SS 2014 Kurs: Klettern 1.8 Dozent: Tim Dawal "Vertrauen und Verantwortung" im Klettersport Ausarbeitung von Enis Martin Sergej Thomas Yvo Inhalt 1 Einleitung Vertrauen ............................................................................. 3 2 Thema der Unterrichtsreihe .................................................................. 5 2.1 Thema und Einbettung der Stunden .................................................. 5 2.2 Vertrauen und Verantwortung im Klettern ......................................... 6 2.3 Vertrauensspiele beim Klettern ......................................................... 7 3 Einordnung der Stunden in die Vorgaben des Lehrplans ..................... 8 3.1 Pädagogische Perspektiven .............................................................. 9 3.2 Lehr- und Lernwege ........................................................................ 10 4 Unterrichtsentwurf: Spielformen zum Thema Vertrauen ..................... 11 5 Spielformen zum Thema Vertrauen an der Wand .............................. 13 2 1 Einleitung Vertrauen Der gesellschaftliche Bereich des Sports hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm entwickelt, ausdifferenziert und pluralisiert. Immer mehr rücken Trendsportarten in den Vordergrund wo das eigene Leistungsvermögen an seine Grenzen geführt wird Zu diesen neuen Sportformen fällt auch der Klettersport mit all seinen Varietäten, wie Top-Rope, Vorstieg oder Bouldern. In diesen Erlebnis- bzw. Abenteuersportarten suchen immer mehr Menschen außergewöhnliche Herausforderungen. Auch wenn diese Form des Erlebens von Risiko, Herausforderung und, Spannung in erster Linie Ich-zentriert ist, so wird der Sport zumeist nicht allein betrieben. Insbesondere beim Top-Ropen ist man auf die Kooperation eines Partners angewiesen. Einerseits verlangt dies ein verantwortungsvolles Miteinander und andererseits ein großes Maß an Vertrauen. „Vertrauen basiert [dabei] auf der Erwartung einer Person oder einer Gruppe, sich auf ein mündlich oder schriftlich gegebenes Versprechen einer anderen Person bzw. Gruppe verlassen zu können“ (Rotter in Petermann, 1985, S. 12). Es geht also auch darum sich sicher zu fühlen, zu wissen, dass man gesichert wird, wenn man fällt, also zu wissen, dass einem nichts passiert, weil der Partner einen hält. Diese Sicherheit und der Abbau von Ängsten ist nur möglich, wenn man Vertrauen hat. Dieses Vertrauen setzt jedoch in gleicherweise das Verantwortungsbewusstsein des Partners voraus. Nimmt er seine Sache nicht ernst oder lässt sich ablenken, das heißt verpflichtet er sich nicht seinen Partner verantwortungsvoll zu sichern, so bricht auch das Vertrauen des Anderen zusammen. Die starke Verantwortungsebene ergibt sich zusätzlich aus der Tatsache, dass das Klettern und Sichern eine echte Bewährungsprobe darstellt. Es ist nicht nur theoretisch, sondern lebensnah. Zu dieser Verantwortung zählt neben dem Sichern auch das Überprüfen der Knoten und der Sicherheitsgurte. Kindern und Jugendlichen wird durch das Klettern somit die praktische Seite von Verantwortung näher gebracht. Neben dem hier beschrieben Vertrauen in den Partner sind noch andere Aspekte des Vertrauens für das Klettern nötig. Zum einen das Vertrauen in das Material und zum anderen das Vertrauen in die eigene Person. Das 3 Vertrauensverhältnis, welches beim Klettern aufgebaut werden muss, ist somit wesentlich komplexer, als in anderen Sportarten. Im Folgenden sollen zu allen drei Vertrauensarten Beispiele gegeben werden: Vertrauen in den Partner meint ob der Partner sich nicht ablenken lässt und sich stets auf das Sichern des