Schulen-ans-Netz Agentur für Erneuerbare Energien Windkraft – Energie aus Luft Luft umgibt uns immer und überall. Wir können sie nicht greifen und auch nicht sehen – und doch ist sie allgegenwärtig und unverzichtbar. Denn ohne Luft könnte auf der Erde kein Lebewesen überleben. Sie enthält Sauerstoff, den Menschen und Tiere zum Atmen brauchen, und Kohlendioxid, das von Pflanzen aufgenommen wird. Aber Luft kann noch viel mehr. Nämlich enorme Kraft entwickeln, wenn sie sich bewegt. Diese Kraft ist der Wind. Sie wird für uns erlebbar, wenn wir mit dem Fahrrad gegen den Wind fahren müssen oder im Herbst, wenn der Wind die Blätter von den Bäumen weht. Die ganze Kraft des Windes zeigt sich bei einem Sturm. Dann werden sogar ganze Hausdächer abgedeckt oder Bäume umgeknickt. Der Mensch kann den Wind aber auch für sich nutzen. Zum Beispiel auf dem Wasser zum Windsurfen und Segeln oder an Land beim Drachen steigen lassen. Doch auch bei der Arbeit macht sich der Mensch die Windkraft seit Jahrtausenden zu Nutze. Wind gibt es überall auf der Welt. Auf allen Meeren, an allen Küsten, in jeder Landschaft und jedem Gebirge. Aber was ist Wind eigentlich genau und wie entsteht er? Eigentlich ist der Wind eine indirekte Form der Sonnenenergie. Die Sonne gibt täglich ihre Strahlen auf die Erde ab. Dies passiert allerdings nicht überall in gleicher Stärke, so dass Temperaturunterschiede entstehen. Die warme Luft steigt in die Atmosphäre auf, während kältere Luft am Boden zurückbleibt. Diese Unterschiede in der Temperatur erzeugen ein Druckgefälle. Wenn sich ein Druckausgleich zwischen warmen und kalten Luftschichten vollzieht, entsteht Wind. Er ist also ein Druckausgleich zwischen zwei Luftschichten. Dabei gilt: Je höher der Druckunterschied, desto stärker der Wind. In den unteren Luftschichten, nahe der Erde, hängt die Stärke des Windes ganz wesentlich von der Beschaffenheit der Oberfläche ab. Während eine Wasserfläche kaum Widerstand für den Wind darstellt, führen Gebäude oder Wälder zu einer Verringerung der Windgeschwindigkeit. Daher gilt: Je größer die Entfernung von der Erdoberfläche, desto höher ist auch die Windgeschwindigkeit. Schon sehr lange nutzt der Mensch die Strömungen der Luft für seine Zwecke. Auf dem Wasser dient der Wind seit alters her als Antrieb für Segelschiffe. An Land ist Windenergie über Jahrhunderte hinweg vor allem zur Verrichtung mechanischer Arbeit genutzt worden. Bereits vor unserer Zeitrechnung kamen im antiken Persien und in China Windmühlen zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe wandelte der Mensch die Kraft des Windes in Arbeitsenergie um. Dank dieser Technik konnte zum Beispiel Getreide einfacher gemahlen oder Wasser bequemer aus dem Boden gepumpt werden. Seit dem 12. Jahrhundert ist die Windmühlentechnik auch in Europa bekannt. Damit gilt die Windenergie als eine der ältesten vom Menschen genutzte Energieform. Mit der Entdeckung der Elektrizität und der Erfindung des Generators im 19. Jahrhundert entstand die Idee, die Windenergie zur Stromerzeugung nutzbar zu machen. Seitdem haben viele Wissenschaftler, Techniker und Erfinder die Windkrafttechnik zur Stromgewinnung beständig weiterentwickelt. Doch auch den modernen Windkraftanlagen, die man heute auf den Feldern sehen kann, liegt noch immer das alte Prinzip der Windmühle zugrunde. Eine moderne Windkraftanlage besteht aus fünf Hauptelementen: Fundament, Transformator, Turm, Gondel und Rotor. Schulen-ans-Netz Agentur für Erneuerbare Energien Fest im Boden verankert ist das Fundament. Es gibt der hohen, schlanken Anlage die nötige Standfestigkeit. Im Fundament eingelassen ist der Turm. Er ist das größte und schwerste Bauteil einer Windkraftanlage. Sein Gewicht kann mehrere hundert Tonnen betragen. Die Höhe des Turms ist abhängig vom Standort der Anlage. Wie bereits erwähnt, nimmt die Windgeschwindigkeit mit der Höhe zu und der Wind weht regelmäßiger. Der Turm muss so hoch gebaut werden, dass die Rotoren einer möglichst gleichmäßigen und ausreichend starken Windströmung ausgesetzt sind. Durch unterschiedliche Höhen der Türme kann man so an fast jedem Standort gute Stromerträge erzielen. Als