Best-of Terry Pratchett 01 – Die Farben der Magie 02 – Das Licht der Phantasie 03 – Das Erbe des Zauberers 04 – Gevatter Tod 05 – Der Zauberhut 06 – MacBest 07 – Pyramiden 08 – Wachen! Wachen! 09 – Eric 10 – Voll im Bilde 12 – Total verhext 13 – Einfach göttlich 14 – Lords and Ladies 15 – Helle Barden 16 – Rollende Steine 17 – Echt zauberhaft 18 – Mummenschanz 19 – Hohle Köpfe 20 – Schweinsgalopp 21 – Fliegende Fetzen 22 – Heiße Hüpfer 23 – Ruhig Blut 24 – Der fünfte Elefant 25 – Die volle Wahrheit 26 – Wahre Helden 27 – Der Zeitdieb 1 – Die Farben der Magie Inhalt Rincewind trifft auf den ersten Touristen der Scheibenwelt, Zweiblum, und das führt sie von einer Katastrophe zur nächsten. Gerade noch entkommen sie auf dem brennenden AnkhMorpork, um dann im nächsten Augenblick im Tempel des Blut-und-Schleim-Gottes BelShamharoth wieder um ihr Leben zu rennen. Ständig werden sie dabei von Truhe, einem aus intelligenten Birnbaumholz gefertigten Gepäckstück, das seinem Meister auf Schritt und Tritt folgt, begleitet. Auf ihrem Weg quer über die Scheibenwelt erreichen sie auch den von Drachen bevölkerten Wyrmberg, auf dem sie nur Zweiblums Phantasie retten kann. Zum Schluss treibt es die beiden unfreiwilligen Abenteurer an den Rand der Scheibenwelt in das Reich der Astronomen von Krull. Dabei kommen sie dem Rand mehrmals bedrohlich Nahe … 2 – Das Licht der Phantasie Inhalt Das ›Licht der Phantasie‹ ist die direkte Fortsetzung zu ›Die Farben der Magie‹ und setzt die dort begonnene Geschichte fort. Zu Beginn des Buches ändert das Oktav die Realität, so das Rincewind und Zweiblum nicht in den Weiten des Alls verloren gehen. Stattdessen finden sie sich in einem sprechenden Wald wieder. Während dessen steuert die Sternenschildkröte Groß-A’Tuin mit der Scheibenwelt auf dem Rücken auf einen roten Stern zu. Die Zauberer der Unsichtbaren Universität finden heraus, dass alle acht großen Sprüche des Oktavs benötigt werden, um eine Katastrophe zu verhindern. Der achte Spruch befindet sich jedoch im Kopf von Rincewind und so setzen sie alle ihre magischen Fähigkeiten dazu ein, diesen zu finden. Tot oder lebendig. Rincewind und Zweiblum machen während dessen Bekanntschaft mit dem – in die Jahre gekommenen – größten Helden der Scheibenwelt, Cohen dem Barbaren. Dieser rettet sie vor einer Gruppe blutrünstiger Druiden und wird von da an ihre Begleiter. Vorbei an Trollen, Kopfgeldjägern und wahnsinnigen Anbetern des neuen Sterns, schaffen es die Helden zurück nach Ankh-Morpork, wo bereits das neue Oberhaupt der Scheibenwelt-Zauberer auf sie wartet, um Rincewind den letzten der acht großen Sprüche zu entreißen. Doch damit ist dieser ganz und gar nicht einverstanden … 3 – Das Erbe des Zauberers Inhalt Der sterbende Zauberer Drum Billet möchte vor seinem Tod noch seine Kräfte an einen Nachfolger weitergeben und sucht dazu das winzige Dorf Blödes Kaff (Bad Ass) in den Spitzhornbergen auf. Dort glaubt er, wird genau zur richtigen Zeit ein achter Sohn eines achten Sohnes und damit ein besonders magiebegabtes Kind geboren. Doch erst nach seinem Tod erkennt er, dass er seine Kräfte an ein Mädchen weitergereicht hat. Nach sieben Jahren setzt sie zum ersten Mal unbewusst ihre Kräfte zur Verteidigung ein. Um die Menschen und auch das Mädchen namens Eskarina selbst zu schützen, nimmt sich Oma Wetterwachs ihrer an und will sie zu einer Hexe ausbilden. Doch sie hat die Kräfte eines Zauberers und Esme muss einsehen, dass der einzige Weg sie auszubilden eine Aufnahme an der Unsichtbaren Universität in Ankh-Morpork ist. Genau dahin brechen die beiden dann auch auf. Recht schnell jedoch kommt Eskarina abhanden und wird von einem Boot weiter in Richtung Unsichtbare Universität mitgenommen. Von dem Boot wechselt sie zu einer Handelskaravane, in der ihr vom stellvertretenden Erzkanzler der Unsichtbaren Universität gesagt wird, dass Frauen keine Zauberer werden können. Heulend rennt sie weg und wird schließlich von Esme wiedergefunden. Mit dieser gelangt sie endlich nach Ankh-Morpork. Hier gefällt es Esme erstaunlicherweise recht gut, denn die Leute in der Stadt können eine Hexe gut gebrauchen und zahlen ihr gebührenden Respekt (und Geld). Als Eskarina versucht in die Unsichtbare Universität zu gelangen indem sie etwas vorzaubert, passiert gar nichts und sie wird ausgelacht. Doch Esme hat einen anderen Weg für sie gefunden in die Unsichtbare Universität zu gelangen, nämlich als Putzhilfe. Beim Stöbern in der Bibliothek trifft sie auf Simon, einen jungen Zauberer, dem sie schon früher in Begleitung des stellvertretenden Erzkanzlers begegnet ist. Als Wesen aus der Kerkerdimension ihn angreifen, greift Eskarinas Stab Simon an, um sie zu schützen. Simon fällt ins Koma und Esme konfrontiert Erzkanzler Cutangle, was in einem magischen Duel resultiert. Währendessen versucht Eskarina Simon zu helfen und dabei wird ihr Geist ebenfalls in die Kerkerdimension geschickt. Esme und Cutangle sehen nur einen Weg die beiden zu retten: Eskarinas Zauberstab! Doch diesen hat Eskarina in den Ankh geworfen … Zitate Das Dröhnen von Hammerschlägen hallte durch die Zwergengewölbe, aber es diente nur dazu, eine gewisse Geräuschkulisse zu schaffen. Die meisten Zwerge konnten nicht richtig nachdenken, wenn es still war, und Büroarbeit erfordert nun einmal ein gewisses Maß an Konzentration. Wer über die notwendigen finanziellen Mittel verfügte, stellte Kobolde ein und beauftragte sie, kleine Zeremonienambosse mit Ritualhämmern zu bearbeiten, so dass ständig ein angenehm entspannender Lärm herrschte. Er war so taktvoll wie eine Lawine, so egozentrisch wie ein Tornado, aber andererseits hielt er Kinder nicht für wichtig genug, um unfreundlich zu ihnen zu sein. Was vielleicht noch wichtiger war: Die Ameisen stahlen weitere Zuckerbrocken, und in einer der hohlen Wände erbauten sie daraus eine weiße Pyramide, in der sie mit einer feierlichen Zeremonie den mumifizierten Leichnam ihrer Königin bestatteten. An der Wand der Grabkammer brachten sie eine Inschrift an, die in verschnörkelten Insektenhieroglyphen das Geheimnis der Unsterblichkeit enthüllte. Ihre Entdeckung hielt einer wissenschaftlichen Überprüfung stand und wäre wohl kaum ohne wichtige Konsequenzen für das Universum geblieben, wenn sich die Pyramide nicht bei der nächsten Überschwemmung in Zuckerwasser verwandelt hätte. Sonderbare Dinge grunzen und knurren dicht hinter den dünnen Palisaden der Normalität, und aus tiefen Rissen am Ende der Zeit antwortet ihnen ein düster klingendes Heulen und Schnattern. Es stammt von einem so grässlichen Etwas, dass sich sogar die Finsternis davor fürchtet. Die Zusammenballung von Magie krümmt natürlich den Raum. Millionen gefangene Worte, für die es keine Fluchtmöglichkeit gab, verzerrten die Realität in ihrer unmittelbaren Nähe. »Ich kenne einen Zauberspruch, der vor Ertrinken schützt«, fügte der Erzkanzler kummervoll hinzu. »Freut mich.« »Allerdings muss man auf trockenem Boden stehen, wenn man ihn intoniert.« 4 – Gevatter Tod Inhalt Mort, ein rothaariger, tollpatschiger Junge aus den Spitzhornbergen, sucht eine Gesellenstelle, doch niemand interessiert sich für ihn. Sein Vater will schon aufgeben, als um Mitternacht plötzlich der Tod vor ihm steht und Mort eine Ausbildung anbietet. Das Gehirn von Morts Vater will nicht ganz akzeptieren, wer da vor ihm steht und so gibt er seinen Sohn in die Obhut des Fremden. Am nächsten Morgen glaubt Mort alles sei ein Traum gewesen, muss aber dann feststellen, dass er sich in einem großen, dunklen Haus befindet, in dem außer ihm noch zwei andere Menschen Leben, Ysabell, Tods Adoptivtochter und Albert, Tods Diener und dann ist da natürlich noch der Sensenmann selber. Morts erste Aufgabe ist das Ausmisten des Stalls, doch mit der Zeit bringt Tod ihm auch die anderen Aspekte seiner Pflicht näher, bis Mort dann an einem Abend alleine drei Aufträge erfüllen soll. Anfangs bereitet ihm das wenige Probleme, doch sein letzter »Kunde« ist Prinzessin Keli von Sto Lat, auf die ein Assassine angesetzt ist. Mort, von Mitleid und Verliebtheit gesteuert, rettet sie jedoch und tötet statt ihrer den Assassinen. Das Universum ist jedoch der Meinung, dass die Prinzessin nicht mehr unter den Lebenden weilt, so dass sie von den »wirklich« Lebenden in ihrem Schloß einfach ignoriert wird. Um dies zu ändern, sucht sie den Zauberer Schneidgut auf. Währenddessen nimmt Tod sich immer mehr freie Zeit und Mort muss seine Aufgaben übernehmen. Zusammen mit Ysabell versucht er das Universum aufzuhalten, dass versucht die »wirkliche« Realität wieder herzustellen und Keli somit zu töten. Schließlich flüchten die vier vor der Realität in Tods Haus, doch der Hausherr ist zurückgekehrt und nicht in bester Stimmung. Es kommt zu einem Kampf zwischen Lehrling und Meister … Zitate Mort interessierte sich für viele Dinge, zum Beispiel dafür, weshalb die menschlichen Zähne so gut zusammenpassten. Er hatte lange über diese Frage nachgedacht. Auch darüber, aus welchen unerfindlichen Gründen die Sonne ausgerechnet am Tag über den Himmel kroch, obgleich ihr Licht während der Nacht weitaus nützlicher gewesen wäre. Überall gab es Tempel, deren Tore weit offen standen. Aus dem halbdunklen Innern der Gebäude drangen Gongschläge, das Rasseln von Becken und – im Falle besonders konservativer fundamentalistischer Religionen – die kurzen Schreie von Opfern. Hier und dort sah Mort Läden, deren sonderbare Waren bis auf die Straße reichten. Er bemerkte viele lächelnde junge Damen, die sich nur wenig Kleidung leisten konnten. Er bewunderte Jongleure, Feuerspeier und andere Leute, die sofortige Transzendenz versprachen [Ankh-Morpork]. Zwar bezeichnet sich der Tod der Scheibenwelt als Anthropomorphe Personifizierung, aber er gab es schon vor einer ganzen Weile auf, traditionelle skelettene Pferde zu benutzen – er wollte nicht ständig damit aufgehalten werden, abgefallene Knochenteile festzubinden. 5 – Der Zauberhut Inhalt Allesweiß der Rote, ein mächtiger Zauberer, wurde von der Unsichtbaren Universität verbannt, heiratete und hatte acht Söhne. Der achte Sohn eines achten Sohnes eines achten Sohnes ist ein kreativer Magus. Durch ihn strömt Magie in die Welt und er ist mächtiger als die Götter. Am Ende seines Lebens sucht Allesweiß noch eine Möglichkeit sich an den Zauberern der Unsichtbaren Universität zu rächen und transferiert seine Seele in seinen Zauberstab, den er seinem achten Sohn, Münze, vermacht. Jahre später zieht dieser in die Unsichtbare Universität ein und ernennt sich, nachdem er ein paar der alten Zauberer getötet hat, selbst zum Erzkanzler. Der Hut des Erkanzlers spürt die Gefahr für die Zaubererei und befielt Conina, Tochter von Cohen dem Barbaren und größte Diebin der Scheibenwelt, ihn zu stehlen und zu einem Zauberer zu bringen. Der erstbeste Zauberer den sie findet ist Rincewind und zusammen mit ihm versuchen sie den Hut des Erzkanzlers in Sicherheit zu bringen. Währenddessen beschließt Münze, dass es Zeit ist, dass die kreative Magie die Welt beherrscht und zusammen mit den anderen Zauberern macht er sich die Welt untertan. Der Hut des Erzkanzlers findet in Al Kahli jedoch einen machtgierigen Träger, den er kontrollieren kann. Mit diesem tritt er gegen Münze an und verliert. Auch andere Zauberer, durch die in die Welt strömende Magie übermütig geworden, errichten Türme und bekämpfen sich gegenseitig in einem magischen Krieg, der das Land verwüstet. Als sei das noch nicht genug, nimmt Münze die Götter gefangen und beschwört somit die Apokralypse herauf, denn nun reiten die Eisriesen wieder … Nur Rincewind, bewaffnet mit einer Socke und einem halben Stein, wagt es sich dem kreativen Magus in den Weg zu stellen. Doch dieser entpuppt sich nicht als das eigentliche Problem. Während die Welt langsam zu Eis erstarrt und die Dinge aus der Kerkerdimension ihren Einfall in die Ebene der Sterblichen beginnen versuchen Conina, Nijel, der Möchtegern-Barbar und der Serif von Al Kahli mit den Eisriesen vernünftig über die Apokralypse zu reden … Zitate Dieser spezielle Dieb stand in dem für seine Zunft beneidenswerten Ruf, während eines gut besuchten Abendgottesdienstes das edelsteinbesetzte Opfermesser aus dem Tempel des Krokodilgottes Offler gestohlen zu haben. Angeblich war es ihm sogar gelungen, die silbernen Hufeisen des besten Rennpferds aus dem Gestüt des Patriziers verschwinden zu lassen, während sich das Roß der Ziellinie näherte. Als Gritoller Hehlegut, Vizepräsident der Diebesgilde, auf dem Marktplatz angerempelt wurde, kurze Zeit später nach Hause zurückkehrte und feststellte, dass ihm einige geraubte Diamanten fehlten, zweifelte er nicht daran, wem sein Zorn gebührte (Er wusste deshalb Bescheid, weil er die Diamanten sicherheitshalber verschluckt hatte). Dieser Dieb konnte Initiative, den Augenblick und alle Worte stehlen, die einem auf der Zunge lagen. Die Wechselbeziehung zwischen Zauberern und Sex ist ziemlich kompliziert, aber es wurde bereits darauf hingewiesen, dass sie auf folgendes hinaus läuft: Wenn es um Wein, Weib und Gesang geht, so ist es Zauberern gestattet, ganz nach Belieben zu trinken und zu grölen. Jungen Thaumaturgen erklärte man, der Umgang mit Magie sei sehr schwierig, und deshalb dürfe man nicht durch verstohlene und schweißtreibende Aktivitäten abgelenkt werden. »Ich kann nicht schwimmen.