Risikofaktoren Mit rund 100.000 Schlägen täglich pumpt das gesunde Herz eines Erwachsenen in Ruhe dessen Blutmenge von ca. 6 Liter über 1.000 mal in das weitverzweigte Gefäßsystem des menschlichen Körpers. Eine Leistung, die das Herz bei Belastung noch steigern kann: Die Schlagzahl um mehr als das Doppelte, die gepumpte Blutmenge um das Zwei- bis Dreifache. Alle Körperzellen werden so durch den etwa nur faustgroßen Muskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, die Abfallstoffe abtransportiert und andere Stoffwechselvorgänge ermöglicht. Dazu ist es jedoch erforderlich, dass in diesem komplizierten Transportund Verteilungssystem alles stimmt. Das Herz selbst z.B. muss für seine Arbeit genügend mit Sauerstoff, täglich mehr als 25 Liter, versorgt werden. Und die Blutgefäße müssen möglichst kräftig, elastisch und durchgängig sein, damit das Blut ohne Stockung fließen kann. In einem gesunden Organismus können das Herz und das Kreislaufsystem lange leistungsfähig bleiben. Und doch stirbt fast die Hälfte aller Menschen in den Industrienationen, oft viel zu früh, an Schäden des Herzens und des Gefäßsystems. In der Bundesrepublik z.B. stündlich 13 Menschen durch einen Herzinfarkt. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass es ganz bestimmte Ursachen gibt, die für die Entstehung von Herz- und Gefäßkrankheiten verantwortlich sein können: Die sogenannten Risikofaktoren. Neben den naturgegebenen Bedingungen wie Geschlecht, Alter, Vererbung und bestimmter Erkrankungen werden als Risikofaktoren angesehen: Bluthochdruck Fettstoffwechselstörungen Zigarettenrauchen Zuckerstoffwechselstörungen Stress Gicht Übergewicht Bewegungsmangel Risikofaktoren / 3.2 / Seite 1 von 12 Normbereich Warnbereich Risikobereich GEWICHT – Körpergröße in cm – 100 (kg) Frauen unter +15% - + 5% über 5% - 20% über 20% Männer unter +10% - + 5% über 5% - 20% über 20% BLUTDRUCK – (in mm HG) systolisch unter 140 140 – 160 über 160 diastolisch unter 90 90 – 95 über 95 100 – 130 über 130 200 – 250 über 250 BLUTZUCKER – nüchtern (in mg %) unter 100 CHOLESTERIN – Blutfettwert (in mg %) unter 200 HARNSÄURE – Hinweis auf Gicht (in mg %) Frauen unter 6,5 6,5 – 7,5 über 7,5 Männer unter 7,0 7,0 – 8,0 über 8,0 Risikofaktoren / 3.2 / Seite 2 von 12 Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) Im Herz- und Gefäßsystem herrschen bestimmte Druckverhältnisse, um den Bluttransport aufrecht zu erhalten. Zieht sich der Herzmuskel zusammen, um das Blut durch die Arterien zu pumpen, entsteht in den Gefäßen der sogenannte systolische Druck. In der zweiten Pumpphase, bei der die Herzmuskulatur erschlafft, besteht in den Gefäßen der diastolische Druck. Der Blutdruck kann sich durch Belastung vorübergehend erhöhen. Bei verengten Blutgefäßen jedoch kommt es zu einer ständigen Erhöhung der Druckwerte. Diese fordern vom Herzmuskel mehr Arbeit und erschöpfen ihn vorzeitig. Folgen Herz- und Kreislaufkrankheiten. Merkmale Erhöhung der Blutdruckwerte Ursachen Zuviel oder falsche Ernährung, Essgewohnheiten. Zu wenig Bewegung. verkehrte Früherkennung Blutdruckkontrolle Verhütung / Beeinflussung Der körperlichen Beanspruchung angepasste kochsalzreduzierte, alkoholbeschränkte Ernährung in Menge und Zusammensetzung. Fünf kleine Mahlzeiten am Tag. Viel Bewegung. Vermeidung von Übergewicht. Risikofaktoren / 3.2 / Seite 3 von 12 Adipositas Die Nahrung versorgt den Körper mit Betriebs-, Bau- und Schutzstoffen, die vom Organismus in Wärme, Energie und eigene Körpersubstanz umgesetzt werden. Diese Leistung erfordert eine Ernährung, die im Energiewert und Nährstoffgehalt