Die Geburt der Welt ist wohl die seltsamste Geschichte, die erzählt werden kann. Unser unvorstellbar großes Universum war nämlich einmal zwergenhaft klein. Alles beginnt vor 13,7 Mrd. Jahren. Ein winziger Punkt von 10hoch-32 cm (das schwarz Urknall 0 vor 13,7 Mrd. Jahre 1 Schild „1 nach 32 Nullen“ Mikroskop ist eine eins nach 32 Nullen) - das ist so klein, dass selbst das beste HightechMikroskop auf der Welt diesen Punkt nicht sichtbar machen könnte - explodiert Bild „Exotische mit ungeheurer Energie. Diesen Beginn nennen wir heute Urknall. Teilchen“ Innerhalb von Bruchteilen von Sekunden werden die Gesetze der Welt, Raum, die Zeit, die Bausteine der Materie erschaffen. Kurz nach diesem Urknall schwirren eine Menge exotischer Teilchen im höllisch heißen Urbrei herum. Dieser fliegt immer weiter mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit auseinander und kühlt dadurch immer mehr ab. Nach kurzer Zeit – es ist immer noch keine Sekunde vergangen – zerfallen die ursprünglichen Teilchen (Inflatonen) in zahlreiche andere Licht- und grau Teilchenzoo 10hoch-36 2 Bild „Licht- und Materieteilchen Materieteilchen, wobei die meisten uns heute auch noch bekannt sind (Elektron, Quark, Neutrino, …). Mit der weiteren Abkühlung des Universums bleiben diese Teilchen aneinander haften und bilden die späteren Bausteine sämtlicher Atome. Es gibt aber eine Besonderheit im noch ganz jungen Universum. Neben der uns Bild „Bildung von Neutronen und Protonen“ bekannten Materie wird auch noch die Antimaterie gebildet. Trifft ein Antimaterieteilchen auf ein Materieteilchen, so vernichten sich beide gegenseitig. Bild „Kampf der Kurz nach der Entstehung der Welt droht also alles sich wieder in ein Nichts zwei Welten“ aufzulösen. Aber auf eine Milliarde Antimaterieteilchen kommen eine Milliarde und ein Materieteilchen – warum das so war, das weiß bis heute noch niemand. Das führt aber dazu, dass wie durch ein Wunder, ein kleiner Teil Materie überlebt. Nun geschieht lange Zeit nichts Aufregendes mehr. Das All breitet sich weiter aus und wird kälter und kälter. ersten Atome. Außerdem wird das Universum endlich durchsichtig, die Strahlung „Die ersten Atome“ gelb Ersten Sterne Nach 380 000 Jahren entstehen aus den übrig gebliebenen Materieteilchen die hellgrau Atome 100 Mio. Jahre 4 380 000 Jahre 3 Bild „Stern- wird also nicht mehr ständig von den Teilchen gestoppt. Wieder vergeht viel Zeit, die Atome finden sich zusammen und es bilden sich Gaswolken. In diesen Wolken ballt sich das Gas zu Kugeln zusammen. Einige werden größer und dichter und heißer und zünden schließlich. Nach weiteren 100 Millionen Jahren leuchten so in einem nachtschwarzen Universum die ersten Sterne auf. entstehung“ Diese ersten extrem großen Sterne leben nicht sonderlich lange und bringen bei ihrer Explosion neue chemische Elemente hervor. So entstehen kleinere, sehr langlebige Sterne. Etwa 500 Millionen Jahre nach dem Urknall finden sich diese Sterne, welche bisher auf recht chaotischen Bahnen kreisten, zu größeren Sternsystemen zusammen. So bilden sich die ersten Galaxien. Bis heute sind etwa 100 Milliarden davon entstanden. Die Galaxien reihen sich wie Perlen auf einem Netz aneinander und finden sich zu Superhaufen zusammen. Dazwischen liegt dunkle Weite, in der kaum Materie vorhanden ist. hellrot Galaxien 500 Mio. Jahre 5 Bild „Galaxien“ Unsere In so einem Superhaufen befindet sich eine Spiralgalaxie, die so aussieht wie die Bild „Unsere vielen anderen und doch etwas Besonderes ist: unsere Milchstraße (ca.600 Milchstraße“ Millionen Jahre nach dem Urknall). Heimatgalaxie, die 600 Mio. Jahre 6 In einer Galaxie wachsen und sterben im Laufe der Jahrmilliarden immer wieder Sterne. Aus der Asche jedes Sterns wird ein neuer geboren. Milchstraße Einer davon ist unsere Sonne. Sie zündet gut neun Milliarden Jahre nach dem Urknall. Bald