Herbert Sommer Universität GH Essen, Fachbereich 9 - Architektur, Bio- und Geowissenschaften, Semester H3, WS 1972/73 Völkerkundliche Studie KAGURU - Tansania Untersuchung der typischen Behausung einer naturvölkischen Kultur heutiger Zeit Abb. 1: „Wamigi“ (Kaguru) Frauen vor der Wohnhütte Inhaltsverzeichnis 1. Gegebenheiten des Umsystems 1.1 topographische G. 1.2 geologische G. 1.3 klimatische G. 1.4 soziologische G. 1.5 wirtschaftliche G. 1.6 geschichtliche G. 1.7 politische G. 2. Beschreibung des Objektsystems 2.1 Bauaufgabe 2.1.1 physische Kontrolle 2.1.2 funktioneller Rahmen 2.1.3 gesellschaftliches Milieu 2.2 Form 2.3 Technik 3. Modellaufnahmen Literaturnachweis 1. Gegebenheiten des Umsystems Karte 1: Peoples of Eastern Tanzania 1.1 Topographische Gegebenheiten a) Das Tiefland: der östliche Saum von Ukaguru, ungefähr ein fünftel des Landes, liegt unter 2000 Fuß (= 609,6 m). Dies ist eine grasbewachsene Ebene mit spärlichem Buschwerk und ein wenig dichterem Gebüsch in den Flußtälern. Es wird von zahlreichen Flüssen durchschnitten, die vom zentralen Bergland südostwärts fließen. Diese Täler sind das ganze Jahr über bewässert. Ein Teil des Tieflandes ist aufgrund von plötzlichen Bergregen schweren Überschwemmungen ausgesetzt. Ein großer Teil des Tieflandes ist ungesund für Menschen und andere Lebewesen. b) Das Gebirge: Ein Drittel von Ukaguru liegt zentral südlich über 4500 Fuß (= 1372 m) hoch. Die Kaguru nennen dieses Gebiet Itumba. Es gibt dort viele Gipfel über 6000 Fuß (= 1830 m). Einige gehen sogar über 7000 Fuß (= 2200 m) hinaus. Große Teile des höheren Bergbereiches sind dichter Dschungel. In den letzten Jahren hat die Regierung große Flächen mit Nadelholz bepflanzt. c) Das Plateau: Der Rest von Ukaguru, beinahe die Hälfte liegt zwischen 2000 und 4500 Fuß. Dies ist die östliche Ausbreitung des großen Zentralplateaus, das mehr als die Hälfte von Tansania umfaßt. Es ist ein Plateau mit niedrigen welligen Hügeln, bedeckt mit dünnem Buschwerk, Affenbrotbaum‚ Akazie und Sausage-Bäumen oder mit Laubbäumen. Über das Plateau sind auffällige, aber einzelne Gipfel und Vulkane verstreut, fünfzehn Meilen (8 - 16 km) davon entfernt. Die meisten von Ihnen sind 4800 - 5500 Fuß hoch, aufsteigend von einem Plateausockel von etwa 4000 Fuß. Diese Gipfel neigen dazu Wasser zu sammeln, um Wasserläufe für die Täler unter ihnen zu versorgen. Solche Gipfel sind ziemlich stark bewaldet. Der Rest des Plateaus bildet drei Zonen: Flußtäler, Buschwald und bewaldetes Oberland zwischen den Tälern. Flüsse im Itumba - Gebiet fließen das ganze Jahr. Diejenigen, die von den Gipfeln kommen, und sich im Plateau verstreuen, trocknen im Höhepunkt der Trockenzeit aus, trotzdem bleibt der Wasserstand hoch genug, so daß es den Einwohnern möglich ist, Wasser aus sehr seichten Gruben zu erhalten, die in die Flußbetten gegraben worden sind. (3) 1.2 Geologische Gegebenheiten “Um das Gebiet der Kaguru handelt es sich um ein archaisch gefaltetes Grundgebirge durchsetzt von Grabenbrüchen dessen Bruchränder (Stufen) zum abgesunkenen Tal zeigen. Diese gefalteten Gebirge bezeichnet man als Sockel. Das Gebiet am Meer, die Tiefebene, ist das Tafelland der Küstengebiete.” (5) Karte 2: Tektonisch-morphologische Karte von Afrika 1.3 Klimatische Gegebenheiten Föderation Tansania Klima: Charakter - Tropisches Klima der Küstenzone a) Temperatur: 24° - 29°C konstant b) Luftfeuchtigkeit 80 % c) Niederschlag 900 - l500 mm jährlich d) Wind, Sonnenstrahlung Süd - Ost - Passat, ständig heiß e)Passat = ganzjährig, beständig wehender Wind über dem Ozean (3) Karte 3: Klimakarte von Afrika Das Steppen- oder Savannenklima, je nach Exposition des Hochlandes weist bei starken Tagund Nacht-Temperaturgefällen 500 - l000 mm Niederschläge auf, die zwischen November und April - Mai fallen. Karte 4: Mittlerer Jahresniederschlag Ukaguru Land a) Tiefland: In diesem Gebiet gehen mit erstaunlicher Verläßlichkeit mehr als 30 inch = 76,2 cm Regen im Jahr nieder. Das ist genau die erforderliche Menge für eine zuverlässige Ernte in Ostafrika. (5) b) Gebirge: In den höchsten Berggebieten sind etwa l00 inch = 254 cm Regen jährlich registriert worden; in dem gesamten Berggebiet geht mindestens die Hälfte dieser Menge nieder. Während der langen heftigen Regenzeit ist das Gebiet oft sehr kalt,(Nachts manchmal nahe am Gefrierpunkt). l0° oder 20°C kälter als das Plateau oder Tiefland.