4/2000 Bild: Prof.Hans Essinger, Akad. Maler Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes 2 Liebe LeserInnen! Es ist wieder soweit. Weihnachten steht vor der Tür und die Aufregung der Jüngsten steigert sich ins Unermessliche vor dem schönsten Tag in Kinderaugen. Der Beginn der „stillsten Zeit“ des Jahres ist doch auch oft der Start für die hektischste Zeit des Jahres. Durch die weihnachtlich geschmückten Straßen zieht wieder der verführerische Duft von Weihnachtspunsch und Lebkuchen, die Geschäfte erstrahlen in gewohnt festlicher Weise, Weihnachtsmänner sind unterwegs um die Kinder mit Süßigkeiten zu verwöhnen, Weihnachtslieder sollen die Kauflust zusätzlich anregen und viele vorweihnachtliche Feierlichkeiten sollen uns auf die kommenden Festtage einstimmen. Auch wenn sich im Lauf der Jahre der Charakter der Advent- und Weihnachtszeit doch ein wenig verändert hat, so ist diese Zeit für viele Menschen noch immer die Zeit der Einkehr und der Besinnung. Wenn der immer schneller ablaufende Alltag den Menschen kaum richtig Möglichkeiten zum Anhalten und Nachdenken lässt, so bieten die Weihnachtszeit und der bevorstehende Jahreswechsel noch immer gute Gelegenheit ein wenig inne zu halten und zurück- und vorauszuschauen. Wenn es draußen kalt wird, die Nasen rot anlaufen und der Atem kleine Wölkchen vor dem Mund bildet, gehört die Adventzeit trotz der Hektik doch zu den gemütlichen Wochen im Jahr. Mit den folgenden Zeilen möchte ich Sie ein wenig zum Nachdenken anregen: Weihnachten. Das Fest der Familie, der Ruhe und der Besinnlichkeit. Weihnachten. Zeit haben für die Menschen, die man liebt und sich selbst. Weihnachten. Nachdenken, über das, was wirklich wichtig ist im Leben, über das, was einmal gewesen ist und das, was einmal kommen mag. Weihnachten. Kerzen anzünden, ins Licht schauen, entspannen vom Stress und der Hektik der vergangenen Monate, Wochen und Tage. Weihnachten. Strahlende Kinderaugen, der Geruch von Tannennadeln, bunte Geschenkpackerln und geschmückte Tische. Weihnachten. DAS Fest. In der Schule und im Internat wird der Adventzeit Rechnung getragen und so werden die Kinder durch feierliche Gestaltung von Adventstunden, durch den Adventmarkt und dergleichen auf das kommende Weihnachtsfest eingestimmt. Im Lichte der Kerzen des Adventkranzes rücken alle wieder näher zusammen und werden auch nachdenklich. Jahreswechsel - das ist die traditionelle Hochzeit des besinnlichen Rückblicks, der ernsten Bilanz und der ängstlichen Prognosen. Wie war das Jahr 2000 und wie wird wohl das neue sein? In den 3 Ausgaben 3 unseres BBInfo aus 2000 konnten Sie sich ein Bild vom Geschehen in unserem Haus machen. Freude und Ärger, Erfolge und kleine Misserfolge wechselten sich ab, unterm Strich können wir von einem erfolgreichen Jahr 2000 sprechen. Einsatz und die Zusammenarbeit ALLER waren schließlich die Basis für den Erfolg. Wir haben uns den neuen Herausforderungen gestellt und sind den pädagogischen und technologischen Entwicklungen gefolgt; als wichtige Schritte müssen die Eröffnung einer 3jährigen Handelsschule, einer 4. S-Klasse und die Reaktivierung der Umschulung als Orientierungsklasse erwähnt werden. Die Erfolge lassen uns keinesfalls ausruhen, auch in Zukunft werden wir uns bemühen, den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen das Rüstzeug für ihre spätere Lebensgestaltung zu vermitteln. Geschätzte LeserInnen, ich darf auch heuer wieder an dieser Stelle die Gelegenheit nützen und der Schulbehörde, allen unseren Freunden und Helfern, Partnern und Sponsoren für die Unterstützung unserer Arbeit danken. Den Eltern und Erziehungsberechtigten unserer SchülerInnen danke ich für das große Vertrauen, das sie unserer Schule gegenüber gezeigt haben und verspreche Ihnen, dass Ihr Vertrauen weiterhin Antrieb für das Bemühen um Ihre Kinder sein wird. Ihnen allen und den Angehörigen darf ich ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Start in das 3. Jahrtausend wünschen. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 4 BBI Intern Aus der Redaktion Beim Erscheinen von BBInfo 3/00 hat uns die Technik einen bösen Streich gespielt: Da der PC mit dem Kopierer nicht wie üblich zusammenarbeitete, mussten die Bilder auf konventionelle Weise kopiert werden, was eine starke Qualitätsminderung zur Folge hatte. Wir bitten höflich um Entschuldigung! Erich Schmid Personelles Seit 7. November 2000 hat Frau Serife KORKMAZ den islamischen Religionsunterricht übernommen, da Frau ÖGRETEN den Mutterschutz angetreten hat. Als Nachfolgerin für die am 31. Oktober in den Ruhestand getretene 2. Köchin (Frau Ilse PUMM) hat mit 6. November Frau Elfriede BRANDL den Dienst in der Institutsküche angetreten; wir wünschen ihr viel Freude bei der Arbeit. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor Eine Abteilung stellt sich vor das Sekretariat Christa KELLNER, FI Nach langjähriger Tätigkeit in der Privatwirtschaft als kaufmännische Angestellte, bin ich am 1. April 1981 im Blindendruckverlag als Kanzleikraft eingetreten. Nachdem meine Vorgängerin, Frau Gertrude HÖNIG in den wohlverdienten Ruhestand trat, wurde mir seitens der Direktion (Herr Direktor BENESCH) das Angebot gemacht, meinen Arbeitsplatz vom Blinden-Druckverlag mit dem des Sekretariats einzutauschen. Ich nahm dieses Angebot an, wurde natürlich von Frau Hönig eingeschult, legte Dienstprüfungen ab und erledige somit 5 seit 17 Jahren die anfallenden Arbeiten des Sekretariats zB Abrechnungen, Bestätigungen, Briefe, Ein- und Ausgangspost, Telefonauskünfte, Krankenscheine, etc. etc. Im Zuge des Computerzeitalters besuchte ich auch einige Computerkurse, um den gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Besonders beeindruckend ist für mich, was unsere Kinder und Jugendlichen hier leisten. Lehrer und Erzieher schulen diese jungen Menschen mit viel Mühe und Geduld. Dadurch ist auch für mich der Kontakt zu all diesen Personen gegeben. Das ist es auch, was mir an der Arbeit Freude macht: nicht nur die Administration zu bewältigen, auch ein bisschen Kommunikation mit allen Mitarbeitern des Hauses und SchülerInnen führen zu können. Evelyn SCHEITHAUER, VB Meine 3-jährige Lehrzeit als Bürokauffrau machte ich bei der Gemeinde Wien. Nach meinem zweiten Kind absolvierte ich die Lehrabschlussprüfung, einen einjährigen Finanzbuchhaltungskurs und Personalverrechnung. Ich bewarb mich beim Stadtschulrat für Wien als halbtägige Sekretariatskraft und begann am 1. Februar 1994 meinen Dienst im Bundes-Blindenerziehungsinstitut. Meine Tätigkeit ist sehr vielfältig und macht mir sehr viel Spaß, vor allem da ich in Frau Christa Kellner eine sehr nette und hilfsbereite Kollegin habe. Neben Telefondienst, Posteingang und -ausgang, alle anfallenden Sekretariatsschreibarbeiten (Computer), ist auch der Kontakt zu Schülern und deren Eltern eine Alltäglichkeit. Im Juni 1998 kam ich nach der Geburt meines dritten Kindes wieder ins Institut und ging die Arbeit mit viel Enthusiasmus an. Es war eine Herausforderung unter einem neuen Direktor (OStR Prof. F. Haslinger) zu arbeiten, der sehr viele Neuerungen und Veränderungen vornahm. Faszinierend ist für mich, dass unsere Schüler und Schülerinnen trotz ihrer Behinderung ihr Leben mit Hilfe und Unterstützung der Lehrer und Lehrerinnen toll bewältigen. Es war für mich immer unverständlich, wie ein blinder Mensch sich in unserer Welt zurechtfinden kann. Jegliche Möglichkeit einer Weiterbildung versuche ich in Anspruch zu nehmen, um das Gelernte in die Arbeit einbauen zu können. Ich hoffe, 6 dass ich meinen Dienst bis zu meiner Pensionierung (ist noch lange) im Bundes-Blindenerziehungsinstitut versehen kann. Internettes Der Zugriff auf unsere Webseiten ist weiterhin im Steigen begriffen. Das Gästebuch dagegen wurde im letzten Jahr nicht besonders häufig durch Eintragungen bereichert. Hier einige Kostproben: Hallo, Herzliche Gruesse aus Alerheim von der Johann-Wilh.-Klein VS Hausmeisterin Wagner Christa Christa Wagner [email protected] Alerheim, Bayern Deutschland - Tuesday, February 22, 2000 at 07:34:19 (CET) Schoene Gruesse an meine alte Schule und an alle, die mich (noch) kennen! Heute findet bekanntlich der Hausball statt und ich hoffe doch, dass sich ein paar alte "Kollegas" blicken lassen! Ciao Juergen Juergen Kammerer [email protected] Wien, Österreich - Friday, January 28, 2000 at 14:44:06 (CET) Hallo Freunde! Ich brauche Hilfe in Mathematik, Geschichte und Englisch. Auch unter der Handynummer: 0699/102 62 607, erreichbar. Danke, Wolfgang. Wolfgang SPITZER [email protected] Wien, Österreich - Thursday, January 27, 2000 at 22:22:18 (CET) Hallo Freunde in der Wittelsbachstrasse. Danke, dass ich wieder einmal die Gelegenheit hatte an dieser wirklich besinnlichen und gut organisierten Feier teilnehmen zu duerfen. Ich wuensche Euch allen viel Glueck und Gesundheit auf Eurem Weg durch das Jahr 2000. Liebe Grüsse Kurt Kurt Deutsch [email protected] Österreich - Monday, December 27, 1999 at 18:31:29 (CET) Erich Schmid Lebensmittelverbrauch 2000 Im Kalenderjahr 2000 wurden folgende Mengen an Lebensmitteln in der Küche verbraucht: Brot Gebäck Mehl Teigwaren Grieß Reis Milch Käse 934 kg 8.220 389 kg 270 kg 96 kg 175 kg 2.950 113 kg Stk. l 7 Eier Butter Obst Gemüse Fleisch Wurst 6.000 359 kg 1.850 2.955 1.100 550 kg Stk kg kg kg Helga Gawher ..... vor 25 Jahren Öffentlichkeitsarbeit Pop4Kidz in der Wiener Stadthalle! Nach langen Vorbereitungen durch den Journalisten der Kronenzeitung, Alexander Heide, und Marlies Schmid fand am 28. Oktober 2000 eine Benefizveranstaltung in der Wiener Stadthalle statt. Der Reinerlös soll missbrauchten Kindern, dem Odilieninstitut in Graz, einem Heim für Obdachlose Kinder und dem BBI Wien zugute kommen. Die Interpreten gaben für 5 Stunden ihr Programm zum Besten. Die Firmen, wie Sony Austria, die Bank Austria und viele andere brachten Wertgegenstände (Gitarren, goldene und Platin-Schallplatten) für die Versteigerung am 19. November in Wien. Durch das 5-stündige Programm führten: Matthias Euler-Rolle und Martina Kaiser. 