Nationale Schulen Europas 1.Definition: -eigenständige nationale Komponisten-Schulen, ab Mitte 19. Jhd. -Abgrenzung zur internationalen vorherrschenden Musiktradition (deutsch-franz.-ital.) -Beeinflussung von Volksmusik des Heimatlandes + Werke mit nationaler Prägung -Entwicklung: von Hochromantik-Mitte 20. Jhd. -besonders bei Nationen am „Rande des musikgeschichtlichen Hauptstroms“: starker Schub nationaler Bestrebungen 2. Entstehung: -Ursache: staatliche Neuordnung Europas 19. Jhd., Kapitalismus, Industrialisierung ->durch franz. Revolution: Auflehnung fremdbeherrschter Völker + Besinnung auf nationale Identität -Auswirkung auf Musik: Verwendung typisch nationalen Charakter-> Protest gegen fremde Machtinhaber ->Besinnung auf nationale Kulturtradition: Sprache, Literatur, Kunst, Musik -Befreiung unterer Gesellschaftsschichten aus wirtschaftlich + sozialen Elend ->musikalisches Bildungsbestreben: verbilligte Eintrittspreise, pädagogische Programme, Entstehung des Volkskonzertes ->Herausbildung bürgerlicher Mittelschicht -Betonung des Nationalen= Abgrenzung vom Fremden, wachsendes Interesse an nationaler Vergangenheit + Tradition 3. Merkmale -geprägt durch Historismus: ->intensives Geschichtsbewusstsein ->(Über-)Betonung der Geschichtlichkeit ->Verwendung früherer Stile + Techniken ->Übergewicht älterer Werke -geprägt durch Archaismus ->Rückgriff auf altertümliche Musik ->häufige Verwendung v. Volksliedern +-tänzen ->elementare + charakteristische Rhythmik ->folkloristische Züge in Melodik + Harmonik ->Begleitung: häufig orgelpunktartige Haltetöne, (Bordune, Dudelsackquinten) -geprägt durch Exotismus: ->Zugriff auf räumlich o. sozial entfernte Musik -besonders oft Opern, Sinfonien, sinfonische Dichtungen; besonders Sinfonie Neuaufschwung -Abweichung vom Dur-Moll Schema: altertümliche, modale, pentatonische o. ganztönige Tonleitern -asymmetrische Rhythmen (5,7-Takt) + sprachgebundene Rhythmen -Stoffwahl: lyrische Naturschilderungen, episch-mythische Vorlagen 4. Vertreter und Werke wichtiger nationaler Schulen 4.1 Russland: -„Die Gruppe der Fünf“ oder „Das mächtige Häuflein“ ->Novatoren =Gruppe russischer Komponisten des 19. Jahrhunderts: -> Mili Balakirew „Sammlung russischer Volkslieder“ 1886 -> Alexander Borodin Oper „Fürst Igor“ -> César Cui Oper „Derr Gefangene im Kaukasus“ -> Modest Mussorgski Oper „Boris Godunow“, Klaviersuit „Bilder einer Ausstellung“ -> Nikolai Rimski-Korsakow Oper „Das Mädchen von Pskow“ -Vorbild: Michail Glinka „Das Leben für den Zaren“ -Pjotr Tschaikowski (stärkere Orientierung an westliche Vorbilder) 4.2 Spanien: -charakteristische Tanzrhythmik in Form von Fandango, Bolero, Seguidilla -Versuch nationalspanischer Kunstmusik durch Albeniz: „Suite Espanola“ -spanische Tänze des Violinvirtuosen Sarasate 4.3 Tschechien -Bedrich Smetana: „Mein Vaterland“, Oper „Die verkaufte Braut“ -Dvorak: „Aus der neuen Welt“ Sinfonie 4.4 nordische Völker: -enge Bindung vieler norddeutscher Komponisten an deutsche Romantik->Hinwendung zur eigenen Volksmusik: lebendiger Lieder/Tänze, Nachahmung d. Spieltechnik d. Volksinstrumente -Edward Grieg: „ Peer-Gynt-Suite“, Lyrische Stücke für Klavier -> aus Norwegen (auch Svendson, Sinding); Unabhängigkeitsbestreben Norwegens von Schweden -Jean Sibelius: „Finnlandia“ sinfonische Dichtung -> aus Finnland -Niels Wilhelm Gade: „Ein Sommertag auf dem Lande“ Orchestersuite -> aus Dänemark (auch Karl August Nielsen) -Veränderung d. Klangsprache 19. Jhd. -Vorbereitung des Umbruches zur neuen Musik um 1910 4.5 Frankreich: 4.6 Ungarn: -Charles Gounod -Georges Bizet -Cesar Franck -Ference Erkel: ungarische Nationalhymne, 8 Opern: „Bank ban“ -Bela Bartok 4.7 Deutschland: -Gustav Mahler: Weiterentwicklung sinfonischer Form nach Beethoven, Brahms, Bruckner bedeutender Dirigent, starke Beeinflussung d. Opernwesens + Interpretation „Das Lied von der Erde“, „Lieder eines fahrenden Gesellen“ -Richard Strauss: „Salome“, „Till Eulenspiegel lustige Streiche“ -Max Reger -Hans Pfitzner: „Palestrina“ (Oper), „Das dunkle Reich“, „Von deutscher Seele“