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J.W.G.-Universität Frankfurt
Fachbereich Erziehungswissenschaften
Günter Burkhart
Methoden der empirischen Sozialforschung SS 2006
Handout Referat Jutta Heun
Helmut Kromrey Empirische Sozialforschung S. 9 – S.70
1.Entstehung der Sozialwissenschaft
Wissenschaft sucht nach Beweisbarem, nach Strategien und Methoden.
Ursprünglich wurden nur Naturwissenschaften als Wissenschaft bezeichnet.
Sozialwissenschaft ist eine junge Wissenschaft. Der Bergriff Soziologie geht auf den französischen Philosophen Auguste Comte
( 1798-1857) zurück. Seine physique sociale sollte nach naturwissenschaftlich-erklärend die gesellschaftlichen Erscheinungen
studieren und ihre Gesetzte aufzeigen.
In Wien veröffentlichte Karl Popper
( geboren 1902 in Wien, gestorben 1994 in London) sein wissenschaftstheoretisches Hauptwerk „Logik der Forschung“.
Die wissenschaftstheoretische Orientierung des Lehrbuchs von Helmut Kromrey geschieht nach dem „Kritischen Rationalismus“
von Karl Popper und Hans Albert ( Schüler von Popper) behandelt.
Naturwissenschaft und Alltagswissen: Im Gegensatz zur Sozialwissenschaft sind in den Naturwissenschaften die
Forschungsfelder fernab von allen Naturwissenschaften und können daher nicht in Konkurrenz zum bisher Erlebten treten.
2. Sozialwissenschaft als empirische Wissenschaft
Empirische Wissenschaft wird üblicherweise Erfahrungswissenschaft genannt.
Sie verfolgt das Ziel, gesicherte Erkenntnisse über die „ Wirklichkeit“ zu gewinnen. Sie setzt also die Existenz einer realen, einer
tatsächlichen Welt unabhängig von ihrer Wahrnehmung durch einen Beobachter voraus.
3.Grundpositionen der Erfahrungswissenschaft
Die Annahmen über Eigenschaften der tatsächlichen Welt gliedert Kromrey in den erkenntnistheoretischen Realismus ( durch
Personen sinnlich wahrgenommen) und den erkenntnistheoretischen Konstruktivismus( aus den Sinnesreizen wird durch eigene
Interpretationsleistung ein subjektives Bild konstruiert)
All diese Erfahrungen mit der tatsächlichen Welt müssen in irgendeiner Weise geordnet werden. Hier zeigt Kromrey zwei
wissenschaftliche Positionen auf.
1. die analytisch – nomologische oder deduktiv – nomologische
2. die interaktionistische oder interpretative Sozialwissenschaft
Das analytisch - nomologische Verfahren bezeichnet man als quantitative Sozialforschung.
Das interpretative Verfahren bezeichnet man als qualitative Sozialforschung.
4.Empirische Sozialforschung als „ kritisch-rationale“ Wissenschaft
Wichtigstes Prinzip ist : Alle Aussagen einer empirischen Wissenschaft müssen prinzipiell an der Erfahrung scheitern können
(d.h. widerlegbar , falsifikativ sein)
Verifikation – Stützendes wird herangezogen
Falsifikation – es wird versucht bestehende Aussagen ständig zu widerlegen
Daraus folgt:
1.Nur empirisch erfahrbare Begriffe dürfen benutzt werden (z.B. nicht Fee, Zentaur) 2.Die getroffenen Aussagen müssen
prinzipiell erfahrbar sein (z.B. nicht "Leben nach dem Tod")
3.Die Aussagen müssen prinzipiell widerlegbar sein.
Wie kommt man nun an diese "wahren" Aussagen?
Nach einer frühen Theorie von Karl Popper so:
1.Theorie aufstellen
2.Theorie an der Realität überprüfen
3.Wenn falsch modifizieren und erneut überprüfen, bis sie richtig ist
4.Wenn die Theorie richtig ist, unter verschärften Bedingungen wieder überprüfen.
5.Hat sich die Theorie als richtig erwiesen, gilt sie als "bewährte Aussage"
6.Dann darf sie verallgemeinert werden, muss aber
7.sofort wieder überprüft, verschärft und modifiziert werden.
Empirische Theorie
Ziel: systematische Erfassung von Zusammenhängen
5. Zum Verhältnis von empirischer Theorie und Realität
Um eine Hypothese zu erarbeiten, die einen Bezug zur Realität hat, muss man eine selektive Auswahl treffen, welche Merkmale
untersucht werden sollen, da keine Beschreibung die Realität in ihrer ganzen Komplexheit abbilden kann.
Man benötigt ein deskriptives Schema, d.h. eine Begriffsordnung, die zu den Phänomenen und den Aspekten hinführt, die
untersucht werden sollen.
Kapitel 2 Forschungsfragen, Forschungsdesign und
Forschungsprozess
1. Fragestellungen und Forschungsansätze
Unterschiedliche Zielsetzung einer Untersuchung:
explorative Untersuchung
Diagnose
Erkenntnisinteresse:
a) statisch: Untersuchung bezieht sich auf einen bestimmten Zeitpunkt
-einmalige Datenerhebung genügt
b) dynamisch: kurz, mittel, langfristige Veränderungsprozesse/Entwicklungen
- längerfristige Untersuchung, oder Wiederholung zu verschiedenen Zeitpunkten
Auswahl der Untersuchungseinheiten:
a) Panelanalyse: Wiederholte Datenerhebung in den gleichen Untersuchungseinheiten
b) Komparativ-statistische Analyse: Untersuchungseinheiten werden bei jeder Analyse neu ausgewählt und es werden lediglich
die statistischen Merkmalsverteilungen verglichen.
Der Zeitpunkt:
a) Realzeituntersuchung: Datenerhebung findet im gleichen Zeitraum statt wie die zu untersuchenden Ereignisse.
b) Ex post facto: Untersuchung wird erst im nachhinein durchgeführt
Untersuchungsformen:
a) Labor-Untersuchung
b) Experiment
Zweck der Untersuchung:
a) Grundlagenwissen soll vergrößert werden
b) Praxiswissen wird zur Verfügung gestellt
Kromrey beschäftigt sich im vorliegenden Buch mit der "standardisierten Datenerhebung im sozialen Feld" nach der analytisch nomologischen Forschungsrichtung.
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