TU Dortmund Institut für Sportwissenschaften Vertrauen und Verantwortung im Klettersport Dozent: Tim Dawal Semester: Wintersemester 2013/2014 Ausarbeitung von: Marvin Böhm, Irina Demin, Thomas Engler, David Meurer, Marcel Werner Inhaltsverzeichnis 1.Allgemeine pädagogische Situation ..............................................3 1.1 Klassensituation …………………………………………………………………......3 1.2 Leistungsfähigkeit ………………………………………………………………......3 2. Didaktische Analyse ......................................................................3 2.1 Thema und Einbettung der Stunde…………………………...................3 2.2 Einordnung der Stunde in die Vorgaben des Lehrplans…………....4 2.3 Lehr- und Lernwege…………………………………………….......................5 3. Synthetische Analyse ....................................................................5 3.1 Stundenziel und Kompetenzerwerb ………………….........................5 3.2 Methodische Planung ……………………………....................................5 4. Literaturverzeichnis .....................................................................10 2 1. Allgemeine pädagogische Situation Klassensituation Die Klasse 8 X der Realschule X setzt sich aus 12 Schülern und 10 Schülerinnen zusammen. Die Lernbereitschaft der Klasse ist sehr gut ausgeprägt und alles Schüler/innen sind motiviert Sport zu treiben und aufgeschlossen für neue Erfahrungen. Die geschlechtsheterogene Situation stellt jedoch an den Lehrer gewisse Anforderungen. So ist er dazu beraten, eine den Schülern und ihrem Erfahrungshorizont angemessene Art der Vermittlung entgegenzubringen. 1.2 Leistungsfähigkeit Bei der Betrachtung der Leistungsfähigkeit der Schüler/Innen ist zu sagen, dass diese als heterogen bezeichnet werden kann und im Durchschnitt gut zu bewerten ist. Bezüglich des Kletterns haben die Kinder schon etwas Erfahrung sammeln können. Seit der 5. Klasse kommt es einmal im Jahr zu einer Kletterexkursion in eine Kletterhalle, sodass dies die vierte Erfahrung im Kletterbereich ist. Die Schüler/innen sind zwar immer noch Anfänger in dieser Sportart, jedoch verfügen sie schon über eine gewisse Vorerfahrung. Um also einen Einstieg in die Sportart Klettern zu geben, wird in dem Unterrichtsvorhaben der Bereich „Vertrauen und Verantwortung“ in den Fokus genommen. Vertrauen in sich Selbst und in den Partner rücken hierbei in den Vordergrund. So können die Schüler durch ein verantwortungsbewusstes Handeln ihr eigenes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl stärken. Auch der Aspekt der „Angst“ im Sportunterricht beziehungsweise beim Klettern wird thematisiert. So dient das Unterrichtsvorhaben dazu Angst gegenüber Scham in der Klasse oder gegenüber der Höhe beim Klettern abzubauen. Eine generelle Vertrauensbasis in der Klassengemeinschaft, sowie ein vertraulicher Umgang miteinander, kann so angebahnt werden. 2. Didaktische Analyse 2.1 Thema der Unterrichtsreihe Vertrauen und Verantwortung im Klettersport wird als Thema der Unterrichtsstunde gesetzt. Das Ziel, was die Klasse also verfolgt, ist Vertrauen zu seinem Kletterpartner zu entwickeln und sich der Verantwortung bewusst zu werden, die man beim Klettern trägt. Aufgrund von kleinen Vertrauensspielen sollen die Schüler/innen an diese Aspekte herangeführt werden. Aus der Einzelsituation bis hin zur Gruppendynamik werden alle Schüler/innen miteinbezogen und es wird allen die Möglichkeit gegeben sich zu beteiligen. 