(5) c) Plateau: In Ukaguru gibt es nur zwei Jahreszeiten. Eine Trockenzeit (Chibahu)und eine Regenzeit (Silza). Der Regen endet im Juni, und von da an regnet es bis November, wenn überhaupt, sehr selten. Im Gebirge beginnt der Regen mindestens einen Monat eher, und dauert auch dementsprechend einen Monat länger. Im Tiefland und auf dem Plateau setzt der Regen zeitweilig aus; im Gebirge aber ist er sehr stark und anhaltend. Die Regenmenge wächst von West nach Ost an. Im größten Teil des zentralen und östlichen Plateaus aus gehen die erwähnten 30 inch in den meisten Jahren nieder. Im westlichen Plateau fallen ungefähr in jedem dritten Jahr weniger als 30 inch. Im ganzen Gebiet aber schwankt die Verteilung des Regens von Jahr zu Jahr. Das kann wichtige Folgen für den Ackerbau haben, sowohl in der Trockenzeit, als auch zur Zeit des Hochwassers.(5) 1.4 Soziologische Gegebenheiten „Die Kaguru-Siedlung kann als ein moralischer Raum angesehen werden. Sie ist ein Aggregat von moralischen Zentren, jedes konzentriert auf den Herd eines speziellen Haushalts. Von diesem breitet sich eine Zunahme sozialer und moralischer Verantwortung und Sicherheit aus, die in der gefährlichen Unordnung von Busch und Wildnis (nyika) enden. Das Haus und noch spezieller der Herd ist eine Zusammenfassung von Auffassung von Gesellschaft und Kultur der Kagurus. Das unserer Sprache oder unserer Auffassung von Sitte und Kultur oder dem Swahili-Terminus desturi “Sitte” mit seinen Assoziationen über Herkunft und Vorfahren (jedi) ähnlichste ist das Wort umoto (u - örtl. Vorsilbe, moto- “Feuer”). Die Kagurus selbst sprechen oft davon, daß Menschen von Pavianen und Affen, denen sie Ähnlichkeit mit Menschen anerkennen, unterschieden werden können, durch die Tatsache, daß Menschen ihr Essen kochen, ein Punkt, der von Bachelard lange soziologisch taxiert worden ist.” (5) Das Kaguru - Haus wird manchmal als bildlicher Ausdruck für die Sozialisierung (Ordnung) menschlicher Beziehungen durch die Heirat gesehen. Der Herd und seine Assoziationen für Wärme, Nahrung und Behaglichkeit, werden als ein speziell weibliches Gut angesehen und die Ausdrücke für Feuer, Herdsteine und Kochtöpfe stehen manchmal für Frauen und ihre Qualitäten. Aber der Herd selbst muß, um richtig zu funktionieren, innerhalb des Hauses geschützt liegen, so daß der Zentralpfosten (uguso) in einem runden Haus oder die Hauptpfähle in einem Tembe, alle das Dach tragen, die Männer zusammenfassen in der Bedeutung, daß die sowohl die Frauen erheben, als sie auch oben (moralisch und juristisch) beschützen. Manche Kagurus sagen, daß die Männer ihre Jagdwaffen von solchen Pfählen weghängen sollten. Die männlichen Beziehungen zum Zentralpfosten werden weiter durch die Sitte bewiesen, manchmal den Knochen eines Huhnes aus der Bezahlung der Braut an den Pfahl zu binden, seitdem der Mann die Schlüsselperson des Hauses ist, der verhandelt und den Empfang solcher Bezahlungen zustimmt. Ein weiterer Punkt mag einige Wichtigkeit haben, die den zentralen Pfosten in einem runden Haus fordert. Abb. 1: Zentralpfosten (uguso) Gewöhnlich dekorieren die Kagurus ihr Haus gar nicht. Die einzige wichtige Ausnahme ist, daß traditionell die Spitze des Zentralpfostens in einem abstrakten geometrischen Muster geschnitzt ist. Während kein Kaguru irgendeine Erklärung dafür geben würde, haben die Kagurus den Zentralpfosten eindeutig als Penis erklärt und deshalb vielleicht repräsentiert es eine Art Beschneidung. Wenn das so ist, wäre das ein weiterer Triumph der weiblichen Hauptperson, denn obwohl die Beschneidung für die Kagurus dafür steht, daß sie die Männer überlegener (reiner) macht, sagen sie doch, daß die Qual eigentlich altruistisch von Männern vorgenommen wurde, weil die Frauen es forderten. Und wirklich, auch heute sagen die Kagurus manchmal, die Frauen seien verschieden, so daß manche Männer diese Operation vielleicht nicht zu ertragen brauchen. So repräsentiert das Haus eine Zusammenfassung männlicher