La Paz (Departement La Paz, Bolivien), am gleichnamigen Fluss im

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Bolivien, Republik in Südamerika, die im Norden und Osten an
Brasilien, im Süden an Paraguay und Argentinien und im Westen an
Chile und Peru grenzt. Bolivien ist neben Paraguay der einzige
Binnenstaat Südamerikas. Das fünftgrößte Land Südamerikas (nach
Brasilien, Argentinien, Peru und Kolumbien) erstreckt sich von Norden
nach Süden über eine Länge von 1 530 Kilometern, von Osten nach
Westen ist es 1 450 Kilometer lang. Die Fläche beträgt
1 098 581 Quadratkilometer. Die verfassungsmäßige Hauptstadt ist
Sucre, der Regierungssitz liegt in La Paz.
Land
Bolivien ist ein Andenland, das Hochgebirge erstreckt sich von Norden
nach Süden im westlichen Teil des Landes. Im Westen, an der Grenze
zu Chile, liegt die Westkordillere (Cordillera Occidental), im Nordosten
die Ostkordillere (Cordillera Real), das Kernstück der Anden. Beide
umgrenzen das Bolivianische Hochland. In der Cordillera Real
erreichen die Anden mit dem Illimani (6 882 Meter) und dem Illampu
(6 550 Meter) ihre größten Höhen.
Physische Geographie
Bolivien setzt sich aus drei unterschiedlichen Regionen zusammen:
dem Altiplano (Bolivianischen Hochland), den Yungas, einer stark
bewaldeten Region des östlichen Bolivianischen Berglandes, sowie
dem im Osten gelegenen Tiefland (Llanos). Der bolivianische Teil des
auf 3 600 bis 4 000 Metern gelegenen Altiplano ist etwa 800 Kilometer
lang und 130 Kilometer breit und liegt zwischen der Cordillera
Occidental und der Cordillera Real. Im Norden, in dem ein Großteil der
Bevölkerung und Industrie des Landes angesiedelt ist, befindet sich der
Titicacasee, höchster schiffbarer See der Welt und größter See
Südamerikas. Der südliche Teil des Hochplateaus ist trocken und
unfruchtbar. An der Ostabdachung der Anden entfalten sich die tiefen
Täler der Yungas.
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Im Nordosten Boliviens erstrecken sich Ausläufer des AmazonasTieflands mit feuchtheißen Regenwäldern. In einem Großteil dieser
Region bilden sich während der Regenzeit (Dezember, Januar und
Februar) Sümpfe. Große Gebiete fruchtbarer Weiden liegen jedoch
über der Hochwasserlinie. Im Südosten befinden sich, durch das
Bergland von Chiquitos (1 070 Meter) getrennt, die trockenheißen
Ebenen des Gran Chaco.
Flüsse und Seen
Die Täler und Ebenen im Norden und Nordosten des Landes werden
durch den Rio Beni und seinen wichtigsten Nebenfluss, den Madre de
Diós, sowie den Rio Guaporé, Grenzfluss zu Brasilien, und den Rio
Mamoré entwässert. Der Rio Pilcomayo, der wichtigste Fluss im
Südosten Boliviens, fließt durch die Chaco-Ebene in den Paraguay und
mündet in den Río de la Plata. Der Rio Desaguadero, ein Ausfluss des
Titicacasees, fließt im Südosten in den Poopósee.
Klima
Obwohl Bolivien in den Tropen liegt, bedingen die großen
Höhenunterschiede des Landes ein unterschiedliches Klima. In den
höher gelegenen Regionen ist das Klima kalt und trocken, im Altiplano
und Tiefland herrscht ein feuchtheißes bis trockenes Klima. Die
Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 8,3 °C im Altiplano und
26,1 °C in den am höchsten gelegenen Tälern.
