BBInfo2000-04 - Bundes-Blindenerziehungsinstitut

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4/2000
Bild: Prof.Hans Essinger, Akad. Maler
Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes
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Liebe LeserInnen!
Es ist wieder soweit. Weihnachten steht vor der Tür und die Aufregung der
Jüngsten steigert sich ins Unermessliche vor dem schönsten Tag in
Kinderaugen. Der Beginn der „stillsten Zeit“ des Jahres ist doch auch oft
der Start für die hektischste Zeit des Jahres.
Durch die weihnachtlich geschmückten Straßen zieht wieder der
verführerische Duft von Weihnachtspunsch und Lebkuchen, die Geschäfte
erstrahlen in gewohnt festlicher Weise, Weihnachtsmänner sind
unterwegs um die Kinder mit Süßigkeiten zu verwöhnen, Weihnachtslieder
sollen die Kauflust zusätzlich anregen und viele vorweihnachtliche
Feierlichkeiten sollen uns auf die kommenden Festtage einstimmen.
Auch wenn sich im Lauf der Jahre der Charakter der Advent- und
Weihnachtszeit doch ein wenig verändert hat, so ist diese Zeit für viele
Menschen noch immer die Zeit der Einkehr und der Besinnung.
Wenn der immer schneller ablaufende Alltag den Menschen kaum richtig
Möglichkeiten zum Anhalten und Nachdenken lässt, so bieten die
Weihnachtszeit und der bevorstehende Jahreswechsel noch immer gute
Gelegenheit ein wenig inne zu halten und zurück- und vorauszuschauen.
Wenn es draußen kalt wird, die Nasen rot anlaufen und der Atem kleine
Wölkchen vor dem Mund bildet, gehört die Adventzeit trotz der Hektik
doch zu den gemütlichen Wochen im Jahr.
Mit den folgenden Zeilen möchte ich Sie ein wenig zum Nachdenken
anregen:
Weihnachten. Das Fest der Familie, der Ruhe und der Besinnlichkeit.
Weihnachten. Zeit haben für die Menschen, die man liebt und sich selbst.
Weihnachten. Nachdenken, über das, was wirklich wichtig ist im Leben,
über das, was einmal gewesen ist und das, was einmal kommen mag.
Weihnachten. Kerzen anzünden, ins Licht schauen, entspannen vom
Stress und der Hektik der vergangenen Monate, Wochen und Tage.
Weihnachten. Strahlende Kinderaugen, der Geruch von Tannennadeln,
bunte Geschenkpackerln und geschmückte Tische.
Weihnachten. DAS Fest.
In der Schule und im Internat wird der Adventzeit Rechnung getragen und
so werden die Kinder durch feierliche Gestaltung von Adventstunden,
durch den Adventmarkt und dergleichen auf das kommende
Weihnachtsfest eingestimmt. Im Lichte der Kerzen des Adventkranzes
rücken alle wieder näher zusammen und werden auch nachdenklich.
Jahreswechsel - das ist die traditionelle Hochzeit des besinnlichen
Rückblicks, der ernsten Bilanz und der ängstlichen Prognosen. Wie war
das Jahr 2000 und wie wird wohl das neue sein? In den 3 Ausgaben
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unseres BBInfo aus 2000 konnten Sie sich ein Bild vom Geschehen in
unserem Haus machen. Freude und Ärger, Erfolge und kleine Misserfolge
wechselten sich ab, unterm Strich können wir von einem erfolgreichen
Jahr 2000 sprechen. Einsatz und die Zusammenarbeit ALLER waren
schließlich die Basis für den Erfolg. Wir haben uns den neuen
Herausforderungen gestellt und sind den pädagogischen und
technologischen Entwicklungen gefolgt; als wichtige Schritte müssen die
Eröffnung einer 3jährigen Handelsschule, einer 4. S-Klasse und die
Reaktivierung der Umschulung als Orientierungsklasse erwähnt werden.
Die Erfolge lassen uns keinesfalls ausruhen, auch in Zukunft werden wir
uns bemühen, den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen das
Rüstzeug für ihre spätere Lebensgestaltung zu vermitteln.
Geschätzte LeserInnen, ich darf auch heuer wieder an dieser Stelle die
Gelegenheit nützen und der Schulbehörde, allen unseren Freunden und
Helfern, Partnern und Sponsoren für die Unterstützung unserer Arbeit
danken. Den Eltern und Erziehungsberechtigten unserer SchülerInnen
danke ich für das große Vertrauen, das sie unserer Schule gegenüber
gezeigt haben und verspreche Ihnen, dass Ihr Vertrauen weiterhin Antrieb
für das Bemühen um Ihre Kinder sein wird. Ihnen allen und den
Angehörigen darf ich ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest und einen
guten Start in das 3. Jahrtausend wünschen.
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
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BBI Intern
Aus der Redaktion
Beim Erscheinen von BBInfo 3/00 hat uns die Technik einen bösen Streich
gespielt: Da der PC mit dem Kopierer nicht wie üblich zusammenarbeitete,
mussten die Bilder auf konventionelle Weise kopiert werden, was eine
starke Qualitätsminderung zur Folge hatte. Wir bitten höflich um
Entschuldigung!
Erich Schmid
Personelles
Seit 7. November 2000 hat Frau Serife KORKMAZ den islamischen
Religionsunterricht übernommen, da Frau ÖGRETEN den Mutterschutz
angetreten hat.
Als Nachfolgerin für die am 31. Oktober in den Ruhestand getretene
2. Köchin (Frau Ilse PUMM) hat mit 6. November Frau Elfriede BRANDL
den Dienst in der Institutsküche angetreten; wir wünschen ihr viel Freude
bei der Arbeit.
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
Eine Abteilung stellt sich vor das Sekretariat
Christa KELLNER, FI
Nach langjähriger Tätigkeit in der
Privatwirtschaft
als
kaufmännische
Angestellte, bin ich am 1. April 1981 im
Blindendruckverlag
als
Kanzleikraft
eingetreten.
Nachdem meine Vorgängerin, Frau
Gertrude HÖNIG in den wohlverdienten
Ruhestand trat, wurde mir seitens der
Direktion (Herr Direktor BENESCH) das
Angebot gemacht, meinen Arbeitsplatz
vom Blinden-Druckverlag mit dem des
Sekretariats einzutauschen. Ich nahm
dieses Angebot an, wurde natürlich von
Frau
Hönig
eingeschult,
legte
Dienstprüfungen ab und erledige somit
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seit 17 Jahren die anfallenden Arbeiten des Sekretariats
zB
Abrechnungen, Bestätigungen, Briefe, Ein- und Ausgangspost,
Telefonauskünfte, Krankenscheine, etc. etc.
Im Zuge des
Computerzeitalters besuchte ich auch einige Computerkurse, um den
gestellten Anforderungen gerecht zu werden.
Besonders beeindruckend ist für mich, was unsere Kinder und
Jugendlichen hier leisten.
Lehrer und Erzieher schulen diese jungen Menschen mit viel Mühe und
Geduld. Dadurch ist auch für mich der Kontakt zu all diesen Personen
gegeben. Das ist es auch, was mir an der Arbeit Freude macht: nicht nur
die Administration zu bewältigen, auch ein bisschen Kommunikation mit
allen Mitarbeitern des Hauses und SchülerInnen führen zu können.
Evelyn SCHEITHAUER, VB
Meine 3-jährige Lehrzeit als Bürokauffrau
machte ich bei der Gemeinde Wien. Nach
meinem zweiten Kind absolvierte ich die
Lehrabschlussprüfung, einen einjährigen
Finanzbuchhaltungskurs
und
Personalverrechnung.
Ich bewarb mich beim Stadtschulrat für
Wien als halbtägige Sekretariatskraft und
begann am 1. Februar 1994 meinen Dienst
im Bundes-Blindenerziehungsinstitut. Meine
Tätigkeit ist sehr vielfältig und macht mir
sehr viel Spaß, vor allem da ich in Frau
Christa Kellner eine sehr nette und
hilfsbereite Kollegin habe.
Neben Telefondienst, Posteingang und -ausgang, alle anfallenden
Sekretariatsschreibarbeiten (Computer), ist auch der Kontakt zu Schülern
und deren Eltern eine Alltäglichkeit. Im Juni 1998 kam ich nach der Geburt
meines dritten Kindes wieder ins Institut und ging die Arbeit mit viel
Enthusiasmus an. Es war eine Herausforderung unter einem neuen
Direktor (OStR Prof. F. Haslinger) zu arbeiten, der sehr viele Neuerungen
und Veränderungen vornahm.
Faszinierend ist für mich, dass unsere Schüler und Schülerinnen trotz
ihrer Behinderung ihr Leben mit Hilfe und Unterstützung der Lehrer und
Lehrerinnen toll bewältigen. Es war für mich immer unverständlich, wie ein
blinder Mensch sich in unserer Welt zurechtfinden kann.
Jegliche Möglichkeit einer Weiterbildung versuche ich in Anspruch zu
nehmen, um das Gelernte in die Arbeit einbauen zu können. Ich hoffe,
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dass ich meinen Dienst bis zu meiner Pensionierung (ist noch lange) im
Bundes-Blindenerziehungsinstitut versehen kann.
Internettes
Der Zugriff auf unsere Webseiten ist weiterhin im Steigen begriffen. Das
Gästebuch dagegen wurde im letzten Jahr nicht besonders häufig durch
Eintragungen bereichert. Hier einige Kostproben:
Hallo, Herzliche Gruesse aus Alerheim von der Johann-Wilh.-Klein VS
Hausmeisterin Wagner Christa
Christa Wagner [email protected]
Alerheim, Bayern Deutschland - Tuesday, February 22, 2000 at 07:34:19
(CET)
Schoene Gruesse an meine alte Schule und an alle, die mich (noch)
kennen! Heute findet bekanntlich der Hausball statt und ich hoffe doch,
dass sich ein paar alte "Kollegas" blicken lassen! Ciao Juergen
Juergen Kammerer [email protected]
Wien, Österreich - Friday, January 28, 2000 at 14:44:06 (CET)
Hallo Freunde! Ich brauche Hilfe in Mathematik, Geschichte und Englisch.
Auch unter der Handynummer: 0699/102 62 607, erreichbar. Danke,
Wolfgang.
Wolfgang SPITZER [email protected]
Wien, Österreich - Thursday, January 27, 2000 at 22:22:18 (CET)
Hallo Freunde in der Wittelsbachstrasse. Danke, dass ich wieder einmal
die Gelegenheit hatte an dieser wirklich besinnlichen und gut organisierten
Feier teilnehmen zu duerfen. Ich wuensche Euch allen viel Glueck und
Gesundheit auf Eurem Weg durch das Jahr 2000. Liebe Grüsse Kurt
Kurt Deutsch [email protected]
Österreich - Monday, December 27, 1999 at 18:31:29 (CET)
Erich Schmid
Lebensmittelverbrauch 2000
Im Kalenderjahr 2000 wurden folgende Mengen an Lebensmitteln in der
Küche verbraucht:
Brot
Gebäck
Mehl
Teigwaren
Grieß
Reis
Milch
Käse
934 kg
8.220
389 kg
270 kg
96 kg
175 kg
2.950
113 kg
Stk.
l
7
Eier
Butter
Obst
Gemüse
Fleisch
Wurst
6.000
359 kg
1.850
2.955
1.100
550 kg
Stk
kg
kg
kg
Helga Gawher
..... vor 25 Jahren
Öffentlichkeitsarbeit
Pop4Kidz in der Wiener Stadthalle!
Nach langen Vorbereitungen durch den Journalisten der Kronenzeitung,
Alexander Heide, und Marlies Schmid fand am 28. Oktober 2000 eine
Benefizveranstaltung in der Wiener Stadthalle statt. Der Reinerlös soll
missbrauchten Kindern, dem Odilieninstitut in Graz, einem Heim für
Obdachlose Kinder und dem BBI Wien zugute kommen.