und weiblicher Prinzipien, ein Sieg der Ordnung, wo materielle Bestandteile wie Erde und Holz fruchtbar mit gefährlichen Kräften (Feuer, Fruchtbarkeit) vereinigt sind. Die Kagurus reden vom Haus sowohl in physischer als auch sozialer Bedeutung. Es ist die Wohnung einer Person und auch der Bezugspunkt zu einer sozialen Gruppe; der Ausdruck “Haus” kann auch ein Stammessegment beinhalten. Der Ausdruck Eingang (mulango) wird auch mit dieser Bedeutung gebraucht. In beiden Fällen ist der wesentliche Aspekt von “Haus”, daß es einen Herd hat und deswegen eine Frau, die daran arbeitet, Essen kocht und die Bewohner des Hauses ernährt. Das Haus ist ein Bestandteil und ein Bezugspunkt für Frauen fundamental für die soziale Organisation der Kagurus. Die wichtigsten Aktivitäten der Kagurus, Kochen und Geschlechtsverkehr, finden innerhalb des Hauses statt. Für einen Kaguru ist es am wichtigsten, daß sein Haus eine Festung gegen die gefährliche, moralische Unordnung der Außenstehenden, womit sowohl seine Gefährten als auch feindliche Wildnis gemeint sind. Deswegen haben die Kagurus viele Vorrichtungen, um ihren männlichen Herrschaftsbereich vor dem Eindringen anderer zu beschützen. In der Vergangenheit hatten die Häuser keine Fenster, sondern nur kleine Gucklöcher (chinenyesi) in den Wänden. Heute haben auch viele Türen gekaufte Vorhängeschlösser. Die meisten Kaguru-Häuser haben äußere Bereiche, die Vorhallen oder Veranden gleichen, wo Besucher bewirtet werden und es ist Fremden unmöglich, die Bereiche zu betreten, wo die Menschen das Essen zubereiten und schlafen. Grundsätzlich sind die Eßbereiche vom Sex getrennt, was ziemlich verwundert, weil Sexualität und Ernährung in der Kaguru Kultur eng verbunden sind. Erwachsene Männer sollen nicht mit Frauen oder Kindern essen, besonders aber nicht mit Frauen. Gewöhnlich, egal ob ein Paar allein ist, essen Männer, ältere Jungen und männliche Besucher im Besucherbereich. Frauen essen getrennt davon, entweder hinter dem Haus oder im Kochbereich. Heute haben einige erzogene Kagurus abgetrennte Kochhäuser hinter ihren Heimen gebaut. Auch in solchen Häusern essen die Frauen noch dort oder im Hof hinter dem Haus. Ein paar erzogene Kagurus haben auch Latrinen und Badebereiche hinter ihren Häusern gebaut. Traditionell badeten die Kagurus in Flüssen während der Regenzeit und innerhalb der Trockenzeit in ihren Häusern. Während des Tages entleerten die Kagurus sich im Busch oder in irgendeinem Gebiet außerhalb des Blickfeldes einer Ansiedlung. In der Nacht entleerten und badeten die Menschen in einer tiefen Ecke (chaisi) des Hauses, die einen Rinnenausfluß hatte, durch den das Wasser abfließen konnte. Es wird gesagt, daß das aus Angst vor Hexen und wilden Tieren geschah. Getreide wird manchmal auf einer überdachten Plattform neben dem Haus getrocknet, aber die Menschen fürchten den Diebstahl, und so werden die Eßvorräte bald auf einem Speicherboden im Haus (ikano) oder in großen Getreidebehältern (fidonga pl; idomg a sing.) gelagert. Es gibt reiche Volkskunde an diesen Stätten und man sagt, Hexen würden ihre Familienangehörigen dort verstecken. Dies sind die privatesten Teile des Hauses, weil es als höchst unanständig von Nachbarn angesehen wird, neugierig gegenüber den Eßvorräten eines anderen zu sein. Die Verbindung dieser Stellen mit Hexenkraft und Vorahnung beruht zweifellos auf der Tatsache, daß viele Vermutungen und Anklagen von Hexenkraft herrühren von angeblichen Betrug über Eßvorräte, besonders während einer Hungersnot. Wenn der Herd die positiven Aspekte des Lebensmittelverbrauchs darstellt, so verkörpert der Vorratsspeicher genau das Gegenteil. Jenseits von jedem Haus liegt eine Serie von Räumen, in denen äußere und häusliche Beziehungen verschmolzen sind. Die Vorhalle oder Veranda ist ein Gebiet, in dem Besucher und Nachbarn essen und sich mit den Bewohnern unterhalten können, ohne die Integrität des Hausherrn zu verletzen. Draußen ist es der luga, der Raum genau vor dem Haus, wo. viele nicht intime schwere Hausarbeiten ausgeführt werden. Hier schälen die Frauen Maiskolben, sortieren, dreschen und schröpfen Getreide, zerstampfen und sieben Mehl. Manchmal ist ein