« [Rincewind] »Nicht einmal einige Meter weit?« »Wie tief ist das Meer an dieser Stelle?« erkundigte er sich. »Mir genügt eine Schätzung.« »Nun, etwa zwölf Faden, nehme ich an.« »Dann kann ich etwa zwölf Faden weit schwimmen, wie tief das auch sein mag.« […] Seine magischen Fähigkeiten waren eher beschränkt, aber was die Kunst des Überlebens betraf, konnte er bisher einen hundertprozentigen Erfolg vorweisen, und er wollte diese Leistungen nicht ausgerechnet jetzt schmälern. Er brauchte nur schwimmen zu lernen, und dafür blieb ihm Zeit genug: Immerhin dauerte es einige Sekunden, sich über die Reling zu schwingen und ins Wasser zu fallen. Angesichts der besonderen Umstände konnte ein Versuch kaum schaden. Es hieß, in Ankh-Morpork sei alles verkäuflich – abgesehen von Bier, Frauen und ähnlichen Handelsgütern, die nur ausgeliehen wurden. Miskin Kobel, ein Mann, der in dem Ruf stand, Austern mit einer Hand öffnen zu können. Jahrelang hatte er Napfschnecken von Steinen gelöst und mit den riesigen Herzmuscheln in der Ankhbucht gerungen, und die Belohnung für solche Mühen bestand in einem Körperbau, den man normalerweise mit tektonischen Platten assoziierte. Miskin stand nicht etwa auf, sondern entfaltete sich. Die Bürger von Ankh-Morpork haben immer behauptet, ihr Fluss sei geradezu unglaublich rein. Wenn Wasser von so vielen Nieren gefiltert wurde, argumentierten sie, könne es sicher keinen Schmutz mehr enthalten. 6 – MacBest Inhalt Nanny Ogg, Oma Wetterwachs und Magrat Knoblauch fällt der junge Sohn des gerade, unter nicht ganz natürlichen Umständen, verstorbenen Königs von Lancre buchstäblich in die Hände. Der Mörder von König Verence, Lord Felmet, macht sich währenddessen zum Herrscher des Landes und tyrannisiert dieses nach allen Regeln der Kunst. Die drei Hexen haben es geschafft den Sohn des nun spukenden Königs mit einer fahrenden Theatergruppe aus dem Land zu schleusen, doch nun wendet sich das Land selber an die Hexen. Es leidet unter dem Haß, den Lord Felmet gegen es hegt und will diesen ebenfalls loswerden. Die Hexen dürfen sich Felmet jedoch nicht selber stellen, auch wenn dieser Nanny in den Kerker sperrt, und beschließen daher den Prinz auf den Thron von Lancre zu bringen. Da dieser jedoch noch ein kleines Kind ist, muss das gesamte Königreich Jahre in die Zukunft gehext werden. Eine Herausforderung, der sich bisher noch keine Hexe gestellt hat – bis auf die Schwarze Aliss. Lord Felmet hat inzwischen eigene Pläne sich der Hexen zu entledigen. Er will die Bevölkerung gegen sie aufbringen, indem er eine Theatertruppe aus Ankh-Morpork anheuert. Diese soll durch ein Stück den verstorbenen König schlecht machen und die drei Hexen als Monster erscheinen lassen. Eben dieser Theatergruppe gehört auch der junge Prinz an … Zitate Verence begriff langsam, dass die Freuden des Fleisches ohne das Fleisch kaum der Rede wert waren. Die Tatsache, dass er nicht mehr lebte, munterte ihn keineswegs auf. »Welche Erklärung bietet man an, wenn man die Häuser unsympathischer Leute zerstören möchte?« »Urbane Sanierung«, sagte der Narr. »Ich dachte daran, sie zu verbrennen.« »Hygienische urbane Sanierung«, meinte der Narr sofort. »Außerdem erwäge ich die Möglichkeit, auf bestimmten Äckern und Feldern Salz auszustreuen.« »Meiner Treu, ich nehme an, das ist hygienische urbane Sanierung mit einem Programm für ambientale Verbesserung.« Ankh-Morpork galt als sehr gesund. Nur wenige Bazillen überlebten dort. Überall im Gerüst brannten Fackeln; Handwerker und sogar einige der Schauspieler lehnten es ab, ihre Arbeit von der Farbe des Himmels beeinflussen zu lassen. Hwel und Vitoller hatten beobachtet, wie die ersten Holzlatten des Gerüsts zusammengenagelt wurden. »Es ist gegen die Natur«, klagte der Direktor und stützte sich auf seinen Stock. »Den Geist des Theaters einzufangen und ihn in einen Käfig zu sperren. Bestimmt stirbt er.« Oma hatte nie viel Zeit für Worte erübrigt – ihrer Meinung nach fehlte es ihnen an Substanz. Doch jetzt bereute sie, sich nicht eingehender damit beschäftigt zu haben. Worte waren tatsächlich immateriell, so weich wie Wasser – aber sie konnten auch die Kraft von Wasser entfalten, und nun strömten sie übers Publikum, erodierten alle Deiche der Wahrheit und spülten die Vergangenheit fort. 7 – Pyramiden Inhalt Pteppic, Sohn des 27. Pharaos von Djelibeby wird nach Ankh-Morpork geschickt, um in die Assassinengilde einzutreten. Sein kleines Königreich ist hoch verschuldet, da es für jeden toten Pharao immer eine riesige und vor allem teure Pyramide bauen lässt. Daher findet sein Vater, dass Pteppic ruhig etwas Geld für sein Königreich verdienen kann. Kurz nachdem er seine Abschlussprüfung in der Gilde abgelegt hat, bildet sich sein Vater ein, eine Möwe zu sein und kommt bei seinem ersten Flugversuch vom Palastdach um. Pteppic wird daraufhin für kurze Zeit zu einem allwissenden Gott und erschließt nach Djelibeby zurückzukehren, um seinen Posten als neuer Pharao einzunehmen. Der verstorbene Pharao beobachtet als Geist seine eigene Einbalsamierung und ist ar nicht glücklich, mit dem, was er dabei hören muss. Der Hohepriester Dios bestimmt praktisch über das Leben seines Sohnes und interpretiert dessen Aussagen auf ganz eigene Weise. So wird auch aus dem Freispruch für das Hofmädchen Ptracy ein Todesurteil. Außerdem soll eine riesige Pyramide erbaut werden, wie sie die Welt noch nie zu Gesicht bekam. Bei deren Bau kommt es jedoch zu Problemen, da die unfertige Pyramide bereits die Zeit verändert und Schleifen in ihr erzeugt. Während Pteppic Ptracy aus dem Kerkern seines Palastes befreit dreht sich die Pyramide um 90 Grad und das gesamte Königreich mit ihr. Und das nicht geographisch, sondern zeitlich. Das gesamte Land verschwindet in eine andere Dimension und die Bewohner sind zusammen mit ihren Göttern eingeschlossen, diese erscheinen plötzlich überall und verhalten sich gar nicht so göttlich. Nur Pteppic und Ptracy konnten gerade noch entkommen und suchen Hilfe bei den Gelehrten von Ephebe. Hier erfahren sie, dass die Pyramiden von Djelibeby über 7000 Jahre die neue Zeit des Landes aufgesaugt haben und sich daher nichts in dem Land verändert. Da sich Djelibeby nicht mehr auf der Scheibenwelt befindet kann sich der Glaube von 7000 Jahren frei entfalten. Die Mumien wandeln umher, befreien sich gegenseitig und die vielen Götter kämpfen darum, wer welche Aufgabe erfüllen darf, da man für praktisch alles mehrere Götter hat. In Ephebe trifft Pteppic Chidder aus der Assassinengilde wieder und lässt Ptracy auf dessen Boot zurück, während er versucht mit Hilfe seines Kamels nach Djelibeby zurückzukehren. An dessen ehemaliger Grenze rüsten sich bereits die Armeen von Ephebe und Tsort zum Kampf. Pteppic gelangt tatsächlich zurück in sein Königreich. Die ehemaligen Pharaonen fanden inzwischen heraus, dass sie seit über 7000 Jahren alle den selben Hohepriester Dios hatten. Und genau dieser versucht nun sowohl die Mumien und Pteppic aufzuhalten, als auch die Götter zu kontrollieren. Langsam naht wieder die Nacht und die große Pyramide hat noch immer keinen Abschlussstein, durch den sie sich entladen könnte. Pteppic versucht mit aller Kraft die Spitze zu erreichen, um ein Messer zwischen die Steine zu schlagen … Zitate Der Ankh deprimierte ihn immer ein wenig: Wenn man eine Seerose hineinfallen ließ, löste sie sich einfach auf. Der breite Strom entwässerte die schlammigen Ebenen bis hin zu den Spitzhornbergen, und wenn er durch Ankh-Morpork geflossen war (Bevölkerung: eine Million), konnte man ihn nur noch als Fluss bezeichnen, weil er sich etwas schneller bewegte als die Ufer. Ein oder zwei Liter Erbrochenes fügten der zähen Masse wenigstens etwas Flüssigkeit hinzu. »Zum Toifel damit!« platzte es aus ihm heraus. »Ich gehe nach Hause zurück und verkrieche mich unter der Decke.« »Toifel?« fragte IIb. »Einer der Geringeren Götter. Glaube ich. Hat Hörner oder so.« Kamele galoppieren, indem sie ihre Beine so weit wie möglich fortschleudern und dann versuchen, sie einzuholen. Die Kniegelenke rasselten wie Kastagnetten. Diese Männer sind Philosophen, überlegte er. Sie hatten es ihm selbst gesagt. Ihre Gehirne sind also so groß, dass dort Ideen Platz finden, über die andere Leute überhaupt nicht nachdenken. Teppic beobachtete kahle Köpfe und weiße Bärte – offenbar eine Art von Amtszeichen. Wenn man einen kahlen Kopf mitsamt weißem Bart hatte, schien der Bereich dazwischen mit Weisheit gefüllt zu sein. […] Diese Männer versuchen herauszufinden, wie die Welt funktioniert. Sie benutzen weder Magie noch Religion, verlassen sich einzig und allein auf ihre Intelligenz. Sie formen einen Keil aus ihrem Verstand, rammen ihn in einen philosophischen Spalt und erweitern den Riss, um dem Universum alle Geheimnisse zu entreißen. 8 – Wachen! Wachen! Inhalt Karrote Eisengießersohn bekommt von seinen Zwergeneltern gesagt, dass er kein Zwerg ist, sondern als Kind von ihnen gefunden und adoptiert wurde. Jetzt wollen sie ihn nach AnkhMorpork schicken, damit er dort in der Stadtwache zu einem richtigen Mann wird. Die Aufgeklärten Brüder der Völlig Schwarzen Nacht sind der Ansicht, dass es der Stadt zu Zeiten der Könige besser ging und wollen daher einen Drachen beschwören, denn jemand der einen Drachen tötet, wird üblicherweise König. Die Beschwörung gelingt und ein »Held«, den man anschließend als König gut kontrollieren kann, soll den Drachen besiegen. Der Drache verschwindet vor den Augen der Bevölkerung und Ankh-Morpork bekommt einen neuen König, während der Patrizier im Kerker landet. Doch der Drache hat an Ankh-Morpork gefallen gefunden und kehrt von selbst zurück, tötet sowohl den König als auch die aufgeklärten Brüder der Völlig Schwarzen Nacht und macht sich selbst zum neuen Herrscher der Stadt. Hauptmann Mumm von der Wache wird wegen seiner Überreaktion bei der Krönung aus der Wache geworfen und landet kurze Zeit später auch noch in der Zelle des Patriziers, während Lady Käsedick dem Drachen geopfert werden soll … Zitate Vielleicht kannte er das Phänomen der Lawinen, aber als er den metaphorischen Schneeball über den langen verschneiten Hang rollen ließ, hatte er keine so bemerkenswerten Resultate erwartet. Mumm verzichtete nur deshalb darauf, Nobbs mit irgendwelchen Tieren zu vergleichen, weil er die entsprechenden Geschöpfe nicht beleidigen wollte. Und dann er selbst: eine dürre unrasierte Ansammlung schlechter Angewohnheiten, in Alkohol mariniert. Er nahm das Hackbeil in die andere Hand, hämmerte erneut auf die Kette und beobachtete aus den Augenwinkeln, dass sich weitere Gegner näherten. Aber sie liefen in der für Wächter typischen Weise. Mumm kannte sie gut. So liefen Männer, die dachten: Wir sind eine große Gruppe. Soll ihn zuerst jemand anders angreifen. Und: Er scheint bereit zu sein, jemanden zu töten. Niemand bezahlt mich dafür, getötet zu werden. Wenn ich noch etwas langsamer werde, läuft er vielleicht weg. Warum einen guten Tag verderben, indem man versuchte, jemanden festzunehmen? In der Düsternis hingen die Köpfe erlegter Tiere an den Wänden. Die Käsedick schienen mehr Spezies in Gefahr gebracht zu haben als eine Eiszeit. Einen Speisesaal. Wenn man an dem dort stehenden langen Tisch Platz nahm, so konnte man ziemlich sicher sein, dass die Leute am gegenüberliegenden Ende in einer anderen Zeitzone saßen. Außerdem hörte er ein dumpfes Knirschen, das folgende Botschaft übermittelte: Irgendwo unter dem Kleid mussten Miederwaren einem Druck standhalten, wie er normalerweise nur im Zentrum sehr großer Sterne herrschte. Feldwebel Colon kroch aus der klebrigen Masse. Auf allen vieren tastete er sich zum Ufer, wie eine maritime Lebensform, die entschlossen ist, sich nicht lange mit den Zwischenstadien der Evolution aufzuhalten. Nobby lag wie ein undichter Frosch neben dem Teich. 