Problemorientierte Einführung in die Volkswirtschaftslehre Teil 1 : Allgemeine Grundlagen von Prof. Dr. Klaus Herdzina Sabine Ley Skript WS 00 / 01 Universität Hohenheim Problemorientierte Einführung in die Volkswirtschaftslehre - Grundlagen – Gliederung: 1. Teil: I. Grundlagen der Volkswirtschaftslehre Grundtatbestände der Wirtschaft, Buch S. 1-14 1. 2. 3. II. Bedürfnisse und Güter Produktion, Produktionsfaktoren und Produktionsmöglichkeiten Güterknappheit und Wirtschaften Arbeitsteilige Volkswirtschaft und Wirtschaftssystem, Buch S. 15-22 1. Einzelwirtschaften und Gesamtwirtschaft 2. 3. III. Einordnung und Systematik der Volkswirtschaftslehre, Buch S. 23-30 1. 2 3. 2. Teil: I. Einordnung der Volkswirtschaftslehre Aufgaben und Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre Methodische Anmerkungen Grundzüge der Mikroökonomik Einführung in die Nachfrage- und Angebotstheorie, Buch S. 31-40 1. 2. II. Die Arbeitsteilung Das Wirtschaftssystem Die Güternachfrage der Haushalte Das Güterangebot der Unternehmungen Märkte und Preisbildung 1. 2. D:\68619925.doc Das Marktgleichgewicht auf Gütermärkten, Buch S. 119-128 Faktorangebot, Faktornachfrage und Faktormärkte 1. Teil: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre I. GRUNDBESTÄNDE DER WIRTSCHAFT 1. Bedürfnisse und Güter Bedürfnisse, Bedarf, Nachfrage und Konsum Bedürfnisse = Mangelgefühle / abstrakte Wünsche, z.B. „ich will trinken“ Bedürfniskategorien unterschieden sich nach: ° Bedürfnisebene: - Grundbedürfnisse, z.B. „Trinken“ - höherwertige Bedürfnisse, z.B. „Unterhaltung“, „Bildung“ ° Bedürfnisbewußtseinslage: - offene Bedürfnisse - versteckte/latente Bedürfnisse, z.B. durch Werbung geweckt ° Bedürfnisdringlichkeiten: - gegenwärtig - zukünftig lösen temporären Konsumverzicht aus und führen zum Sparen ° Alter, Geschlecht, Einkommenshöhe Bedarf = konkretisiertes Bedürfnis, das sich auf eine konkrete Befriedigungsmöglichkeit richtet, z.B. „ich will Kaffee trinken“ Nachfrage = marktwirksamer, also mit Kaufkraft ausgestatteter Bedarf Konsum = Befriedigung von Bedürfnissen D:\68619925.doc Güter, Güterarten und Güterbeziehungen Güter = stiften den Nutzen der Bedürfnisbefriedigung, haben folglich subjektiven Wert Einschub: anderer Meinung waren Smith, Mill und Ricardo ( 1770-1790 ): nach ihrer „Arbeitwertlehre“ ist der Wert eines Stiftes in ihrer Hand entsprechend dem, wieviel man in seine Produktion gesteckt hat; folglich zählt auch die objekt reingesteckte Arbeit aber: der Käufer sieht diese objektive Leistung nicht, er braucht nur etwas zum Schreiben, bringt also kein Verständnis für den höheren Preis auf Güterkategorien: Kategorie 1: ° Materielle Güter = Sachgüter / Waren , z.B. Brot, Autos,... ° Immaterielle Güter = Dienstleistungen, z.B. Leistungen von Ärzten,... Einschub: Tabelle Problemkomplex 1 , Drei-Sektoren-Hypothese ° Rechte, z.B. Eigentums-, Forderungsrechte,... Kategorie 2: ° Private Güter = von privaten Haushalten/Unternehmungen nachgefragt nach dem Ausschlußprinzip: den von mir gekaufte Kaffee trinke nur ich, bzw. ein von mir auserwählter Kreis ° Öffentliche Güter = Öffentliche Nachfrage (z.B. Polizei, Justiz, Militär) nach z.B. Straßen dies wird auch von privaten nachgefragt, aber niemand stellt hierfür freiwillig seine Mittel zur Verfügung, da ja auch andere einen Nutzen davon hätten Kategorie 3: ° Konsumgüter = unmittelbares Mittel der Bedürfnisbefriedigung