Flora und Fauna
Aufgrund der verschiedenen Höhenstufen kommen in Bolivien nahezu
alle Vegetationszonen vor. Das baumlose, zentrale Hochbecken wird
von Ichugräsern und Zwergsträuchern bewachsen. Gummibäume
sowie über 2 000 Hartholzarten sind in den tropischen Wäldern im
Osten des Landes zu finden. Das Lama, das hauptsächlich im Altiplano
beheimatet ist, dient als Lasttier und Lieferant für Milch, Fleisch und
Wolle. Alpakas, Vikunjas und Guanakos leben ebenfalls in der
Hochebene. Affen, Pumas, Jaguare, Gürteltiere sowie eine Vielzahl von
Reptilien-, Vogel- und Insektenarten sind hauptsächlich in den
tropischen Regenwäldern beheimatet. In den Savannen leben Nandus,
giftige Schlangen und Termiten. Der Kondor, größter flugfähiger
Landvogel, ist in den Anden und dem Hochland zu Hause.
Bevölkerung
Bolivien hat etwa 7,2 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte
zählt mit sieben Einwohnern pro Quadratkilometer zu den niedrigsten
Südamerikas. Die Lebenserwartung liegt für Männer bei 62 Jahren und
für Frauen bei 67 Jahren. Etwa 55 Prozent der Bevölkerung zählen zu
den Ketschua und Aimará, etwa 30 Prozent sind Mestizen. Die übrigen
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Bewohner des Landes sind Weiße und Nachkommen der altspanischen
Kolonisten. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt in ländlichen
Gebieten.
Sprache und Religion
Spanisch, Ketschua und Aimará sind die offiziellen Landessprachen.
Über 90 Prozent der Bolivianer gehören der katholischen Kirche an.
Wichtige Städte
La Paz ist mit 1,2 Millionen Einwohnern die größte Stadt des Landes.
Weitere bedeutende Städte sind Santa Cruz (700 000 Einwohner),
wichtiges Handelszentrum; Cochabamba (410 000 Einwohner), das in
einem fruchtbaren Anbaugebiet liegt, Oruro (180 000 Einwohner) und
Potosí (120 000 Einwohner), die beide in einem Gebiet mit großem
Erzvorkommen liegen.
Soziales
Das Gesundheitswesen Boliviens ist nur schwach entwickelt. Die
Säuglingssterblichkeit des Landes ist eine der höchsten Südamerikas.
Malaria, Ruhr und Tuberkulose sind weit verbreitet und stellen ein
Problem für die Gesundheit der Bevölkerung dar. Die medizinische
Versorgung ist besonders in ländlichen Gebieten unzureichend.
Bolivien bietet ein umfassendes Sozialversicherungssystem, das
jedoch weniger als die Hälfte der Bevölkerung erfasst.
Bildung und Kultur
Zwischen dem 6. und 14. Lebensjahr besteht eine Schulpflicht, die von
40 Prozent der Schulpflichtigen wahrgenommen wird. Die
Analphabetenrate liegt bei 35 Prozent.
An den Hochschulen sind etwa 100 000 Studenten eingeschrieben. Die
überwiegende Mehrheit der Schulen befindet sich in Städten, die
Landbevölkerung erhält eine geringe oder keine Schulbildung.
Universitäten gibt es in Sucre und La Paz, Cochabamba, Llallagua,
Oruro, Potosí, Santa Cruz. Tarija und Trinidad verfügen über
Fachschulen. Die St.-Francis-Xavier-Universität (1624 gegründet) in
Sucre ist eine der ältesten Universitäten Amerikas. Die Universität von
San Andrés (1830) in La Paz ist mit 37 000 Studenten die größte
Universität Boliviens. Die Spanisch sprechende Bevölkerung, die
größtenteils europäischen Ursprungs ist, verfügt über eine höhere
Bildung und ist wirtschaftlich besser gestellt als die einheimischen
Ketschua und Aimará.
Kunst und Musik
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Die Kleidung, Sprache, Architektur und Lebensweise der einheimischen
Bevölkerung hält an den Traditionen ihrer vorkolonialen Vorfahren fest,
die sich jedoch teilweise mit spanischen Bräuchen vermischt hat. Die
Kleidung ist bunt und den Anforderungen des Lebens in großen Höhen
angepasst. Feiertage und religiöse Feste werden mit Tänzen und
Feiern begangen. Siehe Indianer; lateinamerikanische Literatur;
lateinamerikanische Musik.
