CONSTANTIN FILM präsentiert eine Produktion der BAVARIA und der CONSTANTIN FILM PRODUKTION GmbH Im Winter ein Jahr Ein Film von CAROLINE LINK mit Karoline Herfurth, Josef Bierbichler, Corinna Harfouch, Hanns Zischler Kinostart: 13. November 2008 Filmdauer: 128 Min. www.imwintereinjahr.film.de FILMVERLEIH PATHÉ FILMS AG Neugasse 6, Postfach, 8031 Zürich T 044 277 70 83 F 044 277 70 89 [email protected] www.pathefilms.ch MEDIENBETREUUNG Esther Bühlmann Niederdorfstrasse 54, 8001 Zürich T 044 261 08 57 F 044 261 05 64 [email protected] PRESSENOTIZ Oscar®-Preisträgerin Caroline Link (NIRGENDWO IN AFRIKA, 2001; JENSEITS DER STILLE, 1996) greift auch in ihrem lange erwarteten vierten Film das Thema auf, das sie immer wieder aufs Neue beschäftigt: Familie und familiäre Wurzeln. Eine nach einem Schicksalsschlag traumatisierte Familie sucht so etwas wie Normalität und befreit sich - jeder auf seine Weise - aus erdrückender emotionaler Erstarrung. Bei der Verfilmung ihres eigenen Drehbuchs nach dem amerikanischen Roman von Scott Campbell beschreitet Link neue Wege, verlässt sich nicht auf eine gewohnte, handlungsgetriebene Erzählweise, sondern schlägt leisere Töne an und vertraut dabei bewusst der emotionalen Interaktion zwischen ihren beiden Hauptdarstellern. Dank des nuancenreichen Spiels von Karoline Herfurth und Josef Bierbichler entsteht eine bewegende Innensicht der Figuren, ein komplexes Familienporträt sowie ein höchst spannungsreiches Psychogramm einer intensiven, ungewöhnlichen Begegnung. Seine visuelle Entsprechung findet das Beziehungs-Mosaik in den eigens für diesen Film geschaffenen Bildern des in München lebenden und international renommierten AusnahmeKünstlers Florian Süssmayr und den eigens komponierten und choreografierten Tanz- und Musical-Sequenzen. 1 INHALT Eliane Richter (CORINNA HARFOUCH) und ihr Mann Thomas (HANNS ZISCHLER) leben gut situiert in München. Sie arbeitet erfolgreich als Innenarchitektin, er hat als renommierter Bioniker gerade ein neues Buch veröffentlicht. Sohn Alexander (CYRIL SJÖSTRÖM), 19, besucht ein Elite-Internat für Spitzensportler in Berchtesgaden, während die talentierte 22jährige Tochter Lilli (KAROLINE HERFURTH) Tanz und Gesang studiert. Keiner aus dieser „Vorzeigefamilie“ kann es fassen, dass der fröhliche, unkomplizierte Alexander plötzlich auf tragische Weise ums Leben kommt. Und keiner von ihnen kommt mit den Folgen zurecht. Die zutiefst verstörte Eliane gibt bei dem berühmten Maler Max Hollander (JOSEF BIERBICHLER) ein Porträt ihrer beiden Kinder in Auftrag. Sie will eine Erinnerung haben an den Sohn, den sie nicht loslassen kann, und erhofft sich insgeheim, mit dem Bild eine unbeschwerte, vergangene und vielleicht nie da gewesene Familienidyllle heraufbeschwören zu können. Als Vorlage für das Porträt von Alexander stellt sie Max Fotos und Videoaufnahmen ihres Sohnes zur Verfügung. Lilli soll, nach dem Willen ihrer Mutter, selbst zu einigen Sitzungen erscheinen. Lilli ist davon zunächst wenig begeistert. Sie findet Elianes Plan, ihren toten Bruder „als Dekoration“ an die Wand zu hängen, idiotisch. Überhaupt steht sie ihrer erfolgsorientierten Mutter äußerst kritisch gegenüber - sie selbst lebt nicht gerade diszipliniert. Obwohl sie eine talentierte Tänzerin ist, hat sie Probleme an der Theaterakademie. Eigentlich soll sie in einer Inszenierung von „Alice im Wunderland“ die Hauptrolle tanzen, doch nach trotzigen Auseinandersetzungen mit der Lehrerin fliegt sie raus. Auch mit Aldo (MIŠEL MATICEVIC), einem Künstler, in den sie sich verliebt hat, läuft es nicht gut. Viel zu sehr klammert sie sich an ihn, sucht etwas in dieser Beziehung, das Aldo nicht zu geben bereit ist. Lilli steht mit sich und dem Leben auf Kriegsfuß, und begegnet auch Max zunächst voller Vorbehalte. Während der wesentlich ältere Maler Skizzen und Fotos von seinem Modell fertigt, versucht er, Lilli zu „sehen“ und zu verstehen. Für ein wahrhaftiges Porträt muss er mehr über seine Modelle und ihr Verhältnis zueinander erfahren. Dabei bleibt ihm die tiefe Beziehung der Geschwister zueinander nicht verborgen und er erkennt, dass sich Lilli seit dem Tod des Bruders auf der Suche nach sich selbst und ihrer Schuld befindet. Im Zuge der aufwändigen Arbeit an dem Doppelporträt wird Max immer stärker in das komplexe, emotional aufgeladene Familiengeflecht hineingezogen. Getrieben von dem Bedürfnis zu verstehen, was Alexander und dessen Tod für Lilli und ihre Familie bedeuten, begleitet er die junge Frau auf Spurensuche in die Vergangenheit. Das Zusammensein mit Lilli hat auch Auswirkungen auf Max. Denn auch im Leben des Malers haben persönliche Verluste tiefe Spuren hinterlassen. Die beiden verletzten Seelen fühlen sich immer stärker zueinander hingezogen. Ein Vertrauensverhältnis entsteht, das ihnen hilft, langsam und Schritt für Schritt die schmerzhafte Vergangenheit hinter sich zu lassen. Das Porträt, das aus diesem Prozess der Suche hervorgeht, erfüllt so gar nicht Elianes Erwartungen. Aber etwas hat sich verändert, die Erstarrung ist aufgebrochen, Lillis und Max’ innerer Aufbruch strahlt ab auf den Rest der Familie: Eliane und Thomas suchen einen Ausweg aus ihrer erkalteten Ehe, und Lilli und ihre Mutter bewegen sich langsam wieder aufeinander zu. Ein Bild der Geschwister ist entstanden, mit dem Lilli gestärkt weiterleben kann – und das für die Beteiligten die Chance auf einen Neuanfang birgt. 2 PRODUKTIONSNOTIZEN Die Idee zu dem Projekt entstand, als Caroline Link von ihrem Agenten der unveröffentlichte Roman „Aftermath“ von Scott Campbell angeboten wurde. Link war von dem Stoff sofort angetan. Zusammen mit Robert Cort (DIE BRAUT DIE SICH NICHT TRAUT, 1999), und Scarlett Lacey, den ausführenden Produzenten, entwickelte sie zunächst ein Drehbuch für einen Film, der in Amerika entstehen sollte, unter Beteiligung von Martin Moszkowicz und Constantin Film, die nach NIRGENDWO IN AFRIKA (2001) Links nächsten Film produzieren wollten. Allerdings erwiesen sich die Besetzungsverhandlungen als so schwierig, dass das Projekt über längere Zeit nicht zustande kam. Irgendwann wollte Caroline Link nicht mehr warten und beschloss, „Aftermath“ für den deutschen Markt zu adaptieren. Das Drehbuch wurde komplett umgeschrieben, die Figuren „eingedeutscht“, der Altersunterschied zwischen dem Maler und dem Mädchen vergrößert etc. Produzentin Uschi Reich war schnell überzeugt: „Mir gefiel das Drehbuch sofort“, so Reich. „Caroline kam auf mich zu, und mit Constantin Film arbeite ich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Formen zusammen. Bei diesem Projekt sind wir Partner zu gleichen Teilen. Manchmal hat man eben Glück im Leben, dann landet so ein tolles Buch auf dem Schreibtisch. Ich bin allen sehr dankbar, die es entwickelt und an uns herangetragen haben.“ IM WINTER EIN JAHR ist in erster Linie eine Familiengeschichte und damit ein „typischer“ Link-Stoff. Aber er geht auch darüber hinaus: Im Mittelpunkt steht die emotionsgeladene Beziehung zwischen dem Mädchen und dem Maler. Zwei Verletzte, Angeschlagene, treffen in einer schwierigen Lebenssituation aufeinander, können sich helfen und sind dadurch in der Lage, aus ihrer Erstarrung auszubrechen und einen nächsten, neuen Schritt zu wagen. Die Regisseurin wollte nach ihrem Oscar®- Erfolg NIRGENDWO IN AFRIKA (2001) einen Film drehen, der hauptsächlich durch das nuancenreiche Spiel der Hauptdarsteller etwas über das Leben erzählt. Ein Vorbild für die humorvoll-lakonische Beziehung zwischen dem Maler und dem Mädchen war Sofia Coppolas LOST IN TRANSLATION (2003), ein Film, den sie verehrt, aber auch Robert Redfords subtiles Familienpsychogramm ORDINARY PEOPLE (1980). Die Hauptfiguren mussten mit zwei starken Antipoden besetzt werden, die ihre (Anziehungs-) Kraft durch den Gegensatz beziehen. Für Link stand Josef Bierbichler, mit dem sie schon lange drehen wollte, von Anfang an als Idealbesetzung fest: „Mein Max ist sanft, gelassen, stark und misanthropisch gleichermaßen. Das sehe ich in Bierbichler, und das war der Deal zwischen ihm und mir.