evolution der Kooperation. München & Wien: Oldenbourg. 67-79. 5 13.11. Theorien rationales Handelns *Münch, Richard (2002): Soziologische Theorie. Bd. 2: Handlungstheorien. Frankfurt a.M. & New York: Campus. 89-150. *Diekmann, Andreas & Preisendörfer, Peter, 1998: Umweltbewußtsein und Umweltverhalten in Low- und High-Cost-Situationen. Eine empirische Überprüfung der LowCost-Hypothese. Zeitschrift für Soziologie 27(6): 438-453. Elster, Jon, 1993: Some Unresolved Problems in the Theory of Rational Behavior. Acta Sociologica 36(3): 179-190. 6 20.11. Konflikttheorie *Münch, Richard (Hrsg.) (2002): Soziologische Theorie. Bd. 2: Handlungstheorien. Frankfurt a.M. & New York: Campus. 151-187. Turner, Jonathan H. (1986): The Structure of Sociological Theory. Chicago: Dorsey Press. 129-150. Collins, Randall & Rössel, Jörg (2002): Conflict Theory and Interaction Ritual: the Microfoundations of Conflict Theory. In: Jonathan Turner (ed.), Handbook of Sociological Theories. New York: Plenum Publishers. 7 27.11. Rollentheorie *Dahrendorf, Ralf, 1959: Homo sociologicus. Ein Versuch zur Geschichte, Bedeutung und Kritik der Kategorie der sozialen Rolle. Opladen: Westdeutscher Verlag, daraus S. 29-42. *Joas, Hans, 1980: Rollen- und Interaktionstheorien in der Sozialforschung. In: Klaus Hurrelmann & Dieter Ulich (Hrsg.): Neues Handbuch der Sozialisationsforschung. Weinheim & Basel: Beltz, S. 137-152. Miebach, Bernhard (2006): Soziologische Handlungstheorien. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. 39-48, 201-245. Seminarplan „Soziologische Handlungstheorie“ 2 8 4.12. Phänomenologie und Ethnomethodologie *Münch, Richard (2002): Soziologische Theorie. Bd. 2: Handlungstheorien. Frankfurt a.M. & New York: Campus. 189-258. *Hirschauer, Stefan, 1999: Die Praxis der Fremdheit und die Minimierung von Anwesenheit. Eine Fahrstuhlfahrt. Soziale Welt 50: 221-246. Schütz, Alfred (1972): Der Fremde. in Schütz, Alfred (Hrsg.): Gesammelte Aufsätze, Bd. 2. Den Haag: Nijhoff. 53-69. 9 11.12. Symbolischer Interaktionismus und Goffman *Münch, Richard (2002): Soziologische Theorie. Bd. 2: Handlungstheorien. Frankfurt a.M. & New York: Campus. 259-308. *Dillard, Courtney u.a. (2000): Impression management and the use of procedures at the Ritz-Carlton: Moral standards and dramaturgical discipline. Communication Studies 51: 1ff (http://www.findarticles.com/p/articles/mi_qa3669/is_200001/ai_n8895663). Goffman, Erving (2003): Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München: Piper, S. 99-128. Morel, Julius u.a. (1997): Soziologische Theorie. Abriß der Ansätze ihrer Hauptvertreter. München & Wien: Oldenbourg. 52-66. 10 18.12. Resümee und vergleichende Betrachtung der Handlungstheorien DIE VERBINDUNG VON MIKRO- UND MAKRO-EBENE 11 8.1. Handeln im Kontext von Strukturtheorie *Giddens, Anthony (1995): Die Konstitution der Gesellschaft. Frankfurt a.M. & New York: Campus. 51-81. Miebach, Bernhard (2006): Soziologische Handlungstheorien. Eine Einführung. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. 376-394. 12 15.1. Die Definition der Situation in der Rational-Choice-Theorie *Esser, Hartmut (1996): Die Definition der Situation. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 48(1): 1-34. Münch, Richard (2002): Soziologische Theorie. Bd. 2: Handlungstheorien. Frankfurt a.M. & New York: Campus. 143-149. Thomas, William I. (1965): Person und Sozialverhalten, Neuwied. 88-99, 113-114. 13 23.1. Framing in der Rational-Choice-Theorie *Esser, Hartmut (2002): In guten wie in schlechten Tagen? Das Framing der Ehe und das Risiko zur Scheidung. Eine Anwendung und ein Test des Modells der FrameSelektion. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 54(1): 27-63. Esser, Hartmut (2002): Ehekrisen: Das Re-Framing der Ehe und der Anstieg der Scheidungsraten. In: Zeitschrift für Soziologie, vol. 31, S. 472-496. 14 30.1. Teilsysteme und das Handeln von Akteuren *Schimank, Uwe (1988): Gesellschaftliche Teilsysteme als Akteursfiktionen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 40(4): 619-639. Schimank, Uwe (1985): Der mangelnde Akteursbezug systemtheoretischer Erklärungen gesellschaftlicher Differenzierung - Ein Diskussionsvorschlag. in Zeitschrift für Soziologie. 14. 421-434. Gerhards, Jürgen (1994): Politische Öffentlichkeit. Ein system- und akteurstheoretischer Bestimmungsversuch. in Neidhardt, Friedhelm (Hrsg.): Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, soziale Bewegungen. Opladen: Westdeutscher Verlag. 77-105. 15 5.2. Theoretisches Resümee *Alexander, Jeffrey C. (1987): Action and Its Environments. In: Jeffrey C. Alexander u.a. (Hg.): The Micro-Macro Link. Berkeley, Los Angeles, London, S. 289-318. 16 12.2. Seminarabschluss, Diskussion, Evaluation Seminarplan „Soziologische Handlungstheorie“ 3 Seminarplan „Soziologische Handlungstheorie“ 4