Kletternden konzentriert. Weiterhin ist wichtig, dass der Partner eventuell Hilfestellungen gibt, falls der Kletternde nicht weiter kommt und eventuelle Fehltritte vorausahnt. Das Vertrauen in das Material spielt auch eine wichtige Rolle, so muss man sich darauf verlassen können, dass das Seil die Last des Kletternden aushält und die Karabiner gesichert sind. Des Weiteren muss man auch von der Belastbarkeit, bzw. Haltbarkeit der Wandsicherungen und Klettergriffe ausgehen können Auch das Vertrauen in die eigene Person ist von besonderer Bedeutung. So sollte immer sichergestellt sein, dass Knotentechniken und Sicherungen beherrscht werden. Zudem ist eine gute Eigenwahrnehmung ein entscheidender Parameter. Der Kletternde sollte seine eigene Kraft und Ausdauer realistische einschätzen können, ebenso, ob die Konzentration zum Bewältigen der Aufgabe noch ausreichend ist. Ein weiterer Risikofaktor der berücksichtigt werden muss ist das richtige Einschätzen der Situation. Wenn es zu gefährlich wird, sollte gut darüber nachgedacht werden, ob weitergeklettert wird oder ein Abbruch stattfindet. Ein großer Teil der hier erläuterten Beispiele wird im weiteren Verlauf des Unterrichtsentwurfs näher thematisiert. Hierzu werden Spiele und Spielformen vorgestellt, die zum Aufbau von Vertrauen und Verantwortung genutzt werden können. Bei der Auswahl der Spiele wird insbesondere darauf geachtet, dass die Elemente des Klettersports, wie das Sicherungsseil integriert sind. 4 2 Thema der Unterrichtsreihe Thema der Unterrichtsreihe lautet "Vertrauen und Verantwortung" im Klettersport. Die Doppelstunde soll die Schüler1 einer 8. Klasse Realschule auf das selbstständige Klettern in Sicherungsteams, welches sie in den folgenden Stunden erlernen sollen vorbereiten, da dieses Thema eine zentrale Rolle im Klettersport spielt. 2.1 Thema und Einbettung der Stunden Da die ersten beiden Doppelstunden eine Einführung in das Klettern sein sollen, soll versucht werden, den Schülern die Angst vor dem unerwarteten zu nehmen und Hemmungen abzubauen, damit sie sich im weiteren Verlauf der Unterrichtsreihe an einer Kletterwand bewegen können. soll eine Grundlage geschaffen werden. Durch kleine Vertrauensspiele von der Paarsituation bis hin zur gruppendynamischen sollen die Schüler durch verschiedene Handicaps zur Kooperation unter- und miteinander angeregt werden um so eine Basis des Vertrauens in den Partner, die Gruppe und auch das Material aufzubauen. Die sportliche Leistungsfähigkeit der Schüler/Innen ist als heterogen, aber im Durchschnitt gut zu bewerten. Da die Schüler/Innen zumeist keine Erfahrungen im Bereich des Kletterns, sind alle als Anfänger einzustufen. Klettern stellt genau wie das Schaukeln und andere motorische Fähigkeiten für Kinder ein anthropologisches Bedürfnis dar. Da das Klettern an der Kletterwand erst im späteren Verlauf des Unterrichtsvorhabens thematisiert werden soll, treten als Einstieg Vertrauensspiele in den Vordergrund. Dadurch soll sowohl das Selbstvertrauen, sowie auch das gegenseitige Vertrauen und Selbstfindungsgefühl gesteigert werden. Beim gegenseitigen Helfen und Unterstützen können die Schüler/Innen darüber hinaus noch ihr Verantwortungsbewusstsein fördern. Durch die Unerfahrenheit mit dem Klettern und auch im Umgang untereinander, korrespondierend mit der Entwicklungsphase, besteht in der Klasse die Angst ausgelacht oder von einem Schüler oder einer Schülerin des anderen Geschlechts Obwohl aus Gründen der Lesbarkeit im Text die männliche Form „Schüler“ gewählt wurde beziehen sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter. 1 5 angefasst zu werden. Um dem entgegenzuwirken und Ängste abzubauen, ist es sicherlich hilfreich, wenn die Schüler/Innen sich vorher gut kennen bzw. gut verstehen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich der Ängste der Schüler anzunehmen und vorab eine Diskussionsrunde einzurichten, wo beispielsweise das Thema „Berührungsangst“ angesprochen wird. Auf diese Weise lernen die Schüler/Innen sein gegenüber in seiner Andersheit anzunehmen und Hemmungen können abgebaut werden. Klettermaterial kann unter Umständen in die Unterrichtsreihe integriert werden. 