8 Bei Pop4Kidz spielten 21 Gruppen und Interpreten. Es waren zu sehen und zu hören: Anton aus Tirol, Austria 3, Balaton Combo und viele andere. Man konnte sich vor und während des Konzerts bei den einzelnen Ständen vor der Halle über den Kinderbauernhof Eschenau und auch über das BBI Wien informieren. Bei unserem Infostand waren Herr Direktor Haslinger, Frau Prof. Alteneder, Herr Prof. Schmid und Frau Mag. Hannemann mit ihrem Mann. Die Wiener Stadthalle wurde für diesen Abend gratis zur Verfügung gestellt. Herr OStR Prof. Haslinger erklärte dem Publikum einiges über das Blindeninstitut und gab Auskunft darüber, wofür das Geld verwendet werden soll. Die Veranstaltung war sehr interessant und faszinierend. Der ORF brachte einige Szenen aus dem Konzert in "Seitenblicke" und am 5. November in ORF 1 eine Aufzeichnung der besten Ausschnitte des Konzerts. Das Event war auch im Internet zu sehen unter www.lioncc.at. Pop4Kidz war zugleich der Auftakt für die heurige Spendenaktion "Licht ins Dunkel". Mehrere tausend Menschen haben das Konzert in der Wiener Stadthalle besucht. D.J. Ötzi sagte zugunsten dieser Veranstaltung ein eigenes Konzert ab und spendete - wie alle anderen - seine Gage für einen guten Zweck. Die Stimmung bei diesem Konzert war sehr gut. A 3 gaben ihr Programm zum Besten und legten einige Zugaben drauf. Ein Indoor-Feuerwerk bildete den Abschluss. Dr. Helmut Zilk eröffnete diese Veranstaltung, als er aber dann die Bühne verließ, passierte ihm ein Missgeschick: Er stieg neben den Stufen hinunter und stürzte in die Tiefe. Er musste in das AKH gebracht und dort versorgt werden. Im linken Knie zog er sich einen Kreuzbandriss und auch schwere Prellungen zu. Trotz dieses bösen Erlebnisses war das Konzert für das Publikum eindrucksvoll. Wir hoffen, dass im nächsten Jahr wieder eine so tolle ähnliche Veranstaltung stattfindet und der Erlös wieder für gute Zwecke oder Institutionen verwendet wird. Martin Hinterhölzl, Dusan Velkoski Lehrgang für Telekommunikation 9 Erleben - Begreifen Besuch im Tiergarten Am 24. Oktober machten die 4. VS und die Oberstufe einen Ausflug in den Schönbrunner Tiergarten. Es kam eine Führerin und brachte uns zu den Giraffen. Die Giraffenmutter ist drei Meter groß, der Bulle dagegen fünf Meter. Das Giraffenbaby ist drei Wochen alt und ganz entzückend. Dann gingen wir zu den Elefanten und wir haben ihnen beim Duschen zugeschaut. Anschließend brachte uns die Führerin zur Fütterung der Seelöwen. Der Bulle unter den Seelöwen kann ein besonderes Kunststück. Er lässt sich so auf das Wasser fallen, dass alle Zuschauer ringsherum angespritzt werden. Das ist ein großer Spaß! In einem Schulungsraum durften wir dann das Fell eines Eisbären angreifen, ein Straußenei und einen Schildkrötenpanzer bewundern, eine Schlangenhaut und Vogelfedern betasten ... Dann waren wir noch bei den sibirischen Tigern. Sie sind ungewöhnlich große Tiere. Ein Tiger war sehr nahe bei dem Trennglas. Slavica, Mira, Emine und Tomi konnten sein geöffnetes Maul mit den scharfen Zähnen und die Tatzen mit den Krallen erkennen. Die vorletzten Tiere, die wir gesehen haben, waren Affen. Vier Burschen haben die Affen geärgert, indem sie ihnen eine kleine Plastikschachtel hinhielten. Die Affen konnten die Schachtel zwar mit den Fingern packen, jedoch nicht in den Käfig bekommen. Ein älterer Mann schimpfte mit den dummen Buben und sie marschierten dann von dem Affenkäfig weg. Wir wanderten noch weiter und kamen zu Wölfen, die semmelfarben bzw. grau waren. Sie waren jedoch so weit weg, dass Slavica und Mira nur ihre Umrisse wahrnehmen konnten. Leider war es inzwischen auch schon Mittag geworden und wir fuhren müde zur Schule zurück. 4. VS Auf der Suche nach dem beurkundeten Ursprung oder Das Internet kann auch hilfreich sein Man stelle sich ein junges Paar vor, das im ehemaligen Jugoslawien beheimatet war. Beide wollten sich eine Zukunft aufbauen. Darum zogen 10 sie in das ferne Deutschland, denn dort wurden Arbeiter gesucht. Sie kamen also in die Stadt - nennen wir sie einfach "Deutschlandstadt". Nach einiger Zeit wurde den beiden eine Tochter geboren. Im Standesamt der "Deutschlandstadt" wurde die Geburt ordnungsgemäß eingetragen. Da unsere Familie immer noch zu den Bürgern Jugoslawiens gehörte, wurde die Geburt der Tochter auch dort im entsprechenden Geburtenbuch eingetragen. Die Familie kehrte nach Jugoslawien zurück, als die Tochter noch sehr klein war. Die Jahre vergingen. Die Tochter war nun eine erwachsene Frau. Sie zog nach Österreich. Sie heiratete und bekam mehrere Kinder. Die Familie fühlte sich wohl in Österreich und suchte um die Staatsbürgerschaft an. Das hatte zur Folge, dass die österreichischen Behörden alle nur erdenklichen Dokumente sehen wollten. Eines der wichtigsten Dokumente war die Geburtsurkunde. Damit beginnt unsere Geschichte nun eigentlich. Der erste Weg auf der Suche nach ihrer Geburtsurkunde führte unsere Heldin in ihre ehemalige Heimatstadt in Jugoslawien. Ihr Vater war in der Zwischenzeit gestorben und alle Dokumente aus der Zeit in Deutschland waren verschwunden. Die Mutter konnte über den Aufenthaltsort von damals auch keine genaue Auskunft geben. Die Frau erhielt in Jugoslawien auch tatsächlich ein Schriftstück. In Österreich wurde sie beauftragt, eine Übersetzung anfertigen zu lassen, die mit Stempelmarken versehen dem Auge der Behörde auch Stand halten könne. Die Übersetzung war gelungen und bestempelt, aber der Inhalt unbefriedigend. Das Dokument enthielt lediglich die Feststellung, dass die Geburt eingetragen wurde und dass der tatsächliche Geburtsort "Deutschlandstadt" sei. Keine Postleitzahl, kein Bundesland und auch kein Landkreis waren angegeben. Wo ist diese "Deutschlandstadt" zu finden? In Zeiten wie diesen führte der erste Weg zur Deutschen Botschaft in Wien natürlich per E-Mail. Prompt kam eine sehr kurzgefasste Antwort mit dem Hinweis zurück, man möge sich an die Telefonnummer 11811 wenden (internationale Auskunft der Telekom!). Die Stimme der Auskunft war sehr freundlich, doch sie konnte nur feststellen, dass es viele Städte mit dem Namen "Deutschlandstadt" gibt. Unter dem Begriff "Standesamt" konnte sie auch nicht die gewünschte Auskunft geben. Der richtige Begriff wäre "Bürgermeisteramt" gewesen, aber das wusste unsere leidgeprüfte Frau noch nicht (ist aber zu verzeihen, da es die Deutsche Botschaft in Österreich auch nicht wusste?!). Viele Gespräche wurden geführt und im Internet wurde verzweifelt gesucht. Verschiedene Suchmaschinen wurden mit den 11 unterschiedlichsten Suchbegriffen belastet. Das Ergebnis war immer gleichlautend: Es gibt viele Orte mit dem Namen "Deutschlandstadt". Irgendein besonderes Merkmal dieser gesuchten Stadt musste gefunden werden. In einem beiläufig geführten Gespräch fiel dann der zielführende Hinweis. Eine Autofabrik wurde genannt, in welcher der Vater unserer Geburtsurkunde-Sucherin vielleicht gearbeitet haben könnte. Jetzt dauerte es gar nicht mehr lange und im Internet wurde diese Stadt gefunden und sogar eine E-Mail-Adresse des Bürgermeisteramtes war vermerkt. Mit viel Hoffnung wurde ein Schreiben abgeschickt und schon am nächsten Tag fand sich eine Antwort. Eine bemühte Standesbeamtin teilte mit, dass die gesuchte Geburt eingetragen ist. Drei Tage später brachte der Briefträger die Geburtsurkunde aus "Deutschlandstadt" ins Haus. Jetzt stellt zumindest die Geburtsurkunde kein Hindernis auf dem Weg zur österreichischen Staatsbürgerschaft mehr dar. In diesem Fall war das Internet offensichtlich der einzige zielführende Weg. Alois Freiler Feste und Feiern Am 1. Dezember konnten wir in einer Feierstunde den 80. Geburtstag unseres ehemaligen Leiters, Herrn OStR Prof. Gustav WYMETAL, „vorfeiern“, Frau Marie SVOBODA, Physiotherapeutin, und Frau Hermine KLEIN, Erzieherin, offiziell in den Ruhestand verabschieden und mehreren MitarbeiterInnen Dekrete des Stadtschulrates überreichen. Der 7. Dezember stand im Zeichen von „20 Jahre Partnerschaft“ zwischen dem Jägerregiment Wien und dem Bundes-Blindenerziehungsinstitut. Über beide Veranstaltungen werden wir in der Ausgabe BBInfo 1/2001 ausführlich berichten. OStR Prof. Franz Haslinger Direktor 12 Der Spezialbeitrag Weltweite Einigung über ein Dokument zum 8-Punkt-Computerbraille Mehr als 10 Jahre dauernde Bemühungen konnten am 7. November 2000 in London zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Die ISO ("International Standardisation Organisation" - Internationale Normungsorganisation) wird bald ein Dokument veröffentlichen, in welchem die Zuordnung von 256 Bildschirmzeichen zu 8-Punkt-Braille-Zeichen geregelt ist. Mitte der 80er Jahre einigten sich die Blindenorganisationen mehrerer europäischer Länder auf das sogenannte Eurobraille. Den beiden am häufigsten gebrauchten Codeseiten 437 und 850 wurden 8-Punkt-BrailleTabellen zugeordnet. Dies konnte jedoch leider nicht die Tendenz aufhalten, dass einige Länder weiterhin ihre nationalen 8-Punkt-Systeme verwendeten. In Österreich und Deutschland dagegen wurde das Eurobraille zur Norm erhoben. Es lag nahe zu versuchen, diesen Standard auf eine weltweite Ebene zu heben. Das hierfür zuständige Gremium ist die ISO. Warum ist eine Normierung des Computerbraille überhaupt sinnvoll? Sie ist es überall dort, wo Material in einer der Braille-Schriften auf Datenträger gespeichert, über Braille-Tastaturen ein- oder über BrailleDrucker ausgegeben wird. Die Zeit wird bald kommen, in der man über Internet Bücher von Blindendruckverlagen beziehen können wird. Ich habe mir vor kurzem aus England Unterlagen in englischer Kurzschrift per EMail zuschicken lassen, die ich für eine Arbeitsgruppe ausdrucken musste. Der auf Eurobraille eingestellte Drucker brachte nur wirre Zeichen zu Papier. Da ich das Problem bereits kannte, setzte ich ein von mir geschriebenes Konvertierungsprogramm ein und brachte die Sache relativ rasch in Ordnung. Wer nicht Programmieren kann, dem bleibt nur übrig, den Drucker auf den englischen Zeichensatz umzustellen. Damit der Schritt vom Eurobraille zu Schriften mit nicht-lateinischem Alphabet getan werden konnte, musste eine