in Haushalten ( ca. 25 % ) ° Investitionsgüter ( = Produktionsgüter / Kapitalgüter / Sachkapital ) = Güterverwendung zur Herstellung anderer Güter, z.B. Maschinen Einschub Fallbeispiel Robinson: Robinson fängt Fisch per Hand Konsumgüterproduktion , mühsam Robinson legt Hungerpause ein Konsumverzicht , „Sparen“ Robinson fängt Fisch per Angel Investitionsgüterproduktion Kategorie 4: ° Verbrauchsgüter = kurzlebige Güter, z.B. Benzin, Lebensmittel,... ° Gebrauchsgüter = längerfristig genutzte Güter, z.B. Maschinen, Kleidung,... Unumstritten ist natürlich, dass es keine eindeutige Gütereinordnung gibt, in den meisten Fällen handelt sich um Mischgüter. Güterbeziehungen zwischen zwei oder mehreren Gütern: Beziehung 1: - Komplementäre Güter = ergänzen sich in ihrem Nutzen, z.B. Kaffee und Zucker - Substitutive Güter = können sich in ihrem Nutzen gegenseitig ersetzen, z.B. Kaffee und Tee Beziehung 2: - Homogene Güter = völlig gleiche Güter - Heterogene Güter = verschiedenartige Güter D:\68619925.doc 2. Produktion, Produktionsfaktoren und Produktionsmöglichkeiten Konsumreife, Produktion und Produktionsfaktoren - Güter stehen i.d.R. nicht konsumreif bereit. Es bedarf eines Umwandlungsprozesses (=Produktion). Dazu sind erforderlich die quantitativen Produktionsfaktoren Arbeit L, Boden B (als Standort und Ressourcenlieferant), Sachkapital C (= Investitions- und Produktionsgüter). - Neben den quantitativen Faktoren ist das technische und organisatorische Wissen (Know How) T als qualitativer Produktionsfaktor von zentraler Bedeutung. Die Produktionsmöglichkeiten Aufgrund der verfügbaren Produktionsfaktoren ergibt sich in einer bestimmten Zeitperiode ein Maximum an Produktionsmöglichkeiten. Produktionsfunktion: P = f(L,B,C,T) In einer einfachen modellhaften Darstellung (Zwei-Güter-Modell) lassen sich diese Produktionsmöglichkeiten durch eine Transformationskurve abbilden: 1. Gut X1 = Wurst produzierte Menge an Wurst = q1 2. Gut X2 = Käse produzierte Menge an Käse = q2 Produzierte Mengen hängen vom Arbeitseinsatz ab: q1 = f(L) , max 700 bei L = 100 q2 = f(L) , max 500 bei L = 100 Um die maximal produzierbaren Mengen noch besser zu veranschaulichen, wird: Abb. a gedreht in den SO-Quadranten und Abb. b gespiegelt in den NW- Quadranten übertragen. Im SW-Quadranten ist die max. Arbeitsmenge L=100, im NO-Quadranten die max. produzierbare Gütermengenkombination auf der Transformationskurve TVS ablesbar. An der TVS sind die Opprtunitätskosten zu erkennen, d.h. eine Mehrproduktion eines Gutes erfordert einen Verzicht auf das andere Gut. W = Wunsch der VW-Mitglieder D:\68619925.doc 3. Güterknappheit und Wirtschaften Der Begriff der Knappheit Knappheit = Differenz zwischen gewünschter und verfügbarer Gütermenge ( zwischen Güternachfrage N und Güterangebot A ). Wobei Nachfrage und Angebot natürlich vom Preis p abhängen: N = f(p) , inverse Beziehung A = f(p) , direkte Beziehung Wichtige Fähigkeiten von Preisen: ° Ausgleichsfunktion = Gleichgewicht zwischen A und N herbeiführbar ° Informationsfunktion = Grad der Knappheit erkennbar Preise als Knappheitsindiaktoren, deswegen können Güter in freie ( Sand in der Sahara, hier übersteigt das A die N ) und knappe ( alle andern ) Güter eingeteilt werden. ° Allokationsmechanismus = Lenkung der Produktionsfaktoren in die von den Nachfragern gewünschte Verwendung / Verschiebung der Produktiondfaktoren Nachfrage, Angebots- und