9 – Eric Inhalt Der junge Eric versucht sich als Dämonenbeschwörer und hat dabei sogar Erfolg. Dieser äußert sich in Form von Rincewind, den er unfreiwillig aus den Kerkerdimensionen befreit. Rincewinds Aussage, er sei kein Dämon, schenkt Eric keine Beachtung und besteht auf seinen drei Wünschen: Die Weltherrschaft, die schönste Frau der Welt und ewiges Leben. Zu Rincewinds Erstaunen gehen die Wünsche sogar nacheinander in Erfüllung, jedoch nicht ganz so, wie es sich Eric gewünscht hat. Seine Weltherrschaft beginnt in einem der verlorenen Königreiche im Dschungel von Klatsch. Dort ist es jedoch üblich den König zu opfern … Die schönste Frau der Welt, soll Elenor von Tsort gewesen sein. Die hat bei der jahrelangen Belagerung von Tsort jedoch ein paar Pfunde zugenommen … Wer ewig Leben möchte, muss auch ganz vorne anfangen, um die ganze Ewigkeit abzudecken. Die ersten paar Millionen Jahre auf der Scheibenwelt können jedoch ziemlich langweilig werden … Also gehts für die beiden weiter zu der Person, die für all das verantwortlich ist. Zum Teufel … Zitate »Ich sehe nur Dunkelheit«, warf Eric ein. »Da irrst du dich«, entgegnete der kleine Mann triumphierend. »Du siehst das, was vor der Installation der Dunkelheit existiert, sozusagen.« Große Spiralen aus absolutem Nichts dehnten sich in etwas, das die Bezeichnung Ferne verdient hätte, doch um solchen Worten einen Bedeutungsinhalt zu verleihen, brauchte man ein Gerüst aus stabiler Raum-Zeit. Wer festgestellt hat, dass in der Küchenschublade ein bis dahin unbekannter Holzlöffel klemmt, gelangt bald zu dem Schluss, dass der Kosmos ständig mit neuer Materie in gut ausgeprägter Form angereichert wird. Für gewöhnlich manifestiert sie sich in Aschenbechern, Vasen und Handschuhfächern. Sie wählt ihre Form, um Misstrauen vorzubeugen: Meistens erscheint sie in der Gestalt von Büroklammern, kleinen Nadeln aus Hemdverpackungen, Schlüsseln für Briefkästen, Murmeln, Buntstiftstummeln […] Der Grund für dieses sonderbare Verhalten der Materie ist unklar […] »Ich will nicht pingelig sein«, fügte er hinzu. »Ich dachte nur, dass du uns nach Ankh zurückbringst. Dies ist nicht Ankh. Das erkenne ich an Einzelheiten wie zum Beispiel den zitternden roten Schatten und Schreien in der Ferne.« Rincewind seufzte. »In Ankh-Morpork erklingen die Schreie in der Nähe.« Jetzt begriff Rincewind, warum die Langeweile einen so großen Reiz auf ihn ausübte. Mit ihr ging die Überzeugung einher, dass woanders aufregende und gefährliche Dinge geschahen, die einen zum Glück nicht betrafen. 10 – Voll im Bilde Inhalt Die Magie von Holy Wood zieht alle an: Trolle, Zwerge, Zimmermänner, Zügelhalter, Wunderhunde und ehemalige Würstchenverkäufer. Aber dann sind da auch noch Victor Tugelbend, der abgebrochene Zaubereistudent, und – wow! – Ginger, die Schönheit vom Lande. Und bevor sie die Scheibenwelt retten, sehen sie noch kurz in Hargas Rippenstube vorbei – nur zwei Minuten vor diesem Buch. Zitate Es heißt, alle Straßen führen nach Ankh-Morpork, der größten Stadt auf der Scheibenwelt. Nun, man erzählt sich zumindest, daß es heißt, alle Straßen führten nach Ankh-Morpork. Es stimmt nicht. Alle Straßen führen von Ankh-Morpork fort, doch ab und zu gehen manche Leute in die falsche Richtung. »Nach einem solchen Erlebnis …«, fuhr er fort und holte ein Teigstück hervor, in dem so viele organische Abfälle steckten, dass es fast intelligent war. »Fleischpasteten! Heiße Würstchen! In Brötchen! So frisch, dass die Schweine noch gar nicht gemerkt haben, dass ihnen was fehlt!« Von Zauberern erwartete man, dass sie sich Bärte wachsen ließen, die einen Vergleich mit Stechginstersträuchern nicht zu scheuen brauchten. Die alten Magier schienen imstande zu sein, mit ihren langen Bärten Nährstoffe aus der Luft zu filtern, so wie Wale. Viele Leute verbinden völlig falsche Vorstellungen mit Magie. Sie reden von mystischen Schwingungen, kosmischem Gleichgewicht und Einhörnern – mit echter Magie hat so etwas ebenso wenig zu tun wie ein Kasperletheater mit der Royal Shakespeare Company. Echte Magie ist die Hand am Griff der Kettensäge, der Funken im Pulverfass, der Raum-Zeit-Tunnel, der im Plasmaherzen einer Sonne endet, ein Flammenschwert, das bis zum Griff brennt. »Piktographische Schrift hat ihre Tücken. Es geht dabei um den Zusammenhang […] Zum Beispiel: In der achatenen Schriftsprache gewinnen die Zeichen für Frau und Sklavin eine ganz neue Bedeutung, wenn sie nebeneinander stehen. Dann ist von Gattin die Rede.« 12 – Total verhext Inhalt Zu dritt hat es sich schon immer besser gehext. So denken jedenfalls die Hexen Esme Wetterwachs, Nanny Ogg und Magrat Knoblauch, die einen einfachen Auftrag haben – nämlich zu verhindern, dass ein Stubenmädchen einen Prinzen heiratet. Aber diese Aufgabe erweist sich als verzwickter als erwartet; denn im Märchen ist es doch immer so, dass das Stubenmädchen am Ende den Prinzen heiratet. Oder? Die gute Fee und Hexe Desiderata Hollow sieht ihrem Tod entgegen. Ihr Leben lang hat sie versucht ein Mädchen vor ihrer bösen Gegenspielerin Lilith zu beschützen. Um dies über ihren Tod hinaus noch schaffen zu können, schickt sie ihren Zauberstab an Magrat Knoblauch, um mit ihr auch Esme Wetterwachs und Nanny Ogg nach Genua und damit zu dem Mädchen zu schicken. Esme sieht es natürlich gar nicht gerne, dass Magrat den Zauberstab geerbt hat, liest Desideratas Nachricht, dass sie unter keinen Umständen mit nach Genua kommen sollen und schon machen sich alle Reisebereit, auch Nanny Oggs Kater Greebo. Die Reise beginnt mit einem Besenflug in die verschneiten Berge. Dort suchen sie über Nacht Unterschlupf in einem Zwergenbergwerk, wo Magrat ihrer erste Chance bekommt, sich als gute Fee zu beweisen. Dies endet jedoch mit vielen Kürbissen. Die Zwerge schicken sie mit einem Boot weiter die Berge hinunter. Das Boot müssen die vier allerdings wegen eines Wasserfalls verlassen. Weiter geht’s per Besen in ein kleines Dorf, in dem man nach Sonnenuntergang nicht mehr das Haus verlässt und eine Vorliebe für Knoblauch zu haben scheint. Weiter geht es durch eine Stadt, in der man eine Bullenherde durch die Gassen jagt und von wo aus die Hexen ein Schiff nehmen, auf dem Esme ihre Fähigkeiten im Leg-Herrn-Zwiebel-Rein unter Beweis stellt. Ihre nächste Station ist ein schlafendes Schloss und anschließend eine Hütte mit Großmutter und bösem Wolf. Esme merkt, dass jemand die Gegend in Geschichten verwandelt und glaubt, dass Lilith dahinter steckt. Die beiden machen Bekanntschaft mit der Voodoo-Dame Frau Gogol und ihrem ZombieFreund Samstag. Sie klärt die beiden Hexen darüber auf, wie Lilith in Genua an die Macht gelangt ist und was sie in Bezug auf Emberella, dem Grund ihrer langen Reise, geplant hat. Unterdessen trifft Magrat sich mit Emberella und wird beinahe von ihrer Aufpasserinnen gefressen. Lilith hat sich ihre Gefolgsleute selbst aus der Tierwelt Genuas erschaffen. Emberella, die am Abend den neuen Herrscher der Stadt heiraten soll, womit Liliths Plan vollendet wäre, müssen die Hexen erst einmal zurücklassen. Um das Aufeinandertreffen der beiden dennoch zu verhindern, zerschneiden sie ihr Kleid, verscheuchen die Pferde, verzaubern die Kutsche und machen die Kutscher betrunken. Doch davon lässt sich Lilith nicht aufhalten, schnell hat sie sich Ersatz gezaubert und schickt eine neue Kutsche in Richtung Schloss. Um diese aufzuhalten, wird Greebo in einen Menschen verwandelt. Anstelle von Emberella wird Magrat ins Schloss geschickt. Vorher stärkt Esme noch ihr Selbstvertrauen, bis die Glocke zwölf mal schlägt. Als Esme und Nanny jedoch erkennen, dass ein Kuss um Mitternacht die Geschichten beendet, versuchen sie die Uhr schneller laufen zu lassen, damit Magrat aus ihrer Hypnose wieder erwacht. Magrats erste Reaktion, als sie dem Prinzen, einem verwandelten Frosch, gegen übersteht, ist davonzurennen, wobei sie natürlich einen ihrer gläsernen Schuhe verliert … Zitate Im Kosmos wimmelte es überall von Ignoranz, und der Wissenschaftler verhielt sich wie ein Goldsucher, der im Bach der Unwissenheit nach den Nuggets der Erkenntnis fischte. Gelegentlich fand er einen kleinen gelben Klumpen im Kies der Unvernunft und im Sand der Ungewissheit, zwischen den haarigen, achtbeinigen und schwimmenden Dingen des Aberglaubens. »Nun, ich nenne es komisch«, beharrte Oma Wetterwachs. »Wer dauernd irgendwelche Dinge entfalten möchte und nach der Wirklichkeit sucht, obwohl’s überall von Realität wimmelt, kann nicht ganz richtig im Kopf sein.« »Vielleicht hast du das falsch verstanden«, sagte Nanny. »Magrat wies darauf hin, dass sie ihr Ich entfalten möchte und Selbstverwirklichung anstrebt.« »Ich habe mit dem König gesprochen«, erklang die Stimme. »Und was hat er gesagt?« fragte Oma Wetterwachs neugierig. »Seine Worte lauteten: 0 nein! Das hat mir gerade noch gefehlt.« Oma strahlte. »Ich wusste, er kennt mich.« […] Er sah zu den Hexen auf, und sein Gesicht zeigte die gleiche Begeisterung wie die Züge eines Ertrinkenden, der ein Glas Wasser sieht. »Dieses Haus sei gesegnet«, sagte Oma beiläufig. Solche einleitenden Bemerkungen gereichten einer Hexe immer zum Vorteil. Die Hausbesitzer dachten dann daran, dass die Besucherin dem Haus auch anders wünschen könnte, und erinnerten sich ziemlich schnell an frisch gebackenen Kuchen, knuspriges Brot, kaum abgetragene Kleidung und dergleichen. Es war wirklich erstaunlich, wie schnell sich solche Gedächtnislücken schlössen. »Wie heißt du, Toter?« fragte sie. »Man nennt mich Samstag.« »Ah, so wie Freitag«, warf Nanny ein. »Nein, wie Sonnabend, Frau Ogg.« Greebo drehte sich, und sein narbiges Gesicht verzog sich zu einem trägen Lächeln. Als Mensch hatte er eine gebrochene Nase, und das linke Auge verbarg sich unter einer schwarzen Klappe. Im rechten hingegen leuchteten die Sünden der Engel, und sein Schmunzeln war der Ruin der Heiligen. Zumindest der weiblichen. Vielleicht lag es an Pheromonen. Vielleicht lag es an den Muskeln, die sich unter dem schwarzen Lederhemd spannten. Aus welchem Grund auch immer strahlte Greebo eine deutlich diabolische Sexualität aus, und zwar in Megawatt-Stärke. Nur ein Blick von ihm genügte, und feminines Eis schmolz wie unter einem Schweißbrenner. 13 – Einfach göttlich Inhalt Der große Gott Om hat über die Zeit alle seine Gläubigen verloren und damit auch seine Macht und seine Erinnerungen. Seit 3 Jahren zieht er als einäugige Schildkröte durch die Wüste Omniens. Durch einen Zufall gelangt er in die Nähe seines letzten wahren Gläubigen, dem jungen Tempelgehilfen Brutha. Dieser hält seinen Gott jedoch zu anfangs für einen Dämon und beginnt ihm erst nach und nach zu glauben. Der oberste Inquisitor Vorbis begegnet Brutha durch Zufall und erfährt von dessen erstaunlichem Gedächtnis. Daher wählt er ihn als Begleitung für eine diplomatische Reise in das benachbarte Ephebe. Dort entstand ein Buch des Philosophen Dydactylos, in dem behauptet wird, dass die Welt eine Scheibe sei und sich auf dem Rücken einer Schildkröte bewege. Menschen die das glauben werden in Omnien Opfer der Inquisition und Vorbis gedenkt diese Sekte ganz auszulöschen, indem er Ephebe erobert und Dydactylos hinrichten lässt. Brutha benötigt er, um das große Labyrinth in Ephebe verlassen zu können, da dieser in der Lage ist, sich den gesamten Weg zu merken. Mit Bruthas Hilfe gelingt es Vorbis auch seine Truppen in die Stadt zu schleusen und dort die Macht an sich zu reißen. Brutha hat sich inzwischen jedoch mit Dydactylos und dessen Neffen Urn angefreundet und will ihnen bei der Flucht helfen. Genau das will auch Sergant Simony, ein Anhänger der Sekte, der Dydactylos unbedingt nach Omnien bringen will. Alle zusammen fliehen über das Meer. Doch die Göttin der See hat noch eine Forderung bei Om gut und verlangt die Besatzung des Bootes, mit Ausnahme von Brutha, der als Oms letzter wirklich glaubender Anhänger von anderen Göttern nicht als Preis gefordert werden darf. Brutha erwacht zusammen mit Om an einem Strand und findet kurze Zeit später Vorbis, dessen Schiff sie verfolgt hat und ebenfalls dem Sturm zum Opfer fiel. Brutha schleppt Vorbis durch die gesamte Wüste. Vorbis selber scheint gar nichts mit zu bekommen. Kurz vor Omnien jedoch, erwacht er aus seiner Trance und schlägt Brutha nieder. Als dieser wieder aufwacht, ist er zurück in Omnien, Vorbis wird als neuer Prophet gefeiert und Brutha wird von ihm zum Bischof ernannt. Von Om fehlt jede Spur. Auch Simony, Urn und Dydactylos gelangen sicher an Land und bereiten einen Angriff auf Omnien vor. Als Brutha sauer über Vorbis Verhalten diesen angreift, wird er gefangen genommen und soll öffentlich hingerichtet werden. Simonys Angriff mit einer von Urn gebauten Kampfschildkröte schlägt ebenfalls fehl, Om wird von einem Adler verschleppt und am der Küste Omniens sammeln sich die Flotten der Nachbarländer … Zitate In der Quisition gab es kein höheres Amt als das eines Diakons. Diese Regel war inzwischen mehrere hundert Jahre alt und sollte verhindern, dass Quisitoren unerquicklichen Ehrgeiz entwickelten […] wodurch viele zu läuternde Personen Opfer unerquicklicher Frustrationen wurden. […] Nicht nur der Große Gott hatte zu Vorbis gesprochen, zwischen seinen Schläfen. Alle sprachen mit einem Inquisitor, früher oder später. Es war nur eine Frage des Durchhaltevermögens. Die Schildkröte lebt auf dem Boden. Man kann dem Boden kaum näher sein, ohne sich darunter zu befinden. Der Horizont ist nur wenige Zentimeter entfernt. Die Höchstgeschwindigkeit eines solchen Geschöpfs reicht gerade aus, um einen Kopfsalat zu jagen. Es hat überlebt, während der Rest der Evolution vorbeihastete. Der Grund dafür: Es stellt für niemanden eine Gefahr dar, und es lässt sich nur mit Mühe verspeisen. Die hierarchische Struktur zwischen der eigenen Person und Bruder Nhumrod konnte er sich noch vorstellen, aber irgendwelche Verbindungen zwischen Brutha, Novize und dem Zönobiarchen sprengten die Grenzen seiner Vorstellungskraft. Auf einer rein theoretischen Ebene war ihm klar, dass eine gewaltige kanonische Struktur existierte, mit dem Hohepriester an der Spitze und Brutha ganz tief unten. Aber er stand diesem Phänomen mit der gleichen Verwunderung gegenüber wie eine Amöbe der Evolutionskette, an deren Ende sich der Bilanzbuchhalter fand - es wimmelte nur so von fehlenden Zwischenstufen. »Wie vielen sprechenden Schildkröten bist du begegnet?