solches Gebiet besonders geebnet und gehärtet zum Dreschen und wird dann chuga genannt. Sowohl Männer als auch Frauen sitzen hier und schälen Rüben, weben oder tun andere Handarbeiten. Das ist auch der Platz, an dem die Leute sitzen und trinken, rauchen und schwätzen, obwohl es eine Regel gibt, daß nicht innerhalb des Hauses einer Frau getrunken werden darf, sondern in einem Clup oder Schuppen entfernt vom Haus, außer wenn die Frauen sich nicht darum kümmern, daß sie einen Ruf als lose Frau bekommt oder wenn die Frau ziemlich alt ist. Jeder Haushalt ist verantwortlich dafür, den Raum um das Haus herum ordentlich und sauber zu halten. Vorbildlich sollte eine Frau diesen Platz täglich einmal sauber fegen. Die Haushalte haben auch eine Abfallgrube (dikust; ma-pl.) an der Seite oder hinter dem Haus; dies ist oft die ausgehobene Grube, aus der die Erde für das Verputzen des Hauses genommen worden ist. Wenige Orte sind von einem Zaun umgeben, aber wo das Haustier verwahrt wird ist normalerweise eine größere Lichtung hinter diesem weggenommen und zertrampelt. Während der Busch und damit die Unordnung außerhalb der Lichtung, in der die Ansiedlung ist, zu beginnen scheint, reicht das Herrschaftsgebiet einer Siedlung bis zur nächsten Kreuzung mit Wegen, die zu anderen Dörfern führen. Dies ist nicht von allen Kagurus fest bestimmt, aber es wird durch zwei Tatsachen klar: 1. Einmal im Jahr, während der Trockenzeit, müssen die Kagurus die Wege roden, die von ihren Dörfern ausgehen. Gewöhnlich rodet ein Dorf nur bis zur nächsten Kreuzung. 2. In der Vergangenheit, wenn verschiedene Krankheiten oder Schwierigkeiten ein Dorf bedrängten, wurden die verderbenden Wirkstoffe manchmal magisch in Wasser, Bier oder einem erschlagenen Tier gesammelt und dann an den Kreuzungen weggeworfen, nämlich auf den (liminal) Raum zwischen irgendwelchen sozialen Gebieten. Ein aufgegebener Hausplatz (ihagale) wird manchmal gefürchtet, man vermutet, daß ein Unglück zu seinem verlassen geführt hat; solche Plätze sind weder Busch noch Gesellschaft, haben aber Anzeichen von beidem und grundsätzlich denkt man von ihnen, daß sie oft von Hexen besucht werden. Die Kagurus bauen einfache, nicht gemauerte Schuppen in ihren Feldern, wo sie bleiben, wenn sie das Getreide vor wilden nach Futter Suchenden schützen und wo sie kochen und sich unterstellen können während eines Tages, an dem sie auf dein Acker arbeiten. Ein Weg, die Bedeutung des Hauses für die Kagurus dazustehen, ist, darauf hinzuweisen, wie es sich in verschiedenen Kaguru-Ritualen darstellt. Das Feuer In der Erde wird oft dazu benutzt, wichtige Punkte des rituellen Übergangs darzustellen. Deshalb wird das Feuer dann bei einem Trauerfall aus dem Haus heraus getragen (oder auch nur nicht zum Kochen verwendet), während draußen ein Feuer angezündet wird, wo die Männer sitzen und Besucher über Einzelheiten des Todes informieren. In der Vergangenheit, als jeder Besitzer-Clan örtliche Sitten hatte, um das Land und seine Bewohner zu reinigen, wurde jedes Herdfeuer im Land ausgelöscht und neue wieder angezündet von einem besonderen Feuer, das vom Besitzer-Clan bei speziellen Reinigungszeremonien gemacht wurde. In den vier Grundriten (rites de passage) der Kagurus, die verknüpft sind mit Geburt, Aufnahme, Heirat und Tod, werden die verschiedenen betroffenen Personen vorsichtig kontrolliert im Verhältnis zum häuslichen Raum. Deswegen müssen bei einer Geburt Mutter und Kind rigoros die ersten vier Tage nach der Entbindung im Haue bleiben. Wenn das Kind schließlich der gastgebenden Welt gegenübergestellt wird, findet eine besondere Zeremonie in der Tür des Hauses statt. Dementsprechend wird ein Hochzeitspaar, wenn die Vermählung stattgefunden hat, Neugeborenen gegenübergestellt und muß, so war es in der Vergangenheit, vier Tage im Haus bleiben. Das Haus schützt keimende, schwache soziale Statuen. Die Prinzipien bei der Aufnahme und beim Tod scheinen viel komplizierter zu sein, sie variieren im Terminus des Geschlechtlichen. Männer werden außerhalb jeder Ortschaft aufgenommen, im Buscg, bei einem Lager (dilago) in der Form von ikumbi. Die Jugendlichen werden von vielen der Qualitäten und Aktivitäten