Zweiter Bericht Philipp Schrauth Einleitung Im zweiten Monatsbericht, der hier vorliegt sind allgemeine Informationen über Bolivien und El Alto, als auch natürlich neues über meine Arbeit und die neuesten Erfahrungen von hier vorzufinden. Auch beleuchte ich Teile des COMPAS, also meiner Arbeitsstelle, näher, was ich von nun an auch in den kommenden Berichten so halten werde. Bolivien Nach Ankunft in Bolivien wurde mir auch sogleich klar, dass sich die doch sehr farbenfrohe Pracht der Nationalfahne, die sich in Grün, Gelb und Rot präsentiert, doch sehr von den tatsächlichen Bildern und optischen Eindrücken des Landes unterscheiden. So bestand der erste Eindruck der bolivianischen Städte aus meiner Sicht doch eher aus einer eher braun und teilweise doch sehr trist und gleich aussehenden Stadtlandtschaft. Die Häuser, vor allem in ärmeren Regionen und Städten, bestehen zum größten Teil aus Ziegelsteinen und sind zu großen Teilen nicht fertiggestellt. Auch die Strassenlandschaft Boliviens ist nicht unbedingt gezeichnet von gut ausgebauten Strassen und perfekten Wegen. Wenn man Reisen will muss man schonmal Strassen aus Stein und Erde, die mehr Feldwegen als tatsächlichen Straßen gleichen, in Kauf nehmen. Diese und weitere Unterschiede Boliviens sind natürlich auf den Status als Entwicklungsland zurückzuführen. Nach Nicaragua ist Bolivien das zweitärmste Land Lateinamerikas und führt im südamerikanischen Vergleich somit natürlich die Liste der ärmstens Länder an. (Nicaragua liegt in Mittelamerika, um mal ein bisschen Erdkundeunterricht zu geben) Repräsentiert wird Bolivien momentan von Präsident Evo Morales, der dem linken Spektrum entspringt und vor allem von weniger betuchten Bevölkerungsgruppen im Jahre 2005 gewählt wurde. Die weitgehend indigene Bevölkerung erwartet von ihm frischen Wind in die Politik zu tragen und neue Konzepte gegen die weit verbreitete Armut hervorzubringen. Im Allgemeinen setzt sich das Land zu 2/3 aus Menschen indigener Abstammung zusammen. Die verbreitesten Volksgruppen sind Aymara und Quechua, die gleichzeit, neben Spanisch, auch offizielle Landessprachen darstellen. Mit 1.098.581 km² ist Bolivien ca. dreimal so groß wie Deutschland, besitzt jedoch nur ca. 1/9 der Bevölkerung meines Heimatlandes, nämlich ungefähr 9 Millionen Einwohner. (Dies entspricht einer Einwohnerdichte von 7,9 Einwohnern pro km² - im Vergleich dazu natürlich wieder Good Old Germany: 231 Einwohner pro km²) Aufgrund dieser riesen Fläche zeichnet sich das Land natürlich vor allem auch durch seine natürliche Vielfalt aus, die von 6500 hoher Berglandschaft oder Städten auf 4000 Meter bis hin zu tropischen Verhältnissen im östlichen Flachland reicht. Momentan ist die politische Lage relativ ruhig, auch wenn nationalen Medien, die weitgehend in der Hand von Evo-Gegnern liegen, von hoher Bürgerkriegsgefahr gesprochen haben. Diese Panikmache hat sich bisher jedoch nicht bewahrheitet und ehrlich gesagt, habe ich auch kein Gefühl von Unsicherheit oder bisher weitreichende Spannungen verspürt. El Alto und La Paz El Alto, die Stadt in der ich mein soziales Jahr absolvieren werde, liegt oberhalb von La Paz, dem Regierungszentrum, jedoch nicht der offiziellen Hauptstadt Boliviens (Diese ist offiziell Succre, das im Südosten des Landes liegt). La Paz präsentiert sich durchaus auch durch sehr europäische Züge, die vor allem im Prado, mehr oder weniger der Hauptstrasse, zur Show gestellt werden. Hier