Faustregel gilt: Pro Meter Höhe steigert sich der Ertrag der Windkraftanlage um ein Prozent. In einer Höhe von 120 Metern über dem Boden weht der Wind in Deutschland mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 8 Metern pro Sekunde. Heutzutage werden Türme von bis zu 160m gebaut. Auf dem Turm ist die so genannte Gondel installiert. In ihr befindet sich die gesamte Technik, die zur Stromerzeugung nötig ist. An der Gondel sind auch die Rotoren befestigt. Die einzelnen Rotorblätter (1) sind die sich drehenden „Flügel“ der Anlage. Die meisten Anlagen verfügen heutzutage über drei Rotorblätter, da diese Konstruktion sich als ertragreichste Methode zur Energiegewinnung erwiesen hat. Der Rotor „fängt“ die Bewegungsenergie des Winds ein, indem die Blätter zu rotieren beginnen. Die Windenergie wird so in mechanische Rotationsenergie umgewandelt. Die Rotorendrehzahl ist dabei von Anlage zu Anlage verschieden. Manche Anlagen drehen sich sogar bis zu tausend Mal pro Minute. Generell gilt, dass große Anlagen eine niedrigere Drehzahl haben als kleinere Anlagen. Im Inneren der Gondel wird die „eingefangene“ Energie über das Getriebe (2) auf den Generator (3) übertragen, der die mechanische Energie in elektrischen Strom umwandelt. Dieser Vorgang funktioniert wie bei einem normalen Fahrraddynamo, bei dem Strom für die Fahrradlampe durch die Bewegung der Pedale erzeugt wird. Der Strom wird dann mit Hilfe eines Umrichters und Transformators (4) auf die entsprechende Spannung des Stromnetzes gebracht und kann daraufhin in das Stromnetz eingespeist werden. In den zurückliegenden Jahren hat die Technik der Windkraftanlagen große Fortschritte gemacht. Es gibt mittlerweile große Anlagen mit einer Leistung von fünf bis sechs Megawatt. Solche liefern bis zu 17 Millionen Kilowattstunden Strom in einem Jahr. Mit dieser Menge Strom können 4.900 Haushalte oder 14.600 Personen ein Jahr lang ihren Strombedarf decken. Das ist eine ganze Kleinstadt. Im Jahr 2009 waren in Deutschland insgesamt 21.164 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 25.777 Megawatt in Betrieb. Sie „ernteten“ 38 Milliarden Kliowattstunden Strom, rein rechnerisch genug für 10 Millionen Haushalte. Damit hat die Windenergie unter den so genannten erneuerbaren Energien den größten Anteil an der Stromproduktion. 6,5 Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs konnte allein die Windenergie 2009 in Deutschland decken. Bis 2020 sollen es bereits 25 Prozent sein. Die Windenergie ist ein echter Star unter den Energiequellen. Sie ist unerschöpflich und überall auf der Welt verfügbar. Die Menschen werden sich also nie um den Wind streiten. Zudem ist der Wind, wenn die Anlage einmal gebaut ist, praktisch kostenlos, so dass ihn sich jeder leisten kann. Windenergie ist aber vor allem auch ein echter Klima- und Umweltfreund: Die ganze Energie, die benötigt wird, um eine Windkraftanlage zu bauen und zu errichten, wird innerhalb weniger Monate durch den Betrieb der Anlage wieder Schulen-ans-Netz Agentur für Erneuerbare Energien zurück gewonnen. Außerdem werden bei der Erzeugung von Strom aus Windkraftanlagen keine klimaschädlichen Abgase in die Atmosphäre entlassen. Je mehr Windkraftanlagen die Menschen also nutzen, desto weniger klimaschädliche Kohlekraftwerke müssen zur Stromproduktion eingesetzt werden. So ist die Windenergie ein echter Partner der Umwelt und des Klimas. Da der Wind indes nicht kontinuierlich und mit immer gleicher Stärke weht, sondern zeitweise im Überfluss und dann wieder nur als laues Lüftchen zur Verfügung steht, ist er seinerseits auf Partner angewiesen. Andere Energieformen, die gut speicherbar sind und somit Schwankungen des Windes ausgleichen können, müssen ihm zur Seite stehen. Wasser, das in Stauseen zurückgehalten werden kann, oder Biogas aus nachwachsenden Energiepflanzen bilden die ideale Ergänzung zur Windenergie. Als vernetztes und zentral gesteuertes „Kombikraftwerk“ können die unterschiedlichen Arten erneuerbarer Energien eine verlässliche und umweltfreundliche Stromversorgung gewährleisten – zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter. (siehe: www.kombikraftwerk.de)