Methode gefunden werden, andere Zeichensätze anzukündigen. Dies gelang in der Verwendung sogenannter Shift Marks ("Verschiebemarken"). Leider sind bis jetzt keine weiteren Tabellen im Bereich der ISO diesem Dokument angefügt worden. Weiters bestand die Notwendigkeit, Einigung über die Nummerierung der Punkte im 8-Punkte-Muster zu erzielen. Dies gelang durch Zuweisung von Namen und Nummern aller 256 möglichen Punktkombinationen (ohne Bedeutung) in der ISO-Norm 10646, in der alle Alphabete der Erde und 13 viele andere Sonderzeichen aufgelistet sind. Die in Österreich übliche Bezeichnung der Punkte (linke Spalte von oben nach unten: 1, 2, 3, 7; rechte Spalte von oben nach unten: 4, 5, 6, 8) wurde zur Norm erhoben. Die Normwerdung eines Dokumentes erfolgt in mehreren Schritten: Rohentwurf, Entwurf und gültiger Standard. Dazwischen gibt es unter den Mitgliedsländern Abstimmungen mit der Möglichkeit zu Einsprüchen und Kommentaren. Nach Einarbeitung der Bemerkungen in den Text oder deren Verwerfung wird das Dokument auf derselben oder einer höheren Ebene wieder zur Abstimmung ausgeschickt. Leider wurde bei "unserem" Dokument, bevor es zum Standard erklärt werden konnte, bei der Abstimmung die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit knapp verfehlt. Die nationalen Braille-Standards waren manchen Ländern wichtiger als eine allgemeingültige Norm. Das Redaktionskomitee, dem ich angehöre, hat sich daraufhin entschlossen, das Dokument dahingehend umzuarbeiten, dass es als technische Referenz veröffentlicht werden kann. Dafür ist nur die einfache Mehrheit notwendig. Diese wurde bei der Abstimmung in London nicht nur erreicht, sondern es gab eine einstimmige Befürwortung. Sie fiel manchen Ländern leicht, weil technische Referenz-Dokumente nicht verpflichtend umgesetzt werden müssen. Wir haben somit unser Ziel nicht erreicht, wie wir uns das zu Beginn der Arbeit vorgestellt hatten, aber immerhin gibt es nun ein Dokument mit dem ISO-Logo, das für Firmen, die Blindenhilfsmittel herstellen, weltweit verfügbar ist. Ich danke dem Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverband für die jahrelange Unterstützung meiner Arbeit! Erich Schmid Ehemalige SchülerInnen - Bilder aus dem Leben Mein Leben Ich bin in Innsbruck am 22. 11. 1978 auf die Welt gekommen. Ab diesem Tag fing ein Leben voller Schwierigkeiten an und ich habe jeden Tag kämpfen müssen um weiter zu kommen. Ich habe nicht nur eine schwere Sehbehinderung, ich bin auch mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf die Welt gekommen. Die ersten drei Jahre meines Lebens habe ich praktisch nur in der Klinik verbracht. Da es zu jener Zeit 1979 - noch keine wirkliche Behindertenintegration für mich gab, war es ganz schwierig eine Schule zu finden. Der Waldorfkindergarten lehnte mich mit der Begründung ab, dass ich kein normales Kind sei und es zu schwierig für normale Kinder wäre, mich zu akzeptieren. Also landete ich am Ende 14 in einem Kindergarten für geistig behinderte Kinder, geführt von der Lebenshilfe in Absam. Als ich 6 Jahre wurde, hat man mich in die Taubstummenschule gegeben, wo ich natürlich gar nicht hineinpasste. Ein Jahr später kam ich in die Blindenschule in Innsbruck, wo ich die einzige war, die noch einen Sehrest hatte. Damals gab es noch keine wirklichen Hilfsmittel für mich zum Lernen; außerdem kam ich ja alle paar Monate in die Klinik für weitere Gesichtsoperationen, also fehlte ich ziemlich oft in der Schule. Meine Mutter hat immer mithelfen müssen bei der Suche nach Lernmaterial. Im Jahr 1986 übersiedelte ich mit meiner Mutter und Schwester nach Tenerife; und dort habe ich in der normalen spanischen Schule meine Schulbildung fortgesetzt. Erst musste ich natürlich Spanisch lernen - das ging ganz schnell und danach habe ich einfach im Unterricht mitgemacht. Ich habe dann die spanische Nationalität annehmen müssen, da ich sonst nicht Mitglied der ONCE (spanische Blindenorganisation) hätte werden können. Diese Organisation hat mir dann weitere Unterstützung in der Schule gegeben. Es ist dort nicht zu vergleichen mit hier, da man hier viel, viel mehr für Sehbehinderte machen kann und die finanzielle Unterstützung auch viel besser ist. In Spanien bekam ich eine Zahlung von umgerechnet ATS 350 pro Monat, damit kann man kaum was anfangen. Es kam nur ein Mal in der Woche eine Lehrerin vom Blindenverband zur Schule, um ein bisschen zu helfen; den Rest musste meine Mutter machen. Die Ablehnung der Mitschüler und die Haltung der Lehrer war extrem schwierig. Im letzten Schuljahr musste der Blindenverband immer wieder eingreifen, um das Leben in der Klasse erträglich zu machen. Man versuchte mit allen Mitteln, mich aus der Klasse herauszuekeln. Sogar die Lehrer halfen den Schülern bei Intrigen gegen mich. Wenn ich ein Examen machte und es gut gemacht war, wurde einfach gesagt, dass es schlecht war. Wollte man das Examen einsehen, war es auf schleierhafte Weise verschwunden. Die Mitschüler streikten sogar und sagten, dass sie mit mir nicht in einer Klasse zusammensitzen wollten. Die Lehrer sagten einfach, dass ich nicht in die Klasse passe und dass sie wollten, dass ich gehe, etc. etc. Es war so schlimm, dass der Hausarzt mich krank schrieb, damit ich mich einigermaßen erholen konnte. Am Ende hat man mir freundlich, aber sehr bestimmt mitgeteilt, dass ich es sowieso nicht schaffen würde und man mich notfalls auch durchfallen lassen werde, damit ich endlich die Schule verlasse. Ich habe es geschafft bis zur Maturaklasse, dann aber habe ich das Handtuch geworfen. Es war alles so schlimm. Jedes Jahr bin ich im Sommer für zwei Monate nach Österreich gekommen, um mich weiteren Operationen zu unterziehen. Bis jetzt habe 15 ich 28 Gesichtsoperationen hinter mir und es müssen noch einige folgen, damit ich auch besser sprechen und essen kann. Ich fühle mich jetzt sehr wohl in meinem Geburtsland, vor allem weil ich ja jetzt viel mehr lernen kann und bei allem eine sehr gute Unterstützung bekomme. Jetzt sehe ich erst, wie viel Zeit durch fehlende Unterstützung verloren gegangen ist. Im Lauf der Jahre habe ich gelernt, mit meiner Behinderung zu leben und auch meine Mitmenschen akzeptieren mich immer mehr. Larissa Kogler Orientierungsklasse Meine Erfahrungen in der Integration Was heißt Integration? Das Wort integrieren heißt für mich: miteinbeziehen, einführen. Wichtig für ein integriert beschultes Kind ist es, dass es von einem Stützlehrer Hilfe bekommt. Auch zusätzliche Förderstunden wären für dieses Kind gut. Der Stützlehrer hat auch die Aufgabe, spezielle Hilfsmittel für dieses Kind zu besorgen und die Lehrer auf die besonderen Bedürfnisse aufmerksam zu machen und ihnen Tipps zu geben, wie sie das Kind besser in den Unterricht einbeziehen könnten. Es ist natürlich für die Lehrkräfte schwierig, sich um dieses Kind in der Stunde zu kümmern, weil die anderen Kinder unterrichtet werden müssen. So bestand bei mir das Problem, dass ich oft in der Stunde nicht mitgekommen bin und den Stoff mit meiner Mama nachmittags lernen musste. Speziell in Mathematik war es für mich sehr schwierig in der Stunde mitzukommen. Ein weiteres Problem bestand darin, wie schreibe ich von der Tafel ab. Ich hatte eine Sehhilfe, mit der ich das Tafelbild vergrößert betrachten konnte. In meiner Klasse waren in jedem Gegenstand zwei Lehrer. Es gab aber trotzdem große Probleme; besonders am Anfang als ich in die 1. Klasse einer Mittelschule kam. Die anderen Mitschüler akzeptierten meine Behinderung nur zum Teil bis gar nicht und ich bekam auch von ihnen keine Unterstützung oder Hilfe. Wenn wir einen Ausflug machten, bat eine Lehrkraft einen Mitschüler, dass er mich an der Hand nimmt und mir sagt, wo ein Hindernis ist. Es funktionierte nur zum Teil. Meistens ging ich mit einer Lehrerin in der ersten Reihe, damit sie wusste, wie schnell sie gehen durfte. Meine Stützlehrerin versuchte den anderen Mitschülern meine Sehbehinderung zu erklären und ihnen meine besonderen Probleme zu verdeutlichen. Aber es half nichts! Die Mitschüler ärgerten mich sehr oft. Sie nahmen mir Schulsachen weg und beschimpften mich! Das tat sehr weh. 16 Als wir auf Schullandwoche fuhren, spielten die Klassenkameraden am Abend oft. Ich durfte kaum mitmachen. Während des Tages gab es viele Aktivitäten, bei denen ich nur schwer mitmachen konnte. Ich denke, es wäre besser gewesen, wenn ich spätestens in der Mittelschulzeit in das Bundes-Blindenerziehungsinstitut gekommen wäre. Ich hätte die vielen schmerzhaften Erlebnisse so nicht machen müssen. Ich wünsche allen, die nicht behindert sind, dass ihnen solche Erfahrungen erspart bleiben! Ein Betroffener (Name der Redaktion bekannt) Nothburga Karnutsch - Über mich Mein Name ist Nothburga Karnutsch - auf den ersten Blick mühsam auszusprechen, ich weiß, - darum wird mein Vorname der Einfachheit halber von vielen Menschen mit Burgi gerufen. Nothburga - ein eher seltener Name - war die Fürsprecherin der Mägde in Tirol und wurde wegen ihrer Frömmigkeit schließlich heilig gesprochen. Mein Familienname ist italienischer Abstammung, also bin ich bunt gemischt süd/tirolerisch. Um das Ganze noch zu komplizieren, lebe ich seit 20 Jahren in Wien. Dort hatte ich mit meinem Namen schon sehr lustige Erlebnisse, manche plagten sich wirklich redlich damit und nannten mich: Nordpurger, Hamburger und auch Kantusch. Weil ich an sich sehr humorvoll bin, musste ich bereits sehr oft über die verschiedensten Variationen lachen. Ich wurde 1965 in Hall in Tirol geboren und kam bereits mit den beiden Augenkrankheiten Katarakt (Grauer Star) und Glaukom (Grüner Star) zur Welt. Meine Mutter machte sich oft und oft Vorwürfe, denn auch sie hatte den angeborenen Grauen Star. Papa war durch einen Unfall blind geworden und so hatten sich die beiden seinerzeit in der Blindenschule in Innsbruck kennen gelernt. Meine Kindheit war nicht leicht, zumal meine um zwei Jahre jüngere Schwester kerngesund - auch was die Augen betraf geboren wurde. Doch schließlich einigten sich meine Eltern und so stand einer einigermaßen unbeschwerten Zukunft nichts mehr