2.2 Vertrauen und Verantwortung im Klettern Vertrauen und Verantwortung sind die Grundbausteine eines guten und bewussten Kletterns, vor allem das Vertrauen in sich selbst, das Material und in den Partner. Die ganz besondere Rolle spielt dabei die sogenannte „Seilschaft“, dabei handelt es sich um die Interaktion zwischen Kletterer und Partner. Der Kletterpartner soll dabei den Partner ermutigen, ihn anfeuern, gemeinsam Kletterrouten erarbeiten und ihm dabei helfen schwierige Stellen zu meistern. Außerdem sollte man sich gegenseitig Bewegungsmuster zeigen um sich stetig zu verbessern. Da das Klettern und Sicheren eine ständige Bewährungsprobe darstellt, ergibt sich daraus auch eine starke Verantwortungsebene. Zu dieser Verantwortung zählt nicht nur das Sichern, sondern auch das überprüfen der Knoten und Sicherheitsgute. Kindern und Jugendlichen wird somit die praktische Seite von Verantwortung näher gebracht. Vertrauen unterteilen wir in folgende drei Schwerpunkte: Vertrauen in sich selbst Vertrauen in das Material Vertrauen in den Partner, bzw. die Gruppe Vertrauen in sich selbst beinhaltet das sichere Beherrschen der verschiedenen Knotentechniken und die objektive Selbstwahrnehmung. Damit ist insbesondere die eigene Kraft- und Ausdauereinschätzung gemeint. Dazu kommt natürlich auch die richtige Situationseinschätzung, man sollte ein Auge und Gefühl für entwickeln wann eine Situation zu gefährlich für mich wird und auch welche Route ich am besten klettern sollte um sicher hoch zu kommen. Sollte eine Situation zu gefährlich werden, dann sollte man objektiv einschätzen können ob meine Kraft und Ausdauer noch 6 ausreicht um diese entweder zu meistern und an ihr zu wachsen oder man halt einfach Abbricht und erst mal an einer weniger gefährlichen Stelle weiter übt um dann eventuell diese viel gefährlichere Situation leicht bewältigen zu können. Zu dem Vertrauen in das Material gehört erst einmal das Vertrauen in das Seil. Die Schüler sollten Erfahrungen damit sammeln wie viel das Seil aushalten kann und damit wie sicher es ist. Zudem gehört auch das Vertrauen in die Knoten, die Karabiner, die Klettergriffe und auch die Sicherung der Wand. Beim Vertrauen in den Partner sind spielt vor allem der Partner selbst die entscheidende Rolle. Er sollte konzentriert und immer bei der Sache sein, sich nicht ablenken lassen, dem Kletternden Tipps und Hilfsanleitungen zum bewältigen seiner Route geben. Ausgehend von diesen drei Aspekten des Vertrauens beim Klettern, können nun Unterrichtseinheiten spielerisch mit Kindern und Jugendlichen ausgearbeitet werden. Ziel dabei sollte sein das Vertrauen in allen drei Bereichen zu stärken und die Schüler „kletterfest“ zu machen. 