Die Interpreten gaben für 5 Stunden ihr Programm zum Besten. Die
Firmen, wie Sony Austria, die Bank Austria und viele andere brachten
Wertgegenstände (Gitarren, goldene und Platin-Schallplatten) für die
Versteigerung am 19. November in Wien.
Durch das 5-stündige Programm führten: Matthias Euler-Rolle und Martina
Kaiser.
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Bei Pop4Kidz spielten 21 Gruppen und Interpreten. Es waren zu sehen
und zu hören: Anton aus Tirol, Austria 3, Balaton Combo und viele andere.
Man konnte sich vor und während des Konzerts bei den einzelnen
Ständen vor der Halle über den Kinderbauernhof Eschenau und auch über
das BBI Wien informieren. Bei unserem Infostand waren Herr Direktor
Haslinger, Frau Prof. Alteneder, Herr Prof. Schmid und Frau Mag.
Hannemann mit ihrem Mann.
Die Wiener Stadthalle wurde für diesen Abend gratis zur Verfügung
gestellt. Herr OStR Prof. Haslinger erklärte dem Publikum einiges über
das Blindeninstitut und gab Auskunft darüber, wofür das Geld verwendet
werden soll.
Die Veranstaltung war sehr interessant und faszinierend. Der ORF brachte
einige Szenen aus dem Konzert in "Seitenblicke" und am 5. November in
ORF 1 eine Aufzeichnung der besten Ausschnitte des Konzerts. Das
Event war auch im Internet zu sehen unter www.lioncc.at. Pop4Kidz war
zugleich der Auftakt für die heurige Spendenaktion "Licht ins Dunkel".
Mehrere tausend Menschen haben das Konzert in der Wiener Stadthalle
besucht.
D.J. Ötzi sagte zugunsten dieser Veranstaltung ein eigenes Konzert ab
und spendete - wie alle anderen - seine Gage für einen guten Zweck.
Die Stimmung bei diesem Konzert war sehr gut. A 3 gaben ihr Programm
zum Besten und legten einige Zugaben drauf. Ein Indoor-Feuerwerk
bildete den Abschluss.
Dr. Helmut Zilk eröffnete diese Veranstaltung, als er aber dann die Bühne
verließ, passierte ihm ein Missgeschick: Er stieg neben den Stufen
hinunter und stürzte in die Tiefe. Er musste in das AKH gebracht und dort
versorgt werden. Im linken Knie zog er sich einen Kreuzbandriss und auch
schwere Prellungen zu.
Trotz dieses bösen Erlebnisses war das Konzert für das Publikum
eindrucksvoll. Wir hoffen, dass im nächsten Jahr wieder eine so tolle
ähnliche Veranstaltung stattfindet und der Erlös wieder für gute Zwecke
oder Institutionen verwendet wird.
Martin Hinterhölzl, Dusan Velkoski
Lehrgang für Telekommunikation
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Erleben - Begreifen
Besuch im Tiergarten
Am 24. Oktober machten die 4. VS und die Oberstufe einen Ausflug in den
Schönbrunner Tiergarten.
Es kam eine Führerin und brachte uns zu den Giraffen. Die Giraffenmutter
ist drei Meter groß, der Bulle dagegen fünf Meter. Das Giraffenbaby ist
drei Wochen alt und ganz entzückend.
Dann gingen wir zu den Elefanten und wir haben ihnen beim Duschen
zugeschaut.
Anschließend brachte uns die Führerin zur Fütterung der Seelöwen. Der
Bulle unter den Seelöwen kann ein besonderes Kunststück. Er lässt sich
so auf das Wasser fallen, dass alle Zuschauer ringsherum angespritzt
werden. Das ist ein großer Spaß!
In einem Schulungsraum durften wir dann das Fell eines Eisbären
angreifen, ein Straußenei und einen Schildkrötenpanzer bewundern, eine
Schlangenhaut und Vogelfedern betasten ...
Dann waren wir noch bei den sibirischen Tigern. Sie sind ungewöhnlich
große Tiere. Ein Tiger war sehr nahe bei dem Trennglas. Slavica, Mira,
Emine und Tomi konnten sein geöffnetes Maul mit den scharfen Zähnen
und die Tatzen mit den Krallen erkennen.
Die vorletzten Tiere, die wir gesehen haben, waren Affen. Vier Burschen
haben die Affen geärgert, indem sie ihnen eine kleine Plastikschachtel
hinhielten. Die Affen konnten die Schachtel zwar mit den Fingern packen,
jedoch nicht in den Käfig bekommen. Ein älterer Mann schimpfte mit den
dummen Buben und sie marschierten dann von dem Affenkäfig weg.
Wir wanderten noch weiter und kamen zu Wölfen, die semmelfarben bzw.
grau waren. Sie waren jedoch so weit weg, dass Slavica und Mira nur ihre
Umrisse wahrnehmen konnten.
Leider war es inzwischen auch schon Mittag geworden und wir fuhren
müde zur Schule zurück.
4. VS
Auf der Suche nach dem beurkundeten Ursprung
oder
Das Internet kann auch hilfreich sein
Man stelle sich ein junges Paar vor, das im ehemaligen Jugoslawien
beheimatet war. Beide wollten sich eine Zukunft aufbauen. Darum zogen
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sie in das ferne Deutschland, denn dort wurden Arbeiter gesucht. Sie
kamen also in die Stadt - nennen wir sie einfach "Deutschlandstadt".
Nach einiger Zeit wurde den beiden eine Tochter geboren. Im Standesamt
der "Deutschlandstadt" wurde die Geburt ordnungsgemäß eingetragen. Da
unsere Familie immer noch zu den Bürgern Jugoslawiens gehörte, wurde
die Geburt der Tochter auch dort im entsprechenden Geburtenbuch
eingetragen.
Die Familie kehrte nach Jugoslawien zurück, als die Tochter noch sehr
klein war.
Die Jahre vergingen. Die Tochter war nun eine erwachsene Frau. Sie zog
nach Österreich. Sie heiratete und bekam mehrere Kinder. Die Familie
fühlte sich wohl in Österreich und suchte um die Staatsbürgerschaft an.
Das hatte zur Folge, dass die österreichischen Behörden alle nur
erdenklichen Dokumente sehen wollten. Eines der wichtigsten Dokumente
war die Geburtsurkunde. Damit beginnt unsere Geschichte nun eigentlich.
Der erste Weg auf der Suche nach ihrer Geburtsurkunde führte unsere
Heldin in ihre ehemalige Heimatstadt in Jugoslawien. Ihr Vater war in der
Zwischenzeit gestorben und alle Dokumente aus der Zeit in Deutschland
waren verschwunden. Die Mutter konnte über den Aufenthaltsort von
damals auch keine genaue Auskunft geben.
Die Frau erhielt in Jugoslawien auch tatsächlich ein Schriftstück. In
Österreich wurde sie beauftragt, eine Übersetzung anfertigen zu lassen,
die mit Stempelmarken versehen dem Auge der Behörde auch Stand
halten könne. Die Übersetzung war gelungen und bestempelt, aber der
Inhalt unbefriedigend. Das Dokument enthielt lediglich die Feststellung,
dass die Geburt eingetragen wurde und dass der tatsächliche Geburtsort
"Deutschlandstadt" sei. Keine Postleitzahl, kein Bundesland und auch kein
Landkreis waren angegeben. Wo ist diese "Deutschlandstadt" zu finden?
In Zeiten wie diesen führte der erste Weg zur Deutschen Botschaft in
Wien natürlich per E-Mail. Prompt kam eine sehr kurzgefasste Antwort mit
dem Hinweis zurück, man möge sich an die Telefonnummer 11811
wenden (internationale Auskunft der Telekom!).
Die Stimme der Auskunft war sehr freundlich, doch sie konnte nur
feststellen, dass es viele Städte mit dem Namen "Deutschlandstadt" gibt.
Unter dem Begriff "Standesamt" konnte sie auch nicht die gewünschte
Auskunft geben. Der richtige Begriff wäre "Bürgermeisteramt" gewesen,
aber das wusste unsere leidgeprüfte Frau noch nicht (ist aber zu
verzeihen, da es die Deutsche Botschaft in Österreich auch nicht
wusste?!).
Viele Gespräche wurden geführt und im Internet wurde verzweifelt
gesucht.
Verschiedene
Suchmaschinen
wurden
mit
den
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unterschiedlichsten Suchbegriffen belastet. Das Ergebnis war immer
gleichlautend: Es gibt viele Orte mit dem Namen "Deutschlandstadt".
Irgendein besonderes Merkmal dieser gesuchten Stadt musste gefunden
werden. In einem beiläufig geführten Gespräch fiel dann der zielführende
Hinweis. Eine Autofabrik wurde genannt, in welcher der Vater unserer
Geburtsurkunde-Sucherin vielleicht gearbeitet haben könnte.
Jetzt dauerte es gar nicht mehr lange und im Internet wurde diese Stadt
gefunden und sogar eine E-Mail-Adresse des Bürgermeisteramtes war
vermerkt. Mit viel Hoffnung wurde ein Schreiben abgeschickt und schon
am nächsten Tag fand sich eine Antwort. Eine bemühte Standesbeamtin
teilte mit, dass die gesuchte Geburt eingetragen ist. Drei Tage später
brachte der Briefträger die Geburtsurkunde aus "Deutschlandstadt" ins
Haus.
Jetzt stellt zumindest die Geburtsurkunde kein Hindernis auf dem Weg zur
österreichischen Staatsbürgerschaft mehr dar.
In diesem Fall war das Internet offensichtlich der einzige zielführende
Weg.
Alois Freiler
Feste und Feiern
Am 1. Dezember konnten wir in einer Feierstunde den 80. Geburtstag
unseres ehemaligen Leiters, Herrn OStR Prof. Gustav WYMETAL,
„vorfeiern“, Frau Marie SVOBODA, Physiotherapeutin, und Frau Hermine
KLEIN, Erzieherin, offiziell in den Ruhestand verabschieden und mehreren
MitarbeiterInnen Dekrete des Stadtschulrates überreichen.
Der 7. Dezember stand im Zeichen von „20 Jahre Partnerschaft“ zwischen
dem Jägerregiment Wien und dem Bundes-Blindenerziehungsinstitut.
Über beide Veranstaltungen werden wir in der Ausgabe BBInfo 1/2001
ausführlich berichten.
OStR Prof. Franz Haslinger
Direktor
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Der Spezialbeitrag
Weltweite Einigung
über ein Dokument
zum 8-Punkt-Computerbraille
Mehr als 10 Jahre dauernde Bemühungen konnten am 7. November 2000
in London zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Die ISO
("International Standardisation Organisation" - Internationale Normungsorganisation) wird bald ein Dokument veröffentlichen, in welchem die
Zuordnung von 256 Bildschirmzeichen zu 8-Punkt-Braille-Zeichen geregelt
ist.
Mitte der 80er Jahre einigten sich die Blindenorganisationen mehrerer
europäischer Länder auf das sogenannte Eurobraille. Den beiden am
häufigsten gebrauchten Codeseiten 437 und 850 wurden 8-Punkt-BrailleTabellen zugeordnet. Dies konnte jedoch leider nicht die Tendenz
aufhalten, dass einige Länder weiterhin ihre nationalen 8-Punkt-Systeme
verwendeten. In Österreich und Deutschland dagegen wurde das
Eurobraille zur Norm erhoben. Es lag nahe zu versuchen, diesen Standard
auf eine weltweite Ebene zu heben. Das hierfür zuständige Gremium ist
die ISO.
Warum ist eine Normierung des Computerbraille überhaupt sinnvoll? Sie
ist es überall dort, wo Material in einer der Braille-Schriften auf
Datenträger gespeichert, über Braille-Tastaturen ein- oder über BrailleDrucker ausgegeben wird. Die Zeit wird bald kommen, in der man über
Internet Bücher von Blindendruckverlagen beziehen können wird. Ich habe
mir vor kurzem aus England Unterlagen in englischer Kurzschrift per EMail zuschicken lassen, die ich für eine Arbeitsgruppe ausdrucken musste.