« fragte sie sarkastisch. »Keine Ahnung«, entgegnete Brutha. »Was soll das heißen, ›keine Ahnung‹?« »Nun, vielleicht können alle Schildkröten sprechen«, sagte der Novize und offenbarte damit jene Art von Logik, denen er seine zusätzliche Zeit bei den Melonen verdankte. »Vielleicht sind sie nur still, wenn ich in der Nähe bin.« In Wüsten überlebte man durch Anpassung. Es gab Stämme, die in den schlimmsten Wüsten zurechtkamen. Indem sie Kondenswasser von den Schattenseiten der Dünen leckten … Etwas in der Art. Solche Leute hielten die Wüste für ihre Heimat. In einem Gemüsegarten hätten sie vermutlich den Verstand verloren. »Ich möchte einen Topf Größe neun und Bindfaden«, sagte der Nackte. »Ja, Herr Legibus.« »Darüber hinaus benötige ich einen Hebel mit unendlicher Länge und, ähm, einen unbeweglichen Ort, um darauf zu stehen«, sagte Legibus, während er sich abtrocknete. »Leider kann ich nur das bieten, was du hier siehst, Herr: Töpfe und Haushaltswaren. Axiomatische Artikel sind derzeit ein wenig knapp.« »Was ist ein Philosoph?« fragte Brutha. »Jemand, der klug genug ist, um sich den Lebensunterhalt ohne schwere körperliche Arbeit zu verdienen«, erklang eine Stimme zwischen den Schläfen des Novizen. »Ein Ungläubiger, der nach dem gerechten Schicksal sucht, das ihn früher oder später ereilen wird«, erläuterte Vorbis. »Jemand, der Torheiten erfindet. […] »Nun, Philosophen haben ständig neue Ideen, aber neunundneunzig von hundert sind vollkommen nutzlos.« »Warum bringt man sie dann nicht an einem sicheren Ort unter?« fragte der Novize. »Ich meine, offenbar taugen Philosophen nicht viel.« »Man gewährt ihnen so große Freiheit, weil die hundertste Idee Spitze ist«, sagte Om. […] »Deshalb lohnt es sich, immer einige Philosophen in der Nähe zu haben. In der einen Minute heißt es ›Ist Wahrheit schön?‹ und ›Ist Schönheit wahr?‹ und ›Verursacht ein umstürzender Baum im Wald Geräusche, wenn niemand zugegen ist, um etwas zu hören?‹ Tja, und wenn man schon glaubt, dass die Burschen gleich zu sabbern anfangen, sagt einer von ihnen: ›Übrigens, wir könnten die optischen Prinzipien gut veranschaulichen, indem wir einen neun Meter durchmessenden Parabolspiegel an einem hohen Ort installieren und feindliche Schiffe mit gebündelten Sonnenstrahlen beschießen.‹« […] »Wie sehen Philosophen aus?« fragte Brutha. »Wenn sie nicht gerade baden, meine ich.« »Sie denken viel«, antwortete Om. »Halt nach jemandem mit verkniffenem Gesicht Ausschau.« »Ein verkniffenes Gesicht könnte auch auf Verstopfung hindeuten.« »Nun, wenn die Betreffenden einem solchen Problem philosophisch begegnen …« »Pinguine genießen keineswegs den Ruf, besonders intelligent zu sein. Sie gelten als die zweitdümmsten Vögel der Welt. Angeblich können sie nur unter Wasser fliegen.« 14 – Lords und Ladies Inhalt Hexen hexen. Aber manche von ihnen heiraten auch. So die junge Magrat Knobloch, die kurz vor ihrer Vermählung mit dem ehemaligen Narren Verence steht, der inzwischen König geworden ist. Nur, dass sie sich das Leben als Fast-Königin anders vorgestellt hat. Zu allem Überfluss tauchen auch noch ein paar Nachwuchs-Hexen auf, deren Rituale mehr als merkwürdig sind. Doch dann passiert etwas, mit dem keiner gerechnet hat – und Mittsommernacht wird verhexter als je zuvor. Zitate Nanny Ogg dachte darüber nach wie ein Atomphysiker, der gerade erfahren hatte, dass jemand zwei subkritische Uranmassen aneinander schlug, um sich ein wenig zu wärmen. »Und vielleicht leben dort auch Silberlöwen. Würde mich überhaupt nicht wundern. Und angeblich hat man dort Schneeadler gesehen.« Seine Augen glänzten. »Es gibt nur noch ein halbes Dutzend von ihnen«, sagte er. Seltene Tiere lagen Mustrum Ridcully sehr am Herzen. Er nutzte praktisch jede Gelegenheit, um dafür zu sorgen, dass sie selten blieben. Seltsamerweise bemerkte kaum mehr jemand, dass es sich bei dem Bibliothekar um einen OrangUtan handelte. […] Ein von den mächtigen magischen Büchern in der Bibliothek ausgelöster Unfall hatte den Genotyp des Bibliothekars vom Baum der Evolution hinab gestoßen und ihm anschließend Gelegenheit gegeben, einen anderen Ast zu erklettern – an dem er sich nun mit den Füßen festhalten konnte. Um die Speisen aus der Küche zu holen, benutzte er einen uralten und nervenaufreibend knarrenden Aufzug. Der betreffende Schacht funktionierte dabei wie eine sehr leistungsfähige Kühlanlage: Warme Mahlzeiten waren kalt, wenn sie den Saal erreichten, kalte noch kälter. Niemand wusste, was mit Eiscreme und dergleichen geschehen würde; wahrscheinlich hätte das Phänomen eine Neuformulierung der thermodynamischen Gesetze erfordert. »Und sie gab ihm die beiden Pillen und schagte: ›Heb den Schwanz der Kuh und schieb eine dieser beiden Pillen dorthin, wo die Sonne nicht scheint. Ich garantiere dir: Nach wenigen Sekunden schpringt das Tier auf und läuft scho schnell es kann.‹ Und mein Vater dankte ihr und fragte: ›Wozu dient die andere Pille?‹ Und die Antwort lautete: ›Nun, du willscht die Kuh doch einholen, oder?‹« »Guten Tag, ihr Herren«, sagte er. »Zollkontrolle.« »Kannst du dir sparen«, erwiderte der Quästor fröhlich. »Bei uns ist der Zoll noch immer so lang wie sonst auch. Glaube ich wenigstens.« »Meine Güte! Du bist der Sohn des alten Besonnenheit! Wie geht’s dem Schlingel?« »Keine Ahnung, Herr. Er ist tot.« »Oh. Wie lange schon?« »Seit dreißig Jahren«, sagte Shawn. »Aber du siehst nicht älter aus als zwan … «, begann Ponder. Ridcullys Ellenbogen bohrte sich ihm in die Seite. »Wir sind hier auf dem Land«, zischte er. »Hier geht man anders an die Dinge heran. Und öfter.« Königin Ynci hatte wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben keine Tapisserie gesehen, und zweifellos war ihr Vorrat an Geduld schon nach kurzer Zeit zur Neige gegangen, möglicherweise bereits nach einigen New Yorker Sekunden. [Die kürzeste Zeiteinheit im Multiversum ist die so genannte ›New Yorker Sekunde‹. Sie ist als jene Zeitspanne definiert, die nach dem Aufleuchten des grünen Ampellichts bis zum ersten Hupen des Taxis hinter einem vergeht.] 15 – Helle Barden Inhalt Chaos in Ankh-Morpork: Eine Waffe mit bislang unbekannten Wirkungen, ein sogenanntes Gfähr, ist gestohlen worden. Als die ersten unbescholtenen Bürger der Stadt dahingerafft werden, ist es an der Nachtwache, allen voran Hauptmann Mumm, Korporal Karotte und Obergefreiter Knuddel, den Fall schleunigst aufzuklären. Die Ermittlungen führen sie bis in die ehrwürdigen Hallen des Patrizierpalasts – und ehe sie sich recht versehen, bekommen sie es mit dem bösen Geist des Gfährs zu tun. Zitate »Die Rekruten müssen den sogenannten Königsshilling nehmen.« »Natürlich. Ja. Genau.« Colon griff in die Tasche und holte drei paillettengroße Ankh-Morpork-Dollar hervor, mit dem Goldgehalt von Meerwasser. Dumm war Karotte eigentlich nicht. Er war direkt, ehrlich, gutmütig und in jeder Hinsicht ehrenhaft. In Ankh-Morpork hieß so etwas normalerweise »Dummheit«, und unter gewöhnlichen Umstanden hätte er damit die Überlebenschance einer Qualle in einem Hochofen. Aber es gab noch einige andere Faktoren. Zum Beispiel sein Schlag, den inzwischen selbst Trolle fürchteten. Und die bemerkenswerte Tatsache, dass Karotte auf eine geradezu übernatürliche Weise sympathisch war. Er kam gut mit Leuten zurecht, auch dann, wenn er sie verhaftete. Und er hatte ein ausgezeichnetes Namensgedächtnis. »Ich dachte, Zwerge glauben nicht an Teufel und Dämonen und so.« »Stimmt. Aber wir sind nicht sicher, ob … sie davon wissen.« Der Ankh dürfte der einzige Fluss im ganzen Multiversum sein, auf dem Ermittler die Umrisse einer Leiche mit Kreide festhalten können. »Entschuldigung … « Knuddel klopfte dem Alchimisten ans Knie. »Wer ist da?« »Hier unten!« Silberfisch senkte den Kopf. »Oh. Bist du ein Zwerg?« Knuddel versuchte, ruhig zu bleiben. »Bist du ein Riese?« fragte er. »Ich? Natürlich nicht!« »Ah. Dann muss ich wohl ein Zwerg sein«, sagte Knuddel. »Er war nicht ganz dicht, wenn du verstehst, was ich meine. Hatte zuviel Gehirn im Kopf. […] Seine Sinne waren nur so verdammt scharf, dass er sich dauernd daran schnitt.« »Also hast du zahlreiche Leichen gesehen, wenn du dich … äh … um die Gefallenen gekümmert hast …« Korporal Nobbs nickte ebenfalls. Um die Gefallenen gekümmert bedeutete, sie von Schmuck, Wertgegenständen und Stiefeln zu befreien. Auf so manchem fernen Schlachtfeld hatte ein tödlich verwundeter Gegner als letztes gesehen, wie sich Korporal Nobbs mit Sack, Messer und Entschlossenheit näherte. Wie jeder weiß, ist Phrenologie die Kunst, Charakter, Begabung und Fähigkeiten einer Kreatur zu beurteilen, indem man die Beulen und Mulden am Kopf deutet. Nach der in Ankh-Morpork gebräuchlichen Art von Logik ist es möglich, Charakter, Begabung und Fähigkeiten zu beeinflussen, indem man die richtigen Beulen und Mulden an den richtigen Stellen erzeugt. Man kann in einen Laden gehen und sich künstlerisches Temperament mit Tendenz zur Introspektion und einer Prise Hysterie bestellen. Es war eine Spezies von urbanen Trollen, die in einer symbiotischen Beziehung mit Dachrinnen lebten. […] Diese Trolle hatten im Verlauf ihrer besonderen Evolution gelernt, Regenwasser durch die Ohren aufzunehmen und es durch feine Siebe im Mund wieder abzugeben. Vermutlich waren sie die seltsamsten Wesen auf der ganzen Scheibenwelt – Diese Annahme ist falsch. […] Er hatte nie von der Selbstmörderischen Drossel in Lancre gehört, auch nicht von der Beschattenden Deckspelze, die in nur zwei Dimensionen lebt und sich von Mathematikern ernährt. Ebenso wenig wusste er von der Existenz des Quantenwetter-Schmetterlings. Die seltsamste und vermutlich traurigste Spezies auf der Scheibenwelt dürfte der eremitische Elefant sein. Dieses Geschöpf hat nicht die dicke Haut seiner nahen Verwandten; es lebt in Hütten, zieht mit ihnen umher und dehnt sie während des eigenen Wachstums aus. Einem Reisenden in den Ebenen des Wiewunderlands kann es passieren, dass er morgens in einem Dorf aufwacht, das am vergangenen Abend noch nicht da war. Lieder, die Leute dazu veranlassen, spontan in den Straßen zu tanzen, mit einzustimmen und dem Sänger Äpfel zu reichen. In solchen Fällen zeigen gewöhnliche Mädchen plötzlich erstaunliches choreographisches Geschick. Alle sind fröhlich und vergessen, dass die Natur sie in Wirklichkeit mit einem bösen, gemeinen, egoistischen, hinterhältigen und rücksichtslosen Wesen ausgestattet hat. Warum hatten sie jemanden durch die halbe Stadt gejagt? Weil er weglief. Niemand lief vor der Wache weg. Diebe zeigten einfach ihre Lizenzen. Ein Dieb ohne Lizenz fürchtete sich nicht vor der Wache, weil er seine ganze Furcht für die Diebesgilde brauchte. Assassinen achteten das Gesetz. Und ehrliche Bürger hatten keinen Grund, vor der Wache zu fliehen – so etwas war im höchsten Maße verdächtig. [Das Axiom »Ehrliche Bürger haben nichts von der Polizei zu befürchten« wird derzeit von der Revisionskommission für Axiome geprüft.] Und dann die Zauberer. Pfuschen dauernd herum. Nehmen sich nie Zeit, gründlich nachzudenken, bevor sie nach einem Streifen der Realität greifen und versuchsweise daran ziehen […] Mumm begegnete der Magie mit ausgeprägtem Misstrauen, aber er mochte die Zauberer. Sie verursachten keine Probleme. Zumindest keine Probleme, die in seinen Zuständigkeitsbereich fielen. Zugegeben, dann und wann schufen sie Risse im Raum-Zeit-Kontinuum oder steuerten das Kanu der Realität zu weit in die Stromschnellen des Chaos. Doch sie brachen nie das Gesetz. Der Stinkende Alte Ron genoss hohes Ansehen in der Bettlergilde. Er war ein so genannter Brummler, und noch dazu ein guter. Er schlurfte hinter Passanten her und brummelte in einer ganz persönlichen Sprache, bis man ihm Geld gab, damit er aufhörte. Man hielt ihn für verrückt, aber das stimmte nicht, zumindest nicht ganz. Seine Kontakte mit der Realität fanden auf einem kosmischen Niveau statt, deshalb fiel es ihm schwer, sich auf kleine Dinge zu besinnen, wie zum Beispiel andere Personen, Wände und Seife. Gegenüber noch kleineren Dingen, zum Beispiel Münzen, war er allerdings besonders aufmerksam. Aufgrund seiner speziellen Veranlagung überraschte es ihn kaum, als eine attraktive junge Frau an ihm vorbeieilte und sich auszog. So etwas geschah im Kopf des Alten Ron dauernd. Der dritte Schuss riss ein Stück aus Detritus, der gegen die Kutsche prallte und sie umstieß. Dadurch lösten sich mehrere Riemen, und die Pferde galoppierten davon. Der Kutscher verglich seine gegenwärtigen Arbeitsbedingungen mit der Bezahlung. Das Ergebnis ließ ihn in der Menge der Schaulustigen verschwinden. 