auf den Bedarf des Körpers abgestimmt ist. Überfluss oder Mangel rufen im Organismus Störungen und Schäden hervor. Unsere Ernährung ist meistens zu energiehaltig und enthält zuviel Fett und Kohlenhydrate. Überernährung aber führt zu Übergewicht und Fettsucht mit den Belastungen für den Stoffwechsel, den Kreislauf, die Gelenke, die Wirbelsäule und das seelische Gleichgewicht. Folgen Schädigung der Blutgefäße, vor allem der des Herzens, der Nieren, und des Gehirns. Merkmale Anfangs oft längere Zeit keinerlei Beschwerden. Später Atemnot bei Belastung, Herzklopfen, Schwindelgefühl, Ohrensausen, Nasenbluten, Kopfschmerzen, Herzschmerzen, Rückenschmerzen, Knie- und Fußbeschwerden. Ursachen Erbanlagen, hyperkalorische Ernährung, salzreiche Ernährung, zuviel Alkohol. Früherkennung Häufige Feststellung des Körpergewichts. Verhütung / Beeinflussung Gewichtsabnahme bei Übergewicht, Einschränkung des Kochsalzverbrauchs. Risikofaktoren / 3.2 / Seite 4 von 12 Adipositas, Bewegungsmangel Ausreichende Bewegung gibt dem jungen Körper wichtige Entwicklungsreize, wirkt später den Alterungsvorgängen entgegen und hält den Organismus länger jung. Unsere Lebensbedingungen jedoch verführen zu Bequemlichkeit: Geräte und Maschinen erleichtern uns die Arbeit, die Fortbewegung und das Vergnügen. Mangelndes körperliches „Training" macht den Körper schwächer und lässt ihn verkümmern. „Wer rastet, der rostet.“ Folgen Minderung der Leistungsfähigkeit, vorzeitiges Altern. Übergewicht. Bandscheibenschäden, Herz- und Kreislaufschäden. Merkmale Nachlassen der Ausdauer, der Muskelkraft und Beweglichkeit. Bereits bei kleinen Belastungen schnell außer Atem und hohe Pulszahl, Rückenschmerzen und Kreislaufstörungen, vegetative Störungen. Ursachen Fehlen ausreichender und vielseitiger Belastungsreize für Muskeln, Gelenke und Herz. Verhütung / Beeinflussung Möglichst viel gehen, Treppen benutzen, TrimmMöglichkeiten ausnutzen, tägliche Gymnastik. Einmal am Tag so stark bewegen, dass der Puls 10 Minuten lang pro Minute 170 minus Lebensalter. Weniger sitzen. Risikofaktoren / 3.2 / Seite 5 von 12 Diabetes mellitus Die mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate werden in die Zellen des Körpers mit Hilfe des Hormons Insulin eingeschleust und dort zur Energiegewinnung verbrannt. Wird zu wenig oder gar kein Insulin von der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert oder werden zu viel Kohlenhydrate mit der Nahrung aufgenommen, dann wird der Zuckerstoffwechsel gestört und der Blutzuckerspiegel steigt an. Die Körperzellen hungern: Sie erhalten zu wenig Zucker, der unverwertete Zucker wird mit dem Urin ausgeschieden. Folgen Schädigung der Blutgefäße, Durchblutungsstörungen mit Gefäßverschluss, Störung des Fettstoffwechsels, Verlust von Gliedmaßen, Nachlassen der Sehkraft, Schädigung der Nieren, Gehirnverkalkung, Schlaganfall. Merkmale Anfangs oft keine Beschwerden. Verstärkter Durst, Müdigkeit, plötzliche Abmagerung, Juckreiz, schlecht heilende Wunden. Ursachen Erbanlagen, Infektion der Bauchspeicheldrüse, Fehlen bzw. Mangel von insulinproduzierenden Inselzellen, Übergewicht, Überernährung (zu viel Kohlenhydrate). Bewegungsmangel. Früherkennung Kontrolle der Blutzuckerwerte, Grobtest auf Zucker im Urin durch Teststreifen. Verhütung / Beeinflussung Gewichtsabnahme bei Übergewicht. Beachten bestimmter Ernährungsvorschriften, Bewegung, Medikamente Risikofaktoren / 3.2 / Seite 6 von 12 Hyperlipidämie Fett braucht der Organismus als Energiequelle. Mit der Nahrung aufgenommen oder im Körper aufgebaut werden diese Fette bzw. fettähnlichen Stoffe (Cholesterin, Triglyceride) mit dem Blut transportiert. Durch Überernährung steigt der Fettspiegel im Blut an, der Fettstoffwechsel wird gestört, die Fette lagern sich in den Gefäßwänden ein und beschleunigen die Arteriosklerose. Folgen Übergewicht, arteriosklerotische Schädigung der Blutgefäße, Gefäßverschluss, Angina pectoris, Herzinfarkt, Hirninfarkt. Merkmale Anfangs oft längere Zeit keine Beschwerden, Herzschmerzen bei Belastung, Schwindelgefühl, Schmerzen in den Beinen beim Gehen. Nachlassen der Gehirnleistung. Ursachen Erbanlagen, Fehl- und Überernährung (zu fett und zu süß), andere Stoffwechselstörungen. Früherkennung Kontrolle der Blutfettwerte. Verhütung / Beeinflussung Gewichtsabnahme bei Übergewicht, Einschränken von cholesterinreicher und süßer Nahrung und des Alkoholverbrauchs, pflanzliche Fette bevorzugen. Ausreichend Bewegung. Medikamente. Risikofaktoren / 3.2 / Seite 7 von 12 Gicht (Hyperuricämie) Die Zellen des Organismus brauchen neben anderen Baustoffen Purin, das mit der Nahrung direkt aufgenommen oder im Körper aufgebaut wird. Das Endprodukt dieses Stoffwechselvorgangs, die Harnsäure, wird durch die Niere ausgeschieden. Wenn zuviel purinhaltige Nahrung aufgenommen oder zu wenig Harnsäure ausgeschieden wird, erhöht sich die Harnsäurekonzentration im Blut, und die Harnsäure lagert sich in den Gelenken, Knochen, Knorpeln und in der Niere ab. Folgen Gelenkentzündungen und –zerstörungen, Knotenbildung, Nierensteinbildung, Nierenschäden, Bluthochdruck. Merkmale Zunächst oft keine Beschwerden. Schmerzen in den Gelenken, Nierenkoliken. Ursachen Vererbung, Überernährung, andere Stoffwechselstörungen. Alkoholmissbrauch löst häufig Anfall aus. Früherkennung Kontrolle der Harnsäurewerte im Blut. Verhütung / Beeinflussung Gewichtsabnahme bei Übergewicht. Einschränken von purinreicher Nahrung (z.B. Innereien, fleischreiche Ernährung). Reichliche Flüssigkeitszufuhr (alkoholfrei). Medikamente. Risikofaktoren / 3.2 / Seite 8 von 12 Stress „Stress" in Form zeitweiliger Anspannung ist lebensnotwendig. Wenn jedoch Hetze, Statusdenken, Leistungsdruck, berufliche und familiäre Sorgen, Angst und Ärger uns überfordern und in ständiger Anspannung halten, dann geht das seelische Gleichgewicht verloren und der Organismus reagiert mit Störungen. Folgen Bluthochdruck, Magengeschwüre, Regulationsstörungen des Herzens und des Kreislaufs. Seelische Erkrankungen. Allgemeine vegetative Störungen. Merkmale Reizbarkeit, schnelle Ermüdbarkeit, Erschöpfung, Schlafstörung, Kopf- und Magenschmerz, Herzjagen, Konzentrationsschwäche, Leistungsabfall, z.B. auch beim Lernen. Ursachen Ständige Überforderung, Anpassungsfähigkeit. Verhütung / Beeinflussung Vermeiden von aufputschenden Mitteln. Entspannungsmethoden erlernen, Erholungsphasen suchen, materielle Güter nicht überbewerten – Konsumhaltung und zwanghaftes Erfolgsstreben abbauen. Wert kleiner Dinge und Freude entdecken. Eigene Grenzen erkennen. Wenn möglich ungünstige Bedingungen verändern. Risikofaktoren / 3.2 / Seite 9 von 12 mangelnde Zigarettenrauchen (Nikotinabusus) Kein Mensch wird als Raucher geboren, und doch rauchen bereits 29% der 12- bis 17jährigen und etwa 43% der Erwachsenen regelmäßig. Der blaue Dunst soll die Lebensfreude steigern, den Raucher gesellig, aufgeschlossen, selbstsicher machen, über Belastungen hinweghelfen. Doch beim Inhalieren von Zigarettenrauch gelangen zahlreiche Giftstoffe in den Körper, welche die Gesundheit auf mannigfache Weise gefährden. Folgen Bronchitis, Bronchial-, Kehlkopf-, Blasen- und Nierenkrebs, Gefäßverschluss, Verlust von Gliedmaßen. Magen- und