Verwaltung und Politik
Bolivien ist nach der 1947 verfassten und mehrfach geänderten
Verfassung eine Präsidialrepublik.
Exekutive
Die exekutive Gewalt liegt in den Händen des Präsidenten
(Staatsoberhaupt) und des Vizepräsidenten, welche alle vier Jahre
durch direkte Wahl gewählt werden. Wahlberechtigt sind verheiratete
Bürger ab 18 Jahren und ledige Bürger über 21 Jahren. Weder der
Präsident noch der Vizepräsident können für die unmittelbar
anschließende Legislaturperiode wieder gewählt werden. Der Präsident
bildet das Kabinett und kann bei Bedarf per Dekret regieren.
Legislative
Das Parlament ist ein Zweikammersystem, das sich aus dem Senat mit
27 Abgeordneten (drei aus jedem Regierungsbezirk oder
Departamento) und einem Abgeordnetenhaus mit 130 Mitgliedern
zusammensetzt. Beide werden auf vier Jahre gewählt.
Judikative
Die Rechtsprechung wird vom Obersten Gerichtshof in Sucre und
durch die Distriktgerichte sowie Gerichte auf örtlicher Ebene ausgeübt.
Der Oberste Gerichtshof besteht aus 12 Mitgliedern, die vom Parlament
auf zehn Jahre gewählt werden.
Kommunalverwaltung
Bolivien ist in neun Verwaltungsbezirke (Departamentos) untergliedert,
die von Präfekten (vom Päsidenten ernannt) verwaltet werden. Die
einzelnen Verwaltungsbezirke sind: Santa Cruz, El Beni, Tarija, Potosi,
La Paz, Chuquisaca, Pando, Cochabamba und Oruro. Jedes
Departamento ist wiederum in Provinzen unterteilt, deren Verwaltung
einem vom Präsidenten ernannten Unterpräfekten übertragen wird.
Wichtige Städte haben einen direkt gewählten Stadtrat.
Politik
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Nach der Wahl vom 6. Juni 1993 sind die Nationalistische
Revolutionsbewegung (MNR) und die Patriotische Übereinstimmung
(AP) die stärksten Parteien Boliviens.
Verteidigung
Es besteht ein allgemeiner Wehrdienst, doch wird in der Praxis nur ein
kleiner Prozentsatz der registrierten Wehrpflichtigen einberufen. Die
Streitkräfte haben eine Stärke von 33 500 Mann.
Wirtschaft
Bolivien gehört trotz seines Reichtums an Bodenschätzen zu den am
wenigsten entwickelten Ländern Südamerikas. Obwohl die größten
Bergbauunternehmen in den fünfziger Jahren verstaatlicht wurden, hat
die bolivianische Regierung die Entwicklung der privaten Industrie und
Investitionen ausländischen Kapitals aktiv gefördert.
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
In der Landwirtschaft sind etwa die Hälfte der Erwerbstätigen des
Landes beschäftigt, die 23 Prozent des Bruttosozialprodukts
erwirtschaften. Die geringe Produktivität dieses Sektors ist auf veraltete
Bewirtschaftungsmethoden, extreme Witterungsbedingungen und
Bodenerosion sowie eine unzureichende Verkehrserschließung
zurückzuführen. Obwohl Bolivien heute seinen Bedarf an den
traditionellen Nahrungsmitteln (Kartoffeln, Maniok und Getreide) ohne
fremde Hilfe decken kann, ist es immer noch auf die Einfuhr bestimmter
Lebensmittel angewiesen. Die wichtigsten bolivianischen Agrarprodukte
sind Kartoffeln, Zuckerrohr, Baumwolle, Kaffee, Mais, Reis und Weizen.
Ein Großteil des landwirtschaftlichen Ertrags entstammt dem Anbau
und der Verarbeitung des Kokastrauches. Die Fischerei ist ein relativ
unbedeutender Wirtschaftszweig des Binnenlandes Bolivien. Die
unzureichende Verkehrserschließung behindert die forstwirtschaftliche
Nutzung der bolivianischen Wälder, die hauptsächlich im Osten über
die Hälfte des Landes bedecken und reich an Edelhölzern sind.