Knappheitsentwicklung mögliche Nachfragetrends bei Gütern durch steigendes Einkommen: °Nichtsättigungsgüter = Nachfrage steigt °Sättigungsgüter = Nachfrage stagniert ( Lebensnotwendiges ) ° inferiore Güter = Nachfrage sinkt ( Luxusgüter ) ( prinzipiell jedes Gut, das bessere Substitute hat ) Möglichkeiten der Angebotssteigerung: ° beliebig reproduzierbare Güter = z.B. Jacken ° beschränkt reproduzierbare Güter = z.B. Erdbeeren ° nicht reproduzierbare Güter = z.B. Gemälde D:\68619925.doc Ansatzpunkte zur Reduzierunq von Knappheit - Nachfragedrosselung irrelevant für den Ökonomen - Angebotssteigerung Mehrproduktion aber: nach den Opportunitätskosten geht die Mehrproduktion eines Gutes auf Kosten eines anderen jedoch: befindet man sich noch nicht auf der TVS sondern auf Punkt U, so ist eine Mehrproduktion beider Güter bis zum Erreichen der TVS möglich, durch: ° Abbau von Unterbeschäftigung ° Abbau von Ineffizienz Auch nach der TVS ist dies möglich, durch Wirtschaftswachstum ( = Mehreinsatz der Produktionsfaktoren ): ° steigender Arbeitseinsatz: Rechtsverschiebung d. TVS aber: Anzahl an Arbeitsstunden und Arbeitskräften begrenzt ° Mehreinsatz von Boden: aber: Ressourcen begrenzt und Umweltbelastung zu beachten ° Mehreinsatz von Sachkapital: erforderlich über die Ersatzinvestitionen ( Ersatz sich laufend verschleißender Kapitalgüter ) hinaus sind die Nettoinvestitionen ( = Erweiterungsinvestition, bewirken Produktionskapazitätenzuwachs ) ° Steigerung des technischen und organisatorischen Fortschritts: mit gleichem quantitativen Faktoreinsatz ein Mehr an Produktionsmöglichkeiten zu erreichen, z.B. Arbeitsteilung Güterstruktur und Einkommensverteilung - Die Bedeutung der Zusammensetzung der Produktion - Knappheitsausgleich durch Anpassung der Angebotsstruktur ( = Zusammensetzung des Güterangebots ) und Fakttorenallokation ( = Einsatz von Produktionsfaktoren ) an die Nachfragestruktur aber: Anpassung von A an N, stellt noch nicht sicher dass W wirklich befriedigt wird, da Bedarf in Form von Nachfrage auszudrücken vom Einkommen abhängt: - Bedeutung der Einkommensverteilung: zur Beseitigung wäre eine Umschichtung der Vermögenspositionen nötig undenkbar Wirtschaften und ökonomisches Prinzip Wirtschaften = planmäßige Disposition über knappe Güter zur Befriedigung von Bedürfnissen „Planmäßige Disposition“ = Wahlentscheidungen: erfordert das Formulieren einer Rangordnung der Bedürfnisse, die Kenntnis der verfügbaren Mittel und die Aufstellung eines Wirtschaftesplanes, in dem den einzelnen Bedürfnissen die jeweiligen Mittel zugeordnet werden Anwendung des ökonomischen Prinzips: Erfolg-Einsatz-Relation ( = Produktivität , z.B. P/L = Arbeitsproduktivität ) maximieren = allg. Extremumprinzip ( mit minimalem Aufwand einen maximalen Erfolg erreichen ) D:\68619925.doc II. ARBEITSTEILIGE VOLKSWIRTSCHAFT UND WIRTSCHAFTSSYSTEM 1. Einzelwirtschaften und Gesamtwirtschaft Wirtschaftssubjekte als Akteure Wirtschaftssubjekte = Träger wirtschaftlicher Entscheidungen, welche aufgrund einer gewissen Willensbildung und Zielsetzung über die Verwendung eines begrenzten Budgets (knapper Güter) führen folglich die planmäßige Disposition für die eigene Einzelwirtschaft durch, entweder ausgerichtet auf den Konsum ( = HH ) oder die Produktion ( = UN ) von Gütern Haushaltsarten: ° Privat = Einzel-, Familien- und Anstaltshaushalte, Vereine ° Öffentlich = Bund, Länder, Länder, Gemeinden Unternehmungsarten: Privat und öffentlich, v.a. aber unterteilt in ° primär = Land- und Forstwirtschaft ° sekundär = Industrie ° tertiär = Dienstleistungen zusammengefaßt in STAAT Wirtschaftssubjekte sind häufig nicht nur isolierte Einzelpersonen sondern Personengruppen, die in wirtschaftlichen Beziehungen stehen, da die Haushalte auf die Produktion von Gütern angewiesen sind, u.u. Wirtschaftskreislauf = Interaktionen zwischen Haushalten und Unternehmungen / Zusammenspiel verschiedener Einzelwirtschaften im Rahmen einer Gesamtwirtschaft (Volks- oder Weltwirtschaft). gestrichelte Linie = reale Ströme (Arbeit, Boden,...), meist weggelassen durchgezogene Linie = Geldströme Die Arbeitsteilung D:\68619925.doc Begriff und Entwicklung der Arbeitsteilung Die Arbeitsteilung als Instrument zur Steigerung der Produktivität. Arbeitsteilung = Zerlegung eines Produktionsprozesses in nebeneinander bzw. nacheinander gelagerte Teilprozesse. Voraussetzung: große Zahl von Arbeitskräften und großer Absatzmarkt Arten von Arbeitsteilung: ° innerbetrieblich = innerhalb einer Einzelwirtschaft/Unternehmen ° zwischenbetrieblich = zwischen verschiedenen Unternehmen ° international = zwischen verschiedenen Volkswirtschaften Vorteile und Probleme der Arbeitsteilunq Vorteile: Produktivitätssteigerung durch Spezialisierung und Learning by Doing Probleme: psychische und physische Schäden, mangelnde Überschaubarkeit des Produktionsprozesses, Abhängigkeit ( = gesamtwirtschaftliches Problem ). Das Wirtschaftssystem Das Planungsproblem und die Grundformen von Wirtschaftssystemen Das Erstellen eines Wirtschaftsplanes ist vergleichsweise einfach in kleinen ökonomischen Einheiten, dagegen kompliziert in großen, arbeitsteiligen Volkswirtschaften, da die Ziele der Wirtschaftssubjekte (Rangordnung ihrer Bedürfnisse) und die vorhandenen Mittel nicht mehr unmittelbar überschaubar sind. Daher Frage nach dem System der Wirtschaftsplanung, nach dem Wirtschaftssystem. Das Wirtschaften kann auf mehrere Arten organisiert werden: Idealtyp Zentralplanwirtschaft : Abgrenzungskriterien: Entscheidungssystem : Planungskompetenz bei zentraler Planungsbehörde Informationssystem : Befragung bei Produktionssstätten wegen verfügbarer Mittel und bei Haushalten wegen Bedürfnisrangordnung Koordinationssystem : ex-ante-Koordination (= im Vorhinein) durch Bezugsscheine Lenkungssystem : Allokation aller Produktionsfaktoren durch die zentrale Planungsbehörde, quantitative Produktionssolls Eigentumsordnung : Plandurchsetzung durch Kollektiveigentum an den Produktionsfaktoren. Idealtyp Marktwirtschaft : Abgrenzungskriterien: Entscheidungssystem : Planungskompetenz dezentral, jede Einzelwirtschaft stellt eigenen Wirtschaftsplan auf Eigentumsordnung : Privateigentum an den Produktionsfaktoren Koordinationssystem : ex-post-Koordination (= im Nachhinein) von Angebot und Nachfrage auf den Märkten (Ausgleichsfunktion der Preise) Informationssystem : Preise (Informationsfunktion) Lenkungssystem : die Preisbildung (Lenkungsfunktion) Realtypische Wirtschaftssysteme existieren nur als Mischsysteme unter Verwendung jeweiliger Vorteile II. EINORDNUNG UND SYSTEMATIK DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE D:\68619925.doc 1. EINORDNUNG DER VOLKSWIRTSCHAFTSLEHRE WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN VWL Wirtschaftswissenschaft aus der gesamtwirtschaftlichen