im Weg. So besuchte ich neun Jahre die Normalschule, doch ich war und bin - seit ich denken kann - stets ein Grenzfall. In die Welt der Normalsehenden passe ich nicht, dazu sehe ich zu wenig, in die Welt der Blinden gehöre ich auch nicht, dazu sehe ich zu gut. Weil sich nach Abschluss des Polytechnikums aber bald herausstellte, dass ich für "normalsehende" Berufe eben zu wenig Sehvermögen besaß, kam ich zur Berufsausbildung ins Bundes-Blindenerziehungsinstitut nach Wien. 17 Anfangs hatte ich großes Heimweh, fühlte mich allein gelassen und verloren. Doch diese drei Jahre bewirkten letztendlich, dass ich selbstständig und langsam erwachsen wurde und mich von daheim loslöste, wo ich doch sehr behütet und beschützt aufgewachsen bin. Damals gab es noch die einjährige Telefonistenausbildung und den zweijährigen Stenotypistenlehrgang, beides schloss ich erfolgreich ab. Nach einiger Zeit der Arbeitssuche bekam ich schließlich eine Stelle als Telefonistin beim Bundesheer, wo ich auch im Schichtdienst eingeteilt war. Wenn mir mein lebenslanges Handicap Glaukom nicht so sehr zu schaffen gemacht hätte, würde ich wohl auch heute noch berufstätig sein. Einige vergebliche Augenoperationen bewirkten letztendlich, dass mein rechtes Auge trotzdem entfernt werden musste. Damit das linke Auge mit verbleibenden 25 % Sehkraft noch so lange wie möglich erhalten bleibt, wurde mir schließlich von meinem behandelnden Oberarzt Dr. Karl Rigal die frühzeitige Pensionierung nahegelegt. Um mein Leben aber dennoch für und mit anderen Menschen gestalten zu können, widmete ich mich im Laufe der letzten Jahre einigen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Ich fand es immer schon wichtig etwas für "Meinesgleichen" tun zu können und so engagierte ich mich im ÖBSV (Österreichischer Blindenund Sehbehindertenverband). Dort bin ich unter anderem in der Leitung aktiv sowie auch Schriftführerin der Fachgruppe Telefonie. Weil ich den Grünen Star angeboren habe, kann es bei mir auch im Laufe der Zeit zur völligen Erblindung kommen. Deshalb habe ich ein Mobilitätstraining absolviert. Auch sonst mache ich mich bereits jetzt mit allen blindenspezifischen Hilfen vertraut, so gut das möglich ist. Spezielle Halogenbeleuchtung daheim, helle Möbel und ein einfallsreicher lieber fest zu mir stehender - Partner lassen mich jedoch immer aufs Neue zuversichtlich sein. Ich ließ mich im Großen und Ganzen noch nie von irgendetwas unterkriegen, bin ein Kämpfer mit Herz und Hirn. Deshalb wird mir mein Leben wohl immer Spaß und Freude machen und schön bleiben. Über Anregungen, Fragen oder Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen. Sie können eine Bereicherung sein. Wenn Sie mir ein E-Mail schicken wollen: [email protected] Nothburga Karnutsch (Mit Genehmigung der Autorin entnommen: http://members.chello.at/nothburga.karnutsch/ - siehe auch Artikel in "Sport und Spiel") 18 Andreas Salchegger Aus der Festschrift anlässlich der Verleihung der Klingenden Cäcilia an Andi Salchegger HERMANN JAMNIK (Vorsitzender des Bundes Alpenländischer Volksmusikanten) Wie das Werk jedes Einzelnen, so hat das Gesamtschaffen der Alpenländischen Volksmusikanten sein unverwechselbares Gepräge. Besondere Leistungen sind immer ein Zeichen lebendiger, bodenständiger Kultur. Um diese, liebe Volksmusikfreunde, geht es bei der CäciliaPreisverleihung am 30. September 2000 in der steirischen Ramsau an Dr. Andreas Salchegger. Wenn ich von Kultur spreche, so meine ich neben der Kultur unserer Volksmusik auch jene im Umgang mit Menschen. Wie sehr sich diese im Ausdruck der Musik widerspiegelt, zeigt das Paradebeispiel in der Person Andi Salchegger, der damit zum ganz großen Vorbild für viele Volksmusikanten weit über die Landesgrenzen hinaus wurde. Der sechsundzwanzigköpfigen Jury des Bundes Alpenländischer Volksmusikanten (BAV) ist es daher in ihrer Wahl nicht schwer gefallen, Andi Salchegger als Kandidaten für den ersten CäciliaPreisträger zu nominieren. Diese Auszeichnung, die der BAV im Jahr 2000 zum ersten Mal an eine verdiente Person verleiht, dient als Botschaft einer Philosophie, die den Menschen als göttliches Wesen in seiner Gesamtheit als Vorbild in der volksmusikalischen Bewegung in die Mitte rückt. Die Klingende Cäcilia wird damit als äußeres Zeichen der Anerkennung zum Symbol für menschliche Größe. Bei all unseren Bemühungen um die Volksmusik tut es uns Volksmusikanten ab und zu ganz gut, an das Wesentliche in der für uns so lieb gewordenen Freizeitgestaltung erinnert zu werden. Andi Salchegger hat diese Gottesgabe als Aufgabe erkannt und sich damit den Menschen und ihrer Volksmusik dienend zur Seite gestellt. Tief berührt hat mich Andis Wunsch, die Festveranstaltung für die CäciliaPreisverleihung in einem von ihm geschätzten Gasthaus durchzuführen. 19 An der Wurzel volksmusikalischer Bewegung soll das Fest vonstatten gehen, ohne jeglichen Anspruch in der Krone gesellschaftlicher Größen weithin leuchtend um Aufmerksamkeit zu haschen. In aller Deutlichkeit kommt hiermit zum Ausdruck, in welcher Bescheidenheit, Schlicht- und Einfachheit unsere Volksmusik sich im Empfinden von Andi Salchegger manifestiert. Bei wem von uns Volksmusikanten äußert sich da nicht der Wunsch, lernfähig zu bleiben, nicht das Augenmaß zu verlieren für das, worum wir uns in der Artikulation unserer Volksmusik im Wesentlichen bemühen? In der keltischen Mythologie des Baumkreises ist Andi im Zeichen der Pappel geboren: Baum des Volkes! Als Vorsitzender des Bundes Alpenländischer Volksmusikanten ist es mir eine ganz besondere Freude, Andi Salchegger zum Cäcilia-Preis 2000 gratulieren zu dürfen. Meine Bewunderung und Achtung gilt nicht nur seiner ausgeprägten Spielweise auf der diatonischen Harmonika als vielmehr dem Menschlichen im Menschen Andreas Salchegger. Für mich wie für viele seiner Freunde ist es ein Geschenk, in die geistige Beweglichkeit seiner Person, in seine Musik hineinhorchen zu dürfen. Möge die Klingende Cäcilia durch Andi Salchegger tief in die Herzen der Volksmusikanten in der Weite unseres Alpenlandes unüberhörbar die Botschaft des Friedens, der Freude und der Freundschaft hinterlassen. Hermann Jamnik R. HANS KATSCHTALER (Landeshauptmann von Salzburg a. D.) Andreas Salchegger ist ein betroffener und begnadeter Mensch zugleich. Seine Größe besteht in der Annahme dessen, was ihm auferlegt ist. Von einer großartigen Partnerin begleitet, findet er durch sein Leben. Es ist ein Leben des dunklen Äußeren, aber der inneren Helle. Andreas hat Verzweiflung überwunden und die Liebe an ihre Stelle gesetzt. Ein Ausdruck dieser vollendeten Liebe zeigt sich in der Musik: Sie kommt aus der Seele und lässt das Instrument einzigartig erklingen, so, wie es kein anderer vermag. Über die Musik rührt er uns an. Er stimmt uns 20 melancholisch-nachdenklich und lässt uns im nächsten Augenblick gleich wieder fröhlich, gar übermütig werden. In ihm ist Leid und Freude so verpackt, dass es uns ergreift, wo und wann immer wir ihm begegnen. Dr. Hans Katschtaler Wir gratulieren unserem Andi zum Cäcilia-Preis Respekt und Anerkennung für seine großartigen Leistungen! Aus dem Leben des Andi Salchegger Andreas Salchegger wurde am 11. 8. 1957 in Filzmoos als viertes Kind der Eheleute Barbara und Anton geboren. Beide Elternteile stammen von einem Bauernhof ab und waren schon damals sehr engagiert volkskulturell tätig, beide als Mitglieder des örtlichen Kirchenchores, der Vater als Kapellmeister der Musikkapelle und als Zeugwart der örtlichen freiwilligen Feuerwehr. Das musikalische Talent wurde nicht nur Andi, sondern auch seinen Geschwistern in die Wiege gelegt; so wirkte auch Anton jun., der ältere Bruder Andis, schon bald nach seinem zehnten Lebensjahr in der Musikkapelle mit, sang seine Schwester Resi ab den späten sechziger Jahren gemeinsam mit Mutter und Vater im familiären Dreigesang, in einem Viergesang und im Singkreis, den der Vater Anfang der siebziger Jahre gründete, und auch heute nimmt sie sich trotz großer Belastungen, die sie als Bäuerin zu bewältigen hat, immer wieder Zeit, um im Kirchenchor von Strobl zu singen; auch bei Cilli wurde in ihrem nur kurzen Leben (gestorben 1961) eine große musikalische Begabung offensichtlich. Der kleine Andi beobachtete in seinen ersten Lebensjahren eifrig die Proben und Ausrückungen der örtlichen Musikkapelle, deren Probenlokal wie er sagt - im selben Haus nur etwa 25 cm von der Küche entfernt lag; das Ergebnis seines Eifers gipfelte schließlich darin, dass er ab 1963 etwa sogar ein Bassflügelhorn benutzen und ein bisschen mitspielen durfte. Das kam so: Die Mutter war am diesjährigen Tag der Blasmusik noch mit Putzarbeiten im Probenlokal beschäftigt, als der Andi ein kleines ES-Horn in seine Finger bekam. Seine Mutter polierte es noch rasch und schickte ihn damit vors Haus hinunter, als gerade die Blaskapelle heranmarschierte. Als der Kapellmeister, der neben der Formation herging, den kleinen Buben in der Tracht mit dem Instrument sah, packte er ihn am Kragen und nahm ihn mit, obwohl Andi noch kaum einen Ton aus seinem seltsam gebogenen Blechrohr mit drei Drückern brachte; also marschierte ab dem Feuerwehrhaus plötzlich ein kleiner Musikant mehr mit zum abschließenden Platzkonzert. Kurze Zeit später bekam Andi ein altes Bassflügelhorn mit Ausgleichsbogen (wegen der inzwischen vollzogenen Stimmungsumstellung), später durfte er sogar auf einem freien neuen Instrument spielen; weil letzteres damals für ihn in der Normalhaltung beim Sitzen noch zu groß war, legte er es einfach quer auf 21 seine Oberschenkel, mit dem Trichter schräg nach links unten statt schräg nach links oben. Es war wohl nicht nur eine Herausforderung für den jungen Andi, sondern auch eine Attraktion für die Gäste, die bei den Konzerten zuhörten, wenn die erwachsenen Bassflügelhornisten an Stellen, bei denen ihr Instrument im Vordergrund stand, aussetzten und da so ein kleiner Knirps die Angelegenheit als Solist erledigte. Der bereits erwähnte Probenraum der Musikkapelle wurde fallweise auch vom Trachtenverein benützt, und so passierte es immer