2.3 Vertrauensspiele beim Klettern Vertrauen in sich selbst, das Material und den Partner entwickeln Schüler beginnen zunächst mit leichten Übungen. Zu Beginn sind es Übungen am Boden die dann zum Schluss komplexer werden sollten. Wir unterscheiden auch zwischen Partner und Gruppen Übungen. Vom Einfachen zum Komplexen ist dabei das Stichwort. Wir beginnen mit der Übung „Blindenführung“. Dabei teilen wir die Gruppe in zweier Teams auf. Der eine bekommt die Augen verbunden und der andere soll den Blinden dann durch einen Parcours mit Hindernissen und Treppen durch ein akustisches Signal wie z.B. „rechts“ oder „links“ führen. Dabei sollte der Lehrer besonders acht auf sonst bekannte Störenfriede geben und nochmals betonen wie wichtig es ist niemanden gegen die Wand oder ähnliches laufen zu lassen. Durch das Vertrauen in die Kommandos des Partners wird besonders das Klettern an der Wand geschult. Die zweite Übung heißt „Lokführer“. Dabei stellt sich die Gruppe in einer Reihe auf und alle bis auf den letzten schließen dabei die Augen. Der letzte ist somit der sogenannte Lokführer. Der Lokführer muss jetzt durch Druck auf die jeweilige 7 Schulter des Vordermanns eine Richtung bestimmen in die sich die Lok dann bewegt. Das Kommando das der Lokführer an seinen Vordermann abgibt, gibt er auch wiederrum an seinen Vordermann weiter bis der Bewegungsimpuls bis zur ersten Person durchgekommen ist. Eine Variation wäre das Ablaufen einer bestimmten Strecke. Die dritte Übungsform ist das „Tauziehen“. Hier wird die Gruppe in Zwei Teams aufgeteilt, die Teams sollten möglichst gleichstark in Sachen Zugkraft sein. Anschließend wird das traditionell bekannte Tauziehen durchgeführt. Dies soll den Schülern ein Material Vertrauen in das Seil vermitteln. Da diese Übung doch sehr kräftezehrend ist, sollte man dies auch erst als letzte Übung durchführen. Man könnte auch ergänzend einen Sicherungssack hochziehen und ihn anschließend kontrolliert Abseilen um so eine gewisse Routine und Sicherheit rein zu bekommen. Durch diese Übungen stärkt man das Gruppenvertrauen und auch das Vertrauen in den Kletterpartner. Berührungsängste werden abgebaut und die Empathie in den Partner und die Gruppe wächst. Hinzu kommt dass man Sicherheit in das Material bekommt und lernt damit umzugehen. Die Kooperation und Kommunikation wird gefördert und auch verbessert. Das sind Übungen die nach der Einleitung und vor dem eigentlichen Hauptteil erfolgen. Knapp 30 min sind hier zu einzuplanen, also 10 min je Übung. 3 Einordnung der Stunden in die Vorgaben des Lehrplans Neben dem Auftrag von Schulsport die Handlungsfähigkeit Heranwachsender im Sport zu fördern und diesen als Teilbereich einer Kultur einzuführen, werden selbstverständlich auch anhand von Beispielen und Anlässen die Inhalte des Faches Sport näher betrachtet. Die Kernlehrpläne, sowie schulinterne Curricula sehen vor, dass das Sinnpotential von Sportarten ausgeschöpft werden soll. Das bedeutet, dass der Sportunterricht mehrperspektivisch durchgeführt werden sollte. 8 3.1 Pädagogische Perspektiven Dieser Doppelauftrag kennzeichnet den pädagogischen Standpunkt, von dem aus das komplexe Handlungsfeld von Bewegung, Spiel und Sport in den Blick genommen wird. Von diesem Standpunkt aus werden hier sechs pädagogische Perspektiven herausgestellt. Jede pädagogische Perspektive lässt erkennen, inwiefern sportliche Aktivität pädagogisch wertvoll sein kann, und bietet damit zugleich eine Antwort auf die Frage, wie sich im Schulsport die Entwicklung Heranwachsender in einer Weise fördern lässt, die kein anderes Fach ersetzen kann. Diese Chancen gilt es möglichst umfassend zu nutzen. Unter jeder Perspektive lässt sich auch an Sinngebungen anknüpfen, die im Sport geläufig sind und mit denen Menschen unserer Zeit begründen, was sie im Sport suchen und warum sie ihn als Bereicherung ihres Lebens schätzen. Der Sportunterricht soll auf solche Sinngebungen Bezug nehmen und damit dazu beitragen, Sportkultur zu erschließen. Die verbreiteten