Perspektive des Wirtschaftspolitikers BWL einzelwirtschaftliche Perspektive der Betriebe bzw. Unternehmungen mit Konzentration auf innerbetriebliche Fragen wie Beschaffung, Fertigung, Absatz, Finanzierung, Organisation, Management, Controlling u.a.. Mikroökonomische Analyse Verhalten einzelner Wirtschaftssubjekte = Strukturanalyse: befaßt sich mit der Zusammensetzung privater Güter: - Analyse der Nachfrage - Analyse des Angebots - Analyse d. Preisbildung - Analyse der Allokation Makroökonomische Analyse Gesamtwirtschaft = Niveauanalyse befaßt sich mit der Frage nach der Höhe der gesamtwirtschaftlichen Güterproduktion : Auslastungsgrad der Produktionsfaktoren, Stabilität, Produktionssteigerung Die VWL bezieht sich zwar auf Einzelphänomene, kann aber nur in Form von generell geltenden Gesetzmäßigkeiten herausgarbeitet werden, da die wirtschaftliche Wirklichkeit extrem komplex ist. Der VWL dienen hierzu: - Hypothese = Vermutung in Form von Konditionalaussagen ( wenn – dann ) Theorie = System von zusammenhängenden Hypothesen ceteris-paribus-Klausel = Formulierung von Hypothesen über den Einfluß einer Variablen auf eine andere Variable unter dder Annahme, dass sich die sonstigen Determinanten (= unabhängigen Variablen) nicht ändern - Modell = vereinfachte Abbilder der Wirklichkeit, um die Wirklichkeit gedanklich besser durchdringen zu können kurzum: Hypothesensysteme über die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zwischen ökonomischen Variablen mit dem Ziel formulieren, um reales Wirtschaftsgeschehen zu erklären 2. Aufgaben der Volkswirtschaftslehre - Beschreibung, Erklärung und Prognose des Wirtschaftsgeschehens ( positive Ökonomik ) - Beratung von Wirtschaftssubjekten bei der Gestaltung des Wirtschaftsgeschehens zur Realisierung angestrebter Ziele ( normative Ökonomik ) D:\68619925.doc 2. Teil: Grundzüge der Mikroökonomik D:\68619925.doc I. EINFÜHRUNG IN DIE NACHFRAGE- UND ANGEBOTSTHEORIE 1. DIE GÜTERNACHFRAGE DER HAUSHALTE a) Die Determinanten der Nachfrage eines Haushaltes Gesucht werden die Determinanten der Nachfragemenge eines beliebigen Konsumgutes X pro Zeiteinheit t. Zielsetzung des Haushaltes ist Bedürfnisbefriedigung / Nutzenerhöhung. Determinanten der Güternachfrage sind folgende Variablen: - Der Nutzen des Gutes Ux = Ausmaß an Bedürfnisbefriedigung - Der Preis des Gutes px = wichtig, da Kauf eines Gutes Verzicht auf andere mit sich bringt - Die Preise anderer Güter : Substitutionsgüter py Komplementärgüter pz - Das Einkommen E = zum Kauf der Güter verfügbare Konsumsumme - Erwartungen Q über zukünftige Änderungen der übrigen Determinanten Die globale Nachfragefunktion: Nx/t = f(Ux,px,py,pz,E,Q,...) ... da es noch weitere Determinanten (z.B. Vermögen, Wetter/Jahreszeit) gibt b) Reduzierte Nachfragefunktionen und die Nachfragefunktion im engeren Sinn - Will man den Einfluß (Wirkungsrichtung) einzelner Nachfrage-determinanten isolieren, so sind die übrigen konstant zu halten (ceteris-paribus-Klausel). Man erhält reduzierte Nachfragefunktionen: z.B. Nx = f(px) mit Ux, py, pz, E, Q - Die Nachfragefunktion i.e.S. ohne weiteren Zusatz ist der Einfluß des Preises des Gutes X auf die nachgefragte Menge des Gutes X Nx = fpx) Bewegungen auf der Kurve, wenn sich die ausdrücklich genannte Determinante ändert Verschiebungen der Kurve, wenn sich die nicht ausdrücklich genannte Determinante ändert c) Die Marktnachfrage - gleiche