Schulfunk - Bayerischer Rundfunk

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Schulfunk
Bayern2Radio, 4./6.5.1999
Manuskript
Kinder fragen "Warum?"
Warum steigt ein Heißluftballon?
Autorin: Antje Wegener
Redaktion: Petra Herrmann
Sprecher:
(singend) "Wenn ich ein Vöglein wär und auch noch Flügel hätt ...“
Kind:
Warum lachst du so? Die Sprecherin fängt auch an zu lachen. Und
warum lachst du jetzt so?
Sprecherin: (lachend) Er steckt mich an mit seinem Gelache.
Sprecher:
hört auf zu lachen. Das ist aber auch wirklich eine zu schöne
Geschichte. Wenn ich gewinne....
Kind:
Aber du weißt doch gar nicht, weiche Geschichte ich hören möchte.
Ich möchte wissen, warum ...
Sprecher:
...es ist meine schönste Geschichte, ich schwöre es; Meine aller,
allerschönste Geschichte. Wenn ich gewinne ...
Kind:
Uuuiiii
Sprecher:
Hhmm das kannst du ruhig glauben. Luft braucht man dafür. Heiße!
Kind:
Heiße Luft? Woher hast du das gewusst? Genau das wollte ich ...
Sprecherin: Heiße Luft... ich hab's gewusst. Er produziert mal wieder heiße
Luft. Der Dampfplauderer...
Kind:
Ich versteh' das nicht.
Sprecherin: Ein Dampfplauderer produziert heiße Luft. Kapiert? Das heißt ...
nichts als heiße Luft. Dampf ... nicht einfach. Löst sich alles auf, bei
genauerem Hinsehen, verstehst du? Nichts bleibt... nichts ist wahr.;.
nichts ist geschehen.
Sprecher:
Na bitte, wenn du immer alles besser weißt. Ich jedenfalls hab' nur
eines im Kopf .... in meinem Körper, in meinem ganzen Gefühl,
einfach in mir ....aufsteigen ... schweben ... fliegen! Und ich weiß
auch, wie's geht.
Kind:
Erzähl! Bitte, ... und du unterbrich ihn nicht!
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Sprecherin: Und wenn er runterfällt?
Sprecher:
Mit genügend heißer Luft fällt man nicht ... man steigt, höher und
immer höher ... bis man fliegt.
Kind:
Wohin? Bis in den Himmel hinein?
Sprecher:
Ja. Wer's kann!
Kind:
Und worin?
Sprecher:
Na, in einem Ballon. Ist doch klar.
Kind:
Juchhuuuu, das wollte ich doch die ganze Zeit schon wissen.
Deshalb hab' ich dauernd gefragt: Warum ?
Sprecher:
Was, warum?
Kind:
Warum steigt ein Heißluftballon. Bis in den Himmel hinein?
Sprecher:
Ach. das ist doch ganz egal. Hauptsache er fliegt.
Kind:
Ach so... aber... und wenn ich jetzt aufsteigen will?
Sprecher:
Brauchst du einen Ballon erstmal aber ich wollte erzählen, wie ich
fliege. Meine schönste Geschichte.
Sprecherin: Mit der berühmten heißen Luft!
Sprecher:
Falsch! Ich fliege nicht mit der berühmten heißen Luft. Ich fliege
mit Heiße-Luft-Transporteuren und Heiße-Luft-Transporteurinnen.
Ganz wichtig. Ohne die geht's nicht.
Kind:
Ballon... und Heiße-Luft-Transporteure und -teurinnen. Wie viele?
Sprecher:
Tausende. Jaaaaa ...Und die muss ich erst suchen und finden und
kennen lernen und dann aufblasen.
Sprecherin und Kind: Ooohhhh
Sprecher:
Die sind nämlich winzig klein, kaum mit der Lupe zu sehen. Also,
wenn sie noch nicht aufgeblasen sind. Dann musst ich sie suchen
wie eine Stecknadel im Heuhaufen. Verstehst du? Aber ich such' sie
mit einer Stecknadel, im Heuhaufen.
Kind:
Verstehe. Mit einer Stecknadel im Heuhaufen.
Sprecherin: Hab' ich noch nie gesucht.
Sprecher:
Macht ja nichts. Wenn ich also mit meinem Ballon fliegen will,
suche ich meine.
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Sprecherin und Kind: Heiße-Luft-Transporteure und- teurinnen ...
Sprecher:
jajaja ... dann blase ich sie auf und siehe da, sie sind ganz weiß ...
ganz durchsichtig ... ganz wunderschön.
Sprecherin: (füstert)Hab' ich dir doch gesagt ... heiße Luft ...Dampf ... Nichts.