3 2.2 Einordnung der Stunden in die Vorgaben des Lehrplans Der Doppelauftrag des Schulsports besteht zum einen aus der Komponente, die Entwicklung der Schüler/innen durch Bewegung, Spiel und Sport zu fördern und zum anderen, den Schüler/innen die Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur zu erschließen. Ein weiterer Aspekt des Lehrplans ist der Aspekt der Mehrperspektivität. So sollte Sport unter verschiedenen Sinnperspektiven vermittelt werden, um die Schüler/innen durch variable Zugänge zum Sport anzusprechen. Klettern im Sportunterricht spricht im Bezug auf das Unterrichtsthema „Vertrauen und Verantwortung“ unter anderem besonders zwei Sinnperspektiven an. Sinnperspektiven: Kooperieren, wettkämpfen und sich verständigen Sportunterricht eignet sich sehr gut zur Vermittlung und Förderung von Sozialkompetenzen. Dazu gehört auch die Kompetenz mit dem Mitschüler oder der Mitschülerin zu kooperieren und sich auf Kompromisse zu verständigen. Gerade im Sport stellen die großen heterogenen Gruppen allerdings eine schwierige Herausforderung dar. Da Klettern Vertrauen erfordert, ist es unumgänglich sich mit dem Kletterpartner zu verständigen und eine gute Kooperation aufzubauen. So erfordert die Schaffung von Vertrauen Kommunikation, sei es auf verbaler oder nonverbaler Ebene. Gemeinschaftlich zu Handeln, bringt somit hoffentlich alle an ihr Ziel. Die Suche nach Lösungsansätzen bei Boulderproblemen oder schwierigen Kletterrouten, kann durch gemeinsame Partnerarbeit erfolgen. So verbessern die Schüler/innen durch Vertrauensspiele ihre Sozialkompetenzen und lernen sich auf das Gegenüber einzulassen. Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern Diese Sinnperspektive wird beim Klettern besonders angesprochen, da der Klettersport vielschichtige und besonders neue Bewegungserfahrungen für die Schüler/innen bereit hält. Verhältnismäßig wenige Kinder sind mit dem Klettersport in Berührung gekommen, wodurch es zu neuen Belastungen und Reizen der Sinne kommt. Besonders die Wahrnehmung der eigenen Körperbewegungen in der Kletterwand und das Gefühl der Höhe spielen bei dieser Sinnperspektive eine große Rolle. Wenn es dazu kommt, seine eigenen Grenzen zu erfahren und Vertrauen in seine eigenen Bewegungen zu bekommen, dann ist gerade Klettern ein guter Zugang dafür. Verantwortungsvoll mit seinem eigenen Körper umzugehen und sich selbst als sinnstiftend zu erfahren ist eine unabdingbare Prämisse bei dieser Sinnperspektive. 4 2.3 Lehr- und Lernwege Die Doppelstunde soll durch kleine Vertrauensspiele eine grundlegende Basis von Kommunikation und Kooperation innerhalb der Klassengemeinschaft legen. Ebenso soll sich die Klasse als eine zusammenhaltende Gemeinschaft verstehen, weshalb die Unterrichtseinheit auch darauf abzielt ein „Wir“-Gefühl zu entwickeln. Vertrauensspiele werden vornehmlich in spielerischer, experimenteller und problemorientierter Art und Weise durchgeführt. Durch den spielerischen Gedanken, soll es den Schüler/innen erleichtert werden, gegenseitig Vertrauen aufzubauen. Obwohl die Klasse zuerst noch nicht an die Kletterwand geht, ist die Sicherheit eine zentrale Voraussetzung der Vertrauensspiele. Der Lehrer kann bei den Spielen zur Seite stehen, beobachten und gegebenenfalls bei auftauchenden Problemen Rat geben. 