12.05.2020 Lyrik Begriffsklärung • Herkunft der Gattungsbezeichnung: gr. Lyra (Leier) Musikalität als konstitutives Merkmal der Gattung • begrifflich präzise Beschreibung schwierig, Erkennen der Texte möglich sogar einfach • Merkmale: Verse & Strophen, Kürze & Prägnanz, Abweichung von der Alltagssprache (Rhythmus, Auslassungen, Metrik, Verdichtung von Sprache) • Gedichte: subjektiver Ausdruck inneren Empfindens, ältere Theorien: Inspiration & Stimmung als Konzepte • Differierende Autorkonzepte: poeta vates (Dichter als Seher), poeta doctus (Dichter als Gelehrter), poeta faber (Dichter als Handwerker) • G. Benn: Gedicht wird gemacht, es entsteht seht selten • M. Susmann: lyrisches Ich (Sprechinstanz) ist nicht identisch mit dem empirischen Autor Elemente & Formen der Lyrik • Vers: Textzeile mit graphisch deutlich markiertem Anfang & Ende, meist metrisch strukturiert • Metrik: Lehre von den Versen (& Strophen) • quantitierendes/ silbenzählendes Prinzip (Grundlage der antiken & romanischen Lyrik): Regelmäßigkeit der Verse aufgrund der Quantität von Silben (regelmäßiger Wechsel langer & kurzer Silben, sowie ihre Länge) • akzentuierendes Prinzip: (regelmäßiger) Wechsel von betonten & unbetonten Silben (wesentliches Merkmal der deutschen Lyrik) • Einheit des Versfußes: Jambus (XX), Trochäus (XX), Anapäst (XXX), Daktylus (XXX) • Auftakt: ein Vers beginnt mit einer unbetonten Silbe; Versschluss (Kadenz): weiblich/ klingende: letzte Silbe unbetont, männlich/ stumpf: letzte Silbe betont • Akatalektsicher (letzter Versfuß ist vollständig) oder katalektischer (letzter Versfuß ist unvollständig) Vers • Enjambement: Zeilensprung • Reim als ästhetisches und mnemotechnisches Phänomen (Reim, unreimer Reim, identischer Reim) • Assonanz (gleiche Vokale) ist kein Reim • Endreim, Anfangsreim, Binnenreim (Schlag- & Echoreim), Kehrreim (Refrain) • Reimformen: Paarreim (aabb), Kreuzreim (abab), umarmender Reim (abba), Schweifreim (aabccb), Haufenreim (aaaa…) • Versarten: Knittelvers (4 Hebungen, nicht alternierend, meist Paarreim), Alexandriner (jambischer Reimvers, 6 Hebungen, weibliche/männliche Kadenz, Mittelzäsur), Hexameter (XX(X) XX(X) XX(X) XX(X) XXX XX) & Pentameter (XX(X) XX(X) X|XX(X) X) (Daktylus, 5 Hebungen), Blankvers (reimloser jambischer Vers, 5 Hebungen) • Strophenformen: alkäische Odenstrophe (11+11+9+10 Silben), sapphische Odenstrophe (11+11+11+5 Silben), asklepiadeische Odenstrophe (12+12+7+8 Silben), Stanze (8 jambische Verse mit 5 Hebungen, Reimschema abababcc), Terzine (3 jambische Verse mit 5 Hebungen, strophenübergreifendes Reimschema aba bcb …), Volksliedstrophe (nicht streng definiert, meist 4 Verse mit 3 oder 4 Hebungen, Kreuzreim), Chevy-Chase-Strophe (4 meist jambische Verse mit männlicher Kadenz, 4 & 3 Hebungen im Wechsel, Kreuzreim) • Gedichtformen: Sonett (14 jambische Verse mit 5 oder 6 Hebungen, angeordnet in zwei Quartetten & zwei Terzetten (außer englisches/Shakespeare-Sonett), Petrarca-/ Italienisches Sonett (abab abab cdc cdc/ abab abab cde cde/ weitere Variationen), Ronsard-/Französisches Sonett (abba abba ccd eed), Shakespeare-/Englisches Sonett (abab cdcd efef gg) Sonett hat antithetische Strukturen & ist bevorzugte Untergattung der poetologischen Lyrik • Ballade (vereint Elemente der Lyrik (Versform, Reime, refrainartige Passagen) mit solchen der Epik (Handlung) & der Dramatik (direkte Figurenrede)):Kunstballade, Volksballaden, Schauerballade,… Tests • Ebenen der Lyrik (nach Klarer): sprachlich-inhaltliche Ebene = rhetorische Figuren, visuell-optische Ebene = konkrete Poesie, rhythmisch-akustische Ebene = Reim • Jakobsen prägte den Begriff der Selektion & Kombination •