Sprecher:
Und kugelrund sind sie. Voller heißer Luft.
Sprecher:
Und dann kommt‘s. Auf zum Start! ... brauche ich bloß zu rufen,
schon tummeln sie sich los. Jeder und jede möchte zuerst im Ballon
sein.
Kind:
Sich lostummeln, was soll das schon wieder heißen?
Sprecher:
Das heißt einfach, sich in den Ballon schießen. Weiß und
kugelrund.
Kind:
Einen weißen Heißluftballon hab ich noch nie gesehen, ehrlich
gesagt. Ich kenn' nur bunte ...
Sprecher:
Ja und? Hat ich gesagt, dass mein Ballon nicht bunt wird? Nur die
Transporteure sind weiß und die Transporteurinnen, aber nie lange,
nur bis ...
Sprecherin: ...bis es ihnen zu bunt wird, sicher. (flüstert) Wie uns beiden gleich,
geil?
Sprecher:
Du kennst doch dich "blau und grün" ärgern, gell?
Kind:
Jooo, ich ärger mich oft und total und wahnsinnig, aber eigentlich
nie blau und grün. Werd' ich einfach nicht.
Sprecher:
Naja, aber in meine wunderschöne Geschichte gehört das eben rein.
Sprecherin: Weil sich deine Heißluft-dingsbums-da immer blau und grün
ärgern?
Sprecher:
Nein...nein ...sie ärgern sich auch rot und gelb und orange und
violett und sie ärgern sich in vielen Farben, damit halt mein Ballon
bunt wird, kapiert? Die färben ab!
Kind:
Und warum ärgern sie dich dauernd?
Sprecher:
Mich? Wer sagt denn so was. Die ärgern sich selbst, rangeln um die
besten Plätze, das bringt Farbe in die Wangen und wenn sie dann
hübsch bunt sind und meine Ballonhülle hübsch bunt ist und
hübsch bunt hoch oben am Himmel schwebt, so über der ganzen
Welt, dann muss ich mich sputen, bevor sie vor Neid wieder
erblassen ... naja, wieder weiß werden ... dann wird's Zeit, dann
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geht's bergab, dann muss ich die Reißleinen ziehn, dann... dann
muss ich sie überlisten. Mit der Stecknadel ... ihr erinnert euch
doch, aus dem Heuhaufen .... das ist immer ein Kampf, ein lustiger
Luft-Kampf ..... alle Transporteure und -Teurinnen, Tausende gegen
mich. Wenn ich gewinne, macht‘s immer peng...peng..,peng ... und
peng... pang ... pung!.. und peng wo seid ihr denn?
Kind: (flüstert und lacht)Wann merkt er wohl; dass wir weg sind?
Sprecherin: Wenn seine heiße Luft raus ist, wenn er keinen Dampf mehr drauf
hat. Wirst sehen, das geht schnell.
Sprecher:
(kleinlaut) Wenn ich ein Vöglein wär und auch noch Flüglein hätt'
Sprecherin: Siehste. Komm, wir rennen zum Dr. Seebaß.
Kind:
Wer ist das?
Sprecherin: Jedenfalls einer, der dir erklärt, warum ein Heißluftballon steigt und
fliegt. Ich hab' mich erkundigt, der kann das prima, der ist
Physik-Lehrer und muss das dauernd erklären.
Kind:
Wieso?
Sprecherin: Weil das seine Leute nicht wissen. Seine Klasse nicht seine ...ach,
eben weil das niemand genau weiß. - Ich auch nicht.
Dr. Seebaß: Ja, das möcht ich eigentlich erstmal so erklären: Jeder weiß, dass
Holz im Wasser schwimmt. Da sagen die Leute, naja, das ist
leichter all Wasser. Die Physiker sagen, ja das liegt daran, dass das
Holz eigentlich mehr Wasser verdrängt, als es eigentlich selber
wiegt. Darum steigt das Holz im Wasser nach oben, sozusagen das
verdrängte Wasser, (sagen die Physiker) drückt das Holz nach oben.
Drum schwimmt es plötzlich oben...
Kind:
(flüsternd)Das wollten wir doch gar nicht wissen. Warum kommt
ein Ballon nach oben in den Himmel?
Sprecherin: Das erklärt er uns gleich, bestimmt.
Kind:
Gehen wir wieder ins Studio, Ilse, damit unser Dampfplauderer
auch was hört.
Sprecher:
Na, habt ihr
Sprecherin und Kind: Psst! Ruhe! ... hör zu!