getrennt, zu denen sie normalerweise dazugehören. Sie werden aus ihren Haushalten und Siedlungen heraus geschickt und erst nach ihrer Wiederbelebung wieder aufgenommen. Auch dann bleiben sie in einer unregelmäßigen Lage, in der sie in einem Junggesellenhaus (isepo) wohnen müssen, einer eigenartigen Residenz, weil dort die Menschen schlafen und Feuer angezündet wird zum Heizen, wo aber nicht gekocht wird, weil dies das Privileg der Frauen ist. Im Gegensatz dazu werden Frauen innerhalb des Hauses und ihrer Siedlungen aufgenommen; in der Vergangenheit allerdings wurden sie für viele Monate eingeschlossen. Sie wurden mit vielen weiblichen Symbolen in Kontakt gebracht und mußten sich auf viele der häuslichen Pflichten vorbereiten, die sie später für den Rest Ihres Lebens tun mußten, speziell Aktivitäten die in Verbindung mit der Essenzubereitung standen. Heiratsfähige Frauen werden von der Gesellschaft abgekapselt und ihr Einschließen wird als eine Periode angesehen, in der sie an den Haushalt gewöhnt werden und ihre wilde und weniger ordentliche Natur gezähmt wird. Danach wohnen sie in speziellen Häusern für unverheiratete Mädchen (ibweti), aber sie können dort kochen wenn sie wollen. Männer werden durch die Beschneidung in der Wildnis geläutert; Frauen werden kontrolliert, aber ihre Unordnung wird niemals ausgelöscht vor den Wechseljahren. Männliche Eingeweihte werden vom Herd getrennt; weibliche Eingeweihte werden in um so engerer und längerer Nähe zu Herd und Kochen gehalten, während ihrer Aufnahme als in späteren Perioden ihres Lebens. Entsprechend wird ein Herdfeuer während der Trauer oft herausgebracht und die Frauen bleiben drinnen, ohne zu kochen. Im Gegensatz dazu bleiben die Männer draußen, jedoch mit einem besonderen Nicht-Herdfeuer, das Wärme und Schutz darstellt, aber nicht das Kochen. Am Ende der Trauer muß das Haus und sein Inventar rituell gereinigt werden.(5) 1.5 Wirtschaftliche Gegebenheiten Die Kagurus sind im wesentlichen Bauern und jede Darstellung ihrer Wirtschaft muß auf die Unterschiede zwischen den drei geographischen Zonen hinweisen. a) Tiefland: Nur ein begrenzter Teil dieser Gebiete ist brauchbar für traditionelle Feldfrüchte, während der größte Teil für Sisalpflanzen sehr geeignet ist. b) Gebirge: Es gibt einige kleine Täler, die hervorragende Möglichkeiten zum Anbau bieten. Wasserläufe fließen das ganze Jahr über, jedoch oft in nicht kultivierte Gebiete. Der größte Teil des Landes ist zu steil um den Anbau über längere Zeit ohne schwerwiegende Bodenabtragung zu ermöglichen. c) Plateau: Dieses ist am Sockel stark bewaldet, ebenso die Gipfel der Berge. (4) Karte 5: Wirtschaftskarte vom ehemaligen Deutsch-Ostafrika “1967 gab es insgesamt 86 936 Kagurus. Die meisten Kagurus leben im nördlichen Drittel des Kilosa Distrikts(50355) der Ost-Region, und im nördlichen Mpwapwa-Distrikt (29753) der Zentralregion. Einige Kagurus leben im entfernten Westen des Morogoro-Distrikts (1616) der östlichen Region, dem südwestlichen Stiel des Handeni Distrikts(1556) im Tanga-Gebiet, und in der äußersten Spitze des Masai-Distrikts (512) in der Nordregion. Ukaguru ist ein Gebiet von annähernd 3600 Quadratmeilen, ungefähr zwei Drittel befinden sich im Kilosa-Distrikt und der Rest in Npwapwa. Bevölkerungsstatistische Daten für Kagurus im Mpwapwa-Distrikts sind nicht verfügbar, jedoch sein Siedlungsmuster und seine geographische Voraussetzung scheinen Kilosa zu gleichen, wo solche Daten vorhanden sind. (5) Im Ukaguru Kilosa Distrikt ist das Bevölkerungsbild verzerrt von größeren Mengen fremder Arbeitskräfte, die in den Sisalbesitzungen im östlichen Tiefland des Stammesgebietes ansässig sind. 1967 waren dort 11000 solcher Ausländer angestellt auf den Besitzungen. Selbst für so nahe gelegene Arbeitsmöglichkeiten verlassen nur sehr wenige Kagurus ihre Heimat.”(4) Statistik 1967 Gebiete Gesamtbevölkerung ca. Größe in Meilen2 ca. Bevölk. (in) pro Meile2 Plateau: 42 232 Gebirge: 5 514 Tiefland: 18 974 Insges. 66 720 1060 255 600 1915 39,8 21,5 Besitzungen Kaguru in % rel. zur Ges.Bevölkerung 63,2 8,3 28.,4 99,9 Stammesbevölkerung in Uaguru (Kilosa Distrikt) Gebiete: Kaguru Baraguyu Ngulu Kamba Gogo Tiefland Plateau Gebirge 6 670 36 150 5 429 40 1 384 --- --1 688 --- 820 313 25 100 1 917 --- Andere Fremde 11 344 784 80 Insges. 