16 – Rollende Steine Inhalt Mort, der einstige Geselle vom Tod, und Ysabell, die Adoptivtochter des Schnitters, sterben bei einem Kutschenunglück und der eigentlich so gefühllose Sensenmann fängt an sich Gedanken über das Leben zu machen. Nicht nur das, er wird verzweifelt und möchte vergessen, was für ihn nicht gerade einfach ist. Weder die Klatschianische Fremdenlegion, noch der Alkohol in der Geflickten Trommel können ihm dabei helfen. Während dessen muss jedoch jemand seine Arbeit übernehmen und genau zu diesem Zweck schafft der Rattentod Susan Sto Helit, die Tochter der Verstorbenen, in Tods Domäne. Einfach gesagt, schwer getan, denn einer ihrer »Kunden« stirbt nicht wie vorgesehen, sondern wird von der Seele der Musik am Leben gehalten. Der Druide Imp Y Celin, der Troll Lias Blaustein und der Zwerg Glod Glodson sind die »Band mit Steinen drin« und erfreuen sich in Ankh-Morpork unerwarteter Popularität. Diese hängt nicht zuletzt mit der magischen Gittare von Imp zusammen, über die die Seele der Musik jedes Mal von ihm Besitz ergreift, wenn er die Gittare spielt. Und nicht nur von ihm, sondern auch von den Menschen die, die Musik hören. Darauf werden auch die Zauberer der Unsichtbaren Universität aufmerksam und versuchen dem verrückten Treiben ein Ende zu setzen. Bei diesem Vorhaben sind sie nicht allein, denn die Musikergilde versucht die »Band mit Steinen drin« auf ihrer Tournee ermorden zu lassen, da sie keine Gildenmitglieder sind. Bei einem gewaltigen Konzert in Ankh-Morpork treffen dann alle aufeinander und es passiert etwas, mit dem keiner rechnen konnte … Zitate Sie und ihre Kollegin Frau Delokus hatten das Internat auf der Basis einer erstaunlichen Idee gegründet: Da es für Mädchen kaum etwas zu tun gab, bis sie geheiratet wurden, konnten sie sich die Zeit damit vertreiben, etwas zu lernen. Glod schien jetzt richtig in Fahrt gekommen zu sein. Zwerge galten als besonders hartnäckige Feilscher, die in Scharfsinn und geschäftstüchtiger Unverschämtheit nur alten Frauen nachstanden. »Das will ich nicht«, protestierte die Alte. »Es kommt aus dem Mund eines Trolls!« »Du isst doch Eier, oder?« erwiderte Glod. »Nun, jeder weiß, dass Trollzähne aus hochkarätigen Diamanten bestehen.« Die Wände schienen gerade erst gestrichen worden zu sein, und alles wirkte blitzblank. Der kleine Raum funkelte geradezu. Wo ein Zwerg wohnte, gab es keine Kakerlaken, Ratten oder anderes Ungeziefer. Zumindest nicht, wenn der betreffende Zwerg mit einer Bratpfanne umgehen konnte. Der Wirt hatte versprochen, bald eine andere Maschine zu besorgen. Der Bibliothekar, ein Stammgast der Taverne, sammelte bereits Cent-Münzen dafür. Auf der einen Seite des Raumes gab es eine kleine Bühne. Der Wirt hatte dort eine Stripteasetänzerin auftreten lassen, allerdings nur einmal. Als das arme Mädchen in der vordersten Reihe einen breit grinsenden Orang-Utan sah, der in der einen Hand einen Beutel mit Münzen und in der anderen eine große Banane hielt, ergriff sie die Flucht, und die Geflickte Trommel kam bei einer weiteren Unterhaltungsgilde auf die schwarze Liste. In der Taverne ging es drunter und drüber. Die Gäste der Trommel waren sehr demokratisch in Bezug auf Aggressivität: Sie achteten darauf, dass alle etwas davon abbekamen. Zwar war das Publikum der Ansicht, dass die drei Personen auf der Bühne lausige Musiker und somit als Zielscheiben bestens geeignet waren, doch der allgemeine Zorn entlud sich auch woanders. Verschiedene Kämpfe brachen aus, weil Leute von danebengegangenen Wurfgeschossen getroffen worden waren, den ganzen Tag über niemanden verprügelt hatten oder einfach versuchten, den Ausgang zu erreichen. Die Bibliothek enthielt nicht nur magische Bücher, die eine große Gefahr darstellten und deshalb an den Regalen festgekettet werden mussten. Dort standen auch ganz gewöhnliche Bücher, aus gewöhnlichem Papier und mit gewöhnlicher Tinte geschrieben. Es wäre ein Fehler, zu glauben, dass sie nicht gefährlich waren, nur weil bei ihrer Lektüre keine Feuerwerkskörper am Himmel explodierten. Sie brannten das Feuerwerk im Bewusstsein des Lesers ab … Vor dem Bibliothekar lag nun ein großer Band mit Zeichnungen von Leonard von Quirm, der als geschickter Künstler und großes Genie galt – häufig wanderten seine Gedanken so weit umher, dass sie mit Souvenirs zurückkehrten. »Mach dich nützlich und such den Quästor«, sagte Ridcully scharf. »Und morgen früh … Normalerweise würde ich euch alle vor dem Rektorat antreten lassen, aber das geht leider nicht, denn ihr seid das Rektorat.« In einer Ecke von Kreidigs Werkstatt hatte er [T.M.S.I.D.R.-Schnapper] einen Schreibtisch aufgestellt. Normalerweise hielt er nicht viel vom Konzept eines permanenten Büros. Es bot den Vorteil, dass man ihn jederzeit finden konnte. Allerdings hatte es auch einen Nachteil: Man konnte ihn jederzeit finden. Der Erfolg von Schnappers ökonomischer Strategie basierte darauf, dass er die Kunden fand, nicht umgekehrt. »Mit einigen ordentlichen Zaubersprüchen und einem gut geladenen Stab lassen sich in neun von zehn Fällen alle Probleme lösen.« »In neun von zehn Fällen?« »Ja.« »Wie oft hast du diese beiden Mittel bereits angewandt?« »Nun, zunächst die Sache mit Herrn Hong, dann die Angelegenheit mit dem Ding im Kleiderschrank des Quästors … und der Drache natürlich …« Ridcullys Lippen bewegten sich lautlos, als er an den Fingern zählte. »Neunmal, bisher.« »Und es hat jedes Mal funktioniert?« »Ja. Du kannst also völlig beruhigt sein. Platz da! Hier sind Zauberer unterwegs.« »Nun, wir haben gerade einen markerschütternden Schrei gehört, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt, aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir uns Sorgen machen müssten.« Die Zauberer spähten in den Korridor. »Es kam von unten«, meinte der Professor für unbestimmte Studien und ging zur Treppe. »Warum gehst du dann nach oben?« »Weil ich nicht blöd bin!« »Vielleicht hat sich etwas Schreckliches manifestiert!« »Eben«, erwiderte der Professor und eilte die Stufen noch schneller hinauf. 17 – Echt zauberhaft Inhalt Das Achatene Reich fordert aus Ankh-Morpork den »Großen Zauberer« an und Lord Vetinari überträgt diese Aufgabe der Fakultät der Unsichtbaren Universität. Nachdem diese zu dem Schluss gekommen sind, dass es sich dabei nur um Rincewind handeln kann, zaubern sie den unfähigen Zauberer erst von einer einsamen Insel zurück in die Universität und von dort weiter zum Gegengewichtkontinent. Dort angekommen befreit er sogleich Cohen den legendären Barbaren, der ihn mit der Grauen Horde bekannt macht. Die Truppe ist auf den Weg, unter Anleitung des ehemaligen Geographielehrers Ronald Zervelatwurst, das Achatene Reich zu erobern. Dieser Gefahr möchte Rincewind jedoch lieber aus dem Weg gehen und macht sich allein auf die Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Dies führt ihn direkt in die Hände der Roten Armee. Diese versucht den Imperator zu stürzen und das Land von seiner grausamen Herrschaft zu befreien, um es dann unter ihre eigene Herrschaft zu stellen. Was natürlich besser für das Volk wäre … Mit dem »Großen Zaubberer« an ihrer Spitze werden sie doch sogleich gefangen genommen. Im Kerker trifft Rincewind wieder auf seinen alten Freund Zweiblum, der eigentlich dafür verantwortlich ist, dass Rincewind ein weiteres Mal in Schwierigkeiten steckt, denn er hat ein Buch über seine Abenteuer mit Rincewind verfasst und ihn darin als Helden im Achatenen Reich bekannt gemacht. Wie durch ein Wunder öffnet sich die Zellentür und alle Wachen sind tot, hinzu kommt noch eine Karte zum Schlafgemach des Imperators, der auch zufällig schon umgebracht wurde … Dahinter steckt der Großvisier, der der Roten Armee die Schuld geben möchte, um selbst die Macht zu ergreifen und danach die Welt zu erobern. Auch Cohens Horde fordert er zum Kampf. Eine Schlacht sieben Barbaren gegen siebenhunderttausend Soldaten. Der Legende nach kann nur noch der »Große Zaubberer« helfen, indem er die wahre Rote Armee aus dem Land selbst zum Leben erweckt. Eine Rolle, wie geschaffen für Rincewind … Zitate Dies ist der Schmetterling der Stürme. Seine Flügel sind nur wenig mehr ausgefranst als die Schwingen eines gewöhnlichen Perlmutterfalters. Doch wenn man die fraktale Natur des Universums berücksichtigt … Danach sind die Flügelräder unendlich – auf die gleiche Weise ist eine zerklüftete Küstenlinie unendlich lang, wenn man sie auf mikroskopischem Niveau mißt. Um zum Schmetterling zurückzukehren: Wenn die Flügelränder nicht wirklich unendlich sind, so kommen sie der Unendlichkeit doch so nahe, wie man diese an einem klaren Tag sehen kann. Woraus folgt: Wenn die Ränder unendlich lang sind, so müssen die Flügel unendlich groß sein. Sie scheinen genau die richtige Größe von Schmetterlingsflügeln zu haben, aber nur deshalb, weil die meisten Leute gesunden Menschenverstand der Logik vorziehen. Der Quantenwetter-Schmetterling (Papilio tempestae) zeichnet sich durch ein unauffälliges Gelb aus, aber die Mandelbrot-Muster der Flügel sind sehr interessant. Seine herausragende Fähigkeit besteht dann, Wetter zu erzeugen. »Niemand von euch versteht, worum es geht. Er überlebt. Ihr habt von seinen vielen Abenteuern erzählt, und der interessanteste Punkt ist, dass er noch lebt.« »Was soll das heißen? Er hat Dutzende von Narben!« »Genau das meine ich, Dekan. Übrigens hat er die meisten am Rücken. Er lässt Schwierigkeiten hinter sich zurück.« Eine Ente beobachtete ihn argwöhnisch aus ihrem Käfig. Die Gitterstäbe boten ihr teilweise Schutz, weshalb ihr Äußeres abwechselnd gefiedert und knusprig war. Herr Zervelatwurst schloss die Augen. Er begriff plötzlich, warum ihm die Situation so vertraut erschien. Einmal hatte er eine Schulklasse auf einem Ausflug zum städtischen Arsenal begleitet. An feuchten Tagen schmerzte sein rechtes Bein noch immer. »Wohin kommen Lehrer nach ihrem Tod?« fragte Cohen. »Keine Ahnung«, antwortete Herr Zervelatwurst leise. Einige Sekunden lang fragte er sich, ob es im Himmel so etwas wie ewige Sommerferien gab. Wahrscheinlich nicht. Bestimmt warteten dort irgendwelche Korrekturen auf ihn. […] »Ich weiß nicht, welches ›Paradies‹ sich Lehrer erhoffen dürfen, aber ich fürchte, dass es dort viele Sportlehrer gibt.« […] »Stell dir etwas vor, das dich zornig macht. Etwas, das dein Blut in Wallung bringt. Stell dir vor, dass der Feind all das ist, was du hasst.« »Rektoren«, sagte Herr Zervelatwurst. »Gut.« »Sportlehrer!« rief Herr Zervelatwurst. »Meinetwegen.« »Jungen, die Kaugummi kauen!« heulte Herr Zervelatwurst. »Seht nur, ihm quillt bereits Dampf aus den Ohren«, sagte Cohen. »Wer als erster im Jenseits eintrifft, hält für die anderen Plätze frei. Auf in den Kampf!« »Und Hubert der Starke?« wandte er sich an Caleb. »Tot.« »Unmöglich. War bei bester Gesundheit, als ich ihm vor ein paar Monaten begegnet bin. Wollte mit einem neuen Abenteuer beginnen.« »Er ist tot.« »Was ist passiert?« »Kennst du das schreckliche menschenfressende Faultier von Clup?« »Es bewacht den Riesenrubin des verrückten Schlangengottes, nicht wahr?« »Nun, es hat ihn bewacht.« [… ] »Und Organdy Sloggo? Soll sich noch immer im Wiewunderland herumtreiben.