Determinanten wie oben, hinzu kommt lediglich die Zahl der Nachfrager - Ermittlung der Marktnachfragekurve durch Horizontaladdition (da die Mengen auf den Abszissen zusammenaddiert werden) aller individuellen Nachfragekurven 2) Das Güterangebot der Unternehmungen D:\68619925.doc a) Die Determinanten des Angebotes einer Unternehmung Gesucht werden die Determinanten der Angebotsmenge eines Gutes X pro Zeiteinheit. Zielsetzung der UN = Gewinn. Determinanten hier sind: - Der Erlös des Gutes Rx, welcher seinerseits vom erzielten Preis abhängt - Die Kosten des Gutes Kx, welche ihrerseits von den Faktoreinsatzmengen vx und den Faktorenpreisen lx abhängen. Die Faktoreinsatzmengen werden vom Stand der Technik T beeinflußt. - Der Erlös bzw. Preis alternativer Güter Rw - Die Kosten alternativer Güter ( W ) Kw - Erwartungen über Änderungen von Erlösen und Kosten Q Die globale Angebotsfunktion: Ax/t = f(px,vx,lx,pw,vw,lw,Tw,Q,...) b) Reduzierte Angebotsfunktionen und die Angebotsfunktion im engeren Sinn vergleiche HH A = f(px) mit vx,lx,Tx,pw,.... - Die Angebotsfunktion i.e.S. ohne weiteren Zusatz: die Angebotskurve Bewegungen auf der Kurve, für die Reaktion des UN auf Preisänderungen des Gutes X Verschiebungen der Kurve, wenn ceteris-paribus-Klausel aufgehoben wird c) Das Marktangebot - gleiche Determinanten wie oben, hinzu kommt lediglich die Zahl der Anbieter - Ermittlung der Marktangebotskurve durch Horizontaladdition aller individuellen Angebotskurven. D:\68619925.doc II. MÄRKTE UND PREISBILDUNG 1. Das Marktgleichgewicht auf Gütermärkten Marktgleichgewicht = Nachfrage- gleich Angebotsfunktion bzw. Nachfragerpläne und Anbieterpläne sind durch Preisbildung aufeinander abgestimmt Markt = ökonomischer Ort des Tauschens bzw. des Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage Marktform = ( Marktsituation / Marktgestaltung ) Marktformlehre auf der Grundlage des Marktstrukturansatzes: Unterteilung in Qualitative Dimension = Markttyp Unterscheidungskriterien verschiedener Markttypen Der Organisationsgrad des Marktes: Organisationsgrade in Form gesetzlicher Regelungen (z.B. Sicherheits-vorschriften, Ladenöffnungszeiten,...) können darin gipfeln, dass für einen Markt Ort, Zeit, Teilnehmerkreis, aber auch das Verfahren der Preis-bildung festgelegt sind Der Grad der Offenheit des Marktes: = ob und wie es Wirtschaftssubjekten möglich ist, am Marktgeschehen teilzunehmen eventuelle Einschränkung durch ° rechtliche Zulassungsbeschränkungen wie Monopolstellung, Nachweis bestimmter Qualifiaktionen (Apotheken), Importverbote ° wirtschaftliche Hemmnisse wie “economies of scale” = das Maß der potentiellen Konkurrenz contestability Der Vollkommenheitsgrad des Marktes: Bedingungen für einen vollkommenen Markt: ° vollständige Markttransparenz = alle Marktteilnehmer sind über alle Marktbedingungen informiert ° Homogenität der Güter = Nachfrage sehen Güter als homogen an, wenn diese qualitativ gleichwertig sind ( in Preis, in Lieferbedingungen, Entfernung vom Nachfrager ) auf vollkommenen Märkten existiert nur ein Preis (=law of indifference) und zwar der niedrigste aus Sicht der Nachfrager Quantitative Dimension = Marktbesetzung = Anzahl der Marktteilnehmer 3 Fälle werden unterschieden: ° ein Marktteilnehmer = Monopol ° wenige Marktteilnehmer = Oligopol ° viele Markkteilnehmer = Polypol Die Marktform = Kombination von Markttyp und Marktbesetzung Das vereinfachte