“ Karoline Herfurth wurde gecastet und erwies sich bei Probeaufnahmen mit Bierbichler als perfekter Gegenpart. Link gefielen auch die Bestandsaufnahmen von Familiensituationen des Regisseurs Hans Steinbichlers in seinen Filmen HIERANKEL (2003) und WINTERREISE (2006), mit einem starken Josef Bierbichler. Auch Kamerafrau Bella Halben, die mit von der Partie ist, hatte Bierbichler bereits für Steinbichler gefilmt. Sie liefert „unaufdringliche Bilder von klarer Schönheit“, so Link. Eine weitere wichtige Rolle im Film – Ausdruck der inneren Konflikte und Visionen der beiden Hauptfiguren – nehmen die Kunstformen Malerei und Tanz ein. Mit der Verpflichtung des renommierten Münchner Malers Florian Süssmayr ist ein genialer Coup gelungen. Nicht erst seit seiner viel beachteten Ausstellung im Münchner Haus der Kunst 2005 gilt Süssmayr als Entdeckung – er malte exklusiv fünf Bilder für die Produktion. Außerdem wurden von dem Münchner Komponisten Martin Stock, der auch eine Musicalklasse der Münchner Theaterakademie unterrichtet, verschiedene Musicalnummern für „Alice im Wunderland“ komponiert und von Ramses Sigl mit Studenten der Akademie choreografiert. 3 Die renommierte Choreografin Birgitta Trommler erarbeitete mit Karoline Herfurth einen expressiven „Tanz-Ausbruch“ zu dem Song „Signal to Noise“ von Peter Gabriel. Die Dreharbeiten fanden an 42 Drehtagen im Juli und August 2007 in München und Brandenburg statt, ein Großteil an Münchner Originalschauplätzen wie dem Prinzregententheater und der Theaterakademie. Das Projekt wurde gefördert vom FFF Bayern, dem MBB, der FFA und dem DFFF. Celluloid Dreams übernimmt den Weltvertrieb. INTERVIEW MIT REGISSEURIN CAROLINE LINK Worum geht es in IM WINTER EIN JAHR? In erster Linie geht es um den Tod eines 18-jährigen Jungen und darum, wie seine Familie, jeder auf seine Art, mit diesem traumatischen Erlebnis fertig wird. Ein Jahr lang passiert offenbar nicht viel, man versucht wieder in den Alltag zurückzufinden, was nur schwer gelingt. Dann, vielleicht aus einem unterbewussten Bedürfnis nach Verstehen und Weiterentwicklung heraus, geht die Mutter zu einem Maler und gibt ein Bild von ihrem toten Sohn und seiner Schwester in Auftrag. Damit setzt sie einen Prozess in Gang, der die Familienmitglieder mit ihren Schuldgefühlen konfrontiert und Bewegung in die erstarrte Familie bringt. Im Zentrum der Geschichte steht Lilli, 22, die Schwester des toten Jungen. Es geht um ihr Bild von sich selbst, ihr mangelndes Selbstwertgefühl und ihre Suche nach vorbehaltloser Liebe. Sie ist eine bedürftige Person, die in ihrer Familie wenig echten Rückhalt erfahren hat. Wie in allen meinen Filmen geht es also wieder um das Thema Familie. Dieses Mal liegt allerdings eine wesentliche Figurenkonstellation außerhalb der Familie, es gibt da den Maler und sein Verhältnis zu dem Mädchen. Ich versuche in dem Film ein atmosphärisches Bild einer Familie zu zeichnen. Mehr als um Handlungen und Plotpoints geht es mir um Stimmungen, wage Gefühle, Unbenanntes. Der Maler und das Bild, das er herstellt, sind dabei ungewollt Katalysatoren. Damit geht es mir also auch um die heilsame Kraft von Kunst. Das wird wohl keine Inszenierung der großen Effekte, sondern eher der leisen Töne? Ob mich, auch als Zuschauer, ein Film interessiert oder nicht, liegt in erster Linie an den Figurenkonstellationen. Wer trifft auf wen? Um die Hauptfiguren herum setzt sich dann wie in einem Mosaik eine Welt zusammen. Ein Stimmungsbild entsteht. Und im besten Fall kann sich der Zuschauer auf diese Personen einlassen, ihnen folgen auf ihrem inneren Weg. Am Ende meines Films steht keine klare Auflösung oder Überraschung. Die Protagonisten selbst sind die Geschichte. Schon bei den Leseproben mit den Schauspielern wurde mir klar, dass diese Art zu erzählen eine große Herausforderung für mich ist. Ich konnte nicht auf einen Plot bauen, der an sich schon spannend genug ist. Jede einzelne Szene konnte sofort scheitern, wenn der Ton nicht stimmt, die Figuren nicht plausibel sind. Was haben Sie am Roman verändert? Einiges. Scott Campbell ist Amerikaner und in seinem Roman spielt die Geschichte in den USA an der Ostküste. Auf den ersten Blick denkt man, man kann die Bostoner Upperclass leicht auf München übertragen, aber natürlich ist das nicht so. Im Roman war die Familie noch wesentlich zugeknöpfter, verklemmter. Das hat sich für Deutschland nicht richtig angefühlt. Dass ich die Geschichte in Bayern angesiedelt habe, hat weniger mit meinem 4 Wohnort zu tun, als mit der Tatsache, dass ich Josef Bierbichler als Maler besetzen konnte. Mit ihm war die Frage nach dem Spielort für mich beantwortet. Der Roman ist außerdem aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Mal übernimmt Scott Campbell den Blick des Mädchens, mal den der Mutter, des Vaters, des Malers. Ich erzähle den Film vor allem über das Mädchen. Im Roman ist der Maler klar homosexuell, empfindet nur Freundschaft zu seinem Modell. Das fand ich für meine beiden Hauptfiguren langweilig Ich wünschte mir auch eine erotische Anziehung, eine Nähe zwischen Max und Lilli. Vielleicht ist der Altersunterschied zu groß, um wirklich eine Liebesgeschichte zu erzählen, aber die Seelenverwandtschaft ist spürbar, die Sehnsucht nach Nähe, ein Grad an Vertrautheit, der auch sexy ist. Ich finde, Josef Bierbichler ist das ganz großartig gelungen. Er hatte zuerst Angst, entweder wie der gute alte Onkel zu wirken oder sich neben diesem sehr jungen Mädchen lächerlich zu machen. Keines von beidem ist passiert, die Gradwanderung zwischen Erotik und platonischer Freundschaft funktioniert für mich perfekt. Ich wusste, dass er das hinkriegt. Wie viel Autobiografisches steckt im Drehbuch? Nach dem Tod meines Vaters war tatsächlich zutiefst erschüttert. Jeder, der selbst einen geliebten Menschen verloren hat, kann vielleicht verstehen, was ich meine. Man kann es nicht erklären. Ich habe erst da begriffen, was Tod bedeutet. Jemand den man liebt, kommt absolut nie, nie wieder, nie mehr durch diese Tür, niemals mehr in meinen Arm. Das Endgültige tat furchtbar weh. Womöglich auch noch Schuld zu tragen am Tod dieses Menschen, im Film des eigenen Kindes, ist unvorstellbar. Als ich Scott Campbells Roman gelesen habe, hat mich sicher dieser Schockzustand, in dem sich die Familie befindet, stark betroffen, aber auch die Elemente Kunst, Malerei, Musik. Ich habe mich hingezogen gefühlt zu dem verwirrten und bedürftigen Mädchen Lilli, und mir ihre Beziehung zu dem Maler im Kopf zurecht gebastelt, so wie ich sie sehen wollte. Warum mich diese Beziehung zwischen einem Mädchen und einem wesentlich älteren Mann interessiert, weiß ich nicht. Das ist eben so und ich nehme es so hin. Mein Unterbewusstsein lässt sich mir nicht so leicht erklären. Lilli und Max, das ist für mich eine sehr attraktive Verbindung. CAROLINE LINK ÜBER DEN FILM Immer wieder werde ich zu meinem Oscar befragt. Verständlicherweise, so eine Auszeichnung ist nicht alltäglich und um die Frage abschließend zu beantworten: ‚Ja, ich habe mich sehr über meinen Oscar gefreut!’ Auch wenn ich nicht zu der Verleihung geflogen bin, auch wenn ich danach nicht bei vielen Talkshows war oder versucht habe, meinen Lebensmittelpunkt in Hollywood aufzubauen. Es ist trotzdem schön, das Ding im Wohnzimmer zu haben, und ich habe in den letzten Jahren von der Anerkennung, die damit verbunden ist, gezehrt. Es gab nach der Verleihung sehr viel Post aus den USA. Agenten und Produktionsfirmen haben mir Romane und Drehbücher zugeschickt, und hätte ich nicht ein sehr kleines Kind gehabt, hätte ich sicher mit etwas Einsatz einen Film in den USA drehen können. Zweimal stand ich kurz davor, beide Male sind die Projekte an schwierigen Schauspielerverhandlungen gescheitert. Und an mir, weil ich nicht die Energie und Lust hatte, für kurze Meetings nach Los Angeles zu fliegen, um Leute zu treffen, die sich heute extrem interessiert zeigen und Dir alles versprechen und sich dann im konkreten Fall doch dem Diktat der großen Schauspieler Agenturen und Managements unterordnen müssen. Mir hat das alles zu lange gedauert, und ich wollte nach 5 Jahren nun endlich wieder drehen. Egal ob in Deutschland oder den USA. 5 Zudem reagiere ich allergisch auf jede Art von Druck und Erwartungshaltungen von außen. Wenn ich das verspüre, ziehe ich mich gerne in mich zurück und versuche, mich auf mich selbst und meine eigenen Stärken zu besinnen. Das Gefühl, nach dem Oscar einen Film in Amerika machen zu MÜSSEN, hat mich eher abgeturnt als motiviert. IM WINTER EIN JAHR war zuerst eins dieser amerikanischen Projekte. Eine amerikanische Produktion hat mir den Drehbuchauftrag erteilt, und ich habe das Buch nach dem Roman AFTERMATH von Scott Campbell entwickelt und wollte den Film auch in den USA an der Ostküste drehen. Alles lief sehr gut. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den beiden US Produzenten war sehr konstruktiv und erfreulich unkonventionell. Aber auch hier gab es dann Probleme mit der Besetzung und ohne einen Topstar in der Hauptrolle kein Geld. Im Frühjahr 20006 haben wir dann beschlossen den Film hier in Deutschland zu drehen. Mit Produzenten, die mir bereits durch frühere Arbeiten vertraut waren und bei denen ich mir sicher sein konnte, dass sie zu jeder Zeit voll hinter mir stehen. Der Roman von Scott Campbell ist aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Scott lässt uns teilhaben an den Gedankenwelten der Eltern, des Malers, des jungen Mädchen. Beim Lesen hat mich dann vor allem das Verhältnis des Mädchens zu dem Maler interessiert. Und bei meiner Stoffauswahl gehe ich vor allem von Konstellationen aus, die mich reizen. Oft überlege ich mir beim Schreiben schon die Besetzung und irgendwann verselbstständigt sich der Lauf der Geschichte dadurch und entfernt sich um einiges von der Originalvorlage. Als ich beim Schreiben die Idee hatte, Josef Bierbichler für die Rolle des Malers anzusprechen, gab es noch gar kein deutsches Drehbuch. Ich habe ihm dann seitenweise die deutsche Neubearbeitung geschickt und ihn jedes Mal mit den nächsten fertigen Seiten gefragt: ‚Und? Haben Sie Lust? Machen Sie das?’ Sepp ist dann erst mal in den Urlaub nach Südamerika gefahren, und ich habe die Rolle des Malers Max völlig auf seine Person zurecht geschrieben, eine Absage wäre für mich eine Katastrophe gewesen. Im Roman ist der Maler ein 40-jähriger Homosexueller. Die Idee, den 60-jährigen Josef Bierbichler in dieser Rolle zu besetzen hat die Produzenten einigermaßen überrascht. Aber am Ende war in der deutschen Bearbeitung Max Sepp, und alles erschien schlüssig, so wie es war. Das ist es, was ich an der Arbeit mit vertrauten Partnern hier in Deutschland liebe, die Freiheit, die sie mir geben, die Bereitschaft, meiner Vision einer Geschichte zu folgen, ohne einzelne Schritte in Zweifel zu ziehen. Karoline Herfurth habe ich erst beim Casting gemeinsam mit Sepp kennen gelernt. Ihre spröde, zunächst kühle Ausstrahlung hat mich neben dem bodenständigen Bierbichler überzeugt. Die beiden sind sich nicht sofort einig, da gibt es was herauszufinden und zu entdecken. Karoline ist eine sehr begabte Tänzerin und eine ehrgeizige Kämpferin. Wenn sie etwas gut machen will, dann gelingt ihr das auch, und sie hat sich mit 150 prozentigem Einsatz auf diese Rolle gestürzt. Außerdem ist sie ein sehr sensibler und feinfühliger Mensch, der mich mit ihren Gedanken zur Geschichte immer wieder überrascht hat. Wenn man mit Schauspielern wie Karoline Herfurth, Josef Bierbichler, Corinna Harfouch und Hanns Zischler arbeitet, kommt einem so viel individuelle Kraft entgegen, dass sie eine Geschichte sehr bereichert. Es ist ein großes Vergnügen mit ihnen zu arbeiten, auch wenn sie nicht immer bedingungslos tun, was man von ihnen verlangt. Aber gerade in dieser Widerspenstigkeit liegt die Faszination und der ‚kick’. Natürlich habe ich beim Drehen ab und zu daran gedacht, wie es wohl liefe, wenn ich diesen Film in den USA drehen würde. Und dann war ich immer gottfroh und dankbar, dass ich ihn hier drehen konnte. In meiner Sprache, mit meinen Leuten. Mit einer Kamerafrau wie Bella Halben, die aus dem gleichen Holz ist wie ich, die versteht worum es mir geht, die mich inhaltlich und formal hundertprozentig unterstützt hat. Ebenso wie Uschi Reich als 6 Produzentin, die in jedem Moment meine Verbündete war, meine Mitstreiterin im Kampf für das Beste für diese Geschichte. Vielleicht drehe ich trotzdem irgendwann einmal einen Film in Amerika. Aber wahrscheinlich erst dann, wenn es keiner mehr von mir erwartet. Caroline Link INTERVIEW MIT PRODUZENTIN USCHI REICH Was hat Sie an dem Projekt gereizt? Der Ausgangspunkt war das Drehbuch von Caroline. Ich hab es von der ersten Minute an geliebt und finde, dass es ein großer Film geworden ist. Weil er einen sehr berührt. Er wirkt nach. Er ist nicht leicht konsumierbar, er arbeitet weiter in dir. Das hat etwas sehr Tröstliches – jemand mit schwerer Grippe hat zu mir gesagt, nachdem er den Film gesehen hat: Jetzt bin ich ein bisschen gesünder geworden. Heilung durch Kunst, das ist das übergeordnete Thema. Mich faszinieren dabei, auch jetzt noch, immer unterschiedliche Aspekte. Ich sehe den Film jedes Mal anders, je nachdem, wie ich mich selbst fühle: Mal steht das Verhältnis von Mutter/Tochter im Vordergrund, dann wieder die Beziehung zu dem Maler – das Interessante an dem Buch ist, dass man am Ende einen Weg für sich findet. Es ist ja eine der furchtbarsten Situationen, wenn Eltern ein Kind verlieren – man weiß, dass 90% aller Familien das nicht verkraften und daran zerbrechen. Diese Familie zerbricht eigentlich auch, aber sie finden, jeder für sich allein zunächst, ihren Weg. Die Figuren können ihr Leben wieder leben, das zwischendurch angehalten hatte. Gereizt hat mich dann natürlich auch die Arbeit mit Caroline Link – die ist ein Geschenk. Sie ist eine besondere Person, die eine besondere Sicherheit hat in ihrem Inneren – sie kann sich auf sich selber verlassen. Deswegen hat sie diesen ganzen Regiezirkus um ihre Person auch nicht nötig. Und einen anderen Aspekt gab es noch: Musik, Tanz, Theater sind für mich eine Quelle der Inspiration. Mein Interesse war auch, verschiedene Kunstrichtungen zu verbinden. Link vertraut auf die große Kraft in der Ruhe ihrer Darsteller Josef Bierbichler und Karoline Herfurth. Wie war die Arbeit mit den beiden? Eigentlich ziemlich einfach, da beide sich total auf die Rolle eingelassen haben. Die Schwierigkeiten der Inszenierung - für Regisseurin und Kamerafrau - bestanden darin, diese manchmal sechs Minuten langen