Probleme der Marktwirtschaft Ungleichheiten in bezug auf Einkommen und Vermögen sind ein wesentliches Merkmal der M a r k t w i r t s c h a f t . Sie ergeben sich aus d e r uneingeschränkten Anerkennung des Privateigentums auch an Produktionsmittel n und dem Marktsys tem. Sie sind als Anreiz für die Entf alt ung w i r t s c h a f t l i c h e r A k t i v it ä t e n in Form v o n m arkt be wert et en Leistungen unentbehrlich für das Funktionieren der M a r k t w i r t s c h a f t Allerdings haben diese Ungleichheiten die Tendenz, sich zu v e rs tä rk e n . Wer z . B . aufgrund seiner Tüchtigkeit und seiner Intelligenz, aber auch durch Glück ein hohes Einkommen erzielt, kann Vermögen bilden und aus dem Vermögen zu s ät zl ic h e s Einkommen beziehen. Eine bessere Ausbildung der Kinder und die Vererbung des Vermögen s kann in d e r b z w . den nächsten Genera tione n zu einer V e rs tä rku ng der Ungleichheiten im Be sitz führe n. Das gilt v o r allem f ü r die Einkommensbezieher, die ihre Vermög en al s P ro du k tiv v e rm ö ge n , also in Unternehmen anlegen. Wenn die Unternehmen eine Größenordnung erreichen, die über den „atomistischen" Anteil am j e weiligen Markt hinausgehen, können Machtpositionen entstehen, die benutzt werden können, um z unä ch s t K on ku rren te n a us zu s cha l ten und später durch überhöhte Preise Gewinne zu erzielen, die über denen bei Wettbewerbspreisen liegen. Ist das der Fall, spiegeln die Preise nicht mehr die Knappheit, sondern die Marktmacht der Produzenten wider, Durch Absprache n z wi s c h e n Produzenten kann der Wettbewerb zus ätzli ch eing es chr änk t werden. Damit ist ein we ite res Problem ange spr och en. Die optimale Selbststeuerung des Wir t s c h a f t s p r o z e s s e s durch den Markt kann durch die eben angesprochene Ma rk tm ac h t e r heblich gefährdet werden. Wenn die P re i s e nicht mehr die Knappheitsgrade ausdrücken, sondern Ergebnis von M ark tm a ch t sind, k ann es zu einer Fehlallokation der Ressourcen kommen Die P ro d u k ti o n s fa k to re n we rd e n nicht mehr in die von den Konsumenten ge wünschten Ve rwen dungs zwe cke entsprechend der Dringlichkeit ihrer Bedürfnisse gelenkt, sondern von den Unternehmen autonom in die Bereiche, in denen durch Einschränkung oder Ausschaltung des Wettbewerbs die Preise hoch gehalten werden. Wenn beis p ie l s we i s e die Apot hek e n durch Einschränkungen des f reien M ark t zut rit t s und Abs prachen ihre Leis t ungen v ert euern, dam it die Eink ommen d e r Ap ot h ek e r steigen, kann das als A n re i z zum Studium der Pharmazie über den eigentlichen B e d a r f hinaus wirken. (…) A n g e no mmen, ein Unternehmen er ze u g t E l e k t r i zi t ä t . Ihm sei äußers t preisg üns tig s t ark s c h we f e l h a l tige Braunkohle angeboten worden. Würden keinerlei s ta a tl i c h e Au flagen bestehen, würde das Unternehmen die E l e k tri z i t ä t mit diesem R o h s t o f f erzeugen, weil es seine Kosten senken und dadurch seine Gewinne erhöhen konnte . Gleichzeitig würde jedoch die Belastung der L u f t zunehmen. Es ist o f f e n s i c h t l i c h , daß hier Eigennutz und Gemeinwohl nicht zusammenfallen, s e l b s t dann nicht, wenn das Unternehmen die Preise für Strom senken würde, um die N a c h f r a g e zu beleben. Ande rs ausgedrückt, die Produktion der Elek tri zi tä t ist mit negativen externen E f f e k t e n verbunden. Unter externen E ff e k t e n versteht man Einwirkungen von W irt s c haf t s s ubj ek t e n auf Dritte bei wirts chaftlic hen A k t i v it ä t e n [Konsum oder Produktion), die nicht durch den Markt e r f a ß t und nicht im Marktpreis berücksichtigt werden. Im vorherigen Beispiel ist das die Luftverschmutzung durch das Unternehmen, von der j e d e r Be wo h n e r der Region n eg at iv z . B . in seiner Gesundheit b e t r o f f e n würde, auch wenn er g a r nicht Elek t r i zit ät n a c hf r a gt E x t e r n e E f fe k te können für die Allgemeinheit negative, aber auch positive Folgen haben, man nennt sie des halb auch s o zi ale Kosten b z w. soziale Erträge. Die Um weltprobleme in den westlichen Industrienationen sind weitgehend als negativ e ext erne E f f e k t e bz w. soziale Ko st e n erklärbar. Auszug aus: Uwe Tänzer (1999): Ökonomische Kernprobleme in Deutschland Soziale Marktwirtschaft. Grundlagen und Aufgaben. Bd. 1. Stuttgart (=Klett). S. 77-79 Aufgabe Im Text werden Beispiele genannt, in denen das marktwirtschaftliche Prinzip nicht funktioniert. 1. Ordne die Beispiel der Nachfrage- bzw. Angebotsseite zu! 2. Auf welche Voraussetzungen des Modells der freien Marktwirtschaft beziehen sich die Beispiele?