Der auf Eurobraille eingestellte Drucker brachte nur wirre Zeichen zu
Papier. Da ich das Problem bereits kannte, setzte ich ein von mir
geschriebenes Konvertierungsprogramm ein und brachte die Sache relativ
rasch in Ordnung. Wer nicht Programmieren kann, dem bleibt nur übrig,
den Drucker auf den englischen Zeichensatz umzustellen.
Damit der Schritt vom Eurobraille zu Schriften mit nicht-lateinischem
Alphabet getan werden konnte, musste eine Methode gefunden werden,
andere Zeichensätze anzukündigen. Dies gelang in der Verwendung
sogenannter Shift Marks ("Verschiebemarken"). Leider sind bis jetzt keine
weiteren Tabellen im Bereich der ISO diesem Dokument angefügt worden.
Weiters bestand die Notwendigkeit, Einigung über die Nummerierung der
Punkte im 8-Punkte-Muster zu erzielen. Dies gelang durch Zuweisung von
Namen und Nummern aller 256 möglichen Punktkombinationen (ohne
Bedeutung) in der ISO-Norm 10646, in der alle Alphabete der Erde und
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viele andere Sonderzeichen aufgelistet sind. Die in Österreich übliche
Bezeichnung der Punkte (linke Spalte von oben nach unten: 1, 2, 3, 7;
rechte Spalte von oben nach unten: 4, 5, 6, 8) wurde zur Norm erhoben.
Die Normwerdung eines Dokumentes erfolgt in mehreren Schritten:
Rohentwurf, Entwurf und gültiger Standard. Dazwischen gibt es unter den
Mitgliedsländern Abstimmungen mit der Möglichkeit zu Einsprüchen und
Kommentaren. Nach Einarbeitung der Bemerkungen in den Text oder
deren Verwerfung wird das Dokument auf derselben oder einer höheren
Ebene wieder zur Abstimmung ausgeschickt.
Leider wurde bei "unserem" Dokument, bevor es zum Standard erklärt
werden konnte, bei der Abstimmung die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit
knapp verfehlt. Die nationalen Braille-Standards waren manchen Ländern
wichtiger als eine allgemeingültige Norm. Das Redaktionskomitee, dem ich
angehöre, hat sich daraufhin entschlossen, das Dokument dahingehend
umzuarbeiten, dass es als technische Referenz veröffentlicht werden
kann. Dafür ist nur die einfache Mehrheit notwendig. Diese wurde bei der
Abstimmung in London nicht nur erreicht, sondern es gab eine
einstimmige Befürwortung. Sie fiel manchen Ländern leicht, weil
technische Referenz-Dokumente nicht verpflichtend umgesetzt werden
müssen.
Wir haben somit unser Ziel nicht erreicht, wie wir uns das zu Beginn der
Arbeit vorgestellt hatten, aber immerhin gibt es nun ein Dokument mit dem
ISO-Logo, das für Firmen, die Blindenhilfsmittel herstellen, weltweit
verfügbar ist.
Ich danke dem Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverband für
die jahrelange Unterstützung meiner Arbeit!
Erich Schmid
Ehemalige SchülerInnen - Bilder aus dem Leben
Mein Leben
Ich bin in Innsbruck am 22. 11. 1978 auf die Welt gekommen. Ab diesem
Tag fing ein Leben voller Schwierigkeiten an und ich habe jeden Tag
kämpfen müssen um weiter zu kommen. Ich habe nicht nur eine schwere
Sehbehinderung, ich bin auch mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte auf
die Welt gekommen. Die ersten drei Jahre meines Lebens habe ich
praktisch nur in der Klinik verbracht. Da es zu jener Zeit 1979 - noch
keine wirkliche Behindertenintegration für mich
gab, war es ganz
schwierig eine Schule zu finden. Der Waldorfkindergarten lehnte mich mit
der Begründung ab, dass ich kein normales Kind sei und es zu schwierig
für normale Kinder wäre, mich zu akzeptieren. Also landete ich am Ende
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in einem Kindergarten für geistig behinderte Kinder, geführt von der
Lebenshilfe in Absam. Als ich 6 Jahre wurde, hat man mich in die
Taubstummenschule gegeben, wo ich natürlich gar nicht hineinpasste. Ein
Jahr später kam ich in die Blindenschule in Innsbruck, wo ich die einzige
war, die noch einen Sehrest hatte. Damals gab es noch keine wirklichen
Hilfsmittel für mich zum Lernen; außerdem kam ich ja alle paar Monate in
die Klinik für weitere Gesichtsoperationen, also fehlte ich ziemlich oft in
der Schule. Meine Mutter hat immer mithelfen müssen bei der Suche nach
Lernmaterial.
Im Jahr 1986 übersiedelte ich mit meiner Mutter und Schwester nach
Tenerife; und dort habe ich in der normalen spanischen Schule meine
Schulbildung fortgesetzt. Erst musste ich natürlich Spanisch lernen - das
ging ganz schnell und danach habe ich einfach im Unterricht mitgemacht.
Ich habe dann die spanische Nationalität annehmen müssen, da ich sonst
nicht Mitglied der ONCE (spanische Blindenorganisation) hätte werden
können. Diese Organisation hat mir dann weitere Unterstützung in der
Schule gegeben.
Es ist dort nicht zu vergleichen mit hier, da man hier viel, viel mehr für
Sehbehinderte machen kann und die finanzielle Unterstützung auch viel
besser ist. In Spanien bekam ich eine Zahlung von umgerechnet ATS 350
pro Monat, damit kann man kaum was anfangen. Es kam nur ein Mal in
der Woche eine Lehrerin vom Blindenverband zur Schule, um ein
bisschen zu helfen; den Rest musste meine Mutter machen.
Die Ablehnung der Mitschüler und die Haltung der Lehrer war extrem
schwierig. Im letzten Schuljahr musste der Blindenverband immer wieder
eingreifen, um das Leben in der Klasse erträglich zu machen. Man
versuchte mit allen Mitteln, mich aus der Klasse herauszuekeln. Sogar die
Lehrer halfen den Schülern bei Intrigen gegen mich. Wenn ich ein Examen
machte und es gut gemacht war, wurde einfach gesagt, dass es schlecht
war. Wollte man das Examen einsehen, war es auf schleierhafte Weise
verschwunden. Die Mitschüler streikten sogar und sagten, dass sie mit
mir nicht in einer Klasse zusammensitzen wollten. Die Lehrer sagten
einfach, dass ich nicht in die Klasse passe und dass sie wollten, dass ich
gehe, etc. etc. Es war so schlimm, dass der Hausarzt mich krank schrieb,
damit ich mich einigermaßen erholen konnte. Am Ende hat man mir
freundlich, aber sehr bestimmt mitgeteilt, dass ich es sowieso nicht
schaffen würde und man mich notfalls auch durchfallen lassen werde,
damit ich endlich die Schule verlasse. Ich habe es geschafft bis zur
Maturaklasse, dann aber habe ich das Handtuch geworfen. Es war alles
so schlimm.
Jedes Jahr bin ich im Sommer für zwei Monate nach Österreich
gekommen, um mich weiteren Operationen zu unterziehen. Bis jetzt habe
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ich 28 Gesichtsoperationen hinter mir und es müssen noch einige folgen,
damit ich auch besser sprechen und essen kann.
Ich fühle mich jetzt sehr wohl in meinem Geburtsland, vor allem weil ich ja
jetzt viel mehr lernen kann und bei allem eine sehr gute Unterstützung
bekomme. Jetzt sehe ich erst, wie viel Zeit durch fehlende Unterstützung
verloren gegangen ist. Im Lauf der Jahre habe ich gelernt, mit meiner
Behinderung zu leben und auch meine Mitmenschen akzeptieren mich
immer mehr.
Larissa Kogler
Orientierungsklasse
Meine Erfahrungen in der Integration
Was heißt Integration?
Das Wort integrieren heißt für mich: miteinbeziehen, einführen.
Wichtig für ein integriert beschultes Kind ist es, dass es von einem
Stützlehrer Hilfe bekommt. Auch zusätzliche Förderstunden wären für
dieses Kind gut. Der Stützlehrer hat auch die Aufgabe, spezielle Hilfsmittel
für dieses Kind zu besorgen und die Lehrer auf die besonderen
Bedürfnisse aufmerksam zu machen und ihnen Tipps zu geben, wie sie
das Kind besser in den Unterricht einbeziehen könnten. Es ist natürlich
für die Lehrkräfte schwierig, sich um dieses Kind in der Stunde zu
kümmern, weil die anderen Kinder unterrichtet werden müssen. So
bestand bei mir das Problem, dass ich oft in der Stunde nicht
mitgekommen bin und den Stoff mit meiner Mama nachmittags lernen
musste. Speziell in Mathematik war es für mich sehr schwierig in der
Stunde mitzukommen. Ein weiteres Problem bestand darin, wie schreibe
ich von der Tafel ab. Ich hatte eine Sehhilfe, mit der ich das Tafelbild
vergrößert betrachten konnte. In meiner Klasse waren in jedem
Gegenstand zwei Lehrer. Es gab aber trotzdem große Probleme;
besonders am Anfang als ich in die 1. Klasse einer Mittelschule kam.
Die anderen Mitschüler akzeptierten meine Behinderung nur zum Teil bis
gar nicht und ich bekam auch von ihnen keine Unterstützung oder Hilfe.
Wenn wir einen Ausflug machten, bat eine Lehrkraft einen Mitschüler,
dass er mich an der Hand nimmt und mir sagt, wo ein Hindernis ist. Es
funktionierte nur zum Teil. Meistens ging ich mit einer Lehrerin in der
ersten Reihe, damit sie wusste, wie schnell sie gehen durfte.
Meine Stützlehrerin versuchte den anderen Mitschülern meine
Sehbehinderung zu erklären und ihnen meine besonderen Probleme zu
verdeutlichen. Aber es half nichts!
Die Mitschüler ärgerten mich sehr oft. Sie nahmen mir Schulsachen weg
und beschimpften mich! Das tat sehr weh.
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Als wir auf Schullandwoche fuhren, spielten die Klassenkameraden am
Abend oft. Ich durfte kaum mitmachen. Während des Tages gab es viele
Aktivitäten, bei denen ich nur schwer mitmachen konnte.
Ich denke, es wäre besser gewesen, wenn ich spätestens in der
Mittelschulzeit in das Bundes-Blindenerziehungsinstitut gekommen wäre.
Ich hätte die vielen schmerzhaften Erlebnisse so nicht machen müssen.
Ich wünsche allen, die nicht behindert sind, dass ihnen solche
Erfahrungen erspart bleiben!
Ein Betroffener
(Name der Redaktion bekannt)
Nothburga Karnutsch - Über mich
Mein Name ist Nothburga Karnutsch - auf den ersten Blick mühsam
auszusprechen, ich weiß, - darum wird mein Vorname der Einfachheit
halber von vielen Menschen mit Burgi gerufen. Nothburga - ein eher
seltener Name - war die Fürsprecherin der Mägde in Tirol und wurde
wegen ihrer Frömmigkeit schließlich heilig gesprochen. Mein
Familienname ist italienischer Abstammung, also bin ich bunt gemischt
süd/tirolerisch. Um das Ganze noch zu komplizieren, lebe ich seit 20
Jahren in Wien. Dort hatte ich mit meinem Namen schon sehr lustige
Erlebnisse, manche plagten sich wirklich redlich damit und nannten mich:
Nordpurger, Hamburger und auch Kantusch. Weil ich an sich sehr
humorvoll bin, musste ich bereits sehr oft über die verschiedensten
Variationen lachen.
Ich wurde 1965 in Hall in Tirol geboren und kam bereits mit den beiden
Augenkrankheiten Katarakt (Grauer Star) und Glaukom (Grüner Star) zur
Welt.
Meine Mutter machte sich oft und oft Vorwürfe, denn auch sie hatte den
angeborenen Grauen Star. Papa war durch einen Unfall blind geworden
und so hatten sich die beiden seinerzeit in der Blindenschule in Innsbruck
kennen gelernt. Meine Kindheit war nicht leicht, zumal meine um zwei
Jahre jüngere Schwester kerngesund - auch was die Augen betraf geboren wurde. Doch schließlich einigten sich meine Eltern und so stand
einer einigermaßen unbeschwerten Zukunft nichts mehr im Weg.