Szenen in den Griff zu bekommen. Das haben wir gelöst, indem wir chronologisch gedreht haben. Überhaupt war die Arbeit mit Kamerafrau Bella Halben sehr interessant. Sie hat sowohl der Regisseurin wie auch den Schauspielern sehr viel Raum gegeben. Sie hält sich mit ihrer Arbeit, die oft so hoch technisiert ist, so weit es geht im Hintergrund, baut mit ihrer Truppe extrem schnell um, so dass weder die Konzentration gestört ist noch die Schauspieler zu sehr auf Positionen eingezwängt werden. Diese Zurückgenommenheit der Kameraarbeit gab allen mehr Freiheit in der Bewegung. Die Figuren standen absolut im Mittelpunkt, ohne Druck von außen. Das hat sich positiv auf die Dreharbeiten ausgewirkt, es gab Ruhe und Raum für alle Beteiligten. Aber natürlich gibt es immer künstlerische Auseinandersetzung darüber, wie man etwas angeht. Muss man einen solchen Film, der stark auf die Innensicht der Figuren zielt und wenig handlungstreibende Elemente besitzt, anders inszenieren? Du stehst vor einer ganz anderen Situation. Normalerweise gibt es Szenen, die logisch, durch den Zwang der Handlung, aufeinander folgen. Hier gab es keine handlungsbedingte 7 Eigendynamik, jede Szene musste ihre Spannung von neuem aufbauen, und das ist bei langen Szenen gar nicht so einfach. Beide Hauptdarsteller haben sich extrem eingelassen auf diese zwei Figuren. Karoline mit Tanzen und Singen, die Choreografie musste sie hart über mehrere Monate erarbeiten. Diese Rolle ist etwas ganz Besonderes und sicher die Anspruchvollste, die sie bisher gespielt hat. Und Bierbichler gibt von sich preis, dass er im Grunde seines Herzens ein netter Mensch ist, was er oft gern hinter einer gewissen Poltrigkeit verbirgt. Die Rolle liegt ihm, er kann sein, was er ist: ein großer Künstler! Wie ist die Beziehung zwischen den beiden? Sie ist das Zentrum des Films. Sie ist erotisch, aber nicht sexuell. Sie besitzt eine gewisse Utopie in der gegenseitigen Hilfe und Unterstützung, es ist eine idealtypische Verbindung. Wie würden Sie Links Arbeitsweise beschreiben? Caroline verfilmt genau ihr Drehbuch, und das mit einer wahnsinnigen Intuition, das zeichnet sie aus. Vieles entscheidet sie intuitiv, und das ist dann immer richtig. Wie wirkt sich das am Set aus in der Arbeit mit den Schauspielern? Sie ist in allen Bereichen sehr gut vorbereitet. Es ist mein zweiter Film mit ihr, und wieder waren es eine meiner entspanntesten Dreharbeiten, weil sie als Regisseurin genau weiß, was sie will. Und das im Vorfeld ansagt, und sich dann auch daran hält. Man kann sich immer auf sie verlassen. Das ist ein Geben und Nehmen, wie man es sich idealerweise vorstellt. Im Vorfeld ist sie nervös, aber wenn die Kamera dann läuft, einfach sehr konzentriert. Bei diesem Film musste viel vorbereitet werden, und es gab es auch einige Unwägbarkeiten: werden sich die Tanzsequenzen einfügen, funktioniert das mit der Malerei, passt das Musical dazu ... Die Farbigkeit der Gemälde scheint in den Film einzugehen ... Es war ein großer Glücksfall, dass wir auf Florian Süssmayr gestoßen sind – er passt perfekt dazu. Der Entstehungsprozess des Hauptbildes war etwas langwieriger, aber alles andere war gleich da. Wie lange hat es gedauert, bis die Tanzszene im Kasten war? Gedreht war sie in zwei Tagen, aber Karoline hat vier oder fünf Monate dafür geprobt. Und die Musik? Unter der Tanzszene liegt der Song „Signal to noise“ von Peter Gabriel. Ansonsten hat Niki Reiser die Musik komponiert, ein großer Künstler. Er hat monatelang mit Caroline Link gearbeitet und diese sogartige Musik entwickelt, die einen hohen Anteil daran hat, dass man so in den Film hineingezogen wird. Man hat München lange nicht so im Film gesehen ... Ja, und den Starnberger See und die Umgebung. Das Atelier des Malers haben wir dort allerdings nicht gefunden, es ist eine alte Schnapsfabrik in Brandenburg. Das Haus der Eltern ist ein berühmtes Designerhaus von Sep Ruf und steht bei der Bavaria um die Ecke. Gedreht haben wir auch bei Jil Sander in der Maximilianstraße, die Tanzszenen im Prinzregentheater in der Theaterakademie, mit deren Studenten auch das Musical einstudiert wurde. Und am Ende geschieht dann immer das kleine Wunder, dass die Arbeit so vieler Leute sich zusammenfügt und etwas neues entsteht, mal Künstlerischer, mal mehr Gebrauchsfilm, kommerzieller. In diesem Fall ein großer Arthouse- und starker Schauspieler-Film geworden. 8 KUNST IM FILM Bekanntlich ist das wesentliche Merkmal von Film das bewegte Bild - eine andere Form von Bild, die sich von Malerei und Fotografie unterscheidet. Zahlreiche Schnittstellen verbinden den Film allerdings mit diesen und anderen Künsten. Vor allem die traditionellen Künste Malen und Zeichnen und das relativ junge Fotografieren gehen in die „junge“ Filmkunst ein, die sich zunächst in der Nachahmung der alten Künste entwickelt. Literatur, Musik, Malerei, Tanz, Architektur, Design, Videokunst, Games etc. beeinflussen in ihren komplexen Systemen das Kunstprodukt Film, werden immer wieder auf ihre Einsetzbarkeit getestet – und reagieren, in einer Wechselwirkung, ihrerseits auf den filmischen Gebrauch. Ständig bedient sich der Film historischer Abbildungen, seien es Gemälde oder Fotografien, um eine „realistische“ Darstellung der jeweiligen Zeit zu liefern. Die Malerei ging, in den entscheidenden Entwicklungsjahren der Fotografie in der Mitte des 19. Jahrhunderts, auf die Herausforderung ein. Die Arbeiten der Impressionisten, die fundamental ihren Umgang mit Licht veränderten und sich der Darstellung von Momenten der Gegenwart zuwandten, sind nicht vorstellbar ohne die Herausforderung durch die Fotografie. Auch die Erprobung abstrakter Darstellungen und verschiedener Perspektiven auf der Leinwand können als Antworten der Malerei auf die Kunst der Kamera gesehen werden. Umgekehrt haben aber auch immer wieder Richtungen der Malerei den Stil der filmischen Bildgestaltung beeinflusst, und von den Abfolgen von Zeichnungen und Bildern fürs Daumenkino führt ein folgerichtiger Weg zum bewegten Bild. Viele Regisseure sind künstlerische Multitalente, die sich als Maler, Bildhauer, Musiker und/oder Komponisten einen Namen machten. Storyboards, Scribbles, Choreografien, Setdesign, Musikeinsatz etc. – der Raum, ihre unterschiedlichen Fähigkeiten im Film einzusetzen, ist für Regisseure unbegrenzt. Malerei & Film: einige Beispiele Der Film ist wohl das Medium, das am besten als Spiegelbild seiner Zeit funktionieren kann. Die Einflüsse der Malerei werden in unzähligen Filmen thematisiert. Kunst und Leben eines Vincent van Gogh beispielsweise inspirierten Regisseure wie Alain Resnais (VAN GOGH, 1941), Vincente Minnelli (VINCENT VAN GOGH – EIN LEBEN IN LEIDENSCHAFT, 1956), Robert Altman (VINCENT UND THEO, 1989) und Maurice Pialat (VAN GOGH, 1991), neben vielen anderen, mit Picasso setzte sich u. a. Henri-Georges Clouzot (PICASSO, 1955) auseinander. Konrad Wolf drehte GOYA (1969), Carlos Saura GOYA IN BORDEAUX (2000) und Milos Forman GOYAS GEISTER (2006). Ed Harris spielte den Begründer des abstrakten Expressionismus in seinem selbst inszenierten und produzierten POLLOCK (2000) auch gleich noch selbst. In DAS MÄDCHEN MIT DEM PERLENOHRRING (2003) von Peter Webber steht Scarlett Johansson dem holländischen Maler Johannes Vermeer, verkörpert von Colin Firth, Modell. In DIE SCHÖNE QUERULANTIN (1991) schickt Jacques Rivette die junge Emmanuelle Béart zu Michel Piccoli – die junge Frau soll den berühmten Maler wieder zur Arbeit an einem nie vollendeten Meisterwerk anregen. Ridley Scotts Regiedebüt DIE DUELLISTEN (1976) nach einer Erzählung von Josef Conrad ist in seiner hervorragenden Bildgestaltung inspiriert von der zeitgenössischen Malerei eines John Constable. Mit THE CREMASTER CYCLE (1995 – 2002) legt der Künstler Matthew Barney einen Performance-Zyklus vor, der von der New York Times als „Meilenstein für die Kunst des neuen Jahrhunderts“ gefeiert wurde. Der Filmemacher Peter Schamoni machte sich mit seinen Porträts von Künstlern wie Niki de Saint Phalle, Friedensreich Hundertwasser, Max Ernst und zuletzt Fernando Botero einen Namen. 