Sinngebungen des Sports sind schon für Kinder und Jugendliche zugänglich. Insofern lässt sich unter jeder Perspektive auch Anschluss an deren Lebenswelt gewinnen. Aber der Schulsport darf nicht einseitig auf die Erwartungen bauen, die Schülerinnen und Schüler bereits mitbringen. Typischerweise werden die Lehrkräfte von diesen ausgehen, ihnen dann jedoch ihre eigenen, pädagogisch reflektierten Anliegen gegenüberstellen. Von diesen Pädagogischen Perspektiven sollen im Weiteren zwei genauer betrachtet werden. Zwar findet man alle Perspektiven im Klettersport wieder, aber diese beiden sind am wichtigsten. Wahrnehmungsfähigkeit verbessern, Bewegungserfahrungen erweitern Die Wahrnehmungsfähigkeit eines Menschen entwickelt sich an den Aufgaben, die er seinen Sinnen stellt. Bei den Lebensbedingungen der heutigen Zeit konzentriert sich die Wahrnehmung häufig nur einseitig auf bestimmte Formen des Sehens und Hörens. Die Aufgabe der Schule ist es dieser einseitigen Wahrnehmung durch eine vielseitige, entwicklungsgerechte Ansprache aller Sinne entgegenzuwirken. Klettern eignet sich für diese pädagogische Perspektive besonders gut. Es bietet eine Vielfalt an Herausforderungen an Koordination und Mobilisation zur Stärkung von Bewegungssicherheit und Haltungsaufbau. Darüber hinaus werden beim Klettern 9 die verschiedenen Sinne der Schüler/innen geschult. Es wird das Sehen, Hören und Tasten ebenso gefördert wie der Gleichgewichtssinn. Die Schüler/innen sollen ihren Körper in seiner Einzigartigkeit und Veränderbarkeit erfahren und begreifen, sowie lernen mit ihm verantwortungsvoll als Teil ihrer selbst umzugehen. Indem solche Empfindungen im Sport durch eigenes Tun erschlossen und kontrolliert werden können, stärken sie zugleich das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Kooperieren, wettkämpfen und sich verständigen Das Fach Sport bietet von allen Schulfächern im Hinblick auf die Förderung sozialen Lernens und sozialer Verantwortung ein einzigartiges Potential. Sport bietet wie kein anderes Fach Anlässe, soziale Handlungsfähigkeit in Verbindung mit praktischer Erfahrung und Reflexion weiterzuentwickeln. Beim Klettern wird das Vertrauen in sich und seine eigenen Fähigkeiten ebenso erfordert, wie das in die Fähigkeiten des Partners oder einer Gruppe. Dadurch wird auch gleichzeitig das Verantwortungsbewusstsein eines Schülers, bzw. einer Schülerin gestärkt. Die Gemeinschaft wird im Klettern besonders intensiv erlebt und erfahren, da hohe Anforderungen an die Verständigungsbereitschaft gestellt werden. Um Unfälle zu vermeiden, ist vor allem verbale, aber auch nonverbale Kommunikation notwendig. Vertrauensspiele erfordern dies in hohem Maße, sodass kooperatives und sozial intaktes Verhalten verbessert wird. Für die Schüler/innen bedeutet dies, die Mitschüler/innen mit all ihren Ängsten, Sorgen und Hemmungen zu akzeptieren und anschließend gezielt Hilfestellung zu leisten, um diese abzubauen bzw. zu überwinden. 3.2 Lehr- und Lernwege In der Doppelstunde soll mit Hilfe von unterschiedlichen Vertrauensspielen die Kommunikation und Kooperation gefördert werden, um den Zusammenhalt der Gruppe zu steigern und ein sog. "Wir-Gefühl" zu entwickeln. Die Vertrauensspiele werden im Stationsbetrieb durchlaufen, sodass längere Wartezeiten wegfallen und möglichst viele Schüler gleichzeitig aktiv sein können. Vertrauensspiele werden vorzugsweise in spielerischer, experimenteller und problematischer Art und Weise 10 durchgeführt. Diese Vorhergehensweise des spielerischen Miteinanders trägt positiv dazu bei, dass Schüler bei den Spielen Vertrauen zu sich und zueinander aufbauen. Die Sicherheit der gesamten Gruppe hat dabei immer oberste Priorität. Der Lehrer übernimmt bei den offenen Lernsituationen die Rolle des Beraters ein und gibt Anregungen und Impulse um mögliche Probleme oder Hindernisse zu überwinden. 