So besuchte ich neun Jahre die Normalschule, doch ich war und bin - seit
ich denken kann - stets ein Grenzfall. In die Welt der Normalsehenden
passe ich nicht, dazu sehe ich zu wenig, in die Welt der Blinden gehöre
ich auch nicht, dazu sehe ich zu gut. Weil sich nach Abschluss des
Polytechnikums aber bald herausstellte, dass ich für "normalsehende"
Berufe eben zu wenig Sehvermögen besaß, kam ich zur Berufsausbildung
ins Bundes-Blindenerziehungsinstitut nach Wien.
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Anfangs hatte ich großes Heimweh, fühlte mich allein gelassen und
verloren. Doch diese drei Jahre bewirkten letztendlich, dass ich
selbstständig und langsam erwachsen wurde und mich von daheim
loslöste, wo ich doch sehr behütet und beschützt aufgewachsen bin.
Damals gab es noch die einjährige Telefonistenausbildung und den
zweijährigen Stenotypistenlehrgang, beides schloss ich erfolgreich ab.
Nach einiger Zeit der Arbeitssuche bekam ich schließlich eine Stelle als
Telefonistin beim Bundesheer, wo ich auch im Schichtdienst eingeteilt war.
Wenn mir mein lebenslanges Handicap Glaukom nicht so sehr zu schaffen
gemacht hätte, würde ich wohl auch heute noch berufstätig sein. Einige
vergebliche Augenoperationen bewirkten letztendlich, dass mein rechtes
Auge trotzdem entfernt werden musste. Damit das linke Auge mit
verbleibenden 25 % Sehkraft noch so lange wie möglich erhalten bleibt,
wurde mir schließlich von meinem behandelnden Oberarzt Dr. Karl Rigal
die frühzeitige Pensionierung nahegelegt.
Um mein Leben aber dennoch für und mit anderen Menschen gestalten zu
können, widmete ich mich im Laufe der letzten Jahre einigen
ehrenamtlichen Tätigkeiten.
Ich fand es immer schon wichtig etwas für "Meinesgleichen" tun zu
können und so engagierte ich mich im ÖBSV (Österreichischer Blindenund Sehbehindertenverband). Dort bin ich unter anderem in der Leitung
aktiv sowie auch Schriftführerin der Fachgruppe Telefonie.
Weil ich den Grünen Star angeboren habe, kann es bei mir auch im Laufe
der Zeit zur völligen Erblindung kommen. Deshalb habe ich ein
Mobilitätstraining absolviert. Auch sonst mache ich mich bereits jetzt mit
allen blindenspezifischen Hilfen vertraut, so gut das möglich ist. Spezielle
Halogenbeleuchtung daheim, helle Möbel und ein einfallsreicher lieber fest zu mir stehender - Partner lassen mich jedoch immer aufs Neue
zuversichtlich sein.
Ich ließ mich im Großen und Ganzen noch nie von irgendetwas
unterkriegen, bin ein Kämpfer mit Herz und Hirn. Deshalb wird mir mein
Leben wohl immer Spaß und Freude machen und schön bleiben.
Über Anregungen, Fragen oder Rückmeldungen würde ich mich sehr
freuen. Sie können eine Bereicherung sein. Wenn Sie mir ein E-Mail
schicken wollen: [email protected]
Nothburga Karnutsch
(Mit Genehmigung der Autorin entnommen:
http://members.chello.at/nothburga.karnutsch/ - siehe auch Artikel in
"Sport und Spiel")
18
Andreas Salchegger Aus der Festschrift anlässlich der Verleihung
der Klingenden Cäcilia an Andi Salchegger
HERMANN JAMNIK
(Vorsitzender des Bundes Alpenländischer Volksmusikanten)
Wie das Werk jedes Einzelnen, so hat das Gesamtschaffen der
Alpenländischen Volksmusikanten sein unverwechselbares Gepräge.
Besondere Leistungen sind immer ein Zeichen lebendiger, bodenständiger
Kultur. Um diese, liebe Volksmusikfreunde, geht es bei der CäciliaPreisverleihung am 30. September 2000 in der steirischen Ramsau an
Dr. Andreas Salchegger.
Wenn ich von Kultur spreche, so meine ich neben der Kultur unserer
Volksmusik auch jene im Umgang mit Menschen. Wie sehr sich diese im
Ausdruck der Musik widerspiegelt, zeigt das Paradebeispiel in der Person
Andi Salchegger, der damit zum ganz großen Vorbild für viele
Volksmusikanten weit über die Landesgrenzen hinaus wurde.
Der
sechsundzwanzigköpfigen
Jury des Bundes Alpenländischer
Volksmusikanten (BAV) ist es
daher in ihrer Wahl nicht schwer
gefallen, Andi Salchegger als
Kandidaten für den ersten CäciliaPreisträger zu nominieren. Diese
Auszeichnung, die der BAV im
Jahr 2000 zum ersten Mal an eine
verdiente Person verleiht, dient als
Botschaft einer Philosophie, die
den Menschen als göttliches
Wesen in seiner Gesamtheit als
Vorbild in der volksmusikalischen
Bewegung in die Mitte rückt.
Die Klingende Cäcilia wird damit als äußeres Zeichen der Anerkennung
zum Symbol für menschliche Größe. Bei all unseren Bemühungen um die
Volksmusik tut es uns Volksmusikanten ab und zu ganz gut, an das
Wesentliche in der für uns so lieb gewordenen Freizeitgestaltung erinnert
zu werden. Andi Salchegger hat diese Gottesgabe als Aufgabe erkannt
und sich damit den Menschen und ihrer Volksmusik dienend zur Seite
gestellt.
Tief berührt hat mich Andis Wunsch, die Festveranstaltung für die CäciliaPreisverleihung in einem von ihm geschätzten Gasthaus durchzuführen.
19
An der Wurzel volksmusikalischer Bewegung soll das Fest vonstatten
gehen, ohne jeglichen Anspruch in der Krone gesellschaftlicher Größen
weithin leuchtend um Aufmerksamkeit zu haschen. In aller Deutlichkeit
kommt hiermit zum Ausdruck, in welcher Bescheidenheit, Schlicht- und
Einfachheit unsere Volksmusik sich im Empfinden von Andi Salchegger
manifestiert.
Bei
wem
von
uns
Volksmusikanten äußert sich
da nicht der Wunsch, lernfähig
zu
bleiben,
nicht
das
Augenmaß zu verlieren für
das, worum wir uns in der
Artikulation
unserer
Volksmusik im Wesentlichen
bemühen? In der keltischen
Mythologie des Baumkreises
ist Andi im Zeichen der Pappel
geboren: Baum des Volkes!
Als Vorsitzender des Bundes Alpenländischer Volksmusikanten ist es mir
eine ganz besondere Freude, Andi Salchegger zum Cäcilia-Preis 2000
gratulieren zu dürfen. Meine Bewunderung und Achtung gilt nicht nur
seiner ausgeprägten Spielweise auf der diatonischen Harmonika als
vielmehr dem Menschlichen im Menschen Andreas Salchegger.
Für mich wie für viele seiner Freunde ist es ein Geschenk, in die geistige
Beweglichkeit seiner Person, in seine Musik hineinhorchen zu dürfen.
Möge die Klingende Cäcilia durch Andi Salchegger tief in die Herzen der
Volksmusikanten in der Weite unseres Alpenlandes unüberhörbar die
Botschaft des Friedens, der Freude und der Freundschaft hinterlassen.
Hermann Jamnik
R. HANS KATSCHTALER
(Landeshauptmann von Salzburg a. D.)
Andreas Salchegger ist ein betroffener und begnadeter Mensch zugleich.
Seine Größe besteht in der Annahme dessen, was ihm auferlegt ist. Von
einer großartigen Partnerin begleitet, findet er durch sein Leben. Es ist ein
Leben des dunklen Äußeren, aber der inneren Helle.
Andreas hat Verzweiflung überwunden und die Liebe an ihre Stelle
gesetzt.
Ein Ausdruck dieser vollendeten Liebe zeigt sich in der Musik: Sie kommt
aus der Seele und lässt das Instrument einzigartig erklingen, so, wie es
kein anderer vermag. Über die Musik rührt er uns an. Er stimmt uns
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melancholisch-nachdenklich und lässt uns im nächsten Augenblick gleich
wieder fröhlich, gar übermütig werden. In ihm ist Leid und Freude so
verpackt, dass es uns ergreift, wo und wann immer wir ihm begegnen.
Dr. Hans Katschtaler
Wir gratulieren unserem Andi zum Cäcilia-Preis
Respekt und Anerkennung für seine großartigen Leistungen!
Aus dem Leben des Andi Salchegger
Andreas Salchegger wurde am 11. 8. 1957 in Filzmoos als viertes Kind
der Eheleute Barbara und Anton geboren. Beide Elternteile stammen von
einem Bauernhof ab und waren schon damals sehr engagiert volkskulturell
tätig, beide als Mitglieder des örtlichen Kirchenchores, der Vater als
Kapellmeister der Musikkapelle und als Zeugwart der örtlichen freiwilligen
Feuerwehr. Das musikalische Talent wurde nicht nur Andi, sondern auch
seinen Geschwistern in die Wiege gelegt; so wirkte auch Anton jun., der
ältere Bruder Andis, schon bald nach seinem zehnten Lebensjahr in der
Musikkapelle mit, sang seine Schwester Resi ab den späten sechziger
Jahren gemeinsam mit Mutter und Vater im familiären Dreigesang, in
einem Viergesang und im Singkreis, den der Vater Anfang der siebziger
Jahre gründete, und auch heute nimmt sie sich trotz großer Belastungen,
die sie als Bäuerin zu bewältigen hat, immer wieder Zeit, um im
Kirchenchor von Strobl zu singen; auch bei Cilli wurde in ihrem nur kurzen
Leben (gestorben 1961) eine große musikalische Begabung offensichtlich.
Der kleine Andi beobachtete in seinen ersten Lebensjahren eifrig die
Proben und Ausrückungen der örtlichen Musikkapelle, deren Probenlokal wie er sagt - im selben Haus nur etwa 25 cm von der Küche entfernt lag;
das Ergebnis seines Eifers gipfelte schließlich darin, dass er ab 1963 etwa
sogar ein Bassflügelhorn benutzen und ein bisschen mitspielen durfte.
Das kam so: Die Mutter war am diesjährigen Tag der Blasmusik noch mit
Putzarbeiten im Probenlokal beschäftigt, als der Andi ein kleines ES-Horn
in seine Finger bekam. Seine Mutter polierte es noch rasch und schickte
ihn damit vors Haus hinunter, als gerade die Blaskapelle
heranmarschierte. Als der Kapellmeister, der neben der Formation
herging, den kleinen Buben in der Tracht mit dem Instrument sah, packte
er ihn am Kragen und nahm ihn mit, obwohl Andi noch kaum einen Ton
aus seinem seltsam gebogenen Blechrohr mit drei Drückern brachte; also
marschierte ab dem Feuerwehrhaus plötzlich ein kleiner Musikant mehr
mit zum abschließenden Platzkonzert. Kurze Zeit später bekam Andi ein
altes Bassflügelhorn mit Ausgleichsbogen (wegen der inzwischen
vollzogenen Stimmungsumstellung), später durfte er sogar auf einem
freien neuen Instrument spielen; weil letzteres damals für ihn in der
Normalhaltung beim Sitzen noch zu groß war, legte er es einfach quer auf
21
seine Oberschenkel, mit dem Trichter schräg nach links unten statt schräg
nach links oben.
Es war wohl nicht nur eine Herausforderung für den jungen Andi, sondern
auch eine Attraktion für die Gäste, die bei den Konzerten zuhörten, wenn
die erwachsenen Bassflügelhornisten an Stellen, bei denen ihr Instrument
im Vordergrund stand, aussetzten und da so ein kleiner Knirps die
Angelegenheit als Solist erledigte.