3. Synthetische Analyse 3.1 Stundenziel und Kompetenzerwerb Das Stundenziel lautet: Durch die Konfrontation der Schüler mit Vertrauensspielen, soll das Vertrauen in der gesamten Klasse gefördert werden. Ebenso soll die Verantwortung ins Zentrum gestellt werden, damit die Schüler/innen für zukünftige Klettereinheiten an der richtigen Kletterwand vorbereitet sind. Vertrauen und Verantwortung sind unabdingbar beim Klettern im Team, sodass eine Förderung dieser beiden Komponenten, bevor es zum Klettern an die Kletterwand geht, nicht vernachlässigt werden sollte. Mit dem angegebenen Stundenziel werden also folgende Kompetenzen gefördert: Fachkompetenz: Die Schüler/Innen bauen spielerisch Vertrauen zu ihren Mitschülern auf, indem Vertrauensspiele gespielt werden, die ein gemeinsames Vorgehen zur Bewältigung einer Problemsituation thematisieren. Sozial- und Personalkompetenz: Die Schüler/Innen verbessern Kooperation und Verständigung, indem sie in Partnerarbeit gegenseitig Hilfestellungen geben und gemeinsam nach Lösungsansätzen suchen. So lernen die Schüler/innen sich auf andere Menschen einzulassen und diesen zu vertrauen, indem sie Vertrauensspiele gemeinsam meistern. 3.2 Didaktisch- methodische Planung Das Unterrichtsvorhaben, bestehend aus einer Doppelstunde, gliedert sich in folgende Schritte: Der deduktive Einstieg in das Thema und die Begrüßung der Klasse bilden den Anfang des Vorgehens. Die Sozial-/Aktionsform ist der Lehrervortrag, da die Lehrperson so meist die größte Aufmerksamkeit der Gruppe besitzt und auf Störungen schnell und zielgerichtet reagieren kann. 5 Anschließend wird das Stundenthema für die erste Unterrichtseinheit (eine Doppelstunde) bekannt gegeben. Dieses lautet: „ Vertrauen & Verantwortung beim Klettern “. Hierbei werden also die Spiele kurz erklärt und dann durchgeführt. Bei Fragen steht die Lehrperson natürlich zu Beantwortung dieser zu Verfügung. Die Produktionsphase oder Erarbeitungsphase ist die erste Phase. Man sollte eine Stunde niemals direkt mit einer anstrengenden Belastung beginnen, sondern immer darauf achten, dass die Schüler/innen sich Sportartspezifisch erwärmen. Beim Klettern wird ein Großteil der Muskulatur beansprucht, daher gibt es viele Spiele um den Körper auf die anstehende Belastung vorzubereiten. Ein klassisches Spiel für den Einstieg in die Thematik wäre zum Beispiel Dschungelfußball. Da man sich hierbei auf verschiedene Arten fortbewegen muss werden Arme und Beine aber auch der Rumpf gleichzeitig erwärmt. Dies ist ein Einstieg der optimal vorbereitet und mit Erfahreneren Gruppen durchgeführt werden kann. Da die Schulklasse jedoch noch nicht so viel Erfahrung im Bereich des Klettersports sammeln konnte werden erst einmal Vertrauensspiele thematisiert. Das erste Spiel hat den Namen „Tiere nachahmen“. Beim Tiere nachahmen geht es einfach darum in einem bestimmten Feld Tiere nachzumachen. Welche Tiere nachgemacht werden, kann frei entschieden werden. Hierbei geht es darum mit Spaß die Stunde zu eröffnen, damit die Schüler aus sich heraus kommen. Das nächste Spiel heißt „Tauziehen“. Ein allseits bekanntes und beliebtes Spiel, welches nicht viel Material oder Vorbereitung braucht. Zu beachten ist hierbei definitiv, dass zwischen den Schülern mindestens ein Meter Platz gelassen wird. Ansonsten ist die Gefahr zu groß, dass die Schüler aufeinander stürzen. Hierbei geht es vor allem um die Teamfähigkeit. Alle Schüler müssen zusammen und möglichst zeitgleich möglichst viel Kraft aufbringen. Weiterhin lernen die Schüler die Stabilität des Seils kennen. Trotz der enormen Zugkraft bleibt es stabil, eventuelle Ängste können dadurch verschwinden. Das dritte Spiel hat den Namen „Der blinde Zug“. Bei diesem Spiel stellen sich