« »Ist an Metallvergiftung gestorben.« »Wie denn?« »Bekam drei Schwerter in den Magen.« »Und Aufgeschlitzter Mungo?« »Vermutlich in Skund gestorben.« »Vermutlich?« »Man hat nur seinen Kopf gefunden.« [… ] »Gosbar der Wache?« »Im Bett gestorben.« »Nein! Nicht der alte Gosbar!« »Jeder muss mal ins Bett.« [… ] »Was ist mit dem Großen Zertrümmerer?« fragte er. »Der Bursche war so zäh wie das Leder alter Stiefel.« »Einem Fisch zum Opfer gefallen«, sagte Caleb. »Der Zertrümmerer? Einmal hat er sechs Trolle getötet, und zwar nur mit … « »Ist an einer Gräte in seinem Brei erstickt. Ich dachte, du hättest davon gehört. Tut mir leid.« 18 – Mummenschanz Inhalt Nanny Ogg und Oma Wetterwachs suchen verzweifelt eine dritte Hexe, um Magrat Knoblauch zu ersetzen, die jetzt ausgeschieden ist, da sie am Ende von »Lords und Ladies« zur neuen Königin von Lancre wurde. Ein Hexenzirkel wäre zu zweit einfach nicht das Richtige und Nanny ist der Meinung, dass Agnes Nitt der passende Ersatz ist. Aber Agnes, die sich nun Perdita nennt, hat bereits andere Pläne. Sie will Sängerin werden und ist ins Opernhaus nach Ankh-Morpork gereist, um dort das Singen zu erlernen. Außerdem plagt sie sich dort mit ihrem anderen selbst. Nanny Ogg und Oma Wetterwachs folgen ihr unter einem Vorwand in die entfernte Stadt. Was eine längere Kutschenfahrt nach sich zieht, die nicht für alle Mitreisenden unbedingt angenehm verläuft. Im Operhaus von Ankh-Morpork huscht eine maskierte Gestalt, der berüchtigte Operngeist, durch die Kulissen, verübt kurriose Morde und hinterlässt seltsame Botschaften. Die beiden älteren Hexen nehmen sich natürlich der Sache an. Dabei machen sie einige interessante Entdeckungen … Zitate »Ah, hat jemand einen Öffner für eine Flasche Bier?« Ein in der Ecke sitzender Mann gab zu erkennen, dass er vielleicht über ein entsprechendes Werkzeug verfügte. »Gut«, sagte Nanny Ogg. »Hat jemand etwas, aus dem man eine Flasche Bier trinken kann?« Ein anderer Mann nickte hoffnungsvoll. »Ausgezeichnet«, kommentierte Nanny Ogg. »Und hat jemand eine Flasche Bier?« »Ich halte es nicht für nötig, das Bett vor die Tür zu schieben, Esme«, sagte Nanny Ogg und hob ihr Ende an. »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, erwiderte Oma. »Angenommen, mitten in der Nacht rüttelt ein Mann an der Klinke.« »Darauf dürfen wir in unserem Alter nicht mehr hoffen«, seufzte Nanny. »Gytha Ogg, du bist … « »Ja! Sie fragte was ich als erstes herausholen würde wenn mein Haus in Flammen stünde!« »Als braver Junge würdest du bestimmt deine Mama in Sicherheit bringen«, meinte Nanny. »Nein! Meine Mama kommt auch allein zurecht!« […] »Was würdest du aus dem Haus holen, Walter?« fragte sie. »Das Feuer!« Daheim bestand seine [Greebo] Verteidigungstaktik darin, auf die Wassertonne hinter Nanny Oggs Hütte zu springen und mit den Krallen tiefe Furchen in die Nasen der Verfolger zu kratzen, wenn sie um die Ecke kamen. Das hätte einen achthundert Kilometer langen Sprint erfordert, deshalb musste er nach einer Alternative suchen. »Ich … halte an düsteren Orten nach … Schwierigkeiten Ausschau«, sagte er. »Tatsächlich?« entgegnete Oma scharf. »Für solche Leute gibt es einen hässlichen Namen.« »Ja«, pflichtete ihr Andre bei. »Sie heißen Polizisten.« 19 – Hohle Köpfe Inhalt Als wabernde Herbstnebel Ankh-Morpork fest im Griff haben, beginnt jemand, harmlose alte Männer um die Ecke zu bringen. Die Wache muss den Mörder aufspüren. Vielleicht wissen die Golems etwas – doch die todernsten Geschöpfe aus Lehm, die immer nur arbeiten und eigentlich nie Ärger machten, haben begonnen, sich selbst aus dem Weg zu räumen … Zitate Der Sommer ist eigentlich keine Zeit, sondern mehr ein Ort. Der Sommer ist ein mobiles Geschöpf und liebt es, im Süden zu überwintern. »Das kommt mir sehr ungelegen. Hättest du deinen Besuch nicht ein wenig verschieben können?« NUR IN ABSPRACHE MIT DEINEM MÖRDER. »Kommt, Jungs! Hängen wir sie am Bura’zakka [Rathaus] auf!« »Ooh«, murmelte der Mann mit dem schwachen Herz und der feuchten Hose. »Ich bitte dich, Herr Eisenkruste«, sagte Karotte geduldig. »Solche Strafen sind in AnkhMorpork nicht üblich.« [Weil es in Ankh-Morpork kein Rathaus gibt.] Mumm saß verdrießlich hinter einem Glas Limonade. Er wünschte sich einen Drink und wusste genau, warum das nicht in Frage kam: Der eine Drink kam mit großer Wahrscheinlichkeit in zwölf Gläsern. »Ich verabscheue die verdammten Golems. Klauen uns die Arbeitsplätze …« »Wir haben doch gar keine Arbeit.« »Na bitte. « Die Tätowierungen stammten aus einer Zeit, als er siebzehn und betrunken [Diese beiden Begriffe sind oft synonym] gewesen war. Als Mumm außer Atem und mit schmerzenden Knien […] die Treppe erklommen hatte. Es ist nicht mehr wie in der guten alten Knüppel-und-Glocke-Zeit. Damals hat es dir überhaupt nichts ausgemacht, zweimal hintereinander durch die halbe Stadt zu laufen. Es gab häufig Verfolgungsjagden zwischen Verbrechern und Polizisten. Mit einer seltsamen Mischung aus Stolz und Verlegenheit fügte Mumm hinzu: Und nie hat mich einer der Burschen eingeholt. Der Patrizier atmete noch, doch sein Gesicht war wächsern. Er sah aus, als könnte der Tod seine Lage verbessern. »Das ist Nobby!« Königin Molly gluckste. »Man könnte sein Gesicht mit dem Daumen eines blinden Tischlers vergleichen. Nobby war glatt rasiert. Besser gesagt, als er sich zum letzten Mal rasiert hatte, war er glatt rasiert gewesen. Doch sein Gesicht wies so viele kleine topographische Merkmale auf, dass es wie ein sehr schlechtes Beispiel für Brandrodung aussah. »Ich hatte ähnliche Schwierigkeiten, als ich die Einbauküche für Frau Colon montiert habe«, sagte der Feldwebel. »Die Anleitungen, wie man die Kisten öffnet, waren in den Kisten …« Bisher hatte Feldwebel Colon keine großen Erfahrungen mit Tieren gesammelt – eigentlich kannte er sie als leckere Portionen auf dem Teller. […] Bisher hatte Nobbs gewusst, dass Tiere in Form von Nahrungsmitteln existierten, und das genügte ihm. Er war ziemlich sicher, dass sie nicht einfach herumlaufen und so schmutzig sein durften. »Was hat sie gerufen?« fragte Angua, als sie Karotte zur Seite zog. »Den schrecklichsten Kampfschrei der Zwerge! Sobald er erklungen ist, muss jemand sterben!« »Wie lautet er?« »Heute ist ein guter Tag für jemand anderen zu sterben!« 20 – Schweinsgalopp Inhalt Die Auditoren der Realität beauftragen die Assassinengilde mit der Ermordung des Schneevaters. In dieser wählt man den wahnsinnigen Kaffeetrinker für diesen Auftrag aus. Dieser macht sich gleich an die Arbeit und dringt in die Welt der Zahnfee ein. Mit Hilfe der dort gelagerten Zähne der Kinder der Scheibenwelt, einer angeheuerten Schlägertruppe und eines hoch verschuldeten Zauberers, schafft er es die Leute nicht mehr an den Schneevater glauben zu lassen. Um den Glauben zu bewahren übernimmt Tod die Rolle des Schneevaters und zieht im roten Mantel und falschen Bart mit dem als Elfe verkleideten Albert von Haus zu Haus um Geschenke zu verteilen. Dabei trifft er auch auf seine Nichte Susan, die sich nach dieser Begegnung zusammen mit dem Rattentod und dem Raben Sprach selbst auf die Suche nach dem Schneevater macht. In dessen Knochenschloss nahe der Mitte finden sie jedoch nur den Gott des Katzenjammers. Wie einige andere Personifizierungen ist auch er erst in dieser Nacht zu einer eigenen Existenz gelangt. Die Begründung dafür finden die Zauberer der Unsichtbaren Universität mit Hilfe von HEX. Durch das Fehlen des Schneevaters sind große Mengen an Glauben auf der Scheibenwelt ungenutzt, die sich nun durch die Gedanken der Menschen in Form kleiner Wesen manifestieren. Susan und Bilious sind derweil auch auf die Zahnfeen aufmerksam geworden und betreten auf Binkys Rücken ebenfalls deren Welt. Diese Welt beginnt die Schlägertruppe einen nach dem anderen selbst auszuschalten und am Ende gelingt es Susan sogar Kaffeetrinker den Turm der Zahnfee runter zu stoßen. Doch die Zahnfee liegt im Sterben, der Schneevater ist immer noch nicht zurückgekehrt und Kaffeetrinkers Leiche hat auch niemand gesehen … Zitate Dazu tickte die Großvateruhr an der Tür. Es waren kleine, private Geräusche, denen es mühelos gelang, der Stille mehr Tiefe zu geben. Bis sich jemand räusperte. Solch ein Räuspern sollte nicht etwa störende Keksreste oder dergleichen entfernen. Sein Zweck bestand vielmehr darin, möglichst höflich auf die Präsenz des betreffenden Halses hinzuweisen. Witwenmacher hörte auf zu schreiben, hob jedoch nicht den Kopf. Nach einigen nachdenklichen Sekunden sagte er in neutralem Tonfall: »Die Türen sind verschlossen und die Fenster verriegelt. Die beiden Hunde schlafen weiterhin. Die quietschenden Dielen sind still geblieben. Andere kleine Dinge, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, haben in keiner Weise reagiert. Das schränkt die Möglichkeiten stark ein. Ich bezweifle, dass du ein Geist bist, und Götter kündigen sich normalerweise nicht so höflich an. Du könntest natürlich der Tod sein, aber ich glaube kaum, dass der sich mit solchen Feinheiten aufhält. Außerdem fühle ich mich recht gut. Hmm.« Etwas schwebte vor seinem Schreibtisch. »Meine Zähne sind in einem guten Zustand – du kannst also nicht die Zahnfee sein. Ich bin immer der Ansicht gewesen, dass man auf die Dienste des Sandmanns verzichten kann, wenn man vor dem Schlafengehen einen doppelten Brandy trinkt. Und da mit mir auch ansonsten alles in Ordnung ist, erwarte ich nicht den Besuch von Des Alten Mannes Schwierigkeiten. Hmm.« Die Gestalt schwebte ein wenig näher. »Ein Gnom könnte vielleicht durch ein Mauseloch kriechen, aber ich habe dort unten Fallen aufgestellt«, fuhr Witwenmacher fort. »Schwarze Männer sind dazu fähig, durch Wände zu gehen, aber sie zeigen sich nicht gern. Offen gestanden: Ich bin ratlos. Hmm?« 21 – Fliegende Fetzen Inhalt Ein neues Land taucht aus dem Meer der Scheibenwelt auf, und jeder will es haben – auch wenn keiner so genau weiß, warum. Samuel Mumm, vielgeplagter Kommandant der Wache von Ankh-Morpork, sieht sich plötzlich mit einem Verbrechen konfrontiert, das so groß ist, daß es kein Gesetz dagegen gibt: Krieg! Der verschlagenste Politiker der Scheibenwelt und ihr scharfsinnigster Erfinder sind schon unterwegs zum Schlachtfeld – mit äußerst brisantem Handgepäck … Zitate »Hier spricht die Wache. Öffnet die Tür. Sonst macht Detritus sie auf. Und wenn er eine Tür öffnet, bleibt sie offen. Versteht ihr, was ich meine?« »Kehr mit deinem Schild oder darauf zurück.« »Auf dem Schild?« wiederholte Nobby »Du meinst … ihn als Schlitten oder so benutzen?« »Nein, ich meine tot«, sagte Angua. »Es bedeutet: Kehre als Sieger oder gar nicht zurück.« »Nun, ich bin immer mit meinem Schild heimgekehrt«, sagte Nobby »Kein Problem.« Colon seufzte. »Du bist nicht nur mit deinem Schild heimgekehrt, sondern auch mit den Schilden aller anderen, einem Beutel voller Zähne und fünfzehn Paar noch warmer Stiefel. In einem Karren.« »Nun, es hat doch nur dann Sinn, in den Krieg zu ziehen, wenn man weiß, dass man auf der Gewinnerseite steht«, entgegnete Nobby und steckte sich die weiße Feder an den Helm. »Du bist immer auf der Gewinnerseite, Nobby Weil du dich am Rand des Schlachtfelds herumtreibst und beobachtest, wer den Sieg erringt. Und dann befreist du irgendeinen armen Gefallenen von der richtigen Uniform und ziehst sie an. Angeblich lassen die Generäle beobachten, welche Uniform du trägst – um auf diese Weise zu erfahren, welchen Verlauf die Schlacht nimmt.« »Haben alle Angehörigen der Wache beschlossen, sich uns anzuschließen?« »Ja, Herr!« »Hast du sie darauf hingewiesen, dass es nicht obligatorisch ist?« »Ja, Herr! Ich ihnen gesagt habe: Es nicht obligarisch sein, aber ihr müsst.« »Ich wollte Freiwillige, Detritus.« »Ja, Herr. Alle sich freiwillig gemeldet haben. Ich dafür gesorgt.« »Er meinte, ihr verfügt über besondere Fähigkeiten.« […] »Ich rede von uns. Von Männern mit besonderen Fähigkeiten.« Nobby nickte, aber nicht ohne gewisses Widerstreben. In vielerlei Hinsicht dachte er wesentlich klarer als sein Vorgesetzter, und er machte sich Sorgen über die »besonderen Fähigkeiten«. Wenn man wegen »besonderer Fähigkeiten« ausgewählt wurde, so deutete alles auf einen besonderen Einsatz hin, mit dem besondere Gefahren verbunden sein konnten. Lord Rust beobachtete sein Heer und sah, dass es gut war, wenn auch ein wenig klein. Er beugte sich zu seinem Adjutanten vor. »Wir sollten nicht vergessen, dass selbst General Taktikus zahlenmäßig unterlegen war, als er den Pass von Al-Ibi eroberte«, sagte er. »Ja, Herr«, bestätigte Leutnant Hornett. »Allerdings glaube ich, dass seine Männer damals auf Elefanten saßen. Und sie waren gut mit Proviant versorgt«, fügte er bedeutungsvoll hinzu. »Schon möglich, schon möglich. Doch Lord Nadelwehs Kavallerie griff einst das große Heer von Pseudopolis an, um sich in Liedern und Geschichten zu verewigen.