Darmgeschwür. HerzKreislauf-Krank-heiten. Merkmale Zunächst oft keine Beschwerden. Hustenreiz, Heiserkeit, Auswurf, Einschränkung der Atemleistung, Brustschmerz, Magenschmerz, Völlegefühl, Wadenschmerz beim Gehen. Ursachen Lähmung der Selbstreinigungstätigkeit der Atemwege, Krebsgefahr durch Teerstoffe. Störung des vegetativen Nervensystems und erschwerte Herzarbeit infolge Verengung der Blutgefäße durch das Nikotin. Beeinträchtigung des Sauerstofftransports im Blut durch Kohlenmonoxyd. Förderung und Beschleunigung der Arteriosklerose. Verhütung / Beeinflussung Nichtrauchen. Sofort aufhören kontrolliert einschränken. Risikofaktoren / 3.2 / Seite 10 von 12 oder schrittweise Verhaltensregeln, um in aufgenommen zu werden den Klub für Herzinfarktkandidaten 1. Erbringen Sie den Beweis dafür, dass Sie mit Ihrem Schicksal hadern und verbittert sind. Das ist eine grundsätzliche Voraussetzung, um einer Gefäßerkrankung Vorschub zu leisten. 2. Rauchen Sie nicht weniger als 50 Zigaretten täglich, nach Möglichkeit aber noch mehr (eine leichte Zigarre am Abend reicht nicht). 3. Als bevorzugte Kandidaten gelten Männer, die eine Flasche Whisky täglich trinken können. 4. Erhöhen Sie Ihr Körpergewicht alle 6 Monate um einige Kilo; ein guter Kandidat muss einen kurzen Atem haben. Ein Stiernacken sowie ein ordentlicher Bierbauch werden besonders gern gesehen. 5. Arbeiten Sie pausenlos, wie ein Verrückter, nehmen Sie an 7 Tagen in der Woche abends Arbeit mit nach Hause. Überarbeiten Sie sich und nehmen Sie niemals Urlaub: Unser Klub nimmt keine Faulpelze auf. 6. Verzichten Sie darauf, zu Fuß zu gehen, Sie verlieren nur unnötig Zeit. Wo immer Sie auch hin müssen, nehmen Sie das Auto. 7. Lassen Sie sich niemals gehen, verlieren Sie Ihre Anspannung nicht, und wenn Sie aus irgendeinem Grund einmal spielen sollten, so müssen Sie dies schon mit Verbissenheit tun, so als wäre es Ihre Arbeit oder eine Wissenschaft. Wenn Sie schon unbedingt zum Golf spielen genötigt werden, so tun Sie dies niemals, ohne gleichzeitig über Geschäfte zu sprechen. 8. Seien Sie niemals optimistisch. Denken Sie unaufhörlich an die Steuern, sagen Sie sich, dass das Finanzamt Sie beobachtet. Vergessen Sie niemals die Gefahren der Atombombe, und lassen Sie sich den schlechten Verlauf der Dinge in dieser Welt nicht aus dem Kopf gehen. Halten Sie sich für geeignet, um eine Aufnahme in diesen Klub zu beantragen? Wir können Ihnen zwar eine Aufnahme nicht garantieren, aber wir werden Ihre Anfrage auf jeden Fall in Betracht ziehen. (Aus einer amerikanischen medizinischen Wochenzeitschrift) Risikofaktoren / 3.2 / Seite 11 von 12 Die wichtigsten sympathikotonen und vagotonen Veränderungen der Körperfunktionen sympathikoton vagoton Herzschlag schneller, stärker langsamer, schwächer Blutdruck Anstieg Abfall Durchblutung von stärker Skelettmuskulatur, Herz und Lunge schwächer Durchblutung von Verdauungsorganen, Haut, Schleimhäuten, Genitalien schwächer stärker Gerinnungsfähigkeit des Blutes stärker schwächer Skelettmuskulatur angespannt entspannt Pupille, Lidspalte erweitert verengt Atmung schneller, tiefer, Bronchien erweitert langsamer, flacher, Bronchien verengt Schweiß kalt, klebrig warm, dünnflüssig Stoffwechsel insgesamt angeregt insgesamt verlangsamt Blutzucker, -fette Energieverbrauch erhöht Energieeinsparung vermindert Verdauung unterbrochen angeregt Speichelfluss, Sekretion von vermindert Magensäure, Insulin erhöht Beweglichkeit und Muskelspannung von Speiseröhre, Magen, Darm vermindert erhöht Harnblase Zurückhalten des Harns Entleerung Risikofaktoren / 3.2 / Seite 12 von 12