reihen sich schonmal ein relativ gut betuchtes Café an einen Burger King oder die großen nationalen und internationalen Banken. El Alto, das auch öfters den Titel des Armenviertels von La Paz erhält, liegt oberhalb dieser sehr beeindruckenden Stadt und definiert sich, trotz diesen weniger ruhmreichen Titels, seit März 1985 als eigene Stadt. Nach Santa Cruz (ca. 1,4 Millionen Einwohner) und der direkten Nachbarstadt La Paz (ca. 820.000 Einwohner) gilt El Alto mit ungefähr 780.000 Einwohner als die drittgrößte Stadt des Landes. Ein Haus an den Hängen El Altos mit den Hochhäusern von La Paz im Hintergrund Im Allgemeinen ist La Paz so aufgeteilt, dass die Stadt in einem Kessel, umringt von Anhöhen und Bergen, liegt und sich somit jeder eigenen Vergrößerung verwehrt. Aufgrunddessen hat es sich in den 90er Jahren eingebürgert, die Erweiterung der Stadt einfach auf die Nachbarstadt El Alto abzuschieben, die Aufgrund dieser Tatsache in dieser Zeit auch den Status der am schnellsten wachsenden Stadt der Welt zu Ehre wurde. (Mittlerweile hat sich dies jedoch wieder geändert, auch wenn die Zuwanderung der Stadt durch Campesinos keinen Abbruch nimmt). Wie schon erwähnt liegt El Alto oberhalb von La Paz, so dass man an den Grenzen El Altos eine wirklich sehr beeindruckende Sicht auf die Stadt nehmen kann. (siehe Photo) Ein weiterer Aspekt, den El Alto (was übrigens soviel bedeutet wie “Die Höhe”) ausmacht ist sein hoher Anteil junger Bevölkerung. Etwa 50% der hier lebenden Menschen ist im Alter von 19 Jahren oder Jünger und gerade mal 18% hat die 50 Jahre schon überschritten. Einen besonders dominanten Anteil in dieser Stadt macht auch die indigene Bevölkerung aus, 74% gehören dementsprechend der Gruppe der Aymara und 6% derjenigen der Quechua an. Der Titel des Armenviertels bestätigt sich auch zu großen Teilen, da viele Gebiete dieser Stadt weder über Wasser- noch über Stromanschluss verfügen. Auch müssen ca. 70% der Menschen mit einem Dollar oder weniger am Tag leben, was ja offiziell der Armutsgrenze entspricht. Dementsprechend werden natürlich auch die jüngsten Familienmitglieder in die Arbeit eingebunden, die dann als Lustrabotas (Schuhputzer), Boceadores (Schreier aus Minibussen, die auf ihren Bus aufmerksam machen und verkünden, wo die Fahrt hingehen soll) oder als normale Strassenverkäufer ihr täglich Brot verdienen müssen. Daher verwundert die hohe Zahl von über 40.000 arbeitenden Kindern in dieser Stadt nicht wirklich. Wir Freiwilligen, die hier im Gebiet Satellite wohnen, verfügen jedoch nicht über diese Probleme. In unserem Viertel gibt es durchaus Gas-, Wasser- wie auch Stromanschluss, womit wir uns erheblich von den marginalen Vierteln der Stadt unterscheiden und auch die Ausnahme El Altos bilden. Da ich meinen Einsatz hauptsächlich in einem Kulturprojekt (nämlich dem COMPA – Commundidad de Productores en Arte) absolviere, werde ich natürlich auch auf die kulturellen Angebote hier in El Alto eingehen und welche Möglichkeiten sich den Kindern bietet, Tätigkeiten wie Zirkus, Theater oder Musik auszuüben. Im Allgemeinen sind die Angebote hier doch recht dünn gestreut, jedoch ist die Kulturszene permanent am wachsen. Es bilden sich beispielsweiße immer mehr Theatergruppen, die dann auch auf öffentlichen Plätzen oder diversen Festivals Auftritte absolvieren. Besonders verbreitet ist hier jedoch schon das musizieren, so widmen sich viele Kinder und Jugendliche den hier klassischen