« »Aber sie kamen alle ums Leben, Herr.« »Ja, ja, aber es war trotzdem ein berühmter Angriff. Und jedes Kind kennt die Geschichte von den hundert Ephebianern, die die ganze Streitmacht von Tsort besiegten. Ein grandioser Sieg, stimmt’s?« »Ja, Herr«, entgegnete der Adjutant bedrückt. »Du gibst es also zu?« »Ja, Sir. Einige Kommentatoren meinen allerdings, dass auch das Erdbeben eine gewisse Rolle spielte.« »Aber du kannst nicht leugnen, dass die sieben Helden von Hergen das Großfußvolk besiegten, obwohl sie hundert zu eins in der Minderzahl waren!« »Ja, Herr. Es ist eine Geschichte, die man Kindern erzählt, Herr. In Wirklichkeit hat sich so etwas nie zugetragen.« »Nennst du mich etwa einen Lügner, Junge?« »Nein, Herr«, antwortete Leutnant Hornett hastig. »Dann musst du zugeben, dass Baron Mimbeldrohn ganz allein die Heere des Plumpuddinglands besiegte und die dortige Sultanin verspeiste?« »Ich beneide ihn, Herr.« Der Leutnant sah wieder zu den Soldaten. Die Männer waren sehr hungrig, obgleich Rust sie sicher als rank und schlank bezeichnet hätte. Karotte schritt zu einem knienden Kamel und stieg auf. »Das ist Gemeiner Schwager eines Schakals«, sagte Ahmed. »Jabbars Kamel! Es beißt jeden, der sich auf seinen Rücken schwingen will!« »Ja, aber das ist Karotte.« »Es beißt sogar Jabbar!« Mumm verließ den Raum, zog Nobby hinter sich her und drückte ihn an die Wand. »Wo seid ihr mit Vetinari gewesen, Korporal? Und denk daran: Ich kann erkennen, wenn du lügst. Dann bewegen sich deine Lippen.« 22 – Heiße Hüpfer Inhalt Irgendwo am Ende der Scheibenwelt gibt es einen Kontinent, der nur als missratene Schöpfung bezeichnet werden kann. Dort ist es heiß und trocken, und alles was nicht sowieso giftig ist, kann tödlich wirken. Also das glatte Gegenteil vom schönsten Ort auf der ganzen Welt, und es droht mit ihm endgültig zur Neige zu gehen. Als Retter kommt nur ein Mann mit Hut in Frage, der dort durch die rote Wüste wandert. Ein Zauberer, der nicht einmal weiß, wie »Zauberer« geschrieben wird. Rincewind, der letzte Held. Zitate Rincewind hatte sich immer für jemanden gehalten, der vorschnell urteilte. Darauf kam es seiner Meinung nach an – die Lage schneller zu beurteilen als andere, um rechtzeitig die Flucht ergreifen zu können. Schöpfer sind keine Götter. Sie erschaffen Orte, und das ist ziemlich schwer. Götter werden von Menschen geschaffen, und das erklärt eine Menge. Nach einer Weile merkte Rincewind, dass ihn ein Känguruh von einem kleinen Felsen aus beobachtete. Er hatte die Tiere schon des öfteren durch den Busch hüpfen sehen, und daher wusste er: Normalerweise hielten sie sich von Menschen fern. Aber dieses Exemplar verfolgte ihn. Känguruhs waren doch Pflanzenfresser, oder? Und er trug nicht einmal grüne Kleidung. Er verabscheute Waffen, und nicht nur deshalb, weil sie so oft auf ihn gerichtet wurden. Wenn man über eine Waffe verfügte, so bekam man noch mehr Schwierigkeiten. Die Leute schössen sofort auf einen, wenn sie glaubten, dass man auf sie schießen wollte. Aber wenn man unbewaffnet war, so nahmen sie sich oft die Zeit, mit einem zu reden. Zugegeben, sie neigten dazu, Dinge zu sagen wie: »Du errätst nie, was wir mit dir anstellen werden.« Aber es war ein wenig Zeit erforderlich, um solche Worte auszusprechen, und mit einigen zusätzlichen Sekunden konnte Rincewind viel anfangen. Zum Beispiel ließen sie sich dazu verwenden, ein wenig länger zu leben. »Wir ließen uns nieder, und inzwischen hat mein Vater mehrere Bäckereien in Mistauch.« »Zwergenbrot?« vermutete Rincewind. »Und ob!« bestätigte Verrückt. »Es hat uns am Leben erhalten, als wir Tausende von Meilen in einem Meer voller Haie zurücklegten. Ohne den Sack mit dem Zwergenbrot …« »… hättet ihr die Haie nicht erschlagen können?« fragte Rincewind. »Ah, offenbar kennst du unser Brot.« »Vielleicht sterbe ich gerade und sehe in diesem Augenblick noch einmal mein ganzes Leben …« ICH GLAUBE, DU VERSTEHST NICHT GANZ. PERSONEN SEHEN WIRKLICH IHR LEBEN, BEVOR SIE STERBEN. DEN ENTSPRECHENDEN VORGANG BEZEICHNET MAN ALS »LEBEN«. »Nun, Haie scheinen nicht annähernd so gefährlich zu sein, wie ich dachte«, sagte er. […] Ridcully schlug nach einem vorbeischwimmenden Hai. »Sie greifen nicht an, wenn man viel Lärm macht und herumplatscht.« »Ich dachte immer, genau das provoziert sie anzugreifen, Herr!« rief Ponder. »Ah, ein interessantes praktisches Experiment«, sagte der Dekan und reckte den Hals. […] »Eigentlich brauchen wir uns gar keine Sorgen zu machen«, sagte der Professor für unbestimmte Studien. »Haie haben ihren Ruf als Menschenfresser überhaupt nicht verdient. Was auch immer ihr gehört habt: Es ist kein einziger Angriff eines Hais auf einen Menschen bestätigt worden. Haie sind hochentwickelte, friedliche Geschöpfe, die ein ausgeprägtes Familienleben führen, und keineswegs Boten des Unheils Berichten zufolge haben sie gelegentlich Freundschaft mit einsamen Wanderern geschlossen. Als Jäger sind sie natürlich sehr geschickt. Ein ausgewachsener Hai ist imstande, einen Elch zur Strecke zu bringen … äh …« Der Professor sah die Gesichter der anderen Zauberer. »Äh … ich glaube, ich habe sie mit Wölfen verwechselt«, murmelte er. »Das ist tatsächlich der Fall, nicht wahr?« Mehrere Köpfe nickten synchron. »Was Haie betrifft … «, fuhr der Professor für unbestimmte Studien fort. »Sie sind die bösartigen und gnadenlosen Killer des Meeres, stimmt’s? Und sie nehmen sich nicht einmal Zeit zum Kauen.« Wieder nickten die anderen Zauberer. »Meine Güte. Wo soll ich nur mein Gesicht verstecken …?« 23 – Ruhig Blut Inhalt Alles ist ruhig im verschlafenen horizontalen Königreich Lancre … Allerdings nur solange bis König Verence beginnt, sich in die Politik des Landes einzumischen. Kontakte zu anderen Ländern werden geknüpft und vertieft, darunter auch zu den Vampiren, und jeder weiß ja, das man keinen Vampir ins Haus einläd … Einzig die schizophrene Hexe Agnes und Perdita sowie der omnianische Prediger Himmelwärts können dem vampirischen Zwang widerstehen und sich zur Wehr setzen. So kommt es letztlich mit Hilfe von Oma Wetterwachs zum Showdown in den Spitzhornbergen und Überwald zwischen Hexen und Vampiren. Zitate »Aber es ist bestimmt möglich, sie zu identifizieren. Gewisse Dinge sind allgemein über Vampire bekannt.« Es gab tatsächlich gewisse Dinge, die alle Leute über Vampire wussten – wobei es jedoch zu berücksichtigen galt, dass sie inzwischen auch den Vampiren selbst bekannt waren. »Ich komme mir ein wenig … seltsam vor«, sagte Agnes. »Das könnte an den Getränken liegen«, meinte Nanny »Ich habe überhaupt nichts getrunken!« »Na bitte, das ist der Grund. Komm.« 24 – Der fünfte Elefant Inhalt Kommandeur Mumm von der Stadtwache in Ankh-Morpork wird von Lord Vetinari als Botschafter nach Überwald gesandt, um die Interessen der Stadt bei der bevorstehenden Krönung des Niederen Königs zu vertreten. Überwald und besonders die Region Schmalzberg ist von besonders reichen Fettvorkommen durchzogen. Doch die verschiedenen Parteien in diesem Konflikt streben nicht nur nach Fett, sondern vor allen nach Macht. Zu den gefährlichsten Gegnern für Mumm, Sybil, Grinsi, Detritus und den Assassinen Schaumlöfell zählen neben vielen Zwergen, Untoten und Vampiren auch Anguas Werwolffamilie, die ganz eigene Pläne für das Land hat. Angua macht sich inzwischen, verfolgt von Karotte, auf, um ihren Bruder Wolfgang aufzuhalten, diese Pläne auch in die Tat umzusetzen. Während dessen steht die Stadtwache allein unter Fred Colons Kommando, was dazu führt, dass Fred Colon zur gesamten Stadtwache wird, denn der Rest kündigt schnell mit Empörung. Probleme, Leichen und Igors stürzen von allen Seiten herein und Kommandeur Mumm findet sich natürlich im Zentrum von all dem wieder … Zitate »Kennst du die Verhältnisse in Überwald, Kommandeur Mumm?« Mumms geographisches Wissen war bis zu einem Umkreis von fünf Meilen um AnkhMorpork mikroskopisch genau. Jenseits davon verdienten seine Kenntnisse die Bezeichnung »mikroskopisch klein«. Er nickte zaghaft. Es ist nicht richtig, dass Frauen bei der Polizeiarbeit als Lockvogel fungieren müssen …« Angua zögerte, was oft geschah, wenn sie versuchte, Nobby schwierige Dinge zu erklären. Sie hob die Hände und bewegte sie so, als wollte sie den Teig ihrer Gedanken kneten. »Es ist nur …«, begann sie. »Ich meine, die Leute könnten … Weißt du, wie die Leute Männer nennen, die Perücken und Kleider tragen?« »Ja, Fräulein.« »Wirklich?« »Ja, Fräulein. Die Leute nennen sie Anwälte.« »Ah, gut, ja«, erwiderte Angua langsam. »Und sonst noch?« »Äh … Schauspieler, Fräulein?« Angua gab auf. Er [Sam Mumm] gehörte nicht zur Kategorie »Gentleman«, dem Himmel sei Dank, aber er war liebenswürdig und zuvorkommend. Eigentlich blieb es ihr ein Rätsel, was er machte. Oh, sie wusste natürlich, welchen Beruf er ausübte, aber ganz offensichtlich verbrachte er nicht viel Zeit hinter seinem Schreibtisch. Wenn er schließlich zu Bett ging, legte er seine Sachen direkt in den Wäschekorb. Erst später, bei Gesprächen mit der Wäscherin, erfuhr sie von den Blutflecken und dem Schlamm. Man munkelte von Verfolgungsjagden über Dächer und Kämpfe, bei denen nicht nur Fäuste zum Einsatz kamen, sondern auch Knie in besonders empfindliche Körperstellen gestoßen wurden. »Ich bin ein Zombie«, sagte Reg Schuh »Darauf weise ich immer sofort hin, um peinlichen Missverständnissen vorzubeugen. Und du hast Recht: Wir sind tatsächlich wegen des angeblichen Toten hier.« »Wir?«, wiederholte der Troll, ohne auf Regs graue Haut und die Nähte einzugehen. »Hier unten, Großer!« Der Troll senkte den Kopf und sah nach unten. Normalerweise vermieden es die Bewohner von Ankh-Morpork, in diese Richtung zu sehen -- sie wollten nicht herausfinden, worin sie standen. »Nun, ich wäre eventuell bereit, diesen Zwischenfall einfach zu vergessen und dir deinen alten Rang zurückzugeben«, fuhr Colon fort. »Vorausgesetzt, du verrätst mir, wer die Zuckerstücke gestohlen – ich sagte gestohlen – hat.« »Herr?« »Ich weiß, dass es gestern Abend dreiundvierzig waren. Ich habe sie sehr sorgfältig gezählt. Heute Morgen sind es nur noch einundvierzig, Unterobergefreiter. Obwohl sie im Schreibtisch eingeschlossen waren. Hast du eine Erklärung dafür?« Die ehrliche und selbstmörderische Antwort hätte gelautet: Nun, Hauptmann, du verfügst zweifellos über viele bewundernswerte Fähigkeiten, aber ich habe gesehen, wie du zweimal deine Finger gezählt hast, und zwar mit unterschiedlichem Ergebnis. Detritus blickte über ein dichtes Bündel aus Pfeilen hinweg. Er selbst war auf diese Idee gekommen. Seine Armbrust konnte einen Eisenbolzen durch das Tor einer belagerten Stadt treiben, deshalb grenzte es an Verschwendung, sie gegen einzelne Personen einzusetzen. Der Troll hatte die Waffe so modifiziert, dass ein Bündel aus mehreren Dutzend Pfeilen damit abgefeuert werden konnte. Zusammengehalten wurden sie von einem Bindfaden, der von der plötzlichen Beschleunigung zerreißen sollte. Er riss tatsächlich. Und oft zerbrachen auch die Pfeile mitten in der Luft, weil sie dem enormen Druck nicht standhalten konnten. Detritus nannte die modifizierte Armbrust »Friedensstifter«, wobei er vermutlich daran gedacht hatte, dass sie ewigen Frieden stiftete. Mumm erinnerte sich an die Erprobung der Waffe am Schießstand. Das anvisierte Ziel war verschwunden. Das galt auch für die anderen Ziele zu beiden Seiten und den Erdwall dahinter. Darüber hinaus erinnerten herabsinkende Federn an zwei Möwen, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten hatten. In diesem Fall bedeutete der falsche Ort: direkt über Detritus. Andere Wächter gingen mit dem Troll jetzt nur noch auf Streife, wenn sie mindestens hundert Meter hinter ihm bleiben konnten. Wie dem auch sei: Das Probeschießen führte zum gewünschten Ergebnis, denn es sprach sich schnell herum, was mit den Zielen geschehen war. Der Hinweis darauf, dass sich Detritus näherte, vertrieb den Mob jetzt wesentlich schneller von der Straße als irgendeine Waffe. Dieses Schloss schien von einem kleinen Trupp nicht besonders tüchtiger Soldaten erobert werden zu können. Befestigungen hatte sein Erbauer nicht für nötig gehalten. Stattdessen war er von Märchen und verzierten Kuchen beeinflusst worden. Das Schloss schien in erster Linie dazu bestimmt zu sein, angeschaut zu werden. Für Verteidigungszwecke war es wahrscheinlich besser, sich eine Decke über den Kopf zu ziehen. 