18 974 42 232 5 514 = 66 720 1.6 und 1.7 Geschichtliche und politische Gegebenheiten Tanzanias Seit Jahrhunderten unterlag das Kulturgebiet Tanganjikas mit der reichen persisch-arabischen Hafenstadt Kilwa mit Sansibar und Pemba dem arabischen Einfluß. 1885 begann die Kolonialisierung durch die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft. 1891 war Tanganjika Teil Deutsch-Ostafrikas. Sisal-, Kaffee- und Baumwollanbau, Eisenbahnbau und anderen Entwicklungsmaßnahmen verhinderten Kämpfe mit arabischen Sklavenjägern und blutige Unterdrückung einheimischer Befreiungskämpfer nicht. Die Aufteilung Deutsch-Ostafrikas nach dem ersten Weltkrieg machte Tanganjika zum Britischen Mandat, das gegenüber Kenia weitgehend vernachlässigt wurde. Seit der Unabhängigkeit 1961 kämpfte die Staatspartei TUNU unter Julius Nigerere gegen die wirtschaftliche und gesellschaftliche Rückständigkeit. Der 1964 erfolgte Zusammenschluß mit der Volksrepublik Sansibar blieb bis zur Ermordung des Sansibar Premiers Scheich Karume 1972 weitgehend normal. Die konsequente Panafrikanische Politik Tansanias und die außenpolitische Blockfreiheit brachten Konflikte mit den rassistischen oder kolonialistischen weißen Minderheitsregierungen. Der innenpolitische Kern begreift sich als demokratisch-sozialistisch. 90% der Einwohner gehören etwa den 120 Bantustämmen an, unter ihnen die Kaguru. (3) 2. Beschreibung des Objektsystems 2.1 Bauaufgabe 2.1.1 physische Kontrolle Physische Kontrolle bedeutet Steuerung von Austauschprozessen zwischen belebten bzw. unbelebten oder belebten und unbelebten Gegenständen, im Bereich des Bauens z.B. Herstellung von kontrolliertem Innenraumklima, Kontrolle des Lichteinfalls, der Temperatur, der Niederschläge ‚Windschutz, Staubschutz‚etc. Hinsichtlich des zu beschreibenden primitiven Objekts kann nur von beschränkter, ständiger Steuerung der Gegenstände gesprochen werden. Folgende Tatsachen sind von Bedeutung: Es handelt sich bei den Kagurus um runde Wohnhäuser. Davon gibt es zwei Arten. Das populärste hat einen äußeren und einen inneren Teil. Der innere Teil (nyumba Haus) ist ein runder Kern (ngoso) mit dem Hausmast in der Mitte. Der äußere Teil (iseto) bildet einen konzentrischen Ring darum. Der innere Teil hat wenig Ventilation außer ein paar Schlitzen in der Außenwand und manchmal eine kleine Öffnung im Dach neben dem Mittelmast. Die Kaguru sind nicht versessen auf Ventilation, weil sie der Meinung sind, daß Rauch die Zahl der Moskitos und andere Schädlinge niedrig hält. (4) Wenn ein Kaguru reich ist, kann es sein, daß er Metallverkleidung für das Dach benutzt. Es ist beliebt, seit es Reichtum darstellt, und es haltbarer als Gras ist. Es ist kühl in den heißen und wärmer in den nassen Jahreszeiten als Stroh. Manchmal, obwohl heute seltener als in der Vergangenheit wird die Ansiedlung von einem Zaun umschlossen. Es ist eine Einfriedung, hergestellt aus Pfählen und Stöcken und dornigen Sträuchern. Aber auch aus lebenden Pflanzen wie Kakteen und Wolfsmilch, die zu übersteigen sehr gefährlich ist.(5) 2.1.2 funktioneller Rahmen Siedlungen und Bauten sind Rahmen menschlicher Handlungen. Die Bauaufgaben, die aus den übergeordneten Gegebenheiten erwachsen sind feste Wohnsitze. Im einzelnen wird gefordert: a) Wohnräume für Familien b) Speicherräume für die Ernte c) Unterbringungsmöglichkeit der Haustiere Innerhalb der beschriebenen Klimazone kommt den Handlungen im Außenbereich die gleiche Bedeutung zu wie den Handlungen im Innenbereich. In den Hütten gibt es sehr wenig Geräte und Utensilien von irgend einer Art. Ein Kochtopf aus gebrannten Lehm, eine ausgehöhlte Kürbisschale zum Wassertragen, die zusammen mit ein paar Speeren, Pfeilen und Bögen die übliche Einrichtung dieser Menschen darstellen. Abb. 2: Grundrisse Im inneren Teil befindet sich der Herd. Dieser besteht aus drei Herdsteinen (matinga). Spärliche Kochutensilien werden üblicherweise dort aufbewahrt. Nahe dabei befinden sich die Betten der Bewohner. Unter diesen haben die Kagurus oft hölzerne Kisten, in denen sie besondere