9 Fotografie Fotografie hält nicht nur Bilder fest, sondern kann sie, wie auch der Film, beliebig oft reproduzieren. Die Erfindung kam gleich dort zum Einsatz, wo sie am meisten Nutzen brachte: beim Porträt. In IM WINTER EIN JAHR fotografiert und skizziert der Maler sein Modell, ehe er es malt. Max (Josef Bierbichler) erklärt Lilli (Karoline Herfurth), das Skizzieren und Fotografieren seien „zwei verschiedene Geschichten. Zeichnen ist ... mehr körperlich. Die Fotos sind objektiver, sozusagen. Und was ich dann male, liegt irgendwo dazwischen. Zwischen dem, was mir die Kamera sagt, wie Sie aussehen und dem, was mir meine Augen sagen. Was meine Hände beschreiben wollen ...“ Später schaut er sich die Fotos im Computer an, sieht ihre wechselnde Stimmung während des Gesprächs – und entdeckt ein Close up von Lilli, den Moment, auf den er gehofft hat, den Ausdruck, der in das Bild eingehen soll. Die Bilder des Malers Max Hollander schuf exklusiv für IM WINTER EIN JAHR der renommierte Münchner Künstler Florian Süssmayr. Sicher geht ein Teil der Persönlichkeit des Malers in die Rolle ein, wie Bierbichler sie angelegt hat. Auch er arbeitet, als Maler im Film, nach fotografischen Vorlagen, nach Videoaufzeichnungen und Skizzen. Florian Süssmayr – Maler aus München Er schafft monumentale Gemälde ebenso wie – scheinbar – hingeworfene Skizzen. Immer steht das Alltägliche im Mittelpunkt, Nebensächliches wird erhöht bzw. überhaupt erst wahrgenommen. Seine Arbeitsweise ist stark am Fotografischen orientiert. Immer führt er in einen Dialog mit dem Raum – ein starker filmischer Ansatz. Die verhaltenen Farben seiner Bilder gehen in die Farbästhetik von IM WINTER EIN JAHR ein. Es ist, als würde Kamerafrau Bella Halben die Grenzen der Maler Leinwand aufheben: die Übergänge verwischen sich, sind fließend, übertragen sich auf das Bild der Kinoleinwand. Aus der Verbindung künstlerischer Gattungen entsteht Spannung – Malerei, Architektur, Musik, Tanz – all das sind Ausdrucksformen, die sich im Film ausleben können. Dort spielen sie zwar nicht die Hauptrolle, sind aber nicht wegzudenken, prägen die Textur eines Films. Spannung ergibt sich nicht durch die Reinheit der Gattung, sondern ihre Vermischung. Fotografie, die „Mutter“ des Films, bewirkte die „wichtigste Veränderung in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Der Fotografie ist es zu verdanken, dass die Malerei überlebt und neue Impulse bekommen hat. Nicht nur im Werk, auch in der Biografie einiger Gegenwartsmaler laufen beide Stränge oft zusammen; so auch bei Süssmayr, dem Filmemacher, Fotograf und Maler.“ (Chris Dercon in Florian Süssmayr, Bilder für deutsche Museen) Süssmayr wurde 1963 in München geboren, Vater und Großvater waren Musiker, der Großvater außerdem erfolgreicher Landschaftsmaler und Zeichner. Die Subkultur der frühen 80er in München prägen ihn: das Münchner Werkstattkino, die Punk- Bewegung „Freizeit 81“, deren Mitglied er war und für deren Zeitschrift er Fotocollagen schuf. Mit dem Schriftsteller Lorenz Schröter gründet er die Punkband „Lorenz Lorenz“, mit der er bis 1984 auftritt. In Anatol Nitschkes Super 8 Kurzfilmen wie „Einsamer Cowboy“ (1984) und „Couch“ (1985) nach Andy Warhol spielte er mit, in „Süssmayr und Hito“ (1985), Regie ebenfalls Nitschke, steht er vor einer weißen Kinoleinwand und blickt in die Kamera. Er sammelt Erfahrungen als Kameramann und Lichttechniker, arbeitet von 1990 bis 2000 für Regisseure wie Romuald Karmakar („Eine Freundschaft in Deutschland“, 1986; „Das Himmler Projekt“, 2000) und Heiner Stadler („Warshots“, 1995). In Romuald Karmakars „Die Nacht singt ihre Lieder“ (2003) sind seine Bilder zu sehen. Seit Beginn der 90er Jahre fotografiert Florian Süssmayr, experimentiert mit verschiedenen grafischen Techniken. Und zeichnet erste realistische Porträts. Porträts sind auch sein Debüt in der Malerei, in Öl, auf Leinwand und Hartfaserplatten. Nach Dreharbeiten in Beirut 10 entsteht eine Serie mit Bildern aus der zerstörten Stadt, mit denen er 1999 seine erste öffentliche Ausstellung einrichtet. Für Süssmayr ist der Übergang von der Fotografie zur Malerei fließend. Er nutzt Techniken wie die Frottage und Hinterglasmalerei. Süssmayr über seine Arbeit: „Die meisten Motive sind unspektakulär. Der Bildaufbau ist flach. Kein Vordergrund, kein Hintergrund. Für das zweidimensionale Medium Bild suche ich mir eine zweidimensionale Vorlage. Am liebsten Wände, auf denen sich dann aber auch alles abspielen muss, was Malerei ausmacht: Licht, Schatten, ein Schwanz, ein Hakenkreuz oder ein Bier. Eine Geschichte also. (...) Es geht um das Sehen und Erkennen. Nur manchmal denke ich mir etwas aus, ein Großteil ist dokumentarisch. Die Motive drängen sich auf.“ (aus: Begleitheft zur Ausstellung Florian Süssmayr: Bilder für deutsche Museen, Haus der Kunst, 17. Februar 2005 – 1. Mai 2006). Birgitta Trommler – Choreografie der Tanzsequenzen Die in München geborene Tänzerin, Choreografin und Regisseurin erarbeitete für IM WINTER EIN JAHR, zusammen mit einem ihrer Tänzer, die Choreografie der großen Tanzszene von Karoline Herfurth. Trommler absolvierte ihre Ausbildung in Köln und in den USA, u. a. bei José Limón und Merce Cunningham. Sie tanzte in verschiedenen amerikanischen Ensembles, u. a. beim Tanztheater von Philadelphia, und arbeitet seit 1967 auch als Choreografin. 1976 gründete sie das bis heute bestehende „Tanzprojekt München“, das über eine eigene Tanzkompanie verfügt. Sie fungierte als Direktorin des Tanztheaters Münster und übernahm 1996 das Tanztheater am Staatstheater Darmstadt. Trommler schuf zahlreiche Theatertanzstücke, die sie selbst inszenierte, und führte Regie in dem Film WENN ICH DIE ANTWORT WÜSSTE (1987). Im Filmbereich arbeitete sie außerdem für Gernot Rolls DER RÄUBER HOTZENPLOTZ (2006). 11 BESETZUNG Karoline Herfurth (Lilli) Karoline Herfurth, 1984 in Berlin geboren, beginnt bereits während ihrer Schulzeit mit dem Schauspiel. Einem größeren Publikum fällt sie erstmals mit der Rolle als Anna in HansChristian Schmids hoch gelobtem Jugenddrama CRAZY (2000) auf. Ein Jahr später folgte eine Hauptrolle in dem deutschen Kassenschlager MÄDCHEN MÄDCHEN! (Regie: Dennis Gansel), 2003 übernahm sie dann eine Hauptrolle in MEIN NAME IST BACH (Regie: Dominique de Rivaz). Nach der Fortsetzung MÄDCHEN MÄDCHEN 2 – Loft oder Liebe (Regie: Peter Gersina, 2004) reüssierte Herfurth in Buket Alakus’ Frauenfußball-Drama EINE ANDERE LIGA (2006) als krebskranke Hayat, für deren Darstellung sie 2008 mit dem renommierten Grimme Preis ausgezeichnet wurde. EINE ANDERE LIGA wurde außerdem mit dem Publikumspreis beim 26. Max-Ophüls-Preis-Filmfestival 2004 und mit dem Bernhard- Wicki-Preis beim 16. Internationalen Filmfest Emden-Aurich-Norderney 2005 ausgezeichnet. Einen weiteren Karrierehöhepunkt erlangte die Nachwuchskünstlerin 2006 mit der Rolle des „Mirabellenmädchens“ in Tom Tykwers Bestsellerverfilmung DAS PARFUM – DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS. 2007 wurde