Instrumenten Charango, Quena oder besonders häufig der Zampoña (bei uns besser bekannt als Panflöte). Auch das COMPA bietet Kindern und Jugendlichen im Alter von 5-25 Jahren die Möglichkeit sich in solche Tätigkeiten einzuarbeiten und zu engagieren. Hiermit wäre ich auch schon bei der allgemeinen Beschreibung des Projektes, in dem ich hauptsächlich meine Arbeit absolviere, nämlich dem COMPA, angelangt. COMPA COMPA (Communidad de Productores en Arte) ist eine kulturelle Einrichtung im Herzen von Satellite, einem Viertel El Altos. Hier können Jugendliche im Alter von wie genannt 5-25 Jahren sich diversen Tätigkeiten wie Zirkus, Theater, Musik, Ballett und weiteren, in Deutschland schon etablierten Beschäftigungen, widmen. Diese Fundacion bietet jedoch nicht nur Workshops und Möglichkeiten in diese Richtungen an, sondern geht auch auf die Straße und absolviert dort Afutritte um Jugendliche zu engagieren und führt Expositionen oder Festivals verschiedener Arten aus. So gibt es zum Beispiel im November das Angebot an einem einwöchigen Festival teilzunehmen, das den Dokumentarfilm “The Devil`s Miner” unter die Lupe nimmt und die Möglichkeit bietet über diesen Film, der von zwei Kindern in jungem Alter handelt, die in Potosi im so genannten Cerro Rico als Mineros (Minenarbeiter) ihren Lebensunterhalt verdienen, zu reden, nachdem man den Film gemeinsam gesehen hat. Auch behandelt diese Institution viele Sachbehalte wie zum Beispiel den Umgang mit der Umwelt, als auch die Rechte der Kinder oder die Importanz von Hygiene. Wir Freiwilligen haben im COMPA persönlich relativ viele Freiheiten und die Gelegenheit eigene Workshops anzubieten oder, wie ich zum Beispiel, mit den Kindern Theater oder andere, oben schon genannte Tätigkeiten zu betreiben. In den kommenden Berichten, die im Laufe des Jahres folgen werden, werde ich auch näher auf spezifische Aspekte, Tätigkeiten und Angebote dieser Institution eingehen, um einen so gut wie möglichen Einblick in meine Arbeit geben zu können. Dokumentale Arbeit Wie mir kurz nach meiner Ankunft hier in El Alto mitgeteilt wurde, bin ich hier in nächster Zeit unter anderem auch für die Dokumentation zusammen mit Boris (einem bolivianischem COMPAMitarbeiter) verantwortlich. Dies bedeutet, dass ich in die verschiedenen Talleres (Workshops) gehen muss um Photos und vereinzelt auch Videos aufzunehmen. Desweiteren wurde uns Zwei die Aufgabe zuteil mehrere Dokumentarfilme über spezielle Themen zu drehen. Die Dauer dieser Beiträge sollte letztendlich wohl von der Dauer von 10-15 Minuten, also eher kurzer Natur, sein. Momentan sind wir dabei ein “Dokumentarchen” über Recycling und Umwelt zu drehen. Dafür haben wir uns auch schon auf den Weg gemacht um zum Beispiel die Müllkippe El Altos zu filmen, auf der so ziemlich alles abgeladen wird, was den Namen MÜLL trägt. Sowohl der Gestank, als auch die Berge an Müll gehen an diesem Ort Hand in Hand und bereiten demjenigen, der diese Örtlichkeit betritt, auch reichlich interessante Erfahrungen. Hier vermisst man weder Bio- noch Plastik oder anderen, alternativen Abfall. Auch Tierkadaver sind durchaus mal vorzufinden und sorgen für die besondere duftliche Note. Desweiteren wird man an einigen Orten, an denen “spezieller Müll” in Tonnen verbrannt wird, mit einem Schild mit der Aufschrift “GEFAHR. ABGASE VON BIOGASEN” begrüßt. Jedenfalls wundert man sich nach Aufenhalt an diesem Ort nicht mehr wieso unsere Umwelt und vor allem