Bergbau
Bolivien verfügt über reiche Erzvorkommen. In den zahlreichen
Erzlagerstätten werden Zinn, Blei, Silber, Kupfer, Antimon, Zink,
Schwefel, Wismut, Gold und Wolfram abgebaut. Der Bergbau,
wichtigster Devisenbringer Boliviens, erlitt Ende der achtziger Jahre
durch den Preisverfall an den Weltmärkten und die Erschöpfung der
Minen einen Einbruch. Bolivien zählt weltweit zu den größten Zinn-,
Wismut- und Antimonproduzenten. 1952 wurden die drei größten
Zinnminen verstaatlicht und zur Corporación Minera de Bolivia
(COMIBOL) zusammengefasst. Der Großteil der Zinnminen befindet
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sich im Umland von Oruro. Die Öl- und Erdgasförderung gewann
Anfang der siebziger Jahre an Bedeutung. Seit Ende der achtziger
Jahre war Bolivien von der Einfuhr ausländischer Mineralölprodukte
nahezu unabhängig.
Industrie und Handel
Das verarbeitende Gewerbe erwirtschaftet ungefähr 30 Prozent des
Bruttosozialprodukts und beschäftigt 13 Prozent der Erwerbstätigen.
Die wichtigsten Industriebetriebe sind im Ernährungs- und
Textilgewerbe sowie in der Holzverarbeitung angesiedelt. Mehr als zwei
Drittel der Industriebetriebe befinden sich in La Paz, dem wichtigsten
Industriestandort.
Etwa 53 Prozent der Exporteinnahmen entfallen auf den Verkauf von
Erzen, 18 Prozent auf den Export von Erdöl und Erdgas. Importgüter
sind Kapitalgüter, Konsumgüter und Zwischenprodukte. Die
Handelsbilanz ist negativ Die wichtigsten Handelspartner Boliviens sind
USA, Argentinien, Frankreich, Chile und Brasilien.
Währung und Bankwesen
Die Landeswährung ist der Boliviano (= 100 Centavos). Die Banco
Central de Bolivia ist die alleinige Notenbank des Landes. Mehrere
staatliche Banken zur Förderung kleiner Bergbaugesellschaften und
landwirtschaftlicher Betriebe vergeben an diese Kredite. Ausländische
und inländische Privatbanken operieren ebenfalls im Land.
Verkehrswesen
Bolivien verfügt über ein Eisenbahnnetz von etwa 3 700 Kilometer
Länge, welches das Binnenland mit den Häfen am Atlantik und Pazifik
verbindet. Die Hauptlinie führt von La Paz zu dem freien Handelshafen
Antofagasta in Chile.
Das Straßennetz umfasst etwa 40 990 Kilometer und beschränkt sich
vor allem auf das Hochland und östliche Tiefland. Nur wenige Straßen
sind asphaltiert, viele sind nur während der Trockenzeit befahrbar. Die
Luftfahrtgesellschaft, Lloyd Aéreo Boliviano, unterhält einen
regelmäßigen Flugverkehr zwischen den wichtigsten Landesstädten,
den übrigen lateinamerikanischen Ländern und den Vereinigten
Staaten. Die Wasserwege sind auf etwa 14 000 Kilometern schiffbar.
Gewerkschaften
Fast alle Arbeitnehmer, die nicht in landwirtschaftlichen Betrieben
arbeiten, sind in den Gewerkschaften des COB (Central Obrera
Boliviana: Bolivianische Arbeiterzentrale), dem zentralen
Gewerkschaftsbund, organisiert. Nach der Revolution von 1952 wurde
eine Gewerkschaft der Bauern gegründet.