wieder, dass Andis Mutter während des Bügelns das Tonband mit den aufgenommenen Tanzln laufen ließ; nach Andis Erinnerung waren das Aufnahmen vom Leitn-Toni. An einem warmen Sommertag im Jahre 1963 fuhr die ganze Familie nach Salzburg, um einige Dinge zu erledigen. Da derartige Fahrten immer etwas Besonderes waren, kleideten sich alle in der Tracht, sogar die Kinder mussten die von der Mutter genähten Trachtengewänder anziehen. Während nun der Vater die anstehenden Amtswege hinter sich brachte, spazierten die übrigen Familienmitglieder durch die Altstadt und hielten beim Heimatwerk inne. Da kam aus dem Geschäft ein Mann heraus, offensichtlich beeindruckt vom Auftreten der drei Kinder mit der Mutter, und fragte, woher sie denn kommen. Als die Mutter aus Filzmoos antwortete, meinte der Herr, er kenne eine Filzmoos-Boarischen-Polka und er könne ihnen diesen vorspielen. Also begaben sich die Mutter mit den drei Kindern ins Heimatwerk, und der freundliche Herr legte die Schallplatte mit dem versprochenen Stück auf. Der kleine Andi konnte erst nach mehrmaligem Hiaz geh ma aber! von der Platte weggebracht werden, so sehr war er davon fasziniert. Nach dem Verlassen sagte die Mutter, dass der freundliche Herr der Reiser gewesen sei; es blieb leider die einzige persönliche Begegnung des Andi mit dem berühmten Mann. Zu Ostern 1965 machten sich Mutter, Vater und Andi mit einem kleinen Lieferwagen auf den Weg ins Ruhrgebiet, um dort ein Klavier zu holen, das dem für sehr begabt gehaltenen kleinen Musikanten von Filzmooser Gästen geschenkt worden war. So folgten dann auch erste Versuche auf diesem Instrument. Andi kann sich noch gut erinnern, wie ihm der Nachfolger seines Vaters in der Funktion des Kapellmeisters eine Tonleiter beibrachte. In den Schuljahren 1965/66 bis 1973/74 besuchte Andi die Klassen der Volks- und Hauptschule sowie des Polytechnischen Lehrganges am Bundes-Blindenerziehungsinstitut in Wien. Hier bekam er neben der allgemeinen auch eine zusätzliche großzügige musikalische Ausbildung, nämlich acht Jahre hindurch Klavier- und sechs Jahre Geigenunterricht, außerdem sang er viele Jahre im Schulchor. 22 Die Freude am Singen ist mir damals für eine Zeit lang genommen worden, erinnert sich Andi, denn ich wollte angesichts des Stimmbruches in die Stimmlage Tenor wechseln. Meinem Wunsche trug die Lehrerin allerdings nicht Rechnung. Ab September 1969 besorgte Andi das zunächst tägliche, später dann nur mehr sonntägliche Spiel mit dem Harmonium bei der Messfeier in der Hauskapelle des Instituts; damit war eine zusätzliche Klavierstunde in jeder Woche zur Erarbeitung von Kirchenliedern verbunden, bei der er die Praxis des Tonsatzes üben durfte, denn die Lieder waren alle nur einstimmig aufgezeichnet. In einem schönen Miteinander, so Andi, legten meine Lehrer und ich für Lied um Lied einen Satz fest; einmal fiel dem Lehrer etwas ein, dann wieder mir und das Endergebnis - so konnte ich später feststellen - wich von dem großer Meister gar nicht so weit ab. Daneben wurde Andi auch zum Spiel in kleinen Ensembles (Streichquartett, Schulorchester, SolistenBegleitungen usw.) herangezogen, um Feiern im Institut und auch außerhalb abwechslungsreicher zu gestalten; auch damit war eine zusätzliche Unterrichtsstunde wöchentlich verbunden. Wenn Andi gefragt wird, was denn sonst noch interessant war in Wien, dann nennt er gerne seine fünf Engagements in der Theatergruppe für die Adventzeit und die zwangsläufigen Begegnungen mit Leuten aus anderen Teilen Österreichs. Wenngleich die Volksmusik, zu der er sich immer noch stärker hingezogen fühlte, von seinen Internatskollegen immer wieder missbilligend als Bauern-Jazz bezeichnet wurde, so suchte er trotzdem fast wie besessen im Radio nach Sendungen mit dieser Musik. Da waren das Tonbandgerät und der Radiorekorder, die ihm seine Eltern zu Weihnachten 1970 bzw. 1971 geschenkt hatten, überaus wertvoll, denn schon damals begann Andi Aufnahmen vor allem aus diesem Bereich zu sammeln; da die Sendungen oft auch spät am Abend oder zeitig am Morgen und somit während der Nachtruhe im Internat ausgestrahlt wurden, musste sich Andi immer wieder damit behelfen, dass er den Radiorekorder unter der Bettdecke oder unter dem Kopfpolster versteckte. Ganz besonders auf fielen ihm etwa die Leitnbauern-Musi, die Hammerauer Buam, die bei einer Bühnenveranstaltung in Mittersill ein so schneidiges Polkerl spielten, und die Ger-streit-Musi, deren Hammerschmied-Boarischer zB ihn wirklich vom Sessel riss. Zu Hause begannen die Eltern und Schwester Resi zunächst zu dritt, später mit einem nach Filzmoos zugezogenen Hotelier zu viert, zu singen, außerdem gründete der Vater etwa am Anfang der siebziger Jahre einen Singkreis, nachdem der örtliche Kirchenchor um die Mitte der sechziger Jahre aufgelöst worden war. Diese Gesangsgruppen gestalteten diverse Veranstaltungen im Ort, in den umliegenden Gemeinden und auch darüber hinaus mit; wenn der Andi nicht in der Schule in Wien und daher 23 verfügbar war, fiel ihm nicht selten die Aufgabe des Begleitens auf der Orgel oder auf dem Klavier zu. Im Sommer 1971 machte Andi seine ersten, damals noch erfolglosen Versuche auf einer diatonischen Harmonika. Er besuchte mit seinen Eltern den, wie er im Dorf heißt - Leobichl-Peter, der damals während der Sommermonate in der Schoal-Alm arbeitete. Bei seiner bei Besuchen üblichen Entdeckungsreise bekam Andi in der Stube das Instrument in seine Finger; nun durfte er sich hinsetzen und probierte bei jedem Knopf des Instruments aus, was denn dem Kisterl für Töne zu entlocken wären; schon bald musste er feststellen, dass da bei den meisten Knöpfen immer etwas anderes herauskam, je nachdem, ob er den Balg auseinanderzog oder zusammenschob. Er war etwas ungeduldig, konnte einfach kein System erkennen und stellte die Harmonika schon nach etwa fünf Minuten wieder zurück ins Eck. Als dann der Peter der Bitte der Eltern nachkam und ein Stückl spielte, fragte sich Andi, wie einer in diesem Durcheinander von Tönen nur etwas für die Ohren Verträgliches herausbringen könne, er bewunderte von da an die Harmonikaspieler umso mehr. In den Schuljahren 1974/75 bis 1977/78 besuchte Andi das musischpädagogische Realgymnasium (das spätere BORG) in Radstadt; sein Instrumentalfach war Klavier, für den abschließenden mündlichen Teil der Reifeprüfung Musikerziehung. Auch in diesen Jahren wurde Andi weiterhin eingespannt den Singkreis und das Gesangsquartett begleitend zu unterstützen, vor allem auch Hochzeiten fielen vermehrt an, neu einzulernende (auch lateinische) Messen (mit der Orgel); dabei lernt er nicht nur im Salzburger Land einige Orgeln kennen. Im Februar 1977 kamen die Brandstätter-Buam aus Haus auf Besuch, sie spielten mit Bassflügelhorn und Harmonika etliche Stückln auf. Da packte den Andi wiederum die Neugier, und er fragte den Brandstätter Manfred, ob er nicht ein bisschen auf dessen Instrument probieren dürfe. So kam es nun zu einem weiteren, diesmal aber wesentlich erfolgreicheren Versuch auf der diatonischen 24 Harmonika, denn in den mittlerweile vergangenen Jahren hatte Andi so einiges über das System des Instruments erfahren. Seine Erkundungsreise auf den Knöpfen machte diesmal ganz gute Fortschritte, es dauerte nicht lange, da hatte er den ersten Teil eines Stückls, das der Leitn-Toni immer spielte, beinander - da - di - da da -di-di-da-di-dada-di-di da - di. . .. Sein Bemühen um eine Melodie wurde von den Anwesenden, vor allem aber vom Brandstätter Manfred, mit ermutigenden Worten belohnt, er meinte nämlich, Andi würde das sehr leicht zusammenbringen. Im darauf folgenden Mai des gleichen Jahres kam es dazu, dass sein Cousin - er wohnte auf dem Hof, von dem Andis Mutter abstammte - eine dreireihige Harmonika bekam. Da Andi dieses Haus oft aufsuchte, um Milch zu holen, bei der Heuernte zu helfen usw., ließ es sich nicht vermeiden, dass er das Instrument in diesem Haus immer wieder in die Hände nehmen und damit spielen durfte. Das ging sogar so weit, dass Andi während der Heuernte zwischendurch in die Stube zum Spielen verschwand, wenn eine Ladewagenfuhre verräumt und die nächste noch nicht angeliefert war. Das Milchholen dauerte ab da freilich immer etwas länger! Andis Eltern, die zunächst nichts von den neuen Aktivitäten ihres Sohnes wussten, waren etwas überrascht, als sie einmal nach verrichteter Tagesarbeit in der Heuernte beim Pilz-Bauern in der Küche saßen und da plötzlich der Andi ein paar Stückln auf der Harmonika spielte. Er habe sich, so meint Andi, durch seine musikalische Ausbildung und hörbare Vorbilder auf dem Instrument wesentlich leichter getan, die Geheimnisse des Instruments im Eigenstudium zu entdecken. Ein namhafter Harmonika-Spieler meinte damals, nachdem er gefragt worden war, ob er nicht Andis Lehrer sein wolle, Andi habe genug Begabung und würde das schon alleine schaffen. In den Studienjahren 1978/79 bis 1981/82 absolvierte Andi das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg. In dieser Zeit bekommt er vom bereits erwähnten Leobichl Peter dessen Harmonika geliehen. Es kommt zu den ersten öffentlichen Auftritten mit dem Instrument. Die musikalischen und brauchtümlichen Aktivitäten in der Familie und in ihrem Umkreis laufen nebenbei weiter (zB wird anlässlich einer Primiz am 4. Oktober 1981 die G-Dur-Messe von Franz Schubert aufgeführt). In Andi wurde der Wunsch, so erzählt er, ein eigenes, vierreihiges Instrument zu besitzen, immer größer. Wenn er irgendwo hinkam, wo er ein Instrument wusste oder gewahrte, probierte er, um sich so jenen Hersteller zu suchen, dessen Instrument ihm am besten in der Hand lag. Im Dezember 1979 fiel die Entscheidung. Am Tag der unbefleckten Empfängnis Mariae machte sich Andi mit dem Bus von Salzburg aus auf den Weg nach Freilassing; hier waren an diesem Tag im Gegensatz zu 25 Österreich die Geschäfte offen. Der Busfahrer war - erinnert sich Andi - so hilfsbereit, dass er sogar vor dem Geschäft des Georg Öllerer stehen blieb und Andi in den Verkaufsraum brachte. Nachdem Andi die in diesem Betrieb hergestellten Instrumente nochmals begutachtet hatte, wagte er den Schritt und bestellte. Über die tatsächliche Ausführung, so meinte der Firmenchef, könne noch vor der Fertigstellung geredet werden. In den darauf folgenden Monaten kam es zum ersten Kontakt mit dem Auer Hansi, der Andi darüber beriet, wie das Instrument letztendlich gefertigt sein könnte. Anfang Juli 1980 nahm Fritz Schwärz, er war zu einem guten Freund Andis geworden, wieder einmal den Andi zu einer Veranstaltung mit, diesmal wirkten u. a. die Hammerauer Musikanten mit dem eben erwähnten Auer Hansi mit. Nach dem offiziellen Teil geriet Auer Hansis Instrument irgendwie in die Hände des Andi, und so sprang dieser halt ins Wasser und spielte; nach und nach saßen alle Hammerauer Musikanten um ihn herum und musizierten mit ihm; noh oan!, noh oan! hieß es immer wieder, und Andi fühlte sich in dieser Schar sichtlich und hörbar wohl aufgehoben. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war sich Andi sicher, das für ihn richtige Instrument bestellt zu haben. Dieses bekam er dann am Ende des darauf folgenden Oktobers; als Helfer beim Abholen stand wieder Fritz Schwärz bereit. Ein paar Wochen vorher hatte Andi ein weiteres besonderes Erlebnis. Auf seinen Wunsch brachte ihn der Vater zum Abschluss des Harmonika-Bewerbes auf die Leitn-Alm. Hier lernte er den Häusler Hias kennen; dieser war dem Andi schon lange akustisch bekannt, nun durfte er ihn auch persönlich kennen lernen, und es entstand eine bis heute andauernde Freundschaft, geprägt von gegenseitigem Respekt und von gegenseitiger Wertschätzung. Es beflügelte den Andi sehr, als der Häusler Hias den Leitn-Toni anerkennend und für Andi hörbar darauf hinwies, schau, der spuit des dreistimmig!. Schließlich durfte er sogar mit dem großen Vorbild ein paar Stückl spielen. Im November 1981 begann Andi neben dem Studium schon seine Arbeit in der damaligen Rechts- und Organisationsabteilung bzw. der nunmehrigen Rechtsabteilung der Universitätsdirektion, hier ist er hauptberuflich heute noch tätig. Jeweils im Juli 1982 und 1983 nahm Andi an der Brauchtumswoche in Oberaim teil, beide Male wurde er diatonisch-harmonisch vom Häusler Hias betreut. Im Oktober 1982 entsteht die Hofanger-Musi. Bei einer Geburtstagsfeier kommen der Meikl-Lipp, der Andi und der berühmte Schwab Franzi zusammen und spielen miteinander. Es klang nicht schlecht, ist zu erfahren, und so beschlossen die drei Musikanten, das Zusammenspiel öfters zu praktizieren. Eine derartige Gelegenheit kam schneller als sie 26 dachten, denn schon eine Woche später meldete sich der Schwab Franzi telefonisch und bat um Hilfe, denn ein Musikant sei auf Urlaub gefahren, obwohl vereinbart gewesen war, dass sie bei einer - wenngleich auch kleinen - Veranstaltung in Wörgl spielen sollten. Nachdem Franzi gemeint hatte, es handle sich um eine Spielerei, die die drei bewältigen könnten, und nachdem letztendlich auch Andi ein wenig von seiner Arbeit an der Universität frei bekommen hatte, fuhren die drei Musikanten ins Tirolerische - zum Proben war keine Zeit mehr. Während der Fahrt eröffnete dann Franzi, er solle einen schönen Gruß vom Moser Peter ausrichten, der sei auch in Wörgl. Irgendwie kam dann die Rede auf den Rundfunk, und Franzi informierte die beiden anderen, dass der Moser Peter deshalb anwesend sein werde, weil die Veranstaltung aufgezeichnet werde. Als die drei dann in Wörgl ankamen, stellte sich heraus, dass der Veranstaltung ca. 600 Zuhörer(innen) beiwohnten. Da half gar nichts, jetzt musste gespielt werden. Diese Frechheit wurde schließlich noch mit den lobenden Worten machts weiter! belohnt. Schon bald nach dem Bekanntwerden der neuen Gruppe waren die drei Musikanten gefragte Mitwirkende bei zahlreichen Veranstaltungen. Dass Harmonika und Zither miteinander in gleicher Lautstärke, gleichberechtigt, eben wirklich miteinander, klingen können, scheint zur damaligen Zeit neu gewesen zu sein, mittlerweile gibt es etliche Nachahmer. Seit 1985 wirkte Andi als Betreuer bei inzwischen mehr als 70 Fortbildungsveranstaltungen im gesamten Alpenraum mit (nicht nur am Instrument, auch für das Musizieren in Gruppen, für Fragen zur Volksmusik überhaupt usw.). Dazu kamen ein paar Vorträge über die diatonische Harmonika, ihre Möglichkeiten, Grenzen usw. sowie die Mitarbeit als Jury-Mitglied bei nationalen und internationalen Wettbewerben für dieses Instrument. Daneben blieb der Andi auch weiterhin gefragter Helfer, wenn es darum ging, mit der Orgel bei der Gestaltung von Advent-, Passions-, Mariensingen und anderen Veranstaltungen mitzuwirken; besonders reizvoll ist dabei für ihn, so sagt er, durch Überleitungen mit der Königin der Instrumente einzelne Teile der jeweiligen Veranstaltung miteinander zu verbinden. Besonders schön war dabei für ihn auch immer, wenn er auf der Orgel mit dem Schwab Franzi auf seiner Zither ruhige Landler spielen durfte, ohne dabei mit der Orgel lauter zu sein als die Zither. An dieser Stelle sei auch einmal erwähnt, dass es zu den Lieblingsaufgaben des Andi zählt, Gesangsgruppen zu begleiten. Da muss man aufpassen wie ein Haftelmacher, meint er, man darf nicht bremsen, treiben, dominieren, man muss sich stets unterordnen und ständig als Hilfe bereit sein! Seit 13. November 1990 ist Andi mit seiner guten Fee wie er sie nennt - Karin, einer begabten Musikantin, verheiratet. 27 Um einen für die Hofanger-Musi reservierten Aufnahmetermin wegen Verhinderung eines Musikanten nicht ungenutzt zu lassen, entstand im Dezember 1990 die Hofalm-Musi, offensichtlich wiederum ein neuer Klang, denn hier sind die diatonische Harmonika des Andi und das Akkordeon seiner Frau Karin, begleitet von einer Gitarre, zu hören, vollkommen gleichberechtigt und im Bemühen um einen schönen Klang. Immer wieder ist das Erstaunen zu hören, dass das so schön zusammenklingen kann! Seit 1. März 1991 ist Andi neben seinem Hauptberuf als Jurist an der Universität Salzburg Lehrer für diatonische Harmonika am Bruckner-Konservatorium in Linz. Was die diatonische Harmonika betrifft, ist es für Andi ein besonderes Ziel, dem Instrument zu einem allgemein, auch in akademischen Kreisen anerkannten Ruf zu verhelfen. Sport und Spiel Bericht über die Wiener Schwimmmeisterschaften Ich war schon einige Wochen zuvor sehr aufgeregt, denn ich konnte den Tag, an dem die 22. Wiener Schwimmmeisterschaften stattfinden sollten, kaum erwarten. Ich sprach sehr viel mit meinen Mitmenschen darüber. Ich war in diesen Wochen zwar sehr aufgeregt, aber auch sehr glücklich und es gab kaum etwas, das mir die Laune verderben konnte. Dann kam der 3. Dezember, der Tag an dem die Schwimmmeisterschaften angesetzt waren. Ich hatte bereits meine Aufregung ein bisschen abgeworfen, denn ich wusste, dass ich viel trainiert hatte. Meine Mitschwimmer aus dem Team waren schon etwas mehr aufgeregt. Es waren dies: Schmuckerschlag Mathias, Bazala Bianca, Cigdem, Emine und Sibel Cam, Raunig Ursula. Einige weitere sehr nette Schwimmer, Daniel Richter und Klein David, konnten aus persönlichen Gründen nicht erscheinen. Die meisten von uns schwammen Brust, nur mit dem Unterschied, dass einige weitere Strecken schwammen, die anderen kürzere. Ursula Raunig, Bianca Bazala und Mathias Schmuckerschlag schwammen gleich im vierten Lauf 100-m-Brust. Sie schlugen sich wirklich tapfer, und das brachte sowohl Mathias als auch Ursula eine Medaille ein. Dann waren Eder Karl, auch ein Schwimmer aus unserem Team, und ich im 9. Lauf dran, in 50-m-Kraul. Ich erreichte den zweiten Platz und erhielt eine Silbermedaille und eine Jugendgoldmedaille als schnellster Jugendlicher. Danach schwamm Karl in einem seiner nächsten Läufe 200m-Kraul. Leider bekam er da auch keine Medaille, doch er hatte sich tapfer geschlagen. Gleich darauf schwamm Ursula ebenfalls 50-m-Kraul 28 und erhielt auch eine Medaille. Dann schwamm ich 50-m-Rücken. Da gewann ich eine Jugendgoldmedaille, weil ich Dritter war. Später schwammen wieder Karl und ich 100-m-Kraul. Ob Karl eine Medaille bekam ist mir leider nicht bekannt, ich allerdings erhielt mein zweites Silber. Übrigens, in diesen drei Disziplinen schwamm ich meine persönlichen Bestzeiten. Einige Zeit später traten Bianca und die drei Cam Schwestern bei 50-mBrust an. Bianca ging als Siegerin aus diesem Duell. Nach ihr waren Sibel, dann Cigdem und zum Schluss Emine dran. Bianca erhielt Gold, Cigdem Silber und Sibel erhielt eine Jugendgoldmedaille. Nach diesem Lauf wurden einige Schwimmer mit einem Pokal geehrt. Einige meiner Mitschwimmer und ich erhielten einen Ehrenpokal für gute Leistungen. Im vorletzten Lauf schwamm ich noch 100-m-Delphin. Da gelang mir leider nicht meine Bestzeit, aber ich erhielt zwei Jugendgoldmedaillen. Das waren die besten Wiener Schwimmmeisterschaften nach einigen Jahren. Es wurden auch viele neue österreichische Rekorde aufgestellt. Die beste Schwimmerin war ein Mädchen der Gehörlosen namens Veronika. Sie stellte die höchste Anzahl an Rekorden auf. Meine Mitschwimmer und ich sind sehr froh, dass wir bei diesen Meisterschaften mit dabei sein durften. Es waren zwar wie meistens nicht viele Zuschauer bei dieser Veranstaltung, aber ich denke, dass das keinen kümmerte. Wir hatten, und das kann ich beruhigt sagen, viele Erfolge erzielt und ich freue mich schon auf die nächsten Meisterschaften im BBI, voraussichtlich am 27. April 2000. Danijel Krnjeta Polytechnische Schule Sportschießen für Sehbehinderte und Blinde Erst relativ spät entdeckte ich (nun 35 Jahre jung) die Liebe zum Schießsport. Im Alter von 21 Jahren sah ich erstmals durch meine Freundin, Susanna Hecht, wie ein Luftgewehr zu handhaben ist. Trotz meiner Augenkrankheiten, dem Grauen und Grünen Star, bewältigte ich Schul-, Alltags- und Berufsauswahlprobleme und beschloss, mich den sportlichen Möglichkeiten für Blinde und Sehbehinderte zu öffnen. Durch hartes Training, Ehrgeiz und eiserne Disziplin ebnete ich mir den Weg zur Landesmeisterschaft 1986, wo ich mir den Titel in der Gesamtwertung holte. Von nun an trainierte ich zweimal die Woche in der 29 Schießstätte der Sportvereinigung Finanz, Sektion