25 – Die volle Wahrheit Inhalt William de Word schrieb bisher nur kurze Briefe mit den neusten Nachrichten aus AnkhMorpork an Adelige in anderen Ländern. Dadurch verdiente er gerade genug, um über die Runden zu kommen. Als er seinen monatlichen Brief gerade kopieren wollte, kommt es zum Zusammenstoß mit einer Gruppe von Zwergen, die frisch in der großen Stadt eingetroffen sind, zusammen mit ihrer Druckerpresse. Zusammen mit William gründen sie die erste Zeitung von Ankh-Morpork und die findet rasenden Absatz. Bald werden mehr Mitarbeiter eingestellt. Darunter auch der Vampir Otto, der für die Bilder sorgen soll. Schnell stellen sie fest, dass die Leute alles glauben, was sie abdrucken, denn wenn es eine Lüge wäre, warum sollte es dann in der Zeitung stehen? Zur gleichen Zeit engagiert das Komitee zur Absetzung des Patriziers zwei Profikiller, die das Stadtoberhaupt aus dem Weg schaffen sollen. Die beiden bilden eine gefährliche Kombination: Der eine ist intelligent, der andere stark und brutal. Ihr Plan scheint zu gelingen, als der Patrizier wegen Mordes in seinem eigenen Verließ landet, nur hat es einen Zeugen gegeben: Seinen Hund. Natürlich will William alles über diesen Fall herausfinden und kommt dabei nicht nur der Wache in die Quere. Und die ist nicht einmal sein einziges Problem. Eine andere Zeitung macht der Ankh-Morpork Times Konkurrenz, ist billiger und voller unwahrer Gerüchte, die jedoch alle lesen wollen … Zitate William verließ Huggelstein mit einem guten Zeugnis, was oft der Fall ist bei Schülern, an die sich die Lehrer kaum erinnern. Anschließend fragte sich sein Vater, was er mit ihm anstellen sollte. […] Aber das viele Lesen hatte Spuren hinterlassen. William hielt Gebete inzwischen für eine verfeinerte Methode, mit Gewittern zu reden. […] Er mochte die freie Natur, solange sie sich auf der anderen Seite eines Fensters erstreckte. Eine militärische Laufbahn kam kaum in Frage. Alles in William sträubte sich dagegen, fremde Leute zu töten. Es bereitete ihm Freude, zu lesen und zu schreiben. Worte gefielen ihm. […] Er wollte schreiben, hatte er damals gesagt. Sein Vater war regelrecht explodiert. In seiner persönlichen Welt bekleidete ein Schriftgelehrter nur einen geringfügig höheren Platz als ein Lehrer. »Und das sind deine Gründe, Herr?« »Glaubst du, ich hätte noch andere?«, erwiderte Lord Vetinari. »Meine Motive sind wie immer völlig transparent.« Hughnon dachte darüber nach. »Völlig transparent« bedeutete, dass man entweder geradewegs hindurchsehen oder sie überhaupt nicht erkennen konnte. »Wir haben immer jenseits der Stadtmauern nach Eroberern Ausschau gehalten«, sagte der Patrizier. »Wir haben immer geglaubt, die Veränderungen kämen von außen, für gewöhnlich von Schwertern begleitet. Und dann sehen wir uns um und stellen fest, dass der Wandel im Kopf einer Person beginnt, die man auf der Straße kaum bemerken würde. Unter gewissen Umständen mag es nützlich sein, den betreffenden Kopf zu entfernen, aber seit einiger Zeit gibt es immer mehr davon.« »Abgemacht.« Gutenhügel spuckte auf seine Hand und wollte sie ausstrecken, um die Vereinbarung mit Ron zu besiegeln. William griff hastig danach. »Davon rate ich dir ab.« »Warum?« William seufzte. »Hast du irgendwelche schrecklich entstellenden Krankheiten?« »Nein!« »Möchtest du welche?« »Oh.« Gunilla ließ die Hand sinken. Ein Bösewicht stahl gestern Nachmittag beim Juwelier H. Klunker und Sohn, Nichtsostraße, Silber im Wert von mehr als 200 $. Herr Klunker (32), der mit einem Messer bedroht wurde, sagte der Times: »Ich würde den Mann bestimmt wiedererkennen, wenn ich ihn sähe, denn nicht viele Leute haben sich einen Strumpf über den Kopf gezogen.« »Es ist erstaunlich, wirklich erstaunlich!«, sagte er. »Wie hast du das nur geschafft? Bestimmt steckt Magie dahinter! Du bringst die Meldung in der Zeitung, und als ich nach Hause zurückkehre ... Meine Güte, da steckt die Uhr in der anderen Jacke! Feuer war immer sehr gefürchtet, besonders in den Teilen der Stadt, wo Holz und Stroh vorherrschten. Gerade aus diesem Grund hatte man nie eine Feuerwehr gegründet. Aufgrund der gnadenlosen Logik von Ankh-Morpork durfte man Folgendes annehmen: Wenn Feuerwehrleute dafür bezahlt wurden, Feuer zu löschen, so würden sie bestimmt dafür sorgen, dass sie genug Arbeit hatten. »Bist du sicher, dass dir niemand gefolgt ist?« »Korporal Nobbs war mir auf den Fersen«, sagte William. »Aber ich habe ihn abgeschüttelt.« »Ha! Bei Nobby Nobbs genügt es, um die nächste Straßenecke zu biegen!« 26 – Wahre Helden Inhalt Cohen der Barbar und seine graue Horde brechen zu ihrem letzten großen Abenteuer auf. Sie entführen einen Dichter aus Ankh-Morpork, der ihnen eine Saga über ihren Triumph schreiben soll. Ihr Ziel ist Würdentracht, die Heimat der Götter der Scheibenwelt. Mit sich schleppen sie ein explosives Fass, mit dem sie Cori Celesti, auf dem der Wohnsitz der Götter gelegen ist, um ein ganzes Stück kürzer machen. In Ankh-Morpork erfährt man unterdessen von diesem Unterfangen und ist darüber gar nicht erfreut. Eine Explosion mit diesen Ausmaßen auf dem Cori Celesti würde das magische Feld der Scheibenwelt für mehrere Jahre zusammenbrechen lassen. Ein paar Minuten ohne dieses Feld würden jedoch schon ausreichen, um Groß A'tuin und die Elefanten zu töten, die Meere austrocknen zu lassen und somit das gesamte Leben von der Scheibenwelt zu fegen. Helden müssen gefunden werden, um Cohen aufzuhalten. Man entscheidet sich für den Wissenschaftler Leonard da Quirm, den Wächter Karotte und den unfähigen Zauberer und unbezahlten Professor für grausame und ungewöhnliche Geographie Rincewind. Da es von Ankh-Morpork ein weiter Weg zur Mitte der Welt wäre, entscheidet man sich dafür einen gewaltigen Vogel über den Rand der Scheibenwelt und damit in einen Orbit, ähnlich dem von Sonne und Mond, zu katapultieren. An Board stoßen die drei Abenteurer auf einen blinden Passagier, der zusätzlichen Sauerstoff verbraucht und das Gewicht erhöht. Eine Zwischenlandung auf dem Mond wird notwendig. Dort findet die Crew nicht nur den Grund, warum der Mond leuchtet, sondern auch Lebewesen vor. Cohens Truppe hat inzwischen auch Verstärkung bekommen. Eine alte Barbarenfreundin und ein alter Widersacher haben sich ihm und der Horde angeschlossen. Wie sich herausstellt, haben alle zufällig eine Karte zum Wohnsitz der Götter gefunden. Jemand anderes scheint das ganze geplant zu haben. Endlich auf dem Gipfel angekommen, stellen sich die letzten Helden den Göttern, doch in genau dem Moment stürzen Karotte, Leonard und Rincewind vom Himmel … Zitate Das ist einer der Vorteile des Alls: Es ist groß genug, um alles zu enthalten. Die Leute halten eine zehntausend Meilen lange Schildkröte und einen mehr als zweitausend Meilen großen Elefanten für seltsam, was zeigt, dass sich das menschliche Gehirn nicht zum Denken eignet und ursprünglich vermutlich dazu diente, das Blut zu kühlen. »Genau genommen sollte ein Omniskop jeden beliebigen Ort sehen können«, sagte Erzkanzler Ridcully, der – genau genommen – das Oberhaupt Aller Bekannten Zauberer war. »Im Ernst? Bemerkenswert.« »Und auch jeden beliebigen Zeitpunkt«, fugte Ridcully hinzu, der selbst nicht sehr beeindruckt wirkte. »Ausgesprochen nützlich.« »Ja, das sagen alle«, brummte Ridcully und stampfte mürrisch auf den Boden. »Das Problem ist: Weil das verdammte Ding alles sieht, kann man es kaum dazu bringen, etwas Bestimmtes zu sehen. Aber auch nur etwas, das sich zu sehen lohnt. Und du würdest staunen, wie viele Orte es im Universum gibt. Und wie viele Zeiten.« »Zum Beispiel zwanzig nach eins«, sagte der Patrizier. »Ja, unter anderem. Möchtest du einmal hineinsehen?« Lord Vetinari trat vorsichtig näher, blickte in das große, runde Glas und runzelte die Stirn. »Ich sehe nur, was sich auf der anderen Seite befindet.« »Ja, weil das Omniskop auf das Hier und Heute eingestellt ist«, erklärte ein junger Zauberer, der an dem Apparat hantierte. »Oh, ich verstehe«, erwiderte Lord Vetinari. »Ähnliche Vorrichtungen gibt es auch im Palast. Wir nennen sie Fenster.« »Nun, wenn ich das hier verändere …« Der junge Zauberer drehte etwas am Rand des Glases. »… sieht es in die andere Richtung.« Lord Vetinari blickte in sein eigenes Gesicht. »So etwas bezeichnen wir als Spiegel«, sagte er in dem geduldigen Tonfall, in dem man einem Kind etwas erklärt. »Soll das heißen, dass wir die Berge nicht rechtzeitig erreichen können?« »Äh … ja. Genau das soll es heißen. Immerhin haben Cohen und seine Begleiter Cori Celesti fast erreicht.« »Und es sind Helden«, betonte Herr Besserich von der Gilde der Historiker. »Und was genau bedeutet das?«, fragte der Patrizier und seufzte. »Sie verstehen sich gut darauf, ihren Willen durchzusetzen.« »Es sind alte Helden«, sagte der Historiker. »Mit anderen Worten: Sie haben viel Erfahrung darin, ihren Willen durchzusetzen.« »Hast du gesehen, was er gestern entworfen hat?«, fragte der Dekan. »Er glaubt, dass es vielleicht notwendig wird, den Apparat zu verlassen, um ihn von außen zu reparieren. Deshalb hat er eine Vorrichtung erfunden, die einen herumfliegen lässt, und zwar mit einem auf den Rücken gebundenen Sumpfdrachen! Er meinte, das sei für den Notfall gedacht!« »Welcher Notfall könnte schlimmer sein als ein auf dem Rücken festgebundener Sumpfdrache?«, erwiderte der Professor für unbestimmte Studien. Karotte seufzte. »Du [Rincewind] bist wirklich ein Feigling.« »Ja, aber ich verstehe nicht, was daran so falsch sein soll. Man muss ganz schön beherzt sein, um wegzulaufen. Viele Leute wären so feige wie ich, wenn sie den Mut dazu aufbrächten.« 27 – Der Zeitdieb Inhalt Die Revisoren der Realität versuchen Ordnung in das durch Leben durcheinander gebrachte Universum zu bringen indem sie die Menschen dazu bewegen wollen eine Glasuhr zu bauen. So eine Uhr wurde schon einmal in Überwald errichtet, wodurch die Zeit zuerst anhielt und als die Uhr zerbrach, völlig durcheinander gewürfelt wurde. Damals flickten die Geschichtsmönche die Vergangenheit so gut es ging wieder zusammen. Bei diesen Mönchen wird nun auch der ehemalige Dieb Lobsang Ludd ausgebildet, der jedoch schon alles zu wissen scheint ohne darüber nachdenken zu müssen. Dies treibt seine Lehrer zur Verzweiflung und sie beschließen den Jungen unter die Aufsicht von Lu-Tze zu stellen, einem 900jährigen Helden, der eigentlich nur für das Fegen in den Tempeln zuständig ist. Als man im Tal der Mönche vom Bau der zweiten Glasuhr erfährt, macht sich auch Lu-Tze mit seinem neuen Schüler auf die Suche und damit auf den Weg nach Ankh-Morpork. Auch Tod macht sich sorgen um die Zukunft der Welt und beauftragt seine Enkelin Susan damit, das Kind der Zeit zu finden. Er selbst kann nicht eingreifen, da er mit den anderen Reitern zur Apokalypse ausziehen muss. Diese zeigen sich von diesem Gedanken jedoch wenig begeistert. Der Uhrmacher Jeremy Clockson bereitet sich in des mit einem Igor darauf vor die Glasuhr mit einem Blitzschlag in Betrieb zu setzen. Lobsang und Lu-Tze versuchen ein Rennen gegen den einschlagenden Blitz und verlieren. Die Zeit steht wieder still. Nun da die Revisoren der Realität ihr Ziel erreicht haben, nutzen sie die Gelegenheit das Leben besser zu verstehen und inkarnieren zu hunderten in Menschenkörpern in Ankh-Morpork. Lediglich einige wenige Nicht-Menschen können sich in der zeitlosen Stadt noch bewegen und versuchen sowohl die Invasion der Revisoren aufzuhalten, als auch die Zeit wieder in Gang zu setzen. Zitate Lady LeJean betrachtete einige dicke, von Kobolden betriebene Uhren. Sie griff nach einer davon und öffnete die Klappe an der Rückseite. Ein kleiner Sattel und Pedale wurden sichtbar, aber niemand saß dort. »Keine Kobolde?«, fragte die Frau. »Ich behalte sie allein aus historischem Interesse«, sagte Jeremy »Sie gingen pro Minute einige Sekunden vor oder nach, und nachts blieben sie ganz stehen. Solche Uhren taugen nur etwas, wenn die eigene Vorstellung von Genauigkeit auf ›gegen zwei‹ hinausläuft.« »Ja. Das hat kulturelle Gründe.« »Kulturelle Gründe, wie?« Erneut fühlte sich Dr. Hopkins von Erleichterung durchströmt. Er versuchte ständig, das Beste in jedem zu sehen, aber seit seiner Kindheit war die Stadt immer komplizierter geworden, mit all den Zwergen, Trollen, Golems und sogar Zombies. Er wusste nicht genau, ob ihm alles gefiel, was geschah, aber vieles davon war kulturell, und gegen Kulturelles konnte man keine Einwände erheben, weshalb er sich nicht beklagte. Das Wort »kulturell« löste Probleme, indem es erklärte, dass sie gar nicht existierten. Susanne betrachtete die Bilder. Wenn sie alle Mitglieder der Familie zeigten, so war Frau Ogg das Oberhaupt einer Armee.