alle Schüler hintereinander auf und fassen ihrem Vordermann jeweils an die Schulter. Die Besonderheit besteht darin, dass alle Schüler die Augen schließen müssen. Der Führer der Schlange bestimmt jeweils den Weg der zurückgelegt wird. Außerdem bestimmt er über Tempo, Kurven usw. Dieses Spiel wird schon Berührungsintensiver und man bekommt als Lehrperson Aufschluss darüber, wie es um das Vertrauen und die sozialen Kompetenzen innerhalb der Gruppe steht. Vertraue ich meinem Partner/Gruppenmitglied werde ich körperlich mehr zulassen, als wenn ich nicht mit ihm auskomme oder eine Abneigung gegen ihn habe. Das nächste Spiel ist ein einfaches Vertrauensspiel mit der Bezeichnung „Jurte“ oder auch „Jurtenkreis“ genannt: Zumindest das Konzept ist einfach, die Umsetzung ist dagegen etwas schwieriger. Die Mitgliederanzahl ist nach oben nicht beschränkt, unter 10 ist das Spiel aber kaum spielbar. Sehr positiv ist, dass für dieses Spiel keinerlei Material benötigt wird. Die Regeln sehen folgendermaßen aus: 6 Die Spieler stellen sich im Kreis auf und nehmen sich an den Händen. Es stehen immer ein Schüler aus Mannschaft A und ein Schüler aus Mannschaft B nebeneinander. Es sollte eine gerade Anzahl an Spielern sein, falls dies nicht der Fall ist kann die Lehrperson aktiv mitmachen. Die Aufgabe besteht nun darin, dass sich alle Spieler der Gruppe A mit steifem Oberkörper nach vorne legen, die Spieler der Gruppe B lehnen sich währenddessen nach hinten. Da sich alle an den Händen halten, können sie trotz der Schieflage stehen bleiben. Die Aufgabe der Schüler besteht darin möglichst lange stehen zu bleiben ohne umzukippen. Anschließend werden die Rollen gewechselt: die Gruppe A kippt nach hinten, die Gruppe B nach vorne. Der zweite Teil der Doppelstunde des Unterrichtsvorhabens: Im zweiten Teil der Doppelstunde des Unterrichtsvorhabens, sollen die Schüler praktische Erfahrung an der Kletterwand sammeln. Bei den Spielen ist grundlegend darauf zu achten, dass die genannten Regeln einzuhalten sind. Bei Verstößen gegen die Regeln muss den Schüler/innen bewusst sein, dass es Konsequenzen für sie geben wird. Gerade beim Klettern ist eine Vertrauensvolle Umgebung sehr wichtig. Beim Sichern dürfen keine Fehler passieren. Wenn die Gruppe konzentriert ist und sich an die Regeln hält ist eine wichtige Grundlage geschaffen. Außerdem soll der Einfallsreichtum der Teilnehmer zur richtigen Entfaltung kommen, daher sollte man der Kreativität der Schüler freien Lauf lassen. Der Einstieg zur zweiten Doppelstunde erfolgt am gleichen Ort wie der Einstieg zu Anfang, damit die Schüler direkt merken, dass nun der zweite Teil beginnt. Die Lehrperson reflektiert kurz und knapp die vorangegangenen 45 Minuten. Danach wird ein Kreis gebildet und diesmal werden die Dehnübungen von den Schülern vorgemacht. Die Lehrperson überprüft nur und gibt Haltungskorrekturen. Danach werden die Schüler/Innen zusammengerufen und der weitere Verlauf der Stunde thematisiert. Die letzte Übung bevor es an die Kletterwand geht, kostet die Schüler/Innen oft am meisten Überwindung. Die Übung heißt „Vertrauensfall“. Übungskurzbeschreibung: Ein/e Schüler/in stellt sich auf ein circa 1,20m hohes Podest (Kasten, Tisch, Baumstumpf, Stein etc.) und lässt sich rückwärts, steif in die Arme der anderen Schüler/innen fallen. Übung: Ein Freiwilliger stellt sich auf das Podest und alle anderen bilden zwei Reihen, die sich hinter dem Podest gegenüberstehen. Die einzelnen Teilnehmer der Reihen stehen so eng beieinander, dass sich die Schultern berühren. Die beiden Reihen stehen 60-80cm weit auseinander. Die erste Person A streckt seine Arme etwas angewinkelt nach vorn. Der Spieler in der Reihe gegenüber, Person B, streckt dann einen linken Arm zwischen die Arme von Person A und den rechten Arm neben den linken Arm, wie nach dem Reisverschlussprinzip. Der/Die Schüler/in steht auf dem Podest mit dem Rücken zur Fängerreihe. Ist der/die Schüler/in bereit, ruft er/sie „Fertig?