Sportschützen, in der in Kooperation mit dem VSC ASVÖ-Wien zwei Schießstände für unsere Bedürfnisse adaptiert worden waren. Es wurde pro Stand ein HalogenPunktstrahler zur Beleuchtung der Zielscheibe installiert, sowie schwarze Tafeln, welche hinter der Scheibe an der Mauer angebracht wurden, um die Lichtreflexion durch die Wand zu vermeiden. Nach und nach wurde mir das Luftgewehr sowie die Zieleinrichtung, die von der Firma Swarovski speziell für diesen Zweck entwickelt wurde, vertrauter. Diese Zieleinrichtung sieht aus wie ein Zielfernrohr, durch welches man jedoch nicht hindurchsehen kann. Eine Spezialvorrichtung wandelt das von der Scheibe reflektierte Licht in einen Ton um, der über Kopfhörer empfangen wird. Je näher man zur Scheibenmitte kommt, desto höher wird der Dauerton. Am Punkt des höchsten Tones sollte der Abzug betätigt werden. Hat man gelernt, das Gewehr ruhig zu halten, die Atemtechnik zu beherrschen und sich im richtigen Moment nicht zu bewegen, dann kann es sich nur um einen 10er handeln. Früher legten wir das Gewehr auf einen Ständer auf, so war man automatisch auf der richtigen Höhe und relativ schnell "gehörmäßig" im Zentrum. Diese Methode ist national als eine eigene Disziplin anerkannt und auch relativ einfach. So wurde ich gleich dreimal, 1988, 1992 und 1994 österreichische Meisterin im Bewerb "Stehend aufgelegt". Mit der Zeit wurde immer öfter von dem Begriff "Stehend frei" gesprochen, wobei das Gewehr ohne jegliche Auflage, genauso wie bei nicht behinderten Schützen, frei in der Hand gehalten wird. Ich ließ mir folglich eine eigene Schießjacke anfertigen und trainiere seit 1995 nun gemeinsam mit meinem Trainer Otmar Fellner härter an dieser Disziplin. 1996 gelang es mir, bei der österreichischen Meisterschaft Dritte in der Gesamtwertung mit den Männern zu werden, da ich zu jenem Zeitpunkt die einzige blinde weibliche Österreicherin war, die in dieser Disziplin antrat. Im Laufe der Jahre fanden glücklicherweise mehr Frauen auch außerhalb Österreichs Gefallen am Schießsport und vor allem an der Disziplin "Stehend frei". So fand 1999 die erste Europameisterschaft in Chalon-surSaone, Frankreich, statt. Diese EM bestand jedoch nicht nur aus einem Bewerb, sondern auch "Liegend" und im "Dreistellungsmatch" musste geschossen werden. Folglich trainierte ich mit meinem Trainer Otmar Fellner im Vorfeld in Bauchlage, also liegend, 60 Schuss und konnte dabei bei der EM so den 2. Platz belegen. Das Dreistellungsmatch besteht aus 20 Schuss liegend, 20 sitzend und 20 stehend. In diesem Bewerb holte ich mir meinen ersten Europameistertitel. "Stehend frei" sind 40 Schuss zu tätigen und auch hier wurde ich zum zweiten Mal Europameisterin. 30 Schießen zählt noch immer zu meinem Lieblingssport. Ich möchte dieses Hobby noch so lange ausüben, wie es mir Spaß macht. Otmar Fellner, mein ständiger Betreuer, und ich wurden ein Team. Mit ihm will ich auch weiterhin trainieren. Für die Zukunft habe ich mir nur ein Ziel gesetzt: Ich will selbstständiger und unabhängiger werden, aber auch selbstbewusster und energischer auftreten. Vielleicht gelingt es mir, bei einer weiteren Europameisterschaft dabei sein zu können. Das Größte wäre jedoch, eine Weltmeisterschaft mitzuerleben. Damit eine solche aber stattfinden kann, bedarf es der internationalen Klärung vieler schwieriger Umstände. Ich persönlich werde weiterhin ehrgeizig und voller Elan dem Schießsport nachgehen. Auch Rückschläge werden mich nicht abhalten, mit dem Luftgewehr mein Bestes zu geben. Kein Sportler ist vor Tiefschlägen gefeit, es kommt lediglich darauf an, was man daraus macht. Über Anregungen, Fragen und Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen. Sie können eine Bereicherung sein. Nothburga Karnutsch (Mit Genehmigung der Autorin entnommen: http://members.chello.at/nothburga.karnutsch/) Weihnachtliches Barbarazweige Barbarazweige schneidet man wie dazumalen am 4. Dezember, stellt sie in einen Krug mit frischem Wasser ins warme Zimmer und hofft, dass sie zur Weihnacht blühen. Sobald kalte Herbstnächte blinkende Rauhreifkristalle auf kahle Zweige und faulendes Laub zaubern, wir uns fröstelnd in Nässe, Nebel und Schlackermatsch wieder nach Sonne und Grün sehnen und besonders interessiert auf die Angebote in den Blumengeschäften schauen, erfreut uns das Beobachten der schwellenden Knospen an den Zweigen in der Vase, die wir selbst im Garten schnitten, sie geschenkt bekamen oder kauften. Barbara, ein junges Mädchen aus Nikomedien (Kleinasien), soll im Jahre 336 hingerichtet worden sein auf Befehl ihres heidnischen Vaters, weil sie den christlichen Glauben angenommen hatte und ihm treu bleiben wollte. Die Legende erzählt, dass kurz nach dem Tod des Mädchens der grausame Vater unter einem Felsen, wohin er schutzsuchend geflüchtet war, vom Blitz erschlagen wurde. War das die Strafe des rächenden Gottes? 31 Barbara wurde wegen ihrer Glaubenstreue heilig gesprochen, Bergleute, Waffenschmiede und Artilleristen wählten sie als Schutzpatronin, und allen Liebesleuten, die sich die Treue versprechen, gilt sie zukunftsweisend als Vorbild. Darum gedenkt man ihrer so gern in der dunkelsten Jahreszeit. Denn Hoffnung braucht der Mensch, einen festen Glauben und das Vertrauen in die Treue, die man einander gelobt! Nikolaus In der Nacht zum 6. Dezember schlafen viele Kinder unruhiger als sonst. Schließlich ist es wieder einmal so weit, der Nikolaus kommt. Die bange Frage, ob man auch wirklich brav gewesen sei oder ob man vielleicht doch nur eine Rute bekommt, beschäftigt die Kleinen. Jedes Jahr kommt der Nikolaus und bringt Geschenke, doch wo hat er eigentlich seinen Ursprung? In Russland ist er ein Heiliger, der Arme vor den Reichen schützt. In Italien verehren ihn die Seefahrer als Ruhebringer für tobendes Wasser. Er ist auch der Schutzpatron für Knaben, wie er einst drei von ihnen wieder zum Leben erweckt haben soll. Auch gilt er als der Patron der Mädchen, früher verschaffte er armen Jungfrauen Geld, damit sie heiraten konnten. Die Rede ist hier von einem Mann namens Nikolaus, der in Patera, einer Hafenstadt im südlichen Kleinasien geboren wurde und viele Wunder vollbrachte. Zu dieser Zeit irgendwann im vierten Jahrhundert erkoren die Geistlichen von Myra diesen Nikolaus zu ihrem Bischof. Bald wurde er weit über die Grenzen hinaus berühmt. Seinen Weltenruhm verdankt er aber jemand anderem, nämlich Nikolaus von Sion, der ihm zu Ehren im sechsten Jahrhundert ein Kloster gründete. Nach seinem Tod wurden seine Taten noch weiter verbreitet und seit damals verehrt und feiert man den heiligen Nikolaus in der Advent- und Weihnachtszeit fast auf der ganzen Welt. Jedes Jahr wird er wieder lebendig und bereitet den Kindern mit seinen Geschenken Freude. In manchen Gegenden wird er aber vom Krampus begleitet, was speziell bei eher schlimmen Kindern für große Aufregung und Bravsein-Schwüre sorgt. Früher wurde unter diesem Deckmantel sehr viel Unfug getrieben. Der Nikolaus tritt in jedem Land so auf, wie er gebraucht wird. In den USA zum Beispiel kommt "Santa Claus" durch den Kamin. In Belgien wiederum schreiben Kinder ausführliche Wunschbriefe an "Sint Nicholaas", der auf einem Esel über die Dächer der Städte reitet. In der Schweiz geht "Samichlus" mit einem schweren Gabensack bepackt von Haus zu Haus. 32 Und in Holland landet "Sinterclaas" mit einem Schiff im Hafen von Amsterdam. Vom Christkind Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen! Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee, mit rotgefrorenem Näschen, die kleinen Hände taten ihm weh, denn es trug einen Sack, der war gar schwer, schleppte und polterte hinter ihm her. Was drinnen war möchtet ihr wissen? Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack, meint ihr, er wäre offen der Sack? Zugebunden bis oben hin! Doch es war gewiss was Schönes drin; es roch so nach Äpfel und Nüssen. Anna Ritter Frohe Weihnachten in allen Ländern Schenken heißt, an einen Menschen gedacht zu haben. Ein schöner Brauch. Es gibt viele Anlässe zum Schenken. Weihnachten ist ein ganz besonderer. Die Vorfreude auf das große Fest ist in fast allen Ländern der Erde zu spüren. Kinder spielen immer eine wichtige Rolle. Ein verrückter Tag in Spanien Ein besonderes Ereignis ist für die Spanier der 28. Dezember, der Tag des Heiligen Innocent. Ein "verrückter Tag", der Ähnlichkeiten mit unserem 1. April hat. Jeder darf aufs Glatteis geführt werden. Die Kinder erwarten sehnlichst den Tag der Heiligen Drei Könige, den 6. Jänner. Jetzt erst gibt es die "richtigen" Geschenke. An diesem letzten Tag der Weihnachts-Fiesta geht es noch einmal hoch her. Durch die festlich geschmückten Hauptstraßen aller größeren Städte zieht eine große Parade mit den prächtig gekleideten Heiligen Drei Königen. Am Straßenrand jubeln die Kinder den Königen zu, die Süßigkeiten in die Menge werfen. Schon Tage zuvor haben die Kinder Wunschzettel an die Könige aus dem Morgenland verschickt. Nach dem Umzug der Könige werden noch rasch 33 die Schuhe geputzt. Dann müssen im Wohnzimmer noch drei Gläser und eine Flasche Anislikör oder Brandy, eine Schale mit Turron und Marzipan als Stärkung für die Könige bereitgestellt werden. Für die Tiere der Könige wird eine große Schüssel mit Wasser und ein Bündel Heu vorbereitet. Dann heißt’s schnell ins Bett. Denn die Könige kontrollieren, ob die Kinder schlafen. Weihnachten in Griechenland Ursprünglich fand die Bescherung der Kinder am Neujahrsmorgen statt. Eine besondere Feier des Heiligen Abends war nicht bekannt. Der erste Tag im Jahr ist der Ehrentag des Heiligen Basilius. Abends ziehen die Kinder in den Dörfern von Haus zu Haus und singen die "Kalanda". Das ist das Singen vor den Türen an den Vorabenden der Festtage. Mit einem grünen Zweig vom Kornelkirschbaum versetzen sie den Familienmitgliedern einen Streich auf die Schulter. Dabei singen die Kinder und wünschen Glück. Die Hausfrauen verteilen Süßigkeiten - oft "Loukoumia", den türkischen Honig, oder "Kourabiédes", süßes Mandelgebäck, Nüsse oder auch ein paar Münzen. Ein wichtiges Ritual ist die Wahl der