Luft so reichlich verschmutzt ist. “GEFAHR. BIOGASE” auf der Müllkippe El Altos Um aber mal auf die Menschen einzugehen, die an diesen Orten arbeiten, beschreibe ich erstmal die Aufgabe einer der Frauen, die in den Bergen von Dreck und Gestank arbeiten müssen. Eben diese Frauen haben die Aufgabe aus den ganzen Mengen von Abfall spezielle Müllgegenstände, wie zum Beispiel Aluminium oder ähnliches auszusortieren, was mir oftmals als eine Sysiphusarbeit erschien. Jedoch sind auf dieser Müllhalde nicht nur Menschen aktiv am suchen, sondern auch Tiere, vor allem Hunde und Vögel. Die Hunde versuchen, die Müllfrauen umschleichend, Fressen, aus den ganzen Überbleibseln von Essensund Gebrauchsgegenständen der Alte Puppe auf der Müllhalde von El Alto Menschen El Altos, herrauszusortieren. Desweiteren haben wir bei der Arbeit für dieses Video weitere Interessante Menschen getroffen, die in verschiedenen Gebieten der Müllversorgung arbeiten. Zum Beispiel Leute, die sich alltäglich auf den Weg machen, um den Dreck an den Straßenrändern der Stadt einzusammeln, der auch aus allen Formen des Mülls besteht, zum Beispiel eben auch Tierkadavern, wie oben schon genannt wurde. Auch haben wir 2 kleine Kinder, höchstens im Alter von 3 und 5 Jahren getroffen, die zwischen Bergen von Plastikflaschen und mit dem dort herumliegenden Müll oder alten, kaputten Spielsachen gespielt haben, während ihre Eltern im Hintergrund die Plastikflaschen und anderen Müll voneinander trennten. Momentan sind wir eben noch an der Bearbeitung dieses Dokumentarfilmes über Recycling und Müll, werden ihn jedoch hoffentlich in den kommenden 2 Wochen soweit wie möglich fertig stellen. Danach geht es an die Arbeit zu einem Video über die Rechte der Kinder, auf das ich dann aber natürlich erst eingehen werde, wenn es auch soweit ist. Kleiner Junge mit seinem kaputten Dreirad und vor seinen Über meine dokumentale arbeitenden Eltern Arbeit werdet ihr natürlich in den weiteren Berichten auch immer mehr erfahren. Um ihr mal eine Wertung zugute kommen zu lassen: Diese Arbeit ist super interessant und macht auch viel Spaß, sie bietet mir die Gelegenheit öfter die marginalen Viertel El Altos zu sehen und konfrontiert mich mit den verschiedensten Lebensumständen der verschiedenen Persönlichkeiten hier! Von daher bin ich froh, dass mir die Möglichkeit geboten wurde, diese Arbeit zusammen mit Boris verrichten zu können. Leben in einer bolivianischen Familie Wie ich schon im ersten Bericht erwähnt hatte, haben wir Freiwillige alle für ein paar Wochen in bolivianischen Familien gelebt. Eingezogen in die Familien sind wir eigentlich gleich nach Ankunft von Cochabamba, wo wir gerade Familie (Sonya, Edmundo, Ich, Gabi) ohne Jorge und Alvaro auf dem das On- Meine Geburtstag von Gabriella ArrivalTraining absolivert hatten. Angedacht war dann letztendlich, dass jeder einzelne in eine Familie geht, die Verbindungen zum COMPA hat, da ihre Kinder dort an Talleres teilnehmen oder selber welche geben. Dauern sollte das ganze vom 18. September bis zum 15. Oktober. Meine Familie bestand aus Edmundo (dem Vater), Sonja (der Mutter), der Tochter Gabriella (8 Jahre alt), die im COMPA Ballett und Theater betreibt, Jorge (13 Jahre), der bei den Tronitos Charango, Quena und weitere Instrumente spielt und Alvaro (11 Jahre), der jedoch zur Zeit meines Aufenthaltes mit COMPA in Deutschland auf Tour war um Theater zu spielen und den ich auf Grund dessen erst vor kurzem