Marktformenschema: Monopol, Oligopol und Polypol auf vollkommenem bzw. unvollkommenem Markt. Das Marktgleichgewicht im homogenen Polypol Homogenes Polypol nach voriger Umschreibung = viele, kleine, gleichartige Anbieter auf einem vollkommenen Markt ( = alle bisher angesprochenen Fälle ) Die Lage des Marktgleichgewichtes / Höhe des Gleichgewichtspreises und der Gleichgewichtsmenge sind abhängig von der Lage der N-Kurve und A-Kurve: N-Kurve nach rechts verschoben = p* und q* höher N-Kurve nach links verschoben = p* und q* niedriger Und umgekehrt für die A-Kurve px* = f(Nx,Ax) und qx* = f(Nx,Ax) D:\68619925.doc 2. Faktorangebot, Faktornachfrage und Faktormärkte a) Der Sachkapital- und der Arbeitsmarkt - Der Sachkapitalmarkt als Gütermarkt: Güterangebot und Güternachfrage der Unternehmungen - Der Arbeitsmarkt: Das Arbeitsangebot der Haushalte (Arbeitnehmer) und die Arbeitsnachfrage der Unternehmungen (Arbeitgeber) b) Weitere Märkte - Der Geldkapitalmarkt: Das Sparangebot der Haushalte und die Investitionsnachfrage der Unternehmungen (Sparangebot = Nachfrage nach Wertpapieren, Investitionsnachfrage = Angebot von Wertpapieren). - Der Devisenmarkt: Das Devisenangebot der Exporteure und Kapitalimporteure, die Devisennachfrage der Importeure und Kapitalexporteure. D:\68619925.doc Literatur: 1. Lehrbücher Bartling, H; Luzius, F.: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 13. Auflage, München 2000 Baßeler, U., Heinrich, J., Koch, W: .Grundlagen der Probleme der Volkswirtschaft, 15. Auflage, Köln 1999 Gruber, K., Kleber, M. : Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, München 2000 Hardes, H.-D., Krol, G.-J., Rahmeyer, F., Schmid, A.: Volkswirtschaftslehre problemorientiert, 19. Auflage, Tübingen 1995 Herdzina, K.: Einführung in die Mikroökonomik, 6. Auflage, München 1999 Luckenbach, H.: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, München 1994 Mussel, G.: Basis-Know-how Volkswirtschaft, Frankfurt/M. 2000 Mussel, G., Pätzold, J.: Grundfragen der Wirtschaftspolitik, 3. Auflage, München 1998 Ott, A. E.: Wirtschaftstheorie. Eine erste Einführung, 2. Auflage, Göttingen 1992 Samuelson, P. A., Nordhaus, W. D.: Economics, 16. Auflage, New York u.a.O. 1998; deutsche Übersetzung der 15. amerikanischen Auflage: Volkswirtschaftslehre, Köln 1998 Siebert, H.: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 13. Auflage, Stuttgart u.a. 2000 Woll, A.: Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 13. Auflage, München 2000 2. Nachschlagewerke Dichtl, E., Issing, O.: Vahlens großes Wirtschaftslexikon, 3. Auflage, München 1994, 2 Bände Gablers Wirtschaftslexikon, 14. Auflage Wiesbaden 1998, 2 Bände Geigant, F., Sobotka, D., Westphal, H. M.: Lexikon der Volkswirtschaft, 7. Auflage, Landsberg 1999 Recktenwald, H. C.: Lexikon der Staats- und Geldwirtschaft, München 1983 Recktenwald, H. C.: Wörterbuch der Wirtschaft, 12. Auflage, Stuttgart 1995 Woll, A.: Wirtschaftslexikon, 8. Auflage, München 1996; CD-ROM 3. Handwörterbücher Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, hrsg. von W. Albers u.a., Göttingen u.a.O. 1977 - 1982, 10 Bände, Registerband (Studienausgabe 1988) Handwörterbuch der Sozialwissenschaft, hrsg. von E. v. Beckerath u.a., Göttingen u.a.O., 1952 - 1965, 12 Bände, Registerband. Handbuch der Finanzwissenschaft, hrsg. von W. Gerloff, F. Neumark, 1952 - 1965, 3. Auflage, Tübingen 1977 - 1983, 4 Bände