Der bereits erwähnte Probenraum der Musikkapelle wurde fallweise auch
vom Trachtenverein benützt, und so passierte es immer wieder, dass
Andis Mutter während des Bügelns das Tonband mit den aufgenommenen
Tanzln laufen ließ; nach Andis Erinnerung waren das Aufnahmen vom
Leitn-Toni.
An einem warmen Sommertag im Jahre 1963 fuhr die ganze Familie nach
Salzburg, um einige Dinge zu erledigen. Da derartige Fahrten immer
etwas Besonderes waren, kleideten sich alle in der Tracht, sogar die
Kinder mussten die von der Mutter genähten Trachtengewänder anziehen.
Während nun der Vater die anstehenden Amtswege hinter sich brachte,
spazierten die übrigen Familienmitglieder durch die Altstadt und hielten
beim Heimatwerk inne. Da kam aus dem Geschäft ein Mann heraus,
offensichtlich beeindruckt vom Auftreten der drei Kinder mit der Mutter,
und fragte, woher sie denn kommen. Als die Mutter aus Filzmoos
antwortete, meinte der Herr, er kenne eine Filzmoos-Boarischen-Polka
und er könne ihnen diesen vorspielen. Also begaben sich die Mutter mit
den drei Kindern ins Heimatwerk, und der freundliche Herr legte die
Schallplatte mit dem versprochenen Stück auf. Der kleine Andi konnte erst
nach mehrmaligem Hiaz geh ma aber! von der Platte weggebracht
werden, so sehr war er davon fasziniert. Nach dem Verlassen sagte die
Mutter, dass der freundliche Herr der Reiser gewesen sei; es blieb leider
die einzige persönliche Begegnung des Andi mit dem berühmten Mann.
Zu Ostern 1965 machten sich Mutter, Vater und Andi mit einem kleinen
Lieferwagen auf den Weg ins Ruhrgebiet, um dort ein Klavier zu holen,
das dem für sehr begabt gehaltenen kleinen Musikanten von Filzmooser
Gästen geschenkt worden war. So folgten dann auch erste Versuche auf
diesem Instrument. Andi kann sich noch gut erinnern, wie ihm der
Nachfolger seines Vaters in der Funktion des Kapellmeisters eine
Tonleiter beibrachte.
In den Schuljahren 1965/66 bis 1973/74 besuchte Andi die Klassen der
Volks- und Hauptschule sowie des Polytechnischen Lehrganges am
Bundes-Blindenerziehungsinstitut in Wien. Hier bekam er neben der
allgemeinen auch eine zusätzliche großzügige musikalische Ausbildung,
nämlich acht Jahre hindurch Klavier- und sechs Jahre Geigenunterricht,
außerdem sang er viele Jahre im Schulchor.
22
Die Freude am Singen ist mir damals für eine Zeit lang genommen
worden, erinnert sich Andi, denn ich wollte angesichts des Stimmbruches
in die Stimmlage Tenor wechseln. Meinem Wunsche trug die Lehrerin
allerdings nicht Rechnung. Ab September 1969 besorgte Andi das
zunächst tägliche, später dann nur mehr sonntägliche Spiel mit dem
Harmonium bei der Messfeier in der Hauskapelle des Instituts; damit war
eine zusätzliche Klavierstunde in jeder Woche zur Erarbeitung von
Kirchenliedern verbunden, bei der er die Praxis des Tonsatzes üben
durfte, denn die Lieder waren alle nur einstimmig aufgezeichnet. In einem
schönen Miteinander, so Andi, legten meine Lehrer und ich für Lied um
Lied einen Satz fest; einmal fiel dem Lehrer etwas ein, dann wieder mir
und das Endergebnis - so konnte ich später feststellen - wich von dem
großer Meister gar nicht so weit ab. Daneben wurde Andi auch zum Spiel
in kleinen Ensembles (Streichquartett, Schulorchester, SolistenBegleitungen usw.) herangezogen, um Feiern im Institut und auch
außerhalb abwechslungsreicher zu gestalten; auch damit war eine
zusätzliche Unterrichtsstunde wöchentlich verbunden.
Wenn Andi gefragt wird, was denn sonst noch interessant war in Wien,
dann nennt er gerne seine fünf Engagements in der Theatergruppe für die
Adventzeit und die zwangsläufigen Begegnungen mit Leuten aus anderen
Teilen Österreichs. Wenngleich die Volksmusik, zu der er sich immer noch
stärker hingezogen fühlte, von seinen Internatskollegen immer wieder
missbilligend als Bauern-Jazz bezeichnet wurde, so suchte er trotzdem
fast wie besessen im Radio nach Sendungen mit dieser Musik. Da waren
das Tonbandgerät und der Radiorekorder, die ihm seine Eltern zu
Weihnachten 1970 bzw. 1971 geschenkt hatten, überaus wertvoll, denn
schon damals begann Andi Aufnahmen vor allem aus diesem Bereich zu
sammeln; da die Sendungen oft auch spät am Abend oder zeitig am
Morgen und somit während der Nachtruhe im Internat ausgestrahlt
wurden, musste sich Andi immer wieder damit behelfen, dass er den
Radiorekorder unter der Bettdecke oder unter dem Kopfpolster versteckte.
Ganz besonders auf fielen ihm etwa die Leitnbauern-Musi, die
Hammerauer Buam, die bei einer Bühnenveranstaltung in Mittersill ein so
schneidiges Polkerl spielten, und die Ger-streit-Musi, deren
Hammerschmied-Boarischer zB ihn wirklich vom Sessel riss.
Zu Hause begannen die Eltern und Schwester Resi zunächst zu dritt,
später mit einem nach Filzmoos zugezogenen Hotelier zu viert, zu singen,
außerdem gründete der Vater etwa am Anfang der siebziger Jahre einen
Singkreis, nachdem der örtliche Kirchenchor um die Mitte der sechziger
Jahre aufgelöst worden war. Diese Gesangsgruppen gestalteten diverse
Veranstaltungen im Ort, in den umliegenden Gemeinden und auch
darüber hinaus mit; wenn der Andi nicht in der Schule in Wien und daher
23
verfügbar war, fiel ihm nicht selten die Aufgabe des Begleitens auf der
Orgel oder auf dem Klavier zu.
Im Sommer 1971 machte Andi seine ersten, damals noch erfolglosen
Versuche auf einer diatonischen Harmonika. Er besuchte mit seinen Eltern
den, wie er im Dorf heißt - Leobichl-Peter, der damals während der
Sommermonate in der Schoal-Alm arbeitete. Bei seiner bei Besuchen
üblichen Entdeckungsreise bekam Andi in der Stube das Instrument in
seine Finger; nun durfte er sich hinsetzen und probierte bei jedem Knopf
des Instruments aus, was denn dem Kisterl für Töne zu entlocken wären;
schon bald musste er feststellen, dass da bei den meisten Knöpfen immer
etwas anderes herauskam, je nachdem, ob er den Balg auseinanderzog
oder zusammenschob. Er war etwas ungeduldig, konnte einfach kein
System erkennen und stellte die Harmonika schon nach etwa fünf Minuten
wieder zurück ins Eck. Als dann der Peter der Bitte der Eltern nachkam
und ein Stückl spielte, fragte sich Andi, wie einer in diesem Durcheinander
von Tönen nur etwas für die Ohren Verträgliches herausbringen könne, er
bewunderte von da an die Harmonikaspieler umso mehr.
In den Schuljahren 1974/75 bis 1977/78 besuchte Andi das musischpädagogische Realgymnasium (das spätere BORG) in Radstadt; sein
Instrumentalfach war Klavier, für den abschließenden mündlichen Teil der
Reifeprüfung Musikerziehung.
Auch in diesen Jahren wurde Andi
weiterhin eingespannt den Singkreis
und das Gesangsquartett begleitend
zu unterstützen, vor allem auch
Hochzeiten fielen vermehrt an, neu
einzulernende (auch lateinische)
Messen (mit der Orgel); dabei lernt
er nicht nur im Salzburger Land
einige Orgeln kennen.
Im Februar 1977 kamen die
Brandstätter-Buam aus Haus auf
Besuch,
sie
spielten
mit
Bassflügelhorn
und
Harmonika
etliche Stückln auf. Da packte den
Andi wiederum die Neugier, und er
fragte den Brandstätter Manfred, ob
er nicht ein bisschen auf dessen
Instrument probieren dürfe. So kam
es nun zu einem weiteren, diesmal
aber
wesentlich
erfolgreicheren
Versuch auf der diatonischen
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Harmonika, denn in den mittlerweile vergangenen Jahren hatte Andi so
einiges über das System des Instruments erfahren. Seine
Erkundungsreise auf den Knöpfen machte diesmal ganz gute Fortschritte,
es dauerte nicht lange, da hatte er den ersten Teil eines Stückls, das der
Leitn-Toni immer spielte, beinander - da - di - da da -di-di-da-di-dada-di-di
da - di. . .. Sein Bemühen um eine Melodie wurde von den Anwesenden,
vor allem aber vom Brandstätter Manfred, mit ermutigenden Worten
belohnt, er meinte nämlich, Andi würde das sehr leicht zusammenbringen.
Im darauf folgenden Mai des gleichen Jahres kam es dazu, dass sein
Cousin - er wohnte auf dem Hof, von dem Andis Mutter abstammte - eine
dreireihige Harmonika bekam. Da Andi dieses Haus oft aufsuchte, um
Milch zu holen, bei der Heuernte zu helfen usw., ließ es sich nicht
vermeiden, dass er das Instrument in diesem Haus immer wieder in die
Hände nehmen und damit spielen durfte. Das ging sogar so weit, dass
Andi während der Heuernte zwischendurch in die Stube zum Spielen verschwand, wenn eine Ladewagenfuhre verräumt und die nächste noch
nicht angeliefert war. Das Milchholen dauerte ab da freilich immer etwas
länger! Andis Eltern, die zunächst nichts von den neuen Aktivitäten ihres
Sohnes wussten, waren etwas überrascht, als sie einmal nach verrichteter
Tagesarbeit in der Heuernte beim Pilz-Bauern in der Küche saßen und da
plötzlich der Andi ein paar Stückln auf der Harmonika spielte.
Er habe sich, so meint Andi, durch seine musikalische Ausbildung und
hörbare Vorbilder auf dem Instrument wesentlich leichter getan, die
Geheimnisse des Instruments im Eigenstudium zu entdecken. Ein
namhafter Harmonika-Spieler meinte damals, nachdem er gefragt worden
war, ob er nicht Andis Lehrer sein wolle, Andi habe genug Begabung und
würde das schon alleine schaffen.
In den Studienjahren 1978/79 bis 1981/82 absolvierte Andi das Studium
der Rechtswissenschaften an der Universität Salzburg.
In dieser Zeit bekommt er vom bereits erwähnten Leobichl Peter dessen
Harmonika geliehen. Es kommt zu den ersten öffentlichen Auftritten mit
dem Instrument. Die musikalischen und brauchtümlichen Aktivitäten in der
Familie und in ihrem Umkreis laufen nebenbei weiter (zB wird anlässlich
einer Primiz am 4. Oktober 1981 die G-Dur-Messe von Franz Schubert
aufgeführt).
In Andi wurde der Wunsch, so erzählt er, ein eigenes, vierreihiges
Instrument zu besitzen, immer größer. Wenn er irgendwo hinkam, wo er
ein Instrument wusste oder gewahrte, probierte er, um sich so jenen
Hersteller zu suchen, dessen Instrument ihm am besten in der Hand lag.
Im Dezember 1979 fiel die Entscheidung. Am Tag der unbefleckten
Empfängnis Mariae machte sich Andi mit dem Bus von Salzburg aus auf
den Weg nach Freilassing; hier waren an diesem Tag im Gegensatz zu
25
Österreich die Geschäfte offen. Der Busfahrer war - erinnert sich Andi - so
hilfsbereit, dass er sogar vor dem Geschäft des Georg Öllerer stehen blieb
und Andi in den Verkaufsraum brachte. Nachdem Andi die in diesem
Betrieb hergestellten Instrumente nochmals begutachtet hatte, wagte er
den Schritt und bestellte. Über die tatsächliche Ausführung, so meinte der
Firmenchef, könne noch vor der Fertigstellung geredet werden. In den
darauf folgenden Monaten kam es zum ersten Kontakt mit dem Auer
Hansi, der Andi darüber beriet, wie das Instrument letztendlich gefertigt
sein könnte.