Wertsachen und Kleidung aufbewahren. Im inneren Teil findet auch alles private und intime Leben der Kagurus statt. Der äußere Teil dient dazu, Tauben und Schafe über Nacht dort unterzubringen. Dort wird auch die Arbeiten ausgeführt und Besuch empfangen. Manchmal hat ein rundes Haus keinen äußeren Teil; in solchen Fällen ist das Zentrum entweder unterteilt oder eventuell ist es in Koch- und Schlafteil aufgegliedert. In jedem Fall aber gibt es eine brettartige Galerie an der Decke, wo Eßvorräte aufbewahrt werden. Unglücklicherweise bedingt die Lagerung viel Getreides eine große Anzahl von Ungeziefer innerhalb des Hauses. Hühner und kleine Haustiere werden in der Nacht ebenfalls innerhalb des Hauses gehalten, und auch das führt zu einem unhygienischen Zustand. Man sagt, die Kaguru - Siedlungen seien heute kleiner als in der Vergangenheit. Es wird auch gesagt, das die Notwendigkeit der Verteidigung die meisten Kagurus in ziemlich großen, eingefriedeten Orten mit mehreren Dutzend Wohneinheiten zu wohnen zwang. Im Gegensatz dazu ist es heute nicht mehr ungewöhnlich wenn einzelne Häuser nur von einem Paar oder sogar einer einzelnen Frau bewohnt werden. Heute gibt es in wenigen Orten mehr als vier oder fünf verheiratete Paare und in den meisten Häusern wohnt nur eine Familie mit ihren Kindern. Mit der Abnahme des Diebstahls und dem Ende heftiger Gewalt gibt es keinen Grund für die Menschen mehr zusammen zu bleiben. Die Kagurus beschreiben jede Ansiedlung als kaja, das Wort bedeutet dabei sowohl Siedlung als auch Heim, das kann sich deshalb auf eine Häusergruppe oder einen einzelnen Haushalt beziehen. Die Siedlungen der Kaguru scheinen oft entschieden mehr Leute zu beherbergen als sie es wirklich tun. Das kommt daher, daß die Sitten der Kaguru es erforderlich, machen, das jede erwachsene Frau ihr eigenes Haus und ihren eigenen Herd haben muß, und das es ausgenommen Jungen und Mädchen (gewöhnlich bedeutet das moralisches und juristisches Erwachsensein) verboten ist in demselben Haus wie ihre Eltern zu wohnen. So kommt es, daß ein Mann mit zwei Frauen und einigen aufgenommenen aber unverheirateten Söhnen und Töchtern schließlich vier Wohnungen in seinem Haus braucht. Dann kann es eine Zusammensetzung von Häusern (nyumba) geben, genauso wie ein Haus für unverheiratete Männer (isepo) und ein anderes für ledige Mädchen, die keine Kinder haben (ibweti). Letztere sind oft ältere, verwohnte Häuser, die früher einmal die Häuser der Eltern waren. Zusätzlich kann es sein, daß es einen überdachten Platz zum Trocknen von Getreide (itanda) gibt, selten aber ein Haus speziell für Schafe und Tauben (suli) oder eine Viehweide. Heute wird ein erwachsener und wohlhabender Kaguru mit zwei Frauen einfach ein großes Haus bauen mit zwei separaten Schlaf- und Kochstellen, nur von einem Flur getrennt, oder er baut abgetrennte Räume für verschiedene Kinder wobei jeder Raum in einem verbindendem Flur führt, so daß keiner den Schlafraum eines anderen zu betreten braucht Wenn das auch konservative Waguru schockiert, scheint es doch ein begründeter Kompromiß mit traditionellen Kaguru-Sitten zu sein. (4) 2.1.3 gesellschaftliches Milieu In der Vergangenheit war ein Kaguru gezwungen, die Erlaubnis eines alten Mitglieds des lokalen Besitzer-Clans zu sichern, bevor er in einem Gebiet baute, außer wenn er einen Anbau an einem alten Haus herstellte. Während der Kolonialzeit waren die Kagurus gezwungen die Erlaubnis des örtlichen Leiters (jumba) zu sichern, einem Mitglied des von der Regierung anerkannten Besitzer-Clans. Für diese Erlaubnis zahlte ein Kaguru normalerweise ein paar Schilling “Getränke Geld” oder ein “Schlüssel Geld”. Heute sind solche Genehmigungen nicht mehr erforderlich. Beim Bau einer Hütte zeigen sich krasse Gegensätze zwischen .Mann und Frau. Das Decken mit Gras sollte nur von Männern ausgeführt werden, weil Frauen, sobald sie entweiht sind, nicht mit Gras in Berührung kommen sollten das über dem Kopf ist und deshalb die Köpfe all derer bedeckt die innerlich achtlos vor dem Geschlecht sind. Das mag auch erklären, warum Grasstücke benutzt werden, um ein entweihtes Haus am Morgen zu bewerfen. Wenn meistens Männer bauen ist es deswegen, weil sie stärker sind und weil die Aufgaben der Frauen (wie Kochen, Feuerholz sammeln und Erziehung der Kinder) zu jeder Zeit notwendig sind.