Lynyrd-Skynyrd-Sänger Johnny Van Zant vor der Deutschland-Tour mit Deep Purple: „Wir stehen für die alten Werte!“ ?: Die 30-jährige Karriere von Lynyrd Skynyrd ist von schweren Rückschlägen - beginnend mit einem Flugzeugabsturz, bei dem 1977 mehrere Bandmitglieder umkamen, über den Tod ihres Bassisten Leon Wilkeson vor eineinhalb Jahren bis hin zur Herz-Operation bei Gründungsmitglied Gary Rossington 2003 - geprägt. Was sind die Gründe dafür, daß Ihr dennoch durchgehalten habt? Van Zant: Die Musik und unsere Fans. Sie waren es, die uns stets über die schwierige Zeit hinweggeholfen haben. ?: Euer aktuelles Album heißt „Vicious Cycle“. Übersetzt bedeutet das „Unheilvoller Kreis“. Bezieht sich der Titel auf Eueren Werdegang? Van Zant: Einerseits spielt er auf unsere Karriere an, andererseits aber auf das Leben generell. Wenn ich da nur an meines denke: Ich bin jetzt 16 Jahre bei Lynyrd Skynyrd. Sie kommen mir wie 16 Minuten vor, denn als Mitglied einer Band dieser Größenordnung ist man Teil eines gnadenlosen Kreislaufes, der aus Konzerten, Komponieren, Studioaufnahmen, Flügen, Interviews et cetera besteht. Und zudem leben wir generell in schwierigen Zeiten, die es nicht leichter machen. ?: Hat sich der gitarrenlastige, bluesige Southern-Rock-Sound von Lynyrd Skynyrd während der drei Jahrzehnte verändert? Van Zant: Nun, wir waren stets bemüht, die Essenz unserer Musik konstant zu halten. Dies sind aussagekräftige Texte, die aus dem Herzen kommen, und deren Aussage unsere Fans zutiefst anspricht. Musikalisch aber, und das beweisen Stücke wie „The Way“ sowie „All Funked Up“ auf der „Vicious Cycle“-CD, schlagen wir in unserem Sound schon auch neue Wege ein. Doch im Kern sind wir eben eine Band, welche für die alten Werte steht: hart arbeiten, sich um die Familie sowie das engere Umfeld kümmern und an sich selbst glauben! ?: Kritiker werfen Euch vor, daß Euere Musik altmodisch klingt. Wie kontert Ihr solch einen Vorwurf? Van Zant: Gar nicht, denn genau dafür lieben unsere Fans Lynyrd Skynyrd. Wir sind eben echt! Damit will ich aber nicht sagen, daß ich die aktuelle Musikszene verteufele. Das große Angebot sorgt schließlich dafür, daß das Metier interessant bleibt. Und ich habe selber Kinder, die finden die angesagten Acts toll. ?: Ihr gastiert heuer im Rahmen einer Europa-Tournee mit Deep Purple auch in Deutschland. Wie kam diese Kombination zustande? Van Zant: Wir waren schon 2001 zusammen in den USA unterwegs. Weil das hervorragend funktioniert hat, machen wir jetzt das Gleiche in Europa. Im übrigen liebe ich die Deep-Purple-Musik. ?: Wegen seinem Veto bezüglich eines Irak-Krieges gibt es unter großen Teilen der amerikanischen Bevölkerung eine Anti-Haltung gegenüber Deutschland. Wie ist Euer Verhältnis zu uns? Van Zant: Positiv! Ich war zum ersten Mal 1991 in Deutschland. Schon damals glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, daß eine Band aus Jacksonville/Florida auch jenseits des Atlantiks so viele Fans hat. Das begeistert mich bis heute. ?: Ihr geltet als sehr patriotische Gruppe. Wie denkt Ihr über den Krieg USA contra Irak? Van Zant: Nun, wir sind Musiker und keine Politiker, das vorneweg. Aber meine Meinung ist, daß es am besten keinen Krieg gibt. Sonst sterben Menschen auf beiden Seiten. Aber im vorliegenden Fall wurde Vieles versucht und wenn es noch einen Ausweg gegeben hätte, dann wäre nicht zu diesem letzten Mittel gegriffen worden. Gleichzeitig muß ich aber betonen: Wir als Amerikaner stehen auch hinter Präsident Bush und unseren Truppen! Jetzt hoffen wir, daß die Menschen im Irak nicht nur von ihrem Diktator befreit worden sind, sondern zukünftig auch ein besseres Leben haben. ?: Findet Ihr die Politik Eueres Präsidenten George W. Bush gut? Van Zant: Nach dem 11.September mußten die USA die Terroristen aufspüren. Die USA sind als Finanzplatz schließlich international wegweisend! Ich bin mir jedoch ganz klar dessen bewußt, daß viele Amerikaner die Politik von George W. Bush und seiner Mannschaft nicht befürworten. Diesen Leuten sage ich dann: „Wenn euch nicht gefällt, was diese Regierung macht, dann sorgt bei den nächsten Wahlen dafür, daß die jetzigen Leute nicht mehr am Drücker sind!“ ?: Zurück zur Musik: Was gibt es auf der Tour mit Deep Purple von Euch zu hören? Van Zant: Unsere Show wird so um die 75 Minuten dauern. Wir spielen außer einigen Songs aus der „Vicious Cycle“-CD einen Querschnitt unserer Lieder aus 30 Jahren Lynyrd Skynyrd, inklusive der Hits „Free Bird“ plus dem bei Euch ganz besonders beliebten „Sweet Home Alabama“. Und nachdem wir das letzte Mal vor drei Jahren in Deutschland aufgetreten sind, freuen wir uns natürlich sehr auf die Shows. Ihr könnt sicher sein, daß wir dabei unser Bestes geben werden! Abdruck honorarfrei bei Konzerthinweis und Autorenangabe (Thomas Hammerl)!