Anfang Juli 1980 nahm Fritz Schwärz, er war zu einem guten Freund
Andis geworden, wieder einmal den Andi zu einer Veranstaltung mit,
diesmal wirkten u. a. die Hammerauer Musikanten mit dem eben
erwähnten Auer Hansi mit. Nach dem offiziellen Teil geriet Auer Hansis
Instrument irgendwie in die Hände des Andi, und so sprang dieser halt ins
Wasser und spielte; nach und nach saßen alle Hammerauer Musikanten
um ihn herum und musizierten mit ihm; noh oan!, noh oan! hieß es immer
wieder, und Andi fühlte sich in dieser Schar sichtlich und hörbar wohl
aufgehoben. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war sich Andi sicher, das für
ihn richtige Instrument bestellt zu haben. Dieses bekam er dann am Ende
des darauf folgenden Oktobers; als Helfer beim Abholen stand wieder
Fritz Schwärz bereit. Ein paar Wochen vorher hatte Andi ein weiteres
besonderes Erlebnis. Auf seinen Wunsch brachte ihn der Vater zum
Abschluss des Harmonika-Bewerbes auf die Leitn-Alm. Hier lernte er den
Häusler Hias kennen; dieser war dem Andi schon lange akustisch
bekannt, nun durfte er ihn auch persönlich kennen lernen, und es entstand
eine bis heute andauernde Freundschaft, geprägt von gegenseitigem
Respekt und von gegenseitiger Wertschätzung. Es beflügelte den Andi
sehr, als der Häusler Hias den Leitn-Toni anerkennend und für Andi
hörbar darauf hinwies, schau, der spuit des dreistimmig!. Schließlich durfte
er sogar mit dem großen Vorbild ein paar Stückl spielen.
Im November 1981 begann Andi neben dem Studium schon seine Arbeit
in der damaligen Rechts- und Organisationsabteilung bzw. der
nunmehrigen Rechtsabteilung der Universitätsdirektion, hier ist er
hauptberuflich heute noch tätig.
Jeweils im Juli 1982 und 1983 nahm Andi an der Brauchtumswoche in
Oberaim teil, beide Male wurde er diatonisch-harmonisch vom Häusler
Hias betreut.
Im Oktober 1982 entsteht die Hofanger-Musi. Bei einer Geburtstagsfeier
kommen der Meikl-Lipp, der Andi und der berühmte Schwab Franzi
zusammen und spielen miteinander. Es klang nicht schlecht, ist zu
erfahren, und so beschlossen die drei Musikanten, das Zusammenspiel
öfters zu praktizieren. Eine derartige Gelegenheit kam schneller als sie
26
dachten, denn schon eine Woche später meldete sich der Schwab Franzi
telefonisch und bat um Hilfe, denn ein Musikant sei auf Urlaub gefahren,
obwohl vereinbart gewesen war, dass sie bei einer - wenngleich auch
kleinen - Veranstaltung in Wörgl spielen sollten. Nachdem Franzi gemeint
hatte, es handle sich um eine Spielerei, die die drei bewältigen könnten,
und nachdem letztendlich auch Andi ein wenig von seiner Arbeit an der
Universität frei bekommen hatte, fuhren die drei Musikanten ins
Tirolerische - zum Proben war keine Zeit mehr. Während der Fahrt
eröffnete dann Franzi, er solle einen schönen Gruß vom Moser Peter
ausrichten, der sei auch in Wörgl. Irgendwie kam dann die Rede auf den
Rundfunk, und Franzi informierte die beiden anderen, dass der Moser
Peter deshalb anwesend sein werde, weil die Veranstaltung aufgezeichnet
werde. Als die drei dann in Wörgl ankamen, stellte sich heraus, dass der
Veranstaltung ca. 600 Zuhörer(innen) beiwohnten. Da half gar nichts, jetzt
musste gespielt werden. Diese Frechheit wurde schließlich noch mit den
lobenden Worten machts weiter! belohnt.
Schon bald nach dem Bekanntwerden der neuen Gruppe waren die drei
Musikanten gefragte Mitwirkende bei zahlreichen Veranstaltungen. Dass
Harmonika und Zither miteinander in gleicher Lautstärke, gleichberechtigt,
eben wirklich miteinander, klingen können, scheint zur damaligen Zeit neu
gewesen zu sein, mittlerweile gibt es etliche Nachahmer.
Seit 1985 wirkte Andi als Betreuer bei inzwischen mehr als 70
Fortbildungsveranstaltungen im gesamten Alpenraum mit (nicht nur am
Instrument, auch für das Musizieren in Gruppen, für Fragen zur
Volksmusik überhaupt usw.). Dazu kamen ein paar Vorträge über die
diatonische Harmonika, ihre Möglichkeiten, Grenzen usw. sowie die
Mitarbeit als Jury-Mitglied bei nationalen und internationalen
Wettbewerben für dieses Instrument.
Daneben blieb der Andi auch weiterhin gefragter Helfer, wenn es darum
ging, mit der Orgel bei der Gestaltung von Advent-, Passions-,
Mariensingen und anderen Veranstaltungen mitzuwirken; besonders
reizvoll ist dabei für ihn, so sagt er, durch Überleitungen mit der Königin
der Instrumente einzelne Teile der jeweiligen Veranstaltung miteinander
zu verbinden. Besonders schön war dabei für ihn auch immer, wenn er auf
der Orgel mit dem Schwab Franzi auf seiner Zither ruhige Landler spielen
durfte, ohne dabei mit der Orgel lauter zu sein als die Zither.
An dieser Stelle sei auch einmal erwähnt, dass es zu den
Lieblingsaufgaben des Andi zählt, Gesangsgruppen zu begleiten. Da
muss man aufpassen wie ein Haftelmacher, meint er, man darf nicht
bremsen, treiben, dominieren, man muss sich stets unterordnen und
ständig als Hilfe bereit sein! Seit 13. November 1990 ist Andi mit seiner
guten Fee wie er sie nennt - Karin, einer begabten Musikantin, verheiratet.
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Um einen für die Hofanger-Musi reservierten Aufnahmetermin wegen
Verhinderung eines Musikanten nicht ungenutzt zu lassen, entstand im
Dezember 1990 die Hofalm-Musi, offensichtlich wiederum ein neuer
Klang, denn hier sind die diatonische Harmonika des Andi und das
Akkordeon seiner Frau Karin, begleitet von einer Gitarre, zu hören,
vollkommen gleichberechtigt und im Bemühen um einen schönen Klang.
Immer wieder ist das Erstaunen zu hören, dass das so schön
zusammenklingen kann! Seit 1. März 1991 ist Andi neben seinem
Hauptberuf als Jurist an der Universität Salzburg Lehrer für diatonische
Harmonika am Bruckner-Konservatorium in Linz. Was die diatonische
Harmonika betrifft, ist es für Andi ein besonderes Ziel, dem Instrument zu
einem allgemein, auch in akademischen Kreisen anerkannten Ruf zu
verhelfen.
Sport und Spiel
Bericht über die Wiener Schwimmmeisterschaften
Ich war schon einige Wochen zuvor sehr aufgeregt, denn ich konnte den
Tag, an dem die 22. Wiener Schwimmmeisterschaften stattfinden sollten,
kaum erwarten. Ich sprach sehr viel mit meinen Mitmenschen darüber. Ich
war in diesen Wochen zwar sehr aufgeregt, aber auch sehr glücklich und
es gab kaum etwas, das mir die Laune verderben konnte.
Dann kam der 3. Dezember, der Tag an dem die Schwimmmeisterschaften angesetzt waren. Ich hatte bereits meine Aufregung ein
bisschen abgeworfen, denn ich wusste, dass ich viel trainiert hatte. Meine
Mitschwimmer aus dem Team waren schon etwas mehr aufgeregt. Es
waren dies: Schmuckerschlag Mathias, Bazala Bianca, Cigdem, Emine
und Sibel Cam, Raunig Ursula. Einige weitere sehr nette Schwimmer,
Daniel Richter und Klein David, konnten aus persönlichen Gründen nicht
erscheinen. Die meisten von uns schwammen Brust, nur mit dem
Unterschied, dass einige weitere Strecken schwammen, die anderen
kürzere.
Ursula Raunig, Bianca Bazala und Mathias Schmuckerschlag schwammen
gleich im vierten Lauf 100-m-Brust. Sie schlugen sich wirklich tapfer, und
das brachte sowohl Mathias als auch Ursula eine Medaille ein.
Dann waren Eder Karl, auch ein Schwimmer aus unserem Team, und ich
im 9. Lauf dran, in 50-m-Kraul. Ich erreichte den zweiten Platz und erhielt
eine Silbermedaille und eine Jugendgoldmedaille als schnellster
Jugendlicher. Danach schwamm Karl in einem seiner nächsten Läufe 200m-Kraul. Leider bekam er da auch keine Medaille, doch er hatte sich
tapfer geschlagen. Gleich darauf schwamm Ursula ebenfalls 50-m-Kraul
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und erhielt auch eine Medaille. Dann schwamm ich 50-m-Rücken. Da
gewann ich eine Jugendgoldmedaille, weil ich Dritter war. Später
schwammen wieder Karl und ich 100-m-Kraul. Ob Karl eine Medaille
bekam ist mir leider nicht bekannt, ich allerdings erhielt mein zweites
Silber. Übrigens, in diesen drei Disziplinen schwamm ich meine
persönlichen Bestzeiten.
Einige Zeit später traten Bianca und die drei Cam Schwestern bei 50-mBrust an. Bianca ging als Siegerin aus diesem Duell. Nach ihr waren Sibel,
dann Cigdem und zum Schluss Emine dran. Bianca erhielt Gold, Cigdem
Silber und Sibel erhielt eine Jugendgoldmedaille.
Nach diesem Lauf wurden einige Schwimmer mit einem Pokal geehrt.
Einige meiner Mitschwimmer und ich erhielten einen Ehrenpokal für gute
Leistungen.
Im vorletzten Lauf schwamm ich noch 100-m-Delphin. Da gelang mir leider
nicht meine Bestzeit, aber ich erhielt zwei Jugendgoldmedaillen.
Das waren die besten Wiener Schwimmmeisterschaften nach einigen
Jahren. Es wurden auch viele neue österreichische Rekorde aufgestellt.
Die beste Schwimmerin war ein Mädchen der Gehörlosen namens
Veronika. Sie stellte die höchste Anzahl an Rekorden auf.
Meine Mitschwimmer und ich sind sehr froh, dass wir bei diesen
Meisterschaften mit dabei sein durften. Es waren zwar wie meistens nicht
viele Zuschauer bei dieser Veranstaltung, aber ich denke, dass das keinen
kümmerte.
Wir hatten, und das kann ich beruhigt sagen, viele Erfolge erzielt und ich
freue mich schon auf die nächsten Meisterschaften im BBI, voraussichtlich
am 27. April 2000.
Danijel Krnjeta
Polytechnische Schule
Sportschießen für Sehbehinderte und Blinde
Erst relativ spät entdeckte ich (nun 35 Jahre jung) die Liebe zum
Schießsport.
Im Alter von 21 Jahren sah ich erstmals durch meine Freundin, Susanna
Hecht, wie ein Luftgewehr zu handhaben ist. Trotz meiner
Augenkrankheiten, dem Grauen und Grünen Star, bewältigte ich Schul-,
Alltags- und Berufsauswahlprobleme und beschloss, mich den sportlichen
Möglichkeiten für Blinde und Sehbehinderte zu öffnen.