(4) 2.2 Form Die Kaguru bezeichnen das runde Haus (misongi) als den traditionellsten und ältesten Typ des Kaguru-Wohnens. Solche Häuser findet man heute in vielen Teilen des östlichen und zentralen Kaguru-Landes, einschließlich des Herzens des Kaguru-Gebietes, der entferntesten Berggebiete. Die runden Wohnhäuser dieser Stämme, geformt aus dünnen Bäumen, die zusammengebunden werden und mit Gras bedeckt sind, sind im Durchmesser etwa 12 Fuß groß und in der Mitte neun Fuß hoch, von wo aus sie steil zum Boden hin abfallen. Abb. 3: Rundhaus, Ansichten, Grundriss und Schnitt (4) 2.3 Technik Der Hausbau erfolgt ausschließlich während der Trockenzeit. In der Regenzeit beschäftigt sich der Kaguru nur mit den notwendigsten Reparaturen. Der Aufbau des Hauses dauert drei - vier Wochen, manchmal auch etwas länger. Es kommt hier sehr auf die Geschicklichkeit des Mannes an. Auch spielt das Wetter eine entscheidende Rolle und ob er Hilfe hat. Heute versuchen zwar einige Kagurus gegen ein Entgeld sich ein Haus bauen zu lassen, aber generell ist es so, daß jeder kräftige Mann sich sein Haus selber baut. Die schwierigste Aufgabe liegt natürlich im Auslegen und Errichten der äußeren Pfosten und Balken. Der Erbauer lebt normalerweise schon in einem Haus in der Nähe, aber manchmal ist er doch Pionier in einer neuen unbewohnten Gegend. Dann baut er einen einfachen Schutz aus Zweigen und Ästen (singilani) in dem lagert er bis die Arbeit getan ist und er seine Frau und seine Kinder zu sich holen kann. Normalerweise wird der Platz geräumt und das Gerüst errichtet von einem oder zwei Männern. Manchmal werden auch andere dafür bezahlt, daß sie helfen passende Balken zu finden und zu schneiden. Das Gerüst wird von Seilen aus Rindenfasern zusammengehalten, die vom Mwiyegea-Baum gewonnen werden. Das Sammeln und präparieren dieser Leinen ist eine zeitraubende Arbeit. Gewöhnlich wird das Gerüst mit Gras bedeckt bevor es mit Lehm beworfen wird. Reiche Kagurus füllen auch manchmal Zement auf den Boden eines oder mehrerer ihrer Häuser, Gräser oder eine Art Palmenwedel werden zur Dachdeckung genutzt. Diese wachsen hoch auf den Hügeln. Sie zu bekommen ist mit beachtlicher Mühe verbunden. Die letzte Aufgabe, das Verputzen des Hauses mit Erde, ist eine Dorf-Gemeinschaftsarbeit. Diese wird für gewöhnlich an einem Tag bewältigt. Frauen aus dem Ort bringen viele Krüge mit Wasser, um damit die Erde zu mischen. Die Männer heben einige große Gräben aus(später oft als Abfallgruben benutzt) in die Wasser geschüttet wird. Dann wird die Erde eingeschwemmt, welche zuvor aus der Grube genommen wurde. Mehr als ein Dutzend Männer und Frauen werden dann den ganzen Tag über verputzen. Die feuchte Erde wird dabei zwischen das Wandgerüst gedrückt. Einige Kagurus verputzen auch ihre Häuser innen und außen, so daß nur noch sehr wenig von dem Geflecht zu sehen ist. Trotz der Einfachheit eines Kaguru-Hauses hindert der Aufwand an Zeit und Kapital, besonders wenn jemand unerfahren ist und andere beschäftigen muß, viele junge Krieger daran ein Haus zu bauen. Vätern und Onkel ist es oft nur möglich, ihre verheirateten Söhne und Neffen in ihrer Nähe zu halten, indem sie ihnen beim Hausbau helfen, vorausgesetzt der Bauplatz ist innerhalb der Siedlung der Älteren. (4) Abb. 4: a) Rundhauswände unverputzt, b) Rundhauswände verputzt Modellaufnahmen Abb. 5: Blick ins Innere Abb. 6: Rückseite Abb. 7: Eingangsseite Literaturnachweis (1) Herders Volkslexikon 16. Auflage 1954 (2) Enzyklopädie 2000 Heft 12, Seite 4729 (3) Oliver, Paul: The Matrimonial Peoples of Eastern Tanzania Barrier and Jenkins London 1971 (4) Beidelmann, T.O.: A Note of Baraguyu House-Types and Economy Tanganyikas Notes and Records, pp. 56-66 1961 (5) Fosbrooke, H.A.: The Defensive Measures of Certain Tribes in Northeastern Tanganyika. Tanganyika Notes and Records 25, pp 1-6 1953-55 (6) Meyer, Hans: Das deutsche Kolonialreich 1 Leipzig, Wien 1909 Und mit freundlicher Unterstützung durch Herrn Dr. P. Saake, Direktor des „Anthropos Instituts”, St. Augustin.