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Geschichte
Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass in den
bolivianischen Anden vor etwa 21 000 Jahren die ersten Siedlungen
gegründet wurden. In der vorkolonialen Zeit erreichte die kulturelle
Entwicklung des Landes zwei Höhepunkte: Zwischen 600 und 1200
n. Chr. entstand im zentralen Andenland um den Titicacasee die
Tiahuanacokultur, die später durch die Ausdehnung des Inkareiches im
Gebiet des heutigen Boliviens überlagert wurde. An diese frühen
Kulturen erinnern viele ihrer Gebäude sowie die Sprache der
einheimischen Aimarás und Ketschuas.
1538 eroberten Spanier unter Francisco Pizarro das Hochland,
nachdem das Inkareich zerstört worden war. In den folgenden Jahren
gründeten die Spanier die Städte La Plata-Charcas (heute Sucre),
Potosí, La Paz und Cochabamba und eröffneten eine Vielzahl von
Silberminen, in denen die einheimische Bevölkerung zu Arbeitsdiensten
gezwungen wurde. Über einen Zeitraum von etwa 200 Jahren war
diese Region, Audiencia de Charcas genannt, eine der
wohlhabendsten und am dichtesten besiedelten Kolonien Spaniens.
Insbesondere Potosi war im 16. und 17. Jahrhundert eine der
volkreichsten Siedlungen Amerikas.
Soziale und wirtschaftliche Konflikte führten um 1809 zu Unruhen, die
den Unabhängigkeitskrieg auslösten. Am 6. August 1825 wurde die
Unabhängigkeit von Spanien ausgerufen und dem Land nach dem
südamerikanischen Revolutionsführer Simón Bolívar der Name Bolivien
gegeben. Die nach Bolívar entworfene Verfassung von 1826 räumte
dem auf Lebenszeit gewählten Präsidenten höchste Regierungsgewalt
und die Benennung von Nachfolgern ein.
Seit seiner Unabhängigkeit befindet sich Bolivien fast ohne
Unterbrechung in einem bürgerkriegsähnlichen Zustand. Der erste
Präsident, General Antonio José de Sucre, wurde nach nur zweijähriger
Amtszeit des Landes verwiesen. In den folgenden 50 Jahren kehrte in
Bolivien nur für kurze Zeit und in unregelmäßigen Abständen politisch
Ruhe ein. Bolivien ging von 1836 bis 1839 mit Peru eine Union ein, die
durch eine Invasion Chiles beendet wurde und die Unruhe im Land
verstärkte. Es folgten kurze Kriege und Auseinandersetzungen mit Peru
und Chile.
Grenzstreit
Durch die Verträge von 1866 und 1874 über die Atacamawüste mit
ihren reichen Salpeterlagern wurde der 24. Breitengrad als Grenze
zwischen Chile und Bolivien bestimmt. Zusätzlich wurden an Chile
verschiedene Zolleinnahmen und Minenkonzessionen in der
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bolivianischen Atacama übertragen. 1879 kam es zum Salpeterkrieg
(Pazifischen Krieg) zwischen Chile und Bolivien sowie dessen
Bündnispartner Peru um die Salpetervorkommen im Grenzgebiet der
Atacama. Bolivien erlitt eine Niederlage und musste die Küstenprovinz
Antofagasta an Chile abtreten, wodurch es seinen einzigen Zugang
zum Pazifischen Ozean verlor. Durch einen im Dezember 1904
ratifizierten Vertrag fiel das umstrittene Gebiet an Chile, gewährte
Bolivien jedoch freien Zugang zum Meer. Gebietsstreitigkeiten mit
Brasilien wurden 1903 mit der Abtretung des 180 000 Quadratkilometer
großen, kautschukreichen Acregebiets gegen eine Abfindung beigelegt.
Der Drang nach einem Zugang zum Meer führte zu Grenzstreitigkeiten
zwischen Paraguay und Bolivien um den Chaco Boreal, einer Region
nördlich des Rio Pilcomayo und westlich des Rio Paraguay. Im Juli
1932 kam es zum Ausbruch des Chacokrieges, der im Juli 1938 mit der
Unterzeichnung eines Friedensvertrags endete. Bolivien musste das
Chaco-Boreal-Gebiet an Paraguay abtreten, gewann jedoch einen
schmalen Zugang zum Paraguay, der in den Atlantik fließt.