kennengelernt habe. Ich wurde auch gleich nach Ankunft als Familienmitglied aufgenommen und mir wurde gesagt, dass ich jetzt 2 Familien, eine in Deutschland und eine hier in Bolivien habe. Wirklich sehr nette und zuvorkommende Menschen! In den kommenden Wochen haben wir natürlich viel Zeit miteinander verbracht. Der Tagesablauf sah im Normalfall so aus, dass ich nach der Arbeit frühs im COMPA, zur abuela (Oma) der Familie gegangen bin um dort zusammen mit allen zu Mittag zu essen (Dort waren auch meistens weitere Familienmitglieder, wie die Tias – Tanten – anwesend). Hinterher bin ich dann wieder, oftmals auch mit den beiden Kindern Gabriella und Jorge, ins COMPA um dort wieder bis Abends an die Arbeit zu gehen, bevor ich wieder in das Haus der Familie gegangen bin, um dort mit ihnen Uno, Instrumente oder andere Sachen zu spielen. Auch war ich mit dem Vater, Edmundo Abends ein paar Mal weg und auch an einigen Familienfesten, wie zum Beispiel den achten Geburtstag von Gabi, habe ich teilgenommen und mitgefeiert. Das fuer mich Markante an diesem Geburtstag war die hohe Anzahl an anwesenden Kindern. Natürlich ist es normal, dass an einem Kindergeburtstag auch viele Kinder anwesend sind, jedoch war das eigentlich auffallende daran, dass eigentlich nur Familienangehörige anwesend waren und eben fast alle 2 oder mehr Kinder haben (auch trotz jungem Alters der Eltern). Wenn man nun die in Deutschland geführte Diskussion über Kindermangel verfolgt, ist dieses Faktum durchaus markant! (nur als kleine Anmerkung am Rande). An Gabis Geburtstag, der am 5. Oktober war, wurde dann auch mir eine Torte geschenkt, da ich ja am 20. September Geburtstag hatte und die Familie hat dann auch den meinigen gefeiert. Wie schon genannt, habe ich auch, vor allem unter Anleitung von Jorge, angefangen mich einigen indigenen Instrumenten zu widmen, so bin ich mittlerweile in Besitz einer Quena (eine indigene Flöte), einer Zampoña (bei uns besser bekannt als Panflöte) und einem Charango, das ein kleines Saiteninstrument ist. Die Aufenthaltszeit in der Familie wurde in meinem Fall um circa zwei Wochen verlängert, da ich es verplant hatte mein Zimmer in der Zivi-Wg rechtzeitig fertigzustellen, da ich es komplett neu einrichten musste. Da vorher niemand in diesem Zimmer gelebt hatte, habe ich eben auch ein bisschen mehr Zeit benötigt. Letztendlich zog ich ein, nachdem alles gestrichen war und auch das Fenster, das vorher nicht vorhanden war, eingesetzt war. Der verlängerte Aufenthalt wurde noch durch die Tatsache unterstützt, dass die Familie ziemlich an mir festhielt und immer betonte, dass ich so lange bei ihnen bleiben könne wie ich wolle und sie eigentlich nicht wollen, dass ich schon gehe. Natürlich eine sehr nette Geste, aber nach sechs Wochen wurde es dann doch auch Zeit, mal Selbstständig mit den Mitzivis in den Alltag zu starten. Trotzdem waren diese Einanthalb Monate eine sehr nützliche und hilfreiche Erfahrung. Auf jeden Fall wurden die Ziele dieser Familienaufenthalte, zumindest bei mir, weitgehend erfüllt, die vorgesehen hatten, die spanische Sprache besser zu lernen und auch im interkulturellen Austausch Fortschritte zu machen. Durch die vielen Gespräche, die ich mit der Familie und ihren Angehörigen führte, wurde mir näher geführt, wie das bolivianische Leben und einige Bereiche der Gesellschaft und Kultur aussehen. Und da man in dieser Zeit auch nur relativ wenig Zeit mit den anderen deutschen