Karoline Herfurth als New Talent of the Year mit dem Deutschen Entertainment Preis (DIVA) ausgezeichnet. Zudem bekam sie den Undine Award 2007 als „Beste jugendliche Nebendarstellerin in einem Kinofilm“. Zuletzt war sie in Marc Rothemunds PORNORAMA und der TV-Produktion DAS WUNDER VON BERLIN unter der Regie von Roland Suso Richter sowie auf der Theaterbühne in Weimar in Molnárs Stück „Liliom“ zu sehen. Bis März diesen Jahres stand sie zudem neben Kate Winslet und Ralph Fiennes unter der Regie von Stephen Daldry für dessen Film DER VORLESER vor der Kamera. Derzeit spielt Karoline Herfurth die Hauptrolle der Gretel Bergmann in dem Kinofilm BERLIN 36 / STILLE SIEGER (AT) unter der Regie von Kaspar Heidelbach. Sie lebt in Berlin, wo sie 2007 das Studium an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch abgeschlossen hat. Josef Bierbichler (Max) Im Alter von 23 Jahren entschloss sich Josef Bierbichler zu einer professionellen Schauspielausbildung an der Otto Falckenberg Schule in München. Mit dem Dramatiker und Regisseur Herbert Achternbusch, den er Mitte der siebziger Jahre kennen lernte, verband ihn eine intensive Zusammenarbeit, aus der die Filme ATLANTIKSCHWIMMER (1975), BIERKAMPF (1977), SERVUS BAYERN (1977) und zahlreiche weitere hervorgingen. Bierbichler stand in den folgenden Jahren auch für die Regisseure Werner Herzog (HERZ AUS GLAS, 1976; WOYZECK, 1979), Michael Haneke (CODE: UNBEKANNT, 2000), Jan Schütte (ABSCHIED – BRECHTS LETZTER SOMMER, 2000) und Tom Tykwer (DIE TÖDLICHE MARIA, 1993; WINTERSCHLÄFER, 1997) vor der Kamera. Für HIERANKL (2003), seine erste Zusammenarbeit mit Regisseur Hans Steinbichler, wurde Bierbichler als bester Hauptdarsteller für den Deutschen Filmpreis nominiert und mit dem Adolf-GrimmePreis in Gold ausgezeichnet. In Steinbichlers von der Kritik hoch gelobtem Drama WINTERREISE (2006), das 2006 das Filmfest München eröffnete, stellte er einmal mehr ausdrucksstark sein Können unter Beweis und wurde 2007 mit dem 57. Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller geehrt. Neben seiner Arbeit für Film undFernsehen blieb er immer dem Theater treu und feierte Erfolge auf kleinen Bühnen ebenso wie auf den wichtigsten des Landes. Von der Jury des Fachblattes "Theater heute" wurde Josef Bierbichler mehrfach zum Schauspieler des Jahres ernannt und u.a. mit dem "Gertrude-Eysoldt-Ring" ausgezeichnet. Unter der Regie von Michael Haneke dreht Bierbichler zurzeit DAS WEISSE BAND. 12 Corinna Harfouch (Eliane) Corinna Harfouch begann ihre Karriere als Theaterschauspielerin in Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz) und übernahm bald etliche Engagements, erst an Theatern in der ehemaligen DDR, später in ganz Deutschland. Die vielseitige Künstlerin kann mittlerweile auf über zwei Jahrzehnte TV- und Kinoschaffen zurückblicken, wofür sie mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. Zu ihren früheren Kinorollen zählen Sherry Hormans IRREN IST MÄNNLICH (1995), Matthias Glasners SEXY SADIE (1995) und Bernd Eichingers DER GROSSE BAGAROZY (1999). Für ihre Rolle im ersten Teil von BIBI BLOCKSBERG (2002) unter der Regie von Hermine Huntgeburth erhielt sie den Deutschen Filmpreis in Gold für die Beste weibliche Nebenrolle; auch in der Fortsetzung BIBI BLOCKSBERG UND DAS GEHEIMNIS DER BLAUEN EULEN (Regie: Franziska Buch, 2004) war Harfouch mit von der Partie. 2004 war sie u.a. als Magda Goebbels in Oliver Hirschbiegels internationalem Kinoerfolg DER UNTERGANG, im Jahr darauf als tschechische Lyrikerin Bozena Nemcova in Dagmar Knöpfels DURCH DIESE NACHT SEHE ICH KEINEN EINZIGEN STERN (2005) zu sehen. Zuletzt hatte sie eine Kinorolle in der hoch gelobten Houellebecq-Kinoadaption ELEMENTARTEILCHEN (2006) von Oskar Roehler und in Tom Tykwers DAS PARFUM – DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS (2007). Ihr Kinofilm FREI NACH PLAN wurde beim Shanghai International Film Festival als Bester Film ausgezeichnet und lief 2007 beim Filmfest München. Im Fernsehen machte sie sich als Titelfigur „Eva Blond“ in der gleichnamigen Serie einen Namen und zuletzt in dem mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichneten Zweiteiler „Helen, Fred und Ted“ (Regie: Sherry Hormann, 2006), 2007 war sie in „Teufelsbraten“ und „An die Grenze“ zu sehen. Im Kino folgten Auftritte in FREIGESPROCHEN (2007) und BERLIN CALLING (2008). Zurzeit steht Harfouch für den Kinofilm THIS IS LOVE vor der Kamera. 2009 wird sie in Andreas Dresens WHISKY MIT WODKY zu sehen sein. Hanns Zischler (Thomas) 1947 in Nürnberg geboren, arbeitet Hanns Zischler seit 1967 als Schauspieler und Publizist. Darüber hinaus war er Anfang der 70er Jahre auch als Übersetzer und Dramaturg an der Berliner Schaubühne tätig, bevor er 1976 mit Wim Wenders Road Movie IM LAUF DER ZEIT einem internationalen Publikum bekannt wurde und mit seinem Gesicht zunehmend den Neuen Deutschen Film prägte. Hanns Zischler setzte wiederholt Zeichen in den Filmen von Rudolf Thome (u. a. BERLIN CHAMISSOPLATZ, 1980; SYSTEM OHNE SCHATTEN, 1983; PARADISO – SIEBEN TAGE MIT SIEBEN FRAUEN – und zuletzt FRAU FÄHRT, MANN SCHLÄFT, 2003) sowie in den Werken von Wim Wenders (SAME PLAYER SHOOTS AGAIN, 1967; SUMMER IN THE CITY, 1970). In Steven Spielbergs internationaler Produktion MÜNCHEN (2005) stand Zischler neben Eric Bana, Daniel Craig und Geoffrey Rush vor der Kamera. Zu seinen weiteren Filmerfolgen zählen DIE FLAMBIERTE FRAU (1983), Jean-Luc Godards ALLEMAGNE NEUF ZERO (1991), Andrew Birkins SALZ AUF UNSERER HAUT (1992) und DER ZEMENTGARTEN (1992), Istvan Szàbós SUNSHINE – EIN HAUCH VON SONNENSCHEIN (1999) und TAKING SIDES – DER FALL FURTWÄNGLER (2001) sowie Costa-Gavras DER STELLVERTRETER (2002). Auch im Fernsehen war und ist Hanns Zischler in zahlreichen Rollen zu erleben. Dazu gehören u.a. „Tatort“ inverschiedene Folgen, „Kommissar Beck“, „Polizeiruf“ und TV-Movies wie „Donna Leon: Aqua Alta“, „Die Flucht“, „Der letzte Zeuge“ oder „Die Frau aus dem Wasser“. Zuletzt stand Zischler gemeinsam mit Franka Potente für den französischen TV-Film „La traque – Die Hetzjagd“ in der Rolle des nationalsozialistischen Kriegsverbrechers Klaus Barbie unter der Regie von Laurent Jaoui vor der Kamera. Derzeit dreht er an der Seite von Heike Makatsch die Hildgard-Knef-Biographie HILDE. 13 Mišel Maticevic (Aldo) Geboren 1970 in Berlin, stand Mišel Maticevic, der seine Ausbildung an der Filmund Fernsehakademie „Konrad Wolf“ in Potsdam absolvierte, seit 2000 vor allem in zahlreichen TV-Produktionen vor der Kamera. Zu seinen Fernsehcredits zählen neben Krimis wie „Schimanski“, „K3 – Kripo Hamburg“ oder „Blackout – Die Erinnerung ist tödlich“ u. a. die Thriller „Eine Stadt wird erpresst“ und „Dornröschen erwacht“ sowie die TV-Movies „Kalter Frühling“, „Sehnsucht“, „Emilia“, „Das Zimmermädchen und der Millionär“ und „Die Luftbrücke – Nur der Himmel war frei“. Für seine Kinorolle LOST KILLERS zeichnete das Thessaloniki Film Festival Maticevic 2000 als Besten Darsteller aus, zuletzt drehte er für die Leinwand den Kinofilm EFFI (2007). Für „Hotte im Paradies“ unter der Regie von Dominik Graf war Mišel Maticevic 2005 für den Deutschen Fernsehpreis als Bester Schauspieler in einer Hauptrolle nominiert. In seiner ersten internationalen Produktion stand Maticevic in dem starbesetzten TVDreiteiler „The Company“ neben Chris O’Donnell und Alfred Molina vor der Kamera. In seiner vierten Zusammenarbeit mit Dominik Graf spielte er unlängst Brentano in Grafs TV-Film „Das Gelübde“ und war zudem in „Die Todesautomatik“ und „Die dunkle Seite“ in Hauptrollen zu sehen. Maticevic dreht zurzeit erneut unter der Regie von Dominik Graf die TV-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ und wird Anfang 2009 als Major von Crampas in EFFI im Kino zu sehen sein. STAB Caroline Link (Regie, Drehbuch) 1986 nahm Caroline Link ihr Studium im Fachbereich Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF), München auf. Ihr Abschlussfilm "Sommertage" wurde 1990 auf den Hofer Filmtagen mit dem Kodak- Förderpreis ausgezeichnet. Nebenbei arbeitete sie weiterhin als Regieassistentin und Drehbuchautorin (u.a. für die Krimiserie „Der Fahnder“). 