“. Die Gruppe kontrolliert, ob 7 sie vorbereitet und auch richtig ausgerichtet ist und ruft „Bereit“. Nach dieser Meldung ruft der oben stehende Spieler: „Ich falle!“ und lässt sich steif und mit Körperspannung nach hinten fallen. Um die Fänger nicht zu verletzen faltet er seine Hände vor dem Bauch zusammen. Auf jeden Fall sollte man die stärksten Schüler/innen dort positionieren, wo der Po voraussichtlich landen wird. Den Schülern/innen muss klar sein, dass diese Übung keine Mutprobe ist. Jedem Spieler muss freigestellt sein, ob er sich fallen lassen möchte oder nicht. Allerdings sollte jeder Mal auf das Podest steigen um die Höhe kennen zu lernen und eventuelle Ängste zu überwinden. Dieses Spiel eignet sich sehr gut für eine Vertrauensübung in Vorbereitung auf das Klettern. Beim Klettern muss man sich immer auf seine Gruppe bzw. seinen Partner verlassen können. In den Situationen, in denen man den Griff nicht mehr halten kann und von der Kletterwand fällt muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Person, die einen sichert hellwach ist und das Seil auf Spannung hält. In gewissen Höhen hängt also das Leben des Kletterers in der Hand der sichernden Person. In diesen Fällen sollte vollkommenes Vertrauen da sein. Wenn der Kletterer die Route erfolgreich absolviert hat ist das Vertrauen in seinen Partner enorm wichtig. Da man meist nicht mehr viel Kraft übrig hat muss man sich mit seinem gesamten Körpergewicht in das Seil hängen. Gerade in dieser Höhe brauch man Mut und Vertrauen zum Partner. Deshalb ist dieses Spiel „Vertrauensfall“ eine geeignete Übung um das Vertrauen untereinander aufzubauen oder zu verstärken. Am besten wird es allerdings mit den vorher vereinbarten Signalen geübt, damit diese zur Routine werden. Das heißt also die Person, die oben auf dem Podest steht ruft: „Zu!“ und die Fängergruppe antwortet mit „Ist ZU“, worauf die oben stehende Person das Signal „AB!“ gibt und sich daraufhin fallen lässt. Dies spiegelt genau dieselbe Situation dar, welche man am Ende der Kletterroute erfährt. Allerdings sind in diesem Fall mehrere Personen für die Sicherheit zuständig und die Höhe ist bedeutend geringer, welches es einfacher macht. Diese Übung kann man für die Schüler/innen auch noch etwas komplizierter machen, indem man sie etwas variiert. Anstatt sich einfach nach hinten fallen zu lassen, sollen die Schüler/innen nun richtig abspringen und eine kurze Flugphase absolvieren. Der Rest der Gruppe streckt wie gehabt die Hände richtig und sicher aus, sodass nichts passieren kann. Die Kommandos gewinnen so an Bedeutung, da sich die Gruppe auf den springenden Schüler einstellen muss. Die Schüler/innen sollen sich nun in Dreiergruppen zusammen finden. Diese können entweder vom Lehrer bestimmt werden (Zeitersparnis) oder bei einer selbständigen Gruppe selbst gebildet werden. Alle Schüler/innen ziehen sich die Klettergurte an und der Lehrer überprüft ob alles richtig angezogen wurde und sicher ist. Da die Klasse schon