Freiwilligen verbrachte, hat die Sprache natürlich auch enorme Fortschritte gemacht. Fazit: Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Reise nach Santa Cruz Zwischenzeitlich wurde mir auch schon die Ehre zuteil nach Santa Cruz reisen zu dürfen. Nachdem ich eines Tages, nach zwei weniger angenehm verbrachten Tagen im Bett aufgrund von Krankheit, wieder in das COMPA kam, wurde ich auch sofort in das Büro der Administration gebeten, da man mit mir sprechen wolle. Dort wurde mir auch zugleich mitgeteilt, dass drei der sechs Freiwilligen nach Santa Cruz reisen sollten, um auf einem Theaterfestival, das dort stattfand, Auftritte mit den Bombos (grosse Trommeln des Compa) zu absolvieren. Ich war einer derjenigen, die also die Möglichkeit geboten bekamen in dieser größten Stadt Boliviens ein bisschen zu musizieren und gleichzeitig Santa Cruz ein bisschen kennenlernen zu dürfen. Die zweite Überraschung folgte dann auch gleich auf den Fuß: die 20 Stündige Busreise sollte noch in der selben Nacht losgehen. Ja, das nennt man dann wohl spontan. Nachdem ich also den Tag über noch ein paar Erledigungen gemacht hatte, stieg ich pünktlich um circa 19 Uhr zusammen mit Simon, Leon und einem Freiwilligen des Compa aus der Schweiz, Filipe, in den Bus gen Osten des Landes. Um Santa Cruz mal ein bisschen zu beschreiben: Klimatisch ist diese Gegend auf einem ganz anderem Level als La Paz, die Stadt liegt im tropischen Tieflandes Boliviens, was natürlich Einflüsse auf die Temperaturen hat, die dort im Durchschnitt bei über 30° C liegen und auch Nachts die 20° C nicht unterschreiten. Die Stadtlandtschaft ist sowohl von Kolonialbauten, als auch vielen Palmen und allgemein viel Grün Bombo spielend auf dem Hauptplaza von Santa Cruz gekennzeichnet. Die Gegend in der wir wohnten (wir waren bei den Santa Cruz Freiwilligen untergebracht) hatte den Ruf, die gefährlichste der Stadt zu sein, jedoch erklamm mich in den ganzen vier Tagen unseres Aufenthaltes, nie ein Gefühl der Unsicherheit. Lediglich Nachts sollte man vielleicht nicht allein auf die Straße gehen. Insgesamt traten wir an diesem Wochenende fünf mal mit den Trommeln auf und von mal zu mal verbesserten sich unsere Perfomances auch. Einmal, als wir im Rahmen des Festivals, um Besucher anzulocken, auf dem größten öffentlichen Platz von Santa Cruz auftraten, wurde der Auftritt auch kurz nach Beginn durch die örtlichen Sicherheitskräfte gestoppt, da wir keine Erlaubnis hatten zu spielen. Naja, den Befehl aufzuhören, mussten wir dann letztendlich auch durchführen, nachdem sie Verstärkung geholt hatten und die Aufforderung mehrmals forsch wiederholt hatten. Im großen und ganzen war dieser Kurztripp aber eine durchaus nette Erfahrung, vor allem weil mir dadurch die Gelegenheit geboten wurde diese schöne Stadt einmal kennenzulernen und die Freiwilligen von Santa Cruz wieder einmal zu sehen. Auch die Auftritte hatten durchaus ihren Erfahrungswert und haben einfach nur Spaß gemacht. Ich hoffe, das irgendwann einmal wiederholen zu können. Schluss So, hier will ich auch nochmal auf meine Internetseite Aufmerksam machen, die ich versuche aktuell zu halten und das ein oder andere mal auch Bilder hochlade. Die Adresse lautet: boliphil.wordpress.com Wer also Interesse hat mehr optische Eindrücke über dieses Land zu erhalten und eher Kleinigkeiten aus dem Alltagsleben erfahren will, sollte mal drauf schauen. Ansonsten Danke an alle Unterstützer und Freunde! Philipp