rot Unsere Sonne Die Proto-Planeten mit Proto-Erde 9 Mrd. Jahre Der Mond 7 Bild „Sonne“ nach der Geburt unseres Sterns ballen sich kleinste Materieteilchen, die die Sonne sich nicht einverleibt hat, zu Staubkörnern, dann zu Gesteinsbröckchen, Felsen und später zu glutheißen Gebilden zusammen. Die Planeten und damit auch unsere Proto-Erde entstehen. „Proto-Erde“ Zunächst prallen immer wieder Gesteinsbrocken auf die glutheiße, junge Erde ein. So schlägt auch ein etwa marsgroßer Himmelskörper mit großer Geschwindigkeit ein. Teile der ProtoErde und des Einschlagkörpers werden ins All geschleudert und sammeln sich in einer Wolke. So entsteht ein neuer Himmelskörper- der Mond Die gesamte Oberfläche ist mit glühender Lava überzogen, die erst allmählich zu Gestein erstarrt. Überall türmen sich Vulkane auf. Unermessliche Regenschwälle strömen herab, die bald heiße Regenpfützen bilden. Das Wasser steigt, dass der nun gebildete Ozean bald den gesamten Globus bedeckt. Nur Vulkanberge ragen aus dem Wasser heraus. Der Regen trägt das Gestein der Vulkane ab, es sammelt sich als Sediment am Fuße der Vulkane. So wird dieser Teil der Erdkruste dicker, da er aber wegen Hohlräume relativ leicht ist, schiebt er sich über die Urkruste. Der untere Teil dieser Schicht schmilzt und kommt als Magma nach oben, wo er zu Granit erstarrt. Die Kruste wird dicker und leichter als ihre Umgebung und erhebt sich schließlich als Kontinent aus dem Urozean. Bild „Wie sah die Erde früher aus“ Die Oberfläche der Erde verändert sich im Laufe der Jahrmillionen immer weiter. Mehrfach im Verlauf der Jahrmilliarden vereinen sich die Kontinente zu einem Superkontinent und trennen sich wieder. dunkelblau Die ersten Kontinente 10 Mrd. Jahre 8 Bild „Kontinentenverschiebung“ Wie und wann das Leben auf der Erde begonnen hat, ist ungewiss. Wahrscheinlich sind die ersten Lebewesen vor 3.5 Milliarden Jahren im Wasser entstanden. So besagt eine Theorie, dass sich die ersten Lebewesen an heißen Tiefseequellen bildeten. Damals geht es auf der Erde noch ziemlich turbulent zu. Vulkane schleudern giftige Gase und Gesteinsbrocken in die dünne Atmosphäre. Immer wieder schlagen Asteroiden ein, die das Wasser im Meer zum Kochen bringen. In den Tiefen der Ozeane strömt aus seltsamen Schloten –Schwarze Raucher genannt – eine heiße Flüssigkeit. Diese enthält Gase und Minerale, eine ideale Mischung, um daraus mit der Zeit lebende Zellen zu bilden. blau Das Leben 10,2 Mrd. Jahre 9 Bild „Schwarze Raucher“ 9a In den 50er Jahren lässt ein Chemie Student die Fachwelt aufhorchen, als er mit einem Experiment die vorherrschenden Bedingungen auf der Erde zur damaligen Zeit simuliert und eine neue Theorie zur Entwicklung des Lebens formuliert: die „Ursuppen-Theorie“. Er bringt in einem Glaskolben Wasser zum Sieden – das wäre der brodelnde Urozean. Der Dampf vermengt sich mit Methan, Ammoniak und Wasserstoff, diese Mischung kommt aus den heißen Vulkanen der Urerde. Durch die elektrische Energie der vielen Gewitter der Uratmosphäre reagiert das Gasgemisch und es entstehen unter anderem Aminosäuren, die Grundbausteine des Lebens. Allerdings ist noch unklar, wie sich aus den Aminosäuren dann die Zellen entwickelt haben. Eine weitere Theorie ist die „Panspermie-Theorie“. Sie geht davon aus, dass das Leben nicht auf der Erde entstanden ist, sondern über einen Kometen aus dem All zu uns gekommen ist. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Theorien zur Lebensentstehung, z.B. die Meereis-Theorie oder die Tonmineral-Theorie. Das Rätsel ob das Leben im Wasser, im All oder in Mineralien entstanden ist, wird so schnell wohl nicht gelöst werden. Die ersten Lebewesen, die es heute noch gibt, sind die Bakterien. Gut eine Milliarde Jahre nach den ersten Organismen verändern im Wasser Cyanobakterien die Lebensbedingungen auf der Erde entscheidend (vor ca. 2,5 grün Photosynthese 11,2 Mrd. Jahre 10 Bild „Bakterien“ Stück Eisen Milliarden Jahren). Diese Einzeller nutzen das Sonnenlicht zur Photosynthese und beginnen Sauerstoff herzustellen. Die Photosynthese ist die Voraussetzung für das Leben aller tierischen Organismen und des Menschen. Dieser Prozess läuft auch noch heute bei allen grünen Pflanzen ab. Dabei wird Sonnenlicht in chemische Energie umgewandelt, wobei als Abfallprodukt Sauerstoff entsteht. Lange Zeit verbraucht das Eisen im Meer den Sauerstoff. So entstehen die Eisenbändererze, aus denen wir noch heute das Eisen gewinnen. Das Meer ist in dieser Zeit rostrot. Im Laufe der Jahrmillionen aber besiedeln die Bakterien immer größere Meeresgebiete und produzieren so massenhaft viel Sauerstoff, dass das Gas an die Wasseroberfläche gelangt und sich in der Atmosphäre anreichert (vor ca. 2,3 Milliarden Jahren). Stein, Luftballon, Nach tausenden von Jahren gibt es nun auf der Erde Land, Wasser und Luft. Glas Wasser Vielzeller Als die Erde vor etwa 580 Millionen Jahre aus ihrem Kälteschlaf erwacht, wirkt Eiszeiten hat es nach heutiger Forschung vor 2,3 Milliarden Jahren gegeben. Bis Bild „Eiszeit“ violett Dann wird die Erde für Millionen von Jahren zum Schneeball. Die ältesten weiß Erste Eiszeit 13,1 Mrd. Jahre 12 11,4 Mrd. Jahre 11 Bilder der Tiere heute sind mindestens sechs Eiszeitalter verzeichnet. Vor 750 Millionen Jahren gefriert unser Planet fast völlig ein. sie öde und leer. Doch das Leben unter Wasser ist nicht untergegangen. Bakterien, Cyanobakterien und Einzeller mit Zellkern haben die Kälte überlebt und bevölkern bald darauf die Meere. Im Wasser entstehen nach und nach ganz verschiedene Lebewesen. Zunächst formen viele Zellen einen gemeinsamen Organismus und spezialisieren sich nach und nach zu den unterschiedlichen Körper- und Keimzellen. So entstehen später Quallen, Würmer, Muscheln, Schwämme, Seelilien, Panzerfische, Knochenfische, Ammoniten,… im Wasser zu erobern. Den Anfang machen Flechte und einfache Moose, schließlich Bilder der Tiere dunkelrot Vor ungefähr 425 Millionen Jahren beginnt das Leben vom Meer aus das Land türkis Landleben 13,275 Mrd. Jahre 13 Saurier an Land kommen Farne, Gefäß- und Blütenpflanzen. Den Pflanzen folgen bald die Tiere, zunächst Gliedertiere wie Spinnen, Tausendfüßler und erste Insekten. Vor rund 360 Millionen Jahren haben sich bei einem fischartigen Wirbeltier aus zwei Paar Flossen vier Beine entwickelt, und schon krabbelt es an Land. So verwandelt das Leben einstmals öde Kontinente in blühende Landschaften. Saurier 13,465 Mrd. Jahre 14 Wieder vergehen viele Millionen Jahre bis dann die größten Tiere, die wohl jemals auf der Erde gelebt haben das Festland und die Meere beherrschen: die Saurier (vor rund 235 Millionen Jahren bis vor etwa 65 Millionen Jahre). Aber auch manche Pflanzen sind riesengroß. So gibt es Schachtelhalme, die die Größe der Waldbäume von heute erreichen. Säugetiere (etwa zeitgleich, Ende Trias (vor 251 -199,6 Mill. Jahre)) 15 Immer wieder gibt es schlimme Katastrophen oder Eiszeiten, bei denen viele Tierarten komplett aussterben. So führt der Einschlag eines großen Meteoriten in Mittelamerika zum Aussterben der Saurier und Ammoniten auf der gesamten Erde. Aber manche Arten überleben und immer wieder kommen neue Arten hinzu. So beginnt die große Zeit der Säugetiere. Auch die Vögel entwickeln sich zu vielen verschiedenen wunderschönen Arten. Die Erde verändert sich weiter, neue Gebirge und Ozeane bilden sich. Die großen Affenarten entstehen – und kurz nach dem Gänseblümchen auch die ersten Vorfahren der Menschen. Säugetiere 16 Höchstens weitere sechs Milliarden Jahre wird die Erde immer wieder neue Besonderheiten hervor bringen. Manches wird vergehen, anderes wird neu hinzukommen. Dann spielt die Sonne nicht mehr mit, sie wird sich aufblähen und die Erde verglühen.