1992 entstand für das ZDF der Kinderfilm „Kalle der Träumer“. Im gleichen Jahr begann Caroline Link mit der Recherche für das Drehbuch zu JENSEITS DER STILLE. 1995 konnte sie die außergewöhnliche Geschichte eines gehörlosen Elternpaares und seiner musisch begabten Tochter endlich verfilmen. Der Film wurde 1998 für einen Oscarals Bester ausländischer Kinofilm nominiert und machte Caroline Link auch international bekannt. Für JENSEITS DER STILLE erhielt Link zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Filmpreis, den Bundesfilmpreis in Silber, den Gildefilmpreis in Gold sowie im Ausland Preise als Bester Film der Festivals von Tokio, Chicago, Vancouver und Kalkutta. 1999 bewies sie mit der erfolgreichen, modernen KästnerAdaption PÜNKTCHEN UND ANTON erneut ihr Gespür für anrührende Geschichten. Auch für diesen Film wurde sie mit mehreren nationalen und internationalen Preisen geehrt, u.a. mit dem Bayerischen Filmpreis. Den Oscarfür den Besten nichtenglischsprachigen Film holte Caroline Link schließlich mit NIRGENDWO IN AFRIKA (2001). Die Stefanie ZweigAdaption wurde mit vier Deutschen Filmpreisen ausgezeichnet und war wie die vorangegangenen Werke auch kommerziell ein großer Erfolg: Alle drei Kinofilme von Caroline Link lockten jeweils zwischen 1,7 und 1,9 Millionen Zuschauer ins Kino. Zuletzt wirkte Link bei der Scriptentwicklung zu THE PAINTED VEIL (nach dem gleichnamigen Roman von William Somerset Maugham) mit und schrieb das Drehbuch zu IM WINTER EIN JAHR. Uschi Reich (Produktion) Nach ihrem Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen in München arbeitete Uschi Reich als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin. Von 1987 bis 1995 entwickelte sie als 14 Produzentin für Bavaria Film diverse Serien wie „Vera Wesskamp“, und den erfolgreichen Dreiteiler „Vater wider Willen“ und baute die Serie „Marienhof“ auf. 1995 folgte der Wechsel zu Constantin Film, wo sie mit Bernd Eichinger u.a. die German Classics Reihe DAS MÄDCHEN ROSEMARIE (Regie: Bernd Eichinger, 1996) und ES GESCHAH AM HELLICHTEN TAG (Regie: Nico Hofmann, 1996) produzierte. 1996 kehrte Uschi Reich zu Bavaria Film als Produzentin zurück und wurde 1997 Geschäftsführerin der Bavaria Filmverleih- und Produktions GmbH. Zusammen mit Lunaris Film, Peter Zenk, folgte FRAU RETTICH, DIE CZERNI UND ICH (Regie: Markus Imboden, 1998) sowie Caroline Links PÜNKTCHEN UND ANTON (1999). Danach produzierte Uschi Reich Marco Petrys SCHULE (2000), Franziska Buchs Kästner-Adaption EMIL UND DIE DETEKTIVE (2001) und als dritte Kästner-Verfilmung DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER (Regie: Tomy Wigand, 2003) sowie Hermine Huntgeburths aufwändige Realverfilmung BIBI BLOCKSBERG (2002) und die Fortsetzung BIBI BLOCKSBERG UND DAS GEHEIMNIS DER BLAUEN EULEN (Regie: Franziska Buch, 2004). Ehe Uschi Reich mit der Verfilmung des Buch- und Kassetten-Hit TKKG (2005) sowie Cornelia Funkes Kultreihe DIE WILDEN HÜHNER (2005) und deren Fortsetzungen DIE WILDEN HÜHNER UND DIE LIEBE (2006) endgültig in den Olymp der Kinderbuch- Produzenten, aufstieg, zeigte sie mit KAMMERFLIMMERN (Regie: Hendrik Hölzemann, 2004), dass ihr Herz auch für kleine, schwierige Stoffe schlägt. Beim „FLIEGENDEN KLASSENZIMMER und beiden DIE WILDEN HÜHNER-Filmen arbeitete Uschi Reich auch als Koautorin. Neben vielen nationalen und internationalen Preisen erhielt sie den Deutschen Filmpreis, den Bayerischen Filmpreis und die Staatsmedaille für Verdienste um die Bayerische Wirtschaft. Fertig gedreht ist inzwischen der dritte Teil der erfolgreichen HÜHNER-Reihe, DIE WILDEN HÜHNER UND DAS LEBEN, sowie der Erstlingsfilm SUMMERTIME BLUES unter der Regie von Marie Reich. Martin Moszkowicz (Produktion) Geboren 1958, studierte Martin Moszkowicz bis 1980 an der Ludwig-Maximilians- Universität München. Danach arbeitete er als Produktions- und Herstellungsleiter, Line Producer und Produzent bei zahlreichen Produktionen weltweit mit. 1985 wurde er Produzent und Geschäftsführer bei der M P Film GmbH, München. Von 1991 an war er bei der Constantin Film Produktion GmbH als Produzent und von 1996 bis zum Börsengang 1999 auch als Geschäftsführer tätig. Seit damals ist Martin Moszkowicz Vorstand für den Bereich Produktion bei der Constantin Film AG. Als Produzent hat er bei über 100 Kinofilmen mitgewirkt und war an vielen deutschen Erfolgsfilmen beteiligt. Zu seinen Credits zählen DIE VENUSFALLE (1988), MANTA MANTA (1991), Andrew Birkins SALT ON OUR SKIN (Salz auf unserer Haut, 1992) sowie THE CEMENT GARDEN (Der Zementgarten, 1992). Zusammen mit Bernd Eichinger war er als Produzent an mehreren Sönke Wortmann-Filmen beteiligt, darunter die Komödienerfolge DER BEWEGTE MANN (1994) und DAS SUPERWEIB (1996), mit dem Regisseur Bille August THE HOUSE OF THE SPIRITS (Das Geisterhaus, 1993) und SMILLA’S SENSE OF SNOW (Fräulein Smillas Gespür für Schnee, 1996). Außerdem war er als Produzent, Executive Produzent oder verantwortlicher Geschäftsführer der Produktionsfirma u.a. für folgende Filme verantwortlich: Doris Dörries BIN ICH SCHÖN? (1997), Bernd Eichingers DER GROSSE BAGAROZY (1998), Marc Rothemunds HARTE JUNGS (1999) sowie die Fortsetzung KNALLHARTE JUNGS (2002), Michael Herbigs ERKAN & STEFAN (1999), DER SCHUH DES MANITU (2000) und HUI BUH – DAS SCHLOSSGESPENST (2006), Paul W. S. Andersons RESIDENT EVIL (2002) sowie RESIDENT EVIL: APOCALYPSE (2004), Oliver Hirschbiegels DER UNTERGANG (2004), Hermine Huntgeburths DIE WEISSE MASSAI (2005), Vivian Naefes DIE WILDEN HÜHNER (2005), Oskar Roehlers ELEMENTARTEILCHEN (2006), Tom Tykwers DAS PARFUM – DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS (2006) und Ben Verbongs HERR BELLO (2007), Marcus H. Rosenmüllers SCHWERE JUNGS (2007), RESIDENT EVIL: 15 EXTINCTION (2007), WARUM MÄNNER NICHT ZUHÖREN UND FRAUEN SCHLECHT EINPARKEN (2007) sowie DIE WELLE (2008). IM WINTER EIN JAHR ist seine zweite Zusammenarbeit mit Caroline Link nach NIRGENDWO IN AFRIKA (2001). Zu seinen Arbeiten fürs Fernsehen zählen, zusammen mit Produzentin Uschi Reich, „Das Mädchen Rosemarie“ (1996), „Charlys Tante“ (1996) und „Es geschah am helllichten Tag“ (1996), ferner „Die Halbstarken“ (1996) und „Vera Brühne“ (2000). Robert Cort (Executive Producer) Robert Cort ist zweifacher Emmy-Preisträger, der sich auch als Romanautor einen Namen machte. Er produzierte Boxoffice-Hits wie Garry Marshalls RUNAWAY BRIDE (Die Braut, die sich nicht traut, 1999), Sam Weismans THE OUT-OFTOWNERS (Schlaflos in New York, 1998), Howard Deutchs THE ODD COUPLE II (Immer noch ein seltsames Paar, 1998), JUMANJI (1995), TERMINAL VELOCITY (Tödliche Geschwindigkeit, 1994), CLASS ACTION (Das Gesetz der Macht, 1990), BIRD ON A WIRE (Ein Vogel auf dem Drahtseil, 1990), COCKTAIL mit dem jungen Tom Cruise (1988) und THREE MEN AND A BABY (Noch drei Männer und ein Baby, 1987). Ehe er seine eigene Produktionsfirma gründete, war Cort Präsident von Interscope Communications und Executive Vice President of Production bei Twentieth Century Fox. Bella Halben (Kamera) Bella Halben wird 1957 geboren und wächst in Hamburg auf. Nach ihrer Ausbildung zur Werbefotografin in Hamburg arbeitet sie als Kameraassistentin und Operator in den Bereichen „Aktuelle Berichterstattung, Dokumentarfilm, Werbung und Spielfilm“. Seit 1994 ist Bella Halben als freie Kamerafrau tätig, u.a. für Christopher Roths Filme „LOOOSERS“ (1995), „CANDY“ (1998) und „BAADER“ (2001), der 2002 auf der Berlinale den Alfred Bauer Preis gewinnt. 