Durch hartes Training, Ehrgeiz und eiserne Disziplin ebnete ich mir den
Weg zur Landesmeisterschaft 1986, wo ich mir den Titel in der
Gesamtwertung holte. Von nun an trainierte ich zweimal die Woche in der
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Schießstätte der Sportvereinigung Finanz, Sektion Sportschützen, in der
in Kooperation mit dem VSC ASVÖ-Wien zwei Schießstände für unsere
Bedürfnisse adaptiert worden waren. Es wurde pro Stand ein HalogenPunktstrahler zur Beleuchtung der Zielscheibe installiert, sowie schwarze
Tafeln, welche hinter der Scheibe an der Mauer angebracht wurden, um
die Lichtreflexion durch die Wand zu vermeiden.
Nach und nach wurde mir das Luftgewehr sowie die Zieleinrichtung, die
von der Firma Swarovski speziell für diesen Zweck entwickelt wurde,
vertrauter. Diese Zieleinrichtung sieht aus wie ein Zielfernrohr, durch
welches man jedoch nicht hindurchsehen kann. Eine Spezialvorrichtung
wandelt das von der Scheibe reflektierte Licht in einen Ton um, der über
Kopfhörer empfangen wird. Je näher man zur Scheibenmitte kommt, desto
höher wird der Dauerton. Am Punkt des höchsten Tones sollte der Abzug
betätigt werden.
Hat man gelernt, das Gewehr ruhig zu halten, die Atemtechnik zu
beherrschen und sich im richtigen Moment nicht zu bewegen, dann kann
es sich nur um einen 10er handeln.
Früher legten wir das Gewehr auf einen Ständer auf, so war man
automatisch auf der richtigen Höhe und relativ schnell "gehörmäßig" im
Zentrum. Diese Methode ist national als eine eigene Disziplin anerkannt
und auch relativ einfach. So wurde ich gleich dreimal, 1988, 1992 und
1994 österreichische Meisterin im Bewerb "Stehend aufgelegt". Mit der
Zeit wurde immer öfter von dem Begriff "Stehend frei" gesprochen, wobei
das Gewehr ohne jegliche Auflage, genauso wie bei nicht behinderten
Schützen, frei in der Hand gehalten wird. Ich ließ mir folglich eine eigene
Schießjacke anfertigen und trainiere seit 1995 nun gemeinsam mit
meinem Trainer Otmar Fellner härter an dieser Disziplin.
1996 gelang es mir, bei der österreichischen Meisterschaft Dritte in der
Gesamtwertung mit den Männern zu werden, da ich zu jenem Zeitpunkt
die einzige blinde weibliche Österreicherin war, die in dieser Disziplin
antrat.
Im Laufe der Jahre fanden glücklicherweise mehr Frauen auch außerhalb
Österreichs Gefallen am Schießsport und vor allem an der Disziplin
"Stehend frei". So fand 1999 die erste Europameisterschaft in Chalon-surSaone, Frankreich, statt. Diese EM bestand jedoch nicht nur aus einem
Bewerb, sondern auch "Liegend" und im "Dreistellungsmatch" musste
geschossen werden. Folglich trainierte ich mit meinem Trainer Otmar
Fellner im Vorfeld in Bauchlage, also liegend, 60 Schuss und konnte dabei
bei der EM so den 2. Platz belegen. Das Dreistellungsmatch besteht aus
20 Schuss liegend, 20 sitzend und 20 stehend. In diesem Bewerb holte ich
mir meinen ersten Europameistertitel. "Stehend frei" sind 40 Schuss zu
tätigen und auch hier wurde ich zum zweiten Mal Europameisterin.
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Schießen zählt noch immer zu meinem Lieblingssport. Ich möchte dieses
Hobby noch so lange ausüben, wie es mir Spaß macht. Otmar Fellner,
mein ständiger Betreuer, und ich wurden ein Team. Mit ihm will ich auch
weiterhin trainieren.
Für die Zukunft habe ich mir nur ein Ziel gesetzt: Ich will selbstständiger
und unabhängiger werden, aber auch selbstbewusster und energischer
auftreten.
Vielleicht gelingt es mir, bei einer weiteren Europameisterschaft dabei sein
zu können. Das Größte wäre jedoch, eine Weltmeisterschaft mitzuerleben.
Damit eine solche aber stattfinden kann, bedarf es der internationalen
Klärung vieler schwieriger Umstände.
Ich persönlich werde weiterhin ehrgeizig und voller Elan dem Schießsport
nachgehen. Auch Rückschläge werden mich nicht abhalten, mit dem
Luftgewehr mein Bestes zu geben. Kein Sportler ist vor Tiefschlägen
gefeit, es kommt lediglich darauf an, was man daraus macht.
Über Anregungen, Fragen und Rückmeldungen würde ich mich sehr
freuen. Sie können eine Bereicherung sein.
Nothburga Karnutsch
(Mit Genehmigung der Autorin entnommen:
http://members.chello.at/nothburga.karnutsch/)
Weihnachtliches
Barbarazweige
Barbarazweige schneidet man wie dazumalen am 4. Dezember, stellt sie
in einen Krug mit frischem Wasser ins warme Zimmer und hofft, dass sie
zur Weihnacht blühen. Sobald kalte Herbstnächte blinkende
Rauhreifkristalle auf kahle Zweige und faulendes Laub zaubern, wir uns
fröstelnd in Nässe, Nebel und Schlackermatsch wieder nach Sonne und
Grün sehnen und besonders interessiert auf die Angebote in den
Blumengeschäften schauen, erfreut uns das Beobachten der
schwellenden Knospen an den Zweigen in der Vase, die wir selbst im
Garten schnitten, sie geschenkt bekamen oder kauften.
Barbara, ein junges Mädchen aus Nikomedien (Kleinasien), soll im Jahre
336 hingerichtet worden sein auf Befehl ihres heidnischen Vaters, weil sie
den christlichen Glauben angenommen hatte und ihm treu bleiben wollte.
Die Legende erzählt, dass kurz nach dem Tod des Mädchens der
grausame Vater unter einem Felsen, wohin er schutzsuchend geflüchtet
war, vom Blitz erschlagen wurde. War das die Strafe des rächenden
Gottes?
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Barbara wurde wegen ihrer Glaubenstreue heilig gesprochen, Bergleute,
Waffenschmiede und Artilleristen wählten sie als Schutzpatronin, und allen
Liebesleuten, die sich die Treue versprechen, gilt sie zukunftsweisend als
Vorbild.
Darum gedenkt man ihrer so gern in der dunkelsten Jahreszeit. Denn
Hoffnung braucht der Mensch, einen festen Glauben und das Vertrauen in
die Treue, die man einander gelobt!
Nikolaus
In der Nacht zum 6. Dezember schlafen viele Kinder unruhiger als sonst.
Schließlich ist es wieder einmal so weit, der Nikolaus kommt.
Die bange Frage, ob man auch wirklich brav gewesen sei oder ob man
vielleicht doch nur eine Rute bekommt, beschäftigt die Kleinen. Jedes Jahr
kommt der Nikolaus und bringt Geschenke, doch wo hat er eigentlich
seinen Ursprung?
In Russland ist er ein Heiliger, der Arme vor den Reichen schützt. In Italien
verehren ihn die Seefahrer als Ruhebringer für tobendes Wasser. Er ist
auch der Schutzpatron für Knaben, wie er einst drei von ihnen wieder zum
Leben erweckt haben soll. Auch gilt er als der Patron der Mädchen, früher
verschaffte er armen Jungfrauen Geld, damit sie heiraten konnten. Die
Rede ist hier von einem Mann namens Nikolaus, der in Patera, einer
Hafenstadt im südlichen Kleinasien geboren wurde und viele Wunder
vollbrachte. Zu dieser Zeit irgendwann im vierten Jahrhundert erkoren die
Geistlichen von Myra diesen Nikolaus zu ihrem Bischof. Bald wurde er
weit über die Grenzen hinaus berühmt.
Seinen Weltenruhm verdankt er aber jemand anderem, nämlich Nikolaus
von Sion, der ihm zu Ehren im sechsten Jahrhundert ein Kloster gründete.
Nach seinem Tod wurden seine Taten noch weiter verbreitet und seit
damals verehrt und feiert man den heiligen Nikolaus in der Advent- und
Weihnachtszeit fast auf der ganzen Welt.
Jedes Jahr wird er wieder lebendig und bereitet den Kindern mit seinen
Geschenken Freude. In manchen Gegenden wird er aber vom Krampus
begleitet, was speziell bei eher schlimmen Kindern für große Aufregung
und Bravsein-Schwüre sorgt. Früher wurde unter diesem Deckmantel sehr
viel Unfug getrieben.
Der Nikolaus tritt in jedem Land so auf, wie er gebraucht wird. In den USA
zum Beispiel kommt "Santa Claus" durch den Kamin. In Belgien wiederum
schreiben Kinder ausführliche Wunschbriefe an "Sint Nicholaas", der auf
einem Esel über die Dächer der Städte reitet. In der Schweiz geht
"Samichlus" mit einem schweren Gabensack bepackt von Haus zu Haus.
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Und in Holland landet "Sinterclaas" mit einem Schiff im Hafen von
Amsterdam.
Vom Christkind
Denkt euch,
ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde,
das Mützchen voll Schnee,
mit rotgefrorenem Näschen,
die kleinen Hände taten ihm weh,
denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
schleppte und polterte hinter ihm her.
Was drinnen war
möchtet ihr wissen?
Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack,
meint ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch es war gewiss was Schönes drin;
es roch so nach Äpfel und Nüssen.
Anna Ritter
Frohe Weihnachten in allen Ländern
Schenken heißt, an einen Menschen gedacht zu haben. Ein schöner
Brauch. Es gibt viele Anlässe zum Schenken. Weihnachten ist ein ganz
besonderer.
Die Vorfreude auf das große Fest ist in fast allen Ländern der Erde zu
spüren. Kinder spielen immer eine wichtige Rolle.
Ein verrückter Tag in Spanien
Ein besonderes Ereignis ist für die Spanier der 28. Dezember, der Tag
des Heiligen Innocent. Ein "verrückter Tag", der Ähnlichkeiten mit unserem
1. April hat. Jeder darf aufs Glatteis geführt werden.
Die Kinder erwarten sehnlichst den Tag der Heiligen Drei Könige, den 6.
Jänner. Jetzt erst gibt es die "richtigen" Geschenke. An diesem letzten
Tag der Weihnachts-Fiesta geht es noch einmal hoch her. Durch die
festlich geschmückten Hauptstraßen aller größeren Städte zieht eine
große Parade mit den prächtig gekleideten Heiligen Drei Königen. Am
Straßenrand jubeln die Kinder den Königen zu, die Süßigkeiten in die
Menge werfen.
Schon Tage zuvor haben die Kinder Wunschzettel an die Könige aus dem
Morgenland verschickt. Nach dem Umzug der Könige werden noch rasch
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die Schuhe geputzt. Dann müssen im Wohnzimmer noch drei Gläser und
eine Flasche Anislikör oder Brandy, eine Schale mit Turron und Marzipan
als Stärkung für die Könige bereitgestellt werden. Für die Tiere der Könige
wird eine große Schüssel mit Wasser und ein Bündel Heu vorbereitet.
Dann heißt’s schnell ins Bett.
Denn die Könige kontrollieren, ob die Kinder schlafen.
Weihnachten in Griechenland
Ursprünglich fand die Bescherung der Kinder am Neujahrsmorgen statt.
Eine besondere Feier des Heiligen Abends war nicht bekannt.
Der erste Tag im Jahr ist der Ehrentag des Heiligen Basilius. Abends
ziehen die Kinder in den Dörfern von Haus zu Haus und singen die
"Kalanda". Das ist das Singen vor den Türen an den Vorabenden der
Festtage. Mit einem grünen Zweig vom Kornelkirschbaum versetzen sie
den Familienmitgliedern einen Streich auf die Schulter. Dabei singen die
Kinder und wünschen Glück. Die Hausfrauen verteilen Süßigkeiten - oft
"Loukoumia", den türkischen Honig, oder "Kourabiédes", süßes
Mandelgebäck, Nüsse oder auch ein paar Münzen.