Seit der Gründung der Vereinten Nationen (1945) hat Bolivien die
Generalversammlung dazu aufgerufen, seine Petition auf die
Rückerstattung eines Hafens am Pazifik anzunehmen. Chile, das sich
den Bemühungen Boliviens widersetzte, erklärte 1953 Arica alternativ
zum freien Hafen und garantierte Bolivien besondere Zölle und
Lagerstätten.
Politische Instabilität
Die Jahre nach 1930 waren durch weitere innere Konflikte
gekennzeichnet. 1930 wurde Präsident Hernando Siles, der zwei Jahre
ohne die Einberufung des Nationalkongresses regiert hatte, durch eine
Revolution gestürzt. Daniel Salamanca, 1931 zum Präsidenten
gewählt, wurde 1934 unter Vizepräsident Tejada Sorzano entmachtet,
der wiederum von einer Militärjunta unter Oberst David Toro aus dem
Land vertrieben wurde. Unter der Herrschaft Toros erholte sich Bolivien
von dem durch die Weltwirtschaftskrise und den Chacokrieg bedingten
wirtschaftlichen Niedergang. Toro wurde 1937 durch einen
Staatsstreich von Oberstleutnant Germán Busch Becerra, dem
Vorsitzenden des Generalstabes, des Landes verwiesen.
1938 wurde während der zweiten Legislaturperiode Busch Becerras
eine neue Verfassung verabschiedet. Busch Becerra wurde 1939 nach
einem angeblichen Selbstmord erschossen aufgefunden. General
Carlos Quintanilla, der anschließend die Präsidentschaft übernahm,
setzte die Verfassung von 1938 wieder in Kraft und übergab der Armee
bis zur Durchführung der Wahlen die Kontrolle.
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1940 wurde General Enrique Peñaranda zum Präsidenten gewählt und
erklärte den Achsenmächten am 7. April 1943 den Krieg. Im Dezember
1943 wurde Peñaranda durch einen Coup der Nationalistischen
Revolutionsbewegung (Movimiento Nacionalista Revolucionario, oder
MNR), einer reformistischen Partei, die mit den Achsenmächten
sympathisierte, gestürzt. Die neue Regierung unter Oberstleutnant
Gualberto Villarroel war jedoch gezwungen, zu den Alliierten gute
Beziehungen zu unterhalten. Villarroel regierte ein totalitäres Regime,
bis er im Juli 1946 gestürzt und ermordet wurde.
Die Regierung sah sich ständig mit rechten und linken oppositionellen
Kräften konfrontiert. Nach der Aufdeckung einer kommunistischen
Verschwörung wurde die kommunistische Partei Anfang 1950 verboten.
Das Regime Paz Estenssoro
Im Mai 1951 gewann der im Exil lebende MNR-Führer Víctor Paz
Estenssoro bei den Präsidentschaftswahlen fast die Hälfte der
Stimmen. Die Amtseinführung von Paz Estenssoro wurde durch einen
Militärputsch unter dem amtierenden Präsidenten Harriaque
Urriolagoitia verhindert. General Hugo Ballivián wurde zum Präsidenten
ernannt. Im April 1952 führte ein von der MNR geführter Umsturz zum
Erfolg. Paz Estenssoro kehrte aus dem Exil zurück, um die
Präsidentschaft zu übernehmen. Unter seiner Führung verabschiedete
die Regierung ein arbeitnehmerfreundliches, antikommunistisches
Programm. Die wichtigsten Bestandteile dieses Programms waren die
Verstaatlichung der ausländischen Zinnminen, die Neuverteilung des
enteigneten Landes, die Umstrukturierung der Wirtschaft, und die
Ausweitung des Wahlrechtes auf die Hochlandindianer, wodurch diese
zu einer der wichtigsten politischen Wählerschaften wurden.