2003 fotografiert sie den Film „AUS DER TIEFE DES RAUMES“ (Regie: Gil Mehmert) und 2004 „EINE ANDERE LIGA“ (Regie: Bukett Alakus). Bella Halben führt 2005 die Kamera für die ZDF-Produktion „BELLA BLOCK“ bei den Folgen „MORD UNTERM KREUZ“ und „DAS GLÜCK DER ANDEREN“. 2006 bekommt sie für Ihre Kameraarbeit in „HIERANKL“ (2003, Regie: Hans Steinbichler) den Adolf-Grimme-Preis in Gold und erhält 2002 eine Nominierung für den Deutschen Kamerapreis. Mit Hans Steinbichler dreht sie weiterhin 2005 den Kinofilm „WINTERREISE“ (Nominierung Deutscher Filmpreis als „Bester Film“ und Lola für die beste darstellerische Leistung durch Josef Bierbichler, 2007) und 2006 den Kinofilm „AUTISTIC DISCO“, welcher auf dem Münchner Filmfest 2007 Premiere feiert. Bella Halben fotografiert das Regiedebüt „JEANS“ (2001) von Nicolette Krebitz sowie deren zweiten Kinofilm „DAS HERZ IST EIN DUNKLER WALD“ (2006). Niki Reiser (Musik) Geboren 1958 in der Schweiz, studierte Niki Reiser nach einer klassischen Flötenausbildung in Boston Komposition mit Schwerpunkt Filmmusik und setzte seine Ausbildung am Konservatorium Basel fort. Als Flötist tourte er in verschiedenen Jazzformationen sowie mit der Klezmerband Kol Simcha, mit der er u.a. in der New Yorker Carnegie Hall und beim Jazzfestival Montreux auftrat. Sein Debüt beim Film gab Niki Reiser mit der Filmmusik zu Dani Levys DU MICH AUCH (1986). Es war der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Dani Levy, die sich mit ROBBYKALLEPAUL (1988), I WAS ON MARS (1991), STILLE NACHT (1996), MESCHUGGE (1997), AS GEHEIMNIS (1999), VÄTER (2002), ALLES AUF ZUCKER (2004) und MEIN FÜHRER – DIE WIRKLICH WAHRSTE WAHRHEIT ÜBER ADOLF HITLER (2006) fortsetzte. 1996 erhielt Reiser den Bayerischen Filmpreis für seine Musik zu STILLE NACHT, in den folgenden Jahren kamen gleich vier Deutsche Filmpreise 16 hinzu: 1997 für JENSEITS DER STILLE, 1999 für PÜNKTCHEN UND ANTON und Dani Levys MESCHUGGE, 2002 für NIRGENDWO IN AFRIKA und 2005 für Dani Levys ALLES AUF ZUCKER!. Daneben vertonte Reiser unter anderem Doris Dörries KEINER LIEBT MICH (1994) und BIN ICH SCHÖN? (1998) sowie Hermine Huntgeburths DIE WEISSE MASSAI (2005). Für Tomy Wigands DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER (2003) bekam er als bester Komponist den Preis der Deutschen Filmkritik, für Rainer Kaufmanns KALT IST DER ABENDHAUCH (2000) den Schweizer Filmmusik-Preis. Zuletzt komponierte Niki Reiser die Musik für Maria Schraders Regiedebüt LIEBESLEBEN (2007). Patricia Rommel (Schnitt) Ihren Durchbruch hatte die 1956 in Paris geborene Patricia Rommel als Cutterin von JENSEITS DER STILLE (1996). Weitere Zusammenarbeiten mit Caroline Link folgten mit PÜNKTCHEN UND ANTON (1998) und dem Oscar®-Erfolg NIRGENDWO IN AFRIKA (2001). Mehr als 40 Kino-, TV- und Dokumentarfilme hat sie bereits geschnitten. Ihre Tätigkeit in der Filmbranche begann Patricia Rommel 1977 zunächst mit diversen Werbefilmund Synchronproduktionen. Seit Anfang der Achtziger Jahre arbeitet sie als freiberufliche Cutterin und nimmt Lehraufträge an verschiedenen deutschen Hochschulen wahr. Für ihre Arbeiten erhielt sie diverse Nominierungen und Auszeichnungen: Wolfgang Beckers DAS LEBEN IST EINE BAUSTELLE (1997) brachte ihr eine Nominierung für den Deutschen Kamerapreis ein. Die begehrte Auszeichnung erhielt sie schließlich für KAMMERFLIMMERN (2004). Zu ihren weiteren Arbeiten zählen Nina Grosses FEUERREITER (1997), Franziska Buchs EMIL UND DIE DETEKTIVE (2001), Romuald Karmakars DIE NACHT SINGT IHRE LIEDER (2003), Christian Ditters Kinodebüt FRANZÖSISCH FÜR ANFÄNGER (2006) und als aktuelle TV-Produktionen Dieter Wedels „Mein alter Freund Fritz“ (2006) sowie Maria von Helands „Frühstück mit einer Unbekannten“ (2007). Rommel zeichnet auch verantwortlich für den Schnitt des zweiten deutschen Oscar®-Erfolges der letzten Jahre, Florian Henckel von Donnersmarcks DAS LEBEN DER ANDEREN (2005), für den sie für den Deutschen Filmpreis (Bester Schnitt) nominiert wurde und den Deutschen Kritikerpreis gewann. Susann Bieling (Szenenbild) Nach ihrem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart arbeitete Susann Bieling kontinuierlich im Bereich Bühnen-/Kostümbild sowohl am Theater wie bei Filmproduktionen. Sie schuf das Szenenbild für alle Filme von Caroline Link und gab ihr Debüt im Spielfilmbereich mit JENSEITS DER STILLE (1996). PÜNKTCHEN UND ANTON (1998) und NIRGENDWO IN AFRIKA (2001) folgten, außerdem Katja von Garniers BANDITS (1997), Sherry Hormanns WIDOWS – ERST DIE EHE, DANN DAS VERGNÜGEN (1997), Hermine Huntgeburths DIE WEISSE MASSAI (2005) sowie Vivian Naefes DIE WILDEN HÜHNER (2005). Zuletzt kreierte sie für Joachim Masanneks DIE WILDEN KERLE 4 (2007) die Kostüme. Mit Uschi Reich als Produzentin ist dies ihre fünfte Zusammenarbeit. Neben der Kästner- und der Funke- Verfilmung stattete sie auch Hermine Huntgeburths BIBI BLOCKSBERG (2002) und Franziska Buchs BIBI BLOCKSBERG UND DAS GEHEIMNIS DER BLAUEN EULEN (2004). Fürs Fernsehen schuf Bieling u.a. das Szenenbild für den Fünfteiler „Ein unmöglicher Mann“ (2000) und „Der Wunschbaum“ (2003) aus. Barbara Grupp (Kostüme) Nach einer Schneiderlehre besuchte Barbara Grupp die Staatliche Modeschule in Stuttgart, anschließend absolvierte sie ein Praktikum bei Yves-Saint-Laurent. Grupp arbeitete für eine Vielzahl von Fernsehfilmen, darunter für den Tatort „Frau Bu lacht“ (1995) und „Die Frau im Zug“ (2000), ferner für „Schimanski“, die Serie „Die Partner“ (1994-1996) und die TV-Movies 17 „Deine besten Jahre“ (1998) und „Bittere Unschuld“ (1998). Für Dominik Graf entwarf sie u.a. die Kostüme für DER FELSEN (2001) und DER ROTE KAKADU (2005) sowie für seine Fernsehfilme „Die Freunde der Freunde“ (2002), „Hotte im Paradies“ (2002), „Polizeiruf 110: Der scharlachrote Engel“ (2004), „Polizeiruf 110: Er sollte tot“ (2006), „Eine Stadt wird erpresst“ (2006) und seinen 2008 ausgestrahlten TV-Film „Das Gelübde“. Für Hans Steinbichler stattete sie WINTERREISE (2006) mit Kostümen aus, ebenso Alain Gsponers DAS WAHRE LEBEN (2006). Nach NIRGENDWO IN AFRIKA (2001) ist dies die zweite Zusammenarbeit mit Caroline Link. 18 BESETZUNG Lilli Richter Max Hollander Eliane Richter Thomas Richter Alexander Richter Aldo Tom Johannes Renee Waters Tobias Hollander Andrea Stephan Karoline Herfurth Josef Bierbichler Corinna Harfouch Hanns Zischler Cyril Sjöström Mišel Maticevic Daniel Berini Franz Dinda Karin Boyd Jacob Matschenz Inka Friedrich Hansa Czypionka STAB Regie & Drehbuch (nach dem Roman von Scott Campbell) Produzenten Executive Producers Produktionsleitung Kamera Schnitt Szenenbild Kostümbild Maske Musik Casting Caroline Link Uschi Reich Martin Moszkowicz Robert Cort Scarlett Lacey Oliver Nommsen Bella Halben Patricia Rommel Susann Bieling Barbara Grupp Nanni Gehardt-Seele Stephanie Hilke Niki Reiser An Dorthe Braker Stefany Pollmann Eine Produktion der Bavaria Filmverleih- und Produktions GmbH und der Constantin Film Produktion GmbH mit Unterstützung des FFF Bayern, des MBB, der FFA und des DFFF. 19