Ein wichtiges Ritual ist die Wahl der Person, die am Neujahrstag zuerst
das Haus betritt. In einigen Gegenden Griechenlands, wo die
Männergesellschaft noch sehr dominiert, muss es der Hausherr selbst
sein oder sein ältester Sohn. Manchmal ist es ein "glückliches Kind".
Damit ist ein Kind gemeint, das noch beide Elternteile besitzt.
Père Noel in Frankreich
In Frankreich wird eine Krippe mit den kleinen Tonfiguren von Josef,
Maria, Jesus, den Hirten, den Heiligen Drei Königen und Ochs und Esel
aufgestellt.
Am Heiligen Abend stellt man Kerzen für die Heilige Familie auf den
festlichen Tisch. Vor dem Schlafengehen putzen die Kinder noch rasch
ihre Schuhe und stellen sie im Wohnzimmer auf, in der Hoffnung, dass sie
Père Noel - der französische Weihnachtsmann - reichlich mit Geschenken
füllen werde. In dieser Nacht sind alle Kinder ganz besonders brav. Ob
Père Noel wirklich all ihre Wünsche erfüllen wird?
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Weihnachten im hohen Norden
Schnee, Nadelbäume und viel Tradition. Weihnachten bei unseren
nördlichen Freunden entspricht trotz kleiner Unterschiede ganz unseren
Vorstellungen.
Julenissen - der Norweger
In der wilden und rauen Natur Norwegens spielen Kobolde und Trolle eine
große Rolle.
Eines gleich vorweg: der Weihnachtsmann ist und bleibt Norweger. Der
Julenisse trägt eine rote Zipfelmütze, einen langen weißen Bart,
Kniebundhose, einen Norwegerpullover und eine Lodenjacke. Um die
Kälte auf seinem Rentier-Schlitten auszuhalten, trägt er darüber einen
schweren Pelz. Meistens ist er gut aufgelegt und lustig.
Es war ein solcher Kobold, der den jeweiligen Hof ursprünglich aufgebaut
hat. Später, als die Menschen einzogen, übernahm er den Schutz von
Haus und Hof und hielt das Unglück vom Anwesen und den Bewohnern
ab. Am Heiligen Abend wurden dem Julenisse als Dank Reisbrei oder Bier
und weiche Fladen bereitgestellt.
Ob es den Kobold immer noch gibt? Sicherheitshalber wagt man es nicht,
es sich mit ihm zu verderben. Das kann nämlich Ärger bedeuten.
Nachdem viele Norweger am Julaften, dem Heiligen Abend, den
Gottesdienst besucht haben, freuen sie sich auf das Weihnachtsessen.
Vorher muss aber der Julenisse seinen Brei, geschmolzene Butter, Zimt
und Zucker erhalten. Anschließend werden die Lichter des Christbaumes
angezündet. Die Kinder aber quält die Frage: "Wann kommt endlich der
Weihnachtsmann?"
Weihnachtssauna in Finnland
Auch hierzulande bringt die Geschenke nicht das Christkind, sondern der
"Joulupukki" und der ist - wie könnte es anders sein - Finne. Er wohnt
gemeinsam mit seiner Mutter und den Wichtelmännern im finnischen Teil
des Polarkreises auf dem höchsten Berg Lapplands, dem Korvatunturi.
Viele Kinder - nicht nur finnische - wissen, wohin sie ihre Wunschzettel
schicken müssen: An das Hauptpostamt des Weihnachtsmannes, FIN96930 Napapiiri Rovaniemi.
Nachdem der Weihnachtsbaum mühevoll geschmückt wurde, begibt Mann
und Frau sich traditionsgemäß in die Sauna. Übrigens beginnen in
Finnland alle großen Feste mit einem eingehenden Saunabesuch.
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Angeblich saunieren über 4 Millionen Finnen gleichzeitig. Und sie wissen,
was sie tun. Arbeits- und Weihnachtsstress weichen der angenehmen
Entspannung. Weihnachtsstimmung stellt sich ein. Der Duft der
Birkenbüschel breitet sich aus.
Lucia-Fest der Schweden
Das Lucia-Fest beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück, das oft von der
Tochter des Hauses als Lucia verkleidet bereitet wird. Sie trägt ein
langes, weißes Gewand und auf dem Kopf eine Kerzenkrone. Im ganzen
Land finden Lucia-Umzüge statt.
Die heilige Lucia erscheint in einem Gefolge von 34 Mädchen zwischen 5
und 15 Jahren, der Größe nach aufgereiht, in einem geordneten Zug. Alle
tragen weiße Gewänder und eine brennende Kerze in der Hand. Am Ende
des festlichen Zuges kommen vier "Tomte". Das sind Wichtel und
Kobolde, die gerne auf Bauernhöfen wohnen. Mit ihnen sollte man sich
eher gut vertragen.
Die Schweden genießen in diesen feierlichen aber kalten Tagen gerne
ihren "Glögg". Der traditionelle Weihnachtspunsch hat es aber ordentlich
in sich.
Unser erstes Christbäumchen
(Weihachten in Roseggers Waldheimat)
Kaum jemand aus der großen Schar österreichischer Dichter hat es so gut
verstanden, das Leben seiner ländlichen Heimat zu schildern, wie Peter
Rosegger und Karl Heinrich Waggerl. Oft zitiert, doch immer wieder gerne
gelesen: Roseggers erste Bekanntschaft mit dem Christbaum während
seiner Studentenzeit.
In der dem Christfest vorhergehenden Nacht schlief ich wenig - etwas
Seltenes in jenen Jahren. Die Mutter hatte mir neben dem Herde ein Bett
gemacht mit der Weisung, die Beine nicht zu weit auszustrecken, sonst
kämen sie in die Feuergrube, wo die Kohlen glosten.
Die glosenden Kohlen waren gemütlich, das knisterte in der stillfinsteren
Nacht so hübsch und warf manchmal einen leichten Glutschein an die
Wand, wo in einem Gestell die buntbemalten Schüsseln lehnten.
Da war ein Anliegen, über das ich schlüssig werden musste in jener
Nacht, ehe die Mutter an den Herd trat, um die Morgensuppe zu kochen.
Ich hatte viel sprechen gehört davon, wie man in den Städten Weihnacht
feiert. Da sollen sie ein Fichtbäumchen, ein wirkliches kleines Bäumchen
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aus dem Wald, auf den Tisch stellen, an seinen Zweigen Kerzlein
befestigen, sie anzünden, darunter sogar Geschenke für die Kinder
hinlegen und sagen, das Christkind hätte sie gebracht.
Nun hatte ich vor, meinem kleinen Bruder einen Christbaum zu errichten.
Aber alles im Geheimen, das gehörte dazu. Nachdem es taglicht
geworden war, ging ich in den frostigen Nebel hinaus. Und just dieser
Nebel schützte mich vor den Blicken der ums Haus herum arbeitenden
Leute, als ich vom Walde her mit einem Fichtenwipfelchen gegen die
Wagenhütte lief.
Dann ward es Abend. Die Gesindeleute waren noch in den Ställen
beschäftigt oder in den Kammern, wo sie sich nach der Sitte des Heiligen
Abends die Köpfe wuschen und ihr Festgewand herrichteten. Die Mutter in
der Küche buk die Christtagskrapfen, und der Vater segnete den Hof.
Dieweilen die Leute draußen waren, bereitete ich in der großen Stube den
Christbaum. Das Bäumchen stellte ich auf den Tisch. Dann schnitt ich
vom Wachsstock zwölf Kerzchen und klebte sie an die Äste. Am Fuße des
Bäumchens legte ich einen Wecken hin. Dann zündete ich die Kerzen an
und versteckte mich hinter dem Ofen.
Die Tür ging auf, und sie traten herein. "Was ist denn das?" sagte der
Vater mit leiser Stimme. Mein kleiner Bruder starrte sprachlos drein. In
seinen großen, runden Augen spiegelten sich wie Sternlein die
Christbaumlichter. Bald kamen auch die Knechte und Mägde herbei, hell
erschrocken über die seltsame Erscheinung. Sollte es denn wirklich wahr
sein, dass ein Engel solche Bäumlein vom Himmel bringe? Sie schauten
und staunten.
Die Mutter suchte mit ihren Augen in der Stube herum: "Wo ist denn der
Peter?" Da erachtete ich es an der Zeit, aus dem Ofenwinkel
hervorzutreten. Meinen kleinen Bruder, der noch immer sprachlos war,
nahm ich an den Händchen und führte ihn vor den Tisch. Fast sträubte er
sich, aber ich sagte - selber tieffeierlich gestimmt - zu ihm: "Tu dich nicht
fürchten, Brüderl! Schau, das liebe Christkind hat dir einen Christbaum
gebracht."
Mehr als vierzig Mal habe ich seither den Christbaum erlebt. Mit
mächtigem Glanz, mit reichen Gaben und freudigem Jubel unter den
Großen und Kleinen, aber größere Christbaumfreude, ja eine so helle
Freude habe ich noch nicht gesehen als jene meines kleinen Brüderleins,
dem es so plötzlich und wundersam vor Augen trat - ein Zeichen dessen,
der da vom Himmel kam ...
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Weihnachtliches aus Großtantes Kochbuch
Gerade vor Weihnachten sucht man oft nach Rezepten von Köstlichkeiten,
mit denen man Familie und Freunde überraschen kann.
Zwei solche Raritäten möchten wir Ihnen gerne anbieten.
Für alle lesbar - jedoch dem Original entsprechend (also keine Rechtschreibfehler unsererseits) eine Übersetzung:
Orangen Torte
25 dk Zucker werden mit 6 Euerdötter u. von einer Orange der Saft eine
halbe Stunde abgetrieben, von 2 Orangen die Schalle wird sehr fein
zusammen geschnitten u. auch mitgerührt. Dan giebt man 25 dk weiße
geribene Mandln von die 6 Euer den Schnee 3 dk Brößeln hinein,
vermischt es sehr leicht fühlt es in den Tortenreiff bis es ½ Stunde
langsam baken.
Der Überguß von der Torte: Eine Schalle Zuker u. von einer Orange den
Saft abrühren u. die Torte überziehen.
Vanille Butter
20 dkg Vanilizuker mit 6 Dötter gerührt u. in falten gelegtes Papier
gegeben u. auf den warmen Herd getrocknet.
(Anmerkung der Red. 20 dkg Staubzucker, 3 Pk. Vanillezucker, weißes
Packpapier zum Fächer gefaltet)
Heißer Punsch für kalte Tage
Wenn man im Dezember durch romantische Weihnachtsmärkte bummelt,
gibt es nichts „Erwärmenderes“ als einen heißen Punsch. In der Folge ein
paar Rezepte, wenn Sie auch zu Hause auf Erwärmung von innen nicht
verzichten wollen. Gutes Gelingen!
Blutorangenpunsch
Zutaten:
Saft von 5 Blutorangen
Saft einer Zitrone
200 g Zucker
1 l schwarzer, heißer Tee
1/8 l weißer Rum
Orangen- und Zitronensaft in ein hohes Gefäß geben. Dann langsam den
Zucker darin unter Rühren auflösen. Das Fruchtsaftgemisch zum heißen
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Tee geben. Den Rum hinzufügen und den Punsch in einem Topf
nochmals erhitzen, aber nicht mehr kochen lassen. Heiß servieren.
Grapefruit-Orangen-Punsch
Zutaten:
Saft von 3 Orangen
Saft von 3 Grapefruits
Saft einer Zitrone
1 Flasche Weißwein
2 Gewürznelken
100 g Zucker
1 Zimtstange
350 ml weißer Rum
Alle Zutaten (außer den Rum) zusammen etwa ½ Stunde zugedeckt
ziehen lassen. Anschließend den Punsch erhitzen, aber nicht kochen
lassen. Die Nelken und die Zimtstange entfernen und den Rum
dazugießen.
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Impressum
Dieses Informationsblatt
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Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist der
Direktor, OStR Prof. Franz Haslinger.
Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die geäußerten
Meinungen müssen sich nicht mit dem Standpunkt der Redaktion decken.
Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid.
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