Während der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre litt die
Wirtschaft Boliviens unter dem stetigen Fall der Zinnpreise, dem
Produktionsrückgang in Landwirtschaft und Bergbau sowie der
Inflation. Die Bemühungen der Regierung, die Anzahl der Minenarbeiter
zu reduzieren und die Gehälter einzufrieren traf auf den Widerstand der
Gewerkschaften. 1956 gewann Vizepräsident Hernán Siles Zuazo als
Kandidat der MNR die Wahlen und setzte die Politik seines Vorgängers
fort. Auch während der zweiten Amtsperiode von Paz Estenssoro, die
1960 begann, weiteten sich die sozialen Konflikte aufgrund der
wirtschaftlichen Rezession aus und linksradikale Kräfte gewannen
Zulauf. Nach der Wiederwahl von Paz Estenssoro (1964) wandten sich
viele seiner einstigen Anhänger von ihm ab und beschuldigten die
MNR, bei der Lösung der wirtschaftlichen Probleme Boliviens versagt
zu haben. Im November 1964 wurde seine Regierung nach erneuten
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Unruhen von einer Militärregierung unter der Führung des ehemaligen
Vizepräsidenten, Generalleutnant René Barrientos Ortuño, abgelöst.
Militärregierung
In den nächsten zwei Jahren führte die Regierung gemäßigte
Wirtschaftsreformen durch, darunter die Wiedereröffnung der
Zinnindustrie für private und ausländische Investitionen. Als Präsident
zerschlug Barrientos Ortuño 1967 eine regierungsfeindliche
Guerillabewegung. Che Guevara, der Berater des kubanischen
Premiers Fidel Castro, wurde bei dieser Begegnung gefangen
genommen und unmittelbar danach hingerichtet. Barrientos Ortuño
kam im April 1969 bei einem Hubschrauberunglück ums Leben. Nach
seinem Tod folgten eine Reihe kurzlebiger Regierungen, die meist von
Militärs geführt wurden. General Juan José Torres Gonzáles wurde im
August 1971 von Oberst Hugo Banzer Suárez entmachtet. Banzer
Suárez schlug zunächst einen gemäßigten Kurs in Anlehnung an den
MNR ein, entwickelte jedoch zunehmend diktatorische Mittel. 1978
wurde er gestürzt, doch lösten die Wahlen von 1979 und 1980 erneut
Militärputsche aus. Bolivien war durch das Fehlmanagement der
unterschiedlichen Militärregierungen sowie durch zurückgehende
Exporteinnahmen hoch verschuldet. Der illegale Export von Kokain war
die Hauptdevisenquelle.
Im Oktober 1982 wählte das Parlament Hernán Siles Zuazo zum
Präsidenten, der bei seinen Versuchen, die wirtschaftlichen Probleme
des Landes zu lösen, ebenfalls scheiterte. Bei den Wahlen von 1985
siegte Victor Paz Estenssoro. Seine streng durchgeführten
Sparmaßnahmen stießen auf Widerstand in der Bevölkerung und
lösten einen Generalstreik aus. Im Mai 1989 ging Jaime Paz Zamora
als Sieger aus den Wahlen hervor.
Die nächsten Präsidentschaftswahlen im Juni 1993 gewann der
Minenunternehmer Gonzalo Sanchez de Lozada. Die
Parlamentswahlen, die im gleichen Jahr abgehalten wurden, brachten
die rechtsgerichtete MNR wieder an die Macht und verdrängten die
linke Koalition. Lozada, vor seiner Wahl Planungsminister,
beaufsichtigte die Einführung harter Wirtschaftsreformen, zu denen die
umfassende Privatisierung staatlicher Betriebe, Kürzungen bei der
Sozialhilfe und bei Erziehungsprogrammen sowie die Schließung vieler
Minen zählen. Die strikte Kontrolle der Regierungsausgaben hat dazu
beigetragen, die Inflation von 220 Prozent im Jahr 1985 bis auf
6,5 Prozent (1995) zu senken. Die Sozialausgaben sind jedoch sehr
hoch, die Kindersterblichkeitsrate ist angestiegen und die Kluft
zwischen Reichen und Armen hat sich weiter vergrößert. Im September
1996 kam es zu landesweiten Protesten der Kokabauern. Die
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Regierung will die Kokaplantagen zerstören und die Landwirte zum
Anbau anderer Produkte bewegen.
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