über eine gewisse Erfahrung verfügt, reicht eine kurze Einweisung seitens des Lehrers. Hier sollte anhand einer Beispielgruppe noch einmal Schrittweise besprochen werden wie man sich richtig einbindet und sichert. In einem nächsten Schritt kommt es dann zu einer Vertrauensübung an der Kletterwand. Die Dreiergruppe einigt sich auf den ersten Kletterer und verbindet diesem die Augen. Falls der Lehrer nicht genug Augenbinden zur Verfügung hat können alternativ Schals, Jacken oder Mützen als Augenbinden dienen. Die Augen werden erst verbunden, wenn sich alle drei Schüler/innen dem Partnercheck unterzogen haben. Hierbei muss unter anderem kontrolliert werden ob alle Knoten stramm gezogen sind und die Karabiner geschlossen wurden. Wenn alles richtig ist kann das blinde Klettern beginnen. Da dem Kletterer die Augen verbunden sind muss er sich ganz auf die Kommandos seiner beiden Partner verlassen. Diese geben die Anweisungen („rechten Fuß eine Fußbreite nach oben setzen“ o,Ä.). Die Partner müssen hierbei sehr genaue Anweisungen geben und 8 laut und deutlich sprechen, damit der Kletterer den Anweisungen folgen kann. Nach einer gewissen Zeit wechseln die Partner, sodass jeder Schüler/in einmal blind geklettert ist. Bei dieser Übung spielt die Teamfähigkeit und das Vertrauen eine sehr wichtige Rolle. Gerade mit verbundenen Augen muss man seinen Partnern voll vertrauen. Ein weiterer positiver Effekt dieser Übung ist die eventuelle Angstfreiheit. Falls ein Schüler vor großer Höhe Angst hatte, kann er durch diese Übung das Klettern völlig neu erfahren. Er sieht nicht in welcher Höhe er sich befindet und kann so möglicherweise viel freier und ruhiger Klettern. Um die Übung anspruchsvoller zu gestallten könnte man die Schüler/innen blind eine Route klettern lassen. Dann dürfen sie nicht mehr alle Farben betreten, sondern müssen sich auf eine einigen und diese Klettern. Diese Variation ist jedoch Zeitintensiver, da die Kommandos präziser sein müssen. Wenn alle Schüler/innen einmal mit verbundenen Augen geklettert sind kommt es zu einer kurzen Feedbackrunde. Die Schüler/innen sollen hierbei über ihre Erfahrungen und Ängste reden. Aber auch ob es besser oder schlechter war mit verbundenen Augen zu klettern. Zum Abschluss ziehen alle Schüler/innen ihre Klettersachen wieder aus und die Gruppe trifft sich im Boulderbereich. Um die Übungen zu festigen wird nun in Partnerarbeit gebouldert. Hierbei trauen sich auch Schüler, die an der Kletterwand vielleicht noch nicht so hoch klettern wollten mehr zu, da sie wissen, dass nichts passieren kann und man im schlimmsten Fall auf die Matte fällt. Bei dieser Übung kommt es auch wieder auf die präzisen Anweisungen des Partners an. Ein weiter Vorteil des Kletterns im Boulderbereich sind definitiv die geringen Wartezeiten der Schüler/innen. Da man nur noch zu zweit unterwegs ist, kommt man relativ schnell wieder in den Genuss zu klettern. Schließlich wird die Doppelstunde noch einmal reflektiert. Hier dürfen die Schüler/innen konstruktive Kritik einbringen und über ihre Erfahrungen und Gefühle beim Klettern berichten. Im Plenum wird nun noch einmal zusammengetragen, was erlebt wurde und was die Schüler über sich und über das Thema Vertrauen gelernt haben. Damit sollen die Erfahrungen und Erkenntnisse gefestigt werden und den Schüler/innen für zukünftige Klettereinheiten als Stütze dienen. 9 4. Literaturverzeichnis http://www.schulsport-nrw.de/schulsportpraxis-und-fortbildung/realschule.html 10