Dr. Seebaß: Macht man Luft warm, erwärmt man sie ganz kräftig, dann dehnt
sie sich aus, sie braucht also ganz viel Platz, die warme Luft. Wenn
man jetzt in einen Ballon ganz viel warme Luft reinbringt und
außenrum ist kalte Luft, dann ist es wie beim Holzstück im Wasser.
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Die Warmluft in dem Ballon verdrängt außen ganz viel kalte Luft.
Aber die kalte Luft ist ja viel schwerer als die wärme Luft, drum
drückt die kalte Luft die warme Luft lach oben. Das heißt also
einfach, so wie das Holz im Wasser schwimmt, will der Ballon in
der kalten Luft nach oben schwimmen.
Sprecher:
Ohne Schwimmflügel?
Kind:
Dampfplauderer... du kannst es ja ausprobieren.
Dr. Seebaß: Ja, das kann man ganz leicht sehen, wenn man z.B. eine
Kerzenflamme hat, dann sieht man direkt darüber, wie die Luft, die
ganz heiße Luft von der Flamme aufsteigt. Da sieht man direkt in
der Luft, wie die warme Luft nach oben steigt, während kalte Luft
sich einfach gar nicht bewegt.
Sprecherin: Und wie kommt die heiße, aufsteigende Luft direkt in den Ballon?
Und nicht daneben, meine ich?
Kind:
Genau!
Dr. Seebaß: Die heiße Luft kriegt man ganz einfach in den Ballon, indem man
einen sehr starken Feuerstrahl eigentlich unter dem Ballon anzündet
und diese heiße Luft, die wird in dem Ballon aufgefangen. Ich hab
das mal gesehen, da war der Ballon nahezu zusammengefaltet und
da hat man erst mal ein bisschen warme Luft, noch nicht so sehr
heiß reingeblasen, so ähnlich wie mit einem umgedrehten
Staubsauger und dann, als der ein bisschen aufgeblasen war, da hat
man dann die Heißluft dazu getan, denn sonst wäre das Ding
wahrscheinlich angebrannt.
Kind:
...und huuuiiii ... ist er in die Luft gestiegen.
Sprecher:
Aber wie kommt der Ballon wieder runter, ohne schnättereng-pelg?
Dr. Seebaß: Das macht man ganz einfach, oben, hat man eine Leine, wo man
den Ballon ein bisschen, also die Hülle vom Ballon ein bisschen hin
und her ziehen kann und da lässt man einfach dann ein bisschen
heiße Luft raus.
Sprecher:
Fffffffft ... Weg ist die heiße Luft.
Dr. Seebaß: Wenn ich den Ballon kleiner mache, erstmal, dann muss ja heiße
Luft raus. Und dann kommt dafür kalte Luft rein und dann ist der
Auftrieb, wie das in der Physik heißt, geringer und der Ballon fliegt
eben nicht mehr so hoch und kann auch wieder runter...
Sprecher:
Aber schön langsam, nicht alle Heißluft auf einmal raus lassen, das
ist mein Tipp für Heißluftballonfahrer.
Kind:
Fahrer? Wie Autofahrer?
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Sprecher:
So nennen die sich selbst. Die fliegen nicht in ihrem Ballon, die
fahren in ihrem Ballon.
Kind:
Und wie steuern die den?
Sprecherin: Das wäre jetzt mal interessant.
Dr. Seebaß: Steuern kann man eigentlich gar nicht. Man steuert damit, dass man
vom meteorologischen Institut die Windrichtungen sich
durchgeben lässt und dann weiß, in welcher Höhe welche
Windrichtung gerade vorherrscht. Es ist interessant, dass in
verschiedenen Höhen die Winde völlig verschiedene Richtungen
haben. Das kann man manchmal bei den Wolken sehen. Dass tief
hängende Wolken z.B. von Osten nach Westen fliegen und hoch
stehende Wolken von Osten nach Westen oder umgekehrt oder von
Nord nach Süd. Wenn er Glück hat, sieht er es. Wenn Wolken da
sind, sieht er's. Wenn keine Wolken da sind, sieht er natürlich da
nicht so viel. Das ist ziemlich raffiniert. Also ein Heißluftballon,
der keine Verbindung zum meteorologischen Institut hat, - die
haben sogar normalerweise ihr Handy dabei – der hat Pech gehabt.
Der weiß gar nicht wo er hinfliegt, in nächster Zeit...
Sprecher:
Und wenn gar kein Lüftchen bläst ... wieder mal Pech gehabt ....
Dr. Seebaß: ... bei Windstille stehen sie. Dann haben sie Pech gehabt. Stehen sie
solange, bis wieder Wind kommt.
© Bayerischer Rundfunk, 1999
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