Person, die am Neujahrstag zuerst das Haus betritt. In einigen Gegenden Griechenlands, wo die Männergesellschaft noch sehr dominiert, muss es der Hausherr selbst sein oder sein ältester Sohn. Manchmal ist es ein "glückliches Kind". Damit ist ein Kind gemeint, das noch beide Elternteile besitzt. Père Noel in Frankreich In Frankreich wird eine Krippe mit den kleinen Tonfiguren von Josef, Maria, Jesus, den Hirten, den Heiligen Drei Königen und Ochs und Esel aufgestellt. Am Heiligen Abend stellt man Kerzen für die Heilige Familie auf den festlichen Tisch. Vor dem Schlafengehen putzen die Kinder noch rasch ihre Schuhe und stellen sie im Wohnzimmer auf, in der Hoffnung, dass sie Père Noel - der französische Weihnachtsmann - reichlich mit Geschenken füllen werde. In dieser Nacht sind alle Kinder ganz besonders brav. Ob Père Noel wirklich all ihre Wünsche erfüllen wird? 34 Weihnachten im hohen Norden Schnee, Nadelbäume und viel Tradition. Weihnachten bei unseren nördlichen Freunden entspricht trotz kleiner Unterschiede ganz unseren Vorstellungen. Julenissen - der Norweger In der wilden und rauen Natur Norwegens spielen Kobolde und Trolle eine große Rolle. Eines gleich vorweg: der Weihnachtsmann ist und bleibt Norweger. Der Julenisse trägt eine rote Zipfelmütze, einen langen weißen Bart, Kniebundhose, einen Norwegerpullover und eine Lodenjacke. Um die Kälte auf seinem Rentier-Schlitten auszuhalten, trägt er darüber einen schweren Pelz. Meistens ist er gut aufgelegt und lustig. Es war ein solcher Kobold, der den jeweiligen Hof ursprünglich aufgebaut hat. Später, als die Menschen einzogen, übernahm er den Schutz von Haus und Hof und hielt das Unglück vom Anwesen und den Bewohnern ab. Am Heiligen Abend wurden dem Julenisse als Dank Reisbrei oder Bier und weiche Fladen bereitgestellt. Ob es den Kobold immer noch gibt? Sicherheitshalber wagt man es nicht, es sich mit ihm zu verderben. Das kann nämlich Ärger bedeuten. Nachdem viele Norweger am Julaften, dem Heiligen Abend, den Gottesdienst besucht haben, freuen sie sich auf das Weihnachtsessen. Vorher muss aber der Julenisse seinen Brei, geschmolzene Butter, Zimt und Zucker erhalten. Anschließend werden die Lichter des Christbaumes angezündet. Die Kinder aber quält die Frage: "Wann kommt endlich der Weihnachtsmann?" Weihnachtssauna in Finnland Auch hierzulande bringt die Geschenke nicht das Christkind, sondern der "Joulupukki" und der ist - wie könnte es anders sein - Finne. Er wohnt gemeinsam mit seiner Mutter und den Wichtelmännern im finnischen Teil des Polarkreises auf dem höchsten Berg Lapplands, dem Korvatunturi. Viele Kinder - nicht nur finnische - wissen, wohin sie ihre Wunschzettel schicken müssen: An das Hauptpostamt des Weihnachtsmannes, FIN96930 Napapiiri Rovaniemi. Nachdem der Weihnachtsbaum mühevoll geschmückt wurde, begibt Mann und Frau sich traditionsgemäß in die Sauna. Übrigens beginnen in Finnland alle großen Feste mit einem eingehenden Saunabesuch. 35 Angeblich saunieren über 4 Millionen Finnen gleichzeitig. Und sie wissen, was sie tun. Arbeits- und Weihnachtsstress weichen der angenehmen Entspannung. Weihnachtsstimmung stellt sich ein. Der Duft der Birkenbüschel breitet sich aus. Lucia-Fest der Schweden Das Lucia-Fest beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück, das oft von der Tochter des Hauses als Lucia verkleidet bereitet wird. Sie trägt ein langes, weißes Gewand und auf dem Kopf eine Kerzenkrone. Im ganzen Land finden Lucia-Umzüge statt. Die heilige Lucia erscheint in einem Gefolge von 34 Mädchen zwischen 5 und 15 Jahren, der Größe nach aufgereiht, in einem geordneten Zug. Alle tragen weiße Gewänder und eine brennende Kerze in der Hand. Am Ende des festlichen Zuges kommen vier "Tomte". Das sind Wichtel und Kobolde, die gerne auf Bauernhöfen wohnen. Mit ihnen sollte man sich eher gut vertragen. Die Schweden genießen in diesen feierlichen aber kalten Tagen gerne ihren "Glögg". Der traditionelle Weihnachtspunsch hat es aber ordentlich in sich. Unser erstes Christbäumchen (Weihachten in Roseggers Waldheimat) Kaum jemand aus der großen Schar österreichischer Dichter hat es so gut verstanden, das Leben seiner ländlichen Heimat zu schildern, wie Peter Rosegger und Karl Heinrich Waggerl. Oft zitiert, doch immer wieder gerne gelesen: Roseggers erste Bekanntschaft mit dem Christbaum während seiner Studentenzeit. In der dem Christfest vorhergehenden Nacht schlief ich wenig - etwas Seltenes in jenen Jahren. Die Mutter hatte mir neben dem Herde ein Bett gemacht mit der Weisung, die Beine nicht zu weit auszustrecken, sonst kämen sie in die Feuergrube, wo die Kohlen glosten. Die glosenden Kohlen waren gemütlich, das knisterte in der stillfinsteren Nacht so hübsch und warf manchmal einen leichten Glutschein an die Wand, wo in einem Gestell die buntbemalten Schüsseln lehnten. Da war ein Anliegen, über das ich schlüssig werden musste in jener Nacht, ehe die Mutter an den Herd trat, um die Morgensuppe zu kochen. Ich hatte viel sprechen gehört davon, wie man in den Städten Weihnacht feiert. Da sollen sie ein Fichtbäumchen, ein wirkliches kleines Bäumchen 36 aus dem Wald, auf den Tisch stellen, an seinen Zweigen Kerzlein befestigen, sie anzünden, darunter sogar Geschenke für die Kinder hinlegen und sagen, das Christkind hätte sie gebracht. Nun hatte ich vor, meinem kleinen Bruder einen Christbaum zu errichten. Aber alles im Geheimen, das gehörte dazu. Nachdem es taglicht geworden war, ging ich in den frostigen Nebel hinaus. Und just dieser Nebel schützte mich vor den Blicken der ums Haus herum arbeitenden Leute, als ich vom Walde her mit einem Fichtenwipfelchen gegen die Wagenhütte lief. Dann ward es Abend. Die Gesindeleute waren noch in den Ställen beschäftigt oder in den Kammern, wo sie sich nach der Sitte des Heiligen Abends die Köpfe wuschen und ihr Festgewand herrichteten. Die Mutter in der Küche buk die Christtagskrapfen, und der Vater segnete den Hof. Dieweilen die Leute draußen waren, bereitete ich in der großen Stube den Christbaum. Das Bäumchen stellte ich auf den Tisch. Dann schnitt ich vom Wachsstock zwölf Kerzchen und klebte sie an die Äste. Am Fuße des Bäumchens legte ich einen Wecken hin. Dann zündete ich die Kerzen an und versteckte mich hinter dem Ofen. Die Tür ging auf, und sie traten herein. "Was ist denn das?" sagte der Vater mit leiser Stimme. Mein kleiner Bruder starrte sprachlos drein. In seinen großen, runden Augen spiegelten sich wie Sternlein die Christbaumlichter. Bald kamen auch die Knechte und Mägde herbei, hell erschrocken über die seltsame Erscheinung. Sollte es denn wirklich wahr sein, dass ein Engel solche Bäumlein vom Himmel bringe? Sie schauten und staunten. Die Mutter suchte mit ihren Augen in der Stube herum: "Wo ist denn der Peter?" Da erachtete ich es an der Zeit, aus dem Ofenwinkel hervorzutreten. Meinen kleinen Bruder, der noch immer sprachlos war, nahm ich an den Händchen und führte ihn vor den Tisch. Fast sträubte er sich, aber ich sagte - selber tieffeierlich gestimmt - zu ihm: "Tu dich nicht fürchten, Brüderl! Schau, das liebe Christkind hat dir einen Christbaum gebracht." Mehr als vierzig Mal habe ich seither den Christbaum erlebt. Mit mächtigem Glanz, mit reichen Gaben und freudigem Jubel unter den Großen und Kleinen, aber größere Christbaumfreude, ja eine so helle Freude habe ich noch nicht gesehen als jene meines kleinen Brüderleins, dem es so plötzlich und wundersam vor Augen trat - ein Zeichen dessen, der da vom Himmel kam ... 37 Weihnachtliches aus Großtantes Kochbuch Gerade vor Weihnachten sucht man oft nach Rezepten von Köstlichkeiten, mit denen man Familie und Freunde überraschen kann. Zwei solche Raritäten möchten wir Ihnen gerne anbieten. Für alle lesbar - jedoch dem Original entsprechend (also keine Rechtschreibfehler unsererseits) eine Übersetzung: Orangen Torte 25 dk Zucker werden mit 6 Euerdötter u. von einer Orange der Saft eine halbe Stunde abgetrieben, von 2 Orangen die Schalle wird sehr fein zusammen geschnitten u. auch mitgerührt. Dan giebt man 25 dk weiße geribene Mandln von die 6 Euer den Schnee 3 dk Brößeln hinein, vermischt es sehr leicht fühlt es in den Tortenreiff bis es ½ Stunde langsam baken. Der Überguß von der Torte: Eine Schalle Zuker u. von einer Orange den Saft abrühren u. die Torte überziehen. Vanille Butter 20 dkg Vanilizuker mit 6 Dötter gerührt u. in falten gelegtes Papier gegeben u. auf den warmen Herd getrocknet. (Anmerkung der Red. 20 dkg Staubzucker, 3 Pk. Vanillezucker, weißes Packpapier zum Fächer gefaltet) Heißer Punsch für kalte Tage Wenn man im Dezember durch romantische Weihnachtsmärkte bummelt, gibt es nichts „Erwärmenderes“ als einen heißen Punsch. In der Folge ein paar Rezepte, wenn Sie auch zu Hause auf Erwärmung von innen nicht verzichten wollen. Gutes Gelingen! Blutorangenpunsch Zutaten: Saft von 5 Blutorangen Saft einer Zitrone 200 g Zucker 1 l schwarzer, heißer Tee 1/8 l weißer Rum Orangen- und Zitronensaft in ein hohes Gefäß geben. Dann langsam den Zucker darin unter Rühren auflösen. Das Fruchtsaftgemisch zum heißen 38 Tee geben. Den Rum hinzufügen und den Punsch in einem Topf nochmals erhitzen, aber nicht mehr kochen lassen. Heiß servieren. Grapefruit-Orangen-Punsch Zutaten: Saft von 3 Orangen Saft von 3 Grapefruits Saft einer Zitrone 1 Flasche Weißwein 2 Gewürznelken 100 g Zucker 1 Zimtstange 350 ml weißer Rum Alle Zutaten (außer den Rum) zusammen etwa ½ Stunde zugedeckt ziehen lassen. Anschließend den Punsch erhitzen, aber nicht kochen lassen. Die Nelken und die Zimtstange entfernen und den Rum dazugießen. 39 40 41 Impressum Dieses Informationsblatt herausgegeben. wird vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist der Direktor, OStR Prof. Franz Haslinger. Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die geäußerten Meinungen müssen sich nicht mit dem Standpunkt der Redaktion decken. Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid. Kostenträger für das Informationsblatt ist der Elternverein des BundesBlindenerziehungsinstitutes. Alle in 1020 Wien, Wittelsbachstraße 5. 42 43