4 Unterrichtsentwurf: Spielformen zum Thema Vertrauen Phase/ Zeit Einleitungsphase Inhalt (Unterrichtsschritte, Übungsformen) - Erwärmung Sozialform/ Material Ziele Organisation Begrüßung der TN FrontalSicherheitsunterricht aufklärung Aufklärung über den Stundenverlauf Seilspringen Einzeln 1.Vertrau Partnervertrauen: „Pferd Partnerübung ensreiten“ übung Ein Partner setzt sich auf die Schultern des anderen und gibt über leichtes Drücken am Körper die jeweilige Laufrichtung des tragenden Partners an. Der laufende/tragende Partner ist in dieser Übungsform „blind“. 2.Vertau- Gruppenvertrauen: Gruppenübun ens„Adler fliegen“ g übung Eine steif, auf dem Boden liegende Person wird von der gesamten Gruppe -Einführung in die Kursstunde -Stundenüberblick geben -Erwartungen aufbauen / Interesse wecken -Vermittlung theoretischer Hintergründe Spring-Aktivierung des seile Herzkreislaufsystems (Anzahl -Erwärmung der der TN) Muskulatur -Materialgewöhnung: Seil AugenLaufender und binde Sitzender Partner Karteikar müssen gemeinsam te mit agieren um nicht gegen AnleiObjekte zu laufen und tung sich verletzten. Augenbi nde, Weichbo denmatt e Erkenntnis: Gemeinsam stark sein. Niemand könnte alleine aus dieser Position jemanden über den 11 angehoben und über Karteikar Kopf heben. deren Köpfe gedrückt. te mit Tragende Person lernt Dabei ist jede Stelle um Anleitun Vertrauen in die Gruppe die zu tragende Person zu g zu bekommen und besetzten um Sicherheit Kontrolle abzugeben. gewährleisten zu können. Nötig um Angst beim Variationen: Klettern abzubauen. Gemeinsame Kommandos bzgl. Start und Höhe Möglichkeit der Fortbewegung der gesamten Gruppe Drehung der gehobenen Person 3.Vertrau Gruppenvertrauen: Gruppenübun Augenbi Förderung der -ens„Fallen lassen“ g nde, Konzentration (wann übung Eine Person stellt sich große fällt die Person?) Rückwärtig auf eine große Kiste, Förderung der Kiste und lässt sich in die Weichbo Differenzierungsfähigke Arme der Gruppe fallen, denmatt it (wie schwer/groß ist die in einer Art Gasse e die Person?) gegenüber stehen und die Karteikar Förderung der Arme ausgestreckt halten. te mit Kommunikation und Variation: Anleitun Kooperation (wo muss Augen offen/geschlossen g wer stehen damit eine Fallhöhe variieren optimale Sicherheit Kommunikation nur durch stattfindet?) Blicke Erlenen, dass Kontrolle in eine gut funktionierende Gruppe abgegeben werden kann. Dadurch Förderung des Vertrauens in die Gruppe. 4.Vertrau Materialvertrauen: Gruppenübun Seil Kooperation und -ens„Tauziehen“ g Bodenm Kommunikation fördern übung Das Wettkampfspiel: arkierun (Anwendung von Taktik, Tauziehen wird in zwei gen gemeinsames möglichst gleichstarken Karteikar gleichzeitiges Ziehen Gruppen durchgeführt. te mit führt zum Ziel) Ziel ist es die jeweils Anleitun -Erkenntnis über die andere Gruppe durch g Stabilität und 12 ziehen am Seil über eine vorherbestimmt Linie zu ziehen. Ein Startkommando leitet das Spiel ein. Auswertung/ Evaluation Hinweis: Besprechung mit den TN Frontalunterric Evtl. über den Ablauf der ht Tafel Stunde Welche positiven/negativen Erlebnisse wurden erlebt? Was ließe sich verändern? Reißfestigkeit des verwendeten Materials in Bezug auf den Angstabbau eines möglichen Absturzes von der Kletterwand. Konstruktive Kritik geben und annehmen erlernen Austausch über jeweils unterschiedliche Wahrnehmung in der Gruppe (Ambiguitätserfahrungen und fördern der Empathie) Die einzelnen Vertrauensübungen lassen sich in einer Art Stationsbetrieb ausführen um den Unterricht ein wenig zu entzerren und somit jedem die Möglichkeit zu bieten immer aktiv am Unterricht teilnehmen zu können. Andernfalls sollte die im Verlaufsplan angegebene Reihenfolge angewendet werden, da sie von Partnerübungen über eine statische, zu einer dynamischen Gruppenübung wechselt und dann ein Wettkampf zum Abschluss hat. 5 Spielformen zum Thema Vertrauen an der Wand Während die zuvor dargestellten Aufgaben bzw. Spielformen am Boden praktiziert werden sollten, sollen die folgenden Aufgaben an der Wand praktiziert werden. Die Spielformen zum Vertrauen an der Wand sind von zweierlei Art. Im ersten Teil soll die Übung, die gemacht werden soll, auf den Vorübungen aufbauen. Die Augen des Schülers sollen also immer noch geschlossen bzw. verbunden sein, jedoch soll die Aufgabe auf das Klettern bezogen sein, also wird „blind Klettern“ gemacht. Dabei verbindet sich ein Schüler die Augen und klettert an der Wand hoch. Der zweite Schüler, welcher sichert, erklärt dem Kletterer die (leichte) Route. Dabei dürfen zunächst alle Griffe genutzt werden, die vorhanden sind. Der Schwierigkeitsgrad kann geändert werden, in dem man die Variable „Griffe“ verändert. Es ist dann nicht mehr erlaubt alle Griffe zu benutzen, sondern nur die von zwei Farben und später dann nur noch nie, einer Farbe. 13 Eine andere Variante könnte durch das Verändern der Variable „Gruppenzahl“ herbeigeführt werden. Zu den Zweierteams kommt ein Dritter dazu, welcher die Aufgabe des Navigierens übernimmt, sodass der andere sich voll und ganz auf das Sichern konzentrieren kann. Dadurch erhält der Kletterer mehr Sicherheit und somit auch Vertrauen, da er dann weiß, dass eine Person sich ausschließlich um das Sichern kümmert. Außerdem werden dabei die sozialen Aspekte der Kommunikation und Kooperation geschult. Für Anfänger ist das die bessere Variante, vor allem aus Sicherheitsgründen, da pro Aufgabe ein Schüler da ist und kein Multitasking des Sichernden gefordert werden muss. Im zweiten Teil dieses Themas wird eine weitere Partneraufgabe durchgeführt, die sich „Navigationssystem“ nennt. Bei dieser Übung klettert ein Schüler des Dreierteams eine bestimmte Route vor, dabei sollen wieder die Griffe alle genutzt werden und bewusst variiert werden. Da der zweite die Route nun versuchen soll nach zu klettern, wäre es unsinnig nur rote/blaue/gelbe etc. Griffe zu nutzen. Die Route wäre dadurch dann schon vorgegeben. Während der zweite klettert sind Tipps und Hilfe des vorangehenden Kletterers erlaubt und sogar erwünscht. Diese Übung soll den Schülern helfen ein Gespür zu bekommen für die Wand und vor allem für die Routen, da sie sich die Griffe und die Art der Bewegung merken sollen. Außerdem sollen auch hier die sozialen Aspekte der Kommunikation, Kooperation und auch der Interaktion gefördert werden, denn der erste Kletterer gibt Tipps und kann dem zweiten Kletterer bei Problemen helfen die Route doch noch zu schaffen. Auch das Vertrauen wird gestärkt, da sich der zweite Kletterer auf den Partner verlassen kann/soll. Die beiden hier aufgeführten Aufgaben und somit der Hauptteil des Unterrichts sollten so ca. 40 Min dauern, 20 Min pro Übung. Abschließend sollte eine zehnminütige Besprechung der Stunde stattfinden, in der die Schüler Rückmeldungen geben (Was war gut? Was war nicht so gut? Wo lagen Schwierigkeiten? Warum wurden die Übungen ausgewählt, was war die Intention dabei? Etc.